Der Bankenplatz Zürich im Umbruch
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Kanton Zürich Volkswirtschaftsdirektion Amt für Wirtschaft und Arbeit Der Bankenplatz Zürich im Umbruch 1
Finanzplatz Zürich www.finanzplatz-zuerich.ch Standort Zürich www.standort.zh.ch Standortförderung Kanton Zürich Die Standortförderung im Amt für Wirtschaft und Arbeit Zwecks Stärkung zukunftsweisender Wirtschaftszweige, ( AWA ) ist Ansprechpartnerin für ansässige und ansied- wie Cleantech, Finance, Life Science, Kreativwirtschaft, lungsinteressierte Unternehmen. Informations- und Kommunikationstechnologie, fördern wir die Vernetzung von Unternehmen und Institutionen Unsere Kernaufgaben entlang der Wertschöpfungskette im Raum Zürich. Ansiedlungen Das Team Arbeitsbewilligungen erteilt Bewilligungen für Pflege ansässiger Unternehmen Bürger aus Nicht-EU- und Nicht-EFTA-Staaten. Schliess- Management von Cluster-Initiativen lich bieten wir in- und ausländischen Unternehmen einen Arbeitsbewilligungen Lotsendienst durch die kantonale Verwaltung und sind für Administrative Entlastung von Unternehmen die administrative Entlastung der Unternehmen besorgt. Wir begleiten Ansiedlungsinteressierte vom Evaluations- Kurz: Wir informieren, begleiten, beschleunigen und prozess bis zum operativen Start am neuen Standort vernetzen als Bindeglied zwischen Wirtschaft und und helfen ihnen, im Wirtschaftsraum Zürich Fuss öffentlicher Verwaltung. zu fassen; dies in Zusammenarbeit mit internen und externen Partnern. Standortförderung Kanton Zürich ( AWA ) Tel. +41 (0) 43 259 49 92 standort@vd.zh.ch 2
Kanton Zürich Volkswirtschaftsdirektion Amt für Wirtschaft und Arbeit Der Bankenplatz Zürich im Umbruch Sammlung der Referate anlässlich des Finance Cluster-Dialogs der Standortförderung des Kantons Zürich vom 30. Mai 2013 sowie weitere Beiträge von Professor Rolf H. Weber, Universität Zürich, Peter Nobel, Nobel & Hug Rechtsanwälte, Professor emeritus der Universitäten St. Gallen und Zürich, und Thomas Ulrich, Präsident des Zürcher Bankenverbandes
Inhaltsverzeichnis Vorwort von Ernst Stocker und Bruno Sauter 5 I. Der Bankenplatz Zürich im Umbruch Referate des Finance Cluster-Dialogs Standortqualitäten gemeinsam pflegen 8 Corine Mauch, Stadtpräsidentin von Zürich Altlasten abschütteln und neue Chancen ergreifen 9 Markus Assfalg, Leiter Standortförderung des Amtes für Wirtschaft und Arbeit, Kanton Zürich Neue Strategien aufgrund veränderter Rahmenbedingungen – Auswirkungen auf den Standort Zürich 11 André Helfenstein, Leiter Region Zürich der Division Private Banking der Credit Suisse AG Haben kleine Schweizer Privatbanken noch Perspektiven? Erfolg ist eine Frage des Geschäftsmodells – nicht der Grösse! 17 Dr. Markus Graf, CEO Lienhardt & Partner Privatbank Zürich AG Mittels Kommunikation den Bankenplatz Zürich im Ausland stärken 22 Dr. Martin Maurer, Geschäftsführer Verband der Auslandsbanken in der Schweiz, und Viktor Baumgartner, Kommunikationsexperte Die Renaissance des Retail- und Firmenkundengeschäfts und dessen Bedeutung für den Finanzplatz Zürich 26 Daniel Previdoli, Head of Retail Banking Zürcher Kantonalbank Paneldiskussion: Die Zukunft des Finanzplatzes Zürich – Geschäftsmodelle auf dem Prüfstand 30 Moderation: Eveline Kobler, stv. Leiterin Wirtschaftsredaktion Radio SRF II. Finanzmarktregulierung Universitärer Forschungsschwerpunkt Finanzmarktregulierung – Neue Ressourcen für die interdisziplinäre Grundlagenforschung 40 Prof. Dr. Rolf H. Weber, Universität Zürich III. Globale Finanzmärkte: Nationale Rechtsetzung und Regulierung Die Schweiz ist ein wichtiges Zentrum der Entwicklung internationalen Rechts 46 Interview mit Prof. Dr. Peter Nobel, Nobel & Hug Rechtsanwälte IV. Neue Perspektiven Ich sehe die Zukunft des Finanzplatzes wieder positiver 52 Interview mit Dr. Thomas Ulrich, Präsident Zürcher Bankenverband, Regionaldirektor UBS Zürich
Vorwort von Ernst Stocker und Bruno Sauter Chance zum Aufbruch Fünf Jahre nach der Finanzkrise ist der Schweizer Finanzplatz noch immer im Umbruch. Regulatorische Verschärfungen im Bankensektor und der anhaltende internationale Druck auf das Bankkundengeheimnis haben die Branche verändert. Müssen sich der Schweizer Finanzplatz und mit ihm die hiesigen Banken neu erfinden? Mit dieser Fragestellung beschäftigten sich hochkarätige Rednerinnen und Redner am dritten Finance Cluster- Dialog Ende Mai in Zürich. Dieser Anlass ist eine von verschiedenen Aktivitäten im Rahmen unseres Clustermanagements. Wir vernetzen Marktteilnehmer, unter anderem mit Dialogveranstaltungen als beziehungsbildende Aktivität. Die Teilnehmenden waren sich einig: auf verschiede- nen Ebenen ist ein rasanter Wandel in Gang gekommen, der eine Anpassung der Geschäftsmodelle erfordert. Der Wandel, in dem sich der Finanzcluster befindet, bietet eine Chance. Packen wir diese Chance, den Wandlungsprozess nicht nur zu überstehen, sondern sogar gestärkt aus ihm hervorzugehen. Regierungsrat Ernst Stocker, Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Zürich Bruno Sauter, Leiter Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich 5
Corine Mauch, Stadtpräsidentin von Zürich Standortqualitäten gemeinsam pflegen Unser Finanzplatz zählt wegen der aktiven Umsetzung neuer Regulierungen und Standards sowie seiner Stärken in der Vermögensverwaltung und im Versicherungs- und Rückversicherungsge- schäft weiterhin zu den Top-Adressen weltweit. Das zeigt auch der «Global Financial Centres Index », ein Ranking, das auf Umfragen bei Finanz- spezialistinnen und Finanzspezialisten basiert. Unser Finanzplatz liegt auf dem sehr guten sechsten Rang. Mit Ausnahme von London ist in dieser Spitzengruppe kein anderer Finanzplatz Europas vertreten. « Innovationen sind eine Schweizer Stärke » Der sich abzeichnende Strukturwandel lässt neuen Spielraum für Innovationen entstehen. Und Innovationen sind eine Schweizer Stärke. Der Banken- platz Zürich muss sich für die Zukunft wappnen und im internationalen Innovationswettbewerb weiter auf- Stadt und Kanton arbeiten bei der Wirtschafts- und trumpfen. Die Stadt und der Kanton Zürich sind Standortförderung im eng verzahnten Wirtschafts- bestrebt, eine ausgezeichnete Standortqualität zu raum Zürich gut und intensiv zusammen. Wir verfol- bieten. Kernelemente der lokalen Standortpolitik gen gemeinsam eine Clusterpolitik, und einer dieser sind stetige Investitionen in die Infrastruktur, Bildung, Cluster ist die Finanzwirtschaft. Zürich hat seinem Lebensqualität und in die Kultur, untermauert von Finanzplatz in wirtschaftlicher Hinsicht viel zu verdan- einer soliden Finanz- und Steuerpolitik. Mit diesem ken. Aber die Finanzbranche befindet sich gegenwär- Engagement tragen Stadt und Kanton ihren Teil dazu tig in einer Phase des Umbruchs. Die Perspektiven bei, damit der Finanzplatz Zürich auch in Zukunft leis- sind derzeit unsicher. Der Wandel im Bankensektor tungsfähig und zuverlässig bleiben kann. ist in Zürich unmittelbar spürbar, und die interna- tionale Steuerdebatte wirkt sich auch direkt auf unseren Finanzplatz aus. In gewisser Hinsicht werden sich die Banken neu erfinden müssen. Aber es sind längst nicht alle Geschäftsbereiche gleichermassen betroffen, und auch die grenzüberschreitende Vermö- gensverwaltung hat Zukunftspotenzial. Dann nämlich, wenn Know-how und Qualität strikte in den Dienst der Kundin und des Kunden gestellt werden und nur noch mit deklarierten Vermögenswerten gearbeitet wird. 8
Markus Assfalg, Leiter Standortförderung des Amtes für Wirtschaft und Arbeit, Kanton Zürich Altlasten abschütteln und neue Chancen ergreifen (UFSP «FINREG») an der Universität Zürich hinge- wiesen. Die durch die Finanzkrise ausgelöste politi- sche Debatte um die verschärfte Regulierung von Finanzmärkten ist von hoher wirtschaftlicher und wirtschaftspolitischer Relevanz für die Schweiz und insbesondere für den Standort Zürich. Diese The- menbereiche werden vom Forschungsschwerpunkt analysiert, wobei die sechs beteiligten Lehrstühle der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät besonderen Wert auf den Praxistransfer legen. Der Kanton Zürich will mit seiner Infrastruk- tur, den bildungspolitischen und rechtlichen Rahmen- bedingungen dafür sorgen, dass auch in Zukunft die Reputation und die wettbewerbspolitische Stellung des hiesigen Finanzplatzes gestärkt werden. Wir verstehen uns als Lotsen beispielsweise bei Firmen- ansiedelungen, für Arbeitsbewilligungen und bei der Unternehmensentlastung. Wir begleiten, vernetzen und beschleunigen für Sie! Gemäss diesem Grundauftrag gestalten wir den heutigen Anlass als beziehungsbil- dende Aktivität unserer Sparte Clustermanagement. In der jüngsten Ausgabe des UBS Outlook Schweiz wid- met sich die UBS dem Spezialthema Wettbewerbsfähig- keit des Wirtschaftsstandorts Schweiz. Dabei kommen « Marktteilnehmer via die Autoren zum Schluss, die Schweiz gelte zu Recht als Clustermanagement vernetzen » einer der weltweit attraktivsten Standorte für Unter- nehmen. Zürich spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Standortförderung des Kantons Zürich Was ist Clustermanagement? Es ist die Ver- und die Wirtschaftsförderung der Stadt Zürich wollen netzung verschiedener Akteure entlang der Wert- dafür sorgen, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Des- schöpfungskette innerhalb einer Branche – es ist aber halb haben wir bereits zum dritten Mal den Finance auch generell standortfördernd. Dadurch wird die inter- Cluster-Dialog organisiert. Ein besonderer Dank geht aktive Denkgeschwindigkeit aller Akteure erhöht und an den Zürcher Bankenverband für die grosszügige beschleunigt. Am Finanzplatz Zürich lässt sich Unterstützung der Tagung. dies gut zeigen: Universität Zürich, ETH Zürich Diesmal geht es um nichts Geringeres als um und Fachhochschulen, wie die ZHAW, produzieren die Zukunft unseres Finanzplatzes. Die Banken befin- Finanzforschung, aber auch sehr gute Betriebswirt- den sich im Umbruch. Es gilt Altlasten abzuschütteln schafter, Mathematiker und IT-Spezialisten. Dieses und neue Chancen zu ergreifen. Forschungswissen wird von Versicherungen, Banken, In diesem Zusammenhang sei auf den neu- Vermögensverwaltern und vielen weiteren Akteuren in en Forschungsschwerpunkt Finanzmarktregulierung Finanzdienstleistungen umgesetzt. Zur Finanzindus- 9
trie gehören in Zürich u.a.: Versicherungen, Banken, Markus Assfalg, Leiter Standortmanagement Kanton Vermögensverwalter, Hedge-Funds, Anwaltskanzlei- Zürich, leitet seit Anfang 2009 die Standortförderung beim en, aber auch die Wechselstube im Hauptbahnhof. Amt für Wirtschaft und Arbeit (www.standort.zh.ch). Nach Wenn sich all diese Akteure entlang ihrer Wertschöp- einer Berufslehre als Elektromechaniker bildete er sich auf fungskette im Branchencluster Finance vernetzen, dem zweiten Bildungsweg zum Anwalt und im Manage- entstehen Chancen für noch innovativere Produkte, ment weiter. Ausgewählte Stationen sind: Musiker, die den Kanton Zürich konkurrenzfähig halten. Dabei Engagements im Sozialbereich, Anwaltstätigkeit, SBB AG geht es um viel mehr als nur Profit. Im Vordergrund (Leiter Rechtsdienst), Universität St. Gallen (Generalsekre- stehen die Erhaltung und der Ausbau von Arbeitsplät- tär), Aufbau eigener Firma (erneuerbare Energien), Swiss- zen. Und damit geht es natürlich auch um den Erhalt mem (Ressortleiter Arbeitgeberpolitik). von Steuersubstrat. Im Clustermanagement arbeiten Kanton und Stadt Zürich eng zusammen. « Die Globalisierung erzwingt globale Spielregeln » Der Standort Zürich besteht aber nicht nur aus der Finanzindustrie. Insgesamt stehen sechs Cluster am Wirtschaftsstandort Zürich im Vorder- grund: Life Science, Kreativwirtschaft, Cleantech, Aerospace, Kommunikationstechnologien und Finanz- dienstleistungen. Zudem arbeiten wir eng mit dem Nanocluster Bodensee zusammen. Themen und Herausforderungen, die den Finanzplatz betreffen, gibt es viele, denn die Globa- lisierung erzwingt globale Spielregeln: Exemplarisch dafür stehen die Begriffe: Bankgeheimnis, automati- scher Informationsaustausch, Fatca und die grosse Frage: Wie gelingt es die rund 2200 Milliarden grenz- überschreitenden Vermögen in der Schweiz zu halten? Wie bringen wir den Kunden dazu, in der Schweiz zu bleiben und sein Geld künftig nicht im Ausland zu deponieren? Auch durch empirische Studien droht dem Finanzplatz Ungemach: Studien warnen vor einem zu grossen Finanzsektor, dies wirke sich nega- tiv auf Beschäftigung und BIP-Wachstum aus. 10
André Helfenstein, Leiter Region Zürich Division Private Banking, Credit Suisse AG Neue Strategien aufgrund veränderter Rahmenbedingungen – Auswirkungen auf den Standort Zürich Der Erfolg der Schweiz und jener von Zürich muss immer wieder neu erarbeitet werden. Die Banken und die Grossbanken haben Fehler gemacht. Dies sollte aber nicht dazu verleiten, die Bankindustrie und ihre Mitarbeitenden schlechtzureden. Die Banken sind ein wichtiges Scharnier unserer Wirtschaft. Die Schweiz und Zürich sind erfolgreich geworden dank der Verbindung von Forschung und Innovation, Unternehmertum, Finanzkraft sowie politische und wirtschaftliche Weitsicht – und durch das Glück, dass wir nicht in die beiden Weltkriege verwickelt wurden. Anders gesagt: Noch vor 100 Jahren waren wir ein Ar- menhaus Europas. Was wir heute haben, wurde hart erarbeitet und kann nur mit weiterer harter Arbeit er- halten bleiben. In der Region Zürich haben zwei Faktoren früh die Weichen gestellt für die wirtschaftliche und indus- trielle Entwicklung – beide nahe verknüpft mit Alfred Escher, dem Gründer der CS: pp Die Nähe zur ETHZ ermöglicht seit mehr als 150 Der Umbruch des Bankenplatzes erfordert neue Strategien Jahren Spitzenforschung, um innovative, wegwei- angesichts der veränderten Rahmenbedingungen. Es geht sende Materialien, Herstellungsverfahren und Pro- dukte umzusetzen. um die Banken und den Finanzplatz Schweiz als Ganzes pp Mit der Vermögensverwaltung für Kunden aus und die Lehren, die aus den jüngsten Ereignissen ge- dem In- und Ausland steigt Zürich nach dem Zwei- zogen werden müssen. Dies betrifft auch die Banken, die ten Weltkrieg zu einem international führenden Region Zürich und somit auch die Credit Suisse. Finanzplatz auf. Dies dank wirtschaftlicher und politischer Stabilität, Service und Kompetenz der Bankangestellten, Rechtssicherheit und dem stabi- len Schweizer Franken. pp Zu Unrecht wird oft nur das Bankgeheimnis bzw. die Steuerflucht als Grund für den Erfolg genannt. Das stimmt so nicht. Um dies zu sehen, muss man im Ausland nur in eine Bank spazieren. Da liegen Wel- ten im Vergleich zur Schweiz. Deshalb, so bin ich überzeugt, werden wir auch künftig Erfolg haben. Und dies wiederum sollte uns allen auch wichtig sein. 11
Werkplatz – Denkplatz – Finanzplatz pp Die Symbiose von Werk-, Denk- und Finanzplatz EsEs geht geht umum viel viel sowie die Komplementarität von Banken und → →Banken Banken in der in der Schweiz Schweiz = 3% = 3% derder Kapitalmarkt sind Kernstärken der Schweizer Wirt- Beschäftigten, Beschäftigten, 6%6% desdes BIPBIP schaft. Dadurch – und: durch die attraktiven wirt- → →Weitere Weitere ~17~17 Mia.Mia. Wertschöpfung Wertschöpfung schaftspolitischen Rahmenbedingungen – sind die fürfür andere andere Branchen Branchen– D.h. – D.h. >1 >1 Arbeitsplatz Arbeitsplatz je Bank je Bank -Mitarbeiter/In -Mitarbeiter/In Schweiz und insbesonders auch Zürich internati- onal erfolgreiche Wirtschaftsstandorte geworden. → →KMU KMUFinanzierung Finanzierung im im Inland Inland – – 50% 50% derder ungedeckten ungedecktenKredite Kredite pp Komplementarität: Banken und Kapitalmarkt durch durch diedie beiden beiden Grossbanken Grossbanken ergänzen sich und befriedigen die Finanz- und Unterstützung →→ Unterstützung vonvon Firmen Firmen in der in der Anlagebedürfnisse der privaten Haushalte, KMU, erfolgreichen erfolgreichen Erschliessung Erschliessung ausländischer ausländischer Märkte Märkte Grosskonzerne, öffentlich-rechtlichen Körperschaf- ten, Finanzinstitute, institutionellen Anleger, Roh- stoffhändler, externen Vermögensverwalter, ver- ZVg: Credit Suisse AG mögenden Privatpersonen. pp Viel wird über die Gefahren gesprochen, die von pp Es gibt nicht die Bank und nicht das Investment Banken, insbesondere von den Grossbanken aus- Banking. Das Investment Banking bei der Credit gehen. Teilweise zu Recht. Oft wird aber verges- Suisse setzt sich aus vielen Geschäftsbereichen sen, dass die Banken, und zwar alle Banken, ein zusammen. Oft sind diese rein beratend, zum Bei- wesentlicher Pfeiler für die Wirtschaft sind. So spiel im Merger & Acquisitions-Bereich, oder sie haben gut ein Drittel aller Schweizer KMU einen binden via Finanzierungsaufgaben Kapital. Die Bankkredit ¹. Auch heute, in einem anspruchsvol- Credit Suisse hat einen Teil ihres Investmentban- len Umfeld, werden nur etwa fünf Prozent der von kings, den Eigenhandel, abgestossen. KMU beantragten Bankkredite abgelehnt; Tendenz pp Die Diskussion um die Banken und insbesondere fallend ². Oder, schätzungsweise nur etwa die Hälf- um die Grossbanken sollte versachlicht und prä- te der gesprochenen Limiten für gedeckte und un- zis geführt werden. Die Banken befriedigen mit gedeckte Betriebs- und Investitionskredite an KMU einer breiten Angebotspalette vielfältige finanzielle werden ausgeschöpft ³. Den KMU stehen somit Bedürfnisse ihrer Kunden, je nach Bedarf standar- ausreichend Kredite zur Verfügung – keine Rede disiert oder massgeschneidert. von einer Kreditklemme, was an einem vom Staats- pp Diese reichen vom einfachen (aber wichtigen) Zah- sekretariat für Wirtschaft, Seco, durchgeführten lungsverkehr über Vorsorgeplanung, Absicherung Anlass erneut bestätigt wurde. von Währungs- und Zinsrisiken bis hin zu Firmen- gründungen sowie Export- und Handelsfinanzierun- gen. Ein Denk- , Werk - und Finanzplatz pp Diese Angebotspalette kann in ihrer gesamten Vielfalt nur durch die beiden Grossbanken erbracht Werkplatz werden. Die beiden vergeben im Inland rund die Hälfte der gesprochenen ungedeckten Kredite4 an KMU. Mit Export- und Handelsfinanzierungen unterstützen sie aktiv die Schweizer Exportindustrie. Hoher Stellenwert des Finanzplatzes und des Finanzplatz Denkplatz Bankensektors Bevölkerung, Realwirtschaft und Politik sollen durchaus kritisch sein, aber die Banken Attraktive Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen nicht pauschal verurteilen und das richtige Mass an Regulierung finden. ZVg: Credit Suisse AG pp Beschäftigung und Wertschöpfung: Mit einem Anteil von rund 3 Prozent an der gesamten Be- schäftigung in der Schweiz erwirtschafteten die Banken eine Bruttowertschöpfung von CHF 32,3 Milliarden. 5 Das heisst, die Schweizer Banken 12
erbringen 5,7 Prozent des Schweizer Bruttoinland- pp Kosten der Regulierung: Mit der Regulierung stei- produkts. gen einerseits die direkten Kosten, insbesondere pp Nutzen für andere Branchen: Die Banken sind auch die Eigenkapitalkosten, und andererseits die Op- Einkäufer von Gütern und Dienstleistungen. Sie portunitätskosten infolge entgangener Geschäfts- investieren hohe Summen in den Bau, Ausbau und möglichkeiten und durch zusätzlich gebundenes die Renovation von Immobilien für die betriebsei- Eigenkapital. Das kann das Wirtschaftswachstum gene Nutzung. Ein prosperierender Bankensektor schwächen. Stabilität hat ihren Preis. wirft für die übrigen Wirtschaftssektoren einen pp Grosser Handlungsbedarf: Infolge veränderter re- hohen Nutzen ab, konkret bedeutet dies weitere gulatorischer Rahmenbedingungen – zum Beispiel CHF 17 Milliarden Wertschöpfung.6 Kapitalbedarf, Fremdkapitaleinsatz, Liquiditätsvor- schriften – lohnen sich für Grossbanken einzelne Folgen / Lehren aus der Finanzkrise Geschäftsfelder womöglich nicht mehr. Besonders betroffen sind jene Geschäfte, bei denen viel Eigen- Regulierungswelle Folgen Beschleunigter Wandel Redimensionierung oder Verkauf von kapital gebunden ist. Die Banken stehen vor dem kapitalintensiven Geschäftsfeldern Grundlegende Anpassung: Entscheid, welche Dienste sie weiter anbieten und Bilanz / Risiken – EK, Liquidität Mutierung von Vollanbietern zu Geschäftsmodellen differenzierten Anbietern – Weitere welche sie möglicherweise einstellen wollen. Eini- Vergütungssysteme Konsolidierung? IT-Systeme ge wenige Vollanbieter werden weiter anzutreffen Mitarbeiterschulung Geringerer Wertschöpfungsbeitrag – und damit: Weniger Einkäufe / Investitionen, sein, vor allem in den USA – ironischerweise dem Höhere laufende Kosten und Mitarbeitende, Steuersubstrat Investitionen Ursprungsland der Finanzkrise. Die anderen Ban- ken werden zu differenzierten Anbietern mutieren. Wichtig für die Schweiz: Die richtigen Balance – Stärkung von Kunden- und Anlegerschutz, pp Beschleunigter Strukturwandel: Unserer Ansicht Stabilität, Reputation, Wettbewerbsfähigkeit und Marktzugang nach wird der Umbau der Bankenbranche grosse Veränderungen nach sich ziehen. In der Folge dro- ZVg: Credit Suisse AG hen der Wertschöpfungsbeitrag, die Einkäufe, die Investitionen, der Konsum und das Steuersubstrat Lehren aus der Finanzkrise Die Welt des Banking zu schrumpfen. hat sich seit der Finanzkrise grundlegend verändert. Das trifft auch auf die Regulierung zu. Deshalb haben Wir sind täglich bestrebt, unseren Kunden gute Bera- wir auch aktiv an den Lösungen in der Schweiz mitge- tung, gute Lösungen und guten Service zu bieten. Wir arbeitet, tragen diese und setzen sie um. Schneller, gehen die neuen Anforderungen frühzeitig und rasch viel schneller als das Ausland. an und leisten unseren Beitrag zum Standort Schweiz und zur Region Zürich. Allerdings schmerzt mich die pp Regulierungswelle: Getrieben von einer seit bald oft ungerechte Kritik an unseren Mitarbeitenden hier fünf Jahren anhaltenden Welle von regulatorischen in der Schweiz. Dennoch vertrauen die Kunden uns Verschärfungen und Neuerungen und von politi- weiterhin mehr Vermögen an. Auch die Nachfrage schem Druck auf internationaler Ebene, beschleu- nach Hypotheken ist gestiegen! nigt sich der Wandel im Bankensektor. pp Weitreichende, international getriebene und mit pp Die Credit Suisse ist auf gutem Weg: Wir haben schweizerischem Eifer vorangetriebene Regulie- uns früh auf das neue Umfeld eingestellt und uns rung: Zunächst die Grossbanken, zunehmend Grenzen gesetzt. Wir bauen weiter auf das inte- aber auch die anderen Banken müssen das grierte Geschäftsmodell und die globale Präsenz. regulatorische Eigenkapital stärken, die Liquidität 15 Prozent unserer Erträge kommen aus dem inte- verbessern, die Bilanz kürzen, Risiken abbauen, grierten Modell von Privatkunden-, Firmenkunden- Geschäftsmodelle und -prozesse überdenken und und Investmentbanking-Geschäft. ihre Vergütungssysteme anpassen sowie Mitar- pp Die Credit Suisse ist nicht mehr dieselbe Bank beitende informieren und schulen, IT-Systeme wie vor der Finanzkrise: eine Finanzkrise, in der anpassen. Um in der Basel-III-Welt erfolgreich wir ohne Staatshilfe auskamen, weil wir uns schon bestehen zu können, muss das Geschäft neu früh aus den Geschäften zurückgezogen hatten, definiert werden. Viele Neuerungen, auch solche welche Auslöser der Finanzkrise waren. die noch in Erarbeitung sind, sind international –– Wir haben das Investment Banking früh neu getrieben und werden in Zukunft den Handlungs- positioniert. Zwar ohne Paukenschlag, dafür spielraum der Banken bestimmen. inhaltlich umso nachhaltiger. 13
–– Die Credit Suisse hat früh angefangen, die Kapi- wir bauen diverse Dienstleistungen gezielt aus und talbasis und die Liquidität zu stärken, die Risi- schaffen damit wieder Arbeitsplätze. ken zurückzufahren, die Bilanz zu kürzen, die pp Präsenz der Credit Suisse in Zürich heute: Kosten zu senken, die Transparenz zu erhöhen –– Rund 11 000 Mitarbeitende, die Einkommens- und die Anreiz- und Vergütungssysteme anzu- steuern von knapp 400 Millionen passen. –– 38 Geschäftsstellen im Kanton Zürich, 1400 –– Am meisten Kapital steckt in Zukunft in den Mitarbeitende an der Kundenfront verbrieften Produkten, in Obligationenproduk- –– Einkaufssumme für Güter, Dienstleistungen, ten und in den Emerging Markets: Das sind Lizenzen: rund CHF 1 Milliarden Geschäftsfelder, in denen die Credit Suisse –– Investitionen in betriebseigene Immobilien international zu den Top 3 gehört. Die interna- durchschnittlich CHF 280 Millionen p.a. tionale Stärke der Credit Suisse ist wichtig für –– Volkswirtschaftlicher Fussabdruck: zusätzliche die Schweiz und ihre international tätigen Wertschöpfung in anderen Branchen: CHF 3,4 Unternehmen. Milliarden, zusätzliche Arbeitsplätze in anderen –– Unser Ergebnis im Jahre 2012 und im ersten Branchen: rund 19 000 Quartal 2013 bestätigt die Fortschritte bei der pp Gesellschaftliches Engagement der Credit Suisse Umsetzung des neu ausgerichteten Geschäfts- in Zürich modells. Die (bereinigte) Eigenkapitalrendite in –– Engagement für Kultur, Sport und soziale Ein- Q1 2013 beträgt 16 Prozent. Das Kunden- richtungen: mehr als CHF 6 Millionen geschäft wird ausgebaut. –– 3000 Mitarbeitende leisteten 2012 über 42 000 Std. Freiwilligenarbeit mit rund 15 Part- nerorganisationen, das sind 5000 Arbeitstage « Beschäftigungsanteil von pp Die Veränderungen bei der Credit Suisse hatten Konsequenzen für den Standort Zürich. Aber das drei Prozent in der Schweiz » primäre Ziel dieser Veränderungen war und ist immer eine Stärkung unserer Dienstleistung und unseres Erfolges im Firmen- und Privatkundenge- Die Banken sind zentral für die Volkswirtschaft schäft. In der Credit Suisse stehen die folgenden pp Beschäftigung und Wertschöpfung Finanzplatz Veränderungen an: Zürich: Der Anteil der bei den bei Zürcher Banken pp Die Integration von Private Banking und Asset Beschäftigten beträgt 6,5 Prozent der Gesamtbe- Management schäftigung des Kantons Zürich. Sie erwirtschaf- –– Anpassungen in der Marktorganisation im Fir- ten 12 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung men- und Private-Banking-Geschäft des Kantons Zürich und mehr als die Hälfte der –– Die Stärkung ausgewählter Geschäfte, z.B. der Wertschöpfung des Zürcher Finanzplatzes 7. Zürich Ausbau internationaler Firmenkundengeschäfte ist der drittgrösste Finanzplatz Europas und der oder die Stärkung unserer Präsenz im Privatkun- Bankenplatz Zürich ist ein Exportschlager. dengeschäft pp Der Bankensektor ist eine erfolgreiche Exportbran- –– Kostenreduktion in fast allen Bereichen, über che: Der Exporterfolg des Bankensektors ist dem Personal, Ausgaben und Investitionen Know-how, der Dienstleistungskompetenz und –– Modifikation unserer Legal Entity Structure. fähigen Mitarbeitenden zuzuschreiben. Deshalb Regulatorische Anforderungen erfordern die sind Rahmenbedingungen erforderlich, welche die grösstmögliche Nähe zu lokalen Märkten Banken befähigen, ihre Wettbewerbsstärke auszu- pp Zürich bleibt ein zentraler Pfeiler der CS Organisa- spielen. tion. Die Bedeutung des Standortes wurde ge- pp Die Credit Suisse ist der Region, dem Kanton und stärkt. Ebenso die Effizienz. Dies allerdings mit der Stadt Zürich verpflichtet. Die Anpassung an weniger Personal und tieferen Kosten. die veränderten Rahmenbedingungen hat zwar pp Marktzugang gefordert: Gute Rahmenbedingungen eine tiefere Beschäftigtenzahl zur Folge. Zürich ist ermöglichen es den Banken, ihre Wettbewerbs- der Hauptsitz der Bank. Uns verbindet eine über stärke auszuspielen. Die europäischen Gesetzes- 150 - jährige Geschichte. Und wir investieren – in projekte im Finanzsektor gefährden ganz erheblich meiner Region beispielsweise prüfen wir neue den Marktzugang für Schweizer Banken und damit Standorte, wir stärken die Präsenz in der Fläche, auch den Finanzplatz Zürich. Die Schweiz braucht 14
daher eine gleichwertige Gesetzgebung, darf sich Dies soll auch in Zukunft so bleiben. aber in den Verhandlungen «nicht über den Tisch –– Um die vielen Herausforderungen zu meistern, ziehen lassen ». Viele Regulierungen haben eine bedarf es erheblicher Anstrengungen sämtli- mehr oder weniger versteckte Agenda, um auslän- cher Marktteilnehmer. Eine neue Unterneh- dischen Konkurrenzinstituten den Marktzugang zu mensstruktur hilft, unter dem sich verändern- erschweren oder zumindest zu verteuern. den Umfeld wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch pp Credit Suisse und Zürich gemeinsam erfolgreich der Erfolg am Markt ergibt sich in erster Linie in die Zukunft: Der Finanzplatz Zürich und mit ihm aus der Nähe zum Kunden, im In- wie auch im der Finanzplatz Schweiz sind gefordert. Die Credit Ausland. Suisse möchte weiterhin von Zürich aus erfolgreich tätig sein. Deshalb setzen wir uns ein, damit die Weichen für einen starken Finanzplatz richtig ge- stellt werden. « Banken und Kapitalmarkt –– Es ist uns bewusst, dass wir in der Vergangen- ergänzen sich » heit nicht alles richtig gemacht haben. Wir haben seither viele Hausaufgaben erledigt, um gestärkt in die Zukunft zu blicken. pp Aber auch die Politik ist gefordert: –– Mit der Neuausrichtung des Geschäftsmodells –– Nötig sind ein liberales Aktienrecht, eine haben wir uns früh für die Herausforderungen zukunftsgerichtete Unternehmenssteuerreform und die regulatorischen Verschärfungen gerüs- III, ein wettbewerbsfähiges Steuerumfeld, ein tet. attraktiver Kapitalmarkt für eine effiziente und –– Die Vermögensverwaltung und das Firmenkun- kostengünstige Unternehmensfinanzierung und dengeschäft sind traditionelle Stärken der Credit eine gute Infrastruktur. Suisse. Wir bauen weiter auf eine starke Veran- –– Wir brauchen einen möglichst ungehinderten kerung im Heimmarkt. Marktzugang. Der Heimmarkt Schweiz ist für die hiesigen Banken von grosser Bedeutung; er ist aber begrenzt. Wir sind eng mit Europa und den USA verflochten. Die Wachstumsmärkte « Das Investmentbanking der Schweiz liegen in den aufstrebenden Volks- neu positionieren » wirtschaften. Die Schweiz und mit ihr die Schweizer Banken brauchen den ungehinderten Zugang zu bestehenden und neuen Märkten. –– Eine anspruchsvolle Kundschaft, der Wettbe- –– Der Finanzplatz Zürich profitiert vom Cluster-Ef- werb und die Regulierungskosten setzen die fekt: Interessante Arbeitsplätze locken Spezia- Margen weiter unter Druck, die CS begegnet listen aus der ganzen Welt an, die Aus- und Wei- diesem Trend mit Kosteneffizienz beim Kapital terbildung im Finance-Bereich geniesst einen und Personal. Bei den Ressourcen, beim Sach-, hervorragenden internationalem Ruf. Das vielfäl- Dienstleistungs- und Immobilienaufwand drän- tige Netz von hoch qualifizierten Finanzdienst- gen sich Einsparungen auf. Wir haben 2012 leistern, eine leistungsfähige Infrastruktur für 800 Stellen abgebaut. den Finanzmarkt aber auch für den Luft-, Schie- –– Investment Banking und Private Banking blei- nen- und Strassenverkehr erhöhen die Standort- ben aufgrund der regulatorischen Entwicklun- qualität. Wichtig sind auch Innovationen, die von gen unter Druck. Deshalb forcieren wir das einem attraktiven Kapitalmarkt und von wettbe- Asset Management als internationales Stand- werbsfähigen Schweizer Banken mit gut qualifi- bein des Finanzplatzes. Dabei können wir auf ziertem Personal finanziert werden können. die grosse Erfahrung in der Verwaltung von Kun- den- und Vorsorgegeldern zurückgreifen. pp Zürich hat gute Karten, um weiterhin erfolgreich –– Der Bankensektor ist eine erfolgreiche Export- zu sein: Es braucht aber Anstrengungen der Ban- branche. Damit Exporteure erfolgreich sein kön- ken, von Wirtschaft, Politik und Regulierung, um nen, brauchen sie auch attraktive Rahmenbe- die Karten nicht aus der Hand zu geben. dingungen. Der Banken konnten bisher auf ein weitgehend attraktives Umfeld zurückgreifen. 15
¹ Studie zur Finanzierung der KMU in der Schweiz, André Helfenstein ist Leiter Private & Wealth Management M.I.S. Trend – Institut für Wirtschafts- und Sozialforschung, Clients Region Zürich bei der Credit Suisse. Zuvor leitete er Lausanne, Januar 2013. für diese Region die Sparte Private Clients, nachdem er im ² Studie zur Finanzierung der KMU in der Schweiz, Bereich Business Development, Pricing, Offering & Sales M.I.S. Trend – Institut für Wirtschafts- und Sozialforschung, bei der CS tätig gewesen war. Lausanne, Januar 2013. Seine Studien an der Universität St. Gallen beziehungswei- ³ Bankenstatistisches Monatsheft, se an der Sorbonne in Paris schloss er mit einem Master in Schweizerische Nationalbank, April 2013. 4 Bankenstatistisches Monatsheft, Betriebswirtschaft in St. Gallen bzw. mit einem Certificat Schweizerische Nationalbank, April 2013. Université in Paris ab. Danach stieg er als Partner & Mana- 5 Finanzplatz Zürich 2012 / 2013, Kanton Zürich – Amt für ging Director bei der Boston Consulting Group ins Erwerbs- Wirtschaft und Arbeit, Standortförderung, Januar 2013. leben ein. André Helfenstein ist verheiratet und Vater von 6 Die Bedeutung des Schweizer Bankensektors. Eine volks- zwei Kindern. wirtschaftliche Betrachtung, Schweizerische Bankier- vereinigung, August 2012. 7 Finanzplatz Zürich 2012 / 2013, Kanton Zürich – Volkswirt- schaftsdirektion, Amt für Wirtschaft und Arbeit, Januar 2013. 16
Dr. Markus Graf, CEO, Bank Lienhardt & Partner Privatbank Zürich AG Haben kleine Schweizer Privatbanken noch Perspektiven? Erfolg ist eine Frage des Geschäftsmodells – nicht der Grösse! Der Katalog von Privatbanken mit medialen Schlagzeilen ist lang: pp Bank Sarasin an die Safra verkauft pp ClaridenLeu bereits wenige Jahre nach der Fusion in die CS integriert pp Bank Wegelin aufgeteilt und von Raiffeisen zur Notenstein transformiert pp Die Neue Zürcher Bank liquidiert und im Handels- register gelöscht Bei diesen negativen Schlagzeilen ist es verständlich, nach den Perspektiven der Privatbanken zu fragen. In meiner nachfolgenden Agenda konzentriere ich mich auf die folgenden Fragen: pp Sind kleine Banken überlebensfähig? pp Wo liegt die kritische Grösse? pp Wer sind die Gewinner und Verlierer der Finanzkrise? pp Wie haben sich die Geschäftsmodelle verändert? pp Wo liegen die Perspektiven und damit auch die Chancen der kleinen Privatbanken? pp Kommt nach der Krise die Rückkehr zum «Busi- ness as usual»? Private Banking galt lange als ein stilles, solides und wenig aufregendes Geschäft. Dieses verklärte Bild ist spätestens Sind kleine Banken überlebensfähig? Sugges- tiv wird unterstellt, dass die grossen Privatbanken seit der Finanzkrise und den damit verbundenen Turbulenzen allein aufgrund ihrer Grösse die Kraft haben, nega- rund um die Frage der unversteuerten Kundenvermögen tiven Entwicklungen entgegenzuwirken. Die kleine passé. Privatbank muss, weil sie ohnehin nicht die kritische Grösse hat, kämpfen. Bei wenig Gegenwind droht das Segelboot zu kentern. Entsprechend finden man in den Medien regelmässig und laufend wiederkehrend etwa die These, dass Banken mit einem Kundenver- mögen von unter 10 Milliarden Franken keine oder nur ganz wenig Überlebenschancen hätten. Solche Aussagen sind falsch, undifferenziert und entbehren wissenschaftlich fundierter Grundlagen. Dazu die fol- genden Zahlen: 17
Sind kleine Banken überlebensfähig? – Zur Frage der Grösse Vieles spricht tatsächlich dafür, dass es in Cost-Income-Verhältnis (in %) ausgewählter Banken nach Grösse (2012) der Branche zu einer Konsolidierung kommt. Das ist Coste-Income-Verhältnis aber nicht eine Frage der Grösse, sondern eine Frage des Geschäftsmodells. Traditionell gibt es einige Pri- vatbanken, die fast ausschliesslich oder sehr stark Weitere W eite ei te ere auf europäische Offshore-Märkte mit einem hohen Geschä hä h äfts- ft ft Geschäfts- Teil an undeklarierten Kundenvermögen fokussiert sind. Diese Banken sind im neuen regulatorischen Umfeld massiv gefordert, und einige davon sind des- halb kaum mehr überlebensfähig. Für diese Institute lässt sich auch kein Käufer finden, da im heutigen Umfeld niemand eine «Blackbox mit undeklarierten Assets » kaufen will. Lassen wir aber diese sehr stark exponierten nach Grösse absteigend LPZ und auch in keiner Weise für die Branche repräsenta- tiven Institute weg und wenden uns den vielen erfolg- ZVg: Lienhardt & Partner Privatbank Zürich AG reichen Privatbanken zu, die unsere Branche prägen: Warum also haben kleine Privatbanken nach wie vor Das Cost-Income-Verhältnis misst vereinfacht die Perspektiven? Effizienz einer Bank. Je höher die Kennzahl, desto höher die Kosten im Verhältnis zum Ertrag. Je höher Gewinner und Verlierer in der Finanzkrise Die die Kennzahl, desto weniger verdient die Bank. Die Finanzkrise hat zwar tiefe Spuren hinterlassen, aber Kennzahl ist gemäss Grösse für zufällig ausgewählte vor allem kleine Privatbanken haben profitiert: Banken in der Abbildung dargestellt, zunächst also Gewinner und Verlierer der Finanzkrise die Grossbanken, danach die grossen Privatbanken Kleine Privatbanken haben profitiert und dann die kleinen. Das Resultat: Vertrauen +++ a. Kleine Banken sind gegenüber den Grossen nicht Kunden ++ weniger effizient. Probleme scheinen eher grosse Folgen Weitere Geschäfts- Neue Eigenmittelvorschriften +++ Privatbanken mit Kennzahlen von über 80 Prozent der Eigentümerstruktur +++ zu haben. Dies widerlegt die Theorie, dass mit Krise Produkte und Dienstleistungen ++ zunehmender Grösse die Effizienz steigt. Vieles Regulierung +/- deutet darauf hin, dass kleine Banken mit Werten zwischen 60 und 70 Prozent effizienter arbeiten ZVg: Lienhardt & Partner Privatbank Zürich AG als grosse. b. Wissenschaftliche Studien versuchen seit Jahren 1. Vertrauen: Die Reputation vieler Wettbewerber und regelmässig zu prüfen, ob es in der Finanzbran- Anbieter von Private-Banking-Dienstleistungen hat che Betriebsgrössen-Degressionserscheinungen im Zuge der letzten Jahre stark gelitten. Kleine in Form von Economies of Scale oder in Form von Privatbanken wie zum Beispiel Lienhardt & Partner Economies of Scope gibt. Gefunden hat man sie haben in der Krise profitiert. bis heute nicht. 2. Kunden: Die Kunden sind heute kritischer gegen- Diese paar wenigen Beispiele können natürlich nicht über Banken eingestellt als vor der Krise. Sie sind für die rund 320 Banken sprechen, die es aktuell in risikobewusster als früher und suchen vermehrt der Schweiz gibt. Banken mit einem schlechten Cost- sichere Anlagen und sichere Partner. Sie verlangen Income-Verhältnis sind – zumindest in der Tendenz – Transparenz nicht nur bei den Anlagen, sondern stärker gefordert als solche, die bessere Kennzahlen auch hinsichtlich der Kosten. Kleine Privatbanken vorweisen können. Wenn das Cost-Income-Verhältnis – wie wir –, die sich auf Direktanlagen konzentrie- 80 Prozent oder mehr beträgt und die Erträge wegbre- ren, haben auch unter diesen Aspekten profitiert. chen, weil z.B. nicht deklariertes Kundenvermögen ab- Kürzlich hat ein Geschäftspartner gemeint, man fliesst, dann müssen gewisse Institute rigorose Anpas- müsse nur altmodisch und verschlafen genug sein, sungen vornehmen. Gelingt das nicht oder nicht rasch um zur Avantgarde zu werden – ich sehe auch darin genug, dann tritt das ein, was wir – diplomatisch formu- ein deutliches Plus. liert – mit Konsolidierung in der Branche bezeichnen. 3. Neue Eigenmittelvorschriften: Die neuen Eigenmit- 18
telvorschriften haben insbesondere die systemre- Punkt anhand unseres Geschäftmodells näher levanten Grossbanken, sowie die grossen Privat- aufzeigen. banken mit Investment-Banking-Aktivitäten und grossem Handel getroffen. Der Rentabilitätsdruck Geschäftsmodelle im Wandel Das Geschäftsmo- ist für diese Banken massiv gestiegen. In der Folge dell unserer Bank bezogen auf das Private Banking ist haben sie ihre Preise nicht gesenkt, sonder eher in der nachfolgenden Grafik dargestellt: Geschäftsmodell im Wandel – Optimierung im Verbund V erhöht. Auch davon haben kleinere Privatbanken profitiert. Geschäffttsmodell der Lienhardt & Partner Privatbank Zürich 4. Eigentümerstruktur: Die Fragen, welche potenziel- le Kunden heute uns stellen, unterscheiden sich stark von jenen in der Vergangenheit. Früher ging Vermögende Affluent Weitere Verbund es um Eigenmittel und Risiken im Kreditgeschäft. Privatkunden Kunden Geschäfts- felder Heute geht es um die Eigentümerstruktur und um 1-3 Mio Bis 1 Mio das Geschäft mit ausländischen Kunden. Die Dis- kussionen um die Vergütungen an Management IT-Infrastruktur und Kader rücken die Frage in den Vordergrund, Compliance wer hinter der Bank steht? Deshalb ist es essenzi- Handelspartner ell, über einen Hauptaktionär zu verfügen, der mit Outsourcing einzelner Abwicklungsbereiche seinem eigenen Geld Risiken trägt, der für einzel- ne Kunden unmittelbar greifbar und sichtbar ist, ZVg: Lienhardt & Partner Privatbank Zürich AG der den Fokus auf die langfristigen und nicht die kurzfristigen Opportunitäten legt. All diese Aspek- pp Nach aussen tritt das Private Banking als Einheit te schaffen heute institutionelle Vorteile, welche auf. Intern unterscheiden wir zwischen den ver- für die Wettbewerbsfähigkeit entscheidend sind. mögenden Privatbankkunden und den Affluent- 5. Produkte und Dienstleistungen: In der Krise ist das Kunden. Die Unterscheidung ergibt sich aus dem Missverhältnis zwischen Risiko und Ertrag (nach Angebot an diese zwei Kundensegmente und führt Kosten) vieler Produkte deutlich geworden. Mit ei- dazu, dass die angebotenen Anlageinstrumente, nem Schweizer Obligationenfonds mit einer Rendi- die eingesetzten Systeme und die allozierten Res- te von 1 Prozent und Kosten von 1,5 Prozent ist für sourcen sich stark voneinander differenzieren. Sie den Kunden schlicht kein Geld zu verdienen. Das sind auch verschieden bezogen auf das Angebot Problem gilt zwar für alle, trifft aber vor allem jene aus den weiteren Geschäftsfeldern, die unsere Banken, welche in der Anlageberatung und der Ver- Bank betreibt. mögensverwaltung mit Fonds primär ihre eigene pp Während bei den Grossbanken und grossen Privat- Rendite gesteigert haben. Auch davon haben die banken bereits auf dieser Ebene die Industrialisie- kleinen Privatbanken profitiert, weil kleine Banken rungsbemühungen mit allen Vor- und Nachteilen für in aller Regel keine Produkteverkäufer und keine den Kunden ansetzen, liegt unser Augenmerk auf Produkteproduzenten sind und demzufolge über den verarbeitenden und unterstützenden Prozes- keine eigenen Produkte verfügen. sen. Wir versuchen, die Individualität der Kunden zu 6. Regulierung: Medien und Kunden fragen regelmäs- erhalten, unsere Flexibilität gegenüber Kunden zu sig, wie kleine Banken mit der Regulierungsflut wahren, und setzen im Gegensatz zu den Mitbewer- zurechtkommen. Wie wir die erhöhten Anforderun- bern den Kostenhebel in folgenden Bereichen an: gen hinsichtlich Einlagensicherung, Liquiditätsvor- pp Die IT ist ausgelagert und kostenmässig im Ver- schriften, Einschränkungen zur Banktätigkeit und bund optimiert zur Bankorganisation, Vorschriften zur Vergütung, pp Wichtiges Compliance-relevantes Wissen wird Transparenzvorschriften in den Kundenbeziehun- extern bezogen gen usw. erfüllen können. Abgesehen davon, dass pp Die Volumina werden im Gesamtverbund gepoolt viele dieser Regulierungen primär für systemrele- und gemeinsam an ausgewählte Partner vergeben vante Banken erarbeitet wurden und nur bedingt pp Die Verarbeitung insbesondere von Standard- unmittelbare Auswirkungen auf nicht systemrele- dienstleistungen ist ausgelagert vante, kleine Banken haben, ist es falsch, die Exis- tenzfähigkeit der kleinen Banken aufgrund dieses Diese Lösung gestattet uns, im Rahmen unserer Tatbestandes anzuzweifeln. Ich möchte diesen überschaubaren Grösse und mit unserer Konzentra- 19
tion auf das Schweizer Geschäft die Anforderungen Trotzdem bleibt das Schweizer Private Ban- mit vergleichweise kostengünstigen Aufwendungen zu king attraktiv. Die Branche erwartet ein Wachstum erfüllen. Drei Beispiele dazu: der Vermögen zwischen vier und sechs Prozent pro pp Die Einmalkosten für die Implementierung der Jahr. Zusätzliches Potenzial liegt im demografischen Abgeltungssteuer für Deutschland, Österreich und Grossbritannien erreichten etwa 0,75 Prozent der Gesamterträge und waren daher unbedeutend « Wir werden auch in Zukunft pp Für Compliance geben wir einen Betrag unter ein Steuern bezahlen » Prozent aller Erträge aus. Auch das ist überschaubar. pp Für den Wechsel des Informatik-Systems im Jahre 2011 haben wir im Verbund drei Millionen ausgege- Wandel, in der Vermögensakkumulation (Erben), in der ben, im Alleingang hätten wir elf Millionen bezahlt, Nachfrage nach Produkten der Altersvorsorge und der dies bei einem Gewinn im letzen Jahr von rund Nachfolgeregelung, in der Vermögensplanung (Vorsor- fünf Millionen. geprodukte) und in den auslaufenden Versicherun- gen. Der Schweizer Markt ist, trotz tiefem Wachstum Diese Zahlen zeigen, dass die Aufwendungen für stei- des Bruttosozialproduktes, attraktiv, bietet Chancen gende Anforderungen in all diesen Bereichen nicht und wird demzufolge noch härter als bisher umkämpft existenziell sind. Es besteht daher kein Grund, an den bleiben. Perspektiven der kleinen Privatbanken zu zweifeln. Wettbewerbsvorteile Die Perspektiven für den Perspektiven Das Private Banking ist grundsätz- Private-Banking-Markt Schweiz sind somit gut. Wir lich ein attraktiver Markt. So rechnet man weltweit müssen mit einem hart umkämpften Markt rechnen. mit einem Wachstum der privaten Vermögen über die Für uns als kleine Privatbank sehe ich dennoch gros- nächsten drei bis vier Jahre von vier bis fünf Prozent se Chancen. Während unsere Konkurrenz mit Integra- pro Jahr. Asien mit elf Prozent, Osteuropa mit neun tionen und Anpassungen in ihren Geschäftmodellen, Prozent und der Mittlere Osten und Afrika mit rund Reorganisationen usw. beschäftigt ist, können wir auf sieben Prozent sind die Regionen mit dem grössten einer Vertrauensbasis zu unserer Kundschaft aufbau- Wachstumspotenzial. Im Gegensatz dazu können für en und uns weiterentwickeln. Ich sehe unsere Haupt- Nordamerika, Europa und Japan nur bescheidene vorteile in folgenden Aspekten: Wachstumsraten von ein bis zwei Prozent erwartet werden. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich pp Regelmässige Anrufe des Anlageberaters vermit- und naheliegend, dass die grossen Privatbanken ihre teln oft den Eindruck, die sogenannte persönliche strategischen Ausbaupläne in erster Linie auf diese Empfehlung sei nicht immer optimal, da der Kunde Märkte legen. Sie wollen damit einerseits von den zu- den Eindruck erhält, es gehe der Bank in erster künftigen Wachstumsmärkten profitieren, und ande- Linie um den eigenen Profit. Dann aber hat die rerseits ist es faktisch nur auf diese Weise möglich, betreffende Bank über kurz oder lang verloren. den erwarteten Rückgang der Vermögen aus West- Hier liegt ein entscheidender Vorteil für viele klei- europa, die heute mit einem Anteil von rund 50 Prozent ne Privatbanken. am grenzüberschreitenden Geschäft den wichtigsten pp Voraussetzung ist, dass die Interessen der Kun- Teil darstellen, zu kompensieren. Dabei übertrifft den gewahrt bleiben und dass Transparenz in allen das grenzüberschreitende Geschäft volumenmässig Aspekten besteht. Für Banken, welche über keine jenes des lokalen Schweizer Private Banking um fast eigenen Produkte verfügen und nicht über den Ver- das Dreifache. Ausserdem wird im grenzüberschrei- trieb von Fremdprodukten Zusatzmargen erzielen tenden Geschäft im Durchschnitt eine um etwa 20 wollen, ist diese Voraussetzung gegeben. Prozent höhere Bruttomarge erzielt, verglichen mit pp Damit wird die Basis für eine wert- und interes- dem Schweizer Private Banking. All das sind Faktoren, sensneutrale offene Architektur sichergestellt. weshalb die global aktiven Grossbanken und Privat- pp Und schliesslich ist die Kontinuität in der Betreu- banken in erster Linie an diesem Geschäft interes- ung bei kleinen Privatbanken eher gegeben als bei siert sind. Für sie ist entscheidend, dass der interna- den grossen Mitbewerbern. tionale Standortwettbewerb gewahrt bleibt, damit sie den Zugang zu diesen Märkten erhalten und ihnen die Das allein wird natürlich nicht genügen. Neben Fach- Regulatoren keine Wettbewerbsnachteile aufbürden. kompetenz entscheiden auch die Zusatzdienstleistun- 20
gen und der Zusatznutzen. Unsere Bank bietet neben ursachen Kosten, ohne damit einen Zusatznutzen dem Private Banking weitere Dienstleistungen an: zu stiften. Wir müssen Vorschriften umsetzen, um pp Die Immobilienverwaltung von Renditeobjekten beweisen zu können, dass wir keine US-relevanten für all unsere Private-Banking-Kunden, welche Kunden haben. Auch MiFID II hat massive Konse- Direktanlagen in der Anlagekategorie «Immobilien » quenzen für unsere Prozesse und unser Leistungsan- halten wollen gebot. Wir brauchen zwingend Regelungen, die den pp Die Vermittlung sowohl solcher Objekte als auch unterschiedlichen Grössenordnungen Rechnung tra- hochwertiger Wohnliegenschaften, allerdings be- gen. In verschiedenen Märkten entsteht die Gefahr schränkt auf die Stadt Zürich und die Seegemein- zur Blasenbildung. Wir laufen Gefahr, dass vielfältige den Einflussgrössen gleichzeitig wirken und deshalb keine pp Damit verbunden ist die Finanzierung solcher Ob- Prioritätensetzung bei den Massnahmen möglich ist. jekte für Private-Banking-Kunden und für Kunden Das kann zu einer Überforderung führen. unserer Liegenschaftsverwaltung Fazit: Die Chancen für kleine Privatbanken sind sehr Dieses breite Geschäftmodell hat eine starke Diver- gut, der vorausschauende Handlungsbedarf ist sehr sifikation unserer Ertragsquellen zur Folge. Sie macht gross und die Vorbereitung auf die verschiedenen uns unabhängiger von negativen Entwicklungen in Szenarien anspruchsvoll. einem Bereich, z.B. im reinen Private Banking. Sie schafft aber auch Mehrwerte für unsere Kunden, eröffnet uns Synergiegewinne und stärkt unsere Po- Markus Graf, Dr. oec. HSG, ist seit 1996 CEO von Lien- sition auch im Wettbewerb gegenüber unseren Mit- hardt & Partner Privatbank Zürich AG. Nach seinem Studi- bewerbern. enabschluss war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter an der Universität St. Gallen, die damals noch das Kürzel HSG (Hochschule St. Gallen) trug. Danach « Starke Diversifikation unserer war er Geschäftsführer einer Beratungsgesellschaft. In Ertragsquellen » diese Zeitspanne fiel auch sein Mandat als Mitglied der Liechtensteinischen Bankenkommission. Keine Rückkehr zum «Business as usual » Ich bin optimistisch und habe keine schlaflosen Nächte bezüglich unseres Geschäftsmodells. Aber auch wir sind einem massiven Anpassungsprozess ausge- setzt. Auf fast allen Ebenen und in fast allen Berei- chen wird es zu gravierenden Veränderungen kom- men. Die Anpassung der Unternehmungssteuern im EU-Kontext tangiert unmittelbar den Standort Schweiz. Der Finanzplatz Schweiz ist gefordert mit einer Globallösung mit den USA, der Implementierung von Fatca, der Regelung der Altlasten gegenüber der EU und mit dem Informationsaustausch sowie dem Kampf um den Marktzugang in diesen Ländern. Die Welt wird sich in wenigen Jahren stark verändern. Unser Denken ist oft monokausal. Unsere Bank steht in unmittelbarer Abhängigkeit zur Wettbewerbsfähig- keit unserer Verbundsysteme. Das wird diese Ver- bundsysteme treffen. Eine sinkende Standortattrakti- vität der Schweiz würde den Finanzplatz Schweiz und die Verbundsysteme noch stärker belasten. Die neuen Regulierungen unterscheiden sich stark von den bisherigen. Wegen Fatca müssen wir alle Kunden röntgen, obwohl wir keine US-Kunden haben. Regulative greifen in die Prozesse ein, ver- 21
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