ABU-TV-Tipps im Mai 2019 - PH Zürich
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ABU-TV-Tipps im Mai 2019 Eine Dienstleistung der PH Zürich, zusammengestellt von Manfred Pfiffner (Angaben ohne Gewähr) Die Magie des Spielens 3sat Film von Christine McLean Donnerstag, 02.05.2019 Hunde und Katzen spielen ebenso wie Fische und Spinnen. 20.15–21.00 Uhr Auch der Mensch hat einen natürlichen Spieltrieb. Je heikler (Erstausstrahlung) das Spiel, desto besser entwickeln wir uns mental, motorisch und sozial. Freies Spielen macht klug und gesund. Forscher haben festgestellt, dass es bei Tieren auch die Überlebenschancen erhöht. Kinder verbringen heute immer weniger Zeit mit freiem Spiel – wirkt sich das negativ auf ihre körperliche und geistige Entwicklung aus? Wissenschaftler vermuten: Die meisten Tiere spielen, nur haben wir den Spieltrieb beispielsweise bei Echsen oder Spinnen bislang noch nicht verstanden. Das Spiel ist mehr als ein zweckfreier Trieb, wie Forscher in Versuchen mit unterschiedlichen Tierarten herausfanden. Spielen scheint unerlässlich für das Sozialverhalten und für die psychische Gesundheit, auch beim Menschen. Das betont die kanadische Kinderpsychologin Mariana Brussoni. Der Film befragt Wissenschaftler aus Europa, den USA und Kanada, wie sich Spielen auswirkt. Versuche haben gezeigt, dass Ratten zu depressiven Verstimmungen neigen, wenn sie ihren Spieltrieb nicht ausleben können. Forscher fanden heraus, dass auch Spinnen spielen. Und dass ihre Weibchen mehr Eier ablegen, wenn sie diesem Trieb nachgehen. Ihr Spiel ist lebensnotwendig und wirkt sich sogar auf den Fortbestand der Art aus. Was macht es mit Kindern, wenn sie immer weniger Zeit mit freiem Spiel draußen mit ihren Altersgenossen verbringen? Entwicklungspsychologen sind besorgt, weil nun diejenigen Eltern werden, die in den 1990er-Jahren aufgewachsen sind, als elektronische Spiele Einzug gehalten haben. Diese Eltern erinnern sich möglicherweise selbst nicht mehr daran, wie wichtig unkontrolliertes, riskantes Spiel in der Kindheit ist. Redaktionshinweis: In 3sat steht der Donnerstagabend im Zeichen der Wissenschaft: Um jeweils 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante Fragen aus Natur- und Geisteswissenschaften, Kultur und Technik. Im Anschluss, um 21.00 Uhr, diskutiert Gert Scobel über ein verwandtes Thema. ABU-TV-Tipps im Mai 2019
scobel – Die Magie des 3sat Spielens Donnerstag, 02.05.2019 21.00–22.00 Uhr Durch Spielen entwickeln wir viele unserer Fähigkeiten. Auch (Erstausstrahlung) zahlreiche Tierarten lernen im Spiel überlebenswichtige Fertigkeiten. Sie simulieren und imitieren nicht nur zum Spaß. Spielen ist immer auch Lernen. Im Lauf der Evolution erwies es sich als sehr nützliche Strategie. Spielen ist die Voraussetzung für die Entwicklung unserer emotionalen, sozialen, motorischen und kognitiven Fähigkeiten. Doch heutzutage ist immer weniger Zeit dafür. Der Wert des Spielens kann nicht hoch genug bemessen werden. In den letzten Jahren haben sich unsere Lebensweise und unser Alltag durch neue Technologien revolutioniert – mit unmittelbaren Auswirkungen auf das menschliche Miteinander, auf Erziehung, Lernen, Spielen und das Verständnis von Zeit. Selbstverlorenes freies Spiel und die für die Kreativität notwendigen Langeweile-Phasen werden immer seltener. Spielen ist eine der wichtigsten Kulturtechniken überhaupt. Spielen setzt Botenstoffe frei, die dafür sorgen, dass die Vernetzungen im Gehirn wachsen und zunehmen. Dabei haben Wissenschaftler inzwischen nachgewiesen, dass freies Spielen ohne jeden Zweck in dieser Beziehung am effektivsten ist und für die besten Vernetzungen im Gehirn sorgt. Fantasie und Kreativität werden maximal angeregt. Ob beim Rollenspiel oder im Wettbewerb nach Regeln: Spiel schafft den Kontakt zum eigenen ich und zur Außenwelt und setzt beides in Bezug zueinander. Spielen fordert die eigenen Fähigkeiten heraus und fördert die Kompetenz, Probleme zu lösen. Durch Spielen ist es auch erst möglich, die eigenen Gefühle wie Freude und Stolz kennenzulernen und zu entwickeln. Das gilt auch für soziale Fähigkeiten wie Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, Verständnis für sich und andere, Verantwortung und Empathie. Nicht nur ein Nebeneffekt ist das Erlernen motorischer Fertigkeiten. Körperbeherrschung, Geschicklichkeit und Ausdauer verdanken wir diesem genialen evolutionsbiologischen Programm. Doch für Spielen bleibt immer weniger Zeit in unserer schnelllebigen digitalen Welt. Spielen ist zunehmend zweckorientiert, kommerzialisiert und digitalisiert. Kinder spielen nicht nur analog, sondern treffen sich immer häufiger auch in digitalen Welten. Die Konsequenzen der Veränderungen sind noch nicht wirklich festzumachen. Befürchtungen gibt es jede Menge. «scobel – Die Magie des Spielens» dokumentiert auf der Grundlage der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse aus Evolutionsbiologie, Neurowissenschaft und Psychologie die Bedeutung des Spielens für die Entwicklung des Menschen. Dabei geht Gert Scobel mit seinen Gästen auch der Frage nach, welche Folgen unsere veränderte Lebenswelt auf das Spielen und die spielenden Menschen hat. makro: Japans Öffnung 3sat Wirtschaft in 3sat Freitag, 03.05.2019 Moderation: Eva Schmidt 21.00–21.30 Uhr In Japan schrumpft und altert die Bevölkerung. Arbeitskräfte (Erstausstrahlung) werden Mangelware. Die Regierung muss mehr Menschen ins Land holen. Der abgeschottete Inselstaat muss sich öffnen. Ähnlich wie in Deutschland braucht die Wirtschaft ABU-TV-Tipps im Mai 2019
ausländische Fachkräfte, um Lücken zu schließen. Reicht das neue Einwanderungsgesetz, um den Arbeitskräftemangel aufzufangen? «makro» fragt nach, was die Exportnationen Japan und Deutschland in Zukunft verbindet. Klar ist, dass Investitionen in Roboter in der Industrie, im Service- und Pflegebereich die Engpässe nicht allein beseitigen können. Zu schnell altert die japanische Gesellschaft, und zu wenig junge Leute rücken nach. Von der größten Freihandelszone der Welt, die Japan und die EU seit zwei Monaten bilden, profitieren deutsche und japanische Unternehmen gleichermaßen. Denn für fast alle Produkte wurden die Zölle abgeschafft. Auch im Handel brechen neue Zeiten an. Gleichzeitig ändert sich in Japan eine Tradition: Kaiser Akihito hat zu Lebzeiten den Thron für seinen ältesten Sohn freigemacht. Grand Prix in Israel – Kein 3sat bisschen Frieden Samstag, 04.05.2019 19.20–20.00 Uhr Film von Daniel Böhm (Erstausstrahlung) Die Vorbereitungen laufen, und der Eurovision Song Contest (ESC) gerät immer mehr zur Bewährungsprobe für Israel. Boykott oder Party? Durch die Musikszene geht ein tiefer Riss. Am 18. Mai findet der ESC in Tel Aviv statt – mit 42 teilnehmenden Ländern und Hunderten Millionen Zuschauern weltweit. Eine gute Gelegenheit für Israel, sich als weltoffenes, demokratisches und tolerantes Land zu präsentieren. Doch leicht ist das derzeit nicht. Erste Konflikte gab es gleich zu Beginn. Die israelische Regierung bestand darauf, die mediale Großveranstaltung in Jerusalem abzuhalten. Nach dem Umzug der US-Botschaft sollte dies ein weiteres Zeichen für Jerusalem als «unteilbare» Hauptstadt Israels setzen. Allerdings hatte die Regierung die Rechnung ohne die Veranstalter gemacht. Die verweigerten sich und drohten, den kompletten ESC abzusagen. Man einigte sich schließlich auf Tel Aviv. Das Minenfeld aus politischen, religiösen und weltanschaulichen Konflikten ist damit aber keinesfalls entschärft. Die palästinensisch organisierte und international vernetzte Boykottbewegung BDS (Boycott, Divestment and Sanctions) droht mit Störungen. Omar Barghouti, einer der Gründer der Bewegung, sieht im ESC eine Form von «Art Washing» und sagt, Israel wolle sich damit nur in gutes Licht rücken. Die orthodox-religiöse Bevölkerung des Landes fühlt sich dagegen vor allem durch den Zeitpunkt der Veranstaltung, einen Samstagabend, provoziert. In Tel Aviv haben die Religiösen inzwischen ein Fahrverbot am Schabbat durchgesetzt. Wie organsiert man die Sicherheit und den Transport von Teilnehmern und Gästen, wenn keine öffentlichen Verkehrsmittel fahren? Mehr als 18‘000 zusätzliche Besucher werden in Tel Aviv erwartet. Dort herrscht im Mai auch ohne ESC Touristenhochsaison. Ahnte die Popmusik-Ikone Netta Barzilai was da auf ihr Land zukommt, als sie 2018 in Lissabon den ESC gewann? 3sat begibt sich mitten hinein in die Vorbereitung und begleitet Veranstalter, Künstler, Befürworter und Gegner der Veranstaltung. Der linke Bürgermeister Tel Avivs, Ron Huldai, ein Kritiker der Regierung Netanjahu, will zeigen, dass Tel Aviv eine weltoffene und tolerante Stadt ist – passend zum ESC-Slogan «Celebrate Diversity». Bunte Vielfalt, ABU-TV-Tipps im Mai 2019
verschiedene Lebensstile, Toleranz, Offenheit gegenüber anderen, all das will der ESC sein. «Dare to Dream – Wage zu träumen» ist das diesjährige Motto der Veranstaltung. Kann es Israel gelingen, ein guter Gastgeber zu sein? Oder wird der ESC wie ein Brennglas die inneren Konflikte und Widersprüche des Landes geradezu verstärken? Lässt sich in einem Land, das sich im Dauerkonflikt mit seinen arabischen Nachbarn und mit der palästinensischen sowie arabischen Bevölkerung befindet, tatsächlich unbeschwert die «Vielfalt» feiern? Wer wagt es, nach mehr als 70 Jahren Krieg, Hass und Misstrauen noch, zu träumen und wovon eigentlich? Appenzell – Unbekannter 3sat Nachbar Sonntag, 05.05.2019 13.10–13.35 Uhr (aus der ORF-Reihe «Unterwegs beim Nachbarn») (Erstsendung 16.06.2018) Film von Raphaela Stefandl Das Appenzell ist zwar nicht weit entfernt von Österreich, doch ist den Österreichern vieles dort wenig bekannt. Zum Beispiel die Landsgemeinde, die Urform der direkten Demokratie. Die Bürger des Kantons Appenzell-Innerrhoden wählen alljährlich im April ihre Regierung, stimmen über Gesetze und Kredite ab, und das alles per Hand-Voting unter freiem Himmel. Die politische Tradition lebt, wird von den Jungen sehr stark mitgetragen. Sanfte Hügel, traditionelle Holzarchitektur, innovative Wirtschaftsunternehmen, Naturjodler und Weltmeister im Seilziehen der Frauen – das alles bietet die Schweizer Nachbarschaft, zu deren Besuch dieser Film einlädt. Kokainkick: Lieblingsdroge 3sat der Leistungsgesellschaft Sonntag, 05.05.2019 19.10–19.40 Uhr (aus der Reihe «NZZ Format») Film von Natalie Derbort Euphorie, Wachheit, Leistungsfähigkeit: Die Wirkung von Kokain passt hervorragend in eine Gesellschaft, die eigentlich nicht müde sein darf. In Zürich werden mittlerweile täglich 1,6 Kilogramm Koks geschnupft. Das belegen Abwasserproben. Zürich hat damit den drittgrößten Kokainkonsum in Europa. – Ein «NZZ Format» über die Lieblingsdroge der Leistungsgesellschaft. Das weiße Pulver hat längst alle sozialen Schichten durchdrungen, die Kokainmafia ist dank erfolgreicher Geldwäsche längst Bestandteil der Wirtschaft, und Polizei und Zoll sind unterwandert. Allein in Europa werden mit Kokain jährlich 5,7 Milliarden Euro umgesetzt. Wie kommt das Kokain in die Schweiz? Wie gefährlich ist der «Schnee»? Und wäre es vielleicht sogar sinnvoll, Kokain zu legalisieren, um die Drogenmafia zu bekämpfen? Alltag in Ost und West – Leben 3sat im geteilten Deutschland Montag, 06.05.2019 13.20–14.05 Uhr (aus der Reihe «ZDF-History») (Erstsendung 20.01.2019) Film von Ingo Dell, Steffi Lischke und Nina Rothermundt Trabi oder Käfer, Grilletta oder Hamburger? 40 Jahre Trennung prägten den Alltag der Menschen in Ost und West. ABU-TV-Tipps im Mai 2019
Aber wie lebte es sich wirklich – hüben und drüben im geteilten Deutschland? Wuchs 1989 zusammen, was zusammengehört? Oder passte längst nichts mehr zueinander? Ob Lebensstandard, Urlaubsziele, Rolle der Frau oder sogar die Promillegrenze: Nach Jahrzehnten der Entfremdung war bei den Nachbarn jenseits der Mauer scheinbar alles anders. Stolz auf ihre Wirtschaft waren beide Staaten: Die Bundesrepublik hatte die stärkste Währung in Europa. Auch die DDR verstand sich lange als Erfolgsbeweis für eine konkurrenzfähige sozialistische Volkswirtschaft. In Wahrheit drifteten die beiden Systeme immer weiter auseinander – mit entsprechenden Folgen für das Alltagsleben. Die Westdeutschen frönten ab Mitte der 1950er-Jahre ihrer Reiselust. Traumziel war Italien. Wer es sich leisten konnte, düste später mit dem Flieger auch mal nach Mallorca. Für DDR-Bürger boten sich neben der Ostsee auch Reiseziele in den sozialistischen «Bruderländern» an. Der Westen war tabu – offiziell auch in Sachen Lebensstil und Mode. Wer im Osten cool sein wollte, musste sich mit Nähmaschine und Schnittmustern behelfen. Im Westen erfüllten sich immer mehr Familien den Traum von den eigenen vier Wänden. Im Osten war das Sehnsuchtsziel oft eine Wohnung im Plattenbau, mit Fernheizung und Bad. Die Rolle der Frau in der Bundesrepublik definierte das Bürgerliche Gesetzbuch bis 1977 mit den Worten: «Sie ist berechtigt, erwerbstätig zu sein, soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist.» Die DDR war da schon weiter, doch tatsächliche Gleichberechtigung existierte auch hier nur auf dem Papier, denn – neben der Arbeit – waren Haushalt und Kindererziehung auch hier meist Frauensache. Eine Gemeinsamkeit der beiden deutschen Staaten war die wachsende Unzufriedenheit der Jugend. Studentenproteste, Hausbesetzungen und Kommunen – in der Bundesrepublik wurde das Private politisch. Wer sich im Osten gegen das System wandte, bekam es mit der Stasi zu tun und zahlte häufig einen hohen Preis. In der spannenden Gegenüberstellung wird gezeigt, wie sich die Menschen im Osten und Westen mit ihren Lebensentwürfen und Lebenszielen unterschieden: Alltagserfahrungen und Alltagsprobleme in zwei Systemen. Das war dann mal weg – 3sat Verschwundene Dinge Montag, 06.05.2019 14.05–14.50 Uhr unseres Alltags (Erstsendung 10.02.2019) (aus der Reihe «ZDF-History») Film von Gregor Streiber und Julia Waldmann Es ist noch gar nicht lange her, da waren sie aus unserem Leben nicht wegzudenken: geniale Erfindungen, die unseren Alltag einfacher, bequemer oder auch aufregender machten. Musikkassetten, Versandhauskataloge, BTX, der Toast Hawaii oder Freizeitaktivitäten wie Aerobic: Manche Dinge haben jahrzehntelang durchgehalten und wecken nostalgische Erinnerungen, andere gerieten schnell in Vergessenheit und muten heute skurril an. «Das war dann mal weg» spürt den Geschichten hinter den verschwundenen Dingen des Alltags nach und erzählt, wie sie erfunden und verwendet wurden und was aus ihnen geworden ist. Wie funktionierte ein Fernschreiber? Was hat ein Bleistift ABU-TV-Tipps im Mai 2019
mit einer Musikkassette zu tun? Stammt der Toast Hawaii wirklich aus Hawaii? Und was war BTX noch mal gleich – ein Fahrrad? Bei älteren Zuschauern springt dabei sofort das Kopfkino an – und jüngere erfahren vielleicht zum ersten Mal, «wie das früher so war»: analog, ganz ohne Handy und Internet. Prominente steuern ihre persönlichen Anekdoten zu den Kultgegenständen der Vergangenheit bei. Animationen sorgen für Aha-Effekte und erklären Hightech von gestern. Ein Streifzug durch die Geschichte genialer Erfindungen, die unseren Alltag lange Zeit prägten – und heute dennoch verschwunden sind. Die Sixties … gute Zeiten, 3sat wilde Zeiten! Montag, 06.05.2019 14.50–15.35 Uhr (aus der Reihe «ZDF-History») (Erstsendung 14.04.2019) Film von Alexander Berkel Die 1960er-Jahre veränderten die Welt, sie waren eine Zeit des Aufbruchs und des Wandels in Musik, Mode, Moral. Das Jahrzehnt ist bis heute prägend für unsere Lebenswelt. Die Jugend grenzte sich von den Wertvorstellungen ihrer Eltern ab, und die Bedeutung alternativer Lebenswege und Lebensformen wuchs. Trends und Ideen kamen aus Metropolen wie London oder San Francisco, wurden aber begierig auch in Deutschland aufgegriffen. «ZDF-History: Die Sixties … gute Zeiten, wilde Zeiten!» erzählt von den musikalischen und modischen Aufbrüchen der 1960er-Jahre. Und vom Beginn der sogenannten sexuellen Revolution, markiert durch die Markteinführung der «Pille» 1961 in Deutschland. Trotz aller Widerstände und Beharrungskräfte – die Gesellschaft wandelte sich. Viele Grenzen wurden damals infrage gestellt, Beatmusik und Miniröcke, Protest und Hippies provozierten die älteren Generationen. Doch eines lässt sich nicht leugnen: In den 1960er-Jahren haben sich Grenzen erweitert: modisch, musikalisch, gesellschaftlich. Von London über San Francisco bis in die deutsche Provinz, in West und Ost. Kleine Siege zwischen Anpassung und Auflehnung – davon berichten Zeitzeugen, unter anderen Wolfgang Niedecken und Uschi Glas. Dazu erwecken Archivbilder ein Jahrzehnt zum Leben, das uns geprägt hat und das bis heute nachwirkt. Die Traumfabrik und die Macht 3sat – Hollywood und die Politik Montag, 06.05.2019 15.35–16.20 Uhr (aus der Reihe «ZDF-History») (Erstsendung 24.02.2019) Film von Mathilde Fassin Arnold Schwarzenegger, Marlon Brando, Jane Fonda – wenn Hollywood-Stars sich in die Politik einmischen, ist ihnen Aufmerksamkeit gewiss. Doch für manche bedeutet es das Ende der Karriere. Schwarzenegger schaffte es vom «Terminator» bis zum Gouverneur von Kalifornien. Ronald Reagan griff erfolgreich nach der Macht im Weißen Haus. Andere Filmstars verloren durch ihr politisches Engagement die Gunst des Publikums oder sogar ihren Job in Hollywood. Gerne schmücken sich Politiker mit dem Glanz der Sterne aus der Traumfabrik. Populäre Filmstars machen sich gut bei ABU-TV-Tipps im Mai 2019
Gruppenfotos in den Zentralen der Macht oder als Unterstützer beim Wahlkampf. «ZDF-History» wirft einen Blick auf die Verbindungen zwischen Washington und Hollywood – von den 1940er-Jahren bis heute. Die Social Media Influencer 3sat Film von Christian Rösch Mittwoch, 08.05.2019 Die Welt der Influencer ist das Internet. Sie filmen und 20.15–21.05 Uhr fotografieren sich, posten die Bilder auf den Social-Media- (Erstsendung 25.10.2018) Plattformen und verdienen damit Geld. Viel Geld. Im Sommer 2018 ist der «Social-Media-Influencer» bei Marketing- und Kommunikationsfachleuten zum heilbringenden Lieblingsbegriff mutiert. Der Film von Christian Rösch zeigt anhand von Schweizer Influencern, wie dieses neue Geschäftsmodell funktioniert. Innerhalb kurzer Zeit ist das Influencer-Marketing zu einem Milliardengeschäft geworden. Für 2018 rechnet die Fachwelt mit einem Umsatz von fünf bis zehn Milliarden Dollar. Die Unternehmen versuchen junge Kunden, die sie auf den klassischen Werbekanälen nicht mehr erreichen, über diesen Weg in ihren Kaufentscheidungen zu beeinflussen. Wenn der Instagramer Zeki Bulgurcu mit seinen 1,2 Millionen Followern in der Deutschschweiz ein Werbevideo auf Social Media hochlädt, wird es innerhalb von zehn Minuten 25‘000 Mal angeschaut – und er bekommt dafür Geld. Wenn die YouTuberin Julia Graf in ihren Schminkvideos Lippenstifte bespricht, wird sie von Kosmetikfirmen umworben, damit sie ihren rund 800‘000 Abonnentinnen deren Produkte empfiehlt. Doch was löst das in jungen Menschen aus, die täglich stundenlang auf Instagram den idealisierten Bildern ihrer Idole folgen? Und wie gehen die Influencer selbst mit dem Druck um, immer perfekt gestylt ihren Kanal zu bespielen und ihre Fans bei Laune zu halten? Was ist Influencer-Marketing eigentlich genau? Schamlose Schleichwerbung? Sind die sogenannten Follower nichts anderes als unkritische Konsumenten? Ist Influencer-Marketing der neue Megatrend der Werbeindustrie – oder ist alles nur ein Hype, ein Phänomen unserer Zeit? Filmautor Christian Rösch begibt sich in eine Welt, die für viele nur schwer nachvollziehbar ist. Er spricht mit Fachleuten aus der Prävention und aus dem Marketing und schaut den großen Stars der Schweizer Influencer-Szene über die Schulter. Kinder im Netz. Gefahren und 3sat Chancen Mittwoch, 08.05.2019 21.05–22.00 Uhr Gefahren und Chancen der digitalen Welt (Erstsendung 15.03.2018) Film von Michèle Sauvain Während viele Erwachsene damit immer noch hadern, sind ihre Kinder in der digitalen Welt bereits voll angekommen. Die Game-Industrie boomt, YouTube und Instagram generieren ganz neue Stars. Autorin Michèle Sauvain geht in ihrem Film der Frage nach, wie gefährlich Computerspiele sind. Entstanden ist ein vielschichtiger Film über ein neues Phänomen, bei dem nur eines klar ist: dass Eltern hinschauen und sich interessieren müssen. Die Autorin zeigt, wie Kids heute online kommunizieren, fragt ABU-TV-Tipps im Mai 2019
bei bekannten YouTubern und Game-Entwicklern sowie beim Game-Hersteller Microsoft und bei den Strafverfolgungsbehörden nach, wer in dieser unübersichtlichen virtuellen Welt die Verantwortung für Missbräuche übernehmen soll und kann. Viele Eltern können mit der Freizeitbeschäftigung ihrer Kinder am Computer nicht viel anfangen, die meisten wissen nicht einmal, welche Games ihre Kinder spielen. Dabei ist das, was in dieser virtuellen Welt passiert, in den letzten fünf Jahren zur neuen Jugendkultur geworden. Gute Gamer sowie YouTuber werden als die neuen Helden gefeiert und von Millionen von Kindern und Jugendlichen verehrt. Und zwar über die Landesgrenzen hinweg. Damian zum Beispiel ist erst zwölf, er gamt fürs Leben gern und ist auch richtig gut darin. Zu Hause zeigt er, wie souverän er sich auf Minecraft bewegt. Seinen eigenen YouTube-Kanal füttert er regelmäßig mit selbst geschnittenen Filmchen. Sein Ziel ist es, möglichst viele Follower zu gewinnen – Leute, die regelmäßig auf seinem Kanal nachschauen, was er macht. Seine Vorbilder sind große deutsche YouTuber wie LPmitKev. Der ist mit 28 Jahren und 1,4 Millionen Followern einer der großen Stars und stellt alles auf seinen YouTube-Kanal, was er in seinem Alltag macht. Ihn trifft das Filmteam auf der größten Gamer-Messe der Welt, der Gamescom. Ob er dort gamt, zu Hause ist, mit seiner Freundin auf Reisen geht – seine Fans können sein ganzes Leben mitverfolgen – und sie machen es täglich. Kev verdient damit gutes Geld und bringt alles mit, was man braucht, um ein YouTube-Star zu werden: Er ist ein positiver Mensch, ein guter Entertainer und Verkäufer seiner selbst. So viel hat sich also gegenüber früheren Zeiten gar nicht verändert, das stellt auch Journalist Marc Bodmer fest, der die Gamer- und YouTube-Szene schon seit ihren Anfängen beobachtet. Er ordnet das neue Phänomen ein und kommt wie die Strafverfolgungsbehörden in Sachen Gefährlichkeit der neuen Medien zu einem simplen Fazit: Selbst wenn Pädokriminelle Games und Chats für sich entdeckt haben, um potenzielle Opfer zu finden, ist das Einzige, was wirklich schützt, unsere Kinder medienkompetent zu machen. Und das beginnt damit, dass wir uns für das, was sie auf ihrem Computer tun, interessieren. Die Revolution der Roboter 3sat Film von Vincent Lepreux und Martin Mischi Donnerstag, 09.05.2019 Eine neue industrielle Revolution ist im Gange. 20.15–21.00 Uhr Superintelligente, gefügige und unermüdliche Roboter führen (Erstausstrahlung) komplexe Aufgaben aus. Maschinengesteuerte Systeme ersetzen den Menschen. In einem Postverteilzentrum in China transportieren und sortieren 300 Roboter in nur einer Halle jeden Tag 70‘000 Pakete. Dreiviertel der Angestellten wurden entlassen. Noch überwachen zehn Angestellte das Ballett der Roboter, bald wird es menschenleer sein. Intelligente Maschinen haben beinahe alle Bereiche der Arbeitswelt erobert: Sie sind Köche in Fast-Food-Restaurants, Polizisten in Dubai, Dirigenten in Pisa und natürlich massenhaft Fabrikarbeiter in der Industrie. Künstliche Intelligenz in Form von Software- und Datenbankanwendun- gen ersetzt derzeit vor allem Sachbearbeiter. In der Versicherungswirtschaft, in der Touristikbranche, in Banken und ganz allgemein in Kundenzentren. Aber auch die Jobs von ABU-TV-Tipps im Mai 2019
Buchhaltern, Steuerberatern und Anwälten sind in Gefahr. Schätzungen zufolge könnte künstliche Intelligenz bis 2025 weltweit an 250 Millionen Arbeitsplätzen die Tätigkeit von Menschen übernehmen. Ist unsere Gesellschaft auf solche Umbrüche vorbereitet? Redaktionshinweis: In 3sat steht der Donnerstagabend im Zeichen der Wissenschaft. Um jeweils 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante Fragen aus Natur- und Geisteswissenschaften, Kultur und Technik. Im Anschluss, um 21.00 Uhr, diskutiert Gert Scobel über ein verwandtes Thema. scobel – Bewusstsein für 3sat Roboter Donnerstag, 09.05.2019 21.00–22.00 Uhr Können biologische Lebensformen und organische (Erstausstrahlung) Lernprozesse auf künstliche Computersysteme übertragen werden? Gert Scobel fragt: Was sind die Mindestanforderungen für einen solchen Transfer? Der Traum von fühlenden und denkenden Maschinen hat Hochkonjunktur. Noch sind Roboter nur schlechte Kopien der Natur. Aber die digitalen Schnittstellen zwischen Umwelt, menschlichen Lebensformen und Technologie nehmen zu. Die Evolution der Lebewesen auf der Erde ist einige Milliarden Jahre alt. Die Geschichte der künstlichen Intelligenz gerade einmal 60 Jahre. Während die biologische Entwicklung sehr langsam verlief, findet der Ausbau von Big Data in einem rasanten Tempo statt. Wissenschaftler und IT-Experten gehen davon aus, dass sich jedes Jahr die Menge an Daten, die wir produzieren, verdoppelt – und sich damit die Chancen erhöhen, autonome informationsverarbeitende Systeme zu entwickeln. Arten mussten sich den jeweiligen Umweltbedingungen anpassen. Sie haben unzählige Selektionsprozesse durchlaufen, die über Modifikation, Mutation oder Tod entschieden. Auch der Zufall spielte in der Evolution eine wichtige Rolle. Im Gegensatz dazu wird in der KI-Forschung der Entwicklungsrahmen konstruiert, die Muster- und Sinneswahrnehmung sowie deren Verarbeitung simuliert und auf höchster KI-Stufe vielleicht sogar maschinell erlernt. In der analogen Welt hat es sehr lange gedauert, bis sich bei Lebewesen ein Bewusstsein bilden konnte. In der digitalen Welt gehen heute mehrere Institute der Silicon-Valley-nahen KI-Forschung davon aus, dass es schon in näherer Zukunft gelingen wird, die Bedingungen für eine Art von «Minimal- Bewusstsein» zu identifizieren. Wäre dies erst geschafft, so die Vorstellung einiger Visionäre, könnte anschließend daran gearbeitet werden, diese «einfachsten» Bewusstseinsstruktu- ren nach dem Masterplan des Gehirns zu bauen und in künstlichen Systemen zu implementieren. Diese künstlichen Wesen hätten dann ein eigenes Bewusstsein und wären vielleicht sogar leidfähig. Kann eine solche Übertragung gelingen? Lässt sich überhaupt eine Minimalbedingung für ein Bewusstsein definieren? Bislang gibt es keine wissenschaftlich fundierte Erklärung, wie sich das Bewusstsein aus der Evolution entwickelte. Wie können minimale Bedingungen für biologische Systeme aussehen? Und was bedeutet es, zu fühlen, zu denken und sich dessen bewusst zu sein? Diese und andere Fragen diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen. ABU-TV-Tipps im Mai 2019
nano: Die Reparatur der Erde 3sat Film von und mit Ingolf Baur Freitag, 10.05.2019 Der Klimawandel lässt sich allein durch Einsparen von CO2 18.30–19.00 Uhr kaum mehr aufhalten. Forscher setzen daher auf eine (Erstausstrahlung) radikale, verrückte, vielleicht sogar gefährliche Idee: die Erde gezielt kühlen. Dazu müssen sie in die geochemischen Kreisläufe der Erde eingreifen, den Planeten umgestalten. Geoengineering nennt sich das. Noch erscheint der Eingriff in die Erdsysteme wie pure Hybris. Aber vielleicht liegt im «weiter wie bisher» die viel größere Gefahr. In «nano: Die Reparatur der Erde» stellt Ingolf Baur die aussichtsreichsten Projekte der Klimaingenieure vor und diskutiert die Machbarkeit und die Risiken der neuen Technologien. Seine Reise führt ihn zu Forschern in der Schweiz, in Island und in den USA. Und damit zu zwei ganz unterschiedlichen Strategien. Die einen wollen das klimaschädliche CO2 aus der Atmosphäre fischen und in Böden und Ozeanen versenken. Die anderen, und das ist die weitaus umstrittenere Strategie, denken darüber nach, das Sonnenlicht zu dimmen. Prominentester Vertreter ist David Keith von der Harvard University, USA. Keith will das Potenzial und die Risiken des sogenannten Solar Geoengineerings jetzt nicht mehr nur am Computer ausloten, sondern auch in der Praxis. In einem kleinen Experiment will er untersuchen, was die Freisetzung von Aerosolen wie Schwefelsäure in der Atmosphäre bewirkt. Die Idee dahinter: In großen Mengen versprüht, könnten die Aerosole das einfallende Sonnenlicht zurück ins All reflektieren und so die Erde kühlen. János Pásztor, Direktor der Carnegie Climate Geoengineering Governance Initiative, begrüßt Projekte wie diese und plädiert generell für mehr Forschung und einen breiten Diskurs in der Gesellschaft. Seine Sorge: Weil Solar Geoengineering im Vergleich zu anderen Methoden billig und einfach umzusetzen ist, könnte irgendjemand auf der Welt einfach damit loslegen – ohne dass die ökologischen Folgen umfassend erforscht worden wären. Kritiker dagegen befürchten, dass Geoengineering als Option und bereits die damit verbundene Forschung vielen als Ausrede dienen könnte. Weil wir auf diese Art bequem am Thermostat der Erde schrauben können, könnte, so ihre Sorge, die Motivation für den unbequemen Weg deutlich schwinden. Sprich: auf erneuerbare Energien umzustellen und so den CO2-Ausstoß radikal zu senken. «nano: Die Reparatur der Erde» stellt weitere Forscher vor, die sich mit Projekten zur Klimarettung beschäftigen, unter anderen Ulrike Lohmann, ETH Zürich, Schweiz, Edda Aradottir, Reykjavik Energy, Island, und Hugo Raetzo, Bundesamt für Umwelt, Schweiz. makro: Angriff auf die Banken 3sat Moderation: Eva Schmidt Freitag, 10.05.2019 Bezahlen im Internet, Überweisungen, Kredite – während die 21.00–21.20 Uhr großen Banken nach der Finanzkrise noch ihre Wunden (Erstausstrahlung) lecken, krempeln sogenannte FinTechs mit neuen Ideen die Finanzbranche um. Die Finanzdienstleister sind innovativ und auf der Höhe der Zeit: Paypal steht für das Bezahlen im Onlineshop, Raisin ist eine Plattform zur Geldanlage, und Auxmoney vermittelt ABU-TV-Tipps im Mai 2019
Kredite. Was man braucht, ist lediglich ein Smartphone. Erst haben klassische Banken diese Konkurrenz ignoriert, dann belächelt, später gefürchtet. Zuletzt versucht man es mit Umwerben. Das reicht von der Finanzspritze bis hin zur Übernahme. Keine Bank in Deutschland praktiziert die Annäherung dabei so konsequent wie die Commerzbank: Mit dem «Main Incubator» hat das Geldhaus quasi einen Brutkasten aufgestellt, in dem junge FinTech-Firmen wachsen und gedeihen sollen – Übernahme der besten Ideen nicht ausgeschlossen. FinTechs und ihre Dienstleistungen gibt es heute überall auf der Welt. Besonders erfolgreich sind sie dort, wo nur wenige Menschen ein Konto, aber viele ein Smartphone haben: in China, Indien, Brasilien. Es scheint fast, als würde die klassische Bank in diesen Ländern von der Generation Smartphone übersprungen. Banken und FinTechs – ein heikles Spannungsfeld zwischen Konkurrenz und Koexistenz, zumal die FinTechs jenseits von Dienstleistungen für Privatkunden längst auch das lukrative Unternehmensgeschäft der Banken im Visier haben. Tele-Akademie 3sat Prof. Dr. Giovanni Galizia: Wie kommen die Blütendüfte Sonntag, 12.05.2019 ins Gehirn? 06.45–07.30 Uhr Wir erkennen Düfte unterschiedlicher Herkunft, attraktive (Erstsendung 05.05.2019) Parfüms und stinkende Käfer. Und wir können uns an Düfte erinnern. Insbesondere Bienen haben einen hervorragenden Geruchssinn. Wie kann ein relativ einfaches Gehirn Millionen von Düften riechen, speichern und wiedererkennen? Giovanni Galizia erklärt in diesem Vortrag, wie die neuronale Kodierung von Düften funktioniert und zu einer fast unbegrenzten Kapazität des Systems führt. Bienen können einer Duftspur über viele Kilometer folgen, und sie können aus einer Duftmischung die einzelnen Komponenten herausriechen. Auf einer Blumenwiese erkennen sie verschiedene Blüten am Duft, und sie erinnern sich an besonders nektarreiche Blüten. Professor Dr. Giovanni Galizia lehrt Zoologie und Neurobiologie an der Universität Konstanz. Er ist außerdem Direktor des dortigen interdisziplinären Zukunftskollegs, Buchautor und Herausgeber verschiedener Fachzeitschriften. Social Egg Freezing – 3sat Mutterschaft auf Eis Sonntag, 12.05.2019 19.10–19.40 Uhr (aus der Reihe «NZZ Format») (Erstsendung 09.03.2017) Film von Cristina Karrer und Patricia Wagner Die Medizin hat mit dem «Social Egg Freezing» einen Weg gefunden, die Gefahren einer späten Mutterschaft zu reduzieren. Ein «NZZ Format» über die «Mutterschaft auf Eis». Das erste Kind mit über 40? Was früher die Ausnahme war, wird immer mehr zur Regel. Doch späte Mütter bedeuten fast immer erhöhtes Risiko, weil ältere Eizellen weniger fruchtbar sind und ein erhöhtes Risiko für Missbildungen bergen. Beim «Social Egg Freezing» werden der noch jungen Frau Eizellen entnommen und diese eingefroren. Eingesetzt werden sie später, etwa wenn der richtige Partner gefunden oder die ABU-TV-Tipps im Mai 2019
Karriereleiter entsprechend erklommen worden ist. Doch bringt diese Methode wirklich die ersehnte Freiheit für die Frau? Birgt sie nicht auch die Gefahr von Missbrauch im Namen von Wirtschaft und Wissenschaft? Und soll das menschliche Leben wirklich von A bis Z planbar sein? Uns hat der Krieg nicht 3sat getrennt Mittwoch, 15.05.2019 11.15–11.45 Uhr Christen, Juden und Muslime in Sarajewo (Erstsendung 03.06.2018) In Sarajewo existieren seit Jahrhunderten vier Religionen. Es gibt 90 Moscheen, 20 Kirchen und drei Synagogen auf engstem Raum. Leben und leben lassen – das große Geheimnis der Stadt? Till Rüger trifft vier Einwohner Sarajewos, von denen jeder eine ganz eigene Erklärung hat, warum das Zusammenleben der Religionen und der drei Ethnien trotz aller Spannungen funktioniert: eine Muslima, einen orthodoxen Christen, einen Katholiken und einen Juden. Alle vier stammen aus Sarajewo, leben hier nicht nebeneinander, sondern in echtem Miteinander. Nur ein paar Kilometer von Sarajewo entfernt beginnt das Gebiet der Republika Srpska. Regelmäßig drohen die bosnischen Serben mit einem Referendum und der Abspaltung ihres Landesteiles. Hier lebt man noch immer in der Vergangenheit, sieht eine Teilung Bosnien-Herzegowinas als unvermeidlich an. Aber auch muslimische Fundamentalisten sind auf dem Vormarsch. Sichtbares Zeichen: die von Saudi- Arabien finanzierte neue König-Fahd-Moschee. Mit ihr wuchs auch der Einfluss des Islam auf die Politik. Länder wie Saudi-Arabien oder die Türkei haben in Bosnien und Herzegowina Hunderte Millionen Euro investiert. Geld, das man im muslimischen Teil gerne angenommen hat, denn die Arbeitslosigkeit liegt noch immer bei mehr als 20 Prozent. Doch inzwischen wachsen auch bei den Bosniaken die Zweifel, ob diese religiös motivierten Investitionen dem Zusammenhalt im Land nicht mehr schaden als nutzen. ADHS – ein Leben lang 3sat Film von Michael McNamara Donnerstag, 16.05.2019 Früher dachte man, ADHS beträfe nur Kinder und 20.15–21.00 Uhr Jugendliche. Heute weiß man, auch Erwachsene haben das (Erstsendung 22.02.2018) Aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitätssyndrom, aber es wird häufig nicht erkannt. Die neurobiologische Erkrankung ADHS führt im Kindesalter häufig zu Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Allerdings können sich die Symptome im Laufe der Jahre wandeln, der ausgeprägte Bewegungsdrang geht oft zurück oder verschwindet sogar ganz. Ein gestörter Stoffwechsel der Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin im Gehirn wird für ADHS verantwortlich gemacht – Forscher gehen davon aus, dass diese Störung genetisch bedingt ist. Wurde ADHS nicht schon im Kindesalter diagnostiziert, ist es gut möglich, dass Erwachsene gar nicht oder falsch diagnostiziert werden. Gerade bei Frauen wird das Syndrom häufig mit einer Depression verwechselt. Das Medikament Ritalin wird seit Anfang der 1990er-Jahre intensiv bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS eingesetzt. Kritiker sagen, dass es zu früh und zu häufig verschrieben ABU-TV-Tipps im Mai 2019
werde, denn die Nebenwirkungen sind immens und reichen von Schläfrigkeit über Gewichtszunahme bis hin zu psychischer Abhängigkeit. ADHS kann eine Ursache von Stress und Versagen sein, aber auch eine Quelle von Stärke und Kreativität. Erwachsene berichten, wie sie jahrelang versuchten, mit einer Erkrankung klarzukommen, von der sie nicht einmal wussten, dass sie sie hatten. An der Universität von Kalifornien in Irvine zeigt Dr. Jean Gehricke, dass Nikotin – ähnlich wie ADHS-Medikamente – den Dopamin-Spiegel im Gehirn erhöht. Das reduziert die Symptome deutlich, sodass Raucher oft nicht erkennen, dass sie an ADHS leiden – bis sie versuchen, sich das Rauchen abzugewöhnen. An der Florida State University haben Professor Pradeep Bhide und sein Team erstmals an Mäusen gezeigt, wie Nikotingenuss in der Schwangerschaft dazu führt, dass ADHS an die Kinder weitergegeben wird. Hyperaktive Jungen fallen schnell auf, während Mädchen häufig durch das Raster fallen. Ein Feldversuch an 50 Kindern testet eine neue, nicht-pharmazeutische Therapie: MegaTeam, ein Videospiel, entwickelt vom SickKids-Krankenhaus in Toronto. scobel – Trügerische 3sat Diagnosen Donnerstag, 16.05.2019 21.00–22.00 Uhr Trendige Befunde wirken sich nicht nur auf einzelne Patienten (Erstsendung 22.02.2018) aus, sondern sie belasten auch das Gesundheitssystem. «scobel» beschäftigt sich mit Mode-Diagnosen in der Medizin. Aus dem gigantischen Fundus für Laien-Mediziner im Internet ziehen nicht wenige Patienten ihre Meinungen und Behandlungsmethoden. Kann das Wissen von Amateuren die Fachkenntnisse von Experten und unabhängigen Forschern ersetzen? Diagnosen sind nicht immer wissenschaftlich fundiert. Ärzte und Patienten unterliegen ihren subjektiven Eindrücken und neigen manchmal zu voreiligen Schlüssen. Im Internet gibt es unendlich viele Informationen über medizinische Themen, Diagnosevorschläge und Empfehlungen für Therapien. Selbst Ärzte sind nicht frei von fehlerhaften Beurteilungen und überflüssigen Therapien. So werden manche vorübergehende Auffälligkeiten sehr schnell den weitverbreitenden Modekrankheiten zugeordnet, zum Beispiel ADHS oder Burnout. Häufig ist es nur eine Frage der Interpretation, ab wann ein auffälliges Verhalten auf eine zu behandelnde Krankheit hinweist. Und ist erst einmal der Befund erstellt, gibt es gleich dazu die passenden Therapien und Medikamente. Manchmal ist es sogar umgekehrt: Zuerst gibt es die Pille, und anschließend wird die dazugehörige Krankheit kreiert. Pharmahersteller haben ein großes Interesse, ihre Produkte zu verkaufen, und freuen sich deshalb über jeden neuen Krankheitsbegriff, der sich durch gezielte Werbekampagnen kommerziell vermarkten lässt. Manchmal genügt auch die Absenkung von Grenzwerten oder die Ausweitung des Krankheitsbildes, um aus ärztlicher Sicht eine Medikation zu erreichen. Für bestimmte Erkrankungen, deren Behandlungskosten hoch sind, können Krankenkassen aus dem staatlichen Gesundheitsfonds Zuschüsse erhalten. Da es scheinbar einen Missbrauch von bestimmten Diagnosen und deren Zuschüsse gegeben hat, haben Staatsanwaltschaften inzwischen Ermittlungen wegen Verdacht des Betrugs und der Untreue ABU-TV-Tipps im Mai 2019
aufgenommen. Sind Ärzte von Krankenkassen zu begehrten Diagnosen angestiftet worden? Brauchen wir mehr öffentliche Debatten und unabhängige Forschungsarbeiten, damit die Mode-Diagnosen nicht ausufern? Diese und andere Fragen diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen. Wie Elefanten denken 3sat (aus der ZDF-Reihe «Terra X») Freitag, 17.05.2019 Film von Emre Izat 15.35–16.15 Uhr Forscher sind sich mittlerweile einig: Elefanten sind viel (Erstsendung 10.01.2016) intelligenter, als wir je vermutet hätten. «Terra X» zeigt in atemberaubenden Bildern, was und wie die grauen Riesen denken. Elefantenherden umgehen offenbar ganz gezielt Gebiete, in denen Wilderer lauern, und vermeiden auch sonst gefährliche Kontakte zu Menschen. Die Entdeckung dieses einzigartigen Verhaltens machten Wildbiologen eher zufällig bei einer Zählung vom Flugzeug aus. Diese ungewöhnlichen Wanderbewegungen der Tiere inspirierten die Wissenschaftler zu immer neuen Forschungsprojekten, in deren Verlauf weitere, völlig unerwartete Fähigkeiten der Elefanten entdeckt wurden. Beispielsweise arbeiten die gigantischen Rüsselträger im Team zusammen und teilen einander Erfahrungen und neue Erkenntnisse mit. Elefanten können im Test die komplexesten Probleme lösen und erkennen sich selbst im Spiegel – eine Leistung, die man bislang nur von Menschenaffen und Delfinen kannte. Das Gefühlsleben der Tiere lässt sie entgegen der Bezeichnung «Dickhäuter» als äußerst sensibel erscheinen. Untersuchungen zufolge empfinden Elefanten Mitgefühl, Trauer, Freude, Furcht und Rachsucht. Die Forscher sind mittlerweile davon überzeugt, dass Elefanten zu den intelligentesten und komplexesten Tieren überhaupt zählen. Welt ohne Geld 3sat Wie die Abschaffung von Banknoten vorangetrieben wird Freitag, 17.05.2019 Film von Hanspeter Michel 20.15–21.00 Uhr Bargeldloses Bezahlen ist auf dem Vormarsch. Es ist schnell, (Erstsendung 30.07.2018) einfach und bequem. Weltweit haben bargeldlose Transaktionen das Bezahlen mit Bargeld längst abgelöst. Noch halten Bundesbank und Bundesregierung am Bargeld fest. Aber können sie die Entwicklung hin zur bargeldlosen Gesellschaft aufhalten? Die Dokumentation zeigt unter anderem, wer hinter der weltweiten Anti-Bargeld-Lobby steckt. Viele haben ein Interesse daran, dass wir aufhören, mit Bargeld zu bezahlen: Banken wollen Münzen und Scheine loswerden, weil deren Bereitstellung teuer ist. Politiker wollen weniger Bargeld, um Kriminalität und Terrorismus zu bändigen. Zentralbanker wollen Bargeld abschaffen, da sich dann leicht Negativzinsen durchsetzen lassen. Und digitale Bezahlkonzerne wie PayPal oder VISA wollen einfach von allen Geldgeschäften profitieren und dabei möglichst viele Finanzdaten über uns Verbraucher sammeln. Ihr Ziel: die komplette Kontrolle über unser Kaufverhalten. Hinter den Stichwortgebern der weltweiten Anti-Bargeld-Lobby steckt etwa die «Better than Cash Alliance» in New York, unterstützt von Konzernen wie VISA oder Mastercard. Ihr ABU-TV-Tipps im Mai 2019
Credo: eine bessere Welt dank digitaler Bezahlsysteme. Je mehr Menschen ins internationale Finanzsystem integriert werden, desto mehr Wachstum und Arbeitsplätze. Dabei profitieren in erster Linie die Bezahlkonzerne selbst, dank Gebühren und dem Zugriff auf unermessliche Datenschätze. Wir alle werden «gläsern». Aber auch Staaten nutzen die neuen Möglichkeiten, via Bezahldaten mehr über uns zu erfahren. Auf der Strecke bleibt das Interesse der Bürger am Bargeld: als Wertaufbewahrung und um unabhängig zu sein von den Interessen Dritter. Bargeld ist und bleibt ein Stück Freiheit. makro: Revolution aus dem 3sat Drucker Freitag, 17.05.2019 21.00–21.30 Uhr Film von Kristin Siebert (Erstausstrahlung) 3-D-Druck verspricht völlig neue Möglichkeiten für eine nachhaltigere und lokalere Produktion. Schöne neue Warenwelt – wird alles besser durch 3-D-Druck? Die Warenwelt scheint auf dem Sprung zu einer nächsten Revolution. Wo heute noch gefräst, gegossen und geklebt wird, soll der 3-D-Druck bald schon die traditionelle Fertigung ersetzen und enorme Mengen an Material, Abfall und Energie einsparen. In der Luftfahrt kommt es auf jedes Kilo an. Im A350 werden schon mehrere Tausend gedruckte Teile verbaut. Bei der Konstruktion werden bionische Prinzipien aus der Natur angewandt, wodurch die Bauteile deutlich leichter werden – sie sind stabiler, obwohl sie aus weniger Material bestehen. Mithilfe von 3-D-Druckverfahren ist es möglich, die effizienten Baupläne der Natur zu imitieren, mit konventionellen Herstellungsverfahren war dies bisher nur sehr schwer möglich. Doch in der Entwicklungsabteilung von Airbus ist man noch nicht zufrieden. Die gedruckte Kabinentrennwand im A350 ist durch die neue biometrische Struktur zwar um 45 Prozent leichter geworden, doch die Herstellung ist aufwendig und teuer. Allein 900 Stunden dauert die Druckzeit nur einer Trennwand. Ein Problem, das die Druckhersteller seit 30 Jahren noch nicht lösen konnten. Doch man arbeitet dran. Auch bei Adidas. Nach eigenen Angaben ist der Schuhhersteller derzeit der weltweit größte Hersteller von 3-D-Druck-Komponenten. Adidas nutzt die momentan schnellste Drucktechnologie, die der amerikanische Chemiker Joe DeSimone mit seiner Firma Carbon erfunden hat, um die Mittelsohle neuer Laufschuhmodelle zu drucken. Nachhaltige Materialien sind der nächste Schritt. Bei Carbon in Kalifornien entwickelt man derzeit Lösungen für biobasierte Kunstharze, die ohne Erdöl auskommen. Zudem soll es bald druckfähige Kunstharze geben, die sich ohne Qualitätsverlust wieder verflüssigen und somit vollständig recyceln lassen. In Zukunft soll es dann möglich sein, kundenindividuelle Schuhe zu drucken, die nicht auf dem Müllberg laden, sondern wieder zu neuem Druckmaterial verflüssigt werden können. In Amsterdam will das Start-up Reflow weggeworfenen Plastikflaschen einen neuen Nutzen verleihen. Das PET- Material von Millionen weggeworfener Plastiktrinkflaschen eignet sich hervorragend für den 3-D-Druck, zum Beispiel für den großen Markt der Prototypen und Lifestyle-Produkte, wie etwa Sonnenbrillen. Gerade erst ist eine neue Fertigungsstraße für recyceltes Filament entstanden, den ABU-TV-Tipps im Mai 2019
standardisierten «Kunststoffdraht» auf Spulen. Man will beweisen, dass man mit recyceltem Filament genauso gut drucken kann wie mit erdölbasierten, neuen Kunststoffdrähten, und man will lokale Produktions-Recyclingkreisläufe aufbauen. In Amsterdam und in Indien, wo sich viele Abfallsammler ihren Lebensunterhalt heute schon mit dem Sammeln von Plastikflaschen verdienen – mit der 3-D-Drucktechnologie ist es möglich, lokale Mini-Ökonomien aufzubauen. Die 3-D-Druck-Industrie expandiert rasant. Den Markt der Prototypen hat sie schon erobert. Nun ist der 3-D-Druck auf dem Sprung zur Integration in Fertigung von Endprodukten. An die Stelle der analogen massenindustriellen Produktion des «immer mehr vom Gleichen zu immer günstigeren Preisen» – mit hohen sozialen und ökologischen Kosten – könnten individuellere Produkte aus flexibleren, kleinteiligeren, lokalen und ökologischeren Produktionsweisen treten, die nach Bedarf produziert werden können. Wenige Pioniere machen dies bereits vor. «makro» beleuchtet die neue Fertigungstechnik und fragt, wie das moderne Verfahren Industrie und Logistikbranche in den kommenden Jahren verändern könnte. Precht 3sat Mehr Fortschritt, mehr Wohlstand, mehr Glück? Samstag, 18.05.2019 Richard David Precht im Gespräch mit Juli Zeh, 22.40–23.25 Uhr Schriftstellerin (Erstsendung 28.04.2019) Über Jahrhunderte hinweg glaubten Gesellschaften an eine permanente Höherentwicklung durch Fortschritt. Richard David Precht und sein Gast, die Schriftstellerin Juli Zeh, stellen aber fest: Trotz wachsender Wirtschaft und mehr Konsum werden die Menschen nicht glücklicher. Bei allem Wohlstand und aller Freiheit, die in den westlichen Industriegesellschaften erreicht wurden, scheint inzwischen ein Endpunkt erreicht zu sein: Wachstum und Wohlstand garantieren anscheinend nicht mehr Zufriedenheit, sie kommen auch selbst allmählich an ihre Grenzen. Stattdessen nimmt die Gereiztheit zu, der Stress im Alltag ebenso wie die öffentlich gezeigte Wut über die Politik. Woran liegt das? Gibt es Grenzen des Glücklichseins, genügen wir uns selbst nicht mehr? Diese Fragen stellt Richard David Precht der Bestsellerautorin und Juristin Juli Zeh. Glück scheint an einem bestimmten Punkt nicht dauerhaft steigerungsfähig zu sein. Woran liegt das? Warum sind viele Menschen nicht dankbarer, trotz des hohen Lebensstandards in unseren liberalen Demokratien, sondern haben permanent schlechte Laune? Warum scheint die Formel «Fortschritt bedeutet Glück» einfach nicht aufzugehen? Und was berechtigt die Gesellschaft überhaupt zu dieser auch besonders offensiv im Internet postulierten Anspruchshaltung, dass einem immer das Beste und das Günstigste zusteht? Die Gesellschaft erhebt den Anspruch darauf, immer größere Ansprüche haben zu dürfen: Soziologen und Psychologen reden heute von «Entitlement». Liegt dies im Menschen selbst begründet, oder zeigen wir diese Frustrationsintoleranz, weil wir immer stärker vom Konsum- und Wachstumsdenken beherrscht werden? Der Siegeszug des Individualismus sei daran schuld, so Precht, dass man lieber seine eigene Einzigartigkeit zelebriere, sich in Selfies inszeniere und den persönlichen Vorteil im Auge habe, als über die Notwendigkeiten einer besseren Gesellschaft nachzudenken. In der Antike war das ABU-TV-Tipps im Mai 2019
Glück noch fest an das gesellschaftliche Leben gekoppelt. Nur in der Tugendhaftigkeit gegenüber der Gemeinschaft findet nach Aristoteles der Mensch seine Erfüllung. Das Glück liegt für ihn nicht in der Erfüllung von Bedürfnissen, sondern im «tätigen Sein». Wir sollten uns wieder mehr für das Gemeinwohl aller mitverantwortlich fühlen, anstatt sich zwischen Selfie-Manie und Wutbürgertum gegenseitig aufzureiben, fordert Precht. makro: Revolution aus dem 3sat Drucker Sonntag, 19.05.2019 06.15–06.45 Uhr Film von Kristin Siebert (Erstsendung 17.05.2019) 3-D-Druck verspricht völlig neue Möglichkeiten für eine nachhaltigere und lokalere Produktion. Schöne neue Warenwelt – wird alles besser durch 3-D-Druck? Die Warenwelt scheint auf dem Sprung zu einer nächsten Revolution. Wo heute noch gefräst, gegossen und geklebt wird, soll der 3-D-Druck bald schon die traditionelle Fertigung ersetzen und enorme Mengen an Material, Abfall und Energie einsparen. In der Luftfahrt kommt es auf jedes Kilo an. Im A350 werden schon mehrere Tausend gedruckte Teile verbaut. Bei der Konstruktion werden bionische Prinzipien aus der Natur angewandt, wodurch die Bauteile deutlich leichter werden – sie sind stabiler, obwohl sie aus weniger Material bestehen. Mithilfe von 3-D-Druckverfahren ist es möglich, die effizienten Baupläne der Natur zu imitieren, mit konventionellen Herstellungsverfahren war dies bisher nur sehr schwer möglich. Doch in der Entwicklungsabteilung von Airbus ist man noch nicht zufrieden. Die gedruckte Kabinentrennwand im A350 ist durch die neue biometrische Struktur zwar um 45 Prozent leichter geworden, doch die Herstellung ist aufwendig und teuer. Allein 900 Stunden dauert die Druckzeit nur einer Trennwand. Ein Problem, das die Druckhersteller seit 30 Jahren noch nicht lösen konnten. Doch man arbeitet dran. Auch bei Adidas. Nach eigenen Angaben ist der Schuhhersteller derzeit der weltweit größte Hersteller von 3-D-Druck-Komponenten. Adidas nutzt die momentan schnellste Drucktechnologie, die der amerikanische Chemiker Joe DeSimone mit seiner Firma Carbon erfunden hat, um die Mittelsohle neuer Laufschuhmodelle zu drucken. Nachhaltige Materialien sind der nächste Schritt. Bei Carbon in Kalifornien entwickelt man derzeit Lösungen für biobasierte Kunstharze, die ohne Erdöl auskommen. Zudem soll es bald druckfähige Kunstharze geben, die sich ohne Qualitätsverlust wieder verflüssigen und somit vollständig recyceln lassen. In Zukunft soll es dann möglich sein, kundenindividuelle Schuhe zu drucken, die nicht auf dem Müllberg laden, sondern wieder zu neuem Druckmaterial verflüssigt werden können. In Amsterdam will das Start-up Reflow weggeworfenen Plastikflaschen einen neuen Nutzen verleihen. Das PET- Material von Millionen weggeworfener Plastiktrinkflaschen eignet sich hervorragend für den 3-D-Druck, zum Beispiel für den großen Markt der Prototypen und Lifestyle-Produkte, wie etwa Sonnenbrillen. Gerade erst ist eine neue Fertigungsstraße für recyceltes Filament entstanden, den standardisierten «Kunststoffdraht» auf Spulen. Man will beweisen, dass man mit recyceltem Filament genauso gut drucken kann wie mit erdölbasierten, neuen Kunststoffdrähten, ABU-TV-Tipps im Mai 2019
und man will lokale Produktions-Recyclingkreisläufe aufbauen. In Amsterdam und in Indien, wo sich viele Abfallsammler ihren Lebensunterhalt heute schon mit dem Sammeln von Plastikflaschen verdienen – mit der 3-D-Drucktechnologie ist es möglich, lokale Mini-Ökonomien aufzubauen. Die 3-D-Druck-Industrie expandiert rasant. Den Markt der Prototypen hat sie schon erobert. Nun ist der 3-D-Druck auf dem Sprung zur Integration in Fertigung von Endprodukten. An die Stelle der analogen massenindustriellen Produktion des «immer mehr vom Gleichen zu immer günstigeren Preisen» – mit hohen sozialen und ökologischen Kosten – könnten individuellere Produkte aus flexibleren, kleinteiligeren, lokalen und ökologischeren Produktionsweisen treten, die nach Bedarf produziert werden können. Wenige Pioniere machen dies bereits vor. «makro» beleuchtet die neue Fertigungstechnik und fragt, wie das moderne Verfahren Industrie und Logistikbranche in den kommenden Jahren verändern könnte. Tele-Akademie 3sat Prof. Dr. Michael Madeja: Von Bits und Brains Sonntag, 19.05.2019 Wie das Gehirn mit digitalen Medien umgeht 06.45–07.30 Uhr (Erstsendung 12.05.2019) Mit atemberaubender Geschwindigkeit werden immer mehr Bereiche unseres Lebens digitalisiert. Verkümmern dadurch möglicherweise die geistigen Leistungen des Menschen? Viele befürchten sogar, dass diese Entwicklung zur Schädigung des Gehirns führe. Sind die Befürchtungen berechtigt, und was kann die Hirnforschung dazu sagen? Michael Madeja beschreibt in diesem Vortrag Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Gehirn und Computer. Er erläutert die Verarbeitung digitaler Informationen im Gehirn und geht schließlich auf die Auswirkungen der Nutzung digitaler Medien auf die Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns ein. Professor Dr. Michael Madeja lehrt Neurowissenschaften an der Universität Frankfurt. Er ist außerdem wissenschaftlicher Vorstand der Else Kröner-Fresenius-Stiftung und Autor mehrerer, auch populärwissenschaftlicher Bücher zur Hirnforschung. NETZ NATUR 3sat Die Naturreportage aus der Schweiz Montag, 20.05.2019 Was tun mit der fremden Art? 21.05–22.00 Uhr (Erstsendung 06.12.2018) Film von Andreas Moser Der globale Handel, grenzenlose Reisetätigkeit und unbedachte Aussetzungsaktionen bringen neue Arten von Pflanzen und Tieren in die Schweiz. Das bereitet Sorgen. Wie geht der Mensch mit den neuen Arten um? Weshalb lösen sie Kontroversen, Ablehnung und Angst aus, und wie sinnvoll ist ihre Bekämpfung? «NETZ NATUR» bietet Einblicke in den Umgang und die Reaktionen der Menschen auf verschleppte Organismen. In einem Tag kann jeder Gegenstand heute durch den Gütertransport an einen beliebigen Ort der Welt gelangen. Oftmals werden bei diesen Transporten Tiere oder Pflanzen aus den Versandländern als blinde Passagiere mitverschickt. Manchmal überleben sie im Ankunftsland und machen sich ABU-TV-Tipps im Mai 2019
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