Heterogenität - der Baustein für neue Schulhäuser 3. Bildungstag:Wie viel Bund braucht die Bildung? - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz ...

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Heterogenität - der Baustein für neue Schulhäuser 3. Bildungstag:Wie viel Bund braucht die Bildung? - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz ...
10 | 2014
RUBRIK

Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH           10 | 2015

Heterogenität – der Baustein für neue Schulhäuser
3. Bildungstag: Wie viel Bund braucht die Bildung?

                                                                     1
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Wir fördern die Bildung
                                                                          Wir haben für Lehrpersonen auf unserer Webseite über 100
                                                                          aktuelle Apps für den Unterricht zusammengestellt. Die aus-
                                                                          gesuchten Apps sind praxiserprobt, bewertet und mit didakti-
                                                                          schen Hinweisen und Unterrichtsideen angereichert.

                                                                          Melden Sie sich kostenlos an und informieren Sie sich unter:
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10 | 2015
EDITORIAL

                                                  Guten Schultag!

Ausgabe 10 | 2015 | 29. September 2015            Auf demselben Weg zurück auf einer Wanderung – wie langweilig! Weil es
Zeitschrift des LCH, 160. Jahrgang der
Schweizer Lehrerinnen- und Lehrerzeitung (SLZ)
                                                  sich aber doch nicht immer vermeiden liess, merkte ich, dass sich das Bild
BILDUNG SCHWEIZ erscheint 11 Mal jährlich         der Landschaft in der Gegenrichtung überhaupt nicht gleich präsentiert.
                                                  Die Sicht auf den Wasserfall ist spektakulärer, die zwei Steinböcke hinter
Impressum
                                                  dem Felsvorsprung von der Gegenseite überhaupt erst sichtbar; das
                                                  Hinweisschild zum schmucken Kappellchen hatte ich doch auf dem Hinweg
Herausgeber/Verlag
Dachverband Lehrerinnen und Lehrer
                                                  glatt übersehen, und für eine Einkehr auf der Sonnenterrasse der Alpwirt-
Schweiz LCH                                       schaft war es am Morgen noch zu früh, auf dem Rückweg aber genau richtig
• Beat W. Zemp, Zentralpräsident
• Franziska Peterhans, Zentralsekretärin          für Kaffee und Kuchen. Eine andere Blickrichtung verändert zwar nicht die
• Jürg Brühlmann, Leiter der Pädagogischen        Landschaft, aber sie zeigt unterschiedliche Facetten und lässt sie vielfäl-
  Arbeitsstelle LCH
                                                  tiger und reicher erscheinen.
Zentralsekretariat und Redaktion
Ringstrasse 54, 8057 Zürich                       «Um der Heterogenität gerecht zu werden, braucht es einen anderen Blick,
Telefon 044 315 54 54, Fax 044 311 83 15
E-Mail: bildungschweiz@LCH.ch                     eine radikale Kehrtwendung. Statt des fordernden Blicks braucht es den
Internet: www.LCH.ch, www.bildungschweiz.ch
Erreichbar Mo–Do, 8–12 Uhr und 13.30–16.45 Uhr,
                                                  begleitenden Blick», stellt die Entwicklungspsychologin und Heilpädagogin
Fr bis 16 Uhr                                     Patricia Büchel fest – «Ein Plädoyer für einen anderen Blick» – auch in der
                                                  Begegnung mit Kindern und Jugendlichen (Seite 20).
Redaktion
• Heinz Weber (hw), Verantwortlicher Redaktor
• Doris Fischer (df), Redaktorin                  Menschen aus fremden Kulturen bringen andere Erfahrungen mit, neue
• Belinda Meier (bm), Layout/Online-Redaktorin
Ständige Mitarbeit: Adrian Albisser               Ansichten ein – ermöglichen uns im besten Fall eine erweiterte Sichtweise
(Bildungsnetz), Claudia Baumberger,               auf die Welt, auf das Denken und das Fühlen. «Ich wusste gar nicht, dass
Madlen Blösch (Gesundheit),
Peter Hofmann (Schulrecht),                       es in der Schweiz auch Lehrer gibt, die nicht weiss sind», sagte ein Jugend-
Chantal Oggenfuss (Bildungsforschung),            licher mit brasilianischen Wurzeln zu Percy Usleber, einem der ersten dun-
Roger Wehrli (Fotografie)
                                                  kelhäutigen Lehrer in unserem Land. Usleber ist überzeugt, dass Lehrer
Abonnemente/Adressen                              mit Migrationsgeschichte ein differenzierteres Bild unserer Gesellschaft
Bestellungen/Adressänderungen:
Zentralsekretariat LCH, 044 315 54 54,
                                                  vermitteln und integrativ wirken können (Seite 25).
adressen@LCH.ch
Adressänderungen auch im Internet:
www.bildungschweiz.ch
                                                  «Bildung und Politik, Politik und Praxis im Gespräch» – gegenseitig Verständ-
Für Aktivmitglieder des LCH ist das               nis wecken und unterschiedliche Standpunkte und Sichtweisen diskutieren,
Abonnement im Verbandsbeitrag
(Fr. 74.– pro Jahr) inbegriffen                   dies ist auch die Absicht des bereits traditionellen Bildungstages, den LCH
Jahresabonnement für Nichtmitglieder:             und SER alle zwei Jahre organisieren (Seite 10 ff.).
Schweiz Fr. 103.50, Ausland Fr. 175.–
Einzelexemplar Fr. 8.–, ab dem 8. Expl.
Fr. 6.– (jeweils plus Porto und MwSt.)            Seine Sichtweise auf das Lernen und die dafür nötigen Lernräume skizziert
                                                  der Pädagoge und Vorstand der «Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft»,
Dienstleistungen
Bestellungen/Administration: Zentralsekretariat   Karl-Heinz Imhäuser, im Interview Seite 28 ff.: «Wenn die Schule ihre ganze
LCH, 044 315 54 54, adressen@LCH.ch
Reisedienst: Monika Grau, m.grau@LCH.ch
                                                  Spannweite entfaltet und Anderssein als Glücksfall empfindet, weil man
                                                  dadurch etwas von der grossen Welt erfährt, deren Teil man ist», dann hat
Inserate/Druck                                    sich der Blickwinkel definitiv erweitert und seine Vision künftiger Bildung
Inserateverkauf: Martin Traber, Zürichsee
Werbe AG, Tel. 044 928 56 09                      erfüllt.
martin.traber@zs-werbeag.ch
Mediadaten: www.bildungschweiz.ch
Druck: FO-Zürisee, 8712 Stäfa                     Doris Fischer
ISSN 1424-6880 Verkaufte Auflage:
42 687 Exemplare (WEMF/SW-Beglaubigung)

                                                                                       Verschiedene Blickwinkel – reichere Erlebnisse. Die
                                                                                       Redaktorin im Val da Camp.

                                                                                                                                             3
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                6   Im Kanton Baselland soll
                massiv an der Bildung gespart
                werden. Der Protest dagegen war
                laut und energisch.

                                        10   Bildungstag 2015:
                                        LCH und SER brachten
                                        wenige Wochen vor den
                                        Wahlen Exponenten von
                                        Bildung und Politik ins
                                        Gespräch.

                                                           25    Bunte
                                                           Klassen sind
                                                           Alltag, Lehr-
                                                           personen mit
                                                           Migrations-
                                                           geschichte
                                                           noch immer
                                                           die Ausnahme.

                          8  Das Landesmuseum dokumentiert:
                          Fotografie und Arbeitswelt gehen seit
                          150 Jahren Hand in Hand.

    28    Bildungsräume:
    Karl-Heinz Imhäuser über
    die gute alte und die
                                        Fotos auf diesen Seiten: Heinz Weber, Marc
    spannende neue Schule.              Renaud, Thinkstock, Theo Ballmer, Doris Fischer.

                                        Titelbild: Diskussion der Bildungs-Chefs am
                                        dritten Schweizer Bildungstag. Von links: Anne-
                                        Catherine Lyon (VD), Bernhard Pulver (BE),
                                        Christian Amsler (SH), Res Schmid (NW).
                                        Foto: Marc Renaud

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INHALT

            AKTUELL

          6 Baselland: Mit Protest nicht gespart
          7 Zivildienstler in den Schulen erwünscht
          8 Landesmuseum: 150 Jahre Arbeitszeit

            SCHWEIZER BILDUNGSTAG

         10 Bund in der Bildung: Bremsen oder Gas geben?
         12 «Unruhe ist Gift für die Schule»
         13 LCH und SER erhalten Preis für Mehrsprachigkeit
         14 Harmomat: Wer ist bildungsnah?

            PÄDAGOGIK

         17 Klassenassistenzen ja, aber mit Ausbildung
         20 Sonderpädagogik: Plädoyer für einen anderen Blick
         22 Symposium Zug: Wo Evaluation endet, beginnt
            Qualitätsmanagement
         25 Bunte Klassen, weisse Lehrerzimmer

            SERIE BILDUNGSRÄUME

         28 Die Homebase löst das Klassenzimmer ab

            RUBRIKEN

          3 IMPRESSUM
         16 AUS DEM LCH
         35 SCHULRECHT
         36 BÜCHER UND MEDIEN
         39 BILDUNGSNETZ
         42 MEHRWERT LCH
         47 BILDUNGSMARKT
         52 BILDUNGSFORUM
         55 QUERBEET
         55 BILDUNG SCHWEIZ DEMNÄCHST

                                                                5
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Baselland: Mit Protest nicht gespart
Die Regierung des Kantons Baselland will bis 2019 rund 188 Millionen Franken
einsparen. Lehrpersonen und weitere Staatsangestellte demonstrierten am
10. September gegen Kürzungen auf Kosten der Schulen und des kantonalen
Personals. In den meisten Kantonen wird zurzeit der Bildung Geld entzogen.

                                                                                                                    WAS, WANN, WO
                                                                                                                    Purzelbaum-Tagung
                                                                                                                    «bewegen – schmecken – die
                                                                                                                    Welt entdecken: spielend
                                                                                                                    Erfahrungsschätze sammeln»
                                                                                                                    ist das Thema der 7. Purzel-
                                                                                                                    baum-Tagung vom Samstag,
                                                                                                                    21. November 2015, in Brugg-
                                                                                                                    Windisch. Das Hauptreferat
                                                                                                                    beleuchtet die Bedeutung des
                                                                                                                    Spiels und zeigt auf, weshalb
                                                                                                                    das Spiel Motor und Herzstück
                                                                                                                    des frühen Lernens ist. Work-
                                                                                                                    shops in den Bereichen Bewe-
                                                                                                                    gung und Ernährung für Kita,
                                                                                                                    Spielgruppe, Kindergarten und
                                                                                                                    Primarschule laden dazu ein,
                                                                                                                    das Thema Spiel individuell zu
                                                                                                                    vertiefen. Info: www.radix.ch >
                                                                                                                    Veranstaltungen

                                                                                                                    Einfache Schriftsprache
«Qualität ist nicht umsonst» hiess es auf den Ballonen und T-Shirts der protestierenden Baselbieter Lehrpersonen.   «Den Zugang zur Information
                                                                                                                    erleichtern – Schriftsprache
Die Medien schätzten den                soll ab 2016 eine Lohnkürzung            Lehrer unter immer schwieri-       vereinfachen» ist das Thema
Aufmarsch auf rund 1000, die            von einem Prozent zugemutet              geren Rahmenbedingungen            der Illettrismustagung vom
Organisatoren sprachen von              werden. Im Bildungsbereich               nach wie vor einen guten Job       30. Oktober 2015 in Bern.
gegen 2000 Teilnehmenden.               umfassen die Pläne eine Erhö-            machen, trotz immer mehr           «Barrierefreie Sprache» – wie
Auf jeden Fall war es eine              hung der Pflichtstundenzahl,             Administration und immer           können Texte so vereinfacht
energische und unübersehbare            Abbau von Fördermassnahmen,              schlechter werdenden Anstel-       werden, dass auch Menschen
Kundgebung am 10. September             Musikunterricht und Frei-                lungsbedingungen inklusive         mit geringer Lesekompetenz
vor dem Regierungsgebäude in            fächern, Erhöhung der Klassen-           anhaltendem Reallohnverlust        sie verstehen? Information:
Liestal mit Lehrerinnen und             grössen sowie Reduktion der              seit 15 Jahren.»                   www.lesenlireleggere.ch
Lehrern, weiteren Staatsange-           Altersentlastung.
stellten – sogar Polizisten in                                                   Abbau im ganzen Land
Uniform, die nicht etwa die             Nicht gespart wurde in Liestal           Bildungsabbau ist zurzeit in       Kreativ programmieren
Demonstration überwachten,              mit Trillerpfeifen-Protest,              der ganzen Schweiz im Gange.       Der Lehrstuhl für informatische
sondern ebenfalls ihren Unmut           Buhrufen an die Adresse der              Bei einer Umfrage des LCH          Bildung der Pädagogischen
gegen die drohenden Einspa-             (abwesenden) Regierung sowie             meldeten 18 Kantonalsektionen      Hochschule FHNW lanciert
rungen äusserten. Auch Schü-            Applaus für die Rednerinnen              geplante oder umgesetzte           das grösste Lernereignis der
lerinnen und Schüler unter-             und Redner. LVB-Präsident                Sparmassnahmen für die Jahre       Schweiz: die Swiss Computer
stützten den Protest. Gelbe             Roger von Wartburg wehrte                2013 bis 2018.Nur zwei Kantone     Science Education Week vom
Ballone des Lehrerinnen- und            sich in seiner Ansprache ins-            scheinen (bisher) verschont.       7. bis 13 Dezember 2015. Sie
Lehrervereins Baselland LVB             besondere dagegen, «von der              Dabei werden der Bildung           fand 2014 erstmals statt,
und rote Fahnen der Gewerk-             Politik tatsachenwidrig als              schätzungsweise insgesamt          erreichte 10 000 Schülerinnen
schaften prägten das Bild.              Kostentreiber bezeichnet zu              rund 380 Millionen Franken         und Schüler in der ganzen
                                        werden». Die Wirklichkeit sehe           entzogen. Am häufigsten wird       Schweiz und zeigte ihnen, wie
Durch verschiedenste Mass-              ganz anders aus: «Viele von              bei den Löhnen, beim Unter-        spannend Programmieren ist.
nahmen will die Baselbieter             uns engagieren sich für ihre             richtsangebot und bei den          Die Durchführung findet im
Kantonsregierung bis zum Jahr           Schülerinnen und Schüler in              Klassengrössen gespart.            Klassenverband statt. Ein
2019 rund 188 Millionen Fran-           einem Mass, das weit über die                                               Leitfaden für Lehrpersonen,
ken einsparen, um den not-              vorhandenen Ressourcen                   Heinz Weber                        Lernvideo und Tutorials sind
leidenden Staatshaushalt zu             hinausgeht.» Die Schule im                                                  unter www.csedweek.ch
stabilisieren. Unter anderem            Kanton Baselland funktioniere                                               verfügbar. Während der Aktions-
sollen bis zu 400 Staatsstellen         schon lange nur noch deshalb,            Weiter im Netz                     woche steht eine Hotline zur
wegfallen und dem Personal              «weil wir Lehrerinnen und                www.lvb.ch > Aktuell               Verfügung.

6
Heterogenität - der Baustein für neue Schulhäuser 3. Bildungstag:Wie viel Bund braucht die Bildung? - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz ...
10 | 2015
AKTUELL

Zivildienstler in den Schulen erwünscht
Nach dem positiven Entscheid des Ständerats hat am 15. September auch der
Nationalrat im zweiten Anlauf dem neuen Zivildienstgesetz zugestimmt. Damit
sollen künftig junge Männer als Zivieldienstleistende für Betreuungsaufgaben
im Schuldienst eingesetzt werden können.

Anstatt Wache stehen vor der        konnte der Nationalrat umge-        leistende befriedigt als auch     zung in Schulen ein. Letztes
Kaserne Kinder auf dem              stimmt werden. Unterstützt          die Schule in ihren stets wach-   Jahr wurden 330 solcher Ein-
Pausenplatz beaufsichtigen:         hatten das Anliegen insbeson-       senden Betreuungsaufgaben         sätze geleistet, wie «20 Minu-
Zukünftig dürfen junge Männer,      dere Bundesrat Johann Schnei-       entlastet werden. Die jungen      ten» berichtete. Mit dem
die sich für die Absolvierung       der-Ammann (FDP) sowie              Männer sollen unter anderem       neuen Gesetz soll dies flächen-
des Zivildienstes und gegen         die Nationalrätinnen Rosmarie       die Kinder an Mittagstischen      deckend möglich sein. Dabei
den klassischen Militärdienst       Quadranti (BDP) und Kathy           und zu Randzeiten betreuen,       soll aber jede Schule den
entscheiden, als Assistenzen        Riklin (CVP). Dank der geschlos-    bei den Aufgaben helfen oder      Bedarf selber festlegen können,
in Schulen eingesetzt werden.       senen Zustimmung der SP und         die Pausenaufsicht überneh-       so Beat W. Zemp.
Dies hat nach dem Ständerat         der Grünen Partei konnte so         men. Dies ist auch im Sinne
nun auch der Nationalrat Mitte      mit Hilfe der Mitteparteien         des LCH, wie Beat W. Zemp         Die jungen Zivildienstleistenden
September knapp mit 97 zu 87        eine knappe Mehrheit erreicht       gegenüber verschiedenen           sollen künftig für sämtliche
Stimmen (5 Enthaltungen)            werden. Damit ist das neue          Medien betonte. «Sie dürfen       Einsätze, nicht nur im Schul-
beschlossen.                        Zivildienstgesetz unter Dach        aber keineswegs selber Unter-     dienst, in Kursen vorbereitet
                                    und Fach.                           richt erteilen», sagte er im      werden.
In einer ersten Runde im Mai                                            «Rendez-vous» von SRF vom
hatte der Nationalrat sich          Zivis sind keine Hilfslehrer        15. September.                    Doris Fischer
noch gegen den Einsatz von          Der Entscheid kommt sowohl
Zivildienstleistenden in Schulen    dem Zivildienst als auch der        Im Ermessen jeder Schule          Weiter im Text
ausgesprochen.Nach intensiven       Lehrerschaft entgegen, kann         Bereits vor dem Entscheid         «Klassenassistenzen ja, aber
Gesprächen und Lobbying             doch einerseits der gestiegene      setzten einige Kantone Zivil-     mit Ausbildung», Seiten 17/18
nicht zuletzt seitens des LCH       Bedarf an Pätzen für Zivildienst-   dienstleistende als Unterstüt-    in dieser Ausgabe.

  Verkehrshaus der Schweiz - Ausserschulischer Lernort der Extraklasse
  Alle Informationen für Lehrpersonen zur Vorbereitung von Exkursionen und eine grosse Sammlung an Unterrichtsvorschlä-
  gen und Arbeitsblättern finden Sie auf der Webseite von Verkehrshaus Schuldienst: www.verkehrshaus.ch/schuldienst

                                      5
                                 R 201
                          NOVEMBE
                        .
                  AY: 11
         ACHER‘S D
       TE

                                            i-factory (Informatik)                                   Media-Factory (Medienbildung)

                                   Talent-Parcours (Berufswahl)                                           Planetarium (Astronomie)

                                                                                                                                        7
Heterogenität - der Baustein für neue Schulhäuser 3. Bildungstag:Wie viel Bund braucht die Bildung? - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz ...
10 | 2015
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150 Jahre Arbeitszeit
Die Kunst der Fotografie und die sich wandelnde Arbeitswelt gehen
seit 150 Jahren Hand in Hand: Mit der Arbeit veränderte sich auch
das Bild von ihr. Eine Ausstellung im Landesmuseum dokumentiert
das bis 3. Januar 2016.

Seit 2013 werden die Foto-
bestände des Schweizerischen
Nationalmuseums systema-
tisch erfasst, aufgearbeitet,
geschützt und dokumentiert.
Bis Ende Juli 2016 sollen mehr
als 400 000 historische Foto-
grafien erschlossen sein. Ein
gewaltiger Schatz wird gehoben.
Erstes sichtbares Resultat
ist die Ausstellung «Arbeit.
Fotografien 1860 – 2015» im
Landesmuseum Zürich.

Vom Zimmermädchen des
Jahres 1865 über den Schweis-
ser von 1940 bis zum Google-
Workspace der Gegenwart –
seit es Fotografie gibt, begleitet
sie die Arbeitenden und hält
gleichzeitig den gesellschaftli-
chen Blick auf die Arbeit fest.
                                     Schweisser, ca. 1940, Frauenfeld (TG).                           Erste Schuhmacherin der Schweiz, 1944, Lachen (SZ).
Am Anfang steht eine schon
                                     Foto: Theo Ballmer.© Schweizerisches Nationalmuseum.             Foto: PDL © Schweizerisches Nationalmuseum
der technischen Bedingungen
wegen steife, distanzierte
Darstellung. Im 20.Jahrhundert,
insbesondere in den Kriegs-
zeiten, folgt eine Heroisierung
der Arbeit – wehrhafte Schweiz
auch an der Werkbank. Die
Presse nimmt sich der Arbeits-
welt an: Die erste Maurerin!
Die erste Polizistin! Der letzte
Briefträger zu Pferd! Fotografie
wird Kunstform:Arbeit als grafi-
sches Arrangement. Schliess-
lich die/der Arbeitende als
Individuum – «Human resour-
ces». Die Abgebildeten erhal-
ten Namen; sie machen auch
mal Pause.

Zahllos sind die Anknüpfungs-
punkte für Recherche und
Diskussion.Das Landesmuseum
bietet für alle Stufen (ab 4. Kl.
Primar) Führungen und Work-
shops. Ein Set mit 22 Bildkarten
und vielen Informationen eignet
sich zur thematischen Vor- und
Nachbearbeitung; ein Begleit-
buch ist im Limmat Verlag
erschienen (224 S., CHF 48.–).

Heinz Weber

Weiter im Netz
www.landesmuseum.ch

                                     Mechanische Ziegelei Allschwil (BL), 1898. Foto: Eduard Müller.© Schweizerisches Nationalmuseum

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Heterogenität - der Baustein für neue Schulhäuser 3. Bildungstag:Wie viel Bund braucht die Bildung? - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz ...
Schuldossier verfügbar unter: www.kinomachtschule.ch

C VJ M                                                                   B E RG
                    ZEN                           I
                                    T R U M H ASL                                                                                                         Ein Film von
                                                                                                                                                       XAVIER KOLLER
                                                                                                      Nach dem

   Herrliche Aussichten...                                                                  gleichnamigen Buch-Klassiker
                                                                                                   «Schellen-Ursli»
                                                                                                von Selina Chönz und
                                                                                                    Alois Carigiet
   ...für Familien, Einzelgäste, Gruppen &
   Seminarteilnehmer. Das CVJM Zentrum Hasliberg
   liegt auf einem Hochplateau im Berner Oberland
   (100 m.ü.M.). Seine einzigartige, idyllische Lage                                         Ab 15. OktOber
   mitten in der Natur lädt Sie zu Auflugs-, Sport-,                                             im kinO
   Spiel- und Freizeitmöglicheiten ein.

   Das Zentrum verfügt mit dem Gästehaus, den zwei
   Jugendhäusern, sowie dem Schürli über
   verschiedene preiswerte Unterkunftsmöglichkeiten
   für jedes Budget.
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                        www.cvjm-zentrum.ch
                        +41 (0)33 972 10 50
                                                                                            Presenting Sponsor                                                           Medienpartner

                                                                                                                           Scuol Samnaun Val Müstair

                Besuchen Sie mit Ihrer Klasse
      die Zukunft.                                                                Die Zukunft ist näher, als Sie denken. In der Umwelt Arena Spreitenbach
                                                                                  entdecken Ihre Schüler die Umweltbildung von ihrer spannendsten Seite.
                                                                                  Interaktiv werden sie durch die Ausstellung geführt und lernen spielerisch
                                                                                  die nachhaltigen Energien der Zukunft kennen.
                                                                                  Infos und Anmeldung: 056 418 13 13
                                                                                  www.umweltarena.ch

 Patronat: Kanton Aargau. Mit Unterstützung der W. Schmid Projekte AG.
 Hauptpartner:
Heterogenität - der Baustein für neue Schulhäuser 3. Bildungstag:Wie viel Bund braucht die Bildung? - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz ...
10 | 2014
                                                                                             RUBRIK

Der Bund in dersind
Lehrpersonen    Bildung:
                    wichtige
Stützen
Bremsenbei
        oderderGas
                Berufswahl
                   geben?
Text: und
Text  HeinzInterview:
             Weber      Viele Jugendliche
                        «Wie               brauchen
                              viel Bund braucht      bei der Berufswahl
                                                die Bildung?»   So lauteteund
                                                                           die der Lehrstellen-
                                                                               Kernfrage  des
D a n i e l
Fotos:
Fleischmann
                        suche  Unterstützung.
                        3. Schweizer           Die wichtigsten
                                      Bildungstages, der von denPartner sind
                                                                   beiden     nach den
                                                                          grossen       Eltern
                                                                                    Berufs-
Marc Renaud             die Lehrpersonen.
                        verbänden          Doch nicht LCH
                                    der Lehrpersonen,  überall
                                                           undwird
                                                                 SER,Berufswahlunterricht
                                                                      gemeinsam veranstaltet
Bild             und
Aufzeichnung: Ro-
                        angeboten.   Mit dem
                        wurde. Er brachte  amLehrplan  21 im
                                              28. August  sollHotel
                                                               das anders  werden.Bern,
                                                                    Schweizerhof,   Dochrund
                                                                                          was
ger Wehrli              ist guter
                        180       Berufswahlunterricht?
                             Teilnehmende   aus Bildung und Politik ins Gespräch.

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10 | 2015
RUBRIK
SCHWEIZER BILDUNGSTAG

«Die Bildung braucht so viel Bund wie nötig und so wenig                          Annahme der «Bildungsverfassung» im Jahr 2006 herrsche.
wie nur immer möglich», sagte Mauro Dell’Ambrogio,                                Es war dann Sinn und Zweck der beiden von Iwan Ricken-
Staatssekretär des Departements für Bildung, Forschung                            bacher geleiteten Podiumsdiskussionen, die Thematik zuzu-
und Innovation, im Inputreferat des 3. Schweizer Bildungs-                        spitzen und Positionen herauszuschälen. Es brauche nicht
tages und gab damit gleichsam die Tonart für den Tag vor.                         nur Bremser, meinte etwa Matthias Aebischer (SP): jemand
Das Schweizer Bildungssystem gelte weltweit als Erfolgs-                          müsse auch Gas geben (Zitate auf nachfolgender Seite).
modell. Zwar könne sich auch der Erfolgreiche verbessern,                            «Ist der Verfassungsauftrag zur Harmonisierung gemäss
«aber in aller Regel macht er zumindest nicht das Fal-                            Art. 62 erfüllt?» Die Frage ging an Christoph Eymann, Präsi-
sche». Der Bund sei immer dann aktiv geworden, wenn es                            dent der EDK und Bildungsdirektor des Kantons Basel-Stadt.
systemisch ums Ganze ging (Maturität, Berufsbildung) oder                         Natürlich hält er die Aufgabe für erfüllt; die 26 kantonalen
wenn Lücken zu schliessen waren (Gründung der ETH).                               Schulsysteme sind einander heute so ähnlich wie nie zuvor.
Dell’Ambrogio erwähnte, dass die Kantone 80% der Bil-                             Sogar im Sprachenunterricht war die Situation laut Eymann
dungskosten tragen; doch seien auch die 20% des Bundes                            «noch nie so koordiniert». Persönlich ist er freilich überzeugt,
«nicht zu unterschätzen». Bei zusätzlichen Investitionen in                       dass die Kinder zuerst eine zweite Landessprache lernen
die Bildung habe sich der Bund in den letzten Jahren stets                        sollen: «C'est indispensable dans un pays plurilingue.» Kern
zu gleichen Teilen oder gar überproportional engagiert.                           des «Sprachenkompromisses» von 2004 ist, dass eine zweite
   Den «Bund» als Ganzes gebe es im Übrigen nicht, betonte                        Landessprache bereits auf Primarstufe unterrichtet wird.
Dell’Ambrogio; es gebe das Parlament, den Bundesrat,                              Eymann: «Das darf nicht aufgegeben werden.» Und wenn
diverse Bundesämter – oft mit einander widersprechenden                           doch? «Dann schwebt das Damoklesschwert einer Bundes-
Interessen. In aller Regel betätige sein Staatsekretariat sich                    intervention über uns.» Momentan bestehe dazu aber kein
als Bremser, wenn Bundesinterventionen in der Bildung                             Anlass – «auch nicht im Sprachenbereich».
gefordert würden. Der leider nicht anwesende Bundesrat                               Die beiden Gastgeber und Verbandspräsidenten Beat
und Kulturminister Alain Berset hätte an Dell’Ambrogios                           W. Zemp (LCH) und Georges Pasquier (SER) wollen die
Stelle wahrscheinlich andere Akzente gesetzt.                                     2011 begründete Tradition der Bildungstage weiterführen:
   Dass Hans Ambühl, Generalsekretär der Konferenz der                            «Bildung und Politik im Gespräch, Politik und Praxis im
kantonalen Erziehungsdirektoren EDK, seinem Vorred-                               Gespräch, das sind Dinge, die für uns entscheindend sind»,
ner widersprechen würde, war kaum zu erwarten. Viel-                              sagte Zemp. Der nächste Bildungstag findet 2017 statt. Vor-
mehr setzte er an zu einer Lobrede auf den guten Geist der                        aussichtliches Thema: Gesundheit in der Schule und im
Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen, der seit                               Lehrberuf samt Risiken und Nebenwirkungen. n

Nationalratsdebatte: Rosmarie Quadranti (BDP), Kathy Riklin (CVP), Matthias Aebischer (SP), Verena        «Auftrag erfüllt», meinte Christoph Eymann,
Herzog (SVP), Christian Wasserfallen (FDP).                                                               EDK-Präsident und Basler Bildungsdirektor.
Bild links: Mauro Dell’Ambrogio, Staatssekretär des Departements für Bildung, Forschung und Innovation.
                                                                                                                                                        11
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                                                                                                                      AKTUELL

«Unruhe ist Gift für die Schule»
In zwei Podiumsdiskussionen – eine unter Mitgliedern des Nationalrats, eine
unter kantonalen Bildungsverantwortlichen – wurden bildungspolitische
Felder abgesteckt. Ein feuriges Bekenntnis zu mehr Bund war nicht zu hören.
Interventionen aus Bern soll es nur im Notfall geben.

«Den Frieden nicht                 «Die Intervention                «Jetzt HarmoS                         «Wirtschaft nicht
stören»                            läuft»                           durchziehen»                          vergessen»
Rosmarie Quadranti (BDP,           Matthias Aebischer (SP, Bern):   Kathy Riklin (CVP, Zürich): «Wir      Christian Wasserfallen (FDP,
Zürich): «Die Kantone haben        «Die Sprachenfrage beschäftigt   müssen uns wehren, damit wir          Bern): «Man spricht immer von
mit den Gemeinden die gleichen     uns weiterhin. Es gab Abstim-    kein Hüst und Hott haben. Es          Bund und Kantonen.Dabei gibt
Probleme wie der Bund mit den      mungen in den Kantonen, es       gilt jetzt, HarmoS wirklich           es noch einen anderen ganz
Kantonen. Als Schulpräsiden-       gab Bildungsdirektoren, die      durchzuziehen. Das braucht            wichtigen Player: den Arbeits-
tin höre ich immer wieder ‹der     sich gegen die Harmonisierung    Zeit. Wir können nicht alle zwei      markt. Man will Forschung,
Kanton redet zu viel               ausgesprochen haben. Für         Jahre den Lehrplan ändern.            Innovation, gute Fachkräfte.
drein und zahlt zu wenig›. Aber    mich ist die rote Linie dann     Unruhe ist Gift für die Schule.       Da ist es wichtig, dass die
eigentlich sind wir gut unter-     überschritten, wenn an den       In den Kantonen kommen jetzt          Wirtschaft wieder mehr in den
wegs. Wir müssen jetzt schauen,    Primarschulen keine Landes-      Gegenbewegungen, aber wir             Driverseat kommt. Die duale
dass populistisch-sektiereri-      sprache mehr gelehrt wird.       dürfen uns nicht aus dem              Berufsbildung ist ein klassisch
sche Initiativen diesen Frieden    Eine Intervention seitens der    Konzept bringen lassen durch          nachfrageorientiertes System:
nicht stören, sonst ist die        Nationalratskommission ist       Unbehagen über irgendwelche           Lehrstellen werden geschaffen,
Entwicklung gefährdet.»            bereits am Laufen.»              Details im Lehrplan.»                 wo es sie braucht.»

«Froh über die                     «Eindruck der                    «Bund, mach                           «Nicht einfach
Reibung»                           Ruhe täuscht»                    deine Aufgaben»                       zackzack»
Christian Amsler (FDP), Präsi-     Anne-Catherine Lyon (SP),        Res Schmid (SVP), Bildungs-           Bernhard Pulver (Grüne), Bil-
dent der D-EDK, Bildungs-          Bildungsdirektorin Waadt: «Die   direktor Nidwalden: «Die              dungsdirektor Bern: «Wir sind
direktor Schaffhausen: «Die        Romandie war der Deutsch-        Schweizer Volksschule ist ein         hier in der Schweiz; es geht
drei Ebenen der Politik –          schweiz in den Lösungen vor-     Erfolgsmodell und basiert auf         nicht einfach zackzack. Geduld
Gemeinden, Kantone, Bund –         aus, aber auch in den Proble-    dem Prinzip Föderalismus.             ist nach wie vor angebracht.
ergeben Reibungsflächen; das       men. Der Eindruck, alles laufe   Deshalb meine ich: Bund, mach         Das Volk hat seinen Willen zur
liegt in der Natur der Sache.      bei uns ruhiger ab, täuscht.     deine Aufgaben und lass die           Koordination 2006 geäussert.
Ich bin froh, dass man sich an     Zum Plan d'études romand gab     Kantone in ihrer Freiheit walten.     Ich finde, wir sind heute da, wo
der Bildung so reibt. Denn das     es intensive, auch laute Dis-    Nidwalden hat entschieden,            wir sein sollten. Harmonisieren
zeigt, dass sie auch bewegt.       kussionen; wir mussten einen     beim Fremdsprachenunter-              wir noch mehr, wird es zwar
Wir sind noch nicht bis zum        Entwurf zurückziehen. Als        richt keine Insel zu werden.          gleicher, aber nicht besser.
letzten Komma am Ziel, aber        Minorität haben wir aber wohl    Französisch wird nun ausge-           Entscheidend ist für mich das
was diese Willensnation erreicht   eine stärkere Tradition der      baut auf plus eine Lektion –          Erlernen einer zweiten
hat, ist bemerkenswert.»           Zusammenarbeit.»                 wenn schon, denn schon.»              Landessprache.»

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SCHWEIZER BILDUNGSTAG

Preis für Zwei- und Mehrsprachigkeit
Für ihren koordinierten Einsatz zugunsten der Landessprachen im Unterricht durften LCH
und SER im Rahmen des Schweizer Bildungstages den Preis für Zwei- und Mehrsprachigkeit
2015 entgegennehmen.

«Der LCH und der SER haben mit ihrer koordinierten                             Harmonisierung auf der Basis des EDK-Kompromisses 3/5
Unterstützung der Priorität einer zweiten Landessprache                        respektive 5/7 mit wahlweise regionalem Beginn mit einer
im Unterricht auf der Primarstufe ein wichtiges Zeichen                        zweiten Landessprache oder Englisch wird in allen 26 Kan-
für die Förderung der Sprachkompetenzen und für den                            tonen realisiert. Sollte dies nicht gelingen, setzen sich LCH
nationalen Zusammenhalt gesetzt.» So begründet das Forum                       und SER für den einheitlichen Beginn mit einer Landes-
für die Zweisprachigkeit die Verleihung des Preises an den                     sprache als zweiter Sprache ein.»
Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH sowie                              Zudem haben die Verbände eine Reihe von Forderun-
das Syndicat des enseignants romands SER. Es sei dem                           gen in folgenden Bereichen aufgestellt: Anpassungen der
Forum für Zweisprachigkeit ein Anliegen, gemeinsam mit                         Lehrplanziele an die tatsächlichen Unterrichtsbedingungen;
LCH und SER zu unterstreichen, dass die schweizerische                         Anpassungen bei der Grundausbildung der Lehrpersonen;
Mehrsprachigkeit eine Herausforderung und eine Chance                          Austauschprogramme für Lernende und Lehrende; Anpas-
darstellt, die es zu packen gilt.                                              sungen bei der Beurteilung der Schülerinnen und Schüler
   Die beiden grossen Berufsverbände der Lehrerinnen und                       und weitere Verbesserungsvorschläge.
Lehrer in der Schweiz hatten im Herbst 2014 ein gemeinsa-                         Mit dem Preis für Zwei- und Mehrsprachigkeit werden
mes Positionspapier veröffentlicht mit der Forderung, den                      seit dem Jahr 2002 Personen und Institutionen ausgezeich-
Unterricht einer zweiten Landessprache auf der Primar-                         net, die auf regionaler oder nationaler Ebene «ermutigende
stufe zu sichern. Als Grundlage für Verhandlungen mit der                      Ergebnisse zugunsten der Landessprachen» erzielt haben.
EDK und Anhörungen in den eidgenössischen Räten wurde                          Frühere Preisträger waren Bundeskanzlerin Corina Casa-
die Forderung anschliessend präzisiert: «Die angestrebte                       nova und der Zirkus Knie. n

Aus den Händen der Jurymitglieder Denis Grisel (links) und Natalie Leschot durften die Verbandspräsidenten Georges Pasquier (SER) und Beat W. Zemp (LCH)
gemeinsam den Preis für Zwei- und Mehrsprachigkeit entgegennehmen. Er wird verkörpert durch eine Plastik des Solothurner Künstlers Schang Hutter.

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                                                                                                                                   AKTUELL

Wer ist bildungsnah?
Wer am 18. Oktober nach Bildungskriterien wählen
will, hat dafür jetzt einen Ratgeber. Der am Bildungs-
tag vorgestellte «Harmomat» zeigt: Die SP steht den
Lehrpersonen am nächsten, die SVP am fernsten.

Im Auftrag des LCH und des                rechtlich gesichert und orien-          PRÄSIDENTENKONFERENZ                    men werden, organisieren und
SER sandte das «Büro Vatter,              tiert sich an der steigenden                                                    leiten. Gelingt es LCH und SER,
Politikforschung und -beratung»           Berufserfahrung.»                       Bureau de                               gemeinsame bildungspolitische
20 bildungspolitische Thesen                                                      Coordination                            Positionen auszuloten, verstärkt
an 7 nationale Parteien sowie             Die Reaktion der Parteien                                                       sich ihr Einfluss auf politischem
47 Mitgliedsorganisationen                sowie der Organisationen von            Synergien nutzen und lobbyie-           Parkett. Der Schweizerische
der beiden Dachverbände zur               LCH und SER auf die Thesen              ren – so lautet eines der Ziele         Gewekschaftsbund SGB und
Stellungnahme. 45 der 47                  findet sich im Detail auf               des Koordinationsbüros LCH              Travail.Suisse haben sich
Organisationen und alle 7 Par-            www.bildungstag.ch und auf              und SER. Die beiden Lehrer-             bereit erklärt, einen zweijähri-
teien antworteten.                        www.LCH.ch. Im Weiteren                 verbände streben daher eine             gen Vertrag abzuschliessen.
                                          wurde überprüft, wie weit die           engere Zusammenarbeit mit               Nach Ablauf der Frist soll Bilanz
Beispiele aus den 20 Thesen:              Reaktionen der Parteien mit             den Gewerkschaftsdachver-               gezogen und eine mögliche
«Schul- und familienergänzende            jenen der Lehrerschaft über-            bänden Travail.Suisse und               Vertragsverlängerung abgeklärt
Tagesstrukturen werden                    einstimmen. Am meisten Über-            SGB an. Geplant sind vier               werden. Die Mitglieder der
flächendeckend angeboten.» –              einstimmung mit der Lehrer-             ganztägige Sitzungen pro Jahr,          gemeinsamen Präsidienkonfe-
«Die Leistungen sowohl von                schaft findet sich bei der SP           die jeweils vor den Sessionen           renz von LCH und SER vom
Schulen als auch von Klassen              (72%) und den Grünen (64%).             abgehalten werden. LCH und              28. August 2015 haben dem
werden periodisch national                Am weitesten von den Positio-           SER werden diese «Conféren-             Antrag zur Vertragsaushandlung
überprüft und in Ranglisten               nen der Lehrpersonen entfernt           ces tripartites», an denen die          mit nur einer Gegenstimme
verglichen.» – «Die Lohnent-              sind die CVP (44% Überein-              Bildungsverantwortlichen von            zugestimmt. (bm)
wicklung der Lehrpersonen ist             stimmung) und die SVP (23%).            Travail.Suisse und SGB teilneh-

Bildungstag ist Gesprächstag. Im Bild (von links): Jöri Schwärzel (LEGR),         Frische Säfte in der Pause (v.l.): Koni Schuler (LSZ), Ruedi Schmid und
Ruth Fritschi (GL LCH), Dagmar Rösler (LSO) und Fabio Cantoni (LEGR).             Barbara Egger (SVSS) sowie Samuel Schmid, designiertes Mitglied der GL LCH.

Souveräne Moderation mit hoher Sachkunde:               Ein Tag vieler Kontakte für Gastgeberin und         EDK-Generalsekretär Hans Ambühl lobte die
Der «gelernte Lehrer» Iwan Rickenbacher.                LCH-Zentralsekretärin Franziska Peterhans.          Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen.

14
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17.–20.11.2015:
Unterrichtsbesuch
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                                    2015
nach Wahl                                                                         17. Jahrestagung
Vorbereitung auf die                                                              «Unterrichten mit neuen Medien» 2015
Aufnahmeprüfungen:                      Sch
«Baustein Check-up»                              ulm                              Samstag, 31. Oktober 2015
ab 5.12.2015                                           usik                       Pädagogische Hochschule Zürich
                                                              I / II
www.zhdk.ch/
                                                                                  Lagerstrasse 2 | 8090 Zürich              phzh.ch/unm
musikundbewegung/aktuell

                                      Danke Edwin!
                                    Wir mussten dich gehen lassen in eine andere Welt, aber du
                                    wirst uns nicht verloren gehen. Mit deinem ersten Buch «Mit
                                    Kindern Schule machen» hast du die Schweizer Schulland-
                                    schaft in Bewegung gebracht, eine Bewegung, die bis heute
                                    anhält. Mit deinen weiteren Büchern arbeiten Tausende von
                                    Lehrpersonen und Schulleitungen. Wer das Glück hatte, dich
                                    als Menschen kennen zu lernen, sei dies in der Zusammen-
                                    arbeit mit dir oder in deinen Kursen, schätzte deine Bescheidenheit und die Glaubwürdigkeit
                                    in deiner Arbeit. Das, was du geschrieben hast, hast du auch gelebt. Deshalb sagen wir alle von
                                    ganzem Herzen:
                                    Danke Edwin! Wir werden deine wertvolle Arbeit in deinem Sinne «der Vielfalt Raum und Struk-
                                    tur gebend» weiterführen und dabei die Erinnerung an dich und die Dankbarkeit für all das
                                    erhalten, was du im Interesse unserer Kinder und unserer Schulen geleistet hast.

Peter Ambauen, Praxis für Erziehungs- und Schulberatung, NW                Xavier Monn, Amt für Volksschule TG
Jörg Berger, Leiter Netzwerk AdL, ZH                                       Gaby Niederer, Schulberaterin, PHSG
Carl Bossard, Dozent, PHZG                                                 Ilias Paraskevopoulos, Schulberater, PHSG
Gabrielle Bühler, Schulberaterin, FHNW                                     Franziska Rutishauser, Dozentin, Schulberaterin und Lehrerin, PH FHNW
Philipp Bucher-Zimmermann, Dozent, PH FHNW                                 Mirjam Schwegler, Dozentin und Schulberaterin, PHLU
Armand Claude, ehem. Dozent und Schulberater, Stans                        Karin Schmid, Dozentin PHGR
Beatrice Friedli Deuter, Dozentin und Schulberaterin, PH Bern              Reto Stocker, Dozent, PHTG
Heidi Gehrig, Dozentin und Schulberaterin, PHSG                            Jürg Sonderegger, Dozent, ehem. Prorektor, PHSG
Esther Germann, Bildungsdepartement AR                                     Donatus Stemmle, Dozent und Schulberater, PHZH
Christian Graf, Schulverlag                                                Peter Uhr, Schulverlag
David Halser, TalentSchule Surselva und Schulentwickler PHGR               Anne Varenne, Präsidentin Bildung Thurgau
Claudia Henrich, Dozentin, HfH, Zürich                                     Marco Wyss, Dozent, PHLU
Annemarie Kummer Wyss, Dozentin PHLU                                       Fredy Zumbrunn, Fachbereichsverantwortlicher und Dozent, PH Bern

Wir wissen, dass wir mit diesem Dankeschön im Namen mehrerer tausend Kolleginnen und Kollegen (Lehrpersonen, Schulleitungen, Dozierende,
Schulberater/innen) sprechen. Sie alle sind daher in unser «Danke Edwin!» miteinbezogen.
10 | 2015
                                                                                                                            AUS DEM LCH

Nachrufe

Alois Lindemann                                 von seinem Präsidium zurück, um einer             Sein erstes Buch «Mit Kindern Schule
                                                neuen Geschäftsleitung den Stab zu über-          machen» (1992) löste bei vielen Lehrperso-
Am 7. August 2015 ist unser ehemaliger,         geben. Wir danken Alois für sein grosses          nen Mut zur Neugestaltung des Unterrichts
Kollege Alois Lindemann in seinem 81.           Engagement und werden ihn in bester Erin-         und des schulischen Zusammenlebens aus.
Altersjahr nach längerer und schwerer           nerung behalten.                                  Die gleichnamigen Kurse waren jahrelang
Krankheit verstorben. Wir verlieren mit         Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH                kurz nach der Ausschreibung ausgebucht.
Alois Lindemann nicht nur den letzten Prä-                                                        Das Buch «Altersdurchmischtes Lernen»
sidenten des Schweizerischen Lehrerinnen-                                                         (Achermann und Gehrig, 2011) ist Sinn-
und Lehrervereins SLV, sondern auch den                                                           bild für eine pragmatische und praxisnahe
Gründungspräsidenten des LCH.                                                                     Vorstellung von Schulentwicklung in der
   140 Jahre nach der Gründung im Jahr                                                            Primarschule und zeigt erneut auf, worum
1849 fusionierte der SLV mit der 1970                                                             es in der Schule geht: «Der Vielfalt Raum
gegründeten Konferenz der Schweizeri-                                                             und Struktur geben» (2008).
schen Lehrerinnen- und Lehrerorganisatio-                                                            Edwin Achermann beeindruckte mit sei-
nen KOSLO. Aus der Fusion von SLV und                                                             ner Authentizität und Bescheidenheit. Er
KOSLO entstand am 9. Dezember 1989 der                                                            war als Lehrperson, Aus- und Weiterbild-
neue Dachverband Schweizer Lehrerinnen                                                            ner sowie als Schulentwickler stets ein guter
und Lehrer LCH. Es war Alois Lindemann,                                                           Zuhörer, ein kritischer und konstruktiver
der diese Fusion tatkräftig unterstützte und                                                      Denker. Er forderte das Gegenüber heraus,
die Gründungsversammlung des LCH leitete.       Alois Lindemann                                   ohne es zu überfahren, und war dadurch
   Alois wurde 1981 von seiner Luzerner                                                           für viele ein wichtiger Begleiter auf dem
Sektion für den Zentralvorstand des SLV                                                           Weg zu einer Schule für alle.
nominiert. 1986 wählte ihn die DV des                                                             Heidi Gehrig
SLV zum Präsidenten und Nachfolger von          Edwin Achermann
Rudolf Widmer. In seine dreijährige Prä-        Am 8. August 2015 nahmen wir in Stans
sidialzeit fiel die entscheidende Phase der     Abschied von Edwin Achermann (1952–
Neukonzeptionierung eines Dachverbands          2015), einem Freund und Pädagogen, der in
aller Lehrpersonen vom Kindergarten bis         vielen Schulen in der Schweiz nachhaltige
zu den Hochschuldozierenden. Mit der            Spuren hinterlässt. Keine hundert Meter
Gründungsidee des LCH war aber auch die         von jenem Klosterhügel entfernt, in dem
Einsicht verbunden, dass der letzte SLV-        einst Pestalozzi Waisenkindern aus dem
Präsident nach der Übergangsphase als           niedergebrannten Stans Brot und Suppe
Gründungspräsident des LCH zurücktre-           gab, sie lesen und schreiben lehrte, startete
ten soll, um einen echten Neuanfang unter       Edwin Anfang der neunziger Jahre im Kni-
Mitwirkung aller neu hinzugekommenen            rischulhaus mit dem Entwicklungsprojekt
interkantonalen und schweizerischen Stu-        Stans. «Jeder Mensch ist einzigartig – es ist
fen- und Fachverbände zu ermöglichen.           normal, verschieden zu sein!» war ein zen-        Edwin Achermann
Alois Lindemann hat diese Einsicht voll         trales Leitmotiv seines Lebens und prägte
mitgetragen und trat per 1. August 1990         auch seine verschiedenen Publikationen.

WAS, WANN, WO                       und weitere Interessierte. Info
                                    und Anmeldung: www.nwsb.ch
                                                                         dem In- und Ausland, die mit
                                                                         ihren Geschichten und Büchern
                                                                                                              höher. Pro Jahr erleiden 24 500
                                                                                                              Lernende einen Arbeitsunfall,
                                                                         zu begeistern wissen. Jung           das zeigt die Schweizerische
Geschlechterbalanciert                                                   und Alt wird im Stundentakt          Arbeitskräfteerhebung des
«Auf zu einer geschlechter-         Wort und Witz                        verwöhnt mit Worten und Witz.        Bundesamtes für Statistik BFS
balancierten Schule!» fordert       Das 6. Zentralschweizer Kinder-      Info: www.abraxas-festival.ch        (Zahlen 2013). BE SMART
der Titel der Impulstagung des      und Jugendliteratur-Festival                                              WORK SAFE setzt sich deshalb
Netzwerks schulische Buben-         «Abraxas» findet am 7./8.                                                 seit drei Jahren dafür ein, dass
arbeit NWSB vom 28. Novem-          November im Burgbachareal,           Unfallprävention                     Arbeitssicherheit bei den
ber, 9.15–16.30 Uhr in Olten        Zug, statt. Mit 25 höchst unter-     Das Risiko, einen Arbeitsunfall      Jugendlichen verankert wird.
(Kantonsschule Hardwald).           schiedlichen Veranstaltungen         zu erleiden, ist bei jugendlichen    Im dritten Kampagnenjahr
Zielpublikum: Lehrpersonen,         wartet «Abraxas» in diesem           Berufseinsteigern im Vergleich       erfolgt der direkte Dialog über
Fachleute Schulsozialarbeit,        Jahr auf. Mit dabei sind Auto-       zu erfahrenen Arbeitnehmerin-        ein interaktives Onlinegame:
Schulleitungen, Schulbehörden       rinnen und Illustratoren aus         nen und Arbeitnehmern deutlich       www.bs-ws.ch

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Klassenassistenzen ja,
aber mit Ausbildung
Klassenassistenzen können die Lehrpersonen im Unterricht entlasten. In
der Weiterbildung der PH St.Gallen werden Aufgaben und Rollen geklärt.
Der LCH fordert einen gesamtschweizerisch anerkannten Abschluss.

«Der Kurs hat mich selbstsicherer gemacht.         «Ich habe im Kurs mit den motivier-         Ort. Ein Vorteil der Assistenz ist, zuhören
Ich gehe anders an die Sache heran, habe        ten Dozierenden selber etwas fürs Leben        zu können und Zeit zu haben.»
nun etwas in der Hand und traue mich,           gelernt», sagt Heidi Zingg Stucki. Sie            Der Austausch mit den Teilnehmenden
meine Gedanken einzubringen», sagt              begleitet seit drei Jahren als Klassenas-      war Sibylla Graf sehr wichtig, er konnte
Sibylla Graf. Sie begleitet an einer Pri-       sistenz ein Kind mit Downsyndrom. Ein          während der grosszügigen Pausen statt-
marschule seit drei Jahren als Klassen-         Highlight gewesen sei die Kurswoche zum        finden. Heidi Zingg Stucki pflegt sogar
assistentin ein Kind mit einer geistigen        Thema Verhaltensauffälligkeiten und mul-       mit einer Kursabsolventin weiterhin spo-
Beeinträchtigung; sie schätzt den Rückhalt      tikulturelle Gesellschaft und wie mit die-     radischen Austausch. Aus dem Kurs her-
im Team und hat nun eine Weiterbildung          sen Themen im Schulalltag umgegangen           aus entstand bei den Teilnehmenden das
an der PH St. Gallen absolviert.                werden kann. Im Schulzimmer begleitet          Bedürfnis nach weiteren Modulen.
   Die Schulleitung hat sie auf das Kurs-       sie jetzt die Lernenden unterstützend und
angebot aufmerksam gemacht und ihr              unterbricht Störungen jeweils schnell. Viel    LCH fordert gesamtschweizerisch
dieses finanziert. Im Kurs stärkten die         diskutiert war im Kurs die Rolle der Assis-    anerkannten Abschluss
Teilnehmenden ihre Kommunikations- und          tenz: «Eine Assistenz sollte nicht zu viel     Jürg Brühlmann, Leiter der Pädagogischen
Kooperationskompetenzen und lernten             Aufmerksamkeit auf sich ziehen», ist sie       Arbeitsstelle LCH, bezeichnet diese Wei-
Einflussfaktoren für Lernverhalten und          überzeugt.                                     terbildung für Klassenassistenzen inhaltlich
Schulleistungen sowie lern- und entwick-            Sibylla Graf lässt heute bei der Haus-     gesehen als sehr gut. Grundsätzlich vertritt
lungspsychologische Grundlagen kennen.          aufgabenhilfe das Kind selbst erklären, wie    der LCH die Haltung, dass Assistenzen
    Sibylla Graf hat die Weiterbildung sehr     es die Aufgabe lösen will, anstatt dies aus    ausgebildet werden sollten. Denn der Ein-
positiv erlebt, vor allem die Fächer, die sie   dem Blickwinkel der Erwachsenen zu tun.        satz von Assistenzpersonal nimmt stark zu.
kennenlernen durfte. Gerne hätte sie die        Sie berichtet auch von einem Beispiel, wo      Allmählich entsteht ein neuer Beruf. Solche
Inhalte noch stärker vertieft. Sie erachtet     verschiedene Knaben versuchten, ein Kind       Kurse, auch wenn ausgezeichnet konzi-
die Ausbildung nicht nur als wichtig für        auszugrenzen. Sie und die Heilpädagogin        piert, entstehen laut Brühlmann aus der
Menschen, die im erzieherischen oder so-        hätten sich beraten, wie dieses Verhalten      Not heraus. Dem LCH liegt deshalb viel an
zialen Bereich tätig sind, sondern auch für     unterbunden werden könnte. Sie hätten          einem gesamtschweizerisch anerkannten
Mütter und werdende Mütter. «Vieles hat         den Kindern gezeigt, was sie tun können,       Abschluss. «Die Aus- und Weiterbildung
mich darin bestätigt, dass es gut ist, wie      wenn sie sich genervt fühlen.                  von Assistenzen gehört im Bildungssystem
ich arbeite», sagt sie.                            Das Durchschnittsalter der Kursteilneh-     zur Berufsausbildung und muss schweiz-
                                                menden betrug 46 Jahre. Im Gegensatz           weit geregelt werden. Dafür ist der Bund
Inhalte lassen sich im Alltag umsetzen          zu ihrer eigenen Schulzeit ist der heutige     zuständig.» Besonders im Bildungswesen
Im Ausland und in Schweizer Sonderschu-         Unterricht interaktiver gestaltet, die Ler-    sollte keine kantonale Aus- oder Weiterbil-
len werden laut Bea Zumwald, Dozentin           nenden halten kleine Vorträge, arbeiten in     dung in die Sackgasse führen, meint Brühl-
Erziehungswissenschaften der PHSG,              Gruppen. Heidi Zingg Stucki erachtete es       mann. «Mit Assistenzabschlüssen von PH
schon lange Assistenzen eingesetzt, in          als Vorteil, hier reinzusehen. Die Tätigkeit   besteht die Gefahr, dass Assistenzen nach
Regelschulen erst in Zusammenhang mit           der Klassenassistenz sieht sie als geeignet    einiger Zeit als Lehrpersonen eingesetzt
der stärkeren Betonung der Integration.         für Leute, die nicht unbedingt Karriere        werden.» n
Vermehrt kommen Assistenzen auch bei            machen wollen: «Wer Kinder gerne hat, sie
schwierigen Klassenkonstellationen und          so akzeptiert, wie sie sind, und mit ihnen     Marianne Wydler
in grossen Klassen zum Einsatz.                 in Beziehung treten kann, ist am richtigen

«Rollen und Begriffe klären, Grenzen kennen»
Bea Zumwald, Dozentin Erziehungswis-            BILDUNG SCHWEIZ: Wie ist Ihr Weiter-           BEA ZUMWALD: Gleichzeitig hatte die
senschaften und wissenschaftliche Mit-          bildungsangebot zustandegekommen?              PH St. Gallen eine Bedarfsanalyse im
arbeiterin, sowie der Lehrgangsleiter der       THOMAS RHYNER: Wir führen seit                 Bereich Sonderpädagogik erstellt. Der
Weiterbildung für Klassenassistenzen,           2008 ein Kursangebot für schulergänzendes      Einsatz von Assistenzen an Regelschu-
Thomas Rhyner, haben die Weiterbildung          Betreuungspersonal. Damit sind Leute ange-     len ist in vielen Gemeinden Tatsache.
für Klassenassistenzen an der PH St. Gal-       sprochen, die ausserhalb des Unterrichts       Aus der Praxis kam der Wunsch nach
len entwickelt. BILDUNG SCHWEIZ hat             tätig sind, beispielsweise beim Mittagstisch   Weiterbildung.
sie zu den Erfahrungen nach dem ersten          oder bei der Hausaufgabenhilfe. Klassenas-     RHYNER: Bisher ist es ein rechtsfreier
Kurs befragt.                                   sistenzen kamen als Kursteilnehmende dazu.     Raum, es bestehen kaum Konzepte.

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ZUMWALD: Assistenzen obliegen vielfach        nicht mehr weiter kommt, und sich überle-    ZUMWALD: Studienergebnisse zeigen,
der Hoheit der Gemeinde. Vorgaben zu          gen, was die Rolle der Lehrperson ist und    dass viele Lehrpersonen sehr zufrieden
Verdienst und Ausbildung fehlen meis-         wo ihr Support nötig ist.                    damit sind, eine Assistenz zu haben.
tens. Manche Kantone, beispielsweise der         Von der Lehrperson her kann Angst         Sie empfinden diese nicht als Belastung.
Kanton Aargau, verfügen neu über einen        aufkommen, dass es zu Rollenüberschnei-      Lehrpersonen denken diese Rolle mit
Berufsauftrag mit Lohnstufe. Aktuell ist      dungen kommt. Daher lohnt es sich, die       und investieren Zeit. Sie sollen aber frei
der Einsatz von Assistenzen in fast allen     verschiedenen Funktionen aufzudröseln.       entscheiden können, ob sie dies möchten.
Kantonen ein Thema. Weil diese in der         Eine Kursteilnehmerin hat ein gutes Bei-     Wir haben die Idee, auch bei der Schul-
Praxis bereits eingesetzt werden, ist es      spiel von Rollenteilung eingebracht: Die     leitungsausbildung einen Input zu geben.
wichtig, hinzuschauen und sich zu fragen,     Assistenz bespricht mit dem Kind einen       Schulleitungen sind wichtig, wenn es
wie die Umsetzung sein soll. Hat ein Kind     Tagesplan, den die Lehrperson ausgefüllt     darum geht, Assistenzpersonen innerhalb
erhöhten Förderbedarf, so kümmert sich        und die Heilpädagogin zuvor als Mass-        eines gesamten Teams zu sehen.
die Assistenz oft eng ums Kind. Dieses        nahme eingebracht hat. Die Assistenz soll    RHYNER: Wir haben festgestellt, dass
wird abgeschottet und die Lehrperson ist      darauf achten, ob das Kind den Plan selber   Lehrpersonen, die eine Assistenz bei sich
zu wenig mit ihm in Kontakt, um Lernpro-      abhaken kann.                                haben konnten, sie nicht mehr hergeben
zesse unterstützen zu können.                                                              wollten. n
   Wie Beispiele zeigen, agieren Assis-       Was zeichnet die Absolventinnen des
tenzen stärker ergebnisorientiert, weniger    Kurses gegenüber denjenigen                  Interview: Marianne Wydler
aufs Verständnis ausgerichtet. Die Assis-     Klassenassistenzen aus, die Ihren Kurs
tenz sollte die relevanten Förderziele der    nicht besucht haben?
ihr anvertrauten Kinder kennen. Sie muss      RHYNER: Uns geht es nicht darum, Hilfs-      Weiter im Netz
wissen, wenn ein Kind als Ziel hat, Selb-     lehrpersonen auszubilden, sondern Perso-     www.phsg.ch
ständigkeit zu lernen. Die Lehrperson         nen zu befähigen, die Rolle als Assistenz    www.LCH.ch/publikationen/positions-
soll sich damit auseinandersetzen, was es     zur Unterstützung der Lehrperson auszu-      papiere/
bedeutet, eine Assistenz einzusetzen und      füllen. Sie haben etwas mehr Hintergrund-
wie sie dies tun kann.                        wissen und können das Geschehen besser
RHYNER: Ein Risiko besteht, wenn              einordnen. Die Lehrperson soll dadurch
die Assistenz sich um ein schwieriges,        Freiraum erhalten, sich um herausfor-
anspruchsvolles Kind kümmern muss             dernde Situationen zu kümmern.
und dabei überfordert ist oder wenn sie       ZUMWALD: Sie haben sich mit der Rolle
in Situationen eingesetzt wird, die bereits   vertieft auseinandergesetzt und können
für die Lehrperson herausfordernd sind.       sicherer auftreten. Auch kennen sie ihre
Auf diese Problematik geht die Weiterbil-     Grenzen und wissen, wie sie Hilfe holen
dung ein. Die Assistenz soll Argumente        können. Sie können kreative Lösungen
erhalten, um die Lehrperson darauf            finden, indem sie fragen: Wie machst du
anzusprechen.                                 das? Wie kann ich diesen Auftrag lösen?      Thomas Rhyner, Lehrgangsleiter «Klassenassis-
                                                                                           tenzen» und Bea Zumwald, Dozentin Erzie-
                                              Im Teil zur Praxisreflexion haben sie sich   hungswissenschften der PH St. Gallen. Fotos: zVg.
Welches Rüstzeug sollen die Teilneh-          folgende Fragen überlegt: Wo stelle ich
menden nach den 20 Kurshalbtagen in           mich im Raum hin? Wie beobachte ich,
die Praxis mitnehmen?                         um zu merken, wann ich zum Kind gehen
ZUMWALD: Assistenzpersonen verfügen           und unterstützen soll? Wie kann ich das
oft über wenig Hintergrundwissen. In der      Kind im Auge behalten, ohne stets neben
Schule verstehen sie vieles nicht, weil sie   dem Kind zu stehen? Denn es besteht
die Begriffe nicht kennen: Beispielsweise     die Gefahr, das Kind dadurch von der
was die Aufgabe einer Schulischen Heil-       Gemeinschaft auszuschliessen.
pädagogin, was diejenige einer Logopädin      RHYNER: Der Kurs hat einigen ermöglicht,
ist. Darum werden im Kurs auch solche         aus ihrer Einsamkeit herauszukommen, sich
Fachbegriffe geklärt.                         zu vernetzen, die Praxis zu reflektieren.
    Manchen ist unklar, was ein Wochen-
plan ist und welches Ziel damit verbunden     Die Klassenassistenz sollte die Lehr-
ist. So soll die Assistenz beim Wochenplan    person unterstützen. Eine Assistenz
das Prinzip verstehen, konkrete Arbeitsauf-   generiert jedoch für die Lehrperson auch
träge kennen, dem Kind Hilfe leisten, um      neuen Aufwand. Wie sind diesbezügliche
zu ermöglichen, bei einer Aufgabe dran-       Erfahrungen von Lehrpersonen mit
zubleiben. Sie soll merken, wenn jemand       Assistenzen?

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Plädoyer für einen
anderen Blick
Wenig beachtete Ursachen für den Anstieg sonderpädagogischer
Massnahmen.

Von «Korrigiermühle» ist die Rede, von          die nicht mitkommen, erhalten zusätzliche     Mehr Ressourcen für die erste Stufe
«Therapiewahn» und «unnötiger Stigma-           Unterstützung.                                Der Kindergarten erhält immer noch weni-
tisierung». Kurz: Die auffällige Zunahme           Beim begleitenden Blick wird zuerst        ger Ressourcen als andere Stufen. Bei der
sonderpädagogischer Massnahmen an               geschaut, ob das Kind die Voraussetzungen     Zuteilung von Förderstunden und zusätz-
unseren Schulen ist ein drängendes Thema.       zum Leseerwerb überhaupt erfüllt. Wenn        lichen Stellenprozenten werden die ande-
Reformen fast im Jahrestakt, immer neue         nicht, so wird mit dem Kind zuerst daran      ren Stufen zuerst berücksichtigt. In vielen
Debatten und Studien; all das kann nicht        gearbeitet. Das Kind lernt erst lesen, wenn   Kantonen verdienen Kindergärtnerinnen
die Lösung sein. Traditionelle, wenig hin-      es sprachlich, wahrnehmungsmässig und         und im Kindergarten tätige Heilpädago-
terfragte Einstellungen müssen verändert        von der Motivation her dazu bereit ist. Auf   gik-Lehrkräfte weniger als andere Lehr-
werden.                                         diese Weise lernt ein Kind leichter und       personen. Mehr Ressourcen, also mehr
    Dabei geht es zum einen um die              schneller lesen und die Entwicklung einer     Stellenprozente, Lohn, Kompetenzen und
unvoreingenommene Wahrnehmung der               Leseschwäche wird weitgehend verhindert.      damit verbundene gesellschaftliche Aner-
aktuellen Situation jüngerer Kinder. Zum                                                      kennung für die erste Bildungsstufe wirken
anderen braucht es die Bereitschaft, weit-      Kleine Kinder ernst nehmen                    sich aus. Dadurch wird eine sorgfältige,
gehend akzeptierte Erkenntnisse aus Psy-        In den Jahren des Kindergartens und der       entwicklungsorientierte Arbeit im Sinne
chologie und Pädagogik in der Schulrealität     ersten Primarschulzeit finden grundlegende    des begleitenden Blicks möglich.
umzusetzen. Was heisst das konkret?             Entwicklungsprozesse statt: Wahrneh-              In altersdurchmischten Klassen, wie
                                                mung, Motorik und Sprache differenzie-        zum Beispiel bei der Basisstufe, die es in
Der Heterogenität gerecht werden                ren sich aus. Empathie, soziale Fähigkeiten   vier Kantonen gibt, werden Kinder aus
Seit es die Schule gibt, wird sie als gesell-   und Arbeitshaltung entwickeln sich.           mehreren Jahrgängen von zwei Lehrper-
schaftliche Einrichtung verstanden, welche                                                    sonen gemeinsam unterrichtet. Vielfalt ist
die Kinder eines Jahrgangs innerhalb einer                                                    hier die Regel. Entscheidend für die Unter-
bestimmten Zeit zu bestimmten Zielen            «Um der Heterogenität gerecht                 richtsangebote ist nicht das Alter, sondern
führt. Solange ähnliche Wertvorstellungen       zu werden, braucht es einen                   der Entwicklungsstand des Kindes. Ein
und Lebensweisen vorherrschten, konnte                                                        Kind hat drei, vier oder fünf Jahre Zeit,
dieser Anspruch einigermassen eingelöst         anderen Blick, eine radikale                  um einen Zyklus zu durchlaufen. Wird ein
werden. Mittlerweile leben wir in einer         Kehrtwendung. Statt des                       Kind nur an sich selber gemessen, so wer-
sehr heterogenen Gesellschaft. Kinder                                                         den Abweichungen von der durchschnittli-
unterscheiden sich zu Beginn der obli-
                                                fordernden Blicks braucht es                  chen Entwicklung nicht als Vorsprung oder
gatorischen Schulzeit zunehmend stärker         den begleitenden Blick, bei                   Rückstand gesehen, sondern als Variabili-
voneinander. Dennoch hat sich an diesem                                                       tät. In altersdurchmischten Klassen lernen
«fordernden Blick» der Schule, der von
                                                dem die Lehrperson sozusagen                  die Kinder vieles von- und miteinander.
einem Ziel her auf eine Gruppe von Kin-         neben dem Kind steht und von                  Eine wichtige Unterrichtsform sind auch
dern schaut, allen Reformen zum Trotz,                                                        Kleingruppen, die aufgrund des Entwick-
letztlich nur wenig verändert.
                                                ihm aus auf das Ziel schaut.»                 lungsstandes zusammengesetzt werden.
   Um aber der aktuellen Heterogeni-                                                              Durch die Präsenz von zwei Lehrper-
tät gerecht zu werden, braucht es einen         Die Entwicklung der Kinder verläuft           sonen, von denen eine über eine heilpäd-
anderen Blick, eine radikale Kehrtwen-          jedoch sehr unterschiedlich. Immer            agogische Weiterbildung verfügt, entsteht
dung. Statt des fordernden Blicks braucht       öfter treten auch Kinder mit einem «dis-      zudem eine tragende emotionale und
es den begleitenden Blick, bei dem die          soziierten Entwicklungsprofil» in den         methodische Kontinuität. Diese wiederum
Lehrperson sozusagen neben dem Kind             Kindergarten ein. Das heisst, die Per-        wirkt sich positiv auf die Entwicklung und
steht und von ihm aus auf das Ziel schaut.      sönlichkeitsbereiche eines Kindes sind        das Lernen der Kinder aus.
Ein begleitender Blick sieht zuallererst das    unterschiedlich entwickelt. So verfügt zum
Kind. Zeigen sich Schwierigkeiten, die es       Beispiel ein Kind über gute kognitive und     Entwicklungsgemässe Didaktik
am Erreichen eines Ziels hindern, werden        sprachliche Fähigkeiten, kann aber kei-       Jüngere Kinder lernen anders. Ihre ent-
diese zuerst angegangen.                        nen Ball fangen und weiss nicht, wie es       wicklungsgemässe Art zu lernen ist das
   Wie unterschiedlich sich diese beiden        die Schere halten soll. Je früher solche      freie Spiel – entdeckend, bauend oder
Blickarten auf die Unterrichtsgestaltung        Schwierigkeiten erkannt und angegan-          als Rollenspiel. Sie müssen Phänomene
auswirken, sei am Beispiel des Lese-            gen werden, desto grösser ist die Chance      und Zusammenhänge be-greifen, sie
erwerbs skizziert: Mit der Haltung des for-     des Kindes auf eine gute Schullaufbahn.       durch Handeln in sozialen Situationen
dernden Blicks wird für eine ganze Klasse       All diese Zusammenhänge sind bekannt.         erproben. Erst mit etwa acht, neun Jah-
festgelegt, wie die Kinder lesen lernen. Die    Um eine Zunahme sonderpädagogischer           ren sind Kinder fähig zu Abstraktionen,
einzelnen Schritte des Leseerwerbs werden       Massnahmen zu verhindern, müssen sie          zum Denken in Begriffen und Kategorien.
möglichst anregend aufbereitet und von          aber in konkrete Veränderungen umge-          Diesen Tatsachen wird zu wenig Rechnung
der Klasse gemeinsam erarbeitet. Kinder,        setzt werden:                                 getragen. Wie anders liesse sich sonst der

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