HERBST 2021 // AUF nIMMER WIEDERSEHEN
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GLAUBEN, LEBEN, TOD EDITORIAL Aufgrund der neu auf- Auf dem Titelbild sieht gerollten Diskussion über die man bunte Totenköpfe. Sie sind Sterbehilfe dachten wir: „Warum eine Symbolik aus der mexika- nicht mal darüber sprechen?“ nischen Totenkultur. Sie feiern Der Tod an sich ist bei uns den Tod genauso wie das Le- Christen ja schon eine ziemlich ben, denn die beiden gehören spannungsgeladene Sache. Was nun mal zusammen. Keins der passiert aber, wenn man dem beiden ist trauriger oder schö- CORINNA PETER Leben selbst ein Ende setzt? ner als das Andere. Ein biss- Chefredaktion, chen Himmel können wir ja auch PR & Kommunikation Da das Thema doch sehr schon auf der Erde erfahren. viel Sachverständnis benötigt, haben wir einige Personen vom Hiermit möchten wir euch Fach zu ihrer Meinung befragt. auch ganz herzlich zu unserem Darunter Moraltheologen, die „Dia de los Muertos“ einladen. Telefonseelsorge, Dignitas (ein Denn am 31.10. feiern wir genau Verein zur Sterbehilfe aus der das: unser Leben auf der Erde, Schweiz) und einen Bestatter. und das nach dem Tod. Genau- Sie alle berichten über ihr Wis- ere Infos zur Veranstaltung fin- sen über den Tod. det ihr unter www.junge-kirche- vorarlberg.at/termine. IMPRESSUM MEDIENINHABER: KATHOLISCHE CHEFREDAKTION: Corinna Peter DRUCK: Jochum Druck GmbH & Co KG JUGEND UND JUNGSCHAR REDAKTION: Mona Pexa, Fabian Jo- Alte Landstraße 39 A-6800 Feldkirch, Bahnhofstraße 13 chum, Andrea Gollob, Sabrina Wachter, A-6700 Bludenz T 05522 / 3485 - 127 Pete Ionian, Simon Friedle www.jochumdruck.at ZVR: 056876760 LEKTORAT: Brigitte Dorner DVR: 0029874/1200 TITELBILD: unsplash Die OFFENLEGUNG gemäß §25 Me- anstoesse@junge-kirche-vorarlberg.at FOTOS: unsplash diengesetz ist unter www.kathfish.at/ www.kathfish.at anstoesse abrufbar. BANKVERBINDUNG: Namentlich gekennzeichnete Beiträge BTV - 3 Banken Gruppe geben die Meinung der Verfasserin IBAN: AT22 1633 0001 3314 3025 bzw. des Verfassers wider und müssen BIC: BTVAAT22 sich nicht mit der Meinung der Redak- Empf.: Kath. Jugend und Jungschar Vor- tion decken. arlberg, Verw.zweck: anstösse 2
INHALT 4 // 22 // 36 // HIMMEL, HÖLLE, GOTT JUGENDGOTTESDIENST TERMINE 8 // 26 // 37 // STERBEHILFE - KINDERGOTTESDIENST TEAMNEWS EIN MORALTHEOLOGISCHER ANSATZ 30 // 39 // STERNSINGERAKTION TEAM 10 // STERBEHILFE 33 // BEHELF 12 // TELEFONSEELSORGE 34 // FIRMUNG 4.0 15 // VOM STERBEN UND VOM ABSCHIED NEHMEN 20 // DIGITALE HINTERLASSEN- SCHAFTEN 17 // BISCHOFSBLOG 3
HIMMEL, HÖLLE, GOTT WER KOMMT WO HIN UND WER ENTSCHEIDET DAS? Christian Kopf ist Theolo- ge und kennt sich im Bereich der Moraltheologie sehr gut aus. Als Leiter des Bildungshauses Bat- schuns haben wir ihn dort ge- troffen und nachgefragt, was er uns zu den Themen Himmel und GIBT ES IN DIESEM BEZUG EIN GUT UND EIN Hölle sagen kann. SCHLECHT? Natürlich. Ich kann meinen eigenen Willen nur für meine egoistischen Interessen einsetzen, oder ich kann ihn nutzen, um mich für andere ein- zusetzen. Letztlich hat jede Entscheidung die ich treffe, etwas mit meinem eigenen Willen zu tun. Mein eigenes Tun hat Folgen und Wirkung. Bei WENN GOTT UNS DEN FREIEN WILLEN GEGE- jeder Handlung kann ich meine Absicht und die BEN HAT, IST ES DANN NICHT AUCH EGAL Folgen des Tuns erkennen. Und das kann gut oder WAS WIR IM LEBEN TUN, WEIL WIR EH ALLE schlecht sein. STERBEN? Der Wunsch wäre, dass der Mensch seinen Der Tod ist Teil des Lebens und betrifft Willen nützt um sich für das Gute einzusetzen. Für uns alle – vor dem Tod sind wir alle gleich. Jeder glaubende Menschen kommt noch eine besondere Mensch muss mit seiner Vergänglichkeit umgehen Komponente hinzu. Wir beten „dein Wille gesche- lernen. Man kann es verdrängen, aber irgendwann he“ und diesen Willen Gottes gilt es, zu erkennen werden wir damit konfrontiert, spätestens wenn und umzusetzen. Das Ziel ist, diesen aus freien ein nahestehender Mensch stirbt. Stücken zu leben. Das klingt jetzt sehr theoretisch, Der freie Wille ist auf einer ganz anderen ist aber leicht mit der Frage „Was würde Jesus Ebene. „Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann tun?“ übersetzbar. gewinnen wir ein weises Herz“, heißt es im Psalm Dazu muss man natürlich in der Bibel gele- 90. Der deutet darauf hin, dass der Mensch auf- sen haben, was Jesus so ausmacht, damit man ein gerufen ist, Verantwortung zu übernehmen. Ver- paar Geschichten von ihm kennt. Ich bin überzeugt antwortung kann ich nur übernehmen, wenn ich davon, dass man als Christ*in, eine Beziehung zum meinen eigenen Willen erkenne und nutze. biblischen Jesus haben sollte. 4
Glauben heißt ja, dass ich im jetzigen Leben schon mit Jesus lebe und so ein Stück Reich Gottes erfahre und mitgestalte. Die Erfüllung, dass das ganz wird, das kommt mit dem Tod. Darum ist der Tod für uns Christen wie ein Durchgang, eine Ge- burt in ein neues Leben und nicht das Ende. Also wir dürfen nicht differenzieren wer in den Himmel kommt und wer nicht. Der Himmel ist ein Geschenk für alle. Geschenke muss man al- lerdings annehmen. Das ist ein Punkt, warum die Kirche immer gesagt hat, dass es die Hölle als Möglichkeit gibt. Das ist wieder mit dem eigenen Willen in Verbindung zu sehen. Der Mensch wird ja nicht von Gott gezwungen, dieses Geschenk an- zunehmen. Er braucht das „Ja“ des Menschen. Eine bestimmte Art zu leben, lässt darauf schließen, dass der Mensch „Ja“ zur Liebe Gottes sagt und das auch im Tod tun wird. MANCHE VERSUCHEN NACH BESTEM WIS- SEN UND GEWISSEN NACH DEM ZU LEBEN, WAS SIE DENKEN, DASS GOTT FÜR RICHTIG HÄLT. ANDEREN IST DAS HINGEGEN TOTAL EGAL. KOMMEN TROTZDEM ALLE IN DEN HIMMEL? Das ist eine Grundthematik des Lebens. Wir wissen ja nicht genau, was nach dem Tod passiert. Aufgrund von Geschichten in der Bibel können wir aber einige Perspektiven und Bilder zum Nachden- ken anbieten. Man nennt das Ganze „Eschatologie – die Lehre von den letzten Dingen“. Damit meint man Himmel, Hölle, Fegefeuer und das Leben nach dem Tod. Mit einem Blick in die Geschichte wissen wir, dass einige dieser Bilder höchst prob- lematisch sind, und dass es manchmal Leute ge- geben hat – und immer noch gibt – die meinen zu wissen, was nach dem Tod genau passiert, und das stimmt einfach nicht. Wir hoffen natürlich auf die Möglichkeit für jeden, in den Himmel zu kommen. Der Himmel ist kein Verdienst. Er ist ein Geschenk der Liebe Got- tes, der uns das Leben in Fülle verspricht. Eigentlich bekommen wir hier auf der Erde schon einen Vorgeschmack auf den Himmel und auf die Hölle. Denn Jesus sagt ja: „Das Reich Got- tes ist mitten unter euch und bricht jetzt schon an“. 5
Ein Mensch der sich stän- kommen. Manche tun nach bes- nigung. So wie ich vorhin gesagt dig gegen Geschenke wehrt, der tem Wissen und Gewissen das, habe, der Himmel beginnt jetzt immer alles selber machen will, was ihnen einen Vorteil bringt. schon, verhält es sich auch mit bei dem nur zählt, was er selbst Der Blick auf Jesus und die bib- dem Fegefeuer. getan hat, da wird’s schwierig. lische Botschaft sagt aber, dass Aber die Kirche hat noch nie nur das gut ist, was ein Zeichen Wenn man merkt, dass gesagt, dass jemand fix in der der Liebe zu mir selber, zu den man was Falsches getan hat, Hölle ist. Was sie fix sagt, ist, anderen, zu Gott und zur ge- und einem das leid tut, dann dass Maria und andere Heilige samten Schöpfung ist. hat man die Chance, sich zu in der Gemeinschaft mit Gott Wenn ich das wirklich entschuldigen. In diesem Punkt leben. Die Kirche ist also beja- ernsthaft leben möchte, dann brauchen wir den anderen, da- hend zum Himmel, aber die Höl- merke ich, dass das nicht so ein- mit er uns vergibt. Fegefeuer ist le lässt sie offen. fach ist. Es ist immer wieder eine die Idee, dass der Mensch im Herausforderung, gleichzeitig Tod der Liebe Gottes begegnet Ein wichtiger Punkt ist, auch immer wieder eine Chance. und er*sie schmerzhaft bemerkt, dass der Mensch von Gott nicht gezwungen wird. Der Mensch kann auch die Isolation oder Gottesferne wählen. Viele pro- blematische Vorstellungen hän- gen vermutlich damit zusam- men, dass manche ein völlig falsches Gottesbild haben, ge- gen das sie sich wehren. Es hat ja immer wieder Zeiten in der Geschichte der Kirche gegeben, in denen man versucht hat, mit der Hölle den Menschen Angst zu machen oder sie zu erziehen. Das ist aber nicht die Art und Weise, wie Jesus mit den Men- schen umging. Wobei es Stellen in der Bibel gibt, die diesbezüg- lich sehr hart wirken. Diese Texte haben vor allem das Ziel, uns zum Nachdenken anzuregen, ob das, was man tut wirklich richtig ist und sie wollen zu einem Neu- beginn aufrufen – es ist Zeit, werde wach und lebe anders! Wenn Menschen nach bes- tem Wissen und Gewissen han- deln, dann braucht man sich nicht zu sorgen. Nach bestem Leben heißt also, sich wie viele Chancen er*sie vertan Wissen und Gewissen zu han- ständig weiterzuentwickeln. hat und das tut weh. Das ist ein deln hat zwei Voraussetzungen: Manche, die das nicht tun, die Reinigungsprozess. Das ist die einmal, dass man sich immer sind im Grunde schon tot. Le- Voraussetzung, um ganz „Ja“ zu wieder neues Wissen aneignet ben bedeutet, zu erkennen was Gott und seiner Liebe zu sagen. und zum anderen, dass man das richtig und was falsch ist, und zu Gewissen ein Leben lang weiter- erleben, dass es manchmal weh Wenn man allerdings bo- bildet. Das bedeutet, dass man tut, wenn ich mich falsch verhal- ckig behauptet, dass man keine in der Erkenntnis wächst. Die ten habe. In diesem Zusammen- Fehler macht, hat man bereits Grundvoraussetzung dafür ist hang hat es früher den Begriff im Leben nicht die Chance auf die Selbsterkenntnis. Man muss des Fegefeuers gegeben. Im Sin- Vergebung, und auch vor Gott sich ja selbst auf die Schliche ne der Läuterung, also der Rei- wird es schwierig. 6
WAS PASSIERT, WENN MAN WARUM LÄSST GOTT LEID DIE CHANCE NICHT AN- ZU? WARUM GEHEN MAN- NIMMT? CHE MENSCHEN SEHR Das wäre dann die Hölle. SCHNELL AUS DEM LEBEN? Man isoliert sich selber, man Die Warum-Frage hilft da nimmt sich selbst heraus. Wie nicht weiter, weil es keine Ant- das genau ausschaut, das wis- wort darauf gibt. Zumindest sen wir nicht. Aber man kann nicht aus christlicher Sicht. sich das so vorstellen, dass wenn Gott spielt mit uns nicht man hier auf der Erde etwas wie mit Marionetten – hier greift Böses dem anderen antut und er ein, dort nicht. Das wäre fa- das nicht bereut, dann ist man tal. Das wäre die Projektion irgendwann alleine. einer menschlichen Vorstellung auf Gott. Wir Christen haben ei- Wichtig ist: Gott mag uns nen empathischen Gott, der mit alle, trotz dem, was wir alles uns mitleidet – siehe auch Jesu angestellt haben. Wenn wir um Weg. Aber, hier auf der Erde Verzeihung bitten, bekommen haben wir nicht das Paradies wir die auch. Auch das können und da gehören Krankheit und wir schon auf der Erde erfahren, Leid dazu. Manches Leid, das wenn wir von jemandem bedin- passiert, ist menschenverschul- gungslos geliebt werden, dann det. Wir können nicht Gott die ist das ein himmlisches Gefühl. Schuld für Kriege, Verbrechen Das ist Vergebung. Im Tod steht und Umweltkatastrophen, die der Mensch nach unserer Vor- z.B. dem Klimawandel zuzuord- stellung genau vor dieser Erfah- nen sind, in die Schuhe schieben. rung. Wir können nur darauf vertrauen, dass Gott es schluss- WAS PASSIERT MIT LEUTEN, endlich gut mit uns meint. Die DIE IHREM LEBEN SELBST EIN Liebe ist größer als der Tod. ENDE SETZEN? Menschen in schwierigen Situa- tionen sollen wir beistehen und Herr des Lebens ist Gott. erleben lassen, dass der/die an- Der Mensch kann also nicht dere nicht allein ist, dass ich mit- über das Leben verfügen. leide und mithoffe. Selbstmord ist die falsche Solche Aussagen wie: „Gott Bezeichnung für das, was es ist. bestraft“ oder „Gott rächt sich“ Ein Suizid passiert nicht in völ- sind gotteslästernd, unchristlich liger Freiheit, da sich der be- und unbiblisch. troffene Mensch aus vielfältigen Motiven unter Druck erlebt. Seit 1983 ist Selbstmord auch recht- lich gesehen kein Mord. Es ist eine Selbsttötung aus einer hef- tigen Krise heraus und für die Betroffenen oft der scheinbar einzige Ausweg, den sie in der Situation sehen. Wir Christen sollten solchen Menschen – und MAG. CHRISTIAN KOPF ihren Angehörigen - beistehen Moraltheologe, Leiter Bildungshaus Batschuns und dürfen sie nicht verurteilen. 7
STERBEHILFE - EIN MORALTHEOLOGISCHER ANSATZ WAS SAGT DIE BIBEL ZUR STERBEHILFE? Als (unter anderem) Mit- Suizidforschung wissen wir, dass DER FREIE WILLE DES MEN- glied der Internationalen Verei- suizidal veranlagte Menschen SCHEN IST GOTT UNSAG- nigung für Moraltheologie und oft darunter leiden, dass sie ihre BAR WICHTIG. IST ES DANN Sozialethik, und des Klinischen Freiheit zunehmend als einge- NICHT AUCH IN ORDNUNG, Ethikkomitees Innsbruck ist der engt erleben und immer weniger AUS FREIEM WILLEN DAS Moraltheologe Martin Lintner Möglichkeiten sehen, ihr Leben EIGENE LEBEN ZU BEENDEN? die perfekte Ansprechperson frei zu gestalten. Trotz der ein- ,wenn es um die Themen Glaube, geschränkten Freiheit, würde ich In dieser Frage sehe ich Religion und Sterbehilfe geht. dennoch einem Menschen, der zwei spannende Aspekte. Den Er hat versucht, auf unse- Sterbehilfe in Anspruch nehmen ersten möchte ich so benennen: re brennenden Fragen eine Ant- möchte, die Freiheit nicht ab- Niemand hat mich gefragt, ob wort zu geben. sprechen wollen. Ich würde es ich leben möchte. Warum sollte für wichtig halten, ihm Lebens- ich dennoch leben müssen bzw. möglichkeiten und Alternativen warum sollte es mir verwehrt zur Sterbehilfe aufzuzeigen. sein, meinem Leben ein Ende zu setzen? Kann mich jemand zwin- IST EIN MENSCH, DER SICH SIND MENSCHEN, DIE STER- gen zu leben? Ich glaube, dass ÜBERLEGT, STERBEHILFE IN BEHILFE ERMÖGLICHEN, aus dem Recht zu leben tatsäch- ANSPRUCH ZU NEHMEN, MÖRDER? lich keine Pflicht zu leben abge- ÜBERHAUPT NOCH FREI, leitet werden kann. DIESE ENTSCHEIDUNG ZU Unter Mord verstehen wir TREFFEN? die vorsätzliche Tötung eines Die unausweichliche Tat- Menschen aus niederen und ver- sache, dass ich lebe und dass es Wahrscheinlich können wir abscheuungswürdigen Motiven. mich gibt, ohne dass ich selbst diese Frage nicht für alle Men- Ich wäre zurückhaltend, die Ab- die Entscheidung dafür getrof- schen einheitlich beantworten. sichten von Menschen, die Ster- fen habe, nötigt mich zur Aus- Die Beweggründe, dass jemand behilfe ermöglichen möchten, einandersetzung mit dieser Vor- nicht mehr leben möchte, kön- in dieser Weise zu beurteilen. gegebenheit meines Lebens. Es nen sehr unterschiedlich sein: Nichtsdestotrotz halte ich die stellt sich mir die Frage, wie ich von der Angst vor Schmerzen vorsätzliche Tötung eines ande- mich dem Leben gegenüber am oder einer unheilbaren Krank- ren Menschen für ethisch falsch. besten verhalte bzw. wie ich ihm heit bis zur Sorge, anderen zur am besten gerecht werde: in- Last zu fallen. Oder jemand hat dem ich es zerstöre oder so gut - aus welchen Gründen auch im- wie möglich, innerhalb der ge- mer - den Lebensmut und den gebenen Grenzen, versuche zu Lebenswillen verloren. Viele die- gestalten. Und hier kommt der ser Beweggründe können die zweite Aspekt: die Freiheit. Ja, Freiheit einschränken. Aus der wir glauben daran, dass Gott 8
uns die Freiheit geschenkt hat. Nicht nur im Sin- LÄSST SICH STERBEHIL- ne einer Wahlfreiheit zwischen unterschiedlichen FE ÜBERHAUPT MIT DEM Optionen, z.B. leben zu wollen oder eben nicht. Ich CHRISTLICHEN GLAUBEN sehe sie als Freiheit zu etwas, nämlich mein Leben VEREINBAREN? nach bestem Wissen und Gewissen so zu gestal- ten, dass es sinnvoll ist. Der Tod ist eine definitive Ich halte es für wichtig, zu Grenze und frei nach dem Märchen der Bremer differenzieren zwischen Sterbe- Stadtmusikanten würde ich sagen: Solange wir le- hilfe und Sterbenlassen. Dass ben, finden wir allemal etwas Besseres als den Tod. man auf ausdrücklichen Wunsch eines*einer Patient*in Therapien WIE STEHEN SIE ZU DEN NEUESTEN RECHTLI- abbricht oder unterlässt und so CHEN ENTWICKLUNGEN AM VFGH BEZÜG- zulässt bzw. nicht verhindert, LICH STERBEHILFE? dass er*sie stirbt, ist aus ethi- scher Sicht anders zu beurteilen, Das Urteil des VfGH sieht vor, dass die Tö- als einen Menschen gezielt zu tung auf Verlangen weiterhin verboten bleibt. Das töten oder ihm beim Suizid zu Verbot der Beihilfe zu Suizid wird hingegen als ver- helfen. Letzteres halte ich mit fassungswidrig abgelehnt. In der Begründung sehe dem christlichen Glauben für ich mehrere problematische Aspekte: Die Freiheit schwer vereinbar. zu leben oder zu sterben wird auf derselben Ebe- ne als zwei gleichwertige Alternativen angesehen. Für mich stellt das Leben aber jedenfalls ein hohes Gut dar, das ich nicht mit dem Tod als gleichrangig ansehe. Ebenso wird die Würde reduziert darauf, dass jemand in seiner Freiheit nicht eingeschränkt wird. Die Freiheitsrechte dienen zweifelsohne dazu, die Würde eines Menschen zu schützen. Es ist aber zu kurz gegriffen, den Schutz der Menschenwürde nur so zu verstehen, dass ich die Wünsche eines Menschen erfülle. Und schließlich wird über die Freiheit zum Suizid so gesprochen, dass dabei ein wichtiger Aspekt zu kurz kommt: dass im konkre- PROF. DR. ten Leben ein Suizid oder der Todeswunsch meis- MARTIN LINTNER tens Ausdruck von Verzweiflung ist, eingebettet in Moraltheologe ein oft tragisches Lebensschicksal. 9
STERBE- HILFE GEHEN IN WÜRDE Das Team des Schweizer Am 11. Dezember 2020 verkündete der ös- Vereins «DIGNITAS – Men- terreichische Verfassungsgerichtshof: Es ist verfas- schenwürdig leben – Menschen- sungswidrig, jede Art der Hilfe zur Selbsttötung würdig sterben» hat uns einige ausnahmslos zu verbieten. Die Wortfolge «oder Fragen zur Sterbehilfe beant- ihm dazu Hilfe leistet» in § 78 des Strafgesetz- wortet. buches («Hilfeleistung zum Selbstmord») verstößt Als gemeinnützig tätiger gegen das Recht auf Selbstbestimmung, weil die- Verein setzen sie sich ein für ser Tatbestand jede Art der Hilfeleistung unter al- Wahlfreiheit, Selbstbestimmung, len Umständen verbietet. Eigenverantwortung und Men- Diese Erkenntnis war für einige eine Über- schenwürde bis zuletzt. Seit 1998 raschung. Tatsächlich erfolgt sie in einer Linie mit engagieren sie sich international ähnlichen Urteilen in der Schweiz, Deutschland, für die Durchsetzung des «letz- Kanada, usw. ten Menschenrechts». Somit besteht ab 1. Jänner 2022 auch in Ös- terreich eine zusätzliche Wahlfreiheit bezüglich des eigenen Lebensendes dergestalt, dass eine Person, die in der Lage ist, ihren Willen frei zu bil- den und danach zu handeln, darüber bestimmen kann, auf welche Art zu welchem Zeitpunkt ihr Le- ben enden soll. So formulierte es der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte bereits 2011. AB WANN IST ES GERECHTFERTIGT, SEIN LEBEN SELBST ZU BEENDEN UND WER ENT- SCHEIDET DAS? Diese Frage enthält eine Unschärfe und ein Werteurteil. Weder das Lebensende noch selbst- gewählt sein Leben beenden bedingen eine Recht- fertigung im Sinne einer Berechtigung. Der Mensch ist ein Lebewesen, das norma- lerweise fähig ist, über sich selbst und den Wert und die Lebensqualität seines eigenen Lebens, so- wie das Lebensende zu reflektieren, sprechen, ent- scheiden und danach zu handeln. Ob man glaubt, Gott oder die Evolution habe uns diese Fähigkeit gegeben: sie wird schon lange genutzt. Das zeigt 10
auch die Bibel: Ahitophel, der In dieser Situation braucht sah, dass sein Rat nicht ausge- es die Wahlmöglichkeit, sich führt wurde und sich erhängte ergebnisoffen und umfassend (2 Samuel 17, 23) und Judas, der zu allen Optionen der Lebens- das Geld in den Tempel warf, qualitätsverbesserung, der Le- hinweg ging und sich ebenfalls bensverlängerung und der Lei- erhängte (Matthäus 27, 5) als densbeendigung informieren zu Beispiele. Stets entscheidet der können, und Hilfe zu erhalten, betroffene Mensch selbst, und die persönliche Wahl umzuset- hat seine Gründe dafür. Das ist zen. in der Neuzeit nicht anders. Um Menschen in einer Si- IST EIN MENSCH, DER EINEM tuation beizustehen, in der sie ANDEREN ZU STERBEN HILFT, den Tod dem Leben vorziehen, EIN MÖRDER? soll nicht nach einer Rechtferti- gung, sondern nach dem Grund Sterben und Tod sind Teil für diesen Wunsch gefragt wer- des Lebens. Täglich helfen enga- den. Dies ist der Ausgangspunkt gierte Palliativmediziner*innen wirksamer Suizidversuchs-Prä- und Ärzt*innen schwerkranken vention und Lebensschutzes. und betagten Menschen zu ster- ben, in dem sie den Übergang WELCHE GRÜNDE NENNEN vom Diesseits ins Jenseits er- BETROFFENE MENSCHEN leichtern. Bei Wunsch nach Be- FÜR IHREN TODESWUNSCH? Die Errungenschaften der modernen Medizin sind ein Se- gen. Heute können Krankheiten behandelt und geheilt werden, an denen noch vor wenigen Jahren viele Menschen früh ver- starben. Die Lebenserwartung ab Geburt hat sich während der letzten 150 Jahre verdoppelt. Eine Lebensverlängerung ist über einen klinischen Tod hinaus möglich. Die moderne Leistungsge- sellschaft kann das Verständnis für unsere Endlichkeit trüben. Täglich werden wir mit dem Ide- al eines schlanken, sonnenge- bräunten, gesunden und erfolg- reichen Menschen konfrontiert; dies das Bild, das uns Werbung und Unterhaltung zeigen und was manchmal als Norm be- trachtet wird. Beides kann zu Situatio- nen führen, dass ein Mensch sei- nem eigenen Leben nicht mehr zureichend Lebensqualität bei- messen mag. Lebensverlänge- rung kann zu Leidensverlänge- rung werden. 11
handlungsabbruch, womöglich festgelegt in einer Patientenver- fügung, manchmal auch früher. TELEFON- SEELSORGE Daraus schloss der österreichi- sche Verfassungsgerichtshof: «Wenn einerseits der Patient darüber entscheiden kann, ob sein Leben durch eine medizini- sche Behandlung gerettet oder verlängert wird, und anderer- seits durch das Ärztegesetz so- gar das vorzeitige Ableben eines Patienten im Rahmen einer me- HILFE ÜBERS TELEFON dizinischen Behandlung in Kauf genommen wird, ist es nicht ge- rechtfertigt, dem Sterbewilligen die Hilfe durch einen Dritten bei einer Selbsttötung zu verbie- Wir haben eine ganz be- ten.» sondere Einladung erhalten: wir durften die Zentrale der Tele- Dies alles hat nichts mit fonseelsorge besichtigen! Adres- Mord zu tun, einer Tat «zur se haben wir keine bekommen, Befriedigung des Geschlechts- lediglich eine Wegbeschreibung. triebs, aus Habgier oder sonst Es erwartete uns ein gemütliches aus niedrigen Beweggründen, Büro und eine freundlich grin- heimtückisch oder grausam sende Frau. Sie hat uns einen oder mit gemeingefährlichen Einblick in den Alltag bei der Mitteln» wie es zum Beispiel das Telefonseelsorge 142 gewährt. deutsche Strafgesetzbuch for- muliert. WAS SAGEN SIE ZU KOM- MERZIALISIERUNGSVOR- WÜRFEN BEZÜGLICH FREI- WARUM IST DER STANDORT DER TELEFON- TODANGEBOTEN? SEELSORGE GEHEIM? Es gibt keine derartige Kommerzialisierung. Der Verein Die Anonymität wird bei uns sehr hoch be- «DIGNITAS – Menschenwürdig wertet, um die Hemmschwelle der Anrufer*innen leben – Menschenwürdig ster- so niedrig wie möglich zu halten. Nicht zu wissen, ben» beispielsweise gewährt wer mein Gegenüber ist, kann mir helfen, mich statutengemäß wenn nötig, Er- noch leichter zu öffnen und auch intimste Proble- lass von der Zahlung von Bei- me anzusprechen. Auch die meisten Anrufer*innen trägen. So stehen alle Dienste bleiben unbekannt. Es kommt sehr selten vor, dass allen Menschen unabhängig jemand seinen*ihren Namen nennt. von ihrer finanziellen Situation Anonym bleiben zu können, ist auch ein offen; auch die Suizidhilfe. Schutz für unsere Mitarbeiter*innen. Es kann dann nicht passieren, dass jemand außerhalb der Autoren: Das Team des Dienstzeit direkt mit einem*einer Anrufer*in und Schweizer Vereins «DIGNITAS den belastenden Themen konfrontiert wird. Nur – Menschenwürdig leben – Men- das engste Umfeld unserer Mitarbeiter*innen darf schenwürdig sterben» wissen, dass sie bei uns beschäftigt sind. Wir haben auch unangenehme Anrufer*in- nen. Da wäre es fatal, wenn eine*r von denen plötzlich persönlich auftaucht. 12
WIE FUNKTIONIERT DIE TELEFONSEELSORGE? Es kann aber durchaus vorkommen, dass ein Gespräch bis zu einer Stunde dauert. Wenn sich Es ist die Kunst, die richtigen Fragen zu stel- die Themen allerdings im Kreis drehen und man len. Es ist überwiegend so, dass die Anrufer*innen mit allem durch ist, dann versuchen wir vorsichtig, Platz brauchen für ihre Schilderungen. Oft beginnt zu einem stimmigen Ende zu kommen. Für einige ein Gespräch mit der Aussage: „Heute geht’s mir sind wir eine wichtige und oft einzige Ansprech- nicht so gut…“. Dann kommt vielleicht eine längere person. Pause. Das ist auch wichtig, dass man den Leu- ten da Raum gibt. Danach kann man nachfragen, Es kann sein, dass man während einem was passiert ist, was der Grund dafür ist, dass es Dienst zwei Gespräche führt, es kann aber auch einem nicht gut geht. Die meisten kommen dann sein, dass das Telefon durchgehend klingelt und sehr schnell ins Reden rein. Es ist schon wichtig, man kaum hinterherkommt. hier und da mal nachzufragen, aber noch wichti- ger ist es, dass die Klient*innen spüren, dass man WAS SIND DIE THEMEN, MIT DENEN DIE LEU- ihnen zuhört. TE ZU EUCH KOMMEN? Die Länge eines Gespräches ist nicht ent- scheidend für die Qualität der Begegnung am Das ist ganz verschieden. 95% der Anrufe Telefon. Manchmal reichen 5 Minuten, manchmal haben Alltagsthemen zum Inhalt. Darunter fallen braucht man 30 Minuten und manchmal braucht Schwierigkeiten mit Nachbarn oder in der Familie, es nur eine Auskunft welche Beratungsstelle wei- in der Schule oder am Arbeitsplatz, und manch- terhelfen kann. mal muss sich einfach ein Ärger Luft machen. Für Leute mit Depressionen sind wir wie ein Anker, mit Auf unserer Webseite findet man das soziale dem sie sich durch den Tag hanteln. Nur ca. 5% Netz www.142online.at Dort findet man sämtliche sind absolute Krisenanrufe. Darin geht es um Sui- Einrichtungen in Vorarlberg, an die man sich bei zidgedanken, Gewalt- und Missbrauchserfahrun- Problemen wenden kann – zum Beispiel Drogen- gen und psychische Ausnahmesituationen. Es gibt beratungsstellen oder therapeutische Einrichtun- auch erfreuliche Anrufe, bei denen die Anrufer*in- gen. nen von schönen Erlebnissen berichten. ICH HABE VORHIN IN EUREM BÜRO EINE MAPPE MIT DER AUFSCHRIFT „SUIZIDPRÄ- VENTION“ GESEHEN. WAS HAT ES DAMIT AUF SICH? Die Gründungsidee der Telefonseelsorge war, Menschen einen Anker zu bieten, wenn ihre Not am stärksten ist. Die Leute können anonym bleiben und dürfen sich sicher sein, dass ohne ihre Zustimmung nichts in die Wege geleitet wird. Je- de*r ist für sein*ihr Leben selbst verantwortlich. Wenn die Person Hilfe möchte, dann tun wir na- türlich alles, was wir können. Aus Erfahrung wissen wir, dass viele in einer Situation sind, aus der sie selber nicht mehr raus- kommen. In solchen Krisengesprächen versuchen wir erst einmal zu beruhigen und eine neue Pers- pektive zu öffnen. Eigentlich will niemand sterben, aber kann „so“ nicht mehr weiterleben. Das Aus- sprechen von Suizidgedanken empfinden viele als Befreiung. 13
WEIL ES IN UNSERER AUSGABE UM DEN TOD WENN DU MAL PROBLEME GEHT – WIE OFT WERDET IHR DAMIT KON- HAST, ODER EINFACH EIN FRONTIERT? OFFENES OHR BRAUCHST: Da es im letzten Jahr wegen Corona oft nicht möglich war, sich von seinen Liebsten zu ver- Unter der Notrufnummer abschieden, war das oft ein Thema. Bei manchen 142 erreichst du 24 Stunden am Menschen ist der Trauerprozess sehr lange. In un- Tag gebührenfrei jemanden zum serer Gesellschaft muss aber vieles schnell gehen Reden. und die Trauernden haben das Gefühl, dass sie nicht weiter über ihre Gefühle reden dürfen. Da Im Sofortchat unter sind sie froh um ein offenes Ohr. www.142online.at kannst du zu bestimmten Zeiten direkt mit WIE GEHT IHR MIT DEN PROBLEMEN, DIE einem Berater oder einer Bera- EUCH GESCHILDERT WERDEN, UM? WER terin chatten. ODER WAS HILFT EUCH? Die Mitarbeiter*innen verpflichten sich zur regelmäßigen Supervision. Aber schon bei der Dienstübergabe können die Belastungen ange- sprochen werden. Reden hilft! Die Leitung und der Obmann sind für die Mitarbeiter*innen ein ebenso wichtiges „Sicherheitsnetz“. In der Ausbildung werden von den Anwärter*innen die ei- genen Krisensituationen gut be- leuchtet. „Ich kann nur eine Stüt- ze für andere sein, wenn ich die eigenen Themen gut kenne und bewältigt habe“. Eine wertschätzende At- mosphäre im Team, offene Be- gegnungen und eine gesunde Fehlerkultur tragen dazu bei, dass sich Ehrenamtliche sicher fühlen und es ihnen gut geht. Humor ist eine weitere wichtige Zutat für ein gutes Teamklima. Seit 40 Jahren besteht die Tele- fonseelsorge. Aktuell haben wir 95 Mitarbeiter*innen, zwei davon sind schon von Anfang an dabei. SUCHT IHR LEUTE, DIE BEI EUCH MITMACHEN? Wir freuen uns über jede*n Interessierte*n, Mindestalter ist 25 Jahre. Die nächste Ausbildung startet voraussichtlich 2023. Auf der Homepage www.142online.at finden sie die entsprechenden In- formationen dazu. 14
VOM STERBEN UND VOM ABSCHIED NEHMEN MIT EINEM BESTATTER IM GESPRÄCH Christof Wieland ist Be- die soziale Komponente kommt kommen dann später dazu und statter bei der Bestattung Am- auch dazu. Ich stehe dem Pfar- machen die Versargung und mann in Rankweil, Götzis, Hohe- rer und den Angehörigen in ei- holen nach Absprache den*die nems. Der Tod ist somit ständiger ner schweren Zeit hilfreich zur Verstorbene*n ab. Es ist wichtig, Begleiter in seinem Alltag. Wie Seite. Es ist ein sehr schöner und den Angehörigen Zeit für den er mit dem Sterben umgeht, wie erfüllender Beruf. Abschied zu geben, damit jeder sein Arbeitsalltag aussieht und die Möglichkeit hat sich noch- vor allem wie er auf diesen Be- mals zu verabschieden. ruf gekommen ist, lest ihr hier. WIE LÄUFT DAS AB, WENN Wenn die Angehörigen JEMAND STIRBT? WER OR- Kontakt mit uns aufnehmen, GANISIERT DIE BEERDI- dann kommt erst einmal die GUNG? Frage, ob eine Feuer- oder Erd- bestattung gewünscht ist? Darü- WIE BIST DU AUF DIE IDEE Wenn jemand zu Hau- ber sollte man mit seiner Familie GEKOMMEN, BESTATTER ZU se stirbt, dann stellt zuerst ein geredet haben, das erleichtert WERDEN? Beschauarzt den Tod fest. Wir die Entscheidung der Angehöri- Ich war Ministrant in Rankweil und habe auf einigen Beerdigungen ministriert. Ich habe dort dem Bestatter schon immer aufmerksam bei ihrer Arbeit zugeschaut. Die Vielsei- tigkeit des Berufs hat mich fas- ziniert. Als eine Stelle bei der Bestattung Ammann frei wurde, habe ich die Chance ergriffen, mich beworben und die Stelle bekommen. Mein Arbeitsalltag ist sehr abwechslungsreich. Ich kümmere mich um den Trauerdruck, re- tuschiere Fotos der Verstorbe- nen, bin administrativ im Büro, bin viel draußen unterwegs und 15
gen enorm. Je nach dem kommt ganisation in die Hand nehmen Mein persönlicher Bezug der*die Verstorbene dann zu müssen und diese sind dann für zum Tod hat sich nicht verän- uns zur Einkühlung oder wir uns auch der Auftraggeber. Sie dert. Mir ist aber noch einmal überführen ihn ins Krematorium sind dafür verantwortlich, dass bewusster geworden, wie wich- nach Hohenems. Dort gibt es ei- die Wünsche umgesetzt werden. tig das persönliche Abschied- nen gekühlten Raum, den Raum Es ist das wichtigste, dass man nehmen ist. Auch wenn Kinder der Ruhe, wo die Verstorbenen die Würde gegenüber dem*der den Wunsch haben, sich von bis zur Kremation aufbewahrt Verstorbenen zeigt und des- dem*der Verstorbene*n sich zu sind. sen*deren Wünsche respektiert. verabschieden, dann sollte ih- Sobald wir informiert sind, nen diese Möglichkeit gegeben läuft das Rädchen und wir lot- WIE SETZT DU DICH ALS BE- werden. sen die Angehörigen so sanft STATTER MIT DEM TOD AUS- Darum genieße ich jeden wie möglich durch die Organisa- EINANDER? Tag mit den Freunden oder der tion des Trauerfalles. Familie und schaue darauf, dass Ich glaube, dass ich un- es mir und allen gut geht. Je nachdem ob die Trauer- terbewusst schon vorsichtiger feier in der Kirche oder an ei- lebe, weil ich tagtäglich mitbe- nem neutralen Ort (z.B.: in der komme, durch welche Unfälle Leichenhalle) stattfinden soll, Menschen sterben. Da mache stellen wir den Kontakt zu der ich beim Wandern lieber einen jeweiligen Organisation her. Schritt weniger. Ich weiß, wie schnell ein Leben vorbei sein Die meisten Friedhöfe sind kann und dass man jeden Tag Gemeindefriedhöfe und nicht damit rechnen muss, dass es einer bestimmten Konfession der Letzte sein kann. Vor allem, zugehörig. Bei einer Feuerbe- wenn man einen Trauerfall be- stattung darf ein kleiner Teil der treut, wo der*die Verstorbene* Asche auch mit nach Hause ge- denselben Jahrgang hat wie ich nommen werden. selber oder den Jahrgang der eigenen Eltern, dann denkt man schon daran, dass es auch dich FÜR WEN IST EINE BEERDI- oder deine Eltern treffen könnte. CHRISTOF WIELAND Bestatter GUNG GEDACHT? FÜR DIE Keine*r weiß, wann er*sie stirbt HINTERBLIEBENEN ODER und das ist auch gut so. DEN*DIE TOTE*N? Meine persönliche Mei- nung: Rituale und die Möglich- keit, Abschied zu nehmen, sind wichtig. Die Angehörigen müs- sen gemeinsam zurückblicken können, damit sie nicht das Ge- fühl haben, alleine zu sein. Es kommt jedoch auch vor, dass sich der*die Verstorbene wünscht, die Beerdigung/Beisetzung im kleinen Rahmen durchzuführen. Es kann sich jede*r zu Lebzei- ten schon Gedanken über den Ablauf der eigenen Trauerfeier machen und das schriftlich fest- halten. Bei uns Bestattern kann man auch schon im Vorhinein be- sprechen wie das Ganze ablau- fen soll. Es ist aber so, dass die nächsten Angehörigen die Or- 16
DIGITALE HINTER- LASSENSCHAFTEN WAS BLEIBT, WENN WIR GEHEN (IM NETZ BESTEHEN)? Wir leben zur Zeit in zwei Welten. Da ist jetzt noch gar nicht Dies- und Jenseits gemeint. Sondern analog und digital, real und virtuell. Zwischen diesen Welten herrscht keine scharfe Trennlinie mehr. Unsere realen Beziehun- gen werden virtuell aufrecht- erhalten. Digitale Technologien prägen unsere Kommunikation, mit unserem engsten Umfeld und mit der ganzen Welt. Wir weitreichend. Wir bauen digitale Avatare, zeich- bleiben miteinander in Kontakt, nen Bilder von uns und inszenieren virtuelle Rollen. indem wir Story-Updates und Soziale Medien sind oft geschönte Tagebücher. Postings verfolgen. Oft ganz Unsere Profile lassen auf unsere Meinungen, Inte- ohne miteinander zu reden, ressen und Grundhaltung rückschliessen. Wir tra- wissen wir dennoch, was in letz- gen unsere Netzwerke zur Schau. Wir veröffentli- ter Zeit im Leben der anderen chen unsere Fotoalben. Wie man mit den digitalen passiert. Wir nutzen unsere On- Möglichkeiten umgeht, kann und soll jede und je- linepräsenz für unsere Jobs, um der für sich selbst entscheiden. Doch was, wenn auf unsere Events aufmerksam wir sterben und somit auch nicht mehr entscheiden zu machen, um unsere Leiden- können? Was passiert dann mit unseren digitalen schaft zu teilen und für die Do- Avataren, Profilen, Daten und Konten? kumentation unserer Wochen- endaktionen. ALLES KLAR GEREGELT? SCHON MAL DARÜBER NACHGEDACHT? So manche und mancher hat vielleicht noch nie darüber nachgedacht. Währenddessen fin- Darüber, welche Chancen det man auf der Plattform oesterreich.gv.at der und Herausforderungen eine öffentlichen Verwaltung bereits Allgemeines zum solche Mediennutzung mit sich digitalen Nachlass, digitaler Vorsorge und den bringt, wird viel zu wenig disku- Umgang mit dem digitalen Nachlass eines Ver- tiert. Denn der Einfluss digita- storbenen. Klingt so, als wäre alles klar geregelt. ler Medien auf unser Leben ist Ist es aber nicht wirklich. Unter dem Begriff digita- 17
ler Nachlass kann sich zwar jede und jeder etwas DATEN- UND KONTEN-VORSORGE? vorstellen, aber eine allgemein gültige Definition gibt es nicht. Darum schlagen offizielle Stellen Vorsorge vor. Erst mal Bestandsaufnahme machen, eine Laut ISPA werden damit jene Daten be- vollständige Liste mit allen Online-Mitgliedschaf- zeichnet, die nach dem Tod einer Userin oder ei- ten. Vielleicht gar keine schlechte Übung, denn oft nes Users im Internet weiter bestehen. Dazu zäh- ist uns gar nicht bewusst, wo wir überall regist- len Profile in sozialen Netzwerken wie Facebook riert sind. Die Gelegenheit könnte man dann auch oder Twitter, aber auch Partnervermittlungsbör- gleich nutzen, um Profile und Accounts zu löschen, sen, E-Mail-Konten, Mitgliedschaften bei kosten- die man schon länger nicht mehr verwendet hat. pflichtigen Multimediadiensten wie Netflix oder Ein digitales Ausmisten sozusagen. Zuletzt wird auch Online-Banking und Konten bei Online-Be- empfohlen, den gewünschten Umgang mit Kon- zahldiensten. Natürlich gehören Blogs, Domainna- ten und Daten schriftlich festzuhalten. Ein Kapitel men und Websites ebenfalls dazu. Grundsätzlich für den digitalen Nachlass im eigenen Testament gibt es vier Möglichkeiten, wie mit dem digitalen quasi. Nachlass umgegangen werden kann: Erhaltung, Löschung, Archivierung oder Übertragung der DIGITALES TESTAMENT? Daten an Angehörige/Erben/Dritte. Ein Testament regelt den Umgang, ein Be- ZEIT FÜR PRÄZENDENZFÄLLE? gräbnis ermöglicht Trauern und Abschied. Doch in diesen Zeiten tragen wir uns auch in digitalen Rechtlich ist nicht geklärt, wie mit einer Hin- Kondolenzbüchern ein, zünden eine Online-Kerze terlassenschaft in der Online-Welt umzugehen ist. an oder posten Erinnerungen und Trauerbekun- Viele Punkte sind noch ungeregelt. Das Erbrecht dungen an die Pinnwand. Mitgefühl und Anteil- ist in fast allen Staaten der Welt unterschiedlich, nahme werden virtuell vermittelt, Trauer passiert die Online-Dienste sind meist ausländische Unter- immer mehr auch online. Und die digitalen Identi- nehmen. Eine komplizierte Sache. So weit, so un- täten ihrer Eigentümerinnen und Eigentümer kön- klar. Als richtungsweisend wird dann immer der nen diese überleben. deutsche Fall bezeichnet, bei dem Eltern einer ver- storbenen 15-Jährigen Zugriff auf ihren Facebook- IN GEDENKZUSTAND VERSETZEN? Account eingeklagt haben. Nach unterschiedli- chen Entscheidungen in den beiden Vorinstanzen hat das Bundesgericht 2018 entschieden, den Zu- Bei Facebook beispielsweise kann man im gang zu gewähren. Ob Erben Chat-Nachrichten Hilfebereich unter Richtlinien und Meldungen die und E-Mails genauso lesen dürfen wie beispiels- Verwaltung des Kontos einer verstorbenen Per- weise Tagebücher oder Liebesbriefe, ist bislang son auswählen. Wenn Facebook darauf aufmerk- aber noch nicht eindeutig geregelt. Und durchaus sam gemacht wird, dass eine Person verstorben eine berechtigte Diskussion. ist, wird das Konto gemäß ihren Richtlinien in den 18
Gedenkzustand versetzt. Konten MEDIENKOMPETENZ WORK- LEBENSGESCHICHTEN im Gedenkzustand stellen für SHOPS VON FREIGEIST JUGENDWORKSHOP ZUM Freunde und Familienangehöri- ARBOGAST THEMA LEBENSGESTALTUNG ge eine Möglichkeit dar, sich ge- meinsam an einen verstorbenen Termin Menschen zu erinnern. Mit dem Laufend buchbar, jetzt Do 21. Oktober 2021, Gedenkzustand wird das Kon- Termin vereinbaren: freigeist@ 8.30 - 13 Uhr to außerdem geschützt, da sich arbogast.at Mi 24. November 2021, niemand bei diesem anmelden 8.30 - 13 Uhr kann. So bleiben private Nach- Smartphone: Welche Be- richten beispielsweise dennoch deutung hat das Smartphone in Wer schreibt meine Le- geschützt und nicht einsehbar. unserem Leben? Wie gehen wir bensgeschichte? Wer steuert selbst mit diesem Gerät und sei- meinen Lebensweg? Wie kann Das Internet vergisst nicht, nen Apps um? Wir betrachten man das Ruder fest in der Hand sagt man. Andererseits gibt es unsere Screentime und was wir haben, die Segel richtig setzen? in der Datenschutz-Grundver- daraus machen. In diesem Workshop be- ordnung auch ein Recht auf fassen wir uns damit, wie man Vergessenwerden. Was nicht (a)soziale Medien? Wie sein eigenes Leben gestalten vorher geklärt wurde, ist dann sozial sind soziale Medien? Wer kann. Dafür besucht uns kein im Nachhinein von den Erben sind die wahren Kunden von so- geringerer als Profisegler Benja- zu klären. Manchmal bedeutet zialen Medien? Was wird alles min Bildstein. das einen ziemlichen bürokrati- getrackt und warum? Wir erken- Außerdem wird uns Julia schen Aufwand. Nicht umsonst, nen unsere Filterbubbles und die Baumgartner von Oikocredit denn man will hier von Seiten Algorithmen, die uns studieren. Geschichten über die Erfolge der Online-Dienste Missbrauch und Herausforderungen von verhindern. Ob und wie unse- Digitale Wahrheiten: Menschen mit Mikrokrediten re digitalen Persönlichkeiten Woher stammen unsere Infor- auf der ganzen Welt erzählen. weiter bestehen sollen, ist eine mationen? Wie kommen wir zu Haltungsfrage. Auch hier geht unseren Entscheidungen? Wir Zielgruppe es wie im realen Leben um die schaffen uns einen bewussteren 45 junge Menschen im Alter von Beziehungen, die wir in den vir- Zugang zu unserer digitalen 16-26 Jahren, Schüler*innen und tuellen Welten pflegen. Darum Meinungsbildung. Lehrlinge macht es Sinn, darüber nachzu- Kosten denken und auch mit den Liebs- 5€ pro Person ten darüber zu reden. Anmeldung willkommen@arbogast.at PETE IONIAN freigeist arbogast 19
BISCHOFS- BLOG PLÄDOYER FÜR EINE KULTUR DES LEBENS Manche werden sich noch daran erinnern, dass die Kirche zum Thema „Selbstmord“ (so wur- de es lange genannt) in früheren Jahren ein sehr schwieriges Verhältnis hatte. Grundlage dieser Haltung war die Überzeugung, dass ein Mensch, der sich das Leben nimmt, bewusst und aus freiem Willen gegen Gott als Geber des Lebens handelt. Dieser Standpunkt hat zu tiefsitzenden Verletzun- gen geführt, die zum Teil bis heute nachwirken. „FREITOD“ – WIRKLICH FREI? Ich bin dankbar, dass sich diese Überzeu- gung grundlegend gewandelt hat. Der große Psychiater Erwin Ringel hat hier mit seinen Er- kenntnissen aus der Suizidforschung einen we- sentlichen Beitrag geleistet. Ringel ist dabei u.a. zu der Einsicht gelangt, dass das Wort „Freitod“ ein Widerspruch in sich ist, da es ihm zufolge eine freie Entscheidung zum Suizid nicht geben kann. Er entwickelte die Theorie des sog. präsuizidalen Syndroms, die besagt: Jedem Suizid geht eine Ein- engung der menschlichen Beziehungen und Kon- takte, der Wahrnehmung der Möglichkeiten in der Lebensgestaltung, sowie im Erleben von Gefühlen und Emotionen voraus. Diese Einengung führt den Menschen auf eine Straße der Verzweiflung, sodass er schlussendlich keinen anderen Ausweg mehr sieht, als sich das Leben zu nehmen. Wenn man diese allgemein anerkannten Forschungen ernst nimmt, wird man auch in Bezug auf das The- ma des assistierten Suizids Begriffe wie Freiheit und Selbstbestimmung nur sehr vorsichtig und zö- gernd in den Mund nehmen. 20
DIALOG, WÜRDE, SELBSTBESTIMMUNG Ich möchte mich für eine Gesellschaft stark machen, in der betroffenen Menschen und ihren Angehörigen zugesichert wird, dass man bis zu- letzt ohne Wenn und Aber zu ihnen steht. Wie kann das geschehen? Ich denke hier besonders an die Verankerung von Palliative-Care in der medizinischen Grund- versorgung. Hospize, Palliativstationen und mo- bile Palliativteams leisten großartige Arbeit. Sie entlasten die Angehörigen und helfen todkranken Menschen auf dem letzten Weg ihres Lebens. Wei- ters brauchen wir einen Pakt gegen die Einsamkeit sowie eine gesellschaftliche Übereinkunft für die Würde des Menschen. Wer am Krankenbett eines schwerkranken Menschen sitzt, wird ihm aus tiefs- tem Herzen Würde zusprechen. Würde ist nicht eine Leistung, sondern eingebettet in ein dialogi- sches Geschehen. Der Suizid hingegen ist nicht nur eine Abwendung vom Leben, sondern auch vom Menschen. Zudem bin ich überzeugt, dass hinter dem mitmenschlichen Du jenes große, das ganze Leben umspannende und erhaltende Du Gottes steht, der Ursprung und Ziel des Lebens ist. Im Prozess des Sterbens und Abschied-Neh- mens stehen wir mitten in der Auseinandersetzung mit dem geheimnisvollen letzten Grund unseres Lebens. Gerade dieses innere Ringen im Sterbe- prozess bedarf der Begegnung mit einem gütigen, menschlichen, zugewandten Du. Erst im begleite- ten Sterben kann der Mensch in Dankbarkeit sein Leben annehmen und so „in der letzten Entschei- BENNO ELBS dung“ (Ladislaus Boros) seine Freiheit selbstbe- Bischof stimmt zur Geltung bringen. 21
JUGEND- WORTGOTTES- FEIER WEISST DU WOHIN WIR GEHN? Der November ist der klassische Monat, in dem man UND LOS GEHT’S: als Familie zum Friedhof geht und an seine Angehörigen ge- Videoeinspielung: meinsam denkt. Auch viele Ju- Weisst du wohin wir gehen gendlichen sind mit dem Thema Christina Stürmer Tod konfrontiert. Ein Großel- ternteil von ihnen ist verstorben, Hab darüber nachgedacht Bekannte oder Menschen aus Hab die Nacht ohne Schlaf verbracht der Nachbarschaft, manchmal Wie es sein wird nach dem Tod aber haben sie auch eine*n Mit- Wenn das große Ende droht schüler*in oder eine*n Freund*in Ob es einen Himmel gibt verloren. Ob mich dann noch jemand liebt Nach meiner Erfahrung Wirst du bei mir sein sind die meisten froh darüber, Gibt es ein Leben nach dem Leben wenn sie über ihren Verlust, ihre Oder ist es das gewesen Sorgen und Fragen zum Thema Auf die größte aller Fragen Tod reden können. Es ist ein sehr Kann mir keiner die Antwort sagen sensibles Thema, aber es lohnt sich, ein offenes Ohr zu haben. Weißt du wohin wir gehen Manchmal kann auch ein Got- Wenn unser Licht erlischt tesdienst der Teaser für ein Ge- Was wird mit uns geschehen spräch sein. Wenn die letzte Nacht anbricht Gibt es die andere Welt WAS DU FÜR DEN GOTTES- Wo Zeit nicht mehr verrinnt DIENST BRAUCHST: Von der man sich erzählt wo wir alle Kinder sind (oh-oh) Kerzle zum anzünden Weißt du wo hin wir gehen (oh-oh) Beamer/Box etc. für zwei (Wo wir alle Kinder sind) Videoeinspielungen Sag mal glaubst du denn daran Das die Seele leben kann 22
Das danach noch etwas kommt Mich in den Armen hältst, von der Das man Gutes dort belohnt anderen Welt erzählst Das man unter Freunden ist Das man diese Welt vergisst Weißt du wo hin wir gehen Und für das Böse zahlt Wenn unser Licht erlischt Gibt es ein Leben nach dem Leben Was wird mit uns geschehen Oder ist es das gewesen Wenn die letzte Nacht anbricht Auf die größte aller Fragen Gibt es die andere Welt Kann mir keiner die Antwort sagen Wo Zeit nicht mehr verrinnt Von der man sich erzählt wo wir alle Kinder sind Ref: Weißt du wo hin wir gehen… (oh-oh) Weißt du wo hin wir gehen (oh-oh) Auch wenn keiner die Antwort kennt (Wo wir alle Kinder sind) Die Angst nicht beim Namen nennt Ich glaub ganz fest daran das ich drauf hoffen kann Das die Liebe unendlich ist, das du wieder bei mir bist BEGRÜSSUNG: JUGENDLICHE ODER GOT- TESDIENSTLEITER*IN Liebe Jugendliche, liebe Erwachsene! Ich darf Euch ganz herzlich zu unserer Wort- gottesfeier heute Abend begrüßen. In der letzten Woche wurde das Fest Aller- heiligen und Allerseelen gefeiert und viele haben an diesen Tagen die Gräber ihrer Angehörigen be- sucht. An solchen Momenten tauchen auch immer wieder verschiedene Fragen auf. Gibt es ein Leben nach dem Tod? Oder ist danach alles aus und vor- bei? Die Frage: „Weisst du wohin wir gehn?“ stellte sich auch Christina Stürmer in dem Lied, das wir zu Beginn gehört haben. KYRIE: JUGENDLICHE*R Oft verdrängen wir die Fragen nach dem Tod und leben so, als ob wir unendlich viel Zeit hätten. Herr erbarme Dich. Oft zweifeln wir am Sinn des Lebens, vor al- lem, wenn wir einen Menschen verlieren, der uns sehr nahe stand. Christus erbarme Dich. Oft überfordern uns Ereignisse und Situatio- nen. Wir wissen dann nicht, wie wir mit trauernden Menschen umgehen sollen. Herr erbarme Dich. 23
FILM: DER ALTE DACHS • www.youtube.com/results?search_que- ry=der+alte+Dachs (In der Geschichte „Der alte Dachs stirbt“ wird erzählt, wie die Tiere mit dem Tod des alten Dachses umgehen. Auch für Jugendliche und Er- wachsene eine sehr berührende Geschichte.) Gottesdienstleiter*in oder Jugendliche*r: Wir haben nun einige Zugänge zum Thema Tod gesehen und gehört. Was finden wir in der Bibel zum Thema Tod und Auferstehung? Nach dem Halleluja hören wir einen Text aus dem Lukas Evanglium. LIED: HALLELUJA (LEONARD COHEN) EVANGELIUM NACH LUKAS 20,27-38 (HOFFNUNG FÜR ALLE) Später kamen einige Sadduzäer zu Jesus. Diese Leute behaupten, es gebe keine Auferste- hung der Toten. Sie fragten ihn: »Lehrer, Mose hat uns im Gesetz gesagt: ›Wenn ein verheirateter Mann stirbt und eine Frau hinterlässt, aber keine Kinder, dann muss sein Bruder die Witwe heiraten und da- für sorgen, dass der Verstorbene doch noch einen Nachkommen erhält. Nun gab es da sieben Brü- Abrahams, Isaaks und Jakobs. Gott ist doch nicht der. Der erste heiratete und starb kinderlos. Dar- ein Gott der Toten, sondern der Lebenden. Für ihn auf heiratete sein Bruder die Witwe, aber auch in sind alle lebendig.« dieser Ehe wurden keine Kinder geboren. So ging es weiter, bis alle sieben mit ihr verheiratet gewe- Einige Schriftgelehrte stimmten ihm zu: sen waren. Kinder aber hatten sie nicht bekommen. »Das hast du gut gesagt, Lehrer.« Schließlich starb auch die Frau. Wessen Frau wird Jetzt wagte niemand mehr, weitere Fragen sie nun nach der Auferstehung sein? Schließlich zu stellen. waren ja alle sieben Brüder mit ihr verheiratet.« KURZER GEDANKE MIT EINLADUNG ZUR AK- Jesus antwortete: »Ehen zu schließen ist eine TION: (GOTTESDIENSTLEITER*IN) Sache dieser gegenwärtigen Welt. Die Menschen aber, die von den Toten auferstehen und in die zu- Wir als Christ*innen dürfen vertrauen, dass künftige Welt kommen dürfen, werden nicht mehr es nach dem Tod weiter geht. Dass die Liebe alles wie hier auf der Erde heiraten. übersteht und wir unsere Lieben wiedersehen. Ihr seid nun herzlich eingeladen, hier vorne Denn sie können ja auch nicht mehr sterben eine Kerze anzuzünden und dabei, sich an jeman- und müssen deshalb nicht für Nachkommen sor- den zu erinnern, der schon verstorben ist. gen. Als Menschen, die vom Tod auferstanden sind, Was waren die schönen Momente, an die Ihr gleichen sie den Engeln: Sie sind Kinder Gottes. Euch gerne erinnert? Für was bin ich ihr oder ihm dankbar? Schon Mose hat uns wissen lassen, dass es eine Auferstehung gibt. Als der Herr ihm am (Kerzen / Streichhölzer) Dornbusch begegnete, nannte Mose ihn den Gott Dabei Lied: Weisst du wohin wir gehen? 24
FÜRBITTEN JUGENDLICHE*R EINLADUNG ZUM VATERUNSER Lieber Gott, wir bitten dich für alle Menschen, die in ABSCHLUSSTEXT: Trauer sind und denen es vielleicht gerade nicht so gut geht, schenke ihnen eine tröstende Hand, Am letzten Tag meines Lebens die sie auffängt. Am letzten Tag meines Lebens, Lieber Gott, wenn die Sonne endgültig untergegangen ist wir bitten dich, dass du uns Liebe und Trost und ich hinein gehe in die Nacht des Todes, schenkst, wenn jemand, den wir lieben, von uns will ich sagen: geht. Bitte lass uns spüren, dass du uns in solchen Zeiten ganz nah bist und dass wir unser Vertrauen Alles ist gut, in dich, trotz der Trauer und Verzweiflung, nicht alles ist jetzt in Ordnung. verlieren. Ich bin nicht tot. Ich bin nur ans andere Ufer vorausgegangen. Lieber Gott, Das Leben verändert sich. wir bitten Dich für alle Menschen, die sich Es wird weiter, voller und inniger, um Sterbende und ihren Angehörigen kümmern. es gibt keine Einschränkung und Begrenzung Schenke ihnen Kraft, ihren Dienst mit viel Mut und mehr, Mitgefühl auszuüben. keine Dunkelheit und Traurigkeit. Nur der göttliche Lebensstrom, Lieber Gott, von dem ich zärtlich aufgenommen werde. wir wollen heute Abend auch besonders an alle denken, die wir verloren haben und auch alle Alles wird Licht. mit einschließen, an die niemand denkt. Lass sie Alles wird Liebe. glücklich bei Dir leben. Ich bin im Frieden, wenn ich geborgen bin in den Armen FRIEDENSGRUSS JUGENDLICHE*R eines unendlich guten Gottes. (unbekannt) Frieda soll si SEGENSGEBET Gang in di und sei in Frieda mit dir seal Gang ane zu dinam Widasacher und bitt ern um Frieda Der Herr segne dich. Frieda, freu di und gib Frieda wita und vergib an- Er erfülle deine Füße mit Tanz dra. und deine Arme mit Kraft. Sei friedvoll und zoag des dinam Nächsta Er erfülle dein Herz mit Zärtlichkeit Frieda o für alle Völka, o wenns zerscht bi mir und deine Augen mit Lachen. afangt Er erfülle deine Ohren mit Musik Des wünsch i dir und mir – geban ma üs a Zeicha und deine Nase mit Wohlgerüchen. des Friedens – Friede sei mit dir. Er erfülle deinen Mund mit Jubel und dein Herz mit Freude. Er schenke dir immer neu die Gnade der Wüste: Stille, frisches Wasser und neue Hoffnung. Er gebe uns allen immer neu die Kraft, der Hoffnung ein Gesicht zu geben. Es segne dich der Herr. (Afrikanischer Segen) STEFFI KRÜGER Junge Kirche Dornbirn Im Namen des Vaters…. 25
KINDER- GOTTESDIENST HEILIGE ALLERHEILIGEN – ALLERSEELEN GOTTESDIENST ZUM THEMA „HEILIGE“ Jedes Jahr feiern wir am 1. November das Fest Allerheiligen und am 2. November Allersee- ERÖFFNUNG len. Davidino Nr 4: Ein Licht WAS BEDEUTEN NUN DIESE BEIDEN in dir geborgen FEIERTAGE? KREUZZEICHEN An Allerheiligen gedenken wir aller Heiligen. Das sind Leute, die meistens schon sehr lange tot BEGRÜSSUNG: sind, an die wir aber trotzdem noch denken möch- ten. Zum Beispiel, weil sie mit der Hilfe Gottes be- Heute feiern wir Allerhei- sonders tolle Sachen gemacht haben. Es gibt ganz ligen zu Ehren aller Heiligen. viele Heilige, die gute Dinge für andere gemacht Doch was sind Heilige über- haben oder sogar für andere gestorben sind. Und haupt? Dieser Frage möchten es gibt Menschen, die für ihren Glauben an Gott wir heute auf den Grund gehen. gestorben sind, weil andere Leute sie dafür um- brachten. All diese Menschen sind für die Christen KYRIE: heilig. Allerseelen ist ein eigener Tag für die Ver- Herr Jesus Christus, du bist storbenen. Der Name kommt daher, weil wir an in die Welt gekommen, um den diesem Tag „aller Seelen gedenken“. Christen glau- Menschen die Liebe des Vaters ben, dass ein Mensch nicht nur einen Körper hat, zu bringen. sondern auch eine Seele. Die Seele ist das, was je- – Herr, erbarme dich unser den Menschen besonders macht; was er fühlt und was er denkt. Wenn ein Mensch stirbt, bleibt der Herr Jesus Christus, du tote Körper zwar auf der Erde und wird begraben; hast gesagt: Im Hause meines die Seele des Menschen aber geht in den Himmel Vaters gibt es viele Wohnungen. zu Gott. – Christus, erbarme dich unser. Quelle: www.katholisch.de/artikel/15269-allerheili- Herr Jesus Christus, du gen-allerseelen-feiertag-november-erklaert-fuer- willst, dass alle einmal glücklich kinder vereint sind bei dir. – Herr, erbarme dich unser Davidino Nr 15: Gloria, Ehre sei Gott 26
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