BUND MAGAZIN - MOBIL IN DIE ZUKUNFT 02 20 - Bund für Umwelt und Naturschutz ...

Die Seite wird erstellt Hildegard-Juliane Berndt
 
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BUND MAGAZIN - MOBIL IN DIE ZUKUNFT 02 20 - Bund für Umwelt und Naturschutz ...
BUND                                FAKTEN, ANALYSEN,
                                   AKTIONEN UND TIPPS
                                 FÜR UMWELTBEWUSSTE
                                                        02
                                                        20

MAGAZIN
                     MOBIL IN DIE ZUKUNFT

CORONA                                      AKTIONEN
Natur besser schützen                     Stoppt Datteln 4
Nachhaltig investieren        Gartenschläfern auf der Spur
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VIELEN DANK!
Mit Ihnen gemeinsam
sind 465.000 Menschen
Mitglied im BUND.
Sie sind aktiv für den Natur- und Umweltschutz und setzen sich mit Ihrem Mitgliedsbeitrag für die BUND-
Belange ein. Sie demonstrieren für eine Klimawende oder ökologische Landwirtschaft, pflegen Streuobstwiesen,
sammeln Plastik und retten Wildkatzen. In vielfältiger Weise machen Sie den BUND lebendig und arbeiten
gemeinsam mit unseren Expert*innen kraftvoll und leidenschaftlich für den Natur- und Umweltschutz.

                                                          Die Corona-Krise fordert uns alle heraus und
                                                          schränkt uns ein. Doch unsere gemeinsamen
                                                          An­liegen bleiben bestehen. Wir arbeiten aktuell unter
                                                          erschwerten Bedingungen weiter und sind sehr
                                                          dankbar, Sie an unserer Seite zu wissen. Der Klima-
                                                          wandel und das Artensterben sind weltweite Krisen,
                                                          die nicht aus dem Blick geraten dürfen.

                                                          Es wird ein Nach der Krise geben. Eine Zeit, in der
                                                          Umwelt- und Naturschutz eine starke Stimme
                                                          ­brauchen. Dafür setzen wir uns jetzt intensiv ein –
                                                           gemeinsam mit Ihnen.

                                                          Bleiben Sie gesund!

Daheim für Natur und Umwelt aktiv? Machen Sie mit: www.bund.net/wirbleibenzuhause
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BUNDmagazin 2 | 20   ›   INHALT 3

                                                       INHALT
V. Storre

                                                                                              42

     10                                                                                                               LIEBE LESERINNEN
                                                                                                                         UND LESER,

                                                                                                                  kürzlich versprach der Redakteur einer
                                                                                                                   ­Naturzeitschrift in seinem Editorial,
                                                                                         H. Bendl
                          blickwinkel / F. Hecker

                                                                                                                das Wort Corona einzig an dieser Stelle zu
                                                                                                                erwähnen – anschließend sollten alle mal
                                                                                                                 an anderes denken dürfen. Nun, so weit
                                                                                  32                            wollen wir hier nicht gehen. Die Pandemie
                                                                                                                     hat auch den BUND getroffen, als
                                                                                                                 Mitmachverband und politischen Akteur.

    AKTUELLES                                                                  ZUR ZEIT                         Der Umgang mit dem Corona-Virus prägt
  4 Kurznachrichten                                                         26 Corona: Natur besser schützen        seit Monaten unser Leben. Umwelt-
  7 Gerettete Landschaft                                                    27 Corona: Nachhaltig investieren    politische Themen werden nur noch am
  8 Kommentar                                                               28 Klagen für Natur und Umwelt       Rande wahrgenommen. An Dringlichkeit
                                                                            29 Nachruf auf Gerhard Kneitz       aber haben sie nichts verloren, der Schutz
            TITELTHEMA                                                      30 Artgerechte Tierhaltung            unserer natürlichen Lebensgrundlagen
  10        Mobil in die Zukunft                                            31 Klimagipfel vertagt               erlaubt keinen Aufschub. Zum Stichwort
  12        Nachhaltig mobil                                                                                    Corona finden Sie in dieser Ausgabe einen
  15        Vorbildlicher Leitfaden                                            NATUR IM PORTRÄT                   persönlichen Kommentar unserer drei
  16        Verkehrspolitik: ungenügend                                     32 Blauflügelige Ödlandschrecke      Vorsitzenden. Außerdem beleuchten wir,
  17        Soziale Gerechtigkeit                                           34 Bedrohter Gipskarst im Südharz   welche Lehren aus der Pandemie für den
  18        Experteninterview                                                                                     Naturschutz und den wirtschaftlichen
  19        Klimafreundlicher Lieferverkehr                                    AKTIV                              Wiederaufbau gezogen werden sollten.
                                                                            36 Florian Hoffmann im Gespräch
            AKTIONEN                                                        38 Neues aus dem BUND               Hier und da werden Sie das allgegenwärtige
  22 Stoppt Datteln 4                                                       40 Internationales                  C-Wort auch an anderer Stelle entdecken.
  23 Gartenschläfern auf der Spur                                           42 Die junge Seite                  Doch monothematisch ist das Heft nicht,
                                                                                                                so viel sei versprochen. Denn die Anliegen
     GUT LEBEN                                                                 SERVICE                           des BUND weisen über den Tag und die
  24 Umwelttipps online                                                     44 Leserbriefe                            momentane Krise weit hinaus.
  25 Ökotipp zu Wildbienen                                                  46 Marktplatz
                                                                                                                    Kommen Sie gut durch diese Zeit!
                                                                            48 Medien: Neu erschienen
                                                                            50 Kontakte und Impressum

                                                    Das BUNDmagazin ist die
                                                                                                                               Severin Zillich
                                                    Mitgliederzeitschrift des BUND.                                               Redaktion
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4 BUNDmagazin 2 | 20   ›   AKTUELLES

                                                                          AKTUELLES
VOM BAND INS LAND
                                                                                               das Grüne Band beiderseits an maßgeb-
                                                                                               liche Achsen naturnaher Lebensräume
                                                                                               anschließen. Das Rückgrat der Vielfalt
                                                                                               bekommt dadurch Rippen: Wildbienen,
                                                                                               Vögel wie das Braunkehlchen oder diverse
                                                                                               Orchideen können sich so ausbreiten und
                                                                                               neue Refugien finden.
                                                                                                  In fünf Regionen wollen wir Korridore
D. Damschen

                                                                                               schaffen und langfristig bewahren. Von
                                                                                               Schleswig-Holstein über Sachsen-Anhalt
                                                               Braunkehlchen im Grünen Band.
                                                                                               und Thüringen reichen sie bis an die baye-
Am innerdeutschen Grünen Band sind et-        Aufmerksamkeit. Nun aber soll aus dem            risch-tschechische Grenze. Vorwiegend
liche Meilensteine erreicht: Wir konnten      Band ein Netz werden!                            seltenen und gefährdeten Lebensräumen
viele Lücken schließen. Thüringen und         Gelingen soll das mit dem neuen BUND-­           soll dies zugutekommen.
Sachsen-Anhalt haben den Biotopverbund        Projekt »Quervernetzung Grünes Band«,
zum Nationalen Naturmonument ernannt.         gestartet im Oktober im Rahmen des Bun-
Und mit dem 30-jährigen Jubiläum bekam
unser Anliegen 2019 eine ganz besondere
                                              desprogrammes Biologische Vielfalt. In
                                              den kommenden sechs Jahren wollen wir
                                                                                                 i     BUND.NET/GRUENES-BAND

BOTSCHAFTERIN DER EINHEIT
                                                                                                 IN EIGENER SACHE
Am 2. März erschien eine Sonderbrief-         auf kleinstem Raum große Themen der
marke für das Grüne Band, Deutschlands        Geschichte, Kultur und Natur unseres               Wir sparen Papier – mit Ihrer Hilfe!
längsten Korridor der Artenvielfalt entlang   Landes dar. Diese Briefmarke verdeut-              Der BUND ist ein Mitmachverband.
der einstigen innerdeutschen Grenze.          licht, welche historische und ökologische          Sie sind als Mitglied stimmberech-
Dazu sagte der BUND-Ehrenvorsitzende          Bedeutung das Grüne Band als Kultur-               tigt. Deshalb werden Sie regelmäßig
Hubert Weiger: »Briefmarken stellen           und Naturerbe inzwischen erlangt hat –             zu Mitgliederversammlungen ein-
                                                        als lebendiges Symbol der deut-          geladen. Zukünftig möchten wir Sie
                                                         schen Einheit. Der dauerhafte           ­bevorzugt per E-Mail einladen – das
                                                         Schutz und die Entwicklung               spart Papier und Kosten und schont
                                                          die­
                                                             ser Lebenslinie müssen               außerdem die Umwelt. Senden S   ­ ie
                                                          ober­­ste Priorität haben.«             uns bitte Ihre E-Mail-A-dresse mit
                                                           Der BUND hat das Bundesfi-             ­Angabe Ihrer Mitgliedsnummer an:
                                                           nanzministerium bei der Ent-            service@bund.net
                                                            wicklung der Briefmarke un-
                                                            terstützt. Sie ist im Online-­
                                                             Shop der deutschen Post
                                                             und bei ausgewählten Post-
                                                              stellen erhältlich.
BUND MAGAZIN - MOBIL IN DIE ZUKUNFT 02 20 - Bund für Umwelt und Naturschutz ...
BUNDmagazin 2 | 20   ›   AKTUELLES 5

                                           KURZ & GUT
        »Only bad news
          is good news«                                                                AKW Fessenheim (bald) endgültig
                                                                                       vom Netz: Das französische Atom-
     heißt es, vor allem                                                               kraftwerk Fessenheim liegt nur ei-
schlechte Nachrichten                      Die Mangrovenwälder schwinden
                                                                                       nen Kilometer von der deutschen
                                                                                       Grenze entfernt am Rheinseiten-
   erregen also unsere                     weltweit offenbar langsamer als
                                                                                       kanal und etwa 25 Kilometer süd-
                                           bisher angenommen. Dies stellte
      Aufmerksamkeit.                      ein Forschungsteam fest. Der glo-
                                                                                       westlich von Freiburg. Das älteste
                                                                                       noch laufende AKW Frankreichs
  Doch positive Neuig-                     bale Verlust der Mangrovenwälder
                                                                                       (seit 1977 am Netz!) wird nun end-
                                           sei in den letzten zwei Jahrzehnten
   keiten aus unserem                      auf 0,3 bis 0,6 Prozent pro Jahr zu-
                                                                                       lich abgeschaltet. Der erste Reaktor
                                                                                       war am 22. Februar dran, der zweite
 Verband und aus dem                       rückgegangen. Sehr erfolgreich ge-
                                                                                       soll am 30. Juni folgen. Auch ande-
                                           wesen sei der Schutz zum Beispiel
   Umwelt- und Natur-                      im Senegal (Aufforstung) und in
                                                                                       re grenznahe, alte und störanfällige
                                                                                       AKWs fordert der BUND seit Lan-
schutz tun einfach gut.                    Brasilien (konsequenter Schutz).
                                                                                       gem stillzulegen – wie die maroden
                                           Das lasse »darauf hoffen, dass uns
Einige aus jüngster Zeit                   diese wertvollen Ökosysteme der
                                                                                       Reaktoren Doel­und Tihange in Bel-
                                                                                       gien, Cattenom in Frankreich oder
  haben wir wie immer                      tropischen Küsten noch lange er­
                                                                                       Dukovany in Tschechien.
                                           halten bleiben«, so ein Mitarbeiter
    für Sie ausgewählt.                    ­des beteiligten Leibniz-Zentrums für
                                            Marine Tropenforschung.

                                           Ausbau von London Heathrow ver-
                                                                                             NO3
Nachwuchs bei den Wildpferden des          boten: Mit einem historischen Urteil     Der BUND begrüßt die Verschärfung der
BUND Bremen: Seit dem Juni vergange-       hat ein britisches Gericht der Regie-    Düngeverordnung, die der Bundesrat zu
nen Jahres sind die Dülmener Stuten        rung untersagt, den Flughafen Hea-       Ende März beschloss. Immerhin verletzt
Nena und Bianca als Landschaftspflege-     throw um eine dritte Start- und Lande-   Deutschland seit über 25 Jahren die
rinnen im Einsatz – im Naturschutzgebiet   bahn zu erweitern. Denn der Ausbau       EU-Vorgaben zum Schutz der Gewässer
»Spülfeld Mittelsbüren« im Werderland.     des größten Flughafens Europas           vor Nitratverunreinigungen. Erst als nun
Und weil die beiden vor ihrer Reise nach   verletze die Verpflichtungen, die        hohe Strafzahlungen drohten, handelte
Bremen noch bei Hengst Findus waren,       Großbritannien im Rahmen des Pa-         die Politik. Der BUND verspricht sich von
gab es jetzt erstmalig Nachwuchs: Am       riser Klimaabkommens eingegangen         der geänderten Verordnung eine Entlas-
30. März wurde der kleine Hengst Finley    sei. Der BUND-­Partner »Friends of       tung des Grundwassers. Doch um den
geboren. Der BUND Bremen hatte Nena        the Earth England, Wales und Nord-       Güllefluten der industriellen Tierhaltung
und Bianca 2019 mit Spendengeldern er-     irland« sprach vom wichtigsten nati-     dauerhaft Herr zu werden, muss die Zahl
worben. Sie stammen aus der Lüneburger     onalen Um­welt­urteil seit über einer    der Nutztiere reduziert und an die Fläche
Heide vom Hof Tütsberg, wo die genüg-      Generation – er kämpfte viele Jahre      gebunden werden – zum Wohle von Rin-
samen Dülmener Wildpferde seit Langem      gegen die Pläne.                         dern, Schweinen und Geflügel sowie dem
gezüchtet werden.                                                                   Klima- und Naturschutz.
BUND MAGAZIN - MOBIL IN DIE ZUKUNFT 02 20 - Bund für Umwelt und Naturschutz ...
6 BUNDmagazin 2 | 20   ›   AKTUELLES

                                                                                                      Dieses Motiv aus Niedersachsen gewann voriges

                                                                                     Heidrun Heinze
                                                                                                      Jahr den dritten Platz.

                                                                                                      Länge der Allee und die prägende Baum-
                                                                                                      art. Auch eine persönliche Notiz, was Sie
                                                                                                      mit dieser Allee verbindet, würde uns freu-
                                                                                                      en. Aus allen Motiven wird eine Jury im
                                                                                                      Herbst die »Allee des Jahres 2020« küren
                                                                                                      und zum Tag der Allee im Oktober öffent-
                                                                                                      lich präsentieren.
                                                                                                         Der Sieger des Fotowettbewerbs kann
                                                                                                      sich über eine Übernachtung auf Burg
                                                                                                      Lenzen für zwei Personen freuen. Auch
                                                                                                      für den zweiten und dritten Platz gibt es
                                                                                                      schöne Preise.

ALLEE DES JAHRES                            Fontane: »Durch das Ebenmaß der baum-
                                            gesäumten Wege sehe ich das Land wie                                             MACHEN SIE MIT!
Auch dieses Jahr kürt der BUND wieder
eine »Allee des Jahres« –    ­ aus den
                                            durch das Fenster und fühle mich darin
                                            geborgen.«
                                                                                                                        i    Ihre Fotos senden Sie bitte an
                                                                                                                             katharina.dujesiefken@bund.net oder
                                                                                                                             den BUND Mecklenburg-Vorpommern,
schönsten Alleenbildern, die Sie uns zu-    Senden Sie uns also bis 16. September
                                                                                                                             Wismarsche Str. 152, 19053 Schwerin.
schicken. Wir freuen uns auf Fotos Ihrer    maximal vier Bilder, digital oder als Pa-                                        Tel. 03 85/ 52 13 39-0.
Lieblingsallee! Wie sagte schon Theodor     pierfoto. Notieren Sie dazu den Ort, die                                         www.allee-des-jahres.de

WOLFSABSCHÜSSE NEU GEREGELT
Brauchen wir im Umgang mit dem Wolf         Wolfsrudel abgeschossen werden, wenn
mehr Rechtssicherheit? Am 13. März trat     die Schäden an Nutztieren in einem Ge-
dazu eine lang diskutierte Änderung des     biet nicht weniger werden. Ob dieses un-
Bundesnaturschutzgesetzes in Kraft. Was     gezielte Vorgehen mit EU-Recht vereinbar
bedeutet sie im Einzelnen?                  ist, wird ebenfalls gerichtlich zu prüfen
Erstens müssen wirtschaftliche Schäden      sein. Somit schafft das neue Gesetz ein-
durch den Wolf nicht mehr existenzbedro-    deutig nicht, wozu es gedacht war: mehr
hend sein, um einen Abschuss genehmigt      Rechtssicherheit. Das Gegenteil ist der Fall.
zu bekommen. In Zukunft reichen dafür       Und auch jenen, die Nutztiere halten, ist
»ernste« wirtschaftliche Schäden aus.       damit nicht geholfen: Mehr Abschüsse
Doch was genau ist ein ernster Schaden?     führen nämlich nicht zwangsläufig zu
Damit werden sich die Gerichte in den       weniger Rissen.
nächsten Jahren beschäftigen müssen.           Darum führt an einem konsequenten
Was dabei nicht übersehen werden darf:      Herdenschutz kein Weg vorbei: Schützen-
                                                                                                      blickwinkel/R. Linke

Diese Neuregelung gilt nicht nur für den    de Elektrozäune müssen endlich überall
Wolf, sondern für alle geschützten Arten.   und vollständig von den Bundesländern
Und besonders gegen diese pauschale         finanziert werden. Die wirtschaftliche Mi-
Schwächung des Artenschutzes haben          sere vieler Halter*innen von Weidetieren
der BUND und viele andere Verbände bis      muss eine grundlegende Antwort finden.
zuletzt gekämpft.                           Der BUND wird sich weiterhin für ein kon-
  Eine weitere problematische Änderung:
Künftig können nach und nach ganze
                                            fliktarmes Nebeneinander von Weidetier-
                                            haltung und Wölfen einsetzen.
                                                                                                                         i   WWW.BUND.NET/WOLF
BUND MAGAZIN - MOBIL IN DIE ZUKUNFT 02 20 - Bund für Umwelt und Naturschutz ...
GERETTETE
                    LANDSCHAFT
                    Das Riedberger Horn im Allgäu ist ein ganz besonderes Naturjuwel:
                    Dieses Mosaik aus Trocken- und Feuchtbiotopen schafft eine hohe
                    Artenvielfalt. Das Birkhuhn hat hier einen seiner letzten Rückzugsorte.
                    Doch ein Zusammenschluss von Skigebieten drohte den beliebten
Eberhard Pfeuffer

                    ­Wanderberg zu zerstören. Über zehn Jahre kämpfte der BUND Natur-
                    schutz, um den Berg zu retten – mit Erfolg: Jetzt soll hier eine
                    Vorbildregion für naturnahen Tourismus entstehen.
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8 BUNDmagazin 2 | 20   ›   AKTUELLES

                                             KOMMENTAR

     BUND + CORONA
           Wie kein anderes Ereignis der
        ­jüngeren Vergangenheit hat die
          Corona-Pandemie unser Leben
          auf den Kopf gestellt. Was folgt
               aus dieser Krise für unser                                                 Ton
                                                                                              iM
                gemeinsames Anliegen?                                                              ader

                                                                                  Olaf Bandt und seine Stellvertreterinnen J
                                                                                                                           ­ ohanna Baehr (rechts)
                                                                                  und Verena Graichen (links) sind die Vorsitzenden des BUND.

D    ie Corona-Krise stellt uns alle seit Wochen auf die Probe.
     Wieder einmal haben wir erfahren, wie wesentlich es ist,
füreinander einzustehen. Mehr denn je gefragt sind Empathie,
                                                                    wir nach Wegen suchen, trotz allem das Beste für Umwelt- und
                                                                    Naturschutz zu bewirken.

individuelle Verantwortlichkeit und neue, der Krise angepasste      Unsere Sorge und unser Mitgefühl gelten all jenen, die das
Formen des Engagements. Nur als Gemeinschaft, die trotz aller       Corona-­Virus besonders getroffen hat: den Alten und Kranken
räumlichen Trennung zusammenrückt, werden wir diese Krise           und Bedürftigen, sowie denen, die ihnen seit Beginn der Pandemie
meistern.                                                           zur Seite stehen. Und auch den vielen Opfern jenseits unserer
                                                                    Grenzen, etwa in den Regionen Italiens, Spaniens oder der USA,
Als Mitglieder eines der größten deutschen Verbände wissen wir:     die das Virus am schlimmsten befallen hat.
Gemeinsam sind wir stark, wenn wir uns für Umwelt und Natur
einsetzen. Und das gilt für uns alle, die wir ehrenamtlich und      Was wir nicht verdrängen sollten: Die Klimakrise, das Sterben
hauptamtlich aktiv sind, und natürlich auch für uns im Vorstand.    der Arten und der anhaltend verantwortungslose Umgang mit
Wir sollten uns gegenseitig unterstützen und zusammen dazu          unseren natürlichen Lebensgrundlagen stellen langfristig eine
beitragen, dass wir als BUND wirksam bleiben. Aus diesem            weitaus größere Bedrohung dar. Seit vielen Jahren setzt sich der
Wissen können wir auch für die kommenden Wochen und Monate          BUND dafür ein, dass unsere Politiker*innen diese Bedrohung
Kraft schöpfen.                                                     ernst nehmen – und ähnlich entschlossen und frühzeitig darauf
                                                                    reagieren wie jetzt in der Corona-Krise. Wenn es an der Zeit ist,
In diesen Tagen, in denen unser Miteinander eine noch größere       die Folgen dieser Krise zu bewältigen, dürfen der Umwelt- und
Bedeutung erfährt, gilt das umso mehr. Wir begreifen, wie ver-      Naturschutz nicht weiter im Hintergrund verbleiben. Der BUND
wundbar der Mensch tatsächlich ist. Wir erleben, welch zentrale     will ihnen eine starke Stimme verleihen.
Rolle bestimmte Bereiche für unser Zusammenleben haben,
wenn es darauf ankommt. Und wir erkennen, wie wichtig die Ge-       Vor der Corona-Krise – und eingeschränkt auch seitdem – hat
meinschaft ist, gerade weil wir (auf unsere vier Wände verwiesen)   der BUND mit seinen Mitgliedern, Aktiven und Unterstützer*innen
voneinander getrennt sind. Auch der Begriff Gemeinnützigkeit        vieles in Bewegung gebracht: für den Artenschutz wie für den
erfährt dieser Tage eine Erweiterung.                               Klimaschutz. Darauf möchten wir aufbauen. Daran arbeiten wir
                                                                    weiter.
Für den BUND als Mitmachverband ist diese Krise eine besondere
Herausforderung. Viele unserer Aktivitäten – wie Gruppentreffen,    Wir danken Ihnen allen für Ihr bisheriges Engagement und wün-
Exkursionen, Veranstaltungen, Demos, die Biotoppflege oder der      schen Ihnen Kraft und Gesundheit. Zusammen stehen wir diese
Artenschutz – sind schon seit Wochen nur ganz eingeschränkt         Krise durch. Und zusammen arbeiten wir daran, in der Zukunft
oder gar nicht mehr möglich. Das schmerzt. Gemeinsam wollen         drohende Krisen zu verhindern. Gemeinsam sind wir stark!
BUND MAGAZIN - MOBIL IN DIE ZUKUNFT 02 20 - Bund für Umwelt und Naturschutz ...
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BUND MAGAZIN - MOBIL IN DIE ZUKUNFT 02 20 - Bund für Umwelt und Naturschutz ...
Vera Storre

              MOBIL IN
              Wer hätte gedacht, dass unsere Titelstrecke zum Thema
              Mobilität in eine Zeit fällt, da wir alle so wenig mobil
              sind wie nie? Die Corona-Krise schränkt unseren Radius
              seit Wochen stark ein. Mit deutlichen Folgen für unser
              Verkehrsgeschehen: Der Flugverkehr ist praktisch zum
              Erliegen gekommen, die Züge sind beinahe leer. Und
              auf den Straßen sind spürbar w   ­ eniger Autos unterwegs.
              Dagegen steigen vielerorts mehr Menschen aufs Rad,
              um ungewollte Kontakte in Bus und Bahn zu vermeiden.
DIE ZUKUNFT
Doch das ist eine Momentaufnahme. Eine andere Krise
erfordert nachhaltigere Veränderungen im Verkehr: Damit
sich die Erde nicht ungebremst aufheizt, darf unsere Mobi-
lität nicht weiter auf Kosten des Klimas gehen. Auch zum
Schutz unserer Gesundheit und L  ­ ebensqualität sind grund-
legende R­ eformen nötig. Was kann und muss die Politik für
eine Mobilitätswende tun? Diese Frage bleibt von größter
Bedeutung für unsere Zukunft – auch wenn der ansonsten
überbordende Verkehr gerade eine Zwangspause einlegt.
12 BUNDmagazin 2 | 20     ›   TITELTHEMA

                                                                                                   VERKEHRSPOLITIK REFORMIEREN

                          NACHHALTIG MOBIL
              Mobil sein, ohne die Umwelt und unsere natürlichen R  ­ essourcen
          übermäßig zu belasten – so bewahren wir u ­ nsere Lebensgrundlagen.
                            Das ist die Bedeutung von »­ nachhaltiger Mobilität«.

                                                                                     N     achhaltig mobil sein – was heißt das konkret? In der Nähe
                                                                                           einkaufen können, statt weit entfernt in Einkaufszentren
                                                                                     der Peripherie. Gemüse und Obst der Region genießen, passend
                                                                                     zur Jahreszeit und auf kurzen Wegen angeliefert. Das Internet
                                                                                     nutzen, um Verkehr zu vermeiden: Geschäfts- und Tagungsreisen
                                                    WERNER REH
                                                                                     durch Videokonferenzen ersetzen, und das tägliche Pendeln
                                                    ist designierter Sprecher des    durch häufigeres Homeoffice.
                                                    BUND-­Arbeitskreises Verkehr.    Mehr Mobilität mit weniger Verkehr heißt vor allem: nähere Ziele
                                                                                     wählen, zu Fuß gehen und – anstelle des eigenen Autos – das
                                                                                     Fahrrad und den Nahverkehr, Mitfahrgelegenheiten oder Car­
                                                                                     sharing nutzen. All das hat aber Voraussetzungen: attraktive
                                                    JOSEPHINE MICHALKE
                                                                                     Fußwege, sichere und komfortable Radwege, gute Nahverkehrs-
                                                    ist die stellvertretende         angebote, innovative Mobilitätsdienstleistungen, schnelles Inter-
                                                    Sprecherin des Arbeitskreises.   net. Die deutsche Verkehrspolitik hat hier bisher kläglich versagt.

Leere Straßen: So sah es in Stockholm schon
vor der Corona-Krise aus – das E  ­ rgebnis einer
­klugen Verkehrspolitik in der einst autogerecht
 ausgebauten Innenstadt.

                                                                                                                                                           W. Reh
BUNDmagazin 2 | 20   ›   TITELTHEMA 13

Schlimmer: Die Bundesregierung will diese Mobilitätswende            Zürich verlagert seit Jahrzehnten den Parkraum zugunsten des
noch heute nicht.                                                    Umweltverbundes.
  Wie alle seine bayerischen Vorgänger fördert auch Verkehrs-           In Deutschland blockieren sich Bund und Länder. Wir brauchen
minister Scheuer nach Kräften das Wachstum des Straßen- und          einen Wettbewerb der Kommunen um die besten Mobilitäts- und
Luftverkehrs. Wirklich mobiler sind wir dadurch nicht geworden.      Klimakonzepte; und eine Rekommunalisierung der Verkehrs-
Stattdessen stieg die Zahl der Autos und der darin zurückgeleg-      planung schon in mittelgroßen Städten. Über ein Jahrzehnt sollte
ten Kilometer. Die Folge: mehr Staus auf den Straßen und ein         ein Bundesfonds mit jährlich zehn Milliarden Euro nachhaltige
Verkehrskollaps in vielen Städten.                                   Mobilitätskonzepte fördern. Geld gibt es nur bei einer guten
  Bis heute baut die Politik dem selbst entfachten Wachstum          Bürgerbeteiligung.
hinterher und befeuert damit einen Teufelskreis: Neue Straßen           Im ländlichen Raum müssen die Mobilitätsangebote gebündelt
ziehen neuen Verkehr an. Die Wege werden länger und machen           und für alle geöffnet werden – einschließlich privater, betrieb-
weitere Straßen nötig.                                               licher oder veranstaltungsbezogener Mitnahmemöglichkeiten
                                                                     auf digitalen Plattformen. Der BUND schlägt vor, dafür drei Jahre
Sieben Schritten sind aus Sicht des BUND wesentlich für die          lang in allen 300 Landkreisen Mobilitätsmanager*innen aus dem
Mobilitätswende:                                                     Bundeshaushalt zu finanzieren. Mit der Streichung von nur vier
                                                                     Ortsumfahrungen im Bundesverkehrswegeplan stünde dafür
 1 ÖKOLOGISCHE WAHRHEIT SAGEN                                        genug Geld bereit.
Neue, effizientere Technik und neue Straßen führen meist zu
Rebound-Effekten: Einsparungen wie der Zeitgewinn dank neuer          4 DIGITALISIERUNG NUTZEN
Straßen werden teilweise oder sogar ganz aufgefressen, wenn          Mobilität kann auch virtuell erfolgen, per digitaler Kommunikation.
die gewonnene Zeit in längere Wege »re-investiert« wird. Des-        Der große Vorteil digitaler Plattformen und Apps ist, dass sie
halb brauchen wir Preise, die die ökologische Wahrheit sagen.        nutzerzentriert arbeiten und sämtliche Verkehrsmittel in Echtzeit
Der BUND fordert: Wer das Klima schädigt, dem sollten die Kosten     vernetzen können. Videokonferenzen können viele Flüge, das
– 180 Euro pro Tonne CO2 – schrittweise bis 2030 angelastet
werden. So würde der Liter Sprit um maximal 45 Cent teurer.
  Die Mehreinnahmen sollten über einen einheitlichen Öko-Bonus

                                                                                      CarSharing
an die Bevölkerung zurückfließen. Das schafft soziale Gerechtig-
keit: Die oberen Einkommen, die dreimal mehr CO2 im Verkehr
ausstoßen als die unteren, zahlen drauf. Niedrige Einkommen
profitieren.
                                                                                       Soviel Auto macht Sinn.
 2 CO2-AUSSTOSS AUF NULL SENKEN
Priorität muss darauf liegen, den Verkehr insgesamt zu verringern.
Um das 1,5°-Klimaziel zu erreichen, muss der CO2-Ausstoß des
verbleibenden Verkehrs noch vor 2035 auf Null gesenkt werden.
Züge, Straßen- und U-Bahnen sowie Busse können schon viel
früher CO2-frei werden. Bei Pkw ist die direkte Stromnutzung in
Elektroautos weit effizienter und kostengünstiger als Brennstoff-
zellen und synthetische Kraftstoffe (siehe Interview S. 18).
  Vorgaben aber benötigen wir, damit die E-Autos effizienter und
die Batterien recyclingfähiger werden. Um sie mit ausschließlich
grünem Strom versorgen zu können, müssen wir Sonnen- und
Windenergie dringend naturverträglich ausbauen. Die Bundes-
regierung verfolgt auch hier einen Irrweg: Sie will riesige Mengen
synthetischer Kraftstoffe aus Nahost und Nordafrika einführen.         Manchmal ist ein Auto doch ganz praktisch!
                                                                       Ob Kleinwagen oder Transporter, stunden-
 3 STADTVERKEHR SELBST PLANEN                                          oder tageweise, spontan oder im Voraus. Einfach
Eine Stadt der kurzen Wege ist in den kompakten deutschen
                                                                       anmelden und mit cambio günstig mobil sein.
Städten gut möglich. Die Kombination aus Nahverkehr, Rad- und
Fußverkehr (der »Umweltverbund«) muss aber attraktiver werden.
Ausländische Städte zeigen, wie es geht: Kopenhagen beim Rad-                        www.cambio-CarSharing.de
und Wien beim Nahverkehr (mit einem 365-Euro-Jahresticket).
14 BUNDmagazin 2 | 20   ›   TITELTHEMA

Homeoffice kann vieles Pendeln ersetzen. Und mit dem Motto
»Nutzen statt besitzen« werden Privatautos unnötig: durch Auto-
teilen, Carsharing oder die Bildung von Fahrgemeinschaften.
  Eine kluge Kombination aller Verkehrsmittel ist in den Städten
meist heute schon schneller, kostengünstiger und definitiv sau-
berer als Autofahrten. Ziel muss es sein, beim Teilen von Autos,
bei Taxis oder neuen Mobilitätsdiensten mehrere Fahrgäste pro
Auto zu transportieren. Die Mobilitäts-App der Stadt Vilnius zeigt,
wie alle Verkehrsmittel in Echtzeit kombinierbar sind.
  Entscheidend ist, welche Interessen hinter solchen Plattformen
stehen. Großkonzerne wie Google, Apple und Amazon wollen
durch »autonomes Fahren« in privaten Pkw zu mehr Autofahrten
anreizen und mehr Pkw auf die Straßen bringen – was riesige,
energiefressende Rechnerleistungen bedingt. Der BUND fordert
deshalb von Großkonzernen unabhängige und am Gemeinwohl
orientierte Plattformen aufzubauen. Auch die Stadtwerke oder
Nahverkehrsunternehmen müssen zu Anbietern werden können,
etwa mit selbstfahrenden Kleinbussen auf eigenen Spuren.

 5 INTEGRIERT PLANEN                                                   6 MEHR STATT WENIGER BETEILIGEN
Der Güterverkehr muss auf die Schiene: Mit gezielten Investitionen    Gute Beteiligung und Mitgestaltungsangebote sind eigentlich
kann der Anteil des Schienengüterverkehrs verdoppelt werden.          eine demokratische Selbstverständlichkeit. Sie müssen rechtzei-
Damit lassen sich 8 bis 10 Millionen Tonnen Treibhausgase ein-        tig, ergebnisoffen und auf Augenhöhe erfolgen, also im Dialog.
sparen. Geld muss in die richtige Infrastruktur fließen: Die völlig   Mit ihren Gesetzen zur »Planungsbeschleunigung« aber schränkt
überlasteten Verkehrsknoten und die Güterkorridore müssen             die Bundesregierung unsere Beteiligungsrechte ein. Damit höhlt
ausgebaut und zusätzliche Anlagen für den Umschlag der Güter          sie auch die gerichtliche Kontrolle der Verwaltungen aus. Klima-
errichtet werden. Viel Transitverkehr durch Deutschland könnte        und naturzerstörende Straßenprojekte werden als alternativlos
vermieden werden, wenn Mittelmeerhäfen und Seeschiffe besser          erklärt und sollen gegen Widerstände vor Ort verwirklicht werden.
genutzt werden.                                                          Immerhin beteiligt die Deutsche Bahn gut an ihren Projekten.
  Im Personenverkehr ist das Gebot der Stunde der Deutschland-        Sie prüft die Alternativen gründlich und setzt sie auch um.
Takt: Fernzüge fahren in einem Takt von 30 oder 60 Minuten, die
regionalen Fahrpläne sind bundesweit aufeinander abgestimmt.           7 NEUE MOBILITÄTSKULTUR
Fahrgäste kommen so einfacher, bequemer und schneller an ihr          Eine nachhaltige Mobilität erreichen wir nicht alleine dadurch,
Ziel, und das bestehende Schienennetz wird besser ausgenutzt.         dass sich die Politik um eine bessere Infrastruktur, Technik oder
  Die Bundesregierung will dagegen alle Verkehrsträger parallel       Effizienz kümmert. Hinzukommen muss eine Änderung unserer
ausbauen und hat nicht den Mut, Prioritäten zu setzen.                Mobilitätskultur. Wir alle können unseren ökologischen Fuß-
                                                                      abdruck auf ein verträgliches Maß verringern – indem wir kurze
                                                                      Wege wählen für Einkauf und Freizeit, Flüge und Fahrten durch
                                                                      Videokonferenzen ersetzen oder die Alternativen zum eigenen
                                                                      Auto nutzen. Ein solch umwelt- und ressourcenverträgliches
                                                                      Verhalten wirkt sofort und steigert die Lebensqualität.
                                                                        Klar ist aber auch: Dieser »suffiziente« Lebensstil muss durch
                                                                      gute Mobilitätsangebote gestützt werden. Noch aber orientiert
                                                                      sich die Bundesregierung am Leitbild des wachsenden Verkehrs.
                                                                      Keinen der genannten sieben Schritte für eine Wende zu nach-
                                                                      haltiger Mobilität will sie ernsthaft gehen. Damit steuert sie
                                                                      Deutschland auf einen klima- und verkehrspolitischen Holzweg.
                                                                      Nur gründliche Reformen machen unsere Mobilität zukunftsfähig.

                                                                              WWW.BUND.NET/MOBILITAET
BUNDmagazin 2 | 20   ›   TITELTHEMA 15
Gemeinde Rudersberg (2)

                                                                                                                                         Die Ortsdurchfahrt Rudersberg im
                                                                                                                                        Rems-Murr-Kreis vor und nach dem
                                                                                                                                         Umbau zu einem »Shared Space«.

                                                                                       LEITFADEN

                                                 GANZ KONKRET
                                      Weichen stellen für eine klima­freundliche Mobilität: Die vom
                                    BUND initiierte Studie »Mobiles ­Baden-Württemberg« hat seit ihrer
                                      Veröffentlichung die verkehrspolitische Diskussion bewegt.

                          Ä     ndert sich die deutsche Verkehrspolitik nicht, wird sie direkt
                                in die Sackgasse führen. Ohne eine 180-Grad-Wende sind
                          die Pariser Klimaziele hier nicht zu erreichen. Dies belegt die
                                                                                                 WIE DIE WEICHEN STELLEN?
                                                                                                 Wie die Weichen neu gestellt werden müssen, zeigt der BUND-­
                                                                                                 Leitfaden mit folgenden Maßnahmenpaketen:
                          Studie in aller Ausführlichkeit. Ihre zentralen Ergebnisse fasst       • Verkehr im Nahraum: Kurze Wege, Autoverkehr verlagern und
                          nun ein Handlungsleitfaden allgemeinverständlich zusammen.                vermeiden
                          Sein Titel: »Mobiles Baden-Württemberg – Wege zu einer nach-           • Beweglich und sparsam: Mobil mit dem Fahrrad und zu Fuß
                          haltigen Mobilität«.                                                   • Zielgenaue Planung: Klimaschonende Infrastruktur schaffen
                          Nur eine neue Mobilitätskultur mit deutlich weniger Autoverkehr        • Mehr Kapazitäten: Die Bahn flächendeckend als Zugpferd
                          gestaltet demnach die Mobilität klimaschonend, gesundheits-              ­einer neuen Mobilitätspolitik
                          verträglich und flächensparend; und erlaubt eine soziale Teilhabe      • Gut angebunden: Auch im ländlichen Raum mit dem Umwelt-
                          für alle. Der Leitfaden liefert konkrete Empfehlungen, wie diese          verbund nachhaltig mobil
                          Mobilitätskultur mit Leben gefüllt und praktisch umgesetzt werden      • Richtig gelenkt: Gerechte Preissignale
                          kann – vor Ort in den Kommunen, aber auch auf Landesebene.             • Kleiner, effizient und sauber: Zukunftsfähige Autotechnik
                          Der BUND BaWü beschreibt konkrete Lösungen und gibt Hinweise,
                                                                                                                                         Klaus-Peter Gussfeld
                          wie Gemeinderäte, Landtagsabgeordnete oder Aktive von Bürger-
                                                                                                        Referent für Verkehr und Raumordnung des BUND BaWü
                          initiativen an weiterführendes Material gelangen. Eine Fundgrube
                          für verkehrspolitische Initiativen und angewandten Klimaschutz:
                          nicht nur im Ländle!

                                                                                                         MEHR ZUM THEMA
                                                                                                   i     Online finden Sie die 36-seitige Broschüre
                                                                                                         unter www.bund-bawue.de/mobiles-bawue;
                                                                                                         Bezug eines gedruckten Exemplars gratis
                                                                                                         (gegen Versandkosten) über info.bawue@bund.net
16 BUNDmagazin 2 | 20   ›   TITELTHEMA

                                                                                                                                                   Jo Röttgers/BUND BW
                                                                                                                     Protestaktion in Stuttgart.

                                                                VERKEHRSPOLITIK                Beihilfen. Nicht rütteln will er daran, dass

LEISTUNG VERWEIGERT.
                                                                                               fossile Kraftstoffe wie Diesel und Kerosin
                                                                                               weiter steuervergünstigt oder gar steuer-
                                                                                               frei abgegeben werden. Wer aber Neues
                                                                                               durchsetzen will, muss auch dafür sorgen,

UNGENÜGEND!
                                                                                               dass das Alte den Platz räumt.
                                                                                                  Was der Minister fast ganz außer Acht
                                                                                               lässt, sind ordnungspolitische Maßnah-
                                                                                               men. Doch nur damit sind die wichtigsten
                                                                                               Ziele zu erreichen, nämlich Verkehr zu
                                                                                               vermeiden und zu verlagern. Ein aktuelles
                                                                                               BUND-Konzept zeigt mit Blick auf das
         Was der Verkehrsminister zum nationalen                                               Jahr 2030: Auch im Verkehr ist das natio-
      ­Klimapaket beisteuert, ist viel zu wenig – für                                          nale Klimaziel sehr wohl zu schaffen –
                                                                                               ohne die Mobilität spürbar einzuschränken
      die nötige Verkehrswende und für das Klima.                                              oder sie den Besserverdienenden vorzu-
                                                                                               behalten.

                 JENS HILGENBERG                  das Kabinett eine Schulklasse und das        VORRANG DER
                                                  Klimapaket eine Gruppenarbeit, hieße das:    VERKEHRSWENDE
                 leitet die Verkehrspolitik des
                                                  Minister Scheuer, Leistung verweigert,       Die Bundesregierung, aber auch Länder
                 BUND-Bundesverbands.
                                                  Note ungenügend.                             und Kommunen müssen einem klima-
                                                                                               schonenden Verkehr bei all ihren Ent-

D    ie Verkehrspolitik ist das Sorgen-
     kind des deutschen Klimaschutzes.
Geht es nach Verkehrsminister Andreas
                                                  PLATZ FÜR NEUES SCHAFFEN
                                                  Um im Bild zu bleiben: Andreas Scheuer
                                                  muss nachsitzen, um den Stoff aufzuar-
                                                                                               scheidungen künftig den Vorrang geben.
                                                                                               Konkret: Geld, das aktuell noch für den
                                                                                               Bau neuer Straßen vorgesehen ist, muss
Scheuer, bleibt das wohl auch die nächs-          beiten. Statt Verkehr zu vermeiden, meint    in den öffentlichen Verkehr mit Bus und
ten Jahre so. Schon als der Minister im           er den Klimaschutz mit einem weiteren        Bahn fließen. Und in den Kommunen
Herbst seine Maßnahmen für das Klima-             Anstieg vereinbaren zu können. Und das       muss der Straßenraum neu verteilt werden,
paket vorstellte, war offenkundig: Sie            primär auf technischem Weg: Wasser-          zugunsten des Umweltverbundes aus
reichen nicht, weder für den Klimaschutz          stoff und synthetische Kraftstoffe sollen    Rad-, Fuß- und öffentlichem Verkehr.
noch die Mobilitätswende. Den letzten             für mehr Klimaschutz im Verkehr sorgen.        Damit unsere Maßnahmen Wirkung zei-
Beweis lieferten jüngst Gutachten für             Doch die eingeplanten Mengen sind un-        gen, muss der Verkehrsminister schnell
das Bundeswirtschafts- und Bundesum-              realistisch hoch. (siehe Interview auf der   für eine echte Verkehrswende sorgen.
weltministerium: Demnach verfehlt das             übernächsten Seite)                          Nur sie wird den CO2-Ausstoß ausreichend
Bundesverkehrsministerium seine Klima-              Scheuer fixiert sich vor allem auf den     mindern und einer entspannten, fairen
ziele um fast die Hälfte, genau: um 30 bis        Antriebswechsel, und hier in erster Linie    und nachhaltigen Mobilität die Zukunft
33 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Wäre            auf Subventionen, Forschungsgelder und       weisen.
BUNDmagazin 2 | 20    ›   TITELTHEMA 17

                           SOZIALE GERECHTIGKEIT                    jene, denen Menschen mit wenig Einkommen ansonsten egal
                                                                    sind. Gleichzeitig wird ignoriert, dass bestehende Instrumente

NICHTSTUN IST AM
                                                                    wie die Pendlerpauschale sozial ungerecht sind.

                                                                    ÜBER DIE GRENZEN
                                                                    Effektiver Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit sind also zwei

UNSOZIALSTEN
                                                                    Ziele, die durchaus zu verknüpfen sind. Die Politik muss sich ein-
                                                                    schalten in den bestehenden Dialog zwischen Gewerkschaften,
                                                                    Umwelt- und Sozialverbänden – um eine Mobilität für alle sicher-
                                                                    zustellen, im Rahmen der planetaren Grenzen.
                                                                       Eines ist wohl unstrittig, besonders mit Blick auf die aktuelle
      Im Rahmen der Mobilitätswende                                 Lage an der griechischen Grenze: Wir brauchen einen ambitio-
                                                                    nierten Klimaschutz, um gemeinsam zu verhindern, dass welt-
    muss k­ limaschädliches Verhalten                               weit Menschen wegen der Klimakrise ihre Heimat verlieren. Wir
    teurer werden. W
                   ­ ie verhindern wir                              treten dafür ein, soziale Gerechtigkeit nicht nur auf Deutschland
                                                                    bezogen zu denken, sondern grenzübergreifend Verantwortung
                  hier soziale Härten?                              zu übernehmen. Denn Nichts­tun wäre die ungerechteste aller
                                                                    Strategien.

I  n Krisenzeiten ist schnelles und effektives Handeln gefordert.
   Momentan stellt uns alle das Corona-Virus vor große Heraus-
forderungen. Deutlich zeigt uns das Krisenmanagement soziale
                                                                                                Arbeitskreis Mobilität der BUNDjugend

Ungerechtigkeiten auf. Ähnlich die Klimakrise: Auch hier sind
ehrgeizige Schritte gefragt. So wird über einen hohen Preis für                       Aktion des Arbeitskreises: Straßenfläche gerecht verteilen!
CO2-­Emissionen und die Abschaffung der Pendlerpauschale
diskutiert. Wie aber können wir eine ambitionierte Klimapolitik
verfolgen, ohne die, die jetzt schon wenig haben, zusätzlich zu
belasten?

SELBER SCHULD?

                                                                                                                                             Vera Storre
Zunächst: Gerecht sind steigende Kosten im Verkehr deshalb,
weil Menschen, die das Klima schädigen, an den anfallenden
Umweltkosten beteiligt werden sollten. Diese Kosten decken
jene, die Auto fahren oder fliegen, bei Weitem nicht. Ein Preis
zum Beispiel auf den CO2-Ausstoß soll dies ändern.
  Allerdings gibt es Menschen, die – etwa wegen steigender
Wohnungsmieten – aus der Stadt ins Umland verdrängt wurden.
                                                                      DER AK MOBILITÄT
Sie sind damit oft aufs Auto angewiesen. Ihr klimaschädliches
Verhalten ist weniger der eigenen freien Entscheidung geschuldet      DER BUNDJUGEND
als fehlender öffentlicher Daseinsvorsorge.                           Alternativen zum Privatauto diskutieren, politische
                                                                      Forderungen für eine Verkehrswende aufstellen und sich
SOZIALE KONZEPTE                                                      bundesweit austauschen mit jenen, die sich für Mobilität
Was häufig aus dem Blick gerät: Viele Vorschläge für einen star-      interessieren – das bietet unser Arbeitskreis. Wir waren
ken Klimaschutz greifen soziale Aspekte auf. So könnten wir           schon gemeinsam bei der IAA-Demo und haben mit e     ­ iner
dank einer Klimaprämie von einem CO2-­Preis sogar profitieren.        Aktion auf den großen Flächenverbrauch von Autos hinge-
Als fester Geldbetrag würde sie aus den Einnahmen der CO2-Steuer      wiesen. Denn: Die Verkehrswende müssen wir erkämpfen!
an jede*n von uns zurückgezahlt.                                      Wir freuen uns immer über Verstärkung. M ­ elde dich bei
   Eine Alternative zur Pendlerpauschale wäre das Mobilitäts-         Interesse bei: stella.mederake@bundjugend.de
geld: Wer pendelt, dem wird ein Einheitsbetrag pro Entfernungs-
kilometer von der Steuerlast abgezogen – anders als bei der

                                                                         i
Pauschale unabhängig vom jeweiligen Steuersatz.                                Mehr Infos unter: www.bundjugend.de/
   Gerne verweisen Politiker*innen auf die soziale Gerechtigkeit,              themen-­teams-und-arbeitskreise
um Fortschritte beim Klimaschutz abzuwehren – und zwar oft
18 BUNDmagazin 2 | 20   ›   TITELTHEMA

                                                   INTERVIEW

ES BRAUCHT
WEIT MEHR!                                                                                                        Günter Hörmandinger ist ­
Was treibt die Autos der Zukunft an?                                                                              der stellvertretende Direktor
                                                                                                                  der »Agora Verkehrswende«.

Und wo ist die Verkehrspolitik jetzt besonders gefragt?                                                           Dieser Thinktank hat sich
                                                                                                                  dem Ziel ­ver­­schrie­ben,

Ein Gespräch mit Günter Hörmandinger von der                                                                      unseren Verkehr bis 2050
                                                                                                                  klimaneutral zu gestalten –
                                                                                                                  beraten wird er dabei auch
»Agora Verkehrswende«.                                                                                            vom BUND.

Herr Hörmandinger, ist die Frage des Antriebs das A und O der           fahren. Zumindest für den Straßenverkehr ist das keine Option.
Verkehrswende?                                                          Erneuerbare Energie bleibt absehbar ein knappes Gut, mit dem
Das ist sie nur teilweise. Sie ist sozusagen das A, aber nicht das      wir sparsam umgehen müssen.
O. Wir werden die Probleme im Verkehr nicht mit einem einzigen
Streich aus der Welt schaffen. Wir brauchen ein ganzes Lösungs-         Der Verkehrsminister verengt die Zukunft der Mobilität gerne
paket für dieses vielgestaltige System. Da ist zum einen die            auf die Frage des richtigen Antriebs. Was versäumt er so?
Mobilitätswende: Wir müssen Verkehr möglichst vermeiden und             Die Politik hat sich bisher auf Maßnahmen konzentriert, die nie-
verlagern, auf den umweltschonenderen öffentlichen Verkehr              mandem wehtun außer dem Steuerzahler: also vielerlei Anreize,
und – bei Gütern – auf die Bahn. Wir brauchen neue Mobilitäts-          Subventionen, Förderungen. Das ist auch nicht per se verkehrt.
dienstleistungen und eine Stadtplanung, die es attraktiver macht,       Aber für die Verkehrswende braucht es weit mehr. Zum Beispiel
zu Fuß zu gehen und Fahrrad zu fahren.                                  eine Besteuerung, die den Kauf sparsamer Autos stärker entlastet
  Zweitens ist auch im Verkehr die Energiewende essenziell: Es          und dafür klimaschädliche Fahrzeuge deutlich höher besteuert.
wird immer ein Bedarf an motorisiertem Transport bleiben. Und           Dieses Bonus-Malus-System könnte sich selbst finanzieren und
der muss klimaneutral, also mit erneuerbaren Energien betrieben         würde jene Steuerzahler, die gar nicht Auto fahren, keinen Cent
werden müssen.                                                          kosten. Noch läuft es ja oft andersherum: Menschen mit wenig
                                                                        Einkommen, die sich teilweise gar kein Auto leisten können,
Neben dem Elektroauto mit Batterie wird auch über Antriebe              finanzieren über diverse Steuergeschenke die Premium-­Elektro­
mit synthetischen Kraftstoffen oder Wasserstoff diskutiert.             fahrzeuge höherer Einkommensschichten mit.
Was ist am sinnvollsten?
Erneuerbar erzeugten Strom kann man entweder direkt in ein              Was halten Sie für am vordringlichsten in der Verkehrspolitik?
Batteriefahrzeug leiten und damit fahren. Oder man nutzt den            Viele unserer Vorschläge hat die Regierung in ihrer Klimastrate-
Strom, um daraus Wasserstoff zu machen, diesen an eine spe-             gie nur ansatzweise aufgegriffen. Nicht oft genug kann man
zielle Tankstelle und von dort ins Auto zu bringen, um hier mit         zum Beispiel anmerken, wie wichtig ein generelles Tempolimit
einer Brennstoffzelle Strom zu erzeugen, der das Auto bewegt.           auf unseren Autobahnen wäre –­und zwar weit über die direkte
Oder ich erzeuge mit erneuerbarem Strom Wasserstoff und                 CO2-Einsparung hinaus. Bekäme Deutschland als letztes Indust-
verbinde ihn mit CO2 aus der Luft zu künstlichem Kraftstoff für         rieland der Welt ein Tempolimit, könnte man erwarten, dass die
einen Verbrennungsmotor. Wieviel der ursprünglichen Energie             Hersteller beginnen, ganz andere und vor allem leichtere Autos
kommt am Rad an? Beim Elektroauto um die 69 Prozent, beim               zu bauen. Autos, die nicht mehr übermotorisiert und überdimen-
Fahrzeug mit Brennstoffzelle höchstens halb so viel, 35 Prozent.        sioniert für das Wettrennen auf der Autobahn gerüstet werden.
Bei der dritten Variante ist die Effizienz mit 13 Prozent erbärmlich.   Davon erwarten wir uns weitreichende Effekte für alle Hersteller,
Einen Verbrenner mit erneuerbarem Strom anzutreiben, braucht            die auf dem deutschen Markt miteinander konkurrieren.
also fünfmal so viele Windräder, wie wenn Sie direkt mit Batterie                                                                     sz
BUNDmagazin 2 | 20   ›   TITELTHEMA 19

                KIRSTEN HAVERS

                betreut das Lieferverkehrs­
                projekt des BUND.

D     er Lieferverkehr in unseren Städten
      nimmt weiter zu. Und nicht erst seit
der Corona-Krise wissen wir: Er ist wich-
tig, da er uns mit allem Nötigem versorgt.
Entsprechend geht es im BUND-­Projekt
»Klimafreundlicher Lieferverkehr für
saubere und lebenswerte Städte« nicht
darum, ihn grundsätzlich zu verteufeln.
Sondern darum, ihn umwelt- und stadt-
verträglich zu gestalten. Denn wir sehen,
dass der Verkehr die Ballungsräume im-
mer stärker belastet. Unfälle, Luftschad-

                                                                                                                                               Die Projektoren
stoffe und der Platzverbrauch schränken
unsere Lebensqualität ein, der Ausstoß
von Treibhausgasen belastet das Klima.

                                               LIEFERVERKEHR
BÜNDELN UND VERLAGERN

                                               LIEFERN LASSEN
Wie kann der städtische Lieferverkehr
verbessert werden? Dazu betrachten wir
– gefördert vom Bundesumweltministe-
rium im Rahmen der Nationalen Klima-
schutzinitiative – diverse Alternativen.
Wir beraten Kommunen und fördern den
Austausch aller wichtigen Akteure.
                                               Ein zunehmend sichtbarer Teil des Verkehrs ­
   Schon heute gibt es Möglichkeiten, den      in Ballungsräumen geht von Lieferwagen aus.
Lieferverkehr einzudämmen und klima-
schonender zu gestalten. Hier sind zwei
                                               Wie können Städte hier für Entlastung sorgen?
Grundprinzipien von Bedeutung: Zum einen       Dies untersucht der BUND derzeit.
vermeiden wir Lieferverkehr, indem wir die
Lieferungen bündeln. Und wir verlagern
ihn auf emissionsfreie Fahrzeuge wie die       MIKRODEPOTS                                   dann bestimmen, zu welchen Bedingungen
Lastenräder. Diese sind erstaunlich viel-      UND FUSSGÄNGERZONE                            diese Depots zu nutzen sind: nur bei einer
seitig einsetzbar. Wo sie doch einmal an       Was können die Städte für einen umwelt-       Zustellung mit emissionsfreien Fahrzeu-
Grenzen stoßen, können Elektrofahrzeuge        verträglichen Lieferverkehr tun? Leider ist   gen oder bei der kooperativen Nutzung
aller Art die Lieferung übernehmen.            ihr Handlungsspielraum begrenzt. Es fehlt     durch mehrere Dienstleister, wie das im
   Zwei Beispiele für alternative Konzepte     an klaren gesetzlichen Grundlagen, um         KoMoDo-Projekt der Fall ist.
in der Innenstadt: Göteborg zeigt mit          eingreifen zu können – hier müssen die           Auf Projektebene arbeitet der BUND vor
»Stadleveransen«, wie der Einzelhandel         Bundes- und Landespolitik nachbessern.        allem mit Kommunen und der Transport-
gebündelt und emissionsfrei zu beliefern       Doch bestimmte Hebel können die Kom-          wirtschaft zusammen. Doch eins ist klar:
ist. Ein anderer Ansatz zielt auf die Paket-   munen bereits nutzen.                         Ein wichtiger Akteur sind nicht zuletzt wir
und Express-Dienstleister. Für die Beliefe-      So kann es zweckdienlich sein, eine         alle, die wir uns Dinge liefern lassen. Wir
rung auf der letzten Meile – also die Zu-      Fußgängerzone einzurichten. Sie erlaubt       sollten darauf achten, dass unsere Bestel-
stellung der Pakete an den Empfänger –         es Kommunen zu entscheiden, welche            lungen wirklich notwendig sind.
können kleine, dezentrale Umschlagplätze       Fahrzeuge zu welcher Zeit hineinfahren
(Mikro­depots) genutzt werden, und von         dürfen. Auch kann die Kommune eigen-
dort dann Lastenräder. Ein gutes Beispiel      ständig Mikrodepots aufbauen und so                   WWW.BUND.NET/
                                                                                                     LIEFERVERKEHR
dafür ist das Berliner Projekt KoMoDo.         den Lieferverkehr beeinflussen. Sie kann
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                                                                                                       Gartenbank Enya                                                            der Gartenmöbel
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                                                                      Größe M                           Nr. 27 370    11,90 7         Trinkflasche
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22 BUNDmagazin 2 | 20   ›   AKTION

                                                                                                                                                         J. Farys
                                                                                     Simone M. Neumann
                                                                     Anfang März: Protest                Mitte März: Der BUND projiziert seine Forderung an
                                                                      vor dem Bundesrat.                 die Fassade der Nordischen Botschaften in Berlin.

KLIMASCHUTZ

STOPPT DATTELN 4
                                                                                                         cken und sie aufzufordern, sich gegen
                                                                                                         das Kohlekraftwerk Datteln 4 zu wenden.
                                                                                                         Denn das ist im Besitz des finnischen
                                                                                                         Staats. Schon mehr als 30 000 Menschen
                                                                                                         haben Marin angeschrieben. Als sie im
                                                                                                         Februar auf Besuch im Kanzleramt weilte,
Mit einer Kampagne will der BUND verhindern,                                                             war der BUND vor Ort. Im März haben wir
dass am Dortmund-Ems-Kanal ein neues                                                                     sie mit einer großen Projektion erneut an
                                                                                                         ihre Verantwortung erinnert.
­Kohlekraftwerk ans Netz geht. Denn dann                                                                    Aktuell ist das Gesetzgebungsverfahren
 ­wären die deutschen Klimaziele Makulatur.                                                              erst einmal verschoben. Doch wir bleiben
                                                                                                         aktiv, damit Datteln 4 nicht ans Netz geht.

Ü    ber ein Jahr brauchte die Bundes-
     regierung, um aus dem Beschluss
der Kohle-Kommission einen Gesetzent-
                                            Studie des Deutschen Instituts für Wirt-
                                            schaftsforschung, die der BUND kürzlich
                                            in Auftrag gab. Will Deutschland seine
                                                                                                         Auch Sie können etwas dafür machen.
                                                                                                         Die allermeisten von uns sind derzeit wohl
                                                                                                         mehr als sonst zuhause und verbringen
wurf für den Kohleausstieg zu machen.       Klimaschutzziele für 2030 erreichen, muss                    sehr viel Zeit am Bildschirm. Deshalb hat
Aber der Ausstieg erfolgt deutlich lang-    der Kohleausstieg bis dahin vollzogen                        sich der BUND ein kleines Spiel überlegt:
samer als von der Kommission empfohlen.     sein und die erneuerbare Energiesparte                       Verhindern Sie, dass die Steinkohle aus
Und beginnen soll der Ausstieg damit,       deutlich schneller ausgebaut werden.                         den Frachtern zum Kraftwerk gelangt –
dass im Ruhrgebiet das Steinkohlekraft-       Deshalb protestierte der BUND vor Ort                      stellen Sie Ihr Geschick unter Beweis, da-
werk »Datteln 4« in Betrieb geht. Welch     und begleitet das Gesetzgebungsverfah-                       mit Datteln 4 die Kohle nicht verbrennen
klimapolitischer Irrsinn.                   ren: im Januar vor dem Kanzleramt und                        kann! Das Spiel »Daddeln gegen Datteln«
                                            im März vor Bundestag und Bundesrat.                         finden sie unter: www.bund.net/daddeln
RAUS AUS DER STEINZEIT                      Mal sind wir mit Schildern und Bannern                          Und falls Sie es noch nicht getan haben:
Deshalb hat der BUND die Kampagne           da, mal mit einem rauchenden Kohlekraft-                     Schicken auch Sie eine Nachricht an die
»Raus aus der Steinzeit – Nein zu Datteln   werk. Die Forderung ist immer dieselbe:                      Ministerpräsidentin Sanna Marin – für ei-
4!« gestartet. Denn dieses Kraftwerk wird   Stoppt Datteln 4!                                            nen raschen Ausstieg aus der Kohle, ohne
zusätzlich Millionen Tonnen CO2 in die                                                                   neues Kraftwerk.
Atmosphäre schleudern und das Klima         FINNEN MITVERANTWORTLICH                                                                 Thorben Becker
weiter erhitzen. Und das wird auch nicht    Außerdem wendet sich der BUND an die
dadurch ausgeglichen (wie gerne behaup-     finnische Regierung. Seit Februar bieten
                                                                                                                   AKTION.BUND.NET/
tet), dass gleichzeitig ältere Kraftwerke   wir die Möglichkeit, eine Nachricht an die
                                                                                                                   DATTELN-4-STOPPEN
früher vom Netz gehen. Dies zeigt eine      Ministerpräsidentin Sanna Marin zu schi-
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