Brahms Klavierkonzert - SA 03. JUL 2021 | KULTURPALAST - Dresdner Philharmonie
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IN DEN JETZT AUCH EN APPS EINSCHLÄGIG VERFÜGBAR! KONZERT- EINFÜHRUNG DIGITAL Zu ausgewählten Konzerten können Sie unsere Einführungen in Ruhe sowohl vor dem Konzert als auch noch lange danach hören unter dresdnerphilharmonie.de/konzerteinfuehrung-digital
PROGRAMM Albert Roussel (1869 – 1937) »Le Festin de lʼAraignée« (Das Festmahl der Spinne) – Fragments symphoniques op. 17 Prélude. ›Un jardin‹ (Ein Garten). Lent – ›Entrée des fourmis‹ (Auftritt der Ameisen). Très animé – Moins animé – Très animé – ›Danse du papillon‹ (Tanz des Schmetterlings). Assez vite, mais pas trop – Un peu moins vif – ›Éclosion de l’éphémère‹ (Ausschlüpfen der Eintagsfliege). Assez lent – ›Danse de l’éphémère‹ (Tanz der Eintagsfliege). Animé – ›Funérailles de l’éphémère‹ (Begräbnis der Eintagsfliege). Modérément lent – ›La nuit tombe sur le jardin solitaire‹ (Die Nacht senkt sich über den einsamen Garten). Lent Johannes Brahms (1833 – 1897) Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur op. 83 (1881) Allegro non troppo Allegro appassionato Andante Allegretto grazioso Lionel Bringuier | Dirigent Kirill Gerstein | Klavier Dresdner Philharmonie
JENS SCHUBBE Impressionistische Phantasiewelt Roussels »Le Festin de l’Araignée« Still aus einem Puppentrickfilm von Ladislas Starevitch, erste Hälfte 20. Jahrhundert In den Jahren knapp nach Anbruch des hauchen und erschuf in seinen Puppen- 20. Jahrhunderts experimentierte der trickfilmen eine phantastische Welt, in polnisch-russische Fotograf und Pionier der menschliches Erleben gleichsam in des Animationsfilms Ladislas Starevitch die Welt der Insekten transferiert wird. damit, präparierten Insekten durch eine Im Bereich der Musik und des Tanzes von ihm entwickelte Stop-Motion-Tech- ist Albert Roussel etwas Vergleichbares nik auf der Leinwand neues Leben einzu- mit dem Ballett »Le Festin de l’Araignée« 4
geglückt. Den Auftrag für das Ballett und Bräuche der Insekten‹ nannte. Fabre erhielt Roussel 1912 von Jacques Rouché, betrachtete das artenreiche Kleingetier dem Direktor des Théâtre des Arts (heute nicht nur von der anatomischen und das Théâtre Herbetot) in Paris, wo es 1913 biologisch-systematischen, sondern auch erfolgreich erfolgreich zur Premiere von ihrer sozialen und, wenn man so will, kam und anschließend noch 22 Mal intelligenten und psychologischen Seite. gezeigt wurde. Damit reiht es sich ein Er fing sie nicht ein, sondern beobachtete in die damals in schneller Folge in Paris ihr Leben, verfolgte ihr Verhalten und produzierten Ballette, mit denen Musik- fragte sich, woher zum Beispiel das Wis- geschichte geschrieben wurde: Ravels sen komme, mit denen die Kerbtiere sich »Dpahnis et Chloé« war ein Jahr zuvor und ihrer Spezies das Überleben sichern. herausgekommen, nur wenige Wochen Seine Entdeckungen lesen sich bisweilen nach der Urauffürung von »Le Festin de ›wie ein Krimi‹ (Iris Radisch). Den siebten l’Araignée« erhitzte Strawinskis »Le Sacre von zehn Bänden widmete er den Spin- du printemps« die Gemüter. Zwar war nen. Einem Dichter mit Neigungen zum Roussels Ballett nicht für Serge Djagilews Symbolismus bot er viele Anregungen.« »Ballets Russes« komponiert worden, aber sicher spielte das große Interesse Die Handlung führt uns also in die Welt am Tanz, das durch Djagilew und seine der Insekten voller Schönheiten und Ballett-Compagnie in Paris entfacht Grausamkeiten und beschreibt einen wurde, auch für die Entstehung von »Le Tag in einem Garten. Wir geben hier Festin de l’Araignée« eine Rolle. Das nicht den ganzen Plot wieder, sondern Libretto hatte Gilbert de Voisins verfasst, beschränken uns auf jene Episoden, die und Habakuk Traber teilt in einem 2019 Roussel für die Sinfonischen Fragmente veröffentlichten Text interessante Hin- ausgewählt hat, die er für den Konzert- tergründe mit: »Gilbert de Voisins war gebrauch zusammengestellt hat. Nach- tänzerisch vorbelastet; seine Großmutter, dem im Prélude der Tagesanbruch Marie Taglioni, gilt als erste Starballerina nachgezeichnet wird, begegnet zunächst des romantischen Balletts. Die Details für eine Armada von Ameisen, die mit großer sein Szenario fand er in den zehn Bän- Anstrengung ein Rosenblatt beiseiteschafft. den von Jean-Henri Fabres ›Souvenirs Sodann hat der Schmetterling seinen entomologiques‹ (Erinnerungen eines Auftritt. Die gefräßige Spinne bittet ihn, Insektenforschers), die dieser im Unter- seinen Tanz doch näher am Boden zu titel eine ›Studie über Instinkt, Sitten vollführen, damit sie ihn besser sehen 5
und bewundern könne. Dort freilich hat sie ihr Netz gespannt, und das Ende des Schmetterlings ist absehbar ... Anschließend erleben wir das Schlüpfen, den Tanz und das allzu frühe Ende der Eintagsfliege, die von den Bewohnern des Gartens zu Grabe getragen wird. Im Ballett übrigens kommt auch die Titelheldin, die Spinne, zu Tode: Sie wird Opfer einer Gottesanbeterin. Roussels Musik ist ganz vom Geist des französischen Impressionismus erfüllt. Gleich im Prélude ist das nachzuvoll- ziehen: Wie ein Mosaik fügen sich die Klänge aus kleinen Segmenten, die meist nur zwei oder drei Takte umfassen und bei ihren Wiederholungen sanfte Veränderun- gen erfahren, in neuer farblicher Schat- tierung oder harmonischer Beleuchtung Albert Roussel im Jahr 1913 erscheinen. Dabei schaffen die Streicher den klanglichen Hintergrund, vor dem insbesondere die Holzbläser klarer kon- turierte Linien zeichnen.Der Auftritt der ausgewählten Episoden gelten der Ein- Ameisen vollzieht sich in einem phantas- tagsfliege: Ihre Geburt spiegelt Rous- tischen Geschwindmarsch mit groteskem sel in einem statischen Klangbild mit Einschlag, der ins Stocken kommt, wenn flächigem, akkordisch geprägtem Satz die Insekten das Rosenblatt zu transpor- der Streicher, einzelnen Farbtupfern tieren versuchen. von Harfe und Bläsern sowie fragmen- Der Tanz des Schmetterlings wird in tarischen melodischen Gebilden, die einem kammermusikalisch durchsichti- nachzeichnen, wie sich das Insekt sich gen, von den kapriziösen Eskapaden der ans Licht müht, um dann in einem Tanz Holzbläser geprägten Satz gezeichnet. abzuheben. Ein geradezu pointilistischer Über das tragische Ende des Schmetter- Klangzauber wird entfacht, der sich im lings lässt die geradezu tonmalerische zentralen Teil des Satzes zu einem ele- Musik keinen Zweifel aufkommen. Gleich ganten und schwerelosen Walzer verdich- drei der für die Sinfonischen Fragmente tet – ein kurzes Fest des Lebens, dessen 6
Ende die anderen Tiere in einem Trauer- marsch beklagen, dem insbesondere das Englischhorn im Verbund mit Klarinette und Flöte die charakteristische Färbung verleiht. Wenn die Nacht ihre Schatten über den still gewordenen Garten breitet, kehren jene Klänge wieder, mit denen das Werk begann. Roussels »Le Festin de l’Araignée« korres- pondiert im märchenhaften Sujet und der untergründig melancholischen Färbung mit Ravels »Ma mére l’oye«. Damien Top hat eben diesen Charakter von Roussels Musik treffend zu deuten gewusst: »Trotz Albert Roussel beobachtet eine Spinne der außerordentlich geschickten Instru- mentierung und der Rasanz des Stils handelt es sich um ein tragisches Werk, ALBERT ROUSSEL * 5. April 1869 in Tourcoing um eine Meditation über das Menschen- † 23. August 1937 in Royan leben, in der die Zeitstimmung zum »Le Festin de l’Araignée« – Ausdruck kommt. In Stille und Schatten des Paradiesgartens verkörpern Schmet- Fragments symphoniques op. 17 terling, Spinne und vor allem die Eintags- ENTSTEHUNG Ende November 1912 bis 3. Februar 1913 fliege die Sorglosigkeit der tollen Jahre vor dem Abgrund.« URAUFFÜHRUNG Premiere des Balletts am 3. April 1913 im Théàtre des Arts de Paris; musikalische Leitung: Gabriel Grovlez ZULETZT VON DER DRESDNER PHILHARMONIE GESPIELT 12. Oktober 2014 unter der Leitung von Bertrand de Billy BESETZUNG 2 Flöten (2. auch Piccolo), 2 Oboen (2. auch Englischhorn), 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Schlagwerk (Große Trommel, Becken, Kleine Trommel, Triangel), Celesta, Harfe, Streicher DAUER ca. 17 Minuten 7
»Symphonie mit obligatem Klavier« Brahms’ Zweites Klavierkonzert Klavierkonzert erwies sich denn auch als ein Werk von gewaltiger Dimension und von außerordentlichem Rang. Jenes »ganz kleine zarte Scherzo«, das weder klein, noch zart, noch überhaupt ein Scherzo ist, verstärkte den Eindruck, dass es sich bei diesem Werk eigentlich um eine »Symphonie mit obligatem Klavier« (Eduard Hanslick) handele. Gewiss ist Johannes Brahms auf einer Fotografie aus dem Jahr 1882 der sinfonische Duktus des Konzertes »Erzählen will ich, dass ich ein ganz nicht zu überhören. Bemerkenswert ein kleines Klavierkonzert geschrieben sind aber auch die gegenläufigen Ten- mit einem ganz einem kleinen zarten denzen: die Hinwendung zu kammer- Scherzo.« So schrieb Johannes Brahms, musikalisch durchgearbeiteten, äußerst der Meister der Untertreibung, 1881 an beziehungsreichen Strukturen, die auf die befreundete Elisabeth von Herzogen- weiten Strecken dialogisch getrennten berg. Das in diesem Brief avisierte Zweite Orchester- und Klavierpartien und die 8
erstaunliche Seltenheit von Tutti-Ab- entspricht auch, dass Brahms formale schnitten. In der Synthese konzertanter, Eckpunkte des Satzes – traditionell oft kammermusikalischer und sinfonischer auffällige Zielpunkte von Entwicklungen – Elemente und in einer formalen Ge- geradezu versteckt, einebnet, mit größter staltung, die bezeugt, dass Brahms »sich Diskretion behandelt. So wird mit dem nicht der Tradition unterwarf, sondern Einsatz der Reprise der Satzbeginn nicht sie weiterdachte« (Carl Dahlhaus), gelang wiederholt, sondern vage erinnert: ein Mo- ihm ein höchst persönliches Werk, das in ment, der klingt »wie Glockengeläut aus vielschichtiger Weise jene Tradition des dem versunkenen Vineta.« Die Sonaten- Klavierkonzertes zusammenfasste, die form scheint hier »viel weniger vollzogen, von Beethoven ausging und die Gattung denn erinnert und zitiert [...] – als eine zur Sinfonie hin öffnete. Ein wie aus der Struktur, welche gewissermaßen nur noch Ferne erklingender Hornruf eröffnet den seismisch, mit genau disponiertem Echo- ersten Satz. Gleichsam aus der Nähe wird lot, ein Gebäude, das nur noch im Wider- er vom Klavier beantwortet. Wie impro- hall vergegenwärtigt werden kann, mit visiert wirkt dieser Beginn. Dann aber dem es dem Hineinrufenden antwortet.« wird die Motivik dieses eigentlich noch (Peter Gülke) »unfertigen« Themas sogleich verarbeitet. Der zweite Satz, das angeblich »kleine War es eingangs »noch nicht«, ist es jetzt zarte Scherzo«, erinnert an jenen tra- schon »nicht mehr«. Brahms dynamisiert ditionellen Satztypus bestenfalls noch hier eigentlich eher statische Satzteile zu durch das dreizeitige Metrum und die einer in steter Entwicklung begriffenen dreiteilige Form. Dieses Allegro appassio- Klangrede. Dem Streben nach möglichst nato avanciert zum dunklen Pol des Kon- unausgesetzter variativer Entwicklung zertes und changiert zwischen düster 9
Brahms am Klavier, Zeichnung von Willy von Beckerath, 1883 balladeskem Ton und zarter Klage. Durch stört die Ruhe und Harmonie empfindlich, seinen straffen, energischen Charakter bevor in einem Überleitungsabschnitt die schafft dieser Satz im Werkganzen den Zeit zum Stillstand zu kommen scheint, Ausgleich zwischen dem trotz bewegter die Musik gleichsam in einen Schlaf ver- Episoden ruhigen Kopfsatz und dem wie senkt wird und wie im Traum die Melodie entrückt scheinenden dritten Satz. des Beginns wiederkehrt. Nicht dem Klavier, sondern dem Solo- Das Finale wirkt im Vergleich zu den Cello bleibt es vorbehalten, den dritten anderen Sätzen am ehesten konzertant Satz mit einem ungemein inspirierten und am wenigsten sinfonisch, ist auch der Thema zu eröffnen. Erst dann, zögernd, charakterlich lichteste, unbeschwerteste dem Verklungenen nachlauschend, über- Satz, wenngleich diese Gelöstheit gegen nimmt das Klavier und setzt mit einem Ende der Durchführung für Momente eigenen Monolog fort, der allmählich in umzuschlagen droht. Aber Brahms, der harmonisch dunkle Bereiche führt. Der einmal äußerte, bei ihm laufe alles in Ge- durchführungsartige Mittelteil des Satzes dankenstriche aus, belässt es bei einer An- 10
deutung und beschließt den Satz mit einer JOHANNES BRAHMS * 7. Mai 1833 in Hamburg temperamentvollen Coda. Im Gegensatz † 3. April 1897 in Wien zum Ersten Klavierkonzert, das sich nur zögernd durchzusetzen vermochte, feierte Konzert für Klavier und Brahms mit dem Zweiten Klavierkonzert Orchester Nr. 2 B-Dur op. 83 von Anfang an große Erfolge: Allein im ENTSTEHUNG ersten Vierteljahr nach der Premiere wur- 1878 bis 1881 de das Konzert 21 Mal aufgeführt. URAUFFÜHRUNG inoffiziell im Oktober 1881 in Meiningen unter Leitung von Hans von Bülow, offiziell am 9. November 1881 in Pest unter Alexander Erkel, in beiden Fällen mit Brahms als Solist ZULETZT IN EINEM KONZERT DER DRESDNER PHILHARMONIE 14. Februar 2019 mit Nicholas Angelich als Solist unter Leitung von Michael Sanderling BESETZUNG 2 Flöten, 2 Oben, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher DAUER ca. 49 Minuten 11
DIRIGENT LIONEL BRINGUIER Der französische Dirigent Lionel Bringuier gehört zu den Ausnahme- erscheinungen seiner Generation. Die künstlerische Reife und Tiefe seiner Interpretationen haben ihm eine tragende Rolle in der Zusam- menarbeit mit weltweit führenden Orchestern und international renommierten Künstlern sowohl im Konzert- als auch im Opern- bereich sowie bei der Einspielung zahlreicher Aufnahmen einge- bracht. 2006 ernannte Esa-Pekka Salonen, damaliger Leiter des Los Angels Philharmonic Orchestra, Lionel Bringuier zu seinem Assistenten. 2007 wurde er zum stellvertreten- Orchestra in Paris. 2011 debütierte den Leiter dieses Klangkörpers er als Operndirigent mit Bizets gewählt –als jüngster Dirigent in »Carmen« in Valladolid und an der Geschichte des Orchesters, der Königlichen Oper Stockholm, dessen Resident Conductor er 2014 mit Massenets »Werther« im außerdem von 2011 bis 2013 war. Teatro alla Scala in Mailand. Von 2009 wurde er zum Musikdirektor 2014 bis 2018 war er Chefdirigent des Orquesta Sinfónica Castilla des Tonhalle-Orchesters Zürich. y León in Valladolid, Spanien, Bringuier ist als Gastdirigent unter ernannt und blieb dort bis zur anderem mit dem Cleveland Saison 2011/2012. Seit 2014 ist er Orchestra, dem Chicago Symphony Gastdirigent des Alma Chamber Orchestra, dem London Symphony 12
Lionel Bringuier wurde von der französischen Regierung zum Chevalier de l’Ordre National du Mérite ernannt und mit der Mé- daille d’or à l’unanimité avec les félicitations du jury à l’Académie Prince Rainier III de Monaco und der Médaille d’or der Stadt Nizza ausgezeichnet. Im Alter von fünf Jahren begann Bringuier seine Ausbildung am Konservatorium seiner Heimat- statt Nizza, wo er das Cellospiel erlernte. Im Februar 2000 wur- de er mit 13 Jahren am Pariser Konservatorium aufgenommen, wo er zunächst Violoncello bei Philippe Muller und dann Dirigie- ren studierte. 2002 wurde er mit 15 Jahren als jüngster Franzose in die Dirigentenklasse von Zsolt Nagy aufgenommen; er setzte sich Orchestra sowie den Münchner dabei unter 49 Kandidaten durch. Philharmonikern aufgetreten und Im gleichen Jahr erreichte er seine hat zahlreiche Uraufführungen Hochschulreife mit der Auszeich- dirigiert, darunter Rands Konzert nung Mention très bien à l’unani- für Englischhorn und Orchester, mité mit Diplomen für Violoncello Salonens »Karawane« und die und Dirigieren. Danach besuchte Schweizer Premiere von Saariahos er Meisterkurse bei Péter Eötvös »Trans« für Harfe und Orchester. und János Fürst. Die Aufnahme sämtlicher Orches- terwerke Ravels mit dem Tonhalle- Orchester erschien im April 2016 beim Label Deutsche Grammophon. 13
PIANIST KIRILL GERSTEIN Der Pianist Kirill Gerstein ver- bindet die Traditionen des russischen, amerikanischen und mitteleuropäischen Musizierens mit seiner unersättlichen Neugier. Dank dieser Eigenschaft ist sein Repertoire breit gefächert und um- fasst verschiedene musikalische Epochen. Von Bach bis Adès zeich- net sich Gersteins Spiel durch eine klare Ausdrucksweise, ausgeprägte Intelligenz und Virtuosität sowie eine energiegeladene musikalische Präsenz aus. Geboren in der ehemaligen Sowjet- union, ist Gerstein amerikanischer Staatsbürger und lebt in Berlin. Seine Karriere ist ebenso inter- national und reicht von Konzer- ten mit dem Chicago und Boston Symphony Orchestra, dem Leip- ziger Gewandhausorchester, dem Royal Concertgebouw Orchestra, den Wiener und Berliner Philhar- monikern, dem London Symphony Orchestra und dem Symphonie- orchester des Bayerischen Rund- funks bis hin zu Liederabenden in London, Berlin, Wien, Paris und New York. Kirill Gerstein ist 14
derzeit Mitglied des Lehrkör- Gramophone Award 2020 und drei pers der Kronberg Academy Nominierungen für den GRAMMY und Professor für Klavier an der Award. Im Mai 2021 hat Gerstein Hochschule für Musik »Hanns das ebenfalls speziell für ihn Eisler« Berlin. Unter der Schirm- komponierte Klavierkonzert des herrschaft der Kronberg Academy Österreichers Thomas Larcher geht seine Reihe kostenloser und uraufgeführt, ein Co-Auftrag der offener Online-Seminare mit dem Berliner Philharmoniker, der Titel ›Kirill Gerstein invites‹ nun Tschechischen Philharmonie, in die dritte Saison, in der er der Niederländischen Radio- Gespräche mit führenden Mu- philharmonie und des Wiener sikern, Künstlern und Denkern Konzerthauses. führt. Im letzten Jahr führte Gersteins langjährige Zusammenarbeit mit Thomas Adès zur Veröffent- lichung von zwei Aufnahmen: Der Mitschnitt der Uraufführung von Adès‘ Konzert für Klavier und Orchester, das er eigens für Gerste- in geschrieben hat, erschien bei der Deutschen Grammophon, und eine Auswahl von Thomas Adès‘ Klavierwerken wurde unter dem Titel »In Seven Days« bei myrios classics veröffentlicht. Beide CDs erhielten eine beeindruckende Reihe von Auszeichnungen, darunter einen International Classical Music Award 2021, einen 15
ORCHESTER DRESDNER PHILHARMONIE Die Dresdner Philharmonie blickt men auf die Musik Anton Bruck- als Orchester der Landeshauptstadt ners legte, trug dem Orchester den Dresden auf eine 150-jährige Ruf eines »Bruckner-Orchesters« Geschichte zurück. Mit der Eröff- ein. Zu den namhaften Gastdiri- nung des sogenannten Gewerbe- genten, die damals zur Philhar- haussaals am 29. November 1870 monie kamen, zählten Hermann erhielt die Bürgerschaft Gelegen- Abendroth, Eduard van Beinum, heit zur Organisation großer Fritz Busch, Eugen Jochum, Orchesterkonzerte. Ab 1885 wurden Joseph Keilberth, Erich Kleiber, regelmäßig Philharmonische Hans Knappertsbusch und Franz Konzerte veranstaltet, bis sich das Konwitschny zur Dresdner Phil- Orchester 1923 seinen heutigen harmonie brachte. Namen gab. In den ersten Jahr- Nach 1945 bis in die 1990er Jahre zehnten standen Komponisten wie waren Heinz Bongartz, Horst Brahms, Tschaikowski, Dvořák Förster, Kurt Masur (seit 1994 auch und Strauss mit eigenen Werken Ehrendirigent), Günther Herbig, am Pult der Dresdner Philharmo- Herbert Kegel, Jörg-Peter Weigle nie. Im Orchester spielten heraus- und Michel Plasson als Chefdiri- ragende Konzertmeister wie Stefan genten tätig. In jüngster Zeit präg- Frenkel, Simon Goldberg oder die ten Dirigenten wie Marek Janow- Cellisten Stefan Auber und Enrico ski, Rafael Frühbeck de Burgos und Mainardi. Carl Schuricht und Paul Michael Sanderling das Orchester. van Kempen leiteten ab 1934 das Mit Beginn der Saison 2019/2020 Orchester; besonders van Kempen ist Marek Janowski noch einmal als führte die Dresdner Philharmonie Chefdirigent und künstlerischer zu Spitzenleistungen. Der starke Leiter zur Dresdner Philharmonie Fokus, den er in seinen Program- zurückgekehrt. 16
Ihre Heimstätte ist der im April besetzte Bildungs- und Familien- 2017 eröffnete hochmoderne Kon- formate ergänzen das Angebot für zertsaal im Kulturpalast im Herzen junge Menschen; mit Probenbesu- der Altstadt. Im romantischen chen und Schulkonzerten werden Repertoire hat sich das Orchester bereits die jüngsten Konzertbesu- einen ganz eigenen »Dresdner cher an die Welt der klassischen Klang« bewahrt. Darüber hinaus Musik herangeführt. Den musika- zeichnet es sich durch eine klang- lischen Spitzennachwuchs fördert liche und stilistische Flexibilität das Orchester in der Kurt Masur sowohl für die Musik des Barock Akademie. Von ihrem breiten und der Wiener Klassik als auch Spektrum zeugt auch die seit 1937 für moderne Werke aus. Bis heute gewachsene Diskographie der Phil- spielen Uraufführungen eine wich- harmonie. Ein neuer Höhepunkt tige Rolle in den Programmen des wurde mit dem CD-Zyklus unter Orchesters. Gastspiele in den be- der Leitung von Michael Sander- deutenden Konzertsälen weltweit ling erreicht, der sich sämtlichen zeugen vom hohen Ansehen, das Sinfonien von Dmitri Schostako- die Dresdner Philharmonie in der witsch und Ludwig van Beethoven Klassikwelt genießt. Hochkarätig widmet (Sony Classical). 17
ORCHESTERBESETZUNG DIE DRESDNER PHILHARMONIE IM HEUTIGEN KONZERT 1. VIOLINEN KONTRABÄSSE Prof. Wolfgang Hentrich KV Julia Suslov-Wegelin Prof. Benedikt Hübner KM Marcus Gottwald KV Tobias Glöckler KV Antje Becker KV Thilo Ermold KV Alexander Teichmann KV Donatus Bergemann KV Annegret Teichmann KV Philipp Dose Juliane Kettschau KM Theresia Hänzsche BRATSCHEN Xianbo Wen Elgita Polloka* Christina Biwank KV Annekathrin Rammelt* Beate Müller KV Minchang Jo** Steffen Seifert KV FLÖTEN Heiko Mürbe KV Kathrin Bäz Andreas Kuhlmann KV Claudia Rose KM Joanna Szumiel KM Irena Dietze Harald Hufnagel 2. VIOLINEN Markus Gundermann KM Adela Bratu OBOEN Reinhard Lohmann KV Undine Röhner-Stolle KV Andreas Hoene KV VIOLONCELLI Isabel Kern Andrea Dittrich KV Jörn Hettfleisch Ulf Prelle KV Susanne Herberg KM Olena Guliei Teresa Novák Petra Willmann KV Signe Dietze* Rainer Promnitz KV Tatjana Reuter** Bruno Borralhinho KM Dorothea Plans Casal 18
KLARINETTEN Prof. Fabian Dirr KV TROMPETEN Prof. Henry Philipp KV Andreas Jainz KV Nikolaus von Tippelskirch KM FAGOTTE HARFE Felix Amrhein PAUKEN | SCHLAGWERK Sarah Christ* Robert-Christian Schuster KV Stefan Kittlaus Gido Maier KV CELESTA HÖRNER Johanna Lennartz* Sarah Ennouhi* Prof. Friedrich Kettschau KV Dietrich Schlät KV David Coral KM --> Kammermusiker | KV -> Kammervirtuos | * -> Gast | ** -> Akademie | *** -> Substitut 19
UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN SO 4. JUL 2021 | 18.00 Uhr KONZERTSAAL MAHLER 9 – FÜR KLAVIER SOLO Mahler: Sinfonie Nr. 9 D-Dur Fassung für Klavier solo von Albert Breier (Uraufführung) Stefan Wirth | Klavier DI 6. JUL 2021 | 19.30 Uhr KONZERTSAAL »… SCHÖNE WELT?« Busoni: »Berceuse élégiaque« (Bearb. für Kammerensemble von Erwin Stein) Shin: »The Hunterʼs Funeral« für Kammerensemble (Deutsche Erstaufführung) Mahler: Sinfonie Nr. 1 D-Dur (Bearbeitung für Kammerorchester von Klaus Simon) Bruno Borralhinho | Dirigent Ensemble Mediterrain SA 13. JUL 2021 | 19.30 Uhr KONZERTSAAL BEETHOVEN STREICHQUARTETTE Beethoven: Streichquartte C-Dur op. 59 Nr. 3 und cis-Moll op. 131 Collenbusch Quartett Cordula Fest | Violine Christiane Liskowsky | Violine Christina Biwank | Viola Ulf Prelle | Violoncello 20
DI 20. JUL 2021 | 19.30 Uhr KONZERTSAAL DIE SCHÖNE MÜLLERIN Schubert: »Die schöne Müllerin« – Liederzyklus Fassung für Tenor und Streichtrio von Tobias Forster Bernhard Berchtold | Tenor Philharmonisches Streichtrio Heike Janicke | Violine Andreas Kuhlmann | Viola Ulf Prelle | Violoncello MI 21. JUL 2021 | 19.30 Uhr KONZERTSAAL STUMMFILM UND LIVEMUSIK »Die Abenteuer des Prinzen Achmed« (D 1926) Animationsfilm von Lotte Reiniger live begleitet mit der Originalmusik von Wolfgang Zeller (Bearbeitung für Kammerensemble von Jens Schubbe) Gerd Herklotz | Dirigent Philharmonisches Kammerorchester Dresden Das aktuelle Konzertprogramm finden Sie online unter dresdnerphilharmonie.de 21
IMPRESSUM HERAUSGEBER TEXT BILDNACHWEISE Intendanz Jens Schubbe filmstarts.de: S. 4 der Dresdner Philharmonie wikimedia commons: S. 6 Schloßstraße 2 Der Text ist ein Originalbeitrag für rene-gagnaux.ch: S. 7 01067 Dresden dieses Heft; Abdruck nur mit aus- Brahms Institut Lübeck: S. 8 T +49 351 4866-282 drücklicher Genehmigung des Autors. kultur-in-krefeld: S. 10 Simon Pauly: S. 12 dresdnerphilharmonie.de Jens Schubbe, geboren 1962 in der Marco Borggreve: S. 14 Mecklenburgischen Schweiz, arbeitet Markenfotografie: S. 17 als Dramaturg für die Dresdner Phil- CHEFDIRIGENT UND harmonie. Darüber hinaus ist er als KÜNSTLERISCHER LEITER Autor bzw. beratend für diverse Insti- MUSIKBIBLIOTHEK tutionen tätig, u. a. Wiener Musikver- Marek Janowski Die Musikabteilung der ein, Konzerthaus Berlin, Schwetzinger Zentralbibliothek (2. OG) hält Festspiele, Wittener Tage für neue zu den aktuellen Programmen Kammermusik. Zuvor Tätigkeiten für der Philharmonie für Sie in INTENDANTIN das Collegium Novum Zürich (Künst- einem speziellen Regal lerischer Leiter/Geschäftsführer), Frauke Roth (V.i.S.d.P.) Partituren, Bücher und CDs das Konzerthaus Berlin (Dramaturg), bereit. die Berliner Kammeroper (Drama- turg) und das Theater Vorpommern (Chorsänger und Dramaturg). REDAKTION Jens Schubbe 22
© Björn Kadenbach JUNG UND KEINEN PLAN VON KLASSIK? PODCAST HÖREN! »PHIL TO EXPLORE« Katharina und Uma schauen hinter die Kulissen. Und zeigen euch, wie spannend und cool klassische Musik ist. Versprochen! Überall wo‘s Podcasts gibt und auf dresdnerphilharmonie.de 23
TICKETSERVICE Schloßstraße 2 01067 Dresden T +49 351 4866-866 Die aktuellen Öffnungszeiten entnehmen Sie bitte unserer Homepage ticket@dresdnerphilharmonie.de Änderungen vorbehalten. Bleiben Sie informiert: dresdnerphilharmonie.de kulturpalast-dresden.de Gesundheitspartner der Dresdner Philharmonie: Die Dresdner Philharmonie als Kultur- einrichtung der Landeshauptstadt MEDIZINISCHES Dresden (Kulturraum) wird mitfinanziert LABOR durch Steuermittel auf der Grundlage des OSTSACHSEN D RESDEN vom Sächsischen Landtag beschlossenen BAU TZEN GÖRLITZ Haushaltes.
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