Flüchtlingskinder gehen zur Schule Unser Rektor im Interview Home Schooling Nivellierung nach unten - Studierendenzeitung der PH Zürich Nr. 23 ...
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Studierendenzeitung der PH Zürich Nr. 23, 20. Februar 2017 Flüchtlingskinder gehen zur Schule Unser Rektor im Interview Home Schooling Nivellierung nach unten
«Kreativität: der natürliche Feind der Langeweile. Nichts fürchtet sie mehr.» Peter Rüdi Gestalte das Titelblatt! Wolltest du schon immer mal aufs Cover einer wichtigen Zeitung? Schick uns deinen Entwurf, Bild oder Zeichnung fürs nächste Cover und mit etwas Glück klappt‘s. rephlex@stud.phzh.ch Impressum Ausgabe: RePHlex Nr. 23, 20. Februar 2017, Auflage: 1500 Stück Herausgeber: VS PH Zürich, Versammlung der Studierenden der PHZH; Lagerstrasse 2, Büro LAC-E073 8090 Zürich; vs@stud.phzh.ch; www.facebook.com/vsphzh Redaktion: RePHlex, Zeitung des VS PH Zürich, Lagerstrasse 2, Büro: LAC-E073, 8090 Zürich; rephlex@stud.phzh.ch Redaktionsleitung: Gabriel Mateos Sánchez Redaktion: Aisha Green, Régis Ecklin, Lea Bärtschi, Simon Heiniger, Benjamin Nerz, Sevda Nahomy, Luca Bastianini, Antonia Bona, Oriana Iseli, Alessia Geisshüsler, Sharon Ben Ishay, Nathalie Hug, Simon Göldi, Martin Wipf, Yasemin San Titelbild: Simon Heiniger Layout & Gestaltung: Simon Heiniger, Alessia Geisshüsler Küche: Sevda Nahomy, Gabriel Mateos Sánchez Inserieren: vs@stud.phzh.ch – Einsendeschluss Ausgabe 24: 5. Mai 2017 2
Editorial «Dialog bedeutet Kompromiss: Wir lassen uns auf die Meinung des anderen ein.» Dalai Lama Wir suchen den Austausch. Und deshalb steht diese Ausgabe ganz im Zeichen des Dialogs. Es erwarten euch nämlich gleich vier spannende Begegnungen: Aisha hat Zhara in einer Aufnahmeklasse besucht und ihre Lehrerin erzählt euch vom Alltag mit Flüchtlingskindern. In der Rubrik Por- traitiert widmen wir uns ebenfalls den Neuankömmlingen; nämlich unseren neusten Mitgliedern der PH-Community – den Schülern des Projekts «Deutsch für alle». Während ich den Kopf der Zürcher Lehrerbildung mit Fragen löchere, verschafft euch Antonia einen Einblick in das Leben einer Familie, deren Kinder ohne Lehrpersonen lernen. Und Régis sucht den Dialog mit den Dozierenden – wenn auch auf seine eigene, provokative Art. Ich wünsche euch spannende Momente bei der Perspekti- venübernahme. Gabriel 2 3 Impressum Editorial Exgüsi, 4 Flüchtlingskinder gehen zur Schule 6 Heinz Rhyn – unser Rektor im a alli Leas a dä PH für dä Jodel uf Siite 23. Interview 8 Home Schooling 10 Portraitiert 13 Pinnwand 14 15 Unterricht auf dem Tablet(t)? Infos VS DIE ZAHL 16 Nivellierung nach unten 18 Unterstützung bei Rechtsfragen 6400 18 Bücherflomi 19 Cool Tool 20 All die Büecher, wo nig no nie... 20 Rephlexionen Treppenstufen hat der PH-Campus. 21 Kolumne Das sind 8.5 Mal mehr als der Prime Tower. 22 Rätsel 24 Dr. PHlex 3
Flüchtlingskinder gehen zur Schule Mein Besuch in einer Aufnahmeklasse Zhara sitzt bereits an ihrem Tisch, es hat noch nicht geklingelt. Während die anderen Kinder vor dem Schulzimmer noch etwas rumtrödeln oder sich vorne bei der Türe die Finken Fotos Simon Heiniger anziehen, zeichnet sie. «Das ist ein Bild von Text Aisha Green meiner Klasse: Wir sitzen in der Schule. Vorne steht unsere Lehrerin, sie ist sehr lieb. Alle Kinder sind glücklich. Zuvorderst sitze ich und lache. Früher konnte ich nicht immer lachen. Aber hier in der Schule schon», erklärt sie mir. «Das siebenjährige Mädchen malt viel, meistens das, was In den letzten Jahren erlebten wir, wie unzählige Men- ihm gerade auf der Seele liegt», erzählt mir ihre Lehrerin schen aus ihren Heimatländern flüchten mussten. Da- Christina. Sie unterstütze das, nicht nur bei Zhara, auch bei handelt es sich nicht nur um Erwachsene, sondern bei den anderen. Die Kinder können so vieles von dem auch um Kinder und Jugendliche. Im Sommer 2016 ausdrücken und verarbeiten, was sie in der Zeit, bevor gab es alleine im Kanton Zürich rund 500 schulpflich- sie in die Schweiz gekommen sind, erlebt haben. tige Flüchtlingskinder. Und in der Schweiz gilt, dass alle «Als wir neu hier in der Schweiz waren, habe ich manch- schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen das Recht und mal gedacht, dass uns auch hier etwas passieren wird. die Pflicht haben, die obligatorische Schule inklusive Dass meine Familie wieder angegriffen wird oder sonst des Kindergartens zu besuchen, unabhängig von ihrem etwas Schlimmes.» Diese Worte kommen von einem Aufenthaltsstatus und ob sie in einem Nothilfezentrum zehnjährigen Mädchen. Nach der Flucht aus Syrien be- leben oder nicht. sucht sie seit zwei Jahren die Schule in Zürich. «Jetzt aber», fügt sie hinzu, «jetzt fühle ich mich hier wohl. Diese Einschulung in das schweizerische Schulsystem Sicher, halt.» geschieht meistens in zwei Phasen. In der ersten Pha- 4
se besuchen die Kinder sogenannte Aufnahmeklassen. Werden die Kinder dann in einem zweiten Schritt in Dies sind entweder spezielle Aufnahmeklassen in den eine Regelklasse eingeschult, werden sie meistens durch jeweiligen Durchgangszentren oder allgemeine Aufnah- einen Aufbauunterricht in Deutsch als Zweitsprache meklassen in einem Schulhaus innerhalb der zuständigen (DaZ) unterstützt und besuchen eine Klasse, welche Gemeinde. In den meisten Fällen besuchen die Kinder möglichst ihrem Alter entspricht. Obschon die Kin- diese Klasse höchstens ein Jahr, bevor sie dann in eine der zu diesem Zeitpunkt schon ein paar Monate in der Regelklasse übertreten. Der Fokus dieser Aufnahmeklas- Schweiz zur Schule gegangen sind, sich zum Teil schon sen liegt deshalb auch auf der Einführung in die deutsche sehr gut integrieren konnten und sich wohlfühlen, ist Sprache – die Kinder und Jugendlichen sollen möglichst es für jede Lehrperson wichtig zu wissen, wie sie mit schnell fähig sein, an einem Fachunterricht, welcher auf Flüchtlingskindern, die zum Teil stark traumatisiert sind, Deutsch durchgeführt wird, teilnehmen zu können. Zu- umgehen soll. sätzlich umfasst der Unterricht in den Aufnahmeklassen aber auch die Fächer Mathematik, Zeichnen, Handar- Christina beschreibt die Rolle der Lehrpersonen und beit, Singen und Sport. «Mir ist es besonders wichtig, der Schule wie folgt: «Das Wichtigste ist, dass sich die dass auch auf diese anderen Fächer Wert gelegt wird», Kinder in der Schule absolut wohl fühlen. Das Schulzim- sagt mir Christina mit Nachdruck. «Für viele Kinder, mer soll für sie Sicherheit bedeuten, vielleicht sogar eine welche im Deutsch noch sehr Mühe haben, kann der Un- kleine ruhige Insel sein, auf der alles anders ist als im terricht eine Belastung darstellen. Wenn wir dann aber sonstigen Chaos, welches sie erlebt haben und zum Teil gemeinsam turnen oder im Kreis ein Lied singen, dann immer noch erleben. Dies erreichen wir als Lehrperso- blühen sie auf.» nen vor allem dann, wenn wir ihnen einen Rahmen bie- ten, der für sie verständlich und vorhersehbar ist. Erst Obschon diese Aufnahmeklassen im Moment als Thema wenn diese Anforderungen erfüllt sind, kann sich ein natürlich sehr präsent sind und vor allem auch wir als traumatisiertes Kind im Schulalltag richtig einleben und (zukünftige) Lehrpersonen sehr oft davon sprechen, ist im Folgenden auch gut lernen.» das Konzept kein neues. «Kinder, die wegen Krieg aus ihrem Heimatland zu uns flüchten mussten, gab es schon Christina berichtet mir auch, dass sie oft gefragt werde, immer. Was sich geändert hat, glaube ich, ist zum einen, ob sie denn überhaupt fähig sei, mit solchen Kindern zu dass Personen ausserhalb des Schulfeldes mehr darüber arbeiten. Sie sei ja «nur eine normale Primarlehrerin». wissen als früher, und zum anderen, dass diese Kinder «Natürlich ist es von Vorteil, wenn man Zusatzausbildun- nun aus anderen Ländern kommen als vor 20 Jahren», gen gemacht hat, sich intensiv mit Traumata bei Kindern sagt mir Isabell, eine Lehrerin aus dem Aargau, die Teil- und Jugendlichen auseinandergesetzt hat und am besten zeit eine Aufnahmeklasse unterrichtet. Und sie hat damit noch Kenntnisse im Unterrichten von DaZ mitbringt», nicht Unrecht. So titelte die Zeitschrift Schweizer Schule antworte sie dann immer. Aber am wichtigsten sei für bereits 1999 «Auffangklassen für Flüchtlingskinder» und Flüchtlingskinder, dass sie Lehrpersonen hätten, welche schrieb dazu: «Rund ein Dutzend Auffangklassen werden ihnen stets verständnisvoll und unterstützend zur Seite im August im Aargau gebildet, um voraussichtlich 250 stehen und sie entsprechend ihres Entwicklungsstands Kinder und Jugendliche aus dem Kosovo zu unterrich- fördern würden. ten. Definitive Standorte und Zahlen stehen zurzeit noch nicht fest, da die Zuteilung der Flüchtlinge aus den kan- Fakt ist, das Gehirn eines traumatisierten Kindes ist we- tonalen Durchgangszentren in die Gemeinden noch im niger leistungsfähig als ein gesundes. Dies führt dazu, Gange ist. Die Abweichung vom Prinzip der Integration dass traumatisierte Kinder und Jugendliche oft mehr fremdsprachiger Kinder in Regelklassen rechtfertigt sich Zeit benötigen, um neue Inhalte zu erfassen und zu aus verschiedenen Gründen.» lernen. Durch ein Trauma entsteht in einem Kind eine dauerhafte Alarmbereitschaft und Schreckhaftigkeit. Auch heute noch rechtfertigt sich diese Abweichung aus Zusätzlich kommen oft noch Schlafstörungen hinzu. All verschiedenen Gründen. Einer davon ist, dass die Kin- dies führt unvermeidbar dazu, dass die Konzentrations- der in einer Aufnahmeklasse zuerst intensiv in Deutsch fähigkeit extrem leidet. geschult werden, bevor sie in der Regelklasse im norma- Christina und Isabell bestätigen beide, dass man ganz len Fachunterricht in Schriftsprache mithalten müssen. viele verschiedene Faktoren berücksichtigen muss. Eines Sie sind also besser auf die Regelklasse vorbereitet. Für ist Christina aber am allerwichtigsten: «Als Lehrperson viele Kinder ist auch der Druck kleiner, wenn sie nicht muss man für das Kind eine Vertrauensperson sein. Und die einzigen in der Klasse sind, die mit der Sprache noch wenn es reden will, dann lasst es einfach reden!» grosse Mühe haben. Im Kontext der Aufnahmeklasse fühlen sich viele deshalb wohl, weil alle in der gleichen Hinweise auf Fachstellen und unterstützende Angebote zur Schulung Situation sind, allen die gleichen Fehler passieren kön- der Flüchtlingskinder in derVolksschule des Kantons Zürich findet nen. man in der Broschüre desVSA «Flüchtlingskinder in derVolksschule». 5
Heinz Rhyn – unser Rektor im Interview Text Gabriel Mateos Sánchez Foto Lea Bärtschi Seit gut einem Jahr ist er unser Wie stellen Sie sich den Alltag eines PH-Studis vor? Rektor. Als Student Er oder sie erscheint morgens sehe ich ihn selten. vorbereitet und ausgeschla- Im Gespräch fen in der PH und freut sich, stellte er sich nun Kolleginnen und Kollegen zu den brennenden treffen und eine interessante Veranstaltung besuchen zu Welches sind Ihre konkreten Ziele als Rektor der PH Zürich? Fragen meines dürfen (schmunzelt). Danach Ich sehe meine übergeordnete Aufgabe darin, das gemeinsa- Studentenherzens: folgt ein feines Mittagessen in me Verständnis unserer Hochschule zu stärken – also noch «Chömet dr mau der Mensa. Am Nachmittag mehr als Einheit aufzutreten.Teil davon ist ein neues Leitbild, ad TheraBierBar?» geht’s dann weiter mit Ler- welches in diesem Jahr entwickelt wird. Zudem arbeiten wir nen, vielleicht in einer ruhi- daran, die Fachdidaktik zu stärken. All dies soll die PH in der gen Ecke in der Bibliothek, um zu lesen und sein Wissen Hochschullandschaft als selbstbewussten Hochschultypus zu vertiefen. Zwischenzeitlich werden Diskussionen über positionieren. Dies bedingt bei uns einen hohen Anspruch pädagogische Themen geführt. Nach einem Bier an der an die Qualität der Lehrerbildung. Die Studierenden sollen TheraBierBar geht der Student oder die Studentin um 21 stolz sein, an der PH zu studieren. Auch die Mitarbeitenden Uhr schlafen, um am nächsten Morgen wieder ausgeruht an und Dozierenden sollen selbstbewusst auftreten können. Ich der PH Zürich zu erscheinen. Im Ernst: Mir ist bewusst, glaube, dass hat stark mit der Positionierung der PH in der dass der Alltag der Studierenden anstrengend und heraus- Hochschullandschaft zu tun. Aber auch mit dem Anspruch, fordernd ist. Ich hoffe aber, dass auch etwas Spass dabei sein den man an ein solches Studium stellt. Wir sind bekanntlich kann. der jüngste Hochschultyp und müssen dementsprechend auch um Akzeptanz in der Öffentlichkeit werben. Wie sieht Ihr Alltag aus? Reden – lesen – reden – schreiben – reden. Ich komme Sind die PHs denn in Gefahr? morgens um 7 Uhr hier im Büro an und habe dann etwas Nun, vor nicht allzu langer Zeit stand tatsächlich zur Diskus- Zeit, um den Tag vorzubereiten. Um 8 Uhr beginnen dann sion, ob die PHs in die bestehenden Fachhochschulen bzw. die ersten Sitzungen, zum Beispiel mit der Bildungsdirek- die Universitäten integriert werden sollten. Beispielsweise tion. Grundsätzlich besteht mein Alltag also aus Diskussi- ist in der Nordwestschweiz die Pädagogische Hochschule onen. Dabei werden wichtige Entscheide immer von der integrierter Teil der Fachhochschule. In Zürich sind wir un- Hochschulleitung getroffen und nicht von mir alleine. Mei- abhängiger, weil wir durch ein eigenes PH-Gesetz verankert ne Aufgabe ist es, den Überblick zu haben, wer was macht, sind. Zum Glück sind solche Diskussionen zur Aufhebung damit ich die Bezüge zueinander sehe; zum Beispiel zwi- der PH mittlerweile weitgehend abgeklungen. schen der Aus- und Weiterbildung beim Thema Lehrplan 21. Ich nehme auch repräsentative Pflichten wahr – wie Haben Sie mal unterrichtet? Welches war ihr Lieblingsfach – als Interviews führen oder Tagungen eröffnen. Das bedeutet Lehrer und Schüler? für mich, dass ich 6 Tage pro Woche im Einsatz bin und an Ich habe das Lehrerseminar besucht, bevor ich Kinderpsy- rund drei Abenden die PH Zürich als Rektor vertrete. Auch chologie und Erziehungswissenschaften studierte. Apéros gehören dazu – das ist dann eher die angenehme- Als Lehrer habe ich auf allen Stufen unterrichtet, von der re Seite. Meine Agenda ist bis September 2017 bereits gut 1. bis zur 9. Klasse, auch in Gymnasien und Berufsschulen. gefüllt. Aber ich mache meine Arbeit auf jeden Fall gerne! Danach war ich auch in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung Besonders wichtig ist mir auch der Ausgleich: Zwei Mal die tätig. Als Lehrer unterrichtete ich am liebsten die Fächer Woche halte ich mir den Mittag frei, damit ich joggen ge- Deutsch, Geografie, Geschichte. Als Schüler war Geografie hen kann. mein Lieblingsfach. 6
Wir sprechen an der PH oft von Gleichheit. Jetzt sind wir im 10. aus dem Lehrerberuf ausgestiegen sind aber weiterhin im Bil- Stock. Ich weiss von anderen PHs, bei denen das Büro des Rektors dungswesen arbeiten. Grundsätzlich glaube ich, dass die hohe auf derselben Ebene liegt wie die Seminarräume.Wo bleibt da die Burnoutrate einerseits mit der Rolle der Lehrperson im ge- Gleichheit? sellschaftlichen Umfeld zu tun hat, mit den teilweise wider- Es haben nicht alle PHs einen so schönen Campus mit so hohen sprüchlichen Ansprüchen von Eltern, Behörden und Kollegin- Gebäuden. Ich weiss aber, worauf die Frage abzielt: «Wann nen und Kollegen. Andererseits neigen Lehrpersonen dazu, können die Studierenden überhaupt dem Rektor begegnen?» sich sehr mit ihrem Beruf zu identifizieren und investieren Ich bin mir bewusst, dass es schwierig ist, in einer grossen entsprechend viel Energie und Herzblut in ihre Arbeit. Ich Hochschule wie der PH Zürich den Kontakt zu den Studieren- denke, die PH Zürich leistet einen wichtigen Beitrag zur Bur- den – übrigens auch zu den Mitarbeitenden – zu pflegen; be- nout-Prävention, indem sie die Berufseinsteigende in den ers- sonders in einem informellen und ungezwungenen Rahmen. ten zwei Jahren begleitet. Zum Beispiel mit fakultativen Kur- Ich versuche jedoch Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen, sen, Fachbegleitungen am Arbeitsplatz, Beratungsangeboten benutze bspw. häufig die grosse Haupttreppe und esse min- etc. Ich bin diesbezüglich aber offen für weitere Vorschläge. destens einmal pro Woche in der Mensa. In Zukunft möchte ich vermehrt an den Diplomfeiern dabei sein und die neuen Wo sehen Sie die zwei grössten Defizite in unserem Bildungssystem? Studierenden zum Semesteranfang persönlich begrüssen. Ich Die grössten Schwächen sind meines Erachtens bei den Über- könnte mir auch vorstellen, die eine oder andere Lehrveran- gängen auszumachen. Also zwischen Primar- und Sekundar- staltung durchzuführen – wenn auch nicht gerade ein Lernfeld stufe oder beim Übertritt ins Gymnasium. Diese Übergänge (lacht). Zum Thema Gleichheit: In unserer Hochschule gibt es sind wichtig, um die Chancengleichheit zu gewährleisten. Ein verschiedene Funktionen, Verantwortungsbereiche und Auf- zweites Problem sehe ich in den unterschiedlichen Niveau- gaben. Diesbezüglich können wir nicht alle «gleich» sein. differenzierungen auf der Sekundarstufe. Jeder Kanton hat seine eigenen Stufen, was in einem föderalen System kaum zu Der Schulalltag ist nicht mehr der gleiche wie vor 20 Jahren. vermeiden ist. Auf der Ebene der Sekundarstufe gibt es aber Eltern werden immer aufmüpfiger und im Sek B- und C-Alltag zu viele und zu unterschiedliche Modelle. Eine Vereinfachung herrschen zunehmend raue Umgangsformen.Wie sinnvoll ist es, oder Harmonisierung der Strukturen auf der Sekundarstufe I dass Dozenten, die nicht unterrichten und den Lehreralltag nicht käme allen Beteiligten zugute. Die Durchlässigkeit ist hinge- mehr kennen, Lehrer ausbilden? gen eine grosse Stärke unseres Systems. So kann man bspw. Vor zwanzig oder dreissig Jahren bestimmte der Lehrer, was eine Lehre machen, dann die Berufsmittelschule absolvieren gilt, und die Eltern waren selbstverständlich damit einver- und an einer Hochschule studieren. standen. Heute ist das etwas anders. Im Rahmen ihrer Prak- tika treten die Studierenden erstmals in Kontakt mit solchen Was halten sie von der Motion «Anpassung der Studiengebühren Herausforderungen. an die Realität»? Ich bin grundsätzlich kein Befürworter von massiven Erhö- Okay, aber nur sehr bedingt. hungen der Studiengebühren. Moderate Anpassungen kann es Sofort einverstanden: sehr bedingt. Aber ich denke, in den hingegen immer wieder geben. Die vorliegende Motion geht Praktika ist man am heutigen Schulalltag dennoch nahe dran. mit einer geforderten Erhöhung von CHF 500.- pro Semes- Es gibt allerdings Bereiche, die im Studium kaum vermit- ter zu weit. Bei Anpassungen der Semestergebühren muss auf telt werden können. Beispielsweise können Elterngespräche jeden Fall gewährleistet werden, dass die Chancengleichheit während der Ausbildung mit Rollenspielen zwar simuliert erhalten bleibt. Somit müssen zumindest flankierende Mass- werden, aber praxisnah lernt man das erst beim Berufsein- nahmen wie erleichterte Stipendien damit einhergehen. stieg und danach. Wichtig ist dabei, lernbereit zu bleiben und Misserfolge nicht persönlich zu nehmen, sondern sie mit der Kommen Sie mal an die TheraBierBar? nötigen Distanz zu analysieren und mit jedem Elterngespräch Ja, unbedingt, sehr gerne. Am liebsten spontan nach der Ar- besser zu werden. Aber zurück zur eigentlichen Frage: Ich beit. Ich finde diese Events super! Ich möchte aber auch nicht erwarte, dass Dozierende sich mit dem heutigen Schulalltag stören oder den Eindruck erwecken, dass ich die Studieren- auseinandersetzen – und ich denke, das tun sie auch. Ande- den kontrolliere. rerseits ist es unvermeidlich und ausschliesslich von Nachteil, dass Dozierende einer Hochschule den Schulalltag etwas aus Möchten Sie den Studierenden sonst noch etwas sagen? dem Blick verlieren. Seid stolz, an der PH Zürich zu studieren und Lehrerin bzw. Lehrer zu werden! Es ist nämlich einer der gesellschaftlich Wie erklären Sie sich die hohe Zahl von Burnouts, oder dass jeder wichtigsten Berufe. Die Pädagogischen Hochschulen bereiten dritte Neulehrer nach 5 Jahren den Beruf wechselt? die nächste, übernächste und überübernächste Generation auf Diese Zahlen zu den Berufsaussteigenden sind ernst zu neh- das Leben vor. Lehrpersonen, die jetzt ihr Studium abschlies- men, aber gleichzeitig auch zu relativieren, weil auch Lehr- sen, wirken bis zu vierzig Jahre lang und prägen dadurch die personen in die Statistik aufgenommen wurden, die nur in Gesellschaft nachhaltig. Von dem her kann ich allen jungen einen anderen Kanton wechselten und weiter in ihrem Beruf Menschen, die sich entschieden haben, Lehrerin oder Lehrer tätig sind. Zudem wurden auch Personen erfasst, die zwar zu werden, nur gratulieren. 7
Home Schooling – Unterricht zu Hause von Antonia Bona Laut der NZZ werden in der Schweiz ca. 500 Kinder zu Hause unterrichtet. Fast die Hälfte davon im Kanton Bern, so die Berner Zeitung. Früher vorwiegend religiös motiviert, wählen Eltern den Heimunterricht heutzutage aus den verschiedensten Gründen. Andrea (34) und ihre Kinder Bastian (14) und Amanda (13) geben mir im Interview einen Einblick in die Welt ihrer Berner Homeschooling-Familie. Andrea lebt mit ihrem Partner, vier Kindern, zwei Katzen und einigen Kaninchen in und um ein altes Bauernhaus in einem Berner Dorf. Sie ist Sozialpädagogin und Kleinkinder- zieherin, arbeitet aber in dem von ihr gegründeten freien Lernort «FreiLernRaum» für Homeschooler und Freilerner in Bern. Andrea, warum hast du dich für Homeschooling entschieden? z.B. nicht dieselbe Infrastruktur bieten wie eine Schule Ich war drei Monate lang mit den Kindern in Rumänien, (Turnhalle, Chemielabor, Werkstatt, etc). Homeschooling wo wir bei einem humanitären Projekt halfen. Die Kin- verlangt viel Engagement von Seiten der Eltern.Wir besu- der hatten Lernmaterial dabei und arbeiteten selbständig chen z.B. regelmässig eine super ausgerüstete und betreu- daran. Ich stellte fest, dass sie viel besser lernten als im te Holzwerkstatt sowie einen Malort und wir fragen einen grossen Klassenverband der Steinerschule und sie mein- Informatiker über die Basics des Programmierens. Die so- ten, dass es Spass mache, so zu lernen. Amanda wollte zialen Kontakte müssen ebenfalls organisiert werden. Man dann nicht mehr zurück in die Schule und bat mich, das muss sich auch durch einen Dschungel an Lehrmitteln, zu organisieren. Dies, obwohl sie gern zur Schule ging Infomaterialien und Internetseiten kämpfen, um an das zu und eine gute Schülerin war. Bastian litt schon länger in gelangen, was man als wertvoll erachtet. Es kann sein, dass der Schule. Wir wussten aber nicht wieso, denn auch er man eingeschränkter ist in der eigenen beruflichen Lauf- war ein guter Schüler und hatte Freunde in der Klasse. Ich bahn. Ich habe allerdings auch als alleinerziehende Mutter schlug ihm also vor, den Versuch Homeschooling ebenfalls von vier Kindern und mit einem Arbeitspensum von 30% zu wagen. Der Start war eine Herausforderung! Aber die Homeschooling praktiziert. Ich habe mich dann mit einer Kinder blühten schon nach wenigen Wochen auf, hatten anderen Familie in der Begleitung/Betreuung abgewech- Freude am Lernen und viele neue Ideen, was sie noch alles selt. Man muss sich nur gut organisieren. machen möchten. Was für ein Bild existiert deiner Meinung nach von Homeschoo- WelcheVorteile versprichst du dir davon? ling in der Schweiz? Mehr Familienzeit und eine intensivere Beziehung zu den Ich denke, dass das Bild vorherrscht, dass Homeschooling Kindern. Der Familienalltag kann viel freier gestaltet wer- nur etwas für Freaks, Superreiche mit Privatlehrern oder den. Längere Auslandaufenthalte sind möglich. Wir kön- fundamentalistische Christen ist, die ihre Kinder vor der nen viele Angebote der Stadt und des Landes zum Lernen bösen Welt beschützen möchten. Ausserdem gehen viele nutzen (Vorträge, Bibliotheken, Vorführungen, Ausflüge davon aus, dass Homeschooler keine sozialen Kontakte in die Berge, in Städte und an Seen). Die Kinder lernen haben, nicht das Notwendige fürs Leben lernen, sich zu das, was für sie Sinn macht und sie auf ihrem eigenen Weg wenig von den Eltern abnabeln können, verweichlicht brauchen können. Sie haben zudem die Möglichkeit sich werden und nicht mit den Anforderungen der Berufswelt mit Themen vertieft zu beschäftigen, die in der Schule kei- klarkommen können. ne Priorität haben. Die Länge und Intensität kann selber bestimmt werden. Die vorgegebene 45min. Lektion muss Was meinst du denn zum oft gehörten Vorwurf, dass beim Home- nicht eingehalten werden. Sie werden ihren selbst gewähl- schooling der soziale Aspekt der Schule verloren geht? ten Weg gehen und damit wohl glücklicher sein als viele Meine Kinder werden nicht eingesperrt und haben genau- Menschen im Erwachsenenalter. so Freunde wie andere Kinder. Sie gehen in Vereine und haben Hobbies, die sie mit anderen teilen. Es muss einfach Denkst du, dass Homeschooling auch Nachteile hat? alles organisiert werden. Ist aber überhaupt kein Problem. Ja, es kann auch Nachteile geben. Ich kann den Kindern Sie verbringen Zeit mit Menschen jeglichen Alters, was 8
Andrea (hinten rechts) mit ihrem Partner und den vier Kindern. Die Sozialpädagogin und Kleinkinderzieherin hat den «FreiLernRaum» für Homeschooler und Freilerner in Bern gegründet. ich sehr wertvoll finde. Kinder brauchen Menschen, nicht unbedingt Gleichaltrige. Rechtslage in der Schweiz Bastian, wie siehst du das? Ein wenig stimmt das – ich sehe weniger Gleichaltrige. Es Rechtsanwalt D. Albietz in Rechtsgut- ist schwieriger abzumachen, da diese Freunde nicht sehr achten zu Homeschooling laut Bundes- viel Zeit haben seit der Oberstufe. verfassung: Wie wird eigentlich deine Leistung überprüft und bewertet? • «Für das Schulwesen sind grundsätz- Von mir selbst, aber ich erhalte Feedbacks vom Lerncoach lich die Kantone zuständig.» und meiner Mutter. Zur Zeit überprüfe ich meine Leis- • «Weder die Bundesverfassung noch tungen auch, indem ich alte Gymi-Aufnahmeprüfungen das HarmoS-Konkordat enthalten löse und auswerte. Vorgaben zum Homeschooling oder ein Verbot desselben.» Amanda, wie werden deine Freunde unterrichtet und was machst • «Im Kontext der Grundrechte ist es du so in deiner Freizeit? prioritär Aufgabe der Eltern und nicht Meine Freundinnen gehen an verschiedenen Orten zur des Staates, das Kindswohl und da- Schule. Eine Freundin ist auch Homeschoolerin. In mei- mit die Unterrichtspflicht und die So- ner Freizeit spiele ich Klavier, gehe ins Kunstturnen und zialisation zu verwirklichen.» spiele Theater bei der jungen Bühne Bern. Ich darf auch zum Tierarzt helfen gehen, plane Projekte mit meiner Auch wenn die Bundesverfassung kein Freundin und spaziere mit den Hunden oder mache etwas Lehrdiplom für Eltern vorschreibt, kön- mit meinen Hasen. nen Kantone dies betreffend eigene Reglungen haben. Das Volksschulamt Welche Zukunft siehst du für Homeschooling in der Schweiz, des Kantons Zürich zu Homeschooling: Andrea? Das Interesse an Homeschooling steigt aktuell rasant in • «Wenn der Privatunterricht länger als der Schweiz. Viele Familien ziehen deswegen in Kantone, ein Jahr dauert, darf er nur von einer in denen Homeschooling erlaubt wird. Ich weiss, dass vie- Person mit abgeschlossener Lehrer- le mit dem Schulsystem nicht zufrieden sind, Alternati- ausbildung erteilt werden.» ven suchen und die Verantwortung für die Bildung ihrer • «Wie an Privatschulen müssen auch Kinder zunehmend selbst in die Hand nehmen möchten. beim Privatunterricht die Lernzie- Leider werden ihnen teilweise Steine in den Weg gelegt. le gemäss kantonalzürcherischem Ich wünschte, es gäbe eine einheitlichere Gesetzgebung Lehrplan erreicht werden.» – eine liberale. Homeschooling ist eine Alternative zum staatlichen System wie Privatschulen auch. 9
Portraitiert – Deutsch für alle von Lea Bärtschi Studierende der PH Zürich unterrichten Ausweis N Asylsuchende Alle Kursteilnehmer haben den Ausweis N. Was bedeutet Seit dem Start im November 2016 kann das von Studie- das? Jene Personen, die den blauen Ausweis N besitzen, renden der PHZH ins Leben gerufene Projekt «Deutsch werden politisch korrekt Asylsuchende genannt. Das sind für alle: Deutschkurse für Asylsuchende an der PHZH» Menschen, die bei uns in der Schweiz ein Asylgesuch ge- bereits einige Erfolge verbuchen. Die zwei Klassen mit stellt haben und noch im Verfahren stehen. Sie haben zwar Niveau A1 und A2 werden täglich von je ca. 20 Personen ein Aufenthaltsrecht in der Schweiz, ob und wie lange sie besucht und erfreuen sich grosser Beliebtheit. Doch die bleiben dürfen, ist aber noch in Abklärung. In den ersten freiwilligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wie auch drei Monaten bleibt diesen Menschen eine Erwerbstätig- die lernwilligen Kursteilnehmer sehen noch weiteres keit verwehrt, nur unter gewissen Umständen ist es ihnen Entwicklungspotenzial für die Schule. Wir haben mit der erlaubt, einer unselbständigen beruflichen Tätigkeit nach- Projektleiterin Tamira Ernst gesprochen und sie berichtet zugehen. über neue Ideen, die zeigen, dass das Projekt noch eine Asylsuchende werden nur unter folgenden Voraussetzun- grosse Zukunft vor sich hat. Geplant sind weitere Klas- gen für eine Arbeit zugelassen: sen, um der riesigen Nachfrage und der langen Warteliste mit Neuanmeldungen nachzukommen. Zurzeit mangelt • Wohnsitz im selben Kanton wie die Arbeitsstelle es dafür aber noch an freiwilligen Lehrpersonen. Falls ihr • Die Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage erlauben eine also interessiert seid, liebe Kommilitoninnen und Kom- Anstellung von Asylsuchenden militonen, euer Engagement ist jederzeit willkommen! • Der Arbeitgeber hat Inländer zunächst bevorzugt Zudem wäre eine Kinderbetreuung sinnvoll. Aktuell be- • Die ort- und branchenüblichen Lohnbedingungen suchen mehrheitlich Männer die Kurse. Das Interesse können eingehalten werden Deutsch zu lernen, ist aber auch bei den Frauen gross, nur bleibt ihnen der Kursbesuch aus Mangel an Betreu- So weit, so gut. Bei der weiteren Recherche bin ich aber ungspersonen für ihre Kinder oftmals verwehrt. Deshalb auch noch auf folgende «gewisse Umstände» gestossen. sucht «Deutsch für alle» auch Studis, die Freude daran Im Kanton Zürich sind Bewilligungen für eine unselbstän- hätten, sich um die Kinder zu kümmern und diese wäh- dige Erwerbstätigkeit auf folgende Branchen beschränkt: rend den zwei Schullektionen zu beschäftigen (Zeiten und Kontaktangaben siehe Box). • Landwirtschaft, Gemüsebau, Gärtnereien, Garten- Ich habe mich im Januar mit einigen der Asylsuchenden bau, Forstwirtschaft, Sägereien nach ihrem Kurs getroffen und war tief beeindruckt von • Betriebe der Bauwirtschaft ihrem Wissensdurst und ihrer Beständigkeit. Sie berichte- • Spitäler, Heime, Anstalten (Pflege und Ökonomie) ten mir von ihren Leben aus der Heimat, von ihrer Flucht • Betriebe zur Herstellung von Nahrungsmitteln und und den Erfahrungen in der Schweiz. Es waren sehr be- Getränken wegende, traurige aber zugleich auch starke Geschichten, • Gastgewerbe, Kantinen die mich wiederum dazu bewogen, an diesem historisch • Wäschereien, Chemische Reinigungen, Näh- und relevanten Trauerspiel etwas entgegenzuwirken. Denn Änderungsateliers eines Tages werden mich meine Enkel nach den Flücht- • Entsorgung (Abfallbewirtschaftung) lingsströmen fragen, und ich möchte nicht antworten • Engros-Markt Zürich müssen, dass mich das Ganze eigentlich nur peripher tan- giert habe. Liest man diese Auflagen, wird klar, wie schwierig es für einen Asylsuchenden ist, einer Erwerbstätigkeit nachzu- gehen. Hier anzumerken ist, dass branchenunabhängig Kurszeiten: die Beherrschung der Sprache Voraussetzung für eine Montag – Freitag 16 bis 20 Uhr Anstellung ist. Gerade deshalb sind Deutschkurse für Samstag 14-16 Uhr Asylsuchende mit N Ausweis so zentral. Wie wir in den Jeweils im LAD der PHZH Interviews erfahren haben, ist dies für alle drei Gesprächs- Kontakt: partner eines der wichtigsten Motive, um unsere Sprache tamiraernst@stud.phzh.ch zu lernen. Sie erhoffen sich, durch die Sprache sowohl den Zugang zum Arbeitsmarkt wie auch zu unserer Kul- tur und Gesellschaft zu finden. 10
Teimur Shirav Bismillah Alter: 42 Jahre Alter: 23 Jahre Alter: 22 Jahre Herkunft: Herkunft: Herkunft: Afghanistan Syrien Afghanistan In der CH seit: In der CH seit: In der CH seit: September 2015 Oktober 2015 Oktober 2015 Niveau: A2 Niveau: A2 Niveau: A2 Wieso willst du Deutsch lernen? Wieso willst du Deutsch lernen? Wieso willst du Deutsch lernen? Ich lebe hier und möchte einmal in der Weil ich in der Schweiz lebe und nicht weiss, Weil ich hier lebe und mich mit meinen Mit- Schweiz arbeiten. Zudem möchte ich mich wie lange ich hier bleiben werde. menschen unterhalten möchte. Zudem fän- mit den Schweizern unterhalten können. de ich es schön, wenn ich irgendwann in der Wie bist du in die Schweiz gelangt? Schweiz Arbeit finde könnte. Dafür brauche Was kannst du über den Deutschkurs sagen? Wie Meine Familie (vier Schwestern und einen ich die deutsche Sprache. findest du ihn? Bruder) lebt noch in Syrien. Ich bin zu Fuss, Mir gefällt er sehr, weil er intensiv ist. Es mit Boot und Auto in die Schweiz gereist. Was kannst du über den Deutschkurs sagen? Wie wäre aber noch besser, wenn wir mehr reden Insgesamt bin ich zehn Tage gereist. findest du ihn? würden. Aber um zuerst die Grammatik zu Der Kurs ist eine super Gelegenheit. Ich lernen, ist es sehr gut. Wieso bist du in der Schweiz? habe lange nach einem Intensivkurs gesucht. Die Regierung sucht mich, weil ich den Mi- Hier kann ich täglich an meinen Zielen ar- Wie bist du in die Schweiz gelangt? litärdienst verweigere, deshalb bin ich auch beiten und bekomme auch Unterlagen, um Ich bin innert 30 Tagen mit meiner Fami- alleine geflüchtet. Ich möchte nicht im Krieg zuhause Deutsch zu lernen. lie, Frau und zwei Kindern gezielt in die kämpfen. Mein jüngerer Bruder ist nach Schweiz geflüchtet. Wir sind vom Krieg und Kurdistan geflüchtet. Wie bist du in die Schweiz gelangt? der Angst, entführt werden zu können, ge- Ich bin 35 Tage gereist und habe elf Grenzen flüchtet. Wo und wie lebst du hier? überquert. Vorgängig habe ich alles, was ich Ich wohne in Buchs-Dällikon mit einem Kol- besitze, verkauft. Total hat die Flucht circa Wieso bist du in der Schweiz? legen, er ist auch Syrier. 3‘000 Dollars gekostet. Ich kam alleine, es Weil die Schweiz mit den Ländern rundhe- war mir nicht möglich, mit meiner Familie rum gut auskommt. Die Schweiz erscheint Gefällt es dir in der Schweiz? zu flüchten. Einerseits wegen dem Geld, mir geschützt. Ja sehr, insbesondere die Natur. andererseits, weil ich als Student dem Staat unterliege und die Taliban- und IS-Truppen Gefällt es dir in der Schweiz? Wieviel Franken hast du pro Monat zurVerfügung? damit nicht einverstanden sind. Mmmh... Zu 100% ja. Alle Leute sind nett und hilfs- Reicht dir das aus? Möchtest du die lange oder die kurze Versi- bereit. Ich bekomme 480 Franken pro Monat. Es on? genügt. Wieviel Franken hast du pro Monat zurVerfügung? Ich fände es schön, wenn du deine Geschichte mit Reicht dir das aus? Wenn du einenWunsch frei hättest, was würdest du uns teilst. 1250.-/Monat. Es ist nicht genug, aber ich dir wünschen? Als Student (hat Psychologie studiert) lebst bin dankbar, hier sein zu dürfen und möchte Ich wünschte mir, dass der Krieg in meinem du in Afghanistan gefährlich. Wir mussten nicht nach mehr fragen. Es ist grosszügig. Land fertig ist und wieder Frieden herrscht. oft zwischen den Unis pendeln. Da die Ta- liban- und IS-Truppen nicht mit dem Afgha- Wenn du einenWunsch frei hättest, was würdest du Wie erlebst du unsere Sprache? nischen Staat einverstanden sind, attackieren dir wünschen? Schweizerdeutsch verstehe ich noch gar sie unter anderem auch die Studenten. Eines Ich wünschte, ich könnte eine Import-/Ex- nicht. Aber Hochdeutsch verstehe ich schon Tages, ich war mit einigen anderen Studen- portfirma gründen und selbstständig in der gut. ten unterwegs nach Kabul, sind wir von den Schweiz arbeiten. IS-Truppen entführt worden. Sieben Tage Welche Sprachen sprichst du? waren wir in deren Gewahrsam. Mir wurde Wie erlebst du unsere Sprache? Arabisch und Kurdisch. ein Jutesack über den Kopf gestülpt und sie Das Schweizerdeutsch ist süss. Ich bevorzuge nahmen mir alles weg. Sie drohten uns bei es, vor allem wegen der Aussprache. Es ist Was machst du im Jahr 2025? der Freilassung mit Enthauptung, wenn sie mir näher als das Hochdeutsche. Ich bin in Syrien bei meiner Familie. uns noch einmal erwischen. Da bin ich an dem Punkt angelangt, an dem ich mir sagte, Was machst du im Jahr 2025? Wenn du etwas in der Schweiz ändern könntest, lieber auf der Flucht oder anderswo sterben, Ich würde gerne gemäss den Schweizer Stan- was wäre das? als hier in meinem Dorf, geköpft von den Ta- dards aus Afghanistan importieren. Ich sehe Nichts. liban- oder IS-Truppen. überall indische, pakistanische und arabi- sche Läden, aber ein Laden mit afghanischen Was fehlt dir am meisten aus deiner Heimat? Wieso bist du in der Schweiz? Spezialitäten fehlt uns noch in der Schweiz Meine Familie und meine Freunde. Hier sind die Menschen freundlich und ehr- (lacht). lich, auch wegen dem Sozialstaat und den Möglichkeiten, die ich hier habe, wofür ich Was fehlt dir am meisten aus deiner Heimat? sehr dankbar bin. Meine Verwandtschaft und Freunde. In Af- ghanistan ist es eine Art Tradition, dass wir Wo und wie lebst du hier? unsere Leute im grossen Stil besuchen. Der Ich lebe in Rüti in einer Flüchtlingswohnung. Austausch fehlt mir. Jeder hat sein eigenes Zimmer. Die Küche 11
und das Bad teilen wir. Insgesamt sind wir 70 Männer auf vier Etagen verteilt. Wieviel Franken hast du pro Monat zurVerfügung? Reicht es dir aus? Ich habe 485 Franken pro Monat zur Verfü- gung. Das muss für Essen, Kleider, das Bahn- ticket und den ganzen Alltag reichen (exklu- sive Versicherung). Es reicht nur knapp. Wenn du einenWunsch frei hättest, was würdest du Basil Saner und dir wünschen? Julia Wanzenried Ich wünschte, ich könnte mein Studium hier in der Schweiz beenden. Studieren an der PHZH und engagieren sich als Kursleiter im Projekt. Wie erlebst du unsere Sprache? Die Aussprache im Schweizerdeutsch ist sehr ähnlich wie bei uns, was es sehr einfach für mich macht. Schwieriger ist, dass ich zwei Sprachen lernen muss: Zuerst das Hoch- deutsch, dann das Schweizerdeutsch. Was machst du anders, als wenn du in einer regu- Ritual für das Ende der Stunde. Es ist aber Was machst du im Jahr 2025? lären Klasse unterrichtest? immer sehr schön, wenn man mit den Teil- Ich spreche fliessend Deutsch und arbeite in Julia: Ich achte weniger auf eine strenge nehmern nach dem Kurs noch ins Gespräch Zürich als Geschäftsführer einer Reisefirma. Klassenordnung, denn es ist in ihrem eige- kommt. nen Interesse zu lernen. Ausserdem gehe Wenn du etwas in der Schweiz ändern könntest, ich während des Unterrichts mehr darauf Wie erlebst du die Kursteilnehmer? Was nimmst was wäre das? ein, was sie gerade für Bedürfnisse haben du mit? Die Arbeitszeiten (lacht). Die Schweizer sind (ein grammatikalisches Thema, Worterklä- Basil: Ich muss ehrlich sagen, dass ich so fleissig. Ihr arbeitet viel. rungen, besondere Interessen). Eine solche schon einige Male aus dem Kurs gelaufen Flexibilität kann man sich erlauben, da man bin und gedacht habe: «Ja, genau so muss Was fehlt dir an meisten aus deiner Heimat? keinen Zeitdruck hat, um den Stoff durch- Unterrichten sein!» Dies hängt ganz stark Meine Familie. zubringen. mit den Kursteilnehmern zusammen. Sie geben einem unglaublich viel zurück und Worauf baust du deinen Unterricht auf, wenn sind enorm motiviert. Gerade wenn man nicht auf der Sprache? vielleicht einige Vikariate an Regelschulen Julia: Die meisten Flüchtlinge können absolviert hat und mit manchmal etwas un- schon etwas Deutsch, das erleichtert die motivierten Schülern zu tun hatte, ist dieser Kommunikation. Ich arbeite trotzdem noch Kurs wirklich Balsam für die Seele und man viel mit Bildern und mache viele Gesten, merkt, wieso man sich für diese Ausbildung um Wörter zu erklären. entschieden hat. Es ist eine wirklich tolle Erfahrung und gibt einem unglaublich viel. Wie viele Kursteilnehmer hast du jeweils, die dei- Julia: Die Kursteilnehmer sind sehr dank- ne Unterstützung in Anspruch nehmen? Arbeitet bar, humorvoll und sehr lernwillig. Es ihr in Kleingruppen oder wie teilt ihr euch auf? macht sehr viel Spass, mit ihnen Deutsch zu Basil: Ich unterrichte die A2-Gruppe und lernen und auch für neue Sportarten, wie kann daher vor allem für den Unterricht das Schlittschuhlaufen sind sie zu haben. Ich dort sprechen: Circa zwanzig Personen sind schätze sie sehr! hier zugeteilt. Zu zweit ist das Unterrichten tatsächlich etwas einfacher. Die Kursteil- Hast du einen Tipp für Freiwillige, die allenfalls nehmer haben sehr viele Fragen (teilweise auch mitmachen wollen beim Projekt Deutsch für auch Fragen aus anderen Deutschkursen) alle? und es ist beinahe unmöglich, allen Fragen Julia: Trau dich! Vielfach würde man gerne gerecht zu werden. Das Unterrichten zu an einem solchen Projekt mitmachen, aber zweit ist aber leider die Ausnahme, da wir aus Bedenken, dass man Deutsch als Zweit- noch nicht so viele Lehrpersonen haben. Es sprache nicht gelernt hat oder ob man genü- ist aber zumindest auf dem A2-Level auch gend Autorität haben wird, zieht man sich problemlos möglich, alleine zu unterrich- wieder zurück. Schau einfach einmal rein ten. Die Kursteilnehmer sind grösstenteils und du wirst dich vom Gegenteil überzeu- unkompliziert und wissen sich auch selber gen. Ein Handy/Computer als Nachschla- und untereinander zu helfen. gewerk ist sehr dienlich, denn sie haben Personen, die in der viele Fragen. Schweiz einen Asylantrag Womit beginnst du die Lektion? Wie beendest du Basil: Probiert es aus und habt keine fal- sie? sche Scheu, weil ihr beispielsweise kein gestellt haben und deren Basil: Die Lektionen beginne ich häufig mit Deutsch im Profil habt! Wir haben eine Verfahren noch nicht ab- einem Spiel (z.B. Hangman), das die Teil- wirklich tolle Truppe zusammen, könnten geschlossen ist, erhalten nehmer auf den Inhalt der anstehenden Lek- aber durchaus noch die ein oder andere Ver- den Ausweis N. tion vorbereitet. Ich habe kein bestimmtes stärkung vertragen. 12
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Unterricht auf dem Tablet(t)? Ein Plädoyer für mehr Selbstständigkeit und Digitalisierungsoffenheit in der Schule von Julia Lehmann für Avenir Jeunesse PISA und jetzt? Gegen Ende letzten Jahres wurden die neuesten Ergebnis- Klassenzimmer wandelt sich jedoch, denn die Lehrperson se der PISA Studie 2015 veröffentlicht. Für die Schweiz ist nicht mehr der allwissende, alleinige Lösungsbringer. lässt sich aus den Testergebnissen eine gemischte Bilanz Daraus ergibt sich die Chance, die Rollen im Klassen- ziehen. In der Mathematik besetzen unsere Schülerinnen zimmer neu zu gestalten. Vom frontalen Vermittler wird und Schüler den Spitzenplatz, beim Lesen fielen sie je- die Lehrkraft zum Berater, welcher das Kind bei der Ent- doch auf einen Platz im Mittelfeld1. Die neuesten Resul- wicklung im eigenen Lernprozess unterstützt. tate für die Schweiz zeigen ein Bild, welches über die letz- ten Jahre relativ konstant war. Grundsätzlich funktioniert Lernen mit digitalen Medien PISA wie ein Thermometer: Es liefert Informationen, die Die Digitalisierung darf nicht als Bedrohung wahrge- einen Ländervergleich ermöglichen, die Ergebnisse sagen nommen werden, sondern als Innovationstreiber. Ein aber wenig darüber aus, was aufgrund dieser konkret zu spannendes Beispiel zum Umgang mit digitalen Medien tun ist. in der Schule lässt sich in Brooklyn beobachten2. Im auf- An diesem Punkt kommen Sie ins Spiel. Als angehenden- blühenden NewYorker Stadtteil wurde vor einigen Jahren den Lehrkräften legt Ihnen die Gesellschaft die wertvolle an der David A. Boody Schule die Initiative «New Class- Aufgabe in die Hände, die künftigen Generationen aus- room» gestartet. Der Mathematikunterricht findet dort zubilden. Ihre Hauptaufgabe wird sein, einen fachlich in einem riesigen Raum an wechselnden Stationen statt. inhaltsreichen und vielfältigen Unterricht anzubieten. Dieser Unterricht ist individuell und auf jeden einzelnen Primär geht es in der schulischen Laufbahn darum, den Schüler und jede einzelne Schülerin zugeschnitten. An- Schülerinnen und Schülern das nötige Wissen und ge- hand von Apps werden Lernfortschritte gemessen und schliffene Kompetenzen mit auf ihren Lebensweg zu ge- Algorithmen geben den weiteren Lernstoff vor. Die Lehr- ben. person kann mitverfolgen, wenn ein Kind nicht mehr vor- ankommt und kann dann gezielt weiterhelfen. I’m feeling lucky Die Kinder von heute wachsen in einer digitalisierten Gelebte Digitalisierung Welt auf, in welcher Informationen schnell und einfach Die Digitalisierung hält langsam aber sicher immer mehr zugänglich sind. Sie sind es gewohnt, dass Google und Einzug in die Klassenzimmer. Die Schweizer Schulen tun YouTube auf fast alle ihre akuten Fragen eine Antwort gut daran, zu schauen, dass sie den Anschluss nicht ver- liefern. Bereits vorhandene Lösungen zu nutzen, ist legi- passen und auf technologische Trends reagieren. Um In- tim. Insbesondere, wenn sie nur einen Klick entfernt auf novationen zu fördern, braucht es auch willige Lehrkräf- Googles I’m-feeling-lucky-Button liegen. Dieses Vorgehen te, die offen sind, neue Wege zu erproben. führt aber zunehmend zum Verlust der Fähigkeit, durch Kommen wir zu den PISA Ergebnissen zurück, die ge- eigenständiges Denken Probleme zu bewältigen. Auch zeigt haben, dass es mit dem Lesen in der Schweiz noch im Schulunterricht trifft man die I’m-feeling-lucky-Funkti- hapert. Gerade bei der Leseförderung kann eine Brücke on häufig an. Oft werden Lösungswege durch Lehrkräfte zwischen digital und analog geschlagen werden. In den oder gut zugängliche Lösungsblätter bereits vorgegeben. letzten Jahren sind zahlreiche digitale Leseformate für Doch gerade im digitalen Zeitalter sollte die Kompetenz Kinder und Jugendliche entwickelt worden. Mit Hilfe des eigenständigen Denkens im Mittelpunkt stehen. Den- von Apps können nicht nur die Kleinsten ans Lesen heran- ken ist die menschliche Fähigkeit mit dem Verstand zu geführt werden, sondern auch diejenigen begeistert wer- arbeiten und eigenständige Lösungswege zu entwickeln. den, die normalerweise in der Bibliothek nur zwischen Fortan braucht es keine Menschen, die rein ausführende den Bücherregalen herumstehen. Aufgaben übernehmen, sondern solche die fähig sind, Als zukünftige Lehrpersonen haben Sie die Chance, ein selbständig Lösungswege zu entwickeln. neues Zeitalter in den Schulzimmern einzuläuten und dazu beizutragen, dass die Schule von morgen nicht die Lehrperson vs. www? Schule von gestern wird. Doch braucht es in der Zukunft überhaupt noch Lehr- Avenir Jeunesse: Die Jungen von heute sind die Zukunft von morgen. Avenir personen, wenn sich die «Digital Natives» ihr Wissen im Jeunesse bietet eine Plattform, um interessierte junge Menschen zusammenzu- Internet theoretisch selbst aneignen können? Keine Sor- bringen und über die Zukunft einer liberalen Schweiz zu debattieren. ge – die digitalen Hilfsmittel werden die Lehrkräfte nicht 1 http://www.compareyourcountry.org/pisa/country/che aus dem Klassenzimmer verdrängen. Die Hierarchie im 2 http://izonenyc.org/initiatives/school-of-one/ 14
Semesterplan VS PHZH – FS 2017 23FEBRUARTHERABIERBAR 2MÄRZKAFI SCHNAUZMOOSESTACHE-SLAM 3MÄRZSEMESTERPARTY IM CLUB HEILE WELT 9MÄRZKAFI SCHNAUZFEDER & SCHNAUZ (SLAM-SCHREIBWERKSTATT) PLUS LIVE-ACT 16MÄRZTHERABIERBAR 23MÄRZKAFI SCHNAUZSOQUASIPOETE 30MÄRZTHERABIERBAR 6APRILKAFI SCHNAUZQUIZNIGHT 13APRILOSTERFERIENKEIN ANLASS 20APRILOSTERFERIENKEIN ANLASS 27APRILTHERABIERBAR 4MAIKAFI SCHNAUZLIVE-KONZERT 19MAISPORTNACHT VS PHZH 11MAITHERABIERBAR 18MAIKAFI SCHNAUZMOOSESTACHE-SLAM 25MAIAUFFAHRTKEIN ANLASS 1JUNITHERABIERBARZWEI LIVE-ACTSCLANDESTINE UNDEINE GROSSE ÜBERRASCHUNG Nachhaltigkeitswoche vol. 5 Wann: 6. – 11. März Wo: An allen Zürcher Hochschulen Was: Workshops, Vorträge, Filme, Podiumsdiskussionen, Ausstellungen, Ausflüge und vieles mehr! Kosten: Ja, es gibt noch Dinge, die gratis sind ;-). Das Ziel: Information, Sensibilisierung und aktives Engagement. Das Programm & mehr Infos auf www.nachhaltigkeitswoche.ch. Wir freuen uns auf euren Besuch! Die neuen Flaschen der PHZH sind da! Möchtest du etwas Gutes für die Umwelt tun? Bist du es leid, immer eine PET-Flasche kaufen zu müssen? Wir haben die Lösung! Die neue PHZH Trinkflaschen sind handlich, langlebig und umwelt- freundlich. Am 27.02. und 10.03. 2017 jeweils von 12-14 Uhr findet der Flaschenverkauf entweder draussen oder im LAB Eingang statt. Die Investition lohnt sich! Wieso? Hier die Gründe: • Dichter Bügelverschluss (selbst wenn Teebeutel noch dazwischen ist). • Für Geschirrspüler & hohe Temperaturen geeignet. • 0.6 Liter Volumen und trotz allem bringst du sie unter jeden Wasserhahn. • Aus ökologischer Produktion und 1.- pro Flasche geht an ein Trinkwasserprojekt. • Lässigs Logo mit der Skyline von Zürich. Falls du den Flaschenverkauf verpassen solltest, kein Problem. Du kannst dir trotzdem eine sichern! Schreib eine Mail an: lea_baertschi@stud.phzh.ch. Eine solche Bestellung ist dann aber verbind- lich. Wir danken euch. Eurer VN! 15
Nivellierung nach unten Eltern, Lehrmeister Früher war die Sekundarstufe in zum Eintritt in diese Stufe bereits und Hochschulen drei Niveaus geteilt: Sek A, B und C. eine bestimmte Leistung verlangt Schüler, die auf besondere Hilfe an- wird, handelt es sich bei dieser He- beklagen seit gewiesen waren, wurden in Sonder- terogenität um eine überschaubare. Jahren das sinkende klassen unterrichtet. Den «integrierten» Sonderschülern Bildungsniveau der «Integrieren statt separieren» lautet wird eine Integration in die Regel- Volksschule. Im aber die aktuelle Kahlschlagparole klasse nur vorgegaukelt. Innerhalb Schulzimmer wird der modernen Pädagogik. Wer kann der Klasse werden sie nämlich von da schon dagegen sein? Die Sek C Spezialisten sonderbehandelt, was nicht mehr gelehrt wurde in den meisten Schulen des sich für die Schüler nicht wie eine und gelernt, sondern Kantons Zürich abgeschafft. Man Stütze, sondern wie eine öffentliche experimentiert. Nur die wolle den Schülern das «Etikett Sek Bekanntmachung ihrer Andersartig- Schultheoretiker sehen C» ersparen, das sie bei der Stellen- keit und ihrer Schwächen anfühlen suche nur brandmarke. Auch Son- dürfte. Unter diesen Vorzeichen sind keinen Anlass zum derschüler werden vermehrt in die nennenswerte Fortschritte ausge- Kurswechsel. Regelklasse integriert. Schüler mit schlossen. Die Lernprobleme der von Régis Ecklin unterschiedlichen Lernständen wür- Schüler werden nicht behoben, son- den eine Menge voneinander lernen, dern verwaltet. Zusätzlich wird der so der landläufige Wunschtraum. Schulbetrieb durch Interventionen Das Ziel ist es, alle Schüler min- von Heilpädagogen und ihren pri- destens unter Sek-B-Flagge in die vaten Intermezzos mit den Sonder- Berufswelt segeln zu lassen. Dieses schülern gelähmt. Vom Kompetenz Konzept ist reich an gut gemeinten wirrwarr im Klassenzimmer ganz zu Ideen, aber arm an harter Praxis- schweigen. tauglichkeit. Systemfehler Folgen Mit dem Einheitsbrei, der durch Ni- Mit der Eingliederung der Sek veaudurchmischung kreiert wird, C-Schüler und der Sonderschüler in wird keine Rücksicht auf die un- die Sek B verschwinden diese schwa- terschiedlichen Entwicklungs- und chen Schüler nicht. Es wird nur ver- Lernstände genommen – stets schleiert, dass es sie gibt. Das hat mit Verweis auf positiv klingende zur Folge, dass enorme Leistungsun- Worthülsen wie «soziale Kompeten- terschiede innerhalb eines Niveaus zen» oder «individuell ausgerichte- entstehen. Natürlich gibt es auch in tes Lernen». Statt drei Klassen mit einer reinen Sek A und einer reinen je einem Lernstand gibt es in vielen Sek B verschieden starke Schüler, die Schulen pro Jahrgang drei Klassen eine gewisse Binnendifferenzierung mit je mindestens drei verschiede- nötig machen. Dadurch, dass aber nen Lernständen. Und gerade um 16
mit diesen selbstkreierten Leistungs- Eine Aufteilung der heterogenen erzahler aufkommen. 912 Millionen unterschieden klarzukommen, wird Schülerschaft in homogene Klassen Franken berappte er im Jahr 2000 von den Lehrern erwartet, dass sie gewährleistet Chancengleichheit. für die Sonderbehandlungen. 2014 im Unterricht verschiedene Tempi Niveaudurchmischung wiederum hatten sich die Ausgaben mit 1’923 anschlagen, diverse niveauspezifische forciert Ergebnisgleichheit. Früher Millionen bereits verdoppelt. Kosten Übungen erstellen und schliesslich war das «Etikett Sek C» ein Stolper- und Nutzen stehen in einem umge- auch bei den Prüfungen lernstandge- kehrt proportionalen Verhältnis zuei- rechte Aufgaben entwickeln. Verwir- Das Faszinierendste am nander. rend bis wirr. Was in der Praxis kaum erreichbar ist durchmischten Unterricht Zurück zum Altbewährten und somit für die schwachen Schüler ist das Desinteresse Die Schule soll fair sein. Kein Schüler eine Überforderung und für die star- der Experten an soll vom Schulstoff überrannt oder ken Schüler eine permanente Nivel- in seinen Lernfortschritten gebremst lierung nach unten bedeutet, stellt altertümlichen Fragen werden. Wer aber meint, diese Be- für den Lehrer einen erheblichen wie jener nach dem nachteiligungen mit Niveaugemisch Mehraufwand in Planung, Durchfüh- Nutzen. verhindern zu können, versucht, rung und Nachbearbeitung dar – bei Feuer mit Benzin zu löschen. fraglichem Nutzen. Die Wundertüte stein bei der Lehrstellensuche, jetzt Die Schüler, die eine spezielle För- Sek B, die vom Sek A-Anwärter bis ist es durch das «Etikett Sek B» als derung brauchen, müssen wieder zum Sonderschüler mit ADHS und tiefstes Niveau ersetzt worden und eingehend betreut werden. Sonder- Dyskalkulie, der zudem nur radebre- irgendwann hat jeder Sekundarschü- und Kleinklassen, die auf bestimmte chend Deutsch spricht, alles bein- ler das «Etikett Sek» als Hypothek. Behinderungsformen oder Lern- und halten kann, wird von Lehrmeistern Das Bildungssystem verkommt zum Verhaltensschwierigkeiten speziali- nicht mehr als zuverlässiges Label Experimentierfeld von Hochschul siert sind, bieten ihnen dafür die bes- wahrgenommen. Deshalb verlangen intellektuellen, die der Schule ihren ten Chancen. sie bei Bewerbungen immer öfter ex- Stempel aufdrücken wollen, um sich Auf der Sekundarstufe ist die Drei- terne, von privaten Instituten durch- selbst zu verwirklichen. Die Praxis teilung in Sek A, B und C optimal. geführte Prüfungsresultate. Auch steht mittlerweile im Dienste der Wie in der Jurisdiktion sollte auch Privatschulen schiessen wie Pilze aus Theorie, anstatt dass die Theorie im hier die Devise lauten: Gleiches dem Boden, weil immer mehr El- Dienste der Praxis steht. gleich behandeln und Ungleiches tern ihre Kinder aus der öffentlichen ungleich behandeln. Je homogener Schule nehmen. Die Volksschule hat Bildungsfunktionäre schan- Klassen wieder werden, desto besser sich mit ihren unseriösen Experi- zen sich gegenseitig Man- können Schüler gefördert und gefor- menten längst aus der Bildungsreali- date zu dert werden. Für den Lehrer wird es tät verabschiedet. Auch die Sonderschulung ist mitt- wieder möglich, die Übersicht zu be- lerweile eine sich selbst erhaltende halten und auf die Klasse zugeschnit- Elitäre Sturheit Maschinerie. Und es kommen stän- tene Übungen zu gestalten, ohne auf Nun könnte man von den studierten dig neue Zahnräder dazu. Ein gros- diverse lernstandsensible Sonderbe- Bildungstheoretikern erwarten, dass ses Problem besteht nämlich darin, stimmungen einzelner Schüler Rück- sie den Wink mit dem Matterhorn dass das Einkommen der laufend sicht nehmen zu müssen. Die schwa- verstehen und ihre Konzepte hinter- wachsenden Heilspädagogenkaste chen Klassen können ihrem Niveau fragen. Mit erstaunlicher Halsstar- von den Sonderschülern abhängt. entsprechend unterstützt werden, rigkeit wollen sie aber den durch- Und um diese Stellen zu sichern, gar während starke Klassen auf ihrem mischten Unterricht durchpauken auszubauen, müssen ständig genug Wissensstand gefördert werden kön- und arbeiten mit Hochdruck am Schüler gefunden werden, denen nen. Und die Lehrmeister können Ausbau von niveau- und altersdurch- dieser Stempel aufgedrückt werden wieder darauf vertrauen, dass Sek B mischtem Unterricht. Schulen, die kann. Das hat zur Folge, dass auch drin ist, wo Sek B draufsteht. auf Integration, Durchmischung und zahlreiche kerngesunde Schüler der ähnliche trendige Modelle setzen, ausufernden Therapie-Industrie zum haben den Applaus von Pädagogi- Opfer fallen. Heute werden 24‘000 Aufruf zu einer schen Hochschulen auf sicher. Tra- Schüler sonderbetreut, was 10‘000 Gegenposition ditionelle Modelle hingegen sind als mehr sind als vor 10 Jahren. Und An alle Dozierenden: Für die rückständig verschrien. Langfristig das, obwohl schweizweit die Schüler- nächste Ausgabe würden wir uns sollen wohl sämtliche Abstufungen zahlen zwischen 2000 und 2014 von über eine Gegenposition freuen. gestrichen werden. Die Lernstand- 957‘154 auf 920‘958 gesunken sind. Bitte melden Sie sich bei uns. gerechtigkeit wird auf dem Altar der Für die Diagnosesucht der Steuer- rephlex@stud.phzh.ch Integration geopfert. empfänger darf natürlich der Steu- 17
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