CANTATAS of the BACH FAMILY - Benjamin Appl BERLINER BAROCK SOLISTEN Reinhard Goebel - IDAGIO

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CANTATAS of the BACH FAMILY - Benjamin Appl BERLINER BAROCK SOLISTEN Reinhard Goebel - IDAGIO
hänssler
                               CL ASSIC

CANTATAS of the BACH FAMILY
          Benjamin Appl
    BERLINER BAROCK SOLISTEN
        Reinhard Goebel
CANTATAS of the BACH FAMILY                                                                                    KANTATEN der BACH-FAMILIE
Carl Philipp Emanuel Bach 1714 – 1788                     Johann Christoph Friedrich Bach 1732 – 1795          Wilhelm Friedemann Bach 1710 – 1784                       Benjamin Appl, Bariton
„Ich bin vergnügt mit meinem Stande“                      „Pygmalion“                                          Sinfonie B-Dur Falck 71/C5 für Streicher & Basso
Kantate für Bass, Streicher & Basso Continuo              Kantate auf einen Text von K. W. Ramler              Continuo                                                  Berliner Barock Solisten
Wq/HWV deest                                              (um 1770) – G 50                                     World Premiere / Weltersteinspielung                      Reinhard Goebel
World Premiere / Weltersteinspielung                      für Bass, Streicher & Basso Continuo
                                                                                                               18. Allegro                                        4:44
1.   Arie                                          2:52   7.  Recitativ                                 2:10   19. Andante                                        4:01
2.   Recitativ                                     1:09   8.  Arie Allegro                              7:56   20. Presto                                         1:39
3.   Arie                                          5:17   9.  Recitativ                                 0:39
                                                              10. Andante                               1:52
                                                              11. Accomp                                1:40   Johann Sebastian Bach 1685 – 1750
„Mons. Bach de Berlin“                                        12. Adagio                                2:44   „Ich habe genug“
(CPhE ?) Bach                                                 13. Andante                               3:38   Kantate BWV 82 für Bass, Oboe,
Sinfonie in F-Dur für Streicher & Basso continuo              14. Larghetto                             3:02   Streicher & Basso Continuo
Wq/HWV deest                                              15. Arie Allegretto                           6:38   (Fassung Leipzig ca. 1747)
World Premiere / Weltersteinspielung                      16. Recitativ                                 0:26
                                                          17. Arie Larghetto                            2:55   21.   Arie                                         6:11
4.   (Allegro)                                     3:37
                                                                                                               22.   Recitativ                                    1:17
5.   Adagio                                        2:00
                                                                                                               23.   Arie                                         6:22
6.   Allegro assai                                 1:40
                                                                                                               24.   Recitativ                                    0:46
                                                                                                               25.   Arie                                         3:40

                                                                                                               Christoph Hartmann
                                                                                                               Oboe & Oboe da caccia

                                                                                                               Gesamtspielzeit / Total time:                 79:45

2                                                                                                                                                                                                   3
Bach-Familie                                         Dreißig Jahre lang hatte er durch sein Wirken und   den war, daß nicht nur in der Wohnung in der           Welt um ihn herum ausgesetzt – und reagierte
Allzu leicht gerät bei der Reflexion über Johann     Schaffen nolens-volens bestimmt, wo in Sachsen      Thomas-Schule oben links die Wände wackelten,          auch darauf.
Sebastian Bach und seine Söhne aus dem Blick-        und Thüringen musikalisch Vorne zu lokalisieren     sondern sofort auch eine Verschlechterung der          Stolz berichtete er 1786 „habe ich vor kurzem ein
feld, daß es sechs Söhne aus zwei Ehen waren,        war: immer genau dort, wo er war, in seinen Hän-    Außenbeziehungen des alternden Komponisten             Ries u. mehr alte Arbeiten von mir verbrannt u.
die „zur Music inclinirten“. Jedoch verschwand       den und auf seinem Schreibtisch.                    festzustellen war: er zog sich in sein Arbeitszim-     freue mich, daß sie nicht mehr sind.“ De facto
der dritte Sohn der Maria Barbara, der 1715 in       Nun aber drängten Zwanzigjährige und ein            mer zurück und ergründete – noch tiefer als er es      bedeutet das, daß wir den Emanzipations-Pro-
Weimar geborene Johann Gottfried Bernhard im         wenig verspätete Dreißiger auf den Markt und        bisher getan hatte – die „verstecktesten Geheim-       zess von den ästhetischen Vorgaben des Vaters
Jahr 1737 relativ spurlos, und Anna Magdalenas       zeigten Bach, wo das neue Vorne war: im galan-      nisse“, die wundersamen Gesetzte der von Gott          nicht in autograph überlieferten Werken nach-
erster Sohn, der 1724 geborene Gottfried Heinrich    ten Stil, der sich ab 1715 von Neapel aus nach      gegebenen harmonischen Ordnung.                        vollziehen können, sondern ihn allenfalls in mit
war offenbar geistig behindert: „War ein großes      Norden verbreitete und der flamboyanten, unter      Andere Komponisten und ausübende Musiker               äußerster Vorsicht gedeuteten Semi-Anonyma,
Genie, welches aber nicht entwickelt wurde“ no-      der Last der emblematischen Konnotationen und       gingen „mit der Mode“, ja prägten diese sogar          wie der auf der vorliegenden CD erstmals auf-
tierte sein Halbbruder Carl Philipp Emanuel in der   religiösen Bedeutungsträger und immer reicherer     wesentlich mit, wie an vorderster Front Georg          genommenen Sinfonie F-Dur von „Mons.Bach
Familienchronik.                                     Bezifferung zusammenbrechenden Musik des            Philipp Telemann, der „im 86sten Jahr seines Al-       de Berlin“ insinuieren können.
Bei den vier verbleibenden Söhnen ist zu ver-        Spätbarock jenen einfachen, von Menschen für        ters“ noch selbstbewußt „da me: Telemann“ über         Umso mehr muß es als Glücksfall bezeichnet
merken, daß die älteren Söhne aus der ersten         Menschen erdachtem Stil mit langsamer, leicht       seine Werke schrieb, dort wo Bach mit „ J.J.“ – Jesu   werden, daß Peter Wollny in den Beständen der
Ehe bei der Geburt ihrer jüngeren Brüder aus         verstehbarer Harmonik, im weitesten Sinne sing-     Juva – zu signieren pflegte.                           Johanniskirche in Mügeln die autographe Partitur
der zweiten Ehe des Vaters bereits so alt waren,     baren Melodien in allenfalls ausgebauter Zwei-      Wenn Telemanns Patensohn und Nachfolger                einer hier ebenfalls in Erstaufnahme vorgelegten
daß sie leichtlich deren Väter hätten sein können    stimmigkeit.                                        im Amt des hamburgischen Musikdirektors Carl           dreisätzigen Solo-Kantate Carls – so wurde sein
und daß jeder der Söhne mit dem Vater in einer       Erste Anzeichen krisenhafter Veränderung zeig-      Philipp Emanuel Bach in der für Charles Burneys        Name in der Familie apostrophiert – aus dem Jahr
jeweils veränderten Familien-Situation zu kom-       ten sich für Bach im Jahr 1729, als der Dresdener   „Tagebuch einer musikalischen Reise“ 1772/73           1733/34 identifizieren konnte.
munizieren begann – und die Welt draußen auch        Hof die durch den Tod Heinichens frei geworde-      verfassten Autobiographie schreibt „In der Kom-        In gewissen Aspekten zeigt sich hier – entschie-
nicht still stand.                                   ne Stelle des Hofkapellmeister erst einmal nicht,   position und im Clavierspielen hab ich nie einen       den mehr noch aber in der ebenfalls von Peter
War Johann Sebastian im Jahr 1710, als Wilhelm       1733 aber dann mit dem selbst in Neapel mit Lob     anderen Lehrmeister gehabt, als meinen Vater“,         Wollny wiederentdeckten Sinfonie B-Dur des Wil-
Friedemann geboren wurde, ein agiler 25-jähri-       überschüttetem Johann Adolf Hasse besetzte.         so bedeutet das nicht, daß er lebenslang weiter        helm Friedemann (die Satz-Incipits waren seit ih-
ger, so müssen wir ihn uns 1735, als mit Johann      „Der Zeiten stetige Veränderung“ erreichte Bach     in der erlernten Manier komponiert und gespielt        rer Erwähnung bei Falck 1913 bekannt) aus dessen
Christian der letzte Sohn das Licht der Welt er-     mit voller Wucht aber im Mai 1737, als er von       habe.                                                  dresdener Jahren 1733-46 – ein verhängnisvoller
blickte, schon deutlich korpulenter, schwerfäl-      Johann Adolf Scheibe, dem komponierenden            Spätestens von dem Augenblick an, wo er als            Zug der beiden älteren Bach-Söhne: die Kunst des
liger, desillusionierter – insgesamt „mitgenom-      Sohn eines Leipziger Orgelbauers, in dessen         20jähriger 1734 den Taubenschlag der väterli-          Vaters durch noch mehr eigene Kunst zu überhö-
mener“ vorstellen.                                   Periodicum „Der Critische Musicus“ in derartig      chen Dienstwohnung in Leipzig verließ, war er          hen und im freien Flug der Gedanken bisweilen
                                                     unerhörten Worten als démodé attackiert wor-        den vielfältigen musikalischen Einflüssen der          auch Dinge zu Papier zu bringen, die harmonisch
4                                                                                                                                                                                                              5
eher spekulativ und technisch letztlich unspielbar    lena signierten Bibel „zum steten Andencken und        Formal zugrunde liegt der Dichtung ein dreisät-        Oboe), im Mittelgrund – sempre piano – die im
sind – wie der Mini-Finalsatz besagter Sinfonie.      Christlicher erbauung“ sowie dem Autograph             ziger Concerto-Plan (mit interpolierten Rezitati-      Tempel wogende Menschenmenge und als Basis
Dabei hätte Wilhelm Friedemann wissen sol-            der väterlichen „Sei Solo a Violino senza Basso“       ven und imaginiertem Schlußchoral), wobei die          der durch sein Alter historische Legitimation lie-
len, was das Wesen der noch jungen Sinfonie           – der Sonaten und Partiten für Violine solo BWV        mittlere Arie in ein riesiges, aktions – und affekt-   fernde Passacaglia-Baß – soweit erst einmal die
ausmacht: Johann Sebastian hatte ihn, seinen          1001-1006 – als Konzertmeister an den schaum-          reiches Accompagnato (die ureigentliche raison         grundlegende Bild-Erfindung im 3/8-Andante.
eindeutigen Liebling, 1727 eben nicht zu Pisen-       burger Hof in Bückeburg Hof entsandt – war, den        d´etre des Werks) mit Cavatine umgewandelt ist.        Desweiteren symbolisieren die Taktstrich-über-
del nach Dresden, sondern zu Johann Gottlieb          Zusammenhalt der Brüder nach dem Tode des              Zauberhaft unbeantwortet bleibt die Frage: hat         greifenden Bindungen in den Violinstimmen die
Graun, dem vermutlich ersten deutschen Tarti-         Vaters zu garantieren. In der Tat unterhielt er gute   er nun, hat er nicht?                                  Jesus umfassenden Arme (ein von Monteverdi
ni-Schüler in das nicht weit entfernte Merseburg      Kontakte zu sowohl Carl in Hamburg als auch            Seiner Sache weitaus sicherer und gewisser             auf dem Synonym von „braccie“ für sowohl Arm
zum Violinstudium geschickt, um ihn dort durch        Christian in London, die nach dem Konfessions-         ist der im 3/8-Menuett-Finale vor Todesfreude          als auch Bindung kreiertes Bild), und die pracht-
Kennenlernen der modernsten italienischen Me-         wechsel des „großen Bach“ – so nannte man „in          trunken in den Himmel tanzende Greis Simeon            vollen aufsteigenden Noemen (sie erscheinen
thode auf eine – der eigenen gleiche – Karriere       jetzigen galanten Zeiten“ den Dandy – kein Wort        in der 1727 komponierten Kantate von Johann            erstmalig unter dem Wort „Heiland“) sind das
als Konzert – und Kapellmeister vorzubereiten.        mehr wechselten.                                       Sebastian Bach.                                        (durch Trompeten-Allegorie wirklich weit, aus der
Derlei ausgefeilte Erziehungs-Maßnahmen, gar          Carl jedenfalls setzte in der öffentlichen Kon-        Vermutlich war für Bach „ docere, movere & de-         mindestens dritten Fußnote hergeholte) Emblem
ein „Clavierbüchlein vor ...“ gab es für die in den   zert-Reihe, die er von seinem Paten Telemann in        lectare“, die ursprüngliche Ordnung der öffent-        des Herrschers.
1730ern nachgeborenen Söhne J.Chr. Friedrich *        Hamburg übernommen hatte, nicht nur Glucks             lichen Rede also, Richtschnur bei der inventio         In all´diese verwirrenden Erfindungen ist dann,
1732 – vulgo: Fritz – und Johann Christian * 1735     „Orphée“ und Jommellis „Requiem“, die bedeu-           und dispositio des musikalischkompositorischen         motivisch meistens zwischen Ober-und Mittel-
offenbar nicht. Für sie war allenfalls Learning by    tendste Vertonung dieses Textes vor Mozart,            Materials, das wie im Historienbild – der erha-        grund changierend und nur in den Final-Worten
doing angesagt, vielleicht auch stilles Dabeisit-     sondern auch die Pygmalion-Kantate seines Stief-       bensten und wichtigsten malerischen Disziplin          mit dem Basso Continuo unsisono formulierend,
zen, wenn der Vater seine späten Schüler Müthel,      bruders auf´s Programm. Der einzige bearbeiten-        – die biblische Begebenheit so wahrhaftig wie          die Stimme des greisen Simeon interpoliert.
Goldberg, Homilius, Agricola, Krebs oder Kirnber-     de Eingriff bestand darin, das ursprünglich für        auch vielschichtig konnotiert erfassen und wie-        Für das movere des Mittelsatzes hat Bach warmes
ger unterrichtete.                                    Alt-Solo konzipierte Werk nun einem – für einen        dergeben mußte.                                        Es-Dur in tiefer Tessitur der Streicher gewählt: nur
                                                      Hammer und Meißel beherrschenden Mann eher
Johann Christian, der nach 1760 international ge-                                                            Die Eingangs-Arie ist dieser Kunst-Theorie zufol-      peripher berühren die Violinen ihre höchste Saite.
                                                      wahrhaftig wirkenden – Basso anzuvertrauen.
feierte Großmeister des galanten Stils, jedenfalls                                                           ge – es gibt auch die umgekehrte Reihung, z.B.         Zur affektiven Text-Illustration der kurz und bün-
gab lachend zu Protokoll, die Werke seines Vaters     Hatte Fritzens „Ino“-Vertonung des Ramler-Tex-         im Brandenburgischen Konzert Nr.4 – die größte         dig zusammenfassenden conclusio „fallet sanft
nicht spielen zu können, seien sie doch für ihn       tes von den Zeitgenossen durchaus berechtigt           kreative Herausforderung, wird hier doch erst          und selig zu“ – im A-Teil der Arie sind lediglich
viel zu schwer.                                       harsche Kritik als lediglich schwaches Derivat des     einmal die dem Ereignis angemessene Stil-Hö-           diese zwei Takte Singstimme solo ohne Orches-
                                                      brillianten Spätwerks von Telemann bekommen,           he geschaffen: Über allem der heilige Geist in         ter – zitiert Bach einen Takt aus dem Oboensolo
Der „familiäre Auftrag“ des stillen, bescheidenen
                                                      so muß man „Pygmalion“ als ein Meisterwerk des         Gestalt einer Taube (die sinnverwirrenden, kaum        des ersten Satzes, in der Tat eine Oktave nach
Fritz – zu Jahresbeginn 1750 als gerade einmal
                                                      „empfindsamen Stils“ bezeichnen.                       auf Anhieb taktisch zu ordnenden Melismen der          unten „fallend“, schwingt sich aber dann für „sanft
18jähriger mit einer von der Mutter Anna Magda-
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und selig zu“ über einen Oktavschritt in einen       onen und Fußnoten in der dritten Potenz, diese       Benjamin Appl, Bariton                                erfolgreich in New York und beim Girona Festival.
Pleonasmus von seriösen italienischen Appogia-       rhetorischen Kunstgriffe, im denkenden Kopf und      Benjamin Appl gilt heute als einer der wichtigsten    Bei der Schubertiade Schwarzenberg/Hohenems
turen und einem eher affektierten französischen      in den schreibenden Händen Bachs zum zweifel-        Botschafter für die Kunstform des Liedes. Seine       und in der Wigmore Hall in London tritt Benjamin
Accent.                                              los brilliantesten Feuerwerk des ausgehenden         Liederabende werden von Publikum und Kritik           Appl seit vielen Jahren regelmäßig auf.
Der delektierende Schlußsatz ist mit dem Ein-        Barock formuliert, die nicht nur die sonntäglichen   gleichermaßen in Europa, Nordamerika und Asien        Auch auf der Opernbühne ist Benjamin Appl zu-
gangssatz durch identische Ton – und Taktart (bei    Kirchgänger in Leipzig heftig überforderten, son-    gefeiert. Neben dem gängigen Lied-Repertoire          hause – zu seinem gesungenen Repertoire zählen
etwas erhöhtem Tempo: das Vivace des frühen          dern auch die entschiedene Opposition junger         entwickelt er immer wieder auch besondere Pro-        Conte in Mozart‘s Le Nozze di Figaro, Guglielmo
18.Jhdt war zwischen Andante und Allegro posi-       Wilder – Herr, vergib‘ ihnen, denn sie wußten        grammkonzepte. Sein Weg in die Spitzenklasse          in Mozart‘s Così fan tutte, die Titelrolle in Britten‘s
tioniert!), ansonsten aber nur durch die Verwen-     nicht, wie zahm sie waren – provozierte.             der Konzerthäuser und Festivals verlief stetig: von   Owen Wingrave, Aeneas in Purcell‘s Dido and Ae-
dung des jetzt ins Deftige gewendeten Noema          Und dies‘ auch zu Recht: nach Ovid, Rembrandt,       den Regensburger Domspatzen ging es an die            neas, Schaunard in Puccini‘s La Bohème und Baron
im Themenkopf (Takt 4-6-8) verbunden. Und so,        Moliere, Rubens, Bach und Rameau gab es in de-       Hochschule für Musik und Theater in München           Tusenbach in Eötvös‘ Tri Sestri. 2014 sang er die
als würden sämtliche Heilsversprechen augen-         ren Künsten kein „weiter so“, es gab keine Mög-      und die Guildhall School of Music & Drama in          Rolle des Leo in Gander‘s Das Leben am Rande der
blicklich wahr, so, als würde sich der Himmel über   lichkeit des plus ultra, sondern nur noch die des    London. Wesentlich beeinflusst wurde er von der       Milchstraße bei den Bregenzer Festspielen. Für
uns öffnen, endet das Stück völlig unerwartet in     Neu-Anfangs ...                                      Legende des Lied-Gesangs Dietrich Fischer-Dies-       den Herbst 2021 ist Harlekin aus der Ariadne von
gleißendem C-Dur! Es sind diese letztlich aus der                                                         kau, dessen letzter Schüler er war. Die BBC kürte     Strauss am Liceo in Barcelona geplant. Benjamin
an der Antike geschulten virtuos – verfeinerten      Reinhard Goebel                                      ihn im Herbst 2014 zum „New Generation Artist“;       Appl arbeitete mit Dirigenten/innen wie Marin
Hof-Kultur kommenden Allusionen, Konnotati-                                                               in der Saison 2015/16 sang Benjamin Appl in der       Alsop, Thomas Dausgaard, Johannes Debus, Ed
                                                                                                          Reihe „ECHO Rising Stars“ Liederabende in Euro-       Gardner, Alan Gilbert, Reinhard Goebel, Enoch zu
                                                                                                          pas führenden Konzertsälen. 2016 erhielt er den       Guttenberg, Paavo Järvi, Paul McCreesh, Yannick
                                                                                                          Gramophone Award als „New Artist of the Year“.        Nézet-Séguin, Roger Norrington, Helmuth Rilling,
                                                                                                          Von der Wigmore Hall wurde er als „Emerging           Jordi Savall und Christian Thielemann.
                                                                                                          Talent“ ausgewählt. Im März 2018 verlieh die          Als Konzert-Solist trat Benjamin Appl u. a. mit der
                                                                                                          Académie du Disque Lyrique in Paris Benjamin          Akademie für Alte Musik Berlin, Concerto Köln,
                                                                                                          Appl den „Orphée d´Or Dietrich Fischer-Dieskau“       dem Orchestra of the Age of Enlightenment,
                                                                                                          als bestem Lied-Interpreten. Von seinen Partnern      Philadelphia und Seattle Symphony, der Staats-
                                                                                                          am Flügel seien hier beispielhaft Graham John-        kapelle Dresden, dem Tonhalle Orchester Zürich,
                                                                                                          son, Kristian Bezuidenhout, James Baillieu und        den BBC Orchestern sowie der Kammerphilhar-
                                                                                                          Kit Armstrong genannt. Geplant sind ab 2020 fer-      monie Bremen auf. Bei den BBC Proms gab er
                                                                                                          ner Programme mit Thomas Dunford, Laute, und          mit Brahms‘ Triumphlied sein Debut in der Royal
                                                                                                          Martynas Levickis, Akkordeon. Sämtliche Schu-         Albert Hall im September 2015 und nur wenige
                                                                                                          bert-Zyklen sang Benjamin Appl 2019 überaus
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Tage später mit Orff‘s Carmina Burana. Zu seinem                            Die Berliner Barock          Georg Phillip Telemanns – sowie für Kompositio-       Radek Baborak sowie Nils Mönkemeyer als Stu-
Oratorien-Repertoire gehören Werke wie Bachs                                Solisten wurden 1995         nen unbekannter alter Meister.                        dio-Produktion hinzu, ebenso bei SONY-Classics
Johannespassion, Matthäuspassion und Weih-                                  von Rainer Kussmaul,         Zu den Gästen des Ensembles zählten bzw.              erschienen, die als „Einspielung des Jahres“ mit
nachtsoratorium, Brahms‘ Ein deutsches Requiem,                             Raimar Orlovsky, wei-        zählen so namhafte Sängerinnen und Sänger             dem „Opus-Klassik-Preis 2018“ ausgezeichnet
Händels Der Messias, Haydns Die Schöpfung und                               teren Mitgliedern der        wie Christine Schäfer, Anna Prohaska, Dorothea        wurde.
Brittens War Requiem.                                                       Berliner Philharmoniker      Röschmann, Christiane Oelze, Sandrine Piau,           Fachpresse und das internationale Publikum
Die Diskografie des Künstlers spiegelt sein künst-   sowie führenden Musikern der Alte-Musik-Szene       Sybilla Rubens, Bernarda Fink, Genia Kühmeier,        nahmen diese Neu-Produktion der „Branden-
lerisches Schaffen und umfasst neben zahlrei-        mit dem Ziel gegründet, die Musik des 17. und       Thomas Quasthoff, Mark Padmore und Micha-             burgischen“ so überschwänglich auf, dass die
chen Rundfunkmitschnitten insbesondere viel-         18. Jahrhunderts mit modernen Instrumenten          el Schade; Bläsersolisten wie etwa Emmanuel           Barock Solisten im Anschluss an eine fulminante
fältige Lied-Aufnahmen. Auch Sibelius‘ Kullervo      auf künstlerisch höchstem Niveau aufzuführen.       Pahud, Jacques Zoon, Albrecht Mayer, Jonathan         Europa-Tournee Reinhard Goebel im Mai 2018
sowie ein Album mit Bach-Arien begleitet von         Die bewusste Entscheidung für das Spiel auf mo-     Kelly, Maurice Steger, Michala Petri, Radek Baborak   zu ihrem neuen künstlerischen Leiter ernannten.
Concerto Köln gehört dazu. Im Mai 2016 hat Ben-      dernen oder modernisierten alten Instrumenten       und Reinhold Friedrich, die Cembalisten/Pianis-       Dokumentiert ist das Wirken des Ensembles
jamin Appl hat einen Exklusiv-Vertrag mit Sony       steht dabei der Annäherung an eine „historische“    ten Andreas Staier, Christine Schornsheim und         durch weitere zahlreiche CD-Aufnahmen, deren
Classical unterzeichnet.                             Aufführungspraxis keinesfalls entgegen. Art und     Kristjan Bezuidenhout sowie der „Jahrhundert-         Außerordentlichkeit auch die Fachkritik erkennen
                                                     Größe der Besetzung variieren mit Rücksicht auf     geiger“ Frank Peter Zimmermann.
Benjamin Appl unterrichtet seit Herbst 2016 als                                                                                                                durfte. So erhielten die Berliner Barock Solisten für
                                                     die Werke der jeweiligen Konzertprogramme.
Professor of German Song an der Guildhall School                                                         Als Moderatoren bzw Sprecher fungierten Chris-        ihre Einspielung zahlreiche weitere Auszeichnun-
of Music & Drama in London.                          Mit Rainer Kussmaul (1946-2017) hatte das En-       tian Ehring (heute-show) sowie die Schauspieler       gen, u.a. 2005 auch den Grammy Award.
                                                     semble seit seiner Gründung bis ins Jahr 2010       Burghard Klaußner und Armin Müller-Stahl.             Im Mai 2019 wurde den Barock Solisten der In-
                                                     hinein einen besonders auf dem Gebiet der Ba-
                                                                                                         Im Dezember 2014 traten die Barock Solisten           ternational Classical Music Award 2019 für
                                                     rockmusik international erfahrenen Solisten als
                                                                                                         erstmals unter der Leitung eines Dirigenten auf:      eine Einspielung mit Bachs Violinkonzerten mit
                                                     künstlerischen Leiter.
                                                                                                         Zum Ausklang des CPhE Bach Jahres wurden              Frank-Peter Zimmermann verliehen
                                                     Seit 2010 legten die Berliner Barock Solisten die   Sinfonien und Konzerte unter der Leitung von          Das Ensemble arbeitete mit allen großen Labels
                                                     künstlerische Leitung von Projekt zu Projekt        Reinhard Goebel im Großen Saal der Berliner           (EMI, Deutsche Grammophon, SONY) zusam-
                                                     in unterschiedliche Hände: So sind Bernhard         Philharmonie gespielt. Das Konzert wurde von          men; neuerdings sind die Barock Solisten mit
                                                     Forck, Daniel Gaede, Frank Peter Zimmermann,        SONY mitgeschnitten und erschien im November          dem schwäbischen Label Hänssler-Classics eng
                                                     Gottfried von der Goltz, Daniel Hope, Daishin       2015 als „live-CD“.                                   verbunden.
                                                     Kashimoto, Willi Zimmermann und Daniel Sepec
                                                                                                         Im Herbst 2017 kamen die sechs Brandenburgi-          www.berlinerbarocksolisten.de
                                                     bereits an der Spitze des Ensembles aufgetreten.
                                                                                                         schen Konzerte von JS Bach unter der Leitung
                                                     Einen Schwerpunkt bildet dabei das Engagement       von Reinhard Goebel und unter Mitwirkung
                                                     für zu Unrecht vergessene Werke – insbesondere      namhafter Solisten wie z.B. Reinhold Friedrich,
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Reinhard Goebel                                        künstlerische Zusammenarbeit verbindet. Die
                                                       gemeinsame Neuaufnahme der Brandenburgi-
                                                       schen Konzerte für Sony Classical (2017) mit den
                                                       Berliner Barock Solisten wurde von der Presse
                                                       gefeiert. Eleonore Büning dazu im SWR2: „Sie ist
                                                       eben so romantisch, wie die legendäre Erstaufnah-          Also available
                                                       me, ebenso lustvoll, stürmisch, funkelnd, rauschend.
                                                       Ist noch radikaler in der Tempogebung, aber total
                                                       undogmatisch, was all die alten Gretchenfragen
                                                       von Besetzung und Stimmung angeht. Und geht
                                                       dabei ein hübsches Stück weiter in der Phrasierung,
                                                       im Schönklang, in der Transparenz des Zusammen-
„Ich sehe die Zukunft der Orchestermusik des Barock
                                                       spiels und der Ausdeutung der Klangreden.“ Die Auf-
in den Händen moderner Ensembles – der Fetisch
                                                       nahme wurde mit dem Opus Klassik 2018 in der
„Originalinstrument“ hat ausgedient, nicht aber der
                                                       Kategorie „Konzerteinspielung Musik bis inklusive
profund gebildete Fachmann, der ein Orchester in die
                                                       18. Jahrhundert“ ausgezeichnet.
Tiefendimensionen der Kompositionen führt. Denn
nicht das Instrument macht die Musik, sondern der      Reinhard Goebel war Gründer und 33 Jahre lang
Kopf!“ Reinhard Goebel                                 Leiter der legendären Musica Antiqua Köln. Mit
                                                       seiner Fähigkeit, als Dirigent auf einzigartige Art
Als „Ikone der Alten Musik“ verehrt ihn die Süd-
                                                       und Weise die Leidenschaft für Musik mit einer
deutsche Zeitung und als „Erleuchtung in einem
                                                       akribischen Quellenkenntnis zu amalgamieren,
Meer von Mittelmäßigkeit“ pries ihn die New York
                                                       inspiriert, fesselt und polarisiert er die zeitgenössi-
Times. Reinhard Goebel ist auf das Repertoire
                                                       sche Orchesterlandschaft. Auf die Interviewfrage,
des 17. und 18. Jahrhunderts spezialisiert und ist
                                                       ob zu viel Wissen der Musik schaden könne, ant-
als Vermittler der historischen Aufführungspraxis
                                                       wortete er: „Das kann nicht sein, das Wissen ist doch
an moderne Symphonie – und Kammerorchester                                                                        HC19031
                                                       die Quelle der Inspiration! Das ist atemberaubend. [...]
sowie Alte Musik Ensembles und als unversieg-
                                                       Das Wissen kann berauschen. Und das Mehr-Wissen
bare Quelle für Repertoireschätze ein weltweit
                                                       berauscht noch mehr.“ (VAN Magazin, 2.3.2016). Im
gefragter Spezialist.
                                                       Jahr 2015 wurde Reinhard Goebel vom BBC Music
Seit Mai 2018 ist er der künstlerische Leiter der      Magazine in die Reihe der 20 besten Violinisten
Berliner Barock Solisten, mit denen ihn eine lange     aller Zeiten aufgenommen.
12                                                                                                                                 13
The Bach Family                                         Increasingly, twenty-year-olds and a few late          Other composers and practising musicians “fol-        It must be seen as all the more of a turn-up for
As we reflect on Johann Sebastian Bach and his          starters in their thirties were coming on to the       lowed the fashion”, indeed did much to shape it,      the books that Peter Wollny was able to identify
sons, we are all too likely to overlook the fact that   market and showing Bach a new way forward:             led by Georg Philipp Telemann, who “in the 86th       the autograph score of a three-part solo canta-
there were six sons from two marriages who “in-         the galant style, spreading north from Naples          year of his life” was confidently writing “da me:     ta of 1733/34 by Carl – as he was known in the
clined towards Music”. True, Maria Barbara’s third      ever since 1715, and the flamboyant, ever more         Telemann” above his works, whereas Bach would         family – in the archives of the Johanniskirche in
son Johann Gottfried Bernhard, born in Weimar           richly ornamented music of the late Baroque,           sign with “J.J.” (Jesu juva, “Jesus, aid me”). When   Mügeln; this work too is given its premiere re-
in 1715, more or less disappeared from view in          constantly threatening to break down under             Telemann’s godson and successor as Hamburg’s          cording here. In certain respects, it is evidence
1737, and it is plain that Anna Magdalena‘s first       the weight of emblematic connotation and reli-         music director Carl Philipp Emanuel Bach states in    – albeit outdone by Wilhelm Friedemann’s Sym-
son Gottfried Heinrich, born in 1724, was mentally      gious symbolism, in contrast to that simpler form,     the Life he wrote for Charles Burney’s “The Pres-     phony in B flat major also rediscovered by Peter
handicapped: “A great Genius, which however             written by mortals for mortals, distinguished by       ent State of Music in Germany, the Netherlands        Wollny (the movement incipits were known since
was never developed,” wrote his half-brother Carl       its slow, easily comprehensible harmony and its        and United Provinces: Or, The Journal of a Tour       a 1913 mention by Falck) from his Dresden years
Philipp Emanuel in the family chronicle.                truly singable melodies in what was at most an         through those Countries” (1772/73) that in com-       between 1733 and 1746 – of a fateful trait in the
                                                        expanded two-part structure.                           position and playing of the clavier he had had no     two older Bach sons: gilding the lily of their fa-
The four surviving sons were so far spread out that
                                                        Bach saw the first signs of creative crisis in 1729,   other teacher than his father, this does not mean     ther’s art with even more artistry of their own
by the time the youngsters from the second mar-
                                                        when the Dresden court at first left the office        that he composed and played all his life in the       and letting their thoughts run free, sometimes
riage were born, the sons of Bach’s first marriage
                                                        of court kapellmeister vacant after the death of       manner in which he had been taught.                   with the consequence of composing passages
were easily old enough to pass for their fathers,
                                                        Johann David Heinichen, then filled it in 1733 by      From the moment he left the shelter of his fa-        that are harmonically rather speculative and at
so that each of Bach’s sons grew up in a different
                                                        appointing Johann Adolf Hasse, a man show-             ther’s workplace apartment in Leipzig at the age      the end of the day, technically unplayable – like
family situation and began communicating with
                                                        ered with praise even in Naples. The “wind of          of 20 in 1734, if not before, he was exposed to the   the mini-finale of the above symphony.
their father under different circumstances – while
the world outside was also changing rapidly.            change” struck Bach with full force in May 1737,       many and varied musical influences of the world       And yet Wilhelm Friedemann should have known
                                                        when Johann Adolf Scheibe, the composing son           around him – and reacted to them accordingly.         what constitutes the essence of the still young
Whereas Johann Sebastian was a lively 25-year-
                                                        of a Leipzig organ-builder, attacked him so vehe-      He proudly related in 1786 that he had burnt a        symphony: in 1727, Johann Sebastian had sent
old in 1710, when Wilhelm Friedemann was born,
                                                        mently as démodé in his periodical “Der Critische      stack of old exercises of his and was happy to        his favourite child not to Pisendel in distant Dres-
we must imagine him in 1735, when his last son
                                                        Musicus” as to generate a howl of rage in the          see the last of them. What that means is that we      den but to Merseburg, closer at hand, to study
Johann Christian entered the world, as a much
                                                        Thomas-Schule’s upper left apartment and, more         have no autograph works to show us the pro-           the violin with Johann Gottlieb Graun – surely
more corpulent, sombre, disillusioned figure –
                                                        seriously, to herald a deterioration in the elderly    cess of emancipation from his father’s aesthetic      Tartini’s first German pupil – to give him a grasp
that is, life had taken its toll of him.
                                                        composer’s contacts to the outside world: he           standards, but must fall back with the utmost         of the latest Italian methods and prepare him for
For thirty years, making and writing music, he          retreated to his study and investigated – more         reticence on “semi-anonyma” such as the Sym-          a career like his father’s as orchestra leader and
had been the musical front-runner in Saxony             earnestly than ever before – the “most arcane          phony in F major by “Mons.Bach de Berlin” first       kapellmeister.
and Thuringia: the vanguard was located wher-           secrets”, the wondrous laws of the God-given           recorded on this CD.
ever he was, in his hands and at his writing-desk.      harmonic universe.
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Such a carefully prepared course of instruction,        li’s Requiem – the most important setting of that        ry, the noblest and most important of painterly        highest string. For the emotive text depiction of
even including a Little Clavier Book for the lucky      liturgy before Mozart – in the concert series he         disciplines. The opening aria is in terms of this      the concisely stated conclusio “fallet sanft und
recipient, was evidently not available to his two       had taken over from his godfather Telemann in            theory of art – there is also the reverse sequence,    selig zu” – in the aria’s A section, these two bars
youngest sons, Johann Christoph Friedrich (b.           Hamburg. The only modification was to entrust            as in Brandenburg Concerto No.4 – the greatest         alone are set for singing voice alone without or-
1732, known as “Fritz”) and Johann Christian (b.        the solo part to a more convincing, full-strength        creative challenge, because this is where the ex-      chestra – Bach quotes a bar from the oboe solo of
1735). They were expected to profit from “learn-        bass in place of the original alto.                      alted style suitable to the event is first employed.   the first movement, truly “falling” an octave, but
ing by doing”, perhaps just sitting in on their fa-     If Fritz’s setting of Karl Wilhelm Ramler’s Ino          Over all hovers the Holy Spirit in the form of a       then opening out for “sanft and selig zu” over an
ther’s lessons for his later pupils Johann Gottfried    earned harsh but deserved criticism from his con-        dove (the oboe melismas that dazzle the senses         octave into a superabundance of serious Italian
Müthel, Johann Gottlieb Goldberg, Gottfried Au-         temporaries as merely a pale derivative of Tele-         and can scarcely be assigned bar-lines), centre        appogiaturas and a somewhat affected French
gust Homilius, Johann Friedrich Agricola, Johann        mann’s late work, Pygmalion must be acknowl-             stage – sempre piano – the crowds thronging the        accent.
Ludwig Krebs and Johann Philipp Kirnberger.             edged as a masterpiece of the empfindsam style.          temple and, as a foundation, the passacaglia bass      The delectation of the closing movement is
Johann Christian, the internationally celebrated        The text is formally laid out as a three-movement        establishing the historical legitimacy bestowed        linked to the opening movement by its identical
grandmaster of the galant style after 1760, jok-        concerto (with interpolated recitatives and im-          by his age – this then initially is the outline de-    key and bar-form (at a somewhat higher speed:
ingly claimed he could not play his father’s works      agined closing chorale), with the middle aria            piction in the 3/8 Andante.                            the Vivace of the early 18th century was located
because they were much too difficult for him.           transformed into a gargantuan, action-packed             The links across bar-lines in the violins symbolize    between Andante and Allegro!), but otherwise
The task set quiet, diffident Fritz – sent off to the   and highly emotional accompagnato (the original          the arms embracing Jesus (imagery created by           only through the use of the noema used with rel-
Schaumburg court in Bückeburg, where he was             justification for the work) with a cavatina. The         Monteverdi on account of braccie signifying both       ish in the opening theme (bars 4-6-8). And so, just
to be leader of the orchestra, with a Bible to mark     question is left charmingly hanging in the air:          “arm” and “brace”), and the splendidly ascending       as if all promises of redemption had immediately
the new year 1750 inscribed by his mother Anna          did he, didn’t he?                                       noemata (first found under the word “Heiland”;         been fulfilled, as if the heavens were opening
Magdalena “for constant devotion and Christian          Far surer and more confident of his fate, the aged       Saviour) are the emblem of the Ruler captured in       above us, the piece reaches a completely unex-
edification” and with the autograph of his father’s     Simeon is drunk with joy at his departure from           trumpet allegory, however far fetched, from the        pected ending in a radiant C major!
Sei Solo a Violino senza Basso, the Sonatas and Par-    life as he dances his way to heaven in the 3/8           third footnote at best. Into all these bewildering     It is these devices drawn from the elegantly virtu-
titas for solo violin BWV 1001-1006 – was to keep       minuet finale of the cantata composed in 1727            inventions, motivically alternating between up-        osic culture of a court ultimately obedient to the
his brothers together after their father’s death.       by Johann Sebastian Bach. Bach probably saw              per and middle plane and not functioning as a          doctrines of classical antiquity, these allusions,
He did indeed keep in touch both with Carl in           docere, movere & delectare (teach, move and de-          formulation until the words of the finale are heard    connotations and footnotes to the third degree,
Hamburg and with the “London Bach” Christian,           light), the original sequence of public oratory,         in unison with the basso continuo, the voice of        these rhetorical flourishes, shaped in the reason-
whose acceptance into the Roman Catholic                as his yardstick for the inventio and dispositio of      the aged Simeon is interpolated.                       ing mind and recording hands of Bach to surely
Church alienated him from his half-brother.             his musical and compositional material, which            The movere of the middle movement sees Bach            the most brilliant firework display of the late Ba-
Carl for his part staged Christian’s Pygmalion          must present and portray the Bible account as            adopting a warm E flat major in low string regis-      roque, one that sorely taxed the imagination of
cantata alongside Gluck’s Orphée and Jommel-            faithfully and subtly as in the illustration of a sto-   ters: only peripherally do the violins engage their    Leipzig’s Sunday churchgoers while provoking

16                                                                                                                                                                                                                      17
the resolute opposition – Lord, forgive them,         Benjamin Appl, Baritone                              who is always searching and seeking a deeper           Appl is equally sought for his work in oratorio;
for they knew not how tame they were – of the         Hailed as ‘the most promising of today’s up-and-     understanding of music and of life. He was a role      notable past works include Bach’s Magnificat,
young iconoclasts. And this is as it should be:       coming song recitalists’ (Financial Times), bari-    model for how to prosper as an artist, never just      St John and St Matthew passions, Brahms’ Ein
after Ovid, Rembrandt, Molière, Rubens, Bach and      tone Benjamin Appl is celebrated by audiences        delivering, but each time creating.’                   deutsches Requiem, Händel’s The Messiah,
Rameau there was no continuity in the arts they       and critics alike for a voice that ‘belongs to the   Appl is increasingly in demand on the world’s          Haydn’s The Creation and Britten’s War Requiem.
had pursued, no chance of going further still, only   last of the old great masters of song’ with ‘an      most prestigious stages, collaborating with en-        In 2017 he performed in the internationally tele-
of starting again at the beginning …                  almost infinite range of colours’ (Süddeutsche       sembles such as the NHK Symphony Orchestra,            vised ZDF Adventskonzert concert at the Dresden
                                                      Zeitung), ‘exacting attention to text’ (New York     Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen,                Frauenkirche with the Staatskapelle Dresden and
Reinhard Goebel                                                                                                                                                   Christian Thielemann.
                                                      Times), and artistry that’s described as ‘unbear-    Staatskapelle Dresden, Philharmonia Orchestra,
Translation: Janet and Michael Berridge, Berlin       ably moving’ (The Times). Named Gramophone           Seattle Symphony, Vienna Symphony, Akademie            Recent and forthcoming highlights include his
                                                      Award Young Artist of the Year in 2016, Appl         für Alte Musik Berlin, Tonhalle Orchestra Zürich,      role debut as Guglielmo in Così fan tutte with
                                                      was a member of the BBC New Generation Art-          Hamburg Ballet, Academy of Ancient Music,              Classical Opera Company, three recitals at New
                                                      ist scheme from 2014-16, as well as a Wigmore        Gabrieli Players & Consort, Les Violons du Roy,        York City’s Park Avenue Armory featuring all three
                                                      Hall Emerging Artist and ECHO Rising Star for        Concerto Köln, and with multiple BBC orchestras.       Schubert song cycles, a debut performance in
                                                      the 2015-16 season, appearing at major venues        He made his BBC Proms debut in September 2015          Bach’s Mass in B Minor with the Philadelphia
                                                      throughout Europe, including the Barbican Cen-       singing Brahms’ Triumphlied with Marin Alsop           Orchestra and Yannick Nézet-Séguin, his Paris
                                                      tre London, Concertgebouw Amsterdam, Wiener          and the Orchestra of the Age of Enlightenment.         orchestral debut at the Saint-Denis Festival with
                                                      Konzerthaus, Philharmonie Paris and Cologne and      An established recitalist, he has performed at the     the Orchestre National de Lille, and debut recitals
                                                      the Laeiszhalle Hamburg. He signed exclusively       Ravinia, Rheingau, Schleswig Holstein, Edinburgh       at Carnegie Hall, Grand Théâtre in Geneva, Linz
                                                      to SONY Classical in May 2016.                       International, Life Victoria Barcelona, Leeds Lieder   Brucknerhaus, and Salzburg Mozarteum. In Spring
                                                      Appl started in music as a young chorister at the    and Oxford Lieder festivals, deSingel Antwerp,         2020, Appl is featured artist on the Dortmund
                                                      renowned Regensburger Domspatzen, later con-         Heidelberger Frühling, and at the Klavier Festival     Konzerthaus’s Zeitinsel series, in a programme
                                                      tinuing his studies at the Hochschule für Musik      Ruhr. He has performed at major concert ven-           dedicated to composer György Kurtág. He also
                                                      und Theater München and eventually at the            ues including Festspielhaus Baden-Baden, Het           celebrates the Berlin Baroque Soloists’ 25th an-
                                                      Guildhall School of Music & Drama in London. He      Concertgebouw, Amsterdam, Elbphilharmonie              niversary in a special jubilee concert hosted by
                                                      had the good fortune of being mentored by the        Hamburg and the Musée du Louvre, Paris, in addi-       the Berlin Philharmonie.
                                                      legendary singer Dietrich Fischer-Dieskau. Appl      tion to which he is a regular recitalist at Wigmore    Appl’s growing discography includes Schumann
                                                      says, ‘my years of working with Fischer-Dieskau      Hall and at the Schubertiade Hohenems and              duets with Ann Murray (DBE), accompanied by
                                                      were invaluable and had a hugely formative in-       Schwarzenberg. He works closely with pianists          Malcolm Martineau; his debut solo disc ’Stunden,
                                                      fluence on me. He is an inspiration – someone        Graham Johnson and James Baillieu.                     Tage, Ewigkeiten’ accompanied by James Baillieu,

18                                                                                                                                                                                                                19
which was released in April 2016 on Champs Hill                                  Berliner Barock              Staier, Kristian Bezuidenhout, Frank Peter Zim-         Reinhard Goebel
records; and a live recording of Schubert lieder                                 Solisten                     mermann, Emmanuel Pahud, Jacques Zoon,                  “I see the future of Baroque orchestral music in
with Graham Johnson for the Wigmore Hall Live                                     The Berlin Baroque So-      Albrecht Mayer, Jonathan Kelly, Radek Baborak,          the hands of modern ensembles – the fetish of
label. His first solo album for SONY Classical, 'Hei-                             loists ensemble was         Maurice Steger, Reinhold Friedrich, Christine           the ‘original instrument’ has had its day, but not
mat’, was Gramophone nominated and won the                                        founded in 1995 by Rain-    Schornsheim. Prominent german actors, such              the profoundly trained professional who guides
prestigious Prix Dietrich Fischer-Dieskau (Best                                   er Kussmaul, Raimar Or-     as Christian Ehring, Burghart Klaußner und Armin        an orchestra into the deeper dimensions of the
Lieder Singer) at the 2017/18 Académie du Dis-          lovsky, and other members of the Berlin Philhar-      Müller-Stahl, have joined them for concerts as          composition. For it isn’t the instrument that
que Lyrique Orphées d’Or. Most recently, Appl           monic, alongside early music specialists. Their aim   well. In 2014, the Berlin Baroque Soloists held their   makes the music, but the head!” Reinhard Goebel
released a recording of Bach with Concerto Köln         was to present high-level performances of early       first performance with a conductor, in which early
                                                                                                                                                                      The Süddeutsche Zeitung reveres him as an ‘icon
for SONY Classical, as well as Sibelius’s Kullervo      music on modern instruments. This concept does        music specialist Reinhard Goebel directed a C.P.E.
                                                                                                                                                                      of early music’, and the New York Times applauds
with the BBC Scottish Symphony and Thomas               not contradict the idea of historical performance     Bach – Jubilee Concert at the Berlin Philharmo-
                                                                                                                                                                      him as a ‘light in a sea of mediocrity’. Reinhard
Dausgaard for Hyperion Records.                         practice. The size of the ensemble varies accord-     nie. The concert was recorded by Sony and well
                                                                                                                                                                      Goebel specialises in the repertoire of the 17th
                                                        ing to the requirements of each programme.            received by critics. Their following recording: the
                                                                                                                                                                      and 18th centuries; As an expounder of peri-
                                                        Rainer Kussmaul (1946-2017), with his established     Brandenburg Concertos by J.S. Bach, once again
                                                                                                                                                                      od performance practice for both early music
                                                        international experience and great expertise in       conducted by Reinhard Goebel, rose to such a
                                                                                                                                                                      ensembles and modern orchestras, and as an
                                                        Baroque Music, led the ensemble until 2010. Since     success that the ensemble decided to hold a Eu-
                                                                                                                                                                      endless fount of knowledge about gems of the
                                                        2010, the Berlin Baroque Soloists has adapted its     ropean Tour. They then named Goebel as their
                                                                                                                                                                      repertoire, he is a worldrenowned specialist. In
                                                        leaders to each project: Bernhard Forck, Daniel       new artistic director. In the past, the group has
                                                                                                                                                                      May 2018 he was named artistic director of the
                                                        Gaede, Frank Peter Zimmermann, Gottfried von          worked with various record labels, such as Sony,
                                                                                                                                                                      Berliner Barock Solisten with whom he pursued
                                                        der Goltz, Daniel Hope, Daishin Kashimoto and         EMI and Deutsche Grammophon, receiving pos-
                                                                                                                                                                      an intensive artistic collaboration for years. Their
                                                        Daniel Sepec were among the few leaders over          itive reviews throughout their recording career
                                                                                                                                                                      new recording of the Brandenburg Concertos for
                                                        the past decade. The ensemble focuses on un-          and reaching peaks when they received a Gram-
                                                                                                                                                                      Sony Classical (2017) was acclaimed by the press.
                                                        justly forgotten masterpieces, especially those       my Award in 2005 and the Opus Klassic in 2018.
                                                                                                                                                                      Eleonore Büning, on SWR2 radio: “It’s as romantic
                                                        by Georg Philipp Telemann and more unknown            www.berlinerbarocksolisten.de                           as the legendary first recording, just as sensual,
                                                        composers. The ensemble has performed with                                                                    stormy, sparkling, resounding. It’s more radical
                                                        renowned singers and soloists such as Christine                                                               in its tempi, but totally undogmatic as to the old
                                                        Schäfer, Anna Prohaska, Dorothea Röschmann,                                                                   big questions of instrumentation and tuning. And
                                                        Christiane Oelze, Sandrine Piau, Sybilla Rubens,                                                              it goes a good deal further in phrasing, timbre,
                                                        Bernarda Fink, Genia Kühmeier, Thomas Quast-                                                                  the transparency of the musical interplay and
                                                        hoff, Mark Padmore, Michael Schade, Andreas                                                                   the interpretation of the tonal language.” The

20                                                                                                                                                                                                                     21
recording was awarded with the Opus Klassik            succeeded Nicolaus Harnoncourt as professor at
2018. Reinhard Goebel was the founder of the           the Salzburg Mozarteum. CD recordings featuring
legendary Musica Antiqua Köln, whom he direct-         Reinhard Goebel can be found on all the great
ed for 33 years. As a conductor, his unique way of     labels: Deutsche Harmonia Mundi, Deutsche                               Benjamin Appl, Bariton
amalgamating passion for music with meticulous         Grammophon, Sony BMG and Oehms Classics.                                Berliner Barock Solisten
musicological knowledge, inspires, captivates and      In February 2008 Reinhard Goebel, along with Ko-                       Reinhard Goebel, Leitung
polarises today's orchestral scene. When asked in      rean violinist Yura Lee and the Bavarian Chamber
interview whether too much knowledge might             Philharmonic, was awarded the distinguished Di-
be harmful to music, he answers, 'That's not pos-      apason d'Or for his “Mozart in Paris” CD, released            Martin Funda		Konzertmeister / Violine
sible. Knowledge is the source of all inspiration!     at the Augsburg Mozart Festival in 2007 – a prize         Kotowa Machida       Violine
It's staggering. [...] Knowledge intoxicates, and      he had already received for several recordings               Zoltan Almasi
more knowledge is yet more intoxicating.' (VAN         with Musica Antiqua Köln. In spring 2010 he was             Dorian Xhoxhi
magazine, 2.3.2016). In forthcoming seasons, he        presented once again with the Diapason d'Or
is looking forward to musical encounters with          for the newly-edited Deutsche Grammophon                   Raimar Orlovsky
the Budapest Festival Orchestra, the Czech             recording “Le Parnasse Francais” with Musica An-         Anna Luisa Mehlin
Philharmonic Orchestra, the Scottish Chamber           tiqua Köln, whose original recording from 1978            Christoph Streuli
Orchestra, the Stavanger Symphony Orchestra,           had already won him the same award. Reinhard           Johanna Staemmler
the German Radio Symphony Orchestras in                Goebel is the recipient of the Bach-Medaille of              Walter Küssner    Viola
Frankfurt, Cologne, Munich and Saarbrücken as          the City of Leipzig, which was awarded to him in           Julia Gartemann
well as several tours with Berliner Barock Solisten,   2017 among other things for his pioneering and
among others. Reinhard Goebel has worked with          ‘irrepressible exploration of the repertoire beyond    Kristin von der Goltz   Violoncello
orchestras such as Berlin Philharmonic, Dresden        the established names’. Lübeck honoured Rein-               Lea Rahel Bader
Staatskappelle, Konzerthausorchester Berlin,           hard Goebel in 1984 with the Buxtehude Prize, as               Ulrich Wolff    Violone
the Deutsche Kammerphilharmonie Bremen,                did Magdeburg in 2002 with the Telemann Prize.
the Berliner Barock Solisten, the German Ra-           As early as 1980 he won the Siemens Förderpreis,       Raphael Alpermann       Cembalo / Orgel
dio Symhony Orchestras in Frankfurt, Cologne,          and in 1997 the Nordrhein-Westfalen state award,
                                                                                                              Christoph Hartmann      Oboe & Oboe da caccia (nur BWV 82)
Hanover, Munich, Leipzig and Saarbrücken, the          presented in person by the future German presi-
Academy of Ancient Music as well as the Taipei,        dent, Johannes Rau. In April 2007 the IMA award        Guilhaume Santana       Fagott (nur BWV 82)
Melbourne and Sydney Symphony Orchestras.              was conferred on him in London, and in 2015
He is principal guest conductor of the Bavarian        the BBC Music Magazine chose him to appear
Chamber Philharmonic in Augsburg, and in 2010          on their list of the 20 best violinists of all time.
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Carl Philipp Emanuel Bach                      Johann Christoph Friedrich Bach                   8. Arie Allegro                                         Dies ist ja die Gestalt der Cypria,
„Ich bin vergnügt mit meinem Stande“           „Pygmalion“                                       Ihr Götter welche Phantaseyn!                           die ich bei Nacht in Träumen sah,
Kantate für Bass, Streicher & Basso Continuo   Kantate auf einen Text von K.W. Ramler            O Wahnsinn! Wahnsinn, den ich liebe.                    die jeden Morgen um mich schwebte,
Wq/HWV deest                                   für Bass, Streicher & Basso continuo              Ihn hauchte mir ein Dämon ein!                          indem mein arbeitsamer Stahl
                                                                                                 Hoff ich bei dir auf Gegenliebe?                        ihr diesen Marmor nachzubilden strebte.
1. Arie                                        7. Recitativ
                                                                                                 Fühlloser tauber Marmorstein.                           Und führt ich nicht einmal,
Ich bin vergnügt mit meinem Stande,            Abgöttin meiner Seele!
                                                                                                 Bist du zur Strafe mir so schön geglückt?               o wunderbares Schicksal!
den mir der liebe Gott beschert.               Wie mit jedem Morgen schöner?
                                                                                                 Hat dir ein Gott in diese Wangen                        statt des Meißels in meinen Händen einen Pfeil,
Was soll ich viel nach großen Dingen,          Ach, Elise, auch leblos bist du liebenswürdiger
                                                                                                 dies Lächeln mir zur Qual gedrückt?                     der war aus Amors Köcher!
mit Ungeduld und Mühe ringen,                  als diese,
                                                                                                 Was sagt dies zärtliche Verlangen,                      11. Accomp.
ich bin ja nicht der kleinen wert.             von der ich deinen Namen lieh!
                                                                                                 das dir aus beiden Augen blickt?                        Ach, es muss ein Teil der Gottheit,
2. Recitativ                                   So schön gebaut war meine junge Schwester
                                                                                                 Nicht wahr? Wir leiden gleiche Pein!                    Liebe muss in diesem Bilde wohnen!
Im Schweiße meines Angesichts                  nicht;
                                               auch saß auf ihrem Augenlide                      9. Recitativ                                            Ein Keim von Lieb’, ein Embryo von Geist – ja, ja,
mit saurer Müh und Not
                                               nicht diese warme Zärtlichkeit;                   Nicht taub, nicht fühllos, nein,                        schon ist er der Entwicklung nah.
verdien ich zwar mein täglich Brot,
                                               auch hatte sie das süße Lächeln nicht,            ihr Auge gibt mir zärtliche Verweise!                   Ich darf nur diesem kalten Haupte leben,
und doch verdien ich nichts,
                                               das an dem Rande dieses Mundes hängt.             Ihr Mund will zürnen – horch!                           nur meine Wärme diesem Herzen geben.
Gott schenkt es mir aus lauter Gnade;
                                               Glückseeliger bin ich bei dir,                    Dringt nicht ganz leise der feinste Silberton hervor?   Hat nicht Prometheus seinen Ton
es ist ein Weniges, was kann es schaden,
                                               glückseeliger, wenn diesen glatten Nacken hier    Eröffnen sich die halbgeschlossnen Lippen nicht?        durch einen Feuerfunken zum Leben angefacht?
bin ich doch stets vergnügt dabei.
                                               mein unbescholtner Arm umfängt,                   Sie öffnen sich!                                        Hat nicht der Juno Sohn, Hephaistos,
Der Segen Gottes machet reich
                                               als in den Myrthenlauben der Nymphen                                                                      Red und Weisheit in ein gegossnes Bild gebracht?
und hab ich gleich nicht immer überlei,                                                          10. Andante
                                               dieser Flur.                                                                                              Hat nicht Deukalion aus ungeformten Steinen
so hab ich doch zu meiner Sättigung                                                              Ach, dass mein irdisch Ohr nicht fähig ist,
                                               Ach! daß ich dich verlassen muss!                                                                         ein Volk hervorgebracht?
noch alle Zeit genug.                                                                            den zarten Laut zu fassen!
                                               Ach! daß ich, sterblicher als du,                                                                         Ach, armer Sterblicher! Was ist dein Feuer,
Hat Gott dem Nächsten mehr beschieden,                                                           Mich hört sie; denn ihr Auge spricht,
                                               Unheiligen dich überlassen muss!                                                                          was dein Odem ohn eines Gottes Macht!
ich gönn es ihm: Er hab es auch mit Frieden.                                                     die Stirne denkt;
                                               Gespielin, Freundin, Liebe !                                                                              Verlassener Pygmalion!
3. Arie                                                                                          sie denkt gewiss.                                       Wer von den Göttern wird dein Werk vollenden,
                                               O! winke mir nur einmal zu,
Lieber Gott, es ist das Deine,                                                                   Ist nicht in jedem Baum ein Geist enthalten?            wer wird ein himmlisch Licht in diese Stirne
                                               weil doch kein Gott die Zunge dir entbindet:
teile Du jedem deinen Groschen zu.                                                               Warum nicht auch ein Geist                              senden?
                                               Dass dich mein Seufzen rührt, dein Busen Lieb
Was mir nötig, gibst du mir,                                                                     in dieser schönsten aller menschlichen Gestalten?
                                               empfindet.
vor die Gabe dank ich dir
und gönne dem Nächsten von Herzen das Seine.
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12. Adagio                                               13. Andante                                           und steig herab und komm in meinen Arm!         17. Arie Larghetto
O Venus! Saturnia! Bracht ich nur dir,                   O Himmel! Der Boden wankt,                            Jetzt fühlst du doch, jetzt fühlst du           Allgütige! Wofern dich hier noch
sobald Aurora mich weckte,                               das himmlische Gewölbe zittert!                       meinen Kuss, Elise?                             dein ambrosisches Gewölk umhüllt,
sobald mich Hesperus hier am Busen                       Ein Strahl, ein Schwefelkeil,                         Schlägt dieses Herz vor Furcht,                 so siehe hier mich in den Staub gebückt,
Elisens entdeckte,                                       er zielt auf mich! Elise! Wehe mir,                   schlägt es vor Liebe?                           mit Freudentränen dank ich dir!
nur dir auf jedem Altar,                                 sie wird zersplittert.                                Fühlst du, wie meines ihm entgegenschlägt?      O Venus Amathusia! die du die grenzenlosen
im Hain, am Ufer, auf Höhen, auf Wiesen,                 Ich Lästerer, die Gottheit rächet sich.               Wie! Wie, meine Braut!                          Wünsche
wo nur ein heilger Stein, wo nur ein Rasen war,          Wo bin ich? Leb ich?                                  Du kannst mir nichts zur Antwort geben?         des kühnsten Sterblichen erfülltest,
das erste Weihrauchopfer dar!                            Rund umflossen von himmlischen Gerüchen!              Ach! Bald, bald sollst du mir Antwort geben.    nimm an das Reineste, was ich dir opfern kann,
So höre mein Gebet: Belebe mir Elisen!                   Ja, welch ein reiner Strom vom Licht                  15. Arie Allegretto                             nimm meinen frommen Dank,
Hab ich die Töchter dieser Insel                         ist über meinem Bildnis ausgegossen!                  Bald sollen diese Lippen mich                   nimm meinen lauten Lobgesang
je zu deinem reinen Dienst beschworen,                   Ihr Götter! ists ein Traum? Ihr Angesicht!            »Pygmalion, mein Trauter« nennen,               für deine Schöpfung an!
hab ich dein Cypern vom Altar der Aftergöttin            Es rötet sich, ihr Auge lebt!                         bald soll dein süßer Mund
abgezogen,                                               Mit einem tiefen Seufzer hebt ihr Busen sich empor.   mir zärtlich sagen können:
hab ich zu tadellosen Priesterinnen dir                  Erstickendes Vergnügen! Töte mich nicht eher,         »Pygmalion, ich liebe dich,
die jüngste Blüte meines Volks erkoren;                  bis ich sie an mein Herz gedrückt.                    mein trauter Pygmalion, ich liebe dich!«
O Göttin! So begnadige mit diesem einzigen               Nun hebt sie Haupt und Hand                           Sobald dein Aug erwacht,
Geschenke                                                voll freudiger Erstaunung in die Höhe.                will ich dich lallen lehren:
deinen Freund: lass Blut in diese Wange rinnen,          Dankt sie der Göttin? Ja, sie dankt, sie dankt!       »Ich liebe dich, ich liebe dich!«
geuß Feuer in dies Auge, erweiche diese Brust.           14. Larghetto                                         Und eh dein Aug entschläft,
Nein! Aphrodite, nein! du kannst mich nicht              Nun senkt sie Haupt und Hand herab,                   sollst du noch einmal hören:
erhören!                                                 bewundert nun den neuen Leib,                         »Ich liebe dich.«
Die Macht, die dir das Schicksal gab, ist allzu klein.   betastet ihr in Purpurflor verwandeltes Gewand.       16. Recitativ
Doch wie! Beherrscherin der Sphären,                     O gute Göttin, nun erblickt sie mich!                 Ja, diese leichte Mühe, dies selige Geschäft,
der Wasser, aller Erdbewohner?                           Erschrick nicht, ich bin dein,                        dies stündliche Vergnügen behielt mir meine
Nein! Du willst mich nicht erhören!                      dein bin ich, meine Liebe!                            Göttin vor.
Du willst nicht! Diese würde schöner sein                Du bist für mich lebendig, du bist mein,
als deine ganze göttliche Gestalt!                       meine Liebe, ich bin dein, meine Liebe!
                                                         Gib mir die Hand! Wie weich, wie warm,

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