Clubhauszeitung - Clubhaus pro people

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Clubhauszeitung - Clubhaus pro people
Clubhauszeitung
                          Ausgabe 1/2021
Zeitung der Tageszentren Clubhaus, pro sport und Kunst und Kultur

                                                                                                                    Bild: Martina Meidl „Bootsfahrt“ aus der KuK Gallerie

                          Alles fließt -
                  nichts bleibt so wie es war
Panta Rhei - Poseidon spricht........................................................................... 8
Digitale Angebote .......................................................................................... 21
Wien ist anders .............................................................................................. 40
Clubhauszeitung - Clubhaus pro people
Wer wir sind                                        2

Wer wir sind
Kunst und Kultur, pro sport und das Clubhaus pro people sind Standorte
von pro mente OÖ, die seit ungefähr zwei Jahrzehnten auf
unterschiedlichste Weise Angebote für Menschen mit psychosozialen
Hintergründen machen. Seit Sommer 2015 sind die drei Standorte unter
dem Namen „Freizeit und Kommunikation Zentralraum Linz“ unter einer
gemeinsamen Leitung zusammengefasst. Es gibt ein gemeinsames
Programm der Aktivitäten, das unter folgender Internetadresse abrufbar
ist:

           www.freizeitundkommunikation.at

Diese Zeitung wird im Rahmen des arbeitsorientierten Tages im Clubhaus
pro people erstellt und wird gedruckt von:
      FA Verbund Linz Stadt Kontrast – Büroservice
      Südtirolerstraße 31, 4020 Linz

           Impressum
           Clubhaus pro people; pro mente OÖ.,
           Scharitzerstrasse 6-8, 4020 Linz
           Tel.: 0732 / 66 82 20     Fax.: 0732 / 66 82 20-6
           clubhaus.propeople@promenteooe.at
           www.clubhaus-propeople.at
           ZVR-Zahl: 811735276
           Für den Inhalt verantwortlich:
           Naima Hattmannsdorfer
           Auflage: 400 Stück

Liebe LeserInnen, unsere Zeitung kommt 3 bis 4 Mal im Jahr heraus. Wir
freuen uns über Rückmeldungen, was Ihnen gefällt oder was wir ändern
können. Über Ihre Unterstützung in Form einer kleinen Spende freuen
wir uns auch sehr!

           Spendenkonto:
           Allg. Sparkasse OÖ,
           IBAN: AT71 2032 0000 0020 1541
           BIC: ASPKAT2LXXX

Wer die Zeitung nicht mehr erhalten möchte, wird ersucht, das bekannt
zu geben. Danke!
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3                                                      Wer wir sind

Clubhaus„pro people“
Das Clubhaus „pro people“ in Linz bietet Menschen mit psychosozialen
Problemen die Möglichkeit, durch die Mitbeteiligung am Clubhaus ihre
Fähigkeiten und Talente einzubringen, unterschiedliche Aufgaben zu
erledigen und sinnstiftende Beziehungen zu erfahren. Vom Kochen des
Mittagessens bis hin zum Veröffentlichen eines Magazins reichen die
vielfältigen Aufgaben, bei denen Beteiligung möglich ist.
Das Clubhaus „pro people“ unterstützt Menschen mit psychischen
Problemen, die ihre psychosoziale Gesundheit verbessern, mit Menschen
in Kontakt kommen und sich beteiligen möchten.

           Öffnungszeiten Clubhaus:
           Montag - Donnerstag:                  8.00 - 15.00
           Freitag:                              8.00 - 14.00
           Sonn- und Feiertage: Öffnungszeiten bitte
           dem Monatsprogramm entnehmen                                    pro sport,
                                                                           Clubhaus „pro people“
                                                                           Scharitzerstraße 6-8, 4020 Linz
pro sport                                                                  0732 / 668 220
                                                                           www.prosport-linz.at,
Pro Sport hilft Menschen, ihre psychische und körperliche Gesundheit zu    www.clubhaus-propeople.at
verbessern. Wandern, Gymnastik, Schwimmen, sowie Fußball,                  clubhaus.propeople@promenteooe.at
Tischtennis, Kegeln u. a. Gemeinsam aktiv die Freizeit gestalten. Freude
an Bewegung in kleinen oder größeren Gruppen. Begleitet werden die
Angebote von psychosozialem Fachpersonal.

           Bürozeiten pro sport:
           Mo - Do: 8.00 - 15.00    Fr: 8.00 - 14.00
           Weitere Veranstaltungen außerhalb der Bürozeiten
           sind dem Monatsprogramm zu entnehmen.

Kunst und Kultur                                                           Kunst und Kultur „KuK“
Kunst und Kultur bietet Unterstützung und Hilfe für die Gestaltung des     Lonstorferplatz 1, 4020 Linz
Alltags für Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder in Zeiten       0664 / 84 94 0 47
von Krisen und Erkrankungen. Das Angebot umfasst die Kreativbereiche:      www.kuk-linz.at
Malen, Keramik, Schauspiel, Tanz, Literatur, Video und Fotografie.         Kuk-linz@servus.at

           Öffnungszeiten KuK:
           Atelier:   Montag - Freitag 10.00 - 16.00
           KuK Führungen:   Dienstag 13.00 - 14.00
           Längere Öffnungszeiten bei weiteren Angeboten sind
           dem Monatsprogramm zu entnehmen.
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Allgemeines                                   4

                                      Vorwort
„Alles fließt, nichts bleibt so, wie es war“ ist das Schwerpunktthema der vorliegenden
Ausgabe der Clubhauszeitung. Diese Aussage gilt aber auch für vieles in unserem Alltag,
speziell in der jetzigen Zeit der Corona-Pandemie.
So gibt es auch unsere Treffen im Clubhaus, im KuK oder bei Veranstaltungen von Pro
Sport zur Zeit nicht mehr. Davon betroffen ist natürlich auch die wöchentliche Redakti-
onssitzung im Clubhaus. Um das Erscheinen unserer Clubhauszeitung trotzdem zu er-
möglichen, wurde ein digitales Meeting für die Redaktionssitzung eingerichtet. Die ge-
schriebenen Artikel werden nun per Email an das Clubhaus gesandt, dort gesammelt, bei
den digitalen Redaktionssitzungen diskutiert und dann darüber abgestimmt, ob sie in der
Zeitung erscheinen.
Diese digitalen Meetings wurden in letzter Zeit auch auf andere Themenbereiche ausge-
weitet. Diverse Neuigkeiten, die sonst bei den Treffen im Clubhaus oder im KuK in Erfah-
rung gebracht werden konnten, werden nun auf der Homepage verlautbart unter der Ad-
resse www.clubhaus-propeople.at
Es freut uns, dass wir jetzt eine Zeitung präsentieren können, deren Zustandekommen
gerade unter den gegebenen Umständen am Anfang nicht sehr einfach war.
                                                           Horst für das Redaktionsteam
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5                                                       Allgemeines

                                   Inhaltsverzeichnis
    Schwerpunktthema
    Alles fließt, nichts bleibt wie es war ....................................................... 6
    Panta Rhei—Poseidon spricht ................................................................ 8
    Quelle - Wasserfall ................................................................................. 9

    Allgemeines
    Der Frühling erwacht............................................................................ 11
    Frühling astronomisch.......................................................................... 12
    Frühlingsgedicht ................................................................................... 13
    Kein Wunder......................................................................................... 14
    Selbstkritisch ........................................................................................ 15
    Auszeit .................................................................................................. 16
    Romana stellt sich vor .......................................................................... 17
    Rezept—Königsberger Klöpse .............................................................. 18
    Die Liebe ein Schmetterling.................................................................. 19
    An der Grenze ...................................................................................... 20
    Digitale Angebote ................................................................................. 21
    Ausflug nach Steyr ................................................................................ 22
    Museum Arbeitswelt ............................................................................ 23
    Meditation............................................................................................ 26
    Loslassen .............................................................................................. 27
    Muttertag / Mythos Stiefmutter .......................................................... 28
    Ehrlich gesagt ....................................................................................... 31
    Pilgerweg 18 ......................................................................................... 33
    Das neue OÖ Kulturleitbild................................................................... 34
    Schwarzer Humor hilft immer .............................................................. 35
    Teeerzeugungsgerät ............................................................................. 38
    Weitere Bilder aus der Kuk Galerie ...................................................... 39
    Wien ist anders..................................................................................... 40
    Winterzauber, Fotos von Paula ............................................................ 42
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Schwerpunktthema                                            6

                  Alles fließt, nichts bleibt wie es war
Zu dem Thema alles fließt, nichts bleibt wie es war, da hätte ich einiges zu sagen. Ich bin gerne im Internet, aber
das ist dann schon heftig. Da muss man wirklich aufpassen. Ich habe da schon ein bisschen Erfahrung gesam-
melt. Das ist nicht ohne.
Und ganz ehrlich, ich habe sehr viel erlebt. Und man wird ja immer gescheiter. Und ja, was ich zu sagen habe,
kommt dir wie ein Traum vor, das geht und kommt. Ich habe sicher ganz tolle Erlebnisse, die mein Leben ganz
schön durcheinandergebracht haben. Aber man muss sehen und die Augen aufmachen, und nicht blind durch
die Welt gehen, so wie ich immer gegangen bin. Und man versäumt direkt irgendwo das Leben, es gibt so schö-
ne Sachen, ich schaue gerne beim Fenster raus. Die Sonne scheint und alles blüht und nichts bleibt, wie es war
und fließt, wie es einmal war. Das musste ich erfah-
ren oder besser gesagt spüren.
Anstrengende Zeit, aber ich vermisse auch die Zeit,
denn sie wird nie mehr zurückkommen, das weiß
ich, aber es hat schon Jahre gegeben, da wollte ich
lieber davonlaufen. Aber das geht nicht, man muss
zu seinem Leben stehen und sehen, wie man es
meistern kann. Man kann es machen, und die Kraft
und der Wille müssen da sein und das Selbstver-
trauen, das ist das wichtigste das es gibt, da geht
vieles leichter.
Liebe Grüße
Ingrid R.

                                                                                                                      Foto. Monika T.
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7                                               Schwerpunktthema

Alles fließt, nichts bleibt, wie es war. Mit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus beginnt die Neu-
zeit und das dunkle Mittelalter ist beendet. Aber für die indigenen Völker Amerikas beginnt eine schwere Zeit,
da sie verfolgt werden, hauptsächlich wegen des Goldes. Aber es beginnt auch die Zeit der Erfindungen.
Da ist Johannes Gutenberg, Erfinder des Buchdruckes, mit beweglichen Metalllettern einer der bedeutendsten.
Die wichtigsten Drucke sind die Gutenbergbibeln, die im Frühsommer 1456 vollendet wurden. Von etwa 180
Stück sind noch 48 Exemplare erhalten.
Der Buchdruck bekam immer größere Bedeutung. Bücher wurden gebraucht. Die Technik wurde weiterentwi-
ckelt. Neue Schrifttypen wurden entworfen. Mit zunehmender Alphabetisierung ist die Druckbranche immer
wichtiger für die Bildung der breiten Bevölkerung.
Wienerisches Diarium, die Wiener Zeitung wurde
1703 gegründet und ist die älteste erscheinende Ta-
geszeitung im deutschen Sprachraum.
Ein weiterer Schritt war Alois Sennfelder, der Erfinder
der Lithographie.
Er entdeckte bei Vervielfältigungsversuchen 1796 –
1798 dass geschliffener Solnhofener Schiefer mit
Fettkreide oder Tusche beschrieben und mit saurer
Gummiarabikum geätzt werden kann, sodass er nur
bei den geschriebenen Stellen Druckfarbe annimmt.
1797 baute er eine Steindruckpresse und entwickelte
1817 eine kleine Handpresse, bei der Metallplatten
anstelle des Steins vorgesehen waren.

                                             Ludwig F.
                                                                                                                 Foto. Monika T.
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Schwerpunktthema                                              8

                          Panta Rhei - Poseidon spricht
„Panta rhei“ ist altgriechisch und heißt auf Deutsch       nehme einen Schuh und klopfe mit dem Absatz auf die
„Alles fließt“. Es ist ein Aphorismus, der auf den grie-   Klinke. Daraufhin springt die Türe einen Spalt breit auf,
chischen Philosophen Heraklit zurückführt. Er ver-         ich mache sie zaghaft auf, Wasser strömt herein. Er-
gleicht das Sein mit einem Fluss.
                                                           neut reiße ich die Türe auf. Bei den Stiegen brennt
Johann Wolfgang von Goethe bezog sich in dem Ge-
dicht „Dauer im Wechsel“ direkt auf Heraklit. Er           Licht. Eine Luke im Gang zum Oberdeck steht weit
schrieb:                                                   offen.
„Denn alles muss in Nichts zerfallen                       Nun sind wir in Funchal angekommen. Durch das Fens-
Wenn es im Sein beharren will“.
                                                           ter weht kein Wind herein. Unsere Kinder sind herein-
Wir gestalteten unter Mag. Jürgen Heib eine Ausstel-       gekommen, sie sind geblendet von der Sonne. Sie ste-
lung im KunstRaum, die unter dem Thema „Panta              hen hinter mir. Endlich sind sie da.
rhei“ stattfand. Dazu malte ich ein abstraktes Bild in     Ich hoffe, sie stehen mir bei. Die Gefahr ist vorbei,
verschiedenen Blautönen und ein wenig Grün und
                                                           doch jetzt steigt auch bei mir die Angst auf.
schrieb den folgenden Text:
                                                           „Gemeinsam werden wir uns des Ozeans erwehren. Er

Poseidon spricht
                                                           wird es nicht schaffen, die Schwelle zu überschreiten.
                                                           Die Kinder werden als Schutzschilder fungieren, sie
„Der Ozean ist tief, weit, voll von Leben, geschändet,     werden abschreckende Wirkung auf ihn ausüben“,
leergefischt, voller Lärm, riesengroß.“                    spricht Poseidon.
Meine Wohnung ist zurzeit ein Schiff, die „Black Se-                                             Dorith / kunstnussi
ven“. Wir, der Kapitän, seine Frau, der Koch, der Mat-
rose, der Maschinist und wir drei Passagiere befinden
uns in einer Nussschale auf dem riesigen Meer - dem
Atlantischen Ozean.
Wir schiffen von Gran Canaria über Madeira nach Gib-
raltar. Plötzlich, knapp vor einer unbewohnten Insel,
die voll von Teer beschmutzt ist, streikt die Maschine.
Während der Techniker sich darum bemüht, den Mo-
tor wieder anzulassen, gehen wir auf die Insel, in der
wir zwei Zentimeter in den Morast einsinken. Ver-
schmierte, schwarze, tote Möwen liegen überall her-
um.
Das Schiff wird wieder klargemacht. Bald danach
kommt Sturm auf. Wir liegen 45° im Wasser, die Mo-
torjacht wird hin und her geschüttelt. Alle haben Angst
– werden seekrank. Ich nicht! Obwohl die Fenster, die
Türen in ihren Rahmen zittern. Ich starre sie an und
hoffe, dass sie dem Sturm standhalten. Bricht die Türe,
bin ich schutzlos in meiner Kajüte. Dann steht mir das
Wasser bis zum Hals.
Nach Stunden beruhigt sich die Lage. Das Schiff wankt
nur mehr schwach. Doch meine Türe klemmt jetzt. Ich
Clubhauszeitung - Clubhaus pro people
9                                                 Schwerpunktthema

                                       Quelle - Wasserfall
Ganz leise, ganz leise…….                                   das Spektakel anzusehen, kaum mit Worten zu be-
                                                            schreiben.
Ganz leise ist es nicht im Wald. Streifst Du mit Bedacht
durch den Wald wirst Du bald bemerken, dass es viel
zu hören gibt. Die verschiedenen Vogelstimmen tril-
                                                            Nachdem der Wasserfall die Senke wieder verlässt,
lern, zirpen und singen ein Lied.
                                                            fließt er als Fluss weiter, wird durch eine Jagd vom
Rascheln im Laub - es war ein Igel. Von weit her ein        „Halali“ übertönt und kommt schon breit und träge
Dröhnen. Du erkennst - es ist Herbst. Der Hirsch tut        durch die nächste Stadt, wo sich Menschen und Ma-
seinen Wunsch nach einem Weibchen kund. Aber zu             schinen tummeln oder bewegen, wo gar keiner mehr
sehen bekommst Du die Wildtiere selten. Du musst            Notiz nimmt von dem Fluss, der eine Quelle war und
Dich ruhig verhalten um einen Blick auf eine Hirschkuh      einen smaragdgrünen Wasserfall gebildet hatte.
zu erhaschen.
                                                            Das Meer ist nicht mehr weit und die Breite und Kraft
Und wenn Du genau schaust, kannst Du ihn sehen.             des Stromes lässt Schiffe auf ihm fahren. Vielleicht
Den Beginn eines Stromes.                                   auch Passagierschiffe.
Seine Quelle ist ein Kraftspender in großem Ausmaß.
Wanderer freuen sich über die Erfrischung und folgen
                                                                                              Dorith / kunstnussi
dem Rinnsal. Tiere kommen zur Quelle, um sich zu
stärken - das reinste Wasser, das es gibt. Oft sogar ein
Heilwasser, das die Bewohner des Waldes gesunden
lässt.
Nach dem Anfang allen Lebens fängt es ganz leise zu
sprudeln an, ein kleiner Bach ist geboren. Er fließt
sachte über das Moos und über den ersten kleinen
Stein, der ihm im Wege liegt. Erste Hürde überstan-
den, weiter geht es talabwärts und immer wird der
Bach ein kleines bisschen breiter. Vorbei an Bäumen,
an Sträuchern, an Blumen, an Gräsern. Das Bächlein
sättigt die Vögel, die Kriechtiere und die großen Wald-
bewohner, genauso wie die Bienen und Insekten. Da,
siehst Du es? Ein zweites kleines Wasser gesellt sich
zum Bächlein. Die beiden vereinen sich und werden zu
einem schmalen Fluss.
Es plätschert, trällert, flötet - und nun: ein deutliches
Rauschen ist zu hören. Ist es der Wind, der durch die
Baumwipfel bläst oder ist es der Fluss, der über Felsen
bebt und die Bäume erschauern lässt? Er nimmt ein
kleines Schwemmholz ein Stück mit und wirbelt es an
anderer Stelle wieder ans Ufer. Plötzlich: ein Tosen!

Der Wasserfall! Klar und stark stürzt sich der Fluss ins
Tal. Ein Glitzern und Wasserstauben und blauweiße
Gischt ist zu sehen. Ein Baum verneigt sich vor ihm in
der Tiefe. 15 Meter stürzt das Wasser hinunter und
fängt sich in einem tiefgrünen Waldsee. Diese unge-
bändigte Kraft lässt mich aufatmen. Es ist so schön,
Clubhauszeitung - Clubhaus pro people
Allgemeines

Aus der Kuk Galerie: „Mangel an Wärme“ - Lilith Avagyan
                                                          10
11                                    Allgemeines

                              Der Frühling erwacht
Wasser kristallklar,
Berge sind himmelhoch,
vorbei, das was war
Elfen kichern froh.

Warmer Sonnenstrahl
macht mich vergessen
Kummer in großer Zahl
Kleines Glück ermessen

Glück ist die Frage
nach Tod und Leid
es vergingen die Tage
nach vergangener Zeit.

Wälder saftig und grün,
Wolken, die vorüberzieh`n.
Die für die Zukunft glüh`n,
Schleier von den Augen flieh`n.
                                                     Dorith / kunstnussi
Allgemeines                                         12

                                   Frühling astronomisch
Der Frühling oder Lenz ist einer der vier Jahreszeiten.    In Mitteleuropa beginnt demnach der Vorfrühling be-
Er folgt auf den Winter. In den gemäßigten Zonen ist       reits mit dem ersten Blühen der Schneeglöckerl. Der
es die Zeit einer erwachenden, sprießenden Natur.          Vollfrühling ist mit dem Beginn des Blühens der Apfel-
                                                           bäume erreicht. Dieser Zeitraum, in dem die Natur
                                                           erwacht, wird als Frühjahr bezeichnet.

                                                                                  Recherchiert von Wolfgang C.P.

Im Laufe eines Jahres ändern sich die Tageslänge und
der Tagbogen der Sonne (mit dem höchsten mittägli-
chen Sonnenstand), abhängig von der geographischen
Breite eines Ortes.
Dies führt auf der Erde in mittleren Breitengraden zu
stark ausgeprägten Jahreszeiten, welche sich auf bei-
den Erdhälften im jährlichen Turnus wiederholen:
Während auf der einen Erdhälfte Herbst ist, ist auf der
anderen Erdhälfte Frühling.
Astronomisch beginnt der Frühling mit der Tag-und
Nacht-Gleiche (auf der Nord-Erdhälfte am 20.,21. März
auf der Süd-Erdhälfte am 22./23. September). Er endet
astronomisch mit der Sommersonnenwende (20./21.
Juni auf der nördlichen Erdhälfte).
Die Sommersonnenwende wird in Österreich auf Ber-
gen mit Johannisfeuern und im Tale ebenfalls mit
Freudenfeuern gefeiert. Es gibt dabei das Mut benöti-
gende Feuerüberspringen.
Mit dem astronomischen Sommerbeginn zur Sommer-
sonnenwende am 21. Juni endet der Frühling stets am
gleichen Tag.
Meteorologisch beginnt der Frühling in der nördlichen
Erdhälfte am 1. März, auf der südlichen Erdhälfte am
1. September.
13                   Allgemeines

         Frühlingsgedicht
       's war doch wie ein leises Singen
         In dem Garten heute Nacht,
         Wie wenn laue Lüfte gingen:
        »Süße Glöcklein, nun erwacht,
      Denn die warme Zeit wir bringen,
      Eh's noch jemand hat gedacht.« -
     's war kein Singen, 's war ein Küssen,
       Rührt' die stillen Glöcklein sacht,
          Dass sie alle tönen müssen
      Von der künft'gen bunten Pracht.
      Ach, sie konnten's nicht erwarten,
        Aber weiß vom letzten Schnee
      War noch immer Feld und Garten,
         Und sie sanken um vor Weh.
     So schon manche Dichter streckten
           Sangesmüde sich hinab,
     Und der Frühling, den sie weckten,
          Rauschet über ihrem Grab.

                                        Joseph von Eichendorff (1839)
                                        Ausgesucht von Wolfgang C.P.
Allgemeines                                      14

                                        Kein Wunder
Ich möchte ja wirklich niemanden unnötig beunru-       Möglicherweise hat dies die Entstehung des bis-
higen. Schon gar nicht mich selber.                    her unbekannten Virus „Covid 19“ befördert.

Nur - neugierig bin ich schon immer gewesen.           Erstaunlich ist auch, dass auf ähnliche Weise zahl-
Deshalb interessiert mich unter anderem auch,          reiche bedrohliche Ansteckungen der Vergangen-
warum und wieso eine zerstörerische Viruser-           heit (wie Aids und Ebola) ihren Ursprung fanden.
krankung wie „Corona“ weltweit Gesundheit und
Wirtschaft derart massiv treffen kann.                 Während diese für Tiere keinerlei Bedrohung dar-
                                                       stellten, bedeuteten sie für den Menschen jeweils
Eine göttliche Vergeltungsmaßnahme für mensch-         eine tödliche Gefahr.
liches Fehlverhalten ist mir da als Deutung ehrlich
gesagt nicht greifbar genug.                           Auch die zunehmende Globalisierung von Handel
Weil ich außerdem ein grundsätzlich wissen-            und Fremdenverkehr beschleunigt in meinen Au-
schaftlich denkender Mensch bin, möchte ich es         gen eine rasche Ausbreitung von brandgefährli-
mit einer mir logischer scheinenden Erklärung          chen Ansteckungsherden.
versuchen.
                                                       Abschließend würde ich daher sagen:
Ob diese nun auf genügend Resonanz im Clubhaus
trifft, kann und will ich bei bestem Willen nicht      „Indem wir die Natur schützen,
sagen.                                                 können wir auch das weltweite Auftreten von
                                                       Pandemien zumindest reduzieren“.
Respekt und Wertschätzung für jeden einzelnen
zeigen mir nur, dass so einen Versuch alle Men-        Dies ist nur MEINE MEINUNG, weil ich ständig
schen für sich persönlich beurteilen sollen.           nach naheliegende Antworten auf mir absolut
                                                       Fremdes suche.
Was ich jedoch (ohne falsche Bescheidenheit) je-
dem mitteilen möchte:                                                                          Christian S.

Vielleicht spielt bei der vorliegenden Herausforde-
rung auch unser (mehr oder weniger) achtloser
Umgang mit der Natur eine gewichtigere Rolle, als
dies manchem angenehm ist?

Beispielsweise werden durch das allseits bekann-
te (und hoffentlich nicht ohne persönliche Konse-
quenzen hingenommene) Abholzen von Regen-
wäldern zahlreiche Tierarten aus ihrer ange-
stammten Umgebung vertrieben. Diese tragen
dann auf der „Flucht“ fast zwangsläufig zur Ver-
breitung diverser Krankheitserreger bei.
15                                                Allgemeines

                                              Selbstkritisch
     Es fällt meist einfach, im Nachhinein Feh-
     ler und Versäumnisse seitens der Politik
     anzuprangern.

     Auf derart ausgetretenen Wegen möch-
     te ich keinesfalls wandern.

     Aber was hätte ich besser machen kön-
     nen?

     Diese Frage muss ich mir im vorliegen-
     den Fall wohl immer wieder vor Augen
     führen.

     Bringe ich in meinen Texten die richtigen
     Argumente?
                                                                                         Foto: Fuchs
     So fair und unabhängig wie möglich?

     Wie hat sich meine Haltung entwickelt?

     Manches Mal wäre es vielleicht glaubwürdiger, konstruktive Vorschläge zu unterbreiten, anstatt
     in einer erbarmungslosen Rückschau fehlende Weitsicht zu kritisieren.

     Ich habe mich scheint‘s stets zu vergewissern:
     Wo stehe ich? Was will ich erreichen?

                                                                                          Christian S.
Allgemeines                                   16

                                        Auszeit
Der Zaunhirsch und der Duttelduh            Wirklichkeit und trüber Schein
das Wirtshaus dort „Zur ewigen Ruh“         ein hasserfülltes Mausilein
zwei Brabbeltanten, Wäschefrauen            Willkürszenen, sanftes Sehnen
die Tierlein in den grünen Auen             und daraus entstandnes Wähnen
Vierkanthöcker auf Kamelen                  der Rubikon ist überschritten
das Brennen und das dumpfe Schwelen         der Reiter ist auf Sand geritten
Bier, Most und Kartenspielverleiher         zügelloses Uferschauen
ein Achter und ein halber Dreier            ein Mann und braungebrannte Frauen
Tränen, Rotz und blaue Bänder               herzallerliebster Watschenstock
Kartausen, Stiegen und Geländer             die Nachtigall im roten Rock
ein Vögelein im bunten Flaus                Hirtenspiel und Blätterlaus
zwei Schnecken und ein Freudenhaus          aus.
Belachtes und auch Zeit zum Weinen
Schnürlregen, Hundeleinen                                                  Hans-Dieter Aigner
Mastochsenfleisch und Pumpenschwengel
der Retter und sein liebster Engel
Belutschistan und Trinidad
ein Auto, was man sonst noch hat
Liebesdiener, Roggenfelder
Milzbrand, Lachs und Feuermelder,
Hasstiraden, Schimpfkanonen,
Blüten, die im Garten thronen
Zitronenfalter, Würgeschlangen
Orangen, die am Baum noch hangen
Notenblätter, Pampelmusen
ein zartes, doch auch heißes Schmusen
Entenhausen, Troubadoure
die Heilige und auch die Hure
Treppensteigen, Würzgebinde
Eichenbaum und Buche, Linde
Wer mag das Zwirtfellshörnchen stören
auf Bibel und auf Zeitung hören?
Die Brille und die Zigarette
Welschriesling, die Braut im Bette
Hast ein Zwergschaf du im Zwinger?
Schatten, Speck und Freistilringer
Ohrringelspiel, verzwicktes Walzen
Warzenschwein und lautes Schnalzen
17                              Allgemeines

     Hallo, ich möchte mich gerne als Mitarbeiterin des Freizeit
     und Kommunikationsbereichs der pro mente OÖ vorstellen.
                  Ich bin seit März 2020 dabei.

            Name: Romana Mair

         Sternzeichen: Waage

                Lieblingstier: Hund

             Was ich gerne tue: Lesen, Wandern, Reisen

          Was ich an mir mag: Mein Lachen

                    Was ich mag: Lustige Filme, Bücher

     Lieblingsessen: Ich mag alles, am liebsten aber asiatisch

             Lieblingsplatz: am Meer und auf dem Berg
Allgemeines                                          18

                          Rezept - Königsberger Klöpse
Ein Essen im Kreis der Familie oder ein lustiger Abend     Zubereitung:
mit Freunden – mit unserem Rezept für Königsberger
Klöpse zaubern Sie innerhalb einer Stunde und 15 Mi-        Zwiebeln schälen. 1 Zwiebel fein würfeln und mit
nuten eine traditionelle Mahlzeit aus frischem Hack-           Faschiertem, Semmelbröseln, Eigelb, Salz und
fleisch auf den Tisch, die mit einer cremigen Ka-              Pfeffer verkneten. Ca. 16 Knödel daraus formen,
pernsauce vervollständigt wird. Für die intensiv würzi-        das klappt mit angefeuchteten Händen am bes-
ge Note der saftigen Fleischbällchen sorgen ebenfalls          ten.
Kapern, die den kleinen Knödeln ihren unverwechsel-
baren Geschmack geben.                                      Reichlich Wasser in einem flachen, weiten Topf
                                                                aufkochen und ca. 1 TL Salz zugeben. Die übrige
                                                                Zwiebel halbieren und zusammen mit dem Lor-
Folgende Zutaten benötigen Sie für die Fleischbäll-
                                                                beerblatt ins Kochwasser geben. Knödel ins Was-
chen:
                                                                ser geben und bei sehr schwacher Hitze 15 - 20
                                                                Minuten köcheln lassen.
 2 Zwiebeln
                                                                           Knödel herausnehmen und abtropfen
 700 g Hackfleisch (gemischt)                                              lassen. Brühe durch ein feines Sieb
    =Faschiertes                                                           gießen und 700 ml abmessen.
 4 EL Semmelbrösel                                                         Butter in einem Topf erhitzen, Mehl
 2 Eigelbe                                                                 darin anschwitzen und nach und nach
                                                                           die Brühe unter Rühren zugeben. Sah-
 Salz                                                                      ne zugeben und alles unter Rühren
 Pfeffer                                                                   etwas einköcheln. Kapern unterrüh-
                                                                           ren und mit Zitronensaft, Salz und
 1 Lorbeerblatt                                                            Zucker abschmecken. Soße mit den
 4 EL Butter                                                               Fleischknödel servieren.
 4 EL Mehl                                                                 Kartoffeln schälen und in kochendem
                                                                           Wasser 12 min garkochen.
 100 ml Schlagsahne = Schlag-
     obers                                                                   Die Rote Bete abschütten und gut
                                                                             abtropfen lassen. Die Zwiebel schälen
 2 EL Kapern (Glas)
                                                                und in kleine Würfel schneiden. Eine Sauce aus
 Zitronensaft                                                   Essig, Öl, Salz und Pfeffer anrühren. Alles mi-
                                                                schen und ein wenig ziehen lassen.
 1 Prise Zucker

den Rote-Bete-Salat:
                                                           Ich wünsche guten Appetit! Es war früher um 1940
                                                           ein Winteressen aus Königsberg, heute Polen, früher
 1 Glas rote Bete, = Rote Rüben                            Masurengebiet.
 1 Zwiebel,
                                                                                                    Wolfgang C.P.
 Essig,
 Öl,
 Salz und Pfeffer
und 500 g Salzkartoffeln für die Beilage.
19                                      Allgemeines

                   Die Liebe ein Schmetterling
Die Liebe ist ein Ding
Zart wie ein Schmetterling,
In Blumen auferzogen,
Rasch, wie ein Traum, entflogen.

Mir Elfenkost genährt,
Leicht traulich, leicht verstört,
Ein Kind der Sonnenstrahlen,
Ersehnt, gehascht von Allen.

Doch rohen Händen nimmer
                                          Aus der Kuk Galerie: Karin Grillberger - Stieglitz mit Kir-
Besteht so feiner Schimmer,
                                          schen
Und Schmelz und Farbenpracht
Löscht dann in tote Nacht.

Weh dir, dass man dich fing,
Du armer Schmetterling,
Du musst, um froh zu leben,
Frei in den Lüften schweben.

Und nur zuweilen hin
Am grünen Rasen ziehn,
Von Frühlingshauch gefächelt,
Wenn Erd und Himmel lächelt.

                                           Aus der Kuk Galerie: Maria Fabian - Osterzeichen 1
Die Liebe ist ein Ding                     (Hahn)
Zart, wie ein Schmetterling,
In Blumen auferzogen,
Rasch, wie ein Traum, entflogen.

                         Lydia Hecker
           Ausgesucht von Wolfgang CP
Allgemeines                   20

                                 An der Grenze
An der Grenze des Machbaren
haben wir viel erreicht.
An der Grenze des guten Geschmacks
sind wir dem Materialismus erlegen.
An der Grenze des Erreichbaren
sind wir über Leichen gegangen.
An der Grenze des Erträglichen
haben sie uns gedient.
An der Grenze des Erduldbaren
haben sie ihr Leid ertragen.
An der Grenze zum Krieg
haben sie Schauriges gesehen.
An der Grenze zum Nachbarn
haben sie geholfen.
An der Grenze des Staates
sind sie angelangt, hoffend
auf Menschlichkeit und Frieden.

                                                     Dortih / kunstnussi
21                                                 Allgemeines

                                     Digitale Angebote
Bis zur coronabedingten Einschränkung auf den Notbetrieb des Clubhauses in der Scharitzerstraße und von
Kunst und Kultur am Lonstorferplatz habe ich die diversen Angebote in diesen Einrichtungen genutzt.

Da nun keine Treffen von verschiedenen Gruppen mehr möglich sind, gibt es neuerdings Angebote von digita-
len Meetings. Die Teilnahme an diesen Meetings ist kostenlos, man muss sich jedoch im Clubhaus anmelden.

Für mich sind die neuen digitalen Angebote echt super und ich nütze sie auch regelmäßig.
Ich würde mich auch freuen, neue „Gesichter“ auf diesem Weg kennen zu lernen.

Derzeit gibt es folgende digitale Angebote:

      Montag             10:00 - 11:00 Uhr: gemeinsames Handarbeiten
      Montag             12:30 - 13:30 Uhr: Zeichnen
      Dienstag           12:30 - 13:30 Uhr: Lebensfreude entdecken
      Dienstag           16:30 - 17:30 Uhr: Recoverygruppe
      Mittwoch           13:00 - 14:00 Uhr: Sesseltanz
      Mittwoch           16:00 - 17:00 Uhr: wöchentlicher Austausch
      Donnerstag         12:30 - 13:30 Uhr: Redaktionssitzung Clubhauszeitung
      Donnerstag         14:00 - 15:00 Uhr: digitale Schreibwerkstatt

Nähere Informationen gibt es auf der Homepage www.clubhaus-propeople.at
per Email an clubhaus.propeople@promenteooe.at.
oder unter der Telefonnummer 0732/668220.

                                                                                                 Horst V.
Allgemeines                                           22

                                     Ausflug nach Steyr
   Am Samstag, den 19. 9. 2020 war es endlich wieder       der original erhaltenen Eisenfabrik erwartet. Steyr
so weit. Nach der langen Corona – Durststrecke sind        wurde schon in der Vergangenheit die Waffenschmie-
wir diesmal mit der S-Bahn nach Steyr gefahren.            de Europas genannt. Im 1. und 2. Weltkrieg war Steyr
   An diesem Tag hat in Oberösterreich der „S-Bahn-        auf Waffenproduktion ausgerichtet, später nach dem
Tag“ statt gefunden. An diesem Tag sind alle fünf S-       Krieg wurden auch Traktoren, Lastkraftwagen, Fahrrä-
Bahn Linien gratis befahrbar (Regionen Steyr, Wels,        der, Kugellager und weiterhin Jagd- und Sportwaffen
Kirchdorf, Pregarten und Eferding).                        erzeugt, die wir dort auch gesehen haben.
   Also zurück zu unserem Ausflug. Nach ungefähr              Im vierten Ausstellungsraum sind wir ins Jahr 1897
einer Stunde sind wir in Steyr ausgestiegen. Tolles        eingetaucht. Ein Nachbau des Gasthof „Zum goldenen
Wetter und eine lustige Gruppe, was will man mehr?         Pflug“, mit Originalausstattung! Ein altes Schriftstück
Nach einem kurzem Weg haben wir die Innenstadt             des Pachtvertrages und die Speisekarte mit den Spei-
erreicht. Über einen Holzsteig, neben der Enns ent-        sen, die anno dazumal Anfang des 20. Jahrhunderts
lang, haben wir das Museum Arbeitswelt gefunden.           den Gästen serviert wurden.
Dieses Museum wird vom Verein Museum Arbeitswelt              Was aus den Dokumenten hervorgeht ist den arbei-
seit der Eröffnung 1987 betrieben.                         tenden Frauen in Österreich nicht neu: schon damals
  Die Ausstellung, die wir besucht haben, stand unter      waren die Frauen schlechter bezahlt als die Männer.
dem Motto: „Arbeit ist unsichtbar“.                        Für ein Butterbrot musste ein männlicher Arbeiter zum
                                                           Beispiel 132 Stunden arbeiten, die weibliche Arbeite-
    Im ersten Ausstellungsraum hat uns eine unglaub-
                                                           rin 264 Stunden. Bei 6 Arbeitstagen mit 12 Stunden
lich kreative und fantasievolle Wandmalerei erwartet.
                                                           Schicht hat ein Mann 11 Tage und eine Frau 22 Tage
Die reale Welt von heute gemischt mit Science Fiction
                                                           arbeiten müssen, um in dem Gasthaus ein Butterbrot
aus der Zukunft. Die Kernfrage war, wie stellen wir uns
                                                           essen zu können.
die Arbeitswelt der Zukunft vor? Wird die Zukunft mit
der modernen Technik und Robotern überhaupt noch               So ein Gasthaus war damals nicht nur zum Essen
lebenswert sein? Und was wird aus unseren Arbeits-         und Trinken da, sondern auch wichtiger Treffpunkt für
plätzen werden? Wird der Mensch als Arbeitskraft in        die Arbeiter, um zu plaudern, zu spielen, zu singen und
der Zukunft eingespart und durch Maschinen ersetzt?        Stammtischgespräche zu führen. Da der Original Wirt
                                                           schon längst verstorben ist, hat es auch leider keinen
   In Japan sind die ersten, menschlich wirkenden Ro-
                                                           Schweinsbraten gegeben. Bevor wir vom Fleisch gefal-
boter im Pflegebereich eingesetzt worden. An sich ei-
                                                           len sind, wurde in der Pizzeria Gabriel (direkt am Fluss)
ne gute Idee, aber werden dadurch die menschlichen
                                                           für unser leibliches Wohl gesorgt. Pizza wie von der
Berührungen und Gefühle auf der Strecke bleiben?
                                                           italienischen Mamma, sehr lecker. Die italienische
Und wenn es möglich ist, in einem Space-Sessel in un-
                                                           Mamma durften wir leider nicht mit nach Hause neh-
seren Wohnzimmer alles erledigen und steuern zu
                                                           men und so sind wir weiter Richtung Innenstadt gezo-
können, gehen dann unsere zwischenmenschlichen
                                                           gen.
Beziehungen kaputt?
                                                              Ein Teil der Gruppe ging wieder ins Museum zu-
   Im zweiten Ausstellungsraum haben wir einen
                                                           rück, um im 1. Stock mehreren Buch-Lesungen zuzuhö-
menschlich wirkenden Roboter Namens „Pepper“ ken-
                                                           ren, der andere Teil hat die Innenstadt erkundet. In
nengelernt. Pepper ist ein zirka 20.000 Euro teurer
                                                           einer netten Stadtkonditorei haben wir den schönen
Roboter, der im Moment auf 13 Fragen und Antwor-
                                                           Tag bei Kaffee und Kuchen ausklingen lassen.
ten programmiert worden ist. In der Größe von einem
10-jährigen Kind und mit großen Kugelaugen ist er              Beim Treffpunkt angekommen, sind wir vom Bahn-
sehr faszinierend, aber auch irgendwie unheimlich. Ich     hof Steyr wieder Richtung Linz gefahren. Gut gelaunt
persönlich habe mir die Frage gestellt, wer program-       und mit vielen Eindrücken bereichert haben wir diesen
miert so einen Roboter überhaupt? Was sind das für         tollen Ausflug beendet.
Menschen: sind das die Guten oder die Bösen?                  Vielen herzlichen Dank an unseren Förderkreis, der
   Im dritten Ausstellungsraum hat uns ein Teil von        das Mittagsessen für uns Mitglieder ermöglicht hat.
23                                                    Allgemeines

   Auch ein großes Danke an das Land Oberösterreich         jemanden zu verlieren, wieder gut nach Linz gebracht
mit der Aktion „S-Bahn-Tag“, das uns die Gratisfahrt        hat.
ermöglicht hat.                                               Was für ein toller Tag, vielen Dank an alle, die es
    Und ein großes Dankeschön an unsere Mitarbeite-         möglich gemacht haben.
rin Margareta, die diesen Ausflug sehr gut organisiert                                                  Monika T.
hat, uns den ganzen Tag begleitet hat und uns, ohne

                                      Museum Arbeitswelt
   Ich möchte gerne meine Eindrücke vom Museum                  So haben sich die Wochenarbeitszeiten über die
Arbeitswelt schildern.                                      letzten zwei Jahrhunderte entwickelt (recherchiert aus
   Der Titel der Ausstellung ist „Arbeit ist unsichtbar“.   Wikipedia):
Vieles an der Arbeit ist unsichtbar und vieles ist sicht-   • 1825: 82 Stunden
bar. Sichtbar sind: Gebäude, Werkzeuge, arbeitende          • 1875: 72 Stunden
Menschen. Unsichtbar ist: Wie sich Menschen wegen
                                                            • 1900: 60 Stunden (in 6 Tagen)
der Arbeit fühlen, wozu sie sich gezwungen fühlen.
                                                            • 1913: 57 Stunden
     In der Ausstellung erlebt man:
                                                            • 1918: 48 Stunden (8-Stunden-Tag)
• Wie sich die Arbeit in den letzten 150 Jahren verän-
                                                            • 1932: 42 Stunden
   dert hat (von der Muskelarbeit hin zur geistigen
   Arbeit mit mehr Stress)                                  • 1941: 50 Stunden (Verlängerung im Zweiten Welt-
• Wie die arbeitenden Menschen darauf reagiert ha-
                                                              krieg)
   ben                                                      • 1950: 48 Stunden
• Wie sich die Arbeit in der Zukunft verändern wird         • 1956: Übergang zur 5-Tage-Woche
• Geschichten und Erzählungen über hartnäckige              • 1965: 40 Stunden (Druckindustrie) 5 x 8 Stunden
   Menschen, die viele Dinge für uns Menschen von           • 1967: 40 Stunden (Metallindustrie)
   heute erreicht haben                                     • 1984: 38,5 Stunden (Metallindustrie, Druckindust-
• Über gute Zusammenarbeit                                    rie in Verbindung mit Arbeitszeitflexibilisierung und
• Über Ohnmacht, weil man etwas nicht erreichen               Arbeitszeitdifferenzierung)
   konnte
   Alle diese Dinge sind wichtig, wenn wir über Arbeit         Eisenerzeugung
nachdenken. Sie sind wesentlich für die Arbeit, auch           Ein Ausstellungsraum ist der Eisenerzeugung ge-
wenn sie unsichtbar sind. In dieser Ausstellung werden      widmet.
diese Dinge das erste Mal sichtbar gemacht.
                                                               Eisenerz kommt am steirischen Erzberg vor. Das Erz
    Wozu ist das gut? Wir Menschen lernen. Wichtig:         wird vorab durch Flotation (Flüssigkeit) vom tauben
wir müssen uns an das erinnern, was passiert ist, dann      Gestein getrennt. Später wird es im Hochofen ge-
können wir Ideen für unsere Zukunft entwickeln. Wir         schmolzen. Der Ofen wird im Gegenstrom von oben
können das Richtige tun, damit wir in Zukunft gut le-       mit Koks, Kalk und Erz beschickt, von unten wird heiße
ben und arbeiten können.                                    Luft von zirka 1200°C eingeblasen. Die Schmelze hat
   Arbeit ist Zeit - wem gehört die Arbeitszeit? In der     1500°. Koks verbrennt zu CO2, es entsteht Gichtgas.
industriellen Ära entstand ein strenges Zeitregime,         Das Erz schmilzt, es entsteht Roheisen mit hohem Koh-
gegen das die Arbeitenden sich auflehnten. In Streiks       lenstoff- und Siliziumgehalt. Roheisen wird unten ab-
und Arbeitskämpfen wurden kürzere Arbeitszeiten             gezogen. Der Ofen wird außen gekühlt. Roheisen ist
erreicht.                                                   nicht giessbar oder schmiedbar.
Allgemeines                                        24

    Neben dem flüssigen Roheisen entsteht im Hoch-               Werndl förderte die „Produktion von Elektrizität
ofen beim Abstich alle dreißig Minuten auch flüssige         aus Wasserkraft“, auch um die schlechter werdende
Schlacke als Abfallprodukt. Diese Schlacke wird in ei-       Auftragslage am Waffenmarkt auszugleichen. Die
nem riesigen Tiegel ins Freie verfrachtet und zum Ab-        OEWG erzeugte Dynamos sowie Glüh- und Bogenlam-
kühlen auf eine Freifläche geschüttet. Bei diesem Vor-       pen. Anlässlich der „Electrischen-Landes-Industrie-
gang färbt sich der Nachthimmel über der Voestalpine         Forst und culturhistorischen Ausstellung“ 1884 ließ er
tief orange, ein Schauspiel, das wohl jedem Linzer           zahlreiche Straßen mit Glüh- und Bogenlampen er-
schon einmal aufgefallen ist.                                leuchten. In einem Teil der Straßen und Gassen ver-
   Stahl entsteht in einem Konverter durch Einblasen         blieb das Gaslicht, um die Überlegenheit der elektri-
von Sauerstoff in die Schmelze oder einem Lichtbogen         schen Beleuchtung zu demonstrieren. Neu war, dass
zur Schmelze. Dabei verbrennt der Kohlenstoff auf ei-        die elektrische Energie anderes als bei vorangegange-
nen Gehalt von ungefähr 0,2 % .                              nen Ausstellungen in Wien und Paris, aus Wasserkraft
                                                             stammte. Werndl baute die ersten leistungsfähigen
    Dieser Stahl ist dann gießbar, schweissbar und härt-
                                                             Laufkraftwerke und Steyr war damit die erste größere
bar. Durch Zugabe von Chrom (18 %) und Nickel (8 %)
                                                             Stadt, die mit Strom aus Wasserkraft beleuchtet wur-
ist er säurebeständig, durch Stickstoff ist er kaltzähbe-
                                                             de.
ständig.
                                                                Die österreichische Waffenfabrik wurde zu einem
                                                             der weltweit wichtigsten Waffenproduzenten. Mit
   Beschreibung der Führung                                  zeitweise über 15.000 Beschäftigten war die OEWG die
    Es erfolgte die Vorführung eines japanischen Robo-       größte Waffenfabrik Europas.
ters in der Größe eines 10-jährigen Kindes. Er kann             Werndl errichtete für seine Arbeiter moderne
leichte, einfache Gespräche mit Senioren durchführen.        Wohnhäuser, Schulen und Schwimmbäder, wie auch
Er ist auch am Kopf streichelbar, mit Dankesworten als       die Schwimmschule Steyr, Gebäude welche die Stadt
Antwort. Der Roboter soll Pflegekräfte bei Senioren          Steyr, besonders den Stadtteil Wehrgraben, auch heu-
unterstützen.                                                te noch prägen. Er zahlte Löhne in überdurchschnittli-
                                                             cher Höhe und versorgte alle Angestellten und deren
   Biographie Josef Werndl                                   Angehörige mit kostenloser medizinischer Betreuung.
   (recherchiert aus Wikipedia)                              Werndl starb 1889 mit 58 Jahren in Steyr.
   Josef Werndl spielte für die Industriegeschichte             Aus Josef Werndls Waffenfabrik entwickelten sich
Steyrs eine große Rolle. Er übernahm 1855 den väterli-       die Steyrwerke. Unter den Namen Steyr, Daimler und
chen Betrieb, die Josef und Franz Werndl & Comp.,            Puch wurden ab 1900 unter anderem Fahrräder, Mo-
Waffenfabrik und Sägemühle.                                  toräder, Traktoren, und Automobile erzeugt. Die Auto-
                                                             mobile wurden ab 1929 von Ferdinand Porsche entwi-
   Werndls Erfolg beruhte unter anderem auf dem
                                                             ckelt. Besonders das „Steyrbaby“ hat Bekanntheit er-
Austauschbau: massenweise, höchst präzise herge-
                                                             langt und ähnelt schon ein bisschen dem „VW-Käfer“.
stellte Werkstücke, die untereinander ausgetauscht
werden konnten. Er begann die 500 Mitarbeiter zäh-
lende Fabrik auf moderne Produktionstechniken um-                Wir hatten eine Führung durch die Ausstellung, die
zustellen und entwickelte gemeinsam mit seinem               eine Stunde dauerte. Nach der Führung gingen wir in
Werkmeister Karl Holub den bahnbrechenden Taber-             eine Pizzeria gut essen. Wir danken dem Förderkreis
nakelverschluss für Hinterlader, mit dem er sich bei         für den Essenszuschuss. Der Ausflug war sehr gut orga-
Aufträgen der k.u.k. Armee gegen den Konkurrenten            nisiert.
Remington durchsetzte, dessen System von der Hin-               2021 wird es in Steyr eine Landesausstellung ge-
terladungskommission in Erwägung gezogen wurde.              ben.
Die Waffenfabrik wuchs rasch auf 6000 Mitarbeiter
und wurde als Österreichische Waffenfabriksgesell-
                                                                                              erstellt Wolfgang CP
schaft (OEWG) in eine Aktiengesellschaft umgewan-
delt, deren Generaldirektor Werndl wurde. Die Pro-
duktion stieg auf etwa 8000 Gewehre pro Woche.
25   Allgemeines
Allgemeines                                            26

                                  Meditation
Alles wahre Leben ist Begegnung

                                 Martin Buber (österreichich-israelischer Religionsphilosoph, 1878-1965)

Begegnung
   Eine Tasse Kaffee oder eine Partie Tischtennis mit einem Freund verschaffen uns Entspannung und
die Gelegenheit, über den anderen auf dem laufenden zu bleiben.
   In diesen Zusammenkünften liegen die Begegnungen unseres Lebens. Auch ein Spaziergang mit dem
Hund oder das Wiegen eines kleinen Kindes sind Anknüpfungspunkte an das Leben anderer, mit denen
wir gemeinsame Zeit verbringen.
   Begegnungen können unser gesamtes Wesen berühren: Ein Baum, ein See, ein Berg oder der An-
blick des Sternenhimmels. All diesen Eindrücken begegnen wir allein und spüren durch sie doch eine
Erweiterung unseres Lebens.
   Begegnung ist mehr als nur aneinander vorbei zu fahren. Wir begegnen einem Nachbarn, einer Frau
beim Spaziergang oder dem Fahrer im Auto neben uns. Jeder dieser Begegnungen ruft eine andere
Empfindung in uns wach.
  Bei manchen Menschen sind wir offen und empfänglich, bei anderen eher ängstlich, und wieder bei
anderen erkennen wir unsere Tendenz, diese Menschen auszunutzen.
   Wenn alles Leben Begegnung ist, will ich anderen vielleicht nicht mehr in der Weise begegnen, wie
ich es bisher getan habe. Das Wesen meiner Begegnungen verändert mich. Vielleicht hat mir etwas ge-
fehlt. Ich kann mehr vom Leben haben, wenn ich mehr Kontakt habe.

  Heute bitte ich darum, jede Begegnung bewusst zu erleben, damit meine Begegnungen positiv wer-
den.

                                                                                aus den Männermeditationen
                                                                       "Berührungspunkte" des Heyneverlags,
                                                                            gilt für Workaholiker, Alkoholiker

                                                                                ausgesucht Wolfgang CP
27                                              Allgemeines

                                           Loslassen
  „Wie viele Dinge müssen wir loslassen?“ fragte mich ein Freund einmal. „Ich weiß nicht genau“, ant-
wortete ich, „vielleicht alle“.
   Loslassen ist ein spiritueller, emotionaler, physischer, mitunter auch ein geheimnisvoller, metapysi-
scher Prozess, um die Dinge, an die wir uns so sehr klammern, einer Höheren Macht und unserer Be-
stimmung zu überlassen.
    Wir klammern uns nicht mehr an Menschen, Ergebnisse, Gedanken, Gefühle, Wünsche, Bedürfnis-
se, Sehnsüchte - an nichts mehr. Wir versuchen, unseren inneren Fortschritt nicht mehr zu kontrollie-
ren. Selbstverständlich ist es wichtig, unsere Wünsche zu erkennen und anzunehmen. Genauso wichtig
ist es allerdings auch, das Loslassen zu praktizieren.
  Loslassen ist die aktive Komponente unseres Glaubens. Mit diesem Verhalten stellen wir es der Hö-
heren Macht und dem Universum frei, uns das zukommen zu lassen, was uns bestimmt ist.
   Loslassen heißt: erkennen, dass wir weder ein Problem lösen noch einen Menschen ändern oder ein
gewünschtes Resultat erzielen, wenn wir uns krampfhaft darum bemühen. Das hilft uns nicht. Im Ge-
genteil, wir sehen ein, dass dieses Festhalten uns oft daran hindert, das zu bekommen, was wir wün-
schen und benötigen.
  Wer sind wir, um sagen zu können, dass die Dinge nicht genau so geschehen, wie sie geschehen
müssen?
   Im Loslassen liegt eine magische Kraft. Manchmal bekommen wir, was wir wollen, kurz nachdem
wir losgelassen haben. Manchmal dauert es länger. Manchmal tritt ein von uns gewünschtes Ergebnis
nicht ein. Manchmal ist das Ergebnis besser, als wir es erwartet hätten.
   Loslassen befreit uns und stellt eine Verbindung zu unserem Ursprung her. Loslassen schafft das op-
timale Klima für bestmögliche Ergebnisse und Lösungen.

   Heute will ich mich entspannen. Ich werde das loslassen, was mir den größten Ärger bereitet. Ich
vertraue darauf, dass durch diese Loslassen Dinge in Gang kommen,die den bestmöglichen Verlauf neh-
men.
                                                                Aus den Frauenmeditationen des Heyneverlags
                                                                                        "Kraft zum loslassen",
                                                                           dient für Workaholiker, Alkoholiker

                                                                                 ausgesucht Wolfgang CP
Allgemeines                                          28

                         Muttertag - Mythos Stiefmutter
Bald ist der Muttertag wieder da und wir feiern alle         gemacht. Sie haben mich von Anfang an heftigst abge-
Frauen, die Mütter sind und Kinder haben. Wir lassen         lehnt und haben sich geweigert, mich jemals kennen-
an diesem Tag die „Mutti“ hochleben, es wird über-           lernen zu wollen. Und das haben sie zwei Jahre lang
rascht und gefeiert.                                         eiskalt durchgezogen.
Ich habe mich aber schon oft gefragt, ob diesen wichti-      Ich habe mir gedacht, dass sie einfach mehr Zeit brau-
gen Tag auch Frauen feiern, die Stiefmutter sind und         chen und das wird schon wieder. Es wurde nicht, son-
Stiefkinder haben? Gute Frage oder???                        dern es wurde immer schlimmer. Wir haben uns im-
                                                             mer öfter wegen des schlechten Benehmens der Kin-
Ich möchte mir jetzt den Mythos „Stiefmutter“ näher
                                                             der mir gegenüber gestritten. Ich fühlte mich total
anschauen.
                                                             machtlos und der Situation komplett ausgeliefert. Ich
In früheren Zeiten haben Stiefmütter die Aufgabe ge-         musste mitansehen, wie mein Partner seinen Kopf in
habt, die leibliche Mutter, die früh gestorben war, zu       den Sand steckte, da er den Kindern gegenüber immer
ersetzen. Sie waren für die Stiefkinder den ganzen Tag       ein schlechtes Gewissen hatte. Ich war echt wütend,
zuständig und sie übernahmen die Erziehung. Heute            dass er nicht in der Lage war, den Kindern klare Gren-
ist das ein wenig komplizierter, in cirka 85 % aller         zen zu setzen. Er war auch mit der Situation komplett
Patchwork-Familien ist die leibliche Mutter noch am          überfordert. Leider ohne eine väterliche oder mütterli-
Leben. Und die hat einen sehr großen Einfluss darauf,        che Ansage, haben mich seine Kinder weiter terrori-
wie das Leben in der Patchwork-Familie aussehen              siert und die ganze Familie hat das geschehen lassen.
wird. Nicht nur das, sie entscheidet auch, ob die Kin-
                                                             Ich habe es nicht glauben können, dass mich die Kin-
der die neue Stiefmutter annehmen oder abweisen.
                                                             der so heftig ablehnen. Ich selber bin in einer Familie
Natürlich hoffen kleine und auch große Kinder, dass
                                                             aufgewachsen, wo ich nicht gewollt war, abgelehnt
die Eltern nach der Trennung wieder zusammenkom-
                                                             und schwer misshandelt wurde. Ich wäre als Kind so
men. Eine neue Partnerin des Vaters (oder auch ein
                                                             glücklich darüber gewesen, nur eine Person in meinem
neuer Partner der Mutter) ist dabei ein Störfaktor.
                                                             Leben zu haben, die mich gut und respektvoll behan-
Stiefmutter zu sein ist oft ein undankbarer Job. Die         delt hätte.
Stiefmutter hat viele Pflichten zu erfüllen, aber sie hat
                                                             Ich habe mir die ganze Zeit den Kopf zerbrochen,
wenig Rechte. Sie bekommt oft kaum Unterstützung,
                                                             „warum meine Stiefkinder eine Frau ablehnen, die gut
erfährt dabei viel Ablehnung und kaum Wertschät-
                                                             zu ihnen ist?“ Ich fühlte mich von den Kindern fremd-
zung. Sie ist in einer Rolle gefangen, wo sie es recht
                                                             bestimmt. Ich wurde von allen Ereignissen, wie Ostern,
machen muss und trotz aller Bemühungen nicht gut
                                                             Geburtstagen, Weihnachten, oder gemeinsamen
genug ist. Ich weiß, wovon ich spreche.
                                                             Treffen mit der Familie einfach ausgeschlossen. Meine
Und das sind meine eigenen Erfahrungen zu dieser             selbstgebackene Geburtstagstorte, die ich mitge-
Geschichte:                                                  schickt habe, hat das Geburtstagskind lachend vor den
Ich habe mich auch vor etlichen Jahren in der Rolle der      Augen des Vaters und der Großeltern in den Mistkübel
„Stiefmutter“ vorgefunden. Ich habe damals einen             geworfen. Und keiner von den Erwachsenen hat einge-
netten Mann kennengelernt, Ende 40, seit drei Jahren         griffen und Klartext geredet. Wenn die Kinder zu Be-
geschieden, zwei Töchter (14 und 19) nach der                such kommen wollten, hat mich mein Partner ernst-
„Scheidungsschlacht“ bei der Mutter wohnend.                 haft gebeten, das Haus zu verlassen, so lange die Kin-
                                                             der zu Besuch sind. An dieser Stelle ist mir der Kragen
Mein Partner und ich haben uns von Anfang an sehr            geplatzt und ich habe mich endlich geweigert. Jetzt
gut verstanden und waren ein Herz und eine Seele. Ich        hat es mir endgültig gereicht!!!
bin mit den besten Absichten in diese neue Familie
gekommen. Ich war verständnisvoll, habe mich um die          Ich wurde in dieser Familie schlecht behandelt. Zwei
Stiefkinder bemüht. Ich wollte die leibliche Mutter nie      Jahre lang habe ich diese Ablehnung und Respektlosig-
ersetzen. Ich wäre schon mit einem halbwegs norma-           keit von den Stiefkindern ertragen, nur um Familien-
len Umgangston zufrieden gewesen. Da habe ich aber           frieden zu bewahren. Ich fühlte mich schrecklich allein,
die Rechnung ohne die geschiedene Ex und die Kinder          ich zweifelte an mir selbst, ich zweifelte an der Bezie-
                                                             hung, ich zweifelte an diesem Mann, der nicht in der
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Lage war, zu mir zu stehen. Der ganze Druck hat mich        daran ist keine neue Stiefmutter schuld!
krank gemacht: ich wurde wütend, ärgerlich und frus-
                                                            Also liebe Stiefmutter, der Muttertag ist auch dein
triert. Ich habe bemerkt : ich beginne die Kinder, den
                                                            großer Tag. Du hast ein Recht dazu, diesen Tag gebüh-
Partner und die ganze Familie zu hassen! Ich musste
                                                            rend zu feiern und ihn zu genießen. Du hast dir das
es mir nach zwei Jahren ehrlich eingestehen: keine
                                                            wirklich verdient.
neue Frau hat in dieser Familie eine Chance zu überle-
ben. Vielleicht jahrelang später, aber nicht jetzt. Sogar                                              Monika T.
drei Jahre nach der Scheidung waren die Kinder und
die Ex noch nicht so weit, eine neue Partnerin zu ak-
zeptieren, die mit der Scheidung gar nichts zu tun
hatte, da wir uns damals noch nicht kannten. Ich habe
diese toxische Familie endlich verlassen und bin aus-
gezogen.
In meiner neuen Wohnung habe ich darüber nachge-
dacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich
etwas „gut machen“ wollte. Ich wollte seinen Kindern
eine bessere Kindheit bieten, die ich nie hatte. Ich
wollte auch „alles gut machen“, was mein Partner vor
drei Jahren mit der Scheidung kaputt gemacht hat.
Und das war natürlich nicht möglich: das war seine
Geschichte, die Konsequenzen daraus und seine Ver-
antwortung der Familie gegenüber gewesen. Ich hatte
es so sattgehabt, diese Wut und Ablehnung von den
Kindern zu spüren, obwohl diese Hassgefühle dem
Vater gegolten hatten. Mit Mama oder Papa will es
sich kein Kind verscherzen. Deswegen wird immer
nach jemandem gesucht, der „schuldig“ gesprochen
werden kann. Da ist die schwache Position der Stief-
mutter eine perfekte Zielscheibe. Ich habe diese Fami-
lie endgültig verlassen und meine Entscheidung bis
heute nie bereut.
Zum Schluss möchte ich aber auch ehrlich zugeben,
dass viele Patchwork-Familien in schönem Einklang
zusammenleben können. Viele Stiefmütter sind sehr
froh darüber, dass sie sich mit den Stiefkindern und
auch mit der Ex gut verstehen. Aber ich habe auch
Stiefmütter kennengelernt, die auf mehreren
Schlachtfeldern gleichzeitig kämpfen müssen: Stiefkin-
der, die Ex, die Familie der Ex, der neue Mann der Ex,
Anwälte, Jugendämter und Gerichte.
Und das ist nicht nur nervenaufreibend, sondern auch
sehr kostenintensiv. Was ich aber am schlimmsten
finde: wenn die eigenen Kinder zum Spielball von
emotional unreifen Eltern werden. Dieser
„Scheidungskampf“, der oft jahrelang andauert, kann
für die Scheidungskinder oft eine lebenslange Trau-
matisierung bedeuten. Und ich kann euch versichern:
Allgemeines                                          30

  Aus der Kuk Galerie: Christine Gaderer - Vier Figuren
31                                              Allgemeines

                                      Ehrlich gesagt
Manchmal frage ich mich, ob ich denn das Richtige tue!
Womöglich ist es ja völlig unnötig, gewisse Entwicklungen derart kritisch zu hinter leuchten?
Vielleicht ist mein skeptischer Umgang ungerecht und dramatisch übertrieben?
Wer sagt, dass ich nicht von grüblerischen Gedanken bestimmt bin?

     Es mag ja durchaus denkbar sein, dass der grenzenlose Kapitalismus mit
     allen Begleiterscheinungen das Beste ist, was der Menschheit je passieren konnte.
     Und auch die globalisierte Wirtschaft hat bestimmt ihre nützlichen Seiten.
     Manchmal glaube ich, dass Korruption und Freunderlwirtschaft gesellschaftlich
     absolut notwendig sind?
     Und die persönliche Gesundheit sowie ein friedliches Dasein
     scheinen mir überbewertet zu werden.

     Ebenso könnten all die ungelösten Probleme in Sachen Weltklima nur bezeugen,
     dass, wenn Wissenschaft in die falschen Hände gerät, sehr schnell unnötige Hysterie
     entstehen kann.

     Wie mir überhaupt sogenannte „aufgeklärte Wesen“ als Vertreter
     von fragwürdigem Gedankengut anmuten.

     Wo käme diese Gesellschaft denn hin, wenn ein jeder tun könnte,
     was einer oder einem gerade in den Sinn kommt?

     Wir brauchen offensichtlich unbeirrbare Führungspersönlichkeiten, die uneigennützig
     vorausgehen, um der nachfolgenden Unentschlossenheit den Weg zu weisen.

Dachte ich eines Morgens.
Dann erwachte ich schweißgebadet.

                                                                                            Christian S.
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