Rausgeworfen Warum der Finanzreferent plötzlich gehen musste - Im Instaview - AKUT Bonn

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Rausgeworfen Warum der Finanzreferent plötzlich gehen musste - Im Instaview - AKUT Bonn
Magazin der Studierendenschaft
der Rheinischen Friedrich-       Rausgeworfen               Im Instaview
Wilhelms-Universität Bonn
                                 Warum der Finanzreferent   Unterwegs mit Bonns
Anfang 2016 • Nr. 340            plötzlich gehen musste     begabtestem Instagrammer
Rausgeworfen Warum der Finanzreferent plötzlich gehen musste - Im Instaview - AKUT Bonn
In diesem Heft
    Editorial                                      3       Selber Schuld?                               28
                                                           Die besonderen Herausforderungen für
    Wahl 2016 ¬                                            Geisteswissenschaftler

    Wahlen sind keine Säugetiere TITEL             5       Humanoide Professorin RUBRIK                 30
    Warum die obligatorischen Aufrufe zur                  Bonn, deine Lehrenden: Informatik-Profes-
    Wahlbeteiligung nichts nützen                          sorin Maren Bennewitz und die Roboter

    Die Listen der SP-Wahl TITEL                   6       Alltag ¬
    Diese Listen treten zur SP-Wahl an
    Sozialistischer Kindergarten TITEL            10       Ich sehe was, was du nicht siehst            33
    Der Finanzreferent fällt offenbar Mitglie-             Warum Touristen mehr über Bonn wissen
    dern der eigenen Gruppe zum Opfer                      als Bonns Einwohner

    Alles auf eine Karte? TITEL                   12       Instaview TITEL                              34
    Studierende stimmen über UniCard ab                    mit »thatkidfrombonn« Joseph Strauch

    Mit Lumpi im Wahllokal TITEL                  13       Was wird aus Viktoria?                       36
    Kommentar: Der AKUT-Hund zur SP-Wahl                   Aus dem Viktoriakaree wird kein Einkaufs-
                                                           zentrum – aber was kommt jetzt?
    Beschlossene Sache RUBRIK                     14
    Ausgewählte Beschlüsse des Studierenden-               Hinter den Kulissen                          38
    parlaments, erklärt und kommentiert                    Die letzten Tage vor der Premiere: So in-
                                                           szeniert man Shakespeares »Macbeth«
    Universum ¬                                            Something wicked this way comes              41
                                                           So lief die Aufführung von »Macbeth«
    Liebe Mensa, …                                17
    Die Gesellschaft ist stets im Wandel, das              Studieren in schwarz-weiß                    42
    Essen in der Mensa auch                                Zeitzeugin über Studieren in den 50ern

    Professor Hoch motiviert                      18       Menschen, die in Autos sitzen                44
    Der Rektor der Uni Bonn im Gespräch                    Was man durch Mitfahrgelegenheiten über
                                                           seine Mitmenschen lernt
    Platzangst                                    22
    Zur Zukunft der philologischen Bibliothek              Mit dem Pflugsimulator aufs Feld             46
                                                           Die Ausstellung »Revolution jungSteinzeit«
    Mittemäßig RUBRIK                             24       im LVR-Landesmuseum
    Der junge Wilde RUBRIK                        26       WG besucht! RUBRIK                           47
    Bekannte Absolventen: CDU-Politiker                    Zu Besuch in einer 3er-WG in der Südstadt
    Norbert Röttgen über Bonn und Berlin

                                    UNSER TITELBILD

                                    Hinter den Schlagzeilen
                                    Im letzten Jahr fluteten wir für unser Titelbild (virtuell) den
                                    Hofgarten, um einen Wal vor dem Hauptgebäude schwimmen zu
                                    lassen. Aber schon da zeichnete sich ab, dass alle Wortwitze mit
                                    »Wal« und »Wahl« irgendwann aufgebraucht sein würden. Dieses
                                    Mal bedienten wir uns also in der Trickkiste der »Großen« des
                                    Printmediengeschäfts. Ob’s was hilft? – ab m Seite 5.

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Rausgeworfen Warum der Finanzreferent plötzlich gehen musste - Im Instaview - AKUT Bonn
EDITORIAL

Impressum                                              Hallo,
AKUT — Magazin der Studierendenschaft der              ich muss gleich zu Beginn etwas klarstellen: Die »Wahr-
Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
                                                       heit über die Nichtwähler« findet man in diesem Heft
Nassestraße 11 | 53113 Bonn | redaktion@akut-bonn.de
                                                       natürlich nicht. Richtig, unser Titelbild verspricht da et-
HEFT Nummer 340 | erschienen am 11. Januar 2016
                                                       was anderes – doch hinter Schlagzeilen, die so formuliert
HERAUSGEBER Studierendenparlament der                  und gestaltet sind wie diese, verbirgt sich ja häufig nur
Universität Bonn | Nassestraße 11 | 53113 Bonn |
                                                       die halbe Wahrheit. Mit der Hälfte gibt sich die AKUT-Re-
vertreten durch den 1. Sprecher Sebastian Mathy
                                                       daktion aber nicht zufrieden: Dieses Heft ist eines der
REDAKTIONSSCHLUSS 28. Dezember 2015
                                                       umfangreichsten der letzten Jahre – für die anstehenden
REDAKTION Philipp Blanke, Florian Eßer, Eva Fürst,     Wahlen zum Studierendenparlament (SP) und die beiden
Alexander Grantl, Annig Held, Charlotte Kümpel,
                                                       Urabstimmungen haben wir ein extra Ressort geschaffen.
Sophie Leins, Dominique Müller, Linnéa Nöth, Sohiel
Partoshoar, Hannah Rapp, Alina Sabransky, Letizia
Vecchio, Maike Walbroel & Sven Zemanek                 Und dort beschäftigt sich AKUT-Redakteurin Hannah
                                                       dann doch mit den Nichtwählern – die sind in den
CHEFREDAKTEUR Alexander Grantl (verantwortlich im
Sinne des Landespressegesetzes NRW)                    letzten Jahren nämlich stets die stärkste Kraft gewesen.
                                                       Warum Hannah nicht mit dem obligatorischen »Wäh-
LAYOUT Alexander Grantl
                                                       len-ist-so-wichtig-Plädoyer« zu überzeugen versucht, lest
TITELBILD Alexander Grantl;
                                                       ihr auf Seite 5.
Walbaby: Steve Snodgrass (CC BY 2.0)
DRUCK Das Medienhaus | Brunnenstraße 40 |              Anschließend stellen wir euch übersichtlich alle acht Lis-
53347 Alfter                                           ten vor, die in das SP einziehen wollen – in diesem Jahr
PAPIER Circleoffset Premium White (matt oberflächen-   sind zwei ganz neue dabei. Aber auch bei den »alten Ha-
geleimt, hochweiß, Recycling-Offset aus 100% Altpa-
                                                       sen« ist einiges passiert: Warum der AStA-Finanzreferent
pier)
                                                       plötzlich sein Amt verlor und welche Rolle seine eigene
AUFLAGE 2500 Exemplare
                                                       Hochschulgruppe dabei spielte, lest ihr ab Seite 10.
WEB akut-bonn.de
                                                       Seit Mai hat die Universität einen neuen Leiter: Prof. Dr.
FACEBOOK fb.com/akut.bonn
                                                       Michael Hoch ist nun seit neun Monaten im Amt und
                                                       muss vielen Herausforderungen ins Auge sehen. Wie er
Die Inhalte dieser Ausgabe geben nicht notwendiger-
weise die Meinung der Redaktion wieder. Nachdruck      dabei immer motiviert bleiben möchte, erklärt er im
und Vervielfältigung sind nach vorheriger Genehmi-     AKUT-Gespräch ab Seite 18.
gung möglich.
                                                       Die AKUT entwickelt sich ständig weiter. Was gut und
                                                       was schlecht ist, wissen unsere Leserinnen und Leser am
                                                       besten. Damit ihr uns noch einfacher erreicht, könnt ihr
                                                       über jedem unserer Inhalte nun die E-Mail-Adresse des
                                                       Redakteurs oder der Redakteurin finden.

                                                       Wie gewohnt erreicht ihr uns aber auch bei Facebook,
                                                       Twitter oder unter akut-bonn.de/leserbriefe/

                                                       Der stetig wachsenden AKUT-Redaktion danke ich für die
                                                       harte Arbeit an diesem vielseitigen Heft mit den vielen
                                                       Seiten. Allen anderen wünsche ich

                                                       Viel Freude beim Lesen

                                                                                                                     3
Rausgeworfen Warum der Finanzreferent plötzlich gehen musste - Im Instaview - AKUT Bonn
WAHL 2016 D

    Wahl 2016
                                             DAS SP IN ZAHLEN                          der Juso-HSG zum gleichen Zeitpunkt

                                             4
                                                                                       gegeben. Zu der brachen die beiden
                                                                                       dann auch direkt auf. Zwei Tage vor
                                                                                       Bewerbungsschluss zur SP-Wahl hat
                                                                                       die Juso-HSG noch ihre Liste aufstellen
                                                                                       müssen. Die anwesenden Parlamenta-
                                                                                       rier vom RCDS waren teils verärgert,
                                             Minuten dauerte die letzte Sitzung        teils heiter, weil sich die Nicht-Teilnah-
                                             des Studierendenparlaments (SP) im        me der anderen schon den Tag über
                                             Jahr 2015. Das SP war nämlich nicht       abgezeichnet hatte.
                                             beschlussfähig – nur 9 der 43 Mitglie-    Auch eine Sitzung Anfang Dezember
                                             der waren anwesend. Die Fraktionen        verlief bescheiden: Zunächst setzte
                                             der Piraten-HSG und der LHG fehlten       eine widerspenstige Beschallungsanla-
                                             ganz, die LUST war nur für ein paar       ge das Parlament außer Gefecht, dann
                                             Sekunden durch eines ihrer Mitglieder     dauerten mehrere Punkte der Tages-
                                             vertreten und auch die Juso-HSG fehl-     ordnung ungewöhnlich lange. Beson-
                                             te. Die einzigen Jusos vor Ort waren      ders störend war der Lärm im Saal,
                                             der 1. Sprecher des SP, der verspätet     den einige Mitglieder produzierten. Er
                                             zur Sitzung kam, um sie dann gleich       hielt den ganzen Abend an. Das Präsi-
                                             wieder zu beenden, und der 1. Schrift-    dium des SP rief zwar im Minutentakt
                                             führer. Die beiden Jusos konnten über     zur Ruhe auf, hatte damit aber wenig
                                             den Verbleib der restlichen Fraktion      Erfolg. Was das Parlament tut, wenn
                                             keine Auskunft geben. Allerdings habe     alles funktioniert, kann man ab Seite
                                             es eine Einladung zu einer Sitzung        14 nachlesen. Alexander Grantl

    UNTER SUCHUNG SAUSSCHUSS                 erbracht hätte. Ob es solche Fälle

    Gutachten zu
                                             gegeben habe, sei aber kaum zu er-
                                             mitteln, solange keine der beteiligten

    TuBF-Vertrag
                                             Frauen Entsprechendes angebe. Durch
                                             den Beschluss des SP, den Vertrag
                                             abzuschließen, sei in jedem Fall kein
    Die seit 2015 beendete Kooperation       Schaden entstanden. Der AStA bat
    zwischen der Frauenberatung TuBF         die Gutachter zudem zu prüfen, ob
    e.V. und dem AStA beschäftigt weiter-    nachfolgende AStA-Vorsitzende und
    hin einen Untersuchungsausschuss des     Finanzreferenten zur Überprüfung
    SP. Dieser soll die durch die Koope-     bereits bestehender Verträge verpflich-
    ration »entstandenen Unklarheiten        tet seien. Dies halten die Gutachter
    klären« (Bericht in AKUT Nr. 339). Der   für ungewöhnlich, solange es keine
    AStA hat Ende September ein eigenes      auf Rechtswidrigkeit hindeutenden
    Rechtsgutachten in Auftrag gegeben.      Anhaltspunkte gäbe. Der Vorsitzen-
    Die Bonner Kanzlei Eimer Heuschmid       de des Untersuchungsausschusses
    Mehle sollte darin etwa klären, ob       Matthias Rübo (RCDS) beantragte im
    der Studierendenschaft durch den         Dezember, selbst ein Rechtsgutachten
                                                                                                                                    FOTOS: ALEXANDER GRANTL / AKUT

    Vertragsabschluss ein Schaden ent-       in Auftrag geben zu können. Die Ju-
    standen sei. Das Gutachten kommt         so-HSG änderte seinen Antrag jedoch
    unter anderem zu dem Ergebnis, dass      ab – beschlossen wurde letztlich kein
    eine Minderung der Vermögensla-          neues Gutachten, sondern lediglich
    ge vorliegen könne, wenn die TuBF        das Formulieren von Nachfragen zum
    nicht die vereinbarte Gegenleistung      bereits vorliegenden. Alexander Grantl

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Rausgeworfen Warum der Finanzreferent plötzlich gehen musste - Im Instaview - AKUT Bonn
D WAHL 2016

                      Wahlen sind keine Säugetiere
                      KEIN INTERESSE An dieser Stelle müsste eigentlich ein begeisternder Text stehen, der die
                      Möglichkeiten studentischer Mitbestimmung in den höchsten Tönen lobt. Aber das hilft nicht.
                      Über das geringe Interesse an den Wahlen und die zahlreichen Versuche dies zu ändern.
                      VON HANNAH RAPP | rapp@akut-bonn.de

                      D
                               ie Wahlbeteiligung an den
                               SP-Wahlen der Uni Bonn lag in
                               den letzten Jahren mehr oder
                      weniger beständig bei um die 14 Pro-
                      zent. Eine extrem niedrige Wahlbetei-
                      ligung, die das allgemein mangelnde
                      Interesse an der Hochschulpolitik wi-
                      derspiegelt. Studierendenparlamente
                      gibt es in Deutschland erst seit den 60er
                      Jahren und quasi seit der Einführung
                      von SP-Wahlen ist die Wahlbeteiligung
                      stetig gesunken. Es gibt seit Jahren Ver-
                      suche – nicht nur in Bonn – Studierende
                      für die Wahlen und die Hochschulpo-
                      litik zu begeistern. Zu den drastischs-
                      ten gehört wohl die Aktion der Uni
                      Köln, die 1966 mit der Verlosung eines
                      von einem Autohaus gestifteten roten
                      VW-Käfers unter allen Wählern warb
                      und so eine grandiose Wahlbeteiligung
                      von 62 Prozent erreichte.
                         »Rettet die Wahlen« (2015), »Miss-
                                                                          Sie hat’s doch auch geschafft! Eine Wählerin aus dem Jahr 2015
                      Wahl« (2013) oder »Ausgewählt« (2012)
                      – unter diesen Titeln bemüht sich die       unter. Als weiteren, möglichen Grund      Sein Recht auf eine Wahl zu nutzen, ist
                      fleißige AKUT-Redaktion seit Jahren da-     dafür, dass nur wenige Studierende        immer wichtig! Durch die Urabstim-
                      rum, die Wichtigkeit der Beteiligung an     wählen, wird der Zeitpunkt der Wahl       mungen zur Unicard und zum Austritt
                      der Wahl zu verdeutlichen und das In-       im Januar zeitlich nahe der Prüfungs-     aus dem fzs (freier zusammenschluss
                      teresse am SP zu erhöhen. Wir führten       phase genannt. Außerdem meinen vie-       von studentInnenschaften) sind diese
                      Interviews zu den politikwissenschaft-      le, dass eine persönlichere Ansprache     SP-Wahlen besonders interessant und
                      lichen Hintergründen der niedrigen          durch die Kandidaten sie zur Wahl mo-     spannend. Sie könnten auch einen po-
                      Wahlbeteiligung (AKUT Nr. 327), mach-       tivieren würde.                           sitiven Einfluss auf die Wahlbeteiligung
                      ten im Hofgarten eine Umfrage, ob die          An Pendlern und Erasmus-Studieren-     haben: 2008, als an der Uni Bonn über
                      Studierenden überhaupt wissen, was          den scheint die Wahl sowieso vorbeizu-    das NRW-Ticket abgestimmt wurde, lag
                      das SP ist (AKUT Nr. 324), begleiteten      gehen, doch selbst Bib- und Uni-Ma-       die Wahlbeteiligung nämlich bei über
                      die Wahlleiterin bei ihrer Arbeit (AKUT     niacs fehlt teilweise der Durchblick      30 Prozent. 20 Prozent der Studieren-
                      Nr. 329) und stellten unermüdlich die       in der Hochschulpolitik. Beeinträch-      den, also etwa 7034 Studierende, müss-
                      Kandidaten vor. Viel getan hat sich in      tigend wirkt sich auch das Bachelor/      ten vom 18. bis zum 21. Januar 2016 zu-
                      Sachen Wahlbeteiligung in den letzten       Master-System aus – meistens verbun-      stimmen, damit der Beschluss bindend
                      5 Jahren leider nicht.                      den mit einem Stadtwechsel nach dem       für die Organe der Studierendenschaft
                         Auch die Gründe für die geringe          ersten Abschluss und vielleicht noch      ist.
                      Wahlbeteiligung scheinen sich seit 2011     einem Auslandsaufenthalt. Man denkt          Ist das hier nun doch zu einem Wahl-
                      nicht verändert zu haben. Die Umfrage       eh nichts bewegen zu können, bezie-       plädoyer geworden? Für das nächste
                      aus der damaligen AKUT ergibt Ähn-          hungsweise von den vorangetriebenen       Jahr wünsche ich der AKUT-Redaktion,
                      liches, wie eine kleine Umfrage unter       Veränderungen selber nicht mehr zu        ganz anders über die Wahl berichten zu
                      Studierenden im Dezember 2015: Nicht        profitieren, da man vorher Stadt und      können, weil es so viel Interesse daran
FOTO: RONNY BITTNER

                      aus Desinteresse wird nicht gewählt,        Uni schon wieder verlässt. Doch der ei-   gibt. Bis dahin hoffe ich auf ein kleines
                      sondern aus Uninformiertheit. Die In-       gentliche Kern der Sache bleibt - trotz   Wahlwunder und frage mich, wo ich
                      fos zur Wahl gehen wohl in der Mas-         manchen durchaus nachvollziehbaren        auf die Schnelle einen roten VW-Käfer
                      se an Plakaten und Flyern an der Uni        Gründen für das Nicht-Wählen - simpel:    herbekomme.                           ◄

                                                                                                                                                        5
Rausgeworfen Warum der Finanzreferent plötzlich gehen musste - Im Instaview - AKUT Bonn
WAHL 2016 D

     Die LISTE                                   dürfte schwierig werden – etwa der
                                                 Bau einer Mauer um das Juridicum.
                                                                                            cher-Bereiche in Hörsälen einrichten.
                                                                                            Die Einführung von Uni-Sex-Toiletten
                                                 Der Studentenausweis solle zudem auf       ist eine zentrale Forderung der Liste.
                                                 100 %-recyclebares Toilettenpapier ge-     Die Trennung dieses Begriffs lässt ver-
                                                 druckt, das dadurch eingesparte Geld       muten, dass Die LISTE damit nicht nur
                                                 für Freibier in den Mensen eingesetzt      die Schaffung geschlechtsunspezifi-
                                                 werden. Auch wenn Forderungen nach         scher WCs meint.
     2015 gegründet                              mehr Freibier traditionell CSU-Inhal-
     Spitzenkandidierende:                       te sind, lässt sich die Liste Die LISTE    Die Liste Die LISTE rechnet mit einem
     Ephraim Beckers, Martin Hečimović,          politisch Mitte-links verorten. Selbst     guten Wahlergebnis: »Unser Analys-
     Laila Noemi Riedmiller                      ordnet sich die Liste allerdings in der    tenteam geht derweil von mindestens
                                                 »extremen Mitte« ein. Man scheint dort     22 (50 % + x) Sitzen aus.« Da sie zum
                                                 so extrem mittig zu sein, dass es keine    ersten Mal antreten, zählen sie vor al-
                                                 eindeutige Position zur Einführung ei-     lem bisherige Nichtwähler zu ihrer po-
    Die LISTE tritt 2016 zum ersten Mal zur      ner UniCard gibt: Die LISTE wünscht        tenziellen Wählerschaft. Und weil alle
    SP-Wahl an. Sie ist die Hochschulgrup-       sich sowohl den Komfort einer UniCard      anderen Listen nicht so gut seien wie
    pe der Parodie-Partei »Die PARTEI«           als auch Proteste gegen die Finanzie-      sie, werde man zusätzlich Zulauf von
    und bezeichnet sich als »offiziellen         rung dieser.                               Wählern bekommen, die sonst einer
    Arm des Faktenmagazins Titanic«, ei-                                                    »Alternativlosigkeit« ausgesetzt wären.
    ner Satirezeitschrift. LISTE ist nach ei-    Besonders viele Gedanken hat sich die
    genen Angaben ein Akronym für »Liste         Liste zur baulichen Umgestaltung der       An welchen Koalitionen würde sich Die
    für integrativen Sex, Trinkkultur, Et        Universitätsgebäude gemacht. Diese         LISTE beteiligen? »Wir würden prinzi-
    cetera«. Auch wenn sich die Liste Die        sollen alle in der »Bonner Identitäts-     piell gerne mit allen potenziellen Steig-
    LISTE selbst nicht als Satire-Liste be-      farbe grau« gestrichen werden. Neben       bügelhaltern zur Macht koalieren.« Da
    zeichnet, ist die Ernsthaftigkeit ihres      dem Mauerbau am Juridicum wollen           man aber von einer absoluten Mehrheit
    Wahlprogramms fraglich. Zumindest            die Kandidierenden zudem FKK-Berei-        ausgehe, stelle sich diese Frage derzeit
    die Umsetzung ihrer Forderungen              che in Bibliotheken umsetzen und Rau-      sowieso nicht.          Alexander Grantl

                                   Wahl zum 38. Studierendenparlament • 18. bis 21. Januar 2016

     Grüne                                       so-HSG, LUST und Piraten-HSG gewählt
                                                 wurden. »Wir sind wieder da? Wir wa-
                                                                                            Gremien der Universität (Senat, Beirat
                                                                                            der Gleichstellungsbeauftragten, Fa-
     Hochschulgruppe                             ren nie weg!«, nennt die GHG das und
                                                 versteht darunter auch ihre Mitarbeit
                                                                                            kultätsräte, …) paritätisch zu besetzten
                                                                                            – so wären alle Gruppen mit gleichem
                                                 im AStA, im Senat der Universität und      Gewicht vertreten. Damit wolle man
                                                 in den verschiedenen Fakultätsräten.       auf eine Verbesserung der Studienbe-
                                                 Ihr Ziel sei eine ökologisch-nachhaltige   dingungen hinarbeiten – wie etwa die
                                                 und soziale Universität, in der Studie-    Möglichkeit Lehrveranstaltungen zwi-
                                                 rende noch mehr mitbestimmen kön-          schen verwandten Fächern tauschen
                                                 nen sollen als bisher.                     zu können, die Prüfungsdichte zu ver-
                                                                                            ringern und die Vergabe von Noten
                                                 Ein traditionsgemäß grünes Thema           transparenter ablaufen zu lassen. Zu-
                                                 sind bessere Bedingungen für Fahrrad-      dem müsse die Universität Bonn auch
     2010 gegründet                              fahrer – eine zentrale Forderung der       unter Spardruck ihre Fächervielfalt be-
     Spitzenkandidierende:                       Grünen Hochschulgruppe. Dabei habe         halten – den Streichungen ganzer Pro-
     Alena Schmitz, Jonas Janoschka,             man schon verschiedene Erfolge er-         fessuren wolle man mit Protesten, etwa
     Sinah Röttgen                               zielt, etwa die Sanierung des Radwegs      im Rahmen des Bündnisses »SparUni
                                                 zwischen dem Campus Poppelsdorf            Bonn« entgegenwirken.
                                                 und Endenich oder der Ausbau von
                                                                                                                                        ILLUSTRATIONEN: ALEXANDER GRANTL / AKUT

                                                 Fahrradabstellanlagen an verschiede-       Zudem bekennt sich die Liste zum
    Im vergangenen SP war die Grüne              nen Uni- und Mensagebäuden. Die Er-        Kampf gegen Sexismus, Homophobie
    Hochschulgruppe (GHG) nicht vertre-          öffnung einer weiteren Fahrradwerk-        und Rassismus an der Universität. Dazu
    ten – die Bewerbung zur Wahl war nicht       statt auf dem Campus Venusberg will        sei auch das Weiterbestehen des Les-
    rechtzeitig beim Wahlausschuss einge-        die GHG auch voranbringen.                 BiSchwulen- und trans*-Referats, des
    gangen. Dennoch haben Mitglieder der                                                    Referats für Frauen- und Geschlech-
    GHG in Ausschüssen des SP mitgearbei-        Um mehr studentische Mitbestimmung         tergerechtigkeit und des AusländerIn-
    tet – in die sie von der Koalition aus Ju-   zu ermöglichen, fordert die GHG, alle      nen-Referats nötig.   Alexander Grantl

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Rausgeworfen Warum der Finanzreferent plötzlich gehen musste - Im Instaview - AKUT Bonn
D WAHL 2016

 Juso-HSG                                   sich selbst als »sozial, gerecht und de-
                                            mokratisch« beschreibt, im aktuellen
                                                                                        Folgt man dem kürzlich veröffentli-
                                                                                        chen Arbeitsprogramm, so geht es den
                                            SP mit 17 von 43 Sitzen stärkste Kraft      Genossen vordergründig um – wenig
                                            werden.                                     überraschend – soziale Themen, die,
                                                                                        wie eben angemerkt, nicht ganz neu
                                            Bevor man sich dem aktuellen Wahl-          sind: Ausmerzung von Diskriminie-
                                            programm der Jusos widmet, sollte           rung jeglicher Art in der Uni, sei es der
                                            man vorher allerdings einen Blick auf       Gender-Gap oder auch die – von man-
                                            die bisherige Arbeit der Gruppe wer-        chen wieder geforderte – Einführung
                                            fen: Ganz im Sinne des Ideals einer         der Studiengebühren. Ebenso sollen
                                            toleranten und solidarischen Gesell-        (und das dürfte den ein oder anderen
                                            schaft haben die Jusos in diesem Jahr       Bolognakritiker freuen) mehr Master-
 1969 gegründet                             beispielsweise der Förderung eines          plätze geschaffen werden. Auch die
 Spitzenkandidierende:                      alternativen Christopher-Street-Day in      Einhaltung der Regelstudienzeit ist für
 Felix Breiteneicher, Lillian Bäcker,       Bonn zugestimmt. Ebenso unterstütz-         die Jusos nichts Erstrebenswertes, als
 Claudius Sebastian Mathy                   ten sie die Ausweitung der Unterschrif-     »Zielvorgabe« ist sie daher nicht mehr
                                            tenaktion des Bürgerbegehrens »Viva         ständig zu propagieren, für so manche
                                            Viktoria« auf die Bonner Mensen. Ver-       Studierende, die sich einem Burnout
                                            geblich sucht man allerdings nach Be-       nahe fühlen, könnten sie daher wähl-
»Des einen Freud, des anderen Leid«,        schlüssen oder Anträgen zu typischen        bar sein.
so heißt es manchmal im Volksmund.          Juso-Themen wie der Verbesserung der
Umgedreht ließe sich so wohl am bes-        Wohnraumsituation für Studierende           Weitere Juso-Themen lassen sich im
ten die Situation für die Jusos nach        oder einer Ausweitung des BaFög. Viel-      Schnelldurchlauf wie folgt zusammen-
den letzten SP-Wahlen im Januar 2015        leicht ein Grund, warum die Punkte          fassen: Erhaltung des Semesterbeitrags
charakterisieren: Dank der verpassten       nicht aus der Agenda für 2016 genom-        sowie mehr Sprachkurse, erleichterter
Bewerbungsfrist der konkurrierenden         men wurden, die man allerdings auch         Zugang für Geflüchtete an die Uni, um
GHG konnte die Hochschulgruppe, die         als recht ehrgeizig beschreiben kann:       nur ein paar zu nennen.  Letizia Vecchio

                                 Wahl zum 38. Studierendenparlament • 18. bis 21. Januar 2016

 KULT                                       allem gemeint sein, dass man sich nicht
                                            als Teil bräsiger parteipolitischer Wirk-
                                                                                        erscheint der Gedanke, aus bereits
                                                                                        bestehenden Rücklagen ein kosten-
                                            lichkeiten begreifen möchte. Die Ges-       neutrales Semesterticket für kulturel-
                                            ten des Berliner Reichtags im winzigen      le Stätten (und Schwimmbäder – der
                                            Bonner Studierendenparlament – dafür        Schwimmkunst wegen?) zusammen-
                                            ist sich die KULT-Truppe wohl doch zu       zuflicken. Was hier als »Kulturflatra-
                                            schade.                                     te« bezeichnet wird – ein Begriff, der
                                                                                        zuletzt eher netzpolitisch konnotiert
                                            So hemdsärmelig diese Wortwahl er-          war – könnte durchaus spannende Ver-
                                            scheinen mag, so hemdsärmelig sind          netzungseffekte zwischen der Universi-
                                            auch ihre Ideen: Natürlich erregt das       tät und der kulturell Schaffenden (und
                                            Vorhaben, eine Unibrauerei zu grün-         Bademeistern) dieser Stadt verheißen.
                                            den, großes Aufsehen. Die Begründung
 2015 gegründet                             ist originell und dabei gar nicht so ab-    Würde die KULT-Truppe im Studieren-
 Spitzenkandidierende:                      wegig, wenn man von der Frage ab-           denparlament von der Wirklichkeit
 Madeleine Heuts, Sophia Purrmann,          sieht, wie die »soziale Lage der Region«    zerfleischt werden? Das wird man ab-
 André Thiele                               qua Bierseligkeit stabilisiert werden       warten müssen. Die Ausrichtung der
                                            soll. Man müsste es ausprobieren.           Liste ist nicht intellektuell, ganz und
                                                                                        gar nicht stringent ideologisch, son-
                                            Weitere Ideen: UniCard, Unifestival,        dern hochgradig populär. Die wenig
Wer leicht zu beeindrucken ist, könnte      Bikesharing. Ein bisschen grün, ein         erbaulichen Wahlbeteiligungen in der
sich daran stoßen, dass sich die neue       bisschen piratisch, ein bisschen MTV        Vergangenheit legen nahe, dass die
KULT-Liste als »unpolitisch« bezeich-       Campus Invasion ohne Markus Kavka.          bloße Existenz der KULT-Liste in erster
net. Wer besonders penibel ist, auch.       Nichts davon tut besonders weh und          Linie ein Statement ist, um die große,
Immerhin nimmt sie nun an einem             könnte auch in anderen Hochschul-           teilnahmslose Masse zum demokrati-
veritablen Politzirkus teil. Mit dem        gruppen in etwas spröderer Form             schen Akt der Wahl zu mobilisieren.
Reizwort »unpolitisch« wird jedoch vor      vorgeschlagen werden. Interessanter                                Sohiel Partoshoar

                                                                                                                                    7
Rausgeworfen Warum der Finanzreferent plötzlich gehen musste - Im Instaview - AKUT Bonn
WAHL 2016 D

     Liberale                                  Pragmatismusbegriff      aufzubrechen,
                                               sieht die Gruppe um Hannah Birkhoff
                                                                                           nützten. Das Referat für Frauen- und
                                                                                           Geschlechtergerechtigkeit und das Les-
     Hochschulgruppe                           ihren Erfolg in ihrer Ausrichtung.          BiSchwulen- und trans*-Referats sollen

     Bonn                                      Entsprechend soll die folgende Le-
                                                                                           abgeschafft werden – ersetzt durch ein
                                                                                           Referat, dass sich für die Gleichberech-
                                               gislaturperiode     pragmatisch    und      tigung aller Menschen einsetze.
                                               evolutionär      bestritten    werden:
                                               Web- und Podcasts von Vorlesungen           Zusätzlich verweist die LHG darauf,
                                               sollen stärker forciert werden. Die In-     dass sie erfolgreich die Pseudonymisie-
                                               frastruktur sei hierfür bereits vorhan-     rung von Klausuren anstoßen konnte.
                                               den, allerdings gelte es, beim Lehrper-     Diese und weitere Streitpunkte werden
                                               sonal mehr Überzeugungsarbeit zu            oft im Kosten-Nutzen-Vergleich hinter-
                                               leisten.                                    fragt. Dies gilt auch für das Engagement
                                                                                           für den Austritt aus dem »freien zusam-
                                               Hier zeigt sich, wodurch sich der Frei-     menschluss von studentInnenschaf-
     2012 gegründet                            heitsbegriff der Liberalen auszeichnet:     ten« (fzs) gemeinsam mit dem RCDS.
     Spitzenkandidierende:                     freies Lernen, freies Lehren, freies For-   Fragwürdig sei die Mitgliedschaft in
     Hannah Birkhoff, Constantin Alexander     schen, immer und überall. Die grund-        diesem Dachverband, der ideologisch
     Zoepffel, Seda Sabiye Ataer               sätzlichen Strukturen sollen dabei          belastet und nicht an studentischen
                                               nicht infrage gestellt werden.              Bedürfnissen ausgerichtet sei. Etwa
                                                                                           28.000 € erhält der fzs jährlich aus
                                               Der AStA hingegen müsse auf seine           dem Haushalt der Studierendenschaft.
    Die LHG-Fraktion im Studierendenpar-       Kernaufgaben reduziert werden, etwa
    lament ist stetig größer geworden. Da      um den Semesterbeitrag zu senken.           Die Absicht der LHG liegt auf der Hand:
    sie nach eigenen Angaben seit jeher        So befürwortet die LHG die Abschaf-         weitere Anstöße für das große Ganze
    darauf bedacht sei, Ideologiekämpfe        fung des Öko-Referats, dessen Veran-        liefern, um den Status quo besser her-
    innerhalb des SP mit einem eigenen         staltungen Bonner Studierenden nicht        auszuarbeiten.         Sohiel Partoshoar

                                  Wahl zum 38. Studierendenparlament • 18. bis 21. Januar 2016

     Liste undogmati-                          kleinteiliges Abarbeiten von Teilschrit-
                                               ten. Das versucht die LUST vor allem im
                                                                                           der letzten Zeit deutlich näher gekom-
                                                                                           men. Die Urabstimmung über die Ein-
     scher Student-                            AStA, denn das SP habe kaum Macht,
                                               seine Beschlüsse umzusetzen. Der Re-
                                                                                           führung einer UniCard hält man bei
                                                                                           der LUST für »Pseudo-Politik«, weil das
     Innen (LUST)                              ferent für politische Bildung und die       letzte Wort so oder so andere, etwa die
                                               Referentin für Frauen- und Geschlech-       Universität, hätten.
                                               tergerechtigkeit etwa sind LUST-Mit-
                                               glieder. Der AStA solle sich zudem          Die LUST stellt alles infrage – vielleicht
                                               nicht scheuen, auch mal mehr Druck          auch die eigene Arbeit, wenn sie dem
                                               auf das Rektorat und das Studierenden-      AStA teilweise und dem SP besonders
                                               werk auszuüben.                             »selbstgenügsame Inkompetenz« vor-
     1980 gegründet                                                                        wirft. Ihre jederzeit präsente Kritik
     Spitzenkandidierende:                     Wer sich mit dem Wahlprogramm der           kennt keine Grenzen, letztlich gelte es
     Jana Klein, Kilian Clemens Hoffmeister,   LUST beschäftigt, stellt schnell fest: Es   auch, die aktuellen Studienbedingun-
     Ruth Reiferscheid                         geht der Liste nicht nur um Hochschul-      gen und die ganze Gesellschaft kritisch
                                               politik. Die Bekämpfung von Sexismus,       zu betrachten.
                                               Homophobie und Antisemitismus sieht
                                               die LUST als eines ihrer zentralen An-      Im SP koalierte die LUST zuletzt mit
    Die StudentInnen der LUST haben kein       liegen. Aktuell beschäftige die LUST        der Juso-HSG und der Piraten-HSG. Die
    Parteiprogramm. Nicht, weil sie dazu       vor allem die weitere »Professionalisie-    Grünen wären womöglich auch dabei
    keine Lust hatten, sondern: »Die LUST      rung« der AStA-Studierendenzeitung          gewesen, wenn sie zur letzten Wahl zu-
    ist, was die aktuellen Mitglieder in ih-   »Friedrichs Wilhelm«, die Ende 2015         gelassen worden wären. Die LUST, die
    rem Namen machen, folglich ändern          die »BAStA« ablöste. Um Studierenden        den Schwerpunkt ihrer Arbeit ja eher
    sich die Ziele über die Jahre«, erklärt    Platz zum Musikmachen und Kunst-            im AStA als im SP sieht, verschaffte
    die Liste. Besonders Hochschulpolitik      schaffen zu ermöglichen, fordert die        Mitgliedern der GHG die Möglichkeit,
    bedeute nicht die generalstabsmäßige       LUST so genannte »selbstverwaltete          LUST-Sitze in einigen SP-Ausschüssen
    Umsetzung großer Projekte, sondern         Räume« – diesem Projekt sei man in          zu besetzen.          Alexander Grantl

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Rausgeworfen Warum der Finanzreferent plötzlich gehen musste - Im Instaview - AKUT Bonn
D WAHL 2016

 Piraten-                                   onen in das Hochschulrechenzentrum,
                                            den weiteren Ausbau des WLAN-Netzes
                                                                                      die Piraten sind auch schon seit sechs
                                                                                      Jahren im SP.
 Hochschulgruppe                            bis in die Innenstadt hinein sowie eine

 Bonn                                       besonnenere Einführung der Uni-Card.
                                            Bei Letzterem seien nämlich die Kos-
                                                                                      Anders als der RCDS und die LHG set-
                                                                                      zen sich die Piraten für den Erhalt
                                            ten für die Studierendenschaft nicht      der Mitgliedschaft im »freien zusam-
                                            abzuschätzen. Weiterhin könne man         menschluss von studentInnenschaf-
                                            dem Missbrauchsrisiko angesichts der      ten« (fzs). Dabei scheint es ihnen ums
                                            Nutzungsvielfalt nur mit starken Ver-     Prinzip zu gehen: Der Bonner Studie-
                                            schlüsselungsmethoden        begegnen.    rendenschaft würde eine bundesweite
                                            Dass im Wahlprogramm nicht zur Da-        Stimme verloren gehen. Auf die Kritik
                                            tensparsamkeit ermahnt wird, über-        der Gegner wird hingegen nicht offen-
                                            rascht indes.                             siv eingegangen.
 2008 gegründet
 Spitzenkandidierende:                      Darüber hinaus fokussiert sich das Pro-   Im AStA bringen sich die Piraten da ein,
 Ronny Bittner, Michael Christian           gramm auf die weiterhin angespannte       wo sie sich wohlfühlen: Im IT-Referat
 Wisniewski, Christoph Fabian Grenz         Wohnraumlage, den verbesserungs-          betreuen sie die IT-Struktur des AStA,
                                            würdigen Zugang zum Studium für           im Öffentlichkeitsreferat versuchen sie
                                            Geflüchtete und die Förderung von         die nötige Transparenz über die Arbeit
                                            Kulturgruppen. Hierbei wird auf das       des AStA herzustellen.
Datenschutz und Infrastruktur – mit         kommunalpolitische Zusammenspiel
diesen Begriffen könnte man die             mit dem Bonner Kreisverband der Pi-       Alles in allem setzt das – rein männli-
selbsterklärten Steckenpferde der Pi-       ratenpartei verwiesen, genauso, wie       che – Vierergespann auf bewährte Fra-
raten-HSG zusammenfassen. Entspre-          ihre IT-Kompetenz mit ihrem aktiven       gestellungen, ohne mit dem Finger auf
chend kreisen die Zielsetzungen für die     Engagement im AStA unterstrichen          andere zu zeigen. Die Freiheit von Ideo-
kommende Legislaturperiode um art-          wird. Man hat von den alteingesesse-      logiekämpfen leben sie in nüchternster
verwandte Themen wie mehr Investiti-        nen Hochschulgruppen gelernt. Aber        Form vor.             Sohiel Partoshoar

                               Wahl zum 38. Studierendenparlament • 18. bis 21. Januar 2016

 Ring Christlich-                           ßeruniversitäre Strukturen – wie etwa
                                            die Landesregierung – selbstverständ-
                                                                                      beizeiten auch mit Ideen der Grünen
                                                                                      und der Jusos einverstanden sei und die
 Demokratischer                             lich mit ein. Schuld an der mangeln-
                                            den Grundfinanzierung der Universität
                                                                                      Entwicklung der neuen KULT-Gruppe
                                                                                      neugierig verfolge. Besonders erfolg-
 Studenten (RCDS)                           habe die rot-grüne Landesregierung,       reich habe man im SP bisher mit der

 & Unabhängige                              die daraus folgenden Konsequenzen,
                                            etwa Stellenstreichungen, träfen das
                                                                                      Liberalen Hochschulgruppe zusam-
                                                                                      mengearbeitet, etwa bei der Forderung
                                            Kernanliegen der Universität – Lehre      nach dem Ende der Mitgliedschaft im
                                            und Forschung. Man setze sich auf Lan-    »freien zusammenschluss von studen-
                                            desebene für die Ausfinanzierung der      tInnenschaften« (fzs). Über dieses Vor-
                                            Hochschulen ein.                          haben findet nun eine Urabstimmung
                                                                                      statt – dank der Arbeit von RCDS und
                                            Vor Ort in Bonn fordert der RCDS da-      LHG. Als zweitgrößte Gruppe im SP
 1947 gegründet                             rüber hinaus Verbesserungen des Stu-      hätten für viele der Vorhaben dennoch
 Spitzenkandidierende:                      dieninformationssystems BASIS, mehr       die Mehrheiten gefehlt – als Oppositi-
 Chiara Mazziotta, Felix Krings, Enrico     Gruppenarbeitsplätze in Bibliotheken      onsliste habe man nicht sein ganzes Po-
 Ramón Kotalla                              und ein attraktives Dienstleistungs-      tenzial entfalten können. Zuletzt bean-
                                            angebot des AStA. Was sich zunächst       tragte der RCDS trotzdem erfolgreich
                                            in griffigen Parolen zusammenfassen       die Abberufung des Finanzreferenten
                                            lässt, ist jedoch insgeheim recht de-     (Bericht auf Seite 10) – mit Stimmen aus
Spätestens bei den Stichworten »soft        tailverliebt (Ohropax in den Bibliothe-   der Koalition.
skills« und »Gründerkompetenz«, die         ken!). Abgesehen von der Situation der
im Wahlprogramm nonchalant Erwäh-           Flüchtlinge, auf die weitestgehend jede   Selbst wolle man als Koalitionspartner
nung finden, offenbaren sich die Am-        Hochschulgruppe konstruktiv eingeht,      nur Gruppen ausschließen, die zu ideo-
bitionen des Bonner RCDS. Die Wahl-         lägen dem RCDS also die alltäglichen      logisch und nicht konstruktiv Politik
forderungen zeugen von Kompetenz            Bedürfnisse der Studierendenschaft        machten.
(noch so ein soft skill) und beziehen au-   am Herzen. Der RCDS betont, dass man          Sohiel Partoshoar & Alexander Grantl

                                                                                                                                  9
Rausgeworfen Warum der Finanzreferent plötzlich gehen musste - Im Instaview - AKUT Bonn
WAHL 2016 D

     Sozialistischer Kindergarten
     JUSO-STREIT Das Studierendenparlament beruft den AStA-Finanzreferenten ab, obwohl er
     eigentlich eine Mehrheit hinter sich haben sollte. Offenbar sind ihm Mitglieder der eigenen
     Hochschulgruppe in den Rücken gefallen – kurz vor der SP-Wahl ein ungünstiges Zeichen.
     VON ALEXANDER GRANTL | grantl@akut-bonn.de

                                                                                           rollieren. Matthias, der dem Kassen-
                                                                                           prüfungsausschuss (KPA) vorsitzt, er-
                                                                                           klärt es konkreter: »Was das Fass zum
                                                                                           Überlaufen gebracht hat«, sagt er, »ist
                                                                                           der E-Mail-Verkehr zwischen dem Fi-
                                                                                           nanzreferenten und mir.« Dort weigere
                                                                                           sich Alois, dem KPA jene Unterlagen
                                                                                           zu übergeben, die zur Kassenprüfung
                                                                                           nötig seien. Alois widerspricht Matth-
                                                                                           ias’ Darstellung – ein Streitgespräch
                                                                                           beginnt. Im Laufe der Debatte einigen
                                                                                           sich die beiden dann darauf, dass der
                                                                                           E-Mail-Verkehr dem SP vorgelesen wer-
                                                                                           den soll – doch bevor es dazu kommt,
                                                                                           beantragt Matthias plötzlich eine sofor-
                                                                                           tige Abstimmung über die Abberufung.
                                                                                           Das SP stimmt sofort ab – ohne den
                                                                                           E-Mail-Verkehr zu kennen. »In diesem
                                                                                           Moment war mir klar, wie das Ergeb-
                                                                                           nis enden wird«, sagt Alois ein paar
                                                                                           Tage später. »Als das SP der sofortigen
                                                                                           Abstimmung zugestimmt hat, wusste
                                                                                           ich, dass das Ergebnis schon im Vor-
                                                                                           feld feststand.« Mit 23 Stimmen wird
                                                                                           Alois abberufen – die Abstimmung ist
                                                                                           geheim. Die Opposition hat zusammen
                 Ex-Finanzreferent Alois »Ich bin enttäuscht«                              nur 17 Stimmen.
                                                                                              »Ich bin enttäuscht. Nicht von der

     A
             nne Will hat es mal gesagt, May-    ist ein echter Freund geworden. Er ist    Opposition – die soll den AStA ja kri-
             brit Illner auch: Klartext reden    unersetzlich.« Dass der Ring Christ-      tisieren – aber von den sechs Mitglie-
             Politiker oft erst dann, wenn die   lich-Demokratischer Studenten (RCDS),     dern der eigenen Koalition, die den
     Kameras nicht mehr laufen und die An-       der die Abwahl beantragte, Alois kriti-   Antrag unterstützt haben«, sagt Alois.
     steckmikrofone nicht mehr angesteckt        siert, war nicht ungewöhnlich. Dass       AStA-Vorsitzende Lillian sei überrascht
     sind. In diesem Punkt können die Stu-       er ihn abzuberufen versucht, schon.       gewesen: »Ich habe mich sehr gewun-
     dierenden, die in Bonn Hochschulpoli-       Denn: Die Oppositionslisten RCDS und      dert, dass Parlamentarier, die lange
     tik machen, gut mithalten. Wie es tat-      LHG haben zusammen nicht genug            nicht so eng und so häufig mit Alois
     sächlich zur unerwarteten Abberufung        Stimmen, um AStA-Referenten zu stür-      zusammengearbeitet haben wie ich,
     von Finanzreferent Alois Saß kam,           zen. Warum sollten sie also einen sol-    davon überzeugt waren, dass er seinen
     erfährt man nur abseits offizieller Ge-     chen aussichtslosen Antrag stellen?       Job nicht ordentlich macht.«
     spräche.                                       Als das Studierendenparlament             Wer in der Koalition aus Juso-HSG,
        In der Juso-Hochschulgruppe, der         (SP) Mitte November zusammentritt,        LUST und Piraten-HSG für Alois’ Ab-
     Alois angehört, reagierten viele mit Un-    um über die Abberufung zu beraten,        berufung gestimmt hat, lässt sich we-
     verständnis, als der Antrag zur Abbe-       kommt es zu einer bizarren Situation:     gen der Geheimheit der Abstimmung
                                                                                                                                      FOTO: ALEXANDER GRANTL / AKUT

     rufung plötzlich auf der Tagesordnung       Zunächst legen Matthias Rübo und          nicht ermitteln. Die AStA-Vorsitzende
     stand. Seit Mitte 2013 war Alois Finanz-    Chiara Mazziotta (RCDS) dar, warum        hat eine Befürchtung: »Ich halte es für
     referent im AStA, »stand jederzeit mit      sie den Finanzreferenten für nicht län-   möglich, dass alle sechs Stimmen von
     wertvollen Ratschlägen und viel Erfah-      ger tragbar halten. Alois habe es der     Jusos kommen.« Mehrere Jusos erklä-
     rung zur Seite«, wie AStA-Vorsitzende       Opposition bewusst erschwert, den         ren gegenüber der AKUT, dass Michael
     Lillian Bäcker (Juso-HSG) sagt, »und        AStA und seine Handlungen zu kont-        Fengler, selbst für die Juso-HSG im Par-

10
D WAHL 2016

                                lament, in den eigenen Reihen massiv
                                für die Abberufung geworben hätte.
                                Öfters fallen die Namen fünf weiterer
                                Mitglieder der Juso-HSG, die geplant
                                hätten, die Abberufung zu unterstütz-
                                ten. »Es war eine geheime Abstimmung
                                und ich spekuliere nicht, wie einzelne
                                Personen abgestimmt haben«, entgeg-
                                net Michael, wenn man ihn mit den
                                Vorwürfen aus seiner Hochschulgrup-
                                pe konfrontiert. Dass er bei anderen
                                für die Abberufung geworben hätte,
                                kommentiert er – nicht: »Zu solchen
                                unbestätigten Verdächtigungen will ich
                                mich nicht äußern.« Er sei selbst vom
                                Ergebnis der geheimen Abstimmung
                                überrascht gewesen. »Wenn irgendwer
                                in der Koalition gegen den Koalitions-
                                vertrag verstößt, dann verurteile ich
                                das. Man hätte die Kritik besser vorher
                                                                                 Michael (Juso-HSG) – seine Gruppe macht ihm schwere Vorwürfe
                                kommunizieren sollen«, sagt Michael.
                                Der Kritik des RCDS stimmt er aber in      der im Senat, schon früher haben sie      dem RCDS abgesprochen«, teilt ein Mit-
                                Teilen zu: »Ohne nachtreten zu wollen:     im SP Wortgefechte geführt. Aber auch     glied der Juso-HSG der AKUT mit. Der
                                Alois hat viele der Routinearbeiten gut    Kritik innerhalb der Koalition und der    RCDS bestreitet das und bezeichnet
                                gemacht – andere Punkte seiner Arbeit      Juso-HSG ist für Alois nichts Neues.      die Koalition als gescheitert. Nach der
                                halte ich aber für kritikwürdig – beson-   Während für einige Jusos eine Koali-      Verfassung seiner Gruppe kurz vor der
                                ders sein Umgang mit dem Kassenprü-        tion mit dem RCDS durchaus denkbar        Wahl gefragt, gibt Simon sich optimis-
                                fungsausschuss, dem ich auch angehö-       ist, lehnt Alois sie grundsätzlich ab.    tisch: »Ich glaube, dass wir uns davon
                                re.«                                          Doch nicht nur politisch, auch per-    erholt haben, die Ursachen beseitigt
                                   Der E-Mail-Verlauf zwischen dem         sönlich gibt es Differenzen: »Als der     haben und uns – wie gehabt – mit einer
                                KPA und Alois, auf den der RCDS in         Abwahl-Antrag auf der Tagesordnung        geschlossenen Gruppe für die Belange
                                der SP-Sitzung verwies, liegt der AKUT     auftauchte, haben wir ihn in der Hoch-    der Studierendenschaft einsetzen kön-
                                vor. Darin bittet Matthias Rübo als Vor-   schulgruppe besprochen«, erzählt          nen.« Die Ursachen habe man beseitigt
                                sitzender des KPA darum, dass Alo-         Alois, »da wurde nicht nur Kritik an      – was Simon damit meint, lässt er offen.
                                is »die notwendigen Unterlagen« zur        meinem Verhalten, sondern auch an         Möglicherweise das: Mitte Dezember
                                Kassenprüfung zur Verfügung stellt.        meiner Person geäußert. Ich bin sicher    lehnt die Mehrheit der Juso-HSG ab,
                                Alois erklärt daraufhin, dass der KPA      keine einfache Person und streitbar.«     dass Michael Fengler für die Jusos bei
                                beschließen müsse, welche Unterlagen       Er sei Jurist und das präge auch seine    der SP-Wahl im Januar kandidiert – ein
                                er genau zur Verfügung stellen soll.       Art und Weise zu schreiben und zu         beispielloser Vorgang. Fragt man Si-
                                Würde er selbst bestimmen, welche          sprechen. Im AStA wisse man, dass sei-    mon warum, erklärt er nur allgemein:
                                »notwendig« seien und welche nicht,        ne Auftritte manch einen befremden,       »Auf einer regulären Sitzung wählt die
                                bestimme er unerlaubt den Umfang           erklärt Lillian: »Er hat halt Ahnung –    Gruppe diejenigen auf unsere Liste,
                                der Prüfung. Dem widerspricht Mat-         und das lässt er Menschen spüren, die     denen sie ihr Vertrauen schenkt.« Das
                                thias gegenüber der AKUT: »Mit einer       er nicht mag. Doch aus diesem Grund       Vertrauen der Juso-HSG hat Michael
                                vergleichbaren Aufforderung wurden         hat er niemandem die Zusammenarbeit       offenbar nicht mehr. Später erhält der
                                bei der vorherigen Kassenprüfung von       verweigert – höchstens auf Spitzfindig-   Wahlausschuss eine Bewerbung von
                                Alois alle benötigten Unterlagen zur       keiten hingewiesen.« Sein Verhalten sei   »Die Moderaten / Liste für die Uni-
                                Verfügung gestellt.« Der Umgangston        nie behindernd, sondern immer konst-      Card«, für welche Michael kandidiert.
                                in den E-Mails ist auf beiden Seiten je-   ruktiv. Und manchmal anstrengend.         Aus persönlichen Gründen habe die
                                derzeit höflich und sachlich.                 Anstrengend ist es auch für Simon      Liste ihre Bewerbung jedoch wieder
                                   Der KPA beschließt letztlich, welche    Merkt: Der Vorsitzende der Juso-HSG       zurückgezogen. Wenn im Januar ein
                                Unterlagen er prüfen möchte – schon        bemüht sich darum, ein geschlossenes      neues SP gewählt wird, werde Micha-
                                ein paar Tage vor Alois Abberufung.        Bild seiner Gruppe zu zeichnen. Im-       el in den hochschulpolitischen Ruhe-
                                »Matthias und ich haben kein beson-        merhin haben die Jusos kurz vor der       stand treten – unter anderem möchte
FOTO: ALEXANDER GRANTL / AKUT

                                ders herzliches Verhältnis zueinander      Wahl nicht nur das Amt des Finanzre-      er sich auf seine erste juristische Staat-
                                – dafür gibt es mehrere Gründe, vieles     ferenten verloren, sondern gehen auch     sprüfung vorbereiten. Alois will seine
                                liegt schon länger zurück«, so Alois.      davon aus, dass sich die Verursacher      Ämter als Senator und Mitglied im Ver-
                                Matthias kommentiert die Beziehung         dafür in den eigenen Reihen befinden.     waltungsrat des Studierendenwerks
                                knapp: »Angespannt.« Beide sind auch       Mehr noch: »Ich denke, diesen Schach-     bis zum regulären Ende wahrnehmen.
                                als Vertreter der Studierenden Mitglie-    zug haben die Drahtzieher zuvor mit       Auch für das SP kandidiert er wieder. ◄

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     Alles auf eine Karte?
     UNICARD-ABSTIMMUNG Kopieren, in der Mensa essen, die ULB nutzen – für alles braucht man
     eine eigene Karte. Die UniCard könnte das ändern. Doch das Konzept der Karte, die diverse
     Ausweise und Kartenfunktionen in sich vereint, ist nicht neu.
     VON LINNÉA NÖTH | noeth@akut-bonn.de

                                                                                          heißt es, dass diese Funktion erhalten
                                                                                          bleiben soll.
                                                                                             Gegner der »UniCard« befürchten
                                                                                          dennoch Sicherheitslücken: Die ak-
                                                                                          tuell eingesetzten Sicherheitschips in
                                                                                          Mensa- und Kopierkarten seien nicht
                                                                                          mehr sicher genug und müssten durch
                                                                                          neuere ausgetauscht werden. Unwahr-
                                                                                          scheinlich, aber möglich sei zudem die
                                                                                          Speicherung von Nutzungsmustern,
                                                                                          die bspw. Rückschlüsse auf die Auf-
                                                                                          enthaltszeit in der Bibliothek zuließen.
                                                                                          Würde man zukünftig die UniCard zum
                                                                                          »Einchecken« bei Lehrveranstaltungen
                                                                                          nutzen, könnten auch Anwesenheits-
                                                                                          oder Verspätungsstatistiken erstellt
                                                                                          werden.

     V
             or allem der RCDS und die Ju-     denwerk in die Überlegungen mit ein-          Wie viel die Einführung und der Be-
             so-HSG setzen sich seit gerau-    bezogen werden. Während die Leitung        trieb der UniCard kosten würde, ist bis-
             mer Zeit für die Einführung       der Universitäts- und Landesbibliothek     her noch nicht bekannt. Die Universität
     einer multifunktionellen Karte ein,       das Konzept derzeit ablehnt, steht das     will die Kosten erst ermitteln, wenn die
     die Studierendenausweis, VRS- und         Studierendenwerk der Idee der Einfüh-      offizielle Zustimmung der Studieren-
     NRW-Ticket, Bibliotheksausweis sowie      rung einer »UniCard« grundsätzlich po-     den nach der Urabstimmung vorliegt.
     Mensa- und Kopierkarte vereinen soll.     sitiv gegenüber. Darüber hinaus müss-         Der UniCard-Ausschuss betont, die
     Der UniCard-Ausschuss des Studieren-      ten auch Vereinbarungen hinsichtlich       Studierenden sollten höchstens an
     denparlaments, der ein Konzept für        des Semestertickets und der Kopierkar-     den Kosten zur Einführung, nicht an
     die Karte erarbeiten soll, steckt voll    ten getroffen werden.                      den laufenden Kosten beteiligt wer-
     Tatendrang. Teilweise: Jonas Janosch-        Gemäß des Konzepts soll die »Uni-       den. Die Einführungskosten würden
     ka von der Grünen Hochschulgruppe,        Card« ein Lichtbild des Inhabers oder      sich aus den Personalkosten in der Pla-
     die der UniCard grundsätzlich kritisch    der Inhaberin enthalten – etwa, um         nungszeit sowie aus den Kosten durch
     gegenübersteht, erklärt, dass es sich     die Identifizierung vor Prüfungen oder     die technische Umstrukturierung der
     bei der »UniCard« »bisher lediglich um    etwa Zugangskontrollen beim Hoch-          Ausweissysteme        zusammensetzen.
     eine Idee« handle. Denn selbst wenn       schulsport zu erleichtern. Die dazu von    Der Ausschuss betont hierbei, dass die
     sich die Studierendenschaft bei der       den Studierenden einzureichenden           Einführung der »UniCard« die Verwal-
     Urabstimmung im Januar für die Kar-       Fotos sowie die zugehörigen persön-        tungskosten, die aktuell beim Ausstel-
     te aussprechen sollte, ist das Votum      lichen Daten sollen laut Angaben des       len der Ausweise anfallen, verringern
     der Studierenden für die Universität      »UniCard«-Ausschusses ausschließlich       könne. Es ist jedoch fraglich, ob die Er-
     rechtlich nicht bindend. Falls sich die   für die Erstellung und Verwaltung der      stellung einer Plastikkarte günstiger ist
     Universität nicht kooperationsbereit      zugehörigen »UniCard« verwendet wer-       als der Druck eines Studierendenaus-
     zeigen sollte, würden der Verwirkli-      den. Zudem soll der in der »UniCard«       weises, da sich dieser ohnehin auf dem
     chung des »UniCard«-Konzepts erhebli-     enthaltene Chip voneinander unab-          Papierbogen befindet, den die Universi-
     che Steine in den Weg gelegt. Schließ-    hängige Speicherbereiche enthalten,        tät jedes Semester an die Studierenden
     lich dürfte eine Multifunktionskarte      um die persönlichen Daten zu schüt-        verschickt. Die Beteiligung an der Ur-
                                                                                                                                      FOTO: ALEXANDER GRANTL / AKUT

     ohne Studierendenausweis – den nur        zen. Und wer die elektronischen Kom-       abstimmung im Januar wäre ein Weg,
     die Universität ausstellen kann – wenig   ponenten der »UniCard« nicht nutzen        dem möglichen Entstehungsprozess
     Sinn ergeben.                             möchte, soll eine Karte ohne Chipkarte     der »UniCard« eine Richtung zu geben.
        Neben der Universität müssen auch      erhalten. Zweifelhaft ist, ob diejenigen   Bleibt zu hoffen, dass genug Studieren-
     noch andere Institutionen des univer-     Personen ihre alten Karten zum Kopie-      de diese Möglichkeit wahrnehmen und
     sitären Apparats sowie das Studieren-     ren weiterhin nutzen können – bisher       wählen gehen.                         ◄

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                                                                                         KOMMENTAR

                                                        Mit Lumpi im Wahllokal

                                                                                                                                Unheilsschwanger:
                                                                                                                                Die Welt

                                     I
                                          ch treffe Lumpi, den trin-                                                           heute an vier Ständen von
                                          kenden Hund, am Tresen einer                                                        Parteien Kaffee getrunken und
                                          renovierungsbedürftigen Kneipe,                                                    Kekse gegessen und allen ver-
                                          um mit ihm über Hochschulpolitik                                                  sprochen, deine Stimme für sie
                                     zu sprechen. Die Kneipe heißt »Wahllo-                                             abzugeben...« – »Man soll die Hand
                                     kal« und ist eine heruntergekommene                                               nicht beißen, die einen füttert, aber
                                     Spelunke, in die sich nur selten jemand                                          wählen muss ich die Hand deswegen
                                     verirrt. Auch Lumpi kommt nur her, wenn sonst keine                         noch lange nicht!« – »Scheiße, dass kannste
                                     bessere Alternative zu finden ist. Ich setze mich auf den     doch nicht bringen. Das ist ja wie Zeche prellen!« – »Ich
                                     Barhocker neben ihn und winke den Wirt herüber: »Zwei         sehe dein Problem nicht. Feuer?«
                                     Kölsch und zwei Schnäpse. Lumpi, Korn oder Wodka?« –             Ich krame in meiner Hosentasche und ein Keks purzelt
                                     »Schwierige Frage. Weißt du, zwischen Schnäpsen und           aus der Jeans. Lumpi hebt ihn auf und stopft ihn sich in
                                     Parteien wählen zu müssen ist im Grunde dasselbe«, ant-       den Mund. »Lecker, mit Mandeln. Hast du noch einen?«
                                     wortet Lumpi, »denn egal wie man sich entscheidet; das        – »Ne. Hab’ ich alle schon beim Kaffee gegessen« – »Beim
                                     Ergebnis ist am Ende zum Kotzen«.                             Kaffee von der XYZ-Partei?« – »Jo, das ist der bes…« Lumpi
                                        Ich belasse es beim Kölsch. »Der Unterschied ist nur,      wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu.
                                     dass man beim Schnaps weiß, was man sich bestellt. Da            Wir schweigen eine Weile, dann bestelle ich noch ein-
                                     steht auf dem Etikett genau das drauf, was auch drin ist.     mal zwei Kölsch und zwei Wodka: »Geht auf mich!« – »Du
                                     Da wundert man sich nicht, wenn es einem am nächsten          wärst ein guter Politiker geworden«, sagt Lumpi und
                                     Tag hundsmiserabel geht. Wodka lügt nicht. Parteien           wir stürzen die Gläser hinunter. »Wenn niemand wäh-
                                     aber sind wie Hundefutterdosen. Das Bild vorne ist ap-        len geht, dann ist das am Ende doch auch alles für die
                                     petitlich und wirbt mit dem »besten von Rind & Huhn«          Katz«, lalle ich und auch Lumpi scheint sich bierselig mit
                                     - der Inhalt aber ist zum Ekeln«. Ich bestelle doch noch      dem Gedanken anzufreunden. »Aber wen soll man bitte
                                     zwei Wodka. Lumpi legt seine Zigaretten auf die Theke         wählen?« – »Na, im Zweifel die mit dem besten Kaffee.«
                                     und fischt sich eine aus der Packung. »Oder hier«, sagt       – »Aber nur wenn die noch Mandelkekse haben!« – »So-
                                     er und deutet mit der Kippe auf den Warnhinweis. »Da          wieso«, sagt Lumpi, »meine Stimme gibt’s ja schließlich
                                     steht auch alles drauf. ›Rauchen führt zu Impotenz‘.          nicht umsonst.«
                                     Wenn Politiker bloß auch mal so ehrlich wären.« – »Die           »Lass uns zahlen, dann gucken wir nach den Keksen.«
                                     führen aber auch nicht zu Impotenz«, versuche ich zu          Ich durchsuche mein Portmonee nach Geld: »Kannst du
                                     intervenieren, aber Lumpi kläfft dazwischen: »Da ist das      mir was leihen?«, frage ich Lumpi, aber der schüttelt den
                                     Problem auch eher die Inkompetenz. Wenn mir schon ir-         Kopf: »Ne, aber ich kann bis drei zählen«. Das tut er und
ILLUSTRATION: FLORIAN ESSER / AKUT

                                     gendjemand »Sitz« und »Platz« befehlen muss, dann kann        bei »Zwei« beginne ich zu laufen.
                                     man doch wenigstens erwarten, dass die Leute wissen,
                                     was sie da tun. Stattdessen locken sie einen bloß mit klei-
                                                                                                                 Florian Eßer studiert Psychologie und
                                     nen Geschenken, hier ein Knöchelchen, da ein Küchlein                       Germanistik. Sprechende Hunde erscheinen
                                     und wenn man dann dick und vollgestopft ist, lassen sie                     ihm bei Kneipenbesuchen häufiger.
                                     die Falle zuschnappen. Aber nicht mir mir!« – »Du hast

                                                                                                                                                                13
WAHL 2016 D

     Beschlossene Sache
     RUBRIK SP-BESCHLÜSSE Das 37. Studierendenparlament hat erneut viele Dinge
     beschlossen. Wie immer finden wir unter den Beschlüssen alte Bekannte und einige
     Neuerungen – ausgewählte Beschlüsse stellen wir hier vor.
     VON SVEN ZEMANEK & ALEXANDER GRANTL

     25.09.2015
     Zusatzvereinbarung zum                                           Die bisherigen Mitarbeiterinnen der Stelle »Studie-
     Kooperationsvertrag »Flexible Kinderbetreuung«                   ren mit Kind« haben aufgehört, daher konnte der
     La Familiär e.V. übernimmt die bislang vom AStA bzw. der         AStA die Aufgaben nicht mehr wahrnehmen.
     Stelle »Studieren mit Kind« wahrgenommenen Aufgaben
     und bekommt die dadurch anfallenden Kosten erstattet.
     Der AStA führt aber weiterhin studentische Erstberatung
     und Erstinformation über das Projekt durch.

     25.09.2015
     Unicard-Flyer                                                        Zuvor hatte der AStA-Finanzreferent verlangt, die
     Das Studierendenparlament fordert seinen UniCard-Aus-                Verteilung des Flyers einzustellen. Er hielt diesen für
     schuss auf, dessen Infoflyer zur Unicard zügig zu überarbei-         teilweise missverständlich. Seine Anordnung hob das
     ten und die Verteilung der alten Version dann einzustellen.          SP mit dem Beschluss dieses Antrags der Juso-HSG
     Kritisiert wurden fehlende Verantwortlichkeit im Sinne des           wieder auf. Auf dem neuen Flyer sind die Mängel
     Presserechts, fehlendes SP-Logo, unpräzise Angaben zu den            offenbar behoben.
     Einführungs- und Betriebskosten sowie die Verletzung der
     Markenrechte der Uni durch Verwendung des Unilogos.

     25.09.2015
     Einladung an den fzs und Behandlung von Fragen                    Dies war ein Antrag der Fraktionen der Juso-HSG, des
     Der Vorstand des freien zusammenschlusses von studen-             RCDS und der LHG. Auf der folgenden Berichtssitzung
     tInnenschaften (fzs) wird auf eine Sitzung des Studieren-         berichtete dann ein Vertreter des fzs-Vorstands. Die Auf-
     denparlaments eingeladen, damit interessierte Studieren-          merksamkeit der Parlamentsmitglieder war gering und
     de dort ihre Fragen loswerden können. 12 solcher Fragen           nahm während der Ausführungen sogar noch ab.
     schickt der Antrag praktischerweise gleich mit.

     25.09.2015
     Flüchtlingssituation                                           Wer das finanzieren soll, stellt der Antrag des RCDS
     Das Studierendenparlament fordert AStA und Universität         auch heraus: Das Land Nordrhein-Westfalen.
     auf, darauf hinzuarbeiten, dass Flüchtlinge mit Hochschul-
     zugangsberechtigung ein Studium an der Uni Bonn erfolg-
     reich beginnen und beenden können. Explizit genannt
     wird die Einrichtung von Sprachkursen für Flüchtlinge.

     19.11.2015                                                       Die Liste der Fachschaften ist ein Anhang der
     Bestätigung der Liste der Fachschaften der RFWU                  Geschäftsordnung der Fachschaftenkonferenz und
     Bonn mit zugeordneten Studiengängen                              regelt anhand der Kombination von Hauptfach und
     Eine neue Liste der Fachschaften wird vom Studierenden-          Abschluss, welcher Fachschaft Studierende zugeord-
     parlament bestätigt. Die Fachschaft Lehramt tritt ein paar       net sind. Eine neue Fassung muss vom SP bestätigt
     Fach-Abschluss-Kombinationen an die Fachschaft »Grie-            werden, bevor sie in Kraft tritt.
     chische und Lateinische Philologie« ab.

     19.11.2015
     Zuweisung der Gelder des Kulturplenums                             Die Kulturgruppe »Islamische Hochschulvereinigung«
     Auf dem Kulturplenum konnten die studentischen Grup-               musste auf der übernächsten Sitzung noch einmal an-
     pen um die zur Verfügung stehenden 15.000 € schachern,             wesend sein, da es Bedenken gegen die Zuweisung von
     die dabei entstandene Aufteilung wurde nun vom Studie-             Geldern an sie gab.
     rendenparlament abgesegnet.

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