Geschäftsbericht 2017 - Kanton Zürich
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Geschäftsbericht 2017
Impressum Herausgeberin: Kantonspolizei Zürich Verantwortlich: Reto Scherrer Redaktion: Susanne Urech Gestaltung: Reto Spillmann Fotos: André Wirz, Archiv Kantonspolizei Zürich Lektorat: Beat Frei Druck: Schneider Druck AG Auflage: 1250 Expl. © Kantonspolizei Zürich, April 2018
Kantonspolizei Zürich | 1 Geschäftsbericht 2017 Vorwort Kommandant 2 Schwerpunkte und Jahresziele 2017 5 Ereignisse und Erfolge 6 Prävention 8 Intervention 16 Repression 22 Wirkungen 28 Projekte und Innovationen 34 Vorausschauende Polizeiarbeit 36 Umfeld und Laufbahn 40 Arbeitsmittel und Infrastruktur 44 Partner und Kooperationen 50 Prozessorientierte Strukturen 56 Menschen und Organisation 60 Mitarbeitende 62 Struktur 66 Schwerpunkte und Jahresziele 2018 70
2 | Vorwort Kommandant Thomas Würgler ist seit 2009 Kommandant der Kantonspolizei Zürich. «Die Kantonspolizei Zürich arbeitet wirkungsorientiert, ist modern ausgerüstet, wird nach wirtschaftlichen Grundsätzen gesteuert und geniesst das Vertrauen der Bevölkerung.»
Kantonspolizei Zürich | 3 Geschäftsbericht 2017 Liebe Mitarbeitende, liebe Leserinnen und Leser Weniger Straftaten, eine gute Aufklärungsquote bei Ermittlungen, rasch und pro- fessionell geführte Interventionen, positive Kundenkontakte, keine finanziellen und rechtlichen Beanstandungen sowie ein polizeilicher Tagesbetrieb, der zuverlässig funk- tioniert: Dies alles zeugt davon, dass wir richtig aufgestellt sind und dass unsere Mit- arbeitenden verantwortungsvoll handeln, und daher ist der Blick zurück auf das Jahr 2017 ein positiver. Meine Vorstellung einer modernen Polizei ist die folgende: Sie arbeitet wirkungs- und zielorientiert, ist bestens ausgerüstet, wird nach wirtschaftlichen Grundsätzen geführt und arbeitet kundenorientiert. Wo stehen wir diesbezüglich heute? Wirkungs- und Zielorientierung Viele Fortschritte haben wir mit unserer modernen Präventionsarbeit gemacht, die zum Ziel hat, Straftaten zu verhindern. Erfolgreich umgesetzt ist dies im kantonalen Bedrohungsmanagement. Im gleichen Sinn arbeiten unsere einzigartige Sonderkom- mission zur Verhinderung von Anschlägen sowie die Interventionsstelle gegen Radi- kalisierung und gewalttätigen Extremismus, die im Jahr 2018 ihre Wirkung entfalten soll. Für die Ermittlungstätigkeit bedeutet die Wirkungsorientierung primär eine ver- stärkte Bekämpfung aller Arten von Cybercrime und verwandten Delikten. Die Kon- sequenz daraus: Mehr entsprechende Weiterbildung ist nötig, und mehr neuartige Methoden sind gefragt. Moderne Ausrüstung Im Vordergrund steht bei den Ausrüstungsfragen die IT, ohne die sich heutzutage eine moderne Polizeiorganisation nicht effizient führen lässt. Diese Entwicklung wird wei- tergehen, und die Schere zwischen kleinen und grossen Korps wird sich zusätzlich öff- nen, was für die Schweizer Polizei insgesamt ein bislang ungelöstes Problem darstellt. Bei der Kantonspolizei Zürich haben wir gegen Ende 2017 unsere Strukturen verstärkt und die verschiedenen IT-Rollen neu auf drei Abteilungen verteilt: Steuerung, Entwick- lung, Operationen. Die Herausforderung von 2018 ist die Verbesserung der Cyberab- wehr, wo wir uns noch zuverlässiger vor unberechtigten Zugriffen auf unsere Systeme schützen müssen. Wirtschaftliche Steuerung Entwicklungen müssen frühzeitig erkannt werden, und entsprechende Informationen müssen in brauchbarer Art zur Verfügung stehen. Daher haben wir ergänzend zum Qualitätsmanagement neu ein Risikomanagement und eine Balanced Scorecard ein-
4 | Vorwort Kommandant geführt. Zudem wollen wir ein rundumerneuertes Intranet in Betrieb nehmen, das ein Wissensmanagement auf der Basis unseres neu eingeführten Prozessmodells erlaubt. Damit wollen wir auch hier rascher und effizienter werden. Kundenorientierung und Bürgernähe Unsere Arbeit machen wir dann gut, wenn die Menschen uns vertrauen. Und dafür müssen wir die Menschen ernst nehmen und sie als Kunden behandeln. Gerade der Umgang mit Menschen in Ausnahmesituationen ist nie einfach. Doch unsere Mitar- beitenden werden bestens geschult. Sie müssen in der Lage sein, autonom zu handeln und selbständig weitreichende Entscheide treffen zu können. Schliesslich sind sie in einem sensiblen Bereich tätig und haben die Möglichkeit, die Freiheit des Einzelnen in gravierendem Masse einzuschränken. Das ist nicht unbedenklich, denn zu viel Ein- schränkung ist nicht tolerierbar. Letztlich ist ohne Freiheit auch die Sicherheit nichts wert. Das polizeiliche Handeln muss daher stets verhältnismässig und mit Augen- mass erfolgen. Dies ist in meinen Augen der Fall; ich kann unseren Mitarbeitenden ein grosses Kompliment machen. Die technische Entwicklung geht ungebremst weiter. Dieser Geschäftsbericht illustriert anschaulich, mit welch guten Ideen und Projekten die erforderliche Weiterentwicklung vorangetrieben wird. Es gibt dabei viele Herausforderungen: Die Sicherheitslage aufgrund der Anschlagsbe- drohung ist weiterhin labil. Mit dem Bedrohungsmanagement müssen wir in der Lage sein, radikalisierte und fanatisierte Gewalttäter rechtzeitig zu erkennen. Die Bekämpfung der Cyberkriminalität ist und bleibt ein zentrales Thema. Zu verstärken ist das Informati- onsmanagement bei der Ereignisbewältigung. Zu überprüfen und verbessern ist sodann die Struktur unserer Grenzkontrolle am Flughafen. Wichtige Aufgaben sind auch der Bau von Ausbildungsanlagen, die Sanierung von Stützpunkten und die Mitarbeit am Bau des Polizei- und Justizzentrums in Zürich. Ebenso ist die Beschaffung der neuen Arbeitsuni- form einzuleiten. Diese und viele andere Vorhaben mehr wollen wir im Jahr 2018 angehen und wenn möglich umsetzen. Und bei allem gilt mein Motto für das Jahr 2018: Jede und jeder Einzelne zählt! Kommandant Thomas Würgler
Kantonspolizei Zürich | 5 Geschäftsbericht 2017 Schwerpunkte und Jahresziele 2017 Das Polizeikommando formuliert jedes Jahr auf Basis der Strategie und der Werte der Kantonspolizei Zürich spezifische Schwerpunkte und Jahresziele. Wie diese von den Abteilungen umgesetzt werden, zeigen Beispiele in diesem Bericht. Und auf Seite 70 sind die Zielsetzungen für 2018 ersichtlich. Einfluss nehmen und Straftaten verhindern – Vorausschauend Anschläge und Gewalttaten verhindern Seite 20 – Der Digitalisierung der Kriminalität Rechnung tragen Seite 38 – Konsequent gegen Gewaltdrohungen, Berufskriminelle, Wiederholungstaten und Menschenhandel vorgehen Seite 30 – Schwere Verkehrsdelikte Unsere Mittel und Unfälle verhindern Seite 29 laufend modernisieren – Auf Daten und Fakten basierende – Sanierung der VP-Stützpunkte Kontrollen/Aktionen Seite 23 vorantreiben Seite 48 – Posten kundenfreundlich Die Mitarbeitenden fördern optimieren Seite 48 und stärken – Ausbildungsanlagen bauen Seite 45 – Mit Auftragstaktik – PJZ: Planung und Betriebs- e I mi den o ll die Selbständigkeit fördern Seite 42 organisation Seite 46 n sv t d tifi e g e m ka – Sozialkompetente und korrekte au un Au t i o n – Schutzausrüstung optimieren Seite 46 r tr hr Sprache pflegen Seite 54 ve Fü ftr ag – Arbeitsuniform erneuern Seite 51 – Eigensicherungs- und Interventions- – Moderne Logistik vorbereiten Seite 52 Für die kompetenzen stärken Seite 41 – Drohneneinsatz/-abwehr Sicherheit – Fremdsprachen- und IT-Kompetenzen ion m u n nte entwickeln Seite 45 bürgernah Ent w gezielt fördern Seite 38 ikat innovativ s te t kl u n g Kom nspare vorausschauend – Kadernachwuchs durch ic ige die Vorgesetzten fördern Seite 41 t ra – Weiterentwicklung i.S. der respektvolles Zukunftsfähigkeit verankern Seite 57 Verhalten Prozessorientiert und IT-basiert arbeiten – Früherkennung und Prävention besser koordinieren Seite 9 Die Menschen sollen – Operative Reaktionsfähigkeit positive Erfahrungen mit uns als Automatismus stärken Seite 17 machen – Betriebliches Wissen – Jeder Kontakt soll kundenfreundlich leichter zugänglich machen Seite 45 sein – Zwangsmassnahmen sind mit – Administration elektronisch Konsequenz, Augenmass und Respekt automatisieren Seite 58 zu vollziehen Seite 54 – Social Media breiter und aktiver – Unterstützung und Dienstleistung einsetzen und nutzen Seite 46 zugunsten der Opfer stärken Seite 14 – Den Dialog mit kulturellen Minderheiten intensivieren und deren Angehörige schützen Seite 9 – Im Internet mit Frontbeiträgen unsere Arbeit sichtbarer machen Seite 13
Ereignisse und Erfolge 2017
Prävention 8 Telefonbetrug 14 Intervention 16 Islamismus 20 Repression 22 Konkursmissbrauch 26 Wirkungen 28 Verkehrsunfallstatistik 29 Kriminalstatistik 30 Zufriedenheitsbefragung 32 Beschwerdewesen 33
Ereignisse und Erfolge 2017 Prävention Der Polizist kommt in die Schule – ein Aufgabenbereich des Diensts «Kinder- und Jugendinstruktion» der Präventionsabteilung.
Kantonspolizei Zürich | 9 Geschäftsbericht 2017 Polizeiliche Präventionsarbeit Thema häusliche Gewalt gewidmet. Rund 200 Fachpersonen Breitgefächertes Engagement zur Verhinderung und Sicherheitsverantwortliche aus den Bereichen Justiz von Unfällen und Straftaten und Polizei, Kantonale Verwaltung und Gemeinden sowie von Opferhilfe- und Beratungsstellen sowie weiteren Institutio- Um präventiv erfolgreich zu sein, lässt sich die Kantons- nen nahmen daran teil. polizei Zürich einiges einfallen. Mit innovativen Ansätzen geht sie an Themen wie Verkehrssicherheit mit Senioren, Kinder und Jugendliche schützen Schutz vor Gewalt oder Früherkennung von Radikalisie- Die Kantonspolizei misst der Sicherheit der Kinder und rung heran. In Schulen werden mit Jugendlichen neuer- Jugendlichen einen hohen Stellenwert bei. Seit Beginn des dings auch kriminalpolizeiliche Themen bearbeitet. Jahres 2017 unterrichten die Kinder- und Jugendinstrukto- ren zusätzlich zur Verkehrssicherheit auch zu Themen der Die Kantonspolizei Zürich nimmt ihre Verantwortung sehr Kriminalprävention an den Schulen auf dem Kantonsgebiet. ernst, für die Sicherheit der Bevölkerung zu sorgen. Sie hat Die Einführung der Kriminalprävention entspricht einem deshalb im Verlauf der letzten rund sechs Jahre viel in die ausgewiesenen Bedürfnis der Eltern und der Lehrerschaft; Präventionsarbeit investiert. Die Präventionsabteilung sie nimmt die gesellschaftlichen Entwicklungen auf – hin umfasst mittlerweile 70 Mitarbeitende, die mit hohem Enga- zu einer digitalisierten Welt. Die meisten Kinder im Ober- gement Konzepte zur Verbrechensbekämpfung entwickeln, stufenalter verfügen über ein Smartphone und haben damit Sicherheitsberatungen durchführen, in Kindergärten und ständigen Zugang zum Internet. In einer Doppellektion wer- Schulen Lektionen zu Verkehrssicherheit und Kriminalprä- den die Kinder bereits in der 4. Klasse – an der Schwelle zur vention halten, negative Entwicklungen bei Jugendlichen Strafmündigkeit im Alter von zehn Jahren – stufengerecht beobachten, vorbeugend einschreiten, Jugenddelikte bearbei- über Regeln des gemeinschaftlichen Zusammenlebens, des ten und in Gewaltschutzfällen als zentrale Anlaufstelle zur respektvollen Umgangs sowie über die Risiken im Umgang Verfügung stehen. Präventionsarbeit ist aber längst nicht mit digitalen Medien aufgeklärt. In einer weiteren Doppellek- alleinige Angelegenheit der Präventionsabteilung, sondern tion in der 1. Oberstufe erhalten die Teenager Einblicke in die gesetzlicher Auftrag für alle Mitarbeitenden der Kantonspoli- Gefahren von Social-Media-Plattformen; Themen wie Sexting, zei. Diese Grundhaltung zur präventiven Aufgabenerfüllung, Pornografie und Cyber-Mobbing werden erläutert und die namentlich bereits bei Warnsignalen zu handeln, bevor etwas Risiken und Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt. passiert, hat sich mittlerweile etabliert. Nachhaltig agieren, Brücken bauen Häusliche Gewalt stoppen Neben weiteren Themen wie Vermögenskriminalität und Gerade in heiklen Themenbereichen wie beispielsweise der Senioren im Strassenverkehr war 2017 der Umgang mit radi- häuslichen Gewalt ist vorausschauende Polizeiarbeit und kalisierten Personen eine der Herausforderungen. Die grosse wiederkehrende Sensibilisierung notwendig. Das 10-jährige Bedeutung der Brückenbauer-Fachstellentätigkeit manifes- Bestehen des Gewaltschutzgesetzes am 1. April 2017 war tierte sich. Die Brückenbauer pflegen Kontakte zu Verantwort- ein geeigneter Anlass, um mit der Lancierung der Kampa- lichen von ausländischen Kulturvereinen und Einrichtungen, gne «Stopp Häusliche Gewalt» das Bewusstsein innerhalb fördern das gegenseitige Vertrauen und ein gemeinsames der Behörden und Institutionen sowie in der Bevölkerung zu Verständnis im Umgang mit negativen Entwicklungen. Um in diesem Thema wieder zu stärken. An einer Medienkonferenz diesem Themenbereich die Prävention weiter zu stärken, hat wurden die Resultate einer Studie des Kriminologischen Ins- sich die Kantonspolizei Zürich Ende 2017 dazu entschieden, tituts der Universität Zürich zur Polizeiarbeit bei häuslicher im Frühjahr 2018 eine Interventionsstelle gegen Radikalisie- Gewalt vorgestellt: Eine Opferbefragung bestätigte die posi- rung und gewalttätigen Extremismus einzurichten. Damit tive Wirkung von Schutzmassnahmen gemäss dem Gewalt- wird eine entsprechende Empfehlung im «Nationalen Akti- schutzgesetz. Die jährliche Fachtagung zum Bedrohungsma- onsplan zur Verhinderung und Bekämpfung von Radikalisie- nagement Anfang Oktober in Dübendorf war ebenfalls dem rung und gewalttätigem Extremismus» erfüllt. Leistungen im Bereich Prävention 2012 2016 2017 Sicherheitsberatungen 464 429 493 Präventionskampagnen 9 4 6 Lektionen Verkehrsunterricht 7468 7524 6783 Lektionen Kriminalprävention – – 1669 Einsätze Präventionsmobil – 29 50 Das Präventionsmobil ist seit 2016 im Einsatz, und Kriminalprävention wird seit 2017 unterrichtet.
10 | Ereignisse und Erfolge 2017 Prävention Flughafenpolizeiliche Arbeit Arbeitsaufnahme führen regelmässig zur Verweigerung der Wirksamer Schutz an der Schengen-Aussengrenze Einreise. Auch bei ausreisenden Personen ist die Flughafen- für Zürich, die Schweiz und Europa polizei rechtlich verpflichtet, lückenlose Personenkontrollen zu vollziehen. Hier stellte die Flughafenpolizei 2017 fest, dass Am Flughafen Zürich befindet sich die grösste Schen- sich 1712 Personen rechtswidrig in der Schweiz aufgehalten gen-Aussengrenze der Schweiz. Mit der steigenden Zahl haben. Sie haben folglich gegen die Bestimmungen des Aus- der Passagiere, nehmen auch die durch die Kantonspolizei ländergesetzes verstossen und wurden an die zuständige Zürich getätigten Personenkontrollen zu. 2017 wird zum Strafverfolgungsbehörde verzeigt. ersten Mal die Zehn-Millionen-Grenze überstiegen. Die Grenzkontrolle stellt aber auch ein sehr wirksames Ins- trument zur Abwehr weiterer Gefahren beziehungsweise zur Mit über zehn Millionen polizeilichen Personenkontrollen Kriminalitätsbekämpfung dar: Das Erkennen und Verhin- an der Schengen-Aussengrenze trägt die Flughafenpolizei dern zukünftiger Gefahren, seien es nun einreisende Terror- wesentlich zur Abwehr von Gefahren und somit zur inneren verdächtige oder Drogenschmuggler, erlaubt es der Flugha- Sicherheit bei. Und dies nicht nur für den Kanton Zürich, son- fenpolizei, frühzeitig, nämlich bereits an der Landesgrenze, dern für die ganze Schweiz und dank der bald zehnjährigen einen wirksamen Schutz für den Kanton Zürich und die ganze Schengen-Assoziierung der Schweiz für fast ganz Europa. Schweiz zu gewährleisten. Die wichtigste Errungenschaft des Schengen-Abkommens ist die uneingeschränkte Reisefreiheit innerhalb des Schen- Grenzkontrolle wird automatisiert gen-Raums, in dem keine Personenkontrollen an den Grenzen Die stetig zunehmende Passagierzahl und das dynamische zwischen den Mitgliedsstaaten vorgesehen sind. Eine wichtige Umfeld am Flughafen Zürich verlangen auch von der Kan- Ausgleichsmassnahme für dadurch mögliche Sicherheitsdefi- tonspolizei Zürich eine hohe Innovationsbereitschaft. Mit der zite bildet die systematische und lückenlose Kontrolle aller seit Oktober 2017 im Pilotbetrieb stehenden automatisierten Personen beim Überschreiten der Aussengrenzen des Schen- Grenzkontrolle begegnet die Flughafenpolizei sowohl den gen-Raums. Als Grenzkontrollbehörde hat die Kantonspolizei gestiegenen Sicherheitsbedürfnissen als auch dem Wunsch Zürich selbstredend auch hier ihren Verfassungsauftrag der nach einer möglichst raschen Personenkontrolle mit einem kantonalen Polizeihoheit uneingeschränkt umzusetzen. Die komplexen und sehr modernen Instrument. Die automati- Flughafenpolizei nimmt an der weitaus meistfrequentierten sierte Grenzkontrolle ist bestens dazu geeignet, jene Kont- Schengen-Aussengrenze der Schweiz somit – als Spezialität rollprozesse, die maschinell bearbeitet werden können, zu innerhalb der Kantonspolizei Zürich – eine Aufgabe mit inter- übernehmen und damit einen wesentlichen Effizienzgewinn nationaler Relevanz war. zu realisieren. Die Polizisten können somit zielgerichteter mit jenen Aufgaben betraut werden, die menschliches Gespür Sicherheit an der Landesgrenze erfordern, zum Beispiel mit dem Schutz und der Kontrolle von Die Personenkontrolle an der Grenze bedeutet heute wesent- Minderjährigen, die unbegleitet reisen oder bei denen unklar lich mehr als die gemeinhin bekannte Überprüfung der Rei- ist, ob es ihnen und den sie begleitenden erwachsenen Perso- sedokumente. 2017 musste am Flughafen Zürich 1027 Per- nen erlaubt ist, die Schweiz gemeinsam zu verlassen. sonen die Einreise in die Schweiz verweigert werden. Im Vergleich zum Vorjahr ist somit eine Zunahme von 44 Pro- zent festzustellen. Zwar bilden ungültige beziehungsweise gar gefälschte Reisedokumente die häufigsten Gründe für Einreiseverweigerungen. Aber auch Einreiseverbote, unge- nügende finanzielle Mittel oder die Absicht rechtswidriger
Kantonspolizei Zürich | 11 Geschäftsbericht 2017 Grenzübertritte am Flughafen Zürich 2012 2016 2017 Beim Grenzübertritt am Flughafen Zürich (Einreise Ankommende Passagiere 4 395 975 5 175 171 5 342 120 und Ausreise) passieren 10 469 281 Personen die Abreisende Passagiere 4 586 804 4 808 951 5 127 161 Schengen-Aussengrenze. Ergänzend werden bei 3480 Total 8 982 779 9 984 122 10 469 281 gelandeten Flügen aus NON-Schengen-Destinationen «vorgelagerte Einreise- und Passkontrollen» direkt am Ankunfts-Gate durchgeführt. Rückführungen über den Flughafen Zürich 2012 2016 2017 In 535 Fällen aller unfreiwilligen Rückführungen Unfreiwillige Rückführungen 7623 5595 4947 handelt es sich um Rücküberführungen. 398 Personen davon aus dem Kanton Zürich 2270 1652 1476 müssen polizeilich bis in ihr Heimatland begleitet werden. Kontrolle von Dokumenten 2012 2016 2017 Die Spezialisten der Ausweisprüfstelle stellen 351 Untersuchte Dokumente 2263 2983 3461 gefälschte Dokumente fest, was ungefähr jedem davon gefälscht 340 369 351 zehnten entspricht. Gepäckkontrollen (Luftsicherheit) 2012 2016 2017 Bei einem Teil der Gepäckstücke müssen Mitarbei- Kontrollierte Gepäckstücke 9 635 083 9 030 453 9 346 160 tende Kontrollöffnungen vornehmen. Dabei werden Abgenommene Gegenstände 54 372 61 873 71 894 Passagieren Gegenstände abgenommen, deren Mitnahme gegen die Gefahrgutvorschriften der Inter- national Air Transport Association (IATA) verstösst. Auffällige Gepäckstücke im Flughafenareal 2012 2016 2017 Die Zunahme der Anzahl verdächtiger Gepäckstücke Verdächtige Gepäckstücke 1661 2882 2959 kann auf die steigende Anzahl Passagiere und die davon durch Bomb Squad kontrolliert 684 1007 1104 höheren Besucherzahlen im Shoppingbereich zurück- geführt werden. Die Grenzkontrollarbeit an der Schengen-Aussengrenze am Flughafen Zürich erfordert hohe Aufmerksamkeit.
12 | Ereignisse und Erfolge 2017 Prävention Einbruchdiebstahl. Häusliche Gewalt. Malware. E-Bikes. Schulbeginn. Raser. WhatsApp. Waffenabgabe. Hauptbahnhof. Social Media. 35 Einbrechern auf der Spur Malware-E-Mails im Namen Bei Geschwindigkeitskontrolle Die Kantonspolizei Zürich zieht nach der der «Züricher Kantonspolizei» Raser erwischt Aktion zur Bekämpfung der Einbruchs- Unbekannte verschicken immer wieder Die Kantonspolizei führt am Abend des kriminalität eine positive Bilanz. In Zusam- in fremden Namen E-Mails mit Malware- 8. Oktober an der Bülacherstrasse in menarbeit mit den Kommunalpolizeien des Anhang. Dabei versuchen sie, den Eindruck Embrach in der 60er-Zone eine Geschwin- Kantons Zürich kontrolliert sie in der Zeit zu erwecken, die E-Mail stamme zum digkeitskontrolle mit einem Lasermessgerät zwischen Ende Oktober 2016 und Ende Beispiel von der Kantonspolizei Zürich. durch. Dabei bringt sie 13 Personen zur Februar 2017 gezielt mehrere tausend Fahr- Deshalb warnt diese im Juni die Bevölkerung Anzeige, darunter einen Raser, der mit einer zeuge und deren Insassen. Dabei können mit einer entsprechenden Mitteilung und Geschwindigkeit von 98 Kilometern pro insgesamt 116 Personen verhaftet werden, empfiehlt, diese E-Mails nicht zu öffnen und Stunde unterwegs gewesen war. darunter 35 mutmassliche Einbrecher. ungelesen zu löschen. Via WhatsApp im Dialog Anlaufstelle Kampagne gegen E-Bike-Unfälle mit der Kantonspolizei gegen häusliche Gewalt Die Verkaufszahlen von E-Bikes sind weiter Die Kantonspolizei Zürich ist seit Ende Okto- Das Gewaltschutzgesetz greift seit zehn gestiegen, und auch die Zahl der Unfälle, in ber neu auch über die Messenger-Applika- Jahren. Es regelt den Schutz, die Sicher- die solche Fahrzeuge involviert sind, erreicht tion WhatsApp zu Bürozeiten erreichbar. Die heit und die Unterstützung von Betroffenen einen neuen Höchststand. Da sich unter den Kommunikationsabteilung der Kantonspoli- häuslicher Gewalt. Um gegen diese Gewalt Verunfallten immer wieder Personen über zei leitet die eingehenden Anfragen intern vorzugehen, müssen diverse Institutionen 65 Jahre befinden, führt die Kantonspolizei weiter oder beantwortet sie direkt. Ob die wie Opferhilfestellen und Polizei zusammen- Zürich die Kampagne «E-Bike im Griff» wei- Kontaktaufnahme per WhatsApp permanent arbeiten. Diese Zusammenarbeit ist in den ter, bei der unter anderem im Mai und Juni ermöglicht und eingeführt wird, soll eine letzten Jahren stetig verbessert worden. kostenlose Fahrkurse für Rentner angeboten mehrmonatige Testphase zeigen. Wesentlich dazu beigetragen hat die Einfüh- werden. rung des kantonalen Bedrohungsmanage- Freiwillige Waffen- ments, wofür die Präventionsabteilung der Sicherheit bei Schulbeginn und Munitionsabgabe Kantonspolizei die zentrale Anlaufstelle ist. Auch 2017 führen die Kantonspolizei Zürich, Nach wiederholten Aktionstagen zur frei- Eine aktuelle Studie der Universität Zürich die Stadtpolizeien Zürich und Winterthur willigen Waffenabgabe in den vergangenen liefert Ergebnisse einer Opferbefragung und sowie die Kommunalpolizeien des Kantons Jahren erhält die Bevölkerung des Kantons Rückfallanalyse, welche die Wirksamkeit der Zürich eine gemeinsame Verkehrssicher- Zürich auch dieses Jahr Gelegenheit, nicht angeordneten Gewaltschutzmassnahmen heitskampagne zum Schulbeginn nach mehr benötigte Waffen, Waffenzubehör, Waf- aufzeigt. den Sommerferien durch. Dabei stellen die fenbestandteile und Munition sowie Laser- Polizisten während der Kampagnendauer im pointer bei der Kantonspolizei abzugeben. Kanton Zürich unter anderem insgesamt fast So werden beispielsweise beim Aktionstag 15 000 Bussen, Verzeigungen oder Straf- im Verkehrsstützpunkt Bülach von Mitte anzeigen aus. November 244 Schusswaffen, 84 Hieb- und Stichwaffen und rund 200 Kilogramm Muni- tion entgegengenommen und später der Vernichtung zugeführt.
Kantonspolizei Zürich | 13 Geschäftsbericht 2017 Keine Ablenkung am Steuer Die Kantonspolizei führt im November zusammen mit verschiedenen Kommunal- polizeien eine Schwerpunktaktion zum Thema «Ablenkung am Steuer» durch. Dabei werden insgesamt 555 fehlbare Lenker und Lenkerinnen angehalten. Davon büsst die Polizei 439 wegen Telefonierens ohne Frei- sprechanlage. Zudem beobachtet sie weitere 116 Lenkende dabei, wie diese während des Fahrens Kurznachrichten lesen oder schrei- ben, das Navigationssystem bedienen, essen oder andere Verrichtungen vornehmen, und bringt sie entsprechend zur Anzeige. Sicherer im Zürcher Hauptbahnhof Die Kantonspolizei nimmt Anfang Dezember in enger Absprache mit den SBB Anpassun- gen des Sicherheitsdispositivs am Zürcher Hauptbahnhof vor. Dabei werden in zwei Bereichen rund zehn Betonelemente ins- talliert, um den Strassen- klarer vom Passan- tenraum zu trennen und so die Sicherheit zu erhöhen. Äusserungen auf Social Media Zur Warnung vor Telefonbetrug realisiert haben Konsequenzen die Kantonspolizei Zürich eine umfangreiche Anfang Dezember gehen auf den Social- Kampagne. Media-Kanälen der Kantonspolizei gleich zwei Hinweise auf mögliche Amokläufe ein. Durch die umgehend eingeleiteten Telefonbetrug Ermittlungen gelingt es der Kantonspolizei, Im Kanton Zürich werden 19 vollendete und beide potentiellen Täter zu identifizieren und 479 versuchte Telefonbetrugsfälle registriert. aufzufinden beziehungsweise zu verhaften. Die Gesamtdeliktssumme beläuft sich auf Beide können schliesslich glaubhaft ver- rund 1 916 920 Franken. Dabei geht die Täter- sichern, dass sie ihre Drohungen nicht in schaft häufig nach den Varianten «Enkeltrick» die Tat umsetzen wollten. und «Falscher Polizist» vor. Warnung vor Telefonbetrug «Enkeltrick» Wiederholt warnt die Kantonspolizei Zürich Der Enkeltrick ist eine Masche, bei der die Bevölkerung vor Betrügern, die sich am die Betrüger gezielt Menschen mit älter Telefon zum Beispiel als Computer-Techniker klingenden Vornamen wie Elfride oder Walter ausgeben und sich so Zugang zu Computern anrufen und ihnen vorgaukeln, dass ein verschaffen und diese anschliessend Verwandter oder Bekannter am Telefon sei. manipulieren oder anderweitig Geld fordern. Dann wird eine Notlage vorgegeben, aus der die angerufene Person nur helfen kann, wenn sie in sehr kurzer Zeit sehr viel Geld auftreibt. Dieses soll dann einer Drittperson übergeben werden. «Falscher Polizist» Bei diesem Phänomen gibt sich der Anrufer als Polizist aus und behauptet, dass das Vermögen auf der Bank nicht mehr sicher sei. Am besten sei es, alles der Polizei zu übergeben, bis die Täter gefasst seien. Das Geld muss dazu deponiert oder Fremden übergeben werden.
14 | Ereignisse und Erfolge 2017 Prävention Massnahmen gegen Telefonbetrug Wie die Kantonspolizei Zürich vor dreisten Betrügern warnt. Ein Interview mit Mirjam Loewe, die an der Konzeption des präventiven Vorgehens mitgearbeitet hat. Eigentlich ist der Enkeltrick-Betrug in der Bevölkerung Bei der Suche nach potenziellen Opfern orientieren sich Tele- bereits bekannt. Wie erklären sich die Spezialisten fonbetrüger am öffentlichen Telefonbuch. Darin suchen sie der Kantonspolizei Zürich, dass es sich weiter um ein gezielt nach Personen mit einem traditionellen Vornamen, da wachsendes Phänomen handelt? dieser einen Hinweis auf das Alter liefern kann. Die meisten Leute wissen, dass es diese Betrugsmasche seit Eine sehr wirksame situationsbezogene Präventionsmass- vielen Jahren gibt. Das Bewusstsein in der Bevölkerung ist nahme besteht darin, den Telefonbucheintrag komplett ent- vorhanden. Trotzdem gehen bei der Kantonspolizei Zürich fernen zu lassen oder ihn zu anonymisieren, indem der Vor- laufend Meldungen von versuchten und vollendeten Delik- name auf den Anfangsbuchstaben gekürzt wird. Wir weisen ten ein. Im Jahr 2016 wurden im Kanton Zürich 23 vollendete regelmässig auf diesen einfachen und wirksamen Schutzme- und 337 versuchte Enkeltrickbetrüge registriert. Im Jahr 2017 chanismus hin und geben Tipps, wie der Eintrag online oder ermittelte die Polizei in 19 vollendeten und in 479 versuchten mittels Papierformular geändert werden kann. Betrugsfällen. Wir von der Präventionsabteilung gehen davon Die opferbezogene Prävention ist die schwierigste. Wir haben aus, dass mindestens zwei Gründe dafür verantwortlich sind, während unserer Arbeit festgestellt, dass das Durchschnitts- dass die Zahlen nach wie vor hoch sind. Einerseits sagt jeder: alter der Zielgruppe bei etwa 76 Jahren liegt. Die Frage, wie «Ich kenne dieses Phänomen und lasse mich nicht täuschen.» wir die Leute erreichen können, hat uns intensiv beschäftigt. Anderseits besteht der Irrglaube, dass die Opfer entweder naive Personen oder solche mit verminderten kognitiven Und wie lautet die Antwort? Fähigkeiten sind. Niemand kann sich vorstellen, selbst Opfer Allein schaffen wir das nicht. Wir fächern die Aufklärung auf. zu werden. Geschädigte verspüren starke Schamgefühle und Das heisst, wir beziehen auch das Opferumfeld ein wie zum sprechen oft nicht über das Geschehene, wodurch der Tele- Beispiel Banken oder Altersorganisationen. Unsere Opferbe- fonbetrug zu einem Tabuthema wird. fragungen haben gezeigt, dass das Umfeld eine grosse Schutz- wirkung haben kann: Ein Opfer geht auf die Bank und möchte Es gibt also viele neue Fälle trotz grossem Einsatz der eine ungewöhnlich hohe Bargeldsumme abheben. Nun sollten Mitarbeitenden der Ermittlungsdienste. Was hat die beim Bankmitarbeitenden die Alarmglocken läuten, und er Präventionsabteilung zur Erfassung dieses Phänomens müsste mit seiner Aufmerksamkeit und mit gezielten Fragen unternommen? helfen, Opfer vor solchen Straftaten zu schützen. Auf diese Neu ist, dass wir aktiv auf die Opfer von vollendeten Delik- Weise werden sogenannte Kooperationspartner aktiviert, die ten zugehen. Ziel ist es, Merkmale zu finden, die erklären, mit der Zielgruppe in Kontakt kommen. weshalb jemand Opfer wurde. Wir haben einen Fragebogen erstellt. Darin gibt es Fragen wie «Zu welchem Zeitpunkt Was macht die Präventionsabteilung konkret? waren Sie sich sicher, dass Sie die Person am Telefon kennen?» Wir initiieren der aktuellen Lage angepasste mobile Präventi- oder «Was hat der Anrufer gesagt, als Sie unsicher wurden?». onseinsätze. Wir sensibilisieren Landeskirchen und Gemein- Durch die Opferbefragungen und die aktenbasierte Analyse den, indem wir den Mitarbeitenden das Delikt erklären und solcher Delikte anhand eines sogenannten Barrieren-Modells ihnen aufzeigen, wie sie im konkreten Fall Einfluss nehmen können wir das Phänomen besser verstehen und neue Ideen können. Auch mit Banken tauschen wir regelmässig Informa- konzipieren, wie der Deliktablauf unterbrochen werden kann. tionen aus und hinterlegen Merkblätter für das Schalterper- sonal. Wir besprechen Betriebsabläufe und Massnahmen, um Eine enorme Vorarbeit ist geleistet. Wie setzt die eine Straftat zu vereiteln. Ausserdem halten wir Referate vor Kantonspolizei Zürich diese Ideen um? Senioren und deren Betreuungspersonen. Das Erstellen des Konzepts hat aufgezeigt, dass wir die Prä- ventionsarbeit auf drei Ebenen aufteilen müssen: Täter, Situ- Wie informiert die Kantonspolizei Zürich ation und Opfer. die breite Öffentlichkeit? Eine konsequente Strafverfolgung soll bei den Enkeltrick-Tä- Der Telefonbetrug geht alle an und umfasst ja nicht nur den tern eine präventive Wirkung haben. Dafür zuständig sind bei Enkeltrick, sondern auch die Tatmasche, bei welcher sich der Kantonspolizei Zürich einerseits die Regionalpolizeimit- die Täter als Polizisten ausgeben. Um das Bewusstsein zu arbeitenden und anderseits der Phänomene-Verantwortliche stärken und die Öffentlichkeit zu informieren, lancierte die bei der Kriminalpolizei, welcher die Ermittlungen koordiniert Kantonspolizei Zürich eine Kampagne. Das Herzstück ist die und in engem Kontakt mit den Untersuchungsbehörden steht. Website telefonbetrug.ch. Gemäss einer Studie von Pro Senec-
Kantonspolizei Zürich | 15 Geschäftsbericht 2017 tute sind auch ältere Menschen online, aber auch ihr Umfeld ist gross, weil sich viele Opfer schämen und die Polizei nicht und Institutionen informieren sich auf dieser Plattform. Wir informieren. Zudem ist es nicht unwahrscheinlich, dass die kreierten ein Flugblatt, elektronische Banner und bezirksspe- Anzahl der gemeldeten Deliktsversuche im Jahr 2017 gestie- zifische Plakate. Mit der Platzierung dieser Präventionsma- gen ist, weil die Leute durch unsere Arbeit besser informiert terialien leisten auch die Frontfunktionäre einen wichtigen sind und deshalb sensibler auf diese Betrugsmasche reagie- Beitrag zur Information der Öffentlichkeit. Überdies lancie- ren. Auch eine bislang einmalige Häufung von Fällen mit der ren wir Medien- beziehungsweise Warnmeldungen, um auf Masche «falscher Polizist» hat die Bilanz 2017 geprägt. neue Deliktsformen – wie jüngst auf Spoofing – aufmerksam zu machen. Ein Blick in die Zukunft: Wie sichert die Präventionsabteilung den Erfolg langfristig? Wie viele Delikte hat die Präventionsarbeit verhindert? Wir haben im Lauf unserer Arbeit festgestellt, dass es einen In der Präventionsarbeit gibt es keine abschliessende Erfolgs- ganzheitlichen Ansatz braucht, um Menschen vor diesem bilanz. Wir können nicht einfach die Summe der Delikte von Phänomen zu schützen. Das bedeutet für uns, dass wir fortan zwei aufeinanderfolgenden Jahren miteinander vergleichen. dieses Thema bei der Bevölkerung präsent halten müssen. Die Deliktzahlen müssen immer im Zusammenhang mit vielen Das aufgebaute Netzwerk werden wir weiterhin pflegen und Faktoren gesehen werden. Die Aussage «Im Jahr 2017 gab es ausbauen. Ausserdem soll uns die fortlaufende Evaluation mehr Deliktsversuche als im Jahr zuvor» ist so nicht korrekt neue Ansätze für weitere Präventionsmassnahmen aufzeigen. formuliert. Es handelt sich bei dieser Anzahl lediglich um die Die weitere Verzahnung von Prävention und Repression ist Versuche, die der Polizei gemeldet wurden. Die Dunkelziffer unumgänglich. Mirjam Loewe ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Dienst «Analyse/Projekte» der Präventionsabteilung und doktorierte am Kriminologischen Institut der Universität Zürich. «Das Erstellen des Konzepts hat aufgezeigt, dass wir die Präventionsarbeit auf drei Ebenen aufteilen müssen: Täter, Situation und Opfer.»
Ereignisse und Erfolge 2017 Intervention Die Verhandlungsgruppe arbeitet eng mit den Spezialeinsatzkräften zusammen und sucht den Draht zur Zielperson.
Kantonspolizei Zürich | 17 Geschäftsbericht 2017 Notrufe und Interventionen 2012 2016 2017 Von den 162 803 bei der Einsatzzentrale Zürich, der Eingegangene Notrufe 184 196 169 329 162 803 Verkehrsleitzentrale Letten und der Einsatzzentrale daraus resultierende Interventionen 86 601 117 064 118 715 Flughafen eingegangenen Notrufen kommt es in 118 715 Fällen zu Interventionen durch die Frontkräfte. Leistungen Einsatzgruppe Diamant 2012 2016 2017 Die 132 Interventionen bei erhöhtem Gefährdungs- Einsätze EGD 198 280 313 potential beinhalten auch Begleitungen von davon bei erhöhtem Gefährdungspotential 55 83 132 Gefangenentransporten. So wurden 46 Interventions- einsätze und 86 Transportbegleitungen gezählt. Ausserdem wurden 169 Personenschutzeinsätze geleistet. Die restlichen 12 Einsätze fallen zum Beispiel auf die Begleitung von Wertsachentranspor- ten oder auf Spontaneinsätze im Ordnungsdienst. Diensthundeeinsätze 2012 2016 2017 Die Diensthunde können bei Tatorteinsätzen Tatorteinsätze 475 410 468 19 Erfolge bei Fahndungs-und Suchaktionen und Fahndungseinsätze 283 247 332 32 Erfolge bei gefährlichen Verhaftungen erzielen. Sucheinsätze 403 469 456 In 99 Fällen finden die Hunde Betäubungsmittel. Ordnungsdienst (Aufwand in Std.) 2012 2016 2017 Obwohl für den Staatsbesuch des chinesischen WEF 14 197 17 166 18 017 Präsidenten insgesamt 1793 Stunden Ordnungsdienst Sportveranstaltungen 5182 2341 2343 zu leisten sind und der Einsatz anlässlich der Street 1. Mai 6621 4670 4592 Parade ebenso zu Buche schlägt, liegt das Total 14,42 Diverses 4417 11 302 5414 Prozent unter den im Jahr 2016 geleisteten Einsatz- Total 30 417 35 479 30 366 stunden. Inhaftierte in den Polizeigefängnissen 2012 2016 2017 Über die Arrestantenannahme werden in den Inhaftierte Männer 11 735 9822 9736 Polizeigefängnissen der Kantonspolizei Zürich Inhaftierte Frauen 1438 1535 1467 insgesamt 11 203 Personen inhaftiert. Total Inhaftierte 13 173 11 357 11 203 Anzahl der Herkunftsländer 150 152 149 Durchschnittliche Aufenthaltsdauer (Tage) 3,1 3,0 2,9 Arrestantentransporte 2012 2016 2017 Die Mitarbeitenden der Polizeigefängnisabteilung Arrestantentransporte 44 888 39 348 36 874 führen auf dem Strassennetz 36 874 Arrestanten- Gefahrene Kilometer 637 980 764 659 710 299 transporte durch und legen dabei mit Spezial- fahrzeugen 710 299 Kilometer zurück (–7,11 Prozent gegenüber dem Vorjahr).
18 | Ereignisse und Erfolge 2017 Intervention Motorboot. Explosion. Tierschutz. Droher. Street Parade. Postraub. Evakuierung. Tötungsdelikt. Hundeprüfung. Indooranlage. Polizeihelikopter. Polizeieinsatz am 1. Mai Vier Knaben Grosseinsatz Street Parade Wie in den vergangenen Jahren arbeitet durch Explosion verletzt Am Abend und in der Nacht der Street die Kantonspolizei Zürich am 1. Mai mit der Am Nachmittag des 19. Mai hört ein Anwoh- Parade rücken die Kantons- und die Stadt- Stadtpolizei Zürich zusammen. Gemeinsam ner in Fehraltorf in der Nähe der ehemaligen polizei Zürich an diverse Auseinandersetzun- mit der SBB-Transportpolizei nehmen die Zündholzfabrik einen lauten Knall. Kurz dar- gen und Schlägereien aus. Im Kreis 1 beiden Polizeikorps insgesamt 36 Personen auf findet er im Garten eines Nachbarn vier erleidet ein 24-jähriger Mann lebensgefähr- fest, die mutmasslich Straftaten wie Gewalt zum Teil schwer verletzte Knaben vor und liche Stichverletzungen. In der Nacht nimmt und Drohung gegen Beamte, Landfriedens- wählt den Notruf. Die umgehend ausgerück- auch die Aggressivität gegenüber den aus- bruch, Vergehen gegen das Sprengstoff- ten Polizisten ermitteln folgenden Ablauf der rückenden Polizeifunktionären zu, und es gesetz oder Sachbeschädigung begangen Ereignisse: Kurz vor Meldungseingang ver- werden diverse Personen wegen Gewalt und haben. Mit intensivem Einsatz verhindern schaffen sich die vier Knaben im Alter von 11 Drohung gegen Beamte verhaftet. Insgesamt die Kantons- und die Stadtpolizei zudem, und 12 Jahren Zugang zur stillgelegten Zünd- nehmen die Kantons- und die Stadtpolizei dass es in der Nacht vom 1. auf den 2. Mai zu holzfabrik, entwenden dort Sprengkapseln, im Verlauf des Samstags und in der darauf- grösseren Sachbeschädigungen kommt. entfachen in der angrenzenden Scheune ein folgenden Nacht rund 130 Personen aus 25 Feuer und werfen die Sprengkapseln hinein, verschiedenen Nationen im Alter von 15 bis Gesunkenes Motorboot was zu einer heftigen Explosion führt. 49 Jahren fest. geborgen Am Nachmittag des 10. Mai meldet eine Droher stellt sich Mutmasslicher Posträuber Bootseigentümerin, dass ihr Motorboot von dank Polizei-Verhandler verhaftet ihrem Bojenplatz unweit des Küsnachter Verhandlern der Kantonspolizei Zürich Am 24. Juli überfällt ein Mann die Poststelle Seeufers verschwunden sei. Die daraufhin gelingt es am 9. Juni in Uster, einen bewaff- in Kollbrunn. Die Kantonspolizei Zürich leitet ausgerückten Seepolizisten der Kantons- neten und psychisch angeschlagenen Mann in Zusammenarbeit mit der Staatsanwalt- polizei suchen zunächst die Seeoberfläche in mehrstündigen Gesprächen zur Aufgabe schaft Winterthur/Unterland intensive der näheren Umgebung nach dem Boot ab. zu bewegen. Der 74-jährige Rentner hat Ermittlungen ein und kann schliesslich am Als es dort nicht zu finden ist, setzen die zuvor jemandem gedroht und sich danach in 27. September den mutmasslichen Post- Polizisten die Suche mit einem Sonargerät seinem Haus verschanzt – der Polizeieinsatz räuber verhaften. auf dem Grund des Sees fort und orten das dauert zwei Tage an. Boot schliesslich nahe dem Bojenplatz in Schulhaus evakuiert 15 Metern Tiefe. Die folgenden Bergungs- Polizei als Tierschützer In einem Schulhaus in Volketswil klagen arbeiten dauern mehrere Stunden an. Anfang Juni bringen Arbeiter in Dällikon Anfang Oktober einige Kinder wegen einer am Dach eines Mehrfamilienhauses Gitter unbekannten Substanz über Atembeschwer- an, um Vögel vom Gebäude fernzuhalten. den. Daraufhin evakuiert ein Grossaufgebot Dabei verbauen sie auch den Zugang zu an Rettungskräften die rund 500 Schüler einem Nest mit frischgeschlüpften Mauer- und Lehrpersonen aus dem Schulhaus. seglern. Bei diesen handelt es sich um eine Schliesslich ermittelt die Kantonspolizei, geschützte Vogelart. Die Kantonspolizei dass vier Schüler in der Herrentoilette sowie Zürich sorgt daraufhin nicht nur dafür, dass in einem Schulzimmer einen Pfefferspray die besorgten Vogeleltern wieder zu ihren benutzt und so den Grosseinsatz ausgelöst Küken gelangen können, sie bringt auch den haben. für diese bauliche Massnahme Verantwort- lichen zur Anzeige.
Kantonspolizei Zürich | 19 Geschäftsbericht 2017 Eine besondere Hundeprüfung Während der Schweizerischen Polizeihunde- prüfung wird am 1. November ein Hundefüh- rer mit seinem Diensthund zu einem Einsatz aufgeboten. Nahe Weiach ist ein Autofahrer bei einer Kontrolle zu Fuss geflüchtet. Kon- zentriert nimmt der Deutsche Schäferhund die Witterung auf und findet rasch den flüch- tigen Mann im Gebüsch des steil abfallenden Rheinufers. Nach dem erfolgreichen Einsatz kehren Polizeihund und Herrchen zum Wett- kampf zurück und bringen den anspruchs- vollen Parcours erfolgreich hinter sich. Mann nach Tötungsdelikt verhaftet Am 17. Oktober geht bei der Kantonspolizei die Meldung ein, in Wasterkingen sei eine Frau nach einem Familienstreit mit einem spitzen Gegenstand verletzt worden. Sie stirbt trotz sofort eingeleiteter Reanimation durch die ausgerückten Rettungssanitäter sowie den Notarzt noch am Ereignisort. Die anwesenden Kantonspolizisten nehmen daraufhin ihren 50-jährigen Ehemann als mutmasslichen Täter fest. Wegen Streits ausgerückt und Hanf-Anlage entdeckt Funktionäre der Kantonspolizei Zürich rücken in der Nacht auf den 11. November wegen eines Streits nach Dübendorf in die Wohnung eines Mehrfamilienhauses aus. Dabei entdecken sie nach der Schlichtung in einem der Zimmer eine Hanf-Indooranlage mit mehr als 40 Marihuanapflanzen. Suchaktion mit Polizeihelikopter Am Nachmittag des 24. November melden Angehörige ihren 80-jährigen Vater als vermisst, weil dieser nach einem Wald- spaziergang im Sihltal nicht zurückgekehrt war. Die Kantonspolizei leitet sogleich eine Suchaktion ein, bei der auch der Polizei- helikopter zum Einsatz kommt. Mit der Wärmebildkamera im Helikopter kann der Vermisste gesichtet und anschliessend gerettet werden. Diensthunde dürfen sich auch durch ungewohntes Terrain nicht vom Ziel abbringen lassen (oben). Taucher des Seepolizeizugs bergen im Zürichsee ein gesunkenes Motorboot (unten).
20 | Ereignisse und Erfolge 2017 Intervention Islamismus im Visier Um der Gefahr von terroristischen Bedrohungen Rechnung zu tragen, handelt die Kantonspolizei vernetzt mit einer spezialisierten Sonderkommission. Observation, Jugendintervention, Gefährderansprache. Betreuung der besorgten Angehörigen sicherzustellen, und Durch koordiniertes Vorgehen in der ganzen Schweiz plötzlich interessierten sich verschiedene Stellen des Kantons geht die Kantonspolizei im Kanton Zürich neue Wege zur und des Bundes für die Angelegenheit. Einige Wochen später, Gefahrenabwehr. im Januar 2015, kam es in Paris und Umgebung zu Terror- anschlägen. Mit dem Näherrücken des Terrors und in Anbe- Was im Spätherbst 2014 mit Vermisstenanzeigen offensicht- tracht der Situation um die mutmasslichen Dschihadreisen- lich wurde, prägt die Polizeiarbeit noch heute und wohl noch den aus dem Raum Winterthur entschied der Kommandant für einige Zeit: Eltern und Angehörige von Jugendlichen und der Kantonspolizei, den Themen Radikalisierung und isla- jungen Erwachsenen aus dem Grossraum Winterthur erschie- mistische Gewalt mit der Bildung einer Sonderkommission nen auf Polizeiposten, um ihre Kinder als vermisst zu melden, entgegenzutreten. Die Verantwortung für die Sicherheit liegt da diese plötzlich aus dem gewohnten Umfeld verschwunden in der Schweiz bei den Kantonen und damit in Zürich primär waren. Rasch wurde klar, dass die Eltern und das Umfeld der bei der Kantonspolizei. Um einen gesamthaften Überblick zu Vermissten zum Teil darüber informiert waren, wo sich die erhalten, wurden die Stadtpolizeien Zürich und Winterthur Vermissten aufhielten. Die Angehörigen waren aber beunru- von Anfang an in die Sonderkommission eingebunden. Die im higt, weil sie keinen Kontakt mehr zu ihnen hatten. Ihre Sorge Februar 2015 als Massnahme zum Schutz vor Terroranschlä- war begründet – die vermissten Jugendlichen und jungen gen gebildete Sonderkommission Soko Master ist somit im Erwachsenen hatten sich radikalisiert und in die islamischen Kanton Zürich breit abgestützt. Konfliktregionen begeben, um sich mutmasslich den Kämp- fern des IS anzuschliessen. Vernetzung ist das A und O Ein einzelner Polizist auf einem Polizeiposten in der Region Um heikle Konstellationen frühzeitig zu erkennen, sammelt konnte diese Sachlage nicht allein bearbeiten. So war auch die und bewertet die Sonderkommission Hinweise, die auf radi- Thomas Gerber ist bei der Präventionsabteilung Co-Verantwortlicher der Fachstelle «Brückenbauer». Mit seiner kantonsweiten interkulturellen Vernetzung unterstützt er die Arbeiten der Sonderkommission. «Die Kontakte der Brückenbauer helfen, das gegen- seitige Vertrauen zu fördern. So leisten wir einen massgeblichen Beitrag für die Sicherheit der Bevölkerung.»
Kantonspolizei Zürich | 21 Geschäftsbericht 2017 kalislamistische Personen oder Vereinigungen hindeuten, Schweiz gehindert werden. Alle vierzehn Tage findet ein Infor- von denen eine konkrete Gefahr ausgeht. Zum einen sind es mationsaustausch am runden Tisch statt. In diesen Sitzungen Meldungen von Polizistinnen und Polizisten aus ihrer tägli- werden die aktuellen Hinweise analysiert, neue Erkenntnisse chen Arbeit, zum andern Hinweise aus der Bevölkerung, von präsentiert und Informationen zu den laufenden Fällen abge- Behörden und Institutionen. glichen. Pro Sitzung ist mit zwei bis fünf neuen Meldungen Die Spezialisten der Sonderkommission sensibilisieren die beziehungsweise Fällen zu rechnen. Seit der Schaffung der Mitarbeitenden bei den Polizeikorps und Behörden im Kan- Sonderkommission im Februar 2015 haben sich die Vertreter ton Zürich im Rahmen von Referaten und bei Weiterbildungs- an rund 60 Sitzungen getroffen und dabei mehrere hundert veranstaltungen. Es wurde zudem eine polizeiinterne Melde- Meldungen bewertet. Die Meldungen reichen von Hinweisen stelle eingerichtet, die rund um die Uhr von den Spezialisten zu Personen, die nach der polizeilichen Beurteilung nichts der Sonderkommission bedient wird. mit dem islamistischen Extremismus zu tun haben, bis hin Damit alle sicherheitsrelevanten Informationen an die Son- zu handfesten Tipps, die unmittelbar Massnahmen auslösen derkommission gelangen, ist für die Soko Master das Thema oder sofort zu kriminalpolizeilichen Ermittlungsverfahren Vernetzung zentral. Dank dem direkten Mitwirken der Regi- führen. Nach jeder Sitzung ist klar, wer für welche Konstella- onalpolizei, der Präventionsabteilung mit Brückenbauern, tion zuständig ist. Jugendintervention und Gewaltschutz, der Sicherheitspolizei Bei aktuellen Ereignissen im Ausland, die einen gesicher- mit Nachrichtenbeschaffung und Lagezentrum, der Flugha- ten oder möglichen Bezug zur Schweiz haben, sprechen sich fenpolizei und der städtischen Polizeikorps sowie der Bun- die Vertreter des runden Tisches unverzüglich ab, um die deskriminalpolizei ist eine Vernetzung mit Behörden und Sachlage zu klären und geeignete Massnahmen zu treffen. Institutionen auf allen Staats- und über alle Gesetzesebenen Die enge Zusammenarbeit aller relevanten Partner hat sich sichergestellt. Zudem sind indirekt auch Bundes-, Staats- und bewährt und sorgt für hohe Sicherheit. Die Kantonspolizei Jugendanwaltschaft eingebunden. Zürich unternimmt alles, um konsequent gegen terroristische Bedrohungen vorzugehen. Möglichkeiten ausschöpfen Die eingehenden Hinweise werden mit den vorhandenen Erkenntnissen abgeglichen und gemeinsam bewertet: Besteht eine Gefahr, oder muss ein Strafverfahren eingeleitet werden? Hier werden die Weichen gestellt, und hier ist kriminalpoli- zeiliches Fachwissen von ganz besonderer Bedeutung. Es ist festzulegen, wie und mit welchen Mitteln der Konstellation begegnet werden kann. So ist denkbar, nach nachrichtendienst- lichen Möglichkeiten vorzugehen oder aber Schritte zur poli- zeilichen Gefahrenabwehr oder mit Blick auf ein strafrecht- Rechtliche Hintergründe liches Ermittlungsverfahren einzuleiten. Dabei gibt es jeweils Das Bundesgesetz über das Verbot der unterschiedliche Möglichkeiten und Grenzen für Observation, Gruppierungen «Al-Qaïda» und «Islamischer Staat» sowie verwandter Organisationen technische Überwachungsgeräte oder Kommunikationsüber- sieht als lex specialis eine ausschliessliche wachung. Aber auch das Wirken der Jugendintervention oder Bundesgerichtsbarkeit vor. Wie die Vorgänge eine Gefährderansprache kann erfolgversprechend sein. Die rund um die mittlerweile geschlossene Ermittlerteams, die in den Ermittlungsverfahren arbeiten, An’Nur-Moschee gezeigt haben, verstos- setzen sich unabhängig davon, ob die Verfahrensleitung beim sen mutmassliche Islamisten auch gegen strafgesetzliche Bestimmungen ausserhalb Bund oder beim Kanton liegt, gemischt aus Angehörigen der der Bundeszuständigkeit und haben sich Bundeskriminalpolizei, der Kantonspolizei und der Stadtpoli- demzufolge vor den kantonalen Gerichten zeien Zürich und Winterthur zusammen. zu verantworten. Es stellt sich damit stets ab Beginn der Ermittlung die Frage, ob ein Hunderte Meldungen beurteilt Verfahren durch die Bundesanwaltschaft, Bei allen Gefährdern mit islamistischer Prägung wird zudem die kantonale Staatsanwaltschaft oder die Jugendanwaltschaft zu führen ist. Kommt es parallel zu den Ermittlungshandlungen der Aufenthaltssta- zu Verfahrensübernahmen, erweist sich das tus genauestens überprüft. Allenfalls besteht die Möglich- Zusammenwirken der Kantonspolizei mit keit, zum Beispiel am Flughafen die Einreise eines Gefährders den Polizeiorganisationen des Bundes und in die Schweiz zu verhindern oder in der Schweiz erkannte der Städte, wie es in der Soko Master gelebt Gefährder rückzuführen. Zuletzt konnten in Kooperation mit wird, als besonders wertvoll. der Flughafenpolizei, dem Bundesamt für Polizei, dem Staats- sekretariat für Migration und dem kantonalen Migrationsamt mehrere Gefährder rückgeführt oder an einer Einreise in die
Ereignisse und Erfolge 2017 Repression Zerbrechliche Angelegenheit: Spurensicherung durch den Kriminaltechnischen Einsatzdienst des Forensischen Instituts Zürich.
Kantonspolizei Zürich | 23 Geschäftsbericht 2017 Dienstleistungsstatistik 2012 2016 2017 Als Dienstleistungsbetrieb hat die Kantonspolizei Total aller erfassten Dienstleistungen 509 830 594 800 609 074 Zürich den Auftrag, im Kanton für Sicherheit zu Dienstleistungen allgemein 353 889 423 764 433 256 sorgen. Die Dienstleistungsstatistik zeigt sowohl bei Rapporte Total 155 941 171 036 175 818 der Anzahl der verfassten Rapporte wie auch bei jener davon ausgewählte Tätigkeitsgebiete der allgemeinen Dienstleistungen einen steigenden Verhaftungen 10 384 10 417 9540 Trend auf. Unter «Allgemeine Dienstleistungen» fallen Verkehr 25 157 30 718 30 303 zum Beispiel die Vermittlung von Sachen, das - Fahrzeugentwendung 1795 2219 2383 Ausrücken an ein Alarmobjekt oder eine Patrouillen- - Geschwindigkeit (OBV) 4486 5181 5274 tätigkeit. - Allgemeine Anzeigen (SVG) 12 488 14 392 13 640 Leib und Leben 5504 6862 7071 - Kapitalverbrechen 1808 1343 1356 - Vermisste 130 201 192 Eigentum und Vermögen 34 489 31 318 31 694 - Einbruchdiebstahl 7715 5009 4239 - Diebstahl allgemein 10 403 8378 8708 Geheimbereich, Freiheit und Familie 3075 4054 4064 - Gewaltschutzgesetz 378 649 594 Brände und Explosionen 636 513 507 Fälschung und öffentlicher Frieden 739 1307 1283 Amts- und Berufspflicht 879 676 755 Ausländer 6683 8812 8317 Betäubungsmittel 3396 2729 2840 Tier- und Umweltschutz 449 644 622 Sichergestellte Betäubungsmittel 2012 2016 2017 Ein verlässlicher Rückschluss von der Menge Amphetamine (kg) 0,5 6,7 4,8 an Sicherstellungen auf die tatsächlich eingeführten Kokain (kg) 96,3 74,4 54,9 oder gehandelten Mengen an Betäubungsmitteln Heroin (kg) 57,4 41,3 20,8 ist nicht möglich. Methamphetamin (Tabletten) 15 747 1468 181 Hanfpflanzen (kg) 328,7 66,1 95,4 Marihuana (kg) 93,1 369,1 541,4 Haschisch/-oel (kg) 7,4 16,9 256,8 Ecstasy (Tabletten) 1155 4967 2786 GHB/GBL (l) 24 8,4 7,7 LSD (Dosen) 271 313 322 Khat (kg) 150,1 879,1 3196,4
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