DAS HOMEOFFICE-KUNDENSERVICE- CENTER - NO 1 | 2021 - INTRE
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INTRE NO 1 | 2021 BUSINESS SUCCESS MANAGEMENT DAS HOMEOFFICE- KUNDENSERVICE- CENTER NINA MÜLLER Geschäftsführerin, expertcloud.de GmbH BENJAMIN BARNACK Geschäftsführer, expertcloud.de GmbH
Routine ist reibungslos, angenehm und leicht erwerbbar. Aus diesem Grund wird der Zustand, wie er ist, so selten und zögernd mit dem Zustand, wie er sein sollte, ausgetauscht. IN DER HEUTIGEN WIRTSCHAFT GEWINNT DER, DER SEINEN COLT SCHNELLER ZIEHT ALS DER ANDERE. Wer zögert, ist raus. Was machen erfolgreiche © Schramm Menschen und Unternehmen anders als andere? Sie er- kennen das Momentum und entscheiden dementspre- chend schnell. Kann das auch mal schiefgehen? Klar EDITORIAL kann es das. Aber dann schließt sich der Kreis, diese Menschen erkennen das Momentum und entscheiden wieder dementsprechend schnell. Diese Menschen sind im „driver’s seat“ und geben das Tempo vor. Keiner von denen setzt auf die Hoffnung. Denn wie heißt es so schön: „Hoffnung ist kein Plan.“ In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen. GEORG MACK, HERAUSGEBER 3
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AKTUELL SPECIAL 12 16 Der „Burning Heart“- Effekt New Ways of Working: Zwischen flexiblen Grenzen und starren Regeln flexiblen Grenzen und starren Regeln New Ways of Working: Zwischen Der „Burning Heart“-Effekt 12 16 22 INTRE COMMUNITY INTERVIEW I N T R E I N H A LT 6
COMMUNITY PERFORM 22 38 Service neu erfinden – Ein Concierge für alle DAS HOMEOFFICE Lebenslagen KUNDENSERVICE- 42 CENTER Die Stimme eines Unternehmens 48 Agilität im Contact Center – BENJAMIN BARNACK Kanban und Scrum Geschäftsführer, expertcloud.de GmbH 52 Für mich bitte einmal NINA MÜLLER Messaging Voice Bot mit Geschäftsführerin, Linguistik al dente expertcloud.de GmbH 56 Videokommunikation: Ein Virus kommt selten allein 62 Homeoffice – gekommen, um zu bleiben Vernetzt mit Iris Gordelik 66 Online-Bewertungen als wichtigste Informationsquelle IMPRESSUM AUTOREN Ferri Abholhassan, Carlos Carvalho, Sandra Gnoth, Iris Gordelik, Gregor Knipper, Jochen Nolte, Dörthe Reckhaus, Roland Schmidkunz, Katharina Schug LEKTORAT Mag. Birgit Weilguni ANZEIGENLEITUNG Georg Mack, Tel: +43 676 4849048, dach@intre.cc, www.intre.cc, CHEFREDAKTION Georg Mack (-cred), redaktion@intre.cc DRUCK/BUCHBINDEREI Janetschek/Papyrus, AUFLAGE 6.000 Stück GEOGRAFISCHE VERTEILUNG DACH 80%/10%/10 %, ERFÜLLUNGSORT/GERICHTSSTAND Wien ART DIRECTION Maria Moser, www.con-gas.at, LITHO, POSTPRODUKTION Martina Hejduk, www.diereinzeichnerin.at INTRE – Magazin für Business Success Management DEUTSCHLAND Valentinskamp 18/MBE 132, D-20354 Hamburg, ÖSTERREICH Zedlitzgasse 5/104, A-1010 Wien; KONTAKT dach@intre.cc, www.intre.cc MEDIENINHABER/HERAUSGEBER: MACKCROSSMEDIA, Georg Mack, Tel: +43 676 4849048, georg.mack@mack.at Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Magazins darf ohne Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Darunter fällt auch die gewerbliche Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung auf elektronischen Speichermedien.
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ZEITGEIST ... ... versteht die Serviceerwartung der Kunden. ... entwickelt echte Servicekultur. ... beschleunigt Entwicklungsprozesse. ... sorgt für signifikante Serviceverbesserung. ZEITGEIST Beratungsmanufaktur GmbH SANDRA GNOTH und ROLAND SCHMIDKUNZ +49 040 22 818 042 info@zeitgeist-manufaktur.com www.zeitgeist-manufaktur.de ZERTIFIZIERUNG FÜR IHR CALLCENTER ! www.iso-18295.com C A L L- C EN T ER Höchste Qualität für ihr Kundenservice. ZERTIFIZIERUNG
AKTUELL SPECIAL 12 Der „Burning Heart“-Effekt 16 New Ways of Working: Zwischen f lexiblen Grenzen und starren Regeln
DER „BURNING HEART“- EFFEKT SIGNIFIKANT BESSERE ERGEBNISSE INNERHALB DER WEITERENTWICKLUNG IHRES KUNDENSERVICES Vor genau einem Jahr saßen wir im Auto und haben in den Nachrichten gehört, dass erste COVID-19 Fälle in Europa aufgetaucht sind. Hätte uns zu dieser Zeit jemand gesagt, dass noch 2020 der Kundenservice dezentralisiert aus dem Homeoffice stattfinden kann, hätten wir uns vor Lachen auf die Schenkel geschlagen. Hätte man dann noch gesagt, dass der Kundenservice unter diesen Bedingungen jedoch in gleichbleibender Qualität und Quantität erfolgt, wären wir vor Lachen wahrscheinlich nicht in den Schlaf gekommen. Was war passiert? Die Mitarbeiter haben kurzerhand Mo- nitore, Rechner, Mäuse und Co aus den Service Centern in ihre Wohnungen verfrachtet. Von dort wuppen sie nun seit zehn Monaten den Kundenservice. Wir wollen in die- sem Artikel aber gar nicht darüber schreiben, wo wir aktu- ell stehen, das ist hinreichend bekannt. Nur so viel: Ganze Organisationen wurden in kürzester Zeit ins Homeoffice verfrachtet, riesige Service Center werden seitdem aus dem Homeoffice gesteuert, erste Unternehmen verkaufen ihre Büroräume oder kündigen Mietverträge. Das nennen wir mal disruptiv! In unseren Mandaten beziehen wir die Mitarbeiter stets erfolgreich mit ein, nutzen deren intuitives Wissen, bauen Baumeister (unsplash) Widerstände konstruktiv ab und setzen die „Burning Heart“-Energie frei. © Mika INTRE AKTUELL 12
© iStock Was lernen wir aus dem letzten Jahr? Es geht! und nachhaltigen Erfolg. Trägt man beide Dimensionen Und warum hat’s funktioniert? Natürlich, weil wir keine auf zwei Achsen ab, dann befindet sich im Schnittpunkt Alternative hatten. Wir alle konnten selbst erleben, wenn von absoluter Klarheit und hoher Begeisterung das, was man muss, dann geht’s. Dann werden Menschen und Mit- wir den „Burning Heart“-Effekt nennen. Ist dieser Begeis- tel bewegt, um schnell und effizient Ergebnisse zu errei- terungseffekt erreicht, werden selbst als unrealistisch ein- chen: nämlich wie in diesem Fall, Work-at-Home! gestufte Ziele greifbar und bewältigt. Bestimmt kennen Sie diesen Zustand auch, in dem man Gewiss, die Alternativlosigkeit der Unternehmen hat den gerne mal eine Stunde abends dranhängt, um noch ein Umzug ins Homeoffice beflügelt. Und letztendlich hatten Ergebnis abzuliefern. Es ist der Zustand, der einen dazu auch die Mitarbeiter keine Wahl und mussten bzw. wollten bewegt, begeistert über die Arbeit, den Fortschritt und kon- mitziehen. Nehmen wir diese beiden Effekte einmal und krete Ergebnisse im Projekt zu berichten, durchaus auch betrachten sie isoliert, dann bleibt: im privaten Umfeld. Der Zustand also, der uns die Extra- ▸ Der unbedingte Wille des Managements, das operative Meile gehen lässt, ohne dass es uns stört. Business aufrecht zu erhalten, indem Homeoffice er- möglicht wird Aber mal ehrlich, wie oft haben Sie diesen Zustand der ak- ▸ Der Wunsch der Mitarbeiter, das Einkommen und den tivierenden Begeisterung in Projekten oder Teams schon Arbeitsplatz aus dem Homeoffice heraus zu sichern erlebt? Oftmals versanden oder stagnieren doch die Bemü- hungen zur Serviceverbesserung, kosten Ressourcen, Geld Oder vereinfacht in zwei Faktoren übersetzt: und Zeit ohne sichtbaren Ertrag. Die Ursache ist häufig, 1. Klarheit: ein unmissverständlicher Zielzustand dass für Service- und Veränderungsprojekte Ziele wie „Im- 2. Begeisterung: Motivation aller Beteiligten, den Ziel- plementieren eines neuen Beschwerdeprozesses“ benannt zustand zu erreichen (Sogwirkung) sind. Das ist kein Ziel, das einen Zielzustand oder ein zu erreichendes Resultat beschreibt. Es formuliert eher den Diese beiden Faktoren kennen wir auch aus unserer täg- notwendigen Input/die Aktivität, wenn es darum geht, das lichen Projektarbeit in Serviceorganisationen sehr gut. eigentlich erstrebenswerte Ziel „Wir haben eine erstklassige Klarheit und Begeisterung sind die Garanten für schnellen Reklamationsbearbeitung“ zu erreichen. ‹ 13 INTRE AKTUELL
Ganze Organisationen wurden in kürzester Zeit ins Homeoffice verfrachtet, riesige Service Center werden seitdem aus dem Homeoffice gesteuert, erste Unternehmen verkaufen ihre Büroräume oder kündigen Mietverträge. e Gut definierte Ziele beschreiben das, WAS es in einem definierten Zeitraum zu erreichen gilt. Sie geben eine Rich- © Kristin Schmidkunz – Professionelle Fotografie tung vor, sind eher qualitativ definiert und sollten motivie- rend formuliert sein. Das WAS zu beschreiben sorgt dafür, dass die beteiligten Mitarbeiter auch eine Attraktivität des Ziels verspüren und einen Wunsch entwickeln, sich darauf zuzubewegen. Der Transfer, also das „WIE verändert sich mein Alltag dann zum Positiven“, wird gestützt. Mach das, was du tust, mit Herzblut und mit Überzeugung. Generell gilt es, die Mitarbeiter frühzeitig in den Zielfin- ÜBER ZEITGEIST dungsprozess einzubinden. Keine Angst, die strategische Zieldefinition ist und bleibt eine Managementaufgabe. BERATUNGSMANUFAKTUR Das Beschreiben eines konkreten Zielzustandes, das Aus- Exzellente Kundenerlebnisse sind unsere Leidenschaft! gestalten eines erstrebenswerten Zieles und das Schaffen ZEITGEIST ist die kompetente Beratungsmanufaktur für einer operativen Begehrlichkeit jedoch funktioniert in der alle Aspekte eines zeitgemäßen Kundenmanagements. Mit Praxis besser gemeinsam mit den Mitarbeitern. In unseren herausragender Kompetenz und erstklassigen Leistungen Mandaten beziehen wir die Mitarbeiter stets erfolgreich mit ein, nutzen deren intuitives Wissen, bauen Widerstän- unterstützt Zeitgeist bei der Lösung unternehmerischer de konstruktiv ab und setzen die „Burning Heart“-Energie Herausforderungen an der Schnittstelle zum Kunden. frei. Unsere Kunden merken den Unterschied – und das www.zeitgeist-manufaktur.com sehr schnell. Lassen Sie uns gemeinsam aus der Krise lernen und die aktuellen Beobachtungen auch in Ihrem nächsten Service- oder Veränderungsprojekt aktiv nutzen. Sie werden den „Burning Heart“-Effekt spüren und die Weiterentwicklung Ihrer Organisation deutlich nach oben katapultieren. Sen- den Sie uns eine kurze Nachricht (Tel. 040 22 818 042, info@zeitgeist-manufaktur.com) und Sie erhalten um- gehend weiterführende Informationen und wertvolle Er- fahrungen, so bleibt keine Frage offen und wir können ge- meinsame Aktivitäten auf Sinn und Erfolg prüfen. AUTOR: SANDRA GNOTH, ROLAND SCHMIDKUNZ, GESCHÄFTSFÜHRER DER ZEITGEIST BERATUNGSMANUFAKTUR GMBH INTRE AKTUELL 14
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NEW WAYS OF WORKING: ZWISCHEN FLEXIBLEN GRENZEN UND STARREN REGELN Seit Ausbruch der Corona-Pandemie sind Millionen Berufstätige ins Homeoffice gewechselt. Einer aktuellen Bitkom-Studie zufolge arbeitet derzeit jeder Vierte ausschließlich von zu Hause und gut jeder Zweite sprach sich im Zuge der aktuellen Corona-Maßnahmen erst kürzlich für eine Homeoffice-Pflicht aus. iStock © INTRE SPECIAL 16
Bereits im Juni des letzten Jahres war jedes zweite der vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Capita (ZEW) befragten IT-Unternehmen zur Einschätzung gelangt, dass sich mehr Tätigkeiten für die Arbeit im Homeoffice eig- © nen als bislang angenommen.* Ungeachtet der weiterhin anhaltenden Aktualität handelt es sich bei dem Thema aber JOCHEN NOLTE wahrlich nicht um einen Selbstläufer. Allzu oft hakt es an Director of Lifecycle and Experience Management technischen bzw. sicherheitstechnischen Problemen. Capita Deutschland Während einige Arbeitgeber auch gut ein Dreivierteljahr Jochen Nolte ist Director of Lifecycle and Experience Ma- später noch mit vielen Hürden zu kämpfen haben, scheint nagement bei Capita Deutschland und in dieser Funktion sich die Mehrheit der Mitarbeiter über die zunächst er- für die Weiterentwicklung von Arbeitsprozessen zuständig. zwungene und dennoch neu gewonnene Flexibilität zu Im Mittelpunkt steht hierbei die Entwicklung der Mitarbei- freuen. Andere wiederum vermissen im Dauer-Homeoffice ter mithilfe innovativer Prozesse und Tools – von der Aus- wahl der richtigen Kandidaten über die Ausbildung und den persönlichen Austausch mit den Kollegen. Der ideale Entwicklung bis zur Mitarbeiterbindung und Mitarbeiter- Weg liegt daher wahrscheinlich irgendwo dazwischen. zufriedenheit. Durch seine frühere Arbeit als Operations Director und seiner Nähe zum Geschäftsbereich Transfor- Der Wandel der Arbeitswelt hin zu flexiblen Arbeitsmo- mation hat er das Prinzip des agilen Mindsets im Fokus: dellen ist unaufhaltbar. Den Recherchen der Unterneh- So konzentriert er sich darauf, technische Möglichkeiten mensberatung Kearney zufolge möchten neun von zehn operativ zu nutzen und in digitale Prozesse zu gießen, um Arbeitnehmern auch nach der COVID-19-Pandemie von zu die operative Agilität zu treiben und die kundenzentrierte Hause arbeiten oder zumindest die Option behalten. Dabei Wertschöpfung zu optimieren. hat die Corona-Krise einmal mehr deutlich gemacht, dass es vielen Unternehmen hier noch an Anpassungsfähig- keit mangelt – oder aber an der Umsetzungskompetenz. Denn nicht selten werfen die neuen Arbeitsplatzmodelle Waren es zu Anfang meistens Digitalisierungsdefizite, die zwischen Homeoffice und fixen Bürozeiten neue Fragen den Verantwortlichen Kopfzerbrechen bereiteten, geht es auf: Inwieweit darf beispielsweise der Arbeitgeber in den jetzt darum, zukunftsfähige Konzepte auszuarbeiten. Die- Arbeitsplatz im Homeoffice eingreifen – wenn auch nur se müssen einerseits die neu gewonnene Flexibilität der zum Zweck der Datensicherheit? Wie lassen sich Fallstricke Mitarbeiter berücksichtigen, andererseits aber auch dem in puncto Haftung lösen? Und inwiefern kann garantiert Wunsch nach Struktur und Austausch – und nicht zuletzt werden, dass der Heimarbeitsplatz den Sicherheitsstan- dem Datenschutz – Rechnung tragen. dards des Unternehmens gerecht wird? *Quelle: Statista ‹ 17 INTRE SPECIAL
e Das Konzept der alternierenden Telearbeit Die positiven Erfahrungen mit dem Geschäftsbetrieb aus dem Homeoffice heraus sollten die Betriebe dazu moti- Der Wandel der Arbeitswelt vieren, die Vorteile dieser Arbeitsform auch außerhalb von hin zu flexiblen Arbeitsmodellen Krisenzeiten verstärkt zu nutzen, so der Tenor der Politiker. ist unaufhaltbar. Warum also nicht in Form der alternierenden Telearbeit – also im Wechsel zwischen Arbeitsstätte und Zuhause? Im Gegensatz zum reinen Homeoffice-Modell hat diese Arbeitsform erhebliche Vorteile: So lassen sich nicht nur Bei Capita hat man sich für die Etablierung eines alternie- konzentrations- und kommunikationsintensive Tätigkeits- renden Modells entschieden; das Arbeiten im Homeoffice felder optimal trennen – Mitarbeiter müssen auch nicht stellt hierbei ein Angebot dar, ist aber keinesfalls ein Muss. mehr täglich den Zeitaufwand für den Arbeitsweg auf sich nehmen und können die Belastungen des Großraumbüros Die Voraussetzungen schaffen zumindest teilweise verringern. Aber auch die Bürotage ha- Damit alternierende Telearbeit reibungslos funktionieren ben ihre Vorteile: Zum Beispiel schätzen viele den regelmä- kann, sind neben einer optimalen technischen Ausstattung ßigen persönlichen Austausch und das damit verbundene und deren regelmäßigen Betreuung viele weitere Regelun- direkte Feedback. gen nötig, die über die Anforderungen der kurzfristigen pandemiebedingten Vereinbarungen oft weit hinausgehen. Im Hinblick auf die massiven Beschränkungen in Bezug auf soziale Kontakte ist ein ausschließliches Homeoffice- So unterliegt die alternierende Teleheimarbeit einer Modell also nicht für jeden Arbeitnehmer und jedes Unter- Vielzahl von Bestimmungen, wie beispielsweise der nehmen das Zielbild einer neuen Arbeitsform. Es fungierte Arbeitsstättenverordnung, der Arbeitssicherheit, der Ge- in der Vergangenheit zwar oft als Katalysator, da Innovatio- werbeordnung, den Datenschutzgesetzen oder dem Be- nen und Digitalisierungsprojekte vorangetrieben wurden, triebsverfassungsrecht. Darüber hinaus müssen bei einem mittlerweile stellt sich aber die Frage, wie man, basierend mit Datenbearbeitung beauftragten Dienstleister wie Ca- auf den gesammelten Erfahrungen, die zukünftige neue pita auch die individuellen Auflagen der Auftraggeber, die Arbeitswelt konkret gestaltet. Dokumentations- und Unterweisungspflichten sowie die CORONA MACHT HOMEOFFICE MASSENTAUGLICH Anteil der Berufstätigen im Homeoffice (in Mio.) INTRE SPECIAL 18
Informationssicherheit sichergestellt sein, denn unbefug- Tatsache, dass Mitarbeiter oftmals eigene Zugänge für das te Kenntnisnahme, Zugriffe oder Manipulationen, sowohl Intranet besitzen, ermöglicht zum Beispiel das Tracking durch Mitarbeiter als auch durch Dritte, müssen sicher der Aktivitäten einzelner Benutzer. Eine Maßnahme, die ausgeschlossen werden. die Informationssicherheit sensibler Daten sicherstellen soll. Gleichzeitig werden aber personenbezogene Daten Bevor sich also ein Unternehmen für ein hybrides Arbeits- erhoben, deren Speicherung eine gesetzliche Grundlage platzmodell – wie die alternierende Telearbeit – entschei- erfordert. Hier entsteht also ein Zielkonflikt, der gelöst det, müssen in vielen Fällen eine Auftraggeber-Vereinba- werden muss. Im beschriebenen Fall gelingt das, indem rung, eine Betriebsvereinbarung für das Homeoffice sowie der Mitarbeiter diesem Tracking im Vorfeld ausdrücklich ein Informationssicherheitskonzept erarbeitet werden, um zustimmt. Fehler aufgrund von Fahrlässigkeit zu verhindern und die Sorgfaltspflicht sicherzustellen. Capitas System umfasst Ein weiteres Beispiel findet sich beim Einsatz einer soft- die Bereiche Datenschutz und IT-Sicherheit. Die Informa- warebasierten biometrischen Authentifizierung durch Ge- tionssicherheit deckt dabei Aspekte wie die Sicherstellung sichtserkennung oder den Fingerabdruck, der sogenann- von Vertraulichkeit, Verfügbarkeit und Integrität ab und ten BioID. Einerseits ist dieses Verfahren optimal, um minimiert die Risiken im Bereich der Geschäftsprozesse. die Daten von Kunden besser zu schützen, denn es wird Beim Datenschutz geht es naturgemäß um die Privat- zum Beispiel über eine BioMaus oder die Tastatur zwei- sphäre der Nutzer unter Einhaltung aller rechtlichen Rah- felsfrei sichergestellt, dass nur berechtigte Personen mit menbedingungen zur Sicherung und Weiterverarbeitung den Daten arbeiten können. Speichert man aber den priva- personenbezogener Daten. ten Fingerabdruck von Mitarbeitern, läuft der Arbeitgeber schnell Gefahr, hier zum Schutz der Kundendaten gegen Im Spannungsfeld zwischen Informationssicherheit den Datenschutz des Einzelnen zu handeln. Hier kann die und Datenschutz lokale Speicherung des Fingerabdrucks ein Lösungsansatz Obwohl alle diese Punkte die Basis eines Informations- sein, denn sobald die BioMaus entfernt wird, werden die sicherheitsmanagementsystems darstellen, kommt es Daten gelöscht. zwischen Informationssicherheit und Datenschutz immer wieder zu Überschneidungen oder sogar Konflikten: Die ‹ Abstandsangaben; Bitte einhalten (Bsp.: Titelbereich 6,61 – 5,06 / max. 2 Zeilen) WENIGER STRESS, MEHR ZEIT UND BESSERE WORK-LIFE-BALANCE elbereich 6,61 Weniger Stress, mehr Zeit und bessere Work-Life-Balance Welche positiven Erfahrungen haben Sie mit der Arbeit im Homeoffice gemacht? Welche positiven Erfahrungen haben Sie mit der Arbeit im Homeoffice gemacht? 5,06 4,25 Weniger Stress, da Arbeitsweg entfällt 80% altsbereich Zeitgewinn, da Arbeitsweg entfällt 76% Generell bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben 59% Mehr zeitliche Flexibilität 43% Möglichkeit eines gesundheitsbewussteren Lebensstils (z. B. Ernährung, Sport) 32% Weniger Störungen durch Kollegen 28% Weniger Störungen durch Kunden 8% Weniger Störungen durch Vorgesetzte 6% Weniger Kontrolle durch den Arbeitgeber oder Kollegen 3% Ich habe mit der Arbeit im Homeoffice keine positiven Erfahrungen gemacht 4% 0% 20% 40% 60% 80% ßzeile - 6,00 Basis: Erwerbstätige, die vor oder nach Ausbruch der Corona-Pandemie oder aktuell im Homeoffice gearbeitet haben (n=873) 11 Mehrfachnennungen möglich Quelle: Bitkom Research 2020 - 7,14 12,33 Inhaltsbereich -12,33 19 INTRE SPECIAL
iStock © e Der ganzheitliche Ansatz ist entscheidend Diese Beispiele zeigen, wie komplex die Anforderungen an Unternehmen sind. Dabei den Überblick zu behalten, ist kei- Nicht selten werfen die neuen ne leichte Aufgabe. Einer theoretisch technisch einfachen Arbeitsplatzmodelle zwischen Homeoffice Umsetzung stehen in der Praxis eine Vielzahl von Bestim- und fixen Bürozeiten neue Fragen auf. mungen und Beschränkungen gegenüber. Angefangen beim Datenschutz über die technischen und organisatorischen Maßnahmen der Informationssicherheit bis hin zur Ar- beitsstättenverordnung, zu Haftungs- und Versicherungs- themen oder Persönlichkeitsrechten – schwierig wird eine Aufgrund der langjährigen Erfahrung und des fundierten Umsetzung oder Lösung immer dann, wenn Zusammen- Know-hows der Geschäftsfelder Digitalisierung, Outsour- hänge und Wechselwirkungen nicht einkalkuliert werden. cing und Customer Care ist es Capita im letzten Jahr so gelungen, ein ganzheitliches Konzept für die alternierende Capita hat bei der Ausarbeitung des Konzeptes und der Telearbeit auf die Beine zu stellen, das sowohl den Bedürf- Lösungsfindung genauestens darauf geachtet, alle Wech- nissen der Auftraggeber als auch denen der Mitarbeiter selwirkungen zu berücksichtigen. Maßnahmen zur Erhö- Rechnung trägt. Mit diesem Modell, das eine hohe Sicher- hung des Datenschutzes wurden aus diesem Grund nicht heit auf allen Ebenen garantiert, erzielt Capita nun auch von einzelnen Fachabteilungen verabschiedet, sondern langfristig eine absolute Win-win-win-Situation – für das mit allen relevanten Abteilungen abgestimmt. Durch die Unternehmen, die Auftraggeber und alle Mitarbeiter. Berücksichtigung von Abhängigkeiten und Zielkonflikten wurde sichergestellt, dass die Lösungen eines Bereiches – beispielsweise des Datenschutzes – nicht zu neuen Pro- AUTOR: JOCHEN NOLTE, CAPITA DEUTSCHLAND blemen in anderen Bereichen – etwa Persönlichkeitsrechte oder Informationssicherheit – führen. www.capita-europe.com INTRE SPECIAL 20
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INTRE co m m u n i t y i n t e rv i e w B E N J A M I N B A R N AC K Geschäftsführer, expertcloud.de GmbH N I N A MÜ L L E R Geschäftsführerin, expertcloud.de GmbH
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ÜBER BENJAMIN B A R N AC K Benjamin Barnack blickt auf 18 Jahre Erfahrung im Customer Ser- vice zurück – in den Jahren ab 2004 als Consultant bei einer Sparte der arvato direct services (Bertelsmann AG), als Personalentwickler und Projektleiter bei der Deutschen Post Customer Service Center GmbH und als Manager Sales & Marketing bei der Sparda Telefon- Service (heute SUMMACOM). Von 2014 bis 2016 war er bei der D+S Unternehmensgruppe u. a. als Geschäftsführer der D+S 360° Webservice GmbH für die Entwicklung von digitalen Kundenser- vice-Lösungen verantwortlich. 2017 wechselte Ben zur gevekom GmbH nach Dresden, wo er bis 2020 für das Wachstum und die internationale Expansion verantwortlich war. Seit Februar 2021 ist Benjamin Barnack Geschäftsführer bei der expertcloud. Seit 2017 ist er Vorstandsmitglied beim Call Center Verband Deutschland e.V.
ÜBER NINA MÜLLER Nina Müller ist seit über sechs Jahren bei der expertcloud und seit vier Jahren Geschäftsführerin. Nina hat Pädagogik und Multimedia studiert, viele Jahre lang in der E-Learning-Branche gearbeitet und währenddessen berufsbegleitend einen Master im Management ab- solviert. Sie machte sich mit einer kleinen Poloshirt-Firma selbststän- dig, die nicht das gewünschte Resultat abwarf. So kam sie 2011 als E-Learning-Freelancer zur expertcloud. Sie baute dort als Freiberu- fler eine E-Learning-Abteilung auf und ließ sich schlussendlich doch als Head of Training festanstellen. Als die COO Stelle vakant wurde, warf sie ihren Hut in den Ring und ist nun seit Februar 2017 Ge- schäftsführerin. Während der gemeinsamen Zeit mit dem ehemaligen Geschäftspartner war sie hauptsächlich zuständig für Operations und Recruiting. Im Jahr 2020 führte sie das Unternehmen allein.
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das homeoffice- kundenservicecenter Im letzten Jahr feierte die expertcloud ihren zehnten Geburtstag. Das Unternehmen gehört zu den Pionieren und führenden Anbietern, wenn es um work@home-Konzepte im Customer Service geht. Mittlerweile sind tagtäglich über 400 Experten im virtuellen Contact Center mit viel Leidenschaft und Motivation für die Auftraggeber aus Wirtschaft, Industrie und Handel im Einsatz. Hause ausgelegt. BEN: Auch ich werde ungefähr 80 Pro- zent meiner Arbeitszeit im Homeoffice arbeiten. Die übrige EIN GESPRÄCH MIT Zeit bin ich dann in unserem Berliner Office. BENJAMIN BARNACK INTRE: Die Pandemie hat viele Unternehmen gezwun- UND NINA MÜLLER gen, im Expresstempo Konzepte fürs Homeoffice aus dem expercloud.de GmbH Boden zu stampfen. Ihr habt einige Jahre Vorsprung. Wie funktioniert das bei euch? NINA: Das Wichtigste in der Zusammenarbeit ist Vertrauen! Ich prüfe nicht, wann Mit- arbeiter online gehen oder sich abmelden. Wir führen die Anfang Februar wechselte Benjamin Barnack zu expert- Organisation und unsere Teams über klar formulierte und cloud und führt seit einigen Wochen gemeinsam mit Nina realistisch erreichbare Ziele. Auch unsere Meeting- und Müller die Geschäfte. Die beiden haben ambitionierte Kommunikationskultur ist vollständig an die Arbeit im Ziele für die Zukunft – viele gute Gründe für INTRE, Nina Homeoffice angepasst. Im täglichen 15-minütigen Stand- und Ben im Berliner Office zu besuchen und über ihr Ge- up geht es um das Tagesgeschäft, im Weekly diskutieren schäftsmodell, wirklich guten Kundenservice und ihre Zu- wir im Team und in den Quarterlys besprechen wir mit je- kunftspläne zu sprechen. dem Mitarbeiter einzeln die aktuellen Entwicklungen. Jedes Quartal haben wir zudem ein Motto und einen Preis, wenn INTRE: Nina, Ben, ihr seid neu als Team. Wie organisiert ein Großteil der Ziele erreicht wurden. Das bringt Spaß, ihr euch? NINA: Ben wird die Rolle des Außenministers Motivation und Teamzusammenhalt ins Homeoffice. übernehmen, ich verstehe mich als Innenministerin. Zu Bens Themen gehören zum Beispiel Sales, Marketing oder INTRE: Welchen Fehler machen die meisten Unterneh- das Key Account Management für unsere Partner. Mein Fo- men, wenn Homeoffice neu eingeführt wird? NINA: Ich kus liegt auf den Themen People und Operations. Themen denke, dass die Mitarbeiter noch mehr überprüft werden, wie Legal, Finance und IT werden wir aufteilen. ob sie auch wirklich online sind und nicht womöglich Wä- sche waschen. Dadurch fühlt sich der Mitarbeiter nicht INTRE: Ihr sagt, dass ihr vollkommen digital und virtuell ar- wertgeschätzt und merkt, dass man ihm nicht vertraut. beitet. Eure Experten arbeiten zu Hause. Und die Fach- und Wenn Mitarbeiter sich eingeengt fühlen, können keine Führungskräfte? NINA: Auch unsere Fach- und Führungs- kreativen Ideen erwachsen. Sie lösen Herausforderungen kräfte arbeiten zum Teil vollständig aus dem Homeoffice. nicht selbst, haben somit keinen Spaß bei der Arbeit und Unsere gesamte Organisation ist auf das Arbeiten von zu sind nicht mit 100 % bei der Sache. Die zweite Herausfor- ‹ 29 INTRE COMMUNITY
e derung ist, dass kein Raum für Privates geschaffen wird. es hat sich gezeigt, es geht doch, und zwar ziemlich gut. Gerade im Homeoffice ist es umso wichtiger, soziale Kon- Ich bin fest davon überzeugt, dass dadurch auch viele Ent- takte zu pflegen, Anstöße dafür zu geben, dass Mitarbei- scheider nun ganz anders mit dem Thema work@home ter sich auch mal privat austauschen können. Man kann umgehen. Wir beweisen ja seit fast elf Jahren, dass wir dem dafür einen eigenen „virtuellen Raum“ schaffen und Ge- normalen stationären Contact Center in nichts nachstehen. spräche anregen. Manchmal ist es auch für die Führungs- kraft sinnvoller, sich die privaten Herausforderungen eine INTRE: Wie schafft ihr die virtuelle Vernetzung? Von wel- halbe Stunde anzuhören, als über die Ziele zu sprechen chem Anbieter ist die Lösung? BEN: Wir haben eine selbst – gerade aktuell in Corona-Zeiten, da wir alle unser Päck- programmierte Plattform, über die wir die Planung und chen zu tragen haben. Steuerung unserer Experten verwalten. Für den Austausch untereinander nutzen wir aktuell noch Slack, werden aber INTRE: Hat sich der Standpunkt einiger Auftraggeber ge- mittelfristig auf MS Teams umstellen. genüber einem work@home-Ansatz in den letzten Mona- ten verändert? BEN: Auch vor Corona gab es schon einige INTRE: Das Portfolio der klassischen Dienstleister kennt Auftraggeber, die sehr offen gegenüber dem Thema waren. man: Inbound, Outbound & Backoffice. Was habt ihr in eu- Aber es gab natürlich auch Entscheider, die den Ansatz per rem Werkzeugkasten? NINA: Was gibts denn außer den drei se ausgeschlossen haben. In den letzten Monaten hatten Themen noch? (lacht) Aktuell bieten wir kein Outbound viele Unternehmen eigentlich gar keine andere Wahl und mehr an, da wir festgestellt haben, dass man hier die Ex- INTRE COMMUNITY 30
perten im Homeoffice doch nochmal ganz anders mana- Projektziele, die in der Umsetzung nur in den seltensten gen muss. Ich bin überzeugt, dass das in der Cloud auch Fällen bis in die Teams durchdringen. Uns ist es wichtig, wunderbar geht, aber das ist aktuell nicht im Fokus. Es ist dass alle im Projekt beteiligten Personen die definierten aber nicht ausgeschlossen, dass wir uns dem Thema wie- Ziele kennen und deren Hintergründe verstehen. Wir neh- der widmen. Ansonsten decken wir die gesamte Bandbreite men die Menschen also mit auf die Reise und schaffen des Inbounds inklusive Backoffice ab. so ein ganz anderes Verantwortungsbewusstsein. Häufig liegt der größte Fokus im Management auf den großen Ac- INTRE: Angenommen wir wären jetzt hier in einer Anbieter- counts, dann auf den mittleren Projekten und schließlich präsentation in der vorletzten Runde einer Ausschreibung. gibt es noch die C-Kunden, die kleineren Projekte. Bei der Euer Wettbewerb ist ein Generalist mit ein paar hundert expertcloud bekommen alle Auftraggeber die gleiche Auf- Agenten an mehreren Standorten. Warum sollte ich mich merksamkeit. Wir haben keine ABC-Kunden. Wir versuchen ‹ für euch entscheiden? BEN: Ich glaube, die Dienstleis- ter mit größeren Standorten werden es zukünftig schwer haben. Das Recruiting ist in der Regel auf das Einzugs- gebiet der jeweiligen Standorte beschränkt. Wir haben die Möglichkeit, deutschlandweit, im Zweifel global, die besten Köpfe für das geplante Projekt suchen zu können. Viele Wettbewerber vereinbaren mit ihren Auftraggebern 31 INTRE COMMUNITY
e auch im Vorfeld zu schauen, dass die Größe potenzieller INTRE: Ihr findet also die besten Experten für eure Auf- Projekte zu unserer Struktur und neue Projekte zu unseren traggeber. Könnt ihr jede Branche und jedes Projekt abde- Kernkompetenzen passen. Sind wir also in der Endrunde cken oder gibt es auch Skills, die ihr nicht bedienen könnt? einer Ausschreibung, dann können die Entscheider auf der NINA: Ich kenne jetzt natürlich nicht zu jedem fachspezi- anderen Seite des Tisches absolut überzeugt sein, dass wir fischen Skill die aktuelle Recruiting-Situation in Deutsch- wissen, was wir tun, und eine grundlegende Expertise für land bzw. in Europa, ich würde aber sagen: Jeder Skill ist die Branche und das geplante Projekt mitbringen. rekrutierbar. INTRE: Das klingt sehr selbstbewusst. Soll das heißen, INTRE: Würdet ihr Projekte ablehnen, auch wenn ihr sie dass die Geschäftsmodelle klassischer Dienstleister keine bedienen könnt? BEN: Klar! Wir achten schon auch sehr Zukunft haben? BEN: Mit Sicherheit haben stationäre darauf, dass der Kunde zu uns passt. Und es gibt natürlich Dienstleister auch eine Perspektive. Schwieriger wird es Themen, die wir grundsätzlich nicht bedienen wie Glücks- eher für die Generalisten ohne Spezialisierung oder um- spiel oder Rüstungsindustrie. Nachhaltigkeit spielt bei un- fangreiches Know-how für bestimmte Themen, Branchen serer Entscheidung ebenfalls eine Rolle. Es ist uns ja auch oder Technologien. wichtig, dass wir am Ende des Jahres sicherstellen, dass wir komplett CO2-neutral gearbeitet haben. INTRE: Zurück zu den Auftraggebern. Welche Projekte oder welche Auftraggeber würden am besten zur expert- cloud passen? BEN: Unternehmen, die einen echten Part- ner suchen. Wir wollen auf Augenhöhe arbeiten, den Kun- denservice unserer Auftraggeber weiterentwickeln und einen Beitrag leisten. Mit Unternehmen, die ihren Kunden guten, flexiblen Kundenservice bieten wollen und die Kun- denservice nicht nur als Cost Center sehen. Und natürlich alle Kunden, denen Nachhaltigkeit wichtig ist, mit uns ha- ben sie einen CO2-neutralen Dienstleister. Unser Schwer- punkt liegt in der Realisierung von Projekten für Auftrag- geber aus dem E-Commerce und stationären Handel. Neben diesen Schwerpunkten haben wir aber auch einige Auftraggeber aus dem Verlagswesen und aus dem Dienst- leistungsbereich. INTRE: Wie sehen eure Wachstumspläne aus? BEN: Wir wollen natürlich mit der expertcloud weiterwachsen. Unser angestrebtes Ziel sind 20 Prozent Wachstum pro Jahr. Un- ser selbst gesetztes Limit liegt bei 30 Prozent. INTRE: Wieso setzt man sich ein Limit für ein mögliches Wachstum? NINA: Weil wir beide der Meinung sind, dass ein zu schnelles Wachstum ungesund für die Organisation ist. Wir wollen neue Projekte auf ein solides und stabiles Fundament stellen. Wir wollen die Menschen bei uns in den Teams für die neuen Projekte begeistern und mitnehmen. Wir beweisen ja seit fast elf Jahren, dass wir dem normalen stationären Contact Center in nichts nachstehen. INTRE COMMUNITY 32
Wir nehmen die Menschen mit auf die Reise, holen alle ins Boot und schaffen so ein ganz anderes Verantwortungsbewusstsein. Wir möchten neue Projekte auch nur dann starten, wenn wir zu dem Zeitpunkt die nötigen freien Ressourcen für das Projekt haben. Neben unseren Experten sind das zum Bei- spiel unsere Projektleiter, Trainer und Qualitätsmanager. INTRE: Wo seht ihr das Unternehmen in fünf Jahren? BEN: In fünf Jahren liegen wir bei rund 15 Mio. Jahresumsatz und werden knapp 1.200 Freelancer in den von uns realisier- ten Projekten einsetzen. In fünf Jahren sind wir außerdem einer der bekanntesten Dienstleister am Markt. Auf der Call Center World 2026 kennen neun von zehn Besuchern die expertcloud als zuverlässigen, innovativen und flexiblen Dienstleister. INTRE: Wie seht ihr die Branche in den nächsten fünf Jahren? BEN: Auch in den kommenden Jahren wird sich ein weiterer Teil der Kontakte entweder auf digitale Kanäle und Plattformen verlagern oder es werden eben Kontakte reduziert, zum Beispiel durch KI, Bots oder Selfservice-Lö- sungen. Die Vielfalt der Kanäle bleibt, die Kontakte werden sich weiterhin ein Stück verlagern und manche werden wegfallen. Aber das Telefon wird auch in fünf Jahren eine Daseinsberechtigung im Contact Center haben. INTRE: Werden sich die Anliegen der Kunden am Telefon ändern? BEN: Die Anliegen der Kunden am Telefon werden Wohlfühlumgebung und können sich zu 100 % auf den An- sich komplett verändern. Wenn ein Kunde anruft, dann gibt rufer konzentrieren. es zwei gute Gründe. Entweder er hat ein echtes Problem und kommt selber nicht weiter, dann erwartet er eine hohe INTRE: Und wie konkret profitieren eure Auftraggeber da- Lösungskompetenz, also einen echten Experten. Oder der von? BEN: Wir können für jedes noch so spezielle Thema Kunde legt Wert auf eine persönliche Beratung und möchte die Experten rekrutieren, die das Fachwissen mitbringen. einen echten Menschen sprechen. Dieser Kunde wünscht Ob 30 erfahrene Kosmetikerinnen für die Produktberatung eine möglichst individuelle Lösung für sein Anliegen, die einer Online-Parfümerie, erfahrene Physiotherapeuten für volle Aufmerksamkeit und Wertschätzung. die Beratung für Gesundheitsübungen im Homeoffice im Auftrag einer Krankenkasse oder junge Mamas und Papas INTRE: Fachwissen lässt sich trainieren, Kommunikation si- für die Beratung eines Versandhändlers für Spielzeug und cher auch. Aber wird damit dann auch immer die von dir be- Babybedarf – wir finden die gesuchten Experten für jede schriebene Erwartungshaltung der Kunden erfüllt? NINA: Anfrage. Erstens: Eine für den Kunden individuell passende Lösung kann nur ein absoluter Experte liefern, der die Produkte be- INTRE: Wie seid ihr im Recruiting aufgestellt? BEN: Das ziehungsweise Dienstleistungen exzellent kennt und ver- Recruiting unserer Experten ist hocheffizient. Der Experte steht. Der zweite Punkt ist der persönliche Faktor. Unsere startet mit einem kleinen Assessment, das im Anschluss Experten sitzen im Homeoffice in ihrer selbst geschaffenen automatisiert ausgewertet wird. Bei allgemeinen Skills ‹ 33 INTRE COMMUNITY
e arbeiten wir auch ohne Lebenslauf, der Experte soll uns in einer kleinen Videobewerbung von maximal fünf Minuten davon überzeugen, dass er guten Kundenservice leisten Unsere Experten sitzen zu kann. Im Anschluss gibt es noch ein 20-minütiges Inter- Hause in ihrer selbst geschaffenen view, nach dem der Experte umgehend ein Feedback erhält. Wohlfühlumgebung und INTRE: Und wie sieht euer Onboarding aus? NINA: Eini- können sich zu 100 % auf den ge zu klärende Formalien laufen mittlerweile automatisiert Anrufer konzentrieren. über unsere Plattform. Dann erfolgt eine Datenschutz- schulung, die der Experte erfolgreich absolvieren muss, um zum Training zugelassen zu werden. Das Fachtraining erfolgt bei uns ausschließlich virtuell. Dabei setzen wir gebraucht und kann sich in dieser Zeit besser um die küm- nicht nur auf unser virtuelles Klassenzimmer oder Webi- mern, die mehr Unterstützungsbedarf haben. Das Ergeb- nare, sondern verstärkt auch auf Selbstlernprogramme nis ist eine bessere und homogenere Qualität. und -module, um das Lernen so flexibel und explorativ wie möglich zu gestalten. Jedes unserer Trainings schließt mit INTRE: Eure Ansätze, Prozesse, Werkzeuge und Tools sind einem Abschlusstest ab, bevor es dann ins Training on the sehr innovativ. Wo liefert ihr sonst noch echte Mehrwer- Job geht. Je nach Komplexität erhält der Experte zum Start te für eure Auftraggeber und deren Endkunden? BEN: Ich eine 1:1-Betreuung durch einen Quality Supervisor oder habe in den letzten Jahren immer wieder mit SixSigma und einen erfahrenen Mentor. Erst wenn alle Beteiligten an der Lean Management die Optimierung von Prozessen und Stelle ein gutes Gefühl haben, geht es für die Experten in Projekten voranbringen dürfen. Wir werden diese Tools den Normalbetrieb. auch bei expertcloud als Mehrwert anbieten und neben dem Service-Check, dem Service-Labor und dem Digital- INTRE: Manche Leser setzen darauf, dass Training nur in Lab Tools neue Ideen etablieren, um in neuen und bereits Präsenzform vor Ort funktionieren kann, genauso wie Coa- laufenden Projekten immer wieder Verbesserungspoten- ching. Was sagt ihr dazu? NINA: Ich bringe fast 20 Jahre zial zu identifizieren und Lösungen zu schaffen, von denen E-Learning-Erfahrung mit. Ja, E-Learning gibt es schon so Endkunden, Auftraggeber und im besten Fall die expert- lange! (lacht) Und ich habe noch keinen Inhalt erlebt, den cloud gleichermaßen profitieren. man nicht auch virtuell vermitteln kann, es ist im Zweifel nur eine Frage des Geldes. E-Learning ist eine große Chan- INTRE: Wie werden solche Ansätze im Projekt integriert? ce, mit der man viel individueller auf die Bedürfnisse des Bedeutet Mehrwert auch Mehrkosten? BEN: Nein, diese Einzelnen eingehen kann. Wir haben vor einiger Zeit ein Mehrwerte sind bei uns fester Bestandteil unseres Leis- sechswöchiges Techniktraining eines TV-Anbieters in ein tungsversprechens. Die Durchführung solcher begleiten- dreiwöchiges E-Learning umgebaut und hatten genau die den Projekte ist bei uns enthalten, kostet keinen Cent extra, gleiche Startqualität bei den Experten wie bei Agenten aus und jeder Auftraggeber kann diese Leistungen für sein Pro- vergleichbaren Präsenztrainings. Der Trainer steht nicht jekt einfordern. mehr so viel vor der Klasse, wird aber auch nicht von allen Über die expertcloud Die expercloud.de GmbH ist als 100 % virtueller cloud arbeitet für kleine, mittelständische und große Dienstleister seit fast elf Jahren am Markt. Über 400 Auftraggeber aus Wirtschaft, Industrie und Handel. Experten arbeiten im Homeoffice und beweisen je- Zu den (Branchen-) Schwerpunkten gehören E-Com- den Tag aufs Neue, dass sich Beruf und Familie, aber merce, der stationäre Handel, Dienstleistungen, aber auch work@home und exzellente Qualität gut mit- auch Unternehmen aus dem Verlagswesen. einander vereinbaren lassen. Das Team der expert- www.expertcloud.de INTRE COMMUNITY 34
INTRE: Ihr geht also in der Beratung auch in die Eigen- INTRE: Klingt wirklich spannend. Gibt es abschließend leistung. Wie finanziert sich dieser Ansatz? BEN: Wir noch etwas, das ihr loswerden wollt? NINA: Ich wünsche wollen dazu beitragen, dass unsere Auftraggeber mit der auf jeden Fall allen Lesern eine gute Zeit, bleiben Sie ge- von uns erhaltenen Leistung und den geschaffenen Mehr- sund! BEN: Dem kann ich mich nur anschließen. Ich werten 110 % zufrieden sind. Niemand soll darüber nach- würde mich auch sehr darüber freuen, wenn wir zu unserer denken, wenn er unsere Rechnung in den Händen hält, ob Coverstory die eine oder andere Rückmeldung erhalten. die von uns fakturierten Leistungen auch berechtigt sind. Gerne digital per Whatsapp (+49 151 414 620 70), über Sind die Ziele im Projekt erreicht und unsere Auftragge- andere Kanäle oder Plattformen oder gerne auch mal live ber zufrieden und erfolgreich, dann sollten wir somit auch und in Farbe vor Ort. zukünftig als Dienstleister gesetzt sein. INTRE: Also eine Art Kundenbindung? BEN: So kann man es auch sehen. INTRE: Danke euch, machts gut! Investieren wir beispielsweise 6.000 Euro an Ressourcen in ein solches Projekt, können den Auftraggeber aber auch AUTOR: -CRED. dauerhaft halten, dann sind wir mit diesem Ansatz absolut wirtschaftlich. Der finanzielle Aufwand, neue Accounts zu gewinnen und zu implementieren, dürfte bei den meisten Dienstleistern deutlich höher sein. 35 INTRE COMMUNITY
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PERFORM 38 Service neu erf inden – Ein Concierge für alle Lebenslagen 42 Die Stimme eines Unternehmens 48 Agilität im Contact Center – Kanban und Scrum 52 Für mich bitte einmal Messaging Voice Bot mit Linguistik al dente 56 Videokommunikation: Ein Virus kommt selten allein 62 Homeoff ice – gekommen, um zu bleiben Vernetzt mit Iris Gordelik 66 Online-Bewertungen als wichtigste Informationsquelle
SERVICE NEU ERFINDEN EIN CONCIERGE FÜR ALLE LEBENSLAGEN Mit „Re-Invent“ wollen wir unseren Service an einigen Stellen neu erfinden. Zu den ersten Innovationen gehören die Concierge Services: Dabei kümmert sich jeweils ein festes Team um Kunden, die von einem Mitbewerber zu uns wechseln, umziehen oder ein Haus bauen. Der Concierge ist immer für sie da – vom ersten Kontakt bis zur vollständigen Erledigung des Anliegens. Für Wechsler haben wir diesen Service bereits pilotiert. In den vergangenen dreieinhalb Jahren haben wir den Kundenservice der Deutschen Telekom neu definiert. Da- bei haben wir bereits große Fortschritte erzielt: Wir haben unsere Erstlösungsquote auf 52 Prozent erhöht, die Techni- ker-Pünktlichkeit auf 98 Prozent gesteigert und die Anzahl der Kundenbeschwerden um 73 Prozent gesenkt. Neben diesen internen Kennzahlen bestätigen uns auch externe Auszeichnungen, dass wir mit unserer Transformation vor- ankommen. So haben wir 2020 den „Grand Slam“ unserer Branche gewonnen, sprich alle vier großen Hotline-Tests von connect und CHIP. Diese Entwicklung freut uns natürlich, aber damit geben wir uns nicht zufrieden. Denn jeder Kundenkontakt ist für uns ein Test, den wir gewinnen wollen! Darum haben wir Anfang des Jahres ein neues Programm gestartet: Mit „Re-Invent“ läuten wir den nächsten Schritt unserer Trans- formation ein. Drei Themen stehen dabei im Fokus: Wir wollen fachlich noch fitter werden, um die Anliegen unserer Kunden möglichst direkt im ersten Kontakt zu lösen. Mit weiteren, hybriden Regiocentern möchten wir noch näher an unsere Kunden rücken. Und mit unserer Initiative „Ein- fach.RICHTIG.Machen.“ werden wir die Qualität unserer Arbeitsabläufe überall dort verbessern, wo noch Sand im Getriebe ist. So wollen wir einen tadellosen Service für un- Bernhard Schramm sere 60 Millionen Kunden in Deutschland hinstellen. Concierge Service – bestens betreut © Wir haben in den vergangenen Wochen bereits erste Maß- nahmen auf die Straße gebracht. Dazu gehört zum Beispiel DR. FERRI ABOLHASSAN unser neuer Concierge Service für Wechsler: Kunden, die Servicechef Telekom Deutschland von Wettbewerbern zu uns kommen, wollen wir ein gutes INTRE PERFORM 38
iStock by Getty Images © erstes Kundenerlebnis bieten. Ihr Wechsel soll tadellos über die Bühne gehen. Zwar haben wir schon seit 2016 einen Wechslerservice, und den haben im vergangenen Kunden, die von Wettbewerbern Jahr rund 420.000 Kunden genutzt, mit Re-Invent erfinden zu uns kommen, wollen wir ein gutes wir diesen Service jedoch neu und denken ihn konsequent erstes Kundenerlebnis bieten. vom Kunden her. Unser Ziel: ein Rundum-Sorglos-Service, wie man ihn vom Concierge in 5-Sterne-Hotels kennt. Weil sich die Kundenbedürfnisse stetig verändern und die munizieren zu können. Und rund 65 Prozent der Kunden Ansprüche steigen – Stichwort „Liquid Expectations“ – äußerten den Wunsch nach einem festen Betreuungsteam. haben wir uns den kompletten Wechslerprozess nochmal genau angeschaut. Die zentrale Frage für uns lautete: Was Mit diesen Erkenntnissen hat sich unser Projektteam dann will der Neukunde, wenn er von einem anderen Anbieter an die Umsetzung gemacht. So werden Concierge-Teams zur Telekom wechselt? Aus dem Feedback unserer Kunden aus je vier Spezialisten als Ansprechpartner für den Wechs- wissen wir: Er möchte einen Ansprechpartner, der ihn wäh- lerprozess in „Tischgruppen“ zusammengebracht. Damit rend des Wechsels bestens berät, der seinen Auftrag ge- steht unseren Kunden nicht wie bislang nur ein Ansprech- naustens kennt, auf den er sich zu 100 Prozent verlassen partner per SMS zur Verfügung, sondern ein festes Team, kann und den er möglichst jederzeit erreicht, eben wie den das auch telefonisch und per E-Mail erreichbar ist. Künftig Hotel-Concierge. werden diese Teams auch – wie in unseren Regiocentern üblich – die Kunden aus ihrer Region betreuen. Das schafft Kunden frühzeitig einbezogen mehr Kundennähe, sorgt für klare Verantwortlichkeiten Den Re-Invent-Prozess unseres Wechslerservices haben und vereinfacht die Verständigung. wir daher mit der Beschreibung der Kundenerwartungen gestartet. Schon frühzeitig, nämlich bereits in der Konzep- Service von Ende zu Ende tionsphase, haben wir unsere Kunden über die Telekom- Unser Concierge Service fängt schon mit dem ersten Kun- Ideenschmiede einbezogen und sie gefragt, ob unser Ser- denkontakt an: Die Berater nehmen sich hier viel Zeit für viceangebot ihren Nerv trifft. Dabei haben sie den Wunsch ein ausführliches Erstgespräch. Dabei erfragen sie die Aus- nach einer persönlichen Begleitung während des Wechsel- gangslage beim Kunden, seine individuellen Wünsche und prozesses ausdrücklich bestätigt. Außerdem wünschten sie Bedürfnisse. Die Ergebnisse des Gesprächs dokumentie- sich neben dem telefonischen Kontakt auch die Möglich- ren wir digital und begleiten schließlich den Wechselpro- keit, per E-Mail und Messenger mit ihrem Concierge kom- zess über alle Meilensteine hinweg – von der Bestätigung ‹ 39 INTRE PERFORM
2 Bilder: Deutsche Telekom © e des Auftrags bis zur Schaltung des Anschlusses durch un- sere Service-Techniker. Der Concierge informiert den Kun- den über alle wichtigen Schritte und beantwortet alle seine Fragen in diesem Zeitraum. So geht keine Information, wie etwa ein nachträglicher Änderungswunsch des Kunden, verloren. Unsere Tischgruppen kennen sämtliche Aufträge Mit Re-Invent erfinden wir den ihres regionalen Kundenstammes und können bei Anfra- gen jederzeit Auskunft zum aktuellen Status geben, so lan- Wechslerservice neu und denken ihn ge, bis der Wechsel vollständig vollzogen ist und der Kunde konsequent vom Kunden her. uns bestätigt hat, dass sein Anschluss funktioniert. Genau genommen sogar noch darüber hinaus, nämlich bis zur ersten Telefonrechnung. In der Vergangenheit ist es häufig zu Rückfragen zur Rechnung gekommen. Jetzt fragen wir proaktiv nach, ob alles für den Kunden passt. eine Feedback Lounge und eine virtuelle Werkstatt geplant. Auch das Feedback unserer Mitarbeiterinnen und Mitar- Erste Kunden profitieren schon beiter fließt in die Ausgestaltung des Service ein. Und am Mit zwei Tischgruppen in unserem Servicecenter Ludwigs- Ende des Tages dient uns der Concierge Service für den hafen haben wir die Test- und Lernphase für den neu auf- Wechslerprozess auch als Blaupause für weitere Concierge gesetzten Concierge Service bereits gestartet, sodass die Services, die wir planen – etwa für Kunden, die umziehen ersten Kunden schon davon profitieren. Zum Abschluss oder ein Haus bauen und an der neuen Adresse einen Tele- ihres Anbieterwechsels befragen wir sie alle ausführlich. Auf fon- und Internetanschluss benötigen. Auf diese Weise Grundlage dieses Feedbacks können wir unseren Concierge stellen wir unsere Kunden konsequent in den Mittelpunkt Service im laufenden Betrieb schnell und agil weiterentwi- und bieten ihnen einen tadellosen Service. Das ist es, was ckeln. Alle Elemente, die sich im Praxistest bewährt haben, wir unter „Einfach.RICHTIG.Machen.“ verstehen. werden wir dann stufenweise in die Fläche ausrollen. AUTOR: DR. FERRI ABOLHASSAN Auch mit unserer Telekom-Ideenschmiede begleiten wir SERVICECHEF TELEKOM DEUTSCHLAND den Piloten, um den Concierge Service ganz eng mit un- seren Kunden voranzutreiben. So haben wir zum Beispiel www.telekom.de INTRE PERFORM 40
„Service macht den Unterschied“ info@junokai.de | www.junokai.de Kompetenzzentrum TALENTE-SUCHE • BERATUNG TRAINING • COACHING • TEA MING Verkauf & Service am Telefon phonetastic! GmbH Linzer Straße 418/Top 1 • 1140 Wien Fon: +43 664 191 00 48 office@phonetastic.at • www.phonetastic.at
DIE STIMME EINES UNTERNEHMENS Der Call-Center-Agent als Markenbotschafter und unverzichtbare Komponente im Kundenservice iStock © INTRE PERFORM 42
Wie zahlreiche Studien und Umfragen der letzten Jahre be- legen, spielt das Kundenerlebnis eine immer größere Rolle als Key Perfomance Indicator im Wettbewerb mit anderen Unternehmen. Produkt und Preis treten währenddessen zunehmend in den Hintergrund. Maßgeschneiderte, rele- vante Inhalte und Angebote über verschiedene, frei wähl- bare und ineinander integrierte Kanäle entlang der gesam- ten Customer Journey an den Kunden auszuspielen und ihn damit in den Mittelpunkt zu stellen, ist Aufgabe des Kundenerlebnis-Managements. Das Ziel: einen Wow-Effekt beim Kunden und eine langfristige Bindung erzeugen. Unternehmen und Contact Center haben die Bedeutung des Kundenerlebnisses erkannt: In ihrer „Digitale Trends 2020“-Umfrage¹ fragten Econsultancy und Adobe Unter- Jabra nehmen nach den wichtigsten Geschäftschancen für 2021 © – die Kundenerfahrung stand zum dritten Jahr infolge an erster Stelle, vor Content Marketing, Videomarketing und Automatisierung. Diesen Trend bestätigen auch die von GREGOR KNIPPER Deloitte in regelmäßigen Abständen durchgeführte „Glo- Managing Director EMEA DACH bal Contact Center Survey“ sowie die „Contact Center Glo- für Jabra Business Solutions bal Survey 2020“ von Cisco, die speziell Entscheidungsträ- www.jabra.com.de ger aus der Contact Center-Branche befragen. zur Verfügung steht, ist das Telefon in Deutschland nach Das Problem entscheidet über den Kanal wie vor einer der beliebtesten. Für die Mehrheit der Befrag- Unternehmen investieren im Bereich Kundenerlebnis in ten (58 Prozent) ist es sehr wichtig, ein Unternehmen per die Gestaltung und die Inhalte ihrer Website, in neue Tech- Telefon erreichen zu können. Für 62 Prozent der deutschen nologien und Kommunikationskanäle und insbesondere Konsumenten leisten Menschen den besten Kundenser- in KI-Lösungen (künstliche Intelligenz) wie Chat- und Voice- vice“, so eine Genesys-Studie zum Kundenservice von Bots. Wenn möglich, soll sich der Kunde selbst helfen 2019.² Dies deckt sich auch mit den Ergebnissen der Sa- können. Kunden nehmen „Selfservice“-Angebote auch lesforce-Studien „The State of the Connected Customer“.³ durchaus gerne an und bevorzugen sie sogar gegenüber Laut dieser erwarten 64 % der Verbraucher und sogar der Kontaktaufnahme per Telefon, da einfachere Fragen so 80 % der Geschäftskunden, dass Anfragen in Echtzeit be- jederzeit und häufig auch schneller geklärt werden können. antwortet werden. Echtzeitinteraktion ist für Verbraucher Eine Win-win-Situation für Unternehmen und Kunden – und besonders für Geschäftskunden also enorm wichtig. der Service wird automatisiert und somit kostengünstiger, Gibt es keine langen Warteschleifen, ist das Telefon ande- die Kundenzufriedenheit gleichzeitig gesteigert. ren Kanälen in diesem Punkt klar überlegen. Handelt es sich um komplexere Probleme, bevorzugen Emotionen als zentrales Element (deutsche) Kunden jedoch weiterhin das Telefon. „Obwohl Der moderne Kunde möchte sich laut der Salesforce-Stu- Kunden heute eine Vielzahl an Kommunikationskanälen die mit Marken menschlich verbunden fühlen. Technolo- ‹ 43 INTRE PERFORM
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