DER REMENSNIDER Die Zeitschrift für Herford und das Wittekindsland - Auf zum Berggarten auf den Langenberg - Geschichtsverein Herford
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Nr. 1/2 2021, 45. Jahrgang, Heft 148/149 www.geschichtsverein-herford.de DER REMENSNIDER Die Zeitschrift für Herford und das Wittekindsland 1 Auf zum Berggarten auf den Langenberg
Inhaltsverzeichnis Lars Oliver Gehring: Editorial 4 Bitte um E-Mail 5 Spenden für das archäologische Fenster 6 Digitales 6 Lars Oliver Gehring: Aktuelles zum archäologischen Fenster 7 Franziska Klinkert: Praktikantin beim Geschichtsverein 9 Christoph Laue: Verleihung der Pöppelmann-Medaillen 2021 10 Christoph Laue: Das Historische Jahrbuch 2022 20 Programm des Geschichtsvereins im 1. Halbjahr 2022 22 Mathias Polster: Beamtenpudding 24 Herforder Stadtgeschichte mit Mathias Polster 27 Programm der Herforder Gästeführer im 1. Halbjahr 2022 31 Impressum 35 Beitrittserklärung 36 Christoph Laue: Lechtermanns Quittungsbuch 38 Rainer B. Brackhane: Holland und Endebutt 42 Gerd Sievers: Der Langenberg? 57 Gerd Sievers: Wussten Sie, dass… 67 Angelika Bielefeld / Sabine Heese: Kinderseiten 70 Titelbild: Ansichtskarte und Werbung von Brockmanns Berggarten auf dem Langenberg (Foto: A. Nürnberger Herford), um 1910 (Ausschnitte), zum Artikel von Gerd Sievers, S. ??? 3
Wie gewohnt finden Sie darüber hinaus viele interessante Berichte und Themen. Um Ihnen auch künftig im Re- mensnider Informationen, Berich- te und Unterhaltung bieten zu können, stehen wir als Verein aktuell vor großen Herausforde- rungen. Zum einen freuen wir uns immer über Autor*innen, die Textbeiträ- ge, Aufsätze oder Bilder beisteu- ern können. Haben Sie Ideen Liebe Mitglieder und oder kennen Sie jemanden, Freunde des Vereins für der/die ein interessantes Thema bearbeitet, würden wir uns über Herforder Geschichte einen Kontakt sehr freuen. Viel- leicht haben Sie auch Lust, die Im September konnten wir nach Arbeit unseres Redaktionsteams 18 Monaten wieder mit unserem zu unterstützen? Vortragsprogramm starten. Über die hohen Besucherzahlen und Eine zweite Herausforderung die vielen anregenden Gespräche bringt eine bereits lange diskutier- und Diskussionsbeiträge an den te, jedoch bisher noch nicht bisherigen drei Terminen freue durchgeführte Veränderung mit ich mich ganz besonders, hatte sich. Der Druck und der Versand ich doch so als der „Neue“ die unserer Zeitschrift nehmen inzwi- Gelegenheit mit vielen von Ihnen schen einen wesentlichen Anteil ins Gespräch zu kommen. unseres Jahresbudgets in An- spruch. Mittel, die somit zur Fi- Auch für das erste Halbjahr 2022 nanzierung anderer Projekte und haben wir wieder ein interessan- Vereinsaktivitäten nicht zur Ver- tes und abwechslungsreiches fügung stehen. Programm zusammengestellt, das wir in diesem Remensnider Ich denke, ein dem ehemaligen vorstellen. Bundespräsidenten Gustav Hei- nemann zugeschriebenes Zitat 4
trifft es ganz gut: „Wer nichts ver- chen Sie mit als Autor*in, Ideen- ändern will, wird auch das verlie- geber*in oder in der Redaktion. ren, was er bewahren möchte.“. Bewahren möchten wir unsere Als Mitglied erhalten Sie wieder Vereinszeitschrift, verändern wer- das „Historische Jahrbuch für den den wir jedoch das Medium. Die Kreis Herford“ als Jahresgabe. nächste Ausgabe wird nicht mehr Bitte holen Sie die aktuelle Aus- im Druck, sondern rein digital als gabe 2022 (Bd. 29) bei der Buch- PDF-Dokument erscheinen. In handlung Otto, Höckerstraße, ab den letzten Jahren ist auf Mitglie- oder lassen Sie sich diese über derversammlungen diese Option unsere Geschäftsstelle zusenden. immer wieder diskutiert worden, in den vergangenen Monaten Ich hoffe auf Ihre Mitarbeit und haben wir uns in Vorstand und wünsche Ihnen viel Spaß bei der Kuratorium erneut intensiv mit Lektüre dieser Ausgabe. Werden den Argumenten für und wider Sie - falls Sie es noch nicht sein einer rein digitalen Erschei- sollten - Mitglied bei uns, damit nungsweise auseinandergesetzt. wir gemeinsam die Ziele und Letztlich können wir uns den Rea- Zwecke unseres Vereins umset- litäten wie Kostensteigerungen, zen können. aber auch Demographie und Mit- gliederentwicklung nicht ver- Ihr schließen. Übermitteln Sie mir gerne Ihre Meinungen und Reaktionen, ma- Eine Bitte… … an Mitglieder, Abonnenten und Leser*innen, die regelmäßig Infor- mationen von uns erhalten wollen: Bitte teilen Sie uns zur Kostenersparnis bei Versendungen Ihre E-Mail- Adresse mit. Bitte senden an info@geschichtsverein-herford.de . Spenden für das archäologische Fenster 5
Nach dem sehr erfolgreichen Start unserer Spendenkampagne freut sich der Verein nach wie vor über Spenden. Mit diesen „Visitenkarten“ informieren wir darüber. Wenn Sie Ihren Freund*innen und Bekannten auch eine solche Karte „zustecken“ wollen, können Sie diese bei der Geschäftsstelle anfordern. Service für digital-affine Mitglieder und Freund*innen Hier die QR Codes zum Herunterladen der App und zum Zugang auf un- sere Facebook und Internetseite: QR-Codes für die App Damenstift Herford (app-store und playstore) QR-Code zu Facebook QR-Code zur WWW-Seite des Geschichtsvereins 6
Aktuelles zum Projekt Archäologischen Fensters sowie des Städtischen Museums mitei- Archäologisches Fenster nander diskutiert und abgeglichen. Eine Grundlage bildete dabei das Von Lars Oliver Gehring inzwischen erweiterte Ausstel- lungskonzept von Professor Der aktuelle Blick auf den Münster- Matthias Wemhoff. kirchplatz zeigt es, der von uns für dieses Jahr erhoffte Baubeginn hat noch nicht stattgefunden. Auch in diesem Jahr mussten wir mit Ein- schränkungen durch die Pandemie leben, ebenso gab es einige plane- rische Herausforderungen. Schweres Gerät im Einsatz bei den Sondie- rungsarbeiten im Februar 2021 – eine massive Betonkonstruktion bedeck das Bodendenkmal Dieses Konzept hat auch die Be- zirksregierung in Detmold begeis- tert so dass eine Förderung aus Der Archäologe Christoph Storz, Archäologie am dem Programm „Heimat.Zeugnis“ Hellweg, bei Sondierungsarbeiten im Februar für den Ausstellungsbau in Aussicht 2021 gestellt wurde. Ein entsprechender Im Februar 2021 fanden Sondie- Förderantrag wird derzeit von der rungsgrabungen statt, um Informa- Stadt Herford vorbereitet. tionen für die Gründung der Ge- bäude zu erhalten. Dabei kam her- aus, dass die Bodendenkmäler mit einer teilweise massiven Betonde- cke überlagert sind – eine zusätzli- che Herausforderung für die künfti- ge Freilegung. Zusammen mit der Kultur Herford gGmbH haben wir die inhaltlichen Foto 3: Sondierungsgrabung an der Nordseite und pädagogischen Konzepte des der Münsterkirche 7
Begeistert sind auch viele Bür- ein Dankeschön für die vielen Dis- ger.Innen, wie uns die Reaktion auf kussionsbeiträge, die uns auf den unseren Spendenaufruf zeigt. Jede verschiedenen Wegen erreicht ha- Unterstützung und jede Spende ben. hilft, das freigelegte Bodendenkmal „Reichsstift Herford“ zum Leben zu Mit der Stadt Herford, der Dieter- erwecken und die großen Ge- Ernstmeier-Stiftung und der Ge- schichten unserer Stadt spannend meinde Herford-Mitte arbeiten wir und authentisch zu erzählen. auch weiterhin konstruktiv und ver- trauensvoll zusammen mit dem In den kommenden Monaten pla- gemeinsamen Ziel, die Geschichte nen wir einige Workshops mit Ko- des Frauenstifts Herford erlebbar operationspartnern zum inhaltlichen zu machen. Austausch, nehmen aber auch das Thema Namensgebung noch ein- mal auf. Dazu an dieser Stelle auch Aktueller Blick auf den Münsterkirchplatz (alle Fotos: Lars Oliver Gehring) 8
Franziska Klinkert rin ein Praktikum beim Geschichts- verein Herford im Bereich digitale Liebe Mitglieder, Freunde und Kommunikation und Veranstal- Freundinnen des Geschichtsver- tungsplanung begonnen habe. eins, Im Bereich der digitalen Kommuni- mein Name ist Franziska Klinkert kation werde ich in den kommen- und ich möchte mich hiermit kurz den Wochen und Monaten versu- vorstellen, da ich Anfang Oktober chen, neue Konzepte für den Ver- ein Praktikum beim Geschichtsver- ein zu erarbeiten, mit denen schon ein Herford begonnen habe. bestehende Kanäle verbessert und neue aufgebaut werden können, Ich bin in um neue Zielgruppen zu erreichen. Herford aufge- Eine weitere meiner Aufgaben wird wachsen es sein, im kommenden Jahr einen und für Workshop spezifisch für das archä- mein Stu- ologische Fenster vorzubereiten dium der und zu moderieren. Dabei sollen Kommu- Multiplikatoren der Region eingela- nikati- den werden, um über das archäo- onswis- logische Fenster zu sprechen und senschaf- mögliche erste gemeinsame Pro- ten und jekt-Ideen zu erarbeiten. Dieser Anglistik nach Essen gezogen. Workshop soll ein erster Grund- stein für künftige Kooperationen Auch wenn ich nicht mehr in des Archäologischen Fensters mit Herford wohne, bin ich dennoch unterschiedlichen Partnern sein. nach wie vor sehr interessiert an Projekten und Geschehnissen, die Ich freue mich auf die Arbeit in den die Stadt Herford betreffen. Daher kommenden Wochen und Monaten! kam es auch, dass, während der Falls Sie Ideen oder Anregungen Debatte rund um den Namen des haben, können Sie mich gerne je- Archäologischen Fensters, der derzeit kontaktieren! Vorstand des Geschichtsvereins und ich in den engeren Austausch Mit freundlichen Grüßen getreten sind. Durch eben diesen Franziska Klinkert Austausch kam es dazu, dass ich als Kommunikationswissenschaftle- Franziska.klinkert@stud.uni.due.de 9
Pöppelmann-Medaillen Seit Beginn wird das Gebäude als Konditorei und Café genutzt. Durch 2021 die baulichen Veränderungen in der Höckerstraße und seit der letzten Am 3. Oktober 2021 wurden im Überholung Mitte der 1970er Jahre Restaurant „Wohnzimmer die dies- entstandene Schäden hatte die jährigen Pöppelmann-Medaillen für Fassade ihren Glanz verloren. besonderes Engagement bei der Gestaltung und Bewahrung der Die Eigentümerfamilie hat nun die Herforder Baukultur verliehen. Fassade und die anderen bauli- chen Elemente liebevoll wiederher- Die Medaillen erhielten Jörg Kirsten gestellt und farbenfroh bemalen Herrig aus Reinbek für die Instand- lassen. Das Gebäude sticht jetzt setzung der Fassade des Hauses wieder besonders aus der Ge- Höckerstr. 1 und Lars Uhlen für die schäftsstraße heraus. für die Restaurierung der Villa Jahnstr. 6. Herr Jörg Kirsten Herrig und seine Familie haben sich damit um das Die Urkundentexte lauten: Stadtbild verdient gemacht.“ „Die Pöppelmann-Medaille wird Herrn Jörg Kirsten Herrig für die Instandsetzung der Fassade und des Daches des Geschäfts- hauses Höckerstr. 1 in Herford ver- liehen. Die Fassade des Geschäftshauses Höckerstraße 1 prägt seit der Er- bauung 1906 durch ihre besondere Jugendstilornamentik das Stadtbild in der Herforder Neustadt. Der reich dekorierte Erkervorbau und die Balkongitter sind nach wie vor Dokumente bürgerlichen Wohl- standes. Zusammen mit dem Nachbarhaus Neuer Markt 3 bildet das Gebäude ein bedeutendes städtebauliches Ensemble. Bauplan 1906 10
1946 deutsch-englische Lesehalle Blick in die Höckerstraße um 1910 1920er Jahre 1930erJahre 1950er Jahre 11
um 1980 Balkongitter 2021 2013 vor dem Abriss der Nebengebäude Details 2021 2015 erkennbare Schäden 12
Fassade 2021 13
Die Pöppelmann-Medaille wird zuletzt in den Besitz der Familie Herrn Lars Uhlen von Rechtsanwalt und Notar Gis- für die sach- und fachgerechte bert Münter, der hier auch seine Restaurierung der Villa Jahnstraße Kanzlei führte. 6 in Herford verliehen. Die Villa war „in die Jahre“ gekom- Die prägnante, toskanisch anmu- men und hatte viel von ihrem Reiz tende Villa an der Jahnstraße 6 war verloren. Herr Lars Uhlen hat sich weit über einhundert Jahre im Be- ihrer angenommen und sie sach- sitz der Fabrikantenfamilie Ernst- und fachgerecht wiederhergestellt, meier. die Bausubstanz gesichert und viele Details in alter Form restau- Der Erbauer Wilhelm Ernstmeier riert. Auch die neuen baulichen ergänzte das zunächst bescheide- Ergänzungen haben der Villa gut nere Haus vor dem Lübbertor mit getan, die nun wieder in altem der alten Hausnummer Stiftberg Glanz erscheint. 105, dann Stiftberger Straße 105, durch einen Turm. Durch die Erb- Herr Uhlen hat sich um das Stadt- folge in der Familie gelangte es bild verdient gemacht. 1892 auf dem Panorama-Bild Fotos zu diesem Beitrag: Frank-Michael Kiel-Steinkamp (Neue Westfälische), Eike Horstmann (Neue Westfälische), Kommunalarchiv Herford, Verein für Herforder Geschichte e.V. , Heidrun Münter, Anja Uphaus, Christoph Laue, Mathias Polster, Ullrich Richter, Lars und Matthias Uhlen 14
Nach 1895 1930er Jahre Erbauer Wilhelm Ernstmeier Vor der Erweiterung 1895 Der Garten nach 1895 15
1952 durch den britischen YMCA genutzt 2018 vor dem Umbau Im Umbau ab 2018 16
Nach der Fertigstellung 2021 17
Ullrich Richter erwähnte in seiner Würdigung des Engagements von Lars Uhlen auch den Umbau des Hauses Kurfürstenstraße 2, insbe- sondere den Neubau der Turm- haube. Das 1893 durch Ziegeleibesitzer Max Goldstein errichtete Ge- schäftshaus hatte über die Jahre 1905 mit Turmhaube zahlreiche verschiedene Nutzer. Die Haube auf dem Eckturm ging aus noch unbekannten Gründen schon in den 1920er Jahren verlo- ren. Lars Uhlen hat sie mit großem Aufwand wieder errichtet. Im Ge- bäude eröffnete er das Restaurant „Wohnzimmer“. Ca. 1925 ohne Turmhaube Die neue Schillerbrücke 1938 (alle: Kommu- nalarchiv) Bauplan 1893 18
Am 24. September 2020 wird die neue Turmhaube aufgesetzt (C. Laue) 19
Historisches Jahrbuch Einen Überblick über den Inhalt gibt das Editorial der Herausgeber: 2022 Liebe Leserinnen und Leser! Anfang Dezember ist das Histori- sche Jahrbuch für den Kreis Seit dem Historischen Jahrbuch Herford 2022, Band 29, herausge- 2004 fanden Sie unter diesem geben vom Kreisheimatverein Vorwort den Namen von Kreishei- Herford e.V. und Kommunalarchiv matpfleger Eckhard Möller. Jährlich Herford mit Unterstützung des Ver- im Wechsel war einer von uns „zu- eins für Herforder Geschichte e.V. ständig“ für den Text, der dann erschienen. nochmal abgestimmt wurde. Nun geht diese Ära zu Ende. Über zwei Jahrzehnte hat Eckhard Möller viel- seitig interessiert als Kreisheimat- pfleger die Geschichtslandschaft im Kreis Herford mitgestaltet. Jetzt hat er diese Aufgabe an August- Wilhelm König aus Vlotho-Exter übergeben. Wir danken Eckhard Möller von ganzem Herzen und wünschen alles erdenklich Gute! Als Autor und Mitglied der Redakti- on wird er weiter für uns wirken. In diesem Jahr feiert Deutschland 1700 Jahre nachweisbares jüdi- sches Leben. Über 700 Jahre prä- gen auch Menschen jüdischer Reli- gion unsere Region mit ihrer Kultur und ihren wirtschaftlichen und ge- sellschaftlichen Beiträgen. Es gab Zeiten fragiler Normalität, aber im- mer wieder mussten sie auch hier Mitglieder des Geschichtsvereins unter Verfolgung, Vertreibung und erhalten es als Jahresgabe in der auch Mord leiden. Im 19. und dem Buchhandlung Otto, Höckerstr. In ersten Drittel des 20. Jahrhunderts Herford oder über die Geschäfts- trugen Juden und Jüdinnen insbe- stelle des Vereins. sondere zum wirtschaftlichen Auf- 20
stieg im Raum Herford bei und wa- Den sportlichen Schwerpunkt aus ren ganz selbstverständlich Mitglie- dem letzten Jahrbuch setzen wir der der Gesellschaft – bis zum jä- mit der Fortsetzung zum Handball hen Abbruch durch die Maßnah- in der Region und zum Tischtennis men der NS-Politik. Nach mühsa- in Mennighüffen fort. Zwei Aufsätze mem Wiederbeginn nach 1945 war befassen sich mit Möbeln im ländli- die Einweihung der neuen Herfor- chen Raum und der frühen Möbel- der Synagoge 2010 das Symbol für industrie. Zwei weitere gehen bis das wieder angekommene jüdische weit ins Mittelalter zu Widukind und Leben in Herford. dem Wallfahrtsgeschehen in Herford zurück. Ein Beitrag wäre In drei Aufsätzen in diesem Jahr- eher etwas für die Nase: Hat es in buch geht es daher um Persönlich- Enger Ende des 18. Jahrhunderts keiten jüdischer Religion aus dem wirklich so stark gestunken? Raum Herford, die in ihren Wir- kungszeiten Besonderes geleistet Erneut hoffen wir, Ihnen viele inte- oder erlebt haben. Die Bünder Fa- ressante neue Erkenntnisse zur milie Ruben führte ihre Pension Kreis- und Stadtgeschichte zu bie- „Ella“, deren Gästebuch ein Spie- ten und wünschen Ihnen viel Spaß gelbild der Gemütslage der jüdi- beim Lesen. Über Anregungen, schen Bevölkerung in den 1930er- Ideen und eigene Aufsätze aus der und beginnenden 1940er-Jahren Leserschaft freuen wir uns. liefert. Dr. Hans Davidsohn setzte sich als junger Rechtsanwalt gegen Wie immer bedanken wir uns die Diskriminierung in den Jahren selbstverständlich bei den Autorin- ab 1933 ein. Hans Grabowski ver- nen und Autoren (die ihr Wissen suchte nach den ersten Deportatio- nach wie vor ohne Honorar bereit- nen, das jüdische Gemeindeleben stellen), dem Redaktionsteam und im Raum Herford zu retten. Auch den weiteren Mitarbeitenden, bei eine der Löhner Frauen nimmt im unseren Sponsoren, bei Alexander Bericht zu ihrem Schicksal in der Kröger Public Relations und bei NS-Zeit das Umgehen mit Jüdinnen Martin Zirbes für die sehr ange- und Juden auf. Ergänzt wird dieser nehme und stets reibungslose Zu- Themenschwerpunkt durch ein sammenarbeit. So soll es sein. Interview mit dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Herford- Ihr Christoph Laue, Kommunalarchiv Herford Detmold zur aktuellen Situation. Ihr August-Wilhelm König, Kreisheimatpfle- ger 21
Programm des Geschichtsvereins im 1. Halbjahr 2022 (in Kooperation mit der VHS im Kreis Herford) 3. Februar 2022: Christoph Laue: Eva, Simon und die Anderen, Jüdische Geschichte und Kultur im Raum Herford. 19:00 Uhr, Vortragsraum Markthalle, Rathausplatz 2, 32052 Herford (Zugang über Tourist- Information Herford) (Eintritt frei, eine Spende wird erbeten). 5. Februar 2022, 16:00 Uhr: Führung durch die Ausstellung Eva, Si- mon und die Anderen, Jüdische Geschichte und Kultur im Raum Herford in der Gedenkstätte Zellentrakt, Rathausplatz 1 (Hintereingang Rathaus Auf der Freiheit). 3. März 2022: Prof. Ulrich Andermann (Bielefeld): Recht, Richter und Gerichte. Das mittel- alterliche Herford in vergleichender Per- spektive. 19:00 Uhr, Vortragsraum Markthalle, Rathausplatz 2, 32052 Herford (Zugang über Tourist- Information Herford) (Eintritt frei, eine Spende wird erbeten). 7. April 2022: Sonja Langkafel / Sonja Voß (Daniel-Pöppelmann-Haus/ Städ- tisches Museum Herford) : "Zwei Etagen Stadtgeschichte. Einblicke in die neue Daueraus- stellung". 19:00 Uhr, Vortragsraum Markthalle, Rathaus- platz 2, 32052 Herford (Zugang über Tourist- Information Herford) (Eintritt frei, eine Spende wird erbeten). 22
5. Mai 2022: Gaby Küppers M.A. (Wiesba- den): Bauten Barocker Fürstin- nen 19:00 Uhr, Vortragsraum Markthalle, Rathaus- platz 2, 32052 Herford (Zugang über Tourist- Information Herford) (Eintritt frei, eine Spende wird erbeten). Das Abtei-„Schloss“ 1858 2. Juni 2022: Jürgen Hartmann (Nordhorn): Das "Judenreferat" der Gesta- po(außen)stelle Bielefeld 19:00 Uhr, Vortragsraum Markthalle, Rathaus- platz 2, 32052 Herford (Zugang über Tourist- Information Herford) (Eintritt frei, eine Spende wird erbeten). Die Gestapo beaufsichtigte auch die Reichsvereinigung Weinprobe: 10. Februar 2022: Die Weine der Herforder Äbtissinnen (in Kooperation mit Offene Kirche Herford-Mitte) 19:00 Uhr, Markthalle, Rathausplatz 2, 32052 Herford, Teilnahmebeitrag 25 € pro Person. Verbindli- che Anmeldungen ab sofort über die Geschäftsstelle. Der Grundbesitz des Herforder Reichsstiftes erstreckte sich im Mittelalter bis an den Rhein. Dort besaßen die Herforder Frauen attraktive Weinber- ge, deren Erzeugnisse in großen Fässern mit Booten und auf Ochsenkar- ren vom Rhein an die Werre gelangten. Diese seit dem 9. Jahrhundert nach Christus bestehende Verbindung ist Thema einer Abendveranstal- tung mit Musik und edlen Tropfen. Der Historiker Bernhard Suermann informiert über die Grundherrschaften des mittelalterlichen Reichsstifts. Der Weinexperte Jörg Sensenschmidt stellt mit einer Verkostung außer- gewöhnliche Weine aus den Lagen um Leutesdorf vor. Dazu entführt Henning der Barde musikalisch in die Welt des Mittelalters und des Weins. Ankündigung: Voraussichtlich Mai 2022: Fahrt zur Kirche in Kirchdornberg und zu den Fundamenten in Müdehorst mit Führungen und leckerem Kuchen bei Meyer zu Müdehorst! 23
Beamtenpudding Blick auf den Herd und in den Backofen während der Zeit des Von Mathias Polster Ersten und Zweiten Weltkrieges, die schweren Zeiten dazwischen Vor kurzem stieß ich beim Aufräu- und danach. men auf einen kleinen Karton, den ich schon ewig nicht mehr beachtet hatte. Zwischen verschiedenen Papieren befand sich darin ein Heft mit dem Titel „In 60 Jahren ge- sammelt – Herforder Koch- und Backrezepte“. Sofort konnte ich mich erinnern, dass mir Cord Henrich Huchzer- meyer dieses kleine Druckwerk vor Jahrzehnten übergeben hatte. Herr Noch heute ist insbesondere die Huchzermeyer stammte aus einer Zeit des Zweiten Weltkrieges bis alteingesessenen Herforder Fami- zur Währungsreform in den Erzäh- lie. Viele Jahre war er Vorsitzender lungen der Omas und Opas prä- des Herforder Vereins für Ge- sent. Was sie nicht selbst erlebt schichte. Als ich vor über dreißig hatten, kannten sie aus den Berich- Jahren nach Herford kam, habe ich ten ihrer Eltern. Schon 1942 wur- ihn wenige Jahre später in seiner den auch in Herford Lebensmittel Firma, der Herforder Teppichfabrik amtlich zugeteilt. Glücklich konnte besucht. Dort hat er mich für die sich schätzen, wer auf einen eige- Geschichte seiner Heimatstadt be- nen Garten zurückgreifen konnte geistert. Als ich nach einem langen oder Beziehungen in die Feldmar- Gespräch sein Büro verließ, hatte ken hatte. Nach dem Krieg wurde ich neben einem ganzen Stapel die Situation im durch die Alliierten Bücher über Herford auch dieses besetzen Herford nicht besser. Für Heftchen unter dem Arm. den Zeitraum von vier Wochen er- hielt jeder Normalverbraucher über Jetzt war das Heftchen wieder da. 18 Jahre Wertmarken für 16 Pfund Ich nahm es mit in meine Leseecke Roggenbrot, 4 Pfund Weißbrot, 600 und blätterte darin. Ein Buch mit Gramm Fleisch, 400 Gramm Fett, 4 Herforder Rezepten, ursprünglich Pfund Nährmittel, 1 ½ Pfund Zu- notiert von der Mutter Hedwig cker, etwas Käse, Kaffee-Ersatz Huchzermeyer. Es bot sich ein und täglich 1/8 Liter Magermilch. 24
Für uns heute nahezu kaum vor- Apfelbettelmann, Nudelpfannku- stellbar. chen und den Beamtenpudding. Wenige Zutaten, einfach zuzuberei- Als ambitionierter Hobbykoch hatte ten. Schnell war der Einkaufzettel ich mich in dem Kochbuch schnell geschrieben und ab ging es auf festgeblättert. Neben heute noch den Herforder Wochenmarkt am bekannten Gerichten waren auch Rathaus, auf dem ich tatsächlich einige außergewöhnliche Rezepte alle Zutaten bekommen habe. dabei. Als erstes versuchte ich mich am Bei Kriegsbutterkuchen, Fischreste Nudelpfannkuchen, ein einfaches in Muscheln und Kuchenrestepud- Rezept. Ein Pfund Nudeln, ich ent- ding war schon zu ahnen, dass es schied mich für Fusilli, wurden sich um Gerichte der Notzeit han- weichgekocht und anschließend mit delte. Brotkrokant und Graupen mit 200 g geriebenen Käse, zwei Eiern, Obst könnten dagegen auch heute etwas Paniermehl und einer Prise noch in den Kochbüchern stehen. Salz verrührt. Die aus der Masse Recht schnell hatte ich mich ent- geformten kleinen Pfannkuchen schlossen, einiges davon nach zu werden klassisch in heißem Öl ge- kochen. braten. Die Familientester waren nicht begeistert, aber zufrieden. Und das will schon etwas heißen. Am nächsten Wochenende stand der Apfelbettelmann auf dem Spei- seplan. Hier war die Liste der Zuta- ten schon länger. Ein Kilo Äpfel wurden geschält und in Scheiben geschnitten, mit je 50 g Zucker und Rosinen in etwa 1/8 l Wasser gar- gekocht und dann verrührt. 300 g grob geriebenes Schwarzbrot (im Rezept stand Fett) wurde in etwas Butterschmalz geröstet, alsdann beide Teile lagenweise in eine Auf- laufform geschichtet, etwas Zitro- nenschale darüber gerieben und Nach kurzer innerfamiliärer Diskus- mit ¼ l Milch übergossen. Ab- sion fiel die Wahl auf drei Gerichte - 25
schließend kam das Ganze für 30 Nudelpfannkuchen Minuten in den Backofen. 500 g Nudeln 200 g Reibekäse Der Apfelbettelmann kam erstaun- lich gut an, zumindest bei den Er- Gekochte Nudeln mit dem geriebe- wachsenen. Die Kinder konnten nen Käse verrühren. Aus der Mas- weder Zucker noch Rosinen vom se flache Kuchen formen, die mit geriebenen Schwarzbrot überzeu- verquirltem Ei, Salz Paniermehl in gen. heißem Fett gebraten werden. Für das Finale hatte ich mir den Beamtenpudding aufgehoben, der Apfelbettelmann wohl als Nachspeise gedacht war. 1 kg Apfelscheiben Dafür wurde ein halbes Pfund 50 g Zucker Grieß gekocht. Anschließend wur- 50 g Rosinen de das Ganze mit 200 g Zucker 1/8 l Wasser und etwas Zitrone bis zum Erkalten 20 g Fett mit dem Schaumbesen schlagen. 300 g geriebenes Schwarzbrot Recht einfach. Wie man für dieses 50 g Zucker Gericht auf den Namen Beamten- Zitronenschale pudding kommen konnte, ist mir ¼ l Milch vollkommen schleierhaft. Apfelscheiben, Zucker, Rosinen in Martha Mayer, die Tochter von 1/8 l Wasser garkochen. Schwarz- Hedwig Huchzermeyer schrieb im brot in Fett rösten, lagenweise in Vorwort der Rezeptsammlung: die Auflaufform schichten und die „Was Frauen in diesem raschen Zitronenschale darüber reiben. Das Wechsel der Zeiten durchlebten Ganze mit der Milch übergießen und durchkämpften steht in diesem und 30 Minuten backen. Kochbuch deutlich zwischen den Zeilen. Wir sollten es nicht verges- Beamtenpudding sen.“ 250 g Grieß 200 g Zucker Das werde ich nicht. Versprochen. Zitrone (ohne Mengenangabe) Hier die drei Gerichte als Rezept zum Nachkochen. Grieß in 4 l Wasser kochen. An- schließend das Ganze mit 200 g Guten Appetit. Zucker und Zitrone bis zum Erkal- ten mit dem Schaumbesen schla- gen. 26
Herforder Stadtgeschichte – Herford entdecken Führungen und Vorträge mit Mathias Polster im ersten Halbjahr 2022 (Angebote der VHS im Kreis Herford, aktuelle Infos dazu unter www.vhsimkreisherford.de) Führungen: 1. April 2022: April, April, Führung Treff Rathaustreppe, 18:00 Uhr, 1,5 Stunden, 4,00 € p. P. Diese Führung passt zum Tag und doch auch nicht. Viele Geschichten und angebliche Tatsachen wabern durch die Stadt, ohne dass sie hinter- fragt wurden. Wie alt ist Herford wirklich? Warum hat das Münster nur einen Turm? Wer ist für den Stadtbrand von 1638 verantwortlich? Wo lie- gen die verrohrte Bowerre und das Boot im Dachgeschoss? Und wo sind die geheimen Gänge in der Innenstadt zu finden? Unglaubliche Geschich- ten, die, kaum zu glauben, alle wahr sind. 7. Mai 2022: Stuckenbergwanderung, Treffpunkt Parkplatz am Tier- park, 14:00 Uhr, 3 Stunden, 7,00 € p. P. Hohlwege, Steinbrüche, Grenzsteine und natürlich die alte Landwehr- die alte Almende, der Stuckenberg ist voller Geschichten. Durch den letzten Ausläufer des Lipper Berglandes zog sich einst eine wichtige Grenze, die aufwändig gesichert wurde. Zehntausende Kubikmeter Gestein wurden von der Kuppe des Berges abgetragen und in der entstehenden Stadt Herford verbaut. Noch heute sind die Kummerhalden und Fahrwege im Gelände zu erkennen. Auf einem dreistündigen Spaziergang begeben wir uns auf die Spuren, die unsere Vorfahren im Landschaftsschutzgebiet auf dem Stuckenberg hinterlassen haben. Die Führung endet oberhalb der Gaststätte Steinmeyer. Wer möchte, kann jedoch noch mit bis zum Tier- park zurücklaufen. 18. Juni 2022: Sancta Herfordia – die Herforder Kirchenbauten, Treff- punkt Südportal Jakobikirche, 14:00 Uhr, 3 Stunden, 7,00 € p. P. Im 15. Jahrhundert gab es in Herford mehr Kirchen und Klosteranlagen als in Münster oder Osnabrück. Einige der bedeutenden alten Kirchenbau- ten sind noch heute erhalten. Dazu gehört das Münster, die älteste Hal- lenkirche Norddeutschlands und die Johanniskirche, eine der ersten West- fälischen Hallenkirchen, die überhaupt errichtet wurden. Andere wurden bereits vor Jahrhunderten abgebrochen, wie die vermutlich erste Kirche im 27
Stadtgebiet, die Nicolaikirche am Alten Markt. Die Führung begibt sich einmal quer durch die Stadt auf die Spur der mittelalterlichen Kirchen- und Klosterbauten und die Spuren ihrer Erbauer und ihrer Geschichte. 9. Juli 2022: Stuckenbergwanderung, Treffpunkt Parkplatz Restau- rant Steinmeyer, 14:00 Uhr, 3 Stunden, 7,00 € p. P. Eine alte Gärtnerei im Wald, verlassene Gebäude, Hohlwege, verwachse- ne Steinbrüche, Lippische Diamanten, die alte Almende, der Bismarck- turm und die Truppenübungsgelände - der Stuckenberg ist voller Ge- schichten. Zehntausende Kubikmeter Gestein wurden von der Kuppe des Berges abgetragen und in der entstehenden Stadt Herford verbaut. Noch heute sind die Kummerhalden und Fahrwege im Gelände zu erkennen. Auf einem dreistündigen Spaziergang begeben wir uns auf die Spuren, die unsere Vorfahren im Landschaftsschutzgebiet auf dem Stuckenberg hin- terlassen haben, als sie Mergel und Rhät aus dem Berg brachen. Die Füh- rung beginnt und endet am Waldrestaurant Steinmeyer. 13. August 2022: Der Wall, Treffpunkt Brücke am Deichtor, 14:00 Uhr 3 Stunden, 7,00 € p. P. Es gibt viel zu entdecken auf dem Wall. Seit Mitte des 13. Jahrhundert zieht er sich als alter Kontrollweg - der sogenannte "Rundegang" - zwi- schen Stadtmauer und Stadtgraben um die Stadt. 1765 genehmigte der preußische König Friedrich II. den Verlauf der Wallanlage. 1866/67 be- schlossen die Stadtverordneten die schmalen Wallgänge zur Promenade auszubauen. Noch heute ist der Wall ein beliebter Spazierweg. Viele wunderbare Gebäude, seltene Bäume und versteckte Details verteilen sich auf einer Länge von ca. 3,5 Kilometern. Vorträge: Abtei, Altstadt, Neustadt, die Radewig und der Stiftberg sind die fünf alten Stadtbereiche, die sich seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entwi- ckelten. Dabei hat jedes Siedlungsareal auch seine eigene Geschichte. Stadtgeschichte(n) aus der Altstadt und dem Stiftsbereich 8. Februar 2022, 19:00 Uhr, VHS im Kreis Herford, Aula, 7,00 €. Doch wie ist das so mit der Stadt und Stiftsgeschichte? Bei Wikipedia ist zu lesen: „In günstiger, wirtschaftlich und militärisch nicht unwichtiger Ver- kehrslage gelegen, entstand Herford um 789 (Gründungslegende in der Vita Waltgeri) auf dem Gebiet dreier älterer Höfe (Adonhusa, Herifurth und 28
Libbere). Um 800 entstand das bedeutende Frauenstift Herford, dessen Bedeutung weit über die Region hinausging. Im Jahre 823 unterstellte Kaiser Ludwig der Fromme das Kloster seinem persönlichen Schutz.“ Heute geht man davon aus, dass einige dieser Aussagen falsch sind. Eine der Urkunden gibt es nicht, eine andere ist gefälscht. Der Bildervortrag versucht eine vorsichtige Annäherung an die Entwicklung der Altstadtsied- lung durch das Mittelalter und die Geschichte des Damenstiftes in Herford. Stadtgeschichte(n) aus der Neustadt 8. März 2022, 19:00 Uhr, VHS im Kreis Herford, Aula, 7,00 €. Neustadt ist irreführend, wurde der Bereich doch bereits besiedelt, bevor 1224 die Urkunde zur Gründung des Stadtteils unterschrieben wurde. Noch heute lässt sich in der Straßenstruktur die Siedlungsgeschichte nachvollziehen. Die einzelnen Bauepochen haben ihre Spuren hinterlas- sen, obwohl große Teile der historischen alten Neustadt abgerissen wur- den. Auch diese Bereiche werden angesprochen; die Rosenstraße, Fide- lenstraße und natürlich die Bergertormauer. Alles bebildert mit Fotos aus der „guten alten Zeit“. Stadtgeschichte(n) aus der Radewig 12. April 2022, 19:00 Uhr, VHS im Kreis Herford, Aula, 7,00 €. Sie hält sich hartnäckig, die Geschichte von der Radewig als ältestem Stadtteil. Woher kommt diese Aussage? Was macht diesen Bereich Herfords so besonders? Viele kleine Geschichten gibt es zu erzählen von den verwinkelten Gassen und alten Häusern, hinter deren Fassaden sich unglaublich Blicke bieten. Viele Fotos zeigen einen Stadtteil, der sich sei- nen ganz eigenen Charme erhalten hat. Stadtgeschichte(n) vom Stiftberg 10. Mai 2022, 19:00 Uhr, VHS im Kreis Herford, Aula, 7,00 €. Mit dem Stiftberg ist das eine besondere Sache. Etwas abseits oberhalb der Stadt gelegen, wurde er von vielen aus dem Tal erst wahrgenommen, als in den vergangenen Jahren Studenten in die ehemaligen Kasernen zogen. Doch als Schulstandort ist der Stiftberg schon viel länger bekannt und das nicht nur durch die Bergziegen. Weshalb wurde vor über tausend Jahren auf dem Stiftberg gebaut und wie hat sich die kleine Siedlung um den Stift auf dem Berg entwickelt? Darauf gibt es einige Antworten, unter- stützt durch beeindruckende alte Fotografien. 29
Pilgertouren: Schwarzenmoorführung Sonntag, 6. Februar, 13 Uhr Winterspaziergang Sonntag, 17. April, 13 Uhr Osterspaziergang Samstag, 20. August, 13 Uhr Sommerspaziergang Sonntag, 30. Oktober, 13 Uhr Herbstspaziergang Schwarzenmoor-Route - ca. 9 km Laufstrecke, Dauer: ca. 3,5 – 4 Stun- den: Start (Treffpunkt) Lebuinstein Ecke Alte Heerstraße, Hilligenböke - Amsel- straße - Hinterm Busch - An den Teichen (Rast an der Stempelstelle) - Hinterm Busch - Schwarzenmoorstraße - Oberer Hamscheberg - Vlothoer Straße - Marienkirche - Luttenberg - Luttenbergstraße - Stiftbergstraße - Jahnstraße – Lübbertor Den Weg vom Schwarzenmoor hinab zur Stadt zu gehen, hat zu jeder Jahreszeit seinen Reiz. Wenn sich die Pilger Winter, Frühling, Sommer und Herbst auf den Weg machten, hatten sie immer andere Herausforde- rungen zu bewältigen. Und so erzählen sich neben den Klassikern immer neue, andere Geschichten. Innenstadtführungen Donnerstag, 21. April, 18 Uhr Stadtspaziergang Montag, 25. Juli, 18 Uhr Stadtspaziergang Dauer: ca. zwei Stunden Start (Treffpunkt) am Beginn der Fußgängerzone an der Berliner Straße, Lübberstraße - Neuer Markt - Johanniskirche - Höckerstraße - Gehren- berg - Am Gange - Münsterkirche - Mausefalle - Alter Markt - Bäckerstra- ße - Radewiger Straße - Jakobikirche Der Pilgerweg durch die Herforder Innenstadt bietet manchen erstaunli- chen Ein-Blick auf die Geschichte der Stadt und die Menschen, die sich schon vor Jahrhunderten auf den Weg nach Santiago de Compostela machten. Wir folgen ihren Spuren. 30
Programm des Vereins der Herforder Gästeführer e.V. im 1. Halbjahr 2022 Hinweis: Es gelten die jeweiligen aktuellen monatlichen Corona- Bestimmungen. Auskunft telefonisch unter 05221-189 1526 oder per Mail unter tourist-information@herford.de Datum Führung/Thema Gästeführer*in Treffpunkt / Uhrzeit /Dauer 01.01.2022 Allgemeine Stadtfüh- Nadja Iusowa Tourist- rung Information 14 Uhr 90 Min. 09.01.2022 Wallrundgang mit Ge- Mechthild Klein Herforder Müns- schichte(n) ter/Eingang 14 Uhr 120 Min. 15.01.2022 Allgemeine Stadtfüh- Gerd Bode Tourist- rung Information 14 Uhr 90 Min. 22.01.2022 Herforder Weltverbes- Nadja Iusowa Tourist- serer Information 14 Uhr 90 Min. 28.01.2022 Mondscheingeschichten Gerd Bode Marta Herford/Eingang 20 Uhr 90 Min. 05.02.2022 Altstadttour Mechthild Klein Tourist- Information 14 Uhr 90 Min. 13.02.2022 Wallrundgang mit Ge- Gerd Bode Herforder Müns- schichte(n) ter/Eingang 14 Uhr 120 Min. 19.02.2022 Das Herforder Rathaus Dagobert Tourist- Heikel Information 14 Uhr 90 Min. 31
25.02.2022 Schauergeschichten Sabine Heese Marta Herford/Eingang 20 Uhr 90 Min. 05.03.2022 Radewiger Rundgang Dagobert Tourist- Heikel Information 14 Uhr 90 Min. 13.03.2022 Wallrundgang mit Ge- Nadja Iusowa Herforder Müns- schichte(n) ter/Eingang 14 Uhr 120 Min. 19.03.2022 Herfords Starke Frauen Mechthild Klein Tourist- Information 14 Uhr 90 Min. 25.03.2022 Mondscheingeschichten Gerd Bode Marta Herford/Eingang 20 Uhr 90 Min. 02.04.2022 Neustadtgeschichte(n) Nadja Iusowa Tourist- Information 14 Uhr 90 Min. 10.04.2022 Wallrundgang mit Ge- Mechthild Klein Herforder Müns- schichte(n) ter/Eingang 14 Uhr 120 Min. 16.04.2022 Niedereickum - Altes Helmut Alte Sparkasse; und Neues im Westen Beversdorff Ecke Diebrocker/ Oldinghauser Str.--- 14 Uhr 90 Min. 23.04.2022 Knast, Korbmöbel und Sonja Theater Kultur – Führung rund Langkafel 14 Uhr 90 Min. um die Kreuzung Mindener Str.- Hansastraße 29.04.2022 Schauergeschichten Mechthild Klein Marta Herford/Eingang 20 Uhr 90 Min. 07.05.2022 Allgemeine Stadtfüh- Dagobert Tourist- rung Heikel Information 14 Uhr 90 Min. 32
15.05.2022 Wallrundgang mit Ge- Angelika Herforder Müns- schichte(n) Bielefeld ter/Eingang 14 Uhr 120 Min. 21.05.2022 Angeklagt der Zauberei Angelika Tourist- Bielefeld Information 14 Uhr 90 Min. 27.05.2022 Mondscheingeschichten Nadja Iusowa Marta Herford/Eingang 20 Uhr 90 Min. 04.06.2022 Altstadttour Michael Girke Tourist- Information 14 Uhr 90 Min. 12.06.2022 Wallrundgang mit Ge- Angelika Herforder Müns- schichte(n) Bielefeld ter/Eingang 14 Uhr 120 Min. 18.06.2022 Britische Popmusik in Michael Girke Bahnhof Herford Herford 14 Uhr 90 Min. 24.06.2022 Schauergeschichten Elisabeth Marta Petzholdt Herford/Eingang 20 Uhr 90 Min. Preis pro Person 5 Euro für 90 Minuten Preis pro Person 7 Euro für 120 Minuten Kinder unter 14 Jahren frei Anmeldung nicht erforderlich (wenn nicht anders angegeben) Änderungen und Irrtum vorbehalten! Teilnahme auf eigene Gefahr! Vgl. auch https://www.herford.de/Tourismus- Kultur/Tourismus/Stadtfuehrungen 33
20 Jahre Herforder Gäste- Museumsleiterin Sonja Langkafel und Archivar Christoph Laue. führer - ein Grund zum Feiern! Positiv wirkt sich die langjährige Kooperation mit der Pro Herford Von Angelika Bielefeld aus. Kulinarische Führungen sind seit Jahren im Programm und sehr Vor 20 Jahren nahmen die ersten gefragt. Von erlesen bis deftig, vom ausgebildeten Gästeführer 3 Gänge-Menü bis hin zu kleinen Herfords ihre VHS-Zertifikate vom Verköstigungen - mit der Gourmet- Stadtarchivar Christoph Laue ent- Rallye, der Schlemmer-Tour und gegen. Damals ahnte niemand, dem Markthallen-Spaziergang wird dass es ein riesiger Erfolg werden ein Rundgang durch Herford zu würde. Bis zu 7000 Gäste werden einem unterhaltsamen köstlichen jährlich durch Herford geführt! Erlebnis. Schritt für Schritt wurden anfangs Auch Führungen der besonderen neue Angebote erarbeitet und das Art, Kostümführungen, sind mit im Angebot an Führungen erweitert. Programm. Die Herforder Gäste- Bis schließlich an jedem Wochen- führerinnen und Gästeführer führen ende öffentliche Führungen ange- nicht nur in deutscher Sprache boten werden konnten: allgemeine sondern auch in Englisch, Franzö- Stadtführungen, Themenführungen, sisch, Spanisch und Russisch. Nacht- und Wallführungen. Heute gehören 15 Stadtführer zum erfolgreichen Verein der Herforder Ein Highlight war schon immer der Gästeführer und viele sind von An- beliebte Orgelsommer mit den inte- fang an dabei - ein Grund zum Fei- grierten Sonntagsspaziergängen. ern! Natürlich wurde auch an Kin- der/Schüler gedacht. Herforder Termine finden Sie unter: Geschichte soll mit Spiel und Spaß erlebt werden. Stadt-Rallyes, www.herford- Schatzsuchen, Geburtstagsführun- erleben.de/Rundgänge/Stadtführungen gen und vieles mehr wurden aus- oder gearbeitet. www.herford.de/Tourismus- Unterstützt und beraten wurden Kultur/Tourismus/Stadtführungen und werden die Gästeführer von 34
Michael Girke, Marcel Mowe, Sabine Heese, Dagobert Heikel, Gerd Bode, Sonja Langkafel, Nadja Iusowa, Elisabeth Petzholdt, Mechthild Klein, Christoph Laue, Angelika Bielefeld, Helmut Beversdorff Impressum Der Remensnider, Zeitschrift für Herford und das Wittekindsland Hg. vom Verein für Herforder Geschichte e.V. Anschrift der Redaktion: Christoph Laue, Geschäftsstelle, c/o Kommunalarchiv Herford, Amtshausstraße 2, 32051 Herford, Telefon 05221 – 132213, info@geschichtsverein-herford.de www.geschichtsverein-herford.de Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Inter- net über http://dnb.ddb.de abrufbar. © Verein für Herforder Geschichte e.V., Alle Rechte vorbehalten, ISSN 0176/9804 Printed in Germany auf alterungsbeständigem Papier nach ISO 9706 Die Zeitschrift erscheint zweimal jährlich. Auflage z.Zt. 1000 Stk., Einzelheft 4,00 EUR + Porto, Abonnement 8,00 EUR/Jahr. 35
Beitrittserklärung Ich / Wir (Eheleute bzw. eingetragene Lebenspartner) möchte(n) in Anerkennung der vorliegenden Satzung (vgl. https://www.geschichtsverein- herford.de/verein/satzung-und-beitragsordnung ) Mitglied(er) im Verein für Her- forder Geschichte e.V. werden. Name(n): Geburtsdatum (Angabe freiwillig): Anschrift: Telefon: Fax: Mail: Unterschrift: Datum: Ich/Wir zahle/n einen Jahresbeitrag von 50,-- € Einzelmitglieder 10,-- € Lebenspartner von Einzelmitgliedern 10,-- € Reduzierter Beitrag für Bedürftige, Schüler etc. 100,-- € als juristische Person/Institution Ich/Wir zahle/n, jeweils zum eine regelmäßige Spende von € Beiträge und Spenden können im SEPA-Lastschriftverfahren von meinem Konto abgebucht werden. Kontoinhaber Bank/Sparkasse… IBAN BIC Datum/Unterschrift Die nachfolgenden Angaben werden Sie beim Einzug des Beitrags wiederfinden. Gläubiger-Identifikationsnummer DE95ZZZ00000179164, IBAN (Ihre o.a. IBAN), BIC (Ihre o.a. BIC), Mandatsreferenz HGV- (Mitgliedsnummer) Bitte auch die folgende Einwilligung ausfüllen und unterschreiben. 36
Einwilligung in die Datenerhebung, -verarbeitung und -nutzung Ich __________________________________________________ bin damit einverstan- den, dass der Verein für Herforder Geschichte e.V. meine Personalien (Name, Anschrift, E-Mail-Adresse, Telefonnummer) und meine Bankverbindung erhebt, speichert, nutzt und die Personalien auch anderen Vereinsmitgliedern zur Verfügung stellen darf. Die Daten werden ausschließlich dazu verwendet, mich in allen Angelegenheiten, die der Vereinsarbeit dienen, umfassend zu informieren. Alle Daten, die der Verein erhebt, spei- chert, nutzt oder anderen Vereinsmitgliedern zur Verfügung stellt, unterliegen dem Bun- desdatenschutzgesetz. Die vorstehende Einwilligungserklärung ist freiwillig. Ich kann sie jederzeit ganz oder teil- weise mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Die Einwilligung endet mit Beendigung mei- ner Mitgliedschaft im Verein, nach Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfristen oder durch meinen Widerruf. Mir ist bekannt, dass ich ein Recht auf Auskunft über die vom Verein für Herforder Ge- schichte e.V. von mir erhobenen Daten habe. Eine Widerrufserklärung und einen Antrag auf Auskunft kann ich an folgende Adresse richten: Verein für Herforder Geschichte e.V. Geschäftsstelle c/o Christoph Laue Kommunalarchiv Herford Amtshausstr. 2 32051 HERFORD Ich erlaube dem außerdem, auf www.geschichtsverein-herford.de Fotos zu veröffentlichen, die von meiner Person im Rahmen der Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen ange- fertigt wurden und für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins für Herforder Geschichte e.V. genutzt werden dürfen. _____________________ __________________________________ Ort, Datum Unterschrift Bitte senden an: Verein für Herforder Geschichte e.V. Geschäftsstelle c/o Christoph Laue Kommunalarchiv Herford Amtshausstr. 2 32051 HERFORD 37
Lechtermanns die Commenthurey alhier schuldige Pfacht gelieffert: Rogken, 5 Sack, 4 Quittungsbuch ¼ Groschen, Haber, 10 Sack, Hue- Hofgeschichte im ner, 1 pahr.“ Solch eine Überliefe- Pergamenteinband rung ist äußerst selten, meist sind nur in den Archiven der Grundher- Von Christoph Laue ren ähnliche Angaben erhalten. Ein nur 13 mal 8 Zentimeter gro- ßes, in Pergament gebundenes Büchlein eröffnet im Kommunalar- chiv Herford einen spannenden Blick auf einen Bauernhof um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhun- dert. Bauer Lechtermann ließ sich in dem Büchlein seine Abgaben und Steuern an den Oberherren seines Hofs quittieren. Buch (Einband und einige Seiten, Kommunalar- chiv) Der Lechtermann-Hof hatte früher So „Anno 1676 den 31. October hat die Bezeichnung Diebrock Nr. 4 Wihlm Lechtermann uff seine ahn und lag im Ortsteil Hollinde. Der 38
Hof gehörte zu den drei sehr alten termannshof. Einen weiteren Lech- Bexter Höfen, die ihren Namen von termann gab es in Brake. der Lage am Heier-Mühlenbach (=Beke = Bach, Bekeseten wird zu Schon der Vater des im Buch er- Bexten) hatten, die beiden anderen scheinenden Willm Lechtermann sind Meyer zu Bexten (der älteste wurde als „Kötter“, also als selb- und als Meier ein Oberhof) und Hof ständig handelnder Bauer erwähnt, Rauschenbusch. er hatte einen anderen Status als ein noch rechtloserer Heuerling, In der Hollinder Heide hatte die war aber nach wie vor „Eigenbehö- Herforder Johanniter-Kommende riger“ und musste an die Komturei (heute Standort der Katholischen die alten Abgaben und Steuern Kirche St. Johann-Baptist) schon zahlen und Heuer-Dienste leisten. seit dem Mittelalter Besitz und die Rechte am Wald, der von den Bau- ern mitgenutzt werden durfte. 1788 wurden diese gemeinschaftlichen Landstücke bei der Teilung der Hollinder Heide auf die anliegenden Bauern verteilt, auch Lechtermann erhielt weiteres Land. Auszug Karte Diebrock 1822/23 (Kommunalar- Lechtermanns Hof wird schon im chiv) Ravensberger Urbar von 1556, dem Güterverzeichnis der Ravens- Willm[ann] Lechtermann, der von berger Grafen noch als „Johan 1643 bis zum 23.10.1730 lebte und Liechtenberg“ erwähnt. Dieser um 1666 eine geborene Lechter- „kompt dem commenthur zu Her- mann (aus Brake, gestorben vorden mit weib und kindern zu. 26.1.1684) und am 15.10.1684 Gibt meinen Gnedigen Hern Anna Margarete Ilsabein Roschen- nichtz.“ Er gehörte also als Leibei- busch heiratete, die von 1663 bis gener Bauer der Kommende und zum 20.10.1730 lebte. Die Familie zahlte an den Ravensberger Gra- hatte neun Kinder: Anke (1677 ge- fen nichts. Die Kommende hatte boren) Christopher Berend (1681), seit dem 13. Jahrhundert auch im Jost Henrich (1685), Ilsabein Bereich Oberjöllenbeck Besitz an (1686), Anna Catharina (1688), einem Hof Lechtermann, bis heute Johann Henrich (1691), Gertrud gibt es den Straßennamen Lech- Dorothea (1694), Ilsabein (1696, 39
evtl. war die erste gleichnamige m[anu] propria (= von eigener Hand verstorben) und Henrich (1704). bestätigt).“ Die Angaben im Buch gehen von Geldleistungen waren der „Schatz“, 1676 bis 1713, das „Holzgeld“ für eine Steuer an den Grundherren, die Nutzung von Holz aus der zunächst 7 Taler und 28 Groschen, Markgenossenschaft wurde immer dann 9 Taler, 30 Groschen, die zu zu Weihnachten und Johannis (24. verschiedenen Zeiten erhoben Juni) gezahlt, einmal wird vermerkt: wurden. So bestätigte Joh[ann] „Lechterman und Roschenbusch Richardt „Lechterman hatt seinen haben das Weinacht[en] 1688 und Schatz de a[nn]o 1691 mit 9 von Joh[annis] 1689 ihr Holtzge[ld] Th[alern] 30 G[roschen] mit Ein- bezahlt“. schluß 2 Th[alern] 20 G[roschen] so weg[en] der Einquart[ierung] Die sogenannte Pacht bestand in abg[abe] bezahlet, d[en] 17. Julii der meist im Januar oder Februar 1692.“ Dazu kam der „Feuertaler“ erfolgten Lieferung von Getreide von 3 Talern, eine Art Gebäude- (Roggen, Hafer, auch einmal Wei- steuer nach den Herdstellen im zen) und zwei nach dem Abgabe- Haus. termin benannten sogenannten „Faßnachtshühnern“. Sie wurde aber auch manchmal im März oder Mai mit den Heuer-Diensten ge- meinsam aufgeschlüsselt, bei- spielweise: „Lechterman de a[nn]o 1712 gelieffert 3 molt (=Malter, ca. 650 Liter) rocken (=Roggen), 5 molt habern (=Hafer), it[em] (=ebenso) 1 paar Hüner, dabey 2 tage in der Mey Zeit und 2 tage im Herbst ge- pflüget it[em] einen tag gedünget dabey von der Hove auff abschlag der jährlich holtführ (=Holzfuhren) ums jahr ein führder (=Fuder, ein Ladung eines zweispännigen Wa- gens, ca. 1,4 Kubikmeter Holz) geliefert. Sig[natum], Herf[ord] d[en] 12. Martii 1713, [Gottlieb] Kracht Grundriss 1819/20 (Chronik Hollinde, Kommu- nalarchiv) 40
Empfänger der Zahlungen waren ein Longierplatz wurden angelegt Bedienstete der Kommende, so und das ehemalige Ackerland dient Gottfried Kracht, der 1712 von der als Pferdekoppel. Ein größeres Herforder Äbtissin mit der Kom- Waldstück und fünf Fischteiche mende belehnt wurde. Weitere Un- machen den Hof heute zu einem terzeichner der Quittungen waren Naturparadies, das sich hinter den Johann Brand, Johann Richard, ein Industriebauten an der Daimler- J.P. Schlitzweg und ein L.H. Pohl- straße versteckt. mann. Konflikte mit der Kommende gab es in dieser Zeit wohl nicht, aber in den Jahren 1736 – 1741 sind im Landesarchiv Münster Dif- ferenzen und Klagen zwischen der Commende und ihren Eigenbehöri- gen, darunter Lechtermann, wegen „verweigerter Holzfuhren“ überlie- fert. Erst die Aufhebung der Kom- mende durch die Säkularisierung befreite Lechtermann von diesen Abgaben. Willms Erbe war sein jüngster Sohn Henrich Lechtermann (8.6.1704 – Blick auf den Hof 1968 (Kommunalarchiv) 12.10.1760), der am 8.9.1726 Anna Margarete Kiel heiratete. Über die letzte geborene Erbin Anna Lech- termann (1896 geboren) ging der Hof an ihre Tochter Annemarie, geb. Lübke, von der ihn 1990 die heutige Besitzerin Ulrike Werth- mann, geb. Gläsker erbte. Wohn- haus und Stall brannten Im 2. Welt- krieg ab. Das 1947 neu errichtete Wohnhaus, das ehemalige Stallge- bäude und die erhaltene Fach- werkscheune von 1890 sanierte die Tochter und baute Wohnungen ein. In einem Teil der Stallungen sind heute Pferdeboxen, ein Reit- und 41
Holland und Endebutt – se auf der Neustadt”, “Auf dem Kleinen Wehrde Fluße” (Kleine ein besonderer Bezirk der Werre),2 “Beim Bärenstall an der Herforder Neustadt Mauer”,3 aber auch schon durch Straßennamen wie sie uns heute Von Rainer B. Brackhane noch geläufig sind: “In der Lübber- straße” oder “In der Kreyenstraße” “In der Stadt Herford sind Straßen- (Credenstraße). namen seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar” schreibt Pape 1991 in seiner Zusammenstellung für den “Remensnider” - und wahr- scheinlich gilt das für die Vorläufer der Straßennamen, die sich nach örtlichen Besonderheiten (“Bei Süs- terkirche”, “Hinter der Mauer”) oder Bewohnern (“Bäckerstraße”, “Brü- derstraße”) richteten, noch wesent- Erste Seite des Brandkatasters von 1706: „Beim lich früher. Das genügte über viele Fraterhause auf der Neustadt“(Kommunalarchiv) Jahrhunderte hin zur Orientierung, bis man auf die Idee kam, alle Allmählich setzten sich dann die Häuser der Stadt durchzunumme- “richtigen” Straßennamen durch rieren – es sollten innerhalb des und so sehen wir rund 150 Jahre Wall-Ringes schließlich 855 wer- später im ersten Herforder Adress- den.1 Erstmals dokumentiert ist buch von 1864 noch die alten diese Zusammenstellung im Nummern, nun aber ergänzt mit Brandkataster von 1706. den Straßennamen, wie wir sie heute kennen (Holland, “Entgebut”, Dieses Brandkataster ist gleichzei- Petersilienstraße) – auch wenn hier tig die erste bekannte Systematik die Credenstraße Krähenstraße zur lokalen Orientierung, der später und die Frühherrenstraße Frei- noch zwei Schritte folgen sollten. herrnstraße heißt. Bereits hier aber wird planmäßig vorgegangen: die Nummerierung Gleichzeitig wuchs die Stadt im beginnt im Norden der Stadt bei Zuge der Industrialisierung und des Holland und Endebutt, mäandert rapiden Bevölkerungswachstums durch die Neustadt und wird in Alt- sehr schnell aus dem Wall-Ring stadt und Radewig fortgesetzt. Er- heraus und das alte System ließ gänzt werden die Zahlen durch sich nicht mehr durchhalten. Ab Ortsangaben wie “Beim Fraterhau- 1886 wurden daher die Häuser 42
jeweils in den Straßen nummeriert. in den drei Feldmarken (Altstädter, Das zog sich über einige Jahre hin, Neustädter, Radewiger Feldmark) wurde zunächst nur in der Innen- und auf dem Gebiet von Stift Berg stadt durchgeführt und später auch umgesetzt. Stadtplan (Auszug) von 1896 (Kommunalarchiv) die nicht im eigentlichen Stiftsbezirk Die Systematik um 1700 begann wohnen durften, wie Pape4 und wie gesagt in der Neustadt und neuerdings auch Andermann5 dar- zwar im Holland, gefolgt von Peter- gelegt haben. Diese wohnten – silienstraße und Endebutt – ein vom Stiftsbezirk durch die Bowerre Grund, den Blick näher auf dieses getrennt – zwischen Hämelinger alte und auf den ersten Blick recht Straße und Holland. Weiterer abtei- unscheinbares Viertel zu lenken. licher Besitz schloss sich zwischen Es handelt sich hier um das Gebiet, Holland und Stadtmauer an.6 Be- wo die Bediensteten und Kirchen- sondere Bedeutung dürfte dieses hörigen, die “homines ecclesiae”, Viertel zur Zeit des mittelalterlichen vor allem die Handwerker wohnten, Baubooms vor allem im 12. Jahr- 43
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