Clubhauszeitung - Clubhaus pro people
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Clubhauszeitung Ausgabe 1/2021 Zeitung der Tageszentren Clubhaus, pro sport und Kunst und Kultur Bild: Martina Meidl „Bootsfahrt“ aus der KuK Gallerie Alles fließt - nichts bleibt so wie es war Panta Rhei - Poseidon spricht........................................................................... 8 Digitale Angebote .......................................................................................... 21 Wien ist anders .............................................................................................. 40
Wer wir sind 2 Wer wir sind Kunst und Kultur, pro sport und das Clubhaus pro people sind Standorte von pro mente OÖ, die seit ungefähr zwei Jahrzehnten auf unterschiedlichste Weise Angebote für Menschen mit psychosozialen Hintergründen machen. Seit Sommer 2015 sind die drei Standorte unter dem Namen „Freizeit und Kommunikation Zentralraum Linz“ unter einer gemeinsamen Leitung zusammengefasst. Es gibt ein gemeinsames Programm der Aktivitäten, das unter folgender Internetadresse abrufbar ist: www.freizeitundkommunikation.at Diese Zeitung wird im Rahmen des arbeitsorientierten Tages im Clubhaus pro people erstellt und wird gedruckt von: FA Verbund Linz Stadt Kontrast – Büroservice Südtirolerstraße 31, 4020 Linz Impressum Clubhaus pro people; pro mente OÖ., Scharitzerstrasse 6-8, 4020 Linz Tel.: 0732 / 66 82 20 Fax.: 0732 / 66 82 20-6 clubhaus.propeople@promenteooe.at www.clubhaus-propeople.at ZVR-Zahl: 811735276 Für den Inhalt verantwortlich: Naima Hattmannsdorfer Auflage: 400 Stück Liebe LeserInnen, unsere Zeitung kommt 3 bis 4 Mal im Jahr heraus. Wir freuen uns über Rückmeldungen, was Ihnen gefällt oder was wir ändern können. Über Ihre Unterstützung in Form einer kleinen Spende freuen wir uns auch sehr! Spendenkonto: Allg. Sparkasse OÖ, IBAN: AT71 2032 0000 0020 1541 BIC: ASPKAT2LXXX Wer die Zeitung nicht mehr erhalten möchte, wird ersucht, das bekannt zu geben. Danke!
3 Wer wir sind Clubhaus„pro people“ Das Clubhaus „pro people“ in Linz bietet Menschen mit psychosozialen Problemen die Möglichkeit, durch die Mitbeteiligung am Clubhaus ihre Fähigkeiten und Talente einzubringen, unterschiedliche Aufgaben zu erledigen und sinnstiftende Beziehungen zu erfahren. Vom Kochen des Mittagessens bis hin zum Veröffentlichen eines Magazins reichen die vielfältigen Aufgaben, bei denen Beteiligung möglich ist. Das Clubhaus „pro people“ unterstützt Menschen mit psychischen Problemen, die ihre psychosoziale Gesundheit verbessern, mit Menschen in Kontakt kommen und sich beteiligen möchten. Öffnungszeiten Clubhaus: Montag - Donnerstag: 8.00 - 15.00 Freitag: 8.00 - 14.00 Sonn- und Feiertage: Öffnungszeiten bitte dem Monatsprogramm entnehmen pro sport, Clubhaus „pro people“ Scharitzerstraße 6-8, 4020 Linz pro sport 0732 / 668 220 www.prosport-linz.at, Pro Sport hilft Menschen, ihre psychische und körperliche Gesundheit zu www.clubhaus-propeople.at verbessern. Wandern, Gymnastik, Schwimmen, sowie Fußball, clubhaus.propeople@promenteooe.at Tischtennis, Kegeln u. a. Gemeinsam aktiv die Freizeit gestalten. Freude an Bewegung in kleinen oder größeren Gruppen. Begleitet werden die Angebote von psychosozialem Fachpersonal. Bürozeiten pro sport: Mo - Do: 8.00 - 15.00 Fr: 8.00 - 14.00 Weitere Veranstaltungen außerhalb der Bürozeiten sind dem Monatsprogramm zu entnehmen. Kunst und Kultur Kunst und Kultur „KuK“ Kunst und Kultur bietet Unterstützung und Hilfe für die Gestaltung des Lonstorferplatz 1, 4020 Linz Alltags für Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder in Zeiten 0664 / 84 94 0 47 von Krisen und Erkrankungen. Das Angebot umfasst die Kreativbereiche: www.kuk-linz.at Malen, Keramik, Schauspiel, Tanz, Literatur, Video und Fotografie. Kuk-linz@servus.at Öffnungszeiten KuK: Atelier: Montag - Freitag 10.00 - 16.00 KuK Führungen: Dienstag 13.00 - 14.00 Längere Öffnungszeiten bei weiteren Angeboten sind dem Monatsprogramm zu entnehmen.
Allgemeines 4 Vorwort „Alles fließt, nichts bleibt so, wie es war“ ist das Schwerpunktthema der vorliegenden Ausgabe der Clubhauszeitung. Diese Aussage gilt aber auch für vieles in unserem Alltag, speziell in der jetzigen Zeit der Corona-Pandemie. So gibt es auch unsere Treffen im Clubhaus, im KuK oder bei Veranstaltungen von Pro Sport zur Zeit nicht mehr. Davon betroffen ist natürlich auch die wöchentliche Redakti- onssitzung im Clubhaus. Um das Erscheinen unserer Clubhauszeitung trotzdem zu er- möglichen, wurde ein digitales Meeting für die Redaktionssitzung eingerichtet. Die ge- schriebenen Artikel werden nun per Email an das Clubhaus gesandt, dort gesammelt, bei den digitalen Redaktionssitzungen diskutiert und dann darüber abgestimmt, ob sie in der Zeitung erscheinen. Diese digitalen Meetings wurden in letzter Zeit auch auf andere Themenbereiche ausge- weitet. Diverse Neuigkeiten, die sonst bei den Treffen im Clubhaus oder im KuK in Erfah- rung gebracht werden konnten, werden nun auf der Homepage verlautbart unter der Ad- resse www.clubhaus-propeople.at Es freut uns, dass wir jetzt eine Zeitung präsentieren können, deren Zustandekommen gerade unter den gegebenen Umständen am Anfang nicht sehr einfach war. Horst für das Redaktionsteam
5 Allgemeines Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Alles fließt, nichts bleibt wie es war ....................................................... 6 Panta Rhei—Poseidon spricht ................................................................ 8 Quelle - Wasserfall ................................................................................. 9 Allgemeines Der Frühling erwacht............................................................................ 11 Frühling astronomisch.......................................................................... 12 Frühlingsgedicht ................................................................................... 13 Kein Wunder......................................................................................... 14 Selbstkritisch ........................................................................................ 15 Auszeit .................................................................................................. 16 Romana stellt sich vor .......................................................................... 17 Rezept—Königsberger Klöpse .............................................................. 18 Die Liebe ein Schmetterling.................................................................. 19 An der Grenze ...................................................................................... 20 Digitale Angebote ................................................................................. 21 Ausflug nach Steyr ................................................................................ 22 Museum Arbeitswelt ............................................................................ 23 Meditation............................................................................................ 26 Loslassen .............................................................................................. 27 Muttertag / Mythos Stiefmutter .......................................................... 28 Ehrlich gesagt ....................................................................................... 31 Pilgerweg 18 ......................................................................................... 33 Das neue OÖ Kulturleitbild................................................................... 34 Schwarzer Humor hilft immer .............................................................. 35 Teeerzeugungsgerät ............................................................................. 38 Weitere Bilder aus der Kuk Galerie ...................................................... 39 Wien ist anders..................................................................................... 40 Winterzauber, Fotos von Paula ............................................................ 42
Schwerpunktthema 6 Alles fließt, nichts bleibt wie es war Zu dem Thema alles fließt, nichts bleibt wie es war, da hätte ich einiges zu sagen. Ich bin gerne im Internet, aber das ist dann schon heftig. Da muss man wirklich aufpassen. Ich habe da schon ein bisschen Erfahrung gesam- melt. Das ist nicht ohne. Und ganz ehrlich, ich habe sehr viel erlebt. Und man wird ja immer gescheiter. Und ja, was ich zu sagen habe, kommt dir wie ein Traum vor, das geht und kommt. Ich habe sicher ganz tolle Erlebnisse, die mein Leben ganz schön durcheinandergebracht haben. Aber man muss sehen und die Augen aufmachen, und nicht blind durch die Welt gehen, so wie ich immer gegangen bin. Und man versäumt direkt irgendwo das Leben, es gibt so schö- ne Sachen, ich schaue gerne beim Fenster raus. Die Sonne scheint und alles blüht und nichts bleibt, wie es war und fließt, wie es einmal war. Das musste ich erfah- ren oder besser gesagt spüren. Anstrengende Zeit, aber ich vermisse auch die Zeit, denn sie wird nie mehr zurückkommen, das weiß ich, aber es hat schon Jahre gegeben, da wollte ich lieber davonlaufen. Aber das geht nicht, man muss zu seinem Leben stehen und sehen, wie man es meistern kann. Man kann es machen, und die Kraft und der Wille müssen da sein und das Selbstver- trauen, das ist das wichtigste das es gibt, da geht vieles leichter. Liebe Grüße Ingrid R. Foto. Monika T.
7 Schwerpunktthema Alles fließt, nichts bleibt, wie es war. Mit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus beginnt die Neu- zeit und das dunkle Mittelalter ist beendet. Aber für die indigenen Völker Amerikas beginnt eine schwere Zeit, da sie verfolgt werden, hauptsächlich wegen des Goldes. Aber es beginnt auch die Zeit der Erfindungen. Da ist Johannes Gutenberg, Erfinder des Buchdruckes, mit beweglichen Metalllettern einer der bedeutendsten. Die wichtigsten Drucke sind die Gutenbergbibeln, die im Frühsommer 1456 vollendet wurden. Von etwa 180 Stück sind noch 48 Exemplare erhalten. Der Buchdruck bekam immer größere Bedeutung. Bücher wurden gebraucht. Die Technik wurde weiterentwi- ckelt. Neue Schrifttypen wurden entworfen. Mit zunehmender Alphabetisierung ist die Druckbranche immer wichtiger für die Bildung der breiten Bevölkerung. Wienerisches Diarium, die Wiener Zeitung wurde 1703 gegründet und ist die älteste erscheinende Ta- geszeitung im deutschen Sprachraum. Ein weiterer Schritt war Alois Sennfelder, der Erfinder der Lithographie. Er entdeckte bei Vervielfältigungsversuchen 1796 – 1798 dass geschliffener Solnhofener Schiefer mit Fettkreide oder Tusche beschrieben und mit saurer Gummiarabikum geätzt werden kann, sodass er nur bei den geschriebenen Stellen Druckfarbe annimmt. 1797 baute er eine Steindruckpresse und entwickelte 1817 eine kleine Handpresse, bei der Metallplatten anstelle des Steins vorgesehen waren. Ludwig F. Foto. Monika T.
Schwerpunktthema 8 Panta Rhei - Poseidon spricht „Panta rhei“ ist altgriechisch und heißt auf Deutsch nehme einen Schuh und klopfe mit dem Absatz auf die „Alles fließt“. Es ist ein Aphorismus, der auf den grie- Klinke. Daraufhin springt die Türe einen Spalt breit auf, chischen Philosophen Heraklit zurückführt. Er ver- ich mache sie zaghaft auf, Wasser strömt herein. Er- gleicht das Sein mit einem Fluss. neut reiße ich die Türe auf. Bei den Stiegen brennt Johann Wolfgang von Goethe bezog sich in dem Ge- dicht „Dauer im Wechsel“ direkt auf Heraklit. Er Licht. Eine Luke im Gang zum Oberdeck steht weit schrieb: offen. „Denn alles muss in Nichts zerfallen Nun sind wir in Funchal angekommen. Durch das Fens- Wenn es im Sein beharren will“. ter weht kein Wind herein. Unsere Kinder sind herein- Wir gestalteten unter Mag. Jürgen Heib eine Ausstel- gekommen, sie sind geblendet von der Sonne. Sie ste- lung im KunstRaum, die unter dem Thema „Panta hen hinter mir. Endlich sind sie da. rhei“ stattfand. Dazu malte ich ein abstraktes Bild in Ich hoffe, sie stehen mir bei. Die Gefahr ist vorbei, verschiedenen Blautönen und ein wenig Grün und doch jetzt steigt auch bei mir die Angst auf. schrieb den folgenden Text: „Gemeinsam werden wir uns des Ozeans erwehren. Er Poseidon spricht wird es nicht schaffen, die Schwelle zu überschreiten. Die Kinder werden als Schutzschilder fungieren, sie „Der Ozean ist tief, weit, voll von Leben, geschändet, werden abschreckende Wirkung auf ihn ausüben“, leergefischt, voller Lärm, riesengroß.“ spricht Poseidon. Meine Wohnung ist zurzeit ein Schiff, die „Black Se- Dorith / kunstnussi ven“. Wir, der Kapitän, seine Frau, der Koch, der Mat- rose, der Maschinist und wir drei Passagiere befinden uns in einer Nussschale auf dem riesigen Meer - dem Atlantischen Ozean. Wir schiffen von Gran Canaria über Madeira nach Gib- raltar. Plötzlich, knapp vor einer unbewohnten Insel, die voll von Teer beschmutzt ist, streikt die Maschine. Während der Techniker sich darum bemüht, den Mo- tor wieder anzulassen, gehen wir auf die Insel, in der wir zwei Zentimeter in den Morast einsinken. Ver- schmierte, schwarze, tote Möwen liegen überall her- um. Das Schiff wird wieder klargemacht. Bald danach kommt Sturm auf. Wir liegen 45° im Wasser, die Mo- torjacht wird hin und her geschüttelt. Alle haben Angst – werden seekrank. Ich nicht! Obwohl die Fenster, die Türen in ihren Rahmen zittern. Ich starre sie an und hoffe, dass sie dem Sturm standhalten. Bricht die Türe, bin ich schutzlos in meiner Kajüte. Dann steht mir das Wasser bis zum Hals. Nach Stunden beruhigt sich die Lage. Das Schiff wankt nur mehr schwach. Doch meine Türe klemmt jetzt. Ich
9 Schwerpunktthema Quelle - Wasserfall Ganz leise, ganz leise……. das Spektakel anzusehen, kaum mit Worten zu be- schreiben. Ganz leise ist es nicht im Wald. Streifst Du mit Bedacht durch den Wald wirst Du bald bemerken, dass es viel zu hören gibt. Die verschiedenen Vogelstimmen tril- Nachdem der Wasserfall die Senke wieder verlässt, lern, zirpen und singen ein Lied. fließt er als Fluss weiter, wird durch eine Jagd vom Rascheln im Laub - es war ein Igel. Von weit her ein „Halali“ übertönt und kommt schon breit und träge Dröhnen. Du erkennst - es ist Herbst. Der Hirsch tut durch die nächste Stadt, wo sich Menschen und Ma- seinen Wunsch nach einem Weibchen kund. Aber zu schinen tummeln oder bewegen, wo gar keiner mehr sehen bekommst Du die Wildtiere selten. Du musst Notiz nimmt von dem Fluss, der eine Quelle war und Dich ruhig verhalten um einen Blick auf eine Hirschkuh einen smaragdgrünen Wasserfall gebildet hatte. zu erhaschen. Das Meer ist nicht mehr weit und die Breite und Kraft Und wenn Du genau schaust, kannst Du ihn sehen. des Stromes lässt Schiffe auf ihm fahren. Vielleicht Den Beginn eines Stromes. auch Passagierschiffe. Seine Quelle ist ein Kraftspender in großem Ausmaß. Wanderer freuen sich über die Erfrischung und folgen Dorith / kunstnussi dem Rinnsal. Tiere kommen zur Quelle, um sich zu stärken - das reinste Wasser, das es gibt. Oft sogar ein Heilwasser, das die Bewohner des Waldes gesunden lässt. Nach dem Anfang allen Lebens fängt es ganz leise zu sprudeln an, ein kleiner Bach ist geboren. Er fließt sachte über das Moos und über den ersten kleinen Stein, der ihm im Wege liegt. Erste Hürde überstan- den, weiter geht es talabwärts und immer wird der Bach ein kleines bisschen breiter. Vorbei an Bäumen, an Sträuchern, an Blumen, an Gräsern. Das Bächlein sättigt die Vögel, die Kriechtiere und die großen Wald- bewohner, genauso wie die Bienen und Insekten. Da, siehst Du es? Ein zweites kleines Wasser gesellt sich zum Bächlein. Die beiden vereinen sich und werden zu einem schmalen Fluss. Es plätschert, trällert, flötet - und nun: ein deutliches Rauschen ist zu hören. Ist es der Wind, der durch die Baumwipfel bläst oder ist es der Fluss, der über Felsen bebt und die Bäume erschauern lässt? Er nimmt ein kleines Schwemmholz ein Stück mit und wirbelt es an anderer Stelle wieder ans Ufer. Plötzlich: ein Tosen! Der Wasserfall! Klar und stark stürzt sich der Fluss ins Tal. Ein Glitzern und Wasserstauben und blauweiße Gischt ist zu sehen. Ein Baum verneigt sich vor ihm in der Tiefe. 15 Meter stürzt das Wasser hinunter und fängt sich in einem tiefgrünen Waldsee. Diese unge- bändigte Kraft lässt mich aufatmen. Es ist so schön,
11 Allgemeines Der Frühling erwacht Wasser kristallklar, Berge sind himmelhoch, vorbei, das was war Elfen kichern froh. Warmer Sonnenstrahl macht mich vergessen Kummer in großer Zahl Kleines Glück ermessen Glück ist die Frage nach Tod und Leid es vergingen die Tage nach vergangener Zeit. Wälder saftig und grün, Wolken, die vorüberzieh`n. Die für die Zukunft glüh`n, Schleier von den Augen flieh`n. Dorith / kunstnussi
Allgemeines 12 Frühling astronomisch Der Frühling oder Lenz ist einer der vier Jahreszeiten. In Mitteleuropa beginnt demnach der Vorfrühling be- Er folgt auf den Winter. In den gemäßigten Zonen ist reits mit dem ersten Blühen der Schneeglöckerl. Der es die Zeit einer erwachenden, sprießenden Natur. Vollfrühling ist mit dem Beginn des Blühens der Apfel- bäume erreicht. Dieser Zeitraum, in dem die Natur erwacht, wird als Frühjahr bezeichnet. Recherchiert von Wolfgang C.P. Im Laufe eines Jahres ändern sich die Tageslänge und der Tagbogen der Sonne (mit dem höchsten mittägli- chen Sonnenstand), abhängig von der geographischen Breite eines Ortes. Dies führt auf der Erde in mittleren Breitengraden zu stark ausgeprägten Jahreszeiten, welche sich auf bei- den Erdhälften im jährlichen Turnus wiederholen: Während auf der einen Erdhälfte Herbst ist, ist auf der anderen Erdhälfte Frühling. Astronomisch beginnt der Frühling mit der Tag-und Nacht-Gleiche (auf der Nord-Erdhälfte am 20.,21. März auf der Süd-Erdhälfte am 22./23. September). Er endet astronomisch mit der Sommersonnenwende (20./21. Juni auf der nördlichen Erdhälfte). Die Sommersonnenwende wird in Österreich auf Ber- gen mit Johannisfeuern und im Tale ebenfalls mit Freudenfeuern gefeiert. Es gibt dabei das Mut benöti- gende Feuerüberspringen. Mit dem astronomischen Sommerbeginn zur Sommer- sonnenwende am 21. Juni endet der Frühling stets am gleichen Tag. Meteorologisch beginnt der Frühling in der nördlichen Erdhälfte am 1. März, auf der südlichen Erdhälfte am 1. September.
13 Allgemeines Frühlingsgedicht 's war doch wie ein leises Singen In dem Garten heute Nacht, Wie wenn laue Lüfte gingen: »Süße Glöcklein, nun erwacht, Denn die warme Zeit wir bringen, Eh's noch jemand hat gedacht.« - 's war kein Singen, 's war ein Küssen, Rührt' die stillen Glöcklein sacht, Dass sie alle tönen müssen Von der künft'gen bunten Pracht. Ach, sie konnten's nicht erwarten, Aber weiß vom letzten Schnee War noch immer Feld und Garten, Und sie sanken um vor Weh. So schon manche Dichter streckten Sangesmüde sich hinab, Und der Frühling, den sie weckten, Rauschet über ihrem Grab. Joseph von Eichendorff (1839) Ausgesucht von Wolfgang C.P.
Allgemeines 14 Kein Wunder Ich möchte ja wirklich niemanden unnötig beunru- Möglicherweise hat dies die Entstehung des bis- higen. Schon gar nicht mich selber. her unbekannten Virus „Covid 19“ befördert. Nur - neugierig bin ich schon immer gewesen. Erstaunlich ist auch, dass auf ähnliche Weise zahl- Deshalb interessiert mich unter anderem auch, reiche bedrohliche Ansteckungen der Vergangen- warum und wieso eine zerstörerische Viruser- heit (wie Aids und Ebola) ihren Ursprung fanden. krankung wie „Corona“ weltweit Gesundheit und Wirtschaft derart massiv treffen kann. Während diese für Tiere keinerlei Bedrohung dar- stellten, bedeuteten sie für den Menschen jeweils Eine göttliche Vergeltungsmaßnahme für mensch- eine tödliche Gefahr. liches Fehlverhalten ist mir da als Deutung ehrlich gesagt nicht greifbar genug. Auch die zunehmende Globalisierung von Handel Weil ich außerdem ein grundsätzlich wissen- und Fremdenverkehr beschleunigt in meinen Au- schaftlich denkender Mensch bin, möchte ich es gen eine rasche Ausbreitung von brandgefährli- mit einer mir logischer scheinenden Erklärung chen Ansteckungsherden. versuchen. Abschließend würde ich daher sagen: Ob diese nun auf genügend Resonanz im Clubhaus trifft, kann und will ich bei bestem Willen nicht „Indem wir die Natur schützen, sagen. können wir auch das weltweite Auftreten von Pandemien zumindest reduzieren“. Respekt und Wertschätzung für jeden einzelnen zeigen mir nur, dass so einen Versuch alle Men- Dies ist nur MEINE MEINUNG, weil ich ständig schen für sich persönlich beurteilen sollen. nach naheliegende Antworten auf mir absolut Fremdes suche. Was ich jedoch (ohne falsche Bescheidenheit) je- dem mitteilen möchte: Christian S. Vielleicht spielt bei der vorliegenden Herausforde- rung auch unser (mehr oder weniger) achtloser Umgang mit der Natur eine gewichtigere Rolle, als dies manchem angenehm ist? Beispielsweise werden durch das allseits bekann- te (und hoffentlich nicht ohne persönliche Konse- quenzen hingenommene) Abholzen von Regen- wäldern zahlreiche Tierarten aus ihrer ange- stammten Umgebung vertrieben. Diese tragen dann auf der „Flucht“ fast zwangsläufig zur Ver- breitung diverser Krankheitserreger bei.
15 Allgemeines Selbstkritisch Es fällt meist einfach, im Nachhinein Feh- ler und Versäumnisse seitens der Politik anzuprangern. Auf derart ausgetretenen Wegen möch- te ich keinesfalls wandern. Aber was hätte ich besser machen kön- nen? Diese Frage muss ich mir im vorliegen- den Fall wohl immer wieder vor Augen führen. Bringe ich in meinen Texten die richtigen Argumente? Foto: Fuchs So fair und unabhängig wie möglich? Wie hat sich meine Haltung entwickelt? Manches Mal wäre es vielleicht glaubwürdiger, konstruktive Vorschläge zu unterbreiten, anstatt in einer erbarmungslosen Rückschau fehlende Weitsicht zu kritisieren. Ich habe mich scheint‘s stets zu vergewissern: Wo stehe ich? Was will ich erreichen? Christian S.
Allgemeines 16 Auszeit Der Zaunhirsch und der Duttelduh Wirklichkeit und trüber Schein das Wirtshaus dort „Zur ewigen Ruh“ ein hasserfülltes Mausilein zwei Brabbeltanten, Wäschefrauen Willkürszenen, sanftes Sehnen die Tierlein in den grünen Auen und daraus entstandnes Wähnen Vierkanthöcker auf Kamelen der Rubikon ist überschritten das Brennen und das dumpfe Schwelen der Reiter ist auf Sand geritten Bier, Most und Kartenspielverleiher zügelloses Uferschauen ein Achter und ein halber Dreier ein Mann und braungebrannte Frauen Tränen, Rotz und blaue Bänder herzallerliebster Watschenstock Kartausen, Stiegen und Geländer die Nachtigall im roten Rock ein Vögelein im bunten Flaus Hirtenspiel und Blätterlaus zwei Schnecken und ein Freudenhaus aus. Belachtes und auch Zeit zum Weinen Schnürlregen, Hundeleinen Hans-Dieter Aigner Mastochsenfleisch und Pumpenschwengel der Retter und sein liebster Engel Belutschistan und Trinidad ein Auto, was man sonst noch hat Liebesdiener, Roggenfelder Milzbrand, Lachs und Feuermelder, Hasstiraden, Schimpfkanonen, Blüten, die im Garten thronen Zitronenfalter, Würgeschlangen Orangen, die am Baum noch hangen Notenblätter, Pampelmusen ein zartes, doch auch heißes Schmusen Entenhausen, Troubadoure die Heilige und auch die Hure Treppensteigen, Würzgebinde Eichenbaum und Buche, Linde Wer mag das Zwirtfellshörnchen stören auf Bibel und auf Zeitung hören? Die Brille und die Zigarette Welschriesling, die Braut im Bette Hast ein Zwergschaf du im Zwinger? Schatten, Speck und Freistilringer Ohrringelspiel, verzwicktes Walzen Warzenschwein und lautes Schnalzen
17 Allgemeines Hallo, ich möchte mich gerne als Mitarbeiterin des Freizeit und Kommunikationsbereichs der pro mente OÖ vorstellen. Ich bin seit März 2020 dabei. Name: Romana Mair Sternzeichen: Waage Lieblingstier: Hund Was ich gerne tue: Lesen, Wandern, Reisen Was ich an mir mag: Mein Lachen Was ich mag: Lustige Filme, Bücher Lieblingsessen: Ich mag alles, am liebsten aber asiatisch Lieblingsplatz: am Meer und auf dem Berg
Allgemeines 18 Rezept - Königsberger Klöpse Ein Essen im Kreis der Familie oder ein lustiger Abend Zubereitung: mit Freunden – mit unserem Rezept für Königsberger Klöpse zaubern Sie innerhalb einer Stunde und 15 Mi- Zwiebeln schälen. 1 Zwiebel fein würfeln und mit nuten eine traditionelle Mahlzeit aus frischem Hack- Faschiertem, Semmelbröseln, Eigelb, Salz und fleisch auf den Tisch, die mit einer cremigen Ka- Pfeffer verkneten. Ca. 16 Knödel daraus formen, pernsauce vervollständigt wird. Für die intensiv würzi- das klappt mit angefeuchteten Händen am bes- ge Note der saftigen Fleischbällchen sorgen ebenfalls ten. Kapern, die den kleinen Knödeln ihren unverwechsel- baren Geschmack geben. Reichlich Wasser in einem flachen, weiten Topf aufkochen und ca. 1 TL Salz zugeben. Die übrige Zwiebel halbieren und zusammen mit dem Lor- Folgende Zutaten benötigen Sie für die Fleischbäll- beerblatt ins Kochwasser geben. Knödel ins Was- chen: ser geben und bei sehr schwacher Hitze 15 - 20 Minuten köcheln lassen. 2 Zwiebeln Knödel herausnehmen und abtropfen 700 g Hackfleisch (gemischt) lassen. Brühe durch ein feines Sieb =Faschiertes gießen und 700 ml abmessen. 4 EL Semmelbrösel Butter in einem Topf erhitzen, Mehl 2 Eigelbe darin anschwitzen und nach und nach die Brühe unter Rühren zugeben. Sah- Salz ne zugeben und alles unter Rühren Pfeffer etwas einköcheln. Kapern unterrüh- ren und mit Zitronensaft, Salz und 1 Lorbeerblatt Zucker abschmecken. Soße mit den 4 EL Butter Fleischknödel servieren. 4 EL Mehl Kartoffeln schälen und in kochendem Wasser 12 min garkochen. 100 ml Schlagsahne = Schlag- obers Die Rote Bete abschütten und gut abtropfen lassen. Die Zwiebel schälen 2 EL Kapern (Glas) und in kleine Würfel schneiden. Eine Sauce aus Zitronensaft Essig, Öl, Salz und Pfeffer anrühren. Alles mi- schen und ein wenig ziehen lassen. 1 Prise Zucker den Rote-Bete-Salat: Ich wünsche guten Appetit! Es war früher um 1940 ein Winteressen aus Königsberg, heute Polen, früher 1 Glas rote Bete, = Rote Rüben Masurengebiet. 1 Zwiebel, Wolfgang C.P. Essig, Öl, Salz und Pfeffer und 500 g Salzkartoffeln für die Beilage.
19 Allgemeines Die Liebe ein Schmetterling Die Liebe ist ein Ding Zart wie ein Schmetterling, In Blumen auferzogen, Rasch, wie ein Traum, entflogen. Mir Elfenkost genährt, Leicht traulich, leicht verstört, Ein Kind der Sonnenstrahlen, Ersehnt, gehascht von Allen. Doch rohen Händen nimmer Aus der Kuk Galerie: Karin Grillberger - Stieglitz mit Kir- Besteht so feiner Schimmer, schen Und Schmelz und Farbenpracht Löscht dann in tote Nacht. Weh dir, dass man dich fing, Du armer Schmetterling, Du musst, um froh zu leben, Frei in den Lüften schweben. Und nur zuweilen hin Am grünen Rasen ziehn, Von Frühlingshauch gefächelt, Wenn Erd und Himmel lächelt. Aus der Kuk Galerie: Maria Fabian - Osterzeichen 1 Die Liebe ist ein Ding (Hahn) Zart, wie ein Schmetterling, In Blumen auferzogen, Rasch, wie ein Traum, entflogen. Lydia Hecker Ausgesucht von Wolfgang CP
Allgemeines 20 An der Grenze An der Grenze des Machbaren haben wir viel erreicht. An der Grenze des guten Geschmacks sind wir dem Materialismus erlegen. An der Grenze des Erreichbaren sind wir über Leichen gegangen. An der Grenze des Erträglichen haben sie uns gedient. An der Grenze des Erduldbaren haben sie ihr Leid ertragen. An der Grenze zum Krieg haben sie Schauriges gesehen. An der Grenze zum Nachbarn haben sie geholfen. An der Grenze des Staates sind sie angelangt, hoffend auf Menschlichkeit und Frieden. Dortih / kunstnussi
21 Allgemeines Digitale Angebote Bis zur coronabedingten Einschränkung auf den Notbetrieb des Clubhauses in der Scharitzerstraße und von Kunst und Kultur am Lonstorferplatz habe ich die diversen Angebote in diesen Einrichtungen genutzt. Da nun keine Treffen von verschiedenen Gruppen mehr möglich sind, gibt es neuerdings Angebote von digita- len Meetings. Die Teilnahme an diesen Meetings ist kostenlos, man muss sich jedoch im Clubhaus anmelden. Für mich sind die neuen digitalen Angebote echt super und ich nütze sie auch regelmäßig. Ich würde mich auch freuen, neue „Gesichter“ auf diesem Weg kennen zu lernen. Derzeit gibt es folgende digitale Angebote: Montag 10:00 - 11:00 Uhr: gemeinsames Handarbeiten Montag 12:30 - 13:30 Uhr: Zeichnen Dienstag 12:30 - 13:30 Uhr: Lebensfreude entdecken Dienstag 16:30 - 17:30 Uhr: Recoverygruppe Mittwoch 13:00 - 14:00 Uhr: Sesseltanz Mittwoch 16:00 - 17:00 Uhr: wöchentlicher Austausch Donnerstag 12:30 - 13:30 Uhr: Redaktionssitzung Clubhauszeitung Donnerstag 14:00 - 15:00 Uhr: digitale Schreibwerkstatt Nähere Informationen gibt es auf der Homepage www.clubhaus-propeople.at per Email an clubhaus.propeople@promenteooe.at. oder unter der Telefonnummer 0732/668220. Horst V.
Allgemeines 22 Ausflug nach Steyr Am Samstag, den 19. 9. 2020 war es endlich wieder der original erhaltenen Eisenfabrik erwartet. Steyr so weit. Nach der langen Corona – Durststrecke sind wurde schon in der Vergangenheit die Waffenschmie- wir diesmal mit der S-Bahn nach Steyr gefahren. de Europas genannt. Im 1. und 2. Weltkrieg war Steyr An diesem Tag hat in Oberösterreich der „S-Bahn- auf Waffenproduktion ausgerichtet, später nach dem Tag“ statt gefunden. An diesem Tag sind alle fünf S- Krieg wurden auch Traktoren, Lastkraftwagen, Fahrrä- Bahn Linien gratis befahrbar (Regionen Steyr, Wels, der, Kugellager und weiterhin Jagd- und Sportwaffen Kirchdorf, Pregarten und Eferding). erzeugt, die wir dort auch gesehen haben. Also zurück zu unserem Ausflug. Nach ungefähr Im vierten Ausstellungsraum sind wir ins Jahr 1897 einer Stunde sind wir in Steyr ausgestiegen. Tolles eingetaucht. Ein Nachbau des Gasthof „Zum goldenen Wetter und eine lustige Gruppe, was will man mehr? Pflug“, mit Originalausstattung! Ein altes Schriftstück Nach einem kurzem Weg haben wir die Innenstadt des Pachtvertrages und die Speisekarte mit den Spei- erreicht. Über einen Holzsteig, neben der Enns ent- sen, die anno dazumal Anfang des 20. Jahrhunderts lang, haben wir das Museum Arbeitswelt gefunden. den Gästen serviert wurden. Dieses Museum wird vom Verein Museum Arbeitswelt Was aus den Dokumenten hervorgeht ist den arbei- seit der Eröffnung 1987 betrieben. tenden Frauen in Österreich nicht neu: schon damals Die Ausstellung, die wir besucht haben, stand unter waren die Frauen schlechter bezahlt als die Männer. dem Motto: „Arbeit ist unsichtbar“. Für ein Butterbrot musste ein männlicher Arbeiter zum Beispiel 132 Stunden arbeiten, die weibliche Arbeite- Im ersten Ausstellungsraum hat uns eine unglaub- rin 264 Stunden. Bei 6 Arbeitstagen mit 12 Stunden lich kreative und fantasievolle Wandmalerei erwartet. Schicht hat ein Mann 11 Tage und eine Frau 22 Tage Die reale Welt von heute gemischt mit Science Fiction arbeiten müssen, um in dem Gasthaus ein Butterbrot aus der Zukunft. Die Kernfrage war, wie stellen wir uns essen zu können. die Arbeitswelt der Zukunft vor? Wird die Zukunft mit der modernen Technik und Robotern überhaupt noch So ein Gasthaus war damals nicht nur zum Essen lebenswert sein? Und was wird aus unseren Arbeits- und Trinken da, sondern auch wichtiger Treffpunkt für plätzen werden? Wird der Mensch als Arbeitskraft in die Arbeiter, um zu plaudern, zu spielen, zu singen und der Zukunft eingespart und durch Maschinen ersetzt? Stammtischgespräche zu führen. Da der Original Wirt schon längst verstorben ist, hat es auch leider keinen In Japan sind die ersten, menschlich wirkenden Ro- Schweinsbraten gegeben. Bevor wir vom Fleisch gefal- boter im Pflegebereich eingesetzt worden. An sich ei- len sind, wurde in der Pizzeria Gabriel (direkt am Fluss) ne gute Idee, aber werden dadurch die menschlichen für unser leibliches Wohl gesorgt. Pizza wie von der Berührungen und Gefühle auf der Strecke bleiben? italienischen Mamma, sehr lecker. Die italienische Und wenn es möglich ist, in einem Space-Sessel in un- Mamma durften wir leider nicht mit nach Hause neh- seren Wohnzimmer alles erledigen und steuern zu men und so sind wir weiter Richtung Innenstadt gezo- können, gehen dann unsere zwischenmenschlichen gen. Beziehungen kaputt? Ein Teil der Gruppe ging wieder ins Museum zu- Im zweiten Ausstellungsraum haben wir einen rück, um im 1. Stock mehreren Buch-Lesungen zuzuhö- menschlich wirkenden Roboter Namens „Pepper“ ken- ren, der andere Teil hat die Innenstadt erkundet. In nengelernt. Pepper ist ein zirka 20.000 Euro teurer einer netten Stadtkonditorei haben wir den schönen Roboter, der im Moment auf 13 Fragen und Antwor- Tag bei Kaffee und Kuchen ausklingen lassen. ten programmiert worden ist. In der Größe von einem 10-jährigen Kind und mit großen Kugelaugen ist er Beim Treffpunkt angekommen, sind wir vom Bahn- sehr faszinierend, aber auch irgendwie unheimlich. Ich hof Steyr wieder Richtung Linz gefahren. Gut gelaunt persönlich habe mir die Frage gestellt, wer program- und mit vielen Eindrücken bereichert haben wir diesen miert so einen Roboter überhaupt? Was sind das für tollen Ausflug beendet. Menschen: sind das die Guten oder die Bösen? Vielen herzlichen Dank an unseren Förderkreis, der Im dritten Ausstellungsraum hat uns ein Teil von das Mittagsessen für uns Mitglieder ermöglicht hat.
23 Allgemeines Auch ein großes Danke an das Land Oberösterreich jemanden zu verlieren, wieder gut nach Linz gebracht mit der Aktion „S-Bahn-Tag“, das uns die Gratisfahrt hat. ermöglicht hat. Was für ein toller Tag, vielen Dank an alle, die es Und ein großes Dankeschön an unsere Mitarbeite- möglich gemacht haben. rin Margareta, die diesen Ausflug sehr gut organisiert Monika T. hat, uns den ganzen Tag begleitet hat und uns, ohne Museum Arbeitswelt Ich möchte gerne meine Eindrücke vom Museum So haben sich die Wochenarbeitszeiten über die Arbeitswelt schildern. letzten zwei Jahrhunderte entwickelt (recherchiert aus Der Titel der Ausstellung ist „Arbeit ist unsichtbar“. Wikipedia): Vieles an der Arbeit ist unsichtbar und vieles ist sicht- • 1825: 82 Stunden bar. Sichtbar sind: Gebäude, Werkzeuge, arbeitende • 1875: 72 Stunden Menschen. Unsichtbar ist: Wie sich Menschen wegen • 1900: 60 Stunden (in 6 Tagen) der Arbeit fühlen, wozu sie sich gezwungen fühlen. • 1913: 57 Stunden In der Ausstellung erlebt man: • 1918: 48 Stunden (8-Stunden-Tag) • Wie sich die Arbeit in den letzten 150 Jahren verän- • 1932: 42 Stunden dert hat (von der Muskelarbeit hin zur geistigen Arbeit mit mehr Stress) • 1941: 50 Stunden (Verlängerung im Zweiten Welt- • Wie die arbeitenden Menschen darauf reagiert ha- krieg) ben • 1950: 48 Stunden • Wie sich die Arbeit in der Zukunft verändern wird • 1956: Übergang zur 5-Tage-Woche • Geschichten und Erzählungen über hartnäckige • 1965: 40 Stunden (Druckindustrie) 5 x 8 Stunden Menschen, die viele Dinge für uns Menschen von • 1967: 40 Stunden (Metallindustrie) heute erreicht haben • 1984: 38,5 Stunden (Metallindustrie, Druckindust- • Über gute Zusammenarbeit rie in Verbindung mit Arbeitszeitflexibilisierung und • Über Ohnmacht, weil man etwas nicht erreichen Arbeitszeitdifferenzierung) konnte Alle diese Dinge sind wichtig, wenn wir über Arbeit Eisenerzeugung nachdenken. Sie sind wesentlich für die Arbeit, auch Ein Ausstellungsraum ist der Eisenerzeugung ge- wenn sie unsichtbar sind. In dieser Ausstellung werden widmet. diese Dinge das erste Mal sichtbar gemacht. Eisenerz kommt am steirischen Erzberg vor. Das Erz Wozu ist das gut? Wir Menschen lernen. Wichtig: wird vorab durch Flotation (Flüssigkeit) vom tauben wir müssen uns an das erinnern, was passiert ist, dann Gestein getrennt. Später wird es im Hochofen ge- können wir Ideen für unsere Zukunft entwickeln. Wir schmolzen. Der Ofen wird im Gegenstrom von oben können das Richtige tun, damit wir in Zukunft gut le- mit Koks, Kalk und Erz beschickt, von unten wird heiße ben und arbeiten können. Luft von zirka 1200°C eingeblasen. Die Schmelze hat Arbeit ist Zeit - wem gehört die Arbeitszeit? In der 1500°. Koks verbrennt zu CO2, es entsteht Gichtgas. industriellen Ära entstand ein strenges Zeitregime, Das Erz schmilzt, es entsteht Roheisen mit hohem Koh- gegen das die Arbeitenden sich auflehnten. In Streiks lenstoff- und Siliziumgehalt. Roheisen wird unten ab- und Arbeitskämpfen wurden kürzere Arbeitszeiten gezogen. Der Ofen wird außen gekühlt. Roheisen ist erreicht. nicht giessbar oder schmiedbar.
Allgemeines 24 Neben dem flüssigen Roheisen entsteht im Hoch- Werndl förderte die „Produktion von Elektrizität ofen beim Abstich alle dreißig Minuten auch flüssige aus Wasserkraft“, auch um die schlechter werdende Schlacke als Abfallprodukt. Diese Schlacke wird in ei- Auftragslage am Waffenmarkt auszugleichen. Die nem riesigen Tiegel ins Freie verfrachtet und zum Ab- OEWG erzeugte Dynamos sowie Glüh- und Bogenlam- kühlen auf eine Freifläche geschüttet. Bei diesem Vor- pen. Anlässlich der „Electrischen-Landes-Industrie- gang färbt sich der Nachthimmel über der Voestalpine Forst und culturhistorischen Ausstellung“ 1884 ließ er tief orange, ein Schauspiel, das wohl jedem Linzer zahlreiche Straßen mit Glüh- und Bogenlampen er- schon einmal aufgefallen ist. leuchten. In einem Teil der Straßen und Gassen ver- Stahl entsteht in einem Konverter durch Einblasen blieb das Gaslicht, um die Überlegenheit der elektri- von Sauerstoff in die Schmelze oder einem Lichtbogen schen Beleuchtung zu demonstrieren. Neu war, dass zur Schmelze. Dabei verbrennt der Kohlenstoff auf ei- die elektrische Energie anderes als bei vorangegange- nen Gehalt von ungefähr 0,2 % . nen Ausstellungen in Wien und Paris, aus Wasserkraft stammte. Werndl baute die ersten leistungsfähigen Dieser Stahl ist dann gießbar, schweissbar und härt- Laufkraftwerke und Steyr war damit die erste größere bar. Durch Zugabe von Chrom (18 %) und Nickel (8 %) Stadt, die mit Strom aus Wasserkraft beleuchtet wur- ist er säurebeständig, durch Stickstoff ist er kaltzähbe- de. ständig. Die österreichische Waffenfabrik wurde zu einem der weltweit wichtigsten Waffenproduzenten. Mit Beschreibung der Führung zeitweise über 15.000 Beschäftigten war die OEWG die Es erfolgte die Vorführung eines japanischen Robo- größte Waffenfabrik Europas. ters in der Größe eines 10-jährigen Kindes. Er kann Werndl errichtete für seine Arbeiter moderne leichte, einfache Gespräche mit Senioren durchführen. Wohnhäuser, Schulen und Schwimmbäder, wie auch Er ist auch am Kopf streichelbar, mit Dankesworten als die Schwimmschule Steyr, Gebäude welche die Stadt Antwort. Der Roboter soll Pflegekräfte bei Senioren Steyr, besonders den Stadtteil Wehrgraben, auch heu- unterstützen. te noch prägen. Er zahlte Löhne in überdurchschnittli- cher Höhe und versorgte alle Angestellten und deren Biographie Josef Werndl Angehörige mit kostenloser medizinischer Betreuung. (recherchiert aus Wikipedia) Werndl starb 1889 mit 58 Jahren in Steyr. Josef Werndl spielte für die Industriegeschichte Aus Josef Werndls Waffenfabrik entwickelten sich Steyrs eine große Rolle. Er übernahm 1855 den väterli- die Steyrwerke. Unter den Namen Steyr, Daimler und chen Betrieb, die Josef und Franz Werndl & Comp., Puch wurden ab 1900 unter anderem Fahrräder, Mo- Waffenfabrik und Sägemühle. toräder, Traktoren, und Automobile erzeugt. Die Auto- mobile wurden ab 1929 von Ferdinand Porsche entwi- Werndls Erfolg beruhte unter anderem auf dem ckelt. Besonders das „Steyrbaby“ hat Bekanntheit er- Austauschbau: massenweise, höchst präzise herge- langt und ähnelt schon ein bisschen dem „VW-Käfer“. stellte Werkstücke, die untereinander ausgetauscht werden konnten. Er begann die 500 Mitarbeiter zäh- lende Fabrik auf moderne Produktionstechniken um- Wir hatten eine Führung durch die Ausstellung, die zustellen und entwickelte gemeinsam mit seinem eine Stunde dauerte. Nach der Führung gingen wir in Werkmeister Karl Holub den bahnbrechenden Taber- eine Pizzeria gut essen. Wir danken dem Förderkreis nakelverschluss für Hinterlader, mit dem er sich bei für den Essenszuschuss. Der Ausflug war sehr gut orga- Aufträgen der k.u.k. Armee gegen den Konkurrenten nisiert. Remington durchsetzte, dessen System von der Hin- 2021 wird es in Steyr eine Landesausstellung ge- terladungskommission in Erwägung gezogen wurde. ben. Die Waffenfabrik wuchs rasch auf 6000 Mitarbeiter und wurde als Österreichische Waffenfabriksgesell- erstellt Wolfgang CP schaft (OEWG) in eine Aktiengesellschaft umgewan- delt, deren Generaldirektor Werndl wurde. Die Pro- duktion stieg auf etwa 8000 Gewehre pro Woche.
25 Allgemeines
Allgemeines 26 Meditation Alles wahre Leben ist Begegnung Martin Buber (österreichich-israelischer Religionsphilosoph, 1878-1965) Begegnung Eine Tasse Kaffee oder eine Partie Tischtennis mit einem Freund verschaffen uns Entspannung und die Gelegenheit, über den anderen auf dem laufenden zu bleiben. In diesen Zusammenkünften liegen die Begegnungen unseres Lebens. Auch ein Spaziergang mit dem Hund oder das Wiegen eines kleinen Kindes sind Anknüpfungspunkte an das Leben anderer, mit denen wir gemeinsame Zeit verbringen. Begegnungen können unser gesamtes Wesen berühren: Ein Baum, ein See, ein Berg oder der An- blick des Sternenhimmels. All diesen Eindrücken begegnen wir allein und spüren durch sie doch eine Erweiterung unseres Lebens. Begegnung ist mehr als nur aneinander vorbei zu fahren. Wir begegnen einem Nachbarn, einer Frau beim Spaziergang oder dem Fahrer im Auto neben uns. Jeder dieser Begegnungen ruft eine andere Empfindung in uns wach. Bei manchen Menschen sind wir offen und empfänglich, bei anderen eher ängstlich, und wieder bei anderen erkennen wir unsere Tendenz, diese Menschen auszunutzen. Wenn alles Leben Begegnung ist, will ich anderen vielleicht nicht mehr in der Weise begegnen, wie ich es bisher getan habe. Das Wesen meiner Begegnungen verändert mich. Vielleicht hat mir etwas ge- fehlt. Ich kann mehr vom Leben haben, wenn ich mehr Kontakt habe. Heute bitte ich darum, jede Begegnung bewusst zu erleben, damit meine Begegnungen positiv wer- den. aus den Männermeditationen "Berührungspunkte" des Heyneverlags, gilt für Workaholiker, Alkoholiker ausgesucht Wolfgang CP
27 Allgemeines Loslassen „Wie viele Dinge müssen wir loslassen?“ fragte mich ein Freund einmal. „Ich weiß nicht genau“, ant- wortete ich, „vielleicht alle“. Loslassen ist ein spiritueller, emotionaler, physischer, mitunter auch ein geheimnisvoller, metapysi- scher Prozess, um die Dinge, an die wir uns so sehr klammern, einer Höheren Macht und unserer Be- stimmung zu überlassen. Wir klammern uns nicht mehr an Menschen, Ergebnisse, Gedanken, Gefühle, Wünsche, Bedürfnis- se, Sehnsüchte - an nichts mehr. Wir versuchen, unseren inneren Fortschritt nicht mehr zu kontrollie- ren. Selbstverständlich ist es wichtig, unsere Wünsche zu erkennen und anzunehmen. Genauso wichtig ist es allerdings auch, das Loslassen zu praktizieren. Loslassen ist die aktive Komponente unseres Glaubens. Mit diesem Verhalten stellen wir es der Hö- heren Macht und dem Universum frei, uns das zukommen zu lassen, was uns bestimmt ist. Loslassen heißt: erkennen, dass wir weder ein Problem lösen noch einen Menschen ändern oder ein gewünschtes Resultat erzielen, wenn wir uns krampfhaft darum bemühen. Das hilft uns nicht. Im Ge- genteil, wir sehen ein, dass dieses Festhalten uns oft daran hindert, das zu bekommen, was wir wün- schen und benötigen. Wer sind wir, um sagen zu können, dass die Dinge nicht genau so geschehen, wie sie geschehen müssen? Im Loslassen liegt eine magische Kraft. Manchmal bekommen wir, was wir wollen, kurz nachdem wir losgelassen haben. Manchmal dauert es länger. Manchmal tritt ein von uns gewünschtes Ergebnis nicht ein. Manchmal ist das Ergebnis besser, als wir es erwartet hätten. Loslassen befreit uns und stellt eine Verbindung zu unserem Ursprung her. Loslassen schafft das op- timale Klima für bestmögliche Ergebnisse und Lösungen. Heute will ich mich entspannen. Ich werde das loslassen, was mir den größten Ärger bereitet. Ich vertraue darauf, dass durch diese Loslassen Dinge in Gang kommen,die den bestmöglichen Verlauf neh- men. Aus den Frauenmeditationen des Heyneverlags "Kraft zum loslassen", dient für Workaholiker, Alkoholiker ausgesucht Wolfgang CP
Allgemeines 28 Muttertag - Mythos Stiefmutter Bald ist der Muttertag wieder da und wir feiern alle gemacht. Sie haben mich von Anfang an heftigst abge- Frauen, die Mütter sind und Kinder haben. Wir lassen lehnt und haben sich geweigert, mich jemals kennen- an diesem Tag die „Mutti“ hochleben, es wird über- lernen zu wollen. Und das haben sie zwei Jahre lang rascht und gefeiert. eiskalt durchgezogen. Ich habe mich aber schon oft gefragt, ob diesen wichti- Ich habe mir gedacht, dass sie einfach mehr Zeit brau- gen Tag auch Frauen feiern, die Stiefmutter sind und chen und das wird schon wieder. Es wurde nicht, son- Stiefkinder haben? Gute Frage oder??? dern es wurde immer schlimmer. Wir haben uns im- mer öfter wegen des schlechten Benehmens der Kin- Ich möchte mir jetzt den Mythos „Stiefmutter“ näher der mir gegenüber gestritten. Ich fühlte mich total anschauen. machtlos und der Situation komplett ausgeliefert. Ich In früheren Zeiten haben Stiefmütter die Aufgabe ge- musste mitansehen, wie mein Partner seinen Kopf in habt, die leibliche Mutter, die früh gestorben war, zu den Sand steckte, da er den Kindern gegenüber immer ersetzen. Sie waren für die Stiefkinder den ganzen Tag ein schlechtes Gewissen hatte. Ich war echt wütend, zuständig und sie übernahmen die Erziehung. Heute dass er nicht in der Lage war, den Kindern klare Gren- ist das ein wenig komplizierter, in cirka 85 % aller zen zu setzen. Er war auch mit der Situation komplett Patchwork-Familien ist die leibliche Mutter noch am überfordert. Leider ohne eine väterliche oder mütterli- Leben. Und die hat einen sehr großen Einfluss darauf, che Ansage, haben mich seine Kinder weiter terrori- wie das Leben in der Patchwork-Familie aussehen siert und die ganze Familie hat das geschehen lassen. wird. Nicht nur das, sie entscheidet auch, ob die Kin- Ich habe es nicht glauben können, dass mich die Kin- der die neue Stiefmutter annehmen oder abweisen. der so heftig ablehnen. Ich selber bin in einer Familie Natürlich hoffen kleine und auch große Kinder, dass aufgewachsen, wo ich nicht gewollt war, abgelehnt die Eltern nach der Trennung wieder zusammenkom- und schwer misshandelt wurde. Ich wäre als Kind so men. Eine neue Partnerin des Vaters (oder auch ein glücklich darüber gewesen, nur eine Person in meinem neuer Partner der Mutter) ist dabei ein Störfaktor. Leben zu haben, die mich gut und respektvoll behan- Stiefmutter zu sein ist oft ein undankbarer Job. Die delt hätte. Stiefmutter hat viele Pflichten zu erfüllen, aber sie hat Ich habe mir die ganze Zeit den Kopf zerbrochen, wenig Rechte. Sie bekommt oft kaum Unterstützung, „warum meine Stiefkinder eine Frau ablehnen, die gut erfährt dabei viel Ablehnung und kaum Wertschät- zu ihnen ist?“ Ich fühlte mich von den Kindern fremd- zung. Sie ist in einer Rolle gefangen, wo sie es recht bestimmt. Ich wurde von allen Ereignissen, wie Ostern, machen muss und trotz aller Bemühungen nicht gut Geburtstagen, Weihnachten, oder gemeinsamen genug ist. Ich weiß, wovon ich spreche. Treffen mit der Familie einfach ausgeschlossen. Meine Und das sind meine eigenen Erfahrungen zu dieser selbstgebackene Geburtstagstorte, die ich mitge- Geschichte: schickt habe, hat das Geburtstagskind lachend vor den Ich habe mich auch vor etlichen Jahren in der Rolle der Augen des Vaters und der Großeltern in den Mistkübel „Stiefmutter“ vorgefunden. Ich habe damals einen geworfen. Und keiner von den Erwachsenen hat einge- netten Mann kennengelernt, Ende 40, seit drei Jahren griffen und Klartext geredet. Wenn die Kinder zu Be- geschieden, zwei Töchter (14 und 19) nach der such kommen wollten, hat mich mein Partner ernst- „Scheidungsschlacht“ bei der Mutter wohnend. haft gebeten, das Haus zu verlassen, so lange die Kin- der zu Besuch sind. An dieser Stelle ist mir der Kragen Mein Partner und ich haben uns von Anfang an sehr geplatzt und ich habe mich endlich geweigert. Jetzt gut verstanden und waren ein Herz und eine Seele. Ich hat es mir endgültig gereicht!!! bin mit den besten Absichten in diese neue Familie gekommen. Ich war verständnisvoll, habe mich um die Ich wurde in dieser Familie schlecht behandelt. Zwei Stiefkinder bemüht. Ich wollte die leibliche Mutter nie Jahre lang habe ich diese Ablehnung und Respektlosig- ersetzen. Ich wäre schon mit einem halbwegs norma- keit von den Stiefkindern ertragen, nur um Familien- len Umgangston zufrieden gewesen. Da habe ich aber frieden zu bewahren. Ich fühlte mich schrecklich allein, die Rechnung ohne die geschiedene Ex und die Kinder ich zweifelte an mir selbst, ich zweifelte an der Bezie- hung, ich zweifelte an diesem Mann, der nicht in der
29 Allgemeines Lage war, zu mir zu stehen. Der ganze Druck hat mich daran ist keine neue Stiefmutter schuld! krank gemacht: ich wurde wütend, ärgerlich und frus- Also liebe Stiefmutter, der Muttertag ist auch dein triert. Ich habe bemerkt : ich beginne die Kinder, den großer Tag. Du hast ein Recht dazu, diesen Tag gebüh- Partner und die ganze Familie zu hassen! Ich musste rend zu feiern und ihn zu genießen. Du hast dir das es mir nach zwei Jahren ehrlich eingestehen: keine wirklich verdient. neue Frau hat in dieser Familie eine Chance zu überle- ben. Vielleicht jahrelang später, aber nicht jetzt. Sogar Monika T. drei Jahre nach der Scheidung waren die Kinder und die Ex noch nicht so weit, eine neue Partnerin zu ak- zeptieren, die mit der Scheidung gar nichts zu tun hatte, da wir uns damals noch nicht kannten. Ich habe diese toxische Familie endlich verlassen und bin aus- gezogen. In meiner neuen Wohnung habe ich darüber nachge- dacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich etwas „gut machen“ wollte. Ich wollte seinen Kindern eine bessere Kindheit bieten, die ich nie hatte. Ich wollte auch „alles gut machen“, was mein Partner vor drei Jahren mit der Scheidung kaputt gemacht hat. Und das war natürlich nicht möglich: das war seine Geschichte, die Konsequenzen daraus und seine Ver- antwortung der Familie gegenüber gewesen. Ich hatte es so sattgehabt, diese Wut und Ablehnung von den Kindern zu spüren, obwohl diese Hassgefühle dem Vater gegolten hatten. Mit Mama oder Papa will es sich kein Kind verscherzen. Deswegen wird immer nach jemandem gesucht, der „schuldig“ gesprochen werden kann. Da ist die schwache Position der Stief- mutter eine perfekte Zielscheibe. Ich habe diese Fami- lie endgültig verlassen und meine Entscheidung bis heute nie bereut. Zum Schluss möchte ich aber auch ehrlich zugeben, dass viele Patchwork-Familien in schönem Einklang zusammenleben können. Viele Stiefmütter sind sehr froh darüber, dass sie sich mit den Stiefkindern und auch mit der Ex gut verstehen. Aber ich habe auch Stiefmütter kennengelernt, die auf mehreren Schlachtfeldern gleichzeitig kämpfen müssen: Stiefkin- der, die Ex, die Familie der Ex, der neue Mann der Ex, Anwälte, Jugendämter und Gerichte. Und das ist nicht nur nervenaufreibend, sondern auch sehr kostenintensiv. Was ich aber am schlimmsten finde: wenn die eigenen Kinder zum Spielball von emotional unreifen Eltern werden. Dieser „Scheidungskampf“, der oft jahrelang andauert, kann für die Scheidungskinder oft eine lebenslange Trau- matisierung bedeuten. Und ich kann euch versichern:
Allgemeines 30 Aus der Kuk Galerie: Christine Gaderer - Vier Figuren
31 Allgemeines Ehrlich gesagt Manchmal frage ich mich, ob ich denn das Richtige tue! Womöglich ist es ja völlig unnötig, gewisse Entwicklungen derart kritisch zu hinter leuchten? Vielleicht ist mein skeptischer Umgang ungerecht und dramatisch übertrieben? Wer sagt, dass ich nicht von grüblerischen Gedanken bestimmt bin? Es mag ja durchaus denkbar sein, dass der grenzenlose Kapitalismus mit allen Begleiterscheinungen das Beste ist, was der Menschheit je passieren konnte. Und auch die globalisierte Wirtschaft hat bestimmt ihre nützlichen Seiten. Manchmal glaube ich, dass Korruption und Freunderlwirtschaft gesellschaftlich absolut notwendig sind? Und die persönliche Gesundheit sowie ein friedliches Dasein scheinen mir überbewertet zu werden. Ebenso könnten all die ungelösten Probleme in Sachen Weltklima nur bezeugen, dass, wenn Wissenschaft in die falschen Hände gerät, sehr schnell unnötige Hysterie entstehen kann. Wie mir überhaupt sogenannte „aufgeklärte Wesen“ als Vertreter von fragwürdigem Gedankengut anmuten. Wo käme diese Gesellschaft denn hin, wenn ein jeder tun könnte, was einer oder einem gerade in den Sinn kommt? Wir brauchen offensichtlich unbeirrbare Führungspersönlichkeiten, die uneigennützig vorausgehen, um der nachfolgenden Unentschlossenheit den Weg zu weisen. Dachte ich eines Morgens. Dann erwachte ich schweißgebadet. Christian S.
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