Frauen packen an - KMU Nachfolgezentrum
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3/ 2020 Das Magazin für Schweizer KMU Frauen packen an Cécile Berther ist eine von sieben Unternehmerinnen, die wir anlässlich des Internationalen Frauentags vorstellen Swiss Indoors Ticketvorverkauf «Zentral sind Rollenvorbilder» ab 2. April Interview mit Leila Straumann
März 2020 Frauenpower Editorial Am 8. März, am Weltfrauentag, demonstrieren jedes Jahr rund um den Globus Hunderttausende von Frauen für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung. Auch in der Schweiz – Frauenpower pur. Die Rosen, die den Schritt nie. Wie hält es Cécile Berther mit der Frauen- an diesem Tag verteilt werden, sind eine schöne Geste, förderung in ihrem Unternehmen? Ihre klare Antwort auf doch was wir benötigen, sind klare Fortschritte für die diese Frage: «Ich möchte diejenige Person einstellen, die Frauen. In der Gesellschaft und in der Wirtschaft. am besten zum Job passt. Unabhängig vom Geschlecht. Gleichzeitig ist es mir enorm wichtig, eine Frau niemals zu Deshalb widmen wir diese Ausgabe des WIRinfos den benachteiligen.» Frauen, und speziell denjenigen, die im WIR-Netzwerk aktiv sind. Stellvertretend für alle Frauen konzentrieren wir Oder Nadine Tschumi. In ihrem Modefachgeschäft uns speziell auf einige tolle Unternehmerinnen, die kon- Dalmi in Romanshorn ist weibliche Solidarität selbstver- sequent ihren eigenen Weg gehen und erfolgreich sind. ständlich: Nadine Tschumi und ihre vier Mitarbeiterinnen Gute Vorbilder für uns (berufstätige) Frauen und für alle wissen, was es heisst, Beruf und Familie miteinander zu Menschen. verbinden. Ehrensache, dass sie sich gegenseitig un- terstützen und einander in jeder Lebenslage beistehen. Frauenpower zum Ersten: Leila Straumann, die Leiterin Mehr dazu ab Seite 28. der Abteilung Gleichstellung von Frauen und Männern Basel-Stadt, erzählt ab Seite 10, was der Frauenstreik Frauenpower zum Dritten: Der CEO-Corner wird in die- vom 14. Juni 2019 ausgelöst hat und welche Aufgaben als ser Ausgabe ebenfalls weiblich, und zwar zur Plattform Gesellschaft noch vor uns liegen. für Karin Zahnd Cadoux (Seite 33). Sie ist seit 2019 die VR-Präsidentin der WIR Bank und die erste Frau in der Frauenpower zum Zweiten: Wir stellen sieben Unterneh- Geschichte des Unternehmens an der Spitze der Genos- merinnen aus der Deutschschweiz und der Romandie vor, senschaft. Bestens vernetzt ist sie erfolgreich in einer die ihre Firma selbst gegründet oder sie von ihren Eltern Branche, in der traditionell vor allem Männer anzutreffen übernommen haben. sind, der Baubranche. Zum Beispiel Cécile Berther (Seite 13): Noch nicht ganz 30-jährig übernahm sie 2016 das Familienunternehmen Patrizia Herde Berther Büromöbel GmbH von ihrem Vater. Bereut hat sie Corporate Communication 3
W WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU IR pr om o EXKLUSIV-ANGEBOT Top-Qualität für die kommende Grillsaison! 1490 C HW Ein exklusives, erstklassiges Grillsystem mit leis- 100% WIR tungsstarken Brennern, die garantiert jedes Mal zünden. Dazu eine intelligente Verbindungsmög- lichkeit mit der iGrill-3-Technologie – und für Ihre Sorgenfreiheit: eine Garantie über 10 Jahre von Weber auf alle Teile des Grills. Weber Genesis® II E-315 GBS Black für 1490 CHW inkl. Zubehörset im Wert von 74 CHF! Jetzt direkt im WIRmarket bestellen: wir.ch/wirpromo Der Grill mit dem exklusiven Hochleistungsgrill- system GS4 besteht aus vier Hauptkomponenten: • Infinity-Zündung Produktdetails: • Drei Edelstahlbrenner Abmessungen (B x H x T) 150cm, 150cm, 74cm; • Flavorizer®-Aromaschienen Gewicht 64 kg; Leistung: 11,43 kWh • Fettauffangsystem KOSTENLOSE ZUSATZLEISTUNGEN: Zubehörset: grosser Gemüsekorb und Features: Dreifach-Grillbürste, beides aus Edelstahl. Grillrost und Deckel des Gourmet-BBQ-Systems Nach Wunsch: Heimlieferung und Montage. aus porzellanemailliertem Gusseisen, eingebau- tes Deckelthermometer, regelbare Brennerventile, Angebot gültig solange Vorrat Edelstahlhitzereflektoren. WIRpromo auf WIRmarket Vanoli AG Thalwil: Ihr führender Schweizer Anbieter von Weber Grill und Zubehör Neben dem kompletten Weber-Grillsortiment Jedes Quartal bieten wir Ihnen in führt Vanoli auch eine Grillschule mit Coach und Zusammenarbeit mit einem WIR-Teil- Grillmeister Andi Stüssi. nehmer eine exklusive WIRpromo für den Privatbedarf: wir.ch/wirpromo Firmenevents und Teilnahme an Grillkursen werden zu 100% WIR angeboten! Den detail- Sie profitieren dabei jeweils von einem lierten Eventkalender finden Sie auf der Webseite. interessanten Spezialpreis in WIR. Bestellen können Sie den Artikel direkt Vanoli AG auf dem WIRmarket. Gotthardstrasse 49 8800 Thalwil Tel: 044 720 05 85 Haben Sie Fragen zum WIRmarket? Sie erreichen uns unter 0800 947 944 Mail: info@vano.li von Montag bis Freitag, von 7.30 bis www.vano.li 18.00 Uhr, oder per E-Mail an info@wir.ch www.grill-online.ch Wir sind gerne für Sie da. 4 4
März 2020 Inhalt Seite 10 Seite 28 Frauen verdienen weniger, leisten mehr unbe- Geballte Frauenpower: In Romanshorn führt zahlte Arbeit und haben geringere Karriere- Nadine Tschumi das Modefachgeschäft Dalmi – chancen. Der landesweite Frauenstreik vom mit Unterstützung ihrer vier Mitarbeiterinnen. 14. Juni 2019 hat diese Diskrepanz wieder in den gesellschaftlichen Fokus gerückt. Pünktlich zum Internationalen Frauentag am 8. März erläutert Leila Straumann, Leiterin Abteilung Gleichstel- lung von Frauen und Männern Basel-Stadt, was der Streik bewirkt hat und was noch zu tun ist. Seite 13 Nach einem Umweg übernahm Cécile Berther von ihrem Vater die Berther Büromöbel GmbH in Rubigen. Ein Schritt, den sie nicht bereut. 6 Kurznews 22 Wie man das digitale Leben 36 500 CHW geschenkt! der KMU vereinfacht Ihre Gutschrift für Inserate 8 WIR-Gastro-Aktion Esha Indani – Abilect und Werbung Ristorante La Rotonda, Jonen, und Restaurant du Village- 25 Gesund und nachhaltig 38 Neue WIR-Teilnehmer Kashmir, Renens bauen Véronique Favre / Tanya Zein – 43 Willkommen im 10 «Rollenvorbilder sind zentral FAZ architectes WIR-Network für die Gleichstellung von Frauen und Männern» 28 «Mir ist der Mensch wichtig XX 91 Impressum Interview mit Leila Straumann und nicht seine Hülle» Nadine Tschumi – Dalmi Mode XX 92 Standorte der WIR Bank 13 Die Chance gepackt und Social Media Cécile Berther – 31 Inserateschlüsse Berther Büromöbel GmbH XX 93 WIR-Network-Adressen 33 CEO-Corner 16 «Männer sind die treusten Von VR-Präsidentin XX 96 Werbemöglichkeiten Kunden» Karin Zahnd Cadoux im WIR-Netzwerk Birgit Leutenegger – Pudol AG 34 Der Unternehmergeist XX 98 Inseratepreise 19 Coworking für KMU und die Frauen Valérie Morvan – Cosyup.work Kolumne von Karl Zimmermann 5
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU Swiss Indoors «Weltklasse-Tennis hautnah» im Jubiläumsjahr Kaum war der grenzenlose Jubel nach dem zehnten 2. April: Ticketverkauf startet Turniersieg von Lokalmatador Roger Federer an den Der Ticketvorverkauf für die Swiss Indoors 2020 startet Swiss Indoors in Basel verhallt, griff Turnierdirektor am Donnerstag, 2. April. Wer «King Roger» sowie weitere zum nächsten Superlativ: «Wir werden es zu einem Stars der Tennis-Weltrangliste nicht verpassen will, mel- einmaligen Ereignis machen», versprach er mit Blick det sich auf wir.ch am besten noch heute für den News- auf das 50-Jahr-Jubiläum, das 2020 auf dem Pro- letter der WIR Bank an. gramm stehen wird. Vom 24. Oktober bis 1. November fliegen dann die Bälle am drittgrössten Hallenturnier Weitergeführt wird selbstverständlich auch die Produkt- der Welt über den Center Court. partnerschaft mit dem WIR-Partner Swiss Indoors. So können spezifische Produkte aus den Bereichen Hospi- Wieder mit dabei: die WIR Bank. Bereits zum dritten tality (Kundenanlass) und Promotion mit einem WIR-An- Mal findet am Donnerstag, 29. Oktober, der Anlass teil von 25 Prozent bezahlt werden. Die Partnerschaft «Weltklasse-Tennis – hautnah!» im Kleinen Village der beinhaltet konkret die Bereiche Membercard im Firmen- «Joggelihalle» statt. Nebst Spitzensport und Hoch- sektor, VIP-Loge am Center Court und Tages- und Wo- spannung tauchen die Teilnehmenden in die einmali- chenlounge im Tennisdorf sowie Promotion (Anzeige im ge Atmosphäre eines exklusiven Events mit Netzwer- «Tennis Year Book» und Ausstellungsstand im Foyer). Der ken bei Snacks und einem Apéro dînatoire ein. Das WIR-Annahmesatz auf das spezifische Produktangebot Spezial-Package, das erneut zu 290 Franken (Zahlung beträgt 25 Prozent. Detaillierte Informationen ab Anfang mit 100 Prozent WIR möglich) angeboten wird, enthält April auf unserer Homepage sowie im WIRinfo. zudem einen nummerierten Sitzplatz in bester Kate- gorie am Center Court. Der Eintritt ist ab 12 Uhr mög- lich, Zutritt zum Kleinen Village ab 18 Uhr. Das Geschehen auf dem Center Court in der Basler St. Jakobshalle wird auch in diesem Jahr die Tennisfans begeistern. Foto: zVg 6
März 2020 KURZ KMU SWISS Forum NEWS Umbruch in Wirtschaft und Gesellschaft Genossenschaften «6G» für eine moderne Lösung Werner van Gent. Rein zahlenmässig erinnert es an den Kampf zwischen David und Goliath: Während die Schweiz weit über Werner Van Gent, der wohl bekannteste Auslandskor- 110 000 Aktiengesellschaften zählt, waren es 2019 nur respondent auf Schweizer Fernsehbildschirmen, ist ei- deren 8559 Genossenschaften. Doch diese machen ner der Protagonisten am KMU SWISS Forum, das am jetzt auf sich aufmerksam: Die «Idée Coopérative», 19. März 2020 im Kultur- und Kongresszentrum Trafo zu der auch die WIR Bank gehört, soll zum neuen in Baden über die Bühne geht. Der Titel seines Re- Kompetenzzentrum für alle Fragen und zum Netzwerk ferats zählt für die gesamte Veranstaltung: «Umbruch rund um Genossenschaften werden. Diese Rechts- in Wirtschaft und Gesellschaft». Die Teilnahmegebühr form treffe den Zeitgeist, wie Präsidentin Ursula Nold für die von Hugo Bigi moderierte Veranstaltung be- bei der Lancierung in Bern festhielt. «Das Genossen- trägt 450 Franken (exkl. MwSt., aber inklusive Essen schaftsmodell bietet sich als moderne, nachhaltige und Getränke). WIR-Teilnehmer profitieren von einem Lösung für mehr kooperatives Unternehmen an.» Die Rabatt von 20 Prozent – und zahlen den Restbetrag «Idée Coopérative» wolle zu mehr Selbstverantwor- mit einem WIR-Anteil von 30 Prozent. tung in Wirtschaft und Gesellschaft beitragen. Ausserdem wurde der erste «Genossenschaftsmoni- tor» (kostenlos auf www.ideecooperative.ch verfüg- bar) veröffentlicht, dessen Ergebnisse sich auf eine Umfrage bei über 170 teilnehmenden Genossen- schaften aus der ganzen Schweiz abstützt. «Wir sind überzeugt, dass Genossenschaften als Rechtsform ganz besonders für aktuelle Trends gewappnet sind und deutliche Vorteile gegenüber anderen Unterneh- mensformen haben», so Nold. Als zentrale Erkennt- nisse liessen sich die sogenannten «6G» ableiten: Genossenschaften bleiben Eidgenossen, praktizie- ren Zukunft heute, sind unverzichtbar, pflegen enge Benjamin Huggel. Beziehungen, sind frauenfreundlich und übernehmen Verantwortung. Nebst van Gent darf man sich auf den Sicher- heitsexperten Ivano Somaini («KMU im Visier von Gemäss Geschäftsführer Henrik Schoop soll die «Idée Cyber-Kriminellen»), auf das Konzernleitungsmitglied Coopérative» nicht nur zentrale Austauschstelle für der Deutschen Bahn Rolf Härdi («Digitale Transforma- grosse und kleine Genossenschaften sein, sondern tion eines öffentlichen Mobilitätsunternehmens») und selbst Daten und Wissen generieren und sich im politi- auf den ex-Fussballnationalspieler und Jungunterneh- schen Prozess für die Anliegen der Genossenschaften mer Benjamin Huggel («Umbruch bedingt High-Perfor- einsetzen. mance-Teams») freuen. Huggel ist übrigens auch Gast des nächsten WIR-KMU-Talks, der am 11. März live aus dem Basler Theater Teufelhof übertragen wird (via So- cial Media und auf «RegioTVplus» auf Swisscom TV). Das Forum startet um 8.45 Uhr. Die Teilnehmerzahl ist beschränkt, die Anmeldefrist läuft bis 16. März. WIR-Teilnehmer erhalten die Zugangsdaten für die Anmeldung über wir@kmuswiss.ch. 7
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU für Suzane Müller Kundenberaterin, WIR Bank «La Rotonda: In jeder Beziehung eine runde Sache.» Ristorante La Rotonda, Jonen Kreisverkehr oder Rundbau: was auf Deutsch trocken und Italianità findet sich nicht nur auf der Speisekarte, son- technisch tönt, klingt auf Italienisch wie der Titel eines dern auch in der Auffassung von Zusammensein: Abends Gedichts oder Gemäldes: la rotonda. Im aargauischen halten halten Therese Klimscha Hochstrasser und ihr Jonen treffen der einzige Kreisel und der einzige Rundbau Team das Restaurant ausdrücklich so lange offen, wie es im ansonsten streng linear gebauten Dorf am Chriesiweg Gäste hat. 1 im Ristorante La Rotonda zusammen. Hier ist der Treff- Im Säli haben 10 und in der Gaststube bis zu 50 Perso- punkt für jene, die sich erst noch entschliessen müssen, nen Platz – ideal für Gesellschaften –, und noch einmal so ob das von Küchenchef Franz Matt zubereitete Mittag- viele Gäste werden sich auf der grossen Sonnenterrasse oder Abendessen gutbürgerlich-schweizerisch oder doch einrichten können, sobald die Temperaturen es wieder er- lieber zwischen Pizza und Pasta angesiedelt sein soll. Die lauben. ● Daniel Flury WIR-Gastro-Aktion Chriesiweg 1 8916 Jonen T 056 640 10 17 Unkompliziert und genussvoll WIR ausgeben – ristorante-larotonda.ch das ist täglich im Gastro-Bereich möglich. Wir info@ristorante-larotonda.ch stellen deshalb in einer Serie laufend Restaurants WIR-Annahmesatz: 50% vor, die neu im WIR-Netzwerk vertreten sind. Alle Lokale finden Sie zum Beispiel so: wirmarket.ch Mo–Fr: 08.00–14.00 und 17.00– so lange es Gäste hat > WIR-Teilnehmer > Gastronomie. Die Auswahl kann Sa: 17.00– so lange es Gäste hat auf Kantone oder Orte beschränkt werden. So/Feiertage: Ruhetag/geschlossen (ab 20 Personen auf Anfrage geöffnet) 8
März 2020 Rest. du Village-Kashmir, Renens Im «Village-Kashmir» im Zentrum von Renens fühlt man raschung: Gruppen von mindestens zehn Personen er- sich wie ein Maharadscha oder eine Maharani. Sowohl halten eine Flasche Champagner gratis aufgetischt. das edle Interieur wie die reichhaltige Auswahl an in- dischen und pakistanischen Spezialitäten lassen keine ● Daniel Flury Wünsche offen: Im Tandoor-Ofen zubereitete Gerichte, Geflügel, Lamm und Meeresfrüchte oder Kofta-Curry Rue de la Paix 25 (Fleischbällchen mit Zitronensaft, Ingwer und Korian- 1020 Renens der) oder Auberginen-Beignets verwöhnen den Gaumen T 021 636 04 76 ebenso wie eine grosse Auswahl an europäischen, kali- restaurant-kashmir.ch fornischen, südamerikanischen und natürlich indischen info@restaurant-kashmir.ch Weinen. Von Montag bis Freitag (mittags) wird neben WIR-Annahmesatz: 100% den Speisen auf der Karte auch ein reichhaltiges Buf- fet angeboten, freitags und samstags (abends) unter- Mo–Fr: 11.00–14.30 und 18.00–22.30 malt von indischer Musik. Das «Village-Kashmir» bietet Sa: 18.00–23.00 Platz für bis zu 120 Personen und ist damit z. B. auch für So: geschlossen Hochzeitsfeiern geeignet. In der täglich geöffneten Bar wartet übrigens jeweils Bar: Mo–Sa: 07.00–23.00 am Dienstag und am Mittwoch eine besondere Über- So: 08.00–20.00 Keren Brandt Kundenberaterin, WIR Bank «Eine kulinarische Reise auf einen anderen Kontinent.» 9
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU Leila Straumann «Rollenvor- bilder sind zentral für die Gleich- stellung von Frauen und Männern» Frauen verdienen weniger, leisten mehr unbezahlte Arbeit und ha- ben geringere Karrierechancen. Der landesweite Frauenstreik vom 14. Juni 2019 hat diese Diskrepanz wieder in den gesellschaftlichen Fokus gerückt. Pünktlich zum Internationalen Frauentag am 8. März erläutert Leila Straumann, Leiterin Abteilung Gleichstellung von Frauen und Männern Basel-Stadt, was der Streik bewirkt hat und was noch zu tun ist. 10
März 2020 scher Ebene waren die Parlamentswahlen im Herbst ein enormer Erfolg. Im Nationalrat stieg der Frauenanteil auf 42 %. In der Zivilgesellschaft formierte sich eine breite Bewegung, die sich auch nach dem 14. Juni für unter- schiedlichste Gleichstellungsthemen stark macht. In der Schweiz ist die klassische Unterteilung in Männer- und Frauenberufe noch immer sehr aus- geprägt. Ein Beispiel: Nur 7 % der Lehrpersonen in basel-städtischen Kindergärten sind Männer. Die Harvard-Professorin Iris Bohnet sagt, es brauche allem voran Rollenvorbilder. Stimmen Sie ihr zu? Absolut. Rollenvorbilder sind zentral für die Gleichstellung. Was in der Kindheit um uns herum passiert, prägt unsere Vorstellungen. Für Kinder und Jugendliche ist es wichtig zu erleben, welche Möglichkeiten Frauen und Männer im Erwerbsleben haben. Buben müssen sehen können, dass es funktioniert, wenn Männer als Kindergärtner oder Pfle- ger arbeiten. Und für Mädchen ist es wichtig zu sehen, dass Frauen als Physikerinnen oder Ingenieurinnen tätig sind. In der Schweiz bewegt sich bei den geschlechts- atypischen Berufen leider sehr wenig. «Für Kinder und Jugendli- che ist es wichtig zu erleben, welche Möglichkeiten Frauen und Männer im Erwerbsleben haben.» Woran liegt das? Die Schweiz ist ein privilegiertes Land. Hier war es lange möglich, eine Familie mit einem Einkommen zu ernähren. Das verändert sich zusehends. Familie ist bei uns auch eher eine private Angelegenheit. Selbst wenn der Staat vieles tut – etwa im Bereich der Kinderbetreuungsange- bote – ist unsere gesellschaftliche Struktur so angelegt, Foto: Nils Fisch dass vorwiegend eine Person die Betreuung übernimmt und den Haushalt regelt. Diese Struktur ist an das klassi- sche Rollenverständnis der 1960er-Jahre gekoppelt. Bereits beim Eintritt in den Schweizer Arbeitsmarkt Leila Straumann, am Frauenstreik nahmen im letz- verdienen junge Männer bei identischer Ausbildung ten Jahr Hunderttausende teil. Das Grossereignis und Qualifikation 4–5 % mehr als junge Frauen. Wie hat weite Teile der Gesellschaft zu einem vertieften erklärt sich diese Differenz? Nachdenken über die Gleichstellung bewegt. Was Sie weist primär auf eine Lohndiskriminierung hin. Ent- hat der Streik darüber hinaus konkret bewirkt? scheiden Unternehmen rational, gehen sie davon aus, Bereits im Vorfeld wurde das Thema verstärkt in den Me- dass junge Frauen bald wieder aussteigen, um eine Fami- dien und in der Politik diskutiert. Auslöser war die «#Me- lie zu gründen. Frauen im gebärfähigen Alter haben hier Too-Debatte». In deren Folge engagierten sich nicht nur eine Hürde, die nicht sein darf. Handkehrum benachteiligt Frauen, sondern auch Männer aus allen Schichten und das System bei der Familienplanung auch die Männer. In jeglichen Alters für den landesweiten Streik. Auf politi- der Schweiz haben Frauen Anrecht auf 14 Wochen Mut- 11
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU «Unser Alltag würde ohne die unbezahlte Care-Arbeit, die überwiegend Frauen leisten, schlicht nicht funktionieren.» terschaftsurlaub. Männer erhalten in der Regel einen Tag zieren, um mehr Zeit mit den Kindern verbringen oder An- Vaterschaftsurlaub. gehörige pflegen zu können, passt das ins Rollenbild. Will Zudem ist das Gehalt auch Verhandlungssache. Frauen ein Mann sein Pensum aus den gleichen Gründen verrin- müssen ihren Lohn besser verhandeln. gern, entspricht es nicht dem klassisch männlichen Bild. Der Anteil Männer in Teilzeitjobs ist zwar zunehmend. Ob im Haushalt, bei der Erziehung oder der Pflege Männer müssen aber nach wie vor mehr argumentieren von Angehörigen – gemäss einer aktuellen Studie der und Lösungen präsentieren, wenn sie ihr Pensum redu- Hilfsorganisation Oxfam leisten Frauen einen immen- zieren wollen. sen Anteil an unbezahlter Arbeit. Weltweit sind es 12 Milliarden Stunden pro Tag. Erhielten Frauen dafür einen Mindestlohn, resultierte jährlich ein Gegenwert «Männer haben es in jedem von über 11 Billionen US-Dollar. In der Schweiz bezif- fert sich der imaginäre Lohn für 9,2 Milliarden Stunden Fall noch immer schwerer, Gratisarbeit auf 408 Milliarden Franken. Welche Fol- gen zeitigt unbezahlte Arbeit für betroffene Frauen? eine Teilzeitstelle zu finden.» Sie arbeiten deutlich häufiger in niederprozentigen Teil- zeitjobs, verfügen über ein geringeres Einkommen und Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind gleicher- somit über weniger Pensionskassenkapital. Im schlimms- massen gefragt. Was kann jede einzelne Frau bzw. ten Fall führt das in die Altersarmut, von der auch haupt- jeder einzelne Mann im Alltag tun, um die Gleichstel- sächlich Frauen betroffen sind. Des Weiteren sind ihre lung zu fördern? Karrierechancen klar eingeschränkt. Fakt ist: Kinderbe- Zum einen Politikerinnen und Politiker wählen, die sich treuung, Hausarbeit und Angehörigenpflege sind nicht für diese Themen einsetzen. Zum anderen können wir nur gesellschaftlich und volkswirtschaftlich beson- unser ganz persönliches Rollenverständnis überprüfen. ders wertvoll. Unser Alltag würde ohne die unbezahlte Welches Vorbild sind wir unseren Kindern? Erzählen wir Care-Arbeit, die überwiegend Frauen leisten, schlicht ihnen, dass Frauen in der Schweiz erst seit 1971 stimm- nicht funktionieren. berechtigt sind? Sprechen wir mit ihnen über die Gleich- stellung? Welche Rollenbilder vermitteln die Märchen, die Selbst wenn Frauen Karriere machen möchten, sind wir ihnen vorlesen? Und schliesslich kann auch jede und ihre Chancen geringer. So liegt der Frauenanteil in jeder schauen, wie die bezahlte und die unbezahlte Arbeit den Verwaltungsräten der 100 grössten Schweizer in der eigenen Familie verteilt ist. Unternehmen und in Geschäftsleitungen bei 21 % bzw. 9 %. Braucht es eine Frauenquote? ● Interview: Katja Muchenberger Die Frauenquote ist bei der Revision des Aktienrechts ein Thema. Ich denke, langfristig ist sie nicht die Lösung. Aber sie ist ein gutes Instrument auf dem Weg zur Gleich- stellung. Via Volksentscheid von 2014 wurde im Kanton Basel-Stadt in den Verwaltungsräten staatsnaher Betrie- be eine Frauenquote von mindestens 33 % eingeführt. Aktuell liegt der Frauenanteil bei 47,8 %. Mit anderen Wor- ten: Sucht man qualifizierte Frauen, findet man sie auch. Basel geht mit familienfreundlichem Beispiel voran Viele Unternehmen haben Vorbehalte, wenn es darum geht, für Frauen wie auch für Männer in Führungspositionen Teilzeitstellen zu schaffen. Sind Die «Familienfreundliche Wirtschaftsregion Basel» diese Vorbehalte berechtigt? sensibilisiert und unterstützt Arbeitgebende bei Das Arbeitspensum ist ausschlaggebend. In einer Füh- der Umsetzung von betrieblichen Massnahmen für rungsposition 50 % zu arbeiten, ist eine enorme Heraus- eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. forderung. Mit einem Pensum von 70 oder 80 % oder dem Zugleich dient das Programm der Abteilung Gleich- Top-Sharing-Modell sind Führungspositionen durchaus stellung von Frauen und Männern Basel-Stadt als machbar. Natürlich braucht es die Bereitschaft aller Be- Plattform. Es fördert den Austausch und die Vernet- teiligten, sich darauf einzustellen. zung von privaten und öffentlichen Arbeitgebenden, Wirtschaftsverbänden und Verwaltungsstellen. Ist es für Männer komplizierter, einen Teilzeitjob zu finden? Detaillierte Infos finden Sie unter Männer haben es in jedem Fall noch immer schwerer, eine www.familienfreundliches-basel.ch Teilzeitstelle zu finden. Möchte eine Frau ihre Arbeit redu- 12
März 2020 Cécile Berther 13 13
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU Cécile Berther führt das Büromöbel-Unternehmen in dritter Generation. Fotos: Foto Frutig Die Chance gepackt Nach einem Umweg übernahm Cécile Berther von ihrem Vater die Berther Büromöbel GmbH in Rubigen. Ein Schritt, den sie nicht bereut. Wir schreiben das Jahr 1968, als Edwin und Bruno Berther ihre Karriere bei einer grossen Wirtschaftsprüfungsfirma. im Berner Sulgenbach-Quartier eine Dreizimmerwohnung «Ich wollte sehen, was es sonst noch gibt, herausfinden, mieten. Aus Norwegen hat das unternehmerische Vater- was mir entspricht», erklärt sie den beruflichen «Umweg». Sohn-Duo 100 Stück eines Bürostuhls importiert – und Nach einigen Jahren beschlich sie aber immer mehr das legt damit den Grundstein für ein florierendes Familien- Bedürfnis, etwas selbst zu gestalten. Es machte sich wohl unternehmen. Die Wohnung dient als Showroom, Lager das Unternehmerblut bemerkbar, das in ihren Adern floss. und Büro zugleich. Heute, ein halbes Jahrhundert später, Der Vater – schon nahe am Pensionsalter – hielt bereits befindet sich die Berther Büromöbel GmbH in Rubigen, die Augen nach einer möglichen Nachfolge für sein Büro- einem beschaulichen Ort mit Dorfcharakter auf halbem gestaltungsunternehmen offen. Da hiess es «wenn, dann Weg von Bern nach Thun. Aus dem einen Stuhlmodell ist jetzt» und Cécile Berther packte die Chance. ein Sortiment aus zig Büromöbeln geworden, aus dem 1-Zimmer-Showroom eine 280 m2 grosse Ausstellungs- Vater als Ratgeber fläche. Und geführt wird das Familienunternehmen – auf Zwei Jahre lang arbeitet Cécile Berther eng mit ihrem Va- Edwin Berther folgte 45 Jahre lang sein Sohn Bruno – seit ter zusammen, profitiert dabei von seiner jahrzehntelan- mittlerweile vier Jahren von Cécile Berther, der Enkelin gen Erfahrung und lernt Abläufe und Wesen des Unter- des Gründers. nehmens kennen. 2016 übernimmt sie, noch nicht ganz 30-jährig, das Geschäft, kümmert sich seither als Inhabe- Dabei war Cécile Berther lange Zeit gar nicht an einem Ein- rin um die Planung und die Finanzen, steht für Beratung, stieg ins Familienunternehmen interessiert. Die gebürtige Verkauf und Akquise aber auch im direkten Kundenkon- Bernerin absolvierte ein Wirtschaftsstudium und begann takt. Die Übergabe sei ein langer Prozess gewesen, bei 14
März 2020 dem eine offene und häufige Kommunikation zwischen Vater und Tochter den Schlüssel zum Erfolg darstellte. Sie ist froh und dankbar, den Vater nach wie vor um Rat und Unterstützung fragen zu können, gerade in Sachen Planung und Strategie. «Das Geschäft läuft gut, wir sind sehr zufrieden», lässt es sich Cécile Berther über den Geschäftsgang entlocken. Der Konkurrenz – etwa grossen Möbelhäusern und dem Online-Handel – begegnet die Berther Büromöbel GmbH mit ihrer Kernkompetenz: dem Rundumservice. «Unsere Kunden sind vor allem KMU, aber auch Privatpersonen», erzählt die Inhaberin. Dank dem WIR-Netzwerk sind ihre Büroeinrichtungen weit über die Region hinaus zu finden. Exotin im Chefsessel Als Frau im Chefsessel eines Schweizer KMU gehört Cécile Berther einer Minderheit an. «Ich bin schon sehr unüblich in meiner Position», bestätigt die 33-Jährige. Das ist ihr spätestens beim ersten Besuch einer Bran- chen-Tagung bewusst geworden. «Von 93 Teilnehmenden waren wir zwei Frauen», lässt sie Revue passieren. Die Branche sei aber im Wandel. Nun seien es an derselben Tagung «schon etwa zehn», ergänzt sie schmunzelnd. Von negativen Erlebnissen oder Benachteiligungen weiss Cécile Berther deswegen nicht zu berichten. «Ich erfahre viel Wohlwollen und Unterstützung aus dem Umfeld der Firma, etwa von Lieferanten oder langjährigen Kunden.» Und führt aus: «Ich denke die Leute freut es, dass das Unternehmen in der Familie geblieben ist, und nun auch in dritter Generation von einer ‹Berther› geführt wird.» Auch wenn sie keine Nachteile oder Hürden verspürt, Anekdoten hat Cécile Berther dennoch: An Messen käme es ab und zu vor, dass Interessierte auf der Suche nach dem «Chef» in erster Linie auf den (männlichen) Aussen- dienstmitarbeiter, danach auf die Mitarbeiterin mittleren Cécile Berther mit Aussendienstmitarbeiter Tomas Ledvina. Alters, und erst zuletzt auf die junge Frau zugingen. Übel nimmt sie das niemandem. «Ich weiss ja, dass keine böse Absicht dahintersteckt», erklärt sie ihre Haltung. Solche Rollenbilder, meint sie, seien halt einfach immer noch Berther Büromöbel GmbH sehr stark in der Gesellschaft verankert. 1968 von Edwin und Bruno Berther in Bern gegrün- Frauen nicht bevorzugen, aber auch nicht det, hat sich das Unternehmen nach und nach zu benachteiligen einem bekannten, regional vernetzten KMU entwi- Darauf angesprochen, ob sie im eigenen Unternehmen ckelt. Der vollumfängliche Service in der Gestaltung versuche Frauen zu fördern, weiss Cécile Berther eine und Einrichtung von Büroräumlichkeiten, Konferenz- klare Antwort: «Ich möchte diejenige Person einstellen, und Werkstatträumen steht im Zentrum der Berther die am besten zum Job passt.» Das habe nichts mit dem Büromöbel GmbH; Von der Beratung über die Pla- Geschlecht zu tun. Aber: «Gleichzeitig ist es mir enorm nung bis hin zur Lieferung und Montage durch haus- wichtig, eine Frau niemals zu benachteiligen. Gedanken eigene Monteure erhält der Kunde alles aus einer dazu, ob eine potenzielle Mitarbeiterin vielleicht bald Hand. Heute wird das Familienunternehmen in der Kinder haben möchte, haben bei meinen Überlegungen dritten Generation von Cécile Berther geführt und schlicht keinen Platz. Das wäre nicht fair.» beschäftigt sieben Mitarbeitende. ● Anita Suter 15
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU Birgit Leutenegger 16 16
März 2020 «Männer sind sehr treue Kunden» Putzen ist nicht jedermanns Sache. Ausgerüstet mit den richtigen Hilfsmitteln von Pudol erscheinen das staubige Büro, das schmutzige Bad, der von Moos befallene Gehweg oder das von Tausenden von Meilen gezeichnete Düsentriebwerk aber in einem anderen Licht. Birgit und Roland Leutenegger verkaufen so wenig Chemie wie nötig, um das perfekte Resultat zu erreichen. Nur Mädchen? Wo bleibt der Stammhalter und Nach viel früher als viele andere haben wir die Konsequenzen folger? Mit solchen Fragen sah sich Birgit Leuteneggers aus der Tatsache gezogen, dass die Teilnahme an einer Vater Elmar Keller, 1972 Gründer der Pudol Chemie AG, Messe immer mehr Kosten und immer weniger Einnahmen lange Zeit konfrontiert. Aus der Fassung bringen liess er bedeutete», so Birgit Leutenegger. Parallel zum Abbau der sich nicht, «Schwiegersöhne kommen von allein», lautete Messepräsenz wurde der Aufbau eines OnlineShops auf seine Devise. «Wir wurden von modernen Eltern zu star pudol.ch forciert, der heute ein wichtiges Standbein ist und ken Frauen erzogen», sagt Birgit Leutenegger heute und zuverlässig Neukunden aus allen Sparten und Branchen ist stolz darauf, dass nicht nur ihr Sohn, sondern auch ihre generiert. Dies nicht zuletzt dank dem Knowhow in Digital beiden Töchter aus demselben Holz geschnitzt sind: «Es Marketing der ältesten Tochter, die nicht abgeneigt ist, das sind starke Frauen, die wissen, was sie wollen.» Unternehmen einmal in dritter Generation zu übernehmen. Selbstständige Unternehmerin war Birgit Leutenegger Die Portionierung und das Abfüllen der verschiedenen aber nicht von Anfang an. Als Sachbearbeiterin bei der Chemikalien übernehmen vorläufig aber noch Birgit und Schweizer Rück lernte sie den Umgang mit Zahlen und Roland Leutenegger. Die Substanzen werden einerseits Versicherungen. Die Übernahme des elterlichen Geschäfts von der deutschen Pudol Chemie GmbH fertig bezo und ein Neubau der Geschäftsräumlichkeiten ergaben gen, andererseits nach Rezepten gemischt, die Birgit sich 2005, als die Bankenbranche, in der ihr Mann Roland Leuteneggers Vater – «ein Bündner Bauernsohn und Tüft Leutenegger als Finanzanalyst tätig war, einen Umbruch ler» – selbst entwickelt hat. Dazu gehört ein zu 100 % durchmachte und schliesslich in die Finanzkrise schlitterte. natürlich abbaubarer Fassadenreiniger – «man könnte In den 15 Jahren seit dem Kauf der Firma haben Leuteneg ihn trinken!» –, ein Systempflegeprodukt, das universell gers nicht das Angebot, aber die Ausrichtung der Pudol AG einsetzbar ist, Antistatikprodukte und ein PrivateLa geändert. Als Messeunternehmen gegründet, ist die Firma belProdukt, auf das auch eine grosse Augenoptikkette heute nicht mehr an 30, sondern nur noch an zwei Mes setzt. Abnehmer sind Gewerbetreibende, Grossfirmen sen mit Putzmitteln (pudol.ch und wirmarket.ch > Pudol) wie die Swiss, die öffentliche Hand und Private, die an sowie Traubenkernkissen (globomat.ch) vertreten: an der den Messen, direkt am Firmensitz in Schaffhausen oder Basler und an der Luzerner Herbstmesse. «Wahrscheinlich über Wiederverkäufer wie Drogerien, Warenhäuser und 17
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU Haushaltswarengeschäfte Pudol-Produkte einkaufen. Eine sehr treue Kundenkategorie sind übrigens Männer: «Wenn sie zu Hause ausziehen, erhalten sie von der Mutter die bewährten Pudol-Produkte in die Hand gedrückt, und dabei bleiben sie dann», lacht Birgit Leutenegger. Als Reak- tion auf dieses Phänomen haben Leuteneggers ein «First- Aid-Kit» zusammengestellt und ins Angebot aufgenommen. Es soll jungen Menschen und Familien den Einstieg in die Kunst des Putzens erleichtern. Massgeschneiderte Mengen und massgeschneiderte Lö- sungen – mit diesem Grundsatz setzt die Pudol AG mitunter grössere Konkurrenten schachmatt, deren Ziel es ist, Fir- menkunden den ganzen Jahresbedarf vor die Tür zu stellen. «Zu unserem Service gehört die Ausbildung des Putzperso- nals, denn mit der richtigen Anwendung verbunden sind bes- sere Resultate, niedrigere Kosten und das Vermeiden von negativen Auswirkungen auf die Gesundheit oder Umwelt», so Roland Leutenegger. Wobei zu unterstreichen ist, dass Hautkontakt bei den meisten Pudol-Produkten unbedenk- lich ist und grosser Wert auf Umweltverträglichkeit gelegt wird. So wird etwa in Handwerkerseifen kein Mikroplastik, sondern biologisch abbaubares Mais-Granulat als Abra- sivum verwendet. Und auch der beliebte Fassadenreiniger enthält unbedenkliche Schlämmkreide als Schleifmittel. Schon kleine Massnahmen können viel bewirken. Der Ein- satz von Schaumpistolen beispielsweise bildet einen kom- pakteren und effizienteren Auftrag als Sprühnebel, der zu- dem eingeatmet werden könnte. Was viele nicht wissen: Die Wirksamkeit eines Putzmittels nimmt weniger schnell ab als der Grad seiner Verdünnung zunimmt. Anders ausgedrückt: Die richtige Dosierung ist die halbe Miete, weil eine hohe Wirksamkeit auch bei grosser Verdünnung erhalten bleibt. Deshalb würden nur wertvolle Substanzen verwendet, die auf Verdünnbarkeit ausgelegt seien. Birgit Leutenegger: «Wer rechnen kann, kauft unsere Konzentrate und verdünnt nach seinen Bedürfnissen selber. Man fährt damit wesent- lich besser als mit derselben Menge eines bereits vorver- dünnten Konkurrenzprodukts.» Ausserdem sei es ein ökolo- gischer Unsinn, wenn der Produzent Wasser hinzufüge: «So wird sinnlos Wasser von A nach B transportiert!» Neben Nachhaltigkeit ist Transparenz ein wichtiges Element der Pudol-Firmenphilosophie. Nicht selbstverständlich in ei- ner Branche, in der auch mit den Sinnen gespielt werden kann. Birgit Leutenegger: «Nehmen wir die Duftreinigung, die sich vor allem in den Büros in Deutschland und zuneh- mend auch in der Schweiz einer gewissen Beliebtheit erfreut: Wenn der Raum frisch und sauber riecht, wird er auch als sauber empfunden – selbst wenn kaum geputzt wurde …» Es versteht sich von selbst, das Leuteneggers es sich leisten können, ihre Produkte nur leicht zu parfümieren. ● Daniel Flury Birgit und Roland Leutenegger. Fotos: Foto Frutig 18
März 2020 Valérie Morvan 19
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU Cosyup.work: Coworking für KMU Als Schöpfer von Arbeitsräumen hat Cosyup in Meyrin Cosyup.work lanciert, ein den Bedürfnissen der KMU angepasster Coworking- Space. Dieser zeichnet sich durch Funktionalität und hohe Qualität der Architektur und der Dienstleistungen aus. Besuch bei der Mit- begründerin Valérie Morvan. Kürzlich hat die Firma Cosyup, die sich der Begleitung solcher innovativer Firmen widmet, einen Diversifizie- rungsschritt unternommen, indem sie das erste «Prowor- king»-Zentrum der Schweiz, Cosyup.work in Meyrin, auf zwei Stockwerken des Handelszentrums Riantbosson Centre, eröffnet hat. Hochklassiges Coworking «Früher siedelten sich nur junge, unabhängige Erwerbs- tätige in Drittorten wie Coworking-Räumen an, um von einem dynamischen Berufsumfeld zu profitieren und da- bei auch ihre Kosten im Griff zu haben. Die Möbel in sol- chen alternativen Arbeitsräumen bestanden aus Paletten und rezyklierten Materialien. Heute wenden sich geteilte Arbeitsräume an andere, anspruchsvollere Persönlich- keiten»,sagt Cosyup-Mitgründerin Valérie Morvan. So ist das Proworking-Konzept geboren: Es liefert eine Antwort auf die Bedürfnisse der Firmen, in Bezug sowohl auf die Effizienz wie auch auf die Attraktivität für die Kunden und Valérie Morvan setzt auf den Wohlfühlfaktor. genauso wie für Talente. «Das Konzept hat sich schon in Paris oder in London bewährt, wo kleine wie auch grosse Firmen den Raum zur Nutzung teilen und das Ganze als Das Cosyup-Team, aufbauend auf etwa fünfzehn Jahren Dienstleistung nutzen», erklärt Valérie Morvan. Erfahrung im Bereich der Gründung und Einrichtung von Berufsräumen, legt ein ganz besonderes Augenmerk auf Ein Bürotag besteht aus den verschiedensten Tätigkeiten die Lebensqualität und das Wohlbefinden. Während die- und setzt einen Raum voraus, der sich für alle Arbeits- ser Zeit konnte das Team die Veränderungen in der Ar- typologien eignet. Cosyup.work bietet eine grosse Aus- beitswelt aus nächster Nähe mitverfolgen. Firmen, die ihre wahl an Räumen, um diesen Bedürfnissen gerecht zu wer- administrativen Flächen optimieren und die Effizienz ihrer den: «Pods» um sich auszutauschen, Ruhebereiche und Mitarbeiter maximieren möchten, integrieren den Begriff Sitzungszimmer, die vollständig und vielfältig ausgerüstet des Wohlbefindens in ihre Planung. So lässt sich der her- sind, Brainstorming, Lounge oder «agile» mit einer Einrich- kömmliche Arbeitsraum weiterentwickeln. tung, die zu 100 Prozent personalisiert werden kann. 20
März 2020 Cosyup.work bietet Coworking-Räume für höchste Ansprüche. Fotos: Edouard Curchod Zusätzlicher Raum Eine bewegliche Struktur, die sich den KMU anpasst Cosyup.work wendet sich sowohl an KMU wie auch an Cosyup.work hat es vorgezogen, sich in der Peripherie und Start-Ups, die höhere Ansprüche haben und die Valérie nicht im Zentrum Genfs niederzulassen. «Das Tram fährt in Morvan und ihr Team sehr wohl verstehen können. «Mitt- ein paar Dutzend Metern Entfernung vorbei und braucht lerweile ist die Qualität des Arbeitsumfelds ein wichtiger nur eine Viertelstunde, um den Bahnhof zu erreichen. Das Kennwert, um Talente anzuziehen. Während ein herkömm- Autobahnkreuz Meyrin ist fünf Minuten entfernt, und mit liches Coworking-Zentrum 300 m² Raum für 70 Personen einem Pendelbus kommt man zum Flughafen. Ausserdem bietet, sind es bei uns eher 1000 m² für 70 bis 80 Perso- verfügen wir über ein Parkhaus.» So kann Cosyup.work nen.» in der Peripherie ansässige Unternehmer zufriedenstellen – die sich nicht unbedingt täglich im Verkehrsstau wieder- Solche Firmen wollen ihre Kunden und Partner unter bes- finden möchten –, aber auch KMU, deren Firmensitz in an- ten Bedingungen empfangen: moderne Infrastrukturen, deren Kantonen liegt. Orte hoher Qualität. Zudem wird das Raumempfinden auch durch die unverbaubare Aussicht auf die Alpen, den «Der Vorteil unserer Lösung liegt auch in ihrer Flexibilität. Jura und den Flughafen unterstützt, ohne jegliche Lärm- Ein KMU mit anfangs fünf Mitarbeitern verfügt, sobald emission. es mehr Personal einstellt, über zusätzliche Arbeitsplät- ze, ohne einen entsprechenden bindenden Mietvertrag Das Zentrum wurde im letzten Herbst eröffnet. Die ers- abschliessen zu müssen.» Falls nötig kann das KMU das ten Kunden schätzen einen quasi hotelartigen Betrieb, Zentrum auch innert einem Monat verlassen. Eine solche der ihnen die Haushaltsarbeiten, die Verwaltung der Büro- anpassungsfähige «à-la-carte-Formel» entspricht der Re- utensilien, ja sogar die Versorgung der Cafeteria abnimmt. alität der heutigen KMU. Braucht eine Firma aus dem Kan- Ein solches Biotop interessiert auch Spezialisten für ad- ton Waadt in Genf ein Büro für einen Mitarbeiter, der dann ministrative Arbeiten, Buchhaltung, Kommunikation und nur zehn Tage pro Monat dort arbeitet und wo Kunden IT, die den anderen Nutzern des Zentrums kundennahe empfangen werden sollen? Für ein solches Bedürfnis gibt Dienstleistungen anbieten können. «Die Veranstaltungen, es eine Lösung. Eine andere Firma möchte ihren fünfzehn die den Coworkern und externen Firmen angeboten wer- Mitarbeitern personalisierte Arbeitsräume verschaffen? den, bieten die Gelegenheit, Synergien zu schaffen und Die Innenarchitekten von Cosyup sind an Ort und Stelle! dabei gleichzeitig möglichen Kunden unsere Einrichtungs- lösungen vorzustellen.» Das Hochqualitäts-Coworking für ein «cosy» Arbeits- umfeld in Meyrin hat schon ein Dutzend KMU überzeugt Das Zentrum dient somit auch als Showroom der Firma und schon heute zeichnet es sich ab, dass es sich hier um Cosyup. Dazu die Büromöbelspezialistin: «Wir wollten ei- eine echte Zukunftslösung handelt. nen Showroom, der eher Lösungen als Möbel vorstellt. Heute wird überall von Wohlbefinden am Arbeitsplatz ge- ● Vincent Borcard sprochen, doch dabei bleibt man immer sehr vage. Wir wollten unseren Kunden zeigen, wie ein anpassungs- fähiger, auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter ausgelegter Raum funktioniert. Ihrerseits kommen die Coworker in den Genuss von ergonomischen Möbeln höchster Qualität.» 21
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU Esha Indani 22
März 2020 Abilect: Wie man das digitale Leben der KMU vereinfacht Abilect bietet KMU ein digitales Umfeld, das diesen ermöglicht, sich besser an die Realität der Märkte anzupassen. Das für Grundbedürf- nisse der Unternehmen ausgelegte Angebot dieser Firma wendet sich nun auch anderen Bereichen zu. Nach ihrem Start in der waadtländi- schen La Côte plant Firmengründerin Esha Indani, sich auch in der Deutschschweiz zu entwickeln und zieht dafür auch eine strategische Partnerschaft mit der WIR Bank in Betracht. «Abilect wurde für die Erbringung von Dienstleistungen für Unternehmen konzipiert. Wir stellen KMU und unab- hängigen Berufsleuten ein Netzwerk möglicher Kunden sowie digitale Werkzeuge zur Verfügung, damit diese ihre Kundenbeziehungen online unterhalten, Kostenvoran- schläge erstellen, das Personalwesen, die Rechnungs- stellung, die Zahlungseingänge usw. verwalten können. All diese Tools bieten wir in der Schweiz den 330 000 KMU sowie mehr als 600 000 freischaffenden Profis an. Dies erlaubt es ihnen, so unabhängig wie möglich zu ar- beiten und sich voll dem Ausbau ihrer Kernaufgaben zu widmen», unterstreicht Esha Indani, Gründerin der Firma Abilect. Esha Indani: «Die hauptsächliche Leidenschaft Fotos: Die im Frühling 2019 gegründete Gesellschaft präsentiert junger Frauen meines Alters gilt der Nachhal- Edouard Curchod tigkeit, nicht nur im Umweltbereich.» sich hundertprozentig digital: ein einziger Schalter, an dem sich Angebot und Nachfrage treffen. Die Kunden ent- decken bei Abilect ein an ihre Bedürfnisse angepasstes digitales Ökosystem und damit die Werkzeuge, die ihren nehmen. Wir stellen Werkzeuge zur Verfügung, die das Le- digitalen Wandel vereinfachen. ben erleichtern sollen, und zwar nicht indem sie eine völlig neue Lösung bieten, sondern ganz einfach indem das Ar- Eine Gemeinschaft fördern beitsumfeld durch die Verbindung von herkömmlichen Me- Die Digitalisierung zwingt sich auf, denn sie bietet den Un- thoden und neuen digitalen Ansätzen verwandelt wird. Wir ternehmen einfache und schnelle Lösungen. «KMU haben sind weit mehr als ein einfacher digitaler Markt. Wir bilden in der Regel keine Zeit und auch nicht die Mittel, um stra- eine Gemeinschaft. Wir hören zu und nehmen die Bedürf- tegisch ins digitale Marketing zu investieren oder ihre Di- nisse unserer Dienstleister und unserer Kunden ernst.» gitalisierung einzuleiten», so Esha Indani. Allerdings sollen sich nicht einfach nur Algorithmen um alles kümmern. «Wir Expansion in die Deutschschweiz wollen eine Gemeinschaft entwickeln, deshalb sind wir da, Abilect hat ihre Tätigkeit letztes Jahr an der waadtländi- hinter der Plattform, und deshalb gehen wir zu den Unter- schen Côte aufgenommen, in verschiedenen Bereichen. 23
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU überlegen, weil die Anbieter hier Kunden finden, deren Be- dürfnisse exakt zu ihrem beruflichen Know-how passen.» Der andere Grund erklärt sich durch ihren Lebenslauf. «Ich bin in der Schweiz aufgewachsen. Ich habe die École In- ternationale de Genève absolviert und an der Universität Wharton in den Vereinigten Staaten studiert. Ich stamme aus einer Unternehmerfamilie (Anm. der Red.: die Grup- pe Indani), die mir sehr früh die Gelegenheit geboten hat, 2016 war Esha Indani als 18-Jährige die jüngste Teilnehmerin am verschiedene Aspekte der Geschäftswelt kennenzulernen. World Economic Forum. Dies seit dem Jugendalter und während meiner Studien- jahre durch Praktika in den Büros der Familie in China, Singapur und in der Ukraine. Am World Economic Forum Heute bietet die Plattform z. B. Immobilien-, Hospitali- 2016 war ich als 18-Jährige die jüngste Teilnehmerin. Ich ty- und Personal-Dienstleistungen an. Abilect erleichtert habe mich auch für die Arbeiten mehrerer grosser Unter- zum Beispiel Bauunternehmen die Suche nach Mitarbei- nehmer der 4. industriellen Revolution interessiert. Diese tern sowie nach geeigneten KMU für das Bauhaupt- und unterstreichen die Notwendigkeit, immer die Erwartungen Baunebengewerbe sowie für allgemeine Arbeiten. «Nach der Verbraucher in Betracht zu ziehen. Persönlich habe ich unserem Start in der Westschweiz planen wir gegenwärtig festgestellt, dass viele Firmen sehr leistungsstarke Produk- eine Expansion in die Deutschschweiz, wo wir zurzeit un- te entwickeln – high-tech, clean-tech, med-tech, block- ser Team vergrössern.» chain, künstliche Intelligenz usw. –, dass aber nur wenige über Lösungen für Unternehmen und Basisdienstleistun- Die Firma Abilect erachtet die Annäherung an die WIR gen nachdenken, die aber tagtägliche Herausforderungen Bank als zwangsläufig. Esha Indani spricht von einer «stra- und Bedürfnisse darstellen.» tegischen Partnerschaft», da sowohl die Fokussierung auf KMU wie auch die Bedeutung, die dem Netzwerkgedanken Unternehmergeist beigemessen wird, im Zentrum der Philosophie beider Un- Ihr Unternehmergeist ist beeindruckend. Fühlt sie sich ternehmen stehen. Deshalb kommen WIR-Kunden schon isoliert? «Man stellt eine Zunahme der Anzahl Unterneh- jetzt bei Abilect in den Genuss von Spezialbedingungen merinnen in verschiedenen Bereichen fest, inklusive im – die Firma verrechnet ihre Leistungen nicht, verlangt aber Technologiesektor. Die hauptsächliche Leidenschaft jun- eine Kommission auf den Aufträgen, die auf ihrer Plattform ger Frauen meines Alters gilt jedoch der Nachhaltigkeit, abgewickelt werden. nicht nur im Umweltbereich. Wir wollen ein nachhaltiges System aufbauen, das sich sowohl den heutigen wie auch Die Anmeldung ist kostenlos. Damit ein KMU jedoch ver- den zukünftigen Bedürfnissen anpassen und so unseren linkt wird, muss dieses gewisse Bedingungen erfüllen. «Mit Freunden, Familien und Gemeinschaften die besten Pro- auf dem Schwarzmarkt tätigen Firmen oder mit solchen, dukte und Dienstleistungen anbieten kann.» die nicht ordentlich versichert sind, wollen wir nicht zu- sammenarbeiten!» Auch ein Gespräch ermöglicht es, sich So ist Abilect entstanden. Nach einer Marktanalyse bei besser kennenzulernen: «Ein solcher Termin wird sehr ge- verschiedenen KMU an der waadtländischen Côte hat sich schätzt: Die KMU können so überprüfen, dass wir nicht nur die Studentin der Wharton University Pennsylvania für ein digital existieren! Und dass wir ganz konkret in ihrer Region Sabbatical entschieden, um ihr eigenes Unternehmen in anwesend sind. So können wir ihnen auch helfen, die Para- Chavanne-de-Bogis zu gründen. Für die Entwicklung wie meter ihres Kontos einzurichten und ihre Fragen beantwor- auch für die operative Leitung der Geschäfte hat sie einen ten. Wir bieten auch Kurse zu den digitalen Werkzeugen Consultant in Firmenstrategie eingestellt, nämlich die Fir- an. Allerdings sind diese nur selten notwendig, denn diese ma Kresh, die zur Indani-Gruppe gehört. Ihr KMU beschäf- Werkzeuge sind sehr einfach zu nutzen.» tigt heute ein Dutzend Mitarbeitende. In einem Jahr soll sie gegen hundert Mitarbeitende zählen. Letzten Herbst, Von Davos nach Chavannes-de-Bogis nach einigen Monaten Tätigkeit, verfügte Abilect schon Dass ein solches Bedürfnis besteht, hat sie aus zwei Grün- über Tausende von Dienstleistern und unterstützte unge- den erkannt. «Ich wohne an der waadtländischen Côte und fähr vierzig Firmen. Für die Gründerin ist das nur der Be- finde jede Woche Werbeflyer in meinem Briefkasten. Für ginn. Der Einbezug von neuen Tätigkeitsfeldern und später einen Sanitärinstallateur oder einen Elektriker ist es eher von neuen Landesteilen soll es ihrem Modell ermöglichen, schwierig, sich von Konkurrenten abzuheben. Alle haben seine Wirksamkeit und seine Anpassungsfähigkeit an die sie mehr oder weniger die gleichen Qualifikationen und bie- Erwartungen der KMU aufzuzeigen. ten praktisch identische Dienstleistungen an. Unsere Platt- form ist der Verteilung von Flyern an beliebige Haushalte ● Vincent Borcard 24
März 2020 Tanya Zein / Véronique Favre 25
WIRinfo Das Magazin für Schweizer KMU FAZ architectes: Gesund und nach- haltig bauen Das von Véronique Favre und Tanya Zein in Genf gegründete Architekturbüro FAZ architectes pflegt eine gesunde und nachhaltige Architektur. Sie fliesst auch in die Wettbewerbe ein, an denen das Büro teilnimmt. Zwei Vorhaben sind zurzeit in den Kantonen Waadt und Freiburg in Entwicklung. die in den Räumen, die wir entwerfen, leben oder arbeiten werden. Wir wollen auch, dass unsere Vorhaben sich in ih- rem Umfeld entwickeln können», erklärt Véronique Favre. Ihr in Genf angesiedeltes Atelier, zwischen Servette und dem Bahnhof, beschäftigt zehn Mitarbeiter (860 %). Ihre Mandate erhalten sie vor allem aus Wettbewerben. Ab ei- nem gewissen Betrag müssen öffentliche Körperschaften ihre Vorhaben öffentlich ausschreiben. Es gibt dabei ver- schiedene Modelle: offener Wettbewerb, auf Einladung, zeitgleicher Studienauftrag … – alle diese Verfahren inte- ressieren Véronique Favre und Tanya Zein: «Wir glauben ganz besonders an solche Verfahren, denn sie tragen zu einer hohen Qualität der Architektur bei, da sie den Ideen- austausch und die Lösungen verschiedener Teilnehmer fördern, ganz im Gegenteil zum Wettbewerb bei den Ho- noraren», so Tanya Zein. Überlegungen zur Schule von Riaz Die beiden Partner wählen die Wettbewerbe nach ver- schiedenen Parametern aus. Weil sie die Thematik inte- ressiert, haben sie an mehreren Wettbewerben zum Bau von Schulen teilgenommen. Die Primarschule, die FAZ architectes zurzeit in Riaz in der Nähe von Bulle baut, ist Véronique Favre. ein Auftrag, der sich aus einem 2017 gewonnenen Wett- bewerb ergab. Das Architekturbüro FAZ architectes wurde 2016 von Véronique Favre und Tanya Zein gegründet. Die beiden Bei FAZ architectes gibt es immer mindestens einen lau- an der ETH ausgebildeten Architektinnen hatten schon fenden Wettbewerb; das ermöglicht es auch, immer aktiv zusammen in der Genferseeregion gearbeitet, und Tanya an die entsprechenden Themen zu denken. Zwei der ge- Zein hat auch in London ihre Spuren hinterlassen. Die Zu- genwärtig im Atelier entwickelten Vorhaben stammen aus sammenarbeit ergab sich aus ihrer gemeinsamen Sicht- gewonnenen Wettbewerben. Dasjenige von Riaz betrifft weise. «Wir wollen gesund und nachhaltig bauen für Leute, die Vergrösserung und die Renovierung einer Schule. «Ein 26
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