Biovision - Giftige Tomaten? - Stiftung für ökologische Entwicklung - Biovision Foundation
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Magazin Nr. 64, März 2021 Biovision Stiftung für ökologische Entwicklung Giftige Tomaten? Lösungen für eine Landwirtschaft ohne synthetische Pestizide – in Afrika und in der Schweiz.
Liebe Leserin, lieber Leser Herzlich willkommen beim Biovision Aus Schaden wird Magazin! Nach über 20 Jahren nehmen wir Abschied vom Newsletter. In neuem Layout und auf vier Seiten mehr verstärken wir man klug unsere Berichterstattung aus den Entwick Auf Projektbesuch in Kenia stehe ich auf einem Gemüseacker und lungsprojekten. Gleichzeitig richten wir bin schockiert: Der Besitzer hat soeben zur Giftspritze gegriffen und unseren Blick vermehrt auf die Schweiz und nebelt seine Pflanzen mit einem synthetischen Pestizid ein. die internationale Ebene, wo Biovision seit zehn Jahren ebenfalls tätig ist, um den Von Stefan Diener, Biovision Wandel hin zu nachhaltigen Ernährungs systemen voranzutreiben. Das Problem ist riesig und schien unlösbar: ohne Schutzbekleidung einen Cocktail aus In dieser Ausgabe stellen wir die Proble Seit 2008 verrotten auf dem afrikanischen verschiedenen synthetischen Pestiziden matik um synthetische Pestizide ins Zentrum. Kontinent Berge von Tomaten, nachdem sie mixten und diesen grosszügig auf die Toma- Im Juni dieses Jahres stehen dazu zwei von einem Schädling namens Tuta absoluta tenpflanzen sprühten. «Hatte das Projekt- richtungsweisende Abstimmungen an, wir befallen worden sind. Allein in Kenia wird team die Schulungen nicht durchgeführt?», möchten einen Beitrag zur Debatte aus der der Verlust heute auf über 100 000 Ton- fragte ich mich. «Ignoriert dieser Bauer ein- Biovision-Optik leisten: mit einer Reportage nen pro Anbausaison geschätzt. Die Toma- fach die Empfehlungen zur ökologischen aus Kenia, wo unser Projektverantwort tenminiermotte war 2006 von Südamerika Schädlingsbekämpfung? Oder versagt gar licher Stefan Diener an überraschenden via Spanien nach Marokko eingeschleppt die Methode?» Orten Pestizidkanister fand (S. 2–5); mit worden und verbreitet sich mangels natür- dem Hintergrundbericht der Expertin Silke licher Feinde unaufhaltsam weiter auf dem Das Gespräch mit dem Bauern zeigte, dass Bollmohr über den weitverbreiteten Ge Kontinent. Für Bäuerinnen und Bauern ist der Fehler bei uns vom Projektteam lag. Ob brauch von hochgefährlichen Pestiziden in das fatal. Sie greifen nach synthetischen der Positivmeldungen aus dem icipe-Labor Kenia (S. 6/7); mit dem jungen Schweizer Pestiziden, um den Insekten beizukommen. über gute Reproduktionszahlen der Nütz Bio-Winzer Nick Bösiger, der erzählt, warum Ohne Erfolg. Die Motten sind trotz massiven er seinen Rebberg umgestalten will (S. 8/9). Einsatzes künstlicher Pflanzenschutzmittel nicht zu kontrollieren. Überall verdirbt ein «Good News aus Afrika» hiess die erste Grossteil der Tomatenernte. Projekt «Nachhaltige Ausgabe des Biovision-Newsletters, erschie nen im Herbst 2000. Dem Credo, nicht nur Tomatenproduktion in Vielversprechende Lösung in Sicht Missstände anzuprangern, sondern positive Kenia» (seit 2019) In den Labors des internationalen Insekten- Entwicklungen aufzuzeigen, werden wir forschungsinstituts icipe in Nairobi wurde ab Einführung und Verbreitung integrierter auch in Zukunft treu bleiben. Wir werden 2013 fieberhaft nach einer Lösung gesucht. Methoden zur ökologischen Bekämpfung Ihnen weiter Lösungen p räsentieren und 2015 gelang es dem Forschungsteam um verschiedener Tomatenschädlinge. über Beispiele berichten, die Mut machen Dr. Samira Mohamed (S. 12), einen ökolo- und den Weg in eine nachhaltige Ernäh gischen Lösungsansatz gegen die Tomaten- Ziele der aktuellen Projektphase: rungszukunft weisen. miniermotte zu identifizieren. Die Insekten ∙ Sozioökonomische Grundlagendaten sollten mit einer Kombination umweltfreund- zur aktuellen Situation der Tomaten- Gefällt Ihnen unser neu gestaltetes Magazin? licher Massnahmen in die Zange genommen produktion in Kirinyaga County, Kenia, Vermissen Sie etwas? Schreiben Sie uns! werden. Dazu gehörten eine breite Überwa- sind verfügbar. chung des Krankheitsbefalls, das Aussetzen ∙ Die Produktion von Tomaten mit IPM- Wir wünschen gute Lektüre. von Schlupfwespen – der natürlichen Feinde Ansatz ist erfolgreich pilotiert. der Motten – und die gezielte Anwendung ∙ Kapazitäten zur nachhaltigen Produk- von Biopestiziden. Diese Methode der inte- tion von Tomaten bestehen auf allen grierten Schädlingsbekämpfung (Integrated Stufen der Wertschöpfungskette. Pest Management, IPM, S. 7) sollte nach er- folgversprechenden Laborversuchen jetzt im Projektbudget 2021: CHF 181 000 Feld getestet werden. Dazu startete das icipe gemeinsam mit B äuerinnen und Bauern und Das Projekt leistet Beiträge zur Errei- unterstützt von Biovision im Januar 2019 ein chung folgender Nachhaltigkeitsziele Projekt. der UNO: Florian Blumer Redaktor Biovision Die kalte Dusche erfolgte ein Jahr später anlässlich meines Projektbesuchs als Pro- Ungeschützt: Feldarbeiter in grammverantwortlicher. Ungläubig beob- Kirinyaga County, Kenia, beim Mischen von synthetischen achtete ich, wie die Feldarbeiter arglos und Pestiziden. 2
linge und der erfolgreichen Produktion des ökologische Anbau grossflächig durchsetzen Biopestizids wurde bei der Planung offenbar kann. Die Bauernfamilien werden den ökolo- eine wichtige Tatsache nicht bemerkt: Neben gischen Weg nur weitergehen, wenn sich ihr Tuta absoluta werden die Tomatenpflanzen Aufwand angemessen auszahlt. auch von Fransenflüglern, Spinnmilben oder weissen Fliegen befallen. Der Bauer wollte Neu ist auch der Beizug von Real IPM, einem seine Ernte auch vor diesen Schädlingen kommerziellen Unternehmen, das über brei- schützen. Mit den synthetischen Spritzmit- te Erfahrung in der Zucht und im Einsatz Dr. Shepard Ndlela teln vernichtet er aber auch die Nützlinge. verschiedener Nützlinge für die Landwirt- Entomologe und Projekt Neben Raubmilben und Spinnen sind auch schaft verfügt. «Wir konnten auf die meis- manager «Nachhaltige die Schlupfwespen, welche Tuta absoluta in ten Schädlinge in einer Tomatenkultur mit Tomatenproduktion in Kenia». Schach halten sollten, betroffen. einem Nützling reagieren, aber wenn es um die Tomatenminiermotte ging, waren wir rat- 3 Fragen an den Projektmanager Kurskorrektur los», sagt Sam Ngugi, Geschäftsführer bei Das Projektteam nahm eine einschneiden- Real IPM. «Da kam uns die Zusammenarbeit Herr Ndlela, warum werden de Kurskorrektur vor. Das Projekt «Tuta mit icipe sehr gelegen». Real IPM stellte absoluta» wurde zum Projekt «Nachhaltige für das Projekt ein Paket zur biologischen in Kenia Pestizide ohne Tomatenproduktion» weiterentwickelt. Der Bekämpfung verschiedenster Schädlinge zur Schutzkleidung versprüht? Fokus liegt heute nicht mehr allein auf der Verfügung, welches nun durch die Schlupf- Dafür gibt es verschiedene Gründe, Genuss mit Risiko: Motte, sondern auf den Tomaten selber, wespen und ein am icipe neu entwickelten vor allem aber das fehlende Geld für den Auf kenianischen Tomaten respektive auf den Produzentinnen und Biopestizid ergänzt wird. Komplettiert wird Kauf geeigneter Schutzausrüstung sowie werden immer wieder Produzenten. Lag das Augenmerk ursprüng- die Kooperation mit dem Fachwissen und Pestizidrückstände gefunden. unzureichende Kenntnisse. lich vor allem auf der Wirksamkeit von den Produkten eines kenianischen Anbie- Biopestiziden und Schlupfwespen gegen ters von organischem Dünger. Denn nur die Tomatenminiermotte und der entspre- auf einem gesunden Boden kann eine star- Wie wirksam ist der IPM- chenden Reduktion von Ernteschäden, steht ke und widerstandsfähige Tomatenpflanze Ansatz? Gibt es bereits heute vielmehr die Frage im Zentrum, ob wachsen. Ergebnisse? der Anbau von Tomaten durch die alleinige Anwendung von IPM technisch möglich und Partner auf Augenhöhe Der IPM-Ansatz ist sehr effektiv. Es gelingt im Vergleich zur konventionellen Produktion Die Bauernbetriebe im angewandten For- den Produzentinnen und Produzenten finanziell lohnenswert ist. Die Antwort er- schungsprojekt werden künftig sowohl die nun, den verheerendsten Schädling – die scheint mir entscheidend dafür, ob sich der Tomatenpflanzen als auch den Boden aus- Tomatenminiermotte – mit umweltfreund schliesslich mit natürlichen Mitteln behan- lichen Methoden zu kontrollieren und so deln. Um den Erfolg dieses Ansatzes zu wohl qualitativ als auch quantitativ gute messen, werden sie regelmässig vom Pro- Erträge zu erzielen. Jetzt müssen wir im Das können Sie tun jektteam besucht, das die Daten zu Aufwand Projekt noch die Kausalität zwischen dem und Ertrag genau erfasst. So soll gezeigt verfolgten ganzheitlichen Ansatz und den Etliche der auf dem afrikanischen Kon- Ernteerträgen wissenschaftlich beweisen. werden, dass die Tomatenproduktion trotz tinent eingesetzten Pestizide stammen des Verzichts auf synthetische Hilfsmittel von Agrarkonzernen aus der Schweiz. Um die Situation in Afrika zu verbes- wirtschaftlich funktionieren kann. Welches sind die grössten sern, sind somit auch wir in der Schweiz Heute glaube ich fest an den Projekterfolg. Herausforderungen im gefragt – etwa als aktive Stimmbürgerin- Und ich zolle allen Beteiligten – insbeson- Projekt? nen und Stimmbürger an der Urne. dere der etablierten Forschungsinstitution Die leichte Verfügbarkeit relativ günstiger, icipe – grossen Respekt, dass sie die Courage unregistrierter synthetischer Pestizide Wirkung des Projekts besassen, Fehler einzugestehen und damit ist ein grosses Problem. Die Hersteller den Weg frei zu machen für eine Neuausrich- Die bisher erhobenen Daten zeigen, dass firmen unterhalten in Kenia ein dichtes tung. Mit dieser Korrektur wird es möglich mit dem IPM-Ansatz zur Schädlings Vertriebsnetz für ihre Produkte. Die Zwi sein, dem Ziel einer nachhaltigen Tomaten- bekämpfung die gravierende Gesund- schenhändler sind nahe an den Bäuerinnen produktion in Ostafrika näherzukommen. heitsgefährdung für die Menschen und und Bauern und verlangen, dass diese die Umwelt stark reduziert werden kann, die Tomaten bis kurz vor der Ernte mit Diese Erfahrung zeigt mir einmal mehr, wie bei gleichbleibenden Ernteerträgen. Pestiziden behandeln. Um diese Mentalität wichtig es für Biovision ist, dass wir die 4000 kenianische Tomatenbäuerinnen und Praxis zu ändern, braucht es gross Projektteams vor Ort als das sehen, was sie Monitoring: Nderitu und -bauern sind direkt Begünstigte, angelegte Aufklärungskampagnen. Wachira Peterson sind: Partner auf Augenhöhe. weitere 9000 Landarbeiterinnen und (icipe, links) analysiert Verheerender Schädling: Gemüsehändler profitieren indirekt von mit Tomatenproduzenten Tomatenminiermotten auf www.biovision/pestizide eine Schädlingsfalle. der Klebe-Duftfalle. den Projektaktivitäten. 4 5
Die kenianische Landwirtschaft Tomatenanbau ohne synthetische Pestizide So funktioniert integrierte Schädlingsbekämpfung (IPM) braucht eine Entgiftung Im Gegensatz zum Pflanzenschutz mit syn- oder Weissen Fliegen schützen. IPM wird Die Pestizid-Importe nehmen zu, auf den Feldern werden in Europa verbotene Wirkstoffe gespritzt – thetischen Pestiziden ist IPM ein ganzheit- im Projekt «Nachhaltige Tomatenproduk- oft ohne jegliche Schutzkleidung. Dabei gäbe es ökologische Alternativen. licher Ansatz. Die Methode besteht aus tion in Kenia» (S. 2–5) sowie in anderen mehreren Tätigkeiten und Massnahmen, Biovision-Projekten in Ostafrika seit vie- Von Silke Bollmohr, selbständige Umweltberaterin in Kenia die im Zusammenspiel die Pflanzen zuver- len Jahren erfolgreich angewandt. lässig vor verheerenden Schädlingen wie der Tomatenminiermotte, Spinnmilben Schulung der Bäuerinnen und Bauern Während in Europa der intensive Pestizid der Pestizidhersteller wird oft argumentiert, keit des Landes von hochgefährlichen Pesti- (Erkennen der Schädlinge, Lebenszyklen, einsatz in der konventionellen Landwirt- dass nur diese hochgefährlichen Pestizide in ziden zu reduzieren. Die Regierung verfolgt Schadbilder), Forschung an Nützlingen schaft schon seit Längerem diskutiert wird, der Lage seien, verheerende Schädlinge wie bislang keine ernsthafte Strategie zu einem und Entwicklung von Biopestiziden steht diese Bewegung in vielen Ländern Tuta absoluta oder den Maiszünsler zu kont- nachhaltigeren Anbau von Lebensmitteln für Afrikas noch in den Anfängen. Vielerorts rollieren. Doch es gibt wirksame Alternativ den eigenen Markt. Es gibt jedoch, ebenfalls stieg der Pestizideinsatz in den letzten Jah- methoden, die auf biologischen Kontrollme- gefördert von Biovision, einen beginnenden ren gar stark an. In Kenia etwa hat sich der chanismen beruhen (siehe Grafik rechts). Austausch zwischen Bauern, Wissenschaftle- Import von Pestiziden – Insektizide, Her- Biovision ist zusammen mit Forschungs- rinnen und Politikern im Rahmen einer Multi- bizide und Fungizide – von 2015 bis 2019 partnern wie dem internationalen Insekten- Stakeholder-Plattform. mehr als verdoppelt. Rund 40 % der zugelas- forschungsinstitut icipe mit Sitz in Nairobi, senen Wirkstoffe zählen gemäss Kategorisie- Kenia, in diesem Bereich sehr aktiv. Das erar- Der steigende Einsatz von Pestiziden ver- rung des Pesticide Action Network (PAN) zu beitete Wissen muss aber den Kleinbäuerin- spricht auch Konzernen mit Sitz in der den «hochgefährlichen Pestiziden», knapp nen und Kleinbauern noch flächendeckend Schweiz wie Syngenta steigende Umsätze. die Hälfte davon sind in Europa verboten. zugänglich gemacht werden. Und es braucht Sie müssen dazu angehalten werden, die Als «hochgefährlich» werden Wirkstoffe mit Aufklärung: Viele von ihnen sind über die hochgiftigen Pestizide aus ihrem Vermark- 1. ren einem besonders hohen Gefahrenpotenzial Giftigkeit der Wirkstoffe nicht informiert. tungsprogramm zu nehmen – und in die 4 . Ha n de l n Wi s für Mensch und Umwelt bezeichnet. Diese Forschung für eine weniger umwelt- und ge- s en gen er i e werden, wie eine Befragung unter Klein Stein ist ins Rollen geraten sundheitsschädigende Schädlingsbekämp- bäuerinnen und Kleinbauern in Zentralkenia Auch auf politischer Ebene ist in Kenia et- fung zu investieren. Zum richtigen Zeitpunkt (Lebenszyklus gezeigt hat, breitflächig eingesetzt – oft was in Bewegung: Vier zivilgesellschaftliche der Schädlinge, Tageszeit) Massnahmen ohne jede Schutzkleidung. Organisationen reichten 2019 eine Petition wie pilzbasierte Biopestizide anwenden beim Gesundheitsausschuss des keniani- Literatur oder Nützlinge freisetzen Neben akuten Gefahren für die Umwelt schen Parlaments ein. Die Petition forderte, European Commission (EC), 2013. birgt die Pestizidanwendung auch langfris- dass alle in Europa verbotenen Pestizide auch Final report of an audit carried out in Kenya. tige Gefahren wie eine Dezimierung der in Kenia vom Markt genommen werden. Nach DG(SANCO)2013-6692. Bienenpopulationen. Und sie kann bei den langen Diskussionen, vielen Medienartikeln KOAN, 2020. Pesticide use in Kirinyaga and Anwenderinnen und Anwendern akute (u.a. und viel Aufruhr vonseiten der Industrie und Murang’a county. A wake up call for better Atembeschwerden und Nervenleiden) sowie der für die Pestizidregistrierung zuständi- pest control strategies. chronische Gesundheitsbeschwerden verur- gen Behörde (PCPB) entschied der Gesund- Pesticide Action Network (PAN) Germany, 2016. sachen, darunter Krebs. heitsausschuss, dass diese 77 Wirkstoffe auf Definition «hochgefährliche Pestizide». Überwachen des Befalls mittels Klebe- Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit ge- Route to Food Initiative (2019). Pesticides in fallen und regelmässiger Kontrollgänge. Rückstände auf Tomaten prüft und, falls sie definierten Kriterien nicht Kenya. Why our health, environment and food Wenn Schwellenwert für Schädling über- Auch die Konsumentinnen und Konsumen- entsprechen, vom Markt genommen werden security is at stake. schritten: Massnahmen ergreifen ten in Kenia sind betroffen: Immer wieder müssen. Allerdings wurde kein Zeitrahmen werden Rückstände etwa von Acephat oder gesetzt und es wurden keine Konsequenzen Carbendazim auf Tomaten gefunden – beides bei Nichteinhaltung beschlossen. 3. M on itor i ng Wirkstoffe, die in Europa nicht mehr erlaubt sind, da sie sich negativ auf die Fortpflan- Ein Erfolg der Kampagne ist auch, dass viele zungsfähigkeit und die Entwicklung von Konsumentinnen und Konsumenten in Kenia Neugeborenen auswirken sowie unter Ver- sensibilisiert wurden. Die Nachfrage nach Befallene Pflanzen entsorgen, Lebens dacht stehen, krebserregend zu sein. Häufig biologisch angebauten Produkten ist enorm räume für Nützlinge schaffen und Boden Grafik: Tobias Matter, tobias-matter.ch werden auch nach Europa exportierte Pro- gestiegen, immer mehr Bäuerinnen und fruchtbarkeit erhöhen (Kompost, Mulch) dukte zurückgewiesen, da sie zu hohe Werte Bauern sehen eine neue Marktchance und dieser Wirkstoffe enthalten. widmen sich deshalb dem Bio-Anbau. Silke Bollmohr ist Ökotoxikologin und arbeitet seit Warum also werden diese giftigen Stoffe wei- Auch die Agrarpolitik in Kenia muss nach 20 Jahren im Bereich der nach 2. Vo terhin verkauft und angewendet? Aufseiten haltiger gestaltet werden, um die Abhängig- haltigen Landwirtschaft in Afrika. r b e u ge n 6 7
Viel Handarbeit: Nick Bösiger und Mitarbeiter bei der Weinlese. oder Braunalgenextrakt an. Damit bespritzt ten Rebsorten (Piwi), die ohne oder mit sehr Kommentar er seine Pflanzen von Mai bis August neun- geringen Mengen Kupfer auskommen. bis zwölfmal – doppelt so oft, wie es mit Das Problem an der chemischen Pestiziden nötig wäre. Auch Die Piwi-Sorten haben einen eigenen Ge- Wurzel packen die Kosten seien insgesamt rund doppelt so schmack und sind auf dem Markt noch Eine pestizidfreie Landwirtschaft, kann hoch, schätzt er. nicht etabliert. Nick Bösiger ist dennoch das funktionieren? Die Frage steht im überzeugt, dass ihnen die Zukunft gehört: Vorfeld der Pestizid-Initiativen wieder Zukunft ohne Kupfer «Ich lege mich fest: Wenn ich den Betrieb einmal zur Debatte. Sie ist falsch gestellt. Obwohl im Bio-Landbau erlaubt, ist Kupfer dereinst meinem heute einjährigen Sohn Denn eine Nahrungsproduktion ohne nicht unbedenklich. Denn das Schwermetall übergebe, werden auf dem Rebberg zu 50 % Pflanzenschutz ist in der Tat nicht vorstell sammelt sich in der obersten Bodenschicht Piwi-Sorten wachsen. Wird er ihn eines bar. Unternimmt der Winzer nichts gegen an und ist in hoher Konzentration toxisch Tages weitergeben, wird der ganze Rebberg Pilzbefall, wird er kaum etwas ernten. für Bodenlebewesen. Deshalb experimen- aus Piwi-Sorten bestehen.» Auch einem Obstbauer, der auf gut Glück tiert der Twanner Winzer mit pilzresisten- anbaut, wird es ähnlich ergehen. Doch Schädlingsbekämpfung ist nicht gleichbedeutend mit dem Einsatz synthe Piwi: Heute Rebellen, tischer Pestizide! Denn die Natur hat alles, was wir für den Pflanzenschutz brauchen. In einem gut funktionierenden, wider morgen die Norm? standsfähigen Ökosystem können Nütz «Gibst du ihnen einmal Chemie, linge wie Marienkäfer, Schlupfwespen, Pilze und andere Mikroorgansimen einen zuverlässigen Schutz bieten. wollen sie immer mehr» Die pilzresistenten Rebsorten, Piwi ge- nannt, haben unter Weinkennern keinen guten Ruf. Etwas für Ökofundis seien sie, ist heute erst ein Nischenprodukt im gros sen Wein-Business. Was macht die Piwi- Pioniere also so sicher, dass diesen die Der ökologische Pflanzenschutz funktioniert systemisch und ganzheitlich, er bekämpft Jungwinzer Nick Bösiger aus Twann am Bielersee setzt aus Überzeugung auf Bio – heisst es, aber sicher nichts für Gourmets. Zukunft gehört? Roland Lenz sagt: «Wäh- das Problem an der Wurzel. Synthetische und strebt dennoch einen Wandel an. Karl Schefer, Gründer und Geschäftsfüh- rend bei Bio-Winzern, die mit traditionel- Pestizide hingegen sind blosse Symptom rer des Bio-Weinhandels Delinat, ist de- len Sorten arbeiten, die Traubenproduk- bekämpfung. Und sie richten grossen Von Florian Blumer, Biovision zidiert anderer Meinung: «Wer dies sagt, tion deutlich kostenintensiver ist als mit Schaden an: an der Gesundheit von Mensch hat die Entwicklung der letzten Jahre Pestiziden, sind Piwi-Sorten rund 45 bis und Tier, an der Biodiversität, an den verpasst. Piwi gehört die Zukunft, keine 50 % günstiger im Anbau: Sie benötigen Böden. Zudem bringt er die Bäuerinnen Frage.» In den letzten Jahren seien Weine weniger Hilfsstoffe, weniger Arbeitsstun- und Bauern in wirtschaftliche Abhängig Nick Bösiger, 31, steht inmitten seines der Bio-Boom der ersten Corona-Welle den dies geringe Einnahmen für ein ganzes Jahr. gemacht worden – etwa aus den Sorten den und weniger Traktorstunden – was keiten von Agrarkonzernen. Dies gilt in der Bio-Rebbergs an den steilen Südhängen des Weinhandel kaum erfasst. «Für guten Wein Das hätte sich der Jungwinzer schlicht nicht Cabernet Jura oder Sauvignac des juras- den Boden massiv schont.» Zudem seien Schweiz, in Afrika wie im Rest der Welt. Bielersees. Vor vier Jahren hat er das bis da- wird zwar viel Geld ausgegeben», sagt der leisten können. sischen Weinzüchters Valentin Blattner – die Risiken deutlich geringer, sowohl für hin konventionell betriebene Traditionswein- Önologe. «Doch darauf, ob er auch Bio ist, die «alles haben, was ein moderner Wein Pilzbefall wie für die Gesundheit derjeni- Kann eine Landwirtschaft, die auf dem gut «Frauenkopf» in Twann übernommen. Er achten die Kundinnen und Kunden weniger.» Auch Bio-Reben werden gespritzt braucht». gen, die die Stoffe ausbringen. Einsatz synthetischer Gifte basiert, auf die sagt: «Rebstöcke sind Junkies. Gibst du ihnen Da sie sich davon keinen Vorteil erhoffen, Der Wechsel glückte, 2019 war dann sogar Dauer funktionieren? Dies wäre eigentlich einmal Chemie, wollen sie immer mehr.» würden traditionelle Weinbetriebe aus dem ein richtig gutes Jahr. Davon zehrt Nick Bö- Auch Roland Lenz, Präsident des Vereins Doch auch für diejenigen, die nicht auf die Frage, die wir uns stellen müssten. Burgund oder Bordeaux ihren Bio-Wein nicht siger mit seinem Betrieb nun – auch ihn traf Piwi Schweiz, ist ein Pionier der Szene. Pinot Noir oder Cabernet Sauvignon Tatsächlich ist der Pestizidgebrauch im einmal deklarieren. die Corona-Pandemie: Mehr als die Hälfte Zusammen mit seiner Frau betreibt er verzichten wollen, wird an Lösungen ge- Weinanbau ein Problem. Gemäss offiziellen des Weins ging vorher an die Gastronomie, einen 25 ha grossen Weinbetrieb in Iselis- forscht. So betreibt das Forschungsinstitut Angaben liegt der Einsatz von synthetischen Nick Bösiger glaubt dennoch an die Zukunft dieser Vertriebszweig ist 2020 stark einge- berg, Thurgau. Vor 25 Jahren begannen sie, für biologischen Landbau FiBL seit 2011 Pestiziden in den Rebbergen schweizweit mit des Bio-Weins. Vor vier Jahren pachtete er brochen. Piwi-Sorten anzubauen. Heute machen ein internationales Forschungsprogramm 27 Kilogramm pro Hektare an zweiter Stelle, zusammen mit seiner Frau Rahel den Be- diese 20 ha ihres Betriebs aus, nur noch mit dem Ziel, Alternativen für Kupfer zu hinter den Obstplantagen mit 39 kg/ha und trieb. Bis heute konnten sie die Rebfläche Die Umstellung auf Bio bedeutet den Ver- auf 5 ha wachsen traditionelle Rebsorten. entwickeln. Projektleiter Lucius Tamm noch vor den Kartoffeläckern mit 15 kg/ha. von vier auf acht Hektaren vergrössern. In zicht auf synthetische Pestizide – aber nicht sagt: «Es sind mehrere vielversprechende Die Gifte belasten die Böden, gelangen ins der eher kleinen Weinregion Bielersee be- auf das Spritzen von Pflanzenschutzmitteln. Weniger Kosten, weniger Risiken Produkte in der Pipeline.» Werden wir Grundwasser und sind auch im Wein nach- treiben sie damit eines der grösseren Wein- Denn ohne Schutz droht den Reben mit Dr. Hans Herren Der Markt scheint Karl Schefer und Roland also in spätestens zehn Jahren für die Um- weisbar. güter. grosser Sicherheit der Pilzbefall durch den ist Biovision-Präsident, Lenz recht zu geben. Die Weine, modern welt unbedenkliche Pflanzenschutzmittel Falschen und den Echten Mehltau. Insektenforscher, Träger des vermarktet mit Namen wie «Rebbel», fän- als Alternativen zu Kupfer auf dem Markt Welternährungspreises und Bio-Boom? Nicht beim Wein Mit der Umstellung auf Bio ging der gelern- den reissenden Absatz, so der Delinat- haben? Lucius Tamm zögert kurz und Bio-Weinbauer in Kalifornien. Der Markt für Bio-Wein wächst. Dennoch te Landwirt, Winzer EFZ und Agrotechniker Erlaubt ist im Bio-Rebbau deshalb das Sprit- Geschäftsführer: «Wir könnten davon viel formuliert vorsichtig: «Das ist unser Ziel.» werden erst rund 12 % der Rebflächen in HF ein beträchtliches finanzielles Risiko ein. zen von maximal 4 kg Kupfer pro Hektare und mehr verkaufen, als wir im Angebot haben. In seinem Ton schwingt jedoch viel Über- der Schweiz pestizidfrei bewirtschaftet. Ge- Denn die Übernahme eines Weinguts ist eine Jahr. Nick Bösiger wendet es in Kombination Dennoch: Wein aus pilzresistenten Sorten zeugung mit. (fer) mäss Miguel Salgado vom Bio-Lebensmittel- grosse Investition. Und es gibt nur eine Ern- mit weiteren natürlichen Wirkstoffen wie und -Weinhandel Terra Verde in Zürich hat te im Jahr – fällt sie schlecht aus, bedeutet Schwefel, Schachtelhalmextrakt, Fenchelöl 8 9
Biovision News Studie: Ökologischer kann mit konventionellem Vom Bereich Schweiz über die Entwicklungsprojekte bis zu Anbau mithalten Politikdialog & Anwaltschaft: Aktuelles aus den Bereichen. Eine Zusammenfassung der mehrjähri- gen Forschungsarbeit unserer Partner organisationen FiBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau) und icipe (u.a.) im Rahmen des Projekts SysCom Valentin Theubet ermöglicht wegweisende Schlüsse: Un- Biobauer im Jura ter ganzheitlicher Betrachtung kann die Produktivität und Wirtschaftlichkeit von biologischen Anbausystemen in tropi- «Zucker ist ein landwirt schen Ländern durchaus mit dem kon- schaftliches Produkt!» ventionellen Anbau mithalten. Derweil kann die Bodenfruchtbarkeit ansteigen Valentin Theubet baut Bio-Zuckerrüben an und die Biodiversität aufblühen. Ein – aber nicht nur: Er bietet Bio-Zucker aus Schlüsselfaktor kommt dabei der Viel- Schweizer Zuckerrüben im Direktverkauf Biovision-Frühlingsanlass 19.5. in Solothurn und online Zucker: Weniger ist mehr falt innerhalb von Anbausystemen und an, auch zum selber Abfüllen. Da Zucker sogenannt systemischen Ansätzen – nur in riesigen Fabriken verarbeitet wer- Pestizide sind in aller Munde – sprichwört- Schweiz ihren Pestizideinsatz reduzie- etwa Mischkulturen und Agroforstsyste- den kann, kauft er der Zuckerfabrik Frau- lich und auch als Rückstände in Nahrung ren kann. Der Anlass findet am 19. Mai ab me – zu. Viele Schlussfolgerungen und enfeld, wo er seine Rüben hinbringt, den und Trinkwasser. Erfahren Sie am Biovision- 19 Uhr statt – falls möglich mit Publikum Handlungsempfehlungen bestätigen Unser übermässiger Konsum ist ein Problem für das Klima, Bio-Zucker ab. 2020 verkaufte er auf diese Frühlingsanlass von Expertinnen und Ex- im «Landhaus Solothurn», auf jeden Fall die Ansätze von Biovision. Unser Pro- die Umwelt und unsere Gesundheit – dies gilt nicht nur für Fleisch, Weise mehrere Tonnen. Er möchte damit perten aus Wissenschaft und Praxis, wel- aber virtuell. (drh) che Lösungsansätze in Subsahara-Afrika Information und Anmeldung: jektpartner FiBL hat die gesammelten sondern auch für Zucker. dazu beitragen, dass Zucker wieder als Erkenntnisse aus dem Projekt SysCom landwirtschaftliches und nicht als indus erfolgreich umgesetzt werden und wie die www.biovision.ch/bfa21 Von Alessandra Roversi und Florian Blumer, Biovision in einem Synthesebericht zusammenge- trielles Produkt wahrgenommen wird. fasst. (fko) www.biovision.ch/syscom Sounding Soil bei Der Zuckerrübenanbau in Europa erfolgt grösstenteils in industriellen Monokultu- Zahlen und Fakten Klima Pro Natura ren, mit einem hohen Einsatz von Pesti- 0,6 % (116 ha) der Zuckerrüben Lebens- ziden und schweren Maschinen, welche grundlage Verschmutzung Wie tönen unsere Böden? In der Installa- Impressum die Böden schädigen. Der übermässige anbauflächen in der Schweiz sind bio. tion des Biovision-Projekts Sounding Soil Biovision Magazin 64, März 2021, 22. Jahrgang, Relaunch-Nummer Zuckerkonsum führt weltweit zu einem 15 % des in der Schweiz produzierten kann man in Soundproben aus der ganzen drastischen Anstieg von Krankheiten wie Zuckers gehen in den Einzelhandel, Schweiz reinhören. Die Sounding-Soil- 17.30 Uhr. An mehreren Wochenenden © Stiftung Biovision, Heinrichstrasse 147, Typ-2-Diabetes und Herzproblemen. der Rest geht in die Lebensmittelindustrie. Box steht im April und Mai 2021 beim Pro- wird auch Biovision mit einem Infostand 8005 Zürich Natura-Besucherzentrum in Champ-Pittet anwesend sein. (ans) Redaktion / Produktion Florian Blumer «Schweizer» Bio-Zucker stammt aus den Wir konsumieren im Schnitt 110 bei Yverdon, geöffnet von Mi bis So, 10 bis www.soundingsoil.ch Bildredaktion Peter Lüthi zwei Zuckerfabriken in Frauenfeld und Aar- Gramm Zucker pro Tag. Die WHO empfiehlt 55 g, unser Körper Sozialver- Ressourcen- Sprachen Deutsch und Französisch berg, die mehrheitlich Bio-Zuckerrüben aus träglichkeit & verbrauch Süddeutschland verarbeiten, da die gerin- braucht 25 g, um zu funktionieren. Tierhaltung Korrektorat Text Control AG Biodiversität ge heimische Produktion die Nachfrage bei Zuchtlachs bis zu Fairtrade-T-Shirts. An Bildnachweis Titelbild: Tomatenernte auf dem Zwischen 1850 und 2014 ist der Weitem nicht zu decken vermag. dessen «Kasse» bekommt man zu jedem IPM-Versuchsfeld des Biovision-Projekts in durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch Produkt im Einkaufskorb ein Spinnennetz- Kirinyaga County, Kenia: Noor Khamis / Biovision; von Zucker von 3 auf 39 kg gestiegen. Einheimischer Bio-Zucker S. 2–5: Noor Khamis / Biovision; S. 9 rechts, S. 10 Der Zucker ist immer wieder Gegenstand Bio-Rohrohzucker aus Paraguay diagramm gezeigt, das in sechs Dimensio- oben rechts und unten links, S. 11 links, S. 12: Peter erbitterter politischer Debatten, sei es Quellen: Je höher ein Wert, desto besser schneidet nen über dessen Nachhaltigkeit Auskunft frc.ch / bioactualites.ch Lüthi / Biovision; S. 8, S. 10 oben links: Bolliger; um eine Steuer auf zuckerhaltige Geträn- das Produkt bei diesem Kriterium ab. gibt (siehe gegenüberliegende Seite). S. 10 Mitte, S. 11 rechts: ZVG. ke, eine transparente Deklaration von Nun, zehn Jahre später, ist die Zeit reif für Gestaltung Binkert Partnerinnen, Zürich zuckerhaltigen Lebensmitteln oder um eine Neuausrichtung. Wir werden vermehrt Druck Koprint AG, Alpnach Werbe beschränkungen. Er ist deshalb zu den Jugendlichen gehen, anstatt mit dem Papierqualität Nautilus Classic ein Paradebeispiel für die Forderung von Im Vergleich: Bio-Zucker aus der Schweiz und aus Paraguay CLEVER an den Schulen Container für längere Zeit an einem Ort (100 % Recycling) Biovision, der Bewegung «Landwirtschaft präsent zu sein. Damit reagieren wir auf Für den Schweizer Bio-Zucker spricht die Schweizer Fabriken nutzen auch umwelt- mit Zukunft» und anderen nach einer Im Sommer 2011 startete das Biovision- die gestiegene Nachfrage bei den Schulen effiziente Anbaumethode: Die Zuckeraus- freundlichere Energiequellen. Doch auch kohärenten Ernährungspolitik, welche Sensibilisierungsprogramm CLEVER mit und können mehr Jugendliche erreichen. Biovision ist offizielle Partnerorganisation der beute aus Zuckerrüben ist höher als beim der Bio-Fairtrade-Zucker aus Paraguay Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit die Interessen von Landwirtschaft, Nach- einem kleinen Stand im Zoo Zürich. Daraus Dieses Jahr werden deshalb die letzten Rohrzuckeranbau in Südamerika, weshalb wird nachhaltig produziert – dazu unter- DEZA, Eidgenössisches Departement für aus haltigkeit und Gesundheit verbindet. entstand der CLEVER-Container: ein Laden CLEVER-Ausstellungen stattfinden. (rab) weniger Anbaufläche benötigt wird. Dazu stützt man mit dem Kauf Kleinbauern wärtige Angelegenheiten EDA. Die internationalen mit breitem Sortiment, von Bio-Rüebli über www.clever-konsumieren.ch sind nicht nur die Transportwege kürzer, familien. Projekte von Biovision werden von der DEZA Weitere Infos: finanziell unterstützt. www.clever-konsumieren.ch 10 11
dere der beiden Töchter. «In der Primar- schule war ich die Kleinste, aber stets die Klassenbeste», erzählt Samira und lächelt verschmitzt. Sie erinnert sich an den wei- ten Schulweg ins Nachbardorf bei kalten 8° Celsius. Im Laufe des Tages konnte das Thermometer dann weit über 30° steigen, manchmal gar bis 48°. Nie vergessen wird sie einen Tag mit extremen Niederschlägen: «In den Wadis stieg das Wasser höher und höher», erzählt sie. «Schliesslich mussten wir Kinder in ein Boot steigen, das uns in ei- ner fünfstündigen Fahrt in die Schule fuhr.» Eine Stiftung für Mädchen und Frauen Der Start ihres Agronomiestudiums an der Universität von Gezira war ein Desaster. «Ich verstand kein Wort, denn ich konnte nur Arabisch, die Vorlesungen waren aber in Englisch», erzählt sie. Samira Mohamed erlernte die englische Sprache während des Studiums und spezialisierte sich später auf «Ich möchte wie eine den Pflanzenschutz. «Nach zehn Semestern war ich die Nummer eins in meinem Fach», meint sie augenzwinkernd. brennende Kerze sein» 1996 zog sie für ihr Masterstudium nach Wageningen in den Niederlanden, darauf arbeitete sie als leitende Entomologin auf Dr. Samira Mohamed ist Forscherin beim icipe in Nairobi. der Forschungsstation Hudeiba im Sudan – Im Studium verstand sie erst kein Wort – heute ist sie preisgekrönte als einzige Frau in dieser Position. Nach Wissenschaftlerin. Erlangung des Doktortitels kam sie 2007 ans icipe. Von Peter Lüthi, Biovision (Text und Bild) «Nairobi ist meine zweite Heimat gewor- Ihre Herzlichkeit ist ansteckend. Damit ver- Samira Mohamed wurde in El-timairab ge- den», sagt Samira Mohamed. Aber in ihrem mag Samira Mohamed Wärme selbst in For- boren, einem kleinen Bauerndorf im Sudan. Herzen bleibt sie eng verbunden mit ihrer schungslabors voller Motten und Maden zu «Mein genaues Geburtsdatum wurde nie Familie und dem Sudan. Nach ihrer Pensi- zaubern. Frau Dr. Mohamed ist Agronomin aufgeschrieben», sagt sie lächelnd. «In mei- onierung gedenkt sie, sich in Khartum nie- mit Spezialisierung auf Pflanzenschutz und nem Pass steht einfach Januar 1963.» Ihr derzulassen, wo auch ihr älterer Bruder lebt, Insektenkunde beim internationalen Insek- Vater baute Baumwolle an für den Export der sie während ihrer Studienzeit finanziell tenforschungsinstitut icipe in Nairobi, Part- und Sorghumhirse, Ackerbohnen und Wei- unterstützte. Dort will sie eine Stiftung zur nerorganisation von Biovision. Hier wurde sie zen für den Eigenbedarf wie für den Verkauf. Förderung und Unterstützung von Mädchen 2020 für ihre Forschungserfolge in der integ- Ihre Mutter hielt eine kleine Ziegenherde. und Frauen für eine Laufbahn als Wissen- rierten Schädlingsbekämpfung als «Outstan- «Ich musste Feuerholz sammeln und Wasser schaftlerinnen gründen. «Ein arabisches ding professional staff» ausgezeichnet. Ihre holen, aber das Leben war gut, es fehlte uns Gedicht besagt, dass man mit der Bildung umweltfreundlichen Lösungsansätze werden an nichts», erinnert sich Samira Mohamed. eines Mädchens beziehungsweise einer Mut- auch in den von Biovision unterstützten Pro- ter eine ganze Nation erzogen hat», erklärt jekten gegen invasive Fruchtfliegen und die Ihre Eltern legten grossen Wert auf die sie und ergänzt: «Ich möchte wie eine bren- Tomatenminiermotte angewendet (S. 2–5). Schulbildung ihrer vier Kinder – insbeson- nende Kerze sein, die anderen Licht gibt.» Stiftung für ökologische Entwicklung www.biovision.ch, www.facebook.com/biovision Fondation pour un développement écologique Spenden an: PC 87-193093-4 Foundation for ecological development
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