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BOKU DAS MAGAZIN DER UNIVERSITÄT DES LEBENS Nr. 1 | März 2017 ISSN: 2224-7416 BOKU GOES DOWN UNDER CHEMIE ZUM ANFASSEN: ERC GRANTS FWF ELISE-RICHTER-STIPEN- THOMAS ROSENAU & ANTJE AN DER DIATIN MARIA PAPATHOMA- POTTHAST IM PORTRÄT BOKU KÖHLE IM GESPRÄCH
INHALT EDITORIAL Fotos: A. Potthast / Martin H. Gerzabek / Shutterstock / Andrzej Pobiedzinski Robert Newald 3 Editorial von Vizerektor Josef Glößl u WISSENSCHAFTLICHE EXZELLENZ INTERNATIONAL – 4 Chemie auf dem Holzweg: STANDORTWIRKUNG LOKAL Thomas Rosenau und Antje Potthast im Porträt 9 Projektskizze FLIPPR2 _ Josef Glößl Future Lignin and Pulp Processing Vizerektor für Forschung und Research II Liebe Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunde der BOKU! internationale Forschungskooperation D 10 Die BOKU in Australien und Neuseeland 4 as Jahr 2017 hat für die BOKU vielversprechend begon- reich. In eine ähnliche Richtung zielen auch die Arbeitsgebiete nen. Sie hat in weltweiten Universitäten-Ranglisten her- des WissenschaftlerInnen-Paares Thomas Rosenau/Antje Pott- 17 Die Nachhaltige BOKU vorragend abgeschnitten und wichtige Erfolge in der For- hast, die nachfolgend porträtiert werden. Diese Themen lassen schung zu verzeichnen. sich sehr gut in den größeren Kontext der Bioökonomie einord- 18 Lawinen: Vom Umgang mit nen, einen auf Basis der BOKU-Kompetenzfelder zentralen stra- dem Risiko Im neuesten GreenMetric World University Ranking ist die BOKU tegischen Schwerpunkt der BOKU, den wir im letzten Jahr sehr mit Platz 6 weltweit – unter 516 Universitäten aus 74 Ländern – erfolgreich einer internationalen Evaluation unterzogen haben. 19 ERC grants der BOKU die am nachhaltigsten agierende Universität im deutschsprachi- gen Raum. Diese Reihung bezieht sich auf den Grad der Nach- Die im vorliegenden Heft beschriebenen und viele weitere Bei- 20 Bioökonomie: haltigkeit in der universitären Forschung, Lehre und Betriebsöko- spiele zeigen, dass die BOKU das bereits in ihrer Wissensbilanz Eine Bestandsaufnahme logie. Im QS World University Ranking by Subject, einer Rangliste von 2004 postulierte Konzept einer Responsible University durch nach Disziplinen, konnte sich die BOKU im Fachgebiet Land- und die Verbindung von exzellenter Grundlagenforschung und ver- 22 Splitter Forstwirtschaft in den letzten Jahren stabil in der Gruppe der antwortungsvoller Umsetzung von Forschungsergebnissen ge- weltweit Top-50-Universitäten positionieren und liegt nun auf meinsam mit der Praxis sehr erfolgreich lebt. Somit trägt die 24 Forschung FAQ dem hervorragenden Platz 35 und in Europa auf Platz 10. Von den BOKU wirkungsvoll zur Weiterentwicklung des Wissenschafts- 10 Top-10-Universitäten in Europa sind fünf Mitglied in der Eurole- und Wirtschaftsstandortes Österreich bei. 26 Die BOKU bringt eTrucks ague for Life Sciences (ELLS), der auch die BOKU angehört. Dies auf die Straße belegt, dass die BOKU in der universitären „Champions League“ Die unterschiedlichen Facetten des globalen Wandels beeinflus- mitspielt und somit unsere Studierenden in internationalen Stu- sen Umwelt und Ressourcennutzung und bringen eine Reihe wei- 27 Sustainable Development Goals dienprogrammen strukturierten Zugang zu den besten Universi- terer Herausforderungen. Hier bietet sich für die BOKU auch in täten Europas und darüber hinaus haben. Zukunft ein breites und attraktives Feld in Lehre, Forschung und 28 Genderspezifische Lehre Interaktion mit der Gesellschaft. Daher bekennt sich die BOKU an der BOKU Im vorliegenden Heft werden einige aktuelle Beispiele für die dazu, zur Erreichung der Sustainable Development Goals der UN international sichtbaren Forschungsstärken der BOKU in die Aus- auf nationaler und internationaler Ebene beizutragen. 29 CCCA: Plattform für die lage gestellt. So konnten BOKU-WissenschaftlerInnen mittlerwei- Klimaforschung le fünf Preise des Europäischen Forschungsrates (ERC Grants) Im vorliegenden Heft wird eindrucksvoll sichtbar, dass wissen- einwerben, die streng nach Exzellenzkriterien vergeben werden schaftliche Exzellenz auf internationalem Niveau und die lokalen 30 Staatspreis Patent 17 20 und zu den begehrtesten Forschungspreisen in Europa gehören. Zuletzt war Roland Ludwig vom Department für Lebensmittel- Wirkungen der Universität einander bedingen. 31 Ein neues Comet K1-Zentrum: wissenschaften und -technologie mit einem ERC Consolidator FFoQSI Grant mit seinem Forschungsprojekt zur Wirkungsweise von holzabbauenden Enzymen auf pflanzlichen Zellwänden erfolg- 32 Fascination of Plants Day 2017: 18. Mai IMPRESSUM: Medieninhaberin und Herausgeberin: Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), Gregor-Mendel-Straße 33, 1180 Wien. Chefredaktion: Michaela Kle- ment, Redaktion: Hermine Roth, Ingeborg Sperl AutorInnen: Michaela Amstötter-Visotschnig, Benedikt Becsi, Lisa Bohunovsky, Julia Buchebner, Margarita Calderón-Pe- ter, Markus Fiebig, Martin Gerzabek, Josef Glößl, Thomas Guggenberger, Dietmar Haltrich, Barbara Hinterstoisser, Rudolf Krska, Margit Laimer, Marina Luggauer, Andreas 33 EU-Projekt am IFA-Tulln: Muhar, Marion Ramusch, Eva Ploss, Thomas Prohaska, Marion Ramusch, Thomas Rosenau, Georg Sachs, Tanja Valenta, Ingeborg Sperl. Lektorat: Susanne Hartmann MyToolBox Grafik: Patricio Handl. Coverfoto: Shutterstock Druck: Druckerei Berger Auflage: 8.000 Erscheinungsweise: 4-mal UZ24 Dieses Produkt stammt aus jährlich • Blattlinie: Das BOKU Magazin versteht sich als Informationsmedium für Angehörige, AbsolventInnen, Freun- „Schadstoffarme nachhaltig bewirtschafteten dinnen und Freunde der Universität für Bodenkultur Wien und soll die interne und externe Kommunikation fördern. Na- Druckerzeugnisse“ Wäldern und kontrollierten 34 Citizen Science an der BOKU 28 33 UW 734 Quellen mentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung der Autorin oder des Autors wieder und müssen mit der Auffassung der Redaktion nicht übereinstimmen. Redaktionelle Bearbeitung und Kürzung von Beiträgen aus Platzgründen vorbehal- PEFC/06-39-12 ten. Beiträge senden Sie bitte an michaela.klement@boku.ac.at BOKU Magazin 1 2017 3
S. Rosenau CHEMIE AUF DEM HOLZWEG Von Georg Sachs H olz ist, mit den Augen der Chemie betrachtet, eine ebenso faszinierende wie komplexe Materie: Cellulose-Ket- ten (lange Moleküle, in denen Gluco- se-Einheiten auf spezifische Weise miteinander verknüpft sind) unterschiedlicher Länge mit ei- nem bestimmten Profil an funktionellen Gruppen lagern sich zu langen Strängen zusammen. Diese liegen eingebettet in einer Matrix aus Hemicellu- lose und Lignin – selbst wiederum heterogen auf- gebaute Makromoleküle, die aus Kohlenhydrat- bzw. Phenol-Bausteinen bestehen. „Wir haben einmal probeweise versucht, Cellulose im Labor zu synthetisieren: Das ist unglaublich komplex und hat fast ein Jahr gedauert“, erzählt Thomas Rosenau. „Wenn man eine solche Struktur einfach hydrolisiert oder gar verbrennt, verliert man un- glaublich viel von der Syntheseleistung der Na- tur“, ergänzt Antje Potthast. Rosenau und Potthast leiten gemeinsam die Ab- teilung für Chemie nachwachsender Rohstoffe am Department für Chemie der BOKU. Seit Lan- gem setzen sich die beiden für eine stoffliche Nutzung von Biomasse ein, die möglichst weit oben ansetzt: „Am besten ist es, Holz als Holz zu nutzen. Danach folgt die Nutzung der im Holz vorhandenen Biopolymere. Als Drittes versucht Thomas Rosenau und Antje Potthast sind weltweit für ihre Expertise in der Holzchemie anerkannt. man, sogenannte Drop-in-Chemikalien zu gewin- nen, die heute von der Industrie aus Erdöl herge- stellt werden“, erläutert Potthast die Nutzungs- kaskade, die ihrer Ansicht nach der stofflichen BOKU Magazin 1 2017 BOKU Magazin 1 2017 4 5
Verwendung von Holz zugrunde liegen CD-Labors hatten sich sowohl Rosenau A. Potthast sollte. Energie hingegen könne auch aus als auch Potthast habilitieren können. anderen nachhaltigen Quellen wie Wind, Kosma, der sich in dieser Zeit in die Cellu- Wasser und Sonne gewonnen werden. losechemie eingearbeitet hatte, überließ „Einfach nur CO2-neutral zu sein, ist längst dieses Arbeitsgebiet danach neidlos dem nicht genug“, meint Potthast im Hinblick jungen Paar. Die erfolgreiche Entwicklung auf eine weiter reichende Bioökono- des Gebiets veranlasste Rektor März, eine mie-Strategie. Dazu kommen die Anfor- sogenannte Vorziehprofessur zu beantra- derungen des Markts: „Ein Produkt aus gen, die seitens des Wissenschaftsminis- nachwachsenden Rohstoffen muss heute teriums für Themen mit hohem Zukunfts- genauso gut oder besser sein als ein Pro- potenzial geschaffen wurden. Nun galt dukt auf Erdölbasis“, so Rosenau. es aber auch, Beruf und Familie zu ver- binden: „Als unser Sohn geboren wurde, In ihrer Forschung erarbeiten Rosenau konnten wir zunächst hintereinander in und Potthast die chemischen Werkzeuge Karenz gehen und danach beide in Teil- für diese Herausforderungen. Die Kompe- zeit arbeiten. Da ist uns die BOKU sehr tenzschwerpunkte sind dabei klar verteilt: entgegengekommen, das ist nicht selbst- Rosenaus Spezialgebiet ist die organische verständlich“, freut sich Rosenau. Chemie und die Aufklärung von Reak- tionsmechanismen. Ihm geht es darum, FIRMENKOOPERATION welche Strukturen in Cellulose und Lignin UND GRUNDLAGENFORSCHUNG mit welchen Eigenschaften in Zusammen- 2008 war es an der Zeit, ein eigenes hang gebracht werden können. Potthasts CD-Labor („für Moderne Celluloseche- Schwerpunkt liegt auf der Analytik und mie und Analytik“) zu beantragen. Da allgemeinen Chemie der Lignocellulosen: man dabei bereits mit fünf Unterneh- Die Herausforderung liegt hier vor allem menspartnerInnen begann (in Spitzen- darin, neue Methoden zu entwickeln, zeiten waren es neun), ließ die Christian mit denen die strukturell komplexen und Doppler Forschungsgesellschaft (CDG) meist schwer löslichen Biopolymere cha- eine Doppelspitze zu. Das Portfolio an rakterisiert und gezielt verändert werden bearbeiteten Forschungsthemen war können. Durch diese Kompetenzvertei- dementsprechend breit: Man untersuchte lung könne man in Projekten perfekt zu- mit SCA Cellulose in Hygieneprodukten, sammenarbeiten, ohne sich in die Quere mit der Lenzing AG Abbaureaktionen von zu kommen, meinen sie. (Hemi-)Cellulosen, entwickelte mit Loh- In der Arbeit der Abteilung für Chemie nachwachsender Rohstoffe mann & Rauscher neuartige Materialien ÜBER NORTH CAROLINA wird Grundlagenforschung mit Fragestellungen aus der unterneh- für Wundverbände, beschäftigte sich für NACH ÖSTERREICH merischen Praxis kombiniert. Kemira mit Papierleimungsmitteln aus Die beiden, die sowohl wissenschaftlich Sonnenblumenöl und gemeinsam mit Kel- als auch privat PartnerInnen sind, gehen heim Fibers mit oxidierten cellulosischen ihren Weg schon seit langer Zeit gemein- Fasern. Mit der Chemie der Konservierung sam: „Wir haben 1989, im Jahr des Mauer- thesechemie und beschäftigte sich insbe- Holzchemie in Tharandt, Kontakt zu Josef reichische Cellulosefaser-Hersteller hatte solche Einrichtung an die BOKU zu holen – alter Papiere konnte Potthast gemeinsam falls, an der TU Dresden mit dem Studium sondere mit Vitamin E und anderen Anti- S. Gratzl hatte, der in Raleigh Professor ein Patent für den Lyocell-Prozess erwor- auch weil die Universität selbst einen nam- mit ihrer Mitarbeiterin Ute Henniges ein begonnen und sind seit damals zusam- oxidantien. Bis heute hat er immer wieder war. Gratzl stammte aus Österreich und ben, mit dem eine neue Art von Fasern haften Betrag für zusätzliche Geräte- und ganz neues Thema eröffnen. „Nach 1850 men“, erinnert sich Rosenau. Auf das The- auch auf diesem Gebiet gearbeitet: „2009 galt als „Erfinder“ der chlorfreien Bleiche produziert wurde. Potthast und Rosenau Personalausstattung zur Verfügung stellte. hergestellte Bücher weisen einen hohe ma Holz stieß zunächst Antje Potthast: „In wurden zwei Medikamente gegen Avita- als Koryphäe auf dem Gebiet der Chemie gelang es, die Chemie jener Nebenreakti- Säuregehalt auf, was sich negativ auf die Tharandt, etwas außerhalb von Dresden, minosen zugelassen, die wir damals ent- nachwachsender Rohstoffe. In North Ca- onen aufzuklären, die man für eine groß- Die Leitung des neu gegründeten „CD-La- Haltbarkeit auswirkt“, erklärt Potthast. ist die weltweit älteste Forstfakultät an- wickelt haben“, erzählt Rosenau. rolina fühlten sie sich schnell zu Hause: technische Umsetzung des Verfahrens in bors für Zellstoffreaktivität“ übernahm Bis heute hat sich auf diesem Gebiet ein gesiedelt. Dort gab es eine Professur für „Gratzl hat uns angenommen wie eigene den Griff bekommen musste. Die Lenzing der Kohlenhydrat-Chemiker Paul Kosma. internationales Zentrum der Forschung Holzchemie, an der ich während des Stu- Nach Abschluss ihrer Dissertationen er- Kinder. Wir hatten große Freiräume, ha- AG brachte daraufhin das Modell „Christian Mit Kosma konnten die beiden schnell zur Restaurierung cellulosischer Materiali- diums begonnen habe zu arbeiten.“ In ih- hielten beide die Möglichkeiten, an die ben viel gearbeitet, aber auch viel Urlaub Doppler Labor“ für eine Fortsetzung der eine gute Achse herstellen: „Wir hatten en entwickelt, das mit zahlreichen Museen rer Diplomarbeit beschäftigte sie sich mit North Carolina State University in Raleigh gemacht und uns die USA angesehen“, erfolgreichen Zusammenarbeit ins Spiel, extremes Glück mit unseren Mentoren: und Nationalbibliotheken kooperiert. Lignin – eine Thematik, der man sich in zu gehen. „Die Situation im Osten bot da- erinnert sich Rosenau. bei dem die Hälfte des Finanzierungsvo- Sowohl Gratzl als auch Kosma waren den vergangenen Jahren wieder verstärkt mals nicht viele Möglichkeiten, wir wollten lumens von der Republik Österreich getra- Vorbilder – nicht nur als Wissenschaft- In all diesen Forschungsarbeiten gingen zugewandt hat. In der Zwischenzeit ver- ins Ausland“, erzählt Potthast. Da traf es Gratzl verband eine langjährige Zusam- gen wird. Dem damaligen Rektor Leopold ler, sondern auch als Menschen“, erzählt Grundlagenforschung und Anwendungs- tiefte sich Rosenau in die organische Syn- sich gut, dass Klaus Fischer, der Leiter der menarbeit mit der Lenzing AG. Der öster- März gelang es, das CD-Labor als erste Rosenau. Noch während der Laufzeit des orientierung Hand in Hand – eine Konstel- BOKU Magazin 1 2017 BOKU Magazin 1 2017 6 7
PROJEKTSKIZZE FLIPPR² A. Potthast FUTURE LIGNIN AND PULP PROCESSING RESEARCH – II Papier- und Zellstoffindustrie als moderne Bioraffinerie; Cellulose, Lignin und Hemicellulosen als Aus- gangsstoffe zum Ersatz von Erdöl-basierenden Chemikalien und Materialien. Shutterstock Rosenaus Spezialgebiet ist die organische Chemie, Potthasts Schwerpunkt liegt in der Analytik. D er Fokus der Arbeiten liegt auf der optimalen Ausschleu- LAUFZEIT lation, für die das Modell CD-Labor beson- Aufbau und bezieht neben der Abteilung nicht verborgen geblieben. 2009 erhiel- sung und Nutzung von Lignin und Faserfeinstoff aus den 1.4.2017–31.3.2021 ders gut geeignet ist, wie Rosenau findet: für Chemie nachwachsender Rohstoffe ten sie (als Direktor bzw. Professorin) Produktionslinien der Zellstoff- und Papierindustrie. Dabei Das Vorprojekt FLIPPR° lief ebenfalls vier Jahre. FLIPPR² schließt „Ich halte das, entgegen all dem, was so auch ForscherInnen von den Instituten einen Ruf nach Kalifornien an das neu wird speziell die Integration in die Prozessströme einer Zellstoff- nahtlos an das Vorprojekt an. gemeckert wird, für ein extrem gutes För- für Holztechnologie bzw. Verfahrens- und etablierte Berkeley BioCenter. „Wir ha- und Papierfabrik beachtet, um einen höchstmöglichen Grad der dermodell.“ Dennoch: Jede/r Forschende Energietechnik sowie vom IFA Tulln mit ben uns letztlich dagegen entschieden“, Kreislaufschließung zu erreichen. Parallel dazu werden Upsca- GESAMTBUDGET UND BOKU-ANTEIL kann nur einmal in seinem Arbeitsleben ein ein. Organisatorisch hat man sich dabei sagt Rosenau: „Das Leben besteht nicht ling-Aktivitäten der entwickelten Modifikationen und Applikatio- Gesamt 6 Mio. Euro (Förderobergrenze) CD-Labor leiten. Potthast und Rosenau ha- am Modell CD-Labor durchaus ein Vor- nur aus dem Benzolring. Unser Sohn wäre nen von Lignin und Feinstoff durchgeführt. BOKU-Anteil: 2.092.500 Euro ben sich daher nach einem anderen Modell bild genommen: Die in Module eingeteilte dort in einer typisch amerikanischen Ell- umgesehen, um ein Forschungsdesign mit Forschung wird in einem Mix aus Förder- bogengesellschaft aufgewachsen, das UNIVERSITÄRE PARTNERINNEN LEAD/BOKU-KOORDINATION Unternehmensnähe und hohem Grundla- mitteln von Bund, Ländern und Industrie- wollten wir nicht.“ Auch die Verleihung 1. Universität für Bodenkultur Wien: Abteilung für Chemie nach- Univ.Prof. Dr. Thomas Rosenau (Chemie, Nawaros) als wissen- genforschungsanteil finanzieren zu können. partnerInnen getragen und ist trotzdem des Anselme Payen Awards, des höchsten wachsender Rohstoffe, Institut für Holzforschung, Institut für schaftlicher Koordinator stark grundlagenorientiert. Inhaltlich will Wissenschaftspreises der Cellulosefor- Umweltbiotechnologie Univ.Prof.in Antje Potthast, Univ.Prof. Wolfgang Gindl-Altmutter, Im Zuge einer gemeinsam mit internati- man im ABC einen Bogen spannen, der schung, war ein Grund zu großer Freude. 2. Technische Universität Graz: Institut für Papier-, Zellstoff- und Univ.Prof. Georg Gübitz und Univ.Prof. Thomas Rosenau als Pro- onalen GutachterInnen durchgeführten von Cellulose und Lignin bis hin zu Zell- „Das heißt aber nicht, dass es auf dem Fasertechnik, Institut für Verfahrenstechnik, Institut für Pro- jektleiterInnen der Teilprojekte Evaluierung der Bioökonomie- und Bio- stoff, Textilien und Materialien reicht. Jun- Cellulosegebiet jetzt nichts mehr zu tun zess- und Partikeltechnik raffinerie-Forschungsaktivitäten zeigte ge Start-up-Unternehmen wie Acticell gäbe – im Gegenteil. Aber wir werden uns LINK 3. Universität Graz: Institut für Systemwissenschaften, Innova- www.flippr.at sich, was an der BOKU zu diesem The- werden ebenso als PartnerInnen vertreten in den nächsten Jahren auch verstärkt um tions- und Nachhaltigkeitsforschung menkreis bereits gemacht wird. „Die Eva- sein wie bekannte Größen wie die Lenzing das Lignin kümmern. Aus Cellulose kann BOKU-KONTAKT luierung hat festgestellt: Wenn wir als AG oder Mondi. Parallel dazu wurde ein man eben schon sehr viel machen, aus INDUSTRIEPARTNERINNEN BOKU-Koordinator Gesamtprojekt BOKU hier eine Führungsrolle überneh- auf demselben Gebiet angesiedeltes Dok- Lignin noch nicht“, sagen die beiden ab- 1. Mondi Frantschach GmbH thomas.rosenau@boku.ac.at men wollen, müssen wir die Gruppen, die toratskolleg entwickelt und vom FWF zur schließend. Leitung Ligninplattform 2. Norske Skog Bruck GmbH antje.potthast@boku.ac.at auf diesem Gebiet tätig sind, bündeln“, Vollantragsstellung eingeladen. 3. Sappi Gratkorn Produktions- Leitung Projekt Feinstoff-Nutzung so Rosenau. Mittlerweile befindet sich GesmbH & Co KG wolfgang-gindl-altmutter@boku.ac.at das auf dieser Empfehlung basierende Auch international sind die wissenschaft- Der Autor ist Chefredakteur der Zeitschrift 4. Zellstoff Pöls AG Leitung Projekt Lignin-Polymerisation „Advanced Biorefinery Center“ (ABC) im lichen Erfolge des ChemikerInnen-Paares Chemiereport/Austrian Life Sciences. 5. Papierholz Austria GmbH georg.guebitz@boku.ac.at BOKU Magazin 1 2017 BOKU Magazin 1 2017 8 9
Shutterstock BOKU „DOWN UNDER“ A ustralien ist ein faszinierender Kontinent – als trockenster Kontinent neben der Antarktis in weiten Bereichen durchaus komplementär zu Österreich in Bezug auf Klima sowie Vegetation Text und Fotos: Martin H. Gerzabek und Fauna. Der sehr hohe Standard der Bildungs- und Forschungseinrichtungen Australiens machte ihn schon in der Vergangenheit zu einem beliebten Mit Australien und Neuseeland verbinden die BOKU mehrere längerfristige Kooperationen, gestützt Ziel für Forschungs- und Studienaufenthalte von durch eine größere Zahl von Gastaufenthalten von BOKU-WissenschaftlerInnen und Studierenden und BOKU-ForscherInnen und Studierenden. Mit Emira- vice versa. Um die Universitätskooperationen zu intensivieren und Verträge zu erneuern, unternahm tes ging es am 7. und 8. 2. 2017 über Dubai nach Syd- eine BOKU-Delegation (Prof.in Barbara Hinterstoisser, Prof. Markus Fiebig, Prof. Dietmar Haltrich, Prof. ney. Um Mitternacht im Hotel angekommen, waren Andreas Muhar und Prof. Martin Gerzabek sowie Dr.in Margarita Calderón-Peter, unsere herausragende immerhin fünf Stunden Schlaf möglich, bevor wir am nächsten Morgen die University of Wollongong Willkommen in Wollongong Organisatorin) eine Reise zu den Antipoden. (UOW) besuchten. Sie wurde erst 1975 als unab- hängige öffentliche Institution gegründet und liegt etwa 80 km südlich von Sydney in der Stadt, nach der sie benannt ist. Wollongong bedeutet in einer Sprache der Aborigines „Musik der Wellen“ – ein Bezug zu der wunderbaren Lage mit ausgedehn- ten Sandstränden und Steilküsten. Ca. 13.500 der 32.000 Studierenden sind internationaler Herkunft, aus 143 Ländern. Neben dem Hauptcampus gibt es Exposituren in Asien und dem Mittleren Osten. Betreut werden diese von ca. 2.000 Wissenschaft- lerInnen. Neben den Fakultäten für Wirtschaft, Sozi- Küste bei Wollongong alwissenschaften, Rechtswissenschaften und Geis- teswissenschaften ist vor allem die Fakultät für Na- turwissenschaften, Medizin und Gesundheit mit den Schulen für Biowissenschaften, Chemie, Erd- und Umweltwissenschaften, Medizin und Pflegewissen- schaften für die BOKU von besonderem Interesse. Die Forschung und die Forschungsinfrastruktur sind auf höchstem Niveau – so konnte die Universität un- ter Leitung von Prof. Richard „Bert“ Roberts, Editor des Journals „Quaternary Geochronology“, im Sep- tember ein Center of Excellence zur Erforschung der Menschheitsgeschichte in Australien, der Kli- mageschichte, der Landschaftsentwicklung und der OSL-Labor in Wollongong Biodiversität erringen. Das Kompetenzzentrum wird sieben Jahre lang mit insgesamt ca. 30 Mio. Euro finanziert. Die neuesten Methoden zur Altersbe- stimmung von Gesteinen, Böden und organischen Materialien sind dort etabliert, und ein hohes Maß an Kooperationsbereitschaft ist spürbar. Biodiver- sitätsforschung wie auch Umwelttechnologie und medizinische Biotechnologie sind wichtige Schwer- punkte der Fakultät. Ein hochinteressantes inter- disziplinäres Thema ist die Erforschung von Brän- den aus naturwissenschaftlicher, sozial- und wirt- schaftswissenschaftlicher Sicht. Nachhaltigkeit ist in allen ingenieurwissenschaftlichen Bachelor-Cur- ricula verpflichtender Gegenstand und umfasst ein Hobbitskelett in Wollongong Kakadu an der Küste bei Wollongong BOKU Magazin 1 2017 BOKU Magazin 1 2017 10 11
ten, der Zoologie, der Geologie und Bio- mer wird als der heißeste seit 1895/96 technologie sind sehr gut. Mit der Mac- bezeichnet, mehrmals wurde während INTERDISZIPLINARITÄT quarie University wurde am 10. 2. 2017 ein unseres Aufenthaltes aufgrund der Ener- ALS RAUMKONZEPT Kooperationsabkommen unterzeichnet. gieaufnahme der Klimaanlagen vor einem Die Partneruniversität stellt fünf PhD-Sti- Blackout gewarnt. Auch in Australien neh- Die School of En- pendien für drei Jahre im Rahmen eines men die extremen Wetterereignisse zu – vironment der Grif- Cotutelle-Programms zur Verfügung! besonders heiße Phasen werden häufiger, fith University in wie auch Starkregenfälle. So standen Tei- Brisbane ist die äl- Am 11. 2. besuchten Markus Fiebig und le der City von Sydney knapp vor unse- teste Forschungs- und Ausbildungsstätte Martin Gerzabek Prof. Balwant Singh vom rer Ankunft noch unter Wasser, und am im Bereich Umweltwissenschaften in Aus- Sydney Institute of Agriculture, School of Montag, dem 13. 2. brannten bereits ca. tralien. Interdisziplinarität wird hier ganz Life and Environmental Sciences der Uni- 50.000 ha Buschland und etliche Häuser speziell gelebt, und zwar bei der Zuteilung versity of Sydney. Die University of Syd- fielen den Flammen zum Opfer. der Arbeitsräume: Um einen intensiven ney ist mit 50.000 Studierenden nicht nur Dialog zwischen den zahlreichen hier ver- Kooperationsabkommen mit der Macquarie University University of Sydney eine der größten Universitäten Australi- Brisbane hat sich aufgrund der exzellen- tretenen Disziplinen aus den Sozial-, Na- ens, sie ist mit dem Gründungsjahr 1850 ten Universitäten zu einer Universitäts- tur- und Ingenieurswissenschaften zu för- auch die älteste. In vielen Wissenschafts- metropole entwickelt. Am Montag erneu- dern, gilt das Prinzip, dass Personen aus bereichen gehört die Universität zu den erten wir die Kooperationsvereinbarung verwandten Disziplinen nicht auch räum- führenden Universitäten weltweit. Gerade mit der Griffith University und somit eine lich nebeneinander arbeiten sollen, weil auch in den Bodenwissenschaften ist ihr Kooperation, die auch in den vergange- man davon ausgeht, dass sie ja sowieso Ruf ausgezeichnet und die Lehr- und For- nen Jahren durchaus in beide Richtungen regelmäßig miteinander kommunizieren. schungsinfrastruktur herausragend. aktiv war. Erst 1971 gegründet, ist die Grif- Ich habe hier zwei Jahre lang gearbei- fith University jung, aber sehr dynamisch. tet, mein Zimmer befand sich auf einem In diesen Tagen war es der Delegation Heute beherbergen die sechs Standorte Gang, wo KollegInnen aus den Disziplinen vergönnt, eine echte Hitzewelle in Austra- rund 50.000 Studierende, davon 8.500 Anthropologie, Energiepolitik, Öffentli- lien zu erleben. Bis zu 47° C erreichte die internationale Studierende. Interessant che Gesundheit, Mathematik, Ökologie, Quecksilbersäule westlich von Sydney, für BOKU-Angehörige ist die starke Aus- Landschaftsarchitektur und Statistik ihre und über 40° C in Brisbane, wohin uns richtung auf Nachhaltigkeit und die sig- Büros hatten. Bei den täglichen Treffen, die Reise am Sonntag führte. Der Som- nifikanten Aktivitäten in Forschung und beispielsweise vor dem Kopierer, haben Herbarium in der Macquarie University University of Queensland sich viele originelle Projektideen ergeben, die sonst vielleicht nicht zustande ge- Achtel des ersten Studienjahres! Die Universität ist, wie auch von der kommen wären. Man stelle sich beispiels- „LOOKING TO THE FUTURE BY Universitätsleitung unter Vice-Chancellor Prof. Paul Wellings ausgeführt weise vor, im Exnerhaus der BOKU gäbe REVEALING THE PAST“ wurde, an Lehrenden- und Studierendenaustausch sehr interessiert. Der es keine Raumaufteilung nach Instituten, Empfang am exzellent gepflegten und sehr stimmungsvollen Campus sondern nach dem Zufallsprinzip ... In dem bereits erwähnten war überaus herzlich. sieben Jahre laufenden Prof. Dr. Andreas Muhar Kompetenzzentrum an der Am nächsten Tag stand die Macquarie University im Norden von Sydney University of Wollongong auf dem Programm. Rund eine halbe Stunde vom Stadtzentrum ent- Lehre im Themenbereich Umweltwissen- werden 130.000 Jahre australische und ozeanische Erd- fernt befindet sich der Campus „North Ryde“. Benannt wurde die 1964 schaften und Raumplanung. Prof.in Sarah geschichte erforscht. Die Veränderungen der Vergan- gegründete Universität nach dem ersten Gouverneur von New South Todd, Vice-President (Global) und die genheit werden durch 50 neue Wissenschaftsstellen Wales, Lachlan Macquarie. Die Universität wurde nach dem Vorbild von Lehrenden zeigten sich hochinteressiert zu einem Schlüssel umgewandelt, um die heute und in Stanford gegründet und besitzt 126 ha wertvolles Bauland, das zur Be- daran, die Kooperation mit der BOKU Zukunft sich verändernden Umweltbedingungen er- sicherung von Krediten verwendet werden kann. Rund um die Univer- auszuweiten. Der Gold Coast Campus ist folgreich meistern zu können. Wanderbewegungen der University of Queensland sität, die ca. 40.000 Studierende und 3.000 MitarbeiterInnen umfasst, sicher auch aus dem Blickwinkel der po- Menschen und Interaktionen mit ihrer Umwelt zeigen wurde der Macquarie-Industriepark mit Niederlassungen vieler inter- tenziellen Freizeitgestaltung attraktiv. auf, wie Adaptionen an Umweltveränderungen stattfin- nationaler Konzerne angesiedelt, der ein ausgezeichnetes Innovations- den und wo sich Wege für eine erfolgreiche Anpassung klima erzeugt. Hier wurden z. B. die Grundlagen für WLAN entwickelt. Der Dienstag führte die Delegation zu zwei der Menschheit abzeichnen. Australien investiert ca. 30 Die Universität ist die erste in Australien, welche die Bachelor-Master- Spitzenuniversitäten Australiens, zuerst Millionen Euro in seine Zukunft, indem es sich seiner struktur umgesetzt hat, wobei die Master-Curricula streng forschungs- zur University of Queensland (UQ) und da- Geschichte und seiner Basis zuwendet. Solche Projekte bezogen ausgerichtet sind. Für die BOKU ist insbesondere die „Faculty nach zur Queensland University of Techno- haben Leuchtturmcharakter und sind global wegweisend of Science and Engineering“ interessant. Die Fakultät hat 5.900 Studie- logy (QUT). Die UQ wurde 1909 gegründet für eine nachhaltige Zukunft. rende, vergibt 25 verschiedene Abschlüsse und umfasst Departments und hat heute mehr als 50.000 Studieren- www.uow.edu.au/research/newsletter/UOW224753.html wie z. B. „Biological Sciences“, „Chemistry and Biomolecular Sciences“, de. Von den sechs Fakultäten sind beson- „Earth and Planetary Sciences“, „Engineering“ und „Environmental ders „Engineering, Architecture & Informa- Prof. Dr. Markus Fiebig Sciences“. Die Forschungsmöglichkeiten in den Pflanzenwissenschaf- Queensland University of Technology tion Technology“, „Health and Behavioural BOKU Magazin 1 2017 BOKU Magazin 1 2017 12 13
LEBENSMITTELSICHERHEIT UND INNOVATION Das Department für Wein, Lebensmit- tel und molekulare Biowissenschaften der Lincoln University ist für den Fokus in den Bereichen Weinbau, Lebensmit- telwissenschaften und -sensorik sowie Mikrobiologie und Biochemie bekannt. Das Department beherbergt etwa das „Centre for Viticulture and Oenology“ mit einem Schwerpunkt auf Pinot Noir (den wir auch kosten durften), und neuerdings auch Rebsorten, die in kühleren Klimazo- nen gedeihen. Daneben ist das „Centre for Food Research and Innovation“ etab- liert, das eng mit Firmen in den Bereichen Lebensmittelsicherheit, Lebensmitteltoxi- kologie und Lebensmitteltechnologie zu- sammenarbeitet. Das Zentrum bietet unter anderem kurze Weiterbildungskurse über Lebensmittelsicherheit für Firmen an. Zur- zeit wird diskutiert, ob wir in naher Zukunft Bei der Queensland University of Technology Der Mount Cook, neuseeländische Südalpen Rangitata River die Lincoln University als Partnerin in das internationale Masterprogramm „Safety in Sciences“ und vor allem „Science“ für die sehr modernen Campus mit einem außer- auch der Weinbau – und der Tourismus the Food Chain“ integrieren können. BOKU interessant. Die Treffen mit den Kol- ordentlich gut ausgerüsteten analytischen sind wesentliche wirtschaftliche Stützen Info: www.lincoln.ac.nz/About-Lincoln/ legInnen aus den Fakultäten „Science“ und Zentrum und tollen Einrichtungen für die des Landes. Mit einer Gesamtfläche von Faculties-and-Divisions/Faculty-of-Ag- „Engineering“ verliefen sehr interessant Information der Bevölkerung. Ein hohes rund 270.000 km² und einer Einwohner- riculture-and-Life-Sciences/Depart- und produktiv. Einige Ansatzpunkte erge- Maß an Kooperationsbereitschaft und -in- zahl von ca. 4,2 Millionen ist Neuseeland ment-of-Wine-Food-and-Molecular-Bios- ben sich im Bereich Geologie, Bodenkun- teresse war spürbar, insbesondere in der mehr als dreimal so groß wie Österreich ciences/ de, Enzymologie und Landschaftsplanung. tropischen Landwirtschaft, der Wasser- und gleichzeitig wesentlich weniger dicht Prof. Iain Watson, Deputy Vice-Chancellor und Bodenreinigung, der Landschafts- besiedelt. Die Ethnie der Maoris macht Prof. Dr. Dietmar Haltrich (External Engagement) wies auf ein neues planung, Genetik und Biotechnologie, derzeit ca. 15 Prozent der Bevölkerung Programm der UQ hin, das den Professo- Wurzel-Boden-Interaktion und der Zellu- aus. Ihre Sprache und auch Kultur sind all- rInnen erlaubt, bei Sabbaticals ein bis zwei lose- und Ligninchemie sowie der Zusam- gegenwärtig. ner der wichtigsten Partneruniversitäten PhD-Studierende mitzunehmen – ein sehr menarbeit in der Entwicklungsforschung. der BOKU zählt, geführt werden. Sehr interessanter Ansatz, auch für ein poten- Am 15. 2. wurde es für die Delegation Der Ankunftsabend eröffnete uns das erfreulich war die Unterzeichnung eines zielles Sabbatical von UQ-KollegInnen an schlagartig noch drei Stunden später – ganze Ausmaß der noch immer Christ- Erasmus-Austausch-Agreements und die der BOKU. durch den Flug nach Christchurch/Neu- church überschattenden Katastrophe Einigung über ein umfassendes MoU zum seeland. Die Berechnung der Uhrzeit in des großen Erdbebens im Jahr 2011. Das Austausch von Studierenden und Lehren- Exzellent organisiert war dann das Treffen Wien wurde durch die zwölf Stunden Zeit- Stadtzentrum ist auch sechs Jahre danach den auf allen Ebenen. Großes Interesse an der QUT. Nach einem herzlichen Will- differenz natürlich viel einfacher. noch gezeichnet. Am Folgetag besuchten liegt zu Lehrkooperationen zu den The- kommen durch Professor Arun Sharma, wir Freunde – nämlich die KollegInnen men Lebensmittelsicherheit, Landschafts- Deputy Vice-Chancellor (Research and Neuseeland ist beliebt aufgrund des an- der Lincoln University (LU) in Lincoln bei architektur, Weinbau und Önologie sowie Commercialisation), konnte die BOKU-De- genehmen Wetters und der unglaublich Christchurch. Auch wenn der Besuch von einer engen Kooperation im E-Learning legation intensive Gespräche mit sieben beeindruckenden Natur, wobei die Südin- den intensiven Waldbränden in Christ- vor. Die LU ist fast gleich alt wie die BOKU, KollegInnen aus den Bereichen Geolo- sel mit den berühmten Südalpen, 19 Drei- church im wahrsten Sinne „überschattet“ gegründet 1878, und ist eine kleinere, sehr gie, tropische Landwirtschaft, Hydrologie tausendern, dem Mount Cook, den Fjor- wurde, konnten über den ganzen Tag spezialisierte Universität mit Schwerpunkt und Landschaftsarchitektur der Fakultät den und Gletschern das Ziel Nummer eins verteilt – exzellent von Prof. Nick Dickin- Agrar- und Umweltwissenschaften sowie „Science and Engineering“ führen. Die der NaturfreundInnen ist. Die Landwirt- son und Prof. Simon Swaffield organisiert Landschaftsplanung. Aufgrund ihrer Grö- QUT ist in ihrer jetzigen rechtlichen Form schaft – und hier vor allem die Milchwirt- – zahlreiche Gespräche mit zwölf Kolle- ße (3.500 Studierende) ist die Stimmung erst 26 Jahre alt und verfügt über einen schaft und seit einigen Jahren zunehmend gInnen der LU, die ja seit Langem zu ei- An der Lincoln University sehr familiär. Die LU verfügt über zahlrei- BOKU Magazin 1 2017 BOKU Magazin 1 2017 14 15
BLENDED LEARNING E-Learning und die zu- NACHHALTIG LEHREN. LERNEN. LEBEN. gehörige Didaktik neuer 3 . B O K U N A C H H A LT I G K E I T S TA G U N D TA G D E S L E H R E N S U N D L E R N E N S Shutterstock Lehr- und Lernformen – ein heißes Thema an Von Marion Ramusch und Lisa Bohunovsky D allen von uns besuchten er 1. Juni 2017 wird ein besonderer Universitäten. Alle se- Tag an der BOKU: Erstmalig wer- hen den verstärkten Einsatz von „blended den der BOKU Nachhaltigkeitstag learning“ als eine Methode der Wahl und und der „Tag des Lehrens und des Ler- sind sich bewusst, dass die Universitäten nens“ in einem gemeinsamen, facetten- der Zukunft auf mehr Eigenständigkeit reichen Rahmen zusammen veranstaltet. der Studierenden in der Erarbeitung von Mit dieser Kooperation soll eine noch grö- Problemlösungen zu komplexen Themen ßere Sichtbarkeit und Hebelwirkung für hinarbeiten müssen. Die Lehrenden wer- die zentralen Themen Nachhaltigkeit und den verstärkt in der Rolle von MentorIn- Lehre erzielt werden. Botanischer Garten in Christchurch nen, Coaches, AnleiterInnen gesehen, die Zahl der Präsenzstunden an den Unis wird Der Themenschwerpunkt steht 2017 ganz rückläufig sein und Lernplattformen wer- im Zeichen der Bildung für Nachhaltige den und sind bereits verstärkt im Einsatz. Entwicklung (BNE): Welche Bildung brau- Insbesondere an unserer Partneruniversi- chen wir wirklich? Was können wir von tät in Christchurch – der Lincoln University internationalen Best-Practice-Beispielen – sieht man hier eine große Chance, ge- im Bereich transformativer Bildung ler- meinsame Studienprogramme tatsächlich nen? Welche Methoden sind geeignet, gemeinsam zu gestalten, indem nicht nur die Kompetenzen der Studierenden bei ein Austausch von Lehrenden und Studie- der Bewältigung zentraler Zukunftsfragen Nachhaltigkeitswebsite der BOKU. Auch Betriebspraktiken der BOKU in Rich- renden über jeweils ein Semester stattfin- wirklich zu fördern? heuer haben Sie wieder Gelegenheit, Ihre tung mehr Nachhaltigkeit vorange- det, sondern über das gesamte Studium Nachhaltigkeitsprojekte und Initiativen bracht werden können. hindurch eine intensive Kommunikation Kai Niebert, Professor für Didaktik der bekannt zu machen. „LICHT DER ZU- zwischen den Studierenden und Lehren- Naturwissenschaften und der Nachhal- KUNFT“ heißt der BOKU-interne Nach- u Austausch mit der Gesellschaft: Ge- den beider Partneruniversitäten stattfin- tigkeit an der Universität Zürich und der haltigkeitspreis, mit dem seit 2015 jährlich sucht werden Good-Practice-Beispie- den kann. Auch die Idee, größere oder klei- Leuphana Universität in Lüneburg, kommt vorbildliche Good-Practice-Nachhaltig- le, die zeigen, wie die Universität ihre An der University of Canterbury in Christchurch nere Lehreinheiten in elektronischer Form für eine Keynote an die BOKU. Er wird sich keitsinitiativen in verschiedenen Katego- Rolle und ihre Verantwortung in der che exzellente Forschungseinrichtungen gineering“, „Forestry“, „Geography“ und den PartnerInnen zugänglich zu machen und uns die Frage stellen, wie wir Nach- rien ausgezeichnet werden. Die Preisver- Gesellschaft aktiv wahrnehmen kann. und Versuchsfarmen. Derzeit wird ge- „Geological Sciences“ sind jetzt schon und so über die große Distanz hinweg sich haltigkeit lernen können im Zeitalter des leihung findet im Zuge der Abendveran- meinsam mit der Industrie an der Einrich- teilweise in Kontakt mit BOKU-Lehrenden. insbesondere zu globalen Fragen auszu- Anthropozäns. Darüber hinaus werden staltung am 1. Juni 2017 statt. Einreichen Die Nachhaltigkeitspreise bestehen aus tung des „Lincoln Hub“ gearbeitet. Dieser Der Ausbau der Kooperation auf Basis ei- tauschen und Lehrpuzzles der anderen wieder vielfältige Workshops und Dis- können MitarbeiterInnen und Studierende handgefertigten Trophäen aus Holz und soll in Summe 900 WissenschaftlerInnen nes rasch abzuschließenden MoUs wurde mitzubenutzen – und so in regen Gedan- kussionen für Studierende und Lehrende der BOKU bereits jetzt. sind darüber hinaus mit jeweils 1.000 Euro aus Industrie und Universität beherbergen vereinbart. Großes Interesse besteht an kenaustausch zu kommen, das ist ein Ziel. angeboten: „Nachhaltigkeitskommuni- Die Einreichfrist endet am 7. April 2017. dotiert. Details zu den Kriterien, Anfor- und zur technologischen Entwicklung der den Themen Nachhaltigkeit, Forsttechnik kation“, die „Achtsame Universität“ und derungen und Fristen finden Sie auf der VRin Prof.in Dr.in Barbara Hinterstoisser ländlichen Räume beitragen. und Marketing und Innovation. „Student Engagement“ sind nur ein paar Folgende Kategorien sind ausgeschrieben: Homepage des BOKU Nachhaltigkeitsta- Schlagworte, die das Programm wider- u Gelebte Nachhaltigkeitsforschung: ges. Den Abschluss des Besuchsprogramms Der Besuch in „down under“ beeindruckte INFO spiegeln. Außerdem erwartet BesucherIn- Im Rahmen der wissenschaftlichen bildete am 17. 2. der Besuch der University die DelegationsteilnehmerInnen durch die nen eine Ausstellung von Lehrmaterialien Präsentationen sind Studierende und Auch die Ausschreibung für den Teaching of Canterbury (UC) in Christchurch. Die überwiegend äußerst freundliche Aufnah- Bei Interesse an Lehrendenaustausch/Co- zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung. ForscherInnen der BOKU herzlich ein- Award und verschiedene Lehre-Preise UC wurde 1873 als Canterbury College ge- me bei den Partneruniversitäten und dem tutelle-Doktoraten/Lehre- und Bildungs- Aber auch kurzweilige Pecha-Kucha-Prä- geladen, ihre nachhaltigkeitsbezogene sind bereits offen. Die Preisverleihung gründet und hat derzeit ähnlich viele Stu- ehrlichen Interesse, den Austausch auf projekten mit Australien bzw. Neusee- sentationen von ForscherInnen der BOKU Forschung im Pecha-Kucha-Format zu wird ebenfalls am 1. Juni stattfinden. dierende wie die BOKU. Im Gespräch mit Lehrenden- und Studierenden-Ebene vo- land, wenden Sie sich bitte an stehen heuer wieder auf dem Programm. präsentieren. Die eingereichten Arbei- Pro-Vice-Chancellor Prof.in Sonia Mazey rantreiben zu wollen. Komplementaritä- margarita.calderon-peter@boku.ac.at Weitere Informationen finden Sie auf der ten nehmen automatisch am BOKU Die gesamte Planungsgruppe des BOKU und Prof.in Michaela Balzarova wurde rasch ten zeigten sich zahlreiche, aber auch die Informationen zu Studierendenaustausch- Nachhaltigkeitspreis „Licht der Zu- Nachhaltigkeitstages freut sich schon auf klar, dass es zahlreiche Ansatzpunkte für Möglichkeit, Ähnliches zu vergleichen – so möglichkeiten mit diesen beiden Ländern SAVE THE DATE! Wir freuen uns sehr, kunft“ in der Kategorie Forschung teil. Ihre Einreichungen und natürlich auf Ihren verstärkten Austausch zwischen UC und könnten z. B. die österreichischen und finden Sie auf der Website wenn Sie sich bereits jetzt dieses Event zahlreichen Besuch am 1. Juni 2017! BOKU gibt. Insbesondere die Depart- neuseeländischen Alpen ein interessanter http://short.boku.ac.at/int-out-js.html in Ihrem Kalender notieren: 1. Juni 2017 u Betriebliche Verantwortung: Gesucht ments und Schools für „Business and Ansatz für die Zusammenarbeit sein. Also: an der Türkenschanze. werden Good-Practice-Beispiele, die Weitere Informationen auf www.boku. Dr.in Margarita Calderón-Peter Economics“, „Chemical and Process En- BOKU auf nach „down under“! zeigen, wie die Arbeits-, Umwelt- und ac.at/nachhaltigkeit/nachhaltigkeitstag BOKU Magazin 1 2017 BOKU Magazin 1 2017 16 17
Ingeborg Sperl ERC CONSOLIDATOR GRANT FÜR OXIDISE Das von Roland Ludwig vom Department für Lebensmittelwissenschaften und -technologie eingereichte For- schungsprojekt untersucht die Wirkungsweise von holzabbauenden Enzymen auf pflanzlichen Zellwänden. VOM UMGANG MIT DEM RISIKO D as Projekt OXIDISE zielt darauf ab, bau durch Pilze sollen die Forschungser- Neuheit der Projektidee, die zu erwartende Text und Foto: Ingeborg Sperl die Wirkungsweise von holzabbau- gebnisse in der Hydrolyse von Biomasse, Erweiterung des Fachgebiets und die Ex- M aria Papathoma-Köhle ist eine ten, wo sie sich in der Geographie und Methodenaustausch, der wegen der geo- enden Enzymen direkt auf pflanzli- der Extraktion von Renewables, der indus- zellenz der Forschung bewertet werden. Wanderin zwischen den Welten, Regionalforschung umtat, den „Master- graphischen Gegebenheiten naheliegt. Der chen Zellwänden mittels hochauflösender triellen Biokatalyse und zur Entwicklung Mitte 2017 startet ein solches fünfjähriges sowohl in geographischer als auch kurs Risikomanagement“ aufbaute und Resilienzfaktor von Gebäuden in gefährde- Untersuchungsmethoden zu beobachten. von Biosensoren eingesetzt werden. Forschungsprojekt mit einem Projektvolu- in fachlicher Hinsicht. Die gebürtige Athe- EU-Projekte an Land zog. Es gab wie ten Zonen wird jedenfalls für die nächsten Im Fokus steht die Aufklärung der Ver- men von 1,9 Mio. Euro an der BOKU. nerin studierte in ihrer Heimat Geologie, üblich „Patchwork-Verträge“, was auf die Jahre Schwerpunkt ihrer Forschung sein. teilung, Bindung, Kinetik und Interaktion Rund 300 Consolidator Grants vergibt das wobei schon vor der Krise klar war, dass Dauer nicht sehr befriedigend ist; da kam Mit Maria Patek, der Sektionschefin im von pilzlichen Oxidoreduktasen und Hy- European Research Council (ERC) jährlich. Der Forschungsservice der BOKU berät es schwierig sein würde, relevante Arbeit das FWF Elise-Richter-Stipendium, das Bundesministerium für Land- und Forst- drolasen auf festen Substraten. Die Rolle Die ausgewählten Projekte durchlaufen ein und unterstützt AntragstellerInnen gerne: zu finden. Wie so viele ihrer Kolleginnen für vier Jahre anberaumt ist, gerade recht. wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft von Oxidoreduktasen wie z. B. der kürzlich zweistufiges Auswahlverfahren, in dem die www.boku.ac.at/fos hat auch sie Griechenland verlassen. Der Seit einem Jahr ist Papathoma-Köhle am und weiteren BOKU-WissenschaftlerInnen entdeckten lytischen Polysaccharidmo- enorme Brain-Drain hat sich mittlerweile BOKU-Institut für Alpine Naturgefahren ist Papathoma-Köhle in einem Netzwerk nooxygenase (LPMO) als Wegbereiter und ja noch dramatisch verschärft. zu Hause. Das Elise-Richter-Stipendium aktiv, das sich all diesen Fragen widmet. Mauerbrecher der Zellulasen soll anhand INSGESAMT HÄLT DIE BOKU FÜNF ERC GRANTS unterstützt nicht nur die Forschungsar- der sekretierten Enzyme des Weißfäulepil- IN FOLGENDEN DISZIPLINEN: Nach dem Abschluss in Griechenland erhielt beit, sondern auch den persönlichen Kar- Wie geht es einer Frau in einem Fach, das zes Phanerochaete chrysosporium und Notburga Gierlinger vom Institut für Biophysik: Sie untersucht Nussschalen auf der sie ein Stipendium, um einen PhD in „Katas- riereweg der Kandidatin. „Ziel ist, sich für männlich dominiert ist? Papathoma-Köh- des Braunfäulepilzes Fomitopsis pinicola Mikro- und Nano-Ebene. trophenmanagement“ an der Coventry Uni- eine Habilitation zu qualifizieren.“ le ist daran gewöhnt, meint aber: „Als aufgeklärt werden. Zur Detektion von sub- versity in England zu erwerben; zuvor hatte Mutter mit zwei kleinen Kindern herrscht stratgebundenen Enzymen und ihrer Re- Jürgen Kleine-Vehn, Institut für Angewandte Genetik und Zellbiologie: Er erhielt den sie sich mit einem MSc in „Environmental In England beschäftigte sich Papatho- täglicher Organisationswahnsinn. Ich aktionsprodukte auf Lignozellulose wer- „Starting Grant“ für ein Projekt im Bereich Pflanzenforschung. Er beschäftigt sich mit Management“ an der Universität Durham ma-Köhle mit Tsunamis, an der BOKU mit habe beide Kinder mit zwölf Monaten in den zeitlich wie räumlich hochauflösende Signalübertragung im endoplasmatischen Retikulum, einem Netzwerk von Kanälen weiter qualifiziert. Papathoma-Köhle blieb der Vulnerabilität von Gebäuden in Risi- die Kinderkrippe gebracht, was in Wien Methoden eingesetzt – z. B. elektrochemi- in jeder Zelle, die vom Botenstoff Auxin abhängen. sechs Jahre in England, aber sie konnte sich kozonen – ein Thema, das gerade in die- nicht schlecht funktioniert. Natürlich müs- sche Rastermikroskopie, Oberflächenplas- nicht vorstellen, für immer dort zu leben. sem Winter traurige Aktualität erlangt hat. sen Vorgesetzte Verständnis zeigen. Auf monenresonanzspektroskopie und Fluo- Roland Ludwig, Institut für Lebensmitteltechnologie: Er erforscht die Zusammenar- Sie übersiedelte mit ihrem Mann, einem Ihr Fokus liegt auf Murenabgängen. „In alle Fälle sind aber KollegInnen wichtig, reszenzmikroskopie. beit der Enzyme beim Holzabbau unter natürlichen Bedingungen. gebürtigen Tiroler, nach Wien und stand Österreich sind die Voraussetzungen für die einen auch mal unterstützen. Spezi- vor einer neuen Herausforderung: Zwar diese Forschung sehr gut, denn es gibt eine ell wenn man Kinder zu betreuen hat, ist Das Projekt OXIDISE ist der erste Versuch, Chris Oostenbrink, Institut für Molekulare Modellierung und Simulation: Er untersucht beherrschte sie mehrere Sprachen, sprach lange Erfahrung und vor allem Daten von man schnell ausgeschlossen. Als Frau kann die Interaktion von extrazellulären, holzab- mit Hilfe von Computersimulationen komplexe biomolekulare Systeme auf atomarer aber kein Deutsch – ein Problem, das sie der BOKU.“ Was auch für ihr Heimatland man dann nicht an informellen Treffen am bauenden Oxidoreduktasen und Hydro- Ebene und die zugrunde liegenden Enthalpie- und Entropiekomponenten, was Ein- inzwischen souverän gelöst hat. relevant werden könnte: Griechenland wird Abend teilnehmen und hat daher auch we- lasen unter naturnahen Bedingungen zu fluss auf Vorgehensweisen in der medizinischen Wirkstoffentwicklung nehmen kann. vermehrt dort von Muren heimgesucht, wo niger Informationen und Netzwerke. Zum erforschen und den Mechanismus und die zuvor Waldbrände die schützende Vege- Glück habe ich einen Mann, der mich sehr Erik Reimhult, Institut für Biologisch inspirierte Materialien: Er erforscht die Wechselbe- Nach diversen Jobs und der Geburt von Synergie von Enzymen in der heterogenen tation vernichtet haben. Mit der Uni Bern unterstützt. Im äußersten Notfall ‚importie- ziehungen künstlich hergestellter Nanopartikel mit Zellmembranen und Membran-Mo- zwei Kindern fing sie 2009 an der Uni- Katalyse aufzuklären. Neben grundlegen- plant Papathoma-Köhle einen Daten- und re‘ ich meine Mutter aus Griechenland.“ dellsystemen. versität Wien an, als Postdoc zu arbei- den Erkenntnissen zum Lignozelluloseab- BOKU Magazin 1 2017 BOKU Magazin 1 2017 18 19
Shutterstock management (QM) koordinierte Verfah- barkeit der bioökonomischen Forschung Markus Bolhàr-Nordenkampf ren wurde eine interne Arbeitsgruppe mit zu verbessern. So schlagen die Peers ein 15 ProfessorInnen eingesetzt, die sich in Leuchtturmprojekt auf dem Gebiet der ihren Forschungsaktivitäten mit Bioökono- Bioraffinerieforschung vor, etwa mit der mie-relevanten Fragestellungen aus unter- Zielsetzung der gesamtheitlichen Nut- schiedlichen Disziplinen bzw. mit Fragen zung von Lignocellulose. rund um Bioraffinerieprozesse auseinan- dersetzt. Um den Aufwand für den Evalua- Weiters sollte sich die Schwerpunktset- tionsprozess in vertretbaren Grenzen zu zung in Bioökonomie/Bioraffinerie in der halten, repräsentierten die am Prozess be- strategischen Planung neuer sowie bei teiligten Arbeitsgruppen als pars pro toto der Nachbesetzung bestehender Profes- eine Auswahl aus unterschiedlichen Berei- suren widerspiegeln. Auch die vermehrte chen der BOKU. Einladung von GastprofessorInnen zu die- sen Themen wird als Begleitmaßnahme Nach internen Workshops sowie einer vorgeschlagen. Befragung nationaler und internationaler ExpertInnen wurde ein Selbstevaluati- Die Peers haben auch das strategische onsbericht erstellt, der mit renommierten und konzeptionelle Verhältnis der Bioöko- internationalen Peers im Zuge eines Vor- nomie zur nachhaltigen Entwicklung und Ort-Besuchs an der BOKU diskutiert wur- zur Kreislaufwirtschaft („circular eco- de. Diese nahmen Bewertungen vor und nomy“) diskutiert. Sie haben festgestellt, lieferten eine Reihe von Empfehlungen BIOÖKONOMIE IST DIE dass die BOKU für die wissenschaftliche bezüglich der weiteren Ausgestaltung der WISSENSBASIERTE ERZEUGUNG Bearbeitung der gemeinsamen wie der Bioökonomieforschung an der BOKU. divergenten Anliegen dieser strategischen UND NUTZUNG BIOLOGISCHER Orientierungen eine hervorragende Aus- Laut Einschätzung der Peers sollte die RESSOURCEN, UM PRODUKTE, gangsposition hat. Sie betonten, dass sich BOKU ihre führende Rolle als wissen- Nachhaltigkeit und Bioökonomie gegen- schaftliche Einrichtung für Bioökonomie- INNOVATIVE VERFAHREN seitig bedingen, sodass viele der globa- forschung in Österreich ausbauen und die UND DIENSTLEISTUNGEN IN len Nachhaltigkeitsziele ohne Implemen- STAND UND ZUKUNFT DER erfolgreichen internationalen Kooperatio- tierung von Konzepten der Bioökonomie nen in diesem Bereich weiterführen. Die ALLEN WIRTSCHAFTLICHEN nicht erreichbar sein werden. Dies war Bioökonomiestrategie sollte künftig stär- SEKTOREN IM RAHMEN EINES auch ein zentrales Ergebnis des Global BIOÖKONOMIEFORSCHUNG ker das Konzept der Kreislaufwirtschaft, der Nachhaltigkeit sowie die Auswirkun- gen des Klimawandels berücksichtigen; ZUKUNFTSFÄHIGEN WIRTSCHAFTSSYSTEMS Bioeconomy Summit 2015 in Berlin, wel- ches im Communiqué dieser Konferenz festgehalten ist. Vizerektor Glößl war als AN DER BOKU Text: Josef Glößl und Thomas Guggenberger auch sollte die geographische Lage Ös- terreichs als Alpenrepublik bzw. im Do- nauraum als Tor zu Südosteuropa noch BEREITZUSTELLEN. Mitglied des International Advisory Com- mittee Mitautor des Communiqué. A ngesichts der „Grand Challenges“ in naturwissenschaftlichen, technischen zuschätzen sind, sowie welche Schluss- stärker genützt werden. Die Empfehlungen aus der Evaluation flie- des 21. Jahrhunderts wie der nach- und sozio-ökonomischen Fächern ist die folgerungen für die weitere strategische sozio-ökonomischen sowie gesellschafts- ßen derzeit in die Überarbeitung des BO- haltigen Versorgung der Weltbe- BOKU wie keine andere österreichische Entwicklung der BOKU zu ziehen sind, hat Im Zuge ihrer eingehenden Analyse iden- wissenschaftlichen Fragestellungen ge- KU-Entwicklungsplanes ein. Darüber hi- völkerung mit Lebensmitteln, der zuneh- Universität geeignet und gefordert, zur das Rektorat eine Department-übergrei- tifizierten die Peers auch thematische Lü- fordert, insbesondere die gesellschaftli- naus hat die BOKU im Rahmen von BIOS menden Ressourcenknappheit sowie der Weiterentwicklung des Konzeptes der fende Evaluation zu diesen Fragestellun- cken. So sollte die BOKU künftig stärker che Einbettung der Bioökonomie und die Science Austria das Thema Bioökonomie in Reduktion der Treibhausgasemissionen Bioökonomie beizutragen. gen in die Wege geleitet. im Sinne des Konzeptes von Industrie 4.0 Innovationsforschung. das aktuelle Arbeitsprogramm der Bundes- sind neue, nachhaltige Arten des Wirt- das Zusammenspiel zwischen Digitalisie- regierung eingebracht und ist maßgeblich schaftens erforderlich. Die Bioökonomie Um zu überprüfen, inwieweit die BOKU Da die Bereiche der Bioökonomie sehr rung und Biologisierung vorantreiben, um Auch wenn es an der BOKU eine Vielzahl am Entwicklungsprozess einer österreichi- versucht diesem Anspruch gerecht zu die inhaltlichen Herausforderungen der breit gefächert sind, wurde neben der Ge- die Vernetzung von Prozessen und Sek- an Kooperationen gibt, wurde eine Opti- schen Strategie zur Bioökonomie beteiligt. werden. Dabei kommt der kaskadischen Bioökonomie in der Forschung tatsäch- samtstrategie zur Bioökonomie im Zuge toren effizienter machen zu können, so- mierung der internen und externen Ver- Nutzung von erneuerbaren Rohstoffen, lich abbildet, welche Maßnahmen künftig dieser Evaluation beispielhaft auf den Be- wie die Ingenieurwissenschaften stärken. netzungen entlang von Wertschöpfungs- LINKS der Kreislaufwirtschaft, einem nachhalti- für die Weiterentwicklung der Bioökono- reich der „Bioraffinerien als Drehscheibe Auch die ökonomische Forschung, die auf ketten vorgeschlagen, die eingerichtete Global Bioeconomy Summit 2015 gen Umgang mit Ressourcen sowie einer mie-relevanten Aktivitäten an der BOKU in bioökonomischen Wertschöpfungsnetz- eine branchenübergreifende Restrukturie- Arbeitsgruppe „Bioökonomie“ soll weiter- http://gbs2015.com engen Vernetzung der Stakeholder zen- erforderlich sind, wie die strategischen werken“ fokussiert. rung von Wertschöpfungsketten abzielt, geführt werden, die Vernetzung soll durch BIOS Science Austria trale Bedeutung zu. Aufgrund ihres fach- Zielsetzungen der BOKU im Vergleich zu sollte mit der Zielsetzung, Stoffkreisläufe gemeinsame, Department-übergreifende www.bios-science.at lichen Profils einer modernen Life-Scien- nationalen Kooperations- und internati- Für das von Vizerektor Josef Glößl gelei- zu schließen, forciert werden. Schließlich Infrastrukturinitiativen gestärkt werden. Bioeconomy Austria ces-Universität mit ihrem Fächerkanon onalen BenchmarkingpartnerInnen ein- tete und durch die Stabsstelle Qualitäts- wird auch die stärkere Einbeziehung von Darüber hinaus ist es wichtig, die Sicht- www.bioeconomy-austria.at BOKU Magazin 1 2017 BOKU Magazin 1 2017 20 21
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