BOKU BOKU GOES DOWN UNDER - ERC GRANTS

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BOKU BOKU GOES DOWN UNDER - ERC GRANTS
BOKU
DAS MAGAZIN DER UNIVERSITÄT DES LEBENS
                                                        Nr. 1 | März 2017
                                                        ISSN: 2224-7416

   BOKU GOES
   DOWN UNDER

CHEMIE ZUM ANFASSEN:      ERC GRANTS     FWF ELISE-RICHTER-STIPEN-
THOMAS ROSENAU & ANTJE      AN DER        DIATIN MARIA PAPATHOMA-
POTTHAST IM PORTRÄT          BOKU               KÖHLE IM GESPRÄCH
BOKU BOKU GOES DOWN UNDER - ERC GRANTS
INHALT                                                                                                                               EDITORIAL

                                                     Fotos: A. Potthast / Martin H. Gerzabek / Shutterstock / Andrzej Pobiedzinski

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Robert Newald
3   Editorial von Vizerektor Josef Glößl
                                                                                                                                     u WISSENSCHAFTLICHE EXZELLENZ INTERNATIONAL –
4   Chemie auf dem Holzweg:                                                                                                                   STANDORTWIRKUNG LOKAL
    Thomas Rosenau und Antje Potthast
    im Porträt

9   Projektskizze FLIPPR2 _                                                                                                                                                                                                                                                                                          Josef Glößl
    Future Lignin and Pulp Processing                                                                                                                                                                                                                                                          Vizerektor für Forschung und
    Research II                                                                                                                      Liebe Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunde der BOKU!                                                                                internationale Forschungskooperation

                                                                                                                                     D
10 Die BOKU in Australien
    und Neuseeland
                                           4                                                                                               as Jahr 2017 hat für die BOKU vielversprechend begon-                                         reich. In eine ähnliche Richtung zielen auch die Arbeitsgebiete
                                                                                                                                           nen. Sie hat in weltweiten Universitäten-Ranglisten her-                                      des WissenschaftlerInnen-Paares Thomas Rosenau/Antje Pott-
17 Die Nachhaltige BOKU                                                                                                                    vorragend abgeschnitten und wichtige Erfolge in der For-                                      hast, die nachfolgend porträtiert werden. Diese Themen lassen
                                                                                                                                     schung zu verzeichnen.                                                                              sich sehr gut in den größeren Kontext der Bioökonomie einord-
18 Lawinen: Vom Umgang mit                                                                                                                                                                                                               nen, einen auf Basis der BOKU-Kompetenzfelder zentralen stra-
    dem Risiko                                                                                                                       Im neuesten GreenMetric World University Ranking ist die BOKU                                       tegischen Schwerpunkt der BOKU, den wir im letzten Jahr sehr
                                                                                                                                     mit Platz 6 weltweit – unter 516 Universitäten aus 74 Ländern –                                     erfolgreich einer internationalen Evaluation unterzogen haben.
19 ERC grants der BOKU                                                                                                               die am nachhaltigsten agierende Universität im deutschsprachi-
                                                                                                                                     gen Raum. Diese Reihung bezieht sich auf den Grad der Nach-                                         Die im vorliegenden Heft beschriebenen und viele weitere Bei-
20 Bioökonomie:                                                                                                                      haltigkeit in der universitären Forschung, Lehre und Betriebsöko-                                   spiele zeigen, dass die BOKU das bereits in ihrer Wissensbilanz
    Eine Bestandsaufnahme                                                                                                            logie. Im QS World University Ranking by Subject, einer Rangliste                                   von 2004 postulierte Konzept einer Responsible University durch
                                                                                                                                     nach Disziplinen, konnte sich die BOKU im Fachgebiet Land- und                                      die Verbindung von exzellenter Grundlagenforschung und ver-
22 Splitter                                                                                                                          Forstwirtschaft in den letzten Jahren stabil in der Gruppe der                                      antwortungsvoller Umsetzung von Forschungsergebnissen ge-
                                                                                                                                     weltweit Top-50-Universitäten positionieren und liegt nun auf                                       meinsam mit der Praxis sehr erfolgreich lebt. Somit trägt die
24 Forschung FAQ                                                                                                                     dem hervorragenden Platz 35 und in Europa auf Platz 10. Von den                                     BOKU wirkungsvoll zur Weiterentwicklung des Wissenschafts-

                                           10
                                                                                                                                     Top-10-Universitäten in Europa sind fünf Mitglied in der Eurole-                                    und Wirtschaftsstandortes Österreich bei.
26 Die BOKU bringt eTrucks                                                                                                           ague for Life Sciences (ELLS), der auch die BOKU angehört. Dies
    auf die Straße                                                                                                                   belegt, dass die BOKU in der universitären „Champions League“                                       Die unterschiedlichen Facetten des globalen Wandels beeinflus-
                                                                                                                                     mitspielt und somit unsere Studierenden in internationalen Stu-                                     sen Umwelt und Ressourcennutzung und bringen eine Reihe wei-
27 Sustainable Development Goals                                                                                                     dienprogrammen strukturierten Zugang zu den besten Universi-                                        terer Herausforderungen. Hier bietet sich für die BOKU auch in
                                                                                                                                     täten Europas und darüber hinaus haben.                                                             Zukunft ein breites und attraktives Feld in Lehre, Forschung und
28 Genderspezifische Lehre                                                                                                                                                                                                               Interaktion mit der Gesellschaft. Daher bekennt sich die BOKU
    an der BOKU                                                                                                                      Im vorliegenden Heft werden einige aktuelle Beispiele für die                                       dazu, zur Erreichung der Sustainable Development Goals der UN
                                                                                                                                     international sichtbaren Forschungsstärken der BOKU in die Aus-                                     auf nationaler und internationaler Ebene beizutragen.
29 CCCA: Plattform für die                                                                                                           lage gestellt. So konnten BOKU-WissenschaftlerInnen mittlerwei-
    Klimaforschung                                                                                                                   le fünf Preise des Europäischen Forschungsrates (ERC Grants)                                        Im vorliegenden Heft wird eindrucksvoll sichtbar, dass wissen-
                                                                                                                                     einwerben, die streng nach Exzellenzkriterien vergeben werden                                       schaftliche Exzellenz auf internationalem Niveau und die lokalen
30 Staatspreis Patent                      17   20                                                                                   und zu den begehrtesten Forschungspreisen in Europa gehören.
                                                                                                                                     Zuletzt war Roland Ludwig vom Department für Lebensmittel-
                                                                                                                                                                                                                                         Wirkungen der Universität einander bedingen.                  

31 Ein neues Comet K1-Zentrum:                                                                                                       wissenschaften und -technologie mit einem ERC Consolidator
    FFoQSI                                                                                                                           Grant mit seinem Forschungsprojekt zur Wirkungsweise von
                                                                                                                                     holzabbauenden Enzymen auf pflanzlichen Zellwänden erfolg-
32 Fascination of Plants
    Day 2017: 18. Mai                                                                                                                IMPRESSUM: Medieninhaberin und Herausgeberin: Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), Gregor-Mendel-Straße 33, 1180 Wien. Chefredaktion: Michaela Kle-
                                                                                                                                     ment, Redaktion: Hermine Roth, Ingeborg Sperl AutorInnen: Michaela Amstötter-Visotschnig, Benedikt Becsi, Lisa Bohunovsky, Julia Buchebner, Margarita Calderón-Pe-
                                                                                                                                     ter, Markus Fiebig, Martin Gerzabek, Josef Glößl, Thomas Guggenberger, Dietmar Haltrich, Barbara Hinterstoisser, Rudolf Krska, Margit Laimer, Marina Luggauer, Andreas
33 EU-Projekt am IFA-Tulln:                                                                                                          Muhar, Marion Ramusch, Eva Ploss, Thomas Prohaska, Marion Ramusch, Thomas Rosenau, Georg Sachs, Tanja Valenta, Ingeborg Sperl. Lektorat: Susanne Hartmann
    MyToolBox                                                                                                                        Grafik: Patricio Handl. Coverfoto: Shutterstock Druck: Druckerei Berger Auflage: 8.000 Erscheinungsweise: 4-mal                        UZ24                            Dieses Produkt stammt aus
                                                                                                                                     jährlich • Blattlinie: Das BOKU Magazin versteht sich als Informationsmedium für Angehörige, AbsolventInnen, Freun-                    „Schadstoffarme                 nachhaltig bewirtschafteten
                                                                                                                                     dinnen und Freunde der Universität für Bodenkultur Wien und soll die interne und externe Kommunikation fördern. Na-                    Druckerzeugnisse“               Wäldern und kontrollierten

34 Citizen Science an der BOKU
                                           28   33
                                                                                                                                                                                                                                                                            UW 734                          Quellen
                                                                                                                                     mentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung der Autorin oder des Autors wieder und müssen mit der Auffassung
                                                                                                                                     der Redaktion nicht übereinstimmen. Redaktionelle Bearbeitung und Kürzung von Beiträgen aus Platzgründen vorbehal-                                       PEFC/06-39-12
                                                                                                                                     ten. Beiträge senden Sie bitte an michaela.klement@boku.ac.at

                                                                                                                                               BOKU Magazin 1 2017
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      3
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S. Rosenau

                 CHEMIE AUF
                 DEM HOLZWEG

                                Von Georg Sachs

                 H
                            olz ist, mit den Augen der Chemie
                            betrachtet, eine ebenso faszinierende
                            wie komplexe Materie: Cellulose-Ket-
                            ten (lange Moleküle, in denen Gluco-
                 se-Einheiten auf spezifische Weise miteinander
                 verknüpft sind) unterschiedlicher Länge mit ei-
                 nem bestimmten Profil an funktionellen Gruppen
                 lagern sich zu langen Strängen zusammen. Diese
                 liegen eingebettet in einer Matrix aus Hemicellu-
                 lose und Lignin – selbst wiederum heterogen auf-
                 gebaute Makromoleküle, die aus Kohlenhydrat-
                 bzw. Phenol-Bausteinen bestehen. „Wir haben
                 einmal probeweise versucht, Cellulose im Labor
                 zu synthetisieren: Das ist unglaublich komplex
                 und hat fast ein Jahr gedauert“, erzählt Thomas
                 Rosenau. „Wenn man eine solche Struktur einfach
                 hydrolisiert oder gar verbrennt, verliert man un-
                 glaublich viel von der Syntheseleistung der Na-
                 tur“, ergänzt Antje Potthast.

                 Rosenau und Potthast leiten gemeinsam die Ab-
                 teilung für Chemie nachwachsender Rohstoffe
                 am Department für Chemie der BOKU. Seit Lan-
                 gem setzen sich die beiden für eine stoffliche
                 Nutzung von Biomasse ein, die möglichst weit
                 oben ansetzt: „Am besten ist es, Holz als Holz
                 zu nutzen. Danach folgt die Nutzung der im Holz
                 vorhandenen Biopolymere. Als Drittes versucht
                                                                                           Thomas Rosenau und Antje Potthast sind weltweit für ihre Expertise in der Holzchemie anerkannt.
                 man, sogenannte Drop-in-Chemikalien zu gewin-
                 nen, die heute von der Industrie aus Erdöl herge-
                 stellt werden“, erläutert Potthast die Nutzungs-
                 kaskade, die ihrer Ansicht nach der stofflichen

                                                                     BOKU Magazin 1 2017   BOKU Magazin 1 2017
             4                                                                                                                                                                               5
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Verwendung von Holz zugrunde liegen                                                                                                                                                                                                                  CD-Labors hatten sich sowohl Rosenau

                                               A. Potthast
sollte. Energie hingegen könne auch aus                                                                                                                                                                                                              als auch Potthast habilitieren können.
anderen nachhaltigen Quellen wie Wind,                                                                                                                                                                                                               Kosma, der sich in dieser Zeit in die Cellu-
Wasser und Sonne gewonnen werden.                                                                                                                                                                                                                    losechemie eingearbeitet hatte, überließ
„Einfach nur CO2-neutral zu sein, ist längst                                                                                                                                                                                                         dieses Arbeitsgebiet danach neidlos dem
nicht genug“, meint Potthast im Hinblick                                                                                                                                                                                                             jungen Paar. Die erfolgreiche Entwicklung
auf eine weiter reichende Bioökono-                                                                                                                                                                                                                  des Gebiets veranlasste Rektor März, eine
mie-Strategie. Dazu kommen die Anfor-                                                                                                                                                                                                                sogenannte Vorziehprofessur zu beantra-
derungen des Markts: „Ein Produkt aus                                                                                                                                                                                                                gen, die seitens des Wissenschaftsminis-
nachwachsenden Rohstoffen muss heute                                                                                                                                                                                                                 teriums für Themen mit hohem Zukunfts-
genauso gut oder besser sein als ein Pro-                                                                                                                                                                                                            potenzial geschaffen wurden. Nun galt
dukt auf Erdölbasis“, so Rosenau.                                                                                                                                                                                                                    es aber auch, Beruf und Familie zu ver-
                                                                                                                                                                                                                                                     binden: „Als unser Sohn geboren wurde,
In ihrer Forschung erarbeiten Rosenau                                                                                                                                                                                                                konnten wir zunächst hintereinander in
und Potthast die chemischen Werkzeuge                                                                                                                                                                                                                Karenz gehen und danach beide in Teil-
für diese Herausforderungen. Die Kompe-                                                                                                                                                                                                              zeit arbeiten. Da ist uns die BOKU sehr
tenzschwerpunkte sind dabei klar verteilt:                                                                                                                                                                                                           entgegengekommen, das ist nicht selbst-
Rosenaus Spezialgebiet ist die organische                                                                                                                                                                                                            verständlich“, freut sich Rosenau.
Chemie und die Aufklärung von Reak-
tionsmechanismen. Ihm geht es darum,                                                                                                                                                                                                                 FIRMENKOOPERATION
welche Strukturen in Cellulose und Lignin                                                                                                                                                                                                            UND GRUNDLAGENFORSCHUNG
mit welchen Eigenschaften in Zusammen-                                                                                                                                                                                                               2008 war es an der Zeit, ein eigenes
hang gebracht werden können. Potthasts                                                                                                                                                                                                               CD-Labor („für Moderne Celluloseche-
Schwerpunkt liegt auf der Analytik und                                                                                                                                                                                                               mie und Analytik“) zu beantragen. Da
allgemeinen Chemie der Lignocellulosen:                                                                                                                                                                                                              man dabei bereits mit fünf Unterneh-
Die Herausforderung liegt hier vor allem                                                                                                                                                                                                             menspartnerInnen begann (in Spitzen-
darin, neue Methoden zu entwickeln,                                                                                                                                                                                                                  zeiten waren es neun), ließ die Christian
mit denen die strukturell komplexen und                                                                                                                                                                                                              Doppler Forschungsgesellschaft (CDG)
meist schwer löslichen Biopolymere cha-                                                                                                                                                                                                              eine Doppelspitze zu. Das Portfolio an
rakterisiert und gezielt verändert werden                                                                                                                                                                                                            bearbeiteten Forschungsthemen war
können. Durch diese Kompetenzvertei-                                                                                                                                                                                                                 dementsprechend breit: Man untersuchte
lung könne man in Projekten perfekt zu-                                                                                                                                                                                                              mit SCA Cellulose in Hygieneprodukten,
sammenarbeiten, ohne sich in die Quere                                                                                                                                                                                                               mit der Lenzing AG Abbaureaktionen von
zu kommen, meinen sie.                                                                                                                                                                                                                               (Hemi-)Cellulosen, entwickelte mit Loh-
                                                                   In der Arbeit der Abteilung für Chemie nachwachsender Rohstoffe                                                                                                                   mann & Rauscher neuartige Materialien
ÜBER NORTH CAROLINA                                                wird Grundlagenforschung mit Fragestellungen aus der unterneh-                                                                                                                    für Wundverbände, beschäftigte sich für
NACH ÖSTERREICH                                                    merischen Praxis kombiniert.                                                                                                                                                      Kemira mit Papierleimungsmitteln aus
Die beiden, die sowohl wissenschaftlich                                                                                                                                                                                                              Sonnenblumenöl und gemeinsam mit Kel-
als auch privat PartnerInnen sind, gehen                                                                                                                                                                                                             heim Fibers mit oxidierten cellulosischen
ihren Weg schon seit langer Zeit gemein-                                                                                                                                                                                                             Fasern. Mit der Chemie der Konservierung
sam: „Wir haben 1989, im Jahr des Mauer-                     thesechemie und beschäftigte sich insbe-       Holzchemie in Tharandt, Kontakt zu Josef      reichische Cellulosefaser-Hersteller hatte   solche Einrichtung an die BOKU zu holen –     alter Papiere konnte Potthast gemeinsam
falls, an der TU Dresden mit dem Studium                     sondere mit Vitamin E und anderen Anti-        S. Gratzl hatte, der in Raleigh Professor     ein Patent für den Lyocell-Prozess erwor-    auch weil die Universität selbst einen nam-   mit ihrer Mitarbeiterin Ute Henniges ein
begonnen und sind seit damals zusam-                         oxidantien. Bis heute hat er immer wieder      war. Gratzl stammte aus Österreich und        ben, mit dem eine neue Art von Fasern        haften Betrag für zusätzliche Geräte- und     ganz neues Thema eröffnen. „Nach 1850
men“, erinnert sich Rosenau. Auf das The-                    auch auf diesem Gebiet gearbeitet: „2009       galt als „Erfinder“ der chlorfreien Bleiche   produziert wurde. Potthast und Rosenau       Personalausstattung zur Verfügung stellte.    hergestellte Bücher weisen einen hohe
ma Holz stieß zunächst Antje Potthast: „In                   wurden zwei Medikamente gegen Avita-           als Koryphäe auf dem Gebiet der Chemie        gelang es, die Chemie jener Nebenreakti-                                                   Säuregehalt auf, was sich negativ auf die
Tharandt, etwas außerhalb von Dresden,                       minosen zugelassen, die wir damals ent-        nachwachsender Rohstoffe. In North Ca-        onen aufzuklären, die man für eine groß-     Die Leitung des neu gegründeten „CD-La-       Haltbarkeit auswirkt“, erklärt Potthast.
ist die weltweit älteste Forstfakultät an-                   wickelt haben“, erzählt Rosenau.               rolina fühlten sie sich schnell zu Hause:     technische Umsetzung des Verfahrens in       bors für Zellstoffreaktivität“ übernahm       Bis heute hat sich auf diesem Gebiet ein
gesiedelt. Dort gab es eine Professur für                                                                   „Gratzl hat uns angenommen wie eigene         den Griff bekommen musste. Die Lenzing       der Kohlenhydrat-Chemiker Paul Kosma.         internationales Zentrum der Forschung
Holzchemie, an der ich während des Stu-                      Nach Abschluss ihrer Dissertationen er-        Kinder. Wir hatten große Freiräume, ha-       AG brachte daraufhin das Modell „Christian   Mit Kosma konnten die beiden schnell          zur Restaurierung cellulosischer Materiali-
diums begonnen habe zu arbeiten.“ In ih-                     hielten beide die Möglichkeiten, an die        ben viel gearbeitet, aber auch viel Urlaub    Doppler Labor“ für eine Fortsetzung der      eine gute Achse herstellen: „Wir hatten       en entwickelt, das mit zahlreichen Museen
rer Diplomarbeit beschäftigte sie sich mit                   North Carolina State University in Raleigh     gemacht und uns die USA angesehen“,           erfolgreichen Zusammenarbeit ins Spiel,      extremes Glück mit unseren Mentoren:          und Nationalbibliotheken kooperiert.
Lignin – eine Thematik, der man sich in                      zu gehen. „Die Situation im Osten bot da-      erinnert sich Rosenau.                        bei dem die Hälfte des Finanzierungsvo-      Sowohl Gratzl als auch Kosma waren
den vergangenen Jahren wieder verstärkt                      mals nicht viele Möglichkeiten, wir wollten                                                  lumens von der Republik Österreich getra-    Vorbilder – nicht nur als Wissenschaft-       In all diesen Forschungsarbeiten gingen
zugewandt hat. In der Zwischenzeit ver-                      ins Ausland“, erzählt Potthast. Da traf es     Gratzl verband eine langjährige Zusam-        gen wird. Dem damaligen Rektor Leopold       ler, sondern auch als Menschen“, erzählt      Grundlagenforschung und Anwendungs-
tiefte sich Rosenau in die organische Syn-                   sich gut, dass Klaus Fischer, der Leiter der   menarbeit mit der Lenzing AG. Der öster-      März gelang es, das CD-Labor als erste       Rosenau. Noch während der Laufzeit des        orientierung Hand in Hand – eine Konstel-

                                                                                                                              BOKU Magazin 1 2017                BOKU Magazin 1 2017
6                                                                                                                                                                                                                                                                                              7
BOKU BOKU GOES DOWN UNDER - ERC GRANTS
PROJEKTSKIZZE FLIPPR²
A. Potthast

                                                                                                                                                          FUTURE LIGNIN AND PULP PROCESSING RESEARCH – II
                                                                                                                                                         Papier- und Zellstoffindustrie als moderne Bioraffinerie; Cellulose, Lignin und Hemicellulosen als Aus-
                                                                                                                                                         gangsstoffe zum Ersatz von Erdöl-basierenden Chemikalien und Materialien.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Shutterstock
              Rosenaus Spezialgebiet ist die organische Chemie, Potthasts Schwerpunkt liegt in der Analytik.

                                                                                                                                                         D
                                                                                                                                                                er Fokus der Arbeiten liegt auf der optimalen Ausschleu-        LAUFZEIT
              lation, für die das Modell CD-Labor beson-   Aufbau und bezieht neben der Abteilung          nicht verborgen geblieben. 2009 erhiel-              sung und Nutzung von Lignin und Faserfeinstoff aus den          1.4.2017–31.3.2021
              ders gut geeignet ist, wie Rosenau findet:   für Chemie nachwachsender Rohstoffe             ten sie (als Direktor bzw. Professorin)              Produktionslinien der Zellstoff- und Papierindustrie. Dabei     Das Vorprojekt FLIPPR° lief ebenfalls vier Jahre. FLIPPR² schließt
              „Ich halte das, entgegen all dem, was so     auch ForscherInnen von den Instituten           einen Ruf nach Kalifornien an das neu         wird speziell die Integration in die Prozessströme einer Zellstoff-    nahtlos an das Vorprojekt an.
              gemeckert wird, für ein extrem gutes För-    für Holztechnologie bzw. Verfahrens- und        etablierte Berkeley BioCenter. „Wir ha-       und Papierfabrik beachtet, um einen höchstmöglichen Grad der
              dermodell.“ Dennoch: Jede/r Forschende       Energietechnik sowie vom IFA Tulln mit          ben uns letztlich dagegen entschieden“,       Kreislaufschließung zu erreichen. Parallel dazu werden Upsca-          GESAMTBUDGET UND BOKU-ANTEIL
              kann nur einmal in seinem Arbeitsleben ein   ein. Organisatorisch hat man sich dabei         sagt Rosenau: „Das Leben besteht nicht        ling-Aktivitäten der entwickelten Modifikationen und Applikatio-       Gesamt 6 Mio. Euro (Förderobergrenze)
              CD-Labor leiten. Potthast und Rosenau ha-    am Modell CD-Labor durchaus ein Vor-            nur aus dem Benzolring. Unser Sohn wäre       nen von Lignin und Feinstoff durchgeführt.                             BOKU-Anteil: 2.092.500 Euro
              ben sich daher nach einem anderen Modell     bild genommen: Die in Module eingeteilte        dort in einer typisch amerikanischen Ell-
              umgesehen, um ein Forschungsdesign mit       Forschung wird in einem Mix aus Förder-         bogengesellschaft aufgewachsen, das           UNIVERSITÄRE PARTNERINNEN                                              LEAD/BOKU-KOORDINATION
              Unternehmensnähe und hohem Grundla-          mitteln von Bund, Ländern und Industrie-        wollten wir nicht.“ Auch die Verleihung       1. Universität für Bodenkultur Wien: Abteilung für Chemie nach-        Univ.Prof. Dr. Thomas Rosenau (Chemie, Nawaros) als wissen-
              genforschungsanteil finanzieren zu können.   partnerInnen getragen und ist trotzdem          des Anselme Payen Awards, des höchsten           wachsender Rohstoffe, Institut für Holzforschung, Institut für      schaftlicher Koordinator
                                                           stark grundlagenorientiert. Inhaltlich will     Wissenschaftspreises der Cellulosefor-           Umweltbiotechnologie                                                Univ.Prof.in Antje Potthast, Univ.Prof. Wolfgang Gindl-Altmutter,
              Im Zuge einer gemeinsam mit internati-       man im ABC einen Bogen spannen, der             schung, war ein Grund zu großer Freude.       2. Technische Universität Graz: Institut für Papier-, Zellstoff- und   Univ.Prof. Georg Gübitz und Univ.Prof. Thomas Rosenau als Pro-
              onalen GutachterInnen durchgeführten         von Cellulose und Lignin bis hin zu Zell-       „Das heißt aber nicht, dass es auf dem           Fasertechnik, Institut für Verfahrenstechnik, Institut für Pro-     jektleiterInnen der Teilprojekte
              Evaluierung der Bioökonomie- und Bio-        stoff, Textilien und Materialien reicht. Jun-   Cellulosegebiet jetzt nichts mehr zu tun         zess- und Partikeltechnik
              raffinerie-Forschungsaktivitäten  zeigte     ge Start-up-Unternehmen wie Acticell            gäbe – im Gegenteil. Aber wir werden uns                                                                                 LINK
                                                                                                                                                         3. Universität Graz: Institut für Systemwissenschaften, Innova-
                                                                                                                                                                                                                                    www.flippr.at
              sich, was an der BOKU zu diesem The-         werden ebenso als PartnerInnen vertreten        in den nächsten Jahren auch verstärkt um         tions- und Nachhaltigkeitsforschung
              menkreis bereits gemacht wird. „Die Eva-     sein wie bekannte Größen wie die Lenzing        das Lignin kümmern. Aus Cellulose kann                                                                                   BOKU-KONTAKT
              luierung hat festgestellt: Wenn wir als      AG oder Mondi. Parallel dazu wurde ein          man eben schon sehr viel machen, aus          INDUSTRIEPARTNERINNEN                                                      BOKU-Koordinator Gesamtprojekt
              BOKU hier eine Führungsrolle überneh-        auf demselben Gebiet angesiedeltes Dok-         Lignin noch nicht“, sagen die beiden ab-      1. Mondi Frantschach GmbH                                                  thomas.rosenau@boku.ac.at
              men wollen, müssen wir die Gruppen, die      toratskolleg entwickelt und vom FWF zur         schließend.                                                                                                            Leitung Ligninplattform
                                                                                                                                                         2. Norske Skog Bruck GmbH
                                                                                                                                                                                                                                    antje.potthast@boku.ac.at
              auf diesem Gebiet tätig sind, bündeln“,      Vollantragsstellung eingeladen.                                                               3. Sappi Gratkorn Produktions-                                             Leitung Projekt Feinstoff-Nutzung
              so Rosenau. Mittlerweile befindet sich                                                                                                        GesmbH & Co KG                                                          wolfgang-gindl-altmutter@boku.ac.at
              das auf dieser Empfehlung basierende         Auch international sind die wissenschaft-       Der Autor ist Chefredakteur der Zeitschrift   4. Zellstoff Pöls AG                                                       Leitung Projekt Lignin-Polymerisation
              „Advanced Biorefinery Center“ (ABC) im       lichen Erfolge des ChemikerInnen-Paares         Chemiereport/Austrian Life Sciences.          5. Papierholz Austria GmbH                                                 georg.guebitz@boku.ac.at

                                                                                                                               BOKU Magazin 1 2017              BOKU Magazin 1 2017
              8                                                                                                                                                                                                                                                                                 9
BOKU BOKU GOES DOWN UNDER - ERC GRANTS
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                    BOKU „DOWN UNDER“                                                                                                       A
                                                                                                                                                    ustralien ist ein faszinierender Kontinent – als
                                                                                                                                                    trockenster Kontinent neben der Antarktis in
                                                                                                                                                    weiten Bereichen durchaus komplementär
                                                                                                                                             zu Österreich in Bezug auf Klima sowie Vegetation
                    Text und Fotos: Martin H. Gerzabek                                                                                       und Fauna. Der sehr hohe Standard der Bildungs-
                                                                                                                                             und Forschungseinrichtungen Australiens machte
                                                                                                                                             ihn schon in der Vergangenheit zu einem beliebten
                    Mit Australien und Neuseeland verbinden die BOKU mehrere längerfristige Kooperationen, gestützt
                                                                                                                                             Ziel für Forschungs- und Studienaufenthalte von
                    durch eine größere Zahl von Gastaufenthalten von BOKU-WissenschaftlerInnen und Studierenden und                          BOKU-ForscherInnen und Studierenden. Mit Emira-
                    vice versa. Um die Universitätskooperationen zu intensivieren und Verträge zu erneuern, unternahm                        tes ging es am 7. und 8. 2. 2017 über Dubai nach Syd-
                    eine BOKU-Delegation (Prof.in Barbara Hinterstoisser, Prof. Markus Fiebig, Prof. Dietmar Haltrich, Prof.                 ney. Um Mitternacht im Hotel angekommen, waren
                    Andreas Muhar und Prof. Martin Gerzabek sowie Dr.in Margarita Calderón-Peter, unsere herausragende                       immerhin fünf Stunden Schlaf möglich, bevor wir
                                                                                                                                             am nächsten Morgen die University of Wollongong           Willkommen in Wollongong
                    Organisatorin) eine Reise zu den Antipoden.
                                                                                                                                             (UOW) besuchten. Sie wurde erst 1975 als unab-
                                                                                                                                             hängige öffentliche Institution gegründet und liegt
                                                                                                                                             etwa 80 km südlich von Sydney in der Stadt, nach
                                                                                                                                             der sie benannt ist. Wollongong bedeutet in einer
                                                                                                                                             Sprache der Aborigines „Musik der Wellen“ – ein
                                                                                                                                             Bezug zu der wunderbaren Lage mit ausgedehn-
                                                                                                                                             ten Sandstränden und Steilküsten. Ca. 13.500 der
                                                                                                                                             32.000 Studierenden sind internationaler Herkunft,
                                                                                                                                             aus 143 Ländern. Neben dem Hauptcampus gibt
                                                                                                                                             es Exposituren in Asien und dem Mittleren Osten.
                                                                                                                                             Betreut werden diese von ca. 2.000 Wissenschaft-
                                                                                                                                             lerInnen. Neben den Fakultäten für Wirtschaft, Sozi-
                                                                                                                                                                                                       Küste bei Wollongong
                                                                                                                                             alwissenschaften, Rechtswissenschaften und Geis-
                                                                                                                                             teswissenschaften ist vor allem die Fakultät für Na-
                                                                                                                                             turwissenschaften, Medizin und Gesundheit mit den
                                                                                                                                             Schulen für Biowissenschaften, Chemie, Erd- und
                                                                                                                                             Umweltwissenschaften, Medizin und Pflegewissen-
                                                                                                                                             schaften für die BOKU von besonderem Interesse.
                                                                                                                                             Die Forschung und die Forschungsinfrastruktur sind
                                                                                                                                             auf höchstem Niveau – so konnte die Universität un-
                                                                                                                                             ter Leitung von Prof. Richard „Bert“ Roberts, Editor
                                                                                                                                             des Journals „Quaternary Geochronology“, im Sep-
                                                                                                                                             tember ein Center of Excellence zur Erforschung
                                                                                                                                             der Menschheitsgeschichte in Australien, der Kli-
                                                                                                                                             mageschichte, der Landschaftsentwicklung und der
                                                                                                                                                                                                       OSL-Labor in Wollongong
                                                                                                                                             Biodiversität erringen. Das Kompetenzzentrum wird
                                                                                                                                             sieben Jahre lang mit insgesamt ca. 30 Mio. Euro
                                                                                                                                             finanziert. Die neuesten Methoden zur Altersbe-
                                                                                                                                             stimmung von Gesteinen, Böden und organischen
                                                                                                                                             Materialien sind dort etabliert, und ein hohes Maß
                                                                                                                                             an Kooperationsbereitschaft ist spürbar. Biodiver-
                                                                                                                                             sitätsforschung wie auch Umwelttechnologie und
                                                                                                                                             medizinische Biotechnologie sind wichtige Schwer-
                                                                                                                                             punkte der Fakultät. Ein hochinteressantes inter-
                                                                                                                                             disziplinäres Thema ist die Erforschung von Brän-
                                                                                                                                             den aus naturwissenschaftlicher, sozial- und wirt-
                                                                                                                                             schaftswissenschaftlicher Sicht. Nachhaltigkeit ist
                                                                                                                                             in allen ingenieurwissenschaftlichen Bachelor-Cur-
                                                                                                                                             ricula verpflichtender Gegenstand und umfasst ein         Hobbitskelett in Wollongong   Kakadu an der Küste bei
                                                                                                                                                                                                                                     Wollongong

                                                                                                       BOKU Magazin 1 2017     BOKU Magazin 1 2017
               10                                                                                                                                                                                                                                              11
BOKU BOKU GOES DOWN UNDER - ERC GRANTS
ten, der Zoologie, der Geologie und Bio-      mer wird als der heißeste seit 1895/96
                                                                                                                                     technologie sind sehr gut. Mit der Mac-       bezeichnet, mehrmals wurde während
                                                                                                                                                                                                                                   INTERDISZIPLINARITÄT
                                                                                                                                     quarie University wurde am 10. 2. 2017 ein    unseres Aufenthaltes aufgrund der Ener-         ALS RAUMKONZEPT
                                                                                                                                     Kooperationsabkommen unterzeichnet.           gieaufnahme der Klimaanlagen vor einem
                                                                                                                                     Die Partneruniversität stellt fünf PhD-Sti-   Blackout gewarnt. Auch in Australien neh-                              Die School of En-
                                                                                                                                     pendien für drei Jahre im Rahmen eines        men die extremen Wetterereignisse zu –                                 vironment der Grif-
                                                                                                                                     Cotutelle-Programms zur Verfügung!            besonders heiße Phasen werden häufiger,                                fith University in
                                                                                                                                                                                   wie auch Starkregenfälle. So standen Tei-                              Brisbane ist die äl-
                                                                                                                                     Am 11. 2. besuchten Markus Fiebig und         le der City von Sydney knapp vor unse-          teste Forschungs- und Ausbildungsstätte
                                                                                                                                     Martin Gerzabek Prof. Balwant Singh vom       rer Ankunft noch unter Wasser, und am           im Bereich Umweltwissenschaften in Aus-
                                                                                                                                     Sydney Institute of Agriculture, School of    Montag, dem 13. 2. brannten bereits ca.         tralien. Interdisziplinarität wird hier ganz
                                                                                                                                     Life and Environmental Sciences der Uni-      50.000 ha Buschland und etliche Häuser          speziell gelebt, und zwar bei der Zuteilung
                                                                                                                                     versity of Sydney. Die University of Syd-     fielen den Flammen zum Opfer.                   der Arbeitsräume: Um einen intensiven
                                                                                                                                     ney ist mit 50.000 Studierenden nicht nur                                                     Dialog zwischen den zahlreichen hier ver-
Kooperationsabkommen mit der Macquarie University            University of Sydney                                                    eine der größten Universitäten Australi-      Brisbane hat sich aufgrund der exzellen-        tretenen Disziplinen aus den Sozial-, Na-
                                                                                                                                     ens, sie ist mit dem Gründungsjahr 1850       ten Universitäten zu einer Universitäts-        tur- und Ingenieurswissenschaften zu för-
                                                                                                                                     auch die älteste. In vielen Wissenschafts-    metropole entwickelt. Am Montag erneu-          dern, gilt das Prinzip, dass Personen aus
                                                                                                                                     bereichen gehört die Universität zu den       erten wir die Kooperationsvereinbarung          verwandten Disziplinen nicht auch räum-
                                                                                                                                     führenden Universitäten weltweit. Gerade      mit der Griffith University und somit eine      lich nebeneinander arbeiten sollen, weil
                                                                                                                                     auch in den Bodenwissenschaften ist ihr       Kooperation, die auch in den vergange-          man davon ausgeht, dass sie ja sowieso
                                                                                                                                     Ruf ausgezeichnet und die Lehr- und For-      nen Jahren durchaus in beide Richtungen         regelmäßig miteinander kommunizieren.
                                                                                                                                     schungsinfrastruktur herausragend.            aktiv war. Erst 1971 gegründet, ist die Grif-   Ich habe hier zwei Jahre lang gearbei-
                                                                                                                                                                                   fith University jung, aber sehr dynamisch.      tet, mein Zimmer befand sich auf einem
                                                                                                                                     In diesen Tagen war es der Delegation         Heute beherbergen die sechs Standorte           Gang, wo KollegInnen aus den Disziplinen
                                                                                                                                     vergönnt, eine echte Hitzewelle in Austra-    rund 50.000 Studierende, davon 8.500            Anthropologie, Energiepolitik, Öffentli-
                                                                                                                                     lien zu erleben. Bis zu 47° C erreichte die   internationale Studierende. Interessant         che Gesundheit, Mathematik, Ökologie,
                                                                                                                                     Quecksilbersäule westlich von Sydney,         für BOKU-Angehörige ist die starke Aus-         Landschaftsarchitektur und Statistik ihre
                                                                                                                                     und über 40° C in Brisbane, wohin uns         richtung auf Nachhaltigkeit und die sig-        Büros hatten. Bei den täglichen Treffen,
                                                                                                                                     die Reise am Sonntag führte. Der Som-         nifikanten Aktivitäten in Forschung und         beispielsweise vor dem Kopierer, haben
Herbarium in der Macquarie University                        University of Queensland
                                                                                                                                                                                                                                   sich viele originelle Projektideen ergeben,
                                                                                                                                                                                                                                   die sonst vielleicht nicht zustande ge-
                                                          Achtel des ersten Studienjahres! Die Universität ist, wie auch von der                                                                                                   kommen wären. Man stelle sich beispiels-
„LOOKING TO THE FUTURE BY                                 Universitätsleitung unter Vice-Chancellor Prof. Paul Wellings ausgeführt                                                                                                 weise vor, im Exnerhaus der BOKU gäbe
REVEALING THE PAST“                                       wurde, an Lehrenden- und Studierendenaustausch sehr interessiert. Der                                                                                                    es keine Raumaufteilung nach Instituten,
                                                          Empfang am exzellent gepflegten und sehr stimmungsvollen Campus                                                                                                          sondern nach dem Zufallsprinzip ...
                            In dem bereits erwähnten      war überaus herzlich.
                            sieben Jahre laufenden                                                                                                                                                                                 Prof. Dr. Andreas Muhar
                            Kompetenzzentrum an der       Am nächsten Tag stand die Macquarie University im Norden von Sydney
                            University of Wollongong      auf dem Programm. Rund eine halbe Stunde vom Stadtzentrum ent-                                                                                                           Lehre im Themenbereich Umweltwissen-
werden 130.000 Jahre australische und ozeanische Erd-     fernt befindet sich der Campus „North Ryde“. Benannt wurde die 1964                                                                                                      schaften und Raumplanung. Prof.in Sarah
geschichte erforscht. Die Veränderungen der Vergan-       gegründete Universität nach dem ersten Gouverneur von New South                                                                                                          Todd, Vice-President (Global) und die
genheit werden durch 50 neue Wissenschaftsstellen         Wales, Lachlan Macquarie. Die Universität wurde nach dem Vorbild von                                                                                                     Lehrenden zeigten sich hochinteressiert
zu einem Schlüssel umgewandelt, um die heute und in       Stanford gegründet und besitzt 126 ha wertvolles Bauland, das zur Be-                                                                                                    daran, die Kooperation mit der BOKU
Zukunft sich verändernden Umweltbedingungen er-           sicherung von Krediten verwendet werden kann. Rund um die Univer-                                                                                                        auszuweiten. Der Gold Coast Campus ist
folgreich meistern zu können. Wanderbewegungen der                                                                                   University of Queensland
                                                          sität, die ca. 40.000 Studierende und 3.000 MitarbeiterInnen umfasst,                                                                                                    sicher auch aus dem Blickwinkel der po-
Menschen und Interaktionen mit ihrer Umwelt zeigen        wurde der Macquarie-Industriepark mit Niederlassungen vieler inter-                                                                                                      tenziellen Freizeitgestaltung attraktiv.
auf, wie Adaptionen an Umweltveränderungen stattfin-      nationaler Konzerne angesiedelt, der ein ausgezeichnetes Innovations-
den und wo sich Wege für eine erfolgreiche Anpassung      klima erzeugt. Hier wurden z. B. die Grundlagen für WLAN entwickelt.                                                                                                     Der Dienstag führte die Delegation zu zwei
der Menschheit abzeichnen. Australien investiert ca. 30   Die Universität ist die erste in Australien, welche die Bachelor-Master-                                                                                                 Spitzenuniversitäten Australiens, zuerst
Millionen Euro in seine Zukunft, indem es sich seiner     struktur umgesetzt hat, wobei die Master-Curricula streng forschungs-                                                                                                    zur University of Queensland (UQ) und da-
Geschichte und seiner Basis zuwendet. Solche Projekte     bezogen ausgerichtet sind. Für die BOKU ist insbesondere die „Faculty                                                                                                    nach zur Queensland University of Techno-
haben Leuchtturmcharakter und sind global wegweisend      of Science and Engineering“ interessant. Die Fakultät hat 5.900 Studie-                                                                                                  logy (QUT). Die UQ wurde 1909 gegründet
für eine nachhaltige Zukunft.                             rende, vergibt 25 verschiedene Abschlüsse und umfasst Departments                                                                                                        und hat heute mehr als 50.000 Studieren-
www.uow.edu.au/research/newsletter/UOW224753.html         wie z. B. „Biological Sciences“, „Chemistry and Biomolecular Sciences“,                                                                                                  de. Von den sechs Fakultäten sind beson-
                                                          „Earth and Planetary Sciences“, „Engineering“ und „Environmental                                                                                                         ders „Engineering, Architecture & Informa-
Prof. Dr. Markus Fiebig                                   Sciences“. Die Forschungsmöglichkeiten in den Pflanzenwissenschaf-         Queensland University of Technology                                                           tion Technology“, „Health and Behavioural

                                                                                                         BOKU Magazin 1 2017                BOKU Magazin 1 2017
12                                                                                                                                                                                                                                                                          13
BOKU BOKU GOES DOWN UNDER - ERC GRANTS
LEBENSMITTELSICHERHEIT
                                                                                                                                                                        UND INNOVATION

                                                                                                                                                                                                Das Department für
                                                                                                                                                                                                Wein,     Lebensmit-
                                                                                                                                                                                                tel und molekulare
                                                                                                                                                                                                Biowissenschaften
                                                                                                                                                                        der Lincoln University ist für den Fokus
                                                                                                                                                                        in den Bereichen Weinbau, Lebensmit-
                                                                                                                                                                        telwissenschaften und -sensorik sowie
                                                                                                                                                                        Mikrobiologie und Biochemie bekannt.
                                                                                                                                                                        Das Department beherbergt etwa das
                                                                                                                                                                        „Centre for Viticulture and Oenology“ mit
                                                                                                                                                                        einem Schwerpunkt auf Pinot Noir (den
                                                                                                                                                                        wir auch kosten durften), und neuerdings
                                                                                                                                                                        auch Rebsorten, die in kühleren Klimazo-
                                                                                                                                                                        nen gedeihen. Daneben ist das „Centre
                                                                                                                                                                        for Food Research and Innovation“ etab-
                                                                                                                                                                        liert, das eng mit Firmen in den Bereichen
                                                                                                                                                                        Lebensmittelsicherheit, Lebensmitteltoxi-
                                                                                                                                                                        kologie und Lebensmitteltechnologie zu-
                                                                                                                                                                        sammenarbeitet. Das Zentrum bietet unter
                                                                                                                                                                        anderem kurze Weiterbildungskurse über
                                                                                                                                                                        Lebensmittelsicherheit für Firmen an. Zur-
                                                                                                                                                                        zeit wird diskutiert, ob wir in naher Zukunft
Bei der Queensland University of Technology    Der Mount Cook, neuseeländische Südalpen                                                   Rangitata River               die Lincoln University als Partnerin in das
                                                                                                                                                                        internationale Masterprogramm „Safety in
Sciences“ und vor allem „Science“ für die      sehr modernen Campus mit einem außer-        auch der Weinbau – und der Tourismus                                        the Food Chain“ integrieren können.
BOKU interessant. Die Treffen mit den Kol-     ordentlich gut ausgerüsteten analytischen    sind wesentliche wirtschaftliche Stützen                                    Info: www.lincoln.ac.nz/About-Lincoln/
legInnen aus den Fakultäten „Science“ und      Zentrum und tollen Einrichtungen für die     des Landes. Mit einer Gesamtfläche von                                      Faculties-and-Divisions/Faculty-of-Ag-
„Engineering“ verliefen sehr interessant       Information der Bevölkerung. Ein hohes       rund 270.000 km² und einer Einwohner-                                       riculture-and-Life-Sciences/Depart-
und produktiv. Einige Ansatzpunkte erge-       Maß an Kooperationsbereitschaft und -in-     zahl von ca. 4,2 Millionen ist Neuseeland                                   ment-of-Wine-Food-and-Molecular-Bios-
ben sich im Bereich Geologie, Bodenkun-        teresse war spürbar, insbesondere in der     mehr als dreimal so groß wie Österreich                                     ciences/
de, Enzymologie und Landschaftsplanung.        tropischen Landwirtschaft, der Wasser-       und gleichzeitig wesentlich weniger dicht
Prof. Iain Watson, Deputy Vice-Chancellor      und Bodenreinigung, der Landschafts-         besiedelt. Die Ethnie der Maoris macht                                      Prof. Dr. Dietmar Haltrich
(External Engagement) wies auf ein neues       planung, Genetik und Biotechnologie,         derzeit ca. 15 Prozent der Bevölkerung
Programm der UQ hin, das den Professo-         Wurzel-Boden-Interaktion und der Zellu-      aus. Ihre Sprache und auch Kultur sind all-
rInnen erlaubt, bei Sabbaticals ein bis zwei   lose- und Ligninchemie sowie der Zusam-      gegenwärtig.                                                                ner der wichtigsten Partneruniversitäten
PhD-Studierende mitzunehmen – ein sehr         menarbeit in der Entwicklungsforschung.                                                                                  der BOKU zählt, geführt werden. Sehr
interessanter Ansatz, auch für ein poten-      Am 15. 2. wurde es für die Delegation        Der Ankunftsabend eröffnete uns das                                         erfreulich war die Unterzeichnung eines
zielles Sabbatical von UQ-KollegInnen an       schlagartig noch drei Stunden später –       ganze Ausmaß der noch immer Christ-                                         Erasmus-Austausch-Agreements und die
der BOKU.                                      durch den Flug nach Christchurch/Neu-        church überschattenden Katastrophe                                          Einigung über ein umfassendes MoU zum
                                               seeland. Die Berechnung der Uhrzeit in       des großen Erdbebens im Jahr 2011. Das                                      Austausch von Studierenden und Lehren-
Exzellent organisiert war dann das Treffen     Wien wurde durch die zwölf Stunden Zeit-     Stadtzentrum ist auch sechs Jahre danach                                    den auf allen Ebenen. Großes Interesse
an der QUT. Nach einem herzlichen Will-        differenz natürlich viel einfacher.          noch gezeichnet. Am Folgetag besuchten                                      liegt zu Lehrkooperationen zu den The-
kommen durch Professor Arun Sharma,                                                         wir Freunde – nämlich die KollegInnen                                       men Lebensmittelsicherheit, Landschafts-
Deputy Vice-Chancellor (Research and           Neuseeland ist beliebt aufgrund des an-      der Lincoln University (LU) in Lincoln bei                                  architektur, Weinbau und Önologie sowie
Commercialisation), konnte die BOKU-De-        genehmen Wetters und der unglaublich         Christchurch. Auch wenn der Besuch von                                      einer engen Kooperation im E-Learning
legation intensive Gespräche mit sieben        beeindruckenden Natur, wobei die Südin-      den intensiven Waldbränden in Christ-                                       vor. Die LU ist fast gleich alt wie die BOKU,
KollegInnen aus den Bereichen Geolo-           sel mit den berühmten Südalpen, 19 Drei-     church im wahrsten Sinne „überschattet“                                     gegründet 1878, und ist eine kleinere, sehr
gie, tropische Landwirtschaft, Hydrologie      tausendern, dem Mount Cook, den Fjor-        wurde, konnten über den ganzen Tag                                          spezialisierte Universität mit Schwerpunkt
und Landschaftsarchitektur der Fakultät        den und Gletschern das Ziel Nummer eins      verteilt – exzellent von Prof. Nick Dickin-                                 Agrar- und Umweltwissenschaften sowie
„Science and Engineering“ führen. Die          der NaturfreundInnen ist. Die Landwirt-      son und Prof. Simon Swaffield organisiert                                   Landschaftsplanung. Aufgrund ihrer Grö-
QUT ist in ihrer jetzigen rechtlichen Form     schaft – und hier vor allem die Milchwirt-   – zahlreiche Gespräche mit zwölf Kolle-                                     ße (3.500 Studierende) ist die Stimmung
erst 26 Jahre alt und verfügt über einen       schaft und seit einigen Jahren zunehmend     gInnen der LU, die ja seit Langem zu ei-      An der Lincoln University     sehr familiär. Die LU verfügt über zahlrei-

                                                                                                              BOKU Magazin 1 2017                 BOKU Magazin 1 2017
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BOKU BOKU GOES DOWN UNDER - ERC GRANTS
BLENDED LEARNING
                                                                                                                                 E-Learning und die zu-
                                                                                                                                                             NACHHALTIG LEHREN. LERNEN. LEBEN.
                                                                                                                                 gehörige Didaktik neuer      3 . B O K U N A C H H A LT I G K E I T S TA G U N D TA G D E S L E H R E N S U N D L E R N E N S

                                                                                               Shutterstock
                                                                                                                                 Lehr- und Lernformen
                                                                                                                                 – ein heißes Thema an                                                                                                   Von Marion Ramusch und Lisa Bohunovsky

                                                                                                                                                             D
                                                                                                                                 allen von uns besuchten            er 1. Juni 2017 wird ein besonderer
                                                                                                                                 Universitäten. Alle se-            Tag an der BOKU: Erstmalig wer-
                                                                                                              hen den verstärkten Einsatz von „blended              den der BOKU Nachhaltigkeitstag
                                                                                                              learning“ als eine Methode der Wahl und        und der „Tag des Lehrens und des Ler-
                                                                                                              sind sich bewusst, dass die Universitäten      nens“ in einem gemeinsamen, facetten-
                                                                                                              der Zukunft auf mehr Eigenständigkeit          reichen Rahmen zusammen veranstaltet.
                                                                                                              der Studierenden in der Erarbeitung von        Mit dieser Kooperation soll eine noch grö-
                                                                                                              Problemlösungen zu komplexen Themen            ßere Sichtbarkeit und Hebelwirkung für
                                                                                                              hinarbeiten müssen. Die Lehrenden wer-         die zentralen Themen Nachhaltigkeit und
                                                                                                              den verstärkt in der Rolle von MentorIn-       Lehre erzielt werden.
Botanischer Garten in Christchurch
                                                                                                              nen, Coaches, AnleiterInnen gesehen, die
                                                                                                              Zahl der Präsenzstunden an den Unis wird       Der Themenschwerpunkt steht 2017 ganz
                                                                                                              rückläufig sein und Lernplattformen wer-       im Zeichen der Bildung für Nachhaltige
                                                                                                              den und sind bereits verstärkt im Einsatz.     Entwicklung (BNE): Welche Bildung brau-
                                                                                                              Insbesondere an unserer Partneruniversi-       chen wir wirklich? Was können wir von
                                                                                                              tät in Christchurch – der Lincoln University   internationalen Best-Practice-Beispielen
                                                                                                              – sieht man hier eine große Chance, ge-        im Bereich transformativer Bildung ler-
                                                                                                              meinsame Studienprogramme tatsächlich          nen? Welche Methoden sind geeignet,
                                                                                                              gemeinsam zu gestalten, indem nicht nur        die Kompetenzen der Studierenden bei
                                                                                                              ein Austausch von Lehrenden und Studie-        der Bewältigung zentraler Zukunftsfragen     Nachhaltigkeitswebsite der BOKU. Auch            Betriebspraktiken der BOKU in Rich-
                                                                                                              renden über jeweils ein Semester stattfin-     wirklich zu fördern?                         heuer haben Sie wieder Gelegenheit, Ihre         tung mehr Nachhaltigkeit vorange-
                                                                                                              det, sondern über das gesamte Studium                                                       Nachhaltigkeitsprojekte und Initiativen          bracht werden können.
                                                                                                              hindurch eine intensive Kommunikation          Kai Niebert, Professor für Didaktik der      bekannt zu machen. „LICHT DER ZU-
                                                                                                              zwischen den Studierenden und Lehren-          Naturwissenschaften und der Nachhal-         KUNFT“ heißt der BOKU-interne Nach-            u Austausch mit der Gesellschaft: Ge-
                                                                                                              den beider Partneruniversitäten stattfin-      tigkeit an der Universität Zürich und der    haltigkeitspreis, mit dem seit 2015 jährlich     sucht werden Good-Practice-Beispie-
                                                                                                              den kann. Auch die Idee, größere oder klei-    Leuphana Universität in Lüneburg, kommt      vorbildliche Good-Practice-Nachhaltig-           le, die zeigen, wie die Universität ihre
An der University of Canterbury in Christchurch
                                                                                                              nere Lehreinheiten in elektronischer Form      für eine Keynote an die BOKU. Er wird sich   keitsinitiativen in verschiedenen Katego-        Rolle und ihre Verantwortung in der
che exzellente Forschungseinrichtungen            gineering“, „Forestry“, „Geography“ und                     den PartnerInnen zugänglich zu machen          und uns die Frage stellen, wie wir Nach-     rien ausgezeichnet werden. Die Preisver-         Gesellschaft aktiv wahrnehmen kann.
und Versuchsfarmen. Derzeit wird ge-              „Geological Sciences“ sind jetzt schon                      und so über die große Distanz hinweg sich      haltigkeit lernen können im Zeitalter des    leihung findet im Zuge der Abendveran-
meinsam mit der Industrie an der Einrich-         teilweise in Kontakt mit BOKU-Lehrenden.                    insbesondere zu globalen Fragen auszu-         Anthropozäns. Darüber hinaus werden          staltung am 1. Juni 2017 statt. Einreichen     Die Nachhaltigkeitspreise bestehen aus
tung des „Lincoln Hub“ gearbeitet. Dieser         Der Ausbau der Kooperation auf Basis ei-                    tauschen und Lehrpuzzles der anderen           wieder vielfältige Workshops und Dis-        können MitarbeiterInnen und Studierende        handgefertigten Trophäen aus Holz und
soll in Summe 900 WissenschaftlerInnen            nes rasch abzuschließenden MoUs wurde                       mitzubenutzen – und so in regen Gedan-         kussionen für Studierende und Lehrende       der BOKU bereits jetzt.                        sind darüber hinaus mit jeweils 1.000 Euro
aus Industrie und Universität beherbergen         vereinbart. Großes Interesse besteht an                     kenaustausch zu kommen, das ist ein Ziel.      angeboten:      „Nachhaltigkeitskommuni-     Die Einreichfrist endet am 7. April 2017.      dotiert. Details zu den Kriterien, Anfor-
und zur technologischen Entwicklung der           den Themen Nachhaltigkeit, Forsttechnik                                                                    kation“, die „Achtsame Universität“ und                                                     derungen und Fristen finden Sie auf der
                                                                                                              VRin Prof.in Dr.in Barbara Hinterstoisser
ländlichen Räume beitragen.                       und Marketing und Innovation.                                                                              „Student Engagement“ sind nur ein paar       Folgende Kategorien sind ausgeschrieben:       Homepage des BOKU Nachhaltigkeitsta-
                                                                                                                                                             Schlagworte, die das Programm wider-         u Gelebte       Nachhaltigkeitsforschung:      ges.
Den Abschluss des Besuchsprogramms                Der Besuch in „down under“ beeindruckte                     INFO                                           spiegeln. Außerdem erwartet BesucherIn-         Im Rahmen der wissenschaftlichen
bildete am 17. 2. der Besuch der University       die DelegationsteilnehmerInnen durch die                                                                   nen eine Ausstellung von Lehrmaterialien        Präsentationen sind Studierende und         Auch die Ausschreibung für den Teaching
of Canterbury (UC) in Christchurch. Die           überwiegend äußerst freundliche Aufnah-                     Bei Interesse an Lehrendenaustausch/Co-        zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung.        ForscherInnen der BOKU herzlich ein-        Award und verschiedene Lehre-Preise
UC wurde 1873 als Canterbury College ge-          me bei den Partneruniversitäten und dem                     tutelle-Doktoraten/Lehre- und Bildungs-        Aber auch kurzweilige Pecha-Kucha-Prä-          geladen, ihre nachhaltigkeitsbezogene       sind bereits offen. Die Preisverleihung
gründet und hat derzeit ähnlich viele Stu-        ehrlichen Interesse, den Austausch auf                      projekten mit Australien bzw. Neusee-          sentationen von ForscherInnen der BOKU          Forschung im Pecha-Kucha-Format zu          wird ebenfalls am 1. Juni stattfinden.
dierende wie die BOKU. Im Gespräch mit            Lehrenden- und Studierenden-Ebene vo-                       land, wenden Sie sich bitte an                 stehen heuer wieder auf dem Programm.           präsentieren. Die eingereichten Arbei-
Pro-Vice-Chancellor Prof.in Sonia Mazey           rantreiben zu wollen. Komplementaritä-                      margarita.calderon-peter@boku.ac.at            Weitere Informationen finden Sie auf der        ten nehmen automatisch am BOKU              Die gesamte Planungsgruppe des BOKU
und Prof.in Michaela Balzarova wurde rasch        ten zeigten sich zahlreiche, aber auch die                  Informationen zu Studierendenaustausch-                                                        Nachhaltigkeitspreis „Licht der Zu-         Nachhaltigkeitstages freut sich schon auf
klar, dass es zahlreiche Ansatzpunkte für         Möglichkeit, Ähnliches zu vergleichen – so                  möglichkeiten mit diesen beiden Ländern         SAVE THE DATE! Wir freuen uns sehr,            kunft“ in der Kategorie Forschung teil.     Ihre Einreichungen und natürlich auf Ihren
verstärkten Austausch zwischen UC und             könnten z. B. die österreichischen und                      finden Sie auf der Website                      wenn Sie sich bereits jetzt dieses Event                                                   zahlreichen Besuch am 1. Juni 2017!
BOKU gibt. Insbesondere die Depart-               neuseeländischen Alpen ein interessanter                    http://short.boku.ac.at/int-out-js.html         in Ihrem Kalender notieren: 1. Juni 2017    u Betriebliche Verantwortung: Gesucht
ments und Schools für „Business and               Ansatz für die Zusammenarbeit sein. Also:                                                                   an der Türkenschanze.                         werden Good-Practice-Beispiele, die          Weitere Informationen auf www.boku.
                                                                                                              Dr.in Margarita Calderón-Peter
Economics“, „Chemical and Process En-             BOKU auf nach „down under“!                                                                                                                               zeigen, wie die Arbeits-, Umwelt- und        ac.at/nachhaltigkeit/nachhaltigkeitstag 

                                                                                                                                BOKU Magazin 1 2017                 BOKU Magazin 1 2017
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BOKU BOKU GOES DOWN UNDER - ERC GRANTS
Ingeborg Sperl

                                                                                                                                                              ERC CONSOLIDATOR GRANT FÜR OXIDISE
                                                                                                                                                              Das von Roland Ludwig vom Department für Lebensmittelwissenschaften und -technologie eingereichte For-
                                                                                                                                                              schungsprojekt untersucht die Wirkungsweise von holzabbauenden Enzymen auf pflanzlichen Zellwänden.

                 VOM UMGANG MIT DEM RISIKO
                                                                                                                                                              D
                                                                                                                                                                     as Projekt OXIDISE zielt darauf ab,     bau durch Pilze sollen die Forschungser-        Neuheit der Projektidee, die zu erwartende
                                                                                                                            Text und Foto: Ingeborg Sperl
                                                                                                                                                                     die Wirkungsweise von holzabbau-        gebnisse in der Hydrolyse von Biomasse,         Erweiterung des Fachgebiets und die Ex-

             M
                          aria Papathoma-Köhle ist eine         ten, wo sie sich in der Geographie und         Methodenaustausch, der wegen der geo-                 enden Enzymen direkt auf pflanzli-      der Extraktion von Renewables, der indus-       zellenz der Forschung bewertet werden.
                          Wanderin zwischen den Welten,         Regionalforschung umtat, den „Master-          graphischen Gegebenheiten naheliegt. Der       chen Zellwänden mittels hochauflösender        triellen Biokatalyse und zur Entwicklung        Mitte 2017 startet ein solches fünfjähriges
                          sowohl in geographischer als auch     kurs Risikomanagement“ aufbaute und            Resilienzfaktor von Gebäuden in gefährde-      Untersuchungsmethoden zu beobachten.           von Biosensoren eingesetzt werden.              Forschungsprojekt mit einem Projektvolu-
                 in fachlicher Hinsicht. Die gebürtige Athe-    EU-Projekte an Land zog. Es gab wie            ten Zonen wird jedenfalls für die nächsten     Im Fokus steht die Aufklärung der Ver-                                                         men von 1,9 Mio. Euro an der BOKU.  
                 nerin studierte in ihrer Heimat Geologie,      üblich „Patchwork-Verträge“, was auf die       Jahre Schwerpunkt ihrer Forschung sein.        teilung, Bindung, Kinetik und Interaktion      Rund 300 Consolidator Grants vergibt das
                 wobei schon vor der Krise klar war, dass       Dauer nicht sehr befriedigend ist; da kam      Mit Maria Patek, der Sektionschefin im         von pilzlichen Oxidoreduktasen und Hy-         European Research Council (ERC) jährlich.       Der Forschungsservice der BOKU berät
                 es schwierig sein würde, relevante Arbeit      das FWF Elise-Richter-Stipendium, das          Bundesministerium für Land- und Forst-         drolasen auf festen Substraten. Die Rolle      Die ausgewählten Projekte durchlaufen ein       und unterstützt AntragstellerInnen gerne:
                 zu finden. Wie so viele ihrer Kolleginnen      für vier Jahre anberaumt ist, gerade recht.    wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft        von Oxidoreduktasen wie z. B. der kürzlich     zweistufiges Auswahlverfahren, in dem die       www.boku.ac.at/fos
                 hat auch sie Griechenland verlassen. Der       Seit einem Jahr ist Papathoma-Köhle am         und weiteren BOKU-WissenschaftlerInnen         entdeckten lytischen Polysaccharidmo-
                 enorme Brain-Drain hat sich mittlerweile       BOKU-Institut für Alpine Naturgefahren         ist Papathoma-Köhle in einem Netzwerk          nooxygenase (LPMO) als Wegbereiter und
                 ja noch dramatisch verschärft.                 zu Hause. Das Elise-Richter-Stipendium         aktiv, das sich all diesen Fragen widmet.      Mauerbrecher der Zellulasen soll anhand
                                                                                                                                                                                                              INSGESAMT HÄLT DIE BOKU FÜNF ERC GRANTS
                                                                unterstützt nicht nur die Forschungsar-                                                       der sekretierten Enzyme des Weißfäulepil-
                                                                                                                                                                                                              IN FOLGENDEN DISZIPLINEN:
                 Nach dem Abschluss in Griechenland erhielt     beit, sondern auch den persönlichen Kar-       Wie geht es einer Frau in einem Fach, das      zes Phanerochaete chrysosporium und
                                                                                                                                                                                                              Notburga Gierlinger vom Institut für Biophysik: Sie untersucht Nussschalen auf der
                 sie ein Stipendium, um einen PhD in „Katas-    riereweg der Kandidatin. „Ziel ist, sich für   männlich dominiert ist? Papathoma-Köh-         des Braunfäulepilzes Fomitopsis pinicola
                                                                                                                                                                                                              Mikro- und Nano-Ebene.
                 trophenmanagement“ an der Coventry Uni-        eine Habilitation zu qualifizieren.“           le ist daran gewöhnt, meint aber: „Als         aufgeklärt werden. Zur Detektion von sub-
                 versity in England zu erwerben; zuvor hatte                                                   Mutter mit zwei kleinen Kindern herrscht       stratgebundenen Enzymen und ihrer Re-           Jürgen Kleine-Vehn, Institut für Angewandte Genetik und Zellbiologie: Er erhielt den
                 sie sich mit einem MSc in „Environmental       In England beschäftigte sich Papatho-          täglicher Organisationswahnsinn. Ich           aktionsprodukte auf Lignozellulose wer-         „Starting Grant“ für ein Projekt im Bereich Pflanzenforschung. Er beschäftigt sich mit
                 Management“ an der Universität Durham          ma-Köhle mit Tsunamis, an der BOKU mit         habe beide Kinder mit zwölf Monaten in         den zeitlich wie räumlich hochauflösende        Signalübertragung im endoplasmatischen Retikulum, einem Netzwerk von Kanälen
                 weiter qualifiziert. Papathoma-Köhle blieb     der Vulnerabilität von Gebäuden in Risi-       die Kinderkrippe gebracht, was in Wien         Methoden eingesetzt – z. B. elektrochemi-       in jeder Zelle, die vom Botenstoff Auxin abhängen.
                 sechs Jahre in England, aber sie konnte sich   kozonen – ein Thema, das gerade in die-        nicht schlecht funktioniert. Natürlich müs-    sche Rastermikroskopie, Oberflächenplas-
                 nicht vorstellen, für immer dort zu leben.     sem Winter traurige Aktualität erlangt hat.    sen Vorgesetzte Verständnis zeigen. Auf        monenresonanzspektroskopie und Fluo-            Roland Ludwig, Institut für Lebensmitteltechnologie: Er erforscht die Zusammenar-
                 Sie übersiedelte mit ihrem Mann, einem         Ihr Fokus liegt auf Murenabgängen. „In         alle Fälle sind aber KollegInnen wichtig,      reszenzmikroskopie.                             beit der Enzyme beim Holzabbau unter natürlichen Bedingungen.
                 gebürtigen Tiroler, nach Wien und stand        Österreich sind die Voraussetzungen für        die einen auch mal unterstützen. Spezi-
                 vor einer neuen Herausforderung: Zwar          diese Forschung sehr gut, denn es gibt eine    ell wenn man Kinder zu betreuen hat, ist       Das Projekt OXIDISE ist der erste Versuch,      Chris Oostenbrink, Institut für Molekulare Modellierung und Simulation: Er untersucht
                 beherrschte sie mehrere Sprachen, sprach       lange Erfahrung und vor allem Daten von        man schnell ausgeschlossen. Als Frau kann      die Interaktion von extrazellulären, holzab-    mit Hilfe von Computersimulationen komplexe biomolekulare Systeme auf atomarer
                 aber kein Deutsch – ein Problem, das sie       der BOKU.“ Was auch für ihr Heimatland         man dann nicht an informellen Treffen am       bauenden Oxidoreduktasen und Hydro-             Ebene und die zugrunde liegenden Enthalpie- und Entropiekomponenten, was Ein-
                 inzwischen souverän gelöst hat.                relevant werden könnte: Griechenland wird      Abend teilnehmen und hat daher auch we-        lasen unter naturnahen Bedingungen zu           fluss auf Vorgehensweisen in der medizinischen Wirkstoffentwicklung nehmen kann.
                                                                vermehrt dort von Muren heimgesucht, wo        niger Informationen und Netzwerke. Zum         erforschen und den Mechanismus und die
                                                                zuvor Waldbrände die schützende Vege-          Glück habe ich einen Mann, der mich sehr                                                       Erik Reimhult, Institut für Biologisch inspirierte Materialien: Er erforscht die Wechselbe-
                 Nach diversen Jobs und der Geburt von                                                                                                        Synergie von Enzymen in der heterogenen
                                                                tation vernichtet haben. Mit der Uni Bern      unterstützt. Im äußersten Notfall ‚importie-                                                   ziehungen künstlich hergestellter Nanopartikel mit Zellmembranen und Membran-Mo-
                 zwei Kindern fing sie 2009 an der Uni-                                                                                                       Katalyse aufzuklären. Neben grundlegen-
                                                                plant Papathoma-Köhle einen Daten- und         re‘ ich meine Mutter aus Griechenland.“                                                      dellsystemen.
                 versität Wien an, als Postdoc zu arbei-                                                                                                      den Erkenntnissen zum Lignozelluloseab-

                                                                                                                                 BOKU Magazin 1 2017                 BOKU Magazin 1 2017
                 18                                                                                                                                                                                                                                                                                     19
Shutterstock
                                                                                                                                                      management (QM) koordinierte Verfah-                                                                                  barkeit der bioökonomischen Forschung

                                                                                                                                                                                                                                                Markus Bolhàr-Nordenkampf
                                                                                                                                                      ren wurde eine interne Arbeitsgruppe mit                                                                              zu verbessern. So schlagen die Peers ein
                                                                                                                                                      15 ProfessorInnen eingesetzt, die sich in                                                                             Leuchtturmprojekt auf dem Gebiet der
                                                                                                                                                      ihren Forschungsaktivitäten mit Bioökono-                                                                             Bioraffinerieforschung vor, etwa mit der
                                                                                                                                                      mie-relevanten Fragestellungen aus unter-                                                                             Zielsetzung der gesamtheitlichen Nut-
                                                                                                                                                      schiedlichen Disziplinen bzw. mit Fragen                                                                              zung von Lignocellulose.
                                                                                                                                                      rund um Bioraffinerieprozesse auseinan-
                                                                                                                                                      dersetzt. Um den Aufwand für den Evalua-                                                                              Weiters sollte sich die Schwerpunktset-
                                                                                                                                                      tionsprozess in vertretbaren Grenzen zu                                                                               zung in Bioökonomie/Bioraffinerie in der
                                                                                                                                                      halten, repräsentierten die am Prozess be-                                                                            strategischen Planung neuer sowie bei
                                                                                                                                                      teiligten Arbeitsgruppen als pars pro toto                                                                            der Nachbesetzung bestehender Profes-
                                                                                                                                                      eine Auswahl aus unterschiedlichen Berei-                                                                             suren widerspiegeln. Auch die vermehrte
                                                                                                                                                      chen der BOKU.                                                                                                        Einladung von GastprofessorInnen zu die-
                                                                                                                                                                                                                                                                            sen Themen wird als Begleitmaßnahme
                                                                                                                                                      Nach internen Workshops sowie einer                                                                                   vorgeschlagen.
                                                                                                                                                      Befragung nationaler und internationaler
                                                                                                                                                      ExpertInnen wurde ein Selbstevaluati-                                                                                 Die Peers haben auch das strategische
                                                                                                                                                      onsbericht erstellt, der mit renommierten                                                                             und konzeptionelle Verhältnis der Bioöko-
                                                                                                                                                      internationalen Peers im Zuge eines Vor-                                                                              nomie zur nachhaltigen Entwicklung und
                                                                                                                                                      Ort-Besuchs an der BOKU diskutiert wur-                                                                               zur Kreislaufwirtschaft („circular eco-
                                                                                                                                                      de. Diese nahmen Bewertungen vor und                                                                                  nomy“) diskutiert. Sie haben festgestellt,
                                                                                                                                                      lieferten eine Reihe von Empfehlungen
                                                                                                                                                                                                           BIOÖKONOMIE IST DIE                                              dass die BOKU für die wissenschaftliche
                                                                                                                                                      bezüglich der weiteren Ausgestaltung der        WISSENSBASIERTE ERZEUGUNG                                             Bearbeitung der gemeinsamen wie der
                                                                                                                                                      Bioökonomieforschung an der BOKU.                                                                                     divergenten Anliegen dieser strategischen
                                                                                                                                                                                                       UND NUTZUNG BIOLOGISCHER                                             Orientierungen eine hervorragende Aus-
                                                                                                                                                      Laut Einschätzung der Peers sollte die           RESSOURCEN, UM PRODUKTE,                                             gangsposition hat. Sie betonten, dass sich
                                                                                                                                                      BOKU ihre führende Rolle als wissen-                                                                                  Nachhaltigkeit und Bioökonomie gegen-
                                                                                                                                                      schaftliche Einrichtung für Bioökonomie-
                                                                                                                                                                                                          INNOVATIVE VERFAHREN                                              seitig bedingen, sodass viele der globa-
                                                                                                                                                      forschung in Österreich ausbauen und die          UND DIENSTLEISTUNGEN IN                                             len Nachhaltigkeitsziele ohne Implemen-

STAND UND ZUKUNFT DER
                                                                                                                                                      erfolgreichen internationalen Kooperatio-                                                                             tierung von Konzepten der Bioökonomie
                                                                                                                                                      nen in diesem Bereich weiterführen. Die
                                                                                                                                                                                                        ALLEN WIRTSCHAFTLICHEN                                              nicht erreichbar sein werden. Dies war
                                                                                                                                                      Bioökonomiestrategie sollte künftig stär-        SEKTOREN IM RAHMEN EINES                                             auch ein zentrales Ergebnis des Global

BIOÖKONOMIEFORSCHUNG                                                                                                                                  ker das Konzept der Kreislaufwirtschaft,
                                                                                                                                                      der Nachhaltigkeit sowie die Auswirkun-
                                                                                                                                                      gen des Klimawandels berücksichtigen;
                                                                                                                                                                                                             ZUKUNFTSFÄHIGEN
                                                                                                                                                                                                           WIRTSCHAFTSSYSTEMS
                                                                                                                                                                                                                                                                            Bioeconomy Summit 2015 in Berlin, wel-
                                                                                                                                                                                                                                                                            ches im Communiqué dieser Konferenz
                                                                                                                                                                                                                                                                            festgehalten ist. Vizerektor Glößl war als

AN DER BOKU                                                                             Text: Josef Glößl und Thomas Guggenberger
                                                                                                                                                      auch sollte die geographische Lage Ös-
                                                                                                                                                      terreichs als Alpenrepublik bzw. im Do-
                                                                                                                                                      nauraum als Tor zu Südosteuropa noch
                                                                                                                                                                                                             BEREITZUSTELLEN.
                                                                                                                                                                                                                                                                            Mitglied des International Advisory Com-
                                                                                                                                                                                                                                                                            mittee Mitautor des Communiqué.

A
        ngesichts der „Grand Challenges“     in naturwissenschaftlichen, technischen      zuschätzen sind, sowie welche Schluss-                      stärker genützt werden.                                                                                               Die Empfehlungen aus der Evaluation flie-
        des 21. Jahrhunderts wie der nach-   und sozio-ökonomischen Fächern ist die       folgerungen für die weitere strategische                                                                  sozio-ökonomischen sowie gesellschafts-                                 ßen derzeit in die Überarbeitung des BO-
        haltigen Versorgung der Weltbe-      BOKU wie keine andere österreichische        Entwicklung der BOKU zu ziehen sind, hat                    Im Zuge ihrer eingehenden Analyse iden-       wissenschaftlichen Fragestellungen ge-                                  KU-Entwicklungsplanes ein. Darüber hi-
völkerung mit Lebensmitteln, der zuneh-      Universität geeignet und gefordert, zur      das Rektorat eine Department-übergrei-                      tifizierten die Peers auch thematische Lü-    fordert, insbesondere die gesellschaftli-                               naus hat die BOKU im Rahmen von BIOS
menden Ressourcenknappheit sowie der         Weiterentwicklung des Konzeptes der          fende Evaluation zu diesen Fragestellun-                    cken. So sollte die BOKU künftig stärker      che Einbettung der Bioökonomie und die                                  Science Austria das Thema Bioökonomie in
Reduktion der Treibhausgasemissionen         Bioökonomie beizutragen.                     gen in die Wege geleitet.                                   im Sinne des Konzeptes von Industrie 4.0      Innovationsforschung.                                                   das aktuelle Arbeitsprogramm der Bundes-
sind neue, nachhaltige Arten des Wirt-                                                                                                                das Zusammenspiel zwischen Digitalisie-                                                                               regierung eingebracht und ist maßgeblich
schaftens erforderlich. Die Bioökonomie      Um zu überprüfen, inwieweit die BOKU         Da die Bereiche der Bioökonomie sehr                        rung und Biologisierung vorantreiben, um      Auch wenn es an der BOKU eine Vielzahl                                  am Entwicklungsprozess einer österreichi-
versucht diesem Anspruch gerecht zu          die inhaltlichen Herausforderungen der       breit gefächert sind, wurde neben der Ge-                   die Vernetzung von Prozessen und Sek-         an Kooperationen gibt, wurde eine Opti-                                 schen Strategie zur Bioökonomie beteiligt.
werden. Dabei kommt der kaskadischen         Bioökonomie in der Forschung tatsäch-        samtstrategie zur Bioökonomie im Zuge                       toren effizienter machen zu können, so-       mierung der internen und externen Ver-
Nutzung von erneuerbaren Rohstoffen,         lich abbildet, welche Maßnahmen künftig      dieser Evaluation beispielhaft auf den Be-                  wie die Ingenieurwissenschaften stärken.      netzungen entlang von Wertschöpfungs-                                       LINKS
der Kreislaufwirtschaft, einem nachhalti-    für die Weiterentwicklung der Bioökono-      reich der „Bioraffinerien als Drehscheibe                   Auch die ökonomische Forschung, die auf       ketten vorgeschlagen, die eingerichtete
                                                                                                                                                                                                                                                                                Global Bioeconomy Summit 2015
gen Umgang mit Ressourcen sowie einer        mie-relevanten Aktivitäten an der BOKU       in bioökonomischen Wertschöpfungsnetz-                      eine branchenübergreifende Restrukturie-      Arbeitsgruppe „Bioökonomie“ soll weiter-
                                                                                                                                                                                                                                                                                http://gbs2015.com
engen Vernetzung der Stakeholder zen-        erforderlich sind, wie die strategischen     werken“ fokussiert.                                         rung von Wertschöpfungsketten abzielt,        geführt werden, die Vernetzung soll durch                                   BIOS Science Austria
trale Bedeutung zu. Aufgrund ihres fach-     Zielsetzungen der BOKU im Vergleich zu                                                                   sollte mit der Zielsetzung, Stoffkreisläufe   gemeinsame, Department-übergreifende                                        www.bios-science.at
lichen Profils einer modernen Life-Scien-    nationalen Kooperations- und internati-      Für das von Vizerektor Josef Glößl gelei-                   zu schließen, forciert werden. Schließlich    Infrastrukturinitiativen gestärkt werden.                                   Bioeconomy Austria
ces-Universität mit ihrem Fächerkanon        onalen BenchmarkingpartnerInnen ein-         tete und durch die Stabsstelle Qualitäts-                   wird auch die stärkere Einbeziehung von       Darüber hinaus ist es wichtig, die Sicht-                                   www.bioeconomy-austria.at

                                                                                                           BOKU Magazin 1 2017                               BOKU Magazin 1 2017
20                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  21
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