Frauen packen an - KMU Nachfolgezentrum

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Frauen packen an - KMU Nachfolgezentrum
3/ 2020

Das Magazin für Schweizer KMU

Frauen packen an
Cécile Berther ist eine von sieben Unternehmerinnen, die
wir anlässlich des Internationalen Frauentags vorstellen

        Swiss Indoors
        Ticketvorverkauf
                           «Zentral sind Rollenvorbilder»
        ab 2. April        Interview mit Leila Straumann
Frauen packen an - KMU Nachfolgezentrum
März 2020

                                                                Frauenpower
                                                                Editorial

Am 8. März, am Weltfrauentag, demonstrieren jedes Jahr
rund um den Globus Hunderttausende von Frauen für
Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung.

Auch in der Schweiz – Frauenpower pur. Die Rosen, die           den Schritt nie. Wie hält es Cécile Berther mit der Frauen-
an diesem Tag verteilt werden, sind eine schöne Geste,          förderung in ihrem Unternehmen? Ihre klare Antwort auf
doch was wir benötigen, sind klare Fortschritte für die         diese Frage: «Ich möchte diejenige Person einstellen, die
Frauen. In der Gesellschaft und in der Wirtschaft.              am besten zum Job passt. Unabhängig vom Geschlecht.
                                                                Gleichzeitig ist es mir enorm wichtig, eine Frau niemals zu
Deshalb widmen wir diese Ausgabe des WIRinfos den               benachteiligen.»
Frauen, und speziell denjenigen, die im WIR-Netzwerk
aktiv sind. Stellvertretend für alle Frauen konzentrieren wir   Oder Nadine Tschumi. In ihrem Modefachgeschäft
uns speziell auf einige tolle Unternehmerinnen, die kon-        Dalmi in Romanshorn ist weibliche Solidarität selbstver-
sequent ihren eigenen Weg gehen und erfolgreich sind.           ständlich: Nadine Tschumi und ihre vier Mitarbeiterinnen
Gute Vorbilder für uns (berufstätige) Frauen und für alle       wissen, was es heisst, Beruf und Familie miteinander zu
Menschen.                                                       verbinden. Ehrensache, dass sie sich gegenseitig un-
                                                                terstützen und einander in jeder Lebenslage beistehen.
Frauenpower zum Ersten: Leila Straumann, die Leiterin           Mehr dazu ab Seite 28.
der Abteilung Gleichstellung von Frauen und Männern
Basel-Stadt, erzählt ab Seite 10, was der Frauenstreik          Frauenpower zum Dritten: Der CEO-Corner wird in die-
vom 14. Juni 2019 ausgelöst hat und welche Aufgaben als         ser Ausgabe ebenfalls weiblich, und zwar zur Plattform
Gesellschaft noch vor uns liegen.                               für Karin Zahnd Cadoux (Seite 33). Sie ist seit 2019 die
                                                                VR-Präsidentin der WIR Bank und die erste Frau in der
Frauenpower zum Zweiten: Wir stellen sieben Unterneh-           Geschichte des Unternehmens an der Spitze der Genos-
merinnen aus der Deutschschweiz und der Romandie vor,           senschaft. Bestens vernetzt ist sie erfolgreich in einer
die ihre Firma selbst gegründet oder sie von ihren Eltern       Branche, in der traditionell vor allem Männer anzutreffen
übernommen haben.                                               sind, der Baubranche.

Zum Beispiel Cécile Berther (Seite 13): Noch nicht ganz
30-jährig übernahm sie 2016 das Familienunternehmen             Patrizia Herde
Berther Büromöbel GmbH von ihrem Vater. Bereut hat sie          Corporate Communication

                                                                                                                              3
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    WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU

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                                                                                                         pr
                                                                                                         om
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Frauen packen an - KMU Nachfolgezentrum
März 2020

Inhalt
Seite 10                                                                                            Seite 28
Frauen verdienen weniger, leisten mehr unbe-                                                        Geballte Frauenpower: In Romanshorn führt
zahlte Arbeit und haben geringere Karriere-                                                         Nadine Tschumi das Modefachgeschäft Dalmi –
chancen. Der landesweite Frauenstreik vom                                                           mit Unterstützung ihrer vier Mitarbeiterinnen.
14. Juni 2019 hat diese Diskrepanz wieder in den
gesellschaftlichen Fokus gerückt. Pünktlich zum
Internationalen Frauentag am 8. März erläutert
Leila Straumann, Leiterin Abteilung Gleichstel-
lung von Frauen und Männern Basel-Stadt, was
der Streik bewirkt hat und was noch zu tun ist.

                                                   Seite 13
                                                   Nach einem Umweg übernahm Cécile Berther
                                                   von ihrem Vater die Berther Büromöbel GmbH
                                                   in Rubigen. Ein Schritt, den sie nicht bereut.

    6 Kurznews                                        22 Wie man das digitale Leben                    36 500 CHW geschenkt!
                                                         der KMU vereinfacht                              Ihre Gutschrift für Inserate
    8 WIR-Gastro-Aktion                                  Esha Indani – Abilect                            und Werbung
      Ristorante La Rotonda, Jonen,
      und Restaurant du Village-                      25 Gesund und nachhaltig                        38 Neue WIR-Teilnehmer
      Kashmir, Renens                                    bauen
                                                         Véronique Favre / Tanya Zein –                43 Willkommen im
   10 «Rollenvorbilder sind zentral                      FAZ architectes                                  WIR-Network
      für die Gleichstellung von
      Frauen und Männern»                             28 «Mir ist der Mensch wichtig                  XX
                                                                                                      91 Impressum
      Interview mit Leila Straumann                      und nicht seine Hülle»
                                                         Nadine Tschumi – Dalmi Mode                  XX
                                                                                                      92 Standorte der WIR Bank
   13 Die Chance gepackt                                                                                 und Social Media
      Cécile Berther –                                31 Inserateschlüsse
      Berther Büromöbel GmbH                                                                          XX
                                                                                                      93 WIR-Network-Adressen
                                                      33 CEO-Corner
   16 «Männer sind die treusten                          Von VR-Präsidentin                           XX
                                                                                                      96 Werbemöglichkeiten
      Kunden»                                            Karin Zahnd Cadoux                              im WIR-Netzwerk
      Birgit Leutenegger – Pudol AG
                                                      34 Der Unternehmergeist                         XX
                                                                                                      98 Inseratepreise
   19 Coworking für KMU                                  und die Frauen
      Valérie Morvan – Cosyup.work                       Kolumne von Karl Zimmermann

                                                                                                                                                     5
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WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU

       Swiss Indoors
       «Weltklasse-Tennis hautnah» im Jubiläumsjahr
       Kaum war der grenzenlose Jubel nach dem zehnten                      2. April: Ticketverkauf startet
       Turniersieg von Lokalmatador Roger Federer an den                    Der Ticketvorverkauf für die Swiss Indoors 2020 startet
       Swiss Indoors in Basel verhallt, griff Turnierdirektor               am Donnerstag, 2. April. Wer «King Roger» sowie weitere
       zum nächsten Superlativ: «Wir werden es zu einem                     Stars der Tennis-Weltrangliste nicht verpassen will, mel-
       einmaligen Ereignis machen», versprach er mit Blick                  det sich auf wir.ch am besten noch heute für den News-
       auf das 50-Jahr-Jubiläum, das 2020 auf dem Pro-                      letter der WIR Bank an.
       gramm stehen wird. Vom 24. Oktober bis 1. November
       fliegen dann die Bälle am drittgrössten Hallenturnier                Weitergeführt wird selbstverständlich auch die Produkt-
       der Welt über den Center Court.                                      partnerschaft mit dem WIR-Partner Swiss Indoors. So
                                                                            können spezifische Produkte aus den Bereichen Hospi-
       Wieder mit dabei: die WIR Bank. Bereits zum dritten                  tality (Kundenanlass) und Promotion mit einem WIR-An-
       Mal findet am Donnerstag, 29. Oktober, der Anlass                    teil von 25 Prozent bezahlt werden. Die Partnerschaft
       «Weltklasse-Tennis – hautnah!» im Kleinen Village der                beinhaltet konkret die Bereiche Membercard im Firmen-
       «Joggelihalle» statt. Nebst Spitzensport und Hoch-                   sektor, VIP-Loge am Center Court und Tages- und Wo-
       spannung tauchen die Teilnehmenden in die einmali-                   chenlounge im Tennisdorf sowie Promotion (Anzeige im
       ge Atmosphäre eines exklusiven Events mit Netzwer-                   «Tennis Year Book» und Ausstellungsstand im Foyer). Der
       ken bei Snacks und einem Apéro dînatoire ein. Das                    WIR-Annahmesatz auf das spezifische Produktangebot
       Spezial-Package, das erneut zu 290 Franken (Zahlung                  beträgt 25 Prozent. Detaillierte Informationen ab Anfang
       mit 100 Prozent WIR möglich) angeboten wird, enthält                 April auf unserer Homepage sowie im WIRinfo.
       zudem einen nummerierten Sitzplatz in bester Kate-
       gorie am Center Court. Der Eintritt ist ab 12 Uhr mög-
       lich, Zutritt zum Kleinen Village ab 18 Uhr.

       Das Geschehen auf dem Center Court in der Basler St. Jakobshalle wird auch in diesem Jahr die Tennisfans begeistern.   Foto: zVg

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März 2020

KURZ                                                     KMU SWISS Forum

NEWS                                                     Umbruch in Wirtschaft und
                                                         Gesellschaft

Genossenschaften
«6G» für eine moderne Lösung
                                                         Werner van Gent.
Rein zahlenmässig erinnert es an den Kampf zwischen
David und Goliath: Während die Schweiz weit über         Werner Van Gent, der wohl bekannteste Auslandskor-
110 000 Aktiengesellschaften zählt, waren es 2019 nur    respondent auf Schweizer Fernsehbildschirmen, ist ei-
deren 8559 Genossenschaften. Doch diese machen           ner der Protagonisten am KMU SWISS Forum, das am
jetzt auf sich aufmerksam: Die «Idée Coopérative»,       19. März 2020 im Kultur- und Kongresszentrum Trafo
zu der auch die WIR Bank gehört, soll zum neuen          in Baden über die Bühne geht. Der Titel seines Re-
Kompetenzzentrum für alle Fragen und zum Netzwerk        ferats zählt für die gesamte Veranstaltung: «Umbruch
rund um Genossenschaften werden. Diese Rechts-           in Wirtschaft und Gesellschaft». Die Teilnahmegebühr
form treffe den Zeitgeist, wie Präsidentin Ursula Nold   für die von Hugo Bigi moderierte Veranstaltung be-
bei der Lancierung in Bern festhielt. «Das Genossen-     trägt 450 Franken (exkl. MwSt., aber inklusive Essen
schaftsmodell bietet sich als moderne, nachhaltige       und Getränke). WIR-Teilnehmer profitieren von einem
Lösung für mehr kooperatives Unternehmen an.» Die        Rabatt von 20 Prozent – und zahlen den Restbetrag
«Idée Coopérative» wolle zu mehr Selbstverantwor-        mit einem WIR-Anteil von 30 Prozent.
tung in Wirtschaft und Gesellschaft beitragen.

Ausserdem wurde der erste «Genossenschaftsmoni-
tor» (kostenlos auf www.ideecooperative.ch verfüg-
bar) veröffentlicht, dessen Ergebnisse sich auf eine
Umfrage bei über 170 teilnehmenden Genossen-
schaften aus der ganzen Schweiz abstützt. «Wir sind
überzeugt, dass Genossenschaften als Rechtsform
ganz besonders für aktuelle Trends gewappnet sind
und deutliche Vorteile gegenüber anderen Unterneh-
mensformen haben», so Nold. Als zentrale Erkennt-
nisse liessen sich die sogenannten «6G» ableiten:
Genossenschaften bleiben Eidgenossen, praktizie-
ren Zukunft heute, sind unverzichtbar, pflegen enge      Benjamin Huggel.
Beziehungen, sind frauenfreundlich und übernehmen
Verantwortung.                                           Nebst van Gent darf man sich auf den Sicher-
                                                         heitsexperten Ivano Somaini («KMU im Visier von
Gemäss Geschäftsführer Henrik Schoop soll die «Idée      Cyber-Kriminellen»), auf das Konzernleitungsmitglied
Coopérative» nicht nur zentrale Austauschstelle für      der Deutschen Bahn Rolf Härdi («Digitale Transforma-
grosse und kleine Genossenschaften sein, sondern         tion eines öffentlichen Mobilitätsunternehmens») und
selbst Daten und Wissen generieren und sich im politi-   auf den ex-Fussballnationalspieler und Jungunterneh-
schen Prozess für die Anliegen der Genossenschaften      mer Benjamin Huggel («Umbruch bedingt High-Perfor-
einsetzen.                                               mance-Teams») freuen. Huggel ist übrigens auch Gast
                                                         des nächsten WIR-KMU-Talks, der am 11. März live aus
                                                         dem Basler Theater Teufelhof übertragen wird (via So-
                                                         cial Media und auf «RegioTVplus» auf Swisscom TV).

                                                         Das Forum startet um 8.45 Uhr. Die Teilnehmerzahl
                                                         ist beschränkt, die Anmeldefrist läuft bis 16. März.
                                                         WIR-Teilnehmer erhalten die Zugangsdaten für die
                                                         Anmeldung über wir@kmuswiss.ch.

                                                                                                                 7
Frauen packen an - KMU Nachfolgezentrum
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU
                        für

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                                                                                           Kundenberaterin, WIR Bank

                                                                                             «La Rotonda:
                                                                                       In jeder Beziehung
                                                                                       eine runde Sache.»

    Ristorante La Rotonda, Jonen
    Kreisverkehr oder Rundbau: was auf Deutsch trocken und       Italianità findet sich nicht nur auf der Speisekarte, son-
    technisch tönt, klingt auf Italienisch wie der Titel eines   dern auch in der Auffassung von Zusammensein: Abends
    Gedichts oder Gemäldes: la rotonda. Im aargauischen          halten halten Therese Klimscha Hochstrasser und ihr
    Jonen treffen der einzige Kreisel und der einzige Rundbau    Team das Restaurant ausdrücklich so lange offen, wie es
    im ansonsten streng linear gebauten Dorf am Chriesiweg       Gäste hat.
    1 im Ristorante La Rotonda zusammen. Hier ist der Treff-     Im Säli haben 10 und in der Gaststube bis zu 50 Perso-
    punkt für jene, die sich erst noch entschliessen müssen,     nen Platz – ideal für Gesellschaften –, und noch einmal so
    ob das von Küchenchef Franz Matt zubereitete Mittag-         viele Gäste werden sich auf der grossen Sonnenterrasse
    oder Abendessen gutbürgerlich-schweizerisch oder doch        einrichten können, sobald die Temperaturen es wieder er-
    lieber zwischen Pizza und Pasta angesiedelt sein soll. Die   lauben.

                                                                 ● Daniel Flury

       WIR-Gastro-Aktion                                                                                   Chriesiweg 1
                                                                                                             8916 Jonen
                                                                                                         T 056 640 10 17
       Unkompliziert und genussvoll WIR ausgeben –                                              ristorante-larotonda.ch
       das ist täglich im Gastro-Bereich möglich. Wir                                      info@ristorante-larotonda.ch
       stellen deshalb in einer Serie laufend Restaurants                                       WIR-Annahmesatz: 50%
       vor, die neu im WIR-Netzwerk vertreten sind.
       Alle Lokale finden Sie zum Beispiel so: wirmarket.ch      Mo–Fr: 08.00–14.00 und 17.00– so lange es Gäste hat
       > WIR-Teilnehmer > Gastronomie. Die Auswahl kann                              Sa: 17.00– so lange es Gäste hat
       auf Kantone oder Orte beschränkt werden.                                 So/Feiertage: Ruhetag/geschlossen
                                                                              (ab 20 Personen auf Anfrage geöffnet)

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Frauen packen an - KMU Nachfolgezentrum
März 2020

Rest. du Village-Kashmir, Renens
Im «Village-Kashmir» im Zentrum von Renens fühlt man         raschung: Gruppen von mindestens zehn Personen er-
sich wie ein Maharadscha oder eine Maharani. Sowohl          halten eine Flasche Champagner gratis aufgetischt.
das edle Interieur wie die reichhaltige Auswahl an in-
dischen und pakistanischen Spezialitäten lassen keine        ● Daniel Flury
Wünsche offen: Im Tandoor-Ofen zubereitete Gerichte,
Geflügel, Lamm und Meeresfrüchte oder Kofta-Curry                                              Rue de la Paix 25
(Fleischbällchen mit Zitronensaft, Ingwer und Korian-                                               1020 Renens
der) oder Auberginen-Beignets verwöhnen den Gaumen                                               T 021 636 04 76
ebenso wie eine grosse Auswahl an europäischen, kali-                                     restaurant-kashmir.ch
fornischen, südamerikanischen und natürlich indischen                                info@restaurant-kashmir.ch
Weinen. Von Montag bis Freitag (mittags) wird neben                                     WIR-Annahmesatz: 100%
den Speisen auf der Karte auch ein reichhaltiges Buf-
fet angeboten, freitags und samstags (abends) unter-                          Mo–Fr: 11.00–14.30 und 18.00–22.30
malt von indischer Musik. Das «Village-Kashmir» bietet                                            Sa: 18.00–23.00
Platz für bis zu 120 Personen und ist damit z. B. auch für                                       So: geschlossen
Hochzeitsfeiern geeignet.
In der täglich geöffneten Bar wartet übrigens jeweils                                    Bar: Mo–Sa: 07.00–23.00
am Dienstag und am Mittwoch eine besondere Über-                                                 So: 08.00–20.00

   Keren Brandt
   Kundenberaterin, WIR Bank

   «Eine kulinarische
   Reise auf einen anderen
   Kontinent.»

                                                                                                                     9
Frauen packen an - KMU Nachfolgezentrum
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU

     Leila Straumann

     «Rollenvor-
     bilder sind
     zentral für
     die Gleich-
     stellung von
     Frauen und
     Männern»

     Frauen verdienen weniger, leisten mehr unbezahlte Arbeit und ha-
     ben geringere Karrierechancen. Der landesweite Frauenstreik vom
     14. Juni 2019 hat diese Diskrepanz wieder in den gesellschaftlichen
     Fokus gerückt. Pünktlich zum Internationalen Frauentag am 8. März
     erläutert Leila Straumann, Leiterin Abteilung Gleichstellung von
     Frauen und Männern Basel-Stadt, was der Streik bewirkt hat und
     was noch zu tun ist.
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Frauen packen an - KMU Nachfolgezentrum
März 2020

                                                             scher Ebene waren die Parlamentswahlen im Herbst ein
                                                             enormer Erfolg. Im Nationalrat stieg der Frauenanteil auf
                                                             42 %. In der Zivilgesellschaft formierte sich eine breite
                                                             Bewegung, die sich auch nach dem 14. Juni für unter-
                                                             schiedlichste Gleichstellungsthemen stark macht.

                                                             In der Schweiz ist die klassische Unterteilung in
                                                             Männer- und Frauenberufe noch immer sehr aus-
                                                             geprägt. Ein Beispiel: Nur 7 % der Lehrpersonen in
                                                             basel-städtischen Kindergärten sind Männer. Die
                                                             Harvard-Professorin Iris Bohnet sagt, es brauche
                                                             allem voran Rollenvorbilder. Stimmen Sie ihr zu?
                                                             Absolut. Rollenvorbilder sind zentral für die Gleichstellung.
                                                             Was in der Kindheit um uns herum passiert, prägt unsere
                                                             Vorstellungen. Für Kinder und Jugendliche ist es wichtig
                                                             zu erleben, welche Möglichkeiten Frauen und Männer im
                                                             Erwerbsleben haben. Buben müssen sehen können, dass
                                                             es funktioniert, wenn Männer als Kindergärtner oder Pfle-
                                                             ger arbeiten. Und für Mädchen ist es wichtig zu sehen,
                                                             dass Frauen als Physikerinnen oder Ingenieurinnen tätig
                                                             sind. In der Schweiz bewegt sich bei den geschlechts-
                                                             atypischen Berufen leider sehr wenig.

                                                              «Für Kinder und Jugendli-
                                                             che ist es wichtig zu erleben,
                                                                welche Möglichkeiten
                                                               Frauen und Männer im
                                                                Erwerbsleben haben.»
                                                             Woran liegt das?
                                                             Die Schweiz ist ein privilegiertes Land. Hier war es lange
                                                             möglich, eine Familie mit einem Einkommen zu ernähren.
                                                             Das verändert sich zusehends. Familie ist bei uns auch
                                                             eher eine private Angelegenheit. Selbst wenn der Staat
                                                             vieles tut – etwa im Bereich der Kinderbetreuungsange-
                                                             bote – ist unsere gesellschaftliche Struktur so angelegt,
                                          Foto: Nils Fisch   dass vorwiegend eine Person die Betreuung übernimmt
                                                             und den Haushalt regelt. Diese Struktur ist an das klassi-
                                                             sche Rollenverständnis der 1960er-Jahre gekoppelt.

                                                             Bereits beim Eintritt in den Schweizer Arbeitsmarkt
Leila Straumann, am Frauenstreik nahmen im letz-             verdienen junge Männer bei identischer Ausbildung
ten Jahr Hunderttausende teil. Das Grossereignis             und Qualifikation 4–5 % mehr als junge Frauen. Wie
hat weite Teile der Gesellschaft zu einem vertieften         erklärt sich diese Differenz?
Nachdenken über die Gleichstellung bewegt. Was               Sie weist primär auf eine Lohndiskriminierung hin. Ent-
hat der Streik darüber hinaus konkret bewirkt?               scheiden Unternehmen rational, gehen sie davon aus,
Bereits im Vorfeld wurde das Thema verstärkt in den Me-      dass junge Frauen bald wieder aussteigen, um eine Fami-
dien und in der Politik diskutiert. Auslöser war die «#Me-   lie zu gründen. Frauen im gebärfähigen Alter haben hier
Too-Debatte». In deren Folge engagierten sich nicht nur      eine Hürde, die nicht sein darf. Handkehrum benachteiligt
Frauen, sondern auch Männer aus allen Schichten und          das System bei der Familienplanung auch die Männer. In
jeglichen Alters für den landesweiten Streik. Auf politi-    der Schweiz haben Frauen Anrecht auf 14 Wochen Mut-

                                                                                                                             11
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU

      «Unser Alltag würde ohne die unbezahlte Care-Arbeit, die
     überwiegend Frauen leisten, schlicht nicht funktionieren.»

     terschaftsurlaub. Männer erhalten in der Regel einen Tag       zieren, um mehr Zeit mit den Kindern verbringen oder An-
     Vaterschaftsurlaub.                                            gehörige pflegen zu können, passt das ins Rollenbild. Will
     Zudem ist das Gehalt auch Verhandlungssache. Frauen            ein Mann sein Pensum aus den gleichen Gründen verrin-
     müssen ihren Lohn besser verhandeln.                           gern, entspricht es nicht dem klassisch männlichen Bild.
                                                                    Der Anteil Männer in Teilzeitjobs ist zwar zunehmend.
     Ob im Haushalt, bei der Erziehung oder der Pflege              Männer müssen aber nach wie vor mehr argumentieren
     von Angehörigen – gemäss einer aktuellen Studie der            und Lösungen präsentieren, wenn sie ihr Pensum redu-
     Hilfsorganisation Oxfam leisten Frauen einen immen-            zieren wollen.
     sen Anteil an unbezahlter Arbeit. Weltweit sind es
     12 Milliarden Stunden pro Tag. Erhielten Frauen dafür
     einen Mindestlohn, resultierte jährlich ein Gegenwert           «Männer haben es in jedem
     von über 11 Billionen US-Dollar. In der Schweiz bezif-
     fert sich der imaginäre Lohn für 9,2 Milliarden Stunden         Fall noch immer schwerer,
     Gratisarbeit auf 408 Milliarden Franken. Welche Fol-
     gen zeitigt unbezahlte Arbeit für betroffene Frauen?           eine Teilzeitstelle zu finden.»
     Sie arbeiten deutlich häufiger in niederprozentigen Teil-
     zeitjobs, verfügen über ein geringeres Einkommen und           Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind gleicher-
     somit über weniger Pensionskassenkapital. Im schlimms-         massen gefragt. Was kann jede einzelne Frau bzw.
     ten Fall führt das in die Altersarmut, von der auch haupt-     jeder einzelne Mann im Alltag tun, um die Gleichstel-
     sächlich Frauen betroffen sind. Des Weiteren sind ihre         lung zu fördern?
     Karrierechancen klar eingeschränkt. Fakt ist: Kinderbe-        Zum einen Politikerinnen und Politiker wählen, die sich
     treuung, Hausarbeit und Angehörigenpflege sind nicht           für diese Themen einsetzen. Zum anderen können wir
     nur gesellschaftlich und volkswirtschaftlich beson-            unser ganz persönliches Rollenverständnis überprüfen.
     ders wertvoll. Unser Alltag würde ohne die unbezahlte          Welches Vorbild sind wir unseren Kindern? Erzählen wir
     Care-Arbeit, die überwiegend Frauen leisten, schlicht          ihnen, dass Frauen in der Schweiz erst seit 1971 stimm-
     nicht funktionieren.                                           berechtigt sind? Sprechen wir mit ihnen über die Gleich-
                                                                    stellung? Welche Rollenbilder vermitteln die Märchen, die
     Selbst wenn Frauen Karriere machen möchten, sind               wir ihnen vorlesen? Und schliesslich kann auch jede und
     ihre Chancen geringer. So liegt der Frauenanteil in            jeder schauen, wie die bezahlte und die unbezahlte Arbeit
     den Verwaltungsräten der 100 grössten Schweizer                in der eigenen Familie verteilt ist.
     Unternehmen und in Geschäftsleitungen bei 21 %
     bzw. 9 %. Braucht es eine Frauenquote?                         ● Interview: Katja Muchenberger
     Die Frauenquote ist bei der Revision des Aktienrechts
     ein Thema. Ich denke, langfristig ist sie nicht die Lösung.
     Aber sie ist ein gutes Instrument auf dem Weg zur Gleich-
     stellung. Via Volksentscheid von 2014 wurde im Kanton
     Basel-Stadt in den Verwaltungsräten staatsnaher Betrie-
     be eine Frauenquote von mindestens 33 % eingeführt.
     Aktuell liegt der Frauenanteil bei 47,8 %. Mit anderen Wor-
     ten: Sucht man qualifizierte Frauen, findet man sie auch.         Basel geht mit familienfreundlichem
                                                                       Beispiel voran
     Viele Unternehmen haben Vorbehalte, wenn es
     darum geht, für Frauen wie auch für Männer in
     Führungspositionen Teilzeitstellen zu schaffen. Sind              Die «Familienfreundliche Wirtschaftsregion Basel»
     diese Vorbehalte berechtigt?                                      sensibilisiert und unterstützt Arbeitgebende bei
     Das Arbeitspensum ist ausschlaggebend. In einer Füh-              der Umsetzung von betrieblichen Massnahmen für
     rungsposition 50 % zu arbeiten, ist eine enorme Heraus-           eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
     forderung. Mit einem Pensum von 70 oder 80 % oder dem             Zugleich dient das Programm der Abteilung Gleich-
     Top-Sharing-Modell sind Führungspositionen durchaus               stellung von Frauen und Männern Basel-Stadt als
     machbar. Natürlich braucht es die Bereitschaft aller Be-          Plattform. Es fördert den Austausch und die Vernet-
     teiligten, sich darauf einzustellen.                              zung von privaten und öffentlichen Arbeitgebenden,
                                                                       Wirtschaftsverbänden und Verwaltungsstellen.
     Ist es für Männer komplizierter, einen Teilzeitjob zu
     finden?                                                           Detaillierte Infos finden Sie unter
     Männer haben es in jedem Fall noch immer schwerer, eine           www.familienfreundliches-basel.ch
     Teilzeitstelle zu finden. Möchte eine Frau ihre Arbeit redu-

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März 2020

Cécile Berther
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WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU

     Cécile Berther führt das Büromöbel-Unternehmen in dritter Generation.                                              Fotos: Foto Frutig

     Die Chance gepackt
     Nach einem Umweg übernahm Cécile Berther von ihrem Vater die
     Berther Büromöbel GmbH in Rubigen. Ein Schritt, den sie nicht bereut.

     Wir schreiben das Jahr 1968, als Edwin und Bruno Berther                ihre Karriere bei einer grossen Wirtschaftsprüfungsfirma.
     im Berner Sulgenbach-Quartier eine Dreizimmerwohnung                    «Ich wollte sehen, was es sonst noch gibt, herausfinden,
     mieten. Aus Norwegen hat das unternehmerische Vater-                    was mir entspricht», erklärt sie den beruflichen «Umweg».
     Sohn-Duo 100 Stück eines Bürostuhls importiert – und                    Nach einigen Jahren beschlich sie aber immer mehr das
     legt damit den Grundstein für ein florierendes Familien-                Bedürfnis, etwas selbst zu gestalten. Es machte sich wohl
     unternehmen. Die Wohnung dient als Showroom, Lager                      das Unternehmerblut bemerkbar, das in ihren Adern floss.
     und Büro zugleich. Heute, ein halbes Jahrhundert später,                Der Vater – schon nahe am Pensionsalter – hielt bereits
     befindet sich die Berther Büromöbel GmbH in Rubigen,                    die Augen nach einer möglichen Nachfolge für sein Büro-
     einem beschaulichen Ort mit Dorfcharakter auf halbem                    gestaltungsunternehmen offen. Da hiess es «wenn, dann
     Weg von Bern nach Thun. Aus dem einen Stuhlmodell ist                   jetzt» und Cécile Berther packte die Chance.
     ein Sortiment aus zig Büromöbeln geworden, aus dem
     1-Zimmer-Showroom eine 280 m2 grosse Ausstellungs-                      Vater als Ratgeber
     fläche. Und geführt wird das Familienunternehmen – auf                  Zwei Jahre lang arbeitet Cécile Berther eng mit ihrem Va-
     Edwin Berther folgte 45 Jahre lang sein Sohn Bruno – seit               ter zusammen, profitiert dabei von seiner jahrzehntelan-
     mittlerweile vier Jahren von Cécile Berther, der Enkelin                gen Erfahrung und lernt Abläufe und Wesen des Unter-
     des Gründers.                                                           nehmens kennen. 2016 übernimmt sie, noch nicht ganz
                                                                             30-jährig, das Geschäft, kümmert sich seither als Inhabe-
     Dabei war Cécile Berther lange Zeit gar nicht an einem Ein-             rin um die Planung und die Finanzen, steht für Beratung,
     stieg ins Familienunternehmen interessiert. Die gebürtige               Verkauf und Akquise aber auch im direkten Kundenkon-
     Bernerin absolvierte ein Wirtschaftsstudium und begann                  takt. Die Übergabe sei ein langer Prozess gewesen, bei

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März 2020

dem eine offene und häufige Kommunikation zwischen
Vater und Tochter den Schlüssel zum Erfolg darstellte.
Sie ist froh und dankbar, den Vater nach wie vor um Rat
und Unterstützung fragen zu können, gerade in Sachen
Planung und Strategie.

«Das Geschäft läuft gut, wir sind sehr zufrieden», lässt es
sich Cécile Berther über den Geschäftsgang entlocken.
Der Konkurrenz – etwa grossen Möbelhäusern und dem
Online-Handel – begegnet die Berther Büromöbel GmbH
mit ihrer Kernkompetenz: dem Rundumservice. «Unsere
Kunden sind vor allem KMU, aber auch Privatpersonen»,
erzählt die Inhaberin. Dank dem WIR-Netzwerk sind ihre
Büroeinrichtungen weit über die Region hinaus zu finden.

Exotin im Chefsessel
Als Frau im Chefsessel eines Schweizer KMU gehört
Cécile Berther einer Minderheit an. «Ich bin schon sehr
unüblich in meiner Position», bestätigt die 33-Jährige.
Das ist ihr spätestens beim ersten Besuch einer Bran-
chen-Tagung bewusst geworden. «Von 93 Teilnehmenden
waren wir zwei Frauen», lässt sie Revue passieren. Die
Branche sei aber im Wandel. Nun seien es an derselben
Tagung «schon etwa zehn», ergänzt sie schmunzelnd.
Von negativen Erlebnissen oder Benachteiligungen weiss
Cécile Berther deswegen nicht zu berichten. «Ich erfahre
viel Wohlwollen und Unterstützung aus dem Umfeld der
Firma, etwa von Lieferanten oder langjährigen Kunden.»
Und führt aus: «Ich denke die Leute freut es, dass das
Unternehmen in der Familie geblieben ist, und nun auch in
dritter Generation von einer ‹Berther› geführt wird.»

Auch wenn sie keine Nachteile oder Hürden verspürt,
Anekdoten hat Cécile Berther dennoch: An Messen käme
es ab und zu vor, dass Interessierte auf der Suche nach
dem «Chef» in erster Linie auf den (männlichen) Aussen-
dienstmitarbeiter, danach auf die Mitarbeiterin mittleren     Cécile Berther mit Aussendienstmitarbeiter Tomas Ledvina.
Alters, und erst zuletzt auf die junge Frau zugingen. Übel
nimmt sie das niemandem. «Ich weiss ja, dass keine böse
Absicht dahintersteckt», erklärt sie ihre Haltung. Solche
Rollenbilder, meint sie, seien halt einfach immer noch           Berther Büromöbel GmbH
sehr stark in der Gesellschaft verankert.
                                                                 1968 von Edwin und Bruno Berther in Bern gegrün-
Frauen nicht bevorzugen, aber auch nicht                         det, hat sich das Unternehmen nach und nach zu
benachteiligen                                                   einem bekannten, regional vernetzten KMU entwi-
Darauf angesprochen, ob sie im eigenen Unternehmen               ckelt. Der vollumfängliche Service in der Gestaltung
versuche Frauen zu fördern, weiss Cécile Berther eine            und Einrichtung von Büroräumlichkeiten, Konferenz-
klare Antwort: «Ich möchte diejenige Person einstellen,          und Werkstatträumen steht im Zentrum der Berther
die am besten zum Job passt.» Das habe nichts mit dem            Büromöbel GmbH; Von der Beratung über die Pla-
Geschlecht zu tun. Aber: «Gleichzeitig ist es mir enorm          nung bis hin zur Lieferung und Montage durch haus-
wichtig, eine Frau niemals zu benachteiligen. Gedanken           eigene Monteure erhält der Kunde alles aus einer
dazu, ob eine potenzielle Mitarbeiterin vielleicht bald          Hand. Heute wird das Familienunternehmen in der
Kinder haben möchte, haben bei meinen Überlegungen               dritten Generation von Cécile Berther geführt und
schlicht keinen Platz. Das wäre nicht fair.»                     beschäftigt sieben Mitarbeitende.

● Anita Suter

                                                                                                                                      15
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     Birgit Leutenegger
16
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März 2020

«Männer sind sehr
treue Kunden»

Putzen ist nicht jedermanns Sache. Ausgerüstet mit den richtigen
Hilfsmitteln von Pudol erscheinen das staubige Büro, das schmutzige
Bad, der von Moos befallene Gehweg oder das von Tausenden von
Meilen gezeichnete Düsentriebwerk aber in einem anderen Licht.
Birgit und Roland Leutenegger verkaufen so wenig Chemie wie nötig,
um das perfekte Resultat zu erreichen.

Nur Mädchen? Wo bleibt der Stammhalter und Nach­               viel früher als viele andere haben wir die Konsequenzen
folger? Mit solchen Fragen sah sich Birgit Leuteneggers        aus der Tatsache gezogen, dass die Teilnahme an einer
Vater Elmar Keller, 1972 Gründer der Pudol Chemie AG,          Messe immer mehr Kosten und immer weniger Einnahmen
lange Zeit konfrontiert. Aus der Fassung bringen liess er      bedeutete», so Birgit Leutenegger. Parallel zum Abbau der
sich nicht, «Schwiegersöhne kommen von allein», lautete        Messepräsenz wurde der Aufbau eines Online­Shops auf
seine Devise. «Wir wurden von modernen Eltern zu star­         pudol.ch forciert, der heute ein wichtiges Standbein ist und
ken Frauen erzogen», sagt Birgit Leutenegger heute und         zuverlässig Neukunden aus allen Sparten und Branchen
ist stolz darauf, dass nicht nur ihr Sohn, sondern auch ihre   generiert. Dies nicht zuletzt dank dem Know­how in Digital
beiden Töchter aus demselben Holz geschnitzt sind: «Es         Marketing der ältesten Tochter, die nicht abgeneigt ist, das
sind starke Frauen, die wissen, was sie wollen.»               Unternehmen einmal in dritter Generation zu übernehmen.

Selbstständige Unternehmerin war Birgit Leutenegger            Die Portionierung und das Abfüllen der verschiedenen
aber nicht von Anfang an. Als Sachbearbeiterin bei der         Chemikalien übernehmen vorläufig aber noch Birgit und
Schweizer Rück lernte sie den Umgang mit Zahlen und            Roland Leutenegger. Die Substanzen werden einerseits
Versicherungen. Die Übernahme des elterlichen Geschäfts        von der deutschen Pudol Chemie GmbH fertig bezo­
und ein Neubau der Geschäftsräumlichkeiten ergaben             gen, andererseits nach Rezepten gemischt, die Birgit
sich 2005, als die Bankenbranche, in der ihr Mann Roland       Leuteneggers Vater – «ein Bündner Bauernsohn und Tüft­
Leutenegger als Finanzanalyst tätig war, einen Umbruch         ler» – selbst entwickelt hat. Dazu gehört ein zu 100 %
durchmachte und schliesslich in die Finanzkrise schlitterte.   natürlich abbaubarer Fassadenreiniger – «man könnte
In den 15 Jahren seit dem Kauf der Firma haben Leuteneg­       ihn trinken!» –, ein Systempflegeprodukt, das universell
gers nicht das Angebot, aber die Ausrichtung der Pudol AG      einsetzbar ist, Antistatikprodukte und ein Private­La­
geändert. Als Messeunternehmen gegründet, ist die Firma        bel­Produkt, auf das auch eine grosse Augenoptikkette
heute nicht mehr an 30, sondern nur noch an zwei Mes­          setzt. Abnehmer sind Gewerbetreibende, Grossfirmen
sen mit Putzmitteln (pudol.ch und wirmarket.ch > Pudol)        wie die Swiss, die öffentliche Hand und Private, die an
sowie Traubenkernkissen (globomat.ch) vertreten: an der        den Messen, direkt am Firmensitz in Schaffhausen oder
Basler und an der Luzerner Herbstmesse. «Wahrscheinlich        über Wiederverkäufer wie Drogerien, Warenhäuser und

                                                                                                                              17
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                                                                  Haushaltswarengeschäfte Pudol-Produkte einkaufen.
                                                                  Eine sehr treue Kundenkategorie sind übrigens Männer:
                                                                  «Wenn sie zu Hause ausziehen, erhalten sie von der Mutter
                                                                  die bewährten Pudol-Produkte in die Hand gedrückt, und
                                                                  dabei bleiben sie dann», lacht Birgit Leutenegger. Als Reak-
                                                                  tion auf dieses Phänomen haben Leuteneggers ein «First-
                                                                  Aid-Kit» zusammengestellt und ins Angebot aufgenommen.
                                                                  Es soll jungen Menschen und Familien den Einstieg in die
                                                                  Kunst des Putzens erleichtern.

                                                                  Massgeschneiderte Mengen und massgeschneiderte Lö-
                                                                  sungen – mit diesem Grundsatz setzt die Pudol AG mitunter
                                                                  grössere Konkurrenten schachmatt, deren Ziel es ist, Fir-
                                                                  menkunden den ganzen Jahresbedarf vor die Tür zu stellen.
                                                                  «Zu unserem Service gehört die Ausbildung des Putzperso-
                                                                  nals, denn mit der richtigen Anwendung verbunden sind bes-
                                                                  sere Resultate, niedrigere Kosten und das Vermeiden von
                                                                  negativen Auswirkungen auf die Gesundheit oder Umwelt»,
                                                                  so Roland Leutenegger. Wobei zu unterstreichen ist, dass
                                                                  Hautkontakt bei den meisten Pudol-Produkten unbedenk-
                                                                  lich ist und grosser Wert auf Umweltverträglichkeit gelegt
                                                                  wird. So wird etwa in Handwerkerseifen kein Mikroplastik,
                                                                  sondern biologisch abbaubares Mais-Granulat als Abra-
                                                                  sivum verwendet. Und auch der beliebte Fassadenreiniger
                                                                  enthält unbedenkliche Schlämmkreide als Schleifmittel.

                                                                  Schon kleine Massnahmen können viel bewirken. Der Ein-
                                                                  satz von Schaumpistolen beispielsweise bildet einen kom-
                                                                  pakteren und effizienteren Auftrag als Sprühnebel, der zu-
                                                                  dem eingeatmet werden könnte. Was viele nicht wissen: Die
                                                                  Wirksamkeit eines Putzmittels nimmt weniger schnell ab als
                                                                  der Grad seiner Verdünnung zunimmt. Anders ausgedrückt:
                                                                  Die richtige Dosierung ist die halbe Miete, weil eine hohe
                                                                  Wirksamkeit auch bei grosser Verdünnung erhalten bleibt.
                                                                  Deshalb würden nur wertvolle Substanzen verwendet, die
                                                                  auf Verdünnbarkeit ausgelegt seien. Birgit Leutenegger:
                                                                  «Wer rechnen kann, kauft unsere Konzentrate und verdünnt
                                                                  nach seinen Bedürfnissen selber. Man fährt damit wesent-
                                                                  lich besser als mit derselben Menge eines bereits vorver-
                                                                  dünnten Konkurrenzprodukts.» Ausserdem sei es ein ökolo-
                                                                  gischer Unsinn, wenn der Produzent Wasser hinzufüge: «So
                                                                  wird sinnlos Wasser von A nach B transportiert!»

                                                                  Neben Nachhaltigkeit ist Transparenz ein wichtiges Element
                                                                  der Pudol-Firmenphilosophie. Nicht selbstverständlich in ei-
                                                                  ner Branche, in der auch mit den Sinnen gespielt werden
                                                                  kann. Birgit Leutenegger: «Nehmen wir die Duftreinigung,
                                                                  die sich vor allem in den Büros in Deutschland und zuneh-
                                                                  mend auch in der Schweiz einer gewissen Beliebtheit erfreut:
                                                                  Wenn der Raum frisch und sauber riecht, wird er auch als
                                                                  sauber empfunden – selbst wenn kaum geputzt wurde …»
                                                                  Es versteht sich von selbst, das Leuteneggers es sich leisten
                                                                  können, ihre Produkte nur leicht zu parfümieren.

                                                                  ● Daniel Flury
     Birgit und Roland Leutenegger.          Fotos: Foto Frutig

18
März 2020

Valérie Morvan
                             19
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU

     Cosyup.work:
     Coworking für KMU

     Als Schöpfer von Arbeitsräumen hat Cosyup in Meyrin Cosyup.work
     lanciert, ein den Bedürfnissen der KMU angepasster Coworking-
     Space. Dieser zeichnet sich durch Funktionalität und hohe Qualität
     der Architektur und der Dienstleistungen aus. Besuch bei der Mit-
     begründerin Valérie Morvan.

                                                                  Kürzlich hat die Firma Cosyup, die sich der Begleitung
                                                                  solcher innovativer Firmen widmet, einen Diversifizie-
                                                                  rungsschritt unternommen, indem sie das erste «Prowor-
                                                                  king»-Zentrum der Schweiz, Cosyup.work in Meyrin, auf
                                                                  zwei Stockwerken des Handelszentrums Riantbosson
                                                                  Centre, eröffnet hat.

                                                                  Hochklassiges Coworking
                                                                  «Früher siedelten sich nur junge, unabhängige Erwerbs-
                                                                  tätige in Drittorten wie Coworking-Räumen an, um von
                                                                  einem dynamischen Berufsumfeld zu profitieren und da-
                                                                  bei auch ihre Kosten im Griff zu haben. Die Möbel in sol-
                                                                  chen alternativen Arbeitsräumen bestanden aus Paletten
                                                                  und rezyklierten Materialien. Heute wenden sich geteilte
                                                                  Arbeitsräume an andere, anspruchsvollere Persönlich-
                                                                  keiten»,sagt Cosyup-Mitgründerin Valérie Morvan. So ist
                                                                  das Proworking-Konzept geboren: Es liefert eine Antwort
                                                                  auf die Bedürfnisse der Firmen, in Bezug sowohl auf die
                                                                  Effizienz wie auch auf die Attraktivität für die Kunden und
     Valérie Morvan setzt auf den Wohlfühlfaktor.                 genauso wie für Talente. «Das Konzept hat sich schon in
                                                                  Paris oder in London bewährt, wo kleine wie auch grosse
                                                                  Firmen den Raum zur Nutzung teilen und das Ganze als
     Das Cosyup-Team, aufbauend auf etwa fünfzehn Jahren          Dienstleistung nutzen», erklärt Valérie Morvan.
     Erfahrung im Bereich der Gründung und Einrichtung von
     Berufsräumen, legt ein ganz besonderes Augenmerk auf         Ein Bürotag besteht aus den verschiedensten Tätigkeiten
     die Lebensqualität und das Wohlbefinden. Während die-        und setzt einen Raum voraus, der sich für alle Arbeits-
     ser Zeit konnte das Team die Veränderungen in der Ar-        typologien eignet. Cosyup.work bietet eine grosse Aus-
     beitswelt aus nächster Nähe mitverfolgen. Firmen, die ihre   wahl an Räumen, um diesen Bedürfnissen gerecht zu wer-
     administrativen Flächen optimieren und die Effizienz ihrer   den: «Pods» um sich auszutauschen, Ruhebereiche und
     Mitarbeiter maximieren möchten, integrieren den Begriff      Sitzungszimmer, die vollständig und vielfältig ausgerüstet
     des Wohlbefindens in ihre Planung. So lässt sich der her-    sind, Brainstorming, Lounge oder «agile» mit einer Einrich-
     kömmliche Arbeitsraum weiterentwickeln.                      tung, die zu 100 Prozent personalisiert werden kann.

20
März 2020

Cosyup.work bietet Coworking-Räume für höchste Ansprüche.                                            Fotos: Edouard Curchod

Zusätzlicher Raum                                            Eine bewegliche Struktur, die sich den KMU anpasst
Cosyup.work wendet sich sowohl an KMU wie auch an            Cosyup.work hat es vorgezogen, sich in der Peripherie und
Start-Ups, die höhere Ansprüche haben und die Valérie        nicht im Zentrum Genfs niederzulassen. «Das Tram fährt in
Morvan und ihr Team sehr wohl verstehen können. «Mitt-       ein paar Dutzend Metern Entfernung vorbei und braucht
lerweile ist die Qualität des Arbeitsumfelds ein wichtiger   nur eine Viertelstunde, um den Bahnhof zu erreichen. Das
Kennwert, um Talente anzuziehen. Während ein herkömm-        Autobahnkreuz Meyrin ist fünf Minuten entfernt, und mit
liches Coworking-Zentrum 300 m² Raum für 70 Personen         einem Pendelbus kommt man zum Flughafen. Ausserdem
bietet, sind es bei uns eher 1000 m² für 70 bis 80 Perso-    verfügen wir über ein Parkhaus.» So kann Cosyup.work
nen.»                                                        in der Peripherie ansässige Unternehmer zufriedenstellen
                                                             – die sich nicht unbedingt täglich im Verkehrsstau wieder-
Solche Firmen wollen ihre Kunden und Partner unter bes-      finden möchten –, aber auch KMU, deren Firmensitz in an-
ten Bedingungen empfangen: moderne Infrastrukturen,          deren Kantonen liegt.
Orte hoher Qualität. Zudem wird das Raumempfinden
auch durch die unverbaubare Aussicht auf die Alpen, den      «Der Vorteil unserer Lösung liegt auch in ihrer Flexibilität.
Jura und den Flughafen unterstützt, ohne jegliche Lärm-      Ein KMU mit anfangs fünf Mitarbeitern verfügt, sobald
emission.                                                    es mehr Personal einstellt, über zusätzliche Arbeitsplät-
                                                             ze, ohne einen entsprechenden bindenden Mietvertrag
Das Zentrum wurde im letzten Herbst eröffnet. Die ers-       abschliessen zu müssen.» Falls nötig kann das KMU das
ten Kunden schätzen einen quasi hotelartigen Betrieb,        Zentrum auch innert einem Monat verlassen. Eine solche
der ihnen die Haushaltsarbeiten, die Verwaltung der Büro-    anpassungsfähige «à-la-carte-Formel» entspricht der Re-
utensilien, ja sogar die Versorgung der Cafeteria abnimmt.   alität der heutigen KMU. Braucht eine Firma aus dem Kan-
Ein solches Biotop interessiert auch Spezialisten für ad-    ton Waadt in Genf ein Büro für einen Mitarbeiter, der dann
ministrative Arbeiten, Buchhaltung, Kommunikation und        nur zehn Tage pro Monat dort arbeitet und wo Kunden
IT, die den anderen Nutzern des Zentrums kundennahe          empfangen werden sollen? Für ein solches Bedürfnis gibt
Dienstleistungen anbieten können. «Die Veranstaltungen,      es eine Lösung. Eine andere Firma möchte ihren fünfzehn
die den Coworkern und externen Firmen angeboten wer-         Mitarbeitern personalisierte Arbeitsräume verschaffen?
den, bieten die Gelegenheit, Synergien zu schaffen und       Die Innenarchitekten von Cosyup sind an Ort und Stelle!
dabei gleichzeitig möglichen Kunden unsere Einrichtungs-
lösungen vorzustellen.»                                      Das Hochqualitäts-Coworking für ein «cosy» Arbeits-
                                                             umfeld in Meyrin hat schon ein Dutzend KMU überzeugt
Das Zentrum dient somit auch als Showroom der Firma          und schon heute zeichnet es sich ab, dass es sich hier um
Cosyup. Dazu die Büromöbelspezialistin: «Wir wollten ei-     eine echte Zukunftslösung handelt.
nen Showroom, der eher Lösungen als Möbel vorstellt.
Heute wird überall von Wohlbefinden am Arbeitsplatz ge-      ● Vincent Borcard
sprochen, doch dabei bleibt man immer sehr vage. Wir
wollten unseren Kunden zeigen, wie ein anpassungs-
fähiger, auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter ausgelegter
Raum funktioniert. Ihrerseits kommen die Coworker in den
Genuss von ergonomischen Möbeln höchster Qualität.»

                                                                                                                              21
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU

     Esha Indani
22
März 2020

Abilect: Wie man das
digitale Leben der
KMU vereinfacht
Abilect bietet KMU ein digitales Umfeld, das diesen ermöglicht, sich
besser an die Realität der Märkte anzupassen. Das für Grundbedürf-
nisse der Unternehmen ausgelegte Angebot dieser Firma wendet sich
nun auch anderen Bereichen zu. Nach ihrem Start in der waadtländi-
schen La Côte plant Firmengründerin Esha Indani, sich auch in der
Deutschschweiz zu entwickeln und zieht dafür auch eine strategische
Partnerschaft mit der WIR Bank in Betracht.

«Abilect wurde für die Erbringung von Dienstleistungen
für Unternehmen konzipiert. Wir stellen KMU und unab-
hängigen Berufsleuten ein Netzwerk möglicher Kunden
sowie digitale Werkzeuge zur Verfügung, damit diese ihre
Kundenbeziehungen online unterhalten, Kostenvoran-
schläge erstellen, das Personalwesen, die Rechnungs-
stellung, die Zahlungseingänge usw. verwalten können.
All diese Tools bieten wir in der Schweiz den 330 000
KMU sowie mehr als 600 000 freischaffenden Profis an.
Dies erlaubt es ihnen, so unabhängig wie möglich zu ar-
beiten und sich voll dem Ausbau ihrer Kernaufgaben zu
widmen», unterstreicht Esha Indani, Gründerin der Firma
Abilect.
                                                                Esha Indani: «Die hauptsächliche Leidenschaft             Fotos:
Die im Frühling 2019 gegründete Gesellschaft präsentiert        junger Frauen meines Alters gilt der Nachhal-   Edouard Curchod
                                                                tigkeit, nicht nur im Umweltbereich.»
sich hundertprozentig digital: ein einziger Schalter, an
dem sich Angebot und Nachfrage treffen. Die Kunden ent-
decken bei Abilect ein an ihre Bedürfnisse angepasstes
digitales Ökosystem und damit die Werkzeuge, die ihren          nehmen. Wir stellen Werkzeuge zur Verfügung, die das Le-
digitalen Wandel vereinfachen.                                  ben erleichtern sollen, und zwar nicht indem sie eine völlig
                                                                neue Lösung bieten, sondern ganz einfach indem das Ar-
Eine Gemeinschaft fördern                                       beitsumfeld durch die Verbindung von herkömmlichen Me-
Die Digitalisierung zwingt sich auf, denn sie bietet den Un-    thoden und neuen digitalen Ansätzen verwandelt wird. Wir
ternehmen einfache und schnelle Lösungen. «KMU haben            sind weit mehr als ein einfacher digitaler Markt. Wir bilden
in der Regel keine Zeit und auch nicht die Mittel, um stra-     eine Gemeinschaft. Wir hören zu und nehmen die Bedürf-
tegisch ins digitale Marketing zu investieren oder ihre Di-     nisse unserer Dienstleister und unserer Kunden ernst.»
gitalisierung einzuleiten», so Esha Indani. Allerdings sollen
sich nicht einfach nur Algorithmen um alles kümmern. «Wir       Expansion in die Deutschschweiz
wollen eine Gemeinschaft entwickeln, deshalb sind wir da,       Abilect hat ihre Tätigkeit letztes Jahr an der waadtländi-
hinter der Plattform, und deshalb gehen wir zu den Unter-       schen Côte aufgenommen, in verschiedenen Bereichen.

                                                                                                                                   23
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU

                                                                       überlegen, weil die Anbieter hier Kunden finden, deren Be-
                                                                       dürfnisse exakt zu ihrem beruflichen Know-how passen.»

                                                                       Der andere Grund erklärt sich durch ihren Lebenslauf. «Ich
                                                                       bin in der Schweiz aufgewachsen. Ich habe die École In-
                                                                       ternationale de Genève absolviert und an der Universität
                                                                       Wharton in den Vereinigten Staaten studiert. Ich stamme
                                                                       aus einer Unternehmerfamilie (Anm. der Red.: die Grup-
                                                                       pe Indani), die mir sehr früh die Gelegenheit geboten hat,
     2016 war Esha Indani als 18-Jährige die jüngste Teilnehmerin am   verschiedene Aspekte der Geschäftswelt kennenzulernen.
     World Economic Forum.                                             Dies seit dem Jugendalter und während meiner Studien-
                                                                       jahre durch Praktika in den Büros der Familie in China,
                                                                       Singapur und in der Ukraine. Am World Economic Forum
     Heute bietet die Plattform z. B. Immobilien-, Hospitali-          2016 war ich als 18-Jährige die jüngste Teilnehmerin. Ich
     ty- und Personal-Dienstleistungen an. Abilect erleichtert         habe mich auch für die Arbeiten mehrerer grosser Unter-
     zum Beispiel Bauunternehmen die Suche nach Mitarbei-              nehmer der 4. industriellen Revolution interessiert. Diese
     tern sowie nach geeigneten KMU für das Bauhaupt- und              unterstreichen die Notwendigkeit, immer die Erwartungen
     Baunebengewerbe sowie für allgemeine Arbeiten. «Nach              der Verbraucher in Betracht zu ziehen. Persönlich habe ich
     unserem Start in der Westschweiz planen wir gegenwärtig           festgestellt, dass viele Firmen sehr leistungsstarke Produk-
     eine Expansion in die Deutschschweiz, wo wir zurzeit un-          te entwickeln – high-tech, clean-tech, med-tech, block-
     ser Team vergrössern.»                                            chain, künstliche Intelligenz usw. –, dass aber nur wenige
                                                                       über Lösungen für Unternehmen und Basisdienstleistun-
     Die Firma Abilect erachtet die Annäherung an die WIR              gen nachdenken, die aber tagtägliche Herausforderungen
     Bank als zwangsläufig. Esha Indani spricht von einer «stra-       und Bedürfnisse darstellen.»
     tegischen Partnerschaft», da sowohl die Fokussierung auf
     KMU wie auch die Bedeutung, die dem Netzwerkgedanken              Unternehmergeist
     beigemessen wird, im Zentrum der Philosophie beider Un-           Ihr Unternehmergeist ist beeindruckend. Fühlt sie sich
     ternehmen stehen. Deshalb kommen WIR-Kunden schon                 isoliert? «Man stellt eine Zunahme der Anzahl Unterneh-
     jetzt bei Abilect in den Genuss von Spezialbedingungen            merinnen in verschiedenen Bereichen fest, inklusive im
     – die Firma verrechnet ihre Leistungen nicht, verlangt aber       Technologiesektor. Die hauptsächliche Leidenschaft jun-
     eine Kommission auf den Aufträgen, die auf ihrer Plattform        ger Frauen meines Alters gilt jedoch der Nachhaltigkeit,
     abgewickelt werden.                                               nicht nur im Umweltbereich. Wir wollen ein nachhaltiges
                                                                       System aufbauen, das sich sowohl den heutigen wie auch
     Die Anmeldung ist kostenlos. Damit ein KMU jedoch ver-            den zukünftigen Bedürfnissen anpassen und so unseren
     linkt wird, muss dieses gewisse Bedingungen erfüllen. «Mit        Freunden, Familien und Gemeinschaften die besten Pro-
     auf dem Schwarzmarkt tätigen Firmen oder mit solchen,             dukte und Dienstleistungen anbieten kann.»
     die nicht ordentlich versichert sind, wollen wir nicht zu-
     sammenarbeiten!» Auch ein Gespräch ermöglicht es, sich            So ist Abilect entstanden. Nach einer Marktanalyse bei
     besser kennenzulernen: «Ein solcher Termin wird sehr ge-          verschiedenen KMU an der waadtländischen Côte hat sich
     schätzt: Die KMU können so überprüfen, dass wir nicht nur         die Studentin der Wharton University Pennsylvania für ein
     digital existieren! Und dass wir ganz konkret in ihrer Region     Sabbatical entschieden, um ihr eigenes Unternehmen in
     anwesend sind. So können wir ihnen auch helfen, die Para-         Chavanne-de-Bogis zu gründen. Für die Entwicklung wie
     meter ihres Kontos einzurichten und ihre Fragen beantwor-         auch für die operative Leitung der Geschäfte hat sie einen
     ten. Wir bieten auch Kurse zu den digitalen Werkzeugen            Consultant in Firmenstrategie eingestellt, nämlich die Fir-
     an. Allerdings sind diese nur selten notwendig, denn diese        ma Kresh, die zur Indani-Gruppe gehört. Ihr KMU beschäf-
     Werkzeuge sind sehr einfach zu nutzen.»                           tigt heute ein Dutzend Mitarbeitende. In einem Jahr soll
                                                                       sie gegen hundert Mitarbeitende zählen. Letzten Herbst,
     Von Davos nach Chavannes-de-Bogis                                 nach einigen Monaten Tätigkeit, verfügte Abilect schon
     Dass ein solches Bedürfnis besteht, hat sie aus zwei Grün-        über Tausende von Dienstleistern und unterstützte unge-
     den erkannt. «Ich wohne an der waadtländischen Côte und           fähr vierzig Firmen. Für die Gründerin ist das nur der Be-
     finde jede Woche Werbeflyer in meinem Briefkasten. Für            ginn. Der Einbezug von neuen Tätigkeitsfeldern und später
     einen Sanitärinstallateur oder einen Elektriker ist es eher       von neuen Landesteilen soll es ihrem Modell ermöglichen,
     schwierig, sich von Konkurrenten abzuheben. Alle haben            seine Wirksamkeit und seine Anpassungsfähigkeit an die
     sie mehr oder weniger die gleichen Qualifikationen und bie-       Erwartungen der KMU aufzuzeigen.
     ten praktisch identische Dienstleistungen an. Unsere Platt-
     form ist der Verteilung von Flyern an beliebige Haushalte         ● Vincent Borcard

24
März 2020

Tanya Zein / Véronique Favre
                                       25
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU

     FAZ architectes:
     Gesund und nach-
     haltig bauen
     Das von Véronique Favre und Tanya Zein in Genf gegründete
     Architekturbüro FAZ architectes pflegt eine gesunde und nachhaltige
     Architektur. Sie fliesst auch in die Wettbewerbe ein, an denen das
     Büro teilnimmt. Zwei Vorhaben sind zurzeit in den Kantonen Waadt
     und Freiburg in Entwicklung.

                                                                 die in den Räumen, die wir entwerfen, leben oder arbeiten
                                                                 werden. Wir wollen auch, dass unsere Vorhaben sich in ih-
                                                                 rem Umfeld entwickeln können», erklärt Véronique Favre.

                                                                 Ihr in Genf angesiedeltes Atelier, zwischen Servette und
                                                                 dem Bahnhof, beschäftigt zehn Mitarbeiter (860 %). Ihre
                                                                 Mandate erhalten sie vor allem aus Wettbewerben. Ab ei-
                                                                 nem gewissen Betrag müssen öffentliche Körperschaften
                                                                 ihre Vorhaben öffentlich ausschreiben. Es gibt dabei ver-
                                                                 schiedene Modelle: offener Wettbewerb, auf Einladung,
                                                                 zeitgleicher Studienauftrag … – alle diese Verfahren inte-
                                                                 ressieren Véronique Favre und Tanya Zein: «Wir glauben
                                                                 ganz besonders an solche Verfahren, denn sie tragen zu
                                                                 einer hohen Qualität der Architektur bei, da sie den Ideen-
                                                                 austausch und die Lösungen verschiedener Teilnehmer
                                                                 fördern, ganz im Gegenteil zum Wettbewerb bei den Ho-
                                                                 noraren», so Tanya Zein.

                                                                 Überlegungen zur Schule von Riaz
                                                                 Die beiden Partner wählen die Wettbewerbe nach ver-
                                                                 schiedenen Parametern aus. Weil sie die Thematik inte-
                                                                 ressiert, haben sie an mehreren Wettbewerben zum Bau
                                                                 von Schulen teilgenommen. Die Primarschule, die FAZ
                                                                 architectes zurzeit in Riaz in der Nähe von Bulle baut, ist
     Véronique Favre.                                            ein Auftrag, der sich aus einem 2017 gewonnenen Wett-
                                                                 bewerb ergab.
     Das Architekturbüro FAZ architectes wurde 2016 von
     Véronique Favre und Tanya Zein gegründet. Die beiden        Bei FAZ architectes gibt es immer mindestens einen lau-
     an der ETH ausgebildeten Architektinnen hatten schon        fenden Wettbewerb; das ermöglicht es auch, immer aktiv
     zusammen in der Genferseeregion gearbeitet, und Tanya       an die entsprechenden Themen zu denken. Zwei der ge-
     Zein hat auch in London ihre Spuren hinterlassen. Die Zu-   genwärtig im Atelier entwickelten Vorhaben stammen aus
     sammenarbeit ergab sich aus ihrer gemeinsamen Sicht-        gewonnenen Wettbewerben. Dasjenige von Riaz betrifft
     weise. «Wir wollen gesund und nachhaltig bauen für Leute,   die Vergrösserung und die Renovierung einer Schule. «Ein

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