BLICKPUNKT WIRTSCHAFT - IHK Trier
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JULI/AUGUST 2021 | www.ihk-trier.de | Postfach 2240, 54212 Trier | A 4792 NACHRICHTEN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER TRIER BLICKPUNKT WIRTSCHAFT No 07/08 INDUSTRIE-MOTOR LÄUFT AUF HOCHTOUREN Werkstätten Raus aus Mobil in lehren fürs Leben dem Corona-Tief die Zukunft
Ihr Spezialist für Stahl- und Hallenbau Stahlbau. Hallenbau. Schlüsselfertiges Bauen. Sie benötigen eine maßgefertigte Produktionshalle, die neben ausreichend Platz für Maschinen und Arbeitsplätze auch moderne Büroräume beinhaltet? Sie planen den Neubau einer Lagerhalle für Ihre Produkte oder möchten mit Ihrem Autohaus Mehr Infos gibt´s hier: gerne expandieren? Dann sind Sie bei uns genau richtig, denn wir verwirklichen all Ihre Ideen individuell, wirtschaftlich und qualitätsbewusst. www.seitz-speicher.de
STANDPUNKT 3 MIT KRAFT UND MUT AUS DER KRISE Es gibt in der regionalen Wirtschaft wieder mehr Licht als Schatten – gemessen an dem, was bereits hinter uns liegt. Aber wir stehen neuen Risiken gegenüber: Engpässe bei Energie und Rohstoffen treiben die Preise in die Höhe und lähmen die Wirtschaft dort, wo es vergleichsweise gut läuft – etwa am Bau oder in der Industrie. Stationärer Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie brauchen pragmatische Lösungen für den Re-Start wie flexiblere Öffnungszeiten, großzügiger nutzbare Flächen für die Außengastronomie und lokale digitale Plattformen. Damit die Betriebe überleben, die weiter mit den Lockdown-Folgen kämpfen, müsste die Überbrückungshilfe III bis zum Jahresende verlängert werden. Mehr Praktikabilität ist bei den Impf- und Test-Nachweisen vonnöten. Ein Testsystem mit intelligenter Logistik in den Kommunen ist als „Überbrückungshilfe“ besser als Schlie- ßungen und finanzielle Hilfen. Außerdem brauchen wir eine leistungsfähige Verwaltung mit schnellen und digitalen FOTO: THEWALT Verfahren – gerade auch abseits der Großstädte. Um die Wirtschaft nicht auszubremsen, sind zudem verkürzte Prozesse nötig, zum Beispiel mithilfe vollelektronischer Melde-, Genehmigungs- und Nachweisverfahren. Dr. Jan Glockauer Der Blick aufs zweite Halbjahr gibt uns Grund zum vorsichtigen Optimismus. Doch eine Hauptgeschäftsführer kurzfristige Konsumfreude im Sommer bleibt ein Strohfeuer, wenn uns nicht spätestens Industrie- und Handelskammer Trier nach der Bundestagswahl mehr Zukunftsorientierung gelingt. Denn die Digitalisierung, der Klimawandel und die demografische Entwicklung werden uns alle in einer Nach-Co- rona-Zeit fordern. Wir gehen die Herausforderungen mit Zuversicht und Mut an – in unseren Mitgliedsbetrieben und mit unserer IHK.
Demnächst für Sie im Programm Seminare & Lehrgänge FOTO: CHRISTOPHER ARNOLDI DIGITAL FIT IM JOB BERUFLICHER AUFSTIEG Digitaler Innovations- und Produktmanager Geprüfter Betriebswirt (IHK) – Live Online Master Professional in Business Management 10. September 2021 – 30. November 2021 30. August 2021 – 26. Mai 2023 Online Marketing Manager (IHK) – Live Online Geprüfter Wirtschaftsfachwirt – 15. September 2021 – 19. November 2021 berufsbegleitend abends 3. Dezember 2021 – 10. November 2023 Modern Workplace – Überblick zum modernen Arbeitsplatz mit Office 365 für Entscheider Geprüfter Technischer Betriebswirt 29. September 2021 10. Dezember 2021 – 7. Oktober 2023 Einstieg in BigData/Data Sciences mit Python – Geprüfter Logistikmeister Live Online (Meister, Bachelor Professional) 9. November 2021 – 18. November 2021 11. Dezember 2021 – 27. April 2024 EXPERTENWISSEN TAGESSEMINARE Fachkraft für Controlling (IHK) – Lohn und Steuern aktuell – Workshop Live Online 31. August 2021 17. August 2021 – 21. Oktober 2021 Interner Auditor ISO 9001:2015 Personal Coach (IHK) Kompetent, zielorientiert, fair 2. September 2021 – 10. Juni 2022 22. September 2021 – 23. September 2021 Personalentwickler (IHK) Führen und Managen 7. September 2021 – 18. November 2021 Grundlegende Führungskompetenzen 5. Oktober 2021 – 6. Oktober 2021 Business English Basic Level (IHK) – Berufliche Alltagskommunikation in Englisch Protokoll führen: Wesentliche Inhalte 8. September 2021 – 16. Februar 2022 auf den Punkt gebracht 18. Oktober 2021 BIS ZU 60 PROZENT FÖRDERUNG MÖGLICH. Information & Anmeldung: IHK Trier, Telefon: (06 51) 97 77-7 90, E-Mail: biz@trier.ihk.de, Web: weiterbildung.ihk-trier.de
INHALTSVERZEICHNIS 5 19 FOTO: CHRISTOPHER ARNOLDI FOTO: TGC GROUP 16 53 FOTO: GESUNDL AND VULK ANEIFEL FOTO: TESL A AUTOMATION 08 TITEL 25 Saarburger Start-up 08 Industrie-Motor siegt bei Ideenwettbewerb läuft auf Hochtouren 26 Gründer erkunden die Kunst des Gründens WIRTSCHAFTSTRENDS 27 Weinkellerei Peter Mertes 14 #GemeinsamUnternehmen bildet Azubis top aus 16 Werkstätten lehren fürs Leben 27 Digitale Eifel-Messe 18 Raus aus dem Corona-Tief will Menschen vernetzen 19 Der Brunnenhof „18ZWO“ – 27 Dr. Oetker profitiert von Tradition trifft Digitalisierung Appetit auf Pizza und Kuchen 20 Mobil in die Zukunft 21 Coronakrise: IHK AKTUELL Was und wer Ihnen jetzt hilft 27 Standortpolitik 22 Tipps für Mitarbeitereinsätze 28 International in Osteuropa 30 Wein, Kultur, Tourismus 23 So zahlt sich Weiterbildung aus 31 Recht und Steuern 24 Meldepflicht gilt jetzt 33 Aus- und Weiterbildung für sämtliche Einfuhren RUBRIKEN UNTERNEHMENSNOTIZEN 03 Standpunkt 25 Der kleine Buchfink 31 Kreis Junger Unternehmer landet in Trier 36 Registernachrichten 25 ARMON GmbH: 53 Leben Hochzeit für die Zeitarbeit 54 Impressum
Magazin Ausbildung – mit voller Kraft voraus Melden Sie uns Ihre offenen Ausbildungsstellen! Gerade jetzt brauchen junge Menschen berufliche Perspekti- GRAFIK: MARKENMUT ven – und zukunftsorientierte Betriebe suchen langfristig qua- lifiziertes Fachpersonal. Bilden Sie auch im Jahr 2021 aus und binden dadurch junge, engagierte Menschen frühzeitig an Ihr Unternehmen! Wir stellen Ihre Ausbildungsberufe und Praktikumsplätze in die Lehrstellenbörse der IHK ein und verknüpfen sie mit dem digi- talen Ausbildungsatlas der rheinland-pfälzischen IHKs. Auf der Homepage https://www.derausbildungsatlas.de/ können junge Menschen im Umkreis ihres Heimatorts sowohl nach Ausbil- dungsstellen suchen als auch nach Unternehmen, die in ihren Wunschberufen ausbilden. Dazu arbeiten alle IHKs in Rhein- land-Pfalz zusammen, so dass auch über IHK-Grenzen hinweg Ergebnisse auffindbar sind. Teilen Sie uns hierzu bitte Ihre offenen Ausbildungsplätze über die Homepage der Kampagne „Ausbildung kennt keine Auszeit“ mit. Kontakt: https://www.ausbildung-trier.jetzt/ ,,Heimat shoppen‘‘: Kreative Ideen gesucht! Aktionswochenenden im September und Oktober für Unternehmer und Vereine Magazin // Seite 6 Auch im Jahr 2021 rollt die erfolgreiche IHK-Imagekampa- regionalen Gewerbes hin. Hierbei unterstützt sie die IHK gne ,,Heimat shoppen‘‘ durch die Region Trier. Denn Trier mit der Bereitstellung von Werbematerial: Logo, momentan ist es wichtiger denn je, auf den gesell- Plakate, Einkaufstüten und Homepage stehen zum schaftlichen und wirtschaftlichen Wert des Handels, Einsatz bereit. der Gastronomie und der Dienstleister hinzuweisen. Machen Sie mit und unterstützen Sie die Heimat-shop- Der Startschuss fällt am 10. und 11. September 2021. pen-Kampagne mit kreativen Ideen! Unternehmer Ab dann besteht die Möglichkeit, ein Aktionswochen- oder Vereine, die teilnehmen möchten, können sich an ende in der Zeit bis zum 3. Oktober 2021 auszuwählen. ihren Gewerbeverein oder die IHK Trier wenden. An diesem Wochenende weisen alle beteiligten Geschäfte Kontakt: IHK Trier, Stefan Rommelfanger, Telefon: (06 51) 97 77-9 30, ihre potenziellen Kunden werbewirksam auf die Bedeutung des Fax: -5 05, E-Mail: stefan.rommelfanger@trier.ihk.de der clevere römer "industria" heisst eben soviel und ich finde, dass diese eigen- das ist mal ein zugpferd, wie "fleiss" und "betriebsamkeit"! schaften durch diese statue wie es im buche steht! Blickpunkt Wirtschaft 07 & 08/2021 sehr gut symbolisiert werden. 0721_Zugpferd_Industrie.indd 1 28.05.21 20:01
MAGAZIN 7 Rechtstipp Ein Hoch auf den HOGANEXT-Wein! Keine Impfpflicht Azubiprojekt mit dem Wiltinger Weingut Van Volxem im Betrieb Seit dem 7. Juni dürfen Betriebsärzte in Unternehmen Impfungen gegen COVID-19 durchführen. Eine gesetz- liche Impfpflicht gibt es allerdings nicht. Daher sind Corona-Schutzimp- fungen im Betrieb für die Mitarbeiter grundsätzlich freiwillig. Arbeitgeber haben jedoch nicht nur FOTO: ONDREJ NOVOTNY ein Interesse daran, die wegen der Corona-Pandemie ergriffenen Arbeits- schutz-Maßnahmen möglichst zügig zu beenden, sondern sind auch zum Schutz der Gesundheit ihrer Arbeit- nehmer verpflichtet. Und sie wollen Andrea Mereu, Azubi Chan Yavsan und Pascal Brizin (vorne, von links) vom Weinromantikhotel eine Infektionsgefahr im Betrieb wei- Richtershof holen den Wein gleich persönlich im Weingut Van Volxem ab. Hinten im Bild (von links): testgehend ausschließen. Dies könnte Betriebsleiter Dominik Völk, Albrecht Ehses, Ulrich Schneider und Projektleiter Ondrej Novotny. mithilfe einer Impfpflicht im Betrieb erreicht werden. Diesem berechtigten Interesse des Abgefüllt, etikettiert, ausgeliefert, trink- Traubenlese und -selektion mitzuwirken. Arbeitgebers stehen jedoch das Recht bereit: Der HOGANEXT-Wein des Wiltin- Von Inhaber Roman Niewodniczanski des Arbeitnehmers auf körperliche ger Weinguts Van Volxem wartet nun in erfuhren sie mehr über die Weinherstel- Unversehrtheit und der Schutz seines den teilnehmenden Hotels und Gaststät- lung – vom Weinberg über den Keller bis zur allgemeinen Persönlichkeitsrechts ten auf Gäste, die ihn kosten möchten. Vinothek. Entstanden ist daraus am Ende entgegen. Aus diesem Grund sind die Schutzpflicht des Arbeitgebers und Entstanden ist dieser besondere Tropfen ein eigener HOGANEXT-Wein mit indivi- das Persönlichkeitsrecht des Mitarbei- im Rahmen eines Azubiprojekts, das duellem Label, den die teilnehmenden ters in jedem Einzelfall gegeneinander wiederum Teil der IHK-Initiative für eine Betriebe nun ausschenken können. abzuwägen. Dabei wird in Betrieben hochwertige Ausbildung in der Hotel- Es ist ein trocken-schmeckender, mine- des Gesundheits- und Pflegewesens und Gaststättenbranche ist. Auszubil- ralisch-frischer 2020er Riesling aus den die Interessenabwägung eher zu dende der HOGANEXT-Betriebe können Steillagen der Saar und damit ein vielsei- Gunsten des Arbeitgebers ausfallen von zahlreichen Schulungen profitieren tiger Essensbegleiter. 1000 Liter wurden als in Betrieben ohne Umgang mit vulnerablen Personengruppen. und regionale Hersteller sowie Produkte insgesamt abgefüllt. Überwiegen die Interessen des Arbeit- besser kennenlernen: wertvolles Wissen Ab dem Sommer soll es für die HOGA- nehmers, kann er nicht zur Impfung für ihre Ausbildung und die Beratung der NEXT-Azubis weitere Produktschulungen verpflichtet werden. Dementspre- Gäste. in Präsenz geben. Unterstützt wird das chend darf ihn der Arbeitgeber für die So waren im Herbst einige Auszubilden- Projekt von der Nikolaus-Koch-Stiftung. Verweigerung der Impfung auch nicht de bei Van Volxem zu Gast, um an der Info: www.hoganext.de sanktionieren, indem er eine Abmah- nung oder Kündigung ausspricht. Um den Infektionsschutz in Betrieben zügig umsetzen zu können, ist Arbeit- Wer hat die meisten Mitarbeiter? gebern daher zu raten, ihre Mitarbei- ter von der Notwendigkeit einer Imp- fung und der damit verbundenen Vor- IHK Trier startet Unternehmensumfrage teile (Aufhebung der Verpflichtung zum Tragen eines Mund-Nase-Schut- Die Region Trier verfügt über eine vielfäl- Diese Unternehmen möchten wir in einem zes etc.) zu überzeugen, indem er sie sachlich darüber aufklärt. tige Unternehmenslandschaft und einen Bericht veröffentlichen. Wir haben dazu Mehr zum Thema Impfen im Betrieb leistungsfähigen Mittelstand. Es liegt bis- im Frühsommer 2021 eine Auswahl von lesen Sie unter „IHK Aktuell“. lang jedoch keine Übersicht der beschäfti- Firmen angeschrieben, um deren aktuelle gungsstärksten regionalen Unternehmen Beschäftigtenzahl zu erfragen. Sollte Ihr vor. Eine entsprechende Erhebung hat Unternehmen mindestens 100 Personen die IHK im vorigen Jahr wegen der Coro- beschäftigen (Kriterium: Summe der na-Krise leider nicht zu Ende führen kön- Vollzeit- sowie Teilzeitkräfte und Auszu- Assessorin jur. nen. Diese Lücke wollen wir nun schließen bildenden, ohne geringfügig Beschäftigte) Sabine Plate-Betz, und alle Mitgliedsunternehmen sammeln, und bisher noch keinen Erhebungsbogen Geschäftsführerin der die in der Region, also der Stadt Trier und erhalten haben, so wenden Sie sich bitte Vereinigung Trierer FOTO: V TU Unternehmer in der den vier Landkreisen, 100 Mitarbeiter und an Katharina Berens (E-Mail: berens@trier. Region Trier e.V. mehr beschäftigen. ihk.de, Telefon: (06 51) 97 77-9 02).
Titelthema INDUSTRIE-MOTOR LÄUFT AUF HOCHTOUREN Produzierendes Gewerbe treibt die Wirtschaft in der Region Trier an Text: Ursula Bartz, Susanne Rendenbach Fotos: Tesla Automation (Seite 8-10), Christopher Arnoldi (Seite 11-13), Arla Foods (Seite 11 unten) DANK IHRER INNOVATIONSKRAFT UND EINER HOHEN NACHFRAGE NACH IHREN PRO- DUKTEN IST DIE STIMMUNG IN WEITEN TEILEN DER REGIONALEN INDUSTRIE BLENDEND. FAST JEDES ZWEITE UNTERNEHMEN MELDET MEHR AUFTRÄGE ALS IM DURCHSCHNITT. WIR WERFEN EINEN BLICK AUF DREI GLOBAL PLAYER AUF DER ÜBERHOLSPUR. Blickpunkt Wirtschaft 07 & 08/2021
TITELTHEMA 9 Mit Höchstgeschwindigkeit in die Zukunft: Tesla brennt für die Beschleunigung des Über- gangs zu nachhaltiger Energie. Innerhalb weniger Jahre wurden revolutionäre Strategien und Produkte entwickelt und erfolgreich auf den Markt gebracht. Das ist nur möglich dank der großen Begeisterung und Identifikation der Mitarbeiter, der hohen Geschwin- digkeit in der Umsetzung von Prozessen und Projekten sowie überdurchschnittlicher Innovationskraft und Effizienz. Dieser Geist ist auch in Prüm spürbar, wo mit der Tesla Automation GmbH eine Tochter des US-Konzerns beheimatet ist. Mit insgesamt rund 1300 Mitarbeitern ist sie Teil der Erfolgsgeschichte von Tesla. Ihr Fokus liegt auf der Entwicklung und Herstellung von innovativen, hochautomatisierten Produktionssystemen, die an allen Tesla-Produktions- standorten eingesetzt werden. Um solche innovativen Produktionsanlagen schnellstmöglich realisieren zu können, ver- fügt Tesla Automation über eine sehr hohe eigene Fertigungstiefe. „Wir können solche Anlagen im Vergleich zu den meisten anderen Maschinenbau-Unternehmen häufig mehr als doppelt so schnell entwickeln und realisieren“, sagt Geschäftsführer Lothar Thom- mes. Die Technik wandelt sich so rasant, dass die Produktionsanlagen mit neu entwi- ckelten Maschinen und Prozessen diesem Fortschritt permanent Sorge tragen müssen. Denn Tesla treibt den Wandel von konventionellen Fahrzeugantrieben zur E-Mobilität mit ungeheurer Kraft und Geschwindigkeit an. Stütze in der Coronakrise Wie stark die Industrie von Innovationen getrieben ist und wie stark die Industrie die gesamte Wirtschaft antreibt, zeigt Tesla Automation damit exemplarisch. Während andere Branchen von der Coronakrise hart getroffen wurden und auch für die nächste Der Tesla-Neubau in Prüm Zukunft wenig optimistisch sind, kann sich die Industrie in der Region Trier vor Auf- wächst in Rekordgeschwindigkeit. trägen vielerorts kaum retten. 51 Prozent der Betriebe im produzierenden Gewerbe Im August soll er bezogen werden. berichten von guten, 35 Prozent von befriedigenden und nur 14 Prozent von schlechten Geschäften. Die Auslastung ist hoch, das Exportgeschäft gut, ebenso die Perspektive für 2021. Damit hat sich die Industrie in der Krisenzeit als Motor erwiesen. Dass die hiesige Unter- nehmenslandschaft kleinteiliger und deutlich heimatmarktorientierter ist als im Landes- schnitt, schirmt die regionale Wirtschaft stärker von außenwirtschaftlichen Schocks ab. Im Ganzen kam sie daher bislang glimpflich durch die Krise. Sogar während des Lockdo- wns hat sich das Konjunkturklima leicht erholt, wie unsere Umfrage zeigt (siehe Seite 16). „Gerade in Krisenzeiten werden Innovationen gebraucht“, sagt Thommes. Unabhängig von Konjunkturlagen ist das Unternehmen stetig gewachsen. 1983 unter dem Namen Grohmann Engineering gegründet, firmiert es seit Anfang 2017 unter Tesla und hat sich seit dieser Zeit fast verdoppelt. Inzwischen entwickelt das Unternehmen ausschließlich für Tesla Produktionsanlagen zur Herstellung von Elektrofahrzeugen und deren Kompo- nenten sowie Stromspeicher- und Photovoltaikanlagen. Minifabrik für Impfstoffe aus Prüm Darüber hinaus beliefert Tesla Automation weitere Auftraggeber mit Anlagen zur Herstel- lung von Speicherchips sowie mit einem Produkt, das helfen könnte, die Corona-Pan- demie zu besiegen: Für die Tübinger Biotechfirma CureVac hat Tesla Automation einen mRNA-Printer entwickelt. Eine mobile „Minifabrik“, die überall auf der Welt zum Einsatz kommen könnte, um vor Ort Impfstoff herzustellen. mRNA-Vakzine transportieren eine Art Bauanleitung für einen Baustein des Virus. So können die Zellen diesen selbst herstellen, was die Bildung von Antikörpern und Abwehrzellen gegen dieses Virus anregt. Zudem können mit seiner Hilfe verschiedenste Arzneimittel hergestellt werden, die auf RNA basieren, schließlich wurde er ursprünglich zur Bekämpfung von Krebs entwickelt. Eine revolutionäre Idee, die die Lösung für viele Krankheiten bedeuten könnte.
Titelthema Tesla treibt den Wandel von konventionellen Fahrzeugantrieben zur E-Mobilität voran. Der kontinuierlichen Geschäftsentwick- Region braucht neue Zukunftsvision lung begegnet Tesla Automation mit einem Ein wesentlicher Grund dafür seien infrastrukturelle Defizite in der Region. Zum einen physischen Wachstum. Im März entschied fehle es an der digitalen Infrastruktur – dies habe sich gerade während der Pande- sich das Unternehmen für einen zweige- mie mit Blick auf die notwendigen Homeoffice-Arbeitsplätze besonders gezeigt. „Die schossigen Erweiterungsbau am Standort Digitalisierung ist ein Schlüsselthema!“ Zum anderen fehle es an Freizeitmöglichkeiten, in Prüm mit fast 20 000 Quadratmetern Kultur, Kulinarik und insbesondere an Wohnimmobilien und einer besseren ärztlichen Fläche, unmittelbar angrenzend an das Versorgung, also in Summe an einem attraktiven Umfeld im Privaten. Titelthema // Seite 10 Hauptgebäude. In kürzester Zeit erhielt „Wir haben viele tolle, innovative Unternehmen hier in dieser Region. Aber der Fach- das Unternehmen die Baugenehmigung, kräftemangel wird deren Weiterentwicklung künftig hemmen“, sagt Thommes. Um für August ist bereits der Einzug geplant. der demografischen Entwicklung entgegenzutreten, benötige man ein ansprechendes Wie im Zeitraffer ziehen die Bauunterneh- Umfeld, damit der regionale Nachwuchs in der Region bleibe und zusätzlich Menschen men die neue Produktionsstätte hoch. von außerhalb hier sesshaft würden. Zwar bekommt man auch in Prüm den Die Region als Ganzes brauche eine völlig neue Zukunftsvision mit ambitionierten, Rohstoffmangel am Markt zu spüren, aus- konkreten Zielen, müsse nachhaltige Geschäftsideen pushen, überregional denken und bremsen lässt sich das Unternehmen hier kooperieren. „Wenn die Region ihre Defizite aufholen will, muss sie eine Vorreiterstellung aber nicht. einnehmen und gleich mehrere Schritte auf einmal gehen. Sonst bleibt sie auch weiterhin Die Mitarbeiter ziehen alle an einem Strang hinter anderen Regionen zurück.“ und ermöglichen ein hohes Tempo, lobt Damit Deutschland seine gute Position als Industriestandort nicht an andere Länder Thommes. Die Ausbildung sei ein weiterer verliere, müsse es sich dringend entbürokratisieren. „Wir brauchen kurze Entschei- Schlüssel zu einer erfolgreichen Zukunft. dungswege und Rahmenbedingungen, die eine schnellere Umsetzung von Innovationen Mehr als zehn Prozent der Mitarbeiter ermöglichen.“ seien Auszubildende oder duale Studenten. Zusammen mit den langjährigen Kollegen Mehr als 38 000 Beschäftigte bildeten sie die ideale Mischung aus Erfah- Denn: „Die Industrie ist der zentrale Innovationstreiber in unserer Region und Garant rung und der Begeisterung für neue Ideen für Wertschöpfung und Beschäftigung“, sagt Dr. Matthias Schmitt, IHK-Geschäftsführer – und auch für das weitere Wachstum. „Wir Standortpolitik. Der Löwenanteil privater Investitionen in Forschung und Entwicklung haben tolle Mitarbeiter mit Passion!“, sagt geht auf das Konto des verarbeitenden Gewerbes. „Damit das so bleibt, müssen Politik der Geschäftsführer. und Verwaltung die Standortbedingungen konsequent optimieren.“ Besonders relevant Blickpunkt Wirtschaft 07 & 08/2021 Kommunikation ist ein entscheidendes seien hier Digitalisierung, Fachkräftesicherung, Entbürokratisierung und verkehrliche Element für Problemlösung und Innovation. Erreichbarkeit. Die Räume sind offen, die Büros großflächig Aktuell trägt die Industrie ein Drittel zur regionalen Wirtschaftskraft bei. Der Umsatz lag und hell. 2019 bei knapp 11 Millionen Euro und ist damit innerhalb von zehn Jahren um 40 Prozent Ganz klar, der Name Tesla zieht. Viele neue gestiegen. Die durchschnittliche Wertschöpfung pro Beschäftigtem ist in diesem Sektor Mitarbeiter nehmen weite Strecken auf besonders hoch. Mit mehr als 38 000 Menschen arbeiten so viele Beschäftigte in der sich, um hier zu arbeiten. Doch nicht alle Industrie wie noch nie. entscheiden sich dafür, ihren Lebensmit- Besonders stark in der Region Trier vertreten sind die Verbrauchsgüterproduzenten – telpunkt in die Eifel zu verlegen, berichtet insbesondere Hersteller von Nahrungsmitteln und Getränken. Auf sie entfallen fast die Thommes. Hälfte der industriellen Umsätze.
TITELTHEMA 11 Global Player aus Pronsfeld Einer der größten und bedeutendsten von ihnen ist die Arla Foods GmbH mit ihrem weltweit größten Standort in Pronsfeld im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Was 1967 auf der grünen Wiese als Zusammenschluss drei- er kleiner Molkereien aus Schönecken, Bleialf und Üttfeld zur Molkereigenossen- schaft Milch-Union Hochwald begann, hat sich längst zum Global Player entwickelt. Die europäische Molkereigenossenschaft Arla Foods zählt weltweit zu den Top zehn, deutschlandweit zu den Top fünf der Branche. Mit der Produktion von Butter, Milchpulver und Käse fing alles an. Heute ist das Milch- Jürgen Wolf, Standortleiter des Arla-Werks in Pronsfeld, Werk in Pronsfeld spezialisiert auf haltbare will das internationale Geschäft weiter stärken. Molkereiprodukte: Trinkmilch, Milchmisch- getränke, Sahne, Kondensmilch, Schmand, Milch. „Zudem haben sich die Verkaufs- Die kurzfristig explosionsartig angestie- Butter, Mischstreichfette und Milchpulver. zahlen bei Kondensmilch stabil gehalten, gene Nachfrage habe das Werk mit einer Eine Erfolgsgeschichte, der selbst die und sehr positiv entwickeln sich die Zahlen angepassten Produktion (Reduktion von Corona-Pandemie keinen Dämpfer ver- bei Milchstreichfetten.“ In rund 70 Länder Milchkonzentrat) aufgefangen. Liefereng- passt hat. „Haltbare Milchprodukte sind wird exportiert – darunter Ägypten, Kuwait pässe habe es zu keinem Zeitpunkt gege- gefragt, und wir haben sie konsequent und die Malediven. ben – auch nicht bei Artikeln, die für die weiterentwickelt“, sagt Werks-Chef Jür- Produktion notwendig sind. „Den größten gen Wolf. Stark gestiegen sei seit einigen Boom bei haltbarer Milch Anteil beziehen wir aus Europa, nur eine Jahren die Nachfrage nach laktosefreier Das Geschäftsjahr 2020 sei „ein wirklich geringe Menge vom internationalen Markt. gutes“ gewesen. Zu Beginn des ersten Das hat reibungslos funktioniert.“ Den Lockdowns habe die Nachfrage der Hauptrohstoff liefern mit 4,3 Millionen Supermarkt-Kunden nach H-Milch den Litern Milch täglich rund 2000 Landwirte Pronsfeldern „eine enorme Auftragsla- aus Deutschland, Luxemburg und Belgien ge“ beschert. Statt bis dato 4000 hätten nach Pronsfeld. täglich rund 6000 Paletten (1 Palette = Dass das Werk so gut durch die Krise 700 Liter) zu Spitzenzeiten die Werkstore gekommen ist, liegt nach Auskunft Wolfs verlassen. „Das war, wie wenn Weihnach- vor allem am Absatzmarkt. „Unseren Derzeit baut Arla an einem zweiten ten und Ostern zusammenfallen“, erinnert Hauptumsatz erwirtschaften wir im Ein- Trockenturm für Milchpulver: sich Wolf. Nach zweieinhalb Monaten habe zelhandel. Wir sind nicht so stark in der „Eine klare Stärkung des Standorts.“ sich die Nachfrage wieder auf Normalni- Gastronomie und in Kantinen vertreten.“ veau eingependelt. Neuer Trockenturm für 190 Millionen Euro Jedes Jahr investiert Arla nach Auskunft von Wolf zwischen 15 und 20 Millionen Euro in den Eifeler Standort. Die Summe, die derzeit auf dem rund 55 Hektar großen Gelände verbaut wird, setzt allem bisher Dagewesenen das Sahne-, oder besser gesagt das Milchhäubchen auf. 190 Mil- lionen Euro lässt sich das Unternehmen den Bau eines zweiten Trockenturms für Milchpulver kosten und realisiert damit eines der größten Bauprojekte in der Eifel. Im Herbst soll der Turm in Betrieb genom- men werden. Rund 95 000 Tonnen Milchpulver kann Arla dann jährlich zusätzlich produzieren. Wolf nennt dies „eine klare Stärkung des Stand- orts Pronsfeld und seiner strategischen
Titelthema Bedeutung“. Zudem unterstütze diese Wolf. „Unter anderem auch, um für die Investition das langfristige Ziel der stär- Angehörigen attraktive Arbeitsplätze zu keren Internationalisierung. Denn mit dem finden.“ zusätzlich produzierten Milchpulver sollen Eine wichtige Rolle spiele natürlich auch die Marktanteile beispielsweise in Afrika, vor Infrastruktur. Wie Lothar Thommes nennt allem in Nigeria, sowie in China gewonnen Wolf spontan das Stichwort Digitalisierung. werden. „Glasfaser bis ins Haus müsste längst Stan- Gewinnen muss das Werk in Pronsfeld dard sein. Auch beim Mobilfunk klafft eine dazu schnellstmöglich zusätzliches qua- riesige Lücke. Der Eifelkreis Bitburg-Prüm lifiziertes Personal – rund 70 Mitarbeiter ist eine der Regionen mit den meisten sowie weitere Auszubildende. Mit sei- Netzabbrüchen.“ Großen Handlungsbedarf nen rund 1000 Mitarbeitern und etwa sieht er zudem beim öffentlichen Nahver- 30 Auszubildenden ist der reine Produkti- kehr und bei der Ärzteversorgung. onsstandort bereits jetzt einer der wich- Als Herausforderung nennt der Werks- tigsten Arbeitgeber in der Region. Um Chef die mitunter langwierigen Planungs- noch attraktiver zu werden, gibt es zum und Genehmigungsverfahren – ein Punkt, Stark unter Strom Beispiel ein umfangreiches Gesundheits- den auch eine IHK-Unternehmensumfrage Ebenfalls auf Wachstumskurs befindet management und reservierte Kita-Plätze belegt. Bei der Bewertung des Indus- sich das Trierer Mittelstandsunternehmen für Kinder der Angestellten. „Wir haben triestandorts Deutschland hatten rhein- KAUTZ GmbH. Die Auftragslage: „gigan- hoch motivierte Mitarbeiter, und Ausbil- land-pfälzische Industrieunternehmen tisch“ (Originalton Axel Horstmann). dung ist bei uns ein wichtiges Thema“, sagt in einer Negativ-Rangliste die Dauer und Das Produkt: individuelle Schaltanlagen. Wolf. „Und wir bieten vielfache Möglich- Komplexität von Planungs- und Genehmi- Das Erfolgsrezept: maßgeschneiderte keiten, sich im Unternehmen weiterzuent- gungsverfahren an dritter Stelle genannt. Lösungen in Premium-Qualität. 1985 von wickeln.“ Auch Bachelor- und Masterar- Noch schlechter hatten sie das Steuerrecht Rolf Kautz in der Eurener Flur gegründet, beiten seien im Werk in Pronsfeld möglich. beurteilt. Auf Platz 1 der Kritik rangiert die hat es sich unter der Führung von Axel Ein Vorteil sei die Zugehörigkeit zum Fülle und Verständlichkeit von bürokra- Horstmann, der das Unternehmen 2012 Arla-Verbund. So habe man etwa den Pro- tischen Auflagen. übernommen hat, konsequent weiter zum jektleiter für den neuen Trockenturm aus Wobei Wolf für das Genehmigungsverfah- Global Player und zu einer der Top-Adres- Titelthema // Seite 12 Dänemark in die Eifel „abziehen“ können. ren des Trockenturms lobende Worte fin- sen in der Branche entwickelt. „Dieses Beispiel zeigt aber auch, dass die det. „Bei dieser Planung haben wir alle von Unter rund 400 Mitbewerbern deutsch- großen Unternehmen in der Region bei der Anfang an mit ins Boot genommen und das landweit rangiert der Starkstrom-Anla- Mitarbeitergewinnung ins Gespräch kom- große Projekt in Einzelprojekte zerlegt. Das genbauer aus Trier nach Auskunft des men und kooperieren müssen“, erläutert hat sehr gut geklappt.“ Firmenchefs unter den ersten drei bis fünf. Rund 70 Mitarbeiter aus 13 Nationen zählt das Unternehmen derzeit. 2500 Kunden weltweit füllen die Auftrags- bücher. Darunter ist von der Lebensmit- telbranche über das Gesundheitswesen bis hin zum klassischen Industriesektor so ziemlich jeder Bereich vertreten. Die Referenzliste liest sich wie ein Who is Who der ganz Großen. Kein Wunder: Die reibungslose Strom- versorgung ist der neuralgische Punkt in jedem Produktionsbetrieb und jeder stromabhängigen Unternehmung. Auf diesem Sektor hat sich der Mittelständ- ler mit bahnbrechenden Innovationen ein bemerkenswertes Renommee aufgebaut. Blickpunkt Wirtschaft 07 & 08/2021 „Wir sind eine Manufaktur. Unsere Lösungen sind stets individuell und nach den besonderen Anforderungen des Kunden maßgeschneidert“, erläutert Horstmann. Dabei werden die Nieder- spannungsschaltanlagen von Trier aus komplett geplant und gebaut, um dann ebenfalls von den KAUTZ-Mitarbeitern Der Trierer Mittelständler KAUTZ stellt vor Ort montiert und in Betrieb genom- mit rund 70 Mitarbeitern individuelle Schaltanlagen her. men zu werden.
TITELTHEMA 13 Sorgen über zu wenig Arbeit muss sich der Firmenchef ohnehin nicht machen. „Die Auftragslage ist gigantisch. Für 2021 rechnen wir mit einem Umsatz von 14 bis 15 Millionen Euro. Und 2020 war ein Rekord-Umsatzjahr.“ Zusätzliche Aufträge in der Pandemie 30 Prozent mehr Aufträge habe Corona dem Unternehmen beschert. „Insbeson- dere die Lebensmittelbranche, aus der wir viele Kunden haben, erweitert ihre Lager- kapazitäten massiv. Zusätzliche Aufträge haben wir auch aus der Pharmaindustrie gewinnen können – im Bereich Sonder- maschinenbau für Impfstoffe. Und der intensivere Fokus der Krankenhäuser auf die Strom-Versorgungssicherheit hat „Die Auftragslage ist gigantisch“, sagt Geschäftsführer Axel Horstmann. sich für uns gewinnbringend ausgewirkt.“ In der Corona-Pandemie sei die Zahl der Aufträge um 30 Prozent gestiegen. Allerdings wirken sich inzwischen auch die Schattenseiten der Pandemie auf den Unternehmensalltag aus – etwa die Pionierarbeit zahlt sich aus Verknappung einiger Rohstoffe. „Man- Bahnbrechend in diesem Bereich war die Entwicklung des Modul-K-LXS-Systems im Auf- che Komponenten, die früher innerhalb trag des Chemie-Konzerns Lanxess im Jahr 2015. Das modulare Stecksystem ermöglicht von 24 Stunden bei uns im Werk waren, es, Einschübe im laufenden Betrieb zu wechseln und garantiert so eine hohe Verfüg- brauchen inzwischen vier Wochen. Kleine barkeit der Anlagen. War die früher von Lanxess genutzte Schaltanlage noch mit 1700 Zulieferer vertrösten uns zum Teil auf eine verschiedenen Einschüben versehen, so sind es mit der baulich optimierten Version dreimonatige Wartezeit.“ Auch preislich von KAUTZ heute gerade noch 14. Ein kleiner Computer steuert die Variantenvielfalt mache sich der Engpass schmerzlich der Funktionen. bemerkbar. „Bis Dezember 2020 haben Eine weitere Punktlandung gelang der KAUTZ GmbH mit der Verwendung von Chrom- wir für das Kilo Kupfer 6,50 Euro bezahlt. stahl für die Anlagenschränke. Hergestellt vom Metallbauer S+L aus Föhren, sichert Inzwischen sind es 9,40 Euro.“ diese Innovation dem Unternehmen ein verkaufsstarkes Alleinstellungsmerkmal. „Die- Die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage ser Edelstahl ist unheimlich hart, aber nicht spröde. Deswegen haben die Anlagen sogar zeigt: Im produzierenden Sektor sind die die Erdbeben-Tests der höchsten Stufe bestanden“, sagt Horstmann. „Das macht nie- Energie- und Rohstoffpreise aktuell für mand anderes weltweit.“ 60 Prozent der Befragten ein zentraler Pionierarbeit leisteten die Experten aus der Eurener Flur auch 2012 bei der Entwicklung Risikofaktor für die wirtschaftliche Ent- des ARC-K-Systems. Brannte bei einem Störlichtbogen beziehungsweise einem Kurz- wicklung. Vor einem Jahr galt dies nur für schluss in der Schaltanlage bis dato das gesamte Innenleben in Sekundenschnelle ab, so 26 Prozent. schaltet der Störlichtbogenbegrenzer des KAUTZ‘schen Systems die Anlage in maximal Angesprochen auf seine Einschätzung 1,2 Millisekunden ab – ohne, dass etwas verbrennt oder Schaden nimmt. zum Industriestandort Region Trier sagt Horstmann: „Ein Standort-Vorteil ist für Forschungsprojekte laufen parallel mich die Loyalität, die sowohl bei den Mit- Dank der Zusammenarbeit mit ausgewählten Partnern und dem Zukauf verschiedener arbeitern als auch bei den Kunden sehr Komponenten kann das Unternehmen neben den selbst entwickelten und produzierten groß ist.“ Der größte Nachteil sei die Nähe Niederspannungsschaltanlagen auch Transformatoren und Mittelspannungsschaltanla- zu Luxemburg. „Die Leute haben bei glei- gen liefern. Für die luftisolierten Mittelspannungsschaltanlagen sitzt der Partner, die chem Brutto 30 Prozent mehr Netto raus, Firma Elatec aus Konz, gleich um die Ecke. da kann hier niemand mithalten.“ Elementar für den Erfolg der KAUTZ GmbH sei die Investition in Forschung, erklärt Dringenden Handlungsbedarf sieht er bei Horstmann. „Wir sind in unserer Branche das Unternehmen mit den meisten Forschungs- der Verkehrsanbindung, der Infrastruktur projekten. Bei uns laufen stets drei bis vier Projekte parallel.“ und den Telekommunikationsnetzen. Um Die Motivation liegt für den 58-Jährigen auf der Hand: „Als mittelständisches Unter- qualifiziertes Personal anziehen zu kön- nehmen müssen Sie die Nase vorn haben, sonst werden Sie weggespült.“ So befinde nen, brauche es zudem mehr bezahlbaren sich beispielsweise ein Hybrid-Kompensator, der Stromschwankungen ausgleichen soll, Wohnraum. nach mehrjähriger Forschungs- und Entwicklungszeit derzeit in Bayern in der Testphase. Grundsätzlich wünscht sich der Unter- Luft nach oben sieht Horstmann auf einem weiteren Sektor: So habe das Unternehmen nehmer, dass dem Mittelstand mehr seinen ersten Auftrag beim Rückbau eines Atomkraftwerks in Deutschland erfolgreich Gehör geschenkt wird. „Denn von hier abgewickelt. Zwei Folgeaufträge seien bereits unterzeichnet. stammt das Gros der Steuereinnahmen.“
Wirtschaftstrends Industrie- und Handelskammern starten gemeinsame Ehrenamtskampagne In ganz Deutschland engagieren sich tausende Unterneh- merinnen und Unternehmer in der Mitmachorganisation der Wirtschaft. Der IHK. Sie bringen sich mit den Erfahrungen aus dem eigenen Betrieb ein und gestalten darüber hinaus ihre Region mit. Denn zusammen erreichen wir mehr. Ob es darum geht, die Rahmenbedingungen für Unternehmen zu verbessern, den Fachkräftenachwuchs zu fördern oder bei der Bewältigung der Corona-Krise zu helfen. Sie alle eint ein Ziel: In der bundesweiten Kampagne lassen die IHKs auf der Lan- dingpage www.ihk.de/gemeinsam-unternehmen sowie in den sozialen Medien die Unternehmer zu Wort kommen, die sich Wirtschaftstrends // Seite 14 ehrenamtlich engagieren. Und wir sagen an dieser Stelle: DANKE! Autorin Ursula Bartz bartz@trier.ihk.de Blickpunkt Wirtschaft 07 & 08/2021
WIRTSCHAFTSTRENDS 15 Das sind die Gremien der IHK Trier, in denen Sie ehren- amtlich mitwirken können: Vollversammlung: Sie ist das oberste Gremium der IHK und wird alle fünf Jahre gewählt. 43 Unternehmerinnen und Unternehmer aus allen IHK-zugehörigen Branchen der gesamten Region entscheiden hier über die Zukunft der Wirt- schaft in der Region Trier und bestimmen die Leitlinien der IHK-Arbeit. Fachausschüsse: Sie arbeiten die Themen inhaltlich auf, beraten die Geschäftsbereiche der IHK sowie die Vollver- sammlung und bereiten Beschlüsse vor – sowohl auf regio- naler als auch auf Bundesebene. Die Fachfelder reichen von Verkehr und Logistik über Tourismus bis hin zur Berufsbil- dung. Dazu gibt es Arbeitskreise zum Beispiel zur Außenwirt- schaft, Industrie oder dem dualen Studium. Prüfer: Ihnen ist die hohe Qualität in der Aus- und Weiterbil- dung unter dem Dach der IHK zu verdanken. Sie nehmen zum einen in der Ausbildung Zwischen- und Abschlussprüfungen ab. Zum anderen stehen sie bei Fortbildungs- sowie bei Sach- und Fachkundeprüfungen mit ihrer Expertise zur Verfügung. Dazu müssen sie fachlich wie persönlich geeignet sein und berufen werden. Prüfer arbeiten in Teams, den Prüfungsaus- schüssen.
Wirtschaftstrends Werkstätten lehren fürs Leben Wie Unternehmen von der überbetrieblichen Ausbildung profitieren können „Die Leute gehen hier raus und haben in 99 Prozent der Fälle einen Job“, sagt Gerd Lenz stolz. Seit 23 Jahren arbeitet er als Aus- bilder in der Industrie-Lehrwerkstatt (ILW) Trier und pendelt inzwischen als Geschäfts- führer zwischen Werkstätten und Büro. Nicht selten stehen ehemalige Schüler mit Kaffee und Kuchen vor seiner Tür – um sich dafür zu FOTO: CHRISTIAN REUTER bedanken, dass in der ILW die Grundlage für ihr berufliches Leben gelegt wurde. „Wir haben hier viel gelernt, und es war eine tolle Zeit“, höre er dann oft. Ein schönes Lob für Lenz und sein vierköpfiges Team. Die ILW gehört neben dem Überbetrieblichen Ausbildungszentrum (ÜAZ-Wittlich) und dem Johannes Reuschen ist der neue Geschäftsführer des bebiz in Bitburg. Berufsbildungszentrum (bebiz) in Bitburg zu den drei Einrichtungen in der Region Trier, die Hinzu kommen stellenweise, zusätzlich zum jeder mache etwas anderes. „Wir gehen auf in erster Linie junge Menschen auf die Arbeit Berufsschul-Unterricht, theoretische Schu- die Stärken und Schwächen des Einzelnen in gewerblich-technischen Berufen vorberei- lungen. In Wittlich, wo die Metall-, Kunst- ein und bringen die Auszubildenden bis zur ten. Und das auf verschiedenen Wegen: stoff- und Elektrotechnik im Fokus sind, Prüfung. Und das fast ausnahmslos Wirtschaftstrends // Seite 16 gehört dazu das Wissen über Materialien, erfolgreich.“ Grundausbildung: Industrie-, Werkzeug- rechtliche Grundlagen, Elektrizität, Brand- Lenz beobachtet, dass die Unternehmen und Zerspanungsmechaniker, Mechatroni- schutz et cetera. heute häufig mehr in ihre Azubis investieren ker, Maschinen- und Anlagenführer können „Einer der Vorteile für die Betriebe ist, dass und auch deshalb auf die Unterstützung der in überbetrieblichen Werkstätten in die Aus- sie für die Auszubildenden im ersten Ausbil- überbetrieblichen Lehrwerkstätten zurück- bildung starten. Hier verbringen sie die ers- dungsjahr keinen Meister freistellen müs- griffen. Die drei- bis zwölfmonatigen Grund- ten Monate, zum Teil auch das gesamte erste sen“, sagt Hartmut Weber, Geschäftsführer lehrgänge sind in Trier flexibel organisiert. Je Ausbildungsjahr, um die grundlegenden des ÜAZ-Wittlich, das in diesem Jahr sein nachdem, wie es in die betrieblichen Abläufe Fertigkeiten zu erlernen. Und so geht es in 50-jähriges Bestehen feiert. Schließlich passt. den Werkstätten umtriebig zu: Es wird herrscht in der Branche ohnehin Fachkräfte- Johannes Reuschen, der neue Geschäftsfüh- geschweißt, gebohrt, gedreht, gefräst, mangel, und die Ressourcen müssen so rer des bebiz, erklärt: „Wir bieten Geräte und gefeilt. effektiv wie möglich eingesetzt werden. Methoden, die in den Betrieben nicht immer Außerdem seien die Berufe deutlich komple- vorhanden sind, da sie nicht so generalis- xer geworden, das könne nicht jeder Betrieb tisch aufgestellt sind wie wir.“ Gerade das in vollem Umfang abbilden. Weber: „Wir sind erste Ausbildungsjahr sei sehr arbeitsinten- hier in Wittlich technisch sehr gut ausgestat- siv, und dank des bebiz könnten sich die tet, da wir immer wieder in moderne Techno- Betriebe auf die Spezialisierung im zweiten logie und Digitalisierung investiert haben. So Ausbildungsjahr fokussieren. Auch deshalb können wir die Auszubildenden auf die viel- sei die Nachfrage hier aktuell sehr hoch. fältigen Herausforderungen im Beruf vorbereiten.“ Außerbetriebliche Ausbildung: Hier Selbst ein duales Studium ist im ÜAZ-Witt- absolvieren junge Menschen ihre komplet- lich möglich: Azubis können in Kooperation te Berufsausbildung in den Einrichtungen mit den Betrieben, dem Umweltcampus Bir- – mit praktischen Phasen in Betrieben. Das kenfeld der FH Trier, der BBS Wittlich und der bebiz zum Beispiel bildet in seinen acht FOTO: CHRISTOPHER ARNOLDI IHK Trier die Ausbildung zum Industrieme- Werkstätten Maler und Lackierer, Tischler, chaniker plus den Bachelor of Engineering Verkäufer und Metallbauer aus. In der ILW absolvieren. ist eine Ausbildung zur Fachkraft für Metall- „Wir können unsere Teilnehmer sehr indivi- technik möglich. duell betreuen“, sagt ILW-Geschäftsführer Gerd Lenz zu den weiteren Vorteilen. In Prüfungsvorbereitung: Spezielle Kurse Hartmut Weber, Hochzeiten arbeiten bis zu 50 Leute in den bereiten Auszubildende auf ihre Abschluss- Geschäftsführer des ÜAZ-Wittlich. vier Werkstätten in der Engelstraße – und prüfung Teil 1 oder 2 vor. Hier wird unter
WIRTSCHAFTSTRENDS 17 anderem geschaut, welche Kompetenzlü- Meisterkurse mit Vorkurs im Bereich Metall- Einrichtungen arbeiten nicht nur innerhalb cken noch zu füllen sind, wie sie unter Zeit- und Elektrotechnik sowie Firmenschulun- ihrer Stadt- oder Kreisgrenzen, sondern druck arbeiten und ein gutes Fachgespräch gen, die auf die betrieblichen Bedürfnisse auch für Unternehmen darüber hinaus. führen können. abgestimmt sind. Bei der ILW können Auch die Prüfungen selbst finden zum größ- Arbeitslose oder von Arbeitslosigkeit Blick in die Zukunft: „Wir tragen einen ten Teil in den Lehrwerkstätten statt. „Das bedrohte Menschen, die für eine Qualifizie- wichtigen Teil zur Fachkräftesicherung in ist eine große Unterstützung, ohne sie rung im Metallbereich geeignet sind, eine unserer Region bei“, fasst Weber das obers- wären die Prüfungen kaum umsetzbar. sogenannte Berufsanschlussfähige Teilqua- te Ziel zusammen. Dabei sieht Lenz mit Sonst müssten wir ja einen ganzen Betrieb lifikation im Berufsfeld des Industriemecha- etwas Sorge, dass sich die Betriebe schwer- in Beschlag nehmen, um genügend Arbeits- nikers erwerben. Und das bebiz bietet Wei- tun, neue Auszubildende zu gewinnen: ein plätze vorhalten zu können“, sagt Christian terbildungen in den Bereichen SPS-, CAD- Problem, mit dem zahlreiche Branchen Reuter, Leiter des IHK-Prüfungsteams. Und und CNC-Technik, Pneumatik, Elektropneu- kämpfen. Dabei seien sowohl die Zukunfts- die Einrichtungen stellen zahlreiche Prüfer matik, Hydraulik und Schweißtechnik an. aussichten als auch die vielfaltigen Tätigkei- – ein wertvolles Engagement, das wiederum ten und die Gehälter in den gewerblich-tech- die Betriebe entlastet. Unterschiede: Das Besondere am ILW ist nischen Berufen verlockend. die Organisation als Genossenschaft. Sie Reuschen, der sein Amt erst vor drei Mona- Berufsorientierung und wurde 1964 vom Verband der Metall- und ten angetreten ist, hat sich vor allem zwei -vorbereitung: Verschiedenste Projekte Elektroindustrie Rheinland-Rheinhessen Ziele gesetzt: „Ich möchte in die Betriebe richten sich an Schüler und Jugendliche, die e.V., der IHK Trier, dem Trierer Unternehmen hineinhorchen, wo sie Bedarf sehen und wo noch keinen Ausbildungsplatz gefunden AGROB und zwölf weiteren Industrieunter- wir sie noch stärker unterstützen können. haben. Ziel ist es, ihnen berufliche Möglich- nehmen der Region gegründet, um Jugend- Wir wollen am Puls der Zeit sein, mit der keiten aufzuzeigen und erste Fertigkeiten liche in industriellen Metallberufen auszubil- Technik in den Betrieben mithalten, wenn mit auf den Weg zu geben. Auch den Haupt- den. Da sie sich in privater Trägerschaft nicht sogar Vorreiter sein.“ schulabschluss können sie hier nachträglich befindet, finanziere sie sich komplett selbst, Außerdem sehe er gerade infolge der Corona- erwerben. Profitieren können davon unter erklärt Lenz. pandemie das Problem, dass junge Men- anderem junge Menschen mit Lernbeein- trächtigungen oder Migrationshintergrund, die noch nicht berufsreif, körperlich oder sozial benachteiligt sind und jene, die eine Ausbildung abgebrochen haben. Häufig stel- len die Werkstätten auch den Kontakt zu Ausbildungsbetrieben her. „Wir wollen junge Menschen fit machen für den Arbeitsmarkt, damit die Unternehmen davon profitieren können“, sagt Reuschen. FOTO: CHRISTIAN REUTER Umschulung: Wer zuvor einen anderen Beruf erlernt oder in einem Berufsfeld bereits einige Jahre Erfahrungen gesammelt hat, in diesem Bereich aber nicht mehr arbeiten kann, kommt für eine Umschulung in Frage. Gerd Lenz leitet die Geschicke der Industrie-Lehrwerkstatt Trier. Alle drei Häuser bieten die Umschulung zum Industriemechaniker an. Die Fachkraft für Sowohl das bebiz als auch das ÜAZ-Wittlich schen weniger gut vorbereitet auf den Aus- Metalltechnik ist in Trier möglich, der Maschi- sind Zweckverbände der jeweiligen Land- bildungsmarkt kommen. „Hier wollen wir die nen- und Anlagenführer in Bitburg und Witt- kreise. Ersteres betreibt an zwei Standor- Betriebe unterstützen, die schwächere lich. Das ÜAZ-Wittlich hat zudem den Mecha- ten, in Prüm und Bitburg, die Fachbereiche Azubis einstellen, damit diese besser quali- troniker und Elektroniker im Portfolio. Elektrotechnik, Farb- und Raumgestaltung, fiziert werden können.“ Hauswirtschaft, Holztechnik, Metalltechnik Qualifizierung / Weiterbildung: Auch hier sowie Wirtschaft und Verwaltung. Das ist die Liste der Angebote lang. In Wittlich ÜAZ-Wittlich ist seit 1971 einer der führen- beinhaltet sie unter anderem den Qualitäts- den Anbieter überbetrieblicher Aus- und Autorin manager (IHK), die Ausbildung der Ausbilder Weiterbildung im gewerblich-technischen Ursula Bartz in IHK-Kooperation, berufsbegleitende und handwerklichen Bereich. Alle drei bartz@trier.ihk.de
Wirtschaftstrends Raus aus dem Corona-Tief Konjunktur-Erholung hat sich in der Region Trier trotz des Lockdowns fortgesetzt Weiterhin sehr schwach präsentiert sich die Handelskonjunktur mit einem Wert von nur 83 Indikatorpunkten (Jahresbeginn: 82 Punkte). Hier sind es insbesondere der typische Innenstadthandel und der Kfz-Handel, die unter den Lockdown-Ein- schränkungen extrem gelitten haben. Das produzierende Gewerbe präsentiert sich überwiegend in einer starken wirt- schaftlichen Verfassung. 51 Prozent der Befragten sprechen von guten, nur 14 Pro- Hoffnungsvolle Nachrichten: Der Lock- Einzelhandel, zwischenzeitlich gewachsen zent von schlechten Geschäften. down hat die Konjunktur-Erholung in der sein. Die Industriebetriebe melden eine über- Region Trier zwar gebremst, konnte sie Bereits zum Umfragezeitpunkt sichtbar durchschnittlich hohe Auslastung. Dank aber nicht aufhalten. Der IHK-Konjunk- erholt präsentieren sich die Investitions- steigender Auftragseingänge im Spätwin- turklima-Indikator, in den die Angaben der planungen. Der entsprechende Erwar- ter und Frühjahr verfügen sie nun über ein Unternehmen zu ihrer aktuellen Geschäfts- tungssaldo steigt gegenüber der Winterum- gutes Auftragspolster. 44 Prozent melden lage und den Geschäftserwartungen für die frage von -4 auf nun +5 Prozentpunkte, was über- und nur 24 Prozent unterdurch- kommenden zwölf Monate eingehen, ist auf eine anziehende Investitionsdynamik schnittliche Auftragsbestände. gegenüber der Vorumfrage vom Jahresbe- hinweist. Ähnlich haben sich die Beschäfti- Auch die Exporterwartungen, die zu Beginn Wirtschaftstrends // Seite 18 ginn um 4 Punkte auf nun 109 Zähler gungsplanungen entwickelt, so dass mit der Pandemie eingebrochen waren, weisen gestiegen. Er nähert sich damit dem einer Belebung des regionalen Arbeits- wieder nach oben. 25 Prozent der Export- Vorkrisenniveau. markts zu rechnen ist. betriebe rechnen für die kommenden zwölf Der langjährige Durchschnittswert des Weiterhin verstecken sich hinter den Monate mit steigenden, nur 17 Prozent mit Indikators liegt bei rund 120 Punkten. An Durchschnittswerten stark voneinander rückläufigen Ausfuhren. Getrübt wird das der IHK-Konjunkturumfrage im Frühjahr abweichende Branchenkonjunkturen. Der Bild allerdings von der Verknappung vieler 2021 haben sich 184 regionale Unterneh- Konjunkturklima-Indikator für die Industrie wichtiger Rohstoffe und folglich massiven men aus Industrie, Handel und Dienstleis- liegt fast unverändert bei 122 Punkten und Preiserhöhungen. tungssektor mit mehr als 18 500 Beschäf- signalisiert damit einen robusten Auf- Insgesamt sprechen die Daten und die zwi- tigten beteiligt. schwung. Im Dienstleistungssektor hat schenzeitlich erfolgten Lockerungen für sich das Klima um 18 Punkte von 96 auf eine anziehende Konjunktur in den Som- Gute Geschäftslage, aktuell 114 verbessert. mer hinein. leicht aufgehellte Aussichten Ihre aktuelle Geschäftslage bezeichnen 41 Prozent der Befragten als gut, 39 Pro- zent als befriedigend und 20 Prozent als schlecht. Hieraus resultiert ein deutlich positiver Saldo aus Positiv- und Negativant- worten in Höhe von +21 Prozentpunkten (Jahresbeginn: +19 Prozentpunkte). Die Geschäftserwartungen für die kom- menden zwölf Monate haben sich gegen- über der Vorumfrage ebenfalls aufgehellt. Blickpunkt Wirtschaft 07 & 08/2021 Optimisten und Pessimisten halten sich mit einem Anteil von jeweils rund einem IHK-Konjunkturklimaindikator für die Region Trier Viertel die Waage. Der entsprechende Erwartungssaldo legte von -7 Prozent- punkten im Winter auf aktuell -1 Prozent- punkt zu. Da die Umfrage vor den rhein- Konjunkturbericht land-pfälzischen Beschlüssen zur Locke- Der Konjunkturbericht steht auf www.ihk- rung der Lockdown-Bestimmungen durch- trier.de/p/Konjunkturberichte-185.html Autor geführt wurde, dürfte die Zuversicht der zum Download zur Verfügung. Dr. Matthias Schmitt regionalen Betriebe, insbesondere im schmitt@trier.ihk.de
WIRTSCHAFTSTRENDS 19 Der Brunnenhof „18ZWO“ – Tradition trifft Digitalisierung Quereinsteiger wollen zeigen: Schlanke Prozesse aus der Industrie funktionieren auch in der Gastronomie Der Brunnenhof in Trier weckt das Bild eines schönen, historischen Ortes mit einer lan- gen Historie. Tim Becker und Konstantin Rohr möchten als langjährige Freunde das gastronomische Angebot wiederaufleben lassen und ihre Vision einer prozessual digi- talisierten Bar im Herzen Triers verwirkli- chen. Dabei profitieren sie vom Know-how, das sie in ihren eigentlichen Jobs an den Mann bringen: Becker arbeitet als Geschäfts- F O T O : T H E W A LT führer der TGC Gruppe mit Standorten in Rommersheim, Koblenz und Grevenmacher daran, individuelle Software-Lösungen für Unternehmen zu entwickeln. Rohr ist der Konstantin Rohr (links) und Tim Becker stellen den Service Geschäftsführende Gesellschafter von in der neuen Bar im Trierer Brunnenhof digital auf. Security Service Schmitt in Trier und Inha- ber des Hotels Porta Nigra. diese Anforderungen nach Laufwegen prio- Waren lassen sich Sie möchten nun einen Beitrag zur Gastro- risiert auf einer Smartwatch. Unnötige digital managen nomieszene in Trier leisten. „Eine so schö- Wegstrecken werden so reduziert. Wie Zudem hat das System wirtschaftliche Vor- nen und historisch wertvollen Ort wie den schnell die Getränke auf dem Tisch landen, teile: Die Industrie spricht von einer digita- Brunnenhof wollen wir einfach belebt zeigt ein Timer an. Ein Vorgehen, das für die len Supply-Chain, wenn sämtliche Waren- sehen“, erklärt Becker. Optimierung von Lieferketten in der Indust- flüsse digital abgebildet werden und sich rie häufig Standard ist, kann in der Gastro- über ein Warenwirtschaftssystem automati- Smartwatch im Service nomie auf diese Weise die Wartezeiten ver- siert managen lassen. Verbräuche lassen Neben seinem Charme birgt die Location kürzen und dem Servicepersonal helfen. sich so exakt darstellen und Nachbestellun- gewisse Herausforderungen, die zu Lasten gen automatisieren. Gespeichert werden der Übersichtlichkeit für Personal und Besu- In Rekordzeit zum Drink die anfallenden Daten in einer Cloud. cher gehen. Ein kleiner Innenraum kombi- Die Bestellungen werden am Tisch ange- Die vielfältige Nutzung von Software ist in niert mit einer großen Terrasse und einem nommen und drahtlos auf einen Küchenmo- der Gastronomie ein Kostentreiber und Innenhof erfordert einen hohen Bewirtungs- nitor an der Bar übertragen. Die fertigen erschwert in bestehenden Geschäften aufwand mit langen Laufwegen. Als Quer- Produkte stellen die Mitarbeiter auf einem deren Einsatz, da ihr Nutzen kaum in Zahlen einsteiger betrachten die Betreiber dieses gekennzeichneten Tablet von der Bar bereit, zu beziffern ist. Die Betreiber sind daher Problem aus einem anderen Blickwinkel und so dass sie schnellstmöglich zum Gast kom- dankbar um Förderangebote wie „Digi- sehen in modernsten Digitalisierungsstan- men. Auch hier werden die Zeiten gemes- boost“, die die initialen Kosten senken. dards die Lösung für einen effizienten und sen, um im Ergebnis die Kennzahlen über Trotz aller Digitalisierung innerhalb der flüssigen Betrieb. den gesamten Prozess vom Rufen der Bedie- neuen Bar im Brunnenhof, die den Namen Der Denkansatz lautet: Wie lässt sich Gast- nung bis hin zur servierten Bestellung zu „18ZWO“ tragen wird, können weniger tech- ronomie mithilfe von Technologie verbes- erhalten. Diese Kennzahlen helfen, den nikaffine Gäste auch auf herkömmliche Art sern? „Ich habe mir viele Software-Lösun- Service dahingehend zu optimieren, dass bestellen. Sämtliche Prozesse können off- gen für die Gastronomie angeschaut und der Gast so früh wie möglich seine Bestel- line umgesetzt werden. mich häufig gefragt: Die Menschheit kann lung erhält, das Personal unnötige Wege Im Juli 2021 sollen die Bauarbeiten abge- doch zum Mars fliegen, warum habt ihr so einspart und Gäste nicht mehr ständig Aus- schlossen sein, und die Bar öffnet ihre Pfor- vieles, was nach aktuellem Stand der Tech- schau nach ihm halten müssen. ten für Gäste. Dann ist sie vorbei, die digitale nik möglich ist, in der Gastronomie noch Tische, die zu lange warten, senden automa- wie analoge Fastenzeit. nicht umgesetzt?“, fragt Software-Unter- tisch ein Signal, um dem Personal mitzutei- nehmer Becker. len, dass hier etwas nicht stimmt und Letztlich haben die Betreiber einzelne neue bedient werden sollte. Das macht das Arbei- Ideen zu einem Ganzen zusammengefügt. ten übersichtlicher und entlastet das Perso- So kann der Gast künftig mittels Rufsystem nal, dem ein Bonifizierungssystem zusätz- Autor den Service unabhängig von dessen Stand- lich den Anreiz bietet, den vorgegebenen Christian Kien ort zu sich bitten. Das Servicepersonal sieht digitalen Prozess konsequent einzuhalten. kien@trier.ihk.de
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