Das ist die Berliner Luft - Overtures Vol. 1 Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt - eClassical
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Paul Lincke Das ist die Berliner Luft Overtures Vol. 1 Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt Ernst Theis
Paul Lincke 1866–1946 Overtures Vol. 1 1 Berliner Luft 6' 39 2 Lysistrata 8'48 3 Casanova 9'46 4 Venus auf Erden 7' 36 5 Grigri 7' 21 6 Verschmähte Liebe (Walzer) 9' 29 7 Siamesische Wachtparade 3'10 All rights of the producer and of the owner of the work reserved. 8 Ouvertüre zu einer Operette 6'49 Unauthorized copying, hiring, renting, public performance and broad casting of this record prohibited. 9 Ouvertüre zu einem Ballett 6' 09 cpo 555 428–2 Recording: November 17–20, 2020, Messehalle 1, Frankfurt Oder Recording Producer: Olaf Mielke, MBM Musikproduktion oHG, Darmstadt Total time 65' 55 Digital Editing: Olaf Mielke Publisher: © Apollo-Verlag Paul Lincke GmbH Mit freundlicher Genehmigung von SCHOTT Music, Mainz Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt Executive Producer: Burkhard Schmilgun Cover: Brandenburger Tor, Pariser Platz, Berlin-Mitte, Fotopostkarte, Ernst Theis koloriert, um 1898 © Cover Photo: akg-images, 2022; Design: Lothar Bruweleit cpo, Lübecker Straße 9, 49124 Georgsmarienhütte, Germany ℗ 2022 – Made in Germany
Paul Lincke, ein Berliner Offenbach Die Mutter verdiente Geld als Weißnäherin, Paul neuen Wege ging wie dieser, sondern dem klassischen bekam einen Freiplatz in einer Privatrealschule und Orchestersatz treu blieb, wie seine Vorbilder Jacques »Das macht die Berliner Luft, Luft, Luft, lernte sogar Französisch, was seiner späteren Laufbahn Offenbach und Franz von Suppé. Und wie dieser So mit ihrem holden Duft, Duft, Duft, zugutekommen sollte. Doch er wollte auch Geige spie wandte er den Ouvertüren, egal ob zu einer Posse oder Wo nur selten was verpufft, -pufft, -pufft len, wie sein Vater, der gelegentlich in diversen Orches einer Operette, besondere Sorgfalt zu, während sich In dem Duft, Duft, Duft tern aushalf und so auch mit einem Kontrabassisten des die meisten Wiener Operetten der Zeit mit einem kurzen Dieser Luft, Luft, Luft …« Opernorchesters befreundet war. Der hieß, »daran ist Vorspiel begnügten. Auch hier waren die Wittenberger nicht zu rütteln«, wie Nick in seiner Biographie schreibt, Jahre prägend, hatte ihn doch Kapellmeister Mühling An den Reimen von Heinrich Bolten-Baeckers liegt »wahrhaftig Kackstein« und sollte zum musikalischen von der Stadtkapelle im benachbarten Perleberg vor es wahrscheinlich nicht, dass dieser Marsch zur in- Mentor des kleinen Paul werden, dessen ungewöhn allem an der Wiener Klassik geschult: »Paul, gib acht, offiziellen Berliner Hymne geworden und bis heute liche Begabung er schon bald entdeckt hatte. Kackstein wie Haydn es gemacht hat,« soll er zu Lincke gesagt geblieben ist. Es ist Paul Linckes Musik, deren unver erteilte dem Achtjährigen Geigenunterricht und empfahl haben, »die thematische Arbeit, die durchsichtige Struk schämte Eingängigkeit »einen überfährt«, wie sein ers ihn seinem Freund, Musikdirektor Rudolf Kleinow, der tur, Durchführung der Reprise und Auflösung der Dis ter Biograph, der Komponist Edmund Nick schrieb: im brandenburgischen Wittenberge die »Stadtpfeiferei« sonanzen. Wenn du so ein fleißiger Schüler bleibst, »Nur ein waschechter Berliner wie Lincke war imstan leitete, wie man damals die Stadtkapelle nannte, die wie du bisher warst, dann wirst du sicherlich einmal ein de, auf diese Art seiner Vaterstadt eine Liebeserklärung vor allem der musikalischen Erziehung der jungen Mit bedeutender Meister«. zu machen. In ihr sind alle weicheren Regungen, die das glieder diente. Der lange Weg zur Meisterschaft führte zunächst Berliner Herz bewegen, mit inbegriffen, auch wenn es Im Alter von fünfzehn Jahren brach Paul Lincke also über den Schweizer Garten, einen beliebten Berliner grob und poltrig zugeht wie es an der Spree nun ein die Schule ab und zog nach Wittenberge, wo er man Biergarten, wo der 18-jährige Jungmusiker sein erstes mal Brauch ist.« Ganz unabhängig von solch klischee gels eines Musikers für dieses Instrument zunächst das Engagement als Fagottist fand und auch zum ersten haften Zuschreibungen hat Paul Lincke mit Werken wie Fagott übernehmen musste, »dieses Ofenrohr mit Tas Mal dirigieren durfte. Doch bald zog es ihn ans Thea diesem etwas begründet, was es vorher so noch gar ten«, wie Lincke später spottete. Nach und nach erlernte ter, zunächst 1884, wiederum als Fagottist, ans Cen nicht gab: eine eigene Berliner Unterhaltungsmusik. er auch andere Orchesterinstrumente, vor allem das tral-Theater, dann mit gelegentlicher Dirigierverpflich Er wurde damit für das wilhelminische Berlin das, was Tenorhorn und die Geige, immer noch sein Lieblings tung ans Ostend-Theater und 1887 schließlich ans Jacques Offenbach 40 Jahre zuvor für das Paris Napo instrument. Auch Klavier lernte er erst in Wittenberge, Friedrich Wilhelmstädtische Theater, wo er bereits als leon III. gewesen war: zum musikalischen Chronisten freilich nur nach Dienstschluss und ohne jeden Unter Kapellmeister verpflichtet war. Hier lernte er das klassi des Lebensgefühls einer modernen Metropole, deren richt. Überhaupt war er, wie Kollege Franz Lehár, auch sche Operettenrepertoire ausgiebig kennen und schrieb Luft schon damals weniger hold geduftet haben dürfte, als Komponist Autodidakt. »Das Rüstzeug zum Kompo Couplets zu Berliner Possen und seine ersten Bühnen als der Text suggeriert. nieren habe ich mir durch fleißiges Studium musikali werke, ebenfalls Berliner Possen. Schon damals fiel Und mitten in Berlin, in der Holzgartenstraße, unweit scher Werke selbst angeeignet,« schrieb er später. »Die der junge Mann mit dem Kaiser-Wilhelm-Bart nicht der Jungfernbrücke über die Spree, erblickte Carl Emil Kenntnis der vielen Instrumente, die ich in Wittenberge nur durch »seine Dirigiergewandheit auf, sondern auch Paul am 7. November 1866 das Licht der Welt, als zwei allmählich erlangte, war für die spätere kompositori durch seine extravagante Garderobe wie lila Frack ter Sohn des Magistratsdieners August Lincke und sei sche Tätigkeit, namentlich für das Instrumentieren, von oder weiße Handschuhe und überhaupt durch sein ner Frau Emilie, geborene Schubbe. Da der Vater unschätzbarem Wert.« fesches Auftreten«. bereits fünf Jahre später an der Cholera verstarb, muss Und wie Lehár war auch Paul Lincke ein Meis Doch erst 1893 in seinem Engagement am Apollo- te die Familie mit einer schmalen Pension auskommen. ter der Instrumentation, wenn er auch stilistisch keine Theater, Berlins damals renommiertester Varieté-Bühne,
gelangen ihm die ersten wirklichen Erfolge als Kompo Wie die frühen Pariser Operetten waren auch die gerade recht. Er soll es ausgiebig genossen haben, was nist. Mit einaktigen Singspielen wie Die verkehrte Welt ersten Berliner Operetten Einakter. Wie diese kombi auch seiner in Berlin gebliebenen Frau nicht verborgen oder Die Spree-Amazone legte er den Grundstein zu nierten sie Alltags- mit Hochkultur, Menschliches, All blieb. Wie es eine der bekanntesten Lincke-Anekdoten dem, was später zur Berliner Operette werden soll zumenschliches mit Mythologie und Exotik. Aus die will, sei sie sofort nach Paris gereist, bei laufender Vor te. Als so genanntes »Spezialitäten-Theater« bot das sem Gegensatz der realen und phantastischen Sphären stellung in die Follies Bergères gestürmt, zum Orchester Apollo seinem Publikum außerdem internationale Artis schlugen sie satirisch Kapital und feierten die jeweili graben marschiert und habe ihrem dirigierenden Gat ten und Virtuosen in einem bunten Programm voll Aus ge Metropole mehr oder weniger augenzwinkernd ten eine deftige Ohrfeigt verpasst. Und Lincke? Soll stattungszauber und erotischer Pikanterien. Für den zeit und identitätsstiftend. In Venus auf Erden griff Lincke sich daraufhin formvollendet verbeugt haben. Tosender genössischen Literaturwissenschaftler Otto von Wed ungeniert auf Offenbachs Orpheus in der Unterwelt Applaus des Publikums! dingen war diese frivole Mischung der Beweis dafür, zurück und wies zugleich auf seine eigene Frau Luna Bei seiner Rückkehr nach Berlin hatte Lincke Frau »dass, wie in spätrömischer Zeit, die Kunst Gefahr läuft, voraus. In beide Fällen nämlich wird die Handlung vom Luna im Gepäck, jene »Burlesk-Phantastische Ausstat sich in Spezialitäten aufzulösen. Von der idealen Vor Protagonisten geträumt, der jeweils Fritz heißt. In Venus tungs-Operette«, die seinen Ruhm begründete und als stellung, dass Theater eine Stätte der Volksbildung, nicht auf Erden trägt er den Nachnamen Leichtfuß und landet Muster der Berliner Operette gilt. Schon Offenbach nur der sinnlichen Belustigung sei, scheint ein Teil des im Olymp, wo sich die Götter ähnlich unprätentiös prä hatte 1875 eine Operetten-Mondfahrt auf den Spuren Publikums immer mehr abzukommen.« sentieren wie bei Offenbach. Doch statt in die Unter Jules Vernes gewagt und Paul Lincke lieferte am 1. Mai Und Lincke lieferte die passende Musik zu diesem welt folgen sie Fritz lieber nach Berlin, um sich dort in 1899 das Berliner Pendant dazu. Es war die Geburts modernen Großstadtvergnügen. Schließlich machten einer rauschenden Ballnacht unter die Menschen zu stunde der Berliner Operette. Das Libretto stammte von seine Einakter den entscheidenden Unterschied zu den mischen. Die Götter jedenfalls waren begeistert und die seinem Leiblibrettisten Heinrich Bolten-Bäckers und han anderen Varietébühnen aus und enthielten ihrerseits Zuschauer nicht minder. Das Werk stand über ein hal delte wie alle Apollo-Einakter Linckes von Berlinern, die »Spezialitäten« wie z. B. das Tanz-Tableau einer »Wen bes Jahr auf dem Programm des Apollo-Theaters. es in ferne exotische Gegenden verschlagen hat – sei dischen Hochzeit« oder die Filmprojektion eines »Ernte Trotz dieses großen Berliner Erfolgs konnte Lincke es auf den Mond wie bei Frau Luna oder nach Thailand fests im Spreewald« in Eine lustige Spreeewaldfahrt von 1897 einem lukrativen Angebot aus Paris nicht wider wie in Nakiris Hochzeit von 1902. Die Siamesische 1897. Umrahmt wurde diese Burleske von einer »Steyri stehen und wurde Kapellmeister des legendären Revue Wachparade daraus wurde als beliebtes Konzert schen Alpenszene« mit Gusti und Georg Edler, den fri theaters Follies Bergères. Seiner teutonischen Barttracht stück zu einem der ersten Bestseller des Apollo-Ver volen »Originalszenen« von Mizi Gizi, der Pantomine zum Trotz setzte er sich auch dort bald durch – nicht lags, den Lincke zwei Jahre zuvor gegründet hatte. Hier »Ein verhängnisvoller Morgen«, den »besten Akrobaten zuletzt dank seiner guten Französischkenntnisse und sei erschienen seitdem zu jedem Werk die unterschied der Welt« (namens Brothers Schenk) und einem weite ner stilistischen Nähe zu Offenbach. Damals entstand lichsten Notenausgaben, immer jeweils mit einer eige ren Stummfilm »Hubertusjagd in Döberitz in Gegenwart auch die klassische Walzerfolge Verschmähte Liebe, nen Ouvertüre für den Konzertgebrauch. Diese Ouver des deutschen Kronprinzenpaares« von Oskar Mester. um die so manche Anekdote rankt. Lange hatte man türen stellte Lincke meist aus vier bis fünf Nummern der Noch im selben Jahr schrieb Lincke mit Heinrich den Titel Linckes unglücklicher Liaison mit Ellen Sousa entsprechenden Operette zusammen, mit kunstvollen Bolten-Baeckers, einem befreundeten Schauspieler aus zugeschrieben, eine der vielen Affären des feschen Überleitungen, besonderen Instrumentaleffekten und Chemnitz, der sich bereits als Schwankautor bewährt Kapellmeisters. Als der Walzer veröffentlicht wurde, stets für großes Orchester gesetzt, das ihm für Bühnen hatte und bald zu seinem wichtigstem Librettisten wer kannte er Sousa freilich noch nicht, war aber bereits aufführungen nicht immer zur Verfügung stand. Selbst den sollte, die erste gemeinsame »burlesk-phantasti verheiratet und hatte unter der andauernden, allerdings eine einfache Posse wie Berliner Luft erhielt 1904 sche« Operette: Venus auf Erden. nicht unbegründeten Eifersucht seiner Frau zu leiden. Da solch eine große Ouvertüre, deren Notenausgabe »Sei kamen ihm die Follies Bergères und das Pariser Leben ner Königlichen Hoheit dem Prinzen Joachim Albrecht
von Preussen ehrfurchtsvolll gewidmet« war, einem der Hauptattraktionen der damaligen Berliner Theater ambitioniertestem Werk, »eine Spieloper«, wie das Komponistenkollegen aus dem Hause Hohenzollern. saison. Lincke lieferte die Musik zu Donnerwetter, tadel- Chemnitzer Tageblatt schrieb: »Die Musik erhebt sich Noch berühmter als die »Berliner Luft« wurde das los! und Halloh! Die große Revue, darunter einige sei stellenweise zur reinen Oper, sie hat wohl am meisten ein Jahr zuvor entstandene »Glühwürmchen-Idyll«, das ner besten satirischen Lieder, kündigte aber 1909, weil zum glänzenden Erfolg des Abends beigetragen.« damals weltweit überall zu hören war – selbst auf der die Arbeit zum einen sehr aufwendig war, zum anderen Dass ausgerechnet dieser Operette auch kein Titanic – und noch heute bei keinem Kurkonzert feh die Stücke wegen ihrer sehr spezifischen Thematik von dauerhafter Erfolg bescheiden war, ist ein weiterer len darf. Ursprünglich war die Nummer ein Terzett aus keinen anderen Theatern nachgespielt werden konnten, Beleg dafür, dass sich Linckes Glanzzeit schon 1913 der »Phantastischen Operetten-Burleske« Lysistrata also nur schlecht verwertbar waren. dem Ende näherte. Wiener Komponisten wie Lehár, frei nach der gleichnamigen antiken Komödie des Aris Und so blieb das Metropoltheater nur ein kur Leo Fall oder Oscar Straus hatten ihm längst den Rang tophanes – Thema: Die Frauen von Athen erzwingen zes Intermezzo in Linckes Karriere. Vielmehr versuchte abgelaufen. Und auch in Berlin gaben seine jüngeren durch einen Sexstreik die sofortige Beendigung des er sich danach an seiner ersten abendfüllenden drei Konkurrenten Jean Gilbert und Walter Kollo längst den Kriegs gegen Sparta. Obwohl die satirische Schärfe der aktigen Operette überhaupt. Sie hieß Gri-Gri, stamm Ton an. Nicht einmal seine vier patriotischen Zeitbilder, Vorlage von Bolten-Baeckers stark abgemildert wurde, te wieder von Freund Bolten-Baeckers und spielte in die er während des Ersten Weltkriegs komponierte, war das Sujet im wilhelminischen Kaiserreich durch Afrika. Die Titelfigur ist zwar die Lieblingstochter des konnten ihm die Gunst des Publikums zurückgewinnen. aus gewagt. So entrüstete sich die Berliner Morgen »Negerkönigs Magawewe«, aber – als Resultat eines So hörte er nach Stahl und Gold, einem »Festspiel zu post etwa über »die Geschmacklosigkeit, den Leoni geduldeten Seitensprungs von dessen 169. Gattin – Ehren von Hindenburgs Geburtstag« von 1917 schließ das in eine Garde-Dragoner-Uniform zu stecken.« Sei weiß. Grigri wiederum liebt einen französischen Kolo lich ganz auf, für die Bühne zu komponieren und ver ner Gattin Lysistrata hingegen musste man ihr Verhalten nialbeamten, den sie, mittlerweile in Frankreich eine legte sich auf seine Tätigkeit als Verleger und auf Ins schon deshalb nachsehen, weil sie mit ihren Freundin Zirkusattraktion, schließlich auch bekommt, während ihr trumentalmusik wie die Ouvertüre zu einem Bal- nen jenes berühmte Terzett von den Glühwürmchen Vater in der Mutter der Ex-Verlobten seines Schwieger lett, die 1919 im Apollo-Verlag erschien und im Stil sang. sohns seine 170. Frau findet. Die Uraufführung fand 1911 einer klassischen Ballett-Suite gehalten ist. Lincke ver Obwohl mittlerweile zum populärsten lebenden im Metropoltheater statt, allerdings dem in Offenbachs bindet hier die vier unterschiedlichen Teile mit wirkungs deutschen Komponisten geworden, sah Paul Lincke Geburtsstadt Köln. Und von dessen burleskem Übermut vollen Übergängen, so den Anfangsmarsch mit einem keine Veranlassung, die im Vergleich zur Pariser oder schien sich Lincke hier besonders inspirieren zu lassen. balletttypischen Andantino im ₆⁄₈‑Takt durch ein lyri Wiener Operette doch sehr schlichte Form seiner bur Doch trotz des Kölner Erfolgs konnte sich Grigi ein Jahre sches Klarinettensolo, das bei der Reprise wieder lesken Bühnenwerke zu ändern. Umso mehr wurde er später in Berlin nicht durchsetzen. Nur die effektvolle kehrt. Die Schlusssteigerung des anschließenden Alle vom Triumphzug der modernen Operette überrascht, Ouvertüre hielt sich länger im Konzert-Repertoire. gro moderato erinnert stilistisch sogar an Rossini, der der seit Franz Lehárs Lustiger Witwe die Bühnen der Ähnlich verhielt es sich mit Casanova, Linckes abschließende Galopp mit der kleinen Trommel in der Welt überrollte. Für Linkes Einakter war plötzlich kein zweiter abendfüllender Operette, die 1913 ebenfalls in Coda unverkennbar an Offenbach. Bedarf mehr. Der Komponist verließ das Apollo-Thea der Provinz uraufgeführt wurde, diesmal in Chemnitz. Auch die Ouvertüre zu einer Operette, 1926 ter und kehrte zu seinen Ursprüngen zurück, zur Berliner Dazu äußerte sich der Komponist in einem seiner sel publiziert, ist eine Ouvertüre ohne Werk und besteht Posse. Für das Thalia-Theater und seinen Star Guido tenen Interviews: »Ich liebe es, meine Arbeiten zuerst aus sieben Teilen. Einer kurzen Presto-Einleitung mit Thielscher entstanden viele rasch populär gewordene in der Provinz herauszubringen. Ich habe dann die Lento-Übergang in F‑Dur folgt ein lyrisches Andanti Couplets wie »Bis früh um Fünfe«. 1908 schließlich Möglichkeit, noch szenisch und musikalisch an den Din no mit Piston-Solo, ehe ein typischer Lincke-Marsch mit folgte Lincke Thielscher ans Metropoltheater, das für gen herumzufeilen, was ich beim Komponieren nicht einem Rossini-Crescendo endet. In der Wiederholung seine legendären Jahresrevuen berühmt war – eine tue.« Und so wurde Casanova zu Linckes zweifellos leitet der vorige Lento-Übergang zu einem tänzerischen
Allegretto im ₆⁄₈‑Takt über, gefolgt von einem mit Persönliche Anmerkungen des Dirigenten benannten Großen und auch andere Komponisten reißenden F‑Dur-Walzer mit As-Dur-Mittelteil und dem des Genres Operette. Linckes Kunst für mich ist, dass Presto vom Anfang als wirkungsvollem Schlusspunkt. Manche Komponisten sind einfach anders. Für Paris ist er Ausdruck in Einfachheit und auch in Komplexität Wie eine Operette dazu im Berlin der 1920er Jahre aus es Offenbach, für Wien Johann Strauss (Sohn) und für seiner musikalischen Einfälle erzielen kann, dass sein gesehen haben könnte, ist allerdings nur schwer vor Berlin Paul Lincke im Genre Operette. Lincke war jedoch überbordender Reichtum der Melodieerfindung nie stellbar, wohl auch für Lincke selbst. Statt neue Werke jener Komponist, für den ich mir im Vergleich mit den trivial oder anbiedernd wird, dass seine Musik nicht zu schreiben, arbeitete er in den 1920er Jahren lie beiden anderen am Längsten Zeit genommen habe, bis unbedingt ein Libretto braucht, jedoch die Geschich ber sein noch immer erfolgreichstes Stück Frau Luna ich meine Beschäftigung mit seiner Musik durch meine ten seiner Libretti stets mitschwingen, dass seine Musik zu einer abendfüllende Operette um, indem er es um Arbeit hörbar gemacht habe. Vielleicht mag es seltsam regelrecht imaginäre Spielräume Räume schaffen kann, bekannte Nummern aus anderen Werken wie Berliner klingen, aber ich versuche, Komponisten in eine persön in denen Emotionen aufwallen, die Menschen drama Luft ergänzte. liche Beziehung zu mir selbst zu setzen, eine Beziehung, tisch im Sinne einer Freisetzung erregender Spannung Erst rund um seinen 70. Geburtstag 1936 rückte der die in Form von Beschäftigung und Zeit, in Form von berühren, ob sie nun lustig, charmant, ernst, keck, trans Komponist wieder ins öffentliche Rampenlicht. Auf Aufgreifen und wieder Loslassen zum Ausdruck kommt. parent, hinter- oder vordergründig, begleitend oder wändige Gala-Aufführungen in Berlin entrissen ihn der Manchmal greife ich sie für meine Arbeit auf, manch aufdringlich ist …, dass die Dramaturgie seiner Werke bisherigen Vergessenheit. Der noch immer kaisertreue mal nicht oder nicht gleich. Es ist irgendwie wie in einer musikalische Form entwickelt, die direkt Menschen Paul Lincke ließ es sich gefalllen und firmierte von nun an Beziehung zwischen Menschen, die eigentlich auch Zeit erreichen möchte, dass seine Musikerfindung stets nach als eines der musikalischen Aushängeschilder des Drit braucht – weil auch Respekt mitspielt. Zeit ist für mich in künstlerischem Reichtum strebt und nicht zuerst nach ten Reichs. Dessen Untergang und den Bombentreffer künstlerischen Fragen ein zentraler Aspekt des Respekts. wirtschaftlichem Erfolg mit möglichst billigen Mitteln … seines Berliner Hauses erlebte Paul Lincke im böhmi Ich vermisse das heute besonders in künstlerischen Fra Ich glaube, dass in alle dem die künstlerische schen Marienbad. Von dort flüchtete er nach Hahnenk gen; zumindest hat man den Eindruck, dass es so ist. Integrität Linckes zum Ausdruck kommt, wie ich sie lee im Harz, wo er am 3. September 1946 starb – fern Es ist halt meine Art, mein persönlicher künstlerischer auch bei der Musik der Strauss-Dynastie, bei Offen der geliebten »Berliner Luft«, deren musikalischer Duft Arbeitsprozess, den ich durchlaufen muss, bis ich beim bach und dem Grunde nach bei allen Unverwechsel noch immer mit seinem Marsch verbunden ist. Werk einer Komponist ankomme, bis ich es durch meine baren gefunden habe, egal welchem Genre sie schließ Arbeit hörbar machen will oder kann. lich zugeordnet werden. Weder jemand anderes noch – Stefan Frey Der Vorschlag des Produzenten Burkhard Schmil ich werden sie in Worten so beschreiben können, wie gun von cpo, Tonträger mit Werken von Paul Lincke sie eben sind – einfach anders. mit mir produzieren zu wollen, ist deutlich älter als die Arbeit an den Aufnahmen letztes Jahr. Dazwischen lag – Ernst Theis eine dieser Phasen der Beschäftigung, der Zeit, die ich mit Paul Lincke und seinen Stücken verbracht habe, eine Zeitspanne, die mich schließlich bei Lincke ankommen ließ, durch die ich auch eine Vorstellung für mich ent wickeln konnte, wie ich Lincke verstehe und wie ich seine Musik durch meine Arbeit hörbar machen kann. Dabei bemerkte ich, was Lincke so besonders macht, so einzigartig, wie die beiden anderen oben
Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt dem Dirigentenforum. Mehrfach ausgezeichnet wurde Neue Wege ging das BSOF 2020/21 während das Brandenburgische Staatsorchester für seine Edu der Corona-Pandemie. Mit Musik-Demonstrationen, Die Geschichte des Brandenburgischen Staatsorchesters cation-Arbeit. Unter dem Chefdirigenten Howard Grif Open-Air-Veranstaltungen, Mini-Konzerten für Kitas Frankfurt (BSOF) reicht bis ins Jahr 1842 zurück. Nach fiths (2007–2018) hatte es mit Projekten, in die Hunder und soziale Einrichtungen, diversen digitalen Forma der Einheit Deutschlands etablierte es sich als ein weit te Kinder und Jugendliche aus Ostbrandenburg und der ten, Online-Konzerten und CD-Produktionen blieb das über die Landesgrenzen Brandenburgs hinaus wirken polnischen Nachbarregion eingebunden waren, bei Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt auch in des Sinfonieorchester. Dies spiegelt sich in der regen der kulturellen Bildung und dem interkulturellen Dialog dieser schwierigen Zeit sicht- und hörbar. Gastspieltätigkeit wider, die dieses Orchester zu Kon in Brandenburg neue Maßstäbe gesetzt. Zudem über Mit gefeierten Konzerten wie einem Benefiz zertreisen quer durch Deutschland und zahlreiche Län nimmt das BSOF bei den Bayreuther Festspielen seit konzert für die Hochwasseropfer der Ahrtal-Katastro der Europas und wiederholt nach Japan führte. 2010 die musikalische Begleitung von »Wagner für Kin phe und der Aufführung von Mahlers 3. Sinfonie konn Das BSOF ist das einzige A-Orchester in Branden der«. te das BSOF 2021/22 zu seinem regulären Spielbetrieb burg und wurde 1995 von der Landesregierung zum Seit der Spielzeit 2018/19 ist Jörg-Peter W eigle zurückkehren. In der Saison 2022/23 präsentiert es nun Staatsorchester erhoben. Es gehört zu den wichtigsten Generalmusikdirektor und Künstlerischer Leiter und ein Programm, das von den frühen Tonfilmhits bis zur Stützen des Musiklebens in Brandenburg. Zudem liegt Roland Ott Intendant des BSOF. Gemeinsam haben sie konzertanten Aufführung von Webers »Oberon« reicht, diesem in Frankfurt an der Oder und an der deutsch-pol das Repertoire des Staatsorchesters um neue Facetten Werke des großen romantischen Repertoires genauso nischen Grenze beheimateten Orchester an einer engen bereichert. Davon zeugen etliche Uraufführungen jun umfasst wie Wiener Klassik, Klassiker der Moderne und Zusammenarbeit mit polnischen Partnern. ger Komponisten, Crossover-Projekte, neue Kammer des Jazz und zeitgenössische Werke. Das BSOF hat durch zahlreiche und zum Teil prä musikreihen und neue Konzerte an ungewöhnlichen mierte CD-Ersteinspielungen auf sich aufmerksam Orten. Dabei gab es ein bundesweites Medienecho gemacht. Daneben tragen Rundfunkmitschnitte des rbb für die Aufführung von Schostakowitschs »Leningrader« und von Deutschlandfunk Kultur und die Einspielung von Sinfonie als großes Friedenskonzert auf den Seelower Filmmusiken zum außerordentlichen Renommee dieses Höhen im Jahr 2020. Klangkörpers bei. So hatte das BSOF auch den Sound- Zudem hat das BSOF mit einer Serie neuer Schul Track für den im März 2021 ausgestrahlten ZDF-Mehr projekte, die verschiedene »Spannungsfelder« aus teiler »Ku’damm 63« aufgenommen. loten, seine Education-Arbeit weiter ausgebaut und Dieses Orchester durfte bisher mit Künstlern wie erweitert seine Gastspieltätigkeit mit Konzerten in der Sabine Meyer, Simone Kermes, Sharon Kam, Ivo Pogo Tonhalle Zürich, bei den Festspielen Mecklenburg-Vor relich, Shlomo Mintz, Daniel Hope, Mstisław Rostropo pommern und der Kölner Philharmonie. witsch und Martina Gedeck zusammenarbeiten. Seit Auch die chorsinfonische Arbeit des BSOF haben einigen Jahren bereichert es seine Konzerttätigkeit Weigle und Ott durch außergewöhnliche, mit dem Phil zudem mit einem »Artist in Residence«. Auf den Trom harmonischen Chor Berlin oder der Frankfurter Sing peter und Echo Klassik-Preisträger Simon Höfele in der akademie realisierte Projekte auf ein neues Niveau Spielzeit 2021/22 folgt nun die international gefeierte gehoben. Besonderes Publikums- und Medieninteresse Geigerin Tianwa Yang. Außerdem kooperiert das BSOF weckte dabei die Wiederentdeckung von Georg Schu seit geraumer Zeit mit der Berliner Universität der Küns manns Oratorium »Ruth«. te, der Berliner Musikhochschule »Hanns Eisler« und
Ernst Theis diesem Theater den Tonträgermarkt, ermöglichte nach und nach Gastspiele in renommierten Konzertsälen wie Geboren in Oberösterreich, studierte Ernst Theis in Wien der Kölner Philharmonie, der Hamburger Laeisz-Hal an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst le oder dem Brucknerhaus Linz und führte wiederholt (heute Universität für Musik und Darstellende Kunst zu Einladungen zu renommierten Festivals wie dem Kurt Wien). Weill Fest Dessau. 2011 erfolgte der politische Beschluss Seine Anfänge als Dirigent liegen bei den Öster für einen Theater-Neubau, das neue Theater wurde im reichischen Kammersymphonikern, als deren künst Dezember 2016 eröffnet, womit auch der Bestand des lerischer Leiter und Geschäftsführer er sich von 1991– Hauses langfristig gesichert werden konnte. 2003 intensiv mit Musik der Klassischen Moderne, Zu seinen zentralen künstlerischen Aktivitäten Zeitgenössischer Musik und später auch mit der Wie gehört das Projekt RadioMusiken, an dem er lang ner Klassik beschäftigte. Nach einem Einspringer 1996 jährig in Zusammenarbeit mit der Akademie der Küns an der Wiener Volksoper wurde er dort für vier Jahre te Berlin, Deutschlandradio Kultur, dem Mitteldeutschen Kapellmeister. Im selben Jahr nahm er an einem inter Rundfunk und dem deutschen CD-Label cpo als Ton nationalen Dirigentenwettbewerb im Rahmen der Inter trägerprojekt künstlerischen wie auch wissenschaft nationalen Ferienkursen für Neue Musik Darmstadt teil, lich arbeitet (Website des Projekts RadioMusiken – den er unter Vorsitz von Peter Eötvös als 1. Preisträger für www.rundfunkschaetze.de). Im Februar 2020 präsen sich entscheiden konnte. tierte er das Projekt RadioMusiken im traditionsreichen Seine Karriere führte ihn danach zu vielen Orches Gewandhaus Leipzig zusammen mit dem MDR Sin tern im In- und Ausland wie den St. Petersburger Phil fonieorchester, im April 2022 an der Deutschen Oper harmonikern, dem Symphonieorchester der Deutschen Berlin gemeinsam mit der Big Band der Deutschen Oper Oper Berlin, dem Sinfonieorchester Basel, den Bochu Berlin mit großem Publikumserfolg; in Berlin vor aus mer Symphonikern, der Staatsphilharmonie Rhein verkauftem Haus. land Pfalz, den Warschauer Philharmonikern, dem Für sein CD-Label cpo spielt er gemeinsam mit Or- Osaka Symphonie Orchestra (JP), dem Shenzhen Sym chestern wie dem Münchner Rundfunkorchester, dem phonie Orchestra (CHN) den Orchestern der deutschen Brandenburgischen Staatsorchester (BSOF), der Deut Radiostationen Saarbrücken/Kaiserslautern (SR), Köln schen Radiophilharmonie Saarbrücken/Kaiserlautern (WDR), München (BR), Hannover (NDR), Leipzig oder dem RSO Wien regelmäßig Tonträger ein. Heute (MDR) sowie dem RSO Wien (ORF), dem Bruckneror arbeitet er in einer künstlerischen Bandbreite, die von chester Linz, der Slowakischen Philharmonie und vie der frühen Wiener Klassik bis in die Avantgarde reicht, len anderen mehr. Seit 2015 ist Ernst Theis Künstler der erfolgreich mit vielen Orchestern auf verschiedenen renommierten japanischen Agentur Japan Arts. Kontinenten zusammen. Von 2003 bis 2013 war er Chefdirigent der damals Ernst Theis freut sich auf sein aktuelles Debuts im zunächst krisenbehafteten Staatsoperette Dresden. Verlauf der Spielzeit 2022/2023 beim Rundfunk-Sin Seine ausgesprochen konzeptionell visionäre Heran fonieorchester Berlin (RSB). gehensweise an die künstlerische Arbeit eröffnete
Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt © Tobias Tanzyna
Paul Lincke, a Berlin Offenbach meagre pension. His mother earned money as a seam paths, as did Lehár, but remained true to the classi stress, and Paul was given a free spot at a private sec cal orchestral fabric, like his forebears Jacques Offen “That’s the famous Berlin at-mo-sphere, ondary school, where he even learnt French — a great bach and Franz von Suppé. And like Suppé he devoted Sweet with aromatic joy and cheer. boon to his later career. But he also wanted to play the special attention to overtures, whether for farces or for Seldom do things turn out sad or drear violin, as had his father, who occasionally helped out operettas, whereas most Viennese operettas of his day In the joy and cheer in various ensembles and thereby became friends with made do with a curt introduction. Here, too, his years Of this at-mo-sphere…” a double bass player in the opera orchestra. The name in Wittenberge left a lasting mark, for he was special of this friend — “there’s no getting around it”, as Nick ly trained in the Viennese classical style by a conduc It was probably not Heinrich Bolten-Baeckers’s dog reports in his biography — was none other than “Kack tor named Mühling, who headed the town orchestra in gerel verse that elevated the march Berliner Luft into stein” (roughly translatable in English as “Crapstone”), neighbouring Perleberg. He is said to have told the boy: Berlin’s unofficial anthem, which it has remained to the and he eventually became the musical mentor to young “Paul, take note of how Haydn did it: the discontin present day. Rather, it was Paul Lincke’s music, whose Paul, whose remarkable talent he quickly discovered. uous melodic texture, the diaphanous fabric, the devel outrageous catchiness — to quote his first biographer, Kackstein gave violin lessons to the eight-year-old boy opment of the reprise and the resolution of dissonances. the composer Edmund Nick — simply “steamrolls the and recommended him to his friend Rudolf Kleinow, If you stay as hardworking as you’ve been till now, one listener”: a music director in the Brandenburg town of Witten day you’ll surely become a great master.” “Only a true-blue Berliner like Lincke was capable berge and the head of the local orchestra, then called The long road to mastery initially led Paul to the of proclaiming his love for his native city in this way. the “town pipers”. The pipers were especially devot “Schweizer Garten”, a popular Berlin beer garden It unites all the gentler sentiments that move the Berlin ed to the training of their young members, and thus it where the 18-year-old boy found his first position as a heart, even when that heart turns coarse and bumptious, happened that Paul Lincke dropped out of school at the bassoonist and was also allowed to give his conducting as happens to be the custom on the River Spree”. age of 15 and moved to Wittenberge. As the ensemble début. But he soon felt drawn to the theatre, first in 1884 Quite apart from such clichéd pronouncements, with lacked a bassoonist, he initially had to take over this at the Central Theatre (again as a bassoonist), then spo pieces like this Lincke created something that had nev instrument, a “stovepipe with keys”, as he later dispar radic conducting stints at the Ostend Theatre, and final er existed before: light music specially tailored to Ber agingly called it. Gradually he also acquired a mastery ly, in 1887, at the Friedrich Wilhelmsstadt Theatre, where lin. He thereby became, for Wilhelminian Berlin, what of other orchestral instruments, above all the tenor horn he had already taken on conductor’s duties. Here he Jacques Offenbach had been 40 years earlier for the and the violin, still his preferred instrument. It was also became thoroughly acquainted with the classical oper Paris of Napoléon III: the musical chronicler of the life- in Wittenberge that he learnt to play the piano, albeit etta repertoire; he also wrote couplets for Berlin farces style of a modern metropolis, though its “at-mo-sphere” only in his after-duty hours and without any instruction. as well as his own fledgling stage works, likewise Berlin was most likely, even back then, less “sweet” and “aro Indeed, like his colleague Franz Lehár, he was equally farces. Even at that time the young man with the Kaiser matic” than the words suggest. self-taught as a composer. As he later wrote: Wilhelm beard stood out “not only for his nimble baton, And it was in the middle of Berlin, in Holzgarten “I acquired the tools of composition on my own by but equally for his extravagant attire, such as a violet Street, not far from the Jungfern Bridge over the River diligently studying pieces of music. The knowledge I waistcoat or white gloves, and indeed for his dashing Spree, that Carl Emil Paul Lincke first saw the light of day gradually acquired in Wittenberge on many instruments appearance altogether”. on 7 November 1866. He was the second son of a mag was of inestimable value for my later activities as a com But it was not until 1893, with his appointment to Ber istrate’s clerk named August Lincke and his wife Emi poser, particularly in matters of orchestration.” lin’s most celebrated music hall, the Apollo Theatre, that lie, née Schubbe. When his father died of cholera five And like Lehár, Lincke was a master of orchestration, Lincke achieved his first genuine triumphs as a compos years later, the family had to make ends meet with a even though he chose not to strike out on new stylistic er. His one-act singspiels, such as Die verkehrte Welt
(The topsy-turvy world) or Die Spree-Amazonen (The single act and combined popular with highbrow culture, the best-known Lincke anecdotes claims that she set out Amazons of the Spree), laid the cornerstone for what human foibles with mythology and exoticism. Drawing forthwith to Paris, stormed into the Folies Bergères dur would later become Berlin operetta. Being a so-called satirical capital from this opposition of the mundane and ing a performance, marched up to the orchestra pit and Spezialitätentheater (vaudeville theatre), the Apollo the fantastical, they celebrated their respective metrop delivered her husband a mighty slap on the face while also treated its audiences to international artists and olises more or less with a wink of the eye and instilled a he stood at the conductor’s desk. And Lincke? He is said virtuosos in motley programmes full of spectacular sets sense of identity in their audiences. In Venus auf Erden, to have performed a consummate bow — to thunderous and spicy eroticism. To the contemporary literary critic Lincke blatantly turned to Offenbach’s Orpheus in the applause from the audience! Otto von Weddingen, this steamy mélange was proof Underworld while at the same time foreshadowing his At his return to Berlin Lincke brought back Frau Luna that “as in the waning years of ancient Rome, art runs own Frau Luna. In both cases the plot is dreamt by the (Mme Moon), a “burlesque-fantastical operetta with the risk of degenerating into vaudeville items. Part of the protagonist, each of whom is named Fritz. In Venus auf luxurious décor” that established his reputation and audience seems increasingly averse to the notion that Erden he bears the surname Leichtfuss (Lightfoot) and served as a model for Berlin operetta. Offenbach had the theatre is a place of public education, not just sen winds up on Mount Olympus, where the gods disport already ventured an operetta with a lunar journey à la sual merriment.” themselves without pretentions, as in Offenbach. But Jules Verne as early as 1875, and on 1 May 1899 Lincke Lincke supplied the fitting music for these modern instead of the Underworld, they prefer to follow Fritz to supplied the Berlin counterpart. It marked the birth of metropolitan delights. In the end, it was his one-act Berlin, where they mingle with the inhabitants at a thrill Berlin operetta. The text, by his personal librettist Hein ers that decisively set the Apollo apart from other music ing night-time ball. The gods, at any rate, were delight rich Bolten-Baeckers, deals, like all of his Apollo one- halls. They too contained “vaudeville items”, such as the ed, and so were the spectators. The piece ran at the acters, with Berliners transported to distant exotic climes, dance-tableau “Sorbian Wedding” or the film “Har Apollo for over half a year. whether the moon, as in Frau Luna, or to Thailand, as in vest Festival in Spreewald” in Eine lustige Spreewald- Notwithstanding the great popularity he had by Nakiris Hochzeit (Nakiri’s wedding; 1902). One number fahrt (A merry Spreewald outing; 1897). Framing this now attained in Berlin, in 1897 Lincke accepted a lucra extracted from the latter, The Entrance of the Sia- burlesque were a “Styrian Alpine Scene” with Gus tive offer from Paris to become a conductor at the leg mese Guard, became a popular concert item and ti and Georg Edler, the piquant “Original Scenes” of endary revue theatre, the Folies Bergères. Despite a bestseller of Apollo-Verlag, the publishing firm that Mizi Gizi, a pantomime entitled “Ein verhängnisvoller his Teutonic beard, he soon gained rousing acclaim Lincke had founded two years previously. Apollo-Ver Morgen” (A fateful morning), the “finest acrobats in the through his command of French and his close stylistic lag issued a bewildering array of editions for each of world” (these being the Schenk brothers) and another proximity to Offenbach. It was then that he composed his subsequent works, always with a separate overture silent movie, Oskar Mester’s “Hubertusjagd in Döberitz the classic waltz series Verschmähte Liebe (Unre for concert use. He generally assembled these over in Gegenwart des deutschen Kronprinzenpaares” quited love) that has spawned so many anecdotes. For tures from four or five numbers of the relevant operet (Hunting party in Döberitz in the presence of the crown a long time the title was attributed to Lincke’s unhappy ta, adding skilful transitions, special instrumental effects prince and princess). liaison with Ellen Sousa, one of the dashing conductor’s and invariably a scoring for full orchestra, which was In that same year Lincke joined forces with his friend many affairs. Actually, by the time the waltz appeared not always available to him in stage productions. Even Heinrich Bolten-Baeckers, an actor from Chemnitz who in print he had yet to meet Sousa, but he was already such a straightforward farce as Berliner Luft (Berlin had already proved his worth as a writer of farces and married and had to suffer the constant and not entire atmosphere) was given a grand overture in 1904, with a would soon become his most important librettist, to pro ly unjustified jealousy of his wife. The Folies Bergères printed edition “reverently dedicated to His Royal High duce their first joint “burlesque-fantastical operetta”, and the vie parisienne were just to his liking, and he is ness, Prince Joachim Albrecht of Prussia”, a fellow-com Venus auf Erden (Venus on Earth). Like early Parisian said to have enjoyed them to the hilt. This, of course, poser from the House of Hohenzollern. operettas, the first Berlin operettas were laid out in a was no secret to his wife, left behind in Berlin. One of
Still more famous than Berliner Luft was the Glüh- only to hand in his notice in 1909, arguing that the work approaching its end in 1913. Viennese composers such würmchen-Idyll (Glow worm idyll), composed the pre was too arduous and the pieces, with their highly spe as Lehár, Leo Fall and Oscar Straus had long over vious year. It was soon heard all over the globe, even cific themes, could not be mounted elsewhere and thus taken him, and even in Berlin his younger competitors on the Titanic, and is still de rigueur in every spa con held out scant opportunity for royalties. Jean Gilbert and Walter Kollo had long been setting the cert. Originally the number was a trio from Lysistra- The Metropol Theatre thus remained a brief inter tone. Not even the four patriotic portraits he composed ta, a “fantastical operetta-burlesque” loosely based on mezzo in Lincke’s career. Instead, he then tried his hand during the First World War were able to regain the audi the like-named ancient Greek comedy by Aristophanes. at his first full-length three-act operetta, Gri-Gri, again ence’s favour. As a result, he stopped composing for the Here the women of Athens bring about an immediate to a libretto by his friend Bolten-Baeckers. It is set in stage altogether after Stahl und Gold (Steel and gold; end to the war with Sparta by withholding their sexual Africa, and its title figure, the favourite daughter of the 1917), a “festive celebration in honour of Hindenburg’s favours. Although Bolten-Baeckers greatly blunted the “Negro King Magawewe”, is the upshot of a tolerat birthday”. Instead, he shifted his activities to publish satirical bite of the original, the topic was daring to a ed amorous escapade by the king’s 169th wife, and thus ing and to instrumental music, such as Overture to degree in the Wilhelminian Empire. The Berliner Mor- happens to be white. Gri-Gri loves a French colonial a Ballet, issued by Apollo-Verlag in 1919 and written genpost, for instance, took umbrage at “the tasteless civil-servant and, after becoming a circus attraction in in the style of a classical ballet-suite. Here Lincke splic ness of placing Leonidas in a uniform of the Dragoons of France, eventually nabs him, while her father finds wife es the four contrasting sections with effective transitions: the Imperial Guard”. The behaviour of his wife Lysistra no. 170 in the mother of his son-in-law’s ex-fiancée. The a lyrical clarinet solo connects the opening march with ta, in contrast, had to be excused for the simple reason première took place in 1911at the Metropol Theatre, albe a balletic Andantino in ₆⁄₈ metre and reappears in the that she sang the famous “glow worm” trio with her girl it in Cologne, Offenbach’s birthplace. Its burlesque high reprise. The concluding escalation in the following Alle- friends. jinks were apparently a special source of inspiration for gro moderato recalls the style of Rossini, while the final Having become by this time the most popular Ger Lincke. But despite its success in Cologne, Gri-Gri failed galop, with a side drum in the coda, smacks unmistak man composer alive, Lincke saw no need to alter the to take hold in Berlin one year later; only its effective ably of Offenbach. simplistic form of his burlesque stage works along the overture was able to maintain a toehold in the concert Overtüre to an Operetta, published in 1926, is lines of Parisian or Viennese operetta. He was thus all repertoire. likewise a stand-alone overture. It consists of seven sec the more surprised by the juggernaut march of mod Much the same happened with Lincke’s second full- tions: a short Presto introduction with a Lento transition in ern operetta, which overran the world’s theatres ever length operetta, Casanova, which was likewise pre F major, followed by a lyrical Andantino with solo cor since Franz Lehár’s Merry Widow. Suddenly his one- mièred in the provinces, this time in Chemnitz in 1913. In net and ending in a typical Lincke march with a Rossini- acters were no longer in demand. Lincke left the Apol one of his rare interviews he explained this philosophy: esque crescendo. In the repeat, the previous Lento tran lo Theatre and returned to his roots in Berlin farce, writ “I love to have my works presented first in the prov sition leads to a lilting Allegretto in ₆⁄₈ metre, followed ing many swiftly popular couplets for the Thalia The inces. It gives me an opportunity to polish things in their by an exhilarating F‑major waltz with a middle section atre and its star, Guido Thielscher, including “Bis früh music and staging, which I never do when I compose.” in A‑flat major and ending effectively with the Presto um Fünfe” (Till five in the morning). Finally, in 1908, As a result, Casanova, became unquestionably from the opening. That said, it is hard for us, as it proba he followed Thielscher to the Metropol Theatre, which Lincke’s most ambitious creation, a “comic opera”, to bly was for Lincke himself, to imagine what sort of oper was then famous for its legendary annual revues, a quote the Chemnitzer Tagblatt, in which “the music etta this overture might have introduced in 1920s Ber major attraction in Berlin’s theatre season. He provid sometimes rises to the level of pure opera, and proba lin. Rather than composing new works in the 1920s, he ed the music for Donnerwetter, tadellos! (Impeccable, bly contributed most to the evening’s brilliant triumph”. preferred to retool his most successful piece, Frau Luna, by crikey!) and Halloh! Die grosse Revue (Huzzah! The That this operetta, too, failed to achieve lasting suc into a full-length operetta by incorporating well-known grand revue), including some of his best satirical songs, cess is a further sign that Lincke’s heyday was already numbers from other pieces, such as Berliner Luft.
It was not until the time of his 70th birthday, in 1936, Personal notes from the conductor his musical ideas, that his overflowing wealth of melod that Lincke returned to the public limelight. Lavish gala ic invention never becomes trivial or ingratiating, that performances in Berlin rescued him from his previous Some composers are simply different. For Paris it is his music does not necessarily need a libretto, but that oblivion. Still loyal to the emperor, he relished this turn Offenbach, for Vienna Johann Strauss (son) and for the stories of his libretti always resonate, that his music of events and from now on redefined himself as a musi Berlin Paul Lincke in the genre of operetta. Lincke, how can create literally imaginary spaces in which emotions cal figurehead for German operetta in the Third Reich. ever, was the composer for whom, in comparison with bubble up, touching people dramatically in the sense Its downfall, and the bombing of his Berlin home, took the other two, I took the longest time before I made my of releasing exciting tension, whether it is funny, charm place while he was at the Bohemian spa of Marienbad preoccupation with his music audible through my work. ing, serious, saucy, transparent, superficial or hidden, (now Mariánské Lázně). From there he fled to the town Perhaps it may sound strange, but I try to put compos accompanying or obtrusive... that the dramaturgy of his of Hahnenklee in the Harz Mountains, where he died on ers in a personal relationship with myself, a relation works develops musical form that wants to reach peo 3 September 1946, far from the beloved “Berliner Luft”, ship that is expressed in the form of occupation and ple directly, that his musical invention always strives for whose aromatic atmosphere is still associated with his time, in the form of picking them up and letting them go artistic richness and not first of all for economic success march. again. Sometimes I pick them up for my work, some with the cheapest possible means... times I don’t, or not right away. It is somehow like in a I believe that in all this Lincke’s artistic integrity is – Stefan Frey relationship between people, which actually also needs expressed, as I have found it also in the music of the Translated by J. Bradford Robinson time - because respect is also involved. For me, time is Strauss dynasty, in Offenbach and basically in all the a central aspect of respect in artistic matters. I miss that unmistakable ones, no matter to which genre they are today especially in artistic questions; at least one has finally assigned. Neither I nor anyone else will be able the impression that it is like that. It’s just my way, my per to describe them in words as they are — simply different. sonal artistic working process that I have to go through until I arrive at the work of a composer:in, until I want to – Ernst Theis or can make it audible through my work. The proposal of producer Burkhard Schmilgun from cpo to produce recordings with works by Paul Lincke with me is much older than the work on the recordings last year. In between there was one of those phases of occupation, of time spent with Paul Lincke and his piec es, a period of time that finally allowed me to arrive at Lincke, through which I was also able to develop an idea for myself of how I understand Lincke and how I can make his music audible through my work. In the process, I noticed, at least for me subjective ly, what makes Lincke so special, so unique, like the oth er two greats named above and also other composers of the operetta genre. Lincke’s art for me is that he can achieve expression in simplicity and also in complexity of
Brandenburg State Orchestra Frankfurt the Conductors’ Forum. The Brandenburg State Orches and CD productions, the Brandenburg State Orchestra tra has received several awards for its educational Frankfurt remained visible and audible even during this The history of the Brandenburg State Orchestra Frankfurt work. Under its principal conductor Howard Griffiths difficult time. (BSOF) dates back to 1842. After the unification of Ger (2007–2018), it set new standards in cultural education With celebrated concerts such as a benefit concert many, it established itself as a symphony orchestra with and intercultural dialogue in Brandenburg with proj for the flood victims of the Ahr Valley disaster and the an impact far beyond the borders of Brandenburg. This ects involving hundreds of children and young peo performance of Mahler’s 3rd Symphony, the BSOF was is reflected in the orchestra’s busy schedule of guest per ple from East Brandenburg and the neighbouring Polish able to return to its regular playing schedule in 2021/22. formances, which has taken it on concert tours through region. In addition, the BSOF has been providing musi In the 2022/23 season, it now presents a programme out Germany and numerous European countries, and cal accompaniment for “Wagner for Children” at the ranging from early sound film hits to a concert perfor repeatedly to Japan. Bayreuth Festival since 2010. mance of Weber’s “Oberon”, including works from the The BSOF is the only A-grade orchestra in Branden Since the 2018/19 season, Jörg-Peter Weigle has great Romantic repertoire as well as Viennese classics, burg and was elevated to the status of state orchestra been General Music Director and Artistic Director and modern classics and jazz, and contemporary works. by the state government in 1995. It is one of the most Roland Ott Artistic Director of the BSOF. Together they important pillars of musical life in Brandenburg. In addi have enriched the repertoire of the Staatsorchester with tion, this orchestra, which is based in Frankfurt an der new facets. This is evidenced by several world pre Oder and on the German-Polish border, attaches great mieres by young composers, crossover projects, new importance to close cooperation with Polish partners. chamber music series and new concerts at unusual ven The BSOF has attracted attention with numerous ues. There was nationwide media coverage for the per CD recordings, some of which have won awards. In formance of Shostakovich’s “Leningrad” Symphony as addition, radio recordings by rbb and Deutschland a major peace concert on the Seelow Heights in 2020. funk Kultur and the recording of film music have con In addition, the BSOF has further expanded its edu tributed to the extraordinary reputation of this orches cation work with a series of new school projects explor tra. For example, the BSOF recorded the sound track for ing various “fields of tension” and is expanding its guest the ZDF multi-part series “Ku’damm 63”, which will be performance activities with concerts at the Tonhalle broadcast in March 2021. Zurich, the Mecklenburg-Vorpommern Festival and the This orchestra has had the pleasure of working with Cologne Philharmonic. artists such as Sabine Meyer, Simone Kermes, Sha Weigle and Ott have also raised the BSOF’s cho ron Kam, Ivo Pogorelich, Shlomo Mintz, Daniel Hope, ral symphonic work to a new level with extraordinary Mstisław Rostropowitsch and Martina Gedeck. For sev projects realised with the Berlin Philharmonic Choir or eral years now, it has also enriched its concert activi the Frankfurt Singakademie. The rediscovery of Georg ties with an “Artist in Residence”. Trumpeter and Echo Schumann’s oratorio “Ruth” aroused particular public Klassik prize-winner Simon Höfele will be followed in and media interest. the 2021/22 season by the internationally acclaimed The BSOF 2020/21 broke new ground during the violinist Tianwa Yang. The BSOF has also been coop Corona pandemic. With music demonstrations, open- erating for some time with the Berlin University of the air events, mini-concerts for day-care centres and social Arts, the Berlin Academy of Music “Hanns Eisler” and institutions, various digital formats, online concerts
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