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14 Niedersachsen MITTWOCH 17. JULI 2019 Mahnungen von DI E LAGE DER LA N D W I RT SCHAF T: E SSAY Ü BE R E I N E BRANCH E I M U M BRUCH der Pflegekammer Selbstauskunft zu Gehalt gefordert von P e ter M lod o c H Gute Bauern, böse Bauern Hannover. Rund 40 000 Niedersachsen be- kommen in den nächsten Wochen ein Mahn- schreiben von der Pflegekammer. Darin for- dert die staatliche Vertretung der Pflegekräfte erneut zur Zahlung des Mitgliedsbeitrags für das zweite Halbjahr 2018 auf – und zwar des Höchstbetrags von 140 Euro. Wer nicht re- agiert, dem droht am Ende die Zwangsvoll- streckung. Die Pflegekammer, die bereits aus- gerechnet kurz vor Weihnachten mit rüden Beitragsbescheiden im Befehlston heftige Proteste bei den Betroffenen ausgelöst hatte, rechtfertigt ihr Vorgehen mit „Gründen der Gleichbehandlung“ und dem „Grundsatz der Selbstbindung der Verwaltung“. Alle Fachkräfte in der Alten-, Kranken und Kinderpflege sind per Gesetz automatisch Mitglied in der umstrittenen Institution und damit auch zum Entrichten des Beitrags ver- pflichtet. Dieser richtet sich nach dem Ein- kommen; wer allerdings darüber keine Anga- ben macht, muss den vollen Satz berappen. Seit Konstituierung vor einem Jahr versucht die Körperschaft, diese geschätzt 90 000 bis 100 000 Pflegekräfte in Niedersachsen genau zu erfassen. Sie verschickte mit Hilfe von Arbeitgeber-Daten an 97 000 Personen Zah- lungsbescheide mit der Aufforderung zur Selbstauskunft über Tätigkeit und Lohn. Doch nur 60 000 Mitglieder haben sich vollständig registrieren lassen, davon lediglich 16 400 Al- tenpfleger. „In der Altenpflege haben wir ein Akzep- tanzproblem“, gab Kammerpräsidentin San- dra Mehmecke am Dienstag in Hannover zu. Kammer-Geschäftsführer Manuel Athing ap- pellierte an die Angeschriebenen, sich unbe- dingt zu melden. „Natürlich haben wir ein In- teresse daran, dass die, die gar keine Mitglie- der sind, uns kurz darüber informieren.“ Nur so ließen sich weitere Unannehmlichkeiten vermeiden. Nach der massiven Kritik hat die Pflegekammer ihre Beitragssatzung für 2019 geändert und Geringverdiener entlastet. Der Streit überlagerte die vielen Initiativen und Milchland Niedersachsen: Jeder fünfte Liter in Deutschland kommt von hier, unter anderem aus diesem Betrieb in Riede. Melker Bozhidar Kirov legt Hand an. FOTO: JONAS KAKO Projekte, die die Interessenvertretung mitt- lerweile angestoßen hat. So will die Kammer eine Berufsordnung für Altenpfleger erarbei- von Marc Hagedorn um. Den Ausstoß an Treibhausgasen haben rühmt, manche sagen: berüchtigt ist, hat vor weil Großbetriebe sie einfach schlucken oder E ten und verbindliche Regeln für die Ermitt- die Bauern in den vergangenen Jahren redu- ein paar Jahren seinen Ärger über eine be- ihnen den Boden abkaufen. Andere überle- lung des Pflegepersonalbedarfs in Kranken- in Mann in Arbeitskleidung kniet ziert. Und es gibt weitaus größere Umwelt- stimmte Mentalität aufgeschrieben: „Du, ben nur, weil sie sich ein zweites oder drittes häusern aufstellen. in einem Stall neben einem Kälb- sünder, zum Beispiel den Verkehr mit immer lieber Verbraucher, willst doch nur noch Standbein schaffen. Unterm Strich heißt Die Leiharbeit in der Branche nimmt die In- chen, er reibt es mit Stroh ab und größeren und immer mehr Autos. Es wird so eines: billig. Und dann auch noch Ansprüche das, dass immer weniger, dafür aber immer stitution ebenfalls ins Visier. Anders als in der füttert es mit einem Fläschchen. viel geflogen wie noch nie. Energiewirt- stellen! Deine Lebensmittel soll genfrei, größere Betriebe immer mehr produzieren Industrie verdienen Leihkräfte in der Pflege Er sagt: „Nachhaltigkeit steht bei schaft, Industrie, Haushalte und Kleinver- glutenfrei, lactosefrei, cholesterinfrei, kalo- (müssen). meist deutlich besser als ihre angestellten Kli- uns an erster Stelle. Die Kuh muss sich wohl- braucher produzieren mehr Treibhausgase rienarm (oder doch besser kalorienfrei?) Bauern sind Unternehmer auf dem Lande. nik-Kollegen; zudem können sie sich oft ihre fühlen.“ Ein anderer Mann stapelt Kartoffeln als die Landwirtschaft. sein, möglichst nicht gedüngt und wenn, Sie verbringen heute mehr Zeit im Büro als Dienstzeiten aussuchen. Dies löse einen pro- an seinem Verkaufsstand. Er sagt: „An je- Das entlässt die Bauern nicht aus ihrer dann organisch. Aber stinken soll es auch auf dem Feld. Das muss nicht schlecht sein, blematischen Abwerbeprozess aus, warnte dem Sack steht mein Name. Ich stehe gerade Verantwortung, zumal der Methan- und nicht, und wenn organisch gedüngt wird, genau wie die Digitalisierung, die längst die Präsidentin Mehmecke. Die Stammteams in dafür, dass ich gute Lebensmittel abliefere.“ Lachgasausstoß in der Landwirtschaft nach jedenfalls nicht bei dir. Gespritzt werden Betriebe erreicht hat. Kühe, die der Roboter den Krankenhäusern schrumpften, die Qua- Eine junge Frau sitzt hinter einem Lenkrad, wie vor ein großes Problem ist. Aber es ord- darf es natürlich nicht, muss aber top ausse- melkt, Trecker, die fast von alleine fahren, lität der Versorgung leide. auf ihrem Schoß ein Hund. Geschickt steuert net ihre Rolle etwas genauer ein. Auch im hen, ohne Flecken. Sind doch kleine Macken Computer, die Futter- oder Wassermengen sie mit einer Hand den Trecker. Sie sagt: „Ich globalen Kontext. Alles dran, lässt du es liegen.“ Das berechnen – das klingt nach Science-Fiction will, dass es meinen Tieren gut geht.“ hängt mit allem zusam- LANDWIRTSCHAFT gab vielleicht einen Shit- und so, als entferne sich die Landwirtschaft, PARTEIAUSTRITT Drei Szenen aus dem Video „Echt Grün, men. Von Niedersachsen storm damals. Nicht jeder dieser Beruf für Mensch und Hand, noch Eure Landwirte“. Niedersachsens Bauern nach Brasilien ist es weni- IN NIEDERSACHSEN lässt sich gern den Spiegel weiter von der Schöpfung. Vorwürfe gegen SPD-Mitglied haben den fünfminütigen Film drehen las- ger weit, als man anneh- vorhalten. Tatsächlich kann die Digitalisierung aber Langeoog. Ein wegen eines angeblichen Hit- sen und in die Kinos und ins Internet ge- men könnte. Weil in Bei aller Polemik und dafür sorgen, Ressourcen zu schonen, weil lergrußes in die Schlagzeilen geratener bracht. Die Botschaft ist klar: Die Landwirt- Deutschland seit Jahren der Zuspitzung steckt Wahres sie effizientere Arbeit ermöglicht. Sie kann SPD-Funktionär von der Insel Langeoog ist schaft der Gegenwart ist verantwortungsbe- Bedarf an Soja wächst, in diesen wütenden Zeilen. den Mittelstand stärken. Auch als Gegenge- aus der Partei ausgetreten. Der Austritt sei be- wusst, sie ist modern und weiblich, die Tier- unter anderem für Tierfutter, wird tüchtig Rigoroser Moralismus von Seiten der Politik wicht zu den Agrar- und Lebensmittelkon- reits vollzogen worden, teilte der SPD-Kreis- haltung artgerecht und respektvoll. importiert. Woher? Aus Südamerika zum oder der Verbraucher gegenüber den Bauern zernen, deren schiere Größe und Macht verband Wittmund in Wilhelmshaven mit. Die Zahlen sind beeindruckend: 38 Pro- Beispiel. In Brasilien werden Abertausende kann nicht der Schlüssel sein, um die Land- (Arbeitsplätze!) die Politik bisweilen einzu- Das Vorstandsmitglied des Ortsvereins habe zent aller deutschen Eier, 28 Prozent aller Hektar Regenwald gerodet, um Anbauflä- wirtschaft nachhaltig und zukunftsfähig zu schüchtern scheint, wenn es darum geht, Ge- den Schritt mit einer gegen ihn geführten Zuckerrüben und jeder fünfte Liter Milch chen für Soja zu schaffen. Der Sojaexport ist gestalten. setze zu erlassen. Männliche Küken bei- Kampagne und SPD-internen Anfeindungen kommen aus Niedersachsen. 32 Prozent aller für die brasilianische Wirtschaft eine sichere Der Gegenentwurf zur industriellen Pro- spielsweise, frisch geschlüpft, dürfen immer begründet. Die Staatsanwaltschaft Aurich er- Schweine werden hier gehalten, und fünf Einnahmequelle. In Deutschland werden die duktion ist eine Landwirtschaft wie aus dem noch vergast werden. mittelt gegen den Mann wegen des Vorwurfs, Millionen Tonnen Kartoffeln sowie 6,8 Mil- Kühe satt und stark. Aber den Preis zahlt die Bilderbuch, ein Bullerbü mit glücklichen In dem „Echt-Grün“-Video der niedersäch- den Hitlergruß gezeigt zu haben. Sein Anwalt lionen Tonnen Getreide werden auf hiesigen Umwelt auf der anderen Seite des Globus’; Tieren und natürlich wachsenden Lebens- sischen Bauern sagt ein Landwirt an einer hatte die Vorwürfe als „haltlos“ zurückgewie- Feldern geerntet. Die Landwirtschaft mit Klima, Böden und Grundwasser leiden. mitteln. Jedes Ei, jeder Schinken und jedes Stelle: „Wir haben eine von Gott gesegnete sen. Über den Parteiaustritt hatte zunächst den ihr nachgelagerten Betrieben ist in Nie- Spätestens an dieser Stelle muss der Ver- Schnitzel kommen vom Hof um die Ecke. Gegend.“ Um die zu erhalten, braucht es ein die „Ostfriesen-Zeitung“ berichtet. DPA dersachsen nach der Automobilindustrie der braucher und sein Konsumverhalten ins Schön wär’s, aber so viele Ecken und Höfe Miteinander aller Parteien: eine Politik, die zweitgrößte Arbeitgeber. Spiel kommen. Was will er eigentlich? Auf kann es gar nicht geben, dass demnächst ökologisches und artgerechtes Handeln be- MOORBRAND Dass sich Niedersachsens Landwirte im jeden Fall immer mehr, zum Beispiel Fleisch. acht, neun oder zehn Milliarden Menschen lohnt. Verbraucher, die sich beim Einkauf vergangenen Jahr veranlasst sahen, diesen Wir essen heute doppelt so viel Fleisch wie satt werden könnten. nicht vom Geiz-ist-geil-Gedanken treiben 600 000 Euro für Einsatz aufwendigen Werbefilm drehen zu lassen, vor 100 Jahren. In den Schlachthöfen Nieder- Der Trend ist ein ganz anderer: Die Zahl lassen. Einen Einzelhandel, der vom Vor-al- Nordhorn. Für die Hilfe bei der Bekämpfung verrät einiges über die Befindlichkeit der sachsens werden Tiere maschinell und im der Höfe in Niedersachsen und Deutschland lem-billig-Köder abrückt, und eine Lebens- des Moorbrandes im vergangenen Jahr im Branche. Die Landwirtschaft hat ein Image- Sekundentakt getötet. In vielen Mastställen nimmt seit Jahren kontinuierlich ab. Bauern mittelindustrie und Landwirte, die auf Emsland hat die Bundeswehr rund 600 000 problem, und viele Bauern fühlen sich falsch wachsen Lebewesen heran, deren einziger geben auf, weil sie nicht mehr von ihren Klasse statt Masse setzen. Euro an den Kreis Grafschaft Bentheim ge- wahrgenommen. Dabei spielen Vorurteile Zweck es ist, möglichst schnell auf unseren Erträgen leben können, weil ihnen die Büro- Gelingt dieses Zusammenspiel nicht, dro- zahlt. Das teilte der Landkreis mit. Damit sei und gefühlte Wahrheiten eine Rolle wie: Tellern zu landen. Bauer Willi, ein Landwirt, kratie den Spaß an der Arbeit genommen hen dramatische Szenarien. Einige sind ein Großteil der Aufwendungen abgegolten, Bauern jammern gern. Bauern kassieren der für seine Texte im Internet ziemlich be- hat, weil sie keine Nachfolger finden oder schon real. Über die Afrikanische Schweine- sagte Landrat Friedrich Kethorn (CDU). Der Millionen aus Brüssel. Bauern denken erst pest etwa sagen Experten, dass die zentrale Landkreis hatte die Forderungen der Kommu- an sich und dann an die Umwelt. Als pau- Frage nicht mehr ist, ob, sondern nur noch nen gebündelt eingereicht, das Geld wird nun schale Behauptung ist das Quatsch. wann sie auch Deutschland erreicht. weitergeleitet. „Die Prüfung der restlichen Aber es gibt auch Fakten, die in dem Film Forderung von 29 000 Euro soll schnell vorge- „Echt Grün, Eure Landwirte“ nicht zur Spra- nommen werden, so hat die Bundeswehr es che kommen. Dass in Niedersachsen riesen- zugesagt“, sagte der Landrat. DPA große Zuchtanlagen stehen, dass hier die Hälfte aller deutschen Masthühner gehalten Die Teile unserer Serie wird. Dass diese Tiere jährlich 40 Milliarden Liter Kot und Gülle produzieren. Dass über- 17. Juli Die Lage der Landwirtschaft haupt mehr Fleisch, Milch und Kartoffeln 21. Juli Massentierhaltung produziert werden, als die Menschen in Deutschland essen können. Von Nitrat im 24. Juli Bodenspekulation Boden, Treibhausgasen in der Luft und Anti- 28. Juli Existenzfrage Hofübergabe Eine Auswertung biotika in Tierkörpern ganz zu schweigen. dieser Messfelder 31. Juli Ferien auf dem Bauernhof Auch das gehört zur Realität der deutschen ermöglicht es Landwirtschaft im Jahr 2019. 4. August Digitalisierung uns, täglich die 7. August Klimawandel Ist die Landwirtschaft also eine verkom- Druckqualität mene Branche und der Bauer der Schurke? 11. August Biolandbau der Zeitung zu Wer das denkt, weiß es nicht besser oder ist überprüfen. 14. August Afrikanische Schweinepest ideologisch motiviert. Die Welt ist kompli- zierter. Landwirte sind mitverantwortlich 18. August Exportschlager Milch für den Klimawandel, aber sie leiden auch 21. August Gemeinschaftshöfe darunter. Und sie unternehmen etwas da- Herausforderung Klimawandel: Wenn es zu heiß wird im Sommer, trocknen die Böden 25. August Die Zukunft der Landwirtschaft gegen. Immer mehr Betriebe stellen auf Bio aus. Der Staub ist dabei noch das kleinste Problem. FOTO: JULIAN STRATENSCHULTE
14 Niedersachsen SONNTAG 21. JULI 2019 DE PLATTDÜÜTSCHE ECK M A SSEN TI ERHA LTU N G: A U F EI N E M HOF I N RI E D E G E HT D I E Z AH L D E R KÜ H E AU F TAUSE N D ZU Dusselig Detlef Kolze un sien Blick up de Welt Der Kuh-Konzern von J ürgen H i nric Hs Hautpflege im großen Stil. Kündigt sich ein F Kalb an, gehen die Kühe raus aus der Herde ünf Jahre her, dass in Riede, einem und stehen separat, im Stall und außerhalb, U use Gedankenspeeleree dreiht sik Dorf zwischen Bremen und Bruch- auf einer direkt angrenzenden Weide. oftins üm desülbigen Saken. Dat hausen-Vilsen, ein Projekt begann, Dreimal am Tag ist Melkzeit, fünfeinhalb sünd Saken, de uus in uusen Alldag das großes Aufsehen erregte, eine Stunden, bis die Arbeiter damit durch sind. opfallt, to’n Bispill: Wat Minschen so för Mischung aus Argwohn, Wider- Glander hat auf seinem Hof elf Angestellte, Sünnerlichkeiten an sik hebbt. Wat se stand und Bewunderung. Knapp 400 Milch- die sich die Schichten teilen. Der Chef selbst mookt, denkt un föhlt. Woans se sik bi Gele- kühe, die von anderen Höfen zusammenge- packt auch mit an und sitzt nicht nur am Com- genheit in de Bost smieten doot or woans se zogen wurden und nun an einem Ort standen. puter im Büro. Zu den Mitarbeitern gehört ein sik lütt mookt. Wat för jem grootorrig is or Ein neuer Stall auf einem Stück Land, das vor- Tierarzt, das ist günstiger, als immer wieder wat se för dösig hollt. her Acker war. Ein Megastall, wie ihn die Re- jemanden zu rufen, wenn eine Kuh krank ge- Wenn wi mit düsse Saken in uuse Ge- gion noch nicht gesehen hat. worden ist, künstlich besamt wird oder ihr danken speelt, denn wüllt wi begriepen, wat Heute sind es 800 Kühe, das Doppelte, und beim Kalben geholfen werden muss. door in de Minschenköpp un in de Min- noch ist kein Ende erreicht. Es könnten in den Die Kuh bringt das Geld, sie ist aber auch schenwelt passeert. Wi wüllt dat Simme- nächsten zwei oder drei Jahren 1000 Tiere ein Kostenfaktor. Sentimentalitäten kann sich leeren un dat Nadenken över dat anpurren, sein, später vielleicht noch mehr. Kühe, die in Glander nicht leisten, auch wenn er die meis- wat wi vör Oogen hebbt. Un wi hööpt, dat op Massen gehalten werden. Die jeden Tag eine ten Tiere immer noch erkennt, am Euter, da düsse Aart un Wies ’n beten mehr Klook in gigantische Menge Milch liefern, aktuell sind hat er einen Blick für. „Wir wissen genau, auf uusen Alldag rin wassen kann. es 25 000 Liter. Dumm nur, dass es keine Pipe- welchem Stand sie sind, was sie kosten und Villicht helpt dat Sinneeren un Gedanken- line gibt, eine Leitung zur Molkerei. Das wär’s leisten“, sagt der Unternehmer. Die Premium- speelen, dat de Dösigkeiten in uuse Min- noch, die Milch direkt aus dem Euter. kühe werden zusammengezogen und bekom- schenwelt ’n beten mehr an de Kant schuuvt Kai Glander ist der Chef auf dem Hof. Seine men das beste Futter. Eine eigene Liga, Cham- ward, meent de Oole. Denn Dösigkeit – so Eltern sind Gesellschafter und übernehmen pions. süht dat ut – Dösigkeit is dat Schicksal vun auf den anderen drei Höfen der Familie Auf- Wer nicht mehr so viel Milch gibt oder gar uus Minschen.De klooke Denkersminsch gaben wie die Aufzucht der rund 700 Jungrin- krank wird, steigt aus der Liga ab. Berappeln Immanuel Kant hett dat maal so seggt: „Das der. Insgesamt sind es also nicht 800, sondern sich die Tiere nicht wieder, ist es um sie ge- Ende aller Dinge, die durch der Menschen 1500 Tiere, die zu dem schehen. Ein Gnadenbrot Hände gehen, ist selbst bei ihren guten Unternehmen gehören. gibt es nicht. Es geht zum Zwecken Torheit: das ist, Gebrauch solcher Millionen, die investiert Schlachter, und das ist die Mittel zu ihren Zwecken, die diesen gerade werden, auch in die Digital- letzte Gabe der Kuh für den zuwider sind...“ technik, mit der die Kühe Landwirt. Sie bringt rund Sowat as deepe Klookheit un Weisheit, gläsern werden und die 1000 Euro, wenn ihr Fleisch meent Kant, dat kriegt wi Minschen in uus Produktion insgesamt wie verarbeitet wird, etwa zehn Doon op de Duur nich tostannen. Dat Han- ein Automat funktioniert. Prozent dessen, was sie vor- deln mag an‘n Anfang noch goot meent sien. So ist das in Riede, und her mit der Milch in die Kas- Villicht hett dat sogaar ’n verstännigen Glander, ein junger Mann, 31 Jahre, schaut erst sen gespült hat. Nach der zweijährigen Auf- Dreih. Man jichenswenn sett wi doch de ungläubig und schüttelt dann mit dem Kopf. zucht sind es in der Regel fünf Jahre, in denen verkehrten Middel in, denn wi wüllt uuse „Das mache ich nicht“, sagt er, als der Fotograf die Kuh gemolken wird. Afsichten döörsetten un vöran wuppen. ihn um eine Pose bittet: „Können Sie für’s Foto So ein Tier, das frisst und scheidet aus. Wo- Düsse verkehrten Middel stellt opletz eine Mistgabel in die Hand nehmen?“ Absurd, hin mit so viel Gülle? 55 Kubikmeter sind es allens op’n Kopp: Se mookt uuse gooden da hat Glander recht. Ein Bauer aus dem Bil- bei Glander an jedem Tag. Er hat auf dem Be- Afsichten toschannen un sorgt doorför, dat derbuch ist er schon lange nicht mehr. triebsgelände zwei riesige Behälter stehen, die wi an’t Enn as Esels door staht. Wat sünd Der Mann muss rechnen, seine Bank muss jeweils 6000 Kubikmeter fassen. Demnächst düsse Minschen dumm un dusselig, heet dat es auch. So viele Faktoren, die eine Rolle spie- kommt in gleicher Größe ein dritter dazu. Der denn. So gifft dat na Immanuel Kant sien len. Der erste und entscheidende ist der Preis Gesetzgeber hat die Auflagen verändert und Meenen för uus Minschen bloots dat eene: für den Liter Rohmilch. Zurzeit liegt er bei 32,5 mehr Lagerkapazität vorgeschrieben. Einen Wi mööt jümmers woller versöken, dat de Cent, das ist so mittel, sagt Glander, damit Teil der Gülle, gut 60 Prozent, wird der Land- Dösigkeit nich vullstännig dat Regeer krie- kann er zwar leben, aber keine großen wirt auf seinen eigenen Flächen los, den an- gen deit. Sprünge machen. Ein Jahr bevor der Landwirt deren nehmen ihm benachbarte Ackerbauern Doormit sünd wi woller bi’t Simmeleeren mit dem neuen Hof anfing, gab es mit 39 Cent ab. Während der Wintermonate darf nichts un Gedankenspeelen. Vullstännig ruut ut de ein Rekordhoch. Danach sackte der Preis dra- von der Jauche auf den Böden verteilt werden. Minschenwelt kriegt wi de Dösigkeit nich. matisch ab und war zuletzt fast im freien Fall: Sollte Glander seine Produktion noch ein- Man de Gedankenspeeleree helpt tominnst 21 Cent, eine Katastrophe für die Erzeuger, mal erweitern, benötigt er wieder die Geneh- doorbi, dat de Dösigkeit nich vullstännig existenzgefährdend. Vor drei Jahren war das, migung der Behörden. Er muss nachweisen, freeje Bahn kriggt. Un dat is ja ook all wat, seitdem geht es wieder aufwärts. dass er auch mit den zusätzlichen Kühen die meent de Oole. Eine andere Größe in der Kalkulation ist das Quoten erfüllt. Eine der Vorgaben ist, dass 51 Futter. Glander verfügt über 490 Hektar, auf Prozent des Futters für die Tiere aus eigener denen er Mais und Gras erntet. 100 Hektar ge- Produktion stammen. Eine zweite, dass die DIESELSKANDAL hören ihm, der Rest ist Pachtland. Das Prob- Gülle zu hundert Prozent verwertet werden lem ist auch in diesem Jahr wieder die Tro- kann, ohne dass die Natur Schaden nimmt. Land verteilt VW-Bußgeld ckenheit. Es wächst nicht genug heran, eine Der Landwirt liefert an die Frischli-Molke- Hannover/Braunschweig. Gut ein Jahr nach gehörige Portion Futter muss hinzugekauft rei in Rehburg/Loccum. Dort werden Pro- Verhängung eines Milliardenbußgeldes gegen werden – für teuer Geld, die Situation wird dukte wie H-Milch, Milchpulver und Sahne Volkswagen im Dieselskandal hat das Land ausgenutzt, normal in einer Marktwirtschaft, hergestellt. Glander ist bei Frischli einer von Niedersachsen das Geld vollständig verplant. die auf Angebot und Nachfrage fußt. fast 1300 Erzeugern. Wenn er so weitermacht, Größere Summen fließen in schnelles Inter- Mais und Gras, das allein reicht nicht für stellt er sie alle in den Schatten, dann ist er der net sowie Krankenhäuser und Hochschulen, Kühe, denen Höchstleistungen abverlangt größte, der mit der meisten Milch. in den Schuldenabbau, die Sanierung von werden. Glander füttert zusätzlich mit einem Sportstätten und klimafreundliche Mobilität, Mittel, das ihm Beck’s aus Bremen liefert. Der wie die zuständigen Ministerien auf Anfrage sogenannte Biertreber fällt beim Brauen an, Die Teile unserer Serie mitteilten. Zuvor hatte es Forderungen etwa als Rest vom Malz, und ist reich an Eiweiß und aus Schleswig-Holstein gegeben, das Geld Energie. Ein weiterer Kraftspender, den der 17. Juli Die Lage der Landwirtschaft solle allen Bundesländern zugute kommen. Landwirt verwendet, ist Luzerneheu, eine 21. Juli Massentierhaltung Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte Spezialität, die er aus Frankreich bezieht. die Milliardenbuße im Juni 2018 wegen der Die Kühe werden in Ställen gehalten, die an 24. Juli Bodenspekulation Dieselaffäre gegen Volkswagen verhängt. Die den Seiten geöffnet sind. So bekommen die 28. Juli Existenzfrage Hofübergabe Buße setzt sich aus dem gesetzlichen Höchst- Holsteiner Luft und Licht. Wenn es zu warm 31. Juli Ferien auf dem Bauernhof betrag von fünf Millionen Euro sowie der Ab- wird, springen die Ventilatoren an, es gibt schöpfung wirtschaftlicher Vorteile von 995 auch eine Sprinkleranlage. Der Boden besteht 4. August Digitalisierung Millionen Euro zusammen. DPA aus Beton, er ist aufgeschlitzt, um die Rutsch- 7. August Klimawandel gefahr zu mindern. Zum Hinlegen sind Boxen 11. August Biolandbau OLDTIMER da, die mit einem Gemisch aus Mist, Stroh und 14. August Afrikanische Schweinepest Kalk einen weicheren Untergrund haben als Alte Straßenkreuzer in Hannover die Lauffläche, auf der die Tiere sich frei be- 18. August Exportschlager Milch Hannover. Rund 2500 motorisierte Oldtimer wegen können. „Das ist wie eine feste Ma- 21. August Gemeinschaftshöfe aus den USA sind seit Sonnabend in Hanno- tratze“, erklärt Glander. Gerne genommen 25. August Die Zukunft der Landwirtschaft ver zu sehen. Zur zweitägigen Street Mag werden auch die fest installierten Bürsten, Show auf dem Schützenplatz kamen ameri- kanische Oldtimer mit vier Rädern, aber auch viele Motorräder vor allem der Marke Harley Davidson. Zu bestaunen waren etwa Straßen- kreuzer aus den 1950er-Jahren, PS-starke Muscle-Cars, hüpfende Lowrider und kunst- Weniger Milchbauern, weniger Tiere D voll ausstaffierte Vans. Auch ein umgebauter ie Zahl der Milchbauernbetriebe und erzeugerland in Deutschland. Bezogen auf die Leichenwagen vom Typ Buick Roadmaster ihrer Kühe in Niedersachsen bundesweite Milchanlieferung wird in dem war dabei. Zum Rahmenprogramm der jähr- schrumpft weiter. Nach Angaben der Bundesland rund ein Fünftel der Milch pro- lichen Veranstaltung gehören zahlreiche Landesvereinigung der Milchwirtschaft redu- duziert. Das Gros der Kühe halten die Bauern Showeinlagen sowie eine Zubehör- und zierte sich die Zahl der Milchkühe im Bundes- auf dem Grünlandgürtel an der Küste. Die al- Sammler-Börse. Die Veranstalter rechneten land von November 2017 bis November 2018 lermeiste Milch, knapp 6,5 Millionen Tonnen, mit rund 150 000 Besuchern. DPA um 1,9 Prozent auf 849 192 Tiere. Die Zahl der wird an die Molkereien zur Weiterverarbei- Betriebe ging um 4,2 Pro- tung zu Trinkmilch, But- zent auf 9228 zurück. Im ter, Käse, Milchpulver, Durchschnitt hält dem- Sahne und Joghurt gelie- nach ein Milchviehhalter fert. Im Jahr 2018 waren 92 Kühe. 69 Betriebe besa- 24 Molkereien mit 31 Be- ßen 500 oder mehr Kühe. triebsstätten in Nieder- Eine Auswertung Die Herden der meisten sachsen ansässig. dieser Messfelder Milchbauern sind zwi- In Niedersachsen ste- ermöglicht es schen 50 und 199 Tiere hen im bundesweiten uns, täglich die groß. Rund zwei Drittel al- Vergleich überproportio- Druckqualität ler Tiere werden von 5220 nal viele Kühe auf der der Zeitung zu Milcherzeugern betreut. Weide – in bäuerlichen, überprüfen. Die Landesvereinigung be- kleinen und mittleren ruft sich auf Daten des Sta- Strukturen. Etwa 70 Pro- tistischen Landesamtes. zent der Kühe haben Trotz des Rückgangs ist mindestens zeitweise Niedersachsen nach Bay- Die Kühe werden dreimal am Tag ge- die Möglichkeit, ihren Kai Glander in einem seiner Mega-Ställe. Der Landwirtschaftsmeister arbeitet systematisch an ern das wichtigste Milch- molken. Stall zu verlassen. HI der Erweiterung seines Betriebs. FOTOS: JONAS KAKO
14 Niedersachsen MITTWOCH 24. JULI 2019 FÜR LANDWIRTE UND INGENIEURE Satellitendienst künftig kostenfrei BO DEN SPEKU LAT IO N : WI E SICH BIOBAU E RN VOR I NVE STORE N SCH ÜT ZE N Hannover. Landwirte und Ingenieure bekom- Der Kampf um den Acker men von Oktober an kostenfreien Zugriff auf genaue Daten zur Positionsbestimmung. Zen- timetergenaues Arbeiten soll dadurch etwa für Agrarbetriebe einfacher werden, wie die Staatskanzlei in Hannover am Dienstag mit- teilte. Mit der Einsparung von Betriebsmitteln von nico Sch nurr D sollen zudem Wirtschaftlichkeit und Umwelt- schutz in Einklang gebracht werden. Konkret er Widerstand wächst auf sechs stellt das Land künftig die Daten des Satelli- Hektar Moorland. Vielleicht 200 tenpositionierungsdienstes der deutschen Meter, aus dem Haus, über den Landesvermessung, kurz Sapos, allen Anwen- Hof. Eine schmale Straße ent- dern aus privaten und öffentlichen Stellen lang, die einzige in Verlüßmoor, kostenfrei zur Verfügung. Bisher war die Nut- vorbei an Landhäusern, Backstein, Fachwerk. zung mit Gebühren verbunden. Das Landvolk Dann steht Johann Lütjen vor einer der Wie- begrüßte die Entscheidung. Die hohe Präzi- sen, mit der sie im Teufelsmoor die Zukunft sion der Positionsdaten sei notwendig, um der Biobauern sichern wollen. Sechs Hektar, zum Beispiel Dünge- und Pflanzenschutzmit- ein Anfang im Kampf ums Ackerland. tel punktgenau anzuwenden, sagte dessen Lütjen, 63 Jahre alt, ergraute Haare, Karo- Präsident Albert Schulte to Brinke. DPA hemd, stößt die Holzpforte auf. Sein Blick glei- tet über das Land, streift Gräben und knorrige KLIMAWANDEL Birken. Lütjen bückt sich und fährt über die Halme. Er deutet auf ein Kleeblatt und sagt: Gewerkschaft fordert mehr Förster „Wir wirtschaften hier nicht gegen die Natur, Hannover. Um die Folgen des Klimawandels sondern mit ihr.“ Als hätte er sie bestellt, fliegt für die niedersächsischen Wälder zu begren- eine Hummel vorbei. Weiter hinten scheuern zen, sind nach Ansicht der Gewerkschaft Bau- sich Ochsen an einem Eichenstamm. Elf Rin- en-Agrar-Umwelt (IG BAU) mehr Förster und der teilen sich hier sechs Hektar. Wenig Tiere, Waldarbeiter erforderlich. Private Waldbesit- viel Platz, Weidehaltung. Das geht, weil Lüt- zer und die staatlichen Forsten sollten mehr jen die Wiese nicht gehört. Könnte er sich Personal einstellen, forderte die Gewerk- nicht leisten. Nicht mehr. schaft in Hannover. „Vor allem die staatlichen Die Bodenpreise sind in den vergangenen Forsten haben in den vergangenen Jahren sehr Jahren stark gestiegen. Seit der Finanzkrise viele Stellen abgebaut“, sagte deren Regional- haben sie sich in Deutschland im Durch- leiter Eckhard Stoermer. Zusätzliche Fach- schnitt um 142 Prozent erhöht. Noch drama- kräfte seien auch für den dringend nötigen tischer ist der Preisanstieg in Niedersachsen. Waldumbau erforderlich. Der momentan Ein Hektar Ackerland kostete hier 2007 durch- noch zu mehr als 50 Prozent aus vergleichs- schnittlich noch 13 500 Euro. Zehn Jahre spä- weise anfälligen Nadelbäumen bestehende ter waren es schon 33 500 Euro. Die Biobauern Wald in Niedersachsen müsse zu widerstands- trifft diese Entwicklung besonders. Sie sind fähigeren Mischwäldern umgebaut werden. auf große Flächen angewiesen, die sie über „Für diese Mammutaufgabe braucht man qua- einen langen Zeitraum bewirtschaften kön- lifizierte und ordentlich bezahlte Fachkräfte“, nen. Nur was, wenn Kaufen zu teuer und erklärte die Bezirksvorsitzende der IG Bau, Pachten zu unsicher wird? Stephanie Wlodarski. DPA An einem Tag im Jahr 2015 erfährt Johann Lütjen, dass ein paar Häuser weiter der POLIZEI ERMITTELT nächste Hof aufgibt. Wieder einer weniger in Verlüßmoor. Die Kinder wollen nicht über- Unbekannter erschießt Jungwölfin nehmen, das Land soll verkauft werden. Die Wittingen. Unbekannte haben in Wittingen Wiese, sechs Hektar groß, liegt nicht weit von (Kreis Gifhorn) eine Wölfin getötet und ihren Lütjens Haus. Er hat Interesse. Der Betrieb Kadaver im Elbe-Seitenkanal versenkt. Das muss wachsen, nicht nur seine, auch die Fa- Johann Lütjen (rechts) und sein Sohn Chrismut bewirtschaften im Teufelsmoor die Äcker einer Genossenschaft. FOTO: BERND KRAMER recht junge Tier sei mit einer Schusswaffe ge- milien der beiden Söhne leben davon. Lütjen tötet worden, teilte die Polizei am Dienstag überlegt, das Land zu kaufen. Doch keine mit. Der oder die unbekannten Täter haben Chance, viel zu teuer. Und nun? Lütjen erfährt „Selbst unser Moorland taugt für manche bauen weiter Karotten an, Kartoffeln und Rha- Wenn Johann Lütjen nun nicht weit von sei- demnach versucht, die tote Wölfin mittels von Kulturland, einer Genossenschaft, die Bo- als Spekulationsobjekt“, sagt Lütjen. „Das barber, sie melken 70 Kühe, aber sie tun das nem Haus auf einer der Wiesen im Moor steht einer Metallschlinge und eines schweren den kauft. Für Landwirte, die sich kein Land führt auch hier zu Ackerpreisen, die keiner auf einem Hof, der nicht mehr ihnen gehört, und sein Blick über das Land gleitet, Gräben Gegenstandes im Kanal zu versenken. Die leisten können. Die nicht abhängig sein wol- mehr herauswirtschaften kann.“ Bahner bie- sondern einem gemeinnützigen Verein. Eine und Birken streift, dann sieht er einer siche- Polizei ermittelt in dem Fall, weil Wölfe arten- len von den steigenden Preisen und immer tet dem Bauern eine Alternative an, er stimmt bewusste Entscheidung. „Kapitalgesellschaf- ren Zukunft entgegen. Das, denkt er dann, schutzrechtlich streng geschützt sind und es kürzeren Pachtverträgen. zu. Erst kauft die Genossenschaft eine Fläche ten kaufen heute Flächen in Landkreisgröße kann keiner der Familie nehmen, auch kein verboten ist, sie zu töten. Der Tierkadaver Im Wendland setzt sich Titus Bahner in sei- in Verlüßmoor, dann folgen weitere, auch für auf“, sagt Friedrich Lütjen, „eine schlimme Investor. Nicht solange die Pachtverträge lau- wurde am Sonntagabend aus dem Wasser ge- nen Wagen. Es geht Richtung Teufelsmoor, Lütjens Söhne. Inzwischen sind es etwa 30 Entwicklung. Boden darf keine Ware sein.“ fen. Nicht in den nächsten 30 Jahren. Ganz fischt. Ein Jäger hatte den Körper entdeckt. Hof Lütjen, 40 Autominuten von Bremen ent- Hektar, abgeschirmt vom Bodenmarkt, auf Die Familie hat viel geworben für die Idee egal, wie verrückt der Bodenmarkt noch Die tote Wölfin wurde – wie in solchen Fällen fernt. Bahner hat die Genossenschaft gegrün- dem sich der Kampf um die Äcker zuspitzt. vom Biohof, der Felder bewirtschaftet, die spielt. üblich – für weitere Untersuchungen zum det und sitzt im Vorstand. Er berichtet den Durch den Bau neuer Straßen und Gewerbe- dem Bodenmarkt entzogen sind. Sie haben Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierfor- Bauern von Versicherungs- gebiete verlieren die nie- Hinweise auf Milchtüten gedruckt, Flyer in schung nach Berlin gebracht. DPA unternehmen, Brillenher- dersächsischen Bauern Bioläden ausgelegt, Infoabende veranstaltet. Die Teile unserer Serie stellern und Steckdosenfir- täglich hektarweise Land. Und sie haben Unterstützer gefunden, ohne TOD BEI FESTIVAL men. Alle investieren sie in Die verbleibenden Flächen die das Genossenschaftsmodell nicht funk- 17. Juli Die Lage der Landwirtschaft Boden. Ein Drittel aller werden teurer. Die europäi- tionieren würde. Kein Fremdverschulden Ackerflächen, die zwischen sche Geldpolitik verschärft Einer von ihnen ist Klaus Thies aus der Bre- 21. Juli Massentierhaltung Cuxhaven. Nach dem Tod einer 26-Jährigen 2008 bis 2012 in Nieder- das Problem. Die niedrigen mer Neustadt, 72 Jahre alt, ein Kinderarzt in 24. Juli Bodenspekulation auf dem Deichbrand-Festival liegt das Obduk- sachsen verkauft worden Zinsen machen Ackerland Ruhestand. Seit Jahrzehnten fährt er ins Teu- 28. Juli Existenzfrage Hofübergabe tionsergebnis vor. Dieses bestätige die bishe- sind, ging an Nichtland- zum attraktiven Anlageob- felsmoor, um Milch und Gemüse auf dem Hof 31. Juli Ferien auf dem Bauernhof rigen Ermittlungen, wonach keine Hinweise wirte. Das Teufelsmoor ist nicht Cloppenburg jekt. Die Bauern konkurrieren nun mit bran- Lütjen zu kaufen. Immer wieder hat er die auf ein Fremdverschulden vorliegen, teilte die oder Vechta, wo Ackerland so viel kostet wie chenfremden Investoren. Milch auch seinen Patienten empfohlen. Das 4. August Digitalisierung Polizei am Dienstag mit. Die junge Frau war fast nirgendwo sonst in der Republik. Johann Ein grauer Julimorgen im Teufelsmoor, Hof allein reicht ihm inzwischen nicht mehr. „Mit 7. August Klimawandel am Sonntagmorgen leblos in ihrem Zelt auf Lütjen fühlt sich trotzdem verstanden. Auch Lütjen, am Frühstückstisch drei Generatio- dieser Art Landwirtschaft wird man nicht 11. August Biolandbau dem Festival-Gelände gefunden worden. in Verlüßmoor, diesem winzigen Dorf, wo die nen. Neben Johann Lütjen sitzen Sohn Chris- reich, erst recht nicht, wenn die Bodenpreise 14. August Afrikanische Schweinepest Trotz versuchter Wiederbelebung konnte der Böden feuchter sind und die Ernte weniger mut, 25, und Friedrich Lütjen, 84 Jahre alt. Er weiter steigen“, sagt Thies. „Wenn wir Bio wol- Notarzt nur noch den Tod der Frau feststellen. ertragreich ausfällt, werden die Pachtzeit- hat aus dem Hof in den 1960er-Jahren einen len, dann müssen wir auch als Verbraucher 18. August Exportschlager Milch Nach Angaben der Polizei deutete nichts auf räume immer kürzer. Bis irgendwann Immo- der ersten Biobetriebe im Norden gemacht. etwas dafür tun.“ Thies hat etwas getan. Er ist 21. August Gemeinschaftshöfe die Einnahme illegaler Substanzen hin. Die bilienfirmen übernehmen und nach Käufern Später hat er das Eigentum der Familie in eine in die Genossenschaft eingetreten, und er hat 25. August Die Zukunft der Landwirtschaft Staatsanwaltschaft hatte die Obduktion zur suchen. Hofgemeinschaft eingebracht. Die Lütjens 5000 Euro gezahlt. Klärung der Todesursache beantragt. DPA UNFALL Auto überschlägt sich Delmenhorst. Ein 26-jähriger Mann hat sich „Bauernland darf nicht zum Bankenland werden“ in Delmenhorst mit seinem Auto überschla- gen und dabei schwere Verletzungen erlitten. Christian Meyer (44) also nicht den Bauern. Gerade bei der Milch- der Flächen in den Händen von Großkonzer- preise hätten bei neuen Verträgen nicht um Der Mann habe am Dienstag einen auf der ist stellvertretender Vor- preiskrise sind viele Böden an Banken und nen liegt. mehr als 30 Prozent über dem örtlichen Straße stehenden Wagen einer 50-jährigen sitzender der Grünen- landwirtschaftsfremde Kapitalanleger gegan- Niveau liegen dürfen. Wie bei einem Miet- Frau übersehen, wie die Polizei mitteilte. Er Fraktion im Niedersäch- gen. Was stört Sie so sehr an diesem Gedanken? spiegel wären auch die Preise veröffentlicht sei bei dem Unfall seitlich gegen das Heck des sischen Landtag. Der Ich halte es für gefährlich, wenn die Ackerflä- worden, damit Investoren die Bauern nicht Autos geprallt, habe sich überschlagen und Holzmindener war von Warum halten Sie das für ein Problem? chen Investoren gehören, die weit weg sitzen länger gegeneinander hätten ausspielen sei anschließend in ein ihm entgegenkom- Februar 2013 bis Novem- Eigener Boden macht krisenfest. Wer als und gar keinen Bezug zum Land haben. Ich können. mendes Fahrzeug gekracht. Der Mann wurde ber 2017 niedersächsi- Bauer pachten muss, begibt sich in Abhängig- habe das mal Sofamelken genannt. Man kauft mit schweren Verletzungen in ein Kranken- scher Agrarminister. keiten. Das gilt heute ganz besonders. sich etwas Boden, hat jedes Jahr zehn Prozent Das Gesetz ist ein Entwurf geblieben. Viel- haus gebracht. Die 50-Jährige kam mit leich- Rendite und lässt den Landwirt so arbeiten, leicht auch, weil es längst das Grundstückver- ten Verletzungen davon. Die beiden Insassen Herr Meyer, warum warnen Sie vor steigen- Wieso? dass er gerade überleben kann. Und wenn der kehrsgesetz gibt? des dritten Fahrzeugs erlitten bei dem Unfall den Bodenpreisen? Boden ist ein knappes Gut. Jeden Tag gehen Milchpreis fällt, holt man sich den restlichen Das Gesetz ist aus den 1950er-Jahren und ein einen Schock. DPA Christian Meyer: Weil sie die bäuerliche 60 Hektar landwirtschaftliche Fläche verlo- Boden der Landwirte, die mit der jährlichen zahnloser Tiger. Es soll den Landwirten ein Landwirtschaft gefährden. In Niedersachsen ren, weil Straßen gebaut und Gewerbegebiete Pachtpreiserhöhung nicht mithalten können. Vorkaufsrecht sichern, aber Investoren kön- haben sich die Boden- und Pachtpreise in den ausgewiesen werden. Das treibt die Boden- nen es leicht umgehen. Sie kaufen einfach vergangenen zehn Jahren mehr als verdop- preise in die Höhe. Dazu gehen die Zinsen „Wehret den Anfängen“ haben Sie vor Jahren einen großen Anteil am Betrieb eines Bauern. pelt. Die Folgen sind dramatisch. gegen Null. Ackerland ist zu einer attraktiven einmal über Bodenspekulationen gesagt. Kam Vor dem Hof hängt dann weiter das alte Geldanlage für Spekulanten geworden, die Ihr Appell an? Schild, aber die Flächen gehören längst dem Was meinen Sie? eigentlich nichts mit Landwirtschaft zu tun Zumindest stellen sich heute noch die glei- Investor. So werden auch die Grundstücksver- Immer mehr kleine Höfe müssen aufgeben. haben. chen Fragen wie damals. Wir müssen uns nach kehrsausschüsse der Landkreise ausgetrickst. Eine Auswertung Wir bewegen uns in Richtung einer rein ge- wie vor fragen: Wollen wir, dass die Zukunft dieser Messfelder werblichen Landwirtschaft. Einer Agrarindus- Ist das nicht ein ostdeutsches Phänomen? der Landwirtschaft von Geldanlegern be- Wie lässt sich das verhindern? ermöglicht es trie, in der Investoren den Ton angeben. Die Anfangs haben Investoren vor allem Flächen stimmt wird? Oder wollen wir eine Landwirt- Ein erster Schritt wäre, dass Agrarministerin uns, täglich die Zeit, in der Landwirte freie Bauern gewesen in Ostdeutschland gekauft. Inzwischen inte- schaft, die in Generationen denkt, eine örtli- Barbara Otte-Kinast von der Haltung abrückt, Druckqualität sind, die auf ihrem eigenen Boden arbeiten, ressieren sich landwirtschaftsferne Firmen che Verankerung hat und bewusst mit dem dass der freie Markt schon alles regeln wird. der Zeitung zu neigt sich dem Ende zu, wenn wir nicht han- auch für niedersächsischen Boden. Der Anteil Boden und der Bevölkerung vor Ort umgeht? Wenn wir das Höfesterben aufhalten und die überprüfen. deln. der Nichtlandwirte, die Flächen als Geldan- bäuerliche Landwirtschaft retten wollen, lage erwerben, steigt. Das ist besorgniserre- Als Agrarminister haben Sie sich für eine müssen wir endlich gesetzlich gegensteuern Jetzt dramatisieren Sie aber. gend. Bauernland darf nicht zum Bankenland Pachtpreisbremse eingesetzt. und Bodenspekulationen verhindern. Nein. Schon jetzt ist die Mehrheit der Acker- werden. Wir müssen unseren Boden schützen, Man muss sich das wie bei einer Mietpreis- flächen in Niedersachsen gepachtet, gehört wenn wir nicht wollen, dass bald die Mehrheit bremse vorstellen. Die Boden- und Pacht- Das Gespräch führte Nico Schnurr.
14 Niedersachsen SONNTAG 28. JULI 2019 DE PLATTDÜÜTSCHE ECK EX ISTEN ZFRAGE HO FÜ B ERGA BE : WI E SI E G E L I NG E N KAN N, W O RAN SI E OF T SCH E IT E RT Sauna-Arger Detlef Kolze un sien Blick up de Welt Wenn der neue Chef der eigene Sohn ist S iet lange Tiet weer de Oole maal wed- der in ’n groote Sauna wesen. Tohuus hett he sik ook so’n Dings inricht, man düsse Sauna is man lütt. So’n Saunabedriev is ’n annern Snack. Door is mehr Leben as privaat tohuus. Intressant is ook jümmers woller, woans sik de Lüüd den Dag över mit ehr Doon un Handeln tosamenruckeln doot. So gifft dat to’n Bispill in jeedeen Sauna ‘n „Ruheraum“. Door schall nich rümsnackt un rümwuselt warrn. Nee, door schall dat still un geruhig togahn. Oftins geiht dat avers nich still un geruhig to. Maal sünd dat Kinner, de düsse Regel noch nich kennt, maal sünd dat de flotzigen utwussen Lüüd, de bloots sik sülbens seht un sowat as Rück- sicht nich kennt. Denn mutt eerst ’n anner Minsch doorför sorgen, dat in den „Ruheraum“ worraftig Roh un Freeden is. Denn bloots döör so’n Opmucken wedder de flotzigen Lüüd kann de Sauna opletz dat bringen, wat se bringen schall – Seelenroh un Entspannung. Noch ’n annere Wunnerlichkeit sorgt jüm- mers woller twischendöör för Unroh un Familieniydll auf Arger – dat Freehollen vun Stöhl un dem Söhrenhof in Britschen, ook wenn door keeneen nich op Soltau: Vater Jürgen sitten or liggen deit. Eegenlich kann dat mit Sohnemann Ni- jeedeen weten, dat sik sowat nich höört. klas Winkelmann Oftins hangt in de Sauna sogaar Schilder, und Hündin Branka. door steiht dat groot un düütlich op. Seit zwei Jahren hat Liekers hollt sik veele Lüüd door eenfach der Junior im Be- nich an. Se packt ehrn Kraam op de besten trieb das Sagen. Der Stöhl or Britschen un wüllt so düütlich mo- Weg dorthin war ken: Hier sitt or liggt all een. So kann dat nicht immer einfach. passeeren, dat ’n Minsch in den Ruheraum Zwar war die inner- kummt, un he findt nich mehr een enkelten familiäre Nachfolge freejen Placken, ofschoonst bloots twee schnell gesichert, lebennige Minschen in den Ruum sünd. aber der Gewöh- De Oole argert sik över so’n Undöög. nungsprozess an die Wenn nix mehr free is, denn packt he anner neuen Rollen hat ei- Lüüd ehrn Kraam to’n Freehollen eenfach nige Zeit gedauert an de Siet. He mutt togeben: He liggt denn – beim Vater wie door ’n Tietlang ’n beten unrusig un töövt, beim Sohn. woans sik de wegjaagte Minsch woll opföh- FOTOS: HAGEDORN ren deit. Denn mennigeen fangt noch an to protesteeren, ofschoonst bloots he sülbens von Marc Hagedorn leben auch noch Oma und Opa, sie haben – der Sohnemann, der neue Chef, musste seine lebenswert ist.“ Bauern, so Winkelmann Se- A dat is, de wat verkehrt mookt hett. genau wie Jürgen Winkelmann und seine Frau Rolle erst finden. „Das braucht Zeit“, sagt Ni- nior, sage man nach, dass sie gern klagten. So kann de Besöök in’n groote Sauna m Ende fehlt nur noch das Foto jetzt – ein Wohnrecht auf Lebenszeit. Jürgen klas Winkelmann. „Haben wir nie getan“, sagt er, „wir kennen twischendöör ook maal ’n beten Opregen für die Zeitung. Es soll Vater und Winkelmann hat bei seinem Sohn einen Da war zum Beispiel die Sache mit dem keine Probleme, nur Herausforderungen.“ mit sik bringen. Man opletz freut sik de Oole Sohn im Garten auf einer Bank Arbeitsvertrag unterschrieben, außerdem Frühstück. Bei seinem Vater war es gute Sitte, Auch die Work-Life-Balance, wie es Neu- nich bloots över de schööne Hitt un dat zeigen, den alten Chef und seinen kümmert er sich als Selbstständiger um die dass zum Frühstück alle Hofbewohner am deutsch heißt, kriegen die Winkelmanns seit Sweten, man ook över de Seelenroh un över Nachfolger. „Wer sitzt und hat Vermietung der zwei hofeigenen Ferienwoh- Tisch saßen: Familie, Angestellte, Praktikan- Jahren hin. Die Arbeitszeiten sind geregelt all dat, wat bi de jungen Lüüd vundaage den anderen im Nacken?“, fragt Jürgen Win- nungen. Zu tun hat er also noch genug. ten. Niklas, 31, hat das nach kurzer Zeit abge- und verlässlich. Raus aus dem Bett um sieben, „chillen“ heet. kelmann, der Senior. Er lacht dabei, ein Länger als die vertragliche Abwicklung der schafft. Er hat schnell gemerkt, dass sein Va- Arbeitsbeginn ist um acht, Frühstück gegen Un de lütte Arger över de Dösigkeit un de Scherz, na klar, aber auch eine gute Frage. Jür- Übergabe hat die emotionale Gewöhnung an ter für alle anderen am Tisch immer noch ers- neun, um zwölf Uhr gibt’s Mittag, nach einer Flotzigkeit vun Minschen höört denn meist gen Winkelmann war 30 Jahre lang Chef auf die neuen Verhältnisse gedauert. „Wenn du ter Ansprechpartner war. Das war nicht böse Pause geht’s gegen 13.30 Uhr weiter. Feier- to dat Sauna-Vergnögen mit to. Denn dat is dem Söhrenhof in Soltau, jetzt, mit 61, ist er 30 Jahre lang das Sagen hattest, ist es nicht gemeint, vermutlich nur Gewohnheit. Aber abend ist in der Regel um sechs. Und weil die seker: Düsse Aart vun utverschaamte Flot- Angestellter seines Sohnes Niklas. Eine Kon- leicht, loszulassen“, sagt Jürgen Winkelmann. Niklas hatte es schwer, sich als neuer Chef zu Winkelmanns dank ihrer Angestellten perso- zigkeit is nix Neejes. Se is steenoold, un de stellation, die nicht ohne ist. Aber Vater und Ihm haben zwei Coachings fühlen. Vater Jürgen sitzt nell die Möglichkeit haben, können Vater und Minschenwelt mutt ook tokünftig mit düsse Sohn brauchen nicht lange, um sich einig zu geholfen, ganztägig, mit al- nun morgens nicht mehr Mutter sowie Sohn und Ehefrau im Wechsel Soort vun Lüüd trechtkamen. Wi mööt werden. Deutlich umständlicher als die Cho- len Familienmitgliedern, mit am Tisch. am Wochenende frei machen. Jedes Jahr fährt bloots oppassen, dat uuse flotzigen Stink- reografie fürs Foto war der Akt der Hofüber- „dort wurden jedem von Dass die Elterngenera- die Familie in den Skiurlaub. büdels nich döörkaamt mit ehr krötige gabe vor zwei Jahren. uns die richtigen Fragen tion einen Nachfolger in Utverschaamtheit, meent de Oole. Ook nich „Am Thema Nachfolgeregelung können Fa- gestellt“. der eigenen Familie findet, Der Hof ist in besten Händen in de Sauna. milien zerbrechen“, sagt Anne Dirksen, die für Nachdem seine Söhne ist keine Selbstverständ- Für ihn, sagt Niklas Winkelmann, habe das die Landwirtschaftskammer als Beraterin nach erfolgreicher Ausbil- lichkeit mehr. Zwar gibt es Leben auf dem Hof immer schon mehr Vor- arbeitet. Sie begleitet seit 30 Jahren Hofüber- dung auf den Hof zurück- keine exakten Zahlen dar- züge als Nachteile gehabt. Taschengeld gab’s ZUWANDERUNG gaben. „Rechtliche und steuerliche Fragen gekehrt waren, merkte Jürgen Winkelmann über, wie viele Höfe innerhalb der Familie zwar nicht, dafür aber einen Arbeitslohn. Also machen vielleicht 20 Prozent der Arbeit aus“, schnell, dass „die aufstrebende Generation weitergegeben und wie viele außerfamiliär mistete Klein-Niklas Ställe aus, mähte Rasen, Weniger Asylklagen sagt sie, „80 Prozent drehen sich um gegen- selbstbewusster wird“. Er musste damit erst fortgeführt werden. Anne Dirksen von der fuhr Trecker, fütterte Tiere, kontrollierte die Hannover. Die Zahl der Asylklagen in Nieder- seitige Erwartungen und das Miteinander.“ einmal klar kommen: sich sagen zu lassen, wo Landwirtschaftskammer hat aber festge- Bestände und hatte schnell die Taschen voller sachsen hat sich in den ersten sechs Monaten Sie hat sehr oft erlebt, dass die Eltern, die es lang geht. Entscheidungen zuzulassen, die stellt, dass außerfamiliäre Hofübergaben Geld. „Mit 15 oder 16 ist das nicht zu unter- im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast hal- den Hof abgeben, und die Kinder, die ihn über- er selbst so vielleicht nie getroffen hätte. „Das mehr werden. Immer häufiger hat der eigene schätzen“, sagt er lachend. Und als er im Rah- biert. Im ersten Halbjahr 2019 registrierten die nehmen, beim Notar in der Annahme erschei- Coaching hat mir beigebracht: Jürgen, du Nachwuchs keine Lust, dem Vorbild der El- men seiner Ausbildung zum Landwirt sein Verwaltungsgerichte 3629 Klagen, im Ver- nen, dass jetzt nur noch Kleinigkeiten zu re- musst loslassen, Jürgen, du musst loslassen.“ tern zu folgen. Manchmal wird aus einem einjähriges Praktikum auf dem väterlichen gleichszeitraum 2018 waren es noch 6784 Kla- geln seien. Allzu häufig ein Trugschluss. Einen Winter lang hat er danach noch ge- Vollerwerbsbetrieb ein Nebenerwerbshof. Hof absolvierte, war klar: Der Job ist so ab- gen, wie das Justizministerium mitteilte. „Beim Notar kommen oft zum ersten Mal kon- braucht, dann war klar: Niklas, der ältere der Oder er schließt ganz. wechslungsreich, dass er ihn für immer ma- Rückläufig war die Entwicklung auch in Bre- krete Zahlen auf den Tisch, vorher hat man beiden Söhne, übernimmt den Familienbe- Seit 2010 hat jeder neunte Bauernhof in Nie- chen möchte. „Ich fühle mich gar nicht wie men, wo die Zahl der Klagen von 460 auf 379 nie darüber gesprochen“, sagt Dirksen. „Plötz- trieb in Soltau mit seinen 500 Sauen, der Bio- dersachsen dicht gemacht. Die Zukunft des ein Bauer, sondern eher wie ein Unternehmer zurückging. Eine Ursache für den Rückgang lich geht es um Abfindungen und die Alters- gasanlage und den 110 Hektar Wald, Weide- Winkelmannschen Anwesens stand nie in- auf dem Land“, sagt er. 60 bis 70 Prozent sei- dürfte sein, dass die Zahl der Asylanträge und vorsorge – und schon ist Sprengstoff drin.“ und Ackerland. Thies, der jüngere, bewirt- frage. Aus zwei Gründen. „Wir führen ein ge- ner Zeit arbeitet er im Büro, trifft strategische damit auch die Zahl der ablehnenden Ent- Finanzielle Fragen sind das eine. Die Win- schaftet heute einen Hof in Cuxhaven aus der sundes Unternehmen, das Zukunft hat“, sagt Entscheidungen. scheidungen zurückgegangen sind. DPA kelmanns hatten sie relativ schnell geregelt, Familie seiner Mutter. Alles gut war damit zu Jürgen Winkelmann, „und wir haben unseren Seinen Frieden mit der Übergabe hat genau wie die Altersvorsorge. Auf dem Hof Hause in Soltau aber noch nicht. Denn auch Kindern immer vorgelebt, dass unser Leben Jürgen Winkelmann auf der Studienreise ge- BAHNSCHRANKE UMFAHREN macht, die ihn und seine Frau fünf Monate lang nonstop um den Globus geführt hat. Motorradfahrer tödlich verunglückt Melle. Ein Motorradfahrer ist an einem Bahn- Die etwas andere Partnervermittlung: Bauer sucht Hof „Dreimal haben wir in der Zeit mit unseren Söhnen telefoniert“, sagt Winkelmann. Das V übergang im niedersächsischen Melle trotz ielleicht so: Alter Hof sucht neues Le- Hof hinausgehen. Die „Nähe zu Hamburg“, klingt, also eine Plattform zum Austausch zu war’s. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war geschlossener Schranken über die Gleise ge- ben. Oder ganz direkt: Wo ist das junge streicht ein Landwirt aus Schleswig-Holstein schaffen, ist komplizierter, als es sich anhört. klar: Der Hof ist beim Filius in besten Hän- fahren und von einem Personenzug tödlich Paar, das sich eine Zukunft in der Land- heraus. Die zentrale Frage lautet: Wer traut sich, sein den. verletzt worden. Der 55-Jährige habe das Rot- wirtschaft aufbauen möchte? Es geht auch Martina Schaff hat sich das Thema Hof- Anliegen öffentlich zu machen? „Für viele licht ignoriert und die Halbschranke umfah- schlicht: Landwirt (m/w) gesucht! Oder her- übergabe nicht freiwillig ausgesucht. Das Landwirte ist es eine Riesenhürde, mit dem Über die Hofübergabe sprechen Vater ren, sagte eine Sprecherin der Polizei am ausfordernd: Hast du den Biss, ein Unterneh- Thema fand sie. Für sie und ihre drei Ge- Thema Nachfolge öffentlich umzugehen“, und Sohn im Video unter Sonnabend. In dem Personenzug wurde ihren men kurzfristig zu übernehmen? schwister war früh klar, dass sie sagt Schaff, „viele empfinden es als Makel, ONLINE www.weser-kurier.de/web474 Angaben nach am Freitagabend niemand ver- Mit 60 solcher Angebote kann den elterlichen Hof nicht überneh- wenn sie auch auf die Suche machen müssen.“ letzt. DPA Martina Schaff aktuell dienen. Die men würden. „Der Vater wollte Und selbst wenn die Anzeige geschaltet ist, Tochter eines Landwirts aus der aber, dass es weitergeht“, sagt spielt Diskretion immer noch eine große Rolle. Die Teile unserer Serie Nähe von Stuttgart hat vor knapp Schaff. Also was tun? Nach diver- Bei Schaff kann man mit vollem Namen, Han- drei Jahren das Internetportal sen Telefonaten mit Kammern, Be- dynummer oder E-Mail-Adresse inserieren, 17. Juli Die Lage der Landwirtschaft „Hof gesucht – gefunden“ gegrün- hörden und befreundeten Land- manche aber tun es lieber unter Chiffre, und 21. Juli Massentierhaltung det. Sie versucht diejenigen, die wirten kam ihr die Idee. „Ich habe es ist auch schon vorgekommen, dass Schaff einen Hof aufgeben wollen oder schnell festgestellt, dass viele gebeten wurde, auf die Briefe keinen Absen- 24. Juli Bodenspekulation müssen, mit denjenigen zusam- einen Hof suchen und genauso der zu schreiben, „Hof gesucht – gefunden“ 28. Juli Existenzfrage Hofübergabe Eine Auswertung menzubringen, die Bauer werden viele einen Hof abzugeben hatten würde schon zu viel verraten. dieser Messfelder 31. Juli Ferien auf dem Bauernhof möchten. 100 000 Besucher hatte – nur zusammengefunden haben Auch Schaffs Eltern mussten sich mit dem ermöglicht es ihre Seite im vergangenen Jahr, Martina Schaff ver- die beiden Seiten nie“, sagt Schaff, Gedanken erst anfreunden. „Aber irgend- 4. August Digitalisierung uns, täglich die 7. August Klimawandel „Tendenz deutlich steigend“, sagt mittelt Bauernhöfe. die hauptberuflich in einem Groß- wann haben wir gesagt: Wenn wir nur am Kü- Druckqualität Schaff. Mindestens eine Vermitt- handel für Apothekenprodukte chentisch darüber reden, hört es niemand.“ 11. August Biolandbau der Zeitung zu lung gelingt ihr im Monat. Manche Anzeigen arbeitet. Auf Schaffs Portal finden sie nun alle Also raus an die Öffentlichkeit. Mittlerweile überprüfen. 14. August Afrikanische Schweinepest sind zwei, drei Sätze kurz, andere sieben, acht zusammen: Putenmäster und Milchbetriebe, ist für den elterlichen Hof eine Lösung in Absätze lang. Manche sind bemerkenswert Schafhalter und Schweinezüchter, Voll- und Sicht. Es gibt mehrere Bewerber, die es in die 18. August Exportschlager Milch ehrlich: „ÖPNV ist hier mau, Auto ein Muss“, Nebenerwerbshöfe, bio und konventionell, engere Auswahl geschafft haben. Jetzt müs- 21. August Gemeinschaftshöfe heißt es etwa in einer Anzeige. Andere wer- Anfragen und Angebote kommen regelmäßig sen die Schaffs nur noch den geeigneten 25. August Die Zukunft der Landwirtschaft ben mit Vorzügen, die über den eigentlichen auch aus Niedersachsen. Was so naheliegend Nachfolger auswählen. MHD
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