Heterogenität - der Baustein für neue Schulhäuser 3. Bildungstag:Wie viel Bund braucht die Bildung? - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz ...
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10 | 2014 RUBRIK Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 10 | 2015 Heterogenität – der Baustein für neue Schulhäuser 3. Bildungstag: Wie viel Bund braucht die Bildung? 1
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10 | 2015 EDITORIAL Guten Schultag! Ausgabe 10 | 2015 | 29. September 2015 Auf demselben Weg zurück auf einer Wanderung – wie langweilig! Weil es Zeitschrift des LCH, 160. Jahrgang der Schweizer Lehrerinnen- und Lehrerzeitung (SLZ) sich aber doch nicht immer vermeiden liess, merkte ich, dass sich das Bild BILDUNG SCHWEIZ erscheint 11 Mal jährlich der Landschaft in der Gegenrichtung überhaupt nicht gleich präsentiert. Die Sicht auf den Wasserfall ist spektakulärer, die zwei Steinböcke hinter Impressum dem Felsvorsprung von der Gegenseite überhaupt erst sichtbar; das Hinweisschild zum schmucken Kappellchen hatte ich doch auf dem Hinweg Herausgeber/Verlag Dachverband Lehrerinnen und Lehrer glatt übersehen, und für eine Einkehr auf der Sonnenterrasse der Alpwirt- Schweiz LCH schaft war es am Morgen noch zu früh, auf dem Rückweg aber genau richtig • Beat W. Zemp, Zentralpräsident • Franziska Peterhans, Zentralsekretärin für Kaffee und Kuchen. Eine andere Blickrichtung verändert zwar nicht die • Jürg Brühlmann, Leiter der Pädagogischen Landschaft, aber sie zeigt unterschiedliche Facetten und lässt sie vielfäl- Arbeitsstelle LCH tiger und reicher erscheinen. Zentralsekretariat und Redaktion Ringstrasse 54, 8057 Zürich «Um der Heterogenität gerecht zu werden, braucht es einen anderen Blick, Telefon 044 315 54 54, Fax 044 311 83 15 E-Mail: bildungschweiz@LCH.ch eine radikale Kehrtwendung. Statt des fordernden Blicks braucht es den Internet: www.LCH.ch, www.bildungschweiz.ch Erreichbar Mo–Do, 8–12 Uhr und 13.30–16.45 Uhr, begleitenden Blick», stellt die Entwicklungspsychologin und Heilpädagogin Fr bis 16 Uhr Patricia Büchel fest – «Ein Plädoyer für einen anderen Blick» – auch in der Begegnung mit Kindern und Jugendlichen (Seite 20). Redaktion • Heinz Weber (hw), Verantwortlicher Redaktor • Doris Fischer (df), Redaktorin Menschen aus fremden Kulturen bringen andere Erfahrungen mit, neue • Belinda Meier (bm), Layout/Online-Redaktorin Ständige Mitarbeit: Adrian Albisser Ansichten ein – ermöglichen uns im besten Fall eine erweiterte Sichtweise (Bildungsnetz), Claudia Baumberger, auf die Welt, auf das Denken und das Fühlen. «Ich wusste gar nicht, dass Madlen Blösch (Gesundheit), Peter Hofmann (Schulrecht), es in der Schweiz auch Lehrer gibt, die nicht weiss sind», sagte ein Jugend- Chantal Oggenfuss (Bildungsforschung), licher mit brasilianischen Wurzeln zu Percy Usleber, einem der ersten dun- Roger Wehrli (Fotografie) kelhäutigen Lehrer in unserem Land. Usleber ist überzeugt, dass Lehrer Abonnemente/Adressen mit Migrationsgeschichte ein differenzierteres Bild unserer Gesellschaft Bestellungen/Adressänderungen: Zentralsekretariat LCH, 044 315 54 54, vermitteln und integrativ wirken können (Seite 25). adressen@LCH.ch Adressänderungen auch im Internet: www.bildungschweiz.ch «Bildung und Politik, Politik und Praxis im Gespräch» – gegenseitig Verständ- Für Aktivmitglieder des LCH ist das nis wecken und unterschiedliche Standpunkte und Sichtweisen diskutieren, Abonnement im Verbandsbeitrag (Fr. 74.– pro Jahr) inbegriffen dies ist auch die Absicht des bereits traditionellen Bildungstages, den LCH Jahresabonnement für Nichtmitglieder: und SER alle zwei Jahre organisieren (Seite 10 ff.). Schweiz Fr. 103.50, Ausland Fr. 175.– Einzelexemplar Fr. 8.–, ab dem 8. Expl. Fr. 6.– (jeweils plus Porto und MwSt.) Seine Sichtweise auf das Lernen und die dafür nötigen Lernräume skizziert der Pädagoge und Vorstand der «Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft», Dienstleistungen Bestellungen/Administration: Zentralsekretariat Karl-Heinz Imhäuser, im Interview Seite 28 ff.: «Wenn die Schule ihre ganze LCH, 044 315 54 54, adressen@LCH.ch Reisedienst: Monika Grau, m.grau@LCH.ch Spannweite entfaltet und Anderssein als Glücksfall empfindet, weil man dadurch etwas von der grossen Welt erfährt, deren Teil man ist», dann hat Inserate/Druck sich der Blickwinkel definitiv erweitert und seine Vision künftiger Bildung Inserateverkauf: Martin Traber, Zürichsee Werbe AG, Tel. 044 928 56 09 erfüllt. martin.traber@zs-werbeag.ch Mediadaten: www.bildungschweiz.ch Druck: FO-Zürisee, 8712 Stäfa Doris Fischer ISSN 1424-6880 Verkaufte Auflage: 42 687 Exemplare (WEMF/SW-Beglaubigung) Verschiedene Blickwinkel – reichere Erlebnisse. Die Redaktorin im Val da Camp. 3
10 | 2015 INHALT 6 Im Kanton Baselland soll massiv an der Bildung gespart werden. Der Protest dagegen war laut und energisch. 10 Bildungstag 2015: LCH und SER brachten wenige Wochen vor den Wahlen Exponenten von Bildung und Politik ins Gespräch. 25 Bunte Klassen sind Alltag, Lehr- personen mit Migrations- geschichte noch immer die Ausnahme. 8 Das Landesmuseum dokumentiert: Fotografie und Arbeitswelt gehen seit 150 Jahren Hand in Hand. 28 Bildungsräume: Karl-Heinz Imhäuser über die gute alte und die Fotos auf diesen Seiten: Heinz Weber, Marc spannende neue Schule. Renaud, Thinkstock, Theo Ballmer, Doris Fischer. Titelbild: Diskussion der Bildungs-Chefs am dritten Schweizer Bildungstag. Von links: Anne- Catherine Lyon (VD), Bernhard Pulver (BE), Christian Amsler (SH), Res Schmid (NW). Foto: Marc Renaud 4
10 | 2015 INHALT AKTUELL 6 Baselland: Mit Protest nicht gespart 7 Zivildienstler in den Schulen erwünscht 8 Landesmuseum: 150 Jahre Arbeitszeit SCHWEIZER BILDUNGSTAG 10 Bund in der Bildung: Bremsen oder Gas geben? 12 «Unruhe ist Gift für die Schule» 13 LCH und SER erhalten Preis für Mehrsprachigkeit 14 Harmomat: Wer ist bildungsnah? PÄDAGOGIK 17 Klassenassistenzen ja, aber mit Ausbildung 20 Sonderpädagogik: Plädoyer für einen anderen Blick 22 Symposium Zug: Wo Evaluation endet, beginnt Qualitätsmanagement 25 Bunte Klassen, weisse Lehrerzimmer SERIE BILDUNGSRÄUME 28 Die Homebase löst das Klassenzimmer ab RUBRIKEN 3 IMPRESSUM 16 AUS DEM LCH 35 SCHULRECHT 36 BÜCHER UND MEDIEN 39 BILDUNGSNETZ 42 MEHRWERT LCH 47 BILDUNGSMARKT 52 BILDUNGSFORUM 55 QUERBEET 55 BILDUNG SCHWEIZ DEMNÄCHST 5
10 | 2015 AKTUELL Baselland: Mit Protest nicht gespart Die Regierung des Kantons Baselland will bis 2019 rund 188 Millionen Franken einsparen. Lehrpersonen und weitere Staatsangestellte demonstrierten am 10. September gegen Kürzungen auf Kosten der Schulen und des kantonalen Personals. In den meisten Kantonen wird zurzeit der Bildung Geld entzogen. WAS, WANN, WO Purzelbaum-Tagung «bewegen – schmecken – die Welt entdecken: spielend Erfahrungsschätze sammeln» ist das Thema der 7. Purzel- baum-Tagung vom Samstag, 21. November 2015, in Brugg- Windisch. Das Hauptreferat beleuchtet die Bedeutung des Spiels und zeigt auf, weshalb das Spiel Motor und Herzstück des frühen Lernens ist. Work- shops in den Bereichen Bewe- gung und Ernährung für Kita, Spielgruppe, Kindergarten und Primarschule laden dazu ein, das Thema Spiel individuell zu vertiefen. Info: www.radix.ch > Veranstaltungen Einfache Schriftsprache «Qualität ist nicht umsonst» hiess es auf den Ballonen und T-Shirts der protestierenden Baselbieter Lehrpersonen. «Den Zugang zur Information erleichtern – Schriftsprache Die Medien schätzten den soll ab 2016 eine Lohnkürzung Lehrer unter immer schwieri- vereinfachen» ist das Thema Aufmarsch auf rund 1000, die von einem Prozent zugemutet geren Rahmenbedingungen der Illettrismustagung vom Organisatoren sprachen von werden. Im Bildungsbereich nach wie vor einen guten Job 30. Oktober 2015 in Bern. gegen 2000 Teilnehmenden. umfassen die Pläne eine Erhö- machen, trotz immer mehr «Barrierefreie Sprache» – wie Auf jeden Fall war es eine hung der Pflichtstundenzahl, Administration und immer können Texte so vereinfacht energische und unübersehbare Abbau von Fördermassnahmen, schlechter werdenden Anstel- werden, dass auch Menschen Kundgebung am 10. September Musikunterricht und Frei- lungsbedingungen inklusive mit geringer Lesekompetenz vor dem Regierungsgebäude in fächern, Erhöhung der Klassen- anhaltendem Reallohnverlust sie verstehen? Information: Liestal mit Lehrerinnen und grössen sowie Reduktion der seit 15 Jahren.» www.lesenlireleggere.ch Lehrern, weiteren Staatsange- Altersentlastung. stellten – sogar Polizisten in Abbau im ganzen Land Uniform, die nicht etwa die Nicht gespart wurde in Liestal Bildungsabbau ist zurzeit in Kreativ programmieren Demonstration überwachten, mit Trillerpfeifen-Protest, der ganzen Schweiz im Gange. Der Lehrstuhl für informatische sondern ebenfalls ihren Unmut Buhrufen an die Adresse der Bei einer Umfrage des LCH Bildung der Pädagogischen gegen die drohenden Einspa- (abwesenden) Regierung sowie meldeten 18 Kantonalsektionen Hochschule FHNW lanciert rungen äusserten. Auch Schü- Applaus für die Rednerinnen geplante oder umgesetzte das grösste Lernereignis der lerinnen und Schüler unter- und Redner. LVB-Präsident Sparmassnahmen für die Jahre Schweiz: die Swiss Computer stützten den Protest. Gelbe Roger von Wartburg wehrte 2013 bis 2018.Nur zwei Kantone Science Education Week vom Ballone des Lehrerinnen- und sich in seiner Ansprache ins- scheinen (bisher) verschont. 7. bis 13 Dezember 2015. Sie Lehrervereins Baselland LVB besondere dagegen, «von der Dabei werden der Bildung fand 2014 erstmals statt, und rote Fahnen der Gewerk- Politik tatsachenwidrig als schätzungsweise insgesamt erreichte 10 000 Schülerinnen schaften prägten das Bild. Kostentreiber bezeichnet zu rund 380 Millionen Franken und Schüler in der ganzen werden». Die Wirklichkeit sehe entzogen. Am häufigsten wird Schweiz und zeigte ihnen, wie Durch verschiedenste Mass- ganz anders aus: «Viele von bei den Löhnen, beim Unter- spannend Programmieren ist. nahmen will die Baselbieter uns engagieren sich für ihre richtsangebot und bei den Die Durchführung findet im Kantonsregierung bis zum Jahr Schülerinnen und Schüler in Klassengrössen gespart. Klassenverband statt. Ein 2019 rund 188 Millionen Fran- einem Mass, das weit über die Leitfaden für Lehrpersonen, ken einsparen, um den not- vorhandenen Ressourcen Heinz Weber Lernvideo und Tutorials sind leidenden Staatshaushalt zu hinausgeht.» Die Schule im unter www.csedweek.ch stabilisieren. Unter anderem Kanton Baselland funktioniere verfügbar. Während der Aktions- sollen bis zu 400 Staatsstellen schon lange nur noch deshalb, Weiter im Netz woche steht eine Hotline zur wegfallen und dem Personal «weil wir Lehrerinnen und www.lvb.ch > Aktuell Verfügung. 6
10 | 2015 AKTUELL Zivildienstler in den Schulen erwünscht Nach dem positiven Entscheid des Ständerats hat am 15. September auch der Nationalrat im zweiten Anlauf dem neuen Zivildienstgesetz zugestimmt. Damit sollen künftig junge Männer als Zivieldienstleistende für Betreuungsaufgaben im Schuldienst eingesetzt werden können. Anstatt Wache stehen vor der konnte der Nationalrat umge- leistende befriedigt als auch zung in Schulen ein. Letztes Kaserne Kinder auf dem stimmt werden. Unterstützt die Schule in ihren stets wach- Jahr wurden 330 solcher Ein- Pausenplatz beaufsichtigen: hatten das Anliegen insbeson- senden Betreuungsaufgaben sätze geleistet, wie «20 Minu- Zukünftig dürfen junge Männer, dere Bundesrat Johann Schnei- entlastet werden. Die jungen ten» berichtete. Mit dem die sich für die Absolvierung der-Ammann (FDP) sowie Männer sollen unter anderem neuen Gesetz soll dies flächen- des Zivildienstes und gegen die Nationalrätinnen Rosmarie die Kinder an Mittagstischen deckend möglich sein. Dabei den klassischen Militärdienst Quadranti (BDP) und Kathy und zu Randzeiten betreuen, soll aber jede Schule den entscheiden, als Assistenzen Riklin (CVP). Dank der geschlos- bei den Aufgaben helfen oder Bedarf selber festlegen können, in Schulen eingesetzt werden. senen Zustimmung der SP und die Pausenaufsicht überneh- so Beat W. Zemp. Dies hat nach dem Ständerat der Grünen Partei konnte so men. Dies ist auch im Sinne nun auch der Nationalrat Mitte mit Hilfe der Mitteparteien des LCH, wie Beat W. Zemp Die jungen Zivildienstleistenden September knapp mit 97 zu 87 eine knappe Mehrheit erreicht gegenüber verschiedenen sollen künftig für sämtliche Stimmen (5 Enthaltungen) werden. Damit ist das neue Medien betonte. «Sie dürfen Einsätze, nicht nur im Schul- beschlossen. Zivildienstgesetz unter Dach aber keineswegs selber Unter- dienst, in Kursen vorbereitet und Fach. richt erteilen», sagte er im werden. In einer ersten Runde im Mai «Rendez-vous» von SRF vom hatte der Nationalrat sich Zivis sind keine Hilfslehrer 15. September. Doris Fischer noch gegen den Einsatz von Der Entscheid kommt sowohl Zivildienstleistenden in Schulen dem Zivildienst als auch der Im Ermessen jeder Schule Weiter im Text ausgesprochen.Nach intensiven Lehrerschaft entgegen, kann Bereits vor dem Entscheid «Klassenassistenzen ja, aber Gesprächen und Lobbying doch einerseits der gestiegene setzten einige Kantone Zivil- mit Ausbildung», Seiten 17/18 nicht zuletzt seitens des LCH Bedarf an Pätzen für Zivildienst- dienstleistende als Unterstüt- in dieser Ausgabe. Verkehrshaus der Schweiz - Ausserschulischer Lernort der Extraklasse Alle Informationen für Lehrpersonen zur Vorbereitung von Exkursionen und eine grosse Sammlung an Unterrichtsvorschlä- gen und Arbeitsblättern finden Sie auf der Webseite von Verkehrshaus Schuldienst: www.verkehrshaus.ch/schuldienst 5 R 201 NOVEMBE . AY: 11 ACHER‘S D TE i-factory (Informatik) Media-Factory (Medienbildung) Talent-Parcours (Berufswahl) Planetarium (Astronomie) 7
10 | 2015 AKTUELL 150 Jahre Arbeitszeit Die Kunst der Fotografie und die sich wandelnde Arbeitswelt gehen seit 150 Jahren Hand in Hand: Mit der Arbeit veränderte sich auch das Bild von ihr. Eine Ausstellung im Landesmuseum dokumentiert das bis 3. Januar 2016. Seit 2013 werden die Foto- bestände des Schweizerischen Nationalmuseums systema- tisch erfasst, aufgearbeitet, geschützt und dokumentiert. Bis Ende Juli 2016 sollen mehr als 400 000 historische Foto- grafien erschlossen sein. Ein gewaltiger Schatz wird gehoben. Erstes sichtbares Resultat ist die Ausstellung «Arbeit. Fotografien 1860 – 2015» im Landesmuseum Zürich. Vom Zimmermädchen des Jahres 1865 über den Schweis- ser von 1940 bis zum Google- Workspace der Gegenwart – seit es Fotografie gibt, begleitet sie die Arbeitenden und hält gleichzeitig den gesellschaftli- chen Blick auf die Arbeit fest. Schweisser, ca. 1940, Frauenfeld (TG). Erste Schuhmacherin der Schweiz, 1944, Lachen (SZ). Am Anfang steht eine schon Foto: Theo Ballmer.© Schweizerisches Nationalmuseum. Foto: PDL © Schweizerisches Nationalmuseum der technischen Bedingungen wegen steife, distanzierte Darstellung. Im 20.Jahrhundert, insbesondere in den Kriegs- zeiten, folgt eine Heroisierung der Arbeit – wehrhafte Schweiz auch an der Werkbank. Die Presse nimmt sich der Arbeits- welt an: Die erste Maurerin! Die erste Polizistin! Der letzte Briefträger zu Pferd! Fotografie wird Kunstform:Arbeit als grafi- sches Arrangement. Schliess- lich die/der Arbeitende als Individuum – «Human resour- ces». Die Abgebildeten erhal- ten Namen; sie machen auch mal Pause. Zahllos sind die Anknüpfungs- punkte für Recherche und Diskussion.Das Landesmuseum bietet für alle Stufen (ab 4. Kl. Primar) Führungen und Work- shops. Ein Set mit 22 Bildkarten und vielen Informationen eignet sich zur thematischen Vor- und Nachbearbeitung; ein Begleit- buch ist im Limmat Verlag erschienen (224 S., CHF 48.–). Heinz Weber Weiter im Netz www.landesmuseum.ch Mechanische Ziegelei Allschwil (BL), 1898. Foto: Eduard Müller.© Schweizerisches Nationalmuseum 8
Schuldossier verfügbar unter: www.kinomachtschule.ch C VJ M B E RG ZEN I T R U M H ASL Ein Film von XAVIER KOLLER Nach dem Herrliche Aussichten... gleichnamigen Buch-Klassiker «Schellen-Ursli» von Selina Chönz und Alois Carigiet ...für Familien, Einzelgäste, Gruppen & Seminarteilnehmer. Das CVJM Zentrum Hasliberg liegt auf einem Hochplateau im Berner Oberland (100 m.ü.M.). Seine einzigartige, idyllische Lage Ab 15. OktOber mitten in der Natur lädt Sie zu Auflugs-, Sport-, im kinO Spiel- und Freizeitmöglicheiten ein. Das Zentrum verfügt mit dem Gästehaus, den zwei Jugendhäusern, sowie dem Schürli über verschiedene preiswerte Unterkunftsmöglichkeiten für jedes Budget. Interessiert? www.schellenursli.com www.cvjm-zentrum.ch +41 (0)33 972 10 50 Presenting Sponsor Medienpartner Scuol Samnaun Val Müstair Besuchen Sie mit Ihrer Klasse die Zukunft. Die Zukunft ist näher, als Sie denken. In der Umwelt Arena Spreitenbach entdecken Ihre Schüler die Umweltbildung von ihrer spannendsten Seite. Interaktiv werden sie durch die Ausstellung geführt und lernen spielerisch die nachhaltigen Energien der Zukunft kennen. Infos und Anmeldung: 056 418 13 13 www.umweltarena.ch Patronat: Kanton Aargau. Mit Unterstützung der W. Schmid Projekte AG. Hauptpartner:
10 | 2014 RUBRIK Der Bund in dersind Lehrpersonen Bildung: wichtige Stützen Bremsenbei oderderGas Berufswahl geben? Text: und Text HeinzInterview: Weber Viele Jugendliche «Wie brauchen viel Bund braucht bei der Berufswahl die Bildung?» So lauteteund die der Lehrstellen- Kernfrage des D a n i e l Fotos: Fleischmann suche Unterstützung. 3. Schweizer Die wichtigsten Bildungstages, der von denPartner sind beiden nach den grossen Eltern Berufs- Marc Renaud die Lehrpersonen. verbänden Doch nicht LCH der Lehrpersonen, überall undwird SER,Berufswahlunterricht gemeinsam veranstaltet Bild und Aufzeichnung: Ro- angeboten. Mit dem wurde. Er brachte amLehrplan 21 im 28. August sollHotel das anders werden.Bern, Schweizerhof, Dochrund was ger Wehrli ist guter 180 Berufswahlunterricht? Teilnehmende aus Bildung und Politik ins Gespräch. 10
10 | 2015 RUBRIK SCHWEIZER BILDUNGSTAG «Die Bildung braucht so viel Bund wie nötig und so wenig Annahme der «Bildungsverfassung» im Jahr 2006 herrsche. wie nur immer möglich», sagte Mauro Dell’Ambrogio, Es war dann Sinn und Zweck der beiden von Iwan Ricken- Staatssekretär des Departements für Bildung, Forschung bacher geleiteten Podiumsdiskussionen, die Thematik zuzu- und Innovation, im Inputreferat des 3. Schweizer Bildungs- spitzen und Positionen herauszuschälen. Es brauche nicht tages und gab damit gleichsam die Tonart für den Tag vor. nur Bremser, meinte etwa Matthias Aebischer (SP): jemand Das Schweizer Bildungssystem gelte weltweit als Erfolgs- müsse auch Gas geben (Zitate auf nachfolgender Seite). modell. Zwar könne sich auch der Erfolgreiche verbessern, «Ist der Verfassungsauftrag zur Harmonisierung gemäss «aber in aller Regel macht er zumindest nicht das Fal- Art. 62 erfüllt?» Die Frage ging an Christoph Eymann, Präsi- sche». Der Bund sei immer dann aktiv geworden, wenn es dent der EDK und Bildungsdirektor des Kantons Basel-Stadt. systemisch ums Ganze ging (Maturität, Berufsbildung) oder Natürlich hält er die Aufgabe für erfüllt; die 26 kantonalen wenn Lücken zu schliessen waren (Gründung der ETH). Schulsysteme sind einander heute so ähnlich wie nie zuvor. Dell’Ambrogio erwähnte, dass die Kantone 80% der Bil- Sogar im Sprachenunterricht war die Situation laut Eymann dungskosten tragen; doch seien auch die 20% des Bundes «noch nie so koordiniert». Persönlich ist er freilich überzeugt, «nicht zu unterschätzen». Bei zusätzlichen Investitionen in dass die Kinder zuerst eine zweite Landessprache lernen die Bildung habe sich der Bund in den letzten Jahren stets sollen: «C'est indispensable dans un pays plurilingue.» Kern zu gleichen Teilen oder gar überproportional engagiert. des «Sprachenkompromisses» von 2004 ist, dass eine zweite Den «Bund» als Ganzes gebe es im Übrigen nicht, betonte Landessprache bereits auf Primarstufe unterrichtet wird. Dell’Ambrogio; es gebe das Parlament, den Bundesrat, Eymann: «Das darf nicht aufgegeben werden.» Und wenn diverse Bundesämter – oft mit einander widersprechenden doch? «Dann schwebt das Damoklesschwert einer Bundes- Interessen. In aller Regel betätige sein Staatsekretariat sich intervention über uns.» Momentan bestehe dazu aber kein als Bremser, wenn Bundesinterventionen in der Bildung Anlass – «auch nicht im Sprachenbereich». gefordert würden. Der leider nicht anwesende Bundesrat Die beiden Gastgeber und Verbandspräsidenten Beat und Kulturminister Alain Berset hätte an Dell’Ambrogios W. Zemp (LCH) und Georges Pasquier (SER) wollen die Stelle wahrscheinlich andere Akzente gesetzt. 2011 begründete Tradition der Bildungstage weiterführen: Dass Hans Ambühl, Generalsekretär der Konferenz der «Bildung und Politik im Gespräch, Politik und Praxis im kantonalen Erziehungsdirektoren EDK, seinem Vorred- Gespräch, das sind Dinge, die für uns entscheindend sind», ner widersprechen würde, war kaum zu erwarten. Viel- sagte Zemp. Der nächste Bildungstag findet 2017 statt. Vor- mehr setzte er an zu einer Lobrede auf den guten Geist der aussichtliches Thema: Gesundheit in der Schule und im Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen, der seit Lehrberuf samt Risiken und Nebenwirkungen. n Nationalratsdebatte: Rosmarie Quadranti (BDP), Kathy Riklin (CVP), Matthias Aebischer (SP), Verena «Auftrag erfüllt», meinte Christoph Eymann, Herzog (SVP), Christian Wasserfallen (FDP). EDK-Präsident und Basler Bildungsdirektor. Bild links: Mauro Dell’Ambrogio, Staatssekretär des Departements für Bildung, Forschung und Innovation. 11
10 | 2015 SCHWEIZER BILDUNGSTAG AKTUELL «Unruhe ist Gift für die Schule» In zwei Podiumsdiskussionen – eine unter Mitgliedern des Nationalrats, eine unter kantonalen Bildungsverantwortlichen – wurden bildungspolitische Felder abgesteckt. Ein feuriges Bekenntnis zu mehr Bund war nicht zu hören. Interventionen aus Bern soll es nur im Notfall geben. «Den Frieden nicht «Die Intervention «Jetzt HarmoS «Wirtschaft nicht stören» läuft» durchziehen» vergessen» Rosmarie Quadranti (BDP, Matthias Aebischer (SP, Bern): Kathy Riklin (CVP, Zürich): «Wir Christian Wasserfallen (FDP, Zürich): «Die Kantone haben «Die Sprachenfrage beschäftigt müssen uns wehren, damit wir Bern): «Man spricht immer von mit den Gemeinden die gleichen uns weiterhin. Es gab Abstim- kein Hüst und Hott haben. Es Bund und Kantonen.Dabei gibt Probleme wie der Bund mit den mungen in den Kantonen, es gilt jetzt, HarmoS wirklich es noch einen anderen ganz Kantonen. Als Schulpräsiden- gab Bildungsdirektoren, die durchzuziehen. Das braucht wichtigen Player: den Arbeits- tin höre ich immer wieder ‹der sich gegen die Harmonisierung Zeit. Wir können nicht alle zwei markt. Man will Forschung, Kanton redet zu viel ausgesprochen haben. Für Jahre den Lehrplan ändern. Innovation, gute Fachkräfte. drein und zahlt zu wenig›. Aber mich ist die rote Linie dann Unruhe ist Gift für die Schule. Da ist es wichtig, dass die eigentlich sind wir gut unter- überschritten, wenn an den In den Kantonen kommen jetzt Wirtschaft wieder mehr in den wegs. Wir müssen jetzt schauen, Primarschulen keine Landes- Gegenbewegungen, aber wir Driverseat kommt. Die duale dass populistisch-sektiereri- sprache mehr gelehrt wird. dürfen uns nicht aus dem Berufsbildung ist ein klassisch sche Initiativen diesen Frieden Eine Intervention seitens der Konzept bringen lassen durch nachfrageorientiertes System: nicht stören, sonst ist die Nationalratskommission ist Unbehagen über irgendwelche Lehrstellen werden geschaffen, Entwicklung gefährdet.» bereits am Laufen.» Details im Lehrplan.» wo es sie braucht.» «Froh über die «Eindruck der «Bund, mach «Nicht einfach Reibung» Ruhe täuscht» deine Aufgaben» zackzack» Christian Amsler (FDP), Präsi- Anne-Catherine Lyon (SP), Res Schmid (SVP), Bildungs- Bernhard Pulver (Grüne), Bil- dent der D-EDK, Bildungs- Bildungsdirektorin Waadt: «Die direktor Nidwalden: «Die dungsdirektor Bern: «Wir sind direktor Schaffhausen: «Die Romandie war der Deutsch- Schweizer Volksschule ist ein hier in der Schweiz; es geht drei Ebenen der Politik – schweiz in den Lösungen vor- Erfolgsmodell und basiert auf nicht einfach zackzack. Geduld Gemeinden, Kantone, Bund – aus, aber auch in den Proble- dem Prinzip Föderalismus. ist nach wie vor angebracht. ergeben Reibungsflächen; das men. Der Eindruck, alles laufe Deshalb meine ich: Bund, mach Das Volk hat seinen Willen zur liegt in der Natur der Sache. bei uns ruhiger ab, täuscht. deine Aufgaben und lass die Koordination 2006 geäussert. Ich bin froh, dass man sich an Zum Plan d'études romand gab Kantone in ihrer Freiheit walten. Ich finde, wir sind heute da, wo der Bildung so reibt. Denn das es intensive, auch laute Dis- Nidwalden hat entschieden, wir sein sollten. Harmonisieren zeigt, dass sie auch bewegt. kussionen; wir mussten einen beim Fremdsprachenunter- wir noch mehr, wird es zwar Wir sind noch nicht bis zum Entwurf zurückziehen. Als richt keine Insel zu werden. gleicher, aber nicht besser. letzten Komma am Ziel, aber Minorität haben wir aber wohl Französisch wird nun ausge- Entscheidend ist für mich das was diese Willensnation erreicht eine stärkere Tradition der baut auf plus eine Lektion – Erlernen einer zweiten hat, ist bemerkenswert.» Zusammenarbeit.» wenn schon, denn schon.» Landessprache.» 12
10 | 2015 RUBRIK SCHWEIZER BILDUNGSTAG Preis für Zwei- und Mehrsprachigkeit Für ihren koordinierten Einsatz zugunsten der Landessprachen im Unterricht durften LCH und SER im Rahmen des Schweizer Bildungstages den Preis für Zwei- und Mehrsprachigkeit 2015 entgegennehmen. «Der LCH und der SER haben mit ihrer koordinierten Harmonisierung auf der Basis des EDK-Kompromisses 3/5 Unterstützung der Priorität einer zweiten Landessprache respektive 5/7 mit wahlweise regionalem Beginn mit einer im Unterricht auf der Primarstufe ein wichtiges Zeichen zweiten Landessprache oder Englisch wird in allen 26 Kan- für die Förderung der Sprachkompetenzen und für den tonen realisiert. Sollte dies nicht gelingen, setzen sich LCH nationalen Zusammenhalt gesetzt.» So begründet das Forum und SER für den einheitlichen Beginn mit einer Landes- für die Zweisprachigkeit die Verleihung des Preises an den sprache als zweiter Sprache ein.» Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH sowie Zudem haben die Verbände eine Reihe von Forderun- das Syndicat des enseignants romands SER. Es sei dem gen in folgenden Bereichen aufgestellt: Anpassungen der Forum für Zweisprachigkeit ein Anliegen, gemeinsam mit Lehrplanziele an die tatsächlichen Unterrichtsbedingungen; LCH und SER zu unterstreichen, dass die schweizerische Anpassungen bei der Grundausbildung der Lehrpersonen; Mehrsprachigkeit eine Herausforderung und eine Chance Austauschprogramme für Lernende und Lehrende; Anpas- darstellt, die es zu packen gilt. sungen bei der Beurteilung der Schülerinnen und Schüler Die beiden grossen Berufsverbände der Lehrerinnen und und weitere Verbesserungsvorschläge. Lehrer in der Schweiz hatten im Herbst 2014 ein gemeinsa- Mit dem Preis für Zwei- und Mehrsprachigkeit werden mes Positionspapier veröffentlicht mit der Forderung, den seit dem Jahr 2002 Personen und Institutionen ausgezeich- Unterricht einer zweiten Landessprache auf der Primar- net, die auf regionaler oder nationaler Ebene «ermutigende stufe zu sichern. Als Grundlage für Verhandlungen mit der Ergebnisse zugunsten der Landessprachen» erzielt haben. EDK und Anhörungen in den eidgenössischen Räten wurde Frühere Preisträger waren Bundeskanzlerin Corina Casa- die Forderung anschliessend präzisiert: «Die angestrebte nova und der Zirkus Knie. n Aus den Händen der Jurymitglieder Denis Grisel (links) und Natalie Leschot durften die Verbandspräsidenten Georges Pasquier (SER) und Beat W. Zemp (LCH) gemeinsam den Preis für Zwei- und Mehrsprachigkeit entgegennehmen. Er wird verkörpert durch eine Plastik des Solothurner Künstlers Schang Hutter. 13
10 | 2015 SCHWEIZER BILDUNGSTAG AKTUELL Wer ist bildungsnah? Wer am 18. Oktober nach Bildungskriterien wählen will, hat dafür jetzt einen Ratgeber. Der am Bildungs- tag vorgestellte «Harmomat» zeigt: Die SP steht den Lehrpersonen am nächsten, die SVP am fernsten. Im Auftrag des LCH und des rechtlich gesichert und orien- PRÄSIDENTENKONFERENZ men werden, organisieren und SER sandte das «Büro Vatter, tiert sich an der steigenden leiten. Gelingt es LCH und SER, Politikforschung und -beratung» Berufserfahrung.» Bureau de gemeinsame bildungspolitische 20 bildungspolitische Thesen Coordination Positionen auszuloten, verstärkt an 7 nationale Parteien sowie Die Reaktion der Parteien sich ihr Einfluss auf politischem 47 Mitgliedsorganisationen sowie der Organisationen von Synergien nutzen und lobbyie- Parkett. Der Schweizerische der beiden Dachverbände zur LCH und SER auf die Thesen ren – so lautet eines der Ziele Gewekschaftsbund SGB und Stellungnahme. 45 der 47 findet sich im Detail auf des Koordinationsbüros LCH Travail.Suisse haben sich Organisationen und alle 7 Par- www.bildungstag.ch und auf und SER. Die beiden Lehrer- bereit erklärt, einen zweijähri- teien antworteten. www.LCH.ch. Im Weiteren verbände streben daher eine gen Vertrag abzuschliessen. wurde überprüft, wie weit die engere Zusammenarbeit mit Nach Ablauf der Frist soll Bilanz Beispiele aus den 20 Thesen: Reaktionen der Parteien mit den Gewerkschaftsdachver- gezogen und eine mögliche «Schul- und familienergänzende jenen der Lehrerschaft über- bänden Travail.Suisse und Vertragsverlängerung abgeklärt Tagesstrukturen werden einstimmen. Am meisten Über- SGB an. Geplant sind vier werden. Die Mitglieder der flächendeckend angeboten.» – einstimmung mit der Lehrer- ganztägige Sitzungen pro Jahr, gemeinsamen Präsidienkonfe- «Die Leistungen sowohl von schaft findet sich bei der SP die jeweils vor den Sessionen renz von LCH und SER vom Schulen als auch von Klassen (72%) und den Grünen (64%). abgehalten werden. LCH und 28. August 2015 haben dem werden periodisch national Am weitesten von den Positio- SER werden diese «Conféren- Antrag zur Vertragsaushandlung überprüft und in Ranglisten nen der Lehrpersonen entfernt ces tripartites», an denen die mit nur einer Gegenstimme verglichen.» – «Die Lohnent- sind die CVP (44% Überein- Bildungsverantwortlichen von zugestimmt. (bm) wicklung der Lehrpersonen ist stimmung) und die SVP (23%). Travail.Suisse und SGB teilneh- Bildungstag ist Gesprächstag. Im Bild (von links): Jöri Schwärzel (LEGR), Frische Säfte in der Pause (v.l.): Koni Schuler (LSZ), Ruedi Schmid und Ruth Fritschi (GL LCH), Dagmar Rösler (LSO) und Fabio Cantoni (LEGR). Barbara Egger (SVSS) sowie Samuel Schmid, designiertes Mitglied der GL LCH. Souveräne Moderation mit hoher Sachkunde: Ein Tag vieler Kontakte für Gastgeberin und EDK-Generalsekretär Hans Ambühl lobte die Der «gelernte Lehrer» Iwan Rickenbacher. LCH-Zentralsekretärin Franziska Peterhans. Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen. 14
S chu lm usik INFO- TAG El em Zürcher Hochschule der Künste en ta re M 19. us Rhyt ike rz im ik hm ieh un g Toni-Areal NOV. Bache lor / Ma zhdk.ch/ infotage g gu n 17.–20.11.2015: Unterrichtsbesuch ster Mu sik u nd B ewe App@IT auf Bildung 2015 nach Wahl 17. Jahrestagung Vorbereitung auf die «Unterrichten mit neuen Medien» 2015 Aufnahmeprüfungen: Sch «Baustein Check-up» ulm Samstag, 31. Oktober 2015 ab 5.12.2015 usik Pädagogische Hochschule Zürich I / II www.zhdk.ch/ Lagerstrasse 2 | 8090 Zürich phzh.ch/unm musikundbewegung/aktuell Danke Edwin! Wir mussten dich gehen lassen in eine andere Welt, aber du wirst uns nicht verloren gehen. Mit deinem ersten Buch «Mit Kindern Schule machen» hast du die Schweizer Schulland- schaft in Bewegung gebracht, eine Bewegung, die bis heute anhält. Mit deinen weiteren Büchern arbeiten Tausende von Lehrpersonen und Schulleitungen. Wer das Glück hatte, dich als Menschen kennen zu lernen, sei dies in der Zusammen- arbeit mit dir oder in deinen Kursen, schätzte deine Bescheidenheit und die Glaubwürdigkeit in deiner Arbeit. Das, was du geschrieben hast, hast du auch gelebt. Deshalb sagen wir alle von ganzem Herzen: Danke Edwin! Wir werden deine wertvolle Arbeit in deinem Sinne «der Vielfalt Raum und Struk- tur gebend» weiterführen und dabei die Erinnerung an dich und die Dankbarkeit für all das erhalten, was du im Interesse unserer Kinder und unserer Schulen geleistet hast. Peter Ambauen, Praxis für Erziehungs- und Schulberatung, NW Xavier Monn, Amt für Volksschule TG Jörg Berger, Leiter Netzwerk AdL, ZH Gaby Niederer, Schulberaterin, PHSG Carl Bossard, Dozent, PHZG Ilias Paraskevopoulos, Schulberater, PHSG Gabrielle Bühler, Schulberaterin, FHNW Franziska Rutishauser, Dozentin, Schulberaterin und Lehrerin, PH FHNW Philipp Bucher-Zimmermann, Dozent, PH FHNW Mirjam Schwegler, Dozentin und Schulberaterin, PHLU Armand Claude, ehem. Dozent und Schulberater, Stans Karin Schmid, Dozentin PHGR Beatrice Friedli Deuter, Dozentin und Schulberaterin, PH Bern Reto Stocker, Dozent, PHTG Heidi Gehrig, Dozentin und Schulberaterin, PHSG Jürg Sonderegger, Dozent, ehem. Prorektor, PHSG Esther Germann, Bildungsdepartement AR Donatus Stemmle, Dozent und Schulberater, PHZH Christian Graf, Schulverlag Peter Uhr, Schulverlag David Halser, TalentSchule Surselva und Schulentwickler PHGR Anne Varenne, Präsidentin Bildung Thurgau Claudia Henrich, Dozentin, HfH, Zürich Marco Wyss, Dozent, PHLU Annemarie Kummer Wyss, Dozentin PHLU Fredy Zumbrunn, Fachbereichsverantwortlicher und Dozent, PH Bern Wir wissen, dass wir mit diesem Dankeschön im Namen mehrerer tausend Kolleginnen und Kollegen (Lehrpersonen, Schulleitungen, Dozierende, Schulberater/innen) sprechen. Sie alle sind daher in unser «Danke Edwin!» miteinbezogen.
10 | 2015 AUS DEM LCH Nachrufe Alois Lindemann von seinem Präsidium zurück, um einer Sein erstes Buch «Mit Kindern Schule neuen Geschäftsleitung den Stab zu über- machen» (1992) löste bei vielen Lehrperso- Am 7. August 2015 ist unser ehemaliger, geben. Wir danken Alois für sein grosses nen Mut zur Neugestaltung des Unterrichts Kollege Alois Lindemann in seinem 81. Engagement und werden ihn in bester Erin- und des schulischen Zusammenlebens aus. Altersjahr nach längerer und schwerer nerung behalten. Die gleichnamigen Kurse waren jahrelang Krankheit verstorben. Wir verlieren mit Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH kurz nach der Ausschreibung ausgebucht. Alois Lindemann nicht nur den letzten Prä- Das Buch «Altersdurchmischtes Lernen» sidenten des Schweizerischen Lehrerinnen- (Achermann und Gehrig, 2011) ist Sinn- und Lehrervereins SLV, sondern auch den bild für eine pragmatische und praxisnahe Gründungspräsidenten des LCH. Vorstellung von Schulentwicklung in der 140 Jahre nach der Gründung im Jahr Primarschule und zeigt erneut auf, worum 1849 fusionierte der SLV mit der 1970 es in der Schule geht: «Der Vielfalt Raum gegründeten Konferenz der Schweizeri- und Struktur geben» (2008). schen Lehrerinnen- und Lehrerorganisatio- Edwin Achermann beeindruckte mit sei- nen KOSLO. Aus der Fusion von SLV und ner Authentizität und Bescheidenheit. Er KOSLO entstand am 9. Dezember 1989 der war als Lehrperson, Aus- und Weiterbild- neue Dachverband Schweizer Lehrerinnen ner sowie als Schulentwickler stets ein guter und Lehrer LCH. Es war Alois Lindemann, Zuhörer, ein kritischer und konstruktiver der diese Fusion tatkräftig unterstützte und Denker. Er forderte das Gegenüber heraus, die Gründungsversammlung des LCH leitete. Alois Lindemann ohne es zu überfahren, und war dadurch Alois wurde 1981 von seiner Luzerner für viele ein wichtiger Begleiter auf dem Sektion für den Zentralvorstand des SLV Weg zu einer Schule für alle. nominiert. 1986 wählte ihn die DV des Heidi Gehrig SLV zum Präsidenten und Nachfolger von Edwin Achermann Rudolf Widmer. In seine dreijährige Prä- Am 8. August 2015 nahmen wir in Stans sidialzeit fiel die entscheidende Phase der Abschied von Edwin Achermann (1952– Neukonzeptionierung eines Dachverbands 2015), einem Freund und Pädagogen, der in aller Lehrpersonen vom Kindergarten bis vielen Schulen in der Schweiz nachhaltige zu den Hochschuldozierenden. Mit der Spuren hinterlässt. Keine hundert Meter Gründungsidee des LCH war aber auch die von jenem Klosterhügel entfernt, in dem Einsicht verbunden, dass der letzte SLV- einst Pestalozzi Waisenkindern aus dem Präsident nach der Übergangsphase als niedergebrannten Stans Brot und Suppe Gründungspräsident des LCH zurücktre- gab, sie lesen und schreiben lehrte, startete ten soll, um einen echten Neuanfang unter Edwin Anfang der neunziger Jahre im Kni- Mitwirkung aller neu hinzugekommenen rischulhaus mit dem Entwicklungsprojekt interkantonalen und schweizerischen Stu- Stans. «Jeder Mensch ist einzigartig – es ist fen- und Fachverbände zu ermöglichen. normal, verschieden zu sein!» war ein zen- Edwin Achermann Alois Lindemann hat diese Einsicht voll trales Leitmotiv seines Lebens und prägte mitgetragen und trat per 1. August 1990 auch seine verschiedenen Publikationen. WAS, WANN, WO und weitere Interessierte. Info und Anmeldung: www.nwsb.ch dem In- und Ausland, die mit ihren Geschichten und Büchern höher. Pro Jahr erleiden 24 500 Lernende einen Arbeitsunfall, zu begeistern wissen. Jung das zeigt die Schweizerische Geschlechterbalanciert und Alt wird im Stundentakt Arbeitskräfteerhebung des «Auf zu einer geschlechter- Wort und Witz verwöhnt mit Worten und Witz. Bundesamtes für Statistik BFS balancierten Schule!» fordert Das 6. Zentralschweizer Kinder- Info: www.abraxas-festival.ch (Zahlen 2013). BE SMART der Titel der Impulstagung des und Jugendliteratur-Festival WORK SAFE setzt sich deshalb Netzwerks schulische Buben- «Abraxas» findet am 7./8. seit drei Jahren dafür ein, dass arbeit NWSB vom 28. Novem- November im Burgbachareal, Unfallprävention Arbeitssicherheit bei den ber, 9.15–16.30 Uhr in Olten Zug, statt. Mit 25 höchst unter- Das Risiko, einen Arbeitsunfall Jugendlichen verankert wird. (Kantonsschule Hardwald). schiedlichen Veranstaltungen zu erleiden, ist bei jugendlichen Im dritten Kampagnenjahr Zielpublikum: Lehrpersonen, wartet «Abraxas» in diesem Berufseinsteigern im Vergleich erfolgt der direkte Dialog über Fachleute Schulsozialarbeit, Jahr auf. Mit dabei sind Auto- zu erfahrenen Arbeitnehmerin- ein interaktives Onlinegame: Schulleitungen, Schulbehörden rinnen und Illustratoren aus nen und Arbeitnehmern deutlich www.bs-ws.ch 16
10 | 2015 PÄDAGOGIK Klassenassistenzen ja, aber mit Ausbildung Klassenassistenzen können die Lehrpersonen im Unterricht entlasten. In der Weiterbildung der PH St.Gallen werden Aufgaben und Rollen geklärt. Der LCH fordert einen gesamtschweizerisch anerkannten Abschluss. «Der Kurs hat mich selbstsicherer gemacht. «Ich habe im Kurs mit den motivier- Ort. Ein Vorteil der Assistenz ist, zuhören Ich gehe anders an die Sache heran, habe ten Dozierenden selber etwas fürs Leben zu können und Zeit zu haben.» nun etwas in der Hand und traue mich, gelernt», sagt Heidi Zingg Stucki. Sie Der Austausch mit den Teilnehmenden meine Gedanken einzubringen», sagt begleitet seit drei Jahren als Klassenas- war Sibylla Graf sehr wichtig, er konnte Sibylla Graf. Sie begleitet an einer Pri- sistenz ein Kind mit Downsyndrom. Ein während der grosszügigen Pausen statt- marschule seit drei Jahren als Klassen- Highlight gewesen sei die Kurswoche zum finden. Heidi Zingg Stucki pflegt sogar assistentin ein Kind mit einer geistigen Thema Verhaltensauffälligkeiten und mul- mit einer Kursabsolventin weiterhin spo- Beeinträchtigung; sie schätzt den Rückhalt tikulturelle Gesellschaft und wie mit die- radischen Austausch. Aus dem Kurs her- im Team und hat nun eine Weiterbildung sen Themen im Schulalltag umgegangen aus entstand bei den Teilnehmenden das an der PH St. Gallen absolviert. werden kann. Im Schulzimmer begleitet Bedürfnis nach weiteren Modulen. Die Schulleitung hat sie auf das Kurs- sie jetzt die Lernenden unterstützend und angebot aufmerksam gemacht und ihr unterbricht Störungen jeweils schnell. Viel LCH fordert gesamtschweizerisch dieses finanziert. Im Kurs stärkten die diskutiert war im Kurs die Rolle der Assis- anerkannten Abschluss Teilnehmenden ihre Kommunikations- und tenz: «Eine Assistenz sollte nicht zu viel Jürg Brühlmann, Leiter der Pädagogischen Kooperationskompetenzen und lernten Aufmerksamkeit auf sich ziehen», ist sie Arbeitsstelle LCH, bezeichnet diese Wei- Einflussfaktoren für Lernverhalten und überzeugt. terbildung für Klassenassistenzen inhaltlich Schulleistungen sowie lern- und entwick- Sibylla Graf lässt heute bei der Haus- gesehen als sehr gut. Grundsätzlich vertritt lungspsychologische Grundlagen kennen. aufgabenhilfe das Kind selbst erklären, wie der LCH die Haltung, dass Assistenzen Sibylla Graf hat die Weiterbildung sehr es die Aufgabe lösen will, anstatt dies aus ausgebildet werden sollten. Denn der Ein- positiv erlebt, vor allem die Fächer, die sie dem Blickwinkel der Erwachsenen zu tun. satz von Assistenzpersonal nimmt stark zu. kennenlernen durfte. Gerne hätte sie die Sie berichtet auch von einem Beispiel, wo Allmählich entsteht ein neuer Beruf. Solche Inhalte noch stärker vertieft. Sie erachtet verschiedene Knaben versuchten, ein Kind Kurse, auch wenn ausgezeichnet konzi- die Ausbildung nicht nur als wichtig für auszugrenzen. Sie und die Heilpädagogin piert, entstehen laut Brühlmann aus der Menschen, die im erzieherischen oder so- hätten sich beraten, wie dieses Verhalten Not heraus. Dem LCH liegt deshalb viel an zialen Bereich tätig sind, sondern auch für unterbunden werden könnte. Sie hätten einem gesamtschweizerisch anerkannten Mütter und werdende Mütter. «Vieles hat den Kindern gezeigt, was sie tun können, Abschluss. «Die Aus- und Weiterbildung mich darin bestätigt, dass es gut ist, wie wenn sie sich genervt fühlen. von Assistenzen gehört im Bildungssystem ich arbeite», sagt sie. Das Durchschnittsalter der Kursteilneh- zur Berufsausbildung und muss schweiz- menden betrug 46 Jahre. Im Gegensatz weit geregelt werden. Dafür ist der Bund Inhalte lassen sich im Alltag umsetzen zu ihrer eigenen Schulzeit ist der heutige zuständig.» Besonders im Bildungswesen Im Ausland und in Schweizer Sonderschu- Unterricht interaktiver gestaltet, die Ler- sollte keine kantonale Aus- oder Weiterbil- len werden laut Bea Zumwald, Dozentin nenden halten kleine Vorträge, arbeiten in dung in die Sackgasse führen, meint Brühl- Erziehungswissenschaften der PHSG, Gruppen. Heidi Zingg Stucki erachtete es mann. «Mit Assistenzabschlüssen von PH schon lange Assistenzen eingesetzt, in als Vorteil, hier reinzusehen. Die Tätigkeit besteht die Gefahr, dass Assistenzen nach Regelschulen erst in Zusammenhang mit der Klassenassistenz sieht sie als geeignet einiger Zeit als Lehrpersonen eingesetzt der stärkeren Betonung der Integration. für Leute, die nicht unbedingt Karriere werden.» n Vermehrt kommen Assistenzen auch bei machen wollen: «Wer Kinder gerne hat, sie schwierigen Klassenkonstellationen und so akzeptiert, wie sie sind, und mit ihnen Marianne Wydler in grossen Klassen zum Einsatz. in Beziehung treten kann, ist am richtigen «Rollen und Begriffe klären, Grenzen kennen» Bea Zumwald, Dozentin Erziehungswis- BILDUNG SCHWEIZ: Wie ist Ihr Weiter- BEA ZUMWALD: Gleichzeitig hatte die senschaften und wissenschaftliche Mit- bildungsangebot zustandegekommen? PH St. Gallen eine Bedarfsanalyse im arbeiterin, sowie der Lehrgangsleiter der THOMAS RHYNER: Wir führen seit Bereich Sonderpädagogik erstellt. Der Weiterbildung für Klassenassistenzen, 2008 ein Kursangebot für schulergänzendes Einsatz von Assistenzen an Regelschu- Thomas Rhyner, haben die Weiterbildung Betreuungspersonal. Damit sind Leute ange- len ist in vielen Gemeinden Tatsache. für Klassenassistenzen an der PH St. Gal- sprochen, die ausserhalb des Unterrichts Aus der Praxis kam der Wunsch nach len entwickelt. BILDUNG SCHWEIZ hat tätig sind, beispielsweise beim Mittagstisch Weiterbildung. sie zu den Erfahrungen nach dem ersten oder bei der Hausaufgabenhilfe. Klassenas- RHYNER: Bisher ist es ein rechtsfreier Kurs befragt. sistenzen kamen als Kursteilnehmende dazu. Raum, es bestehen kaum Konzepte. 17
10 | 2015 PÄDAGOGIK ZUMWALD: Assistenzen obliegen vielfach nicht mehr weiter kommt, und sich überle- ZUMWALD: Studienergebnisse zeigen, der Hoheit der Gemeinde. Vorgaben zu gen, was die Rolle der Lehrperson ist und dass viele Lehrpersonen sehr zufrieden Verdienst und Ausbildung fehlen meis- wo ihr Support nötig ist. damit sind, eine Assistenz zu haben. tens. Manche Kantone, beispielsweise der Von der Lehrperson her kann Angst Sie empfinden diese nicht als Belastung. Kanton Aargau, verfügen neu über einen aufkommen, dass es zu Rollenüberschnei- Lehrpersonen denken diese Rolle mit Berufsauftrag mit Lohnstufe. Aktuell ist dungen kommt. Daher lohnt es sich, die und investieren Zeit. Sie sollen aber frei der Einsatz von Assistenzen in fast allen verschiedenen Funktionen aufzudröseln. entscheiden können, ob sie dies möchten. Kantonen ein Thema. Weil diese in der Eine Kursteilnehmerin hat ein gutes Bei- Wir haben die Idee, auch bei der Schul- Praxis bereits eingesetzt werden, ist es spiel von Rollenteilung eingebracht: Die leitungsausbildung einen Input zu geben. wichtig, hinzuschauen und sich zu fragen, Assistenz bespricht mit dem Kind einen Schulleitungen sind wichtig, wenn es wie die Umsetzung sein soll. Hat ein Kind Tagesplan, den die Lehrperson ausgefüllt darum geht, Assistenzpersonen innerhalb erhöhten Förderbedarf, so kümmert sich und die Heilpädagogin zuvor als Mass- eines gesamten Teams zu sehen. die Assistenz oft eng ums Kind. Dieses nahme eingebracht hat. Die Assistenz soll RHYNER: Wir haben festgestellt, dass wird abgeschottet und die Lehrperson ist darauf achten, ob das Kind den Plan selber Lehrpersonen, die eine Assistenz bei sich zu wenig mit ihm in Kontakt, um Lernpro- abhaken kann. haben konnten, sie nicht mehr hergeben zesse unterstützen zu können. wollten. n Wie Beispiele zeigen, agieren Assis- Was zeichnet die Absolventinnen des tenzen stärker ergebnisorientiert, weniger Kurses gegenüber denjenigen Interview: Marianne Wydler aufs Verständnis ausgerichtet. Die Assis- Klassenassistenzen aus, die Ihren Kurs tenz sollte die relevanten Förderziele der nicht besucht haben? ihr anvertrauten Kinder kennen. Sie muss RHYNER: Uns geht es nicht darum, Hilfs- Weiter im Netz wissen, wenn ein Kind als Ziel hat, Selb- lehrpersonen auszubilden, sondern Perso- www.phsg.ch ständigkeit zu lernen. Die Lehrperson nen zu befähigen, die Rolle als Assistenz www.LCH.ch/publikationen/positions- soll sich damit auseinandersetzen, was es zur Unterstützung der Lehrperson auszu- papiere/ bedeutet, eine Assistenz einzusetzen und füllen. Sie haben etwas mehr Hintergrund- wie sie dies tun kann. wissen und können das Geschehen besser RHYNER: Ein Risiko besteht, wenn einordnen. Die Lehrperson soll dadurch die Assistenz sich um ein schwieriges, Freiraum erhalten, sich um herausfor- anspruchsvolles Kind kümmern muss dernde Situationen zu kümmern. und dabei überfordert ist oder wenn sie ZUMWALD: Sie haben sich mit der Rolle in Situationen eingesetzt wird, die bereits vertieft auseinandergesetzt und können für die Lehrperson herausfordernd sind. sicherer auftreten. Auch kennen sie ihre Auf diese Problematik geht die Weiterbil- Grenzen und wissen, wie sie Hilfe holen dung ein. Die Assistenz soll Argumente können. Sie können kreative Lösungen erhalten, um die Lehrperson darauf finden, indem sie fragen: Wie machst du anzusprechen. das? Wie kann ich diesen Auftrag lösen? Thomas Rhyner, Lehrgangsleiter «Klassenassis- tenzen» und Bea Zumwald, Dozentin Erzie- Im Teil zur Praxisreflexion haben sie sich hungswissenschften der PH St. Gallen. Fotos: zVg. Welches Rüstzeug sollen die Teilneh- folgende Fragen überlegt: Wo stelle ich menden nach den 20 Kurshalbtagen in mich im Raum hin? Wie beobachte ich, die Praxis mitnehmen? um zu merken, wann ich zum Kind gehen ZUMWALD: Assistenzpersonen verfügen und unterstützen soll? Wie kann ich das oft über wenig Hintergrundwissen. In der Kind im Auge behalten, ohne stets neben Schule verstehen sie vieles nicht, weil sie dem Kind zu stehen? Denn es besteht die Begriffe nicht kennen: Beispielsweise die Gefahr, das Kind dadurch von der was die Aufgabe einer Schulischen Heil- Gemeinschaft auszuschliessen. pädagogin, was diejenige einer Logopädin RHYNER: Der Kurs hat einigen ermöglicht, ist. Darum werden im Kurs auch solche aus ihrer Einsamkeit herauszukommen, sich Fachbegriffe geklärt. zu vernetzen, die Praxis zu reflektieren. Manchen ist unklar, was ein Wochen- plan ist und welches Ziel damit verbunden Die Klassenassistenz sollte die Lehr- ist. So soll die Assistenz beim Wochenplan person unterstützen. Eine Assistenz das Prinzip verstehen, konkrete Arbeitsauf- generiert jedoch für die Lehrperson auch träge kennen, dem Kind Hilfe leisten, um neuen Aufwand. Wie sind diesbezügliche zu ermöglichen, bei einer Aufgabe dran- Erfahrungen von Lehrpersonen mit zubleiben. Sie soll merken, wenn jemand Assistenzen? 18
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10 | 2015 PÄDAGOGIK Plädoyer für einen anderen Blick Wenig beachtete Ursachen für den Anstieg sonderpädagogischer Massnahmen. Von «Korrigiermühle» ist die Rede, von die nicht mitkommen, erhalten zusätzliche Mehr Ressourcen für die erste Stufe «Therapiewahn» und «unnötiger Stigma- Unterstützung. Der Kindergarten erhält immer noch weni- tisierung». Kurz: Die auffällige Zunahme Beim begleitenden Blick wird zuerst ger Ressourcen als andere Stufen. Bei der sonderpädagogischer Massnahmen an geschaut, ob das Kind die Voraussetzungen Zuteilung von Förderstunden und zusätz- unseren Schulen ist ein drängendes Thema. zum Leseerwerb überhaupt erfüllt. Wenn lichen Stellenprozenten werden die ande- Reformen fast im Jahrestakt, immer neue nicht, so wird mit dem Kind zuerst daran ren Stufen zuerst berücksichtigt. In vielen Debatten und Studien; all das kann nicht gearbeitet. Das Kind lernt erst lesen, wenn Kantonen verdienen Kindergärtnerinnen die Lösung sein. Traditionelle, wenig hin- es sprachlich, wahrnehmungsmässig und und im Kindergarten tätige Heilpädago- terfragte Einstellungen müssen verändert von der Motivation her dazu bereit ist. Auf gik-Lehrkräfte weniger als andere Lehr- werden. diese Weise lernt ein Kind leichter und personen. Mehr Ressourcen, also mehr Dabei geht es zum einen um die schneller lesen und die Entwicklung einer Stellenprozente, Lohn, Kompetenzen und unvoreingenommene Wahrnehmung der Leseschwäche wird weitgehend verhindert. damit verbundene gesellschaftliche Aner- aktuellen Situation jüngerer Kinder. Zum kennung für die erste Bildungsstufe wirken anderen braucht es die Bereitschaft, weit- Kleine Kinder ernst nehmen sich aus. Dadurch wird eine sorgfältige, gehend akzeptierte Erkenntnisse aus Psy- In den Jahren des Kindergartens und der entwicklungsorientierte Arbeit im Sinne chologie und Pädagogik in der Schulrealität ersten Primarschulzeit finden grundlegende des begleitenden Blicks möglich. umzusetzen. Was heisst das konkret? Entwicklungsprozesse statt: Wahrneh- In altersdurchmischten Klassen, wie mung, Motorik und Sprache differenzie- zum Beispiel bei der Basisstufe, die es in Der Heterogenität gerecht werden ren sich aus. Empathie, soziale Fähigkeiten vier Kantonen gibt, werden Kinder aus Seit es die Schule gibt, wird sie als gesell- und Arbeitshaltung entwickeln sich. mehreren Jahrgängen von zwei Lehrper- schaftliche Einrichtung verstanden, welche sonen gemeinsam unterrichtet. Vielfalt ist die Kinder eines Jahrgangs innerhalb einer hier die Regel. Entscheidend für die Unter- bestimmten Zeit zu bestimmten Zielen «Um der Heterogenität gerecht richtsangebote ist nicht das Alter, sondern führt. Solange ähnliche Wertvorstellungen zu werden, braucht es einen der Entwicklungsstand des Kindes. Ein und Lebensweisen vorherrschten, konnte Kind hat drei, vier oder fünf Jahre Zeit, dieser Anspruch einigermassen eingelöst anderen Blick, eine radikale um einen Zyklus zu durchlaufen. Wird ein werden. Mittlerweile leben wir in einer Kehrtwendung. Statt des Kind nur an sich selber gemessen, so wer- sehr heterogenen Gesellschaft. Kinder den Abweichungen von der durchschnittli- unterscheiden sich zu Beginn der obli- fordernden Blicks braucht es chen Entwicklung nicht als Vorsprung oder gatorischen Schulzeit zunehmend stärker den begleitenden Blick, bei Rückstand gesehen, sondern als Variabili- voneinander. Dennoch hat sich an diesem tät. In altersdurchmischten Klassen lernen «fordernden Blick» der Schule, der von dem die Lehrperson sozusagen die Kinder vieles von- und miteinander. einem Ziel her auf eine Gruppe von Kin- neben dem Kind steht und von Eine wichtige Unterrichtsform sind auch dern schaut, allen Reformen zum Trotz, Kleingruppen, die aufgrund des Entwick- letztlich nur wenig verändert. ihm aus auf das Ziel schaut.» lungsstandes zusammengesetzt werden. Um aber der aktuellen Heterogeni- Durch die Präsenz von zwei Lehrper- tät gerecht zu werden, braucht es einen Die Entwicklung der Kinder verläuft sonen, von denen eine über eine heilpäd- anderen Blick, eine radikale Kehrtwen- jedoch sehr unterschiedlich. Immer agogische Weiterbildung verfügt, entsteht dung. Statt des fordernden Blicks braucht öfter treten auch Kinder mit einem «dis- zudem eine tragende emotionale und es den begleitenden Blick, bei dem die soziierten Entwicklungsprofil» in den methodische Kontinuität. Diese wiederum Lehrperson sozusagen neben dem Kind Kindergarten ein. Das heisst, die Per- wirkt sich positiv auf die Entwicklung und steht und von ihm aus auf das Ziel schaut. sönlichkeitsbereiche eines Kindes sind das Lernen der Kinder aus. Ein begleitender Blick sieht zuallererst das unterschiedlich entwickelt. So verfügt zum Kind. Zeigen sich Schwierigkeiten, die es Beispiel ein Kind über gute kognitive und Entwicklungsgemässe Didaktik am Erreichen eines Ziels hindern, werden sprachliche Fähigkeiten, kann aber kei- Jüngere Kinder lernen anders. Ihre ent- diese zuerst angegangen. nen Ball fangen und weiss nicht, wie es wicklungsgemässe Art zu lernen ist das Wie unterschiedlich sich diese beiden die Schere halten soll. Je früher solche freie Spiel – entdeckend, bauend oder Blickarten auf die Unterrichtsgestaltung Schwierigkeiten erkannt und angegan- als Rollenspiel. Sie müssen Phänomene auswirken, sei am Beispiel des Lese- gen werden, desto grösser ist die Chance und Zusammenhänge be-greifen, sie erwerbs skizziert: Mit der Haltung des for- des Kindes auf eine gute Schullaufbahn. durch Handeln in sozialen Situationen dernden Blicks wird für eine ganze Klasse All diese Zusammenhänge sind bekannt. erproben. Erst mit etwa acht, neun Jah- festgelegt, wie die Kinder lesen lernen. Die Um eine Zunahme sonderpädagogischer ren sind Kinder fähig zu Abstraktionen, einzelnen Schritte des Leseerwerbs werden Massnahmen zu verhindern, müssen sie zum Denken in Begriffen und Kategorien. möglichst anregend aufbereitet und von aber in konkrete Veränderungen umge- Diesen Tatsachen wird zu wenig Rechnung der Klasse gemeinsam erarbeitet. Kinder, setzt werden: getragen. Wie anders liesse sich sonst der 20
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