CPD - Continuing Professional - MTD-Austria

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CPD - Continuing Professional - MTD-Austria
biomed austria – Fachzeitschrift für Biomedizinische AnalytikerInnen, Nr. 06/2012; ISSN 1997-5503; VP: € 15,–; P.b.b., Vertr. Nr. GZ 02Z030418M; Verlagspostamt 1150 Wien

                                                                                                                                                                                                    Winter 2012/13

                                                                                                                    Development
                                                                                                                                  Professional
                                                                                                                                                              CPD –
                                                                                                                                                 Continuing

www.biomed-austria.at
                                                                                                                                                                                                    Österreichischer Berufsverband der Biomedizinischen AnalytikerInnen
CPD - Continuing Professional - MTD-Austria
2       editorial

                                                                                            bis 2012 und Umsetzung einer Validie-
                                                                                            rungsstrategie zur Anerkennung non-
                                                                                            formalen und informellen Lernens bis
                                                                                            2015.“ (Strategie Lebensbegleitendes
                                                                                            Lernen in Österreich, 2011)
                                                                                                MTD-Austria mit der ARGE Bildung
                                                                                            und Forschung, in der jeweils eine Ver-
                                                                                            treterin jedes MTD-Berufes mitarbeitet,
                                                                                            hat in einem intensiven Prozess die CPD-
                                                                                            Richtlinie für MTD-Berufe erstellt. In

                                                         Editorial                          dieser haben formale, nonformale und
                                                                                            informelle Lernformen Beachtung ge-

    H
                                                                                            funden. Herangezogen wurden Kon-
              ätten Biomedizinische Ana-       Kosten-Leistungs-Relation besondere          zepte aus diesbezüglich fortschrittlichen
              lytikerInnen nicht schon im-     Herausforderungen darstellen. (…) Den        Ländern der EU, Anforderungen des Eu-
              mer die Bereitschaft gezeigt,    Gesundheitsberufen ist gemeinsam: Sie        ropäischen und Nationalen Qualifikati-
              sich in ihrer Professionalität   werden vom Gesetzgeber durch einen           onsrahmens, bestehende österreichische
    weiterzuentwickeln, dann hätten sie        Tätigkeits- bzw. Berufsvorbehalt, einen      Konzepte von MTD-Sparten und ande-
    derzeit nicht diesen wichtigen Platz im    Bezeichnungsvorbehalt und grundsätz-         ren Gesundheitsberufen. Daraus wurde
    Gesundheitssystem.                         lich durch einen Ausbildungsvorbehalt        ein gemeinsames Produkt erarbeitet. In
        Die Tätigkeitsgebiete und Hand-        geschützt.“ (Bundesministerium für           diesem Sonderheft möchte ich Ihnen als
    lungsfelder in der medizinischen La-       Gesundheit 2012)                             Herausgeberin die Möglichkeit geben,
    boratoriumsdiagnostik haben sich im             Österreich steht mit dieser gesetzli-   das Thema CPD – Continuing Professio-
    Laufe der Zeit stark verändert. Metho-     chen Anforderung nicht alleine da. In al-    nal Development, Kontinuierliche Fort-
    den, Techniken, Technologien wie auch      len Ländern der EU zählt die Biomedizi-      und Weiterbildung – von unterschiedli-
    Parameter, Diagnostika oder Laboror-       nische Analytik (Biomedical Science) zu      chen Blickpunkten aus zu betrachten.
    ganisation sind in dynamischen Syste-      den gesetzlich geregelten Gesundheits-           Sie finden Artikel über EU-Projekte,
    men verankert und beeinflussen sich ge-    berufen und überall gibt es Qualitätsan-     einen Erfahrungsbericht aus England,
    genseitig. Die professionell agierenden    sprüche für die PatientInnensicherheit.      Grundlagenwissen zur CPD-Richtlinie
    Personen in diesen Systemen müssen         Ein Garant dafür sind exzellent aus-         selbst und Basisinformationen über die
    permanent mit Wandel umgehen und           und weitergebildete Fachleute. Diese         Ansätze der ARGE Bildung und For-
    dabei beständig eine sichere Qualität      Tatsachen wurden nicht zuletzt im EU-        schung von MTD-Austria.
    der Laborergebnisse garantieren.           Projekt EucoLABS bestätigt. Von 2010             Es werden beispielhafte Fort- und
        Im Zeitalter des „Lebensbegleiten-     bis 2012 beschäftigten sich zahlreiche       Weiterbildungsmethoden beschrieben,
    den Lernens“ ist die Anforderung auf       Ausbildungsinstitutionen und Berufs-         die bisher traditioneller Weise nicht als
    uns zugekommen, die permanenten            verbände der Biomedizinischen Analy-         solche bekannt sind und anders funkti-
    Lernaktivitäten der Berufsgruppe der       tik mit der Thematik Ausbildung und          onieren als Workshop- und Kongress-
    Biomedizinischen AnalytikerInnen, ja       kontinuierliche Fort- und Weiterbildung      teilnahmen. Ethische Aspekte und steu-
    aller MTD, in eine dokumentarische         der Biomedizinischen Analytik in den         erliche Veranlagung finden ebenfalls
    Form zu gießen, die die kontinuierli-      europäischen Ländern.                        Platz.
    chen Fort- und Weiterbildungsprozesse           In der LLL-Strategie 2020 der Eu-           Ich danke allen engagierten Kolle-
    individuell abbildet.                      ropäischen Union gibt es in der öster-       gInnen, die fundierte und informative
        Zu diesem Zweck wurde die CPD-         reichischen Planung „Strategische Zie-       Artikel verfasst haben, und ich bedan-
    Richtlinie durch MTD-Austria erarbei-      le und Benchmarks … [sie] dienen der         ke mich bei Ihnen, liebe Leserin, lieber
    tet und zur Verfügung gestellt. Sie soll   wirkungsorientierten Erfolgsmessung          Leser, für Ihr Interesse an den Aspekten
    ein Unterstützungsraster für die Belege    aller 10 Aktionslinien, anhand derer         des CPD für Biomedizinische Analyti-
    der Lernaktivitäten bieten.                die Strategie zum Lebensbegleiten-           kerInnen.
        Das MTD-Gesetz fordert von den         den Lernen ‚LLL:2020‘ in Österreich              Eine dokumentierte Fort- und Wei-
    betroffenen Berufsgruppen eine per-        umgesetzt werden soll. Darüber hin-          terbildung wird in Zukunft großen
    manente Auseinandersetzung mit dem         aus stellen die strategischen Ziele und      Nutzen für die Profession bringen und
    neuen Wissen, in unserem Fall dem          Benchmarks den Bezug zu wichtigen            allen PatientInnen und KlientInnen qua-
    „State of the Art“ der Biomedizinischen    internationalen Erhebungen und Ver-          litativ hochwertige
    Analytik. Die Berufsangehörigen sind       gleichsindikatoren her (…):                  Leistungen durch
    verpflichtet, ihre Kompetenzen anzu-            10. Erhöhung der Weiterbildungs-        uns garantieren.n
    passen und zu erweitern.                   beteiligung gemessen anhand des LLL-
        „Bei der Erhaltung und Verbesse-       Strukturindikators von 13,7 Prozent im
    rung des österreichischen Gesundheits-     Jahr 2010 auf 20 Prozent bis 2020
    systems spielen personelle Ressourcen           11. Etablierung von Qualitätsstan-
    eine Schlüsselrolle. Gesundheitsdienst-    dards für Bildungsangebote und Qua-
    leistungen sind ein dynamischer und        lifikation der TrainerInnen im Bereich        Maga Christine Schnabl, MSc
    expandierender Bereich, wobei Anfor-       der nachberuflichen Bildungsphase bis         Studiengangsleiterin Biomedizinische
    derungen an die fachliche Qualifikati-     2015                                          Analytik FH Campus Wien
    on der Gesundheitsdienstleister und die         12. Implementierung des ‚Natio-          Leiterin der ARGE Bildung und For-
    Qualitätssicherung, aber auch an die       nalen Qualifikationsrahmens’ (NQR)            schung MTD-Austria
CPD - Continuing Professional - MTD-Austria
inhalt          3

                                                                     Inhalt Winter 2012/13
Schwerpunktthema: CPD – Continuing Professional Development

Editorial ���������������������������������������������������������������������������������������������������������� 2

Zur MTD-CPD-Richtlinie���������������������������������������������������������������������������������� 4
      Continuing Professional Development – Qualitäts­sicherung
      effizient und fortschrittlich

Richtlinie zur kontinuierlichen Fortbildung von MTD-Berufen�������������������� 5

Die CPD-Richtlinie������������������������������������������������������������������������������������������� 8
      Die CPD-Richtlinie von MTD-Austria 2009 bis 2011 – ein
      ­erfolgreiches interdisziplinäres Projekt der MTD-Berufsgruppen
                                                                                                                          Impressum
Von der Theorie zur Praxis���������������������������������������������������������������������������� 12
      Was muss bei der realen Anwendung eines CPD-Programms                                                               biomed austria – Fachzeitschrift für
                                                                                                                          Biomedizinische Analytiker­Innen,
      ­berücksichtigt werden?
                                                                                                                          Nr. 06/2012
Europäisches Berufsdossier �������������������������������������������������������������������������� 13                 P.b.b., Vertr.Nr. GZ 02Z030418M
      Rückblick auf das Leonardo Projekt 1997/98                                                                          Verlagspostamt 1150

                                                                                                                          Medieninhaber und Herausgeber:
Project EucoLABS������������������������������������������������������������������������������������������ 14            biomed austria – Österreichischer
       EucoLABS: A Road to a European credit system for Continuing                                                        Berufsverband der ­Biomedizinischen
       Professional Development of Biomedical Laboratory Scientists                                                       AnalytikerInnen, Grimmgasse 31,
       in Europe 2010 – 2012                                                                                              1150 Wien, ZVR-Zahl: 011243159,
                                                                                                                          Tel.: 01-817 88 270, Fax: 01-817 88 27-27,
                                                                                                                          E-Mail: ­office@biomed-­austria.at,
CPD-Programs in Europe������������������������������������������������������������������������������ 17
                                                                                                                          Web: www.biomed-austria.at
      A Survey of Continuing Professional Development Programs in
      Biomedical Laboratory Science in Europe                                                                             Jahresabo (Inland), 4 Ausgaben: € 60,–

                                                                                                                          Chefredakteurin:
CPD in England���������������������������������������������������������������������������������������������� 19          Maga Elfriede Hufnagl
       Tipps und Tricks aus zehn Jahren Erfahrung mit Continuing
                                                                                                                          Redakteurin dieser Schwerpunktausgabe
       Professional Development (CPD)                                                                                     (verantwortlich für Konzeption
                                                                                                                          und Inhalt):
Umfassende Professionalisierung���������������������������������������������������������������� 20                       Maga Christine Schnabl, MSc
      Neue Kompetenzen durch das Masterstudium Biomedizinische
                                                                                                                          MitarbeiterInnen dieser Ausgabe:
      Analytik                                                                                                            A. Berndt; Stefanie Burger, MSc;
                                                                                                                          L. Dupont; Elisabeth Eckerstorfer, MA;
e-Learning������������������������������������������������������������������������������������������������������ 22      Nicole Ferstl, MSc; Christina Fischer-
      Erweiterung der Kompetenzen durch e-Learning-                                                                       Kienberger BA, MA; Maga Christine
      ­Weiterbildungsangebote                                                                                             Gabler, MBA; Erika Garner-Spitzer, MSc;
                                                                                                                          Maga Gabriele Jaksch; Mag. Wolfgang
Problembasiertes Lernen������������������������������������������������������������������������������ 24                 Kainzner; Melanie Lucas-Satzger;
      Lernen als partizipativer Prozess                                                                                   Inger L. Neslein; Maga Heidi Oberhauser;
                                                                                                                          Maga Sylvia Öhlinger; Karin Pfaller, MSc;
Gute Herstellungspraxis�������������������������������������������������������������������������������� 27               M. Pospiech-Greijn; Maga Ruth E. Resch;
                                                                                                                          M.R. Roald; Gabriele Sander;
      Schulungsprogramme für die Gute Herstellungspraxis im
                                                                                                                          Maga Christine Schnabl, MSc;
      Krankenhaus                                                                                                         Sieglinde Sellemond; Drin Veronika
                                                                                                                          Stefanik; Marianne Tammegger, MBA;
Zwischen Pflicht und Zwang ������������������������������������������������������������������������ 29                   Angelika Themessl, MSc; I. Tytgat;
      Eine umstrittene neue MTD-Richtlinie verpflichtet zur                                                               Prof. Claudia Wilfing
      Dokumentation des lebenslangen Lernens                                                                              Lektorat:
                                                                                                                          Sylvia Köchl
Weiterbildungsförderung���������������������������������������������������������������������������� 32
                                                                                                                          Layout:
      Ein Überblick über die Möglichkeiten, sich Weiterbildung
                                                                                                                          ­typothese-m.zinner grafik / Sanja Jelic
      fördern zu lassen
                                                                                                                          Druck:
CPD im Steuerrecht �������������������������������������������������������������������������������������� 33             Resch KEG, 1150 Wien
      Steuerliche Aspekte der Aus-, Fort- und Weiterbildung
CPD - Continuing Professional - MTD-Austria
4        mtd-cpd-richtlinie

                                                                                   wirtschaftliche Gründe liegen dem zugrunde.
    Zur MTD-CPD-Richtlinie                                                         Zur Gewährleistung von PatientInnensicherheit
                                                                                   ist wiederum die Auseinandersetzung mit dem
    Continuing Professional Development – Qualitäts­                               wissenschaftlichen Fortschritt innerhalb des aus-
                                                                                   geübten Berufs zwingend notwendig. Aber es
    sicherung effizient und fortschrittlich                                        geht nicht allein darum. Auch der ausgezeichnete
                                                                                   Ruf, den diese Berufsgruppen bereits genießen,
                      Das Gesundheitswesen ist einer der dynamischs- will nachhaltig und aktiv gepflegt werden! Innerhalb eines
                      ten Bereiche unserer Gesellschaft. Was gestern immer unübersichtlicher werdenden Gesundheitsmarkts, in
                      „state of the art“ war, kann morgen überholt dem Behandlungsqualität mangels Informationen und Trans-
                      und womöglich kontraindikativ sein. Qualitativ parenz zusehends durch gewerbliche „Billiganbieter“ ver-
                      hochwertige Behandlung muss dieser Dynamik wässert wird, gilt es, sich auf vielfältige Weise abzuheben, die
      und dem jeweils aktuellsten Stand der Wissenschaft daher         Spreu vom Weizen zu trennen. Das Prinzip des Continuing
      gerecht werden. Moderne Fort- und Weiterbildungsstandards, Professional Development dient der Sichtbarmachung dieses
      wie sie die MTD-CPD-Richtlinie vorgibt, dienen dem Errei- Qualitätsunterschieds. Dass es zu drakonischen Strafen im
      chen dieses Anspruchs. Manche Dinge ändern sich nie. So war      Falle der Nichterfüllung von Fortbildungspflichten kommt,
      die Verantwortung für die Qualität einer Behandlung immer ist ein von Neidern gerne vorgebrachtes Märchen. Die Um-
      schon im höchstpersönlichen Berufsethos der einzelnen Berufs- setzung muss, ebenso wie die Bedeutung dieses wichtigen
      angehörigen bzw. TherapeutInnen verankert. Und, so könnte Instruments, erst flächendeckend erlernt werden und wird
      man schlussfolgern, ebenso selbstverständlich ist es demnach, selbstverständlich während einer Übergangszeit nachsich-
      dass sich Angehörige der Gesundheitsberufe, im Wissen um tig gehandhabt. Die Tatsache, dass die Berufsverbände es
      die oben erwähnte Dynamik, regelmäßig fort- und weiterbil- schon jetzt propagieren, spricht für deren berufspolitische
      den. Was auch geschieht! Für Berufsangehörige der gehobe- Weitsicht.
      nen medizinisch-technischen Dienste ist das sogar gesetzlich
      verpflichtend vorgeschrieben. Leider bleibt die gesetzliche
      Regelung jedoch eine Vertiefung schuldig, weshalb Begriffe
                                                                       Die Pflicht wird kommen
      wie „regelmäßig“ wie auch „Fort- und Weiterbildung“ der          Vorläufig ist die Umsetzung der MTD-CPD-Richtlinie also
      individuellen, naturgemäß äußerst unterschiedlichen Ausle- freiwillig. Es ist allerdings nur eine Frage der Zeit, ab wann
      gung überlassen blieben – was wiederum dem oben geäußerten der Gesetzgeber die Fortbildung verpflichtend einfordert. Im
      Anspruch nach objektiv verlässlichen Qualitätsstandards für aktuellen Regierungsprogramm ist die Registrierung der Be-
      die sieben MTD-Berufe nicht unbedingt dienlich ist. Da sich rufsberechtigungen vorgesehen. Damit einhergehen soll die
      der Gesetzgeber – mitunter berechtigterweise – seit Jahren Erfassung der absolvierten Fortbildungen. Im kommenden
      außerstande sieht, solche Standards verbindlich festzulegen, Regierungsprogramm wird sich daran nichts ändern – und
      war es höchste Zeit, diese Lücke zu schließen. Eine Aufgabe, irgendwann wird es Gesetz. Dann führt kein Weg mehr an ei-
      die nur die Berufsverbände gemeinsam schultern konnten.          nem Fortbildungskonzept vorbei. Die MTD-Berufe haben es
                                                                       bereits. Doch Vorsicht: Achten wir darauf, dass es uns auch
                                                                       erhalten bleibt! Nach wie vor spielt der Gesundheitsminister
      Kernkompetenz der Berufsverbände                                 mit dem Gedanken, die Registrierung u.a. der MTD-Berufe
      Der Schutz, die Erhaltung und die kontinuierliche Förderung der Arbeiterkammer zu übertragen, die dann freilich auch die
      einer hohen Behandlungsqualität ist eine Kernkompetenz der Kontrolle der Fort- und Weiterbildung für sich beanspruchen
      Berufsverbände. Keine andere Institution wäre in der Lage, die wird. Dass eine Organisation ohne jegliche fachliche Nähe zu
      hier konzentrierte und strukturierte Expertise zum Zweck der den Gesundheitsberufen dafür denkbar ungeeignet ist, liegt
      nachhaltigen Qualitätssicherung zu bündeln. MTD-Austria,         zwar auf der Hand. Aber (macht-) politisches Kalkül kann
      Dachverband der gehobenen medizinisch-technischen Dienste rationale Überlegungen leider jederzeit neutralisieren. Das
      Österreichs, hat daher vor einigen Jahren eine interdisziplinäre für uns alle so wichtige Qualitätssicherungsmoment wäre
      Projektgruppe ins Leben gerufen, die sich genau dieser Kern- damit jedenfalls endgültig ad absurdum geführt. So weit darf
      kompetenz gewidmet hat. Die Herausforderung bestand darin, es nicht kommen!
      eine für alle sieben Berufsgruppen passende Fort- und Weiter-        Mit der MTD-CPD-Richtlinie hat die ARGE Bildung
      bildungsrichtlinie zu schaffen. Gemeistert hat diese Aufgabe     und Forschung von MTD-Austria nicht nur den Patien-
      eine kleine, tatkräftige und engagierte Gruppe bestehend aus tInnen und MTD-Berufsangehörigen einen großen Dienst
      MTD-Berufsangehörigen aller sieben Sparten unter der Leitung     erwiesen, sondern auch eine wichtige gesundheitspolitische
      von Frau Maga Christine Schnabl, MSc, Vorstandsmitglied bei Vorreiterrolle eingenommen. So gibt es seit Fertigstellung
      MTD-Austria und zuständig für den Bereich Bildung und For- des MTD-Konzepts auch seitens anderer gesetzlich geregelter
      schung. Drei Jahre lang wurde, großteils ehrenamtlich, an dem Gesundheitsberufe Bestrebungen, ähnliche Maßnahmen zu
      Konzept gefeilt, wurden Vergleiche zu ähnlichen Standards        setzen, und auch die Entwicklung gemeinsamer, berufsgrup-
      vorgenommen, internationale Benchmarks herangezogen. Seit penübergreifender Fortbildungskriterien
      Anfang 2012 wird das Ergebnis, die MTD-CPD-Richtlinie, steht im Raum. Ich denke, darauf dürfen
      österreichweit umgesetzt, können entsprechende Zertifikate wir, die MTD-Berufe, durchaus stolz
      bei allen Berufsverbänden erworben werden.                       sein!                                 n
                                                                                                                                       Foto: Hannes Eichinger

     Zum Wohle der PatientInnen und des Berufs
     PatientInnensicherheit liegt im ureigensten Interesse jeder/s      Maga Gabriele Jaksch
     Behandelnden. Berufsethische, rechtliche und nicht zuletzt         Präsidentin MTD-Austria
CPD - Continuing Professional - MTD-Austria
mtd-cpd-richtlinie                 5

                                                                                        Organisation und Verfahren
 Richtlinie zur kontinuierlichen                                                         Sowohl Einreichung der Unterlagen

 Fortbildung von MTD-Berufen                                                             zur Ausstellung des CPD-Zertifikats
                                                                                         als auch die Prüfung und die Ausstel-
                                                                                         lung selbst erfolgt beim jeweiligen
                                                                  Berufsverband. Ab dem Monat der Einreichung dürfen die
              Einleitung
                                                                  eingereichten Fort- und Weiterbildungen nicht länger als drei
              Berufsangehörige der gehobenen medizinisch-         Jahre zurückliegen.
              technischen Dienste haben einen hohen Verant-
              wortungsgrad gegenüber der Gesellschaft und         Rahmen/Anforderungen/Gültigkeit/­
sind gefordert, für ihre KlientInnen und PatientInnen stets die   Übergangsbestimmungen
höchste Qualität und Sicherheit zu gewährleisten. Neben ei-
ner gesetzlichen Verpflichtung zur Fortbildung (MTD-Gesetz        Innerhalb von drei Jahren sind 100 CPD-Punkte zu errei-
1992 §11 Abs.2), besteht eine ethisch-moralische Verpflich-       chen. Falls im Fort- und Weiterbildungskatalog nicht anders
tung, sich im Dienste der KlientInnen/PatientInnen in ihrem       geregelt, lautet die Umrechnung: 1 CPD-Punkt = 45 min.
Fachgebiet und persönlich fortzubilden.                               Die Gesamtpunkteanzahl setzt sich aus den nachgewiese-
    MTD-Austria, Dachverband der gehobenen medizinisch-           nen Lernleistungen gemäß Fort- und Weiterbildungskatalog
technischen Dienste Österreichs, bekennt sich im Sinne des        sowie (ab dem zehnten Jahr der Berufstätigkeit) den Bonus-
lebensbegleitenden Lernens zur kontinuierlichen fachlichen        punkten zusammen.
Fortbildung aller MTD-Berufsangehörigen und stimmt damit              Eine Mitnahme von CPD-Punkten in die nächste Periode
in den europaweit bestehenden Konsens darüber ein, dass im        ist nicht möglich. Ruhendstellungen der Fortbildungspflicht
Sinne der Qualitätssicherung im Bereich der Fortbildung eine      sind ausschließlich mit gleichzeitiger Ruhendstellung der
dokumentierte Validierung der Fortbildungsmaßnahmen               Berufstätigkeit möglich. Der Wiedereinstieg nach einer Ru-
bzw. der erworbenen Qualifikationen mittels CPD (=Conti-          hendstellung ist in drei Stufen organisiert (s. MTD-CPD-
nuing Professional Development) erreicht werden kann.             Richtlinie auf www.biomed-austria.at/cpd)

Lern- und Bildungsmethoden                                        Kosten
Ziel des vorliegenden Bildungskonzeptes ist es, ein möglichst     Mitgliedern eines MTD-Berufsverbandes werden gegebenen-
breites Spektrum an Lern- und Bildungsmethoden im Rahmen          falls anfallende Kosten für die Bearbeitung der Unterlagen
des CPD zuzulassen, um den jeweiligen lebensphasen-aktuellen      und die Ausstellung des Zertifikats vom jeweiligen Berufs-
Bedürfnissen und Anforderungen der MTD-Berufe Rechnung            verband vorgeschrieben. Von Nichtmitgliedern wird generell
zu tragen. Sie umfassen fachspezifische ebenso wie nicht fach-    ein Kostenersatz in Höhe von 250 Euro eingehoben.
spezifische, sog. freie Fortbildungen und reichen vom klassi-
schen Seminar über e-learning-Methoden bis zu Mentoring und       Kontinuierliche berufliche Fort- und
Hospitation (s. Punktekatalog bzw. Berufsverbände).               ­Weiterbildung
    Der folgende Punktekatalog listet auf, welche Lern- und
Bildungsmethoden im Detail angerechnet werden können:             Es ist für Gesundheitsberufe erforderlich, Qualität und Ef-
                                                                  fektivität in der Praxis zu leben und zu belegen. Die Ange-
                                                                  hörigen der MTD-Sparten müssen daher auf dem neuesten
Masterstudiengänge, Hochschul-                                    Stand hinsichtlich professionellen Wissens, Techniken und
und Universitätslehrgänge:                                        Entwicklungen, mit Ziel „best-practice“ sein.
Fachbezogene Masterstudien Anrechnung für zwei Perioden,              CPD ist die Fortsetzung bzw. Wiederaufnahme organisier-
freie Masterstudien für eine Periode                              ten Lernens nach dem Abschluss jener Bildungsphase, die zur
                                                                  Berufsberechtigung führte. Ziel der damit verbundenen Maß-
Portfolio-Dokumentation der non-                                  nahmen ist es, bereits erworbene Kenntnisse, Fähigkeiten und
formalen beruflichen Qualifikation                                Fertigkeiten zu erneuern, zu vertiefen und zu erweitern.
                                                                      Dies erfolgt u.a. durch die Anwendung von neuen Metho-
Zusätzlich zu den oben angeführten Fortbildungsmethoden           den, neuem und arriviertem Wissen, beruflicher Erfahrung
können Punkte für das CPD-Zertifikat ab dem zehnten Jahr          sowie durch die alltäglichen Arbeitssituationen.
der Berufstätigkeit auch über die Dokumentation der beruf-
lichen Entwicklung erworben werden.                               Wichtige Grundsätze von CPD:
    Ein Portfolio ist eine schriftliche Dokumentation im             Die/der individuell Lernende ist verantwortlich für die
Umfang von drei bis vier Seiten (1.000 bis 1.300 Wörter)             Organisation und die Durchführung von CPD-Aktivitä-
über berufliche Entwicklungen (Kompetenzen, Fertigkeiten,            ten. Sie/er weiß am besten über die eigenen Lernbedürf-
Kenntnisse), die nicht durch Teilnahmebestätigungen bzw.             nisse Bescheid.
Zeugnisse belegt werden können, deren beschriebene Lern-             Der Lernprozess findet kontinuierlich in einem systema-
prozesse jedoch stets Vorteile für PatientInnen/KlientInnen          tischen Prozess von Analyse, Durchführung und Evalua-
bzw. das berufliche Umfeld (Team, Studierende…) darstellen           tion statt.
müssen.                                                              Die klar formulierten Lernziele sind abgestimmt auf die
    Zu den inhaltlichen Anforderungen an ein Portfolio:              Erfordernisse der Organisation, die Bedürfnisse der Pa-
MTD-CPD-Richtlinie www.biomed-austria.at/cpd                         tientInnen wie auch auf individuelle Zielsetzungen der
                                                                     Lernenden.
CPD - Continuing Professional - MTD-Austria
6         mtd-cpd-richtlinie

         Der Prozess ist geplant und zielt auf ergebnisorientierte         Glossar
         Kompetenzentwicklung für das Individuum ab.
      Für den Bereich der MTD existiert ein Katalog definierter            Berufliche Handlungskompetenz „bezeichnet die Fähigkeit
      Fortbildungsarten, in welchem sich formales Lernen, nicht-              und Bereitschaft des Menschen, in beruflichen Situatio-
      formales Lernen sowie informelles Lernen laut Definition                nen sach- und fachgerecht, persönlich durchdacht und in
      der Europäischen Kommission (CEDEFOP 2009) im Euro-                     gesellschaftlicher Verantwortung zu handeln und seine
      päischen Qualifikationsrahmen als anerkannte Lernformen                 Handlungsmöglichkeiten ständig weiterzuentwickeln.“
      abbilden.                                                               (vgl. CEDEFOP, 2009, S. 86)

Tabelle 1:                                      Bewertung von Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen in CPD-Punkten
Inhalte                Erläuterungen zu den Inhalten                        Punkte
Fachspezifische        Workshops, Fortbildungslehrgänge, Schulungen,        1 Lerneinheit = 45min = 1 Fortbildungspkt.
­Fortbildungen         ­In-House-Training, interne und externe Fortbil-     Bewertung von Kongressen:
                        dungen, Vorträge, Kongresse, ­Symposien, Ta-        1 ganzer Tag = 12 Punkte
                       gungen, Seminare, E-Learning mit ­Nachweis           ½ Tag = 6 Punkte
                                                                            Für fremde Kurssprache (z.B. Englisch) ohne ­Übersetzung wird
                                                                            die Punkteanzahl verdoppelt
Bestandene             Prüfungsleistungen: Prüfung (mündlich, schrift-      Entsprechende Zusatzpunkte möglich,
­Prüfungen             lich), ­bewertete Protokolle, Ausarbeitungen,        50% bis 100% je nach Arbeitsaufwand bzw. Sparte
                       Projektprotokoll, Bewältigung neuer Aufgaben
Leitungstätigkeit      Leitung von: Team, Arbeitsgruppe, Fachgruppe,        10 Punkte / Funktion / Jahr
                       ­Arbeitskreis, Studiengangsleitung (bzw.
                        ­Akademieleitung), leitende Funktionärstätigkeit
Fachspezifische        Vorträge vor Fachpublikum bei Kongress, Sym-         10 Punkte / Vortrag / Jahr
­Vortragstätigkeit     posium, Tagung etc.                                  (nur 1x einreichbar)
Lehrtätigkeit          Lehrtätigkeit in Aus-, Fort- und Weiterbildung       1 Semesterwochenstunde = 8 Punkte,
                                                                            (max. 24 Pkt. pro Periode)
                                                                            Quelle: Vergleiche von Aus-, Fort- und ­Weiterbildungen im
                                                                            EU-Raum, CPD England
                       Betreuung von Bachelor- bzw. Diplomarbeiten          4 Punkte je Arbeit
                       Betreuung von Masterarbeiten                         8 Punkte je Arbeit
Publikationen          Autorentätigkeit, z.B. Autoren- und Co-Autoren-      Artikel in Informationsmedium: 5 Pkt.
                       schaft von Büchern, Artikeln, Herausgeberschaft      Herausgeberschaft und Autorenschaft
                       von Büchern, Veröffentlichungen von Projekt-         wissenschaftlicher Artikel: 10–40 Pkt.
                       und Arbeitsberichten, Rezensionen…                   Autorenschaft eines Buches: 50 Pkt.
                                                                            Entschieden wird durch ExpertInnen der ­Berufsverbände
Organisation von Fachveranstaltungen, Symposien, Kongressen etc.            max. 6 Punkte / Periode
                                                                            (halber Tag: 2 Punkte)
Mitwirkung bei fachspezifischen Arbeitsgemeinschaften,                      5 Punkte / Gruppe / Jahr
Fachgruppen, ­Qualitätszirkel
Mitwirkung bei wissenschaftlichen Studien                                   5 Punkte / Studie,
                                                                            (mit Beschreibung des Verantwortungsbereiches und des
                                                                            Lernergebnisses)
Eigenständige Konzeption und Durchführung                                   20 Punkte je Projekt
eines Forschungsprojektes                                                   (mit Beschreibung des Verantwortungsbereiches und des
                                                                            Lernergebnisses)
Mentoring, Coaching      Mitarbeit in Peergroups/Teams als MentorIn         max. 8 Punkte / Periode
                         für ­BerufseinsteigerInnen                         (+ Dokumentation des Lernergebnisses)
Supervision              Teilnahme an Einzel- oder Gruppensupervision       max. 8 Punkte / Periode
                                                                            (+ Dokumentation des Lernergebnisses)
Hospitation              bei BerufskollegInnen in Klinik,                   max. 6 Punkte / Tag
                         Praxis …                                           max. 18 Punkte / 3 Tage je Periode
                                                                            (+ Nachweis per Dokumentation des Lernergebnisses)
Praxisanleitung                                                             3 Monate / Periode: 5 Punkte
                                                                            10 Monate / Periode: 10 Punkte
                                                                            20 Monate / Periode: 15 Punkte
                                                                            30 Monate / Periode: 20 Punkte
                                                                            (+ Nachweis in Kooperation mit Ausbildungsstelle / FH)
E-Learning, Literaturstudium                                                max. 6 Punkte / Periode
                                                                            (+ Dokumentation des Lernergebnisses)
Freie Fortbildungen, Vortragstätigkeiten                                    max. 15 Punkte / Periode
                                                                            (+ Dokumentation des Lernergebnisses)
CPD - Continuing Professional - MTD-Austria
mtd-cpd-richtlinie                    7

E-Learning findet dann statt, wenn „Lernprozesse in Szena-         Portfolio Unter Portfolio (Prozessportfolio) versteht man
   rien ablaufen, in denen gezielt multi-mediale und (tele-)          generell eine Sammlung von Werken etc. eines/einer
   kommunikative Technologien integriert sind.“ (vgl.                 Lernenden. Durch das Portfolio wird der Aufwand und
   Seufert & Mayr 2002, S. 45).                                       der Prozess des Lernens abgebildet und/oder das durch
                                                                      das Lernen Erreichte dargestellt (vgl. Arter & Spandel,
Formales Lernen ist „Lernen, das in einem organisierten               1992).
   und strukturierten Kontext (z.B. in einer Einrichtung der          Das Portfolio dient im Sinne des LLL (Life-Long-Lear-
   allgemeinen oder beruflichen Bildung oder am Arbeits-              ning) der schriftlichen Dokumentation von beruflichen
   platz) stattfindet, explizit als Lernen bezeichnet wird und        Entwicklungen (Kompetenzen, Fertigkeiten, Kennt-
   (in Bezug auf Lernziele, Lernzeit oder Lernförderung)              nissen), die nicht durch Teilnahmebestätigungen bzw.
   strukturiert ist. Formales Lernen ist aus der Sicht des            Zeugnissen belegt werden können.
   Lernenden zielgerichtet und führt im Allgemeinen zur
   Zertifizierung.“ (vgl. CEDEFOP, 2009, S. 86)                    Qualitätszirkel sind strukturierte, fachspezifische, kollegiale
                                                                      Arbeitskreise, bei denen sich die TeilnehmerInnen als
Informelles Lernen Darunter ist Lernen zu verstehen, „das             gleichberechtigte ExpertInnen verstehen. In (bereichs-
   im Alltag, am Arbeitsplatz, im Familienkreis oder in der           spezifischen oder bereichsübergreifenden) Kleingruppen
   Freizeit stattfindet. Es ist in Bezug auf Lernziele, Lernzeit      (max. 10 Personen) werden Themen aufgegriffen, die
   oder Lernförderung nicht organisiert oder strukturiert.            dazu dienen, den Erfordernissen der Organisation,
   Informelles Lernen ist in den meisten Fällen aus Sicht             den Bedürfnissen der PatientInnen bzw. KlientInnen
   des Lernenden nicht ausdrücklich beabsichtigt.“ (vgl.              oder individuellen beruflichen Zielsetzungen gerecht zu
   CEDEFOP, 2009, S. 86)                                              werden. Dabei werden unter Moderation und nach ent-
                                                                      sprechender Vorbereitung aktuelle Themen bearbeitet.
Lernen ist ein „Prozess, in dem eine Person Informationen,            ExpertInnen können gezielt hinzu gezogen werden (vgl.
   Ideen und Werte aufnimmt und sich auf diese Weise                  Guldin, 2001).
   Wissen, Know-how, Fertigkeiten und/oder Kompetenzen                Die Basis für jeden Qualitätszirkel ist eine freiwillige
   aneignet.“ (vgl. CEDEFOP, 2009, S. 87)                             Teilnahme und die Bereitschaft der MTD-Angehörigen,
                                                                      ihr Wissen in die Gruppenarbeit mit einzubringen und
Lebenslanges Lernen Der Begriff Lebenslanges Lernen                   gleichzeitig die Bereitschaft, sich mit anderen Methoden
   (auch lebensbegleitendes Lernen) umschreibt „alles                 bzw. Meinungen auseinanderzusetzen. Diese Bereitschaft
   Lernen während des gesamten Lebens, das der Verbes-                ist primär einzufordern.
   serung von Kenntnissen, Fertigkeiten und Kompetenzen               Die Anerkennung der Qualitätszirkel erfolgt durch die
   und/oder Qualifikationen dient und im Rahmen einer                 Berufsverbände. Die Qualitätssicherung erfolgt durch de-
   persönlichen, bürgergesellschaftlichen, sozialen bzw.              finierte Anforderungskriterien an ModeratorInnen. Über
   beschäftigungsbezogenen Perspektive erfolgt.“ (vgl.                jeden Qualitätszirkel ist ein Protokoll zu führen, das je-
   CEDEFOP, 2009, S. 87)                                              dem/jeder TeilnehmerIn zur Verfügung zu stellen ist.  n
                                                                                                           VerfasserInnen:
Mentoring ist die Unterstützung der persönlichen und be-               E. Eckerstorfer, Ch. Gabler, M. Göbl, S. Öhlinger,
   ruflichen Entwicklung von Protegé(e)s durch erfahren(er)                              K. Pfaller, R. Resch, Ch. Schnabl.
   e MentorInnen. Mentoring bezieht sich verstärkt auf                                      Im Auftrag von MTD-Austria
   die Persönlichkeitsentwicklung, während Coaching ver-
   mehrt auf die Bewältigung von Arbeitsprozessen abzielt          Hier finden Sie die vollständige MTD-CPD-Richtlinie:
   (vgl. Sonntag & Stegmaier, 2001).                               www.biomed-austria.at/cpd

Nicht formales Lernen Lernen ist dann nicht formal, wenn
                                                                    Quellen
   es „…in planvolle Tätigkeiten eingebettet ist, die nicht
                                                                    Arter, J. & Spandel, V. (1992). Using portfolios of student work in
   explizit als Lernen bezeichnet werden (in Bezug auf                ­instruction and assessment. Educational Measurement. Issues &
   Lernziele, Lernzeit oder Lernförderung), jedoch ein                 Practic 11(1), 36–44.
   ausgeprägtes ‚Lernelement‘ beinhalten. Nicht formales            Europäisches Zentrum für die Förderung der Berufsbildung (CEDEFOP)
   Lernen ist aus Sicht des Lernenden beabsichtigt.“ (vgl.            (2009). Europäische Leitlinien für die Validierung nicht formalen
   CEDEFOP, 2009, S. 87)                                              und informellen Lernens. Luxemburg: Amt für Veröffentlichungen
                                                                      der Europäischen Union.
Peer Learning ist eine Methode des kollegialen Austausches.         Guldin, A. (2001). Fördern von Innovation. In H. Schuler, Lehrbuch der
   Lernen geschieht dabei in mehreren Schritten: durch                Personalpsychologie (S. 289-315). Göttingen: Hogrefe.
   strukturierte Weitergabe von Expertisen, Perspekti-              MTG-Gesetz. (1992). 460. Bundesgesetz über die Regelung der
   venwechsel, Fragen und eigene Einsicht. Eingebrachte              ­gehobenen medizinisch-technischen Dienste.
   Themen, Erfahrungen etc. werden in der Gruppe mul-               Peer-Learning (o.J). Zugriff am, 08.07.2011, unter
   tipliziert, dadurch können in kurzer Zeit Ergebnisse                www.e-science.at/detail.php? sortal=opqrs
   erreicht werden.                                                 Seufert, S. & Mayr, P. (2002). Fachlexikon e-le@rning, Wegweiser durch
   Peer-Learning-Gruppen entstehen selbstorganisiert,                 das E-Vokabular. Managerseminare. Bonn. Gerhard May Verlags
   auch dezentral und in selbstbestimmten zeitlichen                  GmbH.
   Rhythmen. Sie finden sowohl in sparten-spezifischer              Sonntag, K. & Stegmaier, R. (2001). Verhaltensorientierte Verfahren
   als auch transdisziplinärer Zusammensetzung statt.                 der Personalentwicklung. In H. Schuler, Lehrbuch der Personal­
   (www.e-science.at/detail. php?sortal=opqrs)                        psychologie (S. 262-284). Göttingen: Hogrefe.
CPD - Continuing Professional - MTD-Austria
8       mtd-cpd-richtlinie

                                                                                        dungsdokumentation seiner
Die CPD-Richtlinie                                                                      Mitglieder unterschiedlich
                                                                                        weit fortgeschritten ist.
Die CPD-Richtlinie von MTD-Austria 2009 bis 2011 – ein erfolgrei-                           MTD-Austria hat mit der
                                                                                        vorliegenden CPD-Richtlinie
ches interdisziplinäres Projekt der MTD-Berufsgruppen                                   ein hervorragendes Instrument
                                                                                        zur Qualitätssicherung und für
              Die Mitglieder der ARGE Bildung und For- die Kompetenzdarstellung und -erweiterung der Berufsange-
              schung des Dachverbands MTD-Austria er- hörigen in Österreich geschaffen und leistet damit einen wert-
              läutern die Entwicklung der Richtlinie zum vollen Beitrag zur PatientInnensicherheit in Österreich.  n
              Continuing Professional Development (CPD).                                           Christine Schnabl

    Der Entwicklungsprozess                                            Differenzierter Stand der MTD-Sparten
                                                                       bei Fort- und Weiterbildungsaktivitäten
    Seit dem Jahr 2009 gibt es bei MTD-Austria eine Arbeits-
    gruppe (ARGE) zum Thema Bildung und Forschung, um                  Die gehobenen medizinisch-technischen Dienste setzen sich
    diesbezügliche Fragenstellungen zu erarbeiten, die vom Vor-        aus sieben sehr unterschiedlichen Sparten zusammen. Die
    stand vorgeschlagen werden und berufspolitische Relevanz           Verschiedenheit ergibt sich naturgemäß aus fachlicher Sicht,
    haben. Die wichtigste und umfangreichste Aufgabe war es            ist aber auch aus den unterschiedlichen Traditionen und His-
    seither, ein für alle MTD-Berufe akzeptiertes und anwendba-        torien gewachsen. Auffällig sind weiters die massiven Unter-
    res Programm, das als Grundlage für die Anerkennung von            schiede in der Anzahl der Berufsausübenden (vgl. Tabelle 1),
    beruflicher Fort- und Weiterbildung dient, zu erstellen.           so stehen 5.873 PhysiotherapeutInnen beispielsweise lediglich
        Die ARGE setzt sich zusammen aus je einer Angehörigen          296 OrthoptistInnen gegenüber (MTD-Austria, 2011).
    der sieben MTD-Berufssparten, die auch im Vorstand des                  Für alle Berufsverbände und für jedes einzelne Mitglied
    jeweiligen Berufsverbandes tätig sind. Es finden mehrmals          der Verbände bestand bereits bisher eine Pflicht zur Fort-
    jährlich Arbeitstreffen statt, zwischen den Terminen werden        bildung: „Sie haben sich über die neuesten Entwicklungen
    vereinbarte Aufgaben durchgeführt und kommuniziert.                und Erkenntnisse des jeweiligen gehobenen medizinisch-
        Für die Richtlinie für Fort- und Weiterbildung erfolgte        technischen Dienstes sowie der medizinischen Wissenschaf-
    die Erarbeitung einer gemeinsamen Lösung in folgenden              ten, soweit diese für den jeweiligen gehobenen medizinisch-
    Schritten.                                                         technischen Dienst relevant ist, regelmäßig fortzubilden.“
        Bereits bestehende Modelle in den einzelnen Berufsver-         (MTD-Gesetz, 1992). Alle Berufsverbände bieten – um ihren
    bänden wurden erhoben und diskutiert. Parallel dazu wurde          Mitgliedern dies zu ermöglichen – zahlreiche fachspezifische
    die Recherche und Einarbeitung von bildungstheoretischem           Fortbildungen an, wobei bei kleineren Berufsgruppen ins-
    Wissen zu Erwachsenenbildungsthemen durchgeführt. Zeit-            gesamt weniger Fortbildungsangebote von jeweils relativ
    gemäß wurde auch über die Grenzen geschaut: Das Pro-               vielen Mitgliedern besucht werden.
    gramm des Lebensbegleitenden Lernens der Europäischen
    Union und Beispiele von Fort- und Weiterbildungsvorgaben            Tabelle 1.   Geschätzte Anzahl der berufsausübenden Personen nach
    aus europäischen Ländern, die ihre Gesundheitsberufe ge-                                    Berufsgruppen, Juni 2011 (MTD-Bericht, S. 21)
    setzlich verankert, registriert, strukturiert und landeseinheit-    Biomedizinische AnalytikerInnen                                 3509
    lich organisiert haben, wurden herangezogen.                        DiätologInnen                                                     641
        Die interdisziplinäre Arbeit in der ARGE führte im Ver-
                                                                        ErgotherapeutInnen                                              1446
    lauf dieses Projektes zu einem vertieften Verständnis für-
                                                                        LogopädInnen                                                    1144
    einander und dem vorliegenden Ergebnis. Arbeitspakete
    wurden in den gemeinsamen Sitzungen geschnürt, individuell          OrthoptistInnen                                                   296

    bearbeitet und wieder in die ARGE getragen, um dort disku-          PhysiotherapeutInnen                                            5873
    tiert zu werden. Einzelne Themen hatten mehr oder weniger           RadiologietechnologInnen                                        3253
    Übereinstimmung. Jedes einzelne Mitglied der Gruppe ging
    mit jedem Thema und mit jeder anderen Sichtweise sehr                   Des Weiteren wird mit Spezialisierungen in den unter-
    wertschätzend und verantwortungsvoll um. So konnte für             schiedlichen MTD-Sparten unterschiedlich umgegangen.
    alle Fragen Konsens erzielt werden.                                Während in manchen Sparten (z.B. Bobath bei Physiothera-
        In regelmäßigen Abständen wurden Teilergebnisse mit            pie bzw. Ergotherapie) fachliche Zusatzkompetenzen durch
    der Präsidentin von MTD-Austria besprochen und in die              Erwerb eines Fortbildungszertifikats nach Erlangung der Be-
    Vorstandssitzungen gebracht. Dort wurden relevante As-             rufsberechtigung erworben werden müssen, ist es in anderen
    pekte abgestimmt.                                                  Sparten (beispielsweise in der Orthoptik) Realität, dass alle
        Auf diese Weise konnte in einer Bearbeitungszeit von           Spezialbereiche (z.B. Neuro-Orthoptik, Low-Vision-Dia­
    zwei Jahren eine CPD-Richtlinie entstehen, die im Vorstand         gnostik) bereits ins Bachelorstudium implementiert sind, um
    von MTD-Austria hundertprozentige Akzeptanz erzielte.              die Grundkompetenzen zu vermitteln. Jedes Berufsmitglied
    Seit Dezember 2011 ist die MTD-CPD-Richtlinie veröffent-           ist danach selbst für Vertiefung und das „aktuell Halten“ der
    licht. Relevante Partnerorganisationen, v.a. im Gesundheits-       Kenntnisse und Kompetenzen im Rahmen der individuellen
    bereich, betonen die hohe Qualität dieses Konzeptes, das           beruflichen Fortbildung verantwortlich. Keiner der Spezial-
    für die sieben Berufsgruppen der medizinisch-technischen           bereiche der Orthoptik wird derzeit mit einem Sonderausbil-
    Dienste Gültigkeit gefunden hat. Derzeit ist die Phase der         dungs- oder Weiterbildungs-Diplom belobigt.
    Implementierung in den einzelnen Berufsverbänden im Gan-                Der bei der Konzeption der MTD-CPD-Richtlinie zugrun-
    ge, die aufbauend auf der Ausgangssituation der Fortbil-           deliegende Ansatz des lebensbegleitenden Lernens erlaubt nun
CPD - Continuing Professional - MTD-Austria
mtd-cpd-richtlinie                 9

allen sieben MTD-Sparten unter Anwendung aller Lern- und            Darüber hinaus gewinnen durch die Dynamik einer sich
Bildungsmethoden (inklusive Einsatz eines Portfolios), fun-     ständig im Wandel befindlichen Gesellschaft neue Formen
diert und qualitätsgesichert die professionelle Entwicklung     des informellen Lernens an Bedeutung. Diesen Anforderun-
ihrer Mitglieder zu dokumentieren, zu überprüfen und Fort-      gen wurde mit dem vorliegenden Konzept für das Fortbil-
bildungszertifikate (MTD-CPD-Zertifikat) zu verleihen.  n      dungszertifikat versucht, Rechnung zu tragen.
                                             Ruth E. Resch          Das Ziel des Konzepts für das Fortbildungszertifikat
                                                                war und ist die Durchlässigkeit der Bildungswege durch die
                                                                Anerkennung und Integration von formalem, nonformalem
Europäischer Kontext                                            und informellem Lernen. (Europäische Kommission, 2001,
Europaweit besteht in den Berufssparten ein Konsens darü-       Anhänge zum Konsultationspapier – Nationaler Qualifika-
ber, die Fortbildungsmaßnahmen der Berufsangehörigen in         tionsrahmen für Österreich)
den Gesundheitsberufen valide zu dokumentieren. Im Sinne            Für die Erlangung des Fortbildungszertifikates werden
der Vergleichbarkeit und der Qualitätssicherung einigte man     neben formalen Lernnachweisen, wie sie beispielsweise durch
sich auf das System CPD (Continuing Professional Develop-       Teilnahmebestätigungen von Kursen gegeben sind, auch
ment) und nahm als Grundlage die europäischen Leitlinien        nonformale und informelle Lernwege anerkannt.
für die Validierung nicht formalen und informellen Lernens,         Nonformales Lernen findet „außerhalb der allgemeinen
die 2009 von CEDEFOP (europäisches Zentrum für die              und beruflichen Bildung statt“ und führt nicht unbedingt
Förderung der Berufsbildung) verfasst wurden.                   zum Erwerb eines formalen Abschlusses. Es findet jedoch
    Zukünftig wird voraussichtlich auch in Europa die Be-       immer dann statt, wenn wir beabsichtigen, etwas zu lernen,
rufsberechtigung eng mit den geleisteten Fort- und Weiterbil-   dabei aber nicht traditionelle Bildungswege beschreiten. Es
dungsmaßnahmen, so wie derzeit schon im amerikanischen          kann am Arbeitsplatz oder in Organisationen stattfinden,
Raum praktiziert, gekoppelt sein.                               wie beispielsweise interne Fortbildungen, Supervisionen,
    Das MTD-CPD-Zertifikat integriert sowohl die Anerken-       Hospitationen u.Ä. Die eigene Praxis, die Abteilung im Kran-
nung und Anrechnung von formal erworbenen Abschlüssen           kenhaus oder der angemietete Seminarraum können somit
sowie die Validierung von individuellen Kenntnissen, Fertig-    als nonformale Lernorte fungieren und finden im Fortbil-
keiten und Kompetenzen, die individuell und nicht formal        dungszertifikat Anerkennung. (Overwien B., 2009)
erworben wurden.                                                    Durch die Erarbeitung der MTD-CPD-Richtlinie wurde
    Im Ausland arbeiten daran staatliche Einrichtungen und      diesen Aspekten Rechnung getragen.                       n
bauen dazu ebenfalls Verfahren auf.                                                                Elisabeth Eckerstorfer
    So gibt es seit 2004 einen Aufbauprozess für die Validie-
rung von nicht formalen Bildungsleistungen in der Schweiz
(www.bbt.admin.ch; www.validacquis.ch) oder die Valida-
                                                                Interdisziplinäre Zusammenarbeit
tion des Acquis de l’Experience in Frankreich (www.bilan-       Die ARGE Bildung und Forschung von MTD-Austria hebt
decompetences.fr).                                              die Bedeutung des lebensbegleitenden Lernens (Life Long
    Insbesondere im Hinblick auf die Dienstleistungsfreiheit    Learning) zur kontinuierlichen fachlichen Fortbildung al-
in der EU ist damit das neu geschaffene Weiterbildungszerti-    ler Berufsangehörigen hervor. Die Qualität der Aus- und
fikat ein probates Mittel für die Anerkennung von Bildungs-     Weiterbildung wird dazu einerseits auf Basis der kompe-
leistungen im europäischen Raum.                          n    tenzbasierten Ausbildungsverordnungen sichergestellt, die
                                         Christine Gabler       interdisziplinär erarbeitet wurden, andererseits durch die
                                                                CPD-Richtlinie, die in Zusammenarbeit der sieben Sparten
                                                                entwickelt wurde. Diese gemeinsame Bildungsstrategie der
Lebensbegleitendes Lernen                                       Gesundheitsberufe orientiert sich dabei am europäischen
Das Anforderungsprofil der Berufsgruppen der gehobenen          Qualifikationsrahmen (EU-Kommission, 2008) und bietet
medizinisch-technischen Dienste bedingt eine kontinuierliche    parallel dazu die Grundlage für neue Regulierungen und
berufliche Entwicklung (CPD) im Sinne des lebensbegleiten-      Reglementierungen der Gesundheitsberufe. Dazu betonte
den Lernens. Dabei treten institutionelle Lernwege, wie sie     Catherine Gasser im Rahmen ihrer Keynote beim Swiss Con-
in der Aus- und Weiterbildung geboten werden, immer mehr        gress for Health Professionals im Mai 2012 in der Schweiz:
in den Hintergrund, und eigenverantwortliches Lernen über       „Im Interesse der öffentlichen Gesundheit muss dabei die
die gesamte Lebensspanne hinweg gewinnt zunehmend an            Qualität der Ausbildung als Voraussetzung für die Berufs-
Wichtigkeit. In einer Zeit, in der sich die Halbwertszeit des   ausübung Eingang finden. Die Registrierung der Gesund-
medizinischen Wissens rasant verkürzt, erlangt die „Infor-      heitsberufe ist im Interesse des PatientInnenschutzes zent-
mationskompetenz“ der Einzelnen auch und gerade für den         ral und wichtige Grundlage für die Versorgungsplanung.“
Bereich der gehobenen Gesundheitsberufe zunehmend an            (Gasser, 2012)
Bedeutung. Das bedeutet, die Qualität unseres beruflichen           Um auf die neuen Herausforderungen des Gesundheits-
Handelns wird nicht allein von unserem „gespeicherten“          und Sozialsystems reagieren zu können, sind laut Lancet-
abrufbaren Wissen bestimmt, sondern davon, wie es uns           Report die Aspekte Durchlässigkeit, Interprofessionalität,
gelingt, uns Wissen durch gezielte Recherche und den effi-      Interdisziplinarität und Nutzen für PatientInnen wesentlich
zienten Einsatz der uns umgebenden Infrastruktur nutzbar        (Careum Stiftung, 2011).
zu machen.                                                          MTD-Austria agiert als gemeinsame berufspolitische In-
    Unsere berufliche Handlungskompetenz zeichnet sich          teressensvertretung der gehobenen medizinisch-technischen
also durch jene Fähigkeiten aus, die es uns ermöglichen, Pro-   Dienste Österreichs (MTD) und arbeitet interdisziplinär für
bleme und Aufgaben selbständig, eigenverantwortlich und         eine gemeinsame berufspolitische Entwicklung u.a. im Be-
sach- bzw. fachgerecht zu lösen bzw. zu bearbeiten. (Böhm       reich Aus- und Weiterbildung. Interdisziplinarität ist darüber
Winfried, 2005)                                                 hinaus die Grundlage für die Sicherstellung der Versorgung
10       mtd-cpd-richtlinie

     der Bevölkerung im österreichischen Gesundheits- und So-        und Qualifizierung von Fortbildungsangeboten erarbeitet
     zialsystem im Kontext von laufenden Anforderungsverän-          und implementiert.                                  n
     derungen.                                                                                                      Karin Pfaller
         Im Memorandum „Kooperation der Gesundheitsberufe“
     wird betont, dass die dafür erforderlichen interdisziplinären   Beitrag zu Qualität – Zukunftsvision
     Kompetenzen                                                     ­QS-Verfahren für Professionen
         auf fachlicher, berufsgruppenspezifischer Kompetenz
         aufbauen, die entsprechend angelegt sein muss;              Berufsangehörige der gehobenen medizinisch-technischen
         sich in interdisziplinären Zusammenhängen entwickeln,       Dienste haben einen hohen Verantwortungsgrad gegenüber
         die als Lernfeld erschlossen werden müssen und              der Gesellschaft und sind gefordert, für ihre KlientInnen
         der Reflexion professioneller Einstellungen, Perspektiven   und PatientInnen stets die höchste Qualität und Sicherheit
         und Herangehensweisen bedürfen (Robert Bosch Stiftung       zu gewährleisten. (MTD-Austria, 2011)
         2011, S. 17).                                                   Qualität ist ein Thema, das in den letzten Jahren in allen
         Eine systembasierte Bildungsstrategie, die potenzial- und   Lebensbereichen unserer Gesellschaft – und insbesondere
     kompetenzorientiert agiert, wird als Notwendigkeit angese-      auch im Gesundheitswesen – einen besonderen Stellenwert
     hen, um den neuen Herausforderungen gerecht zu werden           erhalten hat. Qualitätssicherung, Qualitätsmanagement und
     (Kickbusch et al., 2012).                                  n   Qualitätsentwicklung sind zu Schlagworten geworden, die
                                               Sylvia Öhlinger       in der medizinischen und in der pflegerischen Versorgung, in
                                                                     der Gesundheits- und Sozialpolitik intensiv erörtert werden
                                                                     (vgl. Ollenschläger, 2007). Qualität wird als essenzieller
     PatientInnenorientierung                                        und unverzichtbarer Bestandteil der Gesundheitsversorgung
     Weiterentwicklung, Weiterbildung und lebensbegleitendes         angesehen und als normale Eigenschaft jeder Versorgungs-
     Lernen sind für die Angehörigen der MTD-Berufe nicht nur        maßnahme (Europarat, 1997).
     Schlagwörter, sondern Aspekte, die seit Jahren umgesetzt            Es ist für Gesundheitsberufe erforderlich, Qualität und
     werden. Im Focus stehen dabei die PatientInnen, die einen       Effektivität in der Praxis zu leben und zu belegen. Die Ange-
     Anspruch auf eine dem aktuellen Stand der Wissenschaft          hörigen der MTD-Sparten müssen auf dem neuesten Stand
     entsprechende Therapie haben; des Weiteren gibt es eine         des professionellen Wissens, der Techniken und Entwick-
     Verpflichtung dem Gesetzgeber und der Verwaltung ge-            lungen sein, müssen „best-practice“ bereitstellen und zur
     genüber. Einige Berufsgruppen haben mit österreichischen        Entwicklung der Gesundheitsberufe beitragen können (vgl.
     Sozialversicherungsträgern – hier mit Bundeskassen und          MTD-Austria, 2011).
     mehreren Gebietskrankenkassen – Rahmenverträge abge-                Mit der Diskussion um Lifelong Learning ist national
     schlossen. Für die PatientInnen bedeutet das Behandlung         und international wieder Bewegung im Feld der Erwachse-
     „auf Krankenschein“. Dadurch wurde es notwendig, die            nenbildung spür- und sichtbar. Evidentes Entwicklungspo-
     Fortbildungsrichtlinien, wie z.B. die des Berufsverbandes       tenzial besteht aber vor allem bei der Professionalisierung
     logopädieaustria entsprechend weiterzuentwickeln und            des Berufsfeldes und der differenzierten Erforschung von
     verbindliche Regelungen, die auch den Anforderungen der         Bildungsorientierungen bezüglich Motive, Barrieren etc., um
     Sozialversicherungsträger entsprechen, einzuführen. Die         adäquate Bildungsangebote und Lernkonzepte entwickeln
     Krankenkassen wollten u.a. sichergestellt haben, dass hier      zu können (vgl. Krenn, 2010).
     neben dem lebenslangen Lernen vor allem berufsrelevante             Es gibt unterschiedliche Motive, sich Qualitätsfragen
     Inhalte vermittelt werden. Dafür konnte mit den Sozial-         kollegial zu stellen oder die eigene Arbeit nach standardisier-
     versicherungsträgern ein sogenannter Fortbildungsbonus          ten Verfahren durch Zertifizierungsgesellschaften überprü-
     ausverhandelt werden und die einzelne Vertragspartnerin         fen zu lassen. Es gibt Branchen, in denen ein Zertifikat mehr
     kann bei Vorlage des Fortbildungszertifikates von logopä-       zählt als der durchgeführte Qualitätsentwicklungsprozess.
     dieaustria bei der entsprechenden Sozialversicherung bis        In einer anderen Branche wird gerade dem Qualitätsprozess
     zu sieben Prozent der gesamten Jahreseinnahmen aus der          eine besondere Bedeutung beigemessen. Es ist die Umsetzung
     logopädischen Praxis für absolvierte Fortbildungen (einmal      des Qualitätsgedankens, der alle Bereiche, alle Abteilungen,
     jährlich) lukrieren.                                            alle Berufsgruppen mit einbezieht. Es verlangt die Fähigkeit
         Einzelne Berufsverbände stellen seit mehreren Jahren        zum Lernen und zur Veränderung und Verbesserung (vgl.
     Fortbildungszertifikate aus, und die Fortbildungsregeln         Deutsche Gesellschaft für Supervision e.V., 2010).
     wurden weiterentwickelt und präzisiert. Grundsätzlich sind          Im österreichischen Bundesgesetz zur Qualität von Ge-
     Fortbildungen als ein über das fachliche Niveau der Ausbil-     sundheitsleistungen (Gesundheitsqualitätsgesetz – GQG)
     dung bzw. der Erlangung der Berufsausübungsberechtigung         ist verankert, dass ein gesamtösterreichisches Qualitäts-
     hinausgehendes Bildungsangebot konzipiert. Da damit eine        system basierend auf den Prinzipien PatientInnenorientie-
     Vertiefung der Kompetenzen erreicht werden soll, müssen         rung, Transparenz, Effektivität und Effizienz nachhaltig zu
     die Bildungsangebote einer formalen und inhaltlichen Qua-       entwickeln, umzusetzen und regelmäßig zu evaluieren ist.
     litätsprüfung unterzogen werden. Die Fortbildungspunkte,        Dabei ist insbesondere die Qualität bei der Erbringung von
     die Anteile an fachspezifischer und freier (also nicht fach-    Gesundheitsleistungen unter Berücksichtigung der PatientIn-
     spezifischer) Fortbildung wurden ebenso genau definiert         nensicherheit zu gewährleisten. (GQG 2004)
     wie die Approbationsregelungen und die mögliche Akkre-              Durch die Entwicklung der MTD-CPD-Richtlinie wurde
     ditierung von Veranstaltern, Qualitätszirkeln, e-Learning,      eine Grundlage geschaffen, um diese Prinzipien im österrei-
     die Approbation von Fachartikeln und andere Formen des          chischen Kontext umzusetzen.                                n
     lebenslangen Lernens. In Anlehnung an internationale Nor-                                          Marianne Tammegger
     mensysteme im Gesundheitswesen wurde eine einheitliche
     und nachvollziehbare Grundlage für die Quantifizierung
mtd-cpd-richtlinie                  11

Zusammenfassung                                                     und kann als „state of the art“ bezeichnet werden. Sie wird
                                                                    auch den zukünftigen Entwicklungen auf gesetzlicher Ebene
Zusammenfassend ist zu betonen, dass es mit der MTD-                standhalten können und wird zur PatientInnensicherheit ei-
CPD-Richtlinie nun ein hervorragendes Instrument gibt,              nen großen Beitrag leisten. Hohe Qualität in Aus-, Fort- und
das die Fort- und Weiterbildungsmaßnamen der MTD-An-                Weiterbildung gibt eine Garantie für hoch professionelles
gehörigen dokumentierbar und vergleichbar macht. Mit                Handeln ab, und diese Verantwortung nimmt MTD-Austria
einem CPD-Zertifikat ist das permanente Weiterentwickeln            mit allen dazugehörigen Berufsverbänden ernst.            n
der professionellen ExpertInnen nachweislich möglich. Die                                                       Christine Schnabl
MTD-CPD-Richtlinie hält dem europäischen Vergleich stand

              Elisabeth Eckerstorfer, M.A.                                         Maga Ruth E. Resch
              Standortleiterin Bachelor-Studiengang                                Mitarbeiterin in Lehre und Forschung,
              ­Physiotherapie, ­Campus Gesundheit am LKH-Steyr                     FH ­Salzburg GesmbH,
               Mitglied des Präsidiums PhysioAustria                               Studiengang Orthoptik
                                                                                   Ressort Bildung und Forschung orthoptik-austria

              Maga Christine Gabler, MBA                                           Maga Christine Schnabl, MSc
              Standortleiterin Radiologietechnologie am ­Campus                    Studiengangsleiterin Biomedizinische Analytik
              Gesundheit Steyr                                                     FH Campus Wien
              FH Gesundheitsberufe OÖ                                              Leiterin der ARGE Bildung und Forschung von
              Referentin Bildung & Forschung rtaustria                             MTD-Austria

              Maga Sylvia Öhlinger                                                 Marianne Tammegger, MBA
              Studiengangsleiterin Bachelor-Studiengang                            Studiengangsleiterin Bachelor-Studiengang
              ­Ergotherapie                                                        ­Diätologie
               FH Gesundheitsberufe OÖ                                              FH Gesundheitsberufe OÖ
               Referentin für Bildung und Forschung Ergo Austria

              Karin Pfaller, MSc
              Logopädin
              Vizepräsidentin und Bildungsbeauftragte von
              ­logopädieaustria                                      Alle Autorinnen sind Mitglieder der ARGE Bildung
                                                                     und ­Forschung von MTD-Austria

 Literatur:
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 Careum Stiftung (2011): Lancet Report: Eine neue globale Initia-     ­Careum Dialog 2012. Gesundheitspolitik trifft Bildungspoli-
   tive zur Reform der Ausbildung von Gesundheitsfachleuten.           tik. Neuausrichtung der Ausbildung für Gesundheitsfachleu-
   Education of Health Professionals for the 21st Century.             te. Zürich
   www.careum-explorer.ch/careum/pub/Lancet_Report_2011_            Krenn Manfred (2010): Gering qualifiziert in der
   DE_2221_1.pdf (Zugriff: 26.08.2012)                                ­„Wissensgesellschaft“ – Lebenslanges Lernen als Chance oder
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   fentlichungen der Europäischen Gemeinschaften.                      (Zugriff: 03.09.2012)
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   papier – Nationaler Qualifikationsrahmen für Österreich.          benen medizinisch-technischen Dienste (MTD) Österreichs.
   bm_uk. BM.W_F: 4f                                                 Wien: Dachverband der gehobenen medizinisch-technischen
                                                                     Dienste Österreichs
 Europäisches Zentrum für die Förderung der Berufsbildung
   ­(CEDEFOP) (2009): Europäische Leitlinien für die Validierung    MTD-Gesetz (1992): Bundesgesetz über die gehobenen
    nicht formalen und informellen Lernens. Luxemburg: Amt für       ­medizinisch-technischen Dienste, BGBl. 1992/460, Wien:
    Veröffentlichungen der Europäischen Union                         ­Bundeskanzleramt Österreich
 Europarat. Empfehlungen zur Leitlinienmethodik. Rec (2001)         MTD-Austria (2011): Richtlinie zur kontinuierlichen Fortbildung
   13, Straßburg 2001; in: Zeitschrift f. ärztl. Fortbildung und     von MTD-Berufen (MTD-CPD-Richtlinie). Wien: Dachverband
   Qualitätssicherung (ZaeFQ) 2002: Das Leitlinien-Manual von        der gehobenen medizinisch-technischen Dienste Österreichs
   AWMF Und ÄZQ. www.leitlinienmanual.de (Zugriff:                  Ollenschläger Günter (2007): Institutionalisierung der Qualitäts-
   10.09.2012)                                                        entwicklung in der Pflege und Betreuung. Gutachten für die
 Gasser Catherine (2012): Die Rolle der Gesundheitsberufe in          Bundeskonferenz zur Qualitätssicherung im Gesundheits-
   ­integrierten Versorgungsmodellen im Spannungsfeld der             und Pflegewesen (BUKO-QS). Berlin: BUKO-QS
    ­Gesundheitspolitik – Überlegungen zur Regulierung,             Overwien Bernd (2009): Informelles Lernen. Definitionen und
     ­Reglementierung und Registrierung der Gesundheitsberufe.        Forschungsansätze; in: Michael Brodowski et al. (Hg.):
      Vortrag am Swiss Congress for Health Professionals              ­Informelles Lernen und Bildung für eine nachhaltige
      31.05.2012, ZHAW Winterthur, Schweiz                             ­Entwicklung. Beiträge aus Theorie und Praxis. Schriftenreihe
 Gesundheitsreformgesetz 2005, BGBl. I Nr. 179/2004,                    Ökologie und Erziehungswissenschaft. Opladen. S. 23-34.
   ­Bundesgesetz zur Qualität von Gesundheitsleistungen             Robert Bosch Stiftung (2011): Memorandum Kooperation der
    ­(Gesundheitsqualitätsgesetz – GQG)                               Gesundheitsberufe. Stuttgart
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