"Handel bewegt" - "logistik - business around tHe world" - LOGISTIK express
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LOGISTIK EXPRESS 1/2016 ABS. LOGISTIK express / 08Z037679 M / Markus Jaklitsch, Sky 360, Operngasse 17-21, 1040 Wien „Logistik – Business around the World” „Handel bewegt“ Blickpunkt Europa / Messe LogiMAT + Trade World Handel + Industrie + Intralogistik + Transportlogistik
LOGISTIK express S M X XL Sky 360, Operngasse 17-21 A-1040 Wien info@logistik-express.at PRESSESERVICE PAKETE & SOCIAL MEDIA SERVICE E NEWSLETTER SERVICE(S) ET K PA BANNERWERBUNG o m IA .c ss FACHZEITSCHRIFT ED re xp SM -e E-PAPER + PDF tik is OS og l.l IPAD APP STORE na CR ur jo B2B PAKET schon ab 0 € BRONZE SILBER GOLD KING SIZE Paket KingSize Kontaktdaten Multimedia z.B. Messevideos Kategorisierung Platz für Angebot & Dienstleistung Interaktive Karte Hervorhebung im Verzeichnis Logo plus Hintergrundbild Datenimport bis 250 Firmenstandorte bis 24 Fotos für eine Galerie Plus inkludierter Wartung Verknüpfung Job & Karriere b2b.logistik-express.com/packages/ 2 LOGISTIK EXPRESS 1/2016
INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM LEITARTIKEL / MESSEN & EVENTS 4 Schicksalsjahr 2016 - Wo sich Spreu vom Weizen trennt 8 Veranstaltungen 2016 – da ist für jeden etwas dabei Liebe Leserin, lieber Leser! HANDEL 10 Disruption birgt neue Chancen LogiMAT. Dabei sein ist nicht alles, 11 „Der Handel muss heute selbst ,Marke’ machen" wer hier mitmacht, hat auch etwas 14 Nur eine Frage der Zeit, bis Alibaba in Deutschland einsteigt zu sagen. Wenn internationale Aus- 17 Stationärer Handel muss sich auf alte Stärken besinnen steller auf Entscheider aus Industrie-, 18 Binnennachfrage und E-Commerce dämpfen Niedergang Handels- und Dienstleistungsunter- 22 Im Zwiespalt zwischen „Masse und Klasse“ nehmen treffen, geht es darum, zukünftige Partner zu finden: durch INTRALOGISTIK innovative Produkte, Lösungen und 24 Beflügeltes Lager für ENGEL AUSTRIA Systeme für die Beschaffungs-, La- 26 Die LogiMAT steht vor der Tür! ger-, Produktions- und Distributions- 28 Der Fokus liegt auf dem „Omnichannel-Handel“ logistik. Ein paar Themen und Trends 29 „It’s Showtime" auf der LogiMAT haben wir für Sie zusammengetra- 30 Innovative Einblicke in die Zukunft des Omnichannel-Handels gen. 32 TradeWorld nimmt Fahrt auf 34 Programm auf Kongressniveau Weiters möchte ich mit dieser Aus- 38 Wegweiser für die Intralogistik gabe unser B2B Portal sowie unsere Invest LOGISTIK Strategie mit dem FINANZMARKT LOGISTIK 15. Februar 2016 für den Markt 41 Top-Breakout-Kandidaten freigeben - gut Ding braucht 42 In die „Logistik“ investieren Zeit - so wird sich unsere Cross Media Strategie erschließen. Ideen LOGISTIK / SOFTWARE / VERPACKUNG / TRANSPORT und zielführende Projekte müssen 44 Ersatzteillogistik fordert heraus schließlich bewegt werden. 46 IT-Sicherheit bringt mehr Mobilität für die Logistik 48 Wenn das Bestandsmanagement blüht Markus Jaklitsch 50 Tara, Tara … Die Kostenfalle ist da! 52 Transportschäden und betriebsinternes Riskmanagement 53 Gewicht reduziert, Volumen optimiert IMPRESSUM: 54 Quo vadis, Branche? Inhaber, Herausgeber & Vertrieb: 56 Revirement bei Rail Cargo Group Markus Jaklitsch 57 DHL vereinfacht Importe in europäische Märkte Redaktion: Angelika Gabor, Bijan 58 Schön ist so ein Ringelspiel – Das is‘ a Hetz und kost‘ sehr viel Peymani, Karin Walter, Dirk Ruppik, Gernot Fischbach, Peter Baumgartner JOB & KARRIERE Lektorat: Wolfgang Fink 60 Menschen in Bewegung Layout: Marion Lindert 62 Messen & Events Fotos: thinkstockphotos.com Zielgruppe: Entscheidungsträger Industrie/Handel/Logistik Heftpreis: Inland 11,10 Euro Logistik express Fachmedium Operngasse 17-21, 1040 Wien DiE Printausgabe wird gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnis des Öster- Tel.: (+43 676)7035206 reichischen Umweltzeichens. [Medienfabrik Graz, UW-Nr.812] Dieses Produkt info@logistik-express.at stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und kontrollierten Quellen und ist PEFC zertifiziert. www.pefc.at. 3
LEITARTIKEL Schicksalsjahr 2016 - Wo sich Spreu vom Weizen trennt Wer die Nachrichten verfolgt, findet kaum positive Meldungen. Im Gegenteil, die Flüchtlingskrise stellt alles in den Schatten. Ganz heimlich wird TiSA im Hintergrund auf den Weg gebracht. Oh – und es gibt wieder Wahlen – auch wenn sie kaum jemanden interessieren. Ob sich das „Entlastungspaket für Unternehmen“ positiv auswirkt, wird sich weisen. Das Jahr wird herausfordernd! AUTORIN: ANGELIKA GABOR W as ist übrig vom „wir schaffen in die Vergangenheit: laut UNHCR hat Öster- das“? Nicht viel. Ehrenamtliche reich seit 1945 mehr als zwei Millionen Flücht- Helfer rackern sich nach wie vor linge aufgenommen, von denen rund 700.000 ab bei dem (hoffnungslosen) dauerhaft hier geblieben sind. Beispielsweise Versuch, all den Flüchtenden ein menschen- im Jahr 1992 nahm Österreich etwa 90.000 würdiges Dasein in Sicherheit zu ermöglichen. Flüchtlinge aus Bosnien auf – ohne großen Wem kommen bei diesem Unterfangen noch Aufschrei – von denen sich rund 60.000 hier Vergleiche mit Sisyphos in den Sinn? Auch niederließen. Auch aus Ungarn, Kroatien, dem der arbeitete unermüdlich – und ohne Aus- Kosovo, Tschetschenien usw. kam es im Zuge sicht auf ein Ende. Dabei sind diese unent- der Kriege und Vertreibungen immer wieder geltlichen Hilfsleistungen ein Segen für alle, zu Fluchtbewegungen zu uns, und jedes Mal nicht zuletzt für den Steuerzahler. Im Jahr 2015 wurde den Menschen geholfen. Warum ist wurden für die Versorgung 591 Millionen Eu- der Widerstand diesmal so enorm? Liegt es ro aufgewendet. Dies beinhaltete neben der wirklich nur an der Religion? Übrigens haben ANGELIKA GABOR Grundversorgung unter anderem Transporte, bislang etwa drei Vierteil der Vertriebenen in Familienbeihilfen, Kosten für die Assistenz ihren Nachbarländern oder Entwicklungslän- des Bundesheeres (wie gut, dass wir es noch dern Zuflucht gesucht. Von den 4,3 Millionen haben!) und Deutschkurse. Nicht auszuden- (!) auf der Flucht befindlichen Menschen aus ken, wie hoch dieser Betrag wäre, müssten Syrien sind 2,1 Millionen im Irak, in Jordanien, die Freiwilligen mit einem fairen Stundenlohn in Ägypten und im Libanon. vergütet werden. Laut Bundesamt für Frem- denwesen und Asyl (BFA) wurden 2015 rund Fakt ist, die Flüchtlingskrise hält Europa ge- 90.000 Asylanträge in Österreich gestellt. Bleibt fangen, die Politik ist teilweise in Schockstarre der Durchschnitt von 38 Prozent positiven Be- verfallen. Das kleine Österreich orientiert sich scheiden, bedeutet das, dass 34.200 dieser am „großen Bruder“ Deutschland. Wurden Menschen – hauptsächlich aus Syrien – in Länder wie Ungarn vor wenigen Wochen Österreich Asyl erhalten. Für 2016 werden im noch für ihre skandalös-menschenfeindliche Innenministerium sogar 120.000 Asylanträge Politik des Grenzen-Schließens verurteilt und erwartet. Obwohl das BFA bereits Personal ihre Regierung als rechtsradikal bezeichnet, aufstockt, gibt es jetzt schon einen gewaltigen stehen auch in Österreich schon „Türen mit Rückstau bei der Bearbeitung. Die Menschen Seitenteilen“ – wenn auch mit Lücken. Die hängen fest, während sie auf den Bescheid einen sehen darin den einzigen Ausweg, die warten. Und sind großteils zur Untätigkeit ver- anderen die Rückkehr zum Nationalsozialis- dammt. mus. Eine aufgeheizte Debatte, in der vernün- ftige Positionen selten und praktikable Lösun- Wieviel ist zu viel? gen nicht vorhanden sind. Und warum? Weil Die Stimmen werden lauter, dass das „Boot es keine Lösung gibt, die alle zufrieden stellt. Österreich“ voll ist, Obergrenzen bzw. Richt- Natürlich könnte man sagen, jeder Flüchtling, werte werden genannt. Wie viele Menschen der es in ein sicheres Land geschafft hat, kann lassen sich in einem so kleinen Land wie Öster- bereits glücklich und zufrieden sein. Aber es reich integrieren? Werfen wir einen kurzen Blick liegt in der Natur des Menschen, das BESTE 4 LOGISTIK EXPRESS 1/2016
SCHELLING STELLT FORDERUNGEN AN EU Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) will jenes Geld, das Österreich im Vorjahr für das Mehr an Asylwerbern zu tragen hatte, von der EU quasi auf Umwe- gen zurück. In einem Brief an Kommis- für sich und seine Familie zu wollen. Dass es sionspräsident Jean-Claude Juncker Broschüren über Vor- und Nachteile, Rechte nannte Schelling die Summe von 600 und Leistungen der verschiedenen Zielländer Millionen Euro, wie der „Kurier“ am 6. gibt, ist spätestens seit dem Bericht von Sky Februar berichtet. News im September 2015 bestätigt. Und ganz ehrlich, wenn ich die Wahl habe, nieman- Der Minister rechnet in dem Schreiben den kenne und keine der Landessprachen vom 25. Jänner vor, dass im Durch- spreche, flüchte ich angesichts der Sozialstan- schnitt 35.000 Asylwerber pro Jahr für dards auch lieber nach Österreich als nach Österreich als verkraftbar gälten. 2015 Rumänien. Andererseits ist die Arbeitslosigkeit seien jedoch 90.000 gekommen, also HANS JÖRG SCHELLING in Österreich hoch, der Wirtschaftsmotor um rund 55.000 „zu viel“. Bei Kosten springt noch nicht an und die Angst vor Über- je Flüchtling von 11.000 Euro ergäbe das fremdung und Islamisierung steigt nicht zuletzt die Zusatzbelastung von grob 600 Millionen aufgrund der Schreckensmeldungen über den Euro. Laut „Kurier“ forderte Schelling erneut, Islamischen Staat. Verständlich, dass die „wir dass diese Summe bei der Berechnung des zuerst“ Rufe lauter werden, oder nicht? Für zulässigen Budgetdefizits nicht angerech- jeden Einzelnen, der abgelehnt und abge- net wird. Zudem will er die Aufstockung schoben wird, bricht eine Welt zusammen. Aber des EU-Fonds AMIF (Asylum, Migration and noch schlimmer: das System Europa bricht Integrations Fund) und einen neuen Vertei- zusammen. lungsschlüssel zugunsten „williger“ Länder wie Österreich, Deutschland und Schwe- Ein fragiles System, das in den letzten Jahren den, die eine große Zahl an Flüchtlingen auf Teufel-komm-raus erweitert wurde, auch aufnehmen. Um die durch Asylwerber ent- wenn die neu aufgenommenen Länder teil- standenen zusätzlichen Kosten zu decken, weise noch gar nicht beitrittsreif waren – Sta- will der Finanzminister den EU-Solidaritäts- bilität um jeden Preis. Und den zahlen wir jetzt! fonds, der zum Beispiel bei Naturkatastro- Denn es gibt Uneinigkeit, Streit, jeder schiebt phen zum Einsatz kommt, anzapfen und es auf den anderen, und Mehrheitsbeschlüsse nicht verbrauchte EU-Budgetmittel an „die der EU, um die Flüchtlingsströme zu verteilen, Willigen“ auszahlen. den Ländern zu helfen und vor allem konzen- 5
LEITARTIKEL Action against TTIP CETA TISA Athens, Greece - April 18, 2015 triert und entschlossen das Problem an der gen vorsieht. Dieser Entwurf beinhaltet „rote Wurzel – nämlich im Krisengebiet – zu packen, Linien“ für die Verhandlungen. Glaubt man sind Utopie. Im Moment ist sich jeder selbst dem Ausschuss-Mitglied Viviane Reding (EVP), der Nächste. Auch wenn das heißt, Schen- soll TiSA öffentliche Dienstleistungen, Kultur, gen außer Kraft zu setzen und dadurch die Arbeitsrecht, Regulierungsmöglichkeiten, Um- Exportwirtschaft massiv zu schädigen. England weltstandards sowie Konsumenten- und Da- zieht auch gerade die Notbremse. Wir werden tenschutz nicht untergraben dürfen – das sei sehen, ob die Briten nach dem Referendum auch die Empfehlung des Parlamentes. Aller- noch Teil des scheiternden Friedensprojektes dings würde dies eine massive Änderung der „vereintes Europa“ sein wollen. Hängt davon Verhandlungsposition der EU-Kommission be- ab, wieviel mehr Extra-Würste sie sich noch deuten, so müsste beispielsweise vom „Ne- herausnehmen dürfen. In der Zwischenzeit gativlistenansatz“ samt „Sperrklinken“ (wie er darf die deutsche Kanzlerin wählen, ob sie REINHOLD MITTERLEHNER dummerweise auch bei TTIP verwendet wird) sich von ihrer einseitigen Willkommenspolitik wieder zum Standardverhandlungsansatz oder von ihrem Kanzlerstatus verabschieden „Positivliste“ zurückgekehrt werden. möchte. Die Gefahr ist ein fauler Kompromiss, um das Schreckgespenst TiSA Abkommen vielleicht sogar noch in diesem Während das Freihandelsabkommen TTIP Jahr durchzudrücken. Es gibt nicht nur einen langsam seinen Bekanntheitsgrad steigert, Großkonzern auf der Welt, der sich beispiels- blüht TiSA eher im Verborgenen. Wenn wir weise gern die Rechte an der öffentlichen nicht aufpassen, wird es jedoch in Bälde zur Wasserversorgung sichern würde ... Kom- fleischfressenden Pflanze, gegen die „Audrey men wir zurück zu England: allein im ersten II“ wie eine Rose anmutet (wer Audrey nicht Jahrzehnt nach der Privatisierung der Was- kennt, sollte sich mal den „Little shop of hor- serversorgung sind dort die Preise inflations- rors“ ansehen). Am 18.1.2016 verabschiedete bereinigt um 40 Prozent nach oben geklet- der EU-parlamentarische Handelsausschuss tert, gleichzeitig hat sich die Infrastruktur durch (INTA) einen Entwurf für die Resolution des CHRISTOPH LEITL fehlende Investitionen verschlechtert. Wenn EU-Parlaments an die verhandelnde Kommis- man sich aussuchen kann, ob man das Geld sion hinsichtlich des Abkommens, das eine den Aktionären gibt oder Lecks in Wasser- Liberalisierung des Handels mit Dienstleistun- rohren flickt, sind die Aktionäre wohl wichtiger. 6 LOGISTIK EXPRESS 1/2016
Entlastung? Ende Jänner präsentierten Wirtschaftsminister Bezirkshauptmannschaft soll als „One-Stop-Shop“ Reinhold Mitterlehner und WB Landesobmann agieren, um Genehmigungsverfahren zu verein- Präsident Christoph Leitl ein Maßnahmenpaket fachen und vor allem auch zu beschleunigen. Die zur Ankurbelung der Wirtschaft, das schrittweise Informations-und Meldepflichten werden eben- bis Ende 2016 umgesetzt werden soll. Der Inhalt: falls reduziert. Die 5. Maßnahme wird für man- Weniger Vorschriften und Staat, mehr Freiheit che Politiker, die sich besonders über Lob freuen, für Bürger und Betriebe. Fünf Punkte umfasst schwierig umzusetzen. Sie sieht vor, „Golden Pla- das Programm, das die Unternehmer entlas- ting“ zu vermeiden und EU-Regulierungen nicht ten und das Wirtschaftswachstum fördern in vorauseilendem Gehorsam überschießend soll. Die Abschaffung des Kumulationsprinzips zu erfüllen. Insgesamt betrachtet, sind diese im Verwaltungsstrafrecht bedeutet geringe- Maßnahmen sicherlich nett – aber noch lange re Geldstrafen, damit kleine Fehler sich nicht nicht der Weisheit letzter Schluss. Österreich ver- gleich existenzbedrohend auswirken (dass die liert im Ranking der attraktivsten Wirtschaftsstan- aktuelle politische und wirtschaftliche Situation dorte von Jahr zu Jahr an Boden. Insbesondere im Allgemeinen eher existenzbedrohend ist, der Fachkräftemangel wirft uns zurück. Wir haben steht auf einem anderen Blatt). Unternehmens- zwar viele Arbeitslose, aber die können schein- gründungen sollen schneller, flexibler und billi- bar alle das Falsche. Bleibt zu hoffen, dass sich ger werden. Im Jahr 2015 wagten 29.561 Neu- die Lohnsteuersenkung positiv auf die Kaufkraft gründer den Schritt in Selbständigkeit (+4,8 % zu auswirkt. Denn noch lieber als zu produzieren ist 2014), dem gegenüber standen laut KSV 1870 den Unternehmen nur eines: ihre Produkte auch 5.150 Firmeninsolvenzen (-5 %). Praktisch: die zu verkaufen. (AG) UNSER ANGEBOT: dURchdAchT Als Full-Service-Anbieter für industrielle Logistik kennt LogServ jene Wege und Abkürzungen, die Prozesse und Transporte schnell und wirtschaftlich machen – zu Lande, zu Wasser oder in der Luft. www.logserv.at Kontrakt- und Projektlogistik Zolldienstleistungen Werkstätte Schwer- und Sonderfahrzeuge Grenzenlos. Bahnakademie Rolling Stock Eisenbahn Infrastruktur Werksinterne Logistik Fuhrparkmanagement 7
MESSEN & EVENTS Veranstaltungen 2016 – da ist für jeden etwas dabei Egal ob man mehr an Informationen oder an Netzwerktreffen interessiert ist, die erste Jahreshälfte hält interessante Veranstaltungen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Branche bereit – sowohl in Österreich als auch in Deutschland. Eines ist jedoch klar: an Industrie 4.0 und Digitalisierung führt kein Weg vorbei. Logistik express hat die wichtigsten Termine für Sie zusammengetragen. AUTORIN: ANGELIKA GABOR ÖSTERREICH: Den Anfang des Ver- anstaltungsreigens macht eine Ver- anstaltung des VNL, Verein Netzwerk Logistik: Der Österreichische Verkehrs- logistik-Kongress findet am 17. März im Wiener Palais Niederösterreich statt und steht unter dem Motto „Warenströme im Umbruch“. Im Fokus stehen aktuelle Entwicklungen bei internationalen Infra- strukturprojekten und Verkehrsträgern, die Warenströme nachhaltig beeinflus- sen. Dazu nehmen namhafte Experten, wie VD Ing. Mag. Andreas Matthä (ÖBB Infrastruktur-AG), VD Dr. Klaus Schier- hackl (ASFINAG), Dr. Max Schachinger WIR AKTUALISIEREN LAUFEND DIE und Prof. Sebastian Kummer (WU Wien) TERMINKALENDER AUF: Stellung. Exakt vier Wochen darauf • b2b.logistik-express.com findet sich die Branche in der Event- • lounge.logistik-express.com pyramide in Vösendorf ein, wenn der 32. BVL Logistik Dialog vom 14. bis 15. April seine Tore öffnet. Die bereits le- stehen dabei erfolgreich umgesetzte Vom 10. bis 12. Mai locken die SMART gendäre Abendveranstaltung am Don- Lösungen im Bereich der Logistik und Automation Austria, Österreichs einzige nerstag sollten Sie sich ebenso wenig des Supply Chain Managements. Fachmesse für die industrielle Auto- entgehen lassen wie die spannenden Ebenfalls im April lädt der BMÖ Bundes- matisierungstechnik, und die parallel Fachvorträge und Parallelsequenzen verband Materialwirtschaft, Einkauf und stattfindende Intertool nach Wien. Der zum Thema „Disruptive Entwicklungen Logistik in Österreich ins Wiener Hotel Fokus liegt auf der Fabrik- und der Pro- – kreative Antworten“. de France zum 2. BMÖ-Expertendialog zessautomatisierung. Das Leitthema EINKAUF 4.0: „‘Big Data Ökonomie‘ & 2016 lautet „Industrie 4.0 in der Der 21. April steht international ganz ‘Internet der Dinge‘. Lösungskonzepte Praxis“ und zielt auf erfolgreiche im Zeichen der Logistik. Am Tag der zur Digitalisierung & Vernetzung in Lösungen zur intelligenten Ver- Logistik bieten die Unternehmen den Einkauf und Supply Chains“ ist der Ti- netzung industrieller Prozesse ab. Besuchergruppen eine gezielte, auf tel der Veranstaltung. Industrie 4.0 ist Zusätzliche Themen sind die industri- die Interessen der Teilnehmer ab- weit mehr als Lean Production und die elle Datenverarbeitung und -sicher- gestimmte Führung und Besichti- Einbindung aller Zulieferer ins ERP, mo- heit, Energieeffizienz im industriellen gung und es besteht die Möglichkeit derne IT-und Datenkommunikationssys- Fertigungsbereich und die Kollabora- zur Diskussion und Fragen zu stellen. teme sind deutlich leistungsfähiger, fle- tion zwischen Mensch und Roboter. Neben der Öffentlichkeit sollen ins- xibler, schneller und umfassender in der besondere Schüler und Studenten Anwendung geworden. Die Frage ist, Den Abschluss des Veranstaltungsrei- einen Einblick hinter die Kulissen er- wie die Unternehmen mit diesen Chan- gens im ersten Halbjahr macht wieder haschen können. Im Vordergrund cen umgehen. der VNL: am 7. und 8. Juni finden im 8 LOGISTIK EXPRESS 1/2016
Design Center Linz das FutureLab und der Wer nicht am Österreichischen Verkehrslogis- Österreichische Logistik-Tag statt. Das mit Si- tik-Kongress teilnehmen möchte, kann sich cherheit anspruchsvolle Programm stand zu auch vom 17. bis 18. März an der Technischen Redaktionsschluss noch nicht fest. Universität München den 25. Deutsche Mate- rialfluss-Kongress ansehen. „Logistik in einer digitalen Welt“ ist das Thema, der Kongress DEUTSCHLAND: Die EuroCIS steht vor der Tür! befasst sich daher schwerpunktmäßig mit den Vom 23. bis 25. Februar stehen in Düsseldorf Anforderungen an die Logistik in der „intel- bei Europas führender Fachmesse für Retail ligenten Fabrik“. Vom 12. bis 13. April findet Technology alle Zeichen auf Erfolg als inter- dann in Köln der 22. Handelslogistikkongress nationales Business- Netzwerk für alle, die im Log 2016 statt. Kernthema: „Logistikprozesse Handel erfolgreich mit Technologie leben und im Wandel“. Es geht darum, wie sich natio- arbeiten. Eine Woche später gibt es vom 1. bis nal und international agierende Unternehmen 2. März auf der Internet World, Europas führen- den Herausforderungen der Handelslogistik de E-Commerce Messe, in München wieder angesichts aktueller Spannungen wie etwa die neuesten Trends und Entwicklungen rund der Flüchtlingskrise stellen. um den digitalen Handel zu sehen. Erstmals mit dabei: die Internet World Academy, wo Auf der CeMAT steht vom 31. Mai bis 3. Juni in ANGELIKA GABOR Messebesucher sich in Intensiv-Workshops zu Hannover das Leitthema „Smart Supply Chain verschiedenen E-Commerce-relevanten The- Solutions“ im Mittelpunkt – der Blick auf die men weiterbilden können. digitalisierte und vernetzte Wertschöpfungs- kette. Wie gehen die Unternehmen damit Die 14. LogiMAT, größte jährliche Internatio- um, dass Ansprüche an Liefergenauigkeit nale Fachmesse für Distribution, Material- und und Flexibilität ständig steigen? Wie können Informationsfluss, findet gemeinsam mit der Logistikprozesse künftig automatisiert und Trade World, der Plattform für moderne Han- vernetzt gesteuert werden? Gezeigt werden delsprozesse, vom 8. bis 10. März in Stuttgart auch weltweite Technologietrends und neue statt. Motto: Innovativ agieren – Wandel ge- Geschäftsmodelle als Folge der veränder- stalten. Internationale Aussteller treffen hier auf ten Wertschöpfungsketten. Vom 14. bis 15. Entscheider aus Industrie-, Handels- und Dien- Juni dreht sich in Köln alles um Omnichan- stleistungsunternehmen, die kompetente Part- nel: die Omnichannel Days greifen aktuelle ner suchen. Die Kompetenz-Plattform Trade- Trends und Geschäftsmodelle ebenso auf World bündelt Know-how rund um moderne wie Herausforderungen und Lösungsan- Handelsprozesse im Bereich des stationären, sätze. Themen wie die technische Verknüpfung interaktiven und Multichannel-Handels in Form von E-Commerce und stationärem Geschäft einer exklusiven Fachausstellung kombiniert werden ebenso behandelt wie Konzepte eins- mit Experten-Vorträgen. tiger Online Pure Player. (AG) PL ATZ WIR HABEN FÜR IHRE PRODUKTE Lagerlogistik ist viel mehr als Waren in ein Regal zu schlichten. Produkte umpacken, verladen, kommissionieren, wettergeschützt versorgen, Warenkontingente bereitstellen, … Auf der Logistik- Drehscheibe Hafen Wien ist Ihre „Supply Chain“ in sicheren Händen. LOGISTIK IM FLUSS www.hafenwien.com 9
HANDEL Disruption birgt neue Chancen Die fortschreitende Digitalisierung verändert das Geschäftsmodell „Handel“ nachhaltig. Takt und Tempo des Wandels geben weniger branchenfremde Spieler als vielmehr die Konsumenten vor. Auf dem Deutschen Handelskongress 2015 rückten die Teilnehmer die Möglichkeiten der neuen Einkaufswelt in den Mittelpunkt – und forderten von der Politik mehr Gestaltungsspielräume und neue Wachstumsimpulse ein. AUTOR: BIJAN PEYMANI und politische Rahmenbedingungen, die ei- nen fairen Wettbewerb zwischen den einzel- nen Vertriebskanälen ermöglichen“. Weil die Digitalisierung auch die Internatio- nalisierung des Handels vorantreibe, kündigte Günther Oettinger als EU-Kommissar für digitale Wirtschaft und Gesellschaft auf dem Kongress die Harmonisierung des EU-Datenschutzrechts an. Aus digitaler Sicht sei die Europäische Union „in 28 Einzelmärkte fragmentiert“. Um aber im globalen Wettbewerb zu bestehen, brauche es den digitalen Binnenmarkt. In die- sem Kontext verwies die deutsche Bundeskanz- lerin Angela Merkel auf die Verhandlungen zur JOSEF SANKTJOHANSER Datenschutzgrundverordnung. Präsident des Handelsverbandes Deutschland (HDE) Sie soll die Verarbeitung personenbezogener Daten EU-weit vereinheitlichen. Merkel: „Die FOTOS: DHK 2015 Digitalisierung kann sich nicht an nationalen T Grenzen orientieren, wir müssen dafür den eu- echnische Entwicklung und veränder- ropäischen Rahmen nutzen – ein Rahmen, der te Kundenerwartungen erhöhen den aber auch die Freiheit zur Entwicklung neuer, Druck auf den Einzelhandel, sich zu digi- digital gestützter Geschäftsfelder ermöglicht.“ talisieren. Innovations- und Investitions- Beispiele hierfür boten sich auf der kongress- bereitschaft müssen aber von fairen Wettbe- begleitenden Messe „Retail World“. Alexander DEUTSCHER HANDELS- werbsbedingungen begleitet sein. Nur dann Birken, bei der Hamburger Otto Group Kon- KONGRESS 2015 verheißt die neu ordnende Kraft der Digitali- zernvorstand Multichannel, mahnte, eine gute 18. -19. NOV. 2015 sierung im stationären Geschäft zusätzliche Website allein reiche nicht mehr. Kunden und Angebote. Diese Analyse zogen VERANSTALTER: HDE & Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft vor „Der Kunde ist unumstrittener König, das MANAGEMENTFORUM rund 1.400 Teilnehmern auf dem Deutschen Zepter der Moderne sind Smartphones und DER VERLAGSGRUPPE Handelskongress 2015 im Maritim Hotel Berlin. Tablets“, illustrierte Birken als einer von über HANDELSBLATT 100 Referenten aus dem In- und Ausland. Mit Blick auf das Kongressmotto „Handel 4.0 Laut Birken müssen Unternehmen heute mit – Vom Kunden inspiriert“ sagte der Präsident ihren Systemen intelligent und echtzeitfähig des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Jo- aufgestellt sein. Das zwinge den Handel zum sef Sanktjohanser, der Konsument wolle sich Kulturwandel. Gleichzeitig warnte Kenneth beim Einkauf nahtlos zwischen Online- und Off- Bengtsson, Präsident des Dachverbands Eu- line-Welt bewegen. „Damit bestimmt er das roCommerce, die Kongressteilnehmer davor, Beziehungsgeflecht zwischen Erzeugern, Lie- ihren Kunden und damit jedem Hype „blind feranten und Partnern.“ Umso wichtiger seien hinterherzulaufen“. „Wenn er es richtig anstellt, für den Handel „unternehmerische Freiräume wird der stationäre Handel zum Drehkreuz 10 LOGISTIK EXPRESS 1/2016
LOGISTIK TRENDS 2016 F ortschreitende Digitalisierung und zunehmende Internatio- nalisierung des Handels stellen immer höhere Anforderungen an das Supply-Chain-Management – und damit auch an die Logistikdienst- leister. Der Deutsche Handelskon- gress 2015 diskutierte folgende Trends: TERMIN-TREUE SCHLÄGT TRANSPORT ANGELA MERKEL NETZSTRUKTUR Bundeskanzlerin Deutschlands Anstatt Sendungen über die ef- fiziente Kombination von Lager und Routen binnen weniger Tage zuzustellen, experimentieren Anbie- des Einkaufens der Zukunft werden“, „Die Zukunft der Online-Welt liegt in ter vermehrt mit „Same Day“- und ermunterte Jerry Storch, CEO der Hud- der Offline-Welt“, resümierte Cyriac „Now-Delivery“-Konzepten. Ho- son’s Bay Company. Hilfestellung gab Roeding, Co-Gründer und CEO des he Kosten und Auflagen machen das auf dem Deutschen Handelskon- Bonusprogramms Shopkick. Und für sie aber – ähnlich wie flexible An- gress erstmals veranstaltete HDE-Digi- die Händler reichten etwa Preisnähe lieferung an Paketboxen oder Kof- talforum durch Vermittlung von Hinter- oder Convenience als Kategorien zur ferraumzustellung – zumindest im gründen und fundiertem Spezialwissen. Differenzierung nicht mehr aus, ergänz- Endkundenbereich zur Nische. Neben Insights zum Kaufverhalten der te Jens Lönneker, Geschäftsführer des Konsumenten und ihren Erwartungen Instituts rheingold salon in Köln, „sie „HIGHWAY-PILOT“ an den Handel ging es dabei auch um müssen sich in Zukunft viel stärker über UNTERSTÜTZT „BRUMMI“-FAHRER die Ausgestaltung künftiger Online-Ser- Sinnhaftigkeit und Sinnstiftung ihres Tuns Im Herbst 2015 feierte ein teilau- vices wie „Instant Payment“. definieren“. (BP) tomatisierter Lkw auf Deutschlands Straßen Premiere – ein wichtiger Schritt hin zur Marktreife für das autonome Fahren. Neben einer Er- DEUTSCHER HANDELSKONGRESS 2016 höhung der Sicherheit im Straßengü- 16. bis 17. November in Berlin - terverkehr spricht für das Konzept, www.handelskongress.de dass es durch optimiertes Schalten, Beschleunigen und Bremsen die CO2-Emissionen senken helfen kann. „AGILE MANAGEMENT“ STATT „LEAN MANAGEMENT“ Lange fokussierten Industrie und Handel auf schlanke, effiziente Or- ganisationsstrukturen. Digitalisierung und Individualisierung fordern ihnen vermehrt dynamisches, flexibles und interaktives Projektmanagement ab, um frühzeitig und rasch auf veränderte Bedingungen und Erwar- tungen zu reagieren. Möglich ist dies nur auf Basis komplexer IT-Lösungen. (BP) 11
BLICKPUNKT 12 LOGISTIK EXPRESS 1/2016
„Der Handel muss heute selbst ,Marke’ machen“ Was der Mensch zum täglichen Leben braucht, findet und ordert er zunehmend im Internet. In der realen Welt will er dagegen inspiriert, verführt und unterhalten werden. Diplom-Psychologe Jens Lönneker, Gründer und Geschäftsführer des Marktforschungs-Instituts Rheingold Salon in Köln, über die veränderte Rolle des Einzelhandels. AUTOR: BIJAN PEYMANI Logistik Express: Herr Lönneker, das Einkaufen gewinnt zunehmend eine neue Dimen- sion, weg von der reinen Bedarfsdeckung. Wodurch ist dieses „Shoppen“ charakterisiert? Jens Lönneker: Preis und Nähe alleine reichen heute nicht mehr aus, um im Handel über- leben zu können, wie der Fall Schlecker in Deutschland gezeigt hat. Vielmehr ist es für die Händler immer wichtiger, eine eigene „Shop- ping-Philosophie“ zu entwickeln. Der Kunde hat dann etwa die Wahl, ob er Drogerieartikel in anthroposophisch geprägter Atmosphäre erwirbt oder ob er beim Erhalt der Ware vor JENS LÖNNEKER Glück schreien möchte. Logistik Express: Wer übernimmt an Stelle des Logistik Express: Wenn Preisnähe und Conve- Handels die profane Einkaufsfunktion, mit wem nience zur Differenzierung nicht mehr ausre- steht der stationäre Einzelhandel in seiner ichen, wie schafft der Einzelhandel ein eigen- neuen Rolle im Wettbewerb? ständiges Profil? Jens Lönneker: Die Einkaufsfunktion geht auch Jens Lönneker: Für ein eigenes Profil ist es in der neuen Aufstellung nicht zwangsläufig wichtig, sich sehr intensiv mit den eigenen verloren. Man kann ja in den Märkten mit Wurzeln zu beschäftigen sowie damit, was Erlebnisfaktor auch ganz profan einkaufen, man erreichen möchte. Es ist ein bisschen wie selbst wenn der Händler den Markt gut ge- ein Selbstfindungsprozess. Wird er gut betrie- staltet. Es macht dann eben nur mehr Spaß ben, entwickelt sich das eigenständige Profil oder ist einfach angenehmer. zwangsläufig. Logistik Express: In seiner veränderten Rolle Logistik Express: Was bedeutet das für den sta- könnte der Einzelhandel seine wahren Stärken tionären Einzelhandel, wie kann er sich konkret endlich ausspielen. Braucht es dafür aber auf diesen „Sozialcharakter“ des Einkaufens nicht doch einen Kulturwandel? und die Zielgruppen einstellen? Jens Lönneker: Es geht um Mehrwert, Erleben Jens Lönneker: Viele Händler sind bereits in und Sinn beim Einkauf – das sind eigentlich dieser Richtung unterwegs, wollen jeden Tag klassische Fragen der Markenführung. Der ein bisschen besser werden oder aber mit Handel ist paradoxerweise dort angekommen, ihrer Liebe zu Lebensmitteln punkten. Den- wo die von ihm oft kritisierten Markenartikler noch kommt dies vor Ort im Markt nicht im- herkommen. Er muss heute selbst „Marke“ mer auch so rüber. Und es gibt immer noch machen. Das ist für viele im Handel ein nicht Händler, die sich darüber noch nicht wirklich wirklich geliebter Kulturwandel. Es sind span- Gedanken machen. nende Zeiten. (BP) 13
HANDEL Nur eine Frage der Zeit, bis Alibaba in Deutschland einsteigt Jahrelang war der Online-Handel eher die Domäne der reinen Versandhandels- spezialisten und Internet Pure Player. Doch die Zeiten ändern sich. Immer mehr stationäre Händler erkennen die Vorteile des Multichannel-Handels für sich. „Der Markt ist in ständiger Bewegung“, sagt der E-Commerce-Experte Bernd Kratz. Doch erfolgreich sind nur die Unternehmen, die letztlich auch die Logistikprozesse beherrschen. AUTORIN: KARIN WALTER Logistik express: Herr Kratz, im Ranking der umsatzstärksten Online-Shops liegt der ameri- kanische Online-Riese Amazon in Deutschland schon seit vielen Jahren unangefochten auf dem ersten Platz. Jüngst hat das Unternehmen verkündet, in ein eigenes Zustellnetz für Pakete zu investieren. Macht Ihnen diese Markmacht nicht etwas Angst? Bernd Kratz: Amazon ist in den vergangenen Jahren wahrlich sehr groß geworden. 2014 hat das Unternehmen in Deutschland einen Umsatz von 11,9 Mrd. US-Dollar eingespielt. KARIN WALTER Trotzdem wage ich die Prognose, dass sich Amazon in Deutschland nicht auf lange Frist unangefochten an der Marktspitze halten wird. BERND KRATZ Logistik express: Wer könnte dem Giganten Logistik express: Hier wird durch die Presse noch gefährlich werden? allerdings kolportiert, dass der Schwerpunkt darin liegt, europäischen Herstellern Markt- Kratz: Für mich ist es nur eine Frage der Zeit, zugangschancen ins Reich der Mitte zu offe- bis der chinesische E-Commerce-Anbieter Ali- rieren ... baba plant, hierzulande Fuß zu fassen. Man kann ja schon anhand einiger Meldungen aus Kratz: Da Alibaba bereits hier vor Ort ist, ist dem vergangenen Jahr ablesen, wie konse- der Schritt zu einem Eintritt in den deutschen quent sich Alibaba darauf konzentriert, ins- Markt aber nicht mehr weit. Und man darf gesamt noch stärker zu werden: Zunächst die bei allem nicht vergessen, dass Alibaba über Meldung, dass sich Alibaba die Rechte am starke finanzielle Mittel verfügt: Allein der Chi- Instant-Messaging-Dienst Snapchat sichert. na-Singles Day im vergangenen November Danach verkündet das Unternehmen den hat dem Unternehmen einen unfassbaren Einstieg ins lukrative Online-Medikamentenge- Tagesumsatz von 13,7 Mrd. US-Dollar in die schäft. Kurz darauf erfolgte eine Kooperation Kasse gespült – das ist eine Steigerung um 50 mit China Telecom, um die Verkaufsrechte Prozent gegenüber dem Singles Day 2014 (9,3 bei Billig-Smartphones zu erwerben. Wieder Mrd. US-Dollar). etwas später erfolgen der Einstieg ins Financial Service Geschäft sowie der Aufbau eines Vi- Logistik express: In den Top 10 der umsatz- deo-Streaming-Services. Unlängst wurde offi- stärksten deutschen Online-Versender befin- ziell verkündet, dass Alibaba im Dezember den sich derzeit noch verhältnismäßig wenige 2015 eine eigene Niederlassung in München Multi- oder Omnichannel-Händler. Wie lässt eröffnet hat. sich das begründen? 14 LOGISTIK EXPRESS 1/2016
Kratz: Mit Tchibo, Conrad Electronic, Ap- Logistik express: Wo sehen Sie die Er- dukte müssen daher über alle Kanäle ple und H&M sind immerhin schon vier folgsfaktoren im Multichannel-Business? hinweg in Echtzeit zur Verfügung stehen. Multichannel-Unternehmen in den Top 10 der umsatzstärksten Online-Händ- Kratz: Wer sich erfolgreich positionie- Logistik express: Was ist in der Omni- ler in Deutschland. In den Top 50 sind ren will, braucht eine begeisternde channel-Logistik zu beachten? es noch einmal weitaus mehr. Das zeigt Idee. Das ist der erste Punkt. Zusätzlich doch ganz klar, dass immer mehr sta- braucht es einen Investor, der das Vor- Kratz: Früher verfolgten sowohl der Dis- tionäre Händler im stationären Handel haben trägt. Danach gilt es, den Pro- tanzhandel als auch die stationären allein keine Zukunft mehr sehen. Selbst zess zielorientiert zu verfolgen. Wer sich Händler die Strategie, ihre Logistikstruk- Discounter oder Möbelhändler gehen dabei verzettelt, hat aus meiner Sicht turen zu zentralisieren. Das Multichan- ins Netz. Ich bin mir sicher, dass die schnell verloren. nel-Retailing stellt dieses altbewährte Zahl der Marktteilnehmer aus dem Mul- Prinzip auf den Kopf. Zusätzlich zu ei- tichannel-Handel in den kommenden Logistik express: Wie würden Sie das nem zentralen Logistikstandort muss es Jahren noch deutlich zunehmen wird. Einmaleins des Omnichannel-Business von den Unternehmen noch zahlreiche mit möglichst wenigen Worten zusam- kleinere, urbane Logistikzentren geben - Logistik express: Der Löwenanteil des menfassen? eventuell sogar nur in Form von Filialen. Marktumsatzes konzentriert sich in Nur durch eine dezentralisierte Logis- Deutschland allerdings auf einige weni- Kratz: Ich sehe vier Punkte als Grund- tik lässt sich der anhaltende Trend zu ge Unternehmen. Sehen Sie anhand voraussetzung für ein funktionieren- Same-Day-Belieferungen befriedigen. der heutigen Marktverhältnisse über- des Omnichannel-Business. Zum einen Aber auch auf der konzeptionellen haupt noch Spielräume für Bewegung? gilt es, auf allen Kanälen präsent sein. Ebene hat sich Vieles bereits verändert. Zweitens müssen sich die Unternehmen Früher wurden die Auftragseingänge Kratz: Ich sehe in der derzeitigen Situa- so präsentieren, dass sie von den Kun- meist noch in Form von Batches ge- tion lediglich eine Momentaufnahme, den im Netz auch wirklich wahrgenom- bündelt. Im Multichannel-Konzept muss die sich sehr schnell ändern kann. Im men werden. die Logistik Realtime funktionieren. Online-Handel entstehen laufend neue, Dazu braucht es eine prozessuale Tren- gute Geschäftsideen. Wer meint, der Drittens ist eine leistungsfähige IT mit nung der Filial- und Online-Belieferung. Markt sei insgesamt schon besetzt, den entsprechenden Datenbanksyste- Zum anderen sind hochautomatisierte lässt sich nur von einem punktuellen men gefordert. Jedes Multichannel-Un- Logistiksysteme gefragt, mit denen Erscheinungsbild des Marktes täuschen. ternehmen muss in der Lage sein, seine es möglich ist, Aufträge in Höchst- Ich erwarte, dass der Gesamtumsatz Kunden in allen Kanälen zu erkennen. geschwindigkeit abzuarbeiten. im E-Commerce in den kommenden Nur so ist es zum Beispiel auch möglich, Jahren weiterhin kontinuierlich zuneh- Online-Retouren in den stationären Logistik express: In der Realität ist es aber men wird. Mit der richtigen Idee und Ladengeschäften entgegenzunehmen. häufig so, dass das Fulfilment in die Umsetzung ist für jedes Unternehmen Viertens stellt der Multichannel-Handel Hand eines Dienstleisters gegeben wird. auch heute noch ein erfolgreicher hohe Anforderungen an die Bestandssi- Zu welcher Strategie würden Sie diesen Markteintritt ins Online-Business möglich. cherheit. Sämtliche Daten über die Pro- Unternehmen raten? Unser einziger Trend: Ihre langfristige Optimierung. Multichannel-Lösungen und höchst flexible Systeme – so erfüllt Ihre Lageranlage alle saison- und aktionsbedingten Anforderun- gen. Zu wissen, welcher Trend gut ankommt, ist das Eine. Eine durchstrukturierte Lagerung und Verteilung von Bekleidung zu erreichen das Andere. Dabei unterstützen wir Sie mit Intralogistik- Lösungen, die bereits bei namhaften Bekleidungsherstellern große Erfolge verzeichnen. Steht Ihnen gut, unser System. www.dematic.com Besuchen Sie uns auf der LogiMAT: 8. - 10. März 2016. Halle 1, Stand 1H31. Wir optimieren Ihre Supply Chain 15
HANDEL Kratz: Ich höre von stationären Händlern nur allzu oft das große Jammern. Viele Unterneh- mer sind der Meinung, dass der Online-Han- del ihnen das Geschäft wegnimmt. Das Pro- blem dabei ist: Jammern ist keine wirkliche unternehmerische Aktivität. Auch stationäre Händler werden sich in Zukunft verstärkt um eine Online-Präsenz bemühen müssen. Fehlen die personellen oder finanziellen Kapazitäten dazu, besteht die Möglichkeit, sich Plattfor- men wie Yatego anzuschließen. Regionale Online-Plattformen, die über das Produktspek- trum von kleineren Ladengeschäften in der Kratz: Bei Fulfilment-Dienstleistern ist die Unsi- Umgebung informieren, sind bereits stark im cherheit bei großen Logistikinvestitionen ver- Kommen. ständlicherweise groß - zumal es sich häufig gar nicht absehen lässt, wie sich der Kunde über Logistik express: In welchen Marktsegmenten die Vertragslaufzeit hinaus entwickelt oder erwarten Sie die größten Zuwachsraten für ob der Vertrag verlängert wird. Hinsichtlich der Online-Versender? Automatisierungsstrategie gibt es von mir trotz- dem eine klare Antwort: Ein hoher Automatis- Kratz: Ich denke, dass der Fashion-Bere- ierungsgrad in der Logistik setzt voraus, dass ich weiterhin wachsen wird, in Zukunft aller- das Logistiksystem, für das man sich entschei- dings mit etwas geringeren Wachstumsraten. det, flexibel einsatzfähig und skalierbar ist sow- Ein großer Wachstumssprung ist dagegen im ie gegebenenfalls auch für andere Kunden B2B-Versand von Büro- und Verpackungsma- oder in andere räumliche Umgebungen pas- terialien zu erwarten. Auch die Zustellung von sen muss. Lebensmitteln wird in Zukunft sicher noch an Bedeutung zunehmen. LeShop.ch, ein Un- Logistik express: Ein faktischer Kostentreiber ternehmen der Migros in der Schweiz, erzielt des Online-Handels sind nach wie vor die Re- auf diesem Wege heute schon 175 Millionen touren. Tun die Unternehmen Ihrer Meinung Schweizer Franken Umsatz. Das zeigt, welches nach genug, um die Retourenquoten Potenzial im Online-Geschäft von Lebensmit- einzudämmen? teln möglich ist. Eine aktuelle Umfrage besagt übrigens, dass Käufer in Deutschland heute Kratz: Retourenquoten von 20 bis 50 Prozent schon bereit wären, Versandkosten von 3,15 sind nach wie vor ein sehr großes Problem. Euro zusätzlich für die taggleiche Zustellung Denn nur allzu häufig wird vergessen: Wenn von Lebensmitteln auszugeben. (WAL) retourniert wird, entstehen doppelte Logistik- kosten bei null Euro Umsatz. Aus meiner Sicht Bernd Kratz ist ein ausgewiesener Experte auf gibt es viele Möglichkeiten, um das Retouren- Seiten des interaktiven Handels. Seine beruf- problem kostentechnisch einzudämmen. Zum lichen Stationen führten ihn unter anderem einen denke ich, ist es nötig, sich intensiver zu den Unternehmen Yves Rocher, Versand- damit auseinanderzusetzen, wie es mit ein- haus WENZ, AGS, Conrad Electronic. Nach fachen Mitteln gelingt, einen Artikel wieder über 10-jähriger Funktion als Geschäftsführer verkaufsfähig zu machen. Für eine intelligente der Conrad Electronic SE gründete Kratz Idee halte ich aber auch den in Großbritan- 2011 die EMA – Executive Management nien bereits pilotierten Ansatz, Umkleidekabi- Advisors GmbH. Als geschäftsführender Ge- nen in den Paketabholstationen zu installie- sellschafter fokussiert er insbesondere auf die ren. Jedes Paket auf dem Transportweg ist logistische Beratung sowie die Unterstützung gebundenes Kapital. Daher ist es wichtig, dass des Top-Managements bei diversen The- retournierte Artikel schnellstmöglich wieder auf men der Unternehmensführung, dem Pro- den Weg zum nächsten Kunden kommen. zessmanagement sowie der Erstellung von Expertisen. Ferner ist er Co-Founder der IDIH Logistik express: Welche Zukunft haben lokale – Institut des Interaktiven Handels GmbH und Ladengeschäfte in Ihren Augen? der eCONment GmbH. 16 LOGISTIK EXPRESS 1/2016
Stationärer Handel muss sich auf alte Stärken besinnen Nach einer intensiven Phase der Preisorientierung gewinnen Emotionen und Er- lebnis für den Handel in Deutschland wieder stärker an Bedeutung. Neben der intelligenten Verknüpfung von stationärem Geschäft und E-Commerce kommt es darauf an, sinnvolle Service-Angebote und eine angenehme Einkaufsatmo- sphäre zu schaffen. Das erzwingt vielerorts einen Kulturwandel. AUTOR: BIJAN PEYMANI ein nahtloses Einkaufserlebnis mit gutem Service und kompetenter Beratung zu schaffen. Mancherorts erzwingt dies allerdings einen Kulturwandel. Denn mit seiner Fixierung auf Kosten und Preise hat das Gros der Branche alte Tugenden ver- nachlässigt: Ideen präsentieren, Lösun- gen anbieten, individuelle Empfehlun- gen aussprechen. „Den Verkäufern kommt dabei eine zentrale Rolle zu“, sagt PwC-Experte Bovensiepen, „der stationäre Handel ist gut beraten, in den kommenden Jahren viel für die STORE OF THE YEAR Qualifizierung seiner Mitarbeiter zu Outlet der Modekette PIER 14 tun.“ Der Handelsverband räumt „an der einen oder anderen Stelle“ Opti- mierungsbedarf für seine Mitglieder ein. „Der Preis stellt zwar nach wie vor einen Mitbewerber, sondern insbesondere Doch die Rückbesinnung auf alte Referenzwert dar, sticht aber nicht mehr auch mit Blick auf den Online-Handel. Stärken ist nur die Grundbedingung für alle anderen Faktoren aus“, betont Dr. Denn der habe sich in weiten Teilen Erfolg auf der Fläche. Im Wettbewerb Eva Stüber, Leiterin Research und Con- „zu einem vollwertigen Einkaufskanal mit anderen Formaten und Kanälen sulting am in Köln ansässigen Institut für entwickelt“, analysiert Stüber. Für klas- wird der reüssieren, der es versteht, sein Handelsforschung (IFH). Nach ihrer Be- sische Händler bedeute dies, sich Angebot emotional aufzuladen und obachtung rücken die Qualität des Pro- kanalübergreifend aufzustellen und zu glaubwürdig zu inszenieren. Oder, um dukts und des Einkaufens selbst in den präsentieren. es kurz zu sagen: seinen Kunden kleine Vordergrund. Das bestätigen Studien Fluchten aus dem Alltag zu bieten. Das der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungs- Kunden wollen „ihren“ Lieblingshänd- IFH beobachtet in diesem Kontext den gesellschaft PwC. Demnach erwarten ler sowohl auf der heimischen Couch Trend, dass stationäre Händler vermehrt die Konsumenten von stationären Händ- per Internet als auch über das Smart- den Freizeitaspekt des Einkaufens he- lern Inspiration, Erlebnis und vor allem phone und in der Innenstadt oder auf rausstellen. Damit gebe sich der Han- eine professionelle Beratung. der grünen Wiese finden, bestätigt der del in ein neues Wettbewerbsumfeld, in Berlin beheimatete Handelsverband so IFH-Leiterin Stüber, „von der Gastro- „Lokale Geschäfte, die sich nur als Ort Deutschland (HDE). Dabei bedarf es nomie über Museen bis zu Sporteinrich- der Bedarfsdeckung verstehen, werden nicht immer des eigenen Online-Shops, tungen“. Wie zum Beleg hat der HDE es auf Dauer schwer haben, sich zu wie HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan im vergangenen Jahr ein Outlet der behaupten“, prognostiziert Gerd Bo- Genth betont: „Für viele insbesondere Modekette „Pier 14“ wegen der „per- vensiepen, PwC-Partner und Leiter des kleine und nicht so finanzstarke Händ- fekten Kombination aus Textilhandel Bereichs Handel und Konsumgüter. Und ler kann auch die Nutzung von On- und Gastronomie“ zum „Store of the dies nicht nur bezogen auf stationäre line-Marktplätzen sinnvoll sein.“ Ziel ist, Year“ gekürt. (BP) 17
HANDEL Binnennachfrage und E-Commerce dämpfen Niedergang Der chinesische Online-Einzelhandel hat weltweit die Führung übernommen. Mitt- lerweile trägt er sieben Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Die Logistikkosten Chinas sind nach wie vor anteilsmäßig mit 18 Prozent des BIP sehr hoch. Bis 2020 will das Land der Mitte sein Logistiksystem laut Plan effizienter gestalten und seine Logistikkosten auf 16 Prozent des BIP senken. AUTOR: DIRK RUPPIK D urch die Politik der „neuen Nor- malität“ wächst die chinesische Wirtschaft weit langsamer als in den letzten 25 Jahren. Trotzdem legt sie noch mit fast sieben Prozent Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu. Die Wirtschaft soll nachhaltiger und die Qualität der Pro- dukte gesteigert werden. Die Eröffnung von weiteren Freihandelszonen und Innovationen soll das wirtschaftliche Wachstum fördern. Die Investitionen aus der EU und Deutschland sind 2015 deutlich gestiegen. DIRK RUPPIK Beim International Logistics Performance Index GTAI MIT TMALL (LPI, 2014) der Weltbank liegt China auf Platz 28 vor der Türkei (30) und Polen (31). Dies ist innerhalb der sich entwickelnden Wirtschaften Millionen-Marke, berichtete die China Daily im Asien-Pazifik-Raum das beste Ranking nach Ende Oktober 2015. Mittlerweile trägt der On- Malaysia (25). Gemäß dem Global Competi- line-Handel sieben Prozent zum Bruttoinlands- tiveness Report 2014-2015 des World Economic produkt im Land der Mitte bei. Wertmäßig hat Forums erreicht die Gesamtqualität der chine- sich der Einzelhandel mehr als verdoppelt und sischen Infrastruktur den Platz 64 von 144 Län- belief sich in 2014 auf 2,79 Billionen Yuan (396 dern weltweit – die Hafeninfrastruktur sogar Milliarden Euro). Damit überholte er den ameri- 53. Insgesamt wächst Chinas Logistikbranche kanischen Markt. Die Elektronikbranche (u. a. aufgrund der „neuen Normalität“ langsamer. Smartphones) wurde von 2011-2014 ebenso vom Online-Handel angetrieben. Mittlerweile Der Bruttoumsatz der Logistikindustrie stieg haben mobile Netzwerke Computer als Inter- laut Germany Trade and Invest (Gtai) im 1. netzugangspunkt abgelöst. Ende 2014 zählte Halbjahr 2015 um 5,4 Prozent auf 3,6 Billionen das Land 594 Millionen Netizens (Wortschöp- chinesische Yuan (rund 500 Milliarden Euro). fung aus Internet Citizens). Ein Anstieg von 90 2014 wurden noch 6,9 Prozent Wachstum er- Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2016 wird reicht. Ein vorher prognostiziertes langfristiges ein weiterer Zuwachs um 56 Prozent erwartet. zweistelliges Wachstum scheint damit erst ein- Die Bestellungen erreichen den Kunden fast mal in weite Ferne gerückt. überall in ein bis drei Tagen und er kann sie per Gesetz innerhalb von sieben Tagen zu- Chinesischer Online-Handel übernimmt welt- rücksenden. weit Führung Der chinesische Online-Einzelhandel hat welt- Die Plattform Taobao von Alibaba beherrscht weit die Führung übernommen und die Zahl den C2C-Markt (Consumer-to-Consumer), der der Internetkäufer überschritt laut China In- mittlerweile 54 Prozent des gesamten E-Com- ternet Network Information Center die 360 merce-Marktes ausmacht. Alibaba dominiert 18 LOGISTIK EXPRESS 1/2016
laut Gtai mit TMall ebenso das B2C-Geschäft Business-to-Consumer. Weitere Handelsplatt- CHINESISCHE ONLINE-EINZEL- formen in diesem Bereich sind Jd.com und HANDEL HAT WELTWEIT DIE Suning.com. Die meisten Firmen im Land der FÜHRUNG ÜBERNOMMEN Mitte besitzen meist keine eigene E-Com- merce-Webseite, sondern bieten ihre Waren ganz einfach über einen Online-Shop auf TMall oder JD.com an. Auch beim B2B liegt Alibaba mit 39 Prozent Marktanteil bei den Handelsplattformen vorn. Shanghai Gang- lian folgt mit 18,5 Prozent und Huanqiu Ziyuan mit 4,8 Prozent. Wertmäßig beläuft sich dieser Handel auf 1,225 Milliarden Euro. Rund 12.500 Firmen boten 2014 gemäß Gtai B2B-Dienste für 3,7 Milliarden Euro an. Ziel effizientere Logistik Der boomende Online-Markt und die Ver- lagerung der Fertigung nach Westchina auf- grund niedriger Arbeitskosten erzwingen gera- di, die Reduzierung von Mautgebühren, die dezu den weiteren Ausbau der Infrastruktur vertikale Integration des Transport- und des und der Logistikdienstleistungen im Lande, Lagerhaussektors, bessere Synergien zwischen während gleichzeitig der Außenhandel den Häfen, Flughäfen, Eisenbahnlinien und schwächelt. Trotz der bereits gut ausgebauten Schnellstraßen vorgesehen sind. Durch den Infrastruktur gilt der chinesische Logistikmarkt Plan werden ebenfalls Zukäufe und Fusionen immer noch als sehr ineffizient. Die Logistik- und Investitionen in Kühlketten und 3PL-Ser- kosten Chinas sind nach wie vor anteilsmäßig vices angeregt. Die Ineffizienz der Logistik liegt mit 18 Prozent des BIP sehr hoch. In den USA in erster Linie in der Zersplitterung des Marktes. liegen sie bei 8,3 Prozent, in Deutschland bei Die China Federation of Logistics & Purchasing 7,5 Prozent und in Indien und Südafrika bei schätzt, dass über 700.000 Fuhrunternehmen 13 Prozent. Bis 2020 will das Land der Mitte und Spediteure existieren. sein Logistiksystem effizienter gestalten und seine Logistikkosten auf 16 Prozent des BIP E-Commerce und Industrieverlagerung treiben senken. Dies ist Teil des vom Staatsrat im Jahr Expressmarkt an 2014 veröffentlichten Logistikindustrie-Entwick- Der chinesische Expressmarkt wird künftig lungsplans, in dem die Kooperation zwischen laut der Studie „China’s Express Sector De- verschiedenen Regionen und Transportmo- velopment Report 2014” des Development 19
HANDEL Mit wenigen Klicks: Werden Sie Teil unseres Finden Sie Betriebe nach Namen neuen Standort / Kategorie / Firmen / K B2B-Netzwerks! Speziell auch für Messen geeignet b2b.logistik-express.com B2B Betriebssuche / Matchfinder . & Research Center of The State Post Bureau und des E-Commerce die Nachfrage nach und des amerikanischen Consulters Deloitte Expressdiensten von und aus den ländlichen rasant durch makroökonomische Faktoren, Gebieten und Westprovinzen zu. Gleichzeitig die Entwicklung der zentralen und der West- wurde die Gesetzgebung so verändert, dass provinzen und die Verlagerung der Fertigung die Infrastrukturentwicklung der „letzten Meile“ sowie ein anhaltendes Wachstum des E-Com- in den ruralen Gebieten beschleunigt werden merce expandieren. Die jährliche Wachstums- kann. rate liegt bei 39,4 Prozent. 2015 lag der Wert der gesamten Industrie bei etwa 280 Milliarden Die Giganten des E-Commerce wie Alibaba, chinesischen Yuan (39 Milliarden Euro). Jingdong und Suning haben bereits die Indus- trie mit ihren eigenen Express-Unternehmen Seit der Abänderung und Implementierung oder Beteiligungen in Expressunternehmen des Gesetzes über Postdienstleistungen der betreten. Daher wird seitens dieser Handels- Volksrepublik China 2009 wurde ein einheitli- plattformen zusätzlicher Konkurrenzdruck im cher und offener Expressdienstmarkt mit einem Expressmarkt erwartet. Dadurch könnten klei- geordnetem Wettbewerb etabliert. Die Unter- nere Expressunternehmen laut der Studie in stützung der Zentralregierung bei der Verein- den Bereich der „letzten Meile“ verdrängt heitlichung von Vorschriften in diversen Minis- werden. Einige Unternehmen sind vorsorglich terien sowie der Förderung von E-Commerce, selbst in den E-Commerce-Bereich eingestie- der Planung von Logistikparks, verbesserter gen, damit sie ihre Volumina erhalten und Distribution und der Expressdienste in Städten ausweiten können. wird Expressunternehmen bei der Beseitigung von Engstellen, betrieblicher Belastungen und Künftig werden also beide Industrien – Ex- der Entwicklung ihrer Dienste helfen. press und E-Commerce – ihren Bereich im jeweils anderen Territorium ausweiten. Im in- Zukäufe und Fusionen werden wichtige An- ternationalen Expressmarkt agieren DHL, Fed- triebsfaktoren im stark fragmentierten inlän- Ex, UPS und TNT mit ihren eigenen Flotten. dischen Expressmarkt sein, in dem momentan Die Entwicklung des Luftexpressdienstes läuft laut der Studie rund 8.000 Expressunterneh- üblicherweise durch drei Stadien: Anmieten men operieren. KMU werden ohne Neuinves- von Frachtraum, Leasing von Flugzeugen und titionen für eine schnelle Expansion unter der Aufbau einer eigenen Fluglinie. Die meisten Last der wachsenden Kosten und sinkenden privaten chinesischen Expressunternehmen Profite zusammenbrechen. Daher werden sind noch auf der ersten Stufe, daher sind sie besonders diese Unternehmen akquiriert meist im Bereich zeitgenauer Lieferung nicht werden. Vorgelagerte Hersteller werden in wettbewerbsfähig. Künftig werden diese Un- die Expressindustrie eintreten und damit die ternehmen über Stufe 2 zum Aufbau eigener Integration beschleunigen. Zudem nimmt Fluglinien übergehen, um in den Wettbewerb durch die steigende Popularität des Internets in den Spitzen- und internationalen Expressser- 20 LOGISTIK EXPRESS 1/2016
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