Das Magazin von Menschen im Lebenshilfe-Werk - Ausgabe 04/2020 30 Jahre Lebenshilfe- Werk: Wir feiern Geburtstag - Lebenshilfe-Werk Weimar-Apolda eV
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Das Magazin von Menschen im Lebenshilfe-Werk Ausgabe 04/2020 30 Jahre Lebenshilfe- Modellprojekt Apolda: Stolpersteine Werk: Wir feiern Jägerstraße bezugsfertig gegen das Vergessen Geburtstag
i t u ng ma chen? Lust a u f Ze Magazin h e n , d ie an unserem sc Wir suchen Men en wollen. ri n “ mitmach en gern? oder zeichn „m it te n d g ra fie re n Sie schreib en, foto u richtig. d S ie b ei uns gena en Sie im Dann s in B e it rä ge . Oder woll ie uns Ihre chen? Schicken S k ti o n s te am mitma Red a bei oder Anruf Kurze Mail ic ht: a König re Frau Dr. Tin .de oder lhw-we-ap llt t.koenig@ Telefon 03 643 / 54 04 20 Ihnen gefä drin? die mitten ichen rb e it d e s ehrenamtl n die A n Sie Sie möchte rstützen? Dies könne Teams u n te halten e S p e n d e oder das Sc mittendrin – die Zeitschrift durch ein eanzeige. für alle Menschen. einer Werb tendrin“ „ Spende mit 01 0085 07 Sti c hw o rt : Mit Texten in Alltagssprache, : D E 2 1 8 2 05 1000 03 IBAN EF1WEM BIC: HELAD Einfacher Sprache Leichter Sprache Impressum Herausgeber: Petra Weiske, Lydia Rachaniotis, Daniel Elste, Stefanie Zimmer, Lebenshilfe-Werk Weimar / Apolda e. V. Alexandra Grübner, Sven Sinemus, Franziska Jung, Petra Weiske, Tina Belvederer Allee 19, 99425 Weimar Manuel Seidler, Mareike Köhler, König, Heidi Rudolph, Petra Seidel, Tel.: 03643 . 540 40 Franziska Jung, Claudia Geiken, Jana Martina Heller, Annett Bojack, www.lhw-we-ap.de Meyer, Urda Rademacher, Ronny und Fotostudio Carl, Jonte Hömig, Sofia, Doreen Hadlich, Annett Bojack, Alte Feuerwache Weimar e.V., ViSdP: Rola Zimmer Jonte Hömig, Alte Feuerwache Weimar Bundesverband Lebenshilfe, e.V., Bundesverband Lebenshilfe, Kerstin Hesse, Sina Georgy, pixabay, Redaktion: Rola Zimmer, Tina König, Kerstin Hesse, Madeleine Schneider freepik.com Stefanie Zimmer, Birgit Hochbach, Kristin Tolk, Antje Tillmann, Marko Bilder: Carolin Franke, Bürgerbündnis Gestaltung: www.georgy-buechner.de Bauer, Alte Feuerwache Weimar e.V., gegen Rechtsextremismus Weimar, Druck: Druckerei Schöpfel, Weimar 2 Ausgabe 04/2020
empfang Willkommen Liebe Leser*innen der mittendrin, tung für psychisch erkrankte Menschen in manchmal haben wir das Gefühl, das Leben ist Apolda in ein modernes Apartmenthaus nicht fair. Da stirbt ein geliebter Mensch viel umbauen konnten, ein wichtiger Baustein für zu früh. Nicht fair. Da bekommt jemand einen selbstbestimmtes Leben. Job, den ich auch gerne hätte, und ich weiß, Vor 30 Jahren war vieles für uns neu. Heute ich bin genauso gut. Nicht fair. Da kaufe ich ist es das auch. Vor 30 Jahren ging es nicht Jahr für Jahre Lose der Aktion Mensch und immer fair zu beim Zusammenwachsen von gewinne … NIE WAS! Auch nicht fair. zwei deutschen Staaten. Gemeinsam mit allen In diesem Jahr wollten wir unseren 30. Menschen im und um das Lebenshilfe-Werk Geburtstag feiern. Ein tolles Fotoprojekt war haben wir gekämpft und werden weiter dafür geplant. Corona kam dazwischen. Absolut arbeiten, feiern und lachen, dass es auch für nicht fair. Ja, es gibt vieles im Leben, da geht es Menschen mit einer Behinderung fairer zugeht. nicht fair zu. Und ja, es gibt Menschen, die sich Ich bin mir sicher, wir schaffen das. Gemein- dann sagen: „Wenn ich mich unfair behandelt sam. Und das Fotoprojekt zum 30sten holen fühle, dann verhalte ich mich auch unfair.“ wir nach! Wohin das führt, erleben wir Tag für Tag und Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim nicht erst, seit Corona unser Leben einschränkt. Lesen der neuen mittendrin. Ich wünsche Wut, Hass und Missgunst machen sich an vie- Ihnen und Euch allen ein schönes und fried len Stellen breit. liches Weihnachtsfest und einen guten Über- Aber ich möchte Euch und Ihnen eins sagen: gang in das Neue Jahr, unter diesen neuen Wenn das für alle Menschen gelten würde, dann Bedingungen. hätten Sie jetzt überhaupt keine mittendrin in Und ich danke von Herzen allen Menschen, den Händen. Die vierte und letzte Ausgabe für die sich mit Energie und Zuversicht den neuen dieses Jahr. Für dieses Jahr, das uns alle so Herausforderungen gestellt haben und noch gefordert hat. stellen. Denn nur so können wir nach vorne Wenn ich sehe, was auch in diese vierte schauen und können bunt bleiben. Denn wir Ausgabe der mittendrin alles an tollen Aktio- leben‘s bunt. nen, Ereignissen, Begebenheiten und Geschich- ten eingeflossen ist, dann bin ich gewiss, dass wir auch diese Herausforderung gemeinsam überstehen. Besonders freue ich mich, dass Ihre und Eure Rola Zimmer wir im Rahmen des Modellprojekts „Wie macht man Teilhabe?“ unsere Wohneinrich- Ausgabe 04/2020 1
aktuelles 30 Jahre Lebenshilfe-Werk Weimar/ es heute ist. Ihnen allen möchten wir von Her- Apolda. Eine Erfolgsgeschichte zen danken, aber auch den vielen Menschen, die Tina König uns ihr Vertrauen schenkten und schenken und Am 13. November 2020 feierte unser Lebens- unsere Dienstleistungen in Anspruch nehmen“, hilfe-Werk sein 30jähriges Bestehen. Bedingt sagt Rola Zimmer, Vorstandsvorsitzende des durch die Corona-Pandemie und die damit ein- Lebenshilfe-Werks. hergehenden Einschränkungen mussten die Doch nicht nur durch die Arbeit für und mit geplanten Jubiläumsveranstaltungen auf Eis Menschen mit Beeinträchtigungen ist unser gelegt werden. Dennoch wurde der Ehrentag Lebenshilfe-Werk weithin bekannt, sondern gefeiert – mit einem eigens kreierten Geburts- auch durch das Motto „Wir leben’s bunt“ und tagskuchen für alle Menschen im Lebenshilfe- unser gesellschaftliches Engagement. Wir Werk. Damit sagen Aufsichtsrat und Vorstand beteiligen uns aktiv in Bündnissen gegen all jenen danke, die den Verein durch ihre Rechtsextremismus und stehen für gelebte Arbeit und ihr Engagement getragen, unter- Weltoffenheit, für Vielfalt und Respekt gegen- stützt, gefördert, inspiriert und somit die lang- über allen Menschen. jährige Erfolgsgeschichte mitgeschrieben Doch wie fing damals eigentlich alles an? haben, sowie allen Nutzern und Nutzerinnen Zum Ende der DDR begann der Aufbau der der Dienstleistungen für ihr Vertrauen. Lebenshilfen in den neuen Bundesländern, so „Unsere starken Partner in Politik, Kultur, Ver- auch in Weimar, dem Weimarer Land und dem waltung, Wissenschaft und Wirtschaft und Altkreis Apolda. Diese Ortsvereine gründeten unsere Netzwerke haben dazu beigetragen, die 1990 gemeinsam den Lebenshilfe-Werk Wei- Angebote und Einrichtungen des Lebenshilfe- mar/Apolda e.V. und sind auch heute noch die Werks in der Gesellschaft zu verankern. Vor allem tragende Säule des Vereins. Von Beginn an aber die Lebenshilfe-Ortsvereine der Eltern und wurden sie dabei tatkräftig unterstützt durch Angehörigen sowie unsere Beschäftigten und das hessische Lebenshilfe-Werk Kreis Waldeck- Ehrenamtlichen sind es, die mit ihrem großen Frankenberg. Heute ist das Lebenshilfe-Werk Engagement und ihrer Herzenswärme unser Weimar/Apolda eine wichtige Säule der sozia- Lebenshilfe-Werk zu dem gemacht haben, was len Infrastruktur in der Region und sorgt dafür, 2 Ausgabe 04/2020
aktuelles dass Menschen mit geistiger, seelischer oder auch anderer Behinderung ein selbstbestimm- tes Leben führen können. Mittlerweile werden durch den Einsatz von 700 Mitarbeiter*innen und 60 Ehrenamtlichen über 1000 Kinder und deren Familien begleitet und rund 1200 Men- schen in einer selbstständigen und selbstbe- stimmten Lebensführung unterstützt. Geburtstagsgrüße Liebe Rola Zimmer, lieber Justus Lencer, lieber Vorstand! Umso dankbarer sind wir über die gemein- Die Kinder und Mitarbeiter*innen des Kinder- same Zusammenarbeit in der Alten Feuerwa- gartens Moorentaler Spatzen in Apolda bedan- che. Zusammen schaffen wir ein Inklusiv- ken sich recht herzlich für die Grüße, die Quartier und freuen uns über den Austausch Glückwünsche, die anerkennenden Worte und Ihrer Kenntnisse. die kleine Aufmerksamkeit für jede*n zum Wir wünschen Ihnen von Herzen alles Gute 30jährigen Jubiläum im Lebenshilfe-Werk Wei- für Ihre Arbeit. mar/Apolda. Wir wünschen dem Lebenshilfe- Ihre Feuerwache Werk noch viele gemeinsame ereignisreiche und erfolgreiche Jahre. Liebe Frau Zimmer, lieber Herr Lencer, Stefanie Zimmer im Namen der gesamten lieber Vorstand, lieber Aufsichtsrat, Einrichtung im Namen des Flexiteams und auch persönlich möchte ich mich bei Ihnen ganz herzlich Liebe Frau Zimmer, liebes Lebenshilfe-Werk, bedanken für die lieben Geburtstagsgrüße im zu dem heutigen 30. Geburtstag des Lebens- Anschreiben und auf Youtube sowie den hilfe-Werkes möchten wir Ihnen ganz herzlich Geburtstagskuchen, der zu meiner Freude von gratulieren. Wir haben Ihre digitale Grußbot- Zotter kommt und damit nicht nur bio + fair schaft gesehen, welche uns sehr berührt hat. ist, sondern ganz bestimmt auch lecker Wir danken Ihnen für Ihre langjährige Arbeit schmeckt. und sind überzeugt von deren Ergebnis. Da es keine große Geburtstagsrunde mit Menschen mit Behinderung sind keine Last, vielen kleinen Anekdoten geben darf, möchte die von der Gesellschaft getragen werden ich kurz per Mail meinen persönlichen LHW- muss. Menschen mit Behinderung sind eine Geburtstag beschreiben. Bereicherung und geben uns oft genug Anlass, Heute Nachmittag, wenn meine beiden die wichtigen Dinge im Leben wertzuschätzen. Jungs aus der Freien Ganztagsgrundschule Dieser Gesinnungswechsel in der Wahrneh- Anna Amalia mit ihren Kuchen (auch dafür vie- mung von Menschen mit Behinderung ist Ver- len Dank!) nach Hause gekommen sind, wer- dienst Ihrer Arbeit. den wir es uns schmecken lassen und voller Ausgabe 04/2020 3
aktuelles Freude an das LHW denken, das uns nun schon seit reichlich sieben Jahren begleitet: Zunächst kam im September 2013 Adrian, mein erstge- borener Sohn, in den Kindergarten Hufeland, im Mai 2015 stieß auch mein Zweitgeborener Magnus zu dieser Kindergarten-Gemeinschaft. Seit Sommer 2018, meinem Arbeitsbeginn im LHW als Elternzeitvertretung von Franziska Jung, waren wir dann schon drei, die täglich mit dem LHW verbunden sind. Mittlerweile besuchen beide Kinder „unsere“ Schule, ich arbeite im GB FB + IBL und wir alle drei tun dies sehr, sehr gern. In diesem Sinne möchte ich Ihnen und uns allen von Herzen gratulieren! Auf viele weitere che nicht zu den ruhigsten gehörten und gemeinsame Jahre! gehören. Da bedarf es einer erfahrenen und Herzliche Grüße, Kristin Tolk sicheren CREW, die den Supercruiser mit Bedacht durch Untiefen und stürmische See Sehr geehrte Frau Zimmer, führen. Ich bin sehr froh, dass ich dieses Unter- auf diesem Wege möchte ich mich, auch im nehmen schon lange begleiten darf. Einige Namen meines Teams, recht herzlich für die Crew-Mitglieder haben den Cruiser verlassen, tolle Geburtstagsüberraschung bedanken. Ihre neue Mitglieder sind hinzugekommen. Wie die Videobotschaft hat uns sehr berührt und Welt sich immer weiterentwickelt, entwickelt nochmal gezeigt, was Sie und das Lebenshilfe- sich auch das LHW. Was über die gesamte Zeit Werk bisher erreicht haben und dass es keinen geblieben ist, sind die Richtung und die Sicher- Stillstand gibt. Und natürlich bedanken wir heit. Und das ist gut so. Gibt es einem doch uns für 25 Jahre Frühförderung im Lebenshilfe- täglich das gute Gefühl, auf dem richtigen Werk mit all ihren Höhen und Tiefen. Herzli- Schiff angeheuert zu haben. Sie können mit chen Glückwunsch und auf das Wohl des Recht stolz sein auf das, was sie zum Gelingen Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V. der großen Fahrt beigesteuert haben. Mit freundlichen Grüßen Ihnen Allen meinen herzlichen Dank! Birgit Hochbach, Leiterin Interdisziplinäre Danke für die Geschenke zu unserem Frühförderstelle Weimar Geburtstag. Wir haben ihn in Kromsdorf unter den doch beschränkten Bedingungen gefeiert Liebe Vorstandsmitglieder*Innen, und uns gefreut. ich hoffe, Sie konnten am Freitag mal etwas Bleiben sie gesund, bei guter Laune und beruhigt ausatmen und dabei lächeln. Drei- weiterhin viel Kraft, Mut und Freude beim ßigster Geburtstag (wünscht man ihn sich per- Steuern des LHW-Cruisers sönlich zurück?), für ein Unternehmen schon Mit besten Grüßen aus Kromsdorf, eine beträchtliche Zeit. Gerade in Zeiten, wel- Marko Bauer, Werkstattleiter 4 Ausgabe 04/2020
aktuelles Schulbegleiter*innen symbolisch folgende Mail von Eltern eines unserer begleiteten Kin- der weiterleiten: Liebe Frau Rosenkranz, liebe Frau Rachaniotis, wir wünschen auf diesem Wege von Herzen noch alles Gute, weiterhin viele tolle Ideen und Kraft für alle weiteren Vorhaben. Wir sind dankbar und froh, Sie an unserer Seite zu haben. Vielen Dank für den leckeren Kuchen! Herzliche Grüße von Wenzel und seinen Eltern. Antje Tillmann Mitglied des Deutschen Bundestages Mit freundlichen Grüßen, Lydia Rachaniotis, Finanzpolitische Sprecherin der CDU/CSU-ßundestagsfraktion Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V Koordination Schulbegleitung Deutscher Bundestag Platz der Republik 1 11011 Berlin Herzlichen Dank und herzliche Grüße! Vorstandsvorsitzende Tel.: Fax: 030/227-77 019 030 / 227-76 497 Frau Rola Zimmer Wir haben Belvederer Alleeuns 19 sehr gefreut! Es war einmal… E-Mail: antje.tillmann@bundestag.de ßürgerburo Erfurt 99425 Weimar Petra Weiske ßrühler Straße 4 Anke Noack, Werkstatt Egendorf 99084 Erfurt Tel.: 0361 /6 4 3 19 67 Fax: So beginnen viele schöne Geschichten. Die 03 6 1 /6 4 4 78 59. ßürgerbüro UJeimar Liebe Frau Zimmer, liebe Frau Kießling, Geschichte, die wir heute erzählen, ist noch Erfurter Straße 12 99423 UJeimar Tel.: 03643 / 850 582 da Kommunikation keine Einbahnstraße ist, Fax: gar nicht so lange her. Wir in Egendorf haben 03643 / 850 582 möchte ich Ihnen zusätzlich zum Dank der uns einen guten Tag ausgesucht, um das Luujiu.antje-tillmann.de Weimar, 18. November 2020 „Glück empfinden zu können, ist eine Fälligkeit, die Menschen mit und ohne Behinderung verbindet." - Richard von Weizsäcker - Liebe Frau Zimmer, sehr herzlich gratuliere ich Ihnen sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Lebenshilfe- Werks Weimar/Apolda e.V., den Ortsvereinen und natürlich den Menschen mit Beeinträchtigungen, für und mit denen Sie arbeiten, zu Ihrem 30-jährigen Bestehen. Diese drei vergangenen Jahrzehnte der Entwicklung waren eine sehr spannende Zeit und es galt für alle Beteiligten viele Herausforderungen zu bewältigen. In Weimar und für die gesamte Region stellt das Lebenshilfewerk eine wichtige'Säule der sozialen Infrastruktur dar. Das ist nicht selbstverständlich, sondern Zeugnis des besonderen Engagements der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer auch in den Ortsvereinen und der beteiligten Familien. Davon konnte ich mich bei Besuchen in den verschiedenen Einrichtungen und auch beim sozialpolitischen Austausch miteinander, überzeugen. Dafür gilt es bei dieser Gelegenheit sehr herzlich Danke zu sagen. Ich wünsche Ihnen allen in diesen herausfordernden Zeiten viel Kraft und vor allem - bleiben Sie gesund. Flerzliche Grüße O jC f f * ^ Antje Tillrnann v Ausgabe 04/2020 5
aktuelles Lebenshilfe-Werk nach 30 Jahren hoch leben zu lassen. Aber lest mal lieber selber … Heute ist es nicht so richtig hell geworden. Der Sonne war es zu mühsam, sich durch die vielen Wolken zu drängeln. Aber gerade das ist gut für unseren Tag und die schöne Feier, die uns erwartet. Wir lassen unseren großen wunderschönen Tannenbaum hell erstrahlen und der Herrnhu- ter Stern erfreut unsere Herzen. Trotz der kalten Luft, die sich einen Unter- schlupf in unseren Sachen suchen möchte, trauen wir uns nach draußen. Unser Vorplatz ist mit vielen Stühlen und dicken Decken bestückt. Es gibt heißen Tee gegen die ersten kalten Hände. Unter weihnachtlicher Musik erleben wir eine Show mit brennenden Fackeln, glühen- Ich war beeindruckt, zu sehen, was für ver- den Stäben und einem tanzenden Akrobaten. schiedene kreative Ideen zusammenkamen. Mit erwärmten Gemütern und staunenden Alle haben eifrig mitgemacht. Nach dem Mit- Augen geben wir Beifall. Wir hoffen, dass wir tag wurden dann noch 30 große Helium Luft- noch lange an diesen schönen Vormittag ballons mit einem Happy Birthday und einer zurückdenken. Grußkarte in die Welt gesendet. Liebes Lebenshilfe-Werk, alles Gute zum Bei Kaffee und Kuchen erzählte man sich 30. Geburtstag von uns aus der Werkstatt dann Geschichten aus der Kramkiste. Es gibt ja Egendorf! noch einige Mitarbeitende, die von Anfang an dabei waren. Manche können noch Geschich- Hurra wir werden 30 Jahre alt ten von der „Geschützten Werkstatt“ in der Heike Arndt, Werkstatt Kromsdorf Belvederer Allee erzählen. Das war eine aufre- Das Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda wurde gende Zeit. in diesem Jahr ganze 30 Jahre alt. Eigentlich Auch wenn Corona und deren Einschrän- sollte eine große Party stattfinden. Aber wie kungen uns fest im Griff haben, war es ein alle wissen, hat uns Corona einen Strich durch schöner Tag. die Rechnung gemacht. Aber irgendwie woll- Wir danken allen im Lebenshilfe-Werk ten wir diesen Tag trotzdem feierlich begehen. beschäftigten Menschen für diese spannen- Unsere Mitarbeitenden und Kolleg*innen den und schönen 30 Jahre. überlegten gemeinsam, wie wir diesen Tag Wir hoffen, dass alle gesund bleiben und wir würdig veranstalten können. So kam die Idee noch viele Jahrzehnte gemeinsam feiern auf, dass jede Gruppe eine große 30 bastelt. können. 6 Ausgabe 04/2020
aktuelles sie Hilfe für ein selbstbestimmtes Leben brau- chen. Im Lauf der Jahre wurden die Angebote der ZAKs dahingehend ausgeweitet. Ein Zank- apfel blieb immer die Finanzierung. Die einzel- nen Leistungen wurden zwar transparenter, was aber nicht bedeutet, dass die Verhandlun- gen mit den Kostenträgern dadurch einfacher geworden wären. Ebenfalls ein neues Instru- ment war das ,Persönliche Budget‘, also der Ansatz, Menschen das Geld direkt in die Hand zu geben und sie die Unterstützungsleistungen So macht man Teilhabe! selbstständig einkaufen zu lassen.“ Tina König Zum Modellprojekt gehörte auch der Umbau Das LIGA-Projekt „Wie macht man Teilhabe?“ der Wohnstätte in der Apoldaer Jägerstraße zu wurde von der Aktion Mensch gefördert und einem Apartmenthaus mit individuellen begleitete drei stationäre Einrichtungen in ambulanten Unterstützungsangeboten. Dazu einem Umstrukturierungsprozess über einen mussten zunächst alle Bewohner*innen in Zeitraum von drei Jahren. Mit dabei war auch Übergangswohnungen im Ernst-Thälmann das Lebenshilfe-Werk mit dem ZAK Weimarer Ring ziehen, damit die notwendigen Umbau- Land. In den beteiligten Institutionen sollte arbeiten erfolgen konnten. Diese waren im modellhaft ein Teil der stationären Angebote November 2020 weitestgehend abgeschlossen (wie z.B. Wohnheime) aufgelöst und dafür per- und die ersten Mieter*innen konnten die sonenzentrierte ambulante Angebote geschaf- modernen und teils barrierefreien Wohnun- fen werden. Ziel war es, mehr Teilhabe und die gen beziehen. Ein Großteil der ehemaligen Stärkung der Selbstbestimmung von Men- Bewohner*innen möchte wieder in der Jäger- schen mit Beeinträchtigungen zu ermöglichen. straße leben, andere wollen im Ernst-Thäl- Auch im Projekt selbst: Knapp 60 Menschen mann-Ring bleiben. In beiden Fällen steht auf mit Behinderung diskutierten beispielsweise Wunsch und bei Bedarf eine ambulante am 22. Juni 2019 beim Tag der offenen Tür im Begleitung zur Verfügung. Landtag mit Politiker*innen zum Thema „Wie macht man Teilhabe?“ Das ZAK Apolda als Thüringer Modellprojekt für die Einführung der Personenzentrierten Komplexleistung sah sich im Umstellungspro- zess vor besondere Herausforderungen gestellt. Was heute Alltag ist, erforderte damals enorm viel Umdenken. Heike Jordan, Leiterin des ZAK, spricht von einer „Revolution“ in der Eingliederungshilfe: „Menschen werden nicht entmündigt, sondern dort unterstützt, wo Ausgabe 04/2020 7
aktuelles „Ich bin so aufgeregt und freue mich riesig auf meine neue Wohnung! Das wird toll!“, sagt Herr Strebel, ein zukünftiger Bewohner, bei der Baustellenbesichtigung. Das neue Appart- menthaus ist ein Vorzeigeobjekt für eine rundum gelungene Ambulantisierung und selbstbestimmtes Wohnen nach individuellem Bedarf. All das wäre nicht möglich gewesen ohne das großartige Team des ZAK Weimarer Land. Drei Jahre lang haben die Angestellten um Lei- terin Heike Jordan Unglaubliches geleistet, um den Paradigmenwechsel in der Eingliederungs- hilfe mit Leben zu füllen. Sie haben sich auf bislang unbekanntes Terrain gewagt, sich über das Erwartbare hinaus engagiert, eigene Ideen eingebracht und sind am Ende über sich hin- ausgewachsen. Ein herzliches Dankeschön vom gesamten Lebenshilfe-Werk an alle Betei- ligten! Stolpersteine gegen das Vergessen Tina König Zur Erinnerungen an die Menschen, die zur Zeit des Nationalsozialismus vertrieben, ver- folgt oder ermordet wurden, werden seit 2007 in ganz Deutschland sogenannte „Stolper- diese Steine zu reinigen und eine Kerze dane- steine“ verlegt. Das sind kleine Gedenktafeln ben aufzustellen. Als Mitglied des Bürger- aus Messing, auf denen der Name eines dieser bündnisses sind wir dem Aufruf natürlich gern Menschen steht. Dann werden die Steine vor gefolgt. Die heutigen Bewohner*innen entzün- dem Haus, in dem der- oder diejenige zuletzt deten eine Kerze an den Stolpersteinen in der gewohnt hat, im Pflaster oder den Gehweg- Paul-Schneider-Straße, die auch schon von Belag eingelassen. Auch vor unserer gemein- anderen geputzt und mit Kerzen und Blumen schaftlichen Wohnform in der Paul-Schneider- bedacht worden waren. Straße gibt es solche Stolpersteine. Sie Überall in Weimar konnte man an diesem erinnern an die ehemaligen Bewohnerinnen Abend und auch am nächsten Tag noch Kerzen Elisa Frank und Sonja Bromberg. und Blumen auf den Gehwegen sehen. Ein Am 9. November 2020 rief das Bürgerbünd- starkes und gutes Zeichen, dass viele Men- nis gegen Rechtsextremismus Weimar dazu schen nicht vergessen wollen, was damals auf, zum Gedenken an die Opfer des Holocaust geschehen ist, damit es nie wieder passiert! 8 Ausgabe 04/2020
aktuelles Meldungen aus geschehen. Eine weitere Zeit der Isolation ließe der Bundesvereinigung Lebenshilfe sich kaum verkraften. Menschen mit Behinde- rung, die oft in ihrer Kommunikation auf kör- Schnelltests auf Corona jetzt auch für perliche Nähe angewiesen sind, brauchen unbe- Menschen mit Behinderung dingt die Besuche ihrer Eltern und Geschwister“, Die Bundesvereinigung Lebenshilfe hatte sich so Ulla Schmidt, Bundesvorsitzende der bei Gesundheitsminister Jens Spahn vehement Lebenshilfe, MdB und Bundesgesundheits dafür eingesetzt, dass auch Menschen mit ministerin a. D. Behinderung zur Prävention Schnelltests auf Corona kostenfrei erhalten und nicht nur alte Aktuell dazu vor Ort: Menschen in Senioren- und Pflegeheimen. Leider sind vor Ort auf Landes- und kommuna- Eine Verordnung des Ministeriums stellt das ler Ebene noch viele Dinge in der Umsetzung jetzt sicher, wenn ambulante Dienste und Ein- der Tests ungeklärt und auch nicht finanziert. richtungen ein entsprechendes Testkonzept Der paritätische Landesverband ist um Klärung haben und die Beschaffung und Durchführung bemüht. Wir haben dennoch ein Konzept beim der Tests durch die Dienste und Einrichtungen Gesundheitsamt eingereicht. Unsere offenen vom Gesundheitsamt bewilligt wurden. Glei- Fragen finden hoffentlich bald Klärung. ches gilt auch für die Testung von Besuche r*innen, jedoch nur in Einrichtungen. Zum Schutz von Menschen mit Behinderung „Für Menschen mit Behinderung sind die auch Mitarbeitende vorrangig impfen Schnelltests eine ganz wichtige Hilfe. Auch sie Zur nationalen Impfstrategie, die auf Empfeh- leben in gemeinschaftlichen Wohnformen und lungen der Ständigen Impfkommission, des müssen vor Corona-Infektionen geschützt wer- Deutschen Ethikrates und der Leopoldina den. Aber das darf nicht wieder wie im Frühjahr beruht und am 9. November im Corona-Kabi- durch Quarantäne und Betretungsverbote nett der Bundesregierung verabschiedet wer- den soll, erklärt die Bundesvorsitzende der Lebenshilfe, Ulla Schmidt, MdB und Bundesge- sundheitsministerin a.D.: „Auch viele Menschen mit Behinderung müs- sen mit einem schweren Krankheitsverlauf rech- nen, wenn sie sich mit Covid 19 anstecken. Daher müssen auch die Mitarbeitenden, die sie betreuen, die Möglichkeit erhalten, sich vorran- gig impfen zu lassen. Damit wie in der Alten- hilfe verhindert wird, Infektionen in Einrichtun- gen von Hochrisikogruppen hinein zu tragen. Im heute veröffentlichten Positionspapier zum Zugang zur Impfung findet sich hierfür die Grundlage, dies ist bei der Umsetzung durch die Ständige Impfkommission aufzugreifen.“ Ausgabe 04/2020 9
aktuelles Eltern mit Behinderung. Diese Leerstelle muss im weiteren Gesetzesvorhaben unbedingt geschlossen werden. Diese und weitere Forde- rungen zu dem Gesetzentwurf sind in der Stel- lungnahme der Bundesvereinigung Lebens- hilfe vom 26. Oktober 2020 enthalten. Für bessere Arbeitsbedingungen in der Sozial- wirtschaft Die Sozialunternehmen und Verbände hinter der Initiative „Mehr wert als ein Danke. Arbei- ten für und mit Menschen“ haben bundesweit mehr als 53.000 Unterschriften gesammelt, um auf ungerechte Arbeitsbedingungen in der Kinder- und Jugendhilfe muss endlich inklusiv Sozialwirtschaft hinzuweisen. Gerade die werden! Corona-Pandemie hat schonungslos offenge- Schon seit vielen Jahren fordert die Bundesver- legt, dass sich die Rahmenbedingungen für einigung Lebenshilfe eine inklusive Kinder- und Mitarbeitende verbessern müssen. Marian Jugendhilfe, damit auch Kinder mit Behinde- Wendt, Vorsitzender des Petitionsausschusses rung und ihre Familien die Leistungen erhalten des Bundestages, hat die Unterschriften am 18. können. Mit dem Kinder- und Jugendhilfestär- November 2020 entgegengenommen. kungsgesetz hat das Bundesfamilienministe- Die Petition „Mehr wert als ein Danke. rium nun endlich einen Gesetzentwurf vor Arbeiten mit und für Menschen“ ist eine Initia- gelegt, der diesen Anspruch erfüllt. „Die tive aus der Sozialwirtschaft. Über 120 Stiftun- Lebenshilfe ist sehr froh über die Reform, aber gen, Verbände, Einrichtungen und Dienste aus das Gesetz muss jetzt auch kommen! In Anbe- der gesamten Freien Wohlfahrtspflege haben tracht der Bundestagswahl im nächsten Jahr sich bundesweit vor dem Hintergrund der darf keine Zeit mehr vertan werden“, sagt die Corona-Pandemie zu einer Initiative zusam- Bundesvorsitzende Ulla Schmidt, MdB und mengeschlossen, um drei zentrale Forderun- Bundesministerin a.D. Das neue Gesetz soll gen für die Mitarbeitenden in Sozialunterneh- den Kinder- und Jugendschutz verbessern, men an die Politik und Gesellschaft zu Pflege- und Heimkinder stärken, Kindern und adressieren: Jugendlichen mehr Beteiligung sichern und 1. Bessere Arbeitsbedingungen vor allem endlich eine inklusive Kinder- und 2. Gerechter Lohn Jugendhilfe schaffen. Das vorgelegte Gesetz 3. Mehr Wertschätzung sieht vor, dass von 2022 bis 2028 die Leistun- Die Initiative appelliert an die Gesellschaft, gen zur Teilhabe für Kinder mit körperlichen sich wieder bewusst zu machen, warum der und geistigen Behinderungen insgesamt in die Sozialstaat für alle darin lebenden Menschen Zuständigkeit der Jugendämter fallen. Im so wichtig ist: Er sichert unser Zusammenle- Gesetzentwurf noch unbeachtet bleiben ben in einer Demokratie. 10 Ausgabe 04/2020
aktuelles der rechtlichen Betreuung schlecht läuft. Menschen mit Behinderung wollen, dass rechtliche Betreuerinnen und Betreuer nicht mehr an ihrer Stelle entscheiden. Nach dem Motto: „Ich weiß schon, was gut für dich ist“. Rechtliche Betreuer*innen sollen vielmehr ihre Klient*innen darin unterstützen, Entscheidun- gen möglichst selbst zu treffen. Die Bundesver- einigung Lebenshilfe fordert, dass eine Betreu- ungsperson nur dann stellvertretend für ihre Klientin oder ihren Klienten entscheiden darf, wenn das erforderlich ist, weil die betreute Person sonst nicht rechtlich handeln könnte. Zum Beispiel, um Verträge abzuschließen. Neues Betreuungsrecht muss besser werden Richtschnur sollen künftig die Wünsche der Menschen mit Behinderung wollen nicht, dass rechtlich Betreuten sein. rechtliche Betreuer*innen für sie entscheiden. Die Lebenshilfe startet deshalb die bundes- Schulförderverein weite Kampagne „BetreuungsRechtsReform – Tina Fehlhaber, Vorstandsvorsitzende des Schulförder vereins aber richtig!“. Der Bundestag hat das Gesetz am 26. November zum ersten Mal beraten. Der Schulförderverein Anna Amalia nimmt „Die Reform ist längst überfällig. Wir sehen in nach anfänglichen Stolpersteinen nun endlich dem Regierungsentwurf einen Fortschritt, doch seine Arbeit in vollem Umfang auf. Primär hat das Gesetz muss unbedingt noch besser werden“, sich der Verein zur Aufgabe gemacht, den fordert Ulla Schmidt, Bundesvorsitzende der Schulalltag sowie den Nachmittagsbereich Lebenshilfe, MdB und Bundesministerin a. D. und Veranstaltungen zu unterstützen. Unsere Sigrid Salzmann aus Erlangen hat eine rechtli- Vereinsmitglieder haben die Möglichkeit, che Betreuung. Und sie ist sehr unzufrieden selbstgewählte Projekte entsprechend ihrer damit: „Ich bekomme immer nur Bescheid, dass Vorstellungen einzubringen und mit uns meine Betreuung verlängert wird. Gefragt gemeinsam nach Möglichkeiten der Realisie- werde ich dazu nie. Das darf doch nicht sein! rung zu suchen. Zeit, bei uns Mitglied zu wer- Rechtliche Betreuer dürfen nicht alleine ent- den! Unter diesem Link findet ihr unseren Mit- scheiden, wo man wohnen soll. Sie müssen uns gliedsantrag: https://anna-amalia-schule.de/ da schon fragen. Rechtliche Betreuer sollten wp-content/uploads/2020/05/Beitrittserklae- mehr Geld verdienen, damit sie mehr Zeit für rung-Schulfoerderverein.pdf uns haben. Meine Betreuerin ist für so viele Wir freuen uns auf Euch! Leute zuständig.“ Sigrid Salzmann gehörte zu einer Gruppe von Selbstvertreter*innen der Lebenshilfe, die in Berlin dem Bundesjustizmi- nisterium aus erster Hand berichtete, was bei Ausgabe 04/2020 11
vorgestellt Kommissarische Leitung der Villa Winzig: Alexandra Grübner Mein Name ist Alexandra risch die Leitung in der Einrichtung. Mir liegt Grübner. 2017 habe ich mei- vor allem das Besondere dieser Einrichtung am nen Master an der FSU Jena Herzen: Das großartige Team, der familiäre in Sozialpädagogik/Sozial- Charakter, die kurzen Wege. Diese Stärken aus- management abgeschlossen. zubauen, wird mir auch aus der neuen Pers- Wenige Tage später konnte ich pektive jeden Tag wichtig sein. Die auch schon meine erste Arbeitsstelle in der Kolleg*innen, vor allem aber auch die Kinder Villa Winzig, damals noch „Kita Steubenstraße“ und Eltern können darauf vertrauen, dass ich antreten. Seit nunmehr drei Jahren bin ich die für ihre Sorgen und Anliegen immer ein offe- zusätzliche Fachkraft im Bundesprogramm nes Ohr haben werde. Sprach-Kitas und übernehme jetzt kommissa- Löst Robert Heinicke in der Werkstatt Apolda ab: Sven Sinemus Mein Name ist Sven Sinemus, Schritt in eine Werkstatt war ich in Leipzig in ich bin 39 Jahre alt und seit einer Druckerei tätig und habe im Zuge dessen dem 1. November 2020 als 2011 die Weiterbildung zum Medienfachwirt neuer Werkstattleiter in der für Digital- und Printmedien abgeschlossen. WfbM Apolda tätig. Bevor ich In meiner neuen Tätigkeit freue ich mich auf ein Teil des Lebenshilfe-Werks spannende Herausforderungen, viele unter- wurde, habe ich über 10 Jahre als Gruppen schiedliche Menschen mit unterschiedlichen leiter und Teamleiter in der Werkstatt des Charakteren, viele für mich neue Themenge- Saale Betreuungswerks in Jena für Menschen biete und die Möglichkeit, Projekte mitzuge- mit Behinderung gearbeitet. Vor diesem stalten, zu begleiten und zu fördern. Verwaltungskraft im Pflegeteam: Maria Weber Mein Name ist Maria Weber. Ich freue mich sehr auf meinen neuen Tätig- Ich bin 21 Jahre alt und arbeite keitsbereich und auf die Herausforderungen seit dem 1. Dezember 2020 für mich. Vor allen Dingen freue ich mich dar- beim Pflegeteam des Lebens- auf, dass ich hier mehr als bisher mit anderen hilfe-Werks Weimar/Apolda Menschen Kontakt haben werde. als Verwaltungsfachangestellte. Ich habe eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement in der Weimar-Werk GmbH absolviert und nach der Ausbildung dort im Büro gearbeitet. 12 Ausgabe 04/2020
vorgestellt Unterstützt das Personalwesen: Manuel Seidler Mein Name ist Manuel Seidler. der Personalabteilung im Lebenshilfe-Werk Ich bin 38 Jahre alt und seit 12 Weimar/Apolda e. V. und freue mich auf die Jahren im Personalbereich neuen Aufgaben und Herausforderungen. In tätig. Seit dem 1. November meiner Freizeit engagiere ich mich ehrenamt- 2020 unterstütze ich das Team lich bei der Freiwilligen Feuerwehr Ulla. Familie und bildung Wir bringen Ton in Form Mareike Köhler, Interdisziplinäre Frühförderstelle Weimarer Land „Ton in der Ergotherapie, dass wäre noch ein Diese Werktechnik wird vor allem und fast interessantes Material“. Frau Heinemann, ausschließlich mit den Händen ausgeübt. Aus Ergotherapeutin der Interdisziplinären Früh- der Phantasie heraus entstehen Gegenstände. förderstelle Weimarer Land, wünschte sich, Geistige Vorstellungen werden sofort über die dieses Arbeitsmaterial mit den Kindern Hände verwirklicht. Also genau das Richtige anwenden zu können. Schnell wurde im ZAK für unsere Kinder. Apolda angefragt, ob eine Möglichkeit Schon im frühen Entwicklungsalter kann besteht, hier eine Brücke zu bauen und sich der Ton als Knetmaterial eingesetzt werden, miteinander auszutauschen. Gesagt, getan: um geistige Funktionen zu trainieren. Es ist Der Ton wurde zur Verfügung gestellt. Und die sehr wichtig, sich mit der Beschaffenheit der ersten Figuren der Kinder konnten entstehen. verschiedenen Materialien zu beschäftigen, um Kenntnisse zu erlangen. Dies wiederum führt zu kognitiven Vorgängen, die das Formen mit den Händen ermöglichen. So können die in der Therapie gesammelten Erfahrungen zur geistigen Förderung beitragen. Vor allem bei Kindern fängt die Begeiste- rung für die Werktechnik bereits da an, wo aus geformten Kügelchen plötzlich Würmer wer- den. Und wenn die Kinder von ihrem Tun begeistert sind, ermöglichen wir Entwicklung. Als erstes lernen sie, wie man den Ton schla- gen muss. Mit viel Kraft der Arme und Mut las- Ausgabe 04/2020 13
Familie und bildung sen sie den Tonklumpen auf die Arbeitsfläche fallen. Die Berührung mit dem Material steht im Vordergrund und baut Hemmungen ab. Gefördert werden unbewusst Grob- und Fein- motorik, Auge-Hand-Koordination, Konzentra- tion und Ausdauer und noch viel mehr. Vor allem wird die Phantasie der Kinder angeregt. Danke an das ZAK Apolda, insbesondere für die gute und unproblematische Zusammenar- beit mit Töpferwerkstattleiterin Frau Schmidt. Das Team der Frühförderstelle wünscht sich, dass auch weitere Ideen miteinander entste- hen und wachsen können. In der Weihnachtswichtelwerkstatt gibt es viel zu tun Birgit Hochbach, Interdisziplinäre Frühförderstelle Weimar Die Pädagoginnen und Therapeutinnen der „Da wir in diesem Jahr unsere beliebten Frühförderstelle Weimar des Lebenshilfe- Wer- Adventsnachmittage mit den Kindern und kes verzauberten die Räume in der Belvederer Familien nicht in unserer Frühförderstelle Allee 17 ganz schnell in Back- und Bastelstuben durchführen können, kommen die entstande- für den Weihnachtsmann. Der braucht in die- nen Vorweihnachtsüberraschungen nun zu sem Jahr ganz besonders viel Hilfe, da seine jedem Kind nach Hause“, so das Team der Früh- eigenen Wichtel ja trotz der Kontaktbeschrän- förderstelle. . kung in ihrer Werkstatt die vielen Kinderwün- sche erfüllen wollen. Viele fleißige Hände sieb- ten deshalb Mehl, kneteten Teig und es entstanden in Heimarbeit Sterne, Häuser, Leb- kuchenmänner und Herzen aus leckerem Plätzchenteig. Nun werden in allen Räumen der Frühförderung Basteleien vorbereitet, Schablonen erstellt, Rezepte für die Weih- nachtsbäckerei und Liedtexte für Weihnachts- lieder aufgeschrieben. Im langen Flur werden all diese bunten Überraschungen dann liebe- voll verpackt und anschließend zu den Kindern auf die Reise geschickt. 14 Ausgabe 04/2020
Familie und bildung Heimliches aus der Wichtelwerkstatt Mareike Köhler, Interdisziplinäre Frühförderstelle Weimarer Land Kinder lieben die Vorweihnachtszeit, ist sie Wir möchten den Kindern die Vorfreude auf doch so besinnlich und riecht irgendwie „wie das Weihnachtsfest nicht nehmen und zau- ganz viele Plätzchen und Zimt und Orangen“, bern weiterhin schöne Momente. In der IFF wie es mit Kindermund beschrieben wird. Weimarer Land des Lebenshilfe-Werkes wurde Leider ist durch Corona alles etwas anders eine kleine Wichtelwerkstatt eingerichtet, weil geworden in der Frühförderstelle. Die Früh dieses Jahr der Adventsnachmittag leider förderinnen waren im stetigen Einsatz. Die nicht stattfinden kann. Trotz Corona und vie- Arbeit mit kleinen Kindern von unter einem ler Hygienevorschriften im Rahmen der Früh- Jahr bis zum Schuleintritt mit einem heil förderung soll die Freude auf Weihnachten pädagogischen, therapeutischen Förderbedarf nicht ausbleiben, somit entstand diese schöne funktioniert nicht wirklich per Telefon oder Idee. Der Wichtelmarkt ist nur für die Kinder, Videokonferenz. Alle Sinne sollten angespro- Eltern dürfen leider unsere Räume aktuell chen werden können. Direkte Fördermöglich- nicht betreten. keiten zu entwickeln, die den Richtlinien des Wir danken allen Eltern, die ihren Kindern Robert-Koch-Instituts entsprechen, schien ermöglichen, uns in der Frühförderstelle zu nicht ganz einfach. Aber wenn wir lernen, besuchen, denn das Bringen und Abholen ist umzudenken, dann kann es gelingen. für die Eltern nicht immer leicht, neben dem Aktuell gehören Desinfektionsmittel, Mund- stressigen Alltag. Nicht nur unsere Mitarbeite- schutz oder Visier zur Arbeitsausstattung aller rinnen, auch die Eltern und Begleitpersonen Therapeutinnen und Frühförderinnen. Durch der Kinder tragen dazu bei, dass es funktio- die Hygienemaßnahmen ist eher der Geruch niert. Das freut uns sehr. von Desinfektionsmittel in der IFF vorherr- schend. Ausgabe 04/2020 15
Familie und bildung So viel Gemütlichkeit im Kindergarten Hufeland Lysan Machatsch, Kindegarten Hufeland Seit 2018 gibt es bei uns die Erzähllaterne. Die sich die Erzähllaterne besonderer Beliebtheit. Idee entdeckten wir im Internet – eine Papier- Neben Sprechanlässen bringt die Erzählla- laterne mit einer vierseitigen Geschichte. Beim terne auch gemütliches Licht und eine wohlige Versuch, diese nachzubauen, entstand schnell Atmosphäre in die Kindergruppen. Mit ihren der Gedanke, aus Holz könnte man eine lang- beleuchteten Bildern, die immer aufs Neue lebigere Laterne bauen. So machte sich unser Faszination und Neugier auslösen, ist die Kollege Thomas an die Arbeit und entwarf Erzähllaterne ein gern gesehener Gast bei den eine Laterne aus Holz. In der Mitte hängt eine Kindern unseres Kindergartens. Lampe, die die Laterne leuchten lässt. In jede der vier Seiten kann man ein laminiertes Bild einstecken und so wechselnde Geschichten mit beliebiger Bilderzahl erzählen. Inzwischen gibt es nicht nur mehrere solcher Laternen – Danke Thomas – sondern auch eine große Auswahl an Geschichten: Für jeden Geschmack, jeden Anlass und jede Altersgruppe ist etwas dabei. Jetzt in der dunkleren Jahreszeit erfreut Ein Stipendium der Sparkassenstiftung Weimar/Weimarer Land für Sophie Nowak Heike Wiechmann, Wohnstätte Tiefurter Allee Seit November 2017 Anerkennung für die sportliche Leistung zu trainiert Sophie jede bekommen, ist ein unbeschreiblich schönes Woche im Eiskunst- Gefühl!“ Mittlerweile wurde Sophie in das lauf-Kader der Kaderprogramm der Paralympics- Eissport- Sportlervereinigung gruppe des Eissportzentrums Erfurt aufge- Special Olympics in nommen und konnte 2019 bereits am Trai- Erfurt. Sie sagt ningslager und an den 3. Special Olympics, selbst: „Mich auf Thüringer Winterspielen, teilnehmen. Vom 2. dem Eis zu bewegen bis 6. März 2020 war sie bei den Special Olym- und viel Lob und pics Deutschland in Berchtesgaden und hat 16 Ausgabe 04/2020
Familie und bildung eine Goldmedaille im Synchronlauf und eine kassenstiftung Weimar/Weimarer Land ist Silbermedaille im Einzellauf gewonnen. Sophie ihrem Ziel schon ein großes Stück Sophies nächstes großes Ziel ist die Teil- nähergekommen. Durch das Stipendium kann nahme an den Paralympics 2021. Dafür hat sie sie weiterhin ihren Mitgliedsbeitrag, wöchent- sich per Video-Bewerbungsgespräch um ein lichen Fahrten zum Training, zu Trainingsla- Stipendium der Sparkassenstiftung beworben. gern und natürlich ihre sportliche Ausrüstung Als die Zusage kam, war Sophies Freude groß. wie neue Schlittschuhe finanzieren und sich Mit dem Stipendium über 1800 Euro der Spar- ganz auf ihren Sport konzentrieren. Peter und der Wolf Wenn das DNT für alle Generationen musiziert Markus Büttner, Freie Ganztagsgrundschule Anna Amalia Auf die Frage, was die Jäger heute mit dem schiedenen Unterrichts: So hören die Kinder Wolf machen sollen, sind sich unsere Kinder die Musik und spielen die Geschichte mit Holz- uneins. Freilassen? Erschießen? In den Zoo figuren nach. Sie dürfen die entsprechenden bringen? Alle Antworten werden gegeben, Instrumente ausprobieren und den Klang erle- aber die Konzertpädagogin Kerstin Klaholz ben - denn wer konnte schon einmal selber in vom Deutschen Nationaltheater versichert, ein Waldhorn blasen? Sie sehen einen Anima- dass auch heute alles friedlich bleibt. Heute, tionsfilm, gestalten ein Lap-Book und inszenie- das ist der 6. Oktober, an dem zwei Stamm- ren ein kleines Theaterstück. gruppen unserer Schule zusammen mit eini- So erfahren sie den künstlerischen und musi- gen Stifts-Bewohner*innen das kleine Konzert kalischen Inhalt auf verschiedenen Ebenen. im Seebach-Stift besuchen dürfen. Am Ende fand eine sehr intensive Auseinan- Fünf Musiker sind gekommen und spielen für dersetzung statt und wen freut es nicht, wenn uns das musikalische Märchen von Sergei Pro- Schüler anschließend zu einem kommen und kofjew. Unsere Kinder sind gespannt. Immer- sich für die schönen Stunden bedanken … hin werden sie ihre Bilder sehen, die sie auf Bitte des DNT extra gemalt haben. Diese wur- den bei einer Aufführung im Theater gezeigt und heute revanchiert sich das Theater mit dem Besuch „bei uns“. Insgesamt zweimal findet dieses Konzert statt, so dass all unsere Schüler*innen in den Genuss dieses besonderen Arrangements kommen. Und natürlich ist das Märchen um Peter und seine tierischen Freunde auch Inhalt ver- Ausgabe 04/2020 17
Familie und bildung Schulbibliothekspreis Alexandra Porges Ich freue mich sehr, dass unsere Schulbiblio- thek für den 2. Schulpreis ausgewählt wurde. Verbunden mit der Auszeichnung ist ein Bücherpaket. Mit dem Schulbibliothekspreis erhält die Schule ein Preisgeld von 1000 Euro. Auszug der Laudatio zur Verleihung des Schulbibliothekspreises 2020 Auswahlgremium zum Thüringer Bibliothekspreis Klein, aber OHO! Das gilt für die Schulbiblio- thek der Freien Ganztagsgrundschule Anna Amalia in Weimar im doppelten Wortsinn: Ein tolles Angebot schon für die „Kleinen“ und nicht zuletzt im Hinblick auf ihre räumliche Größe. Direkt unter dem Dach einer alten Villa ist der Beweis dafür zu finden, dass auch in einem kleinen Raum ein großes „Herz für Bücher“ stecken kann. [...] Auf Grund ihrer Multifunktionalität ist die Schulbibliothek eine gefragte Räumlich- noch intensiver und spannender wird. Die keit, sowohl für die Ganztagsangebote im Neuanschaffungen sollen dazu beitragen, dass schulischen Bereich als auch für die Nachmit- sich alle Leseratten und Bücherwürmer, egal tagsbetreuung. Wir konnten uns davon über- ob Leseanfänger oder auch Leseexperten, in zeugen, dass die Schulbibliothek ihren Kern- ihrer Schulbibliothek wohlfühlen und sie aufgaben gerecht wird, auch wenn die immer das richtige Lese-, Spiel- und Arbeits- personellen Ressourcen nicht immer optimal futter finden. sind. Wir gratulieren zum zweiten Preis und drü- Der altersgemäßen Förderung der Lese- und cken ganz fest die Daumen, dass auch die Informationskompetenz aller Schülerinnen angestrebte Zusammenarbeit mit der und Schüler gilt die Aufmerksamkeit der enga- Namensvetterin, der berühmten Anna-Ama- gierten Mitstreiterinnen und Mitstreiter. [...] lia-Bibliothek in Weimar, zustande kommt. Die Ideen für die Verwendung des Preisgel- Anna Amalia hat schon zu ihrer Zeit erkannt, des sind sehr vielfältig. Wir sind überzeugt, wie wichtig Bücherlesen ist. [...] dass eine kluge Auswahl getroffen wird, damit Herzlichen Glückwunsch und viel Erfolg für das Lernen in und mit der Schulbibliothek die zukünftige Arbeit. 18 Ausgabe 04/2020
leben und gesellschaft Ein Ahorn zum Gedenken an Euthanasie-Opfer Tina König Im Rahmen des bekannten Erinnerungspro- dern, wenig später unter der „Aktion T4“ auch jekts „1000 Buchen“ pflanzte Familie Geiken an Erwachsenen. Insgesamt wurden unter in der Weimarer Asbachstraße am 1. Dezem- dem NS-Regime hunderttausende Menschen ber einen Baum zum Gedenken an die zahl mit Krankheiten und Behinderungen ermordet. reichen Opfer der nationalsozialistischen Euthanasiemorde. Claudia Geiken, stellver Rede zur Pflanzung tretende Vorsitzende der Lebenshilfe Ortsver- Claudia Geiken einigung Weimar und Mitglied im Aufsichtsrat Sehr geehrte Damen und Herren, des Lebenshilfe-Werks Weimar/Apolda, enga- liebe Freunde in kleiner Runde, giert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich für eine großartige Rede in so kleiner Runde die Belange von Menschen mit geistigen fühlt sich komisch an, so dass ich gar nicht Behinderungen. Sie hielt eine bewegende viele Worte machen möchte. Aber ein paar Rede an den Baum. Worte sollen sein, direkt an den Baum: Mit einem Runderlass vom 18. August 1939 Lieber Baum, lieber Ahorn, begann zur Zeit des Nationalsozialismus der Du, den wir heute hier feierlich begießen, systematische Massenmord an tausenden Kin- stehst hier für die Menschen, die Opfer der Ausgabe 04/2020 19
leben und gesellschaft sog. „Euthanasie-Morde“ der Nationalsozialis- Bauhausmuseum, auf dass das Kulturelle das ten wurden. Soziale nicht erdrückt. Du erinnerst an die Menschen mit Behinde- Ich freue mich, dass es noch in diesem Jahr rung, deren Angst und Hilflosigkeit, die Grau- mit Deiner Pflanzung klappt, und danke Frau samkeit der Morde und das Leid der Familien. Heller und ihrem Team sowie der Stadt Wei- Es war mir und meiner Familie ein Bedürf- mar, dass dieser Standort ermöglicht wurde. nis, ein Teil des Projektes „1000 Buchen“ zu Auch wenn wir heute in überschaubarer sein, es zu unterstützen, aber gleichzeitig die Runde der Veranstaltung beiwohnen, so wirst ermordeten Menschen mit Behinderungen ins Du, zartes Bäumchen, doch vielleicht den ein Gedächtnis zu rufen. oder anderen Spaziergänger zu einem Die Menschen, die auch heute noch allzu oft Moment des Innehaltens und Gedenkens ver- in der Auflistung der Grausamkeiten des Drit- anlassen. Ein kurzes Gedenken an die unschul- ten Reiches vergessen werden. digen Opfer der Euthanasie, an die Menschen Du, lieber Baum, bist nun ein Teil dieses mit Behinderung! Gedächtnisses. Mögest Du viele Jahre wachsen und Deine Darum ist mir ist auch dein Standort inmit- Samen in alle Winde verstreuen und die ten der Stadt Weimar so wichtig. Im Zentrum Nächstenliebe mit Dir tragen! des Geschehens, damals wie heute: Nah am Wir danken Dir. Park, wo sich Jugendliche treffen, nahe am Claudia und Michael Geiken mit Maximilian (†), Landesverwaltungsamt, damals ein Ort der Cäcilie, Moritz und Charlotte verbrecherischen Organisation, und nahe am Danke an alle Ehrenamtlichen im Jahr 2020! Jonte Hömig, Freiwilligenkoordinatorin Als ich im April hier im Lebenshilfe-Werk Wei- demie und der damit verbundenen Schwierig- mar/Apolda angefangen habe, war es still, keiten da waren und all die kleinen und gro- sehr still. Ich musste mir Zeit nehmen und hin- ßen Aufgaben übernommen haben. Hier ein sehen. Und da konnte ich dann sehr viele Men- kleiner Auszug davon: schen sehen. Menschen, die sich in ihrer freien Im Kindergarten Hufeland wurde kaputtes Zeit mit viel Freue ehrenamtlich im Lebens- Kinderspielzeug repariert, zwei super spaßige hilfe-Werk engagieren. Die auch im Jahr 2020 Online-Diskos konnten gestalten werden, viele trotz aller Schwierigkeiten da waren. Und individuelle Begleitungen wurden an sehr vie- denen gilt heute mein ganz besonderer Dank. len Lebenshilfe-Werk-Standorten gemacht, Um in Zahlen zu sprechen: 2020 hatten wir 60 Angebote zum Kochen, Basteln, Sporteln und Freiwillige, die sich für einen Tag, eine Woche, Spielen wurden gestaltet und durchgeführt, einen Monat oder länge engagiert haben. Die die Expertise von Expert*innen floss in die sich Zeit genommen haben und die trotz Pan- Arbeit der Gremien mit ein … 20 Ausgabe 04/2020
leben und gesellschaft Ein weiteres erfreuliches Ereignis in diesem Jahr war, dass Frau Fehlhaber für ihr langjähri- ges und intensives Engagement im Lebens- hilfe-Werk Weimar/Apolda mit der Thüringer Ehrenamtscard ausgezeichnet wurde. Die Thü- ringer Ehrenamtscard wird jährlich an Men- schen verliehen, die sich in besonderer Weise für ihre Mitmenschen im örtlichen Gemeinwe- sen einsetzen. Um meine Eingangsworte aufzugreifen, ich bin glücklich darüber, dass es im Lebenshilfe- Werk ganz und gar nicht still ist und wie viel Engagement in diesem Jahr stattgefunden hat. Und freue mich auf ein buntes und abwechslungsreiches Jahr 2021 mit vielen „alten“ und neuen Ehrenamtlichen. Leben auf dem Hof der Feuerwache Alte Feuerwache Weimar e.V. Es war ein einzigartiger und auch ganz schön ein Konzept für die Nutzung der Alten Feuer- verrückter Sommer auf der Alten Feuerwache wache entwickelt. Im September 2019 konnten Weimar: Der „Lock Down“ ab März warf alle die Häuser und das Grundstück an der Ecke ursprünglichen Pläne über den Haufen. Doch Erfurter Straße/Mozartstraße von der Stadt dank der kreativen Köpfe hinter Weimars gro- Weimar gekauft werden. Das Besondere ist, ßem Gemeinschaftsprojekt konnten wir den- dass die Feuerwache ein Hausprojekt im Ver- noch einen tollen Kultur- und Veranstaltungs- bund des Mietshäuser-Syndikats ist. Das sommer erleben. Erst Autokino, dann Spielort bedeutet, es gehört allen gemeinsam, die hier für Kunstfest und DNT, Bühne für Fair Trade Mieter oder Mieterin sind. Sie sind in einem Town und einen Open-Air-Kongress des Bedin- Hausverein organisiert. Auch das Lebenshilfe- gungslosen Grundeinkommens. Der Umsonst- Werk ist als Organisation Mitglied und möchte laden „Schenke“ und die Fahrradselbsthilfe- den Ort mitgestalten. Der Ort wird immer von werkstatt der Uni haben hier ein Zuhause auf den Menschen gestaltet und verwaltet, die im Zeit gefunden. Der Hof war 2020 genau das, Hausverein der Alten Feuerwache sind. Die was sich auch das LHW immer gewünscht hat: Feuerwache ist ein basisdemokratisches Pro- Ein lebendiger Ort für alle. jekt: Das heißt, die Mitglieder des Hausvereins Ein kurzer Rückblick: Zusammen mit einer treffen alle Entscheidungen gemeinsam. Für Bürger*innen-Initiative hat das LHW seit 2017 das LHW entstehen hier zum Beispiel zwei roll- Ausgabe 04/2020 21
leben und gesellschaft stuhlgerechte Wohnungen. Weitere Kooperati- jeder und jede sich beteiligen kann. Es sind onen sind geplant, so zum Beispiel ein kleiner weiterhin alle Interessierten herzlich eingela- Kindergarten. den, mitzugestalten und mitzufinanzieren. Zurück in die Gegenwart: Aktuell ist es Nur so kann Projekt auch umgesetzt werden. meistens recht ruhig auf dem Hof. An den Wochenenden sind jedoch Bauarbeiten in den Die Feuerwache freut sich über direkte Altbauten zu beobachten und abends leuch- Kontaktaufnahme: ten die Fenster bereits weihnachtlich. Denn im Alte Feuerwache Weimar Projekt GmbH Hintergrund ist sehr viel passiert. Es wurden Telefon: 03643 /443 33 65 Bauanträge gestellt, um im Frühling 2021 mit post@feuerwache-weimar.de der Sanierung der Wohnhäuser zu starten. Die Bürger*innnen-Intiative ist auch mit der Finan- Weitere Informationen auf der Homepage zierung weiter vorangekommen. Über 150 www.feuerwache-weimar.de Menschen unterstützen das Projekt bereits und auf Facebook: www.facebook.com/ durch große und kleine Nachrangdarlehen, altefeuerwacheWE/ sogenannte „Direktkredite“. Von benötigten 1,7 Millionen Euro kamen so bis jetzt rund 1,1 Milli- onen zusammen. Denn wie die Konzeptent- wicklung beruht auch die Finanzierung zu einem wichtigen Teil auf dem Gedanken, dass 22 Ausgabe 04/2020
assistenz und teilhabe Färberwoche am Eiermannbau Apolda Jetzt wird’s bunt! Franziska Jung, Assistenz des Vorstands Die Waidpflanze ist gerade in Thüringen sicher helfen uns zu einer nachhaltigen und damit die bekannteste Pflanze, die zum Färben von zeitgemäßen Möglichkeit für das künstlerische, Stoffen genutzt werden kann. Auf dem Außen- therapeutische und handwerkliche Gestalten“, gelände des Eiermannbaus in Apolda haben so Kunst- und Naturpädagogin Susanne Fren- sich interessierte Menschen mit und ohne zel von der Ökotrend GmbH. „Und das gemein- Behinderung jetzt eine ganze Projektwoche same Entdecken und Gestalten von Naturfar- lang mit der Gewinnung von Farbe aus Pflan- ben hat allen beteiligten Menschen viel zen, deren Anbau und dem Färben von Stoffen Staunen und Freude bereitet“ fügt Heidi und Holz beschäftigt. Veranstalter der Woche Rudolph vom Lebenshilfe-Werk hinzu. waren das Zentrum für ambulante Komplex- Die inklusive Projektwoche wurde von der leistungen (ZAK) des Lebenshilfe-Werkes Wei- AKTION MENSCH gefördert und fand im Rah- mar/Apolda und die Ökotrend Projekt- und men der Aktion #Eintrittfrei der IBA Thüringen Marketing GmbH. So wurden auch zum Fär- statt, die den viele Jahre leer stehenden Eier- ben geeignete Pflanzen angebaut. Später kann mannbau in Apolda zu einer Open Factory – hier der Kreislauf vom Samen bis zur Ernte einem kreativen und produktiven Ort – weiter- miterlebt werden. „Fast vergessene Verfahren entwickelt. der Farbherstellung aus Naturmaterialien ver- Ausgabe 04/2020 23
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