Der Bankenplatz Zürich im Umbruch

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Der Bankenplatz Zürich im Umbruch
Kanton Zürich
Volkswirtschaftsdirektion
Amt für Wirtschaft und Arbeit

Der Bankenplatz Zürich
im Umbruch

                                1
Der Bankenplatz Zürich im Umbruch
Finanzplatz Zürich
www.finanzplatz-zuerich.ch

Standort Zürich
www.standort.zh.ch

Standortförderung
Kanton Zürich
Die Standortförderung im Amt für Wirtschaft und Arbeit    Zwecks Stärkung zukunftsweisender Wirtschaftszweige,
( AWA ) ist Ansprechpartnerin für ansässige und ansied-   wie Cleantech, Finance, Life Science, Kreativwirtschaft,
lungsinteressierte Unternehmen.                           Informations- und Kommunikationstechnologie, fördern
                                                          wir die Vernetzung von Unternehmen und Institutionen
Unsere Kernaufgaben                                       entlang der Wertschöpfungskette im Raum Zürich.

  Ansiedlungen                                            Das Team Arbeitsbewilligungen erteilt Bewilligungen für
  Pflege ansässiger Unternehmen                           Bürger aus Nicht-EU- und Nicht-EFTA-Staaten. Schliess-
  Management von Cluster-Initiativen                      lich bieten wir in- und ausländischen Unternehmen einen
  Arbeitsbewilligungen                                    Lotsendienst durch die kantonale Verwaltung und sind für
  Administrative Entlastung von Unternehmen               die administrative Entlastung der Unternehmen besorgt.

Wir begleiten Ansiedlungsinteressierte vom Evaluations-   Kurz: Wir informieren, begleiten, beschleunigen und
prozess bis zum operativen Start am neuen Standort        vernetzen als Bindeglied zwischen Wirtschaft und
und helfen ihnen, im Wirtschaftsraum Zürich Fuss          öffentlicher Verwaltung.
zu fassen; dies in Zusammenarbeit mit internen und
externen Partnern.                                        Standortförderung Kanton Zürich ( AWA )
                                                          Tel. +41 (0) 43 259 49 92
                                                          standort@vd.zh.ch

                                                                                                                     2
Der Bankenplatz Zürich im Umbruch
Kanton Zürich
Volkswirtschaftsdirektion
Amt für Wirtschaft und Arbeit

Der Bankenplatz Zürich
im Umbruch

Sammlung der Referate anlässlich des Finance Cluster-Dialogs der
Standortförderung des Kantons Zürich vom 30. Mai 2013 sowie weitere
Beiträge von Professor Rolf H. Weber, Universität Zürich, Peter Nobel,
Nobel & Hug Rechtsanwälte, Professor emeritus der Universitäten St. Gallen
und Zürich, und Thomas Ulrich, Präsident des Zürcher Bankenverbandes
Der Bankenplatz Zürich im Umbruch
Der Bankenplatz Zürich im Umbruch
Inhaltsverzeichnis

             Vorwort von Ernst Stocker und Bruno Sauter                                      5
          I. Der Bankenplatz Zürich im Umbruch
             Referate des Finance Cluster-Dialogs
             Standortqualitäten gemeinsam pflegen                                            8
             Corine Mauch, Stadtpräsidentin von Zürich
             Altlasten abschütteln und neue Chancen ergreifen                                9
             Markus Assfalg, Leiter Standortförderung des Amtes für Wirtschaft
             und Arbeit, Kanton Zürich
             Neue Strategien aufgrund veränderter Rahmenbedingungen –
             Auswirkungen auf den Standort Zürich                                           11
             André Helfenstein, Leiter Region Zürich der Division Private Banking
             der Credit Suisse AG
             Haben kleine Schweizer Privatbanken noch Perspektiven?
             Erfolg ist eine Frage des Geschäftsmodells – nicht der Grösse!                 17
             Dr. Markus Graf, CEO Lienhardt & Partner Privatbank Zürich AG
             Mittels Kommunikation den Bankenplatz Zürich im Ausland stärken                22
             Dr. Martin Maurer, Geschäftsführer Verband der Auslandsbanken
             in der Schweiz, und Viktor Baumgartner, Kommunikationsexperte
             Die Renaissance des Retail- und Firmenkundengeschäfts und
             dessen Bedeutung für den Finanzplatz Zürich                                    26
             Daniel Previdoli, Head of Retail Banking Zürcher Kantonalbank
             Paneldiskussion: Die Zukunft des Finanzplatzes Zürich –
             Geschäftsmodelle auf dem Prüfstand                                             30
             Moderation: Eveline Kobler, stv. Leiterin Wirtschaftsredaktion Radio SRF
          II. Finanzmarktregulierung
             Universitärer Forschungsschwerpunkt Finanzmarktregulierung –
             Neue Ressourcen für die interdisziplinäre Grundlagenforschung                  40
             Prof. Dr. Rolf H. Weber, Universität Zürich
          III. Globale Finanzmärkte: Nationale Rechtsetzung und Regulierung
             Die Schweiz ist ein wichtiges Zentrum der Entwicklung internationalen Rechts   46
             Interview mit Prof. Dr. Peter Nobel, Nobel & Hug Rechtsanwälte
          IV. Neue Perspektiven
             Ich sehe die Zukunft des Finanzplatzes wieder positiver                        52
             Interview mit Dr. Thomas Ulrich, Präsident Zürcher Bankenverband,
             Regionaldirektor UBS Zürich
Der Bankenplatz Zürich im Umbruch
Der Bankenplatz Zürich im Umbruch
Vorwort von Ernst Stocker und Bruno Sauter

Chance zum Aufbruch

                                             Fünf Jahre nach der Finanzkrise ist der Schweizer Finanzplatz
                                             noch immer im Umbruch. Regulatorische Verschärfungen im
                                             Bankensektor und der anhaltende internationale Druck auf das
                                             Bankkundengeheimnis haben die Branche verändert. Müssen
                                             sich der Schweizer Finanzplatz und mit ihm die hiesigen Banken
                                             neu erfinden? Mit dieser Fragestellung beschäftigten sich
                                             hochkarätige Rednerinnen und Redner am dritten Finance Cluster-
                                             Dialog Ende Mai in Zürich.

                                             Dieser Anlass ist eine von verschiedenen Aktivitäten im Rahmen
                                             unseres Clustermanagements. Wir vernetzen Marktteilnehmer,
                                             unter anderem mit Dialogveranstaltungen als beziehungsbildende
                                             Aktivität. Die Teilnehmenden waren sich einig: auf verschiede-
                                             nen Ebenen ist ein rasanter Wandel in Gang gekommen, der eine
                                             Anpassung der Geschäftsmodelle erfordert. Der Wandel, in dem
                                             sich der Finanzcluster befindet, bietet eine Chance. Packen wir
                                             diese Chance, den Wandlungsprozess nicht nur zu überstehen,
                                             sondern sogar gestärkt aus ihm hervorzugehen.

                                             Regierungsrat Ernst Stocker,
                                             Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Zürich

                                             Bruno Sauter,
                                             Leiter Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich

                                                                                                           5
Der Bankenplatz Zürich im Umbruch
Der Bankenplatz Zürich im Umbruch
I. Der Bankenplatz Zürich
		 im Umbruch
		 Referate anlässlich des
		 Finance Cluster-Dialogs

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Der Bankenplatz Zürich im Umbruch
Corine Mauch, Stadtpräsidentin von Zürich

Standortqualitäten gemeinsam pflegen

                                                                                      Unser Finanzplatz zählt wegen der aktiven
                                                                             Umsetzung neuer Regulierungen und Standards
                                                                             sowie seiner Stärken in der Vermögensverwaltung
                                                                             und im Versicherungs- und Rückversicherungsge-
                                                                             schäft weiterhin zu den Top-Adressen weltweit.
                                                                                      Das zeigt auch der «Global Financial Centres
                                                                             Index », ein Ranking, das auf Umfragen bei Finanz-
                                                                             spezialistinnen und Finanzspezialisten basiert. Unser
                                                                             Finanzplatz liegt auf dem sehr guten sechsten Rang.
                                                                             Mit Ausnahme von London ist in dieser Spitzengruppe
                                                                             kein anderer Finanzplatz Europas vertreten.

                                                                             « Innovationen sind eine
                                                                             Schweizer Stärke »

                                                                                     Der sich abzeichnende Strukturwandel lässt
                                                                             neuen Spielraum für Innovationen entstehen. Und
                                                                             Innovationen sind eine Schweizer Stärke. Der Banken-
                                                                             platz Zürich muss sich für die Zukunft wappnen und
                                                                             im internationalen Innovationswettbewerb weiter auf-
                  Stadt und Kanton arbeiten bei der Wirtschafts- und         trumpfen. Die Stadt und der Kanton Zürich sind
                  Standortförderung im eng verzahnten Wirtschafts-           bestrebt, eine ausgezeichnete Standortqualität zu
                  raum Zürich gut und intensiv zusammen. Wir verfol-         bieten. Kernelemente der lokalen Standortpolitik
                  gen gemeinsam eine Clusterpolitik, und einer dieser        sind stetige Investitionen in die Infrastruktur, Bildung,
                  Cluster ist die Finanzwirtschaft. Zürich hat seinem        Lebensqualität und in die Kultur, untermauert von
                  Finanzplatz in wirtschaftlicher Hinsicht viel zu verdan-   einer soliden Finanz- und Steuerpolitik. Mit diesem
                  ken. Aber die Finanzbranche befindet sich gegenwär-        Engagement tragen Stadt und Kanton ihren Teil dazu
                  tig in einer Phase des Umbruchs. Die Perspektiven          bei, damit der Finanzplatz Zürich auch in Zukunft leis-
                  sind derzeit unsicher. Der Wandel im Bankensektor          tungsfähig und zuverlässig bleiben kann.
                  ist in Zürich unmittelbar spürbar, und die interna-
                  tionale Steuerdebatte wirkt sich auch direkt auf
                  unseren Finanzplatz aus. In gewisser Hinsicht werden
                  sich die Banken neu erfinden müssen. Aber es sind
                  längst nicht alle Geschäftsbereiche gleichermassen
                  betroffen, und auch die grenzüberschreitende Vermö-
                  gensverwaltung hat Zukunftspotenzial. Dann nämlich,
                  wenn Know-how und Qualität strikte in den Dienst der
                  Kundin und des Kunden gestellt werden und nur noch
                  mit deklarierten Vermögenswerten gearbeitet wird.

                                                                                                                                    8
Markus Assfalg, Leiter Standortförderung des Amtes für Wirtschaft und Arbeit, Kanton Zürich

Altlasten abschütteln
und neue Chancen ergreifen

                                                                            (UFSP «FINREG») an der Universität Zürich hinge-
                                                                            wiesen. Die durch die Finanzkrise ausgelöste politi-
                                                                            sche Debatte um die verschärfte Regulierung von
                                                                            Finanzmärkten ist von hoher wirtschaftlicher und
                                                                            wirtschaftspolitischer Relevanz für die Schweiz und
                                                                            insbesondere für den Standort Zürich. Diese The-
                                                                            menbereiche werden vom Forschungsschwerpunkt
                                                                            analysiert, wobei die sechs beteiligten Lehrstühle der
                                                                            Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät
                                                                            besonderen Wert auf den Praxistransfer legen.
                                                                                     Der Kanton Zürich will mit seiner Infrastruk-
                                                                            tur, den bildungspolitischen und rechtlichen Rahmen-
                                                                            bedingungen dafür sorgen, dass auch in Zukunft die
                                                                            Reputation und die wettbewerbspolitische Stellung
                                                                            des hiesigen Finanzplatzes gestärkt werden. Wir
                                                                            verstehen uns als Lotsen beispielsweise bei Firmen-
                                                                            ansiedelungen, für Arbeitsbewilligungen und bei der
                                                                            Unternehmensentlastung. Wir begleiten, vernetzen und
                                                                            beschleunigen für Sie! Gemäss diesem Grundauftrag
                                                                            gestalten wir den heutigen Anlass als beziehungsbil-
                                                                            dende Aktivität unserer Sparte Clustermanagement.

                  In der jüngsten Ausgabe des UBS Outlook Schweiz wid-
                  met sich die UBS dem Spezialthema Wettbewerbsfähig-
                  keit des Wirtschaftsstandorts Schweiz. Dabei kommen
                                                                            « Marktteilnehmer via
                  die Autoren zum Schluss, die Schweiz gelte zu Recht als   Clustermanagement vernetzen »
                  einer der weltweit attraktivsten Standorte für Unter-
                  nehmen. Zürich spielt dabei eine zentrale Rolle.
                           Die Standortförderung des Kantons Zürich                 Was ist Clustermanagement? Es ist die Ver-
                  und die Wirtschaftsförderung der Stadt Zürich wollen      netzung verschiedener Akteure entlang der Wert-
                  dafür sorgen, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Des-   schöpfungskette innerhalb einer Branche – es ist aber
                  halb haben wir bereits zum dritten Mal den Finance        auch generell standortfördernd. Dadurch wird die inter-
                  Cluster-Dialog organisiert. Ein besonderer Dank geht      aktive Denkgeschwindigkeit aller Akteure erhöht und
                  an den Zürcher Bankenverband für die grosszügige          beschleunigt. Am Finanzplatz Zürich lässt sich
                  Unterstützung der Tagung.                                 dies gut zeigen: Universität Zürich, ETH Zürich
                           Diesmal geht es um nichts Geringeres als um      und Fachhochschulen, wie die ZHAW, produzieren
                  die Zukunft unseres Finanzplatzes. Die Banken befin-      Finanzforschung, aber auch sehr gute Betriebswirt-
                  den sich im Umbruch. Es gilt Altlasten abzuschütteln      schafter, Mathematiker und IT-Spezialisten. Dieses
                  und neue Chancen zu ergreifen.                            Forschungswissen wird von Versicherungen, Banken,
                           In diesem Zusammenhang sei auf den neu-          Vermögensverwaltern und vielen weiteren Akteuren in
                  en Forschungsschwerpunkt Finanzmarktregulierung           Finanzdienstleistungen umgesetzt. Zur Finanzindus-

                                                                                                                                 9
trie gehören in Zürich u.a.: Versicherungen, Banken,
                                                        Markus Assfalg, Leiter Standortmanagement Kanton
Vermögensverwalter, Hedge-Funds, Anwaltskanzlei-
                                                        Zürich, leitet seit Anfang 2009 die Standortförderung beim
en, aber auch die Wechselstube im Hauptbahnhof.
                                                        Amt für Wirtschaft und Arbeit (www.standort.zh.ch). Nach
Wenn sich all diese Akteure entlang ihrer Wertschöp-
                                                        einer Berufslehre als Elektromechaniker bildete er sich auf
fungskette im Branchencluster Finance vernetzen,
                                                        dem zweiten Bildungsweg zum Anwalt und im Manage-
entstehen Chancen für noch innovativere Produkte,
                                                        ment weiter. Ausgewählte Stationen sind: Musiker,
die den Kanton Zürich konkurrenzfähig halten. Dabei
                                                        Engagements im Sozialbereich, Anwaltstätigkeit, SBB AG
geht es um viel mehr als nur Profit. Im Vordergrund
                                                        (Leiter Rechtsdienst), Universität St. Gallen (Generalsekre-
stehen die Erhaltung und der Ausbau von Arbeitsplät-
                                                        tär), Aufbau eigener Firma (erneuerbare Energien), Swiss-
zen. Und damit geht es natürlich auch um den Erhalt
                                                        mem (Ressortleiter Arbeitgeberpolitik).
von Steuersubstrat. Im Clustermanagement arbeiten
Kanton und Stadt Zürich eng zusammen.

« Die Globalisierung erzwingt
globale Spielregeln »

         Der Standort Zürich besteht aber nicht nur
aus der Finanzindustrie. Insgesamt stehen sechs
Cluster am Wirtschaftsstandort Zürich im Vorder-
grund: Life Science, Kreativwirtschaft, Cleantech,
Aerospace, Kommunikationstechnologien und Finanz-
dienstleistungen. Zudem arbeiten wir eng mit dem
Nanocluster Bodensee zusammen.
         Themen und Herausforderungen, die den
Finanzplatz betreffen, gibt es viele, denn die Globa-
lisierung erzwingt globale Spielregeln: Exemplarisch
dafür stehen die Begriffe: Bankgeheimnis, automati-
scher Informationsaustausch, Fatca und die grosse
Frage: Wie gelingt es die rund 2200 Milliarden grenz-
überschreitenden Vermögen in der Schweiz zu halten?
Wie bringen wir den Kunden dazu, in der Schweiz zu
bleiben und sein Geld künftig nicht im Ausland zu
deponieren? Auch durch empirische Studien droht
dem Finanzplatz Ungemach: Studien warnen vor
einem zu grossen Finanzsektor, dies wirke sich nega-
tiv auf Beschäftigung und BIP-Wachstum aus.

                                                                                                                 10
André Helfenstein, Leiter Region Zürich Division Private Banking, Credit Suisse AG

Neue Strategien aufgrund veränderter Rahmenbedingungen –
Auswirkungen auf den Standort Zürich

                                                                    Der Erfolg der Schweiz und jener von Zürich muss
                                                                    immer wieder neu erarbeitet werden. Die Banken und
                                                                    die Grossbanken haben Fehler gemacht. Dies sollte
                                                                    aber nicht dazu verleiten, die Bankindustrie und ihre
                                                                    Mitarbeitenden schlechtzureden. Die Banken sind ein
                                                                    wichtiges Scharnier unserer Wirtschaft.

                                                                    Die Schweiz und Zürich sind erfolgreich geworden
                                                                    dank der Verbindung von Forschung und Innovation,
                                                                    Unternehmertum, Finanzkraft sowie politische und
                                                                    wirtschaftliche Weitsicht – und durch das Glück, dass
                                                                    wir nicht in die beiden Weltkriege verwickelt wurden.
                                                                    Anders gesagt: Noch vor 100 Jahren waren wir ein Ar-
                                                                    menhaus Europas. Was wir heute haben, wurde hart
                                                                    erarbeitet und kann nur mit weiterer harter Arbeit er-
                                                                    halten bleiben.
                                                                             In der Region Zürich haben zwei Faktoren früh
                                                                    die Weichen gestellt für die wirtschaftliche und indus-
                                                                    trielle Entwicklung – beide nahe verknüpft mit Alfred
                                                                    Escher, dem Gründer der CS:

                                                                    pp   Die Nähe zur ETHZ ermöglicht seit mehr als 150
Der Umbruch des Bankenplatzes erfordert neue Strategien                  Jahren Spitzenforschung, um innovative, wegwei-
angesichts der veränderten Rahmenbedingungen. Es geht                    sende Materialien, Herstellungsverfahren und Pro-
                                                                         dukte umzusetzen.
um die Banken und den Finanzplatz Schweiz als Ganzes
                                                                    pp   Mit der Vermögensverwaltung für Kunden aus
und die Lehren, die aus den jüngsten Ereignissen ge-                     dem In- und Ausland steigt Zürich nach dem Zwei-
zogen werden müssen. Dies betrifft auch die Banken, die                  ten Weltkrieg zu einem international führenden
Region Zürich und somit auch die Credit Suisse.                          Finanzplatz auf. Dies dank wirtschaftlicher und
                                                                         politischer Stabilität, Service und Kompetenz der
                                                                         Bankangestellten, Rechtssicherheit und dem stabi-
                                                                         len Schweizer Franken.
                                                                    pp   Zu Unrecht wird oft nur das Bankgeheimnis bzw. die
                                                                         Steuerflucht als Grund für den Erfolg genannt. Das
                                                                         stimmt so nicht. Um dies zu sehen, muss man im
                                                                         Ausland nur in eine Bank spazieren. Da liegen Wel-
                                                                         ten im Vergleich zur Schweiz. Deshalb, so bin ich
                                                                         überzeugt, werden wir auch künftig Erfolg haben.
                                                                         Und dies wiederum sollte uns allen auch wichtig
                                                                         sein.

                                                                                                                        11
Werkplatz – Denkplatz – Finanzplatz
pp    Die Symbiose von Werk-, Denk- und Finanzplatz                  EsEs
                                                                       geht
                                                                          geht
                                                                            umum
                                                                               viel
                                                                                 viel
      sowie die Komplementarität von Banken und
                                                                                                    → →Banken
                                                                                                         Banken
                                                                                                              in der
                                                                                                                 in der
                                                                                                                     Schweiz
                                                                                                                        Schweiz
                                                                                                                             = 3%
                                                                                                                                = 3%
                                                                                                                                   derder
      Kapitalmarkt sind Kernstärken der Schweizer Wirt-                                                Beschäftigten,
                                                                                                         Beschäftigten,
                                                                                                                      6%6%
                                                                                                                         desdes
                                                                                                                             BIPBIP
      schaft. Dadurch – und: durch die attraktiven wirt-
                                                                                                    → →Weitere
                                                                                                          Weitere
                                                                                                                ~17~17
                                                                                                                    Mia.Mia.
                                                                                                                         Wertschöpfung
                                                                                                                             Wertschöpfung
      schaftspolitischen Rahmenbedingungen – sind die                                                  fürfür
                                                                                                           andere
                                                                                                              andere
                                                                                                                  Branchen
                                                                                                                     Branchen– D.h.
                                                                                                                                – D.h.
                                                                                                                                    >1 >1
                                                                                                       Arbeitsplatz
                                                                                                          Arbeitsplatz
                                                                                                                    je Bank
                                                                                                                       je Bank
                                                                                                                           -Mitarbeiter/In
                                                                                                                              -Mitarbeiter/In
      Schweiz und insbesonders auch Zürich internati-
      onal erfolgreiche Wirtschaftsstandorte geworden.                                              → →KMU
                                                                                                         KMUFinanzierung
                                                                                                               Finanzierung
                                                                                                                         im im
                                                                                                                            Inland
                                                                                                                               Inland
                                                                                                                                  – –
                                                                                                       50%
                                                                                                         50%
                                                                                                           derder
                                                                                                               ungedeckten
                                                                                                                  ungedecktenKredite
                                                                                                                                Kredite
pp    Komplementarität: Banken und Kapitalmarkt                                                        durch
                                                                                                         durch
                                                                                                             diedie
                                                                                                                 beiden
                                                                                                                    beiden
                                                                                                                        Grossbanken
                                                                                                                           Grossbanken
      ergänzen sich und befriedigen die Finanz- und
                                                                                                      Unterstützung
                                                                                                     →→  Unterstützung
                                                                                                                     vonvon
                                                                                                                          Firmen
                                                                                                                             Firmen
                                                                                                                                  in der
                                                                                                                                     in der
      Anlagebedürfnisse der privaten Haushalte, KMU,                                                  erfolgreichen
                                                                                                         erfolgreichen
                                                                                                                    Erschliessung
                                                                                                                       Erschliessung
                                                                                                      ausländischer
                                                                                                         ausländischer
                                                                                                                    Märkte
                                                                                                                       Märkte
      Grosskonzerne, öffentlich-rechtlichen Körperschaf-
      ten, Finanzinstitute, institutionellen Anleger, Roh-
      stoffhändler, externen Vermögensverwalter, ver-                ZVg: Credit Suisse AG
      mögenden Privatpersonen.
pp    Viel wird über die Gefahren gesprochen, die von                pp   Es gibt nicht die Bank und nicht das Investment
      Banken, insbesondere von den Grossbanken aus-                       Banking. Das Investment Banking bei der Credit
      gehen. Teilweise zu Recht. Oft wird aber verges-                    Suisse setzt sich aus vielen Geschäftsbereichen
      sen, dass die Banken, und zwar alle Banken, ein                     zusammen. Oft sind diese rein beratend, zum Bei-
      wesentlicher Pfeiler für die Wirtschaft sind. So                    spiel im Merger & Acquisitions-Bereich, oder sie
      haben gut ein Drittel aller Schweizer KMU einen                     binden via Finanzierungsaufgaben Kapital. Die
      Bankkredit ¹. Auch heute, in einem anspruchsvol-                    Credit Suisse hat einen Teil ihres Investmentban-
      len Umfeld, werden nur etwa fünf Prozent der von                    kings, den Eigenhandel, abgestossen.
      KMU beantragten Bankkredite abgelehnt; Tendenz                 pp   Die Diskussion um die Banken und insbesondere
      fallend ². Oder, schätzungsweise nur etwa die Hälf-                 um die Grossbanken sollte versachlicht und prä-
      te der gesprochenen Limiten für gedeckte und un-                    zis geführt werden. Die Banken befriedigen mit
      gedeckte Betriebs- und Investitionskredite an KMU                   einer breiten Angebotspalette vielfältige finanzielle
      werden ausgeschöpft ³. Den KMU stehen somit                         Bedürfnisse ihrer Kunden, je nach Bedarf standar-
      ausreichend Kredite zur Verfügung – keine Rede                      disiert oder massgeschneidert.
      von einer Kreditklemme, was an einem vom Staats-               pp   Diese reichen vom einfachen (aber wichtigen) Zah-
      sekretariat für Wirtschaft, Seco, durchgeführten                    lungsverkehr über Vorsorgeplanung, Absicherung
      Anlass erneut bestätigt wurde.                                      von Währungs- und Zinsrisiken bis hin zu Firmen-
                                                                          gründungen sowie Export- und Handelsfinanzierun-
                                                                          gen.
     Ein Denk- , Werk - und Finanzplatz
                                                                     pp   Diese Angebotspalette kann in ihrer gesamten
                                                                          Vielfalt nur durch die beiden Grossbanken erbracht
                                   Werkplatz                              werden. Die beiden vergeben im Inland rund die
                                                                          Hälfte der gesprochenen ungedeckten Kredite4
                                                                          an KMU. Mit Export- und Handelsfinanzierungen
                                                                          unterstützen sie aktiv die Schweizer Exportindustrie.

                                                                     Hoher Stellenwert des Finanzplatzes und des
             Finanzplatz                                 Denkplatz
                                                                     Bankensektors Bevölkerung, Realwirtschaft und
                                                                     Politik sollen durchaus kritisch sein, aber die Banken
                Attraktive Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen
                                                                     nicht pauschal verurteilen und das richtige Mass an
                                                                     Regulierung finden.
ZVg: Credit Suisse AG
                                                                     pp   Beschäftigung und Wertschöpfung: Mit einem
                                                                          Anteil von rund 3 Prozent an der gesamten Be-
                                                                          schäftigung in der Schweiz erwirtschafteten die
                                                                          Banken eine Bruttowertschöpfung von CHF 32,3
                                                                          Milliarden. 5 Das heisst, die Schweizer Banken

                                                                                                                                         12
erbringen 5,7 Prozent des Schweizer Bruttoinland-                                             pp   Kosten der Regulierung: Mit der Regulierung stei-
     produkts.                                                                                          gen einerseits die direkten Kosten, insbesondere
pp   Nutzen für andere Branchen: Die Banken sind auch                                                   die Eigenkapitalkosten, und andererseits die Op-
     Einkäufer von Gütern und Dienstleistungen. Sie                                                     portunitätskosten infolge entgangener Geschäfts-
     investieren hohe Summen in den Bau, Ausbau und                                                     möglichkeiten und durch zusätzlich gebundenes
     die Renovation von Immobilien für die betriebsei-                                                  Eigenkapital. Das kann das Wirtschaftswachstum
     gene Nutzung. Ein prosperierender Bankensektor                                                     schwächen. Stabilität hat ihren Preis.
     wirft für die übrigen Wirtschaftssektoren einen                                               pp   Grosser Handlungsbedarf: Infolge veränderter re-
     hohen Nutzen ab, konkret bedeutet dies weitere                                                     gulatorischer Rahmenbedingungen – zum Beispiel
     CHF 17 Milliarden Wertschöpfung.6                                                                  Kapitalbedarf, Fremdkapitaleinsatz, Liquiditätsvor-
                                                                                                        schriften – lohnen sich für Grossbanken einzelne
 Folgen / Lehren aus der Finanzkrise                                                                    Geschäftsfelder womöglich nicht mehr. Besonders
                                                                                                        betroffen sind jene Geschäfte, bei denen viel Eigen-
           Regulierungswelle                                            Folgen
 Beschleunigter Wandel                                  Redimensionierung oder Verkauf von
                                                                                                        kapital gebunden ist. Die Banken stehen vor dem
                                                        kapitalintensiven Geschäftsfeldern
 Grundlegende Anpassung:
                                                                                                        Entscheid, welche Dienste sie weiter anbieten und
   Bilanz / Risiken – EK, Liquidität                    Mutierung von Vollanbietern zu
   Geschäftsmodellen                                    differenzierten Anbietern – Weitere             welche sie möglicherweise einstellen wollen. Eini-
   Vergütungssysteme                                    Konsolidierung?
   IT-Systeme                                                                                           ge wenige Vollanbieter werden weiter anzutreffen
   Mitarbeiterschulung                                  Geringerer Wertschöpfungsbeitrag – und
                                                        damit: Weniger Einkäufe / Investitionen,        sein, vor allem in den USA – ironischerweise dem
 Höhere laufende Kosten und                             Mitarbeitende, Steuersubstrat
 Investitionen                                                                                          Ursprungsland der Finanzkrise. Die anderen Ban-
                                                                                                        ken werden zu differenzierten Anbietern mutieren.
     Wichtig für die Schweiz: Die richtigen Balance – Stärkung von Kunden- und Anlegerschutz,      pp   Beschleunigter Strukturwandel: Unserer Ansicht
                    Stabilität, Reputation, Wettbewerbsfähigkeit und Marktzugang
                                                                                                        nach wird der Umbau der Bankenbranche grosse
                                                                                                        Veränderungen nach sich ziehen. In der Folge dro-
ZVg: Credit Suisse AG                                                                                   hen der Wertschöpfungsbeitrag, die Einkäufe, die
                                                                                                        Investitionen, der Konsum und das Steuersubstrat
Lehren aus der Finanzkrise Die Welt des Banking                                                         zu schrumpfen.
hat sich seit der Finanzkrise grundlegend verändert.
Das trifft auch auf die Regulierung zu. Deshalb haben                                              Wir sind täglich bestrebt, unseren Kunden gute Bera-
wir auch aktiv an den Lösungen in der Schweiz mitge-                                               tung, gute Lösungen und guten Service zu bieten. Wir
arbeitet, tragen diese und setzen sie um. Schneller,                                               gehen die neuen Anforderungen frühzeitig und rasch
viel schneller als das Ausland.                                                                    an und leisten unseren Beitrag zum Standort Schweiz
                                                                                                   und zur Region Zürich. Allerdings schmerzt mich die
pp   Regulierungswelle: Getrieben von einer seit bald                                              oft ungerechte Kritik an unseren Mitarbeitenden hier
     fünf Jahren anhaltenden Welle von regulatorischen                                             in der Schweiz. Dennoch vertrauen die Kunden uns
     Verschärfungen und Neuerungen und von politi-                                                 weiterhin mehr Vermögen an. Auch die Nachfrage
     schem Druck auf internationaler Ebene, beschleu-                                              nach Hypotheken ist gestiegen!
     nigt sich der Wandel im Bankensektor.
pp   Weitreichende, international getriebene und mit                                               pp   Die Credit Suisse ist auf gutem Weg: Wir haben
     schweizerischem Eifer vorangetriebene Regulie-                                                     uns früh auf das neue Umfeld eingestellt und uns
     rung: Zunächst die Grossbanken, zunehmend                                                          Grenzen gesetzt. Wir bauen weiter auf das inte-
     aber auch die anderen Banken müssen das                                                            grierte Geschäftsmodell und die globale Präsenz.
     regulatorische Eigenkapital stärken, die Liquidität                                                15 Prozent unserer Erträge kommen aus dem inte-
     verbessern, die Bilanz kürzen, Risiken abbauen,                                                    grierten Modell von Privatkunden-, Firmenkunden-
     Geschäftsmodelle und -prozesse überdenken und                                                      und Investmentbanking-Geschäft.
     ihre Vergütungssysteme anpassen sowie Mitar-                                                  pp   Die Credit Suisse ist nicht mehr dieselbe Bank
     beitende informieren und schulen, IT-Systeme                                                       wie vor der Finanzkrise: eine Finanzkrise, in der
     anpassen. Um in der Basel-III-Welt erfolgreich                                                     wir ohne Staatshilfe auskamen, weil wir uns schon
     bestehen zu können, muss das Geschäft neu                                                          früh aus den Geschäften zurückgezogen hatten,
     definiert werden. Viele Neuerungen, auch solche                                                    welche Auslöser der Finanzkrise waren.
     die noch in Erarbeitung sind, sind international                                                   –– Wir haben das Investment Banking früh neu
     getrieben und werden in Zukunft den Handlungs-                                                        positioniert. Zwar ohne Paukenschlag, dafür
     spielraum der Banken bestimmen.                                                                       inhaltlich umso nachhaltiger.

                                                                                                                                                         13
–– Die Credit Suisse hat früh angefangen, die Kapi-         wir bauen diverse Dienstleistungen gezielt aus und
        talbasis und die Liquidität zu stärken, die Risi-        schaffen damit wieder Arbeitsplätze.
        ken zurückzufahren, die Bilanz zu kürzen, die       pp   Präsenz der Credit Suisse in Zürich heute:
        Kosten zu senken, die Transparenz zu erhöhen             –– Rund 11 000 Mitarbeitende, die Einkommens-
        und die Anreiz- und Vergütungssysteme anzu-                 steuern von knapp 400 Millionen
        passen.                                                  –– 38 Geschäftsstellen im Kanton Zürich, 1400
     –– Am meisten Kapital steckt in Zukunft in den                 Mitarbeitende an der Kundenfront
        verbrieften Produkten, in Obligationenproduk-            –– Einkaufssumme für Güter, Dienstleistungen,
        ten und in den Emerging Markets: Das sind                   Lizenzen: rund CHF 1 Milliarden
        Geschäftsfelder, in denen die Credit Suisse              –– Investitionen in betriebseigene Immobilien
        international zu den Top 3 gehört. Die interna-             durchschnittlich CHF 280 Millionen p.a.
        tionale Stärke der Credit Suisse ist wichtig für         –– Volkswirtschaftlicher Fussabdruck: zusätzliche
        die Schweiz und ihre international tätigen                  Wertschöpfung in anderen Branchen: CHF 3,4
        Unternehmen.                                                Milliarden, zusätzliche Arbeitsplätze in anderen
     –– Unser Ergebnis im Jahre 2012 und im ersten                  Branchen: rund 19 000
        Quartal 2013 bestätigt die Fortschritte bei der     pp   Gesellschaftliches Engagement der Credit Suisse
        Umsetzung des neu ausgerichteten Geschäfts-              in Zürich
        modells. Die (bereinigte) Eigenkapitalrendite in         –– Engagement für Kultur, Sport und soziale Ein-
        Q1 2013 beträgt 16 Prozent. Das Kunden-                     richtungen: mehr als CHF 6 Millionen
        geschäft wird ausgebaut.                                 –– 3000 Mitarbeitende leisteten 2012 über
                                                                    42 000 Std. Freiwilligenarbeit mit rund 15 Part-
                                                                    nerorganisationen, das sind 5000 Arbeitstage
« Beschäftigungsanteil von                                  pp   Die Veränderungen bei der Credit Suisse hatten
                                                                 Konsequenzen für den Standort Zürich. Aber das
drei Prozent in der Schweiz »                                    primäre Ziel dieser Veränderungen war und ist
                                                                 immer eine Stärkung unserer Dienstleistung und
                                                                 unseres Erfolges im Firmen- und Privatkundenge-
Die Banken sind zentral für die Volkswirtschaft                  schäft. In der Credit Suisse stehen die folgenden
pp   Beschäftigung und Wertschöpfung Finanzplatz                 Veränderungen an:
     Zürich: Der Anteil der bei den bei Zürcher Banken      pp   Die Integration von Private Banking und Asset
     Beschäftigten beträgt 6,5 Prozent der Gesamtbe-             Management
     schäftigung des Kantons Zürich. Sie erwirtschaf-            –– Anpassungen in der Marktorganisation im Fir-
     ten 12 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung                men- und Private-Banking-Geschäft
     des Kantons Zürich und mehr als die Hälfte der              –– Die Stärkung ausgewählter Geschäfte, z.B. der
     Wertschöpfung des Zürcher Finanzplatzes 7. Zürich              Ausbau internationaler Firmenkundengeschäfte
     ist der drittgrösste Finanzplatz Europas und der               oder die Stärkung unserer Präsenz im Privatkun-
     Bankenplatz Zürich ist ein Exportschlager.                     dengeschäft
pp   Der Bankensektor ist eine erfolgreiche Exportbran-          –– Kostenreduktion in fast allen Bereichen, über
     che: Der Exporterfolg des Bankensektors ist dem                Personal, Ausgaben und Investitionen
     Know-how, der Dienstleistungskompetenz und                  –– Modifikation unserer Legal Entity Structure.
     fähigen Mitarbeitenden zuzuschreiben. Deshalb                  Regulatorische Anforderungen erfordern die
     sind Rahmenbedingungen erforderlich, welche die                grösstmögliche Nähe zu lokalen Märkten
     Banken befähigen, ihre Wettbewerbsstärke auszu-        pp   Zürich bleibt ein zentraler Pfeiler der CS Organisa-
     spielen.                                                    tion. Die Bedeutung des Standortes wurde ge-
pp   Die Credit Suisse ist der Region, dem Kanton und            stärkt. Ebenso die Effizienz. Dies allerdings mit
     der Stadt Zürich verpflichtet. Die Anpassung an             weniger Personal und tieferen Kosten.
     die veränderten Rahmenbedingungen hat zwar             pp   Marktzugang gefordert: Gute Rahmenbedingungen
     eine tiefere Beschäftigtenzahl zur Folge. Zürich ist        ermöglichen es den Banken, ihre Wettbewerbs-
     der Hauptsitz der Bank. Uns verbindet eine über             stärke auszuspielen. Die europäischen Gesetzes-
     150 - jährige Geschichte. Und wir investieren – in          projekte im Finanzsektor gefährden ganz erheblich
     meiner Region beispielsweise prüfen wir neue                den Marktzugang für Schweizer Banken und damit
     Standorte, wir stärken die Präsenz in der Fläche,           auch den Finanzplatz Zürich. Die Schweiz braucht

                                                                                                                  14
daher eine gleichwertige Gesetzgebung, darf sich               Dies soll auch in Zukunft so bleiben.
     aber in den Verhandlungen «nicht über den Tisch             –– Um die vielen Herausforderungen zu meistern,
     ziehen lassen ». Viele Regulierungen haben eine                bedarf es erheblicher Anstrengungen sämtli-
     mehr oder weniger versteckte Agenda, um auslän-                cher Marktteilnehmer. Eine neue Unterneh-
     dischen Konkurrenzinstituten den Marktzugang zu                mensstruktur hilft, unter dem sich verändern-
     erschweren oder zumindest zu verteuern.                        den Umfeld wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch
pp   Credit Suisse und Zürich gemeinsam erfolgreich                 der Erfolg am Markt ergibt sich in erster Linie
     in die Zukunft: Der Finanzplatz Zürich und mit ihm             aus der Nähe zum Kunden, im In- wie auch im
     der Finanzplatz Schweiz sind gefordert. Die Credit             Ausland.
     Suisse möchte weiterhin von Zürich aus erfolgreich
     tätig sein. Deshalb setzen wir uns ein, damit die
     Weichen für einen starken Finanzplatz richtig ge-
     stellt werden.
                                                            « Banken und Kapitalmarkt
     –– Es ist uns bewusst, dass wir in der Vergangen-      ergänzen sich »
        heit nicht alles richtig gemacht haben. Wir
        haben seither viele Hausaufgaben erledigt, um
        gestärkt in die Zukunft zu blicken.                 pp   Aber auch die Politik ist gefordert:
     –– Mit der Neuausrichtung des Geschäftsmodells              –– Nötig sind ein liberales Aktienrecht, eine
        haben wir uns früh für die Herausforderungen                zukunftsgerichtete Unternehmenssteuerreform
        und die regulatorischen Verschärfungen gerüs-               III, ein wettbewerbsfähiges Steuerumfeld, ein
        tet.                                                        attraktiver Kapitalmarkt für eine effiziente und
     –– Die Vermögensverwaltung und das Firmenkun-                  kostengünstige Unternehmensfinanzierung und
        dengeschäft sind traditionelle Stärken der Credit           eine gute Infrastruktur.
        Suisse. Wir bauen weiter auf eine starke Veran-          –– Wir brauchen einen möglichst ungehinderten
        kerung im Heimmarkt.                                        Marktzugang. Der Heimmarkt Schweiz ist für
                                                                    die hiesigen Banken von grosser Bedeutung; er
                                                                    ist aber begrenzt. Wir sind eng mit Europa und
                                                                    den USA verflochten. Die Wachstumsmärkte
« Das Investmentbanking                                             der Schweiz liegen in den aufstrebenden Volks-
neu positionieren »                                                 wirtschaften. Die Schweiz und mit ihr die
                                                                    Schweizer Banken brauchen den ungehinderten
                                                                    Zugang zu bestehenden und neuen Märkten.
     –– Eine anspruchsvolle Kundschaft, der Wettbe-              –– Der Finanzplatz Zürich profitiert vom Cluster-Ef-
        werb und die Regulierungskosten setzen die                  fekt: Interessante Arbeitsplätze locken Spezia-
        Margen weiter unter Druck, die CS begegnet                  listen aus der ganzen Welt an, die Aus- und Wei-
        diesem Trend mit Kosteneffizienz beim Kapital               terbildung im Finance-Bereich geniesst einen
        und Personal. Bei den Ressourcen, beim Sach-,               hervorragenden internationalem Ruf. Das vielfäl-
        Dienstleistungs- und Immobilienaufwand drän-                tige Netz von hoch qualifizierten Finanzdienst-
        gen sich Einsparungen auf. Wir haben 2012                   leistern, eine leistungsfähige Infrastruktur für
        800 Stellen abgebaut.                                       den Finanzmarkt aber auch für den Luft-, Schie-
     –– Investment Banking und Private Banking blei-                nen- und Strassenverkehr erhöhen die Standort-
        ben aufgrund der regulatorischen Entwicklun-                qualität. Wichtig sind auch Innovationen, die von
        gen unter Druck. Deshalb forcieren wir das                  einem attraktiven Kapitalmarkt und von wettbe-
        Asset Management als internationales Stand-                 werbsfähigen Schweizer Banken mit gut qualifi-
        bein des Finanzplatzes. Dabei können wir auf                ziertem Personal finanziert werden können.
        die grosse Erfahrung in der Verwaltung von Kun-
        den- und Vorsorgegeldern zurückgreifen.             pp   Zürich hat gute Karten, um weiterhin erfolgreich
     –– Der Bankensektor ist eine erfolgreiche Export-           zu sein: Es braucht aber Anstrengungen der Ban-
        branche. Damit Exporteure erfolgreich sein kön-          ken, von Wirtschaft, Politik und Regulierung, um
        nen, brauchen sie auch attraktive Rahmenbe-              die Karten nicht aus der Hand zu geben.
        dingungen. Der Banken konnten bisher auf ein
        weitgehend attraktives Umfeld zurückgreifen.

                                                                                                                  15
¹ Studie zur Finanzierung der KMU in der Schweiz,
André Helfenstein ist Leiter Private & Wealth Management            M.I.S. Trend – Institut für Wirtschafts- und Sozialforschung,
Clients Region Zürich bei der Credit Suisse. Zuvor leitete er       Lausanne, Januar 2013.
für diese Region die Sparte Private Clients, nachdem er im      ² Studie zur Finanzierung der KMU in der Schweiz,
Bereich Business Development, Pricing, Offering & Sales             M.I.S. Trend – Institut für Wirtschafts- und Sozialforschung,
bei der CS tätig gewesen war.                                       Lausanne, Januar 2013.
Seine Studien an der Universität St. Gallen beziehungswei-      ³ Bankenstatistisches Monatsheft,
se an der Sorbonne in Paris schloss er mit einem Master in          Schweizerische Nationalbank, April 2013.
                                                                4   Bankenstatistisches Monatsheft,
Betriebswirtschaft in St. Gallen bzw. mit einem Certificat
                                                                    Schweizerische Nationalbank, April 2013.
Université in Paris ab. Danach stieg er als Partner & Mana-
                                                                5   Finanzplatz Zürich 2012 / 2013, Kanton Zürich – Amt für
ging Director bei der Boston Consulting Group ins Erwerbs-
                                                                    Wirtschaft und Arbeit, Standortförderung, Januar 2013.
leben ein. André Helfenstein ist verheiratet und Vater von
                                                                6   Die Bedeutung des Schweizer Bankensektors. Eine volks-
zwei Kindern.
                                                                    wirtschaftliche Betrachtung, Schweizerische Bankier-
                                                                    vereinigung, August 2012.
                                                                7   Finanzplatz Zürich 2012 / 2013, Kanton Zürich – Volkswirt-
                                                                    schaftsdirektion, Amt für Wirtschaft und Arbeit, Januar 2013.

                                                                                                                                16
Dr. Markus Graf, CEO, Bank Lienhardt & Partner Privatbank Zürich AG

Haben kleine Schweizer Privatbanken noch Perspektiven?
Erfolg ist eine Frage des Geschäftsmodells – nicht der Grösse!

                                                                      Der Katalog von Privatbanken mit medialen
                                                                      Schlagzeilen ist lang:
                                                                      pp   Bank Sarasin an die Safra verkauft
                                                                      pp   ClaridenLeu bereits wenige Jahre nach der Fusion
                                                                           in die CS integriert
                                                                      pp   Bank Wegelin aufgeteilt und von Raiffeisen zur
                                                                           Notenstein transformiert
                                                                      pp   Die Neue Zürcher Bank liquidiert und im Handels-
                                                                           register gelöscht

                                                                      Bei diesen negativen Schlagzeilen ist es verständlich,
                                                                      nach den Perspektiven der Privatbanken zu fragen. In
                                                                      meiner nachfolgenden Agenda konzentriere ich mich
                                                                      auf die folgenden Fragen:
                                                                      pp Sind kleine Banken überlebensfähig?
                                                                      pp Wo liegt die kritische Grösse?
                                                                      pp Wer sind die Gewinner und Verlierer der Finanzkrise?
                                                                      pp Wie haben sich die Geschäftsmodelle verändert?
                                                                      pp Wo liegen die Perspektiven und damit auch die
                                                                         Chancen der kleinen Privatbanken?
                                                                      pp Kommt nach der Krise die Rückkehr zum «Busi-
                                                                         ness as usual»?
Private Banking galt lange als ein stilles, solides und wenig
aufregendes Geschäft. Dieses verklärte Bild ist spätestens            Sind kleine Banken überlebensfähig? Sugges-
                                                                      tiv wird unterstellt, dass die grossen Privatbanken
seit der Finanzkrise und den damit verbundenen Turbulenzen
                                                                      allein aufgrund ihrer Grösse die Kraft haben, nega-
rund um die Frage der unversteuerten Kundenvermögen                   tiven Entwicklungen entgegenzuwirken. Die kleine
passé.                                                                Privatbank muss, weil sie ohnehin nicht die kritische
                                                                      Grösse hat, kämpfen. Bei wenig Gegenwind droht das
                                                                      Segelboot zu kentern. Entsprechend finden man in
                                                                      den Medien regelmässig und laufend wiederkehrend
                                                                      etwa die These, dass Banken mit einem Kundenver-
                                                                      mögen von unter 10 Milliarden Franken keine oder
                                                                      nur ganz wenig Überlebenschancen hätten. Solche
                                                                      Aussagen sind falsch, undifferenziert und entbehren
                                                                      wissenschaftlich fundierter Grundlagen. Dazu die fol-
                                                                      genden Zahlen:

                                                                                                                          17
Sind kleine Banken überlebensfähig? – Zur Frage der Grösse
                                                                                                  Vieles spricht tatsächlich dafür, dass es in
    Cost-Income-Verhältnis (in %) ausgewählter Banken nach Grösse (2012)
                                                                                         der Branche zu einer Konsolidierung kommt. Das ist
           Coste-Income-Verhältnis                                                       aber nicht eine Frage der Grösse, sondern eine Frage
                                                                                         des Geschäftsmodells. Traditionell gibt es einige Pri-
                                                                                         vatbanken, die fast ausschliesslich oder sehr stark
                                                 Weitere
                                                 W eite
                                                   ei te
                                                       ere                               auf europäische Offshore-Märkte mit einem hohen
                                                Geschä
                                                     hä
                                                     h äfts-
                                                         ft
                                                         ft
                                                Geschäfts-
                                                                                         Teil an undeklarierten Kundenvermögen fokussiert
                                                                                         sind. Diese Banken sind im neuen regulatorischen
                                                                                         Umfeld massiv gefordert, und einige davon sind des-
                                                                                         halb kaum mehr überlebensfähig. Für diese Institute
                                                                                         lässt sich auch kein Käufer finden, da im heutigen
                                                                                         Umfeld niemand eine «Blackbox mit undeklarierten
                                                                                         Assets » kaufen will.
                                                                                                  Lassen wir aber diese sehr stark exponierten
                  nach Grösse absteigend                        LPZ                      und auch in keiner Weise für die Branche repräsenta-
                                                                                         tiven Institute weg und wenden uns den vielen erfolg-
ZVg: Lienhardt & Partner Privatbank Zürich AG                                            reichen Privatbanken zu, die unsere Branche prägen:
                                                                                         Warum also haben kleine Privatbanken nach wie vor
                            Das Cost-Income-Verhältnis misst vereinfacht die             Perspektiven?
                            Effizienz einer Bank. Je höher die Kennzahl, desto
                            höher die Kosten im Verhältnis zum Ertrag. Je höher      Gewinner und Verlierer in der Finanzkrise Die
                            die Kennzahl, desto weniger verdient die Bank. Die       Finanzkrise hat zwar tiefe Spuren hinterlassen, aber
                            Kennzahl ist gemäss Grösse für zufällig ausgewählte      vor allem kleine Privatbanken haben profitiert:
                            Banken in der Abbildung dargestellt, zunächst also Gewinner und Verlierer der Finanzkrise
                            die Grossbanken, danach die grossen Privatbanken          Kleine Privatbanken haben profitiert
                            und dann die kleinen. Das Resultat:
                                                                                                                  Vertrauen                     +++
                            a. Kleine Banken sind gegenüber den Grossen nicht
                                                                                                                  Kunden                        ++
                                weniger effizient. Probleme scheinen eher grosse          Folgen
                                                                                                                         Weitere
                                                                                                                        Geschäfts-
                                                                                                                  Neue Eigenmittelvorschriften  +++
                                Privatbanken mit Kennzahlen von über 80 Prozent              der
                                                                                                                  Eigentümerstruktur            +++
                                zu haben. Dies widerlegt die Theorie, dass mit              Krise
                                                                                                                  Produkte und Dienstleistungen  ++
                                zunehmender Grösse die Effizienz steigt. Vieles                                   Regulierung                    +/-
                                deutet darauf hin, dass kleine Banken mit Werten
                                zwischen 60 und 70 Prozent effizienter arbeiten
                                                                                     ZVg: Lienhardt & Partner Privatbank Zürich AG
                                als grosse.
                            b. Wissenschaftliche Studien versuchen seit Jahren       1. Vertrauen: Die Reputation vieler Wettbewerber und
                                regelmässig zu prüfen, ob es in der Finanzbran-         Anbieter von Private-Banking-Dienstleistungen hat
                                che Betriebsgrössen-Degressionserscheinungen            im Zuge der letzten Jahre stark gelitten. Kleine
                                in Form von Economies of Scale oder in Form von         Privatbanken wie zum Beispiel Lienhardt & Partner
                                Economies of Scope gibt. Gefunden hat man sie           haben in der Krise profitiert.
                                bis heute nicht.                                     2. Kunden: Die Kunden sind heute kritischer gegen-
                            Diese paar wenigen Beispiele können natürlich nicht         über Banken eingestellt als vor der Krise. Sie sind
                            für die rund 320 Banken sprechen, die es aktuell in         risikobewusster als früher und suchen vermehrt
                            der Schweiz gibt. Banken mit einem schlechten Cost-         sichere Anlagen und sichere Partner. Sie verlangen
                            Income-Verhältnis sind – zumindest in der Tendenz –         Transparenz nicht nur bei den Anlagen, sondern
                            stärker gefordert als solche, die bessere Kennzahlen        auch hinsichtlich der Kosten. Kleine Privatbanken
                            vorweisen können. Wenn das Cost-Income-Verhältnis           – wie wir –, die sich auf Direktanlagen konzentrie-
                            80 Prozent oder mehr beträgt und die Erträge wegbre-        ren, haben auch unter diesen Aspekten profitiert.
                            chen, weil z.B. nicht deklariertes Kundenvermögen ab-       Kürzlich hat ein Geschäftspartner gemeint, man
                            fliesst, dann müssen gewisse Institute rigorose Anpas-      müsse nur altmodisch und verschlafen genug sein,
                            sungen vornehmen. Gelingt das nicht oder nicht rasch        um zur Avantgarde zu werden – ich sehe auch darin
                            genug, dann tritt das ein, was wir – diplomatisch formu-    ein deutliches Plus.
                            liert – mit Konsolidierung in der Branche bezeichnen.    3. Neue Eigenmittelvorschriften: Die neuen Eigenmit-

                                                                                                                                                 18
telvorschriften haben insbesondere die systemre-              Punkt anhand unseres Geschäftmodells näher
   levanten Grossbanken, sowie die grossen Privat-               aufzeigen.
   banken mit Investment-Banking-Aktivitäten und
   grossem Handel getroffen. Der Rentabilitätsdruck         Geschäftsmodelle im Wandel        Das Geschäftsmo-
   ist für diese Banken massiv gestiegen. In der Folge      dell unserer Bank bezogen auf das Private Banking ist
   haben sie ihre Preise nicht gesenkt, sonder eher         in der nachfolgenden Grafik dargestellt:
                                                            Geschäftsmodell im Wandel – Optimierung im Verbund
                                                                                                       V
   erhöht. Auch davon haben kleinere Privatbanken
   profitiert.                                                                          Geschäffttsmodell
                                                                             der Lienhardt & Partner Privatbank Zürich
4. Eigentümerstruktur: Die Fragen, welche potenziel-
   le Kunden heute uns stellen, unterscheiden sich
   stark von jenen in der Vergangenheit. Früher ging
                                                                    Vermögende           Affluent    Weitere      Verbund
   es um Eigenmittel und Risiken im Kreditgeschäft.                 Privatkunden         Kunden     Geschäfts-
                                                                                                      felder
   Heute geht es um die Eigentümerstruktur und um                     1-3 Mio        Bis 1 Mio

   das Geschäft mit ausländischen Kunden. Die Dis-
   kussionen um die Vergütungen an Management                         IT-Infrastruktur

   und Kader rücken die Frage in den Vordergrund,                     Compliance

   wer hinter der Bank steht? Deshalb ist es essenzi-                 Handelspartner

   ell, über einen Hauptaktionär zu verfügen, der mit                 Outsourcing einzelner Abwicklungsbereiche

   seinem eigenen Geld Risiken trägt, der für einzel-
   ne Kunden unmittelbar greifbar und sichtbar ist,         ZVg: Lienhardt & Partner Privatbank Zürich AG

   der den Fokus auf die langfristigen und nicht die
   kurzfristigen Opportunitäten legt. All diese Aspek-      pp   Nach aussen tritt das Private Banking als Einheit
   te schaffen heute institutionelle Vorteile, welche            auf. Intern unterscheiden wir zwischen den ver-
   für die Wettbewerbsfähigkeit entscheidend sind.               mögenden Privatbankkunden und den Affluent-
5. Produkte und Dienstleistungen: In der Krise ist das           Kunden. Die Unterscheidung ergibt sich aus dem
   Missverhältnis zwischen Risiko und Ertrag (nach               Angebot an diese zwei Kundensegmente und führt
   Kosten) vieler Produkte deutlich geworden. Mit ei-            dazu, dass die angebotenen Anlageinstrumente,
   nem Schweizer Obligationenfonds mit einer Rendi-              die eingesetzten Systeme und die allozierten Res-
   te von 1 Prozent und Kosten von 1,5 Prozent ist für           sourcen sich stark voneinander differenzieren. Sie
   den Kunden schlicht kein Geld zu verdienen. Das               sind auch verschieden bezogen auf das Angebot
   Problem gilt zwar für alle, trifft aber vor allem jene        aus den weiteren Geschäftsfeldern, die unsere
   Banken, welche in der Anlageberatung und der Ver-             Bank betreibt.
   mögensverwaltung mit Fonds primär ihre eigene            pp   Während bei den Grossbanken und grossen Privat-
   Rendite gesteigert haben. Auch davon haben die                banken bereits auf dieser Ebene die Industrialisie-
   kleinen Privatbanken profitiert, weil kleine Banken           rungsbemühungen mit allen Vor- und Nachteilen für
   in aller Regel keine Produkteverkäufer und keine              den Kunden ansetzen, liegt unser Augenmerk auf
   Produkteproduzenten sind und demzufolge über                  den verarbeitenden und unterstützenden Prozes-
   keine eigenen Produkte verfügen.                              sen. Wir versuchen, die Individualität der Kunden zu
6. Regulierung: Medien und Kunden fragen regelmäs-               erhalten, unsere Flexibilität gegenüber Kunden zu
   sig, wie kleine Banken mit der Regulierungsflut               wahren, und setzen im Gegensatz zu den Mitbewer-
   zurechtkommen. Wie wir die erhöhten Anforderun-               bern den Kostenhebel in folgenden Bereichen an:
   gen hinsichtlich Einlagensicherung, Liquiditätsvor-      pp   Die IT ist ausgelagert und kostenmässig im Ver-
   schriften, Einschränkungen zur Banktätigkeit und              bund optimiert
   zur Bankorganisation, Vorschriften zur Vergütung,        pp   Wichtiges Compliance-relevantes Wissen wird
   Transparenzvorschriften in den Kundenbeziehun-                extern bezogen
   gen usw. erfüllen können. Abgesehen davon, dass          pp   Die Volumina werden im Gesamtverbund gepoolt
   viele dieser Regulierungen primär für systemrele-             und gemeinsam an ausgewählte Partner vergeben
   vante Banken erarbeitet wurden und nur bedingt           pp   Die Verarbeitung insbesondere von Standard-
   unmittelbare Auswirkungen auf nicht systemrele-               dienstleistungen ist ausgelagert
   vante, kleine Banken haben, ist es falsch, die Exis-
   tenzfähigkeit der kleinen Banken aufgrund dieses         Diese Lösung gestattet uns, im Rahmen unserer
   Tatbestandes anzuzweifeln. Ich möchte diesen             überschaubaren Grösse und mit unserer Konzentra-

                                                                                                                            19
tion auf das Schweizer Geschäft die Anforderungen                  Trotzdem bleibt das Schweizer Private Ban-
mit vergleichweise kostengünstigen Aufwendungen zu         king attraktiv. Die Branche erwartet ein Wachstum
erfüllen. Drei Beispiele dazu:                             der Vermögen zwischen vier und sechs Prozent pro
pp Die Einmalkosten für die Implementierung der            Jahr. Zusätzliches Potenzial liegt im demografischen
   Abgeltungssteuer für Deutschland, Österreich und
   Grossbritannien erreichten etwa 0,75 Prozent der
   Gesamterträge und waren daher unbedeutend               « Wir werden auch in Zukunft
pp Für Compliance geben wir einen Betrag unter ein
                                                           Steuern bezahlen »
   Prozent aller Erträge aus. Auch das ist überschaubar.
pp Für den Wechsel des Informatik-Systems im Jahre
   2011 haben wir im Verbund drei Millionen ausgege-       Wandel, in der Vermögensakkumulation (Erben), in der
   ben, im Alleingang hätten wir elf Millionen bezahlt,    Nachfrage nach Produkten der Altersvorsorge und der
   dies bei einem Gewinn im letzen Jahr von rund           Nachfolgeregelung, in der Vermögensplanung (Vorsor-
   fünf Millionen.                                         geprodukte) und in den auslaufenden Versicherun-
                                                           gen. Der Schweizer Markt ist, trotz tiefem Wachstum
Diese Zahlen zeigen, dass die Aufwendungen für stei-       des Bruttosozialproduktes, attraktiv, bietet Chancen
gende Anforderungen in all diesen Bereichen nicht          und wird demzufolge noch härter als bisher umkämpft
existenziell sind. Es besteht daher kein Grund, an den     bleiben.
Perspektiven der kleinen Privatbanken zu zweifeln.
                                                           Wettbewerbsvorteile      Die Perspektiven für den
Perspektiven      Das Private Banking ist grundsätz-       Private-Banking-Markt Schweiz sind somit gut. Wir
lich ein attraktiver Markt. So rechnet man weltweit        müssen mit einem hart umkämpften Markt rechnen.
mit einem Wachstum der privaten Vermögen über die          Für uns als kleine Privatbank sehe ich dennoch gros-
nächsten drei bis vier Jahre von vier bis fünf Prozent     se Chancen. Während unsere Konkurrenz mit Integra-
pro Jahr. Asien mit elf Prozent, Osteuropa mit neun        tionen und Anpassungen in ihren Geschäftmodellen,
Prozent und der Mittlere Osten und Afrika mit rund         Reorganisationen usw. beschäftigt ist, können wir auf
sieben Prozent sind die Regionen mit dem grössten          einer Vertrauensbasis zu unserer Kundschaft aufbau-
Wachstumspotenzial. Im Gegensatz dazu können für           en und uns weiterentwickeln. Ich sehe unsere Haupt-
Nordamerika, Europa und Japan nur bescheidene              vorteile in folgenden Aspekten:
Wachstumsraten von ein bis zwei Prozent erwartet
werden. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich         pp   Regelmässige Anrufe des Anlageberaters vermit-
und naheliegend, dass die grossen Privatbanken ihre             teln oft den Eindruck, die sogenannte persönliche
strategischen Ausbaupläne in erster Linie auf diese             Empfehlung sei nicht immer optimal, da der Kunde
Märkte legen. Sie wollen damit einerseits von den zu-           den Eindruck erhält, es gehe der Bank in erster
künftigen Wachstumsmärkten profitieren, und ande-               Linie um den eigenen Profit. Dann aber hat die
rerseits ist es faktisch nur auf diese Weise möglich,           betreffende Bank über kurz oder lang verloren.
den erwarteten Rückgang der Vermögen aus West-                  Hier liegt ein entscheidender Vorteil für viele klei-
europa, die heute mit einem Anteil von rund 50 Prozent          ne Privatbanken.
am grenzüberschreitenden Geschäft den wichtigsten          pp   Voraussetzung ist, dass die Interessen der Kun-
Teil darstellen, zu kompensieren. Dabei übertrifft              den gewahrt bleiben und dass Transparenz in allen
das grenzüberschreitende Geschäft volumenmässig                 Aspekten besteht. Für Banken, welche über keine
jenes des lokalen Schweizer Private Banking um fast             eigenen Produkte verfügen und nicht über den Ver-
das Dreifache. Ausserdem wird im grenzüberschrei-               trieb von Fremdprodukten Zusatzmargen erzielen
tenden Geschäft im Durchschnitt eine um etwa 20                 wollen, ist diese Voraussetzung gegeben.
Prozent höhere Bruttomarge erzielt, verglichen mit         pp   Damit wird die Basis für eine wert- und interes-
dem Schweizer Private Banking. All das sind Faktoren,           sensneutrale offene Architektur sichergestellt.
weshalb die global aktiven Grossbanken und Privat-         pp   Und schliesslich ist die Kontinuität in der Betreu-
banken in erster Linie an diesem Geschäft interes-              ung bei kleinen Privatbanken eher gegeben als bei
siert sind. Für sie ist entscheidend, dass der interna-         den grossen Mitbewerbern.
tionale Standortwettbewerb gewahrt bleibt, damit sie
den Zugang zu diesen Märkten erhalten und ihnen die        Das allein wird natürlich nicht genügen. Neben Fach-
Regulatoren keine Wettbewerbsnachteile aufbürden.          kompetenz entscheiden auch die Zusatzdienstleistun-

                                                                                                                  20
gen und der Zusatznutzen. Unsere Bank bietet neben       ursachen Kosten, ohne damit einen Zusatznutzen
dem Private Banking weitere Dienstleistungen an:         zu stiften. Wir müssen Vorschriften umsetzen, um
pp Die Immobilienverwaltung von Renditeobjekten          beweisen zu können, dass wir keine US-relevanten
   für all unsere Private-Banking-Kunden, welche         Kunden haben. Auch MiFID II hat massive Konse-
   Direktanlagen in der Anlagekategorie «Immobilien »    quenzen für unsere Prozesse und unser Leistungsan-
   halten wollen                                         gebot. Wir brauchen zwingend Regelungen, die den
pp Die Vermittlung sowohl solcher Objekte als auch       unterschiedlichen Grössenordnungen Rechnung tra-
   hochwertiger Wohnliegenschaften, allerdings be-       gen. In verschiedenen Märkten entsteht die Gefahr
   schränkt auf die Stadt Zürich und die Seegemein-      zur Blasenbildung. Wir laufen Gefahr, dass vielfältige
   den                                                   Einflussgrössen gleichzeitig wirken und deshalb keine
pp Damit verbunden ist die Finanzierung solcher Ob-      Prioritätensetzung bei den Massnahmen möglich ist.
   jekte für Private-Banking-Kunden und für Kunden       Das kann zu einer Überforderung führen.
   unserer Liegenschaftsverwaltung
                                                         Fazit: Die Chancen für kleine Privatbanken sind sehr
Dieses breite Geschäftmodell hat eine starke Diver-      gut, der vorausschauende Handlungsbedarf ist sehr
sifikation unserer Ertragsquellen zur Folge. Sie macht   gross und die Vorbereitung auf die verschiedenen
uns unabhängiger von negativen Entwicklungen in          Szenarien anspruchsvoll.
einem Bereich, z.B. im reinen Private Banking. Sie
schafft aber auch Mehrwerte für unsere Kunden,
eröffnet uns Synergiegewinne und stärkt unsere Po-       Markus Graf, Dr. oec. HSG, ist seit 1996 CEO von Lien-
sition auch im Wettbewerb gegenüber unseren Mit-         hardt & Partner Privatbank Zürich AG. Nach seinem Studi-
bewerbern.                                               enabschluss war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und
                                                         Lehrbeauftragter an der Universität St. Gallen, die damals
                                                         noch das Kürzel HSG (Hochschule St. Gallen) trug. Danach
« Starke Diversifikation unserer                         war er Geschäftsführer einer Beratungsgesellschaft. In
Ertragsquellen »                                         diese Zeitspanne fiel auch sein Mandat als Mitglied der
                                                         Liechtensteinischen Bankenkommission.

Keine Rückkehr zum «Business as usual » Ich
bin optimistisch und habe keine schlaflosen Nächte
bezüglich unseres Geschäftsmodells. Aber auch wir
sind einem massiven Anpassungsprozess ausge-
setzt. Auf fast allen Ebenen und in fast allen Berei-
chen wird es zu gravierenden Veränderungen kom-
men. Die Anpassung der Unternehmungssteuern
im EU-Kontext tangiert unmittelbar den Standort
Schweiz. Der Finanzplatz Schweiz ist gefordert mit
einer Globallösung mit den USA, der Implementierung
von Fatca, der Regelung der Altlasten gegenüber der
EU und mit dem Informationsaustausch sowie dem
Kampf um den Marktzugang in diesen Ländern. Die
Welt wird sich in wenigen Jahren stark verändern.
Unser Denken ist oft monokausal. Unsere Bank steht
in unmittelbarer Abhängigkeit zur Wettbewerbsfähig-
keit unserer Verbundsysteme. Das wird diese Ver-
bundsysteme treffen. Eine sinkende Standortattrakti-
vität der Schweiz würde den Finanzplatz Schweiz und
die Verbundsysteme noch stärker belasten.
         Die neuen Regulierungen unterscheiden sich
stark von den bisherigen. Wegen Fatca müssen wir
alle Kunden röntgen, obwohl wir keine US-Kunden
haben. Regulative greifen in die Prozesse ein, ver-

                                                                                                                21
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