Magazin Wirtschaft - IHK Stuttgart
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www.stuttgart.ihk.de 07. 2017 Stuttgart Böblingen EsslingenNürtingen Göppingen Ludwigsburg RemsMurr Magazin Wirtschaft Ein Service der IHK für Unternehmen in der Region Stuttgart Projekt Grüne Stadt Seite 8 So machen Sie sich zur Arbeitgebermarke Seite 18 Das müssen Sie über Ferienjobs wissen Seite 22
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EDITORIAL Erfolg ist kein ewiger Gast Es ist schon mehr als verwunderlich, weckt, ist keineswegs garantiert, dass ihm die wie angesichts der Krisen in der Welt für die Wiederbelebung der französischen die Konjunktur in Deutschland läuft Wirtschaft so dringend erforderlichen Refor- und läuft und die Unternehmen von einem men auch wirklich gelingen. An den französi- Exporterfolg zum nächsten eilen. Eine derar- schen Gewerkschaften sind schon viele seiner tig lange Wachstumsphase wie in den zurück- Vorgänger gescheitert. Dabei braucht Deutsch- liegenden Jahren hat es in der jüngeren land ein starkes, prosperierendes Frankreich, Vergangenheit nicht gegeben. Die Steuerein- wenn die längst überfällige Neuausrichtung nahmen bei Bund, Ländern und Gemeinden der Europäischen Union gelingen soll. sprudeln, die Beschäftigung nimmt unverän- dert zu und die allerorts guten Geschäfte stär- Neuausrichtung der EU muss gelingen ken die Eigenfinanzierungskraft der Betrie- be. Wie allerdings passt dies zum politischen Die Unsicherheiten über den Auszug der Umfeld, in dem sich die Wirtschaft behaup- Briten und die Konsequenzen für die Betriebe Andreas Richter ten muss? werden in den kommenden Monaten anhal- Hauptgeschäftsführer Noch sind die Auswirkungen der Politik des ten, und nicht nur hier überdeckt der politi- der IHK Region Stuttgart neuen US-Präsidenten bei den deutschen Ex- sche Diskurs die ernsten Probleme, an denen porteuren nicht angekommen, wenngleich die EU leidet. Die Krise Griechenlands ist un- das Kopfschütteln über die Gehversuche der gelöst, die Risiken, die sich mit Defiziten in neuen US-Administration in der Unterneh- Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftswachstum merschaft eher zu- als abnimmt. Bisher jedoch in Ländern wie Spanien und Italien verbin- bewegt sich America First auf den Feldern der den, bestehen weiter fort, und Länder wie Po- Klima- und Sicherheitspolitik und, soweit er- len und Ungarn nehmen zwar gerne die Vor- kennbar, nicht unmittelbar im ökonomischen teile der Gemeinschaft, gehen jedoch zugleich Terrain. Ungeachtet dessen sind die Sorgen auf Distanz. Und es drückt, vielleicht als die über den Kurs der USA als unserem wichtigs- größte Hypothek, die die Arbeitnehmer heute ten Handelspartner unverändert vorhanden. noch kaum bemerkt auf ihrem Rücken tragen, Stagnation herrscht auch in den Handelsbe- die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zent- ziehungen zu Russland. An eine Aufhebung ralbank, deren Kurs den Bürgen die Alters- der Sanktionen der EU in diesem Jahr ist versorgung nimmt und damit die Schulden- nicht zu denken, faktisch steht der deutsch- staaten Europas über Wasser hält. russische Wirtschaftsverkehr weiterhin auf Wenn man sich dieses gesamte Umfeld vor Stand-by. Abwarten heißt es auch hinsichtlich Augen hält, kann man vor der deutschen des Austauschs von Waren- und Dienstleistun- Wirtschaft, ihren Unternehmen und ihren gen mit der Türkei, denn bisher ist die nach Beschäftigten nur den Hut ziehen. Schon gar den Präsidentschaftswahlen erhoffte Normali- nicht mag man eine Situation ermessen, sierung im türkisch-deutschen Verhältnis defi- wenn die heutigen Turbulenzen dieser Welt nitiv ausgeblieben. auch noch mit Rezession, Beschäftigungsab- bau und Verlusten bei Einkommen und Steuer- Riesiger Berg von Hausaufgaben aufkommen verbunden wären. Dass Wirt- schaft national wie global eine stabilisierende Syrien, Afghanistan, die zunehmenden Rolle spielt ist nicht neu. Ob den Betrieben Spannungen zwischen Saudi-Arabien und in unserem Land entsprechende Wertschät- Iran, ausgetragen jetzt über Katar, ganz abge- zung entgegengebracht und die Zukunfts- sehen von der Bedrohungslage durch den IS, sicherung von Produktion, Dienstleistungen bleibt der mittlere Osten ein Pulverfass mit und Beschäftigung nach den Bundestags- all den damit verbundenen Unsicherheiten wahlen leichter gemacht wird, darf man be- und Auswirkungen auf Globalisierung und zweifeln. Dabei wäre es wider aller konjunk- der Entwicklung von Volkswirtschaften und turellen Erfahrungen, wenn unternehmeri- potenziellen Handelspartnern. sche Erfolg zum ewigen Gast würde. Europa wiederum hat einen riesigen Berg von Hausaufgaben. Auch wenn Emmanuel Macron von Erfolg zu Erfolg eilt und bei den Franzosen neue Zuversicht und Aufbruch MAGAZIN WIRTSCHAFT 07.17 3
INHALT 22 28 33 Foto: www.fineimages.de Ferienzeit – Ferienjobs Den Sprachschulmarkt IHK-Hauptgeschäftsführer neu gewählt Viele Schüler finden es uncool, mit den Eltern revolutionieren möchte Manuel Hilden- Johannes Schmalzl (im Bild mit IHK-Präsiden- zu verreisen. Viele Unternehmen suchen Aus- brand. Dafür hat er die Vergleichsplattform tin Marjoke Breuning) wird neuer Hauptge- hilfen. Eine klassische Win-win-Situation also. Lingo Ventura für internationale Sprachkurse schäftsführer der IHK. Der 52-jährige Jurist löst Wir sagen, worauf Sie achten müssen. gegründet. Andreas Richter gegen Ende des Jahres ab. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer IHK? Sagen Sie uns Ihre Meinung! Ab Mitte Juni fragen die IHKs bei Inhabern und Geschäftsführern von IHKMitgliedsunternehmen nach, wie zufrieden sie sind. Damit wollen sie he rausfinden, wie ihre Leistungen bei den Mitglie dern ankommen. Ziel ist es, die Mitgliederbin dung zwischen IHK und Unternehmen zu DIE LETZTE SEITE 66 verbessern. Die IHKs haben die Agentur forum! Kommentar In der digitalen GmbH beauftragt, von allen IHKMitgliedsunter Transformation müssen nehmen per Telefoninterview bundesweit 2000 Unternehmen die Perspek Unternehmen zu befragen. Unsere Bitte an alle tive der neuen Konkur Unternehmer, Inhaber und Geschäftsführer: Soll renten einnehmen, rät ten Sie zu den „Ausgewählten“ gehören, die um Dr. JensUwe Meyer ein Interview gebeten werden, nehmen Sie bitte Ärgernis des Monats Unge Ihr demokratisches Recht wahr. Geben Sie Ihre wollte Nebenwirkungen im Beurteilung ab. Ihre Meinung ist uns wichtig. Zollrecht Cartoon Digital Natives Vielen Dank! an der Hochschule 4 MAGAZIN WIRTSCHAFT 07.17
MAGAZIN 639 33 Neuer Hauptgeschäftsführer Johannes Schmalzl gewählt Qualifizierungen, KURZ & KNAPP 67 34 Marktplatz Bildungspartnerschaften im die Sie weiter- 6 Wissenschaft Börsenanleger und Fle Kreis Göppingen bringen! dermäuse nutzen die gleiche Strategie Verkehr IHKStudie legt Entschärfung Wahrheiten aktuell und unterhaltsam von Stauschwerpunkte in Stuttgart nahe Bücher zu Nachfolge und Innovation IHK-Ausbildungsreport für den Kreis 7 Personalien Sagen Sie mal … Fragen an Olaf Kieser 35 Böblingen erschienen Jobmesse bei der IHK von Firmen IHK-Praxisstudium (Stadtwerke Stuttgart) und Bewerbern gut besucht Bachelor- und Energieeffizienz IHKAussschuss Master-Niveau! TITELTHEMA 8 14 besucht vorbildliches Unternehmen 8 Grüne Städte Wie Stadtplaner für Luft 36 Wirtschaftsjunioren / Berlin & Brüssel und Lebensqualität sorgen Höhere Berufsbildung 14 Interview Dr. Wolfgang Schuster er FIRMENREPORT 37 39 IHK-Praxisstudium en klärt, was nachhaltige Städte ausmacht 37 Nachrichten über regionale Firmen staltung onsveran l Betriebswirte Informati. Juli 2017 l Fachwirte 12. + 13 RAT & TAT 1526 DIE LETZTE SEITE 66 15 Telegramm Aktuelle Kurzmeldungen 66 Kommentar, Karikatur und Ärgernis l Fachkaufleute 16 Vom Bürokratieentlastungsgesetz II des Monats l Meister profitieren auch kleine Unternehmen Bis zu 70 % Einsparung der Kosten möglich! 17 Forschung zur digitalen Transformation der Gesellschaft wird gefördert ANZEIGEN-SPECIAL 4045 Zeitmodelle 18 Employer Branding Machen Sie sich zur Arbeitgebermarke 40 Zeitarbeit – Personalengpass in der l Berufsbegleitend l Blended Learning 19 Die perfekte Stellenanzeige sagt präzise, Ferienzeit l Für Frühaufsteher wen Sie suchen und was Sie bieten l Vollzeit 20 Das ändert sich beim Mutterschutz 21 Der Brexit kann auch Folgen für INFO 4665 deutsche Ltds haben Und wussten Sie schon, …. 22 Ferienzeit – Ferienjobs Was Sie BEKANNTMACHUNGEN l dass seit 2016 die IHK-Praxisstudiengänge über die Beschäftigung von Schülern Bachelor und Master gleichgestellt sind? wissen müssen 46 Aufwandsentschädigung für l dass sieben von zehn Absolventen eine 23 Coaching-Tipp Übertriebener ehrenamtliche Prüfer höhere Position erhalten und zusätzlich Perfektionismus in eine höhere Gehaltsklasse aufsteigen? 24 Aktuelle Zahlen, Fakten und Tendenzen HANDELSREGISTER l dass Sie bei unseren Praxisstudiengängen 26 Wirtschaft im TV Das müssen Sie sehen 46 April/Mai bis zu 70 % der Kosten durch Fördermittel Neueintragungen, Veränderungen, und steuerliche Absetzbarkeit einsparen MENSCHEN & IDEEN 2730 Löschungen und Insolvenzen können? 27 Zeitsprung Andreas Möhle, Autohaus Walter Möhle GmbH, Aspach BRANCHENSPIEGEL Informationsveranstaltungen 28 Existenzgründer im Porträt Manuel 53 Bezugsquellennachweis Angebote „Karriere mit Lehre“ Hildenbrand hat eine Vergleichsplatt aus der Wirtschaft l Mi. 12.07.2017, 18-20 Uhr, Remshalden form für Sprachkurse gegründet l Do. 13.07.2017, 18-20 Uhr, Stuttgart 29 Karriere mit Lehre Heinz Schmid ist RUBRIKEN BiotechManager mit IHKAbschluss 56 Impressum 30 Aus den Labors der Region Zellen un 58 Jubiläen Kostenlose Weiterbildungsberatung auch telefonisch möglich! Rufen Sie uns einfach an. tersuchen mit Hilfe von Mikrochips 62 Termine Telefon 0711 2005-1555 64 Geburtstage IHK & REGION 3136 31 Ausbildungsbotschafter 2000. Besuch in Schulen der Region IHK-Bildungshaus Goethestraße 31, 73630 Remshalden-Grunbach Telegramm Neues aus der Wirtschaft Telefon 07151 7095-0, Telefax 07151 7095-8895 der Region info.bhg@stuttgart.ihk.de 32 Außenwirtschaft Unternehmen Jägerstraße 30, 70174 Stuttgart Telefon 0711 2005-1555 erwarten steigende Exporte Titelbild: Archi Nova info.bhs@stuttgart.ihk.de Azubi-Speeddating in Böblingen Soweit nicht anders angegeben, sind alle IHK trifft Politik im Kreis Ludwigsburg Fotos im Heftinneren von Thinkstock www.ihk-bildungshaus.de MAGAZIN WIRTSCHAFT 07.17 5
MAGAZIN KURZ & KNAPP Fledermäuse verhalten sich wie Börsianer Wahrheiten W Mit „Social Hedging” sichern sich die Tiere gegen Krisen ab aaktuell, denkwürdig Amerikanische und deut- Die Akademisierungsquote war in sche Wissenschaftler ha- internationalen Studien über viele ben Ähnlichkeiten zwi- schen den Strategien Jahre der zentrale Maßstab für von Börsenanle- Bildungsqualität. Ich glaube, das hat gern und süda- uns zu falschen Signalen verleitet. merikanischen Susanne Eisenmann (CDU), Kultusministerin Vampirfleder- von BadenWürttemberg mäusen ent- deckt. Unter- Die Deutschen sollten sich suchungen klarmachen, dass sie zwar im des Smithso- schönsten Haus Europas wohnen. nian Institute Der Wert dieses Hauses hängt for Tropical Research in jedoch auch davon ab, wie es in der Panama er- Nachbarschaft aussieht. gaben, dass Peter Mandelson, britischer Politiker und Vampirfledermäuse ehemaliger EUHandelskommissar die Fleder- sind gesellige Tiere – mäuse ein Netzwerk aus verwandten und und verhalten sich Die britische Regierung hat gesagt, nicht-verwandten Artgenossen aufbauen, die ökonomisch. sich regelmäßig gegenseitig Nahrung abge- dass sie am Brexit festhalten will. ben. Dadurch können es die Tiere besser aber wenn sie ihre Entscheidung verkraften, wenn ein wichtiger Nahrungs- Max-Planck-Institut für Ornithologie in Ra- ändern will, würde sie natürlich spender in ihrer Familie ausfällt. Dieses „So- dolfzell an dem Projekt beteiligt war. „Im cial Bet Hedging“ sei mit einer Börsenstrate- Fall der Aktienstrategie wird einem Börsen- offene Türen vorfinden. Wolfgang Schäuble (CDU), Bundesfinanzminister gie vergleichbar, die sich gegen Verluste in crash vorgebeugt. Im Fall der Vampirfleder- seltenen, dann aber sehr kostspieligen Aus- mäuse wird dem Risiko vorgebeugt, sich in Wir wollen eine Stadt sein, die nahmefällen absichert, auch wenn dafür ge- einer Situation ganz ohne Nahrung und ohne genwärtige Profite geschmälert werden, er- bereitwilligen Nahrungsspender wiederzu- zum Verweilen einlädt und nicht klärt Dr. Damien Farine, der von deutscher finden und daher hungern oder gar verhun- zum Durchrauschen. Seite für die Universität Konstanz und das gern zu müssen.“ Fritz Kuhn (Grüne), Oberbürgermeister von Stuttgart D.Quarks -- das hört sich an wie ein neuer Modebegriff aus der Welt der Managementberater. Das ist es auch, aber vor allem haben die beiden Experten von der Unternehmensberatung PwC damit ein griffiges System geschaffen, um zu erklären, worauf es ankommt, wenn ein Unternehmen die Transformation in die digitale Welt erfolgreich gestalten will. Als D.Quarks identifizieren die Autoren nämlich fünf Erfolgsfaktoren für die- sen Weg, und jedem von ihnen widmen sie ein eigenes Kapitel. Wer sich von Startup-Sprech wie „Technology- enabled“, „Transaction-oriented“ oder „Open digital“ nicht abschrecken lässt, findet hier eine gut lesbare und trotzdem fundierte Orientierung im Dickicht des digitalen Wandels. D.Quarks. Der Weg zum digitalen Unternehmen. Carsten Hentrich u. Michael Pachmajer, Murmann Publishers, Hamburg 2016, 200 Seiten, 39, 90 Euro, ISBN 9783867745543 Der Generationswechsel ist ein entscheidender Abschnitt in der Firmengeschichte, der gut vorbereitet sein will. In vier Kapiteln mit den Schwerpunkten Vorüberlegungen/Strategie, Vorbereitung des Unternehmens/Due Dili- gence, Alternativen einer Unternehmensnachfolge sowie Hinweise zur Übertragung des Unternehmens bereitet Autor Prof. Wolfgang Koch den Themenkomplex praxisnah auf. Immer wieder weiten eingestreute Anregungen sowie Exkurse zu den Themen Notfallplan und Nachfolge in Sanierungsfällen den Blick. Hilfreich sind die Auflis- tungen der für eine Due Diligence erforderlichen Unterlagen im Anhang des Buches. Unternehmensnachfolge planen, gestalten und umsetzen. Ein prozessorientierter Leitfaden für Unternehmen. Wolfgang Koch, SchäfferPoeschelVerlag, Stuttgart 2016, 266 Seiten, 69,95 Euro, ISBN 9783701034683 6 MAGAZIN WIRTSCHAFT 07.17
Personalien Neue Namen und Gesichter in den Chefetagen der Region Olaf Kieser Geschäftsführer Bernhard Lange (58), ge- Stadtwerke Stuttgart GmbH schäftsführender Ge- sellschafter der Paul Lange & Co. OHG (Stutt- gart), hat bei einem Festakt die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland Sagen Sie mal, von Verkehrsminister Win- Herr Kieser … fried Hermann entgegenge- nommen. Die Auszeichnung … was zieht Sie in die Berge? war ihm bereits im vergange- Das wunderbare Gefühl einen Berg zu nen Jahr durch den Bundes- besteigen, das Ziel den Gipfel zu präsidenten verliehen wor- erreichen und den schönen Ausblick zu den. Lange wurde damit als genießen. erfolgreicher Fahrradunter- … was ist so interessant an den nehmer geehrt, der sich für Stadtwerken einer Großstadt? Foto: KD Busch die Belange der Fahrradin- Die Energiewende wird in den Städten dustrie und für die Interessen umgesetzt werden müssen. Denn die der Radfahrer einsetzt. Urbanisierung schreitet weiter voran. Die Stadtwerke Stuttgart haben eine große Chance, mit ihrer regionalen Präsenz und Silke Nixdorf ist neue Geschäftsführerin der MSH Me- innovativen Produkten die Energiewende dien System Haus GmbH & Co. KG (MSH) in Stuttgart, für die Bürger in der Landeshauptstadt einer Tochtergesellschaft der Medienholding Süd erlebbar zu machen. GmbH. Die erfahrene IT-Fachfrau führt dort gemeinsam mit … welche Erfahrung möchten Sie Ulrich Schmutz die Geschäfte der MSH. Silke Nixdorf war unbedingt einmal machen? zuvor vier Jahre Geschäftsführerin der MSP Medien System- Ich warte auf die perfekte Welle und partner GmbH & Co. KG in Bremen, davor hatte sie zwölf würde gerne einmal auf dieser Welle Jahre in unterschiedlichen Sparten der Deutschen Telekom surfen. gearbeitet. … in welcher anderen Firma wären Sie gerne einmal einen Monat Chef? Markus Hucko (44) hat die neu geschaffene Position Bei einem Automobilkonzern. Das Auto eines Chief Operations Officer (COO) in der ge- emotionalisiert die Menschen und mit schäftsführung der Stuttgarter Leadec-Gruppe (ehe- dem Thema Elektromobilität verschmel- mals Voith Industrial Services) übernommen. Neben Mar- zen Energie und Mobilität. kus Glaser-Gallion (CEO) und Christian Geißler (CFO) ist er … was schätzen Sie an anderen dort für den Bereich IT, Systems & Operations verantwort- Menschen am meisten? lich. Zuvor war der gelernte Bankkaufmann und Diplom- Ich schätze gutes Benehmen, gute Betriebswirt in der CWS-Boco Gruppe sowie bei Ferrostaal Umgangsformen und tugendhaftes Industrial services tätig. Verhalten. … was stößt Sie an anderen Menschen ab? Leider stößt man immer wieder auf Dr. Andreas Jahn (48) wird im Juni 2018 neuer Vorsitzender starke Egoisten im Leben, die nicht des Vorstands der SV Sparkassenversicherung. Jahn folgt teamfähig sind. Durch meine jahrelange dann dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden Ulrich- Sporterfahrung bin ich mir sicher, dass Bernd Wolff von der Sahl, der im Mai 2018 in den Ruhe- ein gut eingespieltes Team immer stärker stand tritt. Der promovierte Betriebswirt Jahn ist seit 2012 ist, als die Summe der Einzelpersonen. Vertriebsvorstand der SV. Außerdem wurde Dr. Klaus Zeh- … welches Buch lesen Sie zurzeit? ner mit sofortiger Wirkung zum stellvertretenden Vorsitzen- „Digital Disruption“ – Wie Sie Ihr den des Vorstands ernannt. Dr. Zehner leitet seit 2008 das Unternehmen auf das digitale Zeitalter Ressort Schaden/Unfall der SV. vorbereiten. … haben Sie ein Lebensmotto? Personalnachrichten für das Magazin Wirtschaft: Gibt es auch in Ihrem Unternehmen personelle „Am Ende wird alles gut, und wenn noch Veränderungen auf der Führungsebene? Wir veröffentlichen Ihre Nachricht gerne. Senden Sie einen nicht alles gut ist, dann ist es noch nicht kurzen Text mit Bild an presse@stuttgart.ihk.de das Ende!“ MAGAZIN WIRTSCHAFT 07.17 7
TITELTHEMA MAGAZIN Projekt grüne Stadt Nicht nur Luftschadstoffe, auch steigende Temperaturen und dichtere Bebauung belasten das Klima und die Lebensqualität in den Städten. Planer suchen nach Lösungen – und manche davon muten ziemlich unge- wöhnlich an. Zum Teil können sie dabei auf das Know-how von Firmen aus der Region zurückgreifen. Bäume recken sich waagrecht in den Weise sogar Reis angebaut“, sagt Braun, in Raum, ein Weinberg hängt wie ein Vor- Europa haben – wen wundert es – die garten- hang in der Luft – man könnte sich in bauerfahrenen Niederländer die Nase vorn. einem surrealistischen Bild wähnen. Mit Und in Mailand gibt es seit ein paar Jahren Kunst hat diese Installation bei der Weltaus- den „Bosco Verticale“ – zwei Hochhäuser mit stellung Reformation in der Lutherstadt Wit- 19 und 27 Etagen, die auf Terrassen und tenberg zwar schon zu tun, es geht aber um Balkonen mit tausenden von Bäumen, Sträu- mehr. Die Stuttgarter Biologin Dr. Alina chern und Stauden bepflanzt sind. Schick, die den „hängenden Garten“ in der Ausstellungshalle der württembergischen Grünes Hochhaus soll Fläche sparen Landeskirche eingerichtet hat, widmet sich und Klima verbessern mit ihrem Startup Visioverdis neuen Formen der Gebäudebegrünung. Bisher spielen solche Experimente in Diese werden von Städteplanern und In- Deutschland kaum eine Rolle, räumt Braun vestoren zunehmend ernstgenommen. Dafür ein. Dies könne sich aber bald ändern. Denn sorgen wachsender Verkehr, bauliche Nach- die EU interessiert sich sehr für kreative An- verdichtung und der globale Klimawandel. sätze zur Verbesserung der Stadtökologie Eine 100 Meter lange Mooswand an So versuchen Kommunen schon lange, in- und fördert das Fraunhofer IAO in Stuttgart der Cannstatter Straße in Stuttgart nerstädtische Brachen oder Freiflächen zu zusammen mit sechs Modellstädten im Pro- bebauen. Das hält den Landschaftsverbrauch jekt UnaLab. Obwohl Stuttgart nicht dabei soll zeigen, ob die Pflanzen in der in Grenzen, schafft aber Konflikte mit Grün- ist, bewegt sich auch an Rems und Neckar Lage sind, die Schadstoffbelastung flächen und Frischluftschneisen, die für das viel. So dient der „Bosco Verticale“ ganz of- der Luft spürbar zu senken. Mit Stadtklima lebenswichtig sind, erklärt Stef- fensichtlich als Vorbild für das „grüne Hoch- ähnlichen Fragestellungen beschäfti- fen Braun, der sich beim Fraunhofer -Institut haus“, das die Stadt Waiblingen auf der Kor- für Arbeitswirtschaft und Organisation ber Höhe bauen lassen will. Zwar ist nach gen sich auch Steffen Braun und sein (IAO) im Rahmen des Projekts „Morgen- Meinungsverschiedenheiten im Gemeinde- Team vom Fraunhofer IAO. stadt“ mit der Stadt der Zukunft beschäftigt. rat immer noch unklar, welcher Investor zum Foto: Annette Cardinale „Fläche ist ein absolut begrenzter Faktor, Zuge kommt, doch die Verwaltung sei fest deshalb sind alle neuen Formen, Grün in die entschlossen, das „Vorzeigeprojekt“ weiter- Stadt zu integrieren, hochinteressant.“ zuverfolgen, sagt Baubürgermeisterin Birgit Priebe. Äcker auf dem Dach und „Wir wollen nicht nur ein architektonisch unterirdische Parks ansprechendes Objekt mit schön gestalteter Fassade“, unterstreicht Priebe. „Ziel ist es, Manche dieser Ansätze muten wie Science das Kleinklima zu verbessern, den Energie- Fiction an – nicht nur die waagrecht wach- verbrauch zu senken und etwas zur Steige- senden Bäume von Alina Schick, die durch rung der Biodiversität zu tun.“ Dies alles ständige Rotation um die eigene Achse dazu könne ein gut durchdachtes und geplantes animiert werden, in der Horizontale zu grünes Hochhaus leisten, glaubt die Bürger- wachsen. In New York, einem Zentrum der meisterin. Durch die Begrünung der Fassa- neuen Gründenker, gibt es Pläne für einen den und Vorsprünge würde letztlich dreimal unterirdischen Park, der mit Hilfe Energie so viel Grünfläche geschaffen, wie das Ge- sparender LED-Technik in stillgelegten U- bäude in Anspruch nimmt. Beim Bau sollen Bahn-Stollen entstehen soll. „Urban Far- natürliche und reyclingfähige Stoffe zum ming“ -- die Nahrungsmittelerzeugung auf Einsatz kommen, Regenwasser wird wieder- Dachgärten und Balkonen ist in anderen verwendet und erneuerbare Energien ge- Ländern der Welt ebenfalls weit fortgeschrit- nutzt. „In diese Richtung tun wir in den ten. „In japanischen Städten wird auf diese Städten bisher zu wenig“, findet Priebe. MAGAZIN WIRTSCHAFT 07.17 9
MAGAZIN TITELTHEMA standfest wie der konventionelle Massivbau, Foto: Annette Cardinale wiegen aber nur ein Sechstel“, erklärt Ge- schäftsführerin Stephanie Fiederer. „Da- durch eignen sie sich auch hervorragend für die Nachverdichtung.“ Doch die „Aktivhäuser“ sind nicht einfach nur schnell montierte Leichtbauten. Trotz ihrer schlichten Anmutung sind sie echte Ökohäuser. Als Vorbild diente das von Wer- ner Sobek konstruierte „Aktivhaus B10“ in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung. Dieser 2013 eingeweihte Prototyp erzeugt mehr Energie als er in Anspruch nimmt und speist den Überschuss ins Stromnetz ein. Zwar er- reicht die Basis-Serie 700 der Stuttgarter in der Regel keine positive Energiebilanz, sie erfüllt aber den Effizienzstandard EnEV 2016 und besteht überdies ganz aus recyc- lingfähigen Materialien. Garten-Solardächer immer beliebter Wer über Stadtklima nachdenkt, muss sich auch mit Dächern befassen -- Flachdächern, genauer gesagt, die in den Städten einen An- teil von rund 25 Prozent an der Gesamt-Dach- fläche haben. Im Sinne des Klimas genutzt wird nur ein Teil davon. So sind Photovoltaik- anlagen auf Bürogebäuden ziemlich verbrei- Solarzellen nützen dem Klima – begrünte Dächer auch. Immer mehr Bauherren möchten beides verbin tet, in manchen Innenstädten schreiben Be- den, so Stefan Ruttensperger (li.) und Stefan Knapp (re.) von Paul Bauder in StuttgartWeilimdorf. bauungspläne auch vor, Flachdächer zu be- grünen -- so seit langem schon in Stuttgart. „Ideal ist es, beides miteinander zu kombi- Dass mehr Grün in der Stadt Klima und Gebäude- und Fassadenbegrünung stehen nieren“, sagt Stefan Knapp, Fachbereichslei- Luftqualität verbessert, steht außer Frage. hier im Mittelpunkt, aber es geht auch um ter Photovoltaik bei der Stuttgarter Paul Schwieriger ist es da schon, diese positive neue Verkehrskonzepte und um Möglichkei- Bauder GmbH & Co. KG, die ein führender Wirkung zu quantifizieren. Deshalb unter- ten, auf der gleichen Fläche mehr Wohn- Anbieter von Dachbegrünungen ist. „Denn sucht die Stadt Stuttgart seit dem Frühjahr, raum zu schaffen -- und so den Druck auf die bei großer Hitze fällt die Leistung der PV- wie sich eine rund 100 Meter lange Moos- klimatisch wichtigen Frei- und Grünflächen Elemente ab. Die Vegetation wirkt dem wand an der Cannstatter Straße auf den zu mindern. Erreichen kann man dies etwa, durch ihren kühlenden Effekt entgegen und Schadstoffgehalt der Luft auswirkt. Moose indem man Altbauten aufstockt und so in ein steigert so die Effizienz der Anlage.“ sollen Schadstoffe wie Feinstaub oder Stick- und demselben Gebäude mehr Wohnraum Erst neun Monate hat Bauder die kombi- oxid sehr effizient aus der Luft filtern und schafft, erklärt Braun. nierten Pflanzen-Solardächer im Angebot werden hierzu bereits in anderen Städten wie und bisher kaum Werbung dafür gemacht. Paris und Hongkong eingesetzt. Ökohäuser aus Holz Trotzdem übertrifft die Nachfrage alle Er- Mit ähnlichen Projekten beschäftigen sich wartungen, freut sich Knapp. Er führt dies auch Steffen Braun und seine Mitarbeiter. So Weil die Statik hier aber enge Grenzen unter anderem darauf zurück, dass die ge- werden die Fraunhofer-Forscher gemeinsam setzt, ist Leichtbau gefragt -- zum Beispiel mit setzliche Förderung mittlerweile den Eigen- mit der Universität Stuttgart in den kommen- Holz. Diesem neuen alten Baustoff hat sich verbrauch gegenüber der Netzeinspeisung den zwei Jahren untersuchen, wie man in ei- die AH Aktivhaus GmbH Stuttgart-Deger- begünstigt. „Dadurch muss der Bauherr nem Bestandsquartier den Grünanteil erhö- loch verschrieben. Das Startup aus der Stutt- nicht mehr jeden Quadratmeter Dachfläche hen, den Energieverbrauch senken und so garter Sobek-Gruppe plant und errichtet nutzen und es bleibt Platz für die Begrü- das Stadtklima verbessern kann. Hierzu wer- Holzhäuser in modularer Fertigbauweise. So nung“. Wegen der notwendigen Unterkonst- den lokale Akteure einbezogen und virtuelle ist Ende 2016 in Winnenden (Rems-Murr- ruktion für die Solarpaneele ist die Kombina- Techniken, etwa Visualisierungen, einge- Kreis) aus 38 Einheiten eine Flüchtlingsun- tion aber vergleichsweise teuer. Sie kommt setzt. Als „Reallabor Stadt“ – so der Name terkunft gebaut worden. Dieses Jahr sind vor allem dort zum Einsatz, wo Bebauungs- des vom Landeswissenschaftsministerium Projekte mit 100 weiteren Elemente geplant, pläne die Begrünung vorschreiben oder wo geförderten Programms – dient ihnen unter darunter wiederum 38 für Wohnungen in die Auftraggeber bewusst etwas für die Um- anderem der Stuttgarter Westen. Kernen. „Unsere Module sind ebenso welt tun möchten. 10 MAGAZIN WIRTSCHAFT 07.17
TITELTHEMA MAGAZIN Hochhäusern, Wintergärten, Buswartehäus- chen oder an verglasten Fußgängerbrücken -- darunter auch seltene und streng geschütz- te Arten. Weil sich die Umgebung im Glas spiegelt, erkennen die Tiere hier kein Hin- dernis und rasen oft ungebremst in die Scheiben. „In Deutschland gibt es für dieses Problem bisher kaum ein Bewusstsein“, sagt Martin Schwarz, Geschäftsführer der Glaswerke Ar- nold GmbH & Co. KG in Remshalden-Ge- radstetten. Ganz im Gegensatz zu Nordame- rika, wo Großstädte wie Chicago oder Toron- to, die mitten auf wichtigen Vogelzugrouten liegen, strenge Vogelschutzauflagen für Neubauten erlassen. Auch der Staat Kalifor- nien schreibe Maßnahmen zur Verhütung von Vogelschlag in Küstennähe baurechtlich vor, sagt Schwarz. Unter anderem deswegen können sich die Remstäler seit einiger Zeit über eine rege Nachfrage von jenseits des Atlantiks nach ih- rem Vogelschutzglas der „Ornilux“-Produkt- linie freuen. „Die Umsätze sind zwar noch klein, aber immerhin verzeichnen wir Jahr für Jahr Zuwächse von 15 bis 20 Prozent“, so Schwarz. Ziehe die Nachfrage weiter an, könnten auch die bisher noch um rund 30 Prozent höheren Produktionskosten sinken. Foto: Annette Cardinale Äußerlich sieht man diesem Schutzglas, das Arnold in seinem Zweigwerk im fränki- schen Feuchtwangen produziert, kaum etwas an. Die Scheiben sind mit einer Spezialbe- schichtung versehen, die ein Muster aus UV- Licht-reflektierenden und -absorbierenden In Winnenden hat die AH Aktivhaus GmbH eine Flüchtlingsunterkunft in HolzLeichtbauweise errichtet. Bereichen ergibt. Vögel können dieses Mus- Diese eigne sich auch für die Nachverdichtung, sagt Geschäftsführerin Stephanie Fiederer. ter sehen, uns Menschen erscheint die Fens- terscheibe dagegen durchsichtig. „Dadurch werden nicht alle Kollisionen Flachdächer bieten ein großes und leicht Fledermäusen als Nahrung dienen. Auf dem verhindert“, räumt Schwarz ein. Nach jahre- erschließbares Potenzial, das mit der etablier- 15 000 Quadratmeter großen Dach der Han- langen Tests, in denen rund 20 000 Vögel ten und eher einfachen Technik leicht zu delskette Migros im schweizerischen Gossau eingesetzt wurden (ohne dass ihnen auch heben ist, so die Überzeugung von Knapps schufen die Stuttgarter eine wahre Fülle an nur eine Feder gekrümmt wurde), bestehe Kollegen Stefan Ruttensperger, der als Be- Kleinbiotopen aus Substratschüttungen, aber kein Zweifel, dass Ornilux-Glas das Risi- reichsleiter das bedeutende Gründachge- Grobkies, Wasserbecken und Totholz. Wie ko signifikant reduziere. Demnach würde je schäft von Bauder verantwortet. Nach seiner weit die urbane Artenvielfalt gehen kann, nach Glastyp und Lichtsituation jeder zweite Schätzung sind nur etwa zehn bis 20 Prozent zeigt die größte binnenländische Brutkolonie bis fünfte Zusammenstoß abgewendet. „Wir aller geeigneten Dächer begrünt – allerdings von Mantel- und Mittelmeermöwen, die auf halten dies auf jeden Fall für eine Verbesse- mit steigender Tendenz. „Seit etwa acht Jah- einem begrünten Flachdach lebt – und zwar rung, denn bisher findet in der Regel gar ren spüren wir ein stetig steigendes Interes- mitten in der Frankfurter City. kein Schutz statt.“ se“, sagt Ruttensperger, was er auf die vieler- Die traditionsreichen amerikanischen Na- orts wachsenden Probleme mit Extremtem- Tiere entdecken die Stadt turschutzorganisationen American Bird peraturen, Luftqualität und Flächenversiege- Conservancy (ABC) und Audubon Society lung zurückführt. Das Schlagwort „Lebensraum Stadt“ ge- sehen das genauso und propagieren die Ver- Obendrein nützen Dachbegrünungen auch winnt da eine ganz andere Bedeutung. Doch wendung von Ornilux-Glas in den USA aktiv. der Biodiversität: Bauders Saatmischungen lauern hier eben auch Gefahren, die es in Einen solchen Rückenwind würden sich die enthalten die Samen von rund 40 Planzenar- freier Natur so nicht gibt. Zum Beispiel Glaswerke Arnold auch auf ihrem Heimat- ten, die eine Vielzahl von Insekten anlocken, Fensterglas: Jahr für Jahr sterben viele Mil- markt wünschen, zumal der Aderlass für die die wiederum zahlreichen Vögeln und lionen von Vögeln an Glasfronten von Vogelwelt hier keineswegs geringer ist. MAGAZIN WIRTSCHAFT 07.17 11
MAGAZIN TITELTHEMA durch, dass verschiedene Nutzungsformen wie Gewerbe, Handel, Wohnen, Freizeit, Bil- dung und Kultur nach Möglichkeit wieder räumlich ineinandergreifen – die neue Bau- gebietskategorie „urbane Gebiete“, die erst dieses Jahr eingeführt wurde, biete hierfür eine Grundlage. „Damit wird die Stadt der kurzen Wege an- gestrebt“, erklärt Steffen Braun vom Fraunho- fer IAO. „Viele unserer heutigen Verkehrspro- bleme sind durch die starke Trennung der Lebensbereiche entstanden, wie sie in den letzten 50 bis 100 Jahren vorangetrieben wur- de“, sagt der Ingenieur. Nun soll es also wie- der in die andere Richtung gehen, aber bis man Ergebnisse sieht, werde es bei Planungs- zyklen von zehn bis 15 Jahren wohl noch eini- ge Jahrzehnte dauern, schätzt Braun. Stadt der kurzen Wege Zwangsläufig muss man sich also auch mit den Bestandsflächen befassen. So arbeitet die Stadt Stuttgart künftig an der Umsetzung der „Entwicklungskonzeption Wirtschaftsflä- chen für Stuttgart“ (EWS), einem Stadtent- wicklungsplan für die Industrie- und Gewer- beentwicklung, der im Sommer den Gemein- deratsgremien vorgelegt werden soll. Be- standteil ist unter anderem der nachhaltige Umbau von Gewerbegebieten im Bestand. Für den SynergiePark Vaihingen/Möhrin- gen und das Industrie- und Gewerbegebiet Feuerbach-Ost skizzieren Frank Gwildis und Foto: Annette Cardinale Charlotte Schweyer vom Amt für Stadtpla- nung und Stadterneuerung erste Ziele für ein Gewerbegebietsmanagement. In den Blick genommen werden sollen unter ande- rem die nachhaltige Energieversorgung und die Erhöhung der Ressourceneffizienz durch Das Vogelschutzglas „Ornilux“ der Glaswerke Arnold ist in den USA ein Renner, berichtet Geschäftsfüh Stoffkreisläufe, Erhöhung der Flächeneffizi- rer Martin Schwarz, denn Jahr für Jahr sterben Millionen Vögel an Glasfronten. enz, die energetische Ertüchtigung der Bau- substanz oder auch nachhaltige Mobilitätsan- gebote. Die Bandbreite an Ansätzen für ei- Doch eine vergleichbare Unterstützung aber nicht aus dem Konzept bringen lassen nen nachhaltigen Umbau der Gewerbequar- gibt es hier zu Lande nicht. Während der und die Ornilux-Serie durch weitere For- tiere ist vielfältig, standortabhängig und er- Naturschutzbund Deutschland (NABU) und schung stetig verbessern. „Wir forschen dar- fordert das Engagement der Unternehmen der Bayerische Landesbund für Vogelschutz an seit 17 Jahren auf eigene Kosten und ha- und Partner vor Ort. (LBV) Ornilux als eine interessante Alterna- ben nie einen Cent öffentliche Mittel in An- Zusammenhängende Gewerbestandorte tive sehen, lehnt der BUND das schwäbische spruch genommen“, betont Schwarz. eignen sich sehr gut für so genannte „Smart Produkt kategorisch ab und besteht auf dem Begrünung, Recyclingfähigkeit, Energieef- Grids“, in denen Energie regenerativ erzeugt Einsatz von Fensterglas mit sichtbar aufge- fizienz, Artenschutz – natürlich betreffen und der Verbrauch im Zuge eines Lastenma- druckten Mustern. Dieses gilt bisher als der diese Themen nicht nur Stadtquartiere, son- nagements mit dem Angebot in Übereinstim- beste mögliche Schutz für Glasfronten. dern auch Industrie- und Gewerbegebiete. mung gebracht wird. Im Idealfall greifen die „Solche Produkte sind für die Architekten So stellen die Bebauungspläne für neue Ge- Wertschöpfungsketten der beteiligten Unter- aber oft keine Alternative“, kontert Schwarz, werbegebiete heute meist Anforderungen an nehmen ineinander, so dass Transportwege „denn sie verwenden Glas ja gerade wegen sparsame Flächennutzung, Energiestandards entfallen. „Das lässt sich in einem Bestands- seiner Transparenz und Lichtdurchlässig- und die Wiederverwendung von Regenwas- gebiet natürlich nur begrenzt realisieren, keit“. Durch Widerstände werde man sich ser. Auch setzt sich zunehmend der Gedanke auch weil man die Zusammensetzung des 12 MAGAZIN WIRTSCHAFT 07.17
TITELTHEMA MAGAZIN Foto: Annette Cardinale Auf dem Weg zur Arbeit Mitfahrer auflesen – damit ließen sich vorhandene Autos effizienter nutzen und der Verkehr entlasten. Auf dieser Idee beruht das Appgestützte Mitfahrmodell des Startups Match Rider. Unternehmensbestands nicht einfach verän- Stuttgart wachsender Beliebtheit, doch zie- zur Arbeit fahren“, erklärt Krams. „Ein dern kann“, sagt Gwildis. len diese eher auf diejenigen, die nur gele- Blick auf die App verrät ihnen morgens, ob Umso wichtiger ist für die Planer aber der gentlich einen fahrbaren Untersatz brau- Mitfahrer aufgenommen werden möchten sparsame Umgang mit Flächen und das nicht chen als auf die Berufspendler. und an welchem Haltepunkt sie auf ihn war- nur aus ökologischen Gründen: Der Bedarf An die Pendler wendet sich jetzt ein neues ten.“ Dafür bekommen die Fahrer ein Kilo- an Wirtschaftsflächen wird in der Landes- Startup mit einem Konzept, das sich an den metergeld von fünf Cent – unabhängig da- hauptstadt bis 2030 auf rund 145 Hektar ge- verbreiteten Fahrgemeinschaften von Ar- von, ob sie Fahrgäste mitnehmen oder schätzt. „Aufgrund des Primats der Innen- beitskollegen orientiert. Und in der Tat be- nicht. Nach einer sechswöchigen Testphase entwicklung müssen wir das weitgehend aus steht ein Standbein der Match Rider UG dar- ist Match Rider auf dieser Strecke in Regel- dem Bestand rausholen“, sagt Gwildis. Die in, solche Fahrgemeinschaften für Unterneh- betrieb gegangen. Gelingt es, wie geplant große Herausforderung bestehe nun darin, men zu organisieren. „Dort finden sich Mit- die Unternehmen für Kooperationen und fahrer meist über das schwarze Brett“, weiß Synergien zu gewinnen. Benedikt Krams, Projektleiter des Unterneh- Walter Beck Redaktion mens. „Per App lässt sich das aber viel einfa- Magazin Wirtschaft Fahrgemeinschaft 4.0 cher und schneller organisieren.“ walter.beck@stuttgart. Die von Match Rider entwickelte App ihk.de Mobilität ist eine andere wichtige „Bau- macht es aber möglich, das Modell über die stelle“. Rund 900 000 Menschen pendeln in Firmentore hinaus der Allgemeinheit zur der Region Stuttgart täglich zu ihrem Ar- Verfügung zu stellen. Ebendies haben die nach sechs Monaten die Wirtschaftlichkeits- beitsplatz. Ohne es zu wollen, verursachen Gründer auf der Strecke Tübingen-Stuttgart schwelle zu erreichen, könnten weitere Stre- sie dabei Staus, belasten die Luft und verlie- getan. Seit Mai ist es dort möglich, sich mor- cken im Norden und Westen der Landes- ren wertvolle Lebens- und Arbeitszeit auf gens zwischen 7 und 9 Uhr von Pendlern in hauptstadt folgen. der Straße. Mit preisreduzierten Jobtickets die Landeshauptstadt mitnehmen zu lassen. Verändert haben sich die Städte schon im- versuchen bereits jetzt viele Unternehmen, Nachmittags zwischen 16 und 18 Uhr geht es mer. Es scheint aber, dass wir in den kom- ihren Mitarbeitern den Umstieg auf den öf- wieder zurück. menden Jahren und Jahrzehnten einen neu- fentlichen Nahverkehr zu erleichtern. Car- „Wir arbeiten mit 24 Fahrern zusammen, en Wandel erleben werden – ob mit oder sharing-Modelle erfreuen sich gerade in die ohnehin jeden Tag auf dieser Strecke ohne Weinberge an der Hochhausfassade. MAGAZIN WIRTSCHAFT 07.17 13
MAGAZIN TITELTHEMA „Wir sollten überall wo es möglich ist konsequent nachverdichten.“ Wolfgang Schuster erklärt, was eine nachhaltige Stadt ausmacht Herr Prof. Schuster, was ist unter Schuster: Genau. Dadurch wird die räum- „nachhaltiger Stadtentwicklung zu ver- liche Nähe von Wohnen, Arbeiten und Pro- stehen? duzieren erstmals seit langem wieder ermög- Schuster: Nachhaltigkeit in der Stadtent- licht. Diese Bereiche waren ja getrennt wor- wicklung umfasst alle Aspekte, die wichtig den, um die Menschen vor Emissionen zu sind, damit eine Stadt im Hinblick auf unsere schützen. Dies ist größtenteils hinfällig, weil Kinder und Enkelkinder langfristig zukunfts- die Produktion viel emissionsärmer gewor- fähig ist. Im klassischen Modell sind dies die den ist und der Anteil der Dienstleistungen Ökologie, die Wirtschaft und das soziale Zu- zugenommen hat. Lässt man zu, dass die Foto: Deutsche Telekom Stiftung sammenleben. Wie man diese Nachhaltigkeit Menschen in der Nähe ihres Arbeitsplatzes gewähreistet, darüber muss man sich beson- leben, gelangt man zu einer Stadt der kurzen ders in einer Region wie der unseren Gedan- Wege und reduziert den Verkehr. ken machen, die wegen ihrer wirtschaftlichen Ist die Nachverdichtung aber nicht eine Stärke, ihrer Arbeitsplätze und ihrer Lebens- Belastung für die städtische Infrastruktur? qualität so attraktiv ist, dass sie Menschen aus Schuster: Für einen wichtigen Teil der der ganzen Welt anzieht. Schließlich soll dies Infrastruktur wie Schulen, Kindergärten und Unser Interviewpartner noch lange so bleiben. Einzelhandel sichert die Nachverdichtung Worin sehen Sie die größte Heraus- eine langfristige Auslastung. Was den Ver- Prof. Wolfgang Schuster forderung? kehr betrifft, so verhindert sie, dass die Men- Stuttgarts ehemaliger Oberbürgermeister Schuster: Die größte Herausforderung schen sich ihren Wohnort außerhalb der (19972013) leitet das private Institut für nach haltige Stadtentwicklung und ist Vorsitzender besteht meiner Ansicht nach im Bauen. Die Stadt suchen müssen und mit dem Auto ein- der Deutschen Telekom Stiftung. Städte müssen die Nachfrage nach bezahlba- pendeln. Wir sollten überall wo es möglich rem Wohnraum bedienen, zugleich aber ihre ist, konsequent nachverdichten. Grünflächen bewahren, die für Stadtbild, Auf einigen Strecken ist der ÖPNV aber Schuster: Ich hätte mir gewünscht, dass Klima, Ökologie und Erholung so wichtig schon an der Kapazitätsgrenze. man in Stuttgart schon viel früher auf Unter- sind. Stuttgart ist mit rund 5000 Hektar Schuster: So heißt es immer wieder. Als nehmen wie Bosch oder Daimler zugegan- Wald eine der grünsten Großstädte der Welt, regelmäßiger Bus- und Bahnnutzer kann ich gen wäre, um im kooperativen Miteinander 39 Prozent des Stadtgebiets stehen unter das aber so nicht bestätigen. Außerhalb der Lösungen zu erarbeiten. Wir brauchen die Natur- oder Landschaftsschutz, wozu ich in Unternehmen, um beispielsweise den Diesel- meiner Amtszeit maßgeblich beigetragen motor, der es noch lange eine wichtige Rolle habe. Viel lässt sich erreichen, spielen wird, schadstoffärmer zu machen. Wie kann man diesen Konflikt auflösen?. Als Region, die vom Auto lebt und weiter in Schuster: Eine ganz wichtige Rolle spielt indem Unternehmen alle Welt Autos verkaufen will, müssen wir hier die Nachverdichtung. Das betrifft einer- ihre Arbeitszeiten flexibler aber auch nach neuen Wegen suchen, die seits die Wohngebiete im Bestand, wo man gestalten und Mitarbeitern die Dienstleistung Mobilität zu organisieren. zum Beispiel durch Aufstockung in modula- Dazu gehören vor allem intermodulare Ver- rer Leichtbauweise Wohnraum für eine grö- Anfahrt außerhalb der kehrsmodelle, die den ÖPNV durch Angebo- ßere Zahl von Menschen schaffen kann. Stoßzeiten ermöglichen. te wie Park&Ride, Rent a Bike oder Car2Go Hierzu haben Sie gemeinsam mit dem erweitern und damit attraktiver machen. Nur Stuttgarter Architekten Werner Sobek ein ein Gesetz zu erlassen, das Fahrverbote er- Unternehmen gegründet (vgl. Seite 10). Stoßzeiten ist es überhaupt kein Problem, in möglicht, reicht definitiv nicht. Schuster: Ja, den Anstoß gab der Proto- S-Bahn oder Stadtbahn einen Platz zu fin- Wer sollte dabei die Zügel in die Hand typ des Aktivhauses B10 auf dem Killesberg. den. Natürlich müssen wir die Leistungsfä- nehmen? Ich finde bis heute, dass eine Region, die im higkeit des öffentlichen Nahverkehrs im VVS Schuster: In erster Linie das Rathaus -- Maschinen- und Fahrzeugbau und der IT-In- ständig verbessern und ausbauen. Viel lässt wer denn sonst? Wir brauchen aber keinen dustrie für Innovation steht, diesem An- sich aber schon jetzt dadurch erreichen, dass Top-down-Ansatz, sondern eine breite Initia- spruch auch im Bauen besser gerecht werden die Unternehmen ihre Arbeitszeiten flexib- tive, die sowohl die in unserer Region stark sollte. Technische Neuerungen sind aber ler gestalten und ihren Mitarbeitern die An- entwickelte Zivilgesellschaft einschließt wie nicht die einzige Chance für die Nachver- fahrt außerhalb der Stoßzeiten ermöglichen. auch die Wissenschaft und natürlich die dichtung. Einen weiteren Ansatz bietet neu- Hierzu gibt es schon sehr gute Ansätze. Wirtschaft. Letztere vor allem in Gestalt ih- erdings die Öffnung des Planungsrechts. Wird das alles genügen, um die Proble- rer öffentlich-rechtlich organisierten Institu- Sie meinen die neue Baugebietskategorie me zu lösen, die gerade auch Stuttgart mit tionen -- der Handwerkskammer und der der „urbanen Gebiete“? Verkehr und Luftschadstoffen hat? IHK. 14 MAGAZIN WIRTSCHAFT 07.17
RAT & TAT IT-Sicherheit durch Mobile Device Management In den letzten Jahren haben Smartphones und Tablets ver- mehrt Einzug in die Geschäftswelt gehalten. Mithilfe von Mobile Device Management (MDM) können diese mobilen Endgeräte in die IT-Infrastruktur im Unternehmen integriert und zentral verwaltet werden. Aber auch Sicherheitsricht- linien und Konfigurationsparameter können so besser durchgesetzt werden. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik hat nun einen Mindeststandard zur Er- höhung der Informationssicherheit bei MDM veröffentlicht. www.stuttgart.ihk.de, Nr. 3735468 Telegramm Meldungen für den Mittelstand Aktuelle Tipps und unternehmensrelevante Kurzmeldungen Der Umsatz mit Industrie-4.0-Lösungen württembergischen Hochschulen. Jede vierte markt- und Berufsforschung (IAB), für das wird im laufenden Jahr um 21 Prozent Habilitation wurde von einer Frau abgelegt. jährlich rund 15 000 Betriebe befragt wer- auf 5,9 Milliarden Euro steigen. Dies hat Den Internethandel mit Chemikalien und den. Eine Erwerbstätigenquote von 50 Pro- eine Prognose im Auftrag des Fachverban- Bioziden hat die Marktüberwachung Baden- zent unter den Flüchtlingen nach etwa fünf des „Bitkom“ ergeben. Welche Regularien Wüttemberg überprüft. 80 Prozent der Ange- Jahren hält das Institut für Arbeitsmarkt- und für Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt gelten, bote wurden beanstandet. Häufigster Fehler Berufsforschung (IAB) für realistisch. 2016 welche Aufenthaltspapiere es gibt und wo war der fehlende Gefahrenhinweis. Weitere waren von den 2015 zugezogenen Flüchtlin- entsprechende Hinweise stehen, hat das Kontrollaktionen folgen. www.stuttgart.ihk. gen im erwerbsfähigen Alter zehn Prozent Netzwerk „Unternehmen integrieren Flücht- de, Nr. 3750252 Junge Fachkräfte haben erwerbstätig, von den 2014 zugezogenen 22 linge“ zusammengestellt: www.stuttgart.ihk. nach Abschluss ihrer Lehre die Möglichkeit, Prozent und von den 2013 zugezogenen 31 de, Nr. 3742702 Die Unterstützung des amerikanisches Leben und Arbeiten aus erster Prozent. Das zeigt eine repräsentative Be- Technologietransfers ist ein wichtiger Schwer- Hand kennenzulernen. Die Bewerbungsfrist fragung von mehr als 4800 Flüchtlingen punkt der IHK-Arbeit. Konkrete Angebote für das Parlamentarische Patenschafts-Pro- durch das IAB. 2016 erhielten 25 500 für Unternehmen sowie Zahlen und Praxis- gramm (PPP) läuft noch bis zum 15. Septem- Studenten ein Deutschlandstipendium nach beispiele haben die baden-württembergischen ber. www.stuttgart.ihk.de, Nr. 135259 dem Stipendienprogramm-Gesetz. Das sind IHKn in der zweiten Auflage ihrer Technologie- 2016 arbeiteten 48 Prozent der Beschäftigten fünf Prozent mehr als 2015. Gemessen an der transferbroschüre zusammengestellt. www. in Deutschland in Betrieben, für die ein vorläufigen Gesamtzahl der Studierenden des stuttgart.ihk.de, Nr. 126361 259 Wissen- Branchentarifvertrag gilt. Das zeigen Daten Wintersemesters 2016/2017 ist das aber nur schaftler habilitierten sich 2016 an baden- des Betriebspanels des Instituts für Arbeits- ein Anteil von 0,9 Prozent. MAGAZIN WIRTSCHAFT 07.17 15
MAGAZIN RAT & TAT Einkommensteuer (inkl. Lohnsteuer) Die Grenze für die quartalsweise Abgabe von Lohnsteuer-Anmeldungen steigt rück- wirkend ab dem 1. Januar von 4000 Euro auf 5000 Euro. Auch bei der Lohnsteuer- pauschalierung ändert sich etwas: Bei Mit- arbeitern, die maximal an 18 zusammen- hängenden Arbeitstagen beschäftigt werden, muss der Arbeitgeber für den Arbeitslohn pauschal nur 25 Prozent Lohnsteuer be- zahlen. Voraussetzung: Der Arbeitslohn während der Beschäftigungsdauer darf durchschnittlich 72 Euro pro Arbeitstag nicht übersteigen. Dieser Wert lag zuvor noch bei 68 Euro und musste aufgrund der Ein paar Ordner (und ein paar Euro) können Unternehmen dank Bürokratieentlastungsgesetz sparen. Anhebung des Mindestlohns auf 8,84 Euro entsprechend angepasst werden. Weniger Bürokratie Kleinbeitragsrechnung bis 250 Euro weniger Steuern Ebenfalls rückwirkend zum 1. Januar wird die Grenze für Kleinbetragsrechnun- gen von 150 auf 250 Euro (brutto) erhöht. Vom zweiten Bürokratieentlastungsgesetz (BEG II) profitieren auch kleine Firmen Die Kleinbetragsregelung in § 33 Umsatz- steuerdurchführungsverordnung (UStDV) hoben. Dies entlastet die Unternehmen, die trägt in der Praxis zu einer Erleichterung Sebastian Schieder Wirtschaftsgüter nun ohne den Umweg über beim Vorsteuerabzug bei, denn dieser setzt IHK Region Stuttgart das Anlageverzeichnis sofort als Betriebsaus- voraus, dass der Leistungsempfänger eine sebastian.schieder@ gabe geltend machen können. ordnungsgemäße Rechnung besitzt, die um- stuttgart.ihk.de Wichtig: Die ebenfalls diskutierte An- fangreiche Pflichtangaben zu enthalten hat. hebung der Grenze für geringwertige Wirt- Die Kleinbetragsregelung bestimmt für den schafts-güter von 410 Euro auf 800 Euro ist Vorsteuerabzug aber geringere An- 677,5 Millionen Euro kostete der büro- nicht Teil des BEG II, sondern Gegenstand forderungen an eine Rechnung: So sind ins- kratische Aufwand die deutsche des Gesetzes gegen schädliche Steuerprakti- besondere die Angabe des Leistungsemp- Wirtschaft laut Statistischem Bundes- ken im Zusammenhang mit Rechteüber- fängers sowie ein gesonderter Umsatzsteuer- amt im letzten Jahr. Auf Drängen der IHKs lassung (sog. Lizenzschranke), das Bundestag ausweis nicht erforderlich. Wichtig: Weiter- und anderer Wirtschaftsvertreter hat der und -rat bereits beschlossen haben. Darin hin gilt aber, dass die Kleinbetragsrechnung Gesetzgeber nun das zweite Bürokratie- enthalten ist auch die Anhebung der unteren keine Anwendung findet im Versandhandel, entlastungsgesetz verabschiedet. Ziel ist es, Wertgrenze zur Bildung eines Sammelpos- bei innergemeinschaftlichen Lieferungen bürokratische Hemmnisse und Verfahrens- tens auf 250 Euro. Die Obergrenze von 1000 sowie bei der Umkehr der Steuerschuld ge- abläufe gerade für kleine und Kleinstbetriebe Euro bleibt enthalten. Die Anhebung wird mäß § 13b Umsatzsteuergesetz (UStG). abzubauen. Auch wenn die darin enthaltenen für Investitionen ab 2018 gelten. Sie ist ein steuerlichen und außersteuerlichen Entlas- großer Erfolg für die IHK, die lange für eine Kürzere Aufbewahrungsfristen tungen hinter den Erwartungen zurück- Anhebung geworben hat. geblieben sind, sind sie doch ein wichtiger Bislang müssen Lieferscheine bis zu zehn Schritt in Richtung Bürokratieabbau. Jahre aufbewahrt werden, damit sie im Falle Steuerlich ändert sich vor allem folgendes – S Steuertipp einer Steuerprüfung dem Finanzamt vor- das meiste davon übrigens rückwirkend: d Monats des elegt werden können. Künftig müssen sie dann nicht mehr aufbewahrt werden, wenn Grenze für geringfügige Fordert d ddas Finanzamt zum Wechsel von der deren Inhalt eingangs- beziehungsweise aus- Wirtschaftsgüter steigt Gewinnermittlung nach EinnahmenÜber gangsseitig durch die entsprechende Rech- schussrechnung zur Bilanzierung auf und ent nung dokumentiert ist und die empfange- Für sogenannte geringwertige Wirtschafts- steht dadurch ein Übergangsgewinn (Saldo nen oder abgesandten Lieferscheine keine güter, die sofort abgeschrieben werden aus Zuund Abrechnungen), kann dieser auf Buchungsbelege sind. Wichtig: Erfolgt bei dürfen, galten bisher steuerliche Aufzeich- Antrag auf drei Jahre verteilt besteuert werden den Rechnungsangaben ein Verweis auf- nungspflichten, sofern deren Anschaffungs- (R 4.6. Abs. 1 Satz 2 EStR). Für einen Über Lieferscheine, sind diese Bestandteil der oder Herstellungskosten über 150 Euro lagen. gangsverlust gibt es dagegen kein Wahlrecht. Rechnung und somit auch weiterhin zehn Die Grenze wird ab 2018 auf 250 Euro ange- Jahre aufzubewahren. 16 MAGAZIN WIRTSCHAFT 07.17
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