Brahms Klavierkonzert - SA 03. JUL 2021 | KULTURPALAST - Dresdner Philharmonie

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Brahms Klavierkonzert - SA 03. JUL 2021 | KULTURPALAST - Dresdner Philharmonie
Brahms
Klavierkonzert
SA 03. JUL 2021 | KULTURPALAST
Brahms Klavierkonzert - SA 03. JUL 2021 | KULTURPALAST - Dresdner Philharmonie
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Brahms Klavierkonzert - SA 03. JUL 2021 | KULTURPALAST - Dresdner Philharmonie
PROGRAMM

           Albert Roussel (1869 – 1937)
           »Le Festin de lʼAraignée« (Das Festmahl der Spinne) –
           Fragments symphoniques op. 17
           Prélude. ›Un jardin‹ (Ein Garten). Lent –
           ›Entrée des fourmis‹ (Auftritt der Ameisen). Très animé – Moins animé – Très animé –
           ›Danse du papillon‹ (Tanz des Schmetterlings). Assez vite, mais pas trop – Un peu moins vif –
           ›Éclosion de l’éphémère‹ (Ausschlüpfen der Eintagsfliege). Assez lent –
           ›Danse de l’éphémère‹ (Tanz der Eintagsfliege). Animé –
           ›Funérailles de l’éphémère‹ (Begräbnis der Eintagsfliege). Modérément lent –
           ›La nuit tombe sur le jardin solitaire‹ (Die Nacht senkt sich über den einsamen Garten). Lent

           Johannes Brahms (1833 – 1897)
           Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur op. 83 (1881)
           Allegro non troppo
           Allegro appassionato
           Andante
           Allegretto grazioso

           Lionel Bringuier | Dirigent
           Kirill Gerstein | Klavier
           Dresdner Philharmonie
Brahms Klavierkonzert - SA 03. JUL 2021 | KULTURPALAST - Dresdner Philharmonie
JENS SCHUBBE

    Impressionistische
    Phantasiewelt
    Roussels »Le Festin de l’Araignée«

                           Still aus einem Puppentrickfilm von Ladislas Starevitch, erste Hälfte 20. Jahrhundert

    In den Jahren knapp nach Anbruch des                   hauchen und erschuf in seinen Puppen-
    20. Jahrhunderts experimentierte der                   trickfilmen eine phantastische Welt, in
    polnisch-russische Fotograf und Pionier                der menschliches Erleben gleichsam in
    des Animationsfilms Ladislas Starevitch                die Welt der Insekten transferiert wird.
    damit, präparierten Insekten durch eine                Im Bereich der Musik und des Tanzes
    von ihm entwickelte Stop-Motion-Tech-                  ist Albert Roussel etwas Vergleichbares
    nik auf der Leinwand neues Leben einzu-                mit dem Ballett »Le Festin de l’Araignée«

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Brahms Klavierkonzert - SA 03. JUL 2021 | KULTURPALAST - Dresdner Philharmonie
geglückt. Den Auftrag für das Ballett          und Bräuche der Insekten‹ nannte. Fabre
erhielt Roussel 1912 von Jacques Rouché,       betrachtete das artenreiche Kleingetier
dem Direktor des Théâtre des Arts (heute       nicht nur von der anatomischen und
das Théâtre Herbetot) in Paris, wo es 1913     biologisch-systematischen, sondern auch
erfolgreich erfolgreich zur Premiere           von ihrer sozialen und, wenn man so will,
kam und anschließend noch 22 Mal               intelligenten und psychologischen Seite.
gezeigt wurde. Damit reiht es sich ein         Er fing sie nicht ein, sondern beobachtete
in die damals in schneller Folge in Paris      ihr Leben, verfolgte ihr Verhalten und
produzierten Ballette, mit denen Musik-        fragte sich, woher zum Beispiel das Wis-
geschichte geschrieben wurde: Ravels           sen komme, mit denen die Kerbtiere sich
»Dpahnis et Chloé« war ein Jahr zuvor          und ihrer Spezies das Überleben sichern.
herausgekommen, nur wenige Wochen              Seine Entdeckungen lesen sich bisweilen
nach der Urauffürung von »Le Festin de         ›wie ein Krimi‹ (Iris Radisch). Den siebten
l’Araignée« erhitzte Strawinskis »Le Sacre     von zehn Bänden widmete er den Spin-
du printemps« die Gemüter. Zwar war            nen. Einem Dichter mit Neigungen zum
Roussels Ballett nicht für Serge Djagilews     Symbolismus bot er viele Anregungen.«
»Ballets Russes« komponiert worden,
aber sicher spielte das große Interesse        Die Handlung führt uns also in die Welt
am Tanz, das durch Djagilew und seine          der Insekten voller Schönheiten und
Ballett-Compagnie in Paris entfacht            Grausamkeiten und beschreibt einen
wurde, auch für die Entstehung von »Le         Tag in einem Garten. Wir geben hier
Festin de l’Araignée« eine Rolle. Das          nicht den ganzen Plot wieder, sondern
Libretto hatte Gilbert de Voisins verfasst,    beschränken uns auf jene Episoden, die
und Habakuk Traber teilt in einem 2019         Roussel für die Sinfonischen Fragmente
veröffentlichten Text interessante Hin-        ausgewählt hat, die er für den Konzert-
tergründe mit: »Gilbert de Voisins war         gebrauch zusammengestellt hat. Nach-
tänzerisch vorbelastet; seine Großmutter,      dem im Prélude der Tagesanbruch
Marie Taglioni, gilt als erste Starballerina   nachgezeichnet wird, begegnet zunächst
des romantischen Balletts. Die Details für     eine Armada von Ameisen, die mit großer
sein Szenario fand er in den zehn Bän-         Anstrengung ein Rosenblatt beiseiteschafft.
den von Jean-Henri Fabres ›Souvenirs           Sodann hat der Schmetterling seinen
entomologiques‹ (Erinnerungen eines            Auftritt. Die gefräßige Spinne bittet ihn,
Insektenforschers), die dieser im Unter-       seinen Tanz doch näher am Boden zu
titel eine ›Studie über Instinkt, Sitten       vollführen, damit sie ihn besser sehen

                                                                                             5
Brahms Klavierkonzert - SA 03. JUL 2021 | KULTURPALAST - Dresdner Philharmonie
und bewundern könne. Dort freilich hat
    sie ihr Netz gespannt, und das Ende des
    Schmetterlings ist absehbar ...
    Anschließend erleben wir das Schlüpfen,
    den Tanz und das allzu frühe Ende der
    Eintagsfliege, die von den Bewohnern des
    Gartens zu Grabe getragen wird. Im Ballett
    übrigens kommt auch die Titelheldin,
    die Spinne, zu Tode: Sie wird Opfer einer
    Gottesanbeterin.
    Roussels Musik ist ganz vom Geist des
    französischen Impressionismus erfüllt.
    Gleich im Prélude ist das nachzuvoll-
    ziehen: Wie ein Mosaik fügen sich die
    Klänge aus kleinen Segmenten, die meist
    nur zwei oder drei Takte umfassen und bei
    ihren Wiederholungen sanfte Veränderun-
    gen erfahren, in neuer farblicher Schat-
    tierung oder harmonischer Beleuchtung
                                                 Albert Roussel im Jahr 1913
    erscheinen. Dabei schaffen die Streicher
    den klanglichen Hintergrund, vor dem
    insbesondere die Holzbläser klarer kon-
    turierte Linien zeichnen.Der Auftritt der    ausgewählten Episoden gelten der Ein-
    Ameisen vollzieht sich in einem phantas-     tagsfliege: Ihre Geburt spiegelt Rous-
    tischen Geschwindmarsch mit groteskem        sel in einem statischen Klangbild mit
    Einschlag, der ins Stocken kommt, wenn       flächigem, akkordisch geprägtem Satz
    die Insekten das Rosenblatt zu transpor-     der Streicher, einzelnen Farbtupfern
    tieren versuchen.                            von Harfe und Bläsern sowie fragmen-
    Der Tanz des Schmetterlings wird in          tarischen melodischen Gebilden, die
    einem kammermusikalisch durchsichti-         nachzeichnen, wie sich das Insekt sich
    gen, von den kapriziösen Eskapaden der       ans Licht müht, um dann in einem Tanz
    Holzbläser geprägten Satz gezeichnet.        abzuheben. Ein geradezu pointilistischer
    Über das tragische Ende des Schmetter-       Klangzauber wird entfacht, der sich im
    lings lässt die geradezu tonmalerische       zentralen Teil des Satzes zu einem ele-
    Musik keinen Zweifel aufkommen. Gleich       ganten und schwerelosen Walzer verdich-
    drei der für die Sinfonischen Fragmente      tet – ein kurzes Fest des Lebens, dessen

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Brahms Klavierkonzert - SA 03. JUL 2021 | KULTURPALAST - Dresdner Philharmonie
Ende die anderen Tiere in einem Trauer-
marsch beklagen, dem insbesondere das
Englischhorn im Verbund mit Klarinette
und Flöte die charakteristische Färbung
verleiht. Wenn die Nacht ihre Schatten
über den still gewordenen Garten breitet,
kehren jene Klänge wieder, mit denen das
Werk begann.
Roussels »Le Festin de l’Araignée« korres-
pondiert im märchenhaften Sujet und der
untergründig melancholischen Färbung
mit Ravels »Ma mére l’oye«. Damien Top
hat eben diesen Charakter von Roussels
Musik treffend zu deuten gewusst: »Trotz     Albert Roussel beobachtet eine Spinne

der außerordentlich geschickten Instru-
mentierung und der Rasanz des Stils
handelt es sich um ein tragisches Werk,      ALBERT ROUSSEL
                                             * 5. April 1869 in Tourcoing
um eine Meditation über das Menschen-
                                             † 23. August 1937 in Royan
leben, in der die Zeitstimmung zum
                                             »Le Festin de l’Araignée« –
Ausdruck kommt. In Stille und Schatten
des Paradiesgartens verkörpern Schmet-       Fragments symphoniques op. 17
terling, Spinne und vor allem die Eintags-   ENTSTEHUNG
                                             Ende November 1912 bis 3. Februar 1913
fliege die Sorglosigkeit der tollen Jahre
vor dem Abgrund.«                            URAUFFÜHRUNG
                                             Premiere des Balletts am 3. April 1913 im
                                             Théàtre des Arts de Paris;
                                             musikalische Leitung: Gabriel Grovlez
                                             ZULETZT VON DER DRESDNER
                                             PHILHARMONIE GESPIELT
                                             12. Oktober 2014 unter der Leitung von
                                             Bertrand de Billy
                                             BESETZUNG
                                             2 Flöten (2. auch Piccolo), 2 Oboen (2. auch
                                             Englischhorn), 2 Klarinetten, 2 Fagotte,
                                             2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Schlagwerk
                                             (Große Trommel, Becken, Kleine Trommel,
                                             Triangel), Celesta, Harfe, Streicher
                                             DAUER
                                             ca. 17 Minuten

                                                                                            7
Brahms Klavierkonzert - SA 03. JUL 2021 | KULTURPALAST - Dresdner Philharmonie
»Symphonie mit obligatem Klavier«
    Brahms’ Zweites Klavierkonzert

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                                                             als ein Werk von gewaltiger Dimension
                                                             und von außerordentlichem Rang. Jenes
                                                             »ganz kleine zarte Scherzo«, das weder
                                                             klein, noch zart, noch überhaupt ein
                                                             Scherzo ist, verstärkte den Eindruck, dass
                                                             es sich bei diesem Werk eigentlich um
                                                             eine »Symphonie mit obligatem Klavier«
                                                             (Eduard Hanslick) handele. Gewiss ist
    Johannes Brahms auf einer Fotografie aus dem Jahr 1882
                                                             der sinfonische Duktus des Konzertes
    »Erzählen will ich, dass ich ein ganz                    nicht zu überhören. Bemerkenswert
    ein kleines Klavierkonzert geschrieben                   sind aber auch die gegenläufigen Ten-
    mit einem ganz einem kleinen zarten                      denzen: die Hinwendung zu kammer-
    Scherzo.« So schrieb Johannes Brahms,                    musikalisch durchgearbeiteten, äußerst
    der Meister der Untertreibung, 1881 an                   beziehungsreichen Strukturen, die auf
    die befreundete Elisabeth von Herzogen-                  weiten Strecken dialogisch getrennten
    berg. Das in diesem Brief avisierte Zweite               Orchester- und Klavierpartien und die

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erstaunliche Seltenheit von Tutti-Ab-         entspricht auch, dass Brahms formale
schnitten. In der Synthese konzertanter,      Eckpunkte des Satzes – traditionell oft
kammermusikalischer und sinfonischer          auffällige Zielpunkte von Entwicklungen –
Elemente und in einer formalen Ge-            geradezu versteckt, einebnet, mit größter
staltung, die bezeugt, dass Brahms »sich      Diskretion behandelt. So wird mit dem
nicht der Tradition unterwarf, sondern        Einsatz der Reprise der Satzbeginn nicht
sie weiterdachte« (Carl Dahlhaus), gelang     wiederholt, sondern vage erinnert: ein Mo-
ihm ein höchst persönliches Werk, das in      ment, der klingt »wie Glockengeläut aus
vielschichtiger Weise jene Tradition des      dem versunkenen Vineta.« Die Sonaten-
Klavierkonzertes zusammenfasste, die          form scheint hier »viel weniger vollzogen,
von Beethoven ausging und die Gattung         denn erinnert und zitiert [...] – als eine
zur Sinfonie hin öffnete. Ein wie aus der     Struktur, welche gewissermaßen nur noch
Ferne erklingender Hornruf eröffnet den       seismisch, mit genau disponiertem Echo-
ersten Satz. Gleichsam aus der Nähe wird      lot, ein Gebäude, das nur noch im Wider-
er vom Klavier beantwortet. Wie impro-        hall vergegenwärtigt werden kann, mit
visiert wirkt dieser Beginn. Dann aber        dem es dem Hineinrufenden antwortet.«
wird die Motivik dieses eigentlich noch       (Peter Gülke)
»unfertigen« Themas sogleich verarbeitet.     Der zweite Satz, das angeblich »kleine
War es eingangs »noch nicht«, ist es jetzt    zarte Scherzo«, erinnert an jenen tra-
schon »nicht mehr«. Brahms dynamisiert        ditionellen Satztypus bestenfalls noch
hier eigentlich eher statische Satzteile zu   durch das dreizeitige Metrum und die
einer in steter Entwicklung begriffenen       dreiteilige Form. Dieses Allegro appassio-
Klangrede. Dem Streben nach möglichst         nato avanciert zum dunklen Pol des Kon-
unausgesetzter variativer Entwicklung         zertes und changiert zwischen düster

                                                                                           9
Brahms am Klavier, Zeichnung von Willy von Beckerath, 1883

     balladeskem Ton und zarter Klage. Durch                      stört die Ruhe und Harmonie empfindlich,
     seinen straffen, energischen Charakter                       bevor in einem Überleitungsabschnitt die
     schafft dieser Satz im Werkganzen den                        Zeit zum Stillstand zu kommen scheint,
     Ausgleich zwischen dem trotz bewegter                        die Musik gleichsam in einen Schlaf ver-
     Episoden ruhigen Kopfsatz und dem wie                        senkt wird und wie im Traum die Melodie
     entrückt scheinenden dritten Satz.                           des Beginns wiederkehrt.
     Nicht dem Klavier, sondern dem Solo-                         Das Finale wirkt im Vergleich zu den
     Cello bleibt es vorbehalten, den dritten                     anderen Sätzen am ehesten konzertant
     Satz mit einem ungemein inspirierten                         und am wenigsten sinfonisch, ist auch der
     Thema zu eröffnen. Erst dann, zögernd,                       charakterlich lichteste, unbeschwerteste
     dem Verklungenen nachlauschend, über-                        Satz, wenngleich diese Gelöstheit gegen
     nimmt das Klavier und setzt mit einem                        Ende der Durchführung für Momente
     eigenen Monolog fort, der allmählich in                      umzuschlagen droht. Aber Brahms, der
     harmonisch dunkle Bereiche führt. Der                        einmal äußerte, bei ihm laufe alles in Ge-
     durchführungsartige Mittelteil des Satzes                    dankenstriche aus, belässt es bei einer An-

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deutung und beschließt den Satz mit einer   JOHANNES BRAHMS
                                            * 7. Mai 1833 in Hamburg
temperamentvollen Coda. Im Gegensatz
                                            † 3. April 1897 in Wien
zum Ersten Klavierkonzert, das sich nur
zögernd durchzusetzen vermochte, feierte    Konzert für Klavier und
Brahms mit dem Zweiten Klavierkonzert
                                            Orchester Nr. 2 B-Dur op. 83
von Anfang an große Erfolge: Allein im
                                            ENTSTEHUNG
ersten Vierteljahr nach der Premiere wur-   1878 bis 1881
de das Konzert 21 Mal aufgeführt.
                                            URAUFFÜHRUNG
                                            inoffiziell im Oktober 1881 in Meiningen
                                            unter Leitung von Hans von Bülow,
                                            offiziell am 9. November 1881 in Pest unter
                                            Alexander Erkel, in beiden Fällen
                                            mit Brahms als Solist
                                            ZULETZT IN EINEM KONZERT DER
                                            DRESDNER PHILHARMONIE
                                            14. Februar 2019 mit Nicholas Angelich als
                                            Solist unter Leitung von Michael Sanderling
                                            BESETZUNG
                                            2 Flöten, 2 Oben, 2 Klarinetten, 2 Fagotte,
                                            4 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher
                                            DAUER
                                            ca. 49 Minuten

                                                                                          11
DIRIGENT

     LIONEL
     BRINGUIER
                Der französische Dirigent Lionel
                Bringuier gehört zu den Ausnahme-
                erscheinungen seiner Generation.
                Die künstlerische Reife und Tiefe
                seiner Interpretationen haben ihm
                eine tragende Rolle in der Zusam-
                menarbeit mit weltweit führenden
                Orchestern und international
                renommierten Künstlern sowohl
                im Konzert- als auch im Opern-
                bereich sowie bei der Einspielung
                zahlreicher Aufnahmen einge-
                bracht.
                2006 ernannte Esa-Pekka Salonen,
                damaliger Leiter des Los Angels
                Philharmonic Orchestra, Lionel
                Bringuier zu seinem Assistenten.
                2007 wurde er zum stellvertreten-    Orchestra in Paris. 2011 debütierte
                den Leiter dieses Klangkörpers       er als Operndirigent mit Bizets
                gewählt –­als jüngster Dirigent in   »Carmen« in Valladolid und an
                der Geschichte des Orchesters,       der Königlichen Oper Stockholm,
                dessen Resident Conductor er         2014 mit Massenets »Werther« im
                außerdem von 2011 bis 2013 war.      Teatro alla Scala in Mailand. Von
                2009 wurde er zum Musikdirektor      2014 bis 2018 war er Chefdirigent
                des Orquesta Sinfónica Castilla      des Tonhalle-Orchesters Zürich.
                y León in Valladolid, Spanien,       Bringuier ist als Gastdirigent unter
                ernannt und blieb dort bis zur       anderem mit dem Cleveland
                Saison 2011/2012. Seit 2014 ist er   Orchestra, dem Chicago Symphony
                Gastdirigent des Alma Chamber        Orchestra, dem London Symphony

12
Lionel Bringuier wurde von der
                                    französischen Regierung zum
                                    Chevalier de l’Ordre National du
                                    Mérite ernannt und mit der Mé-
                                    daille d’or à l’unanimité avec les
                                    félicitations du jury à l’Académie
                                    Prince Rainier III de Monaco und
                                    der Médaille d’or der Stadt Nizza
                                    ausgezeichnet.
                                    Im Alter von fünf Jahren begann
                                    Bringuier seine Ausbildung am
                                    Konservatorium seiner Heimat-
                                    statt Nizza, wo er das Cellospiel
                                    erlernte. Im Februar 2000 wur-
                                    de er mit 13 Jahren am Pariser
                                    Konservatorium aufgenommen,
                                    wo er zunächst Violoncello bei
                                    Philippe Muller und dann Dirigie-
                                    ren studierte. 2002 wurde er mit
                                    15 Jahren als jüngster Franzose
                                    in die Dirigentenklasse von Zsolt
                                    Nagy aufgenommen; er setzte sich
Orchestra sowie den Münchner        dabei unter 49 Kandidaten durch.
Philharmonikern aufgetreten und     Im gleichen Jahr erreichte er seine
hat zahlreiche Uraufführungen       Hochschulreife mit der Auszeich-
dirigiert, darunter Rands Konzert   nung Mention très bien à l’unani-
für Englischhorn und Orchester,     mité mit Diplomen für Violoncello
Salonens »Karawane« und die         und Dirigieren. Danach besuchte
Schweizer Premiere von Saariahos    er Meisterkurse bei Péter Eötvös
»Trans« für Harfe und Orchester.    und János Fürst.
Die Aufnahme sämtlicher Orches-
terwerke Ravels mit dem Tonhalle-
Orchester erschien im April 2016
beim Label Deutsche Grammophon.

                                                                          13
PIANIST

     KIRILL
     GERSTEIN
                Der Pianist Kirill Gerstein ver-
                bindet die Traditionen des
                russischen, amerikanischen und
                mitteleuropäischen Musizierens
                mit seiner unersättlichen Neugier.
                Dank dieser Eigenschaft ist sein
                Repertoire breit gefächert und um-
                fasst verschiedene musikalische
                Epochen. Von Bach bis Adès zeich-
                net sich Gersteins Spiel durch eine
                klare Ausdrucksweise, ausgeprägte
                Intelligenz und Virtuosität sowie
                eine energiegeladene musikalische
                Präsenz aus.
                Geboren in der ehemaligen Sowjet-
                union, ist Gerstein amerikanischer
                Staatsbürger und lebt in Berlin.
                Seine Karriere ist ebenso inter-
                national und reicht von Konzer-
                ten mit dem Chicago und Boston
                Symphony Orchestra, dem Leip-
                ziger Gewandhausorchester, dem
                Royal Concertgebouw Orchestra,
                den Wiener und Berliner Philhar-
                monikern, dem London Symphony
                Orchestra und dem Symphonie-
                orchester des Bayerischen Rund-
                funks bis hin zu Liederabenden in
                London, Berlin, Wien, Paris und
                New York. Kirill Gerstein ist

14
derzeit Mitglied des Lehrkör-          Gramophone Award 2020 und drei
pers der Kronberg Academy              Nominierungen für den GRAMMY
und Professor für Klavier an der       Award. Im Mai 2021 hat Gerstein
Hochschule für Musik »Hanns            das ebenfalls speziell für ihn
Eisler« Berlin. Unter der Schirm-      komponierte Klavierkonzert des
herrschaft der Kronberg Academy        Österreichers Thomas Larcher
geht seine Reihe kostenloser und       uraufgeführt, ein Co-Auftrag der
offener Online-Seminare mit dem        Berliner Philharmoniker, der
Titel ›Kirill Gerstein invites‹ nun    Tschechischen Philharmonie,
in die dritte Saison, in der er        der Niederländischen Radio-
Gespräche mit führenden Mu-            philharmonie und des Wiener
sikern, Künstlern und Denkern          Konzerthauses.
führt.
Im letzten Jahr führte Gersteins
langjährige Zusammenarbeit
mit Thomas Adès zur Veröffent-
lichung von zwei Aufnahmen:
Der Mitschnitt der Uraufführung
von Adès‘ Konzert für Klavier und
Orchester, das er eigens für Gerste-
in geschrieben hat, erschien bei
der Deutschen Grammophon, und
eine Auswahl von Thomas Adès‘
Klavierwerken wurde unter dem
Titel »In Seven Days« bei myrios
classics veröffentlicht. Beide CDs
erhielten eine beeindruckende
Reihe von Auszeichnungen,
darunter einen International
Classical Music Award 2021, einen

                                                                          15
ORCHESTER

     DRESDNER
     PHILHARMONIE

                 Die Dresdner Philharmonie blickt      men auf die Musik Anton Bruck-
                 als Orchester der Landeshauptstadt    ners legte, trug dem Orchester den
                 Dresden auf eine 150-jährige          Ruf eines »Bruckner-Orchesters«
                 Geschichte zurück. Mit der Eröff-     ein. Zu den namhaften Gastdiri-
                 nung des sogenannten Gewerbe-         genten, die damals zur Philhar-
                 haussaals am 29. November 1870        monie kamen, zählten Hermann
                 erhielt die Bürgerschaft Gelegen-     Abendroth, Eduard van Beinum,
                 heit zur Organisation großer          Fritz Busch, Eugen Jochum,
                 Orchesterkonzerte. Ab 1885 wurden     Joseph Keilberth, Erich Kleiber,
                 regelmäßig Philharmonische            Hans Knappertsbusch und Franz
                 Konzerte veranstaltet, bis sich das   Konwitschny zur Dresdner Phil-
                 Orchester 1923 seinen heutigen        harmonie brachte.
                 Namen gab. In den ersten Jahr-        Nach 1945 bis in die 1990er Jahre
                 zehnten standen Komponisten wie       waren Heinz Bongartz, Horst
                 Brahms, Tschaikowski, Dvořák          Förster, Kurt Masur (seit 1994 auch
                 und Strauss mit eigenen Werken        Ehrendirigent), Günther Herbig,
                 am Pult der Dresdner Philharmo-       Herbert Kegel, Jörg-Peter Weigle
                 nie. Im Orchester spielten heraus-    und Michel Plasson als Chefdiri-
                 ragende Konzertmeister wie Stefan     genten tätig. In jüngster Zeit präg-
                 Frenkel, Simon Goldberg oder die      ten Dirigenten wie Marek Janow-
                 Cellisten Stefan Auber und Enrico     ski, Rafael Frühbeck de Burgos und
                 Mainardi. Carl Schuricht und Paul     Michael Sanderling das Orchester.
                 van Kempen leiteten ab 1934 das       Mit Beginn der Saison 2019/2020
                 Orchester; besonders van Kempen       ist Marek Janowski noch einmal als
                 führte die Dresdner Philharmonie      Chefdirigent und künstlerischer
                 zu Spitzenleistungen. Der starke      Leiter zur Dresdner Philharmonie
                 Fokus, den er in seinen Program-      zurückgekehrt.

16
Ihre Heimstätte ist der im April      besetzte Bildungs- und Familien-
2017 eröffnete hochmoderne Kon-       formate ergänzen das Angebot für
zertsaal im Kulturpalast im Herzen    junge Menschen; mit Probenbesu-
der Altstadt. Im romantischen         chen und Schulkonzerten werden
Repertoire hat sich das Orchester     bereits die jüngsten Konzertbesu-
einen ganz eigenen »Dresdner          cher an die Welt der klassischen
Klang« bewahrt. Darüber hinaus        Musik herangeführt. Den musika-
zeichnet es sich durch eine klang-    lischen Spitzennachwuchs fördert
liche und stilistische Flexibilität   das Orchester in der Kurt Masur
sowohl für die Musik des Barock       Akademie. Von ihrem breiten
und der Wiener Klassik als auch       Spektrum zeugt auch die seit 1937
für moderne Werke aus. Bis heute      gewachsene Diskographie der Phil-
spielen Uraufführungen eine wich-     harmonie. Ein neuer Höhepunkt
tige Rolle in den Programmen des      wurde mit dem CD-Zyklus unter
Orchesters. Gastspiele in den be-     der Leitung von Michael Sander-
deutenden Konzertsälen weltweit       ling erreicht, der sich sämtlichen
zeugen vom hohen Ansehen, das         Sinfonien von Dmitri Schostako-
die Dresdner Philharmonie in der      witsch und Ludwig van Beethoven
Klassikwelt genießt. Hochkarätig      widmet (Sony Classical).

                                                                           17
ORCHESTERBESETZUNG

     DIE DRESDNER PHILHARMONIE
     IM HEUTIGEN KONZERT

     1. VIOLINEN
                                                         KONTRABÄSSE
     Prof. Wolfgang Hentrich KV
     Julia Suslov-Wegelin                                Prof. Benedikt Hübner KM
     Marcus Gottwald KV                                  Tobias Glöckler KV
     Antje Becker KV                                     Thilo Ermold KV
     Alexander Teichmann KV                              Donatus Bergemann KV
     Annegret Teichmann KV                               Philipp Dose
     Juliane Kettschau KM
     Theresia Hänzsche
                                  BRATSCHEN
     Xianbo Wen
     Elgita Polloka*              Christina Biwank KV
     Annekathrin Rammelt*         Beate Müller KV
     Minchang Jo**                Steffen Seifert KV     FLÖTEN
                                  Heiko Mürbe KV
                                                         Kathrin Bäz
                                  Andreas Kuhlmann KV
                                                         Claudia Rose KM
                                  Joanna Szumiel KM
                                  Irena Dietze
                                  Harald Hufnagel
     2. VIOLINEN
     Markus Gundermann KM
     Adela Bratu                                         OBOEN
     Reinhard Lohmann KV
                                                         Undine Röhner-Stolle KV
     Andreas Hoene KV
                                  VIOLONCELLI            Isabel Kern
     Andrea Dittrich KV
     Jörn Hettfleisch             Ulf Prelle KV
     Susanne Herberg KM           Olena Guliei
     Teresa Novák                 Petra Willmann KV
     Signe Dietze*                Rainer Promnitz KV
     Tatjana Reuter**             Bruno Borralhinho KM
                                  Dorothea Plans Casal

18
KLARINETTEN
Prof. Fabian Dirr KV
                                      TROMPETEN
Prof. Henry Philipp KV
                                      Andreas Jainz KV
                                      Nikolaus von Tippelskirch KM

FAGOTTE
                                                                            HARFE
Felix Amrhein
                                      PAUKEN | SCHLAGWERK                   Sarah Christ*
Robert-Christian Schuster KV
                                      Stefan Kittlaus
                                      Gido Maier KV

                                                                            CELESTA
HÖRNER
                                                                            Johanna Lennartz*
Sarah Ennouhi*
Prof. Friedrich Kettschau KV
Dietrich Schlät KV
David Coral

KM --> Kammermusiker | KV -> Kammervirtuos | * -> Gast | ** -> Akademie | *** -> Substitut

                                                                                                19
UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN

                SO 4. JUL 2021 | 18.00 Uhr
                KONZERTSAAL
                MAHLER 9 – FÜR KLAVIER SOLO
                Mahler: Sinfonie Nr. 9 D-Dur
                Fassung für Klavier solo von Albert Breier
                (Uraufführung)
                Stefan Wirth | Klavier

                DI 6. JUL 2021 | 19.30 Uhr
                KONZERTSAAL
                »… SCHÖNE WELT?«
                Busoni: »Berceuse élégiaque« (Bearb.
                für Kammerensemble von Erwin Stein)
                Shin: »The Hunterʼs Funeral« für
                Kammerensemble (Deutsche Erstaufführung)
                Mahler: Sinfonie Nr. 1 D-Dur (Bearbeitung für
                Kammerorchester von Klaus Simon)
                Bruno Borralhinho | Dirigent
                Ensemble Mediterrain

                SA 13. JUL 2021 | 19.30 Uhr
                KONZERTSAAL
                BEETHOVEN STREICHQUARTETTE
                Beethoven: Streichquartte C-Dur op. 59 Nr. 3
                und cis-Moll op. 131
                Collenbusch Quartett
                Cordula Fest | Violine
                Christiane Liskowsky | Violine
                Christina Biwank | Viola
                Ulf Prelle | Violoncello

20
DI 20. JUL 2021 | 19.30 Uhr
                  KONZERTSAAL
                  DIE SCHÖNE MÜLLERIN
                  Schubert:
                  »Die schöne Müllerin« – Liederzyklus
                  Fassung für Tenor und Streichtrio
                  von Tobias Forster
                  Bernhard Berchtold | Tenor
                  Philharmonisches Streichtrio
                  Heike Janicke | Violine
                  Andreas Kuhlmann | Viola
                  Ulf Prelle | Violoncello

                  MI 21. JUL 2021 | 19.30 Uhr
                  KONZERTSAAL
                  STUMMFILM UND LIVEMUSIK
                  »Die Abenteuer des Prinzen Achmed« (D 1926)
                  Animationsfilm von Lotte Reiniger
                  live begleitet mit der Originalmusik von
                  Wolfgang Zeller (Bearbeitung für Kammerensemble
                  von Jens Schubbe)
                  Gerd Herklotz | Dirigent
                  Philharmonisches Kammerorchester Dresden

Das aktuelle Konzertprogramm finden Sie online unter dresdnerphilharmonie.de
                                                                               21
IMPRESSUM

     HERAUSGEBER                 TEXT                                     BILDNACHWEISE
     Intendanz                   Jens Schubbe                             filmstarts.de: S. 4
     der Dresdner Philharmonie                                            wikimedia commons: S. 6
     Schloßstraße 2              Der Text ist ein Originalbeitrag für     rene-gagnaux.ch: S. 7
     01067 Dresden               dieses Heft; Abdruck nur mit aus-        Brahms Institut Lübeck: S. 8
     T +49 351 4866-282          drücklicher Genehmigung des Autors.      kultur-in-krefeld: S. 10
                                                                          Simon Pauly: S. 12
     dresdnerphilharmonie.de
                                 Jens Schubbe, geboren 1962 in der        Marco Borggreve: S. 14
                                 Mecklenburgischen Schweiz, arbeitet      Markenfotografie: S. 17
                                 als Dramaturg für die Dresdner Phil-
     CHEFDIRIGENT UND            harmonie. Darüber hinaus ist er als
     KÜNSTLERISCHER LEITER       Autor bzw. beratend für diverse Insti-   MUSIKBIBLIOTHEK
                                 tutionen tätig, u. a. Wiener Musikver-
     Marek Janowski                                                       Die Musikabteilung der
                                 ein, Konzerthaus Berlin, Schwetzinger
                                                                          Zentralbibliothek (2. OG) hält
                                 Festspiele, Wittener Tage für neue
                                                                          zu den aktuellen Programmen
                                 Kammermusik. Zuvor Tätigkeiten für
                                                                          der Philharmonie für Sie in
     INTENDANTIN                 das Collegium Novum Zürich (Künst-
                                                                          einem speziellen Regal
                                 lerischer Leiter/Geschäftsführer),
     Frauke Roth (V.i.S.d.P.)                                             Partituren, Bücher und CDs
                                 das Konzerthaus Berlin (Dramaturg),
                                                                          bereit.
                                 die Berliner Kammeroper (Drama-
                                 turg) und das Theater Vorpommern
                                 (Chorsänger und Dramaturg).

                                 REDAKTION
                                 Jens Schubbe

22
© Björn Kadenbach
JUNG UND KEINEN PLAN VON KLASSIK?

PODCAST HÖREN!
                    »PHIL TO EXPLORE«

                    Katharina und Uma schauen hinter die Kulissen.
                    Und zeigen euch, wie spannend und cool klassische
                    Musik ist. Versprochen!

Überall wo‘s Podcasts gibt und auf dresdnerphilharmonie.de

                                                                        23
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