Stupid it's the economy, November 2016 - Sparkassenzeitung
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November 2016 ['∫pa:rkassәn] seit 1906 it’s the economy, stupid Seite 12: Der Financial Life Park | Seite 6: Interview Thomas Schaufler | Seite 20: Revival des Handwerks
Ausgabe 5/2016 ['∫pa:rkassәn] Inhalt Foto: Hinterramskogler/Erste Bank Oesterreich Foto: Ian Ehm/Erste Bank Oesterreich 12 Eine geschichtsträchtige Zeitung. 6 23 Illustration: istock.com Im Dienste der Sparkassen. Seit ihrem ersten Erscheinen im Jahr 1906 nimmt die Österreichische Sparkassenzeitung die Rolle als Gedächtnis der Sparkassen ein. Sie ist zugleich ein unerschöpfliches Archiv an Artikeln und Meinungen und – mit kurzen zeitlichen Abständen, in denen sie nicht erschien – immer ein wichtiges Kommunika- tionsmittel zur Identitätsstiftung, zur Vermittlung wirtschaftlichen Wissens und recht- licher Informationen gewesen. 16 Illustration: istock.com im FOKUS LAND und Märkte 23 4 16 Das Land kommt Kurznachrichten Bargeld Start-ups auf dem Land aus der Wirtschaft Die große Liebe der ÖsterreicherInnen WERTE ECONOMY 6 18 25 Regionalität aus Überzeugung Eine kleine Geschichte „Des Rätsels Lösung ist Traditionsunternehmen und die Das Sparbuch in Österreich Diversifikation“ Sparkassen Impressum und Offenlegung gemäSS Mediengesetz: Bezeichnung des Mediums: Österreichische Sparkassenzeitung; Interview mit Thomas Schaufler 28 Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Österreichischer Sparkassenverband, Am Belvedere 1, 1100 Wien, E-Mail: info@sv.sparkasse.at; Generalsekretär: Franz Portisch; Präsident: Gerhard Fabisch; 10 20 Großer Bruder – Große Schwester Chefredakteur: Armand Feka; MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Milan Frühbauer, Stephan Scoppetta, Bastian Kellhofer; Handwerk olé! Kooperationsprojekt Investitionsplan am Reißbrett Redaktionsbeirat: Karin Berger, Christian Hromatka; Coverfoto: Erste Financial Life Park/Lupi Spuma; Auferstehung der Handwerkskunst Juncker-Plan Produktion/Litho/Druck: Bernsteiner Media GmbH, Rautenweg 10, 1220 Wien, www.bernsteiner.at; Art Direktion/Gestaltung: Dina Gerersdorfer, www.gerersdorferdesign.at; Offenlegung gemäß § 5 ECG und gemäß § 25 Mediengesetz: http://www.sparkassenverband.at/de/Impressum 12 Mehr als eine Ausstellung Erste Financial Life Park ['∫pa:rkassәn] 2 ['∫pa:rkassәn] 3
im Fokus im Fokus Forum Industrie 4.0 Roboter, selbstfahrende Autos und 3-D-Drucker – Klaus Schwab, Chef des Weltwirtschaftsforums in Davos, sieht die bisher größte Herausforderung auf die Welt zukommen: „Wir stehen am Rande einer technischen Revolution, die unsere Art zu leben, zu arbeiten und miteinander umzugehen grundlegend verändern wird“, schreibt er im „Handelsblatt“. Die Vierte Industrielle Revolution werde fast jeden Industriezweig in allen Ländern durcheinanderwirbeln. „In ihrem Ausmaß, ihrer Reichweite und ihrer Komplexität wird es sich bei dieser Transformation um eine noch nie erlebte Erfahrung handeln.“ Liebe Leserin, lieber Leser! Editorial „IT’S THE ECONOMY, STUPID“ Organisationstrend Holokratie James Carville, fälschlicherweise Bill Clinton Die Chef-Mitarbeiter-Hierarchie fliegt raus: Das Prinzip der Holokratie wurde von Brian Robertson aus Philadelphia Ein Spruch, der Geschichte geschrieben hat und nach wie vor universelle Gültigkeit besitzt. Anfang der 90er Jahre von in seiner „Ternary Software Corporation“ entwickelt – als Bill Clintons Wahlkampfstrategen entworfen, sollte er Menschen auf das hinweisen, was wichtig ist: die Wirtschaft Möglichkeit, in großen Unternehmen die Entscheidungs- und wie sie funktioniert. findung transparent zu gestalten, flexibel zu bleiben und ethisch verantwortlicher zu wirtschaften. Das System ba- Finanzwesen ist auch für die meisten Jugendlichen ein Teil ihres Alltags. In vielen Ländern der Welt werden die Fi- siert darauf, dass klassische Hierarchieebenen abgeschafft, nanzbildungsaktivitäten daher auf allen Ebenen des Bildungssystems forciert und evaluiert. Mit dem Ende der Schul- Zuständigkeiten extrem klar geregelt werden und Mitarbei- pflicht werden auch die Finanzdienstleistungen, die Jugendliche in Anspruch nehmen, komplexer und anspruchs- „Gamification“: Verspielte Businesswelt terInnen sich stark einbringen. Wird jetzt auch hierzulande voller. Finanzwissen sollte daher sehr hoch auf der globalen politischen Tagesordnung stehen. Tut es das immer? Computerspiele erobern das reale Leben: Immer mehr Trend, vom Start-up bis zum Konzern. Der Erste Financial Life Park, oder kurz FLiP, ist ein Ort, der geschaffen wurde um Kindern und Jugendlichen in Firmen nutzen Punkte, Highscores und Level, um zu mo- Österreich auf spielerische Art und Weise Finanzwissen zu vermitteln – mithilfe einer Kombination aus digitalem, tivieren und kreative Lösungen zu fördern. „Bei Gamifica- multimedialem und persönlichem Engagement (Seite 12). tion geht es darum, Spielmechanismen in Bereichen anzu- wenden, die gar nichts mit Spielen zu tun haben“, sagt Nora Es führt kein Weg an ihr vorbei: Die EZB hält weiterhin an ihrer Nullzins-Politik fest. Wann man Stampfl, Autorin des Buches „Die verspielte Gesellschaft“, die – vielleicht – mit einem Umschwenken dieser Politik der Notenbanken rechnen kann, erfährt das „f/21 Büro für Zukunftsfragen“ betreibt. Im Marketing – man im Interview mit Thomas Schaufler. Der Vorstand der Erste Bank Oesterreich spricht frühes Beispiel sind Vielfliegerprogramme –, aber auch im mit unserem Redakteur zudem über fehlende Wertpapierkultur in Österreich und wie man Recruiting und zur Mitarbeitermotivation kommen Spiele an der Börse Erfolg haben kann (Seite 6). vermehrt zum Einsatz. Die Sparkassen wenden dieses Kon- zept seit Jahrzehnten im Sparefroh Magazin an, wo Kindern Massenmärkte sind durch starke Nachfrage und viel Konkurrenz gekennzeichnet. spielerisch Finanz- und Wirtschaftswissen näher gebracht Doch gehen immer öfter gerade heimische Unternehmen aus der Region in eine hohe Spezialisierung. In einer Zeit, in der nach Beständigkeit und Qualität geradezu gelechzt Foto und Illustrationen: istock.com wird. Mehr dazu auf Seite 25. wird, gibt es auch wieder Menschen, die diese Wünsche erfüllen können. Das gute alte Handwerk erlebt ein Revival (Seite 20). Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre! Armand feka, CHEFREDAKTEUR ['∫pa:rkassәn] 4 ['∫pa:rkassәn] 5
ECONOMY ECONOMY Thomas Schaufler, Vorstand der Erste Bank Oesterreich über Negativ-Zinsen, die fehlende Wertpapierkultur in Österreich und wie man an der Börse Erfolg haben kann. Sparkassenzeitung: Die EZB hält weiterhin an ihrer Null- erreichen möchte. Haben wir ein Ziel definiert, lässt sich zins-Politik fest. Wann darf man mit einem Umschwenken auf dieser Basis eine entsprechende Veranlagungsstrategie dieser Politik der Notenbanken rechnen? erarbeiten. Thomas Schaufler: Man muss dabei zwei Dinge betrach- Von Stephan Scoppetta ten: Zum einen gibt es nach wie vor kein wirkliches Wirt- Kommt das bei den Kunden an? schaftswachstum und damit auch keinen Grund für die Schaufler: Wir gehen bei diesem Thema gerade in die Of- „Private EZB, diese Politik kurzfristig zu ändern. Auf der anderen fensive, denn auf den österreichischen Sparbüchern liegen Seite steht die überbordende Staatsverschuldung vieler laut Nationalbank 230 Milliarden Euro. Das ist eine un- europäischer Staaten. Die Zinspolitik der EZB verhilft ih- glaublich hohe Summe. Investoren nen zu einer sehr günstigen Refinanzierung. Würde man die Zinsen anheben, würden sich einige mit einer Verteue- Für unerwartete Ausgaben, wie eine neue Waschmaschine, rung ihres Schuldendienstes extrem schwer tun. In Europa soll man ja drei Monatsgehälter am Sparbuch parken. 230 wird sich bei den Zinsen aus unserer Sicht in den nächsten Milliarden Euro entsprechen 460 Millionen Waschmaschi- handeln drei bis fünf Jahren nichts ändern. In den USA werden wir nen, die die Österreicher am Sparbuch bunkern – warum aber schon bald ein Ansteigen der Zinsen sehen. diese Fixierung aufs Sparbuch? Schaufler: Die Österreicher setzen beim Thema Veran- Staaten mit einer Spitzenbonität wie Deutschland geben be- lagung sehr stark auf Sicherheit, aber diese Kultur haben meist zu reits Anleihen mit Negativ-Zinsen. Das heißt, die Bundesre- wir als Banken sicher mitgeprägt. Wir feiern heuer 60 Jahre publik verdient bereits Geld mit ihren Schulden. Ist das nicht Sparefroh. Vielleicht hätte man irgendwann vor 20 Jahren eine verkehrte Welt? ein Wertpapiermännchen einführen sollen um den Leuten emotional“ Schaufler: Für viele Staaten herrschen derzeit paradiesische zu zeigen, es gibt auch andere Möglichkeiten der Veranla- Zustände, aber hier steckt auch das große Problem. Das gung. Für viele Österreicher ist der Abschöpfungsauftrag billige Geld macht kein Umdenken notwendig, und damit auf das Sparbuch ihre einzige Art der Veranlagung. Lange werden wichtige Strukturreformen nicht in Angriff genom- Zeit war das eine gute Möglichkeit, aber heute funktioniert men. Das wird früher oder später zu einem wirklichen Pro- das nicht mehr. Gleichzeitig zeigt auch die Politik keine blem werden. Tendenzen die Eigenvorsorge und die Wertpapierveranla- gung zu stärken. Ganz im Gegenteil, die Regelungen zur Null- beziehungsweise Negativ-Zinsen sind für Kreditnehmer Kapitalertragsteuer wurden in den letzten Jahrzehnten im- erfreulich, aber für Sparer ein riesiges Problem. Kann man mer weiter verschärft. Kunden Zinsen knapp über Null am Sparbuch überhaupt vermitteln? Man wollte hier immer den Spekulanten das Leben schwer Schaufler: Die Themen Zinsen und Inflation näher zu brin- machen ... gen ist besonders wichtig. Es gab in den vergangenen 30 Schaufler: Aber jemand, der über zehn oder zwanzig Jahre Jahren sogar Phasen mit deutlich niedrigeren Realzinsen, Geld in einen Fondssparplan einzahlt, ist doch kein Speku- aber es kümmerte die Kunden wenig, denn die Zinsen wa- lant. Es gibt überhaupt keinen Grund, jenes Geld, das dort ren höher und es schaute besser aus, wenn man am Spar- angespart wird und schon ein mal versteuert wurde, noch buch sechs Prozent bekam, aber die Inflation bei neun Pro- einmal mit einer Steuer zu versehen. Hier gäbe es viele zent lag. Heute fragen wir in der Beratung nicht mehr nach Möglichkeiten über Behaltefristen auch Anreize zu schaf- dem Zinssatz, sondern was der Kunde mit seinem Geld fen. Das steht derzeit aber nicht auf der politischen Agenda. Fotos: Ian Ehm/Erste Bank Oesterreich ['∫pa:rkassәn] 6 ['∫pa:rkassәn] 7
ECONOMY ECONOMY Frustriert wird das Geld auf ein Sparbuch gelegt und das Heute gilt also grundsätzlich bei der Geldanlage: no risk, no Thema Börse abgehakt, anstatt konsequent das Anlageziel fun? weiter zu verfolgen. Gerade in schwierigen Börsenphasen Schaufler: Ich würde von der anderen Seite kommen. Ich sollte man auf Beratung setzen: Diese soll helfen, solche glaube, dass wir für jeden Kunden mit einem Ertragsziel, Fehler zu vermeiden. auch das richtige Produkt haben. Auf dieser Basis müssen wir natürlich mit dem Kunden klären, welche Risiken er Breite Streuung braucht ein Minimum an Kapital. Mit wie- dafür eingehen möchte. viel Geld lässt sich eine vernünftige Veranlagungsstrategie umsetzen? Wie werden sie in Zukunft Investments in Wertpapiere in Ös- Schaufler: Hat man drei bis fünf Monatsgehälter als Sicher- terreich forcieren? Denken Sie hier auch einen Ausbau des heitspolster zur Seite gelegt, kann man schon ab 70 Euro Online-Angebotes? monatlich in einen Kapitalplan einzahlen. Das Geld fließt Schaufler: Im November werden wir für Anlagekunden in ein bis zwei Fonds, die der Berater gemeinsam mit dem auch in unserer Online-Banking-Plattform George den Anleger auswählt und die auch zu den jeweiligen Anlage- Handel mit Wertpapieren einführen. Über diese Plattform zielen passen. Es sind wirklich viele Fonds und Wertpapie- bekommen unsere Kunden Zugriff auf ein sehr breites An- re, aus denen Kunden bei der Erste Bank wählen können. lageuniversum aus den unterschiedlichsten Anlageklassen, Der Vorteil einer regelmäßigen und langfristigen Veran- die man je nach Risikoprofil online kaufen kann. ■ Nicht zuletzt haben der Crash 2008, die Griechenland- und zen Betrag auf einmal investieren, sondern auf verschie- Eurokrise nicht gerade das Vertrauen in die Aktienveranla- dene Zeitpunkte verteilen. Wichtig ist in jedem Fall eine gung gestärkt. Können Sie hier die Angst der Österreicher professionelle Beratung, mit der man Ziele definiert und nachvollziehen? gemeinsam eine Strategie entwickelt, die man auch über Schaufler: Zum Teil, dabei wäre des Rätsels Lösung Diversi- einen definierten Zeitraum durchhält. Nur so wird einem fikation. Man muss das Geld auf verschiedene Anlageklas- Erfolg am Kapitalmarkt beschieden sein. sen wie Aktien, Währungen, Anleihen oder auch Rohstoffe aufteilen, dann bricht ein Portfolio auch in Krisen nicht Ist You Invest eine dieser Lösungen? so massiv ein, wie es auf vielen österreichischen Depots Schaufler: Die Idee von You Invest war, auch Anlegern die passiert ist. Nachweislich ist es so, dass man selbst bei den nur ein kleines Vermögen besitzen, eine aktiv gemanagte größten Krisen wie bei der Dotcom-Blase, 9/11 oder dem Lösung zu anzubieten. Man wählt seine Risikoklasse, sein Untergang von Lehman Brothers mit einem ausgewogenen Anlageziel, und Experten managen die Gewichtung der As- Portfolio fünf Jahre später wieder im Plus gewesen wäre setklassen dann je nachdem, wie sich der Markt entwickelt. und das selbst dann, wenn man zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt – also einen Tag vor der Krise am Höchststand – Für wen ist das Produkt konzipiert? eingestiegen wäre. Natürlich wissen wir alle, dass der Blick Schaufler: You Invest eignet sich für Privatkunden, die eine in die Vergangenheit nichts über die Zukunft aussagt, weil transparente, individualisierbare Veranlagungsmöglichkeit jede Krise anders ist. Aber eines ist sicher: Wenn man alles suchen. Mittlerweile bieten wir vier Portfolios an, von „so- auf eine einzige Karte setzt, ist das die schlechteste Strategie. lid“, einer sehr konservativen auf Werterhalt ausgelegten lagung ist, dass der Einstiegszeitpunkt nicht so bedeutend Veranlagung, bis „progressive“, einer Performance-orien- Was machen die Privatinvestoren hier falsch? ist, denn bei niedrigen Fondskursen werden mehr und bei tierten Veranlagung mit höherem Aktienanteil. Dass das Schaufler: Privatinvestoren handeln meist sehr emotional, höheren weniger Anteile gekauft. So mittelt man über einen Konzept ankommt, zeigt das Gesamtvolumen von You In- und läuft es am Kapitalmarkt nicht wie erwartet, dann hal- langen Zeitraum die Kaufkurse und reduziert zusätzlich das vest, das nach drei Jahren mittlerweile 1,3 Milliarden Euro ten sie eine eingeschlagene Strategie nicht durch, sondern Einstiegsrisiko. beträgt. verkaufen oft am Tiefstpunkt und nehmen die Verluste mit. Manche Kunden haben aber bereits beträchtliche Summen am Sparbuch. Wie sollen sie bei einer Veranlagung in Wert- papiere vorgehen? Schaufler: Mit mehr Geld, also so ab 10.000 Euro, lässt sich das Investment noch besser streuen und damit das Risiko noch mehr reduzieren. Auch hier sollte man nicht den gan- ['∫pa:rkassәn] 8 ['∫pa:rkassәn] 9
ECONOMY ECONOMY Investitions- Vor zwei Jahren startete der neu bestellte EU-Kommissions- stehen 16 Milliarden Euro an Garantien bzw. Haftungszu- präsident eine Investitionsoffensive. Das ehrgeizige Ziel sagen seitens der EU und weitere 5 von der Europäischen von Jean-Claude Juncker: Bis 2018 sollen mittels Garantien Investitionsbank zur Verfügung. Von diesem Volumen sind des „Europäischen Fonds für Strategische Investitionen“ immerhin 5,5 Milliarden für KMU-Projekte und 15,5 Mil- plan am (EFSI) insgesamt 315 Milliarden Euro an zusätzlichen In- liarden Euro für Innovationsinvestitionen sowie für die In- vestitionen generiert werden. Mit der Durchführung ist die frastruktur adressiert. Europäische Investitionsbank beauftragt. EFSI-Direktor Wilhelm Molterer betont die strukturpoliti- Anfänglich herrschte quer durch die EU eine gewisse Skep- sche Wirkung der Aktion: „Schon jetzt entfallen 28 Prozent sis, ob die beabsichtigte Hebelwirkung – die Basismittel be- vom EIB-Volumen auf Klein- und Mittelbetriebe. Diese tragen 21 Milliarden Euro – mit dem Faktor 15, was einem stehen nämlich vor etlichen Finanzierungslücken, in die ReiSS- Gesamtvolumen von 315 Milliarden Euro entspräche, er- der Fonds mit seinen Garantien hineingeht.“ Molterer sieht reicht werden kann. Zumal die Investitionsneigung seit der Handlungsbedarf für den EFSI im Venture-Bereich, bei ris- Wirtschaftskrise des Jahres 2009 und ihren diversen struk- kanteren Investitionen etwa im Bereich von Forschung und turellen Folgewirkungen europaweit als bestenfalls „ge- Entwicklung, bei diversen Start-ups sowie bei der Sicher- dämpft“ bezeichnet werden kann. stellung längerer Laufzeiten. Besonders längere Laufzeiten werden von den Banken derzeit eher gemieden, weil die brett INVESTITIONSQUOTEN ZU GERING notwendigen Eigenkapital-Unterlegungen als Folge etwa Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl sieht die In- des Basel-III-Regulatoriums nicht darstellbar seien. Man vestitionsquote bei fünf Prozent in einem gefährlich nied- wolle die europäischen Kommerzbanken keineswegs aus rigen Bereich. „Vielfach kommt die Zinspolitik der EZB bei dem Markt drängen. Im Kern gehe es bei den Finanzierun- den Unternehmen nicht an, denn gleichzeitig verschärfen gen der EIB um Finanzierungen, die anders gar nicht mög- sich die Regularien für die Kreditvergabe von Banken be- lich gewesen wären. „Entscheidend ist doch die Frage, ob trächtlich“, lautet sein Befund. die Investition stattfindet oder nicht!“ Gleichzeitig sind sich ExpertInnen jedoch darüber einig, ÖSTERREICH NOCH BESCHEIDEN dass es viele Investitionsprojekte – auch bei KMUs – in den Der EFSI ist, so räumen die Verantwortlichen ein, kein vielzitierten Schubladen gibt, die entsprechende Stimula- Allheilmittel, dem man jetzt die gesamte Investitionslast tionen brauchen. Just hier will der Juncker-Plan ansetzen: umhängen könne. Aber in Zusammenarbeit mit bereits Wenn ein entsprechendes Garantievolumen zur Verfügung bestehenden Fördereinrichtungen – etwa dem AWS in Ös- steht, steigt die Bereitschaft, sich an sinnvolle Projekte he- terreich – könne viel bewirkt werden. Allerdings zeige die ranzumachen. Denn das Investieren ist bei Weitem nicht operative Erfahrung bei der Umsetzung des Juncker-Plans, nur ein Problem von Start-ups, die jetzt im Mittelpunkt der dass ein Ausbau der Beratungstätigkeit für die Projektwer- Wirtschaftspolitik zu stehen scheinen, sondern eine zentra- berInnen notwendig sei. le Frage der künftigen Wettbewerbsfähigkeit. Und wie sieht es in Österreich aus? Vorerst geht es beim ESFI/EIB-Vorhaben um zwei Projekte. Für einen Wind- Die Investitionstätigkeit braucht mehr Schwung, um mehr park in Bruck an der Leitha stehen insgesamt 40 Millionen Wachstum zu generieren. Der Plan des Kommissionspräsi- „ENTSCHEIDEND IST DOCH DIE Euro an Fördermitteln zur Verfügung; an diesem Projekt ist auch die Erste Bank beteiligt. Im zweiten Projekt hat die denten Jean-Claude Juncker sollte das Investitionsgeschehen FRAGE, OB DIE INVESTITION Bank Austria für innovative KMU Garantien von bis zu in der Europäischen Union stimulieren. Nach verhaltenem Start kommt die Sache jetzt in Bewegung. STATTFINDET ODER NICHT!“ 200 Millionen Euro zur Vergabedisposition. Dabei stellt die dafür gegründete „InnovFin“ Garantien und Rückgaran- Wilhelm Molterer, Europäische Investitionsbank tien für Kredite zwischen 25.000 und 7,5 Millionen Euro bereit. Dieses Programm gilt für Unternehmen mit weni- ger als 500 MitarbeiterInnen. Weitere Möglichkeiten der Vo n Mi l a n F r ü h b a u e r österreichischen Beteiligung sieht Molterer bei regionalen Nachhaltiges Wachstum ist ohne Investitionen nicht denk- Infrastrukturinvestitionen, vor allem im Bereich der Ge- bar. Dazu kommt, dass sich seit Beginn der Finanz- und meinden. Wirtschaftskrise die Wettbewerbsschere im Vergleich zu den USA zu Lasten Europas vergrößert hat. Nicht wenige Auch der Vertreter der EU-Kommission in Österreich, Jörg InvestorInnen sind schon dabei, sich standortpolitisch neu Wojahn, ist zuversichtlich: „Wir werden mit der Hebelwir- Foto: European Union, Fotomontage zu orientieren. Vor Kurzem wurde eine erste Zwischen- kung die 315 Milliarden Euro bis 2018 erreichen und damit bilanz der Juncker-Initiative präsentiert: Aktuell steht die einen wichtigen Investitionsimpuls auf den Weg gebracht Europäische Investitionsbank (EIB) bei rund 139 Milliar- haben.“ Kommissionspräsident Juncker hat in seiner jüng- den Euro an erwarteten Gesamtinvestitionen, basierend auf sten Rede zur Lage der Union die Forderung erhoben, das 361 genehmigten Projekten aus 27 der 28 EU-Länder. Das Volumen auch nach Ablauf auszuweiten. Bis 2020 soll eine sind immerhin schon 44 Prozent der ambitionierten Ziel- Aufstockung auf 500 Milliarden Euro und darüber eine auf größe von 315 Milliarden Euro. Für das gesamte Programm 630 Milliarden ins Visier genommen werden. ■ ['∫pa:rkassәn] 10 ['∫pa:rkassәn] 11
ECONOMY ECONOMY Philip List, Leiter des Erste Financial Life Park Für die Sparkassen hat die Vermittlung von Finanzwissen schon lange Tradition. Jährlich wird mehr als 37.000 SchülerInnen österreichweit der verantwortungsvolle Umgang mit Geld durch ReferentInnen der Sparkassen näher gebracht. Die Erste Group hat dieses Thema weiterentwickelt und etwas in Europa Einzigartiges geschaffen – den Erste Financial Life Park (FliP). Seit dem Probebetrieb Mitte Mai haben 1.000 SchülerInnen an Touren teilgenommen, Ende Oktober erfolgte der große Start. Den Leiter des „FLiP“, Philip List, haben wir in einem Interview dazu befragt. Sparkassenzeitung: Herr List, was ist der Erste Financial Und wie werden Sie diese Inhalte Life Park und was macht ihn so einzigartig in Europa? den Jugendlichen konkret vermitteln? Philip List: Der Erste Financial Life Park, oder kurz FLiP, ist List: Das kann man schwer in Worte fassen, es ist auf Er- ein Ort, an dem wir auf einzigartige Art und Weise Finanz- lebnissen aufgebaut. Die Besucher lösen in den Statio- wissen vermitteln. Einzigartig macht uns die Kombination nen, durch die sie von den Vermittlern geführt werden, aus digitaler, multimedialer und persönlicher Vermittlung. bestimmte Aufgaben in Teams und setzen sich so in der Vo n a ni ta T r av e r s o Weltweit gibt es noch zwei ähnliche Einrichtungen in Me- Diskussion spielerisch mit dem Thema Geld auseinander. xiko und in Turin. Primäre Zielgruppe sind Jugendliche ab In einer Station zum Beispiel wird ihnen ein Budget zu- zehn Jahren. Wir konzentrieren uns jetzt einmal auf Schul- geteilt, mit dem sie in ihrer fiktiven Lebenssituation aus- Mehr klassen und Gruppen, im nächsten Jahr wollen wir dann an Samstagen die Türen auch für Familien öffnen. kommen müssen. Hier erkennen sie, dass Mittel nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen und wieviel das Leben kostet. In einer anderen Station „spüren“ sie im Rahmen als eine Was kann man sich unter digital, multimedial und persönlich vorstellen? List: Digitale und multimediale Vermittlung im FLiP be- eines Quiz die Konsequenzen einer falschen Antwort, also einer finanziellen Fehlentscheidung, indem sich der Wider- stand auf einem Ergometer, auf dem sie Rad fahren, erhöht. Ausstellung: deutet, dass wir den Besuchern sogenannte Wallets – spe- ziell konfigurierte iPads – zur Verfügung stellen, die mit den Objekten in den einzelnen Stationen durch modernste Kommunikationstechnologien interagieren und so weitere Wie kann man Jugendliche im Zeitalter der „Digital Natives“ begeistern und noch zum Staunen bringen? List: Das ist zweifellos ein hoher Anspruch, den wir, finde Informationen anzeigen. Neben dem Einsatz von Videos ist ich, erfolgreich gemeistert haben. Die Art und Weise, wie die persönliche Kommunikation für den Lernerfolg essen- wir Inhalte präsentieren und vermitteln, entspricht der Le- ziell. Unsere Vermittler begleiten die Besucher durch die benswirklichkeit unserer Jugendlichen. Wir holen die Ju- Erste Stationen, indem sie Inhalte erklären und laufend Feedback gendlichen mit den technischen Mitteln ab, mit denen sie geben. Sie setzen Schwerpunkte, wo es Verständnisschwie- arbeiten, und können sie auch noch überraschen. Unser rigkeiten gibt. multimedialer Vermittlungsansatz, bei dem auch spieleri- sche Komponenten nicht zu kurz kommen, wirkt auf „Di- Warum sprechen Sie gerade Jugendliche an, und was wird gital Natives“ sehr spannend. Sie staunen auch über die Er- den TeilnehmerInnen im FLiP vermittelt? kenntnisse, die sie machen. Über die Lebenshaltungskosten List: Je früher und konsequenter man mit dieser Thematik zum Beispiel, die sie nicht erwartet hätten. Financial beginnt, desto besser. Wir wollen den Kindern und Jugend- lichen vermitteln, wie wichtig es ist, sich mit Geld und der Und wie stellen Sie die Qualität der Inhalte finanziellen Situation zu beschäftigen, um später selbstbe- und die Unabhängigkeit sicher? wusster Fragen stellen und sinnvolle finanzielle Entschei- List: Sämtliche Inhalte wurden von unserem wissenschaft- dungen treffen zu können. So unterstützen und stärken lichen Beirat geprüft und freigegeben. Der Beirat vereint wir die finanzielle Selbstverantwortung und das Risikobe- ein buntes Wissen von Experten der WU Wien, der Stan- wusstsein. Beides sind grundlegende Voraussetzungen für ford University, der Österreichischen Schuldnerberatung, Life Park ein gesundes Geldleben. Denken Sie an die zunehmende des Sparkassenrats der Zweiten Sparkasse bis hin zu einer Jugendverschuldung. Wenn wir es schaffen, die finanzielle Expertin der OECD. Bei der Erstellung der Inhalte haben Foto: Hinterramskogler/Erste Bank Oesterreich Eigenverantwortung unserer Jugendlichen so zu stärken, wir auch mit engagierten Pädagogen zusammengearbeitet. dass es zu weniger falschen finanziellen Entscheidungen Dieser Beirat achtet nicht nur auf das hohe Niveau unserer kommt, ist das gut für die Jugendlichen und schlussendlich Inhalte, sondern auch auf unsere Unabhängigkeit, die uns gut für die Gesellschaft, für die Wirtschaft und auch für uns sehr wichtig ist. Denn Vertrauen ist für den Erfolg des FLiP als Bank. entscheidend. Wir unterstreichen die Unabhängigkeit auch durch unseren eigenständigen visuellen Auftritt. ▶▶ Philip List, Leiter des Erste Financial Life Park ['∫pa:rkassәn] 12 ['∫pa:rkassәn] 13
ECONOMY ECONOMY an eng mit dem Auftrag der Sparkassen verbunden, erklärt Das FLiP hat ganz bewusst Wie sieht die Zukunft des FliP aus, um den Anspruch, euro- schönste Feedback einer 15-jährigen Teilnehmerin war Andreas Treichl, CEO der Erste Group: „Es war die revolu- eine eigene Corporate Identity. paweit einzigartig zu sein, langfristig zu halten? ihre überraschte Feststellung, dass sie während der gesam- tionäre Idee der Sparkassen, allen Menschen zur Schaffung Es dient weder dem Marketing noch dem Verkauf von List: Die Zukunft bietet noch viele Möglichkeiten. Das ten Tour vor lauter Begeisterung kein einziges Mal an ihr und Sicherung von Wohlstand zu verhelfen. An diesem Auf- Produkten, sondern einzig der Vermittlung von Verständ- FLiP will in seiner Finanz-Bildungsinitiative über die rei- Handy gedacht hat … trag hat sich bis heute nichts geändert – außer den Rahmen- nis für wirtschaftliche und finanzielle Zusammenhänge. ne „Ausstellung“ hinausgehen. Wir planen Kooperationen bedingungen, die finanzielle Entscheidungen beeinflussen. mit unseren Tochterbanken in Zentral- und Osteuropa und info@financiallifepark.at Diese zu verstehen ist unserer Meinung nach essenziell. Wir sind offen und einsehbar, verstecken werden nächstes Jahr auch Touren auf Englisch und Slo- www.financiallifepark.at Und das wollen wir vermitteln. Unabhängig und verständ- nichts, sprechen alles an und bemühen uns, wakisch anbieten, weitere Formate wie Workshops und Se- www.facebook.com/financiallifepark/ lich.“ Das FLiP vermittelt Kindern und Jugendlichen die alle Fragen zu beantworten. minare im sogenannten „FLiP Lab“ sowie Kamingespräche dazu finanzielle finanzielle Allgemeinbildung. Als Ort der Wir sind keine Modeerscheinung, sondern haben einen sehr mit interessanten Persönlichkeiten. Und wir denken gerade innovativen Vermittlung von Finanzwissen erklärt das FLiP stabilen Rückhalt in der Erste Group, der Erste Bank und der über die Entwicklung eines „FLiP2Go“-Formats nach: ein an fünf Wissens- und Spielstationen wirtschaftliche und Erste Stiftung. Wir kommunizieren einfach und verständ- mobiler Container, durch den die Referenten der Sparkas- finanzielle Zusammenhänge. lich, damit uns unsere BesucherInnen – gleich welchen Al- sen den Schülern sogar österreichweit die „FLiP Experien- D A S F L IP – ce“ vermitteln können. Unser Ziel ist es, das anerkannte ters und welcher Vorbildung – verstehen können. D i e w i c h t i g s t e n Dat e n : Finanzwissen ist wichtig für das soziale, europäische Kompetenzzentrum zum Thema „Financial ökonomische und kulturelle Leben. Das Flip ist mehr als eine Ausstellung. Capability“ zu werden. Wir wecken das Interesse an wirtschaftlichen und finanziel- Gemeinsam mit FLiP Experience bieten FLiP Library, FLiP Der Erste Financial Life Park ist ein kostenloser, bar- len Zusammenhängen bei Kindern, Jugendlichen und Er- Lab und FLiP Web eine Informationsplattform rund um die Herr List, eine letzte Frage: Wie kann man sich das FLiP ansehen? rierefreier und unabhängiger Erlebnisort, der auf spielerische Weise den Umgang mit Geld vermittelt. wachsenen. So unterstützen und stärken wir die finanzielle Selbstverantwortung. Sie ist eine grundlegende Vorausset- Themen Geld, Wirtschaft und Entrepreneurship. ■ List: Die Türen des FLiP stehen allen Interessierten offen! zung im Kampf gegen die zunehmende Verschuldung junger Das Konzept basiert auf geführten Touren, daher einfach Eine der Gründungsideen der Ersten oesterreichischen Spar- Menschen. vorher auf unserer Homepage anmelden, damit wir Ihren Casse war es, die Entwicklung der Zivilgesellschaft durch Besuch vorbereiten. Wir hatten bereits Sparkassengruppen die Verbreitung finanzieller Bildung zu unterstützen. Die hier und freuen uns über alle Bundesländerschulklassen, Vermittlung von finanzieller Bildung und die Förderung die auf Wienwoche fahren. Die Salzburger Sparkasse hat von finanzieller Eigenverantwortung waren von Anfang uns zum Beispiel eine 5. Klasse vermittelt, die uns auf ihrer Wienwoche besucht hat und begeistert war. Das für mich Bild: Lupi Spuma ['∫pa:rkassәn] 14 ['∫pa:rkassәn] 15
ECONOMY LAND und MÄRKTE Es ist noch gar nicht lange her: Zu Jahresbeginn 2016 ent- 93 Prozent der ÖsterreicherInnen brannte eine heftige Diskussion über die mögliche Abschaf- besitzen eine Bankkarte fung nennenswerter Barzahlungen in der EU. Der publizisti- Die Nationalbank weiß über das Zahlungsverhalten am sche Boulevard sowie ÖVP und Teile der Opposition stiegen besten Bescheid. Aus ihrer jüngsten „Zahlungsmittelumfra- auf die Barrikaden und die Politik beeilte sich bald, den Ös- ge“ geht generell hervor, dass für die bargeldlose Bezahlung terreicherInnen die Ängste zu nehmen. Der Finanzminister noch einige Luft nach oben besteht. Immerhin 93 Prozent ist dagegen. Staatssekretär Harald Mahrer wurde deutlich: der ÖsterreicherInnen besitzen nach eigenen Angaben eine „Die Einschränkung der Bargeldzahlung hat in Europa mitt- Zahlungskarte. Gut 30 Prozent haben eine Kreditkarte, mehr lerweile Methode. Daher braucht das Recht auf Bargeld eine als 30 Prozent eine NFC-fähige Bankomatkarte, 18 Prozent Verankerung in der Verfassung.“ nennen eine Kundenkarte mit Bezahlfunktion ihr Eigen, aber nur 15 Prozent nutzen dafür – auf Anfrage – Mobiltele- DIE Auslöser für die Bargeldsorgen waren unter anderem die fone und Internet. Detail am Rande: Mehr als 85 Prozent der B e s t s e ll e r Ba r g e l d : Finanzminister von Deutschland und Frankreich, die den ausgegebenen Bankomatkarten haben bereits NFC-Funk- Cash-Fluss einschränken wollen, um so besser gegen Terro- tion, aber viele KonsumentInnen wissen das gar nicht. rismus und Kriminalität vorgehen zu können. John Cryan, Chef der Deutschen Bank, meinte beim World Economic Die Kreditkarte ist weiterhin das Instrument vor allem für Forum in Davos, in zehn Jahren werde es kein Bargeld mehr einkommenskräftigere KonsumentInnen mit deutlich höhe- GROSSE geben. Sein Hauptargument: Bargeld spiele eine Schlüsselrol- rem Bildungsgrad, also ein eher „elitäres“ Phänomen, erge- le bei illegalen Geschäften. ben einschlägige Analysen. 30 Milliarden Bargeld sind Die Barvorliebe ist nach der Erhebung der OeNB nach wie In Österreich im Umlauf vor offensichtlich: „Lebensmitteleinkäufe für den täglichen LIEBE Das wollen die ÖsterreicherInnen so nicht auf sich sitzen Bedarf begleichen etwa drei Viertel der Bevölkerung entwe- lassen. ExpertInnen schätzen den Bargeldumlauf hierzu- der ausschließlich oder hauptsächlich in bar“, heißt es in der lande auf knapp 30 Milliarden Euro. Österreich gilt mitt- Analyse. Beim größeren Wochenendeinkauf sind es noch lerweile als Fixstarter unter jenen Ländern, die sich gegen immer 40 Prozent, die mit Scheinen und Münzen zahlen. In Bargeldbeschränkungen, in welcher Form auch immer, der Gastronomie erhöht sich diese Quote auf satte 80 Pro- stemmen. In Schweden hingegen – so hat die Technische zent. Beim Kauf von Schuhen und Bekleidung zückt man Hochschule in Stockholm ermittelt – werden bereits 80 Pro- schon öfter die Karte, doch beispielsweise beim Friseur ist zent der Zahlvorgänge elektronisch vorgenommen. die Barvorliebe extrem ausgeprägt. „DIE EINSCHRÄNKUNG DER BARGELDZAHLUNG HAT IN DER ÖSTERREICHERinnen EUROPA MITTLERWEILE METHODE.“ Harald Mahrer, Staatssekretär „Nur Bares ist Wahres“. Dieser alte Kaufmannsspruch scheint in Österreich nur langsam seine Bedeutung zu verlieren: Der Barkauf dominiert weiterhin die Bezahlstruktur der privaten Haushalte. An Möglichkeiten für bargeldloses Zahlen mangelt es den Bei der NFC-Funktion werden die Potenziale gravierend ÖsterreicherInnenn jedoch keineswegs. Mehr als 9 Millio- sichtbar. Nur 8 Prozent der Befragten bezahlen mehrmals in Während etwa in Skandinavien die Barzahlung gezielt eingedämmt nen Karten, mit denen man bargeldlos bezahlen kann, sind der Woche kontaktlos, weitere 8 Prozent mindestens einmal wird, bleibt hierzulande das Bargeld der KonsumentInnen Präferenz. vorhanden. Davon immerhin 3,3 Millionen klassische Kre- in der Woche. Etwa 25 Prozent nutzen diese Möglichkeit sel- ditkarten. Die Nutzung der Kreditkarte ist deutlich anstei- tener und mehr als ein Drittel ist sich gar nicht sicher, ob es Vo n Mi l a n F r ü h b a u e r gend: Laut Oesterreichischer Nationalbank (OeNB) kam es über diese Möglichkeit technisch überhaupt verfügt. im Vorjahr zu 129 Millionen Zahlungen, etwa um 10 Prozent mehr als ein Jahr davor. Aber auch die Bargeldbehebungen Ein weiterer Aspekt wird in Sachen „Barvorliebe“ noch mit Kreditkarten werden beliebter. 2015 waren es 4,3 Mil- unterschätzt, doch KonsumentenschützerInnen beginnen lionen solcher Transaktionen, fast das Doppelte des Jahres sich mit dem Thema zu beschäftigen: Die Nullzinspolitik 2013. Doch es fällt auf, dass das Transaktionsvolumen im der EZB führt dazu, dass quer durch Europa einige Banken Kreditkartenbereich, also die Höhe der Beträge insgesamt, bereits über Negativzinsen auf Bankguthaben nachdenken nicht so dynamisch wächst. Im Vorjahr waren es etwa 12 oder sie teilweise bereits – nicht jedoch in Österreich – einge- Milliarden Euro, rund 4 Prozent mehr als 2014, die über die führt haben. Das wird, sollte es Schule machen, nicht wenige Bezahlung „mit Karte“ abgewickelt wurden. Fazit: Die Nut- SparerInnen dazu bringen Geld abzuheben, um Kostenbe- zung der Kreditkarte wird in der Frequenz intensiver, der lastungen durch Negativzinsen zu entgehen. Das wiederum Illustration: iStock.com Betrag je Zahlvorgang ist jedoch leicht sinkend und liegt bei würde die Barzahlung – entgegen allen Bestrebungen im durchschnittlich 90 Euro. Auf Expansionskurs befindet sich hingegen das Zahlen mit der Bankomatkarte am POS. Euro-Raum – neuerlich beflügeln. ■ ['∫pa:rkassәn] 16 ['∫pa:rkassәn] 17
LAND und MÄRKTE LAND und MÄRKTE Regionalität aus Flüssiges Gold Biere, so einzigartig wie die Menschen, die sie genießen: In achter Genera- tion der Familie Stöhr wird in der Brauerei Eggenberg Vorchdorf das flüssige Gold Oberösterreichs hergestellt. „Wichtig ist nicht Wachstum um jeden Preis, sondern der Fortbestand der Brauerei über Generationen. Dies bietet unseren Partnern, Kunden und Mitarbeitern Beständigkeit“, erklärt Geschäftsführer Hubert Stöhr. Beständigkeit hat auch die vertrauensvolle Beziehung zur Spar- kasse Lambach. „Manche sagen, über 200 Jahre Familientradition in einem Überzeugung Unternehmen sind eine lange Zeit. Wir sagen, es ist noch lange nicht genug.“ Foto: Andreas Balon Wachstum mit Tradition Traditionsunternehmen sind für nachhaltiges Wirtschaften bekannt, fest in der Region Seit Baumeister Anton Traunfellner 1889 seine Baufirma gründete, wuchs sie durch Kontinuität und nachhaltiges Wachstum zu einem familiengeführten Tra- verankert und nah bei den Menschen. So wie die hier präsentierte Auswahl an Firmen, ditionsbetrieb mit rund 400 Arbeitnehmern an. Die während vier Generationen an die seit Jahrzehnten Kunden der Sparkassen sind. Eigentümern gesammelte Kompetenz und Erfahrung verbindet sich mit der Leis- Foto: Traunfellner tungsfähigkeit eines überregional agierenden, modernen Unternehmens und der stabilen Partnerschaft mit der Sparkasse Scheibbs zu einem Erfolgkonzept: Die Firmengruppe ist heute mit fünf Niederlassungen und zwei Asphaltmischanla- Fleisch aus dem Pöllauer Tal gen im Großteil Niederösterreichs und Wien vertreten. Handwerk versteht man hier als Dienst am Geschmack: Inmitten der reiz- vollen Landschaft des Naturparks Pöllauer Tal erzeugt Buchberger seit 1946 erlesene Wurst- und Fleischspezialitäten. Robert Buchberger sen. High-Tech für die Wurst kennt hier jeden Bauern persönlich: „Gegenseitiges Vertrauen und die „Gegessen wird immer“: Unter diesem Motto beliefert die Firma Franz Gra- Wertschätzung regionaler Ressourcen verbindet uns mit unseren Lieferan- miller & Sohn in Salzburg seit fast 100 Jahren die österreichischen Nahrungs- ten und ebenso mit der Sparkasse Pöllau, unserem langjährigen Partner.“ mittelproduzenten mit Maschinen und Anlagen, seit geraumer Zeit mit der Das verarbeitete Fleisch stammt zur Gänze von Tieren aus der nahen Um- Salzburger Sparkasse an ihrer Seite. Begonnen hat das Familienunterneh- gebung und aus eigener Schlachtung – denn Regionalität ist kein Marke- men mit dem Verkauf von Därmen und Saitlingen, die für die Wurstproduktion tinginstrument, sondern Überzeugung. gebraucht wurden. Mittlerweile sind Lebensmittel zum High-Tech-Produkt geworden und erfordern Produktionsprozesse auf hohem Niveau. Neben dem Verkauf von Maschinen und Anlagen stehen daher die persönliche Beratung Foto: Oliver Wolf und das gute Service im Mittelpunkt. Foto: Gramiller (Weber) Fürstliches in der Mühlviertler Alm Seit fünf Generationen lebt und arbeitet Familie Fürst als Fleischhauer und Gastwirte in einer Gemeinde der Mühlviertler Alm – die Verbundenheit zu Bauen mit garantierter Pünktlichkeit den Menschen in Unterweißenbach hat diese Erfolgsgeschichte möglich Die Pinzgauer Bauinstitution Knapp Bau in Mittersill gibt es nun schon seit 70 Jahren, und gemacht. Seit bereits 122 Jahren begleitet die Sparkasse in Unterweißen- seit damals bürgt der Name für Qualität: „Wir hatten noch nie eine Bauzeitüberschrei- bach den Familienbetrieb auf seinem Weg. Generationenwechsel, Moder- tung – und das wird weiterhin garantiert“, sagt Klaus Knapp. Gemäß dem Motto „Bauen nisierung und die Unternehmensgründung von Sonnberg Biofleisch haben heißt Vertrauen“ werden traditionelle Werte mit Know-how rund um Trends und Neu- die Partner noch enger zusammengeschweißt. Die Beziehung hat starke entwicklungen ergänzt. Die Sparkasse Mittersill steht dem Unternehmen zur Seite, und Foto: Fürst Wurzeln: Immerhin war der Ururgroßvater des heutigen Eigentümers Wolf- Knapp Bau hat sich zum gefragten Partner für Private wie für die regionale Wirtschaft gang Fürst jun. Gründungsmitglied der Sparkasse. Foto: Michael Huber entwickelt. Klaus Knapp: „Wir freuen uns auf viele weitere Jahre mit tollen Bauvorhaben.“ Höchste Standards beim Wohnen Wohnen gehört zu den Grundbedürfnissen der Menschen. Die gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft ATLAS deckt dieses Bedürfnis mit modernsten Standards und in bester Baumeisterqualität – von der gemüt- lichen Einzimmerwohnung bis zum familiengerechten Reihenhaus, für alle Brot nach altem Rezept gibt es die richtige Immobilie in ihrer Nähe. Seit 1921 erfüllt sie alle Anforde- Das charmante Mürztal hatte es Bäckermeister Robert Köck aus Oberöster- rungen, die man an einen Partner für ein neues Zuhause stellen kann: tolle reich angetan, und bald verzauberte er die Steirer mit Brot nach altem Rezept. Foto: Atlas Bau, Christian Husar Infrastruktur, höchster Standard, bestmögliches Preis-Leistungs-Verhältnis Sohn Robert jun. folgte in seine Fußstapfen, und nun stehen die Köcks mit En- und größte Sicherheit. Die Sparkasse Baden unterstützt sie dabei. kel Dominik bereits in dritter Generation in der Backstube. Die Bäckerei Köck in Mürzzuschlag gibt es seit 1955 – stetige Erweiterungen und Innovationen ließen den Betrieb bis heute immer weiter wachsen. Tägliches Backen nach Foto: Robert Köck traditionellen Methoden wird von den Kunden honoriert, und die Sparkasse Mürzzuschlag ist bei allen wirtschaftlichen Herausforderungen ein verlässli- cher Partner. ■ ['∫pa:rkassәn] 18 ['∫pa:rkassәn] 19
LAND und MÄRKTE LAND und MÄRKTE Raufen auf der einen Seite viele ArbeitnehmerInnen mit der zunehmenden Globalisierung und Digitalisierung, so besinnen sich einige wenige alter Handwerkskunst und sind damit sehr erfolgreich. Massenmärkte sind durch starke Nachfrage und viel Kon- Kunstvolle Öfen in Handarbeit kurrenz gekennzeichnet. Doch gehen immer öfter gera- Matthias Schawerda liebt Keramik und sucht die Heraus- de heimische Unternehmen aus der Region in eine hohe forderung. Schon seit 1993 beschäftigt er sich mit dem Spezialisierung. „In den vergangenen Jahren haben viele Thema, 2011 hat er die Gewerbeberechtigung für die Haf- Unternehmen Nischenbereiche für sich entdeckt. Das ist nerei – den Ofenbau – angemeldet. „Das Geschäft entwi- eine sehr erfolgversprechende Strategie für die Unterneh- ckelt sich besser als anfangs erwartet. Mittlerweile bauen men, denn der Konkurrenzkampf in den herkömmlichen wir hauptsächlich handgefertigte Kachelöfen nach den Branchen wird immer härter, in Nischen ist es einfacher individuellen Wünschen unserer KundInnen“, erzählt der zu bestehen“, erklärt Walter Bornett, Direktor der KMU Handwerker aus Kautzen im Waldviertel. Dabei ist er ein Forschung Austria. Besonders im Bereich der Handwerks- Purist: „Wir verarbeiten bei unseren Öfen nur handgefer- Vo n S t e ph a n Sc o pp e t ta betriebe und in der Landwirtschaft floriert die Konzentra- tigte Kacheln aus eigener Produktion. Fabrikskacheln sind Hand- tion auf die Nische. „Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit bei uns ein absolutes Tabu.“ steigt und auch die Sehnsucht nach dem Besonderen und Individuellen. Hier ist man heute auch wieder bereit mehr Die Öfen werden an die individuellen Wünsche der Auf- Geld zu bezahlen, aber dafür will man etwas Exklusives, traggeberInnen angepasst und geben Räumen ihre ganz das die eigene Individualität unterstreicht. Was liegt näher besondere Note. als echte Handarbeit beziehungsweise altes Handwerk“, führt Bornett aus. Der große Vorteil eines Nischenmark- tes liegt in den höheren Gewinnmargen, in der geringeren Konkurrenz und bei den treueren KundInnen. „ICH HALTE NICHT VIEL VON werk, Die Ampeln stehen wieder auf Grün MASSENPRODUKTION.“ Nachdem die Krise an keiner Branche in den vergange- Matthias Schawerda, Waldviertler Ofenbauer nen Jahren vorbeigegangen ist, zeigt sich nun ein Trend zu einer Erholung im Handwerk. Walter Bornett, KMU For- schung Austria: „Lagen in Handwerk und Gewerbe noch im ersten Quartal die Auftragseingänge und Umsätze um 1,4 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres, so hat sich die Mittlerweile ist der Spezialist auch bei der Restaurierung olé! Stimmung im zweiten Quartal merkbar verbessert. Für das von historischen Kachelöfen sehr gefragt. 2014 erhielt er dritte Quartal sind die UnternehmerInnen zuversichtlich von der Universität Innsbruck eine Zertifizierung dazu. wie schon lange nicht. Jetzt muss alles getan werden, um Handgefertigte Kachelöfen von Schawerda sind ab 10.000 dieses zarte Pflänzchen Konjunkturbelebung zum Blühen Euro aufwärts zu haben. Zudem braucht es ein bisschen zu bringen.“ Und die in den Nischenmärkten erfolgreichen Geduld, denn der Waldviertler Ofenbauer produziert ge- Unternehmen schaffen auch Arbeitsplätze. meinsam mit seinem Lehrling nur acht bis neun Öfen pro Jahr. Schawerda: „Mehr gehen sich aufgrund der langen Auch in ländlichen Regionen blühen Unternehmen in tra- Produktionszeiten für die Keramik einfach nicht aus. Au- ditionellen Sparten wieder auf. Bornett: „Wir sehen, dass ßerdem halte ich nicht viel von Massenproduktion.“ Noch Geschäftsmodelle, die viele Jahre verschwunden waren, kommt der Großteil seiner KundInnen aus Niederöster- wiederkommen. Anders als alle anderen sein – das ist das reich und dem Wiener Umland, doch der Kachelofen- Erfolgsmotto, und dem Erfindungsreichtum und der In- Künstler hat außer in Vorarlberg schon in jedem Bundes- dividualität der UnternehmerInnen sind keine Grenzen land Aufträge abgewickelt. ▶▶ gesetzt.“ Gut ausgebildete HandwerkerInnen sind wieder Matthias Schawerda gefragt. Foto: Matthias Schawerda ['∫pa:rkassәn] 20 ['∫pa:rkassәn] 21
LAND und MÄRKTE LAND und MÄRKTE Vo n B a s t i a n K e l l h o f e r Das Land kommt Immer mehr Top-Start-ups entstehen in den Bundesländern. Sie profitieren dort von den Fördertöpfen und der wachsenden Infrastruktur, aber auch von den herrlichen Landschaften. ▶▶ Foto: Feenfrech/Petra Rautenstrauch Feenfrech Julia Löwenstein entwirft mit ihrem Label Feenfrech Mode für selbstbewusste Trägerinnen. Bunte Farben und freche Muster Immer mehr KundInnen achten auf verantwortungs- Ob T-Shirts, Röcke, Kleider oder Regenmäntel, mit lusti- Illustration: iStock.com bewussten Konsum und möchten keine Artikel „von der gen Details, bunten Farben und frechen Mustern ist jedes Stange“ kaufen. Deshalb ist die Nachfrage nach Unikaten Stück ein Hingucker. „Meine Mode ist bunt, selbstbewusst oder Dingen, die aus recyceltem Material stammen, groß. und verlangt von der Trägerin eine gewisse Portion Mut. Dieser Trend bietet neue Chancen für Handwerk und Ich spreche damit Leute an, die auf der Suche nach mutiger Kreativität. Ein gutes Beispiel ist die junge Modedesigne- Mode sind, die nicht dem 08/15-Schema entspricht“, er- rin Julia Löwenstein. Sie entwirft und fertigt mit ihrem klärt Löwenstein. Label „Feenfrech“ in ihrem Atelier in Wien-Floridsdorf Einzelstücke und Kleinserien. Seit 2013 ist sie im Geschäft. Aus alt mach neu Anfangs hat sie ihre Kleidungsstücke auf kleinen Märkten Seit 2011 verkauft Alfred Pröll unter dem Firmennamen verkauft, mittlerweile sind ihre Designs auch auf diversen „Holzwurm-Fredl“ Möbel aus Recycling-Holz. Bilderrah- Internet-Plattformen zu finden, was ihr die Möglichkeit men werden aus altem Stadelholz gefertigt, alte Bücherre- gibt, auch international KundInnen zu gewinnen. gale, Kästchen und Sessel werden restauriert und im Shab- by Chic aufgearbeitet und bemalt. Der in Strohheim in Oberösterreich ansässige Tischler ist stolz auf seine Hand- „MEINE MODE VERLANGT VON werkskunst und darauf, aus altem Holz oder gebrauchten Möbeln wieder etwas Neues zu erschaffen. Meist sind es DER TRÄGERIN EINE GEWISSE Privatpersonen, die seine Stücke kaufen, aber er zählt auch Firmen zu seiner Kundschaft, die die außergewöhnlichen PORTION MUT.“ Stücke zur Dekoration nutzen oder ihre Shops damit ein- richten. Auch Aufträge für Maßanfertigungen sind Pröll, Julia Löwenstein, Modedesignerin der sich seit 28 Jahren mit altem Holz beschäftigt, herzlich willkommen. ■ ['∫pa:rkassәn] 22
LAND und MÄRKTE WERTE Vo n A r m a nd F e k a Eine kleine Geschichte Die Diversifikation schreitet voran. Zuerst war es Oberös- gang, Besprechungs- und Präsentationsräumen. Direkt terreich, das sich mit etwas Abstand zu Wien eine Berech- im Panormarestaurant des Innsbrucker Hausberges kön- tigung verdiente: Runtastic und LineMetrics, die aus dem nen heimische und internationale Start-ups inmitten des Umfeld der FH Hagenberg entstanden, eroberten in ihren Alpenpanoramas arbeiten. Unter den ersten Gästen sind Segmenten die mobile Welt. Runtastic mit der bekannten zehn asiatische Jungunternehmen, die in Kooperation mit Lauf-App, Linemetrics im industriellen Bereich. Ansonsten dem Global Incubator Network sowie auf Vermittlung von des Sparbuchs hörte man in den Bundesländern lange nicht viel aus der Staatssekretär Harald Mahrer vier Tage im COWO Tirol Welt der Start-ups. Vor wenigen Jahren jedoch entdeckten arbeiten werden. „Der COWO Tirol ist ein Pilotprojekt, mit die Landesregierungen die jungen Unternehmen für sich dem wir neue Formen des Arbeitens und des Wirtschaftens und stellten Budgets für die Förderung und den Ausbau des für Tirol ermöglichen, indem wir ein urbanes Arbeitsum- Netzes auf. Diese Förderungen zeigen erstmals Wirkung: feld auf einen Berggipfel bringen. Wenn der Testbetrieb Das vom Land Tirol vor vier Jahren ins Leben gerufene In- Erfolg hat, werden wir prüfen, wie sich das Konzept auch in Österreich vestorennetzwerk Tirol etwa konnte bis dato rund 10 Millio- in anderen Regionen Tirols umsetzen lässt“, erklärt Wirt- nen Euro an privatem Beteiligungskapital vermitteln. schaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf. Frisches Kapital für Tirol Swarovski als Gamechanger Heuer gibt es in Tirol seit Jahresbeginn zudem bereits sie- In Wattens, nahe am Hauptquartier von Swarovski, wur- ben Finanzierungsrunden mittlerer Größe im Wert von de auf Betreiben der Familie ein weiterer Standort für die insgesamt 7,1 Millionen Euro. Zu diesen zählen unter an- Entwicklung spannender Business-Ideen geboren. Die derem die Beteiligung der Tyrolean Business Angel GmbH „Werkstätte Wattens“ bietet auf 2.200 Quadratmetern alles, am Medizintechnik-Start-up HeaRT, die Beteiligung des was sich GründerInnen wünschen. In diesem Umfeld ent- aws Gründerfonds in Kooperation mit Situlus Holding am stehen Projekte aus den unterschiedlichsten Teilgebieten. Ein Sparbuch oder eine Sparkarte zu haben, ist heute selbstverständlich. Funktechnologieanbieter endiio oder das Joint Venture Der „Blue Sparrow“ zum Beispiel: ein Quadcopter, der mit Doch nicht immer war es möglich, seine Ersparnisse zur Bank zu tragen: zwischen der Tiroler iSYS Interventional Systems und dem einem Gewicht unter 200 Gramm zulassungsfrei geflogen US-Medtech-Konzern Medtronic. Vor allem Tirol tat sich werden kann, mit einer patentieren Point-and-Fly-Steue- Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Sparkassen gegründet. ▶▶ mit einigen spannenden Projekten hervor, und es hat eine rung vom Smartphone aus bedient wird und Filme von aktive Start-up-Szene entwickelt. Dafür sprechen steigende besonderen Momenten im Leben seiner UserInnen liefert. Gründungszahlen (2.694 Gründungen jährlich bei einem Das Unternehmen wurde 2014 von Michael Niedermayr Plus von 12 Prozent) und ein starker IT-Sektor (50 Prozent) und Moritz Willburger gegründet, beschäftigt ein interna- bei den universitären Ausgründungen. Und die Tiroler tionales Team von 14 MitarbeiterInnen aus Physik, Elektro- Start-ups nützen das vorhandene Know-how konsequent: technik, Maschinenbau, Industriedesign, Sozialwirtschaft 80 Prozent der universitären Spin-offs führen weiterhin ge- sowie Betriebs- und Volkswirtschaft und will den Blue meinsame Forschungsprojekte mit den Universitäten und Sparrow bis 2017 auf den Markt bringen. Fachhochschulen durch. Nach Fachbereichen sind die be- treffenden Start-ups in den Zukunftsbranchen Elektronik, Die Berge als Standortvorteil IT und Software (50 Prozent), Life Sciences und Medizin- „ExperienceFellow“ ist ebenfalls ein Prestige-Projekt aus technik (21 Prozent), Werkstoffe und industrielle Verfah- Tirol. Basierend auf Forschungsleistungen am MCI Ma- ren bzw. Ingenieurswesen (je 10 Prozent) sowie Umwelt-, nagement Center Innsbruck wurde eine App entwickelt, Energie- und Verkehrstechnologie (8 Prozent) tätig. die eine Bewertung von Marken, Produkten und Dienst- leistungen durch KundInnen von Unternehmen ermög- licht. Neu dabei ist, dass die KundInnen ihr eigenes Smart- „EIN URBANES ARBEITS- phone benutzen und mit Hilfe der App immer und überall ihre Meinung abgeben können. „Am Standort Tirol pro- Die kleine Sparerzeitung von 1966. Seit Mitte der 50er Jahre wurden UMFELD AUF DEN fitieren wir neben der Nähe zur Wissenschaft immer wie- über 70 Millionen Sparefroh-Zeit- der von den kurzen Wegen. Sie haben uns einen raschen schriften gedruckt und verteilt. BERGGIPFEL BRINGEN“ Zugang zu SchlüsselpartnerInnen, FördergeberInnen wie Die einzelnen Folgen von Sparefroh dem AplusB-Zentrum CAST und aws ermöglicht. Assets, TV auf YouTube wurden insgesamt Patrizia Zoller-Frischauf, Wirtschaftslandesrätin die wir als Start-up keinesfalls missen wollen, sind zudem Illustrationen: Sparkasse/Erste Bank Oesterreich über 75.000 Mal angesehen. die hohe Lebensqualität und die Freizeitmöglichkeiten im www.sparefroh.at Land. Welche GründerInnen in London können schon be- Die Stadt Innsbruck zeigte dann Anfang Oktober, wie haupten, nach der Arbeit direkt skifahren gehen zu kön- man die vorhandenen Ressourcen optimal nutzen kann nen? Hochqualifizierte MitarbeiterInnen, die wir aus Euro- und eröffnete am Patscherkofel den höchst gelegenen Co- pa, Weißrussland und den USA gewinnen, sehen darin working-Space des alpinen Raums. Auf fast 2.000 Meter einen USP und entscheiden sich nicht zuletzt auch deshalb Höhe entstanden 30 Arbeitsplätze mit Top-Internetzu- für unser Team.“ ■ ['∫pa:rkassәn] 24 ['∫pa:rkassәn] 25
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