Deutsch-Israelischer Verein - IJFD 2019-2020
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Bereits seit 25 Jahren existiert der Deutsch-Israelische Verein für die Teil- habe von Menschen mit Behinderung. Seit 1998 hilft der Deutsch-Israelische Verein bei der Vermittlung eines langfristigen Freiwilligendienstes (IJFD) im Bereich der Rehabilitation Behinderter, Alter und sozial schwacher Menschen in staatlichen israeli- schen Einrichtungen. „Die Arbeit mit Menschen mit Behinderung kann bei jungen Menschen wichtige neue Blickwinkel schaffen und für positive Erlebnisse sorgen. Natürlich bleibt aber auch noch viel Zeit für das Erkunden dieses wun- derschönen Landes, das neben Sonne, Sand und Meer auch außeror- dentlich viel Kultur und Geschichte bereit hält.“ (Maren Müller-Erichsen, Vorsitzende des Deutsch-Israelischen Vereins). Unsere Vorsitzende Maren Müller-Erichsen, hier im Gespräch mit dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier Silvi Behm, unsere Koordinatorin in Israel „Ich freue mich immer wieder darauf, eine neue Generation von Israel-Interessierten kennen zu lernen.“ 3
Bela Amirova, unsere Koordinatorin in Deutschland „Von 2000 an bis heute bin ich im Deutsch-Israelischen Verein als Verantwortliche für die Volontäre, die einen IJFD absolvieren wollen, beschäftigt. Für mich als Jüdin ist es besonders wichtig, meine Arbeit für den Deutsch-Israelischen Verein mit ganzem Herzen zu tun.“ Dr. Heinz-Lothar Worm, Pädagogischer Leiter „Es ist faszinierend für mich, die Volontärin- nen und Volontäre während ihres Dienstes pädagogisch zu begleiten und ihnen Hilfe- stellung zu geben.“ 4
IJFD 2019/20: unsere Gruppe Albert Börgmann Ich war schon immer politisch und kulturell an Israel interessiert und fand das Land extrem anziehend. 2016 habe ich schließlich einen knapp zweiwöchigen Urlaub mit meiner Familie dort verbracht, in dem wir verschiedene Städte und Regionen erkundet haben. Für mich war sehr schnell klar, dass das Land trotz sei- ner geringen Größe zu viel hergibt, als dass man alles in einem Urlaub sehen und mitbekommen könnte. So habe ich mir überlegt, nach dem Schulabschluss dort ein sozialen Jahr zu verbringen, bei dem ich einerseits der Gesellschaft einen Dienst erweisen kann und zu- gleich das Land, dessen einzigartige Geschichte und die positive und lebendige Lebenseinstellung der Israe- lis aus nächste Nähe mitbekommen kann. Jan Gerber Ich bin an der Geschichte, dem Land Israel als solches sehr interessiert. Außerdem möchte ich gerne behin derten Menschen helfen und diese in ihrem Alltag unterstützen. Nach meinem Abitur habe ich bereits ein Praktikum im Waldorfkindergarten gemacht und konnte bereits Erfahrung in der Betreuungsarbeit sammeln. Manuel Hänsch Meine Motivation, mir Israel als das Land auszusu- chen, in dem ich meinen Freiwilligendienst leisten möchte, resultierte daraus, dass ich das Land mit sei- nem vielfältigen und im Vergleich zu Deutschland sehr unterschiedlichen religiösen Leben, sowohl in der Vergangenheit als Wiege des christlichen Glaubens als auch in der Gegenwart äußerst interessant finde. Darüber hinaus wollte ich einen Einblick darein be- kommen, wie der Nahostkonflikt von den Menschen dort wahrgenommen wird. 5
Pia Höhler Ich hatte zwei Wochen Besuch von einer Israelin in meinem Alter und habe selbst zwei Wochen bei ihr und ihrer Familie in der Nähe von Tel Aviv gewohnt … Für mich stand damals sofort fest, dass ich nach Israel zurückkehren werde…. Die jüdische Kultur reizt mich sehr und ich interessiere mich für das Zusammenleben von Juden, Christen und Muslimen in Israel. Maria Karmazina Da mein Vater früher auch in Israel gelebt und gearbei- tet und jüdische Wurzeln hat, hat dies mein Interesse geweckt. Mit 16 habe ich angefangen Hebräisch zu lernen und mich ernsthaft mit dem Judentum beschäf- tigt, indem ich eine jüdische Gemeinde in meiner Stadt besucht und Religionsunterricht bei den Rabbinern ge- nommen habe. Außerdem habe ich sowohl in der Uk- raine als auch in Deutschland viele jüdische Freunde... Florian Lengle Meine Motivation(en) nach Israel zu gehen waren recht vielfältig. Ich wollte die Zeit zwischen Studium und Berufseinstieg nutzen, um noch mal ein neues Land, neue Kontexte und neue Menschen kennen zu lernen. Als Theologe hat mich Israel als das Land inte- ressiert, in dem der christliche Glaube entstanden und in seiner Frühzeit geprägt worden ist. Als (armer) Volontär war Israel aufgrund seiner Größe und der damit verbundenen Reise- und Entdeckungsmöglich- keiten attraktiv. 6
Niklas Linder Meine Motivation nach Israel zu gehen war die, dass ich man von zu Hause weg wollte, um neue Eindrü- cke zu sehen. Besonders gut ging das mit einem FSJ im Ausland, da man erstens was Gutes tut und zwei- tens nicht nur in Deutschland unterwegs ist, sondern auch seinen Horizont erweitern kann, indem man ins Ausland geht. Benjamin Rauh Warum Israel? Mein älterer Bruder war auch ein Jahr in Israel (Zivildienst im Ausland). Was er davon erzählt hat, hat mir sehr gut gefallen. Als ich dann vor vier Jahren mit meinen Eltern in Israel im Urlaub war, hat mich das Land einfach fasziniert… Als Christ interessierten mich besonders die biblischen Stätten. Aber ich habe noch längst nicht alles gesehen. Ein Grund, warum ich nach Israel zurück möchte. Franz Fedor Schenk zu Schweinsberg Ich bin sehr interessiert an einem freiwilligen Jahr in Israel, da ich mir erhoffe, dass ich aus diesem Jahr viele lehrreiche Momente und Erfahrungen sam- meln kann … Des Weiteren möchte ich mich nicht nur physisch bewegen, sondern mich auch geistig weiterentwickeln, Flexibilität schulen und meine Offenheit bewahren. 7
Justus Schlösser Für mich war klar: Vor dem Studium möchte ich etwas Sinnstiftendes tun, etwas meiner Umwelt zurückgeben. Außerdem war mir klar, dass ich das in einem anderen Land tun möchte, auch um aus der eigenen kulturellen Suppe raus zu kommen.Mit meinem antifaschistischen Engagement und dem Wissen um das eigene nationale Erbe bot sich natür- lich Israel an.Richtig gefesselt war ich schließlich nach einem Fernsehbericht über Freiwilligendienst- leistende in israelischen Altersheimen. Die Ver- gangenheit war jedoch nicht die einzige Motivation, sondern dieses so besondere Land als Ganzes. Karola Sommer [In Israel] habe ich in einer jüdischen Familie in Moshav Sarona gelebt, zu der ich heute noch Kon- takt habe. Was ich bei Austauschen besonders schön finde, ist der Einblick in das Familienleben der ande- ren Kultur… Ich denke, ein guter Volontär sollte dazu beitragen, Deutschland im Ausland gut zu repräsentieren und das Bild Deutschlands als eines sympathischen Lan- des mit freundlichen und offenen Menschen zu ver- körpern. Magdalena Stroh Auf den Deutsch- Israelischen Verein wurde ich durch eine Freundin aufmerksam, der im Jahr davor mithilfe vom DIV ein Jahr in Israel ermöglicht wur- de. Durch ihre vielen Geschichten über die Arbeit mit Menschen mit Behinderung, die Kultur und die vielen Reisen, wollte ich mir eine solche Chan- ce nicht entgehen lassen und bewarb mich im Jahr darauf. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich eine unglaublich schöne Zeit hatte. Es war eine Mischung aus Reisen & Abendteuer, aber auch eine gute Vorbereitung auf das Berufsleben, da ich nun weiß, in welche Richtung es beruflich gehen soll. 8
Internationaler Jugendfreiwilligendienst (IJFD) Seminarveranstaltung vom 21. bis 24. Juni 2019 in Gießen Vorbereitung auf einen längerfristigen Freiwilligendienst junger Deutscher in Israel – Begegnung mit Israel– 2019 9
Programm Freitag, 21. Juni 16:00 – 17:30 Begrüßung durch Frau Maren Müller-Erichsen, 1.Vorsitzende des Deutsch-Israelischen-Vereins Gießen e.V. Wir stellen uns vor: Deutsch-israelischer Verein als IJFD-Träger, Präsentation Dr.phil. Heinz-Lothar Worm Dozent, Sonderschulpädagoge, Gießen, Bela Amirova, IJFD Koordinatorin Kennenlernrunde 17:30 – 19:00 Kreatives Tätigwerden mit Menschen mit Behinderung Dr.phil. Heinz-Lothar Worm 19:00 – 20:00 Abendessen Samstag, 22. Juni 08:00 – 09:00 Frühstück 09:15 – 12:00 Freiwilligendienst in Israel Aktionsrunde mit Herrn Dipl.-Päd. Roland Freitag, Marburg 12:00 – 13:30 Mittagessen 14:00 – 16:00 Freiwilligendienst in Israel Aktionsrunde mit Herrn Dipl.-Päd. Roland Freitag Fortsetzung 10
16:00 – 16:30 Kaffeepause 16:45 – 19:00 Auseinandersetzung mit dem Holocaust in Israel heute Vortrag mit Herrn Dr. Christoph Münz (Hrsg.Compass-Infodienst) 19:00 – 20:00 Abendessen Abendveranstaltung: eingeladen ist ein/e ehema- lige/r Volontär/in Sonntag, 23. Juni 08:00 – 09:00 Frühstück 09:30 – 12:00 Besuch der jüdischen Gemeinde in Gießen 12:30 – 13:30 Mittagessen 14:00 - 18:30 Treffen mit ehemaligen Volontären 2017-2018. Berichte über den Freiwilligendienst in Israel. 19:00 – 20:00 Abendessen Montag, 24.Juni 08:00 – 09:00 Frühstück 09:30 – 12:00 Seminarauswertung und anschließende Abreise 11
Internationaler Jugendfreiwilligendienst (IJFD) Seminarveranstaltung vom 26. bis 29. Juli 2019 in Gießen Vorbereitung auf einen längerfristigen Freiwilligendienst junger Deutscher in Israel – Begegnung mit Israel – 2019 12
Programm Freitag, 26. Juli 16:00 – 16:15 Begrüßung durch Frau Maren Müller-Erichsen, 1.Vorsitzende des Deutsch-Israelischen-Vereins Gießen e.V. 16:15 – 18:00 Die jüdische Religion, jüdische Feste, koscher Essen Dr. phil. Heinz-Lothar Worm, Dozent, Sonderpädagoge 18:00 – 19:00 Abendessen 19:00 – 20:00 Workshop „Kreatives Tätigkeiten mit Menschen mit Behinderung“ Samstag, 27. Juli 08:00 – 09:00 Frühstück 09:15 – 11:15 Unterstützung und Begleitung von Menschen mit Autismus Ulla Güthoff, Tagesförderstätte der Lebenshilfe Gießen 11:15 – 12:00 Infoveranstaltung über die Versicherung im Ausland Klaus Lörch, Gießen 12:00 – 13:00 Mittagessen 13:15 – 15:30 Der Mensch mit Behinderung Der Mensch im Alter Dr. phil. Heinz-Lothar Worm, Dozent, Sonderpädagoge 15:30 – 16:00 Kaffeepause 13
16:00 – 18:00 Einführung in die praktische Pflege Marion Goldner-Worm, Uniklinikum Gießen 18:00 – 19:00 Workshop zum Volontärdienst 19:00 – 20:00 Abendessen Sonntag, 28. Juli 08:00 – 09:00 Frühstück 09:30 - 10:30 Die gewachsene territoriale Situation in Israel Hubert Hiersemann, Mitglied des DIV-Vorstandes, Leipzig 11:00 – 12:00 Einzelgespräche – Aushändigung der Helfervereinbarung und Dienstbescheinigung Bela Amirova, Deutsch-Israelischer Verein 12:00 – 13:30 Mittagessen 14:00 – 18:30 Treffen mit ehemaligen Volontären 2017-2018 Berichte über den Freiwilligendienst in Israel 19:00-20:00 Abendessen Montag, 29. Juli 08:00 – 09:00 Frühstück 09:30 – 12:00 Ausflug nach Wetzlar. Stadtführung. Dr. phil. Heinz-Lothar Worm, Bela Amirova 12:30 Seminarauswertung und anschließende Abreise 14
Die Vorbereitungsseminare und unsere Referenten Zur intensiven Vorbereitung auf den Einsatz veranstaltet der DIV zwei Seminare in Deutschland. Dipl.- Päd. Roland Freitag Wir haben viel über die Landesgeschichte Israels, die aktuelle politische Lage in Israel und die deutsch-israelischen Beziehungen erfahren. Ulla Gütthoff Tagesförderstätte der Lebenshilfe Gießen Wir wurden mit der Art zu denken und den Verhaltensweisen von Menschen mit einer Autismus-Spektrums-Störungen vertraut gemacht. 15
Marion Goldner-Worm, Uniklinikum Gießen Hier waren praktische Übungen zur Pflege angesagt, die uns viel Spaß bereiteten. 16
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Dr. H-L. Worm- Dozent, Sonderpädagoge Einführung in die Sonderpädagogik: Wir erfuhren Wichtiges über Menschen mit einem Down-Syndrom, über Menschen mit einer geistigen, psychischen oder einer Körperbehinderung. 20
Vor der Abreise: Stadtführung durch Wetzlar 21
Hubert Hiersemann Mitglied des DIV- Vorstandes Wir wurden über das Leben in Israel und die Problematik des Zusammenlebens von Israelis und Palästinensern informiert. 22
Unsere Workshops 23
Zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen: Falten von kleinen Mäusen aus alten Taschen- büchern Luftballons als Sportgeräte 24
Herstellen von buntem Badesalz 25
Berichte Junge Frauen und Männer berichten hier ausführlich von ihrem internationa- len Jugendfreiwilligendienst mit dem Deutsch-Israelischen Verein in Israel. Benjamin Rauh Shalom alle miteinander! Ich mache seit Ende August 2019 ein IJFD in Jerusalem und arbeite dort bei Shekel. Dies ist eine Einrichtung für körperlich und geistig beeinträchtigte Menschen. Ich wohne mit vier anderen Freiwilligen zusammen in Gilo, einem Stadtteil von Jerusa- lem (Moshe Yustman St.26), das in einem annektierten Gebiet liegt. Meine Ankunft hier in Israel lief anfangs etwas holprig an, da mein Visum nicht im System hinterlegt war. Die Frau am Flughafen war aber super freundlich und nach paar Fragen (was ich hier genau mache und wo ich wohnen werde etc.) hat sie mir dann erst einmal ein Touristenvisum gegeben. So konnte ich wenigstens einreisen. Da wir unser Seminar gleich am Anfang hatten, hat man uns gleich am Flughafen abgeholt. Da ich drei Tage früher da war, zusammen mit einigen anderen, hatten wir einen super entspannten Start hier. Wohnung und Wohngemeinschaft: Die Wohnung ist an sich cool, wir haben eine relativ große Küche mit einem großem Essbereich, sowie ein Wohnzimmer mit einem Balkon (mit einem Hammer-Aus- blick), ein Gäste-WC und ein kleines Bad, sowie 3 Schlafzimmer. Da kommt es dann drauf an, wie viele Freiwillige da sind. In unserem Fall gibt es 2 Doppelzimmer und 1 Einzelzimmer. Sonst hat die Wohnung an sich alles, was man braucht, und was fehlt kann nach Belieben gekauft werden. Die Wohnung schaut nicht besonders schön aus und hat hier und da Mängel. Grundsätzlich, wenn man nicht allzu hohe Erwartungen hat, kann man für ein Jahr hier sehr gut Leben. Warmes Wasser gibt es momentan nur im 3 Minutentakt - also entweder schnell duschen oder warten ;) (bekommen wir aber demnächst hoffentlich repariert). Sonst kann man hier in Gilo ganz gut leben. Was schade ist, ist dass wir mindestens 30 Minuten in die Altstadt brauchen, aber es wird gerade eine Straßenbahn gebaut die angeblich Dezember 2020 fertig wird. Da kann man sich aber anscheinend nicht so darauf verlassen. Es gibt hier einen kleinen Supermarkt um die Ecke und ca. 10 Minuten entfernt eine Mall, sowie eine Eisdiele, Restaurants und verschiedene Shops. Betreuung und Taschengeld: Die Betreuung hier vor Ort in Israel ist einfach super. Silvi ist immer für einen da. Im Grunde könnte man sie zu jeder Zeit anrufen, außer am Shabbat. 26
Orly ist unsere Chefin bei Shekel. Sie ist richtig freundlich und man kann mit ihr sehr gut sprechen, wenn es ein Problem gibt. Im Grunde ist sie für uns aber nicht mehr direkt zuständig, unsere „Voransprechpartnerin“ ist nun Keren. Unseren Schichtplan macht die Shir. Grundsätzlich kann man sich mit ihr sehr gut unterhalten, aber sobald es um die Arbeit, Urlaub oder ein spezielles Anliegen geht kann es schon einmal sehr hartnäckig werden. Wir können nur nachmittags arbei- ten, haben unser Wochenende nur am Shabbat (am Shabbat fahren keine Busse, das macht dann das Reisen etwas unpraktisch). Wir müssen alle jüdischen Feiertage arbeiten und dürfen nur 5 Tage hintereinander frei nehmen (Wochenende miteinge- rechnet) und dann müssen wir die nächsten fünf Tage arbeiten. Wenn man mit den ganzen „Regeln“ keine Probleme hat und dies weiß, funktioniert es mit Shir sehr gut. Taschengeld bekommen wir jeden Monat pünktlich. Wir bekommen einmal 800 She- kel als Scheck und 600 Shekel in Form eines Supermarktgutscheines zusammen sind das ca. 350 Euro. Ich persönlich komme damit super zurecht. Arbeit: Die Arbeit ist an sich sehr entspannt. Wie schon gesagt, haben wir immer die Nach- mittagsschicht: Sonntag bis Donnerstag von 14 bis 20 Uhr. Ein bis zwei Mal im Monat darf man aber in der Frühschicht am Freitag mithelfen, von 8 bis 14 Uhr. So hat man das Glück dann auch mal einen Tag unter der Woche frei zu haben. Es gibt verschiedene Apartments. Zwei-Frauen Apartments, ein Männer-Apartment und ein gemischtes Apartment. Ich arbeite hauptsächlich im Männer-Apartment und einmal die Woche im Frauen- Apartment. Im Männer-Apartment sind vier „Friends“ die stark körperlich und geistig behindert sind. Oshri ist sehr verträumt und schläft viel in seinem Sessel, kann weder sprechen noch mit Hilfe laufen und zeigt an sich wenige Reaktionen. Omer ist etwas fitter, kann mit Hilfe kleine Wegstrecken zurücklegen, braucht aber sonst sehr viel Hilfe. Er kann aber mehr oder weniger allein essen und trinken und freut sich sehr, wenn du ihn mit „Shalom Omer“ begrüßt und seine Hand schüttelst. Amy ist cool. Er kann sich sehr stark ausdrücken durch Zappeln und Schreien. Wenn ihm langweilig ist oder etwas nicht passt, liebt er es zu laufen und aus dem Rollstuhl raus zu kommen, braucht aber beim Laufen und beim Essen Hilfe. Chen ist wahrscheinlich der unab- hängigste von allen und möchte gefühlt die ganze Zeit mit einem Kuscheln. Unter an- derem liebt er Pudding und alles andere, was süß ist. Er kann an sich allein essen, so- lange es was Süßes ist. Sobald es das „normale“ Essen gibt, weigert er sich. Manchmal aber, mit viel Geduld und Zeit, ist der Teller dann auch irgendwann leer. Sprechen kann von den Friends leider keiner, aber so wird einem auch mal richtig bewusst, wie viel durch Gestik und Mimik eigentlich kommuniziert werden kann! 27
An sich wird man nicht richtig eingearbeitet, aber das, was wir auf dem Seminar ge- lernt haben in Deutschland, konnte ich hier super anwenden. An das Pflegerische gewöhnt man sich je nach Typ relativ schnell. Bei den Männern ist jeden Donnerstag Mall-Tag (einer meiner Lieblingstage). Da ge- hen wir zusammen in die Mall, laufen/fahren dort herum und essen dort Pizza oder Burger und da bekommen wir dann auch immer was zu essen, was super ist. Sonst dürfen wir auf der Arbeit auch Abendessen und fast jeden Tag kochen die Worker für uns. Das ist richtig klasse, da wir so auch mal etwas Neues kennenlernen. Tagesablauf 14:00 Uhr Obst-Smoothies machen und alles herrichten 14:15 Uhr „Friends“ werden empfangen Schuhe und Jacken ausgezogen und dann wird gegessen 14:30 Uhr Alle werden nacheinander auf die Toilette gesetzt und geduscht 15:15 Uhr Freizeit: In den Park gehen, chillen, malen, vorlesen, in die Mall gehen, Bowling, Kino etc. 18:00 Uhr Abendessen 18:45 Uhr Relaxen 19:15 Uhr Alle werden nun gewickelt und zwei dürfen dann gleich schlafen gehen und die anderen zwei gehen irgendwann nach 20 Uhr schlafen 19:30 Uhr evtl. essen und die Wohnung aufräumen 20:00 Uhr Feierabend Aktivitäten unter der Woche Sonntag Musik Montag Kochen Dienstag Basteltag Mittwoch Schwimmen Donnerstag Mall Freitag Wochenende Samstag Wochenende 28
Die Worker sind sonst sehr cool. Amir kann Deutsch und Englisch, Samer kann Eng- lisch und mit den anderen zwei wird sich mit ein bisschen Hebräisch und viel Zei- chensprache abgesprochen, was aber sehr gut funktioniert (Übung macht den Meister). Ich möchte aber gar nicht so viel über die Worker reden, am besten kommt Ihr ein- fach selbst für ein Jahr her und lernt sie selbst kennen! Sprachkurs: Den haben wir jede Woche, zwei Stunden am Mittwoch, das spricht man aber mit der Lehrerin ab, die sogar direkt in die Wohnung kommt. Je nachdem wie viel Zeit man investiert, kann man die Sprache relativ gut erlernen. Ich würde sogar fast sagen, dass man es schaffen kann, sich nach dem IJFD akzeptabel zu unterhalten. Freizeit: Da wir ja immer nachmittags arbeiten, ist es mit der Freizeitgestaltung an Arbeitstagen manchmal etwas schwierig. In Sportvereinen oder an sonstigen Veranstaltungen am Abend teilzunehmen ist eigentlich nicht möglich, da wir immer bis 20 Uhr arbeiten. Dafür gibt es aber jeden Morgen einen entspannten Start in den Tag. Das großartige an Israel ist, dass es sehr klein ist. Dadurch hat man in einem Jahr genügend Zeit, das ganze Land kennen zu lernen, wenn man möchte. Die letzten zwei Wochenenden haben wir ein Auto angemietet und dadurch kommt man dann auch am Shabbat leichter von einem Ort zum anderen . Das funktioniert aber auch ohne Mietwagen sehr gut. Man kommt auch prima mit dem Bus voran, muss halt besser geplant werden. Fazit: Auch wenn nicht alles perfekt ist, bin ich richtig froh, dass ich diese Gelegenheit wahrgenommen habe, um für ein Jahr nach Jerusalem zugehen und aus dem Alltags- leben rauszukommen. Ich wohne hier mit einer super WG zusammen und würde mich jederzeit wieder dafür entscheiden. Wir haben zwar nur am Shabbat frei und müssen immer nachmittags arbeiten, haben aber sehr viel Spaß auf der Arbeit und wir haben immer zusammen frei, was das Reisen natürlich viel besser macht. Manuel Hänsch Es war Freitag 23. August um 23.47 als das Flugzeug, mit Ziel „Ben Gurion Airport“ nahe Tel Aviv in Israel, auf dem Prager Flughafen in Richtung Startbahn zu rollen be- gann. An Bord – ich, Manuel, damals 18 Jahre alt mit einer seltsamen Mischung aus Gespanntsein auf die kommenden neun Monate, meine Arbeitsstelle, die Erfahrun- gen und Begegnungen die ich haben würde und einer totalen inneren Ruhe (die ich mir bis heute nicht erklären kann). Am Zielflughafen angekommen gab es direkt Probleme mit dem Visa (uns war ver- sichert worden, dass die Visa bereits im System gespeichert sind), aber die wurden gelöst, indem ich vorerst ein 3 Monate gültiges Touristenvisa (die sog. „Bluecard“) be- kam. 29
Dann raus aus dem Flughafen, Erschlagenwerden von der schwülfeuchten Hitze an jenem Augustmorgen, um 5.30, rein in das Taxi, welches unsere israelische An- sprechpartnerin Silvi organisiert hatte. Während der Fahrt Angezogenwerden von den fremden Anblick von der Autobahnen aus auf Palmen und verdorrtes Gras, zwi- schendurch auf die Silhouette der Tel Aviver Hochhäuser, dann wieder dürres Gras, Felder, kleinere Siedlungen und schließlich Haifa, alles verstärkt emotional von mir wahrgenommen durch den Filter der Müdigkeit, die der späten Abflugzeit geschuldet war. In Haifa begann am nächsten Tag das Vorbereitungsseminar in Israel (zuvor hatten wir auch in Deutschland zwei Vorbereitungsseminare, von denen ich eines aufgrund meiner kurzfristigen Anmeldung leider verpasst habe), bei dem auch Volontäre vom DRK und dem ZWST dabei waren. Dadurch konnte ich dort schon viele Kontakte knüpfen, die mir das Einleben vereinfachten, da ich mich nicht mehr so allein fühlte, jetzt, wo ich einige Leute kannte, die auch in diesem für mich noch fremden Land lebten. Nach einigen Seminartagen ging es für mich und einige der anderen Volontäre per organisiertem Kleinbus zu zwei Einsatzstellen in Jerusalem. Dabei war es sehr beru- higend, dass ich mit Benni noch einen Volontär an meiner Seite hatte, mit dem ich nicht nur Wohnung und Einsatzstelle teilte, sondern mich zu allem Überfluss auch noch gut verstand. An unser, vorsichtig gesagt, abgewohntes Apartment in Gilo, dass wir uns zum damaligen Zeitpunkt zu viert mit zwei weiteren Volontären der Diakonie Mitteldeutschland teilten, mussten wir uns erst einmal gewöhnen (im Laufe der Zeit 30
stellten wir fest, dass unsere Wohnung hinsichtlich Größe und Ausstattung zu den besseren Volontärsunterkünften gehörte). Nicht lange darauf fanden wir sehr über- rascht heraus, dass unsere Wohnung etwa 1 km jenseits der Grenzlinie von 1949 im von Israel im Sechstagekrieg eroberten Gebiet lag. Es folgte noch ein freies Wochenende mit ersten Eindrücken von Jerusalem, u.a. dem Beginn des Shabat an der Kotel (Klagemauer) und schon am Sonntagvormittag wur- den wir von einem Worker unserer Einsatzorganisation Shekel abgeholt und zur Ein- satzstelle gefahren. Überraschenderweise sprach er als arabischer Israeli Deutsch, da er einige Zeit in Deutschland gelebt hatte. Er führte uns zu einem Apartment im Jeru- salemer Stadtteil Malcha, in dem vier Männer im Alter von Anfang 30 bis etwa 60 mit sehr schweren körperlichen und geistlichen Behinderungen lebten. Trotz der Tatsa- che, dass Konrad einer meiner Mitbewohner auch dort war, da er an diesem Tag auch dort arbeitete (er war etwas eher gekommen und arbeitete zum damaligen Zeitpunkt schon etwa 2 Wochen dort und sollte sicherlich auch etwas als Icebreaker fungieren), war ich die ersten zwei, drei Stunden heillos überfordert und saß mit hin- und her- schießenden Gedanken im Kopf auf der Couch. Ich weiß nicht, ob es in dem Fall bes- ser oder schlechter war, dass wir erst einmal an der Seite saßen und keine Anweisun- gen bekamen, denn zum einen hatte ich so Zeit die Gedanken erst einmal zu ordnen und musste für mich selbst versuchen, mit den „Residents“ (diese von den Workern benutzte Bezeichnung ersetzte Stück für Stück den von Ex-Volontären geprägten Be- griff „friends“) zu interagieren und auf sie zuzugehen, was mich sehr herausgefordert hat, da die Vier mit einer Ausnahme sehr in sich zurückgezogen sind. Auf der ande- ren Seite war ich dadurch, dass ich mich nicht besonders gut auf die Arbeit vorbe- reitet fühlte (was aufgrund der Unterschiede in der Arbeit in den verschiedenen Ein- satzstellen aber auch schwer für jeden konkreten Fall zu realisieren wäre). Allerdings 31
war auch die Einarbeitung sehr oberflächlich (einmal beim Duschen zuschauen, dann die Aufforderung „you shower“ mit einmal halb über die Schulter geschaut bekom- men und danach fortan allein), sodass ich oft sehr unsicher war, ob ich alles richtig getan habe. Aber da ich auf Nachfrage auch in der Regel eine erneute Hilfestellung bekam, fuchste ich mich mit den vergehenden Wochen und Monaten in die Auf- gaben hinein, wurde sicherer und auch selbständiger, was die Aufgaben im Apart- ment anging, wozu neben dem Duschen weitere pflegerische Tätigkeiten wie Essen reichen, Windeln wechseln und Ins-Bett-bringen zählen. Dazu fallen natürlich auch hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie Wäschewaschen und -zusammenlegen, putzen, abwaschen an und der dritte und letzte Aufgabenbereich war es, den Residents Mög- lichkeiten zur sozialen Interaktion zu geben, angefangen vom Reden (einseitig, weil die Residents hier ohne Ausnahme stumm sind) über Musik machen (die meisten Apartments sind im Besitz einer Gitarre und eines Keyboards) bis hin zu Ausgehen in den Park, zum Basketballspiel, in die Mall oder auf größere von Shekel organisierte Ausflüge. Weiterhin kommt im Apartment wöchentlich ein Gitarrenspieler und eine junge Israeli, die im Rahmen ihres National Service (Zivildienst), den sie bei Shekel ableistet, mit den Residents bastelt, auch wenn insbesondere das Basteln meist mehr eine Show für, als eine Aktion mit ihnen ist, da sie, wie erwähnt, in sich zurückgezo- gen sind und sie nur teilweise dazu zu bewegen sind sich zu beteiligen. Neben diesem Apartment, welches den Namen „Agamit“ trägt, arbeite ich noch in einem zweiten Apartment mit dem Namen „Tzearim“. In diesem leben 4 Frauen und 1 Mann die alle an den (elektrischen) Rollstuhl gebunden sind, diesen jedoch selbst- ständig bedienen können. Sie sind geistig nur wenig beeinträchtigt, wodurch die meisten in der Lage sind Englisch zu sprechen oder zumindest zu verstehen. Das und das Geschlecht der Bewohner dort verändert meinen Aufgabenbereich stark, der dadurch dort vor allem in der Interaktion mit den Residents liegt, bspw. Spiele spielen, mit dem „Walker“ (einem Laufgestell zum Trainieren der Beinmuskulatur bei Rollstuhlfahrern) oder einfach unterhalten, was langweiliger klingt, alses tat- sächlich ist, da aufgrund der geistigen Fitness von Seiten der Residents auch häufiger sehr interessante Themen wie bspw. die bereits dritten Wahlen, aufgrund der immer wieder gescheiterten Regierungsbildung in Israel, die Möglichkeiten und Risiken von medizinischem Cannabis oder die Familiengeschichte angeschnitten werden. Außerdem besuchen drei der Residents von Tzearim wöchentlich eine „Dancing Les- son“ für Menschen mit Behinderung, bei der israelische Freiwillige im Teenager- und Erwachsenenalter mit den Behinderten unter Anleitung zweier Lehrerinnen sowohl paarweise, als auch frei wie in einem Club zu hebräischer und internationaler Elec- tropopmusik tanzen. Und keinesfalls vergessen werden sollte auch die wöchentliche „Pool Shift“ (Schwimmstunde) mit den Residents, die ein Wochenhighlight an Genuss & Spaß während des Schwimmens und Stress danach beim Umziehen durch ungeduldig wartende Taxifahrer ist (die Residents werden mit den Rollstühlen in speziellen Taxi- Kleinbussen transportiert). Meine Freizeit gestalte ich zum Teil aus Faulheit, zum Teil den ungünstigen Arbeits- zeiten geschuldet unter der Woche wenig kreativ. Abends mal ein Film als WG schau- en oder eine Folge Netflix (Shtisel ist eine aus meiner Sicht empfehlenswerte Serie, die das Leben ultraorthodoxer Juden und insbesondere den Druck, dem vor allem 32
jüngere Ultraorthodo- xe ausgesetzt sind, an- schaulich thematisiert und viele Denkanstö- ße liefert), manchmal Kartenspiele mitein- ander spielen, einfach zusammensitzen und quatschen, nach Hau- se telefonieren oder den Abend einfach allein im Bett liegend mit Insta und YouTube totschlagen (was gar nicht so selten vor- kommt -_-). Für Aus- flüge ist dann doch eher am Wochenende Zeit, allerdings stößt man da in Israel fix auf ein „Problem“ namens Shabat, durch welches von Freitag- bis Samstagabend kei- ne Busse fahren (abgesehen von den arabischen Bussen in Jerusalem) und auch viele Städte sehr unbelebt sind. Für Ausflüge innerhalb Israels empfiehlt es sich daher, sich unter der Woche freizunehmen oder einen Mietwagen zu leihen, bspw. haben wir (acht Volontäre aus Jerusalem und Herzliya) vor kurzem einen Wochenend-Roadtrip in die Golanhöhen unternommen und dabei u.a. die aus der Kreuzritterzeit stam- mende und sehr gut erhaltene Burg Nimrod besichtigt. Anschließend wollten wir uns die Stadt Safed anschauen, die einige der wichtigen religiösen Zentren des Juden- tums ist, und wenig überraschend am Shabat beinahe ausgestorben war. Nichtsdesto- trotz haben wir einige junge Frauen aus New York kennengelernt, die dort derzeit ein einjähriges Thoraseminar besuchen. Vor allem in der Anfangszeit haben wir an Wochenenden aber viele Ausflüge in die West Bank gemacht. (Hier empfehlen sich Tagesausflüge am Samstag, da bei den Muslimen, die dort die breite Mehrheit innerhalb der Bevölkerung ausmachen, Frei- tag der heilige Tag ist.) Besonders in Erinnerung geblieben ist hierbei einer, bei dem wir zu dritt nach Hebron gefahren sind. Dort angekommen, bemerkten wir sehr viel israelisches Militär auf den Straßen, die einige derselben, temporär zum Schutz der jüdischen Bevölkerung, die an ebendiesem Tag einen Feiertag zu Ehren Sarais, der Frau des „Stammvaters“ Abraham beging, für die arabische Bevölkerung schloss. Kur- ze Zeit später wurde ich von einem jungen Mann angesprochen, der uns eine Stadt- führung anbot, die wir nach etwas Beratschlagen und Verhandeln schließlich annah- men. Die Stadtführung, die als solche bewertet, eher unterdurchschnittlich war, war dadurch, dass er uns sehr viel von sich und einer NGO, die er gegründet hat, erzählte, trotzdem eine sehr interessante Begegnung, an deren Ende er uns als Sahnehäub- chen durch das Nennen seines Familiennamens (seine Familie war scheinbar sehr bekannt) eine Audienz beim Chef der palästinensischen Polizeibehörde organisierte, dem wir daraufhin unsere Fragen zum Konflikt stellen konnten, die jedoch erwartbar einseitig beantwortet wurden. Nichtsdestotrotz eine sehr interessante Erfahrung. Ge- 33
rade in der West Bank wird man häufiger mit verschieden Aspekten des Nahostkonflikts konfrontiert, die man innerhalb der israeli- schen Staatsgrenzen nur sehr am Rande mitbekommt: Wenn bspw. arabische Men- schen den Bus verlas- sen müssen, weil sie nicht die richtigen Pa- piere dabei haben (mit deutschem Pass hat man das Privileg über- all hinzukommen und selbst wenn man den Pass mal vergessen hat und nur den Aus- weis dabei hat, genügt ein Anruf des Solda- ten und die Sache ist geregelt), oder auch Schilder vor vielen arabischen Städten, die israelischen Staatsbürgern die Einreise untersagen, die Bitte im Hostel in Ramallah mit dem Wasser wegen der Rationierung von israelischer Seite, doch bitte sparsam umzugehen, Demonstrationen, Steine werfende Kinder und trotzdem immer wieder nette und hilfsbereite Menschen, mit denen man Smalltalk halten kann, und die sich freuen einen zu sehen. Zusammenfassend bleibt mir eigentlich nur zu sagen, dass ich dir, falls du dir diesen Artikel durchliest, um Ideen für einen Auslandsaufenthalt zu sammeln, Israel sehr empfehlen kann. Cheers. Karola Sommer und Magdalena Stroh Wir ( Lena und Karola) absolvieren unseren Freiwilligendienst in einer Einrichtung für Menschen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen „Levzeller“ in Herzliya. Da wir zusammen leben, uns ein Zimmer teilen, in der gleichen Einrichtung arbeiten und unsere Freizeit zusammen gestalten, haben wir uns kurzerhand dazu entschieden, diesen Bericht zusammen zu schreiben, da wir ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Mit folgendem Bericht möchten wir euch einen authentischen Einblick in das Leben in Israel geben und euch an unserem Abenteuer teilhaben lassen. Besonders fokus- sieren wir uns jedoch auf unsere Einrichtung, da dies persönliche nicht „googlebare“ Erfahrungen sind. Wir können uns vorstellen, dass ihr einige Fragen habt und hoffen, diese beantworten zu können. 34
Ankunft in Israel: Unsere Zeit in Israel wurde mit dem Seminar in Haifa eingeleitet. Dies diente zur Vor- bereitung und klärte essentiell wichtige Fragen zu der Arbeit, den Wohnsituationen und zudem beinhaltete es auch einen Hebräischkurs, um Grundkenntnisse zu er- lernen. Besonders wichtig war es für uns Freiwillige uns eine israelische Simkarte zu holen, um Internet zu haben. Hier ist das Stichwort, GOLAN! Günstiger, geht es nicht! Für 100GB Internet plus telefonieren und SMS 8 Euro im Monat. Zudem organisierten wir uns auch eine RAV KAV, die wir zum Bus fahren benötigen. Auf diese lädt man Geld und kann damit dann fahren. Hierbei lernte man schnell die anderen Freiwil- ligen von unterschiedlichen Organisationen kennen und konnte sich schnell vernet- zen. Für uns hieß dies auch, unsere zwei Mitbewohnerinnen kennenzulernen, welche mit der Organisation „ZWST“ in Israel sind. Die Mädchen heißen beide Rebecca und sind super nett, was uns sehr erleichterte. Insgesamt waren die Tage in Haifa sehr schön. Es war eine ausgelassene Stimmung und jeder hat sich gefreut sein persönli- ches Israelabenteuer starten zu können. Einrichtung Levzeller: Zusammen mit den beiden Rebeccas wurden wir dann mit einem Taxi vom Seminar abgeholt und zu unserer Einrichtung gefahren. Levzeller befindet sich in der Klein- stadt Herzliya, welche ca. 45 min mit dem Bus von Tel Aviv entfernt ist. Direkt bei der Einrichtung führt eine Straße lang (Sokolovstreet), in der ihr alles bekommt,was man braucht. Zudem ist neben der Einrichtungen ein super schöner Park, gerade im Som- mer haben wir oft gepicknickt. Schon im Taxi wurden wir von unserer Chefin angerufen und herzlich begrüßt. Diese Herzlichkeit bestätigte sich auch bei unserer Ankunft. Die ersten Tage fühlen sich an wie Urlaub, da wir super langsam an die Arbeit herangeführt wurden. Es lief alles nach dem Motto step by step. Levzeller bietet schon seit über 10 Jahren jungen Men- schen aus Deutschland an, in ihrer Einrichtung zu volontieren und für diese Erfah- rungswerte konnten wir uns sehr glücklich schätzen und hatten einen super Start. Tagesablauf: Wir versuchen euch nun einen typischen Arbeitstag zu skizzieren, damit ihr einen groben Überblick davon bekommt, was euch erwartet. Um 6.45 Uhr klingelt der Wecker. Da wir in der Einrichtung in einem separaten Ap- partement leben, ist unser Arbeitsweg echt kurz, was gut ist, wenn einem das Aufste- hen mal etwas schwer fällt. Um 7.00 fängt der Arbeitstag an. Wir Freiwilligen sind unterschiedlichen Häusern zugeteilt, wodurch sich die Arbeit unterscheidet. Während sich unsere Arbeit auf leichte Aufgaben wie Wecken, beim Umziehen helfen, Rasieren und Haare kämmen beschränken, ist die Morgenroutine bei den anderen beiden Mädels etwas anders, was vor allem daran liegt, dass viele der Bewohner im Rollstuhl sitzen und mehr Un- terstützungen benötigen: Dadurch ist die Arbeit körperlich anstrengender. 35
Frühstück: Hiernach helfen wir Freiwilligen bei dem Frühstück. Dort helfen wir beim Essen Por- tionieren und Anreichen und helfen anschließend, die „Friends“ in die Klassen zu bringen. Dann können wir selbst frühstücken gehen. Vormittag: Der Vormittag unterschiedet sich bei uns stark. Während Lena fast ausschließlich ihren Vormittag mit ihrem Haus zusammen verbringt, ist Karola im Pool und assis- tiert bei dem therapeutischen Schwimmen. Ganz am Anfang werdet ihr gefragt, ob ihr bestimmte Fähigkeiten mitbringt, welche ihr in Levzeller einbringen möchtet . Hier zeigte sich, dass Lena sehr kunstorientiert ist, wodurch sie oft die Kunstlehrerin begleitet und bei ihren Arbeiten unterstütze. Da Lena auf Wunsch ihrer Chefin nun fast ausschließlich Zeit mit ihrem Haus verbringt, nutze sie diese Möglichkeit auch eigene Kunstprojekte zu organisieren, wodurch sie ihren „Friends“ ein zusätzliches Angebot schenkt und sich selbst herausfordert, da es echt schwer is,t ein Projekt zu starten, wenn man die Sprache nicht spricht. Wenn man allerdings jeden Tag mit den gleichen Menschen verbringt, baut man eine Bindung auf, die durch das Schaffen ge- meinsamer Projekte noch zusätzlich gestärkt wird. Am Ende sind beide Seiten immer sehr stolz auf das Geschaffene. Karolas Tag sieht hier hingegen ganz anderes aus. Viele der Menschen mit Behinde- rung sind nicht nur geistig eingeschränkt, sondern sitzen auch im Rollstuhl oder ha- ben Muskelerkrankungen, welche den Alltag für sie sehr erschweren. Daher können sie einmal die Woche in den Pool gehen, wo individuell mit Ihnen gearbeitet wird. Hierbei assistiert Karola. Zu beginn hieß dies erstmals viel zu schauen und Materia- lien, welche für die Therapie benötigt werden, anzureichen. Die Kollegen im Pool sind super nett, sprechen gutes Englisch und sind sehr bereit ihr Wissen zu teilen, wodurch Karola einen Einblick in die unterschiedlichen Erkrankungen der Men- schen, sowie Massagetechniken, die helfen, die Muskeln zu entspannen erlernte. Mit der Zeit kam aber auch die Verantwortung, wodurch sie mittlerweile auch selber eine Stunde organisieren darf. Hier wird aber eher gespielt, da wie bei Lena das fehlende Hebräisch mit das größte Problem darstellt. Um 12 Uhr können wir dann Mittagessen gehen, was wir meistens in der Einrichtung machen, da die Mittagespause zum selber Kochen zu kurz ist. Hiernach helfen wir wieder beim Essen austeilen und begleiten die „Friends“ dann wieder in die Häuser und helfen bei pflegerischen Tätigkeiten, wie „ins Bett bringen“. Gegen 14 Uhr endet unser Arbeitstag und wir können unseren Feierabend genießen. Freizeitgestaltung: Unsere WG hat sich gemeinsam beim Fitnessstudio angemeldet, wodurch man uns nach der Arbeit oft beim Sport findet. Das Gym ist super günstig (25 Euro im Monat) und befindet sich auf der Sokolovstreet nur 10 min zu Fuß von der Einrichtung ent- fernt. Karola spielt La Crosse, wodurch sie zweimal die Woche beim Training ist. Sie kann das sehr empfehlen, da es sehr gut ist unabhängig von der WG etwas zu haben, was man alleine macht, um sich nicht zu sehr zu nerven. Ansonsten bietet es sich im Sommer an zum Strand zu fahren. Dieser befindet sich in Herzliya Pituach und ist 36
je nach Buslinie ca. 30- 40min entfernt. Die Einrichtung bietet auch Fahrräder an, welche wir allerdings noch nie benutzt ha- ben. Da Israel sehr klein ist, lohnt es sich durchaus nach der Arbeit auch die anderen Volontäre in Tel Aviv/ Jerusalem oder Haifa zu besuchen. Herzliya kann sehr langwei- lig sein, es gibt mittlerweile nur noch eine gute Bar, die man an Shabbat (an Shabbat fahren keine Busse) zu Fuß erreichen kann und diese Bar ist ab 24 Jahren. Um Party zu machen, ist Herzliya also nicht geeignet. Jedoch ist Tel Aviv mit dem Bus nicht weit entfernt, wodurch dies für uns kein wirk- liches Problem darstellt. Probleme/ Tipps/ Anregungen • es kann in der Einrichtung zu Missverständnissen durch die Sprachbarriere und durch die Israelische Mentalität kommen. Es läuft nie etwas nach Plan und man muss hartnäckig sein um Dinge zu bekommen, die man benötigt. Traut euch Dinge anzusprechen und nehmt es nicht persönlich, falls euch mal jemand an- meckert, da die Israelis im Gegensatz zu dem, was wir kennen, sehr sehr sehr Direkt sind. In der Regel ist das aber nichts Persönliches. • Es wird ein Sprachkurs angeboten, fragt direkt am Anfang danach! Man muss dort allerdings eine Stunde hinfahren und ist zusammen mit den Freiwilligen aus Kfar Saba • Nutzt Facebook Gruppen wie „Secret Tel Aviv“ oder „Secret Herzliya“. Dort findet man alles, von Nebenjobs wie Babysitten bis zu hin zu Fragen oder Empfehlungen und viele Antworten. 37
• In Levzeller wird sich extrem gut um euch gekümmert! Wenn man krank ist, wird mehrmals nach einem geschaut, man wird zum Arzt begleitet und man wird als ein „Kind“ von Levzeller angesehen. Manchmal kann dies zu überfürsorglich sein, aber es ist eine sehr familiäre Atmosphäre. Da sich Karolas Aufenthalt zur Halbzeit neigt und Le- nas Israel - Abenteuer bald zu Ende ist, möchten wir euch folgendes mitgeben: Zunächst wird Vieles euch überfordern. Es ist ein neu- es Land, eine andere Kultur, eine neue Umgebung und es sind viele neue Men- schen. Vor allem wenn man keinerlei Vorerfahrungen mit Menschen mit Behin- derungen hat, wird einem vieles zunächst komisch vorkommen. Es braucht vermutlich 1-2 Wochen, bis ihr euch eingelebt habt, und mit der Arbeit zurechtkommt. Wir können euch aber beruhigen. Denn es wird schnell alles selbstverständlich und die Menschen, die euch am Anfang so komisch vorkommen, wollt ihr am Ende nicht mehr missen. Abschließend wollen wir uns bei dem Deutsch- Isra- elischen Verein bedanken, dass wir die Chance hier in Israel wahrnehmen konn- ten. Wir schätzen eure Arbeit sehr wert. 38
Maria Karmazina Bericht über meine Arbeit in Reuth Medical Center Seit Mitte August 2019 bin ich in Israel und arbeite seit Anfang September 2019 in einem Krankenhaus in Tel Aviv. Dies ist kein „normales“ Krankenhaus, sondern eins für die Rehabilitation, meistens nach Autounfällen und Schlaganfällen, wobei es hier auch zwei Koma- und eine Kinderstation gibt. Meine Arbeit besteht darin, die Patienten zu einer bestimmten Uhrzeit von ihren Zimmern bzw. von ihrer Station ab- zuholen und zur Therapie zu bringen, da die meisten im Rollstuhl sitzen oder Schwie- rigkeiten damit haben, allein zu laufen. Es gibt drei Arten von Therapien (Sprach- ,Ergo- und Physiotherapie) und ein kleines Fitnesstudio, wo Freiwillige eingesetzt werden (am meisten werden diese in der Physiotherapie gebraucht). Wir Freiwilligen arbeiten meistens mit fast zu 100% selbstständigen Patienten aus drei Stationen des Krankenhauses und mit weniger selbstständigen aus zwei weiteren Stationen. Sehr selten holen wir auch jemanden von der Kinderstation für die Physiotherapie ab. Die meisten Freiwilligen arbeiten von 7:30 bis 14:00 Uhr, wobei sie von 7:30 bis 08:30 den Patienten auf einer der Stationen Essen verabreichen und ab 8:30 dann in der Ergo- , Sprach- oder Physio sind. Die Freiwilligen, die im Fitnessstudio arbeiten (Sophia aus Saarbrücken und ich), fangen die Arbeit um 08:30 an und gehen um 15:30 nach Hause. Außerdem gibt es für jeden einmal in der Woche eine sogenannte „afternoon shift“, während der man von 15:00 bis 17:00 Uhr in der Physiotherapie arbeitet und ca. einmal in zwei bis drei Monaten eine Freitagsschicht (das Wochenende in Israel fängt am Freitag an und am Sonntag fängt die Arbeit wieder an), die um ca. 07:30 anfängt und bis ca. 13:00 Uhr dauert. Die Arbeit hört sich sehr einfach an und so sah sie für mich am Anfang auch aus, mit der Zeit sieht man aber, dass es in diesem Kran- 39
kenhaus generell sehr stressig sein kann. Man beschäftigt sich hauptsächlich damit, die Patienten zu transportieren und kann daher meistens keinen näheren Kontakt zu ihnen aufbauen. Manchmal klappt es aber trotzdem! Unser neues Zuhause befindet sich auf dem Gelände des Krankenhauses, nämlich direkt davor. Zwei Personen bekommen eine Einzimmerwohnung mit einem kleinen Bad und kleiner Küche. Die Wohnverhältnisse könnten auch besser sein, da etwas in der Wohnung ständig kaputt geht (wie z.B. meine Toilette, die gestern zum dritten und hoffentlich letzten Mal repariert wurde) und es bei 80% der Freiwilligen in den Wohnungen im Winter durch die Decke regnet. Wir bekommen zweimal in der Wo- che Essen, welches wir selber aus der Küche abholen und zwischen allen Freiwilligen verteilen. Die meisten Freiwilligen (so wie in ganz Israel und wie ich gehört habe, fast weltweit), sind deutsche Jugendliche, wir haben aber auch Leute aus Polen, den USA und Brasi- lien. Es gibt auch Freiwillige aus Israel, diese arbeiten jedoch jeden Tag nur bis 12 Uhr. Da es hier sehr viele deutschsprachige Volontäre gibt, ist die Kommunikation auf der Arbeit meistens einfacher, aber wir haben auch einen Hebräischkurs besucht, der ca. drei bis vier Monate dauert. Uns wurde hauptsächlich das Sprechen beigebracht, Schreiben und Lesen weniger. Für mich persönlich war der Kurs sehr einfach, da ich schon vor ca. 5-6 Jahren angefangen habe, diese Sprache zu lernen, für die anderen war es manchmal schwer. Die Lehrerin war jedoch sehr nett und hat jedem alles ver- ständlich erklärt. Der Kurs kostet ca. 650-700 Shekel (etwa 170€) , bei regelmäßigem Besuchen werden diese jedoch erstattet. Wie lange die Kostenerstattung dauert, wis- sen wir nicht, da der Kurs schon vor drei Wochen endete und unsere Sozialarbeiterin uns nichts genaues sagt, sondern nur „Bald“ oder „Sobald euer Geld da ist, gebe ich euch Bescheid.“ Unsere Sozialarbeiterin ist unsere Ansprechpartnerin bei Fragen und Problemen bei der Arbeit, sie gibt uns auch kostenlos Sachen wie z.B. Putzsachen und Toilettenpapier. Jedoch ist sie ein unglaublich vergesslicher Mensch und man muss immer im Kopf behalten, dass man sich meistens nicht auf sie verlassen kann und sich keine Hoffnungen machen soll – dadurch wird man nur noch mehr enttäuscht. Man sollte sich von Anfang an darauf einstellen, dass man alle Probleme selbst lösen muss bzw. dass diese gar nicht oder sehr spät gelöst werden. Sie gibt uns auch zwei- mal im Monat (in der Mitte des jetzigen und am Anfang des nächsten Monats) unse- ren Lohn in Höhe von 700 Shekel. Die Menschen in Israel sind viel „wärmer“, d.h. aufgeschlossener und freundlicher, als in Deutschland. Außerdem ist es hier normal, alles, was man über etwas/über jemanden denkt, sehr ehrlich und sehr laut auszusprechen. Hier gibt es sehr viele Juden aus der damaligen Sowjetunion, d.h. die meisten von ihnen sprechen Russisch. Da ich selbst aus der Ukraine komme und nur sieben Jahre in Deutschland gelebt habe, fühle ich mich hier viel wohler und kann mehr ich selbst sein. Ich habe auch Freunde hier, die aus der Ukraine oder aus Russland ausgewandert sind und habe die ersten drei Tage in Israel bei einem guten Freund von mir in Ashdod gewohnt, den ich schon seit ca. 10 Jahren oder sogar länger kenne. Es ist sehr gut für mich, da ich den Kontakt zu meiner Heimat, aber auch zu Deutschland nicht verliere – ich besuche so- wohl die deutsch- als auch die russisch- oder ukrainischsprachigen Veranstaltungen in Israel. 40
Zu Deutschland und deutschsprachigen Menschen verliert man keinen Kontakt, da man vom DIV betreut wird und ca. einmal in zwei bis drei Monaten an Seminaren in Haifa teilnimmt, die für Freiwillige aus mehreren deutschen Organisationen stattfin- den und daher uns alle zusammenbringen. Man lernt viel über die Kultur Israels, aber auch über die Kultur der israelischen Minderheiten und findet viele neue Freunde. Außerdem ist es gut, sich zwei bis drei Tage unter der Woche auf dem Seminar von der Arbeit zu erholen. Auf den Seminaren werden wir von Silvi Behm betreut. Sie ist sehr nett, verständnisvoll und hilfsbereit – bei größeren Problemen, die z.B. nichts mit der Arbeit zu tun haben, kann man sich an sie wenden und sich ruhig auf sie ver- lassen! In meiner Freizeit spiele ich Klavier in der Synagoge neben dem Krankenhaus und gehe zum Gesangsunterricht. Außerdem besuche ich andere Freiwillige in Jerusalem und reise mit ihnen sehr oft durch das ganze Land. Es ist schwer, nur ein besonderes Erlebnis zu beschreiben, da ich fast jeden Tag in Israel etwas Neues und Besonderes erlebe. Zum Beispiel haben wir mit allen Freiwilligen zusammen Weihnachten gefei- ert und gewichtelt, es war ein sehr schöner Abend. Außerdem habe ich hier sehr viele neue Bekanntschaften gemacht und Kontakte geknüpft.Ich hoffe, dass meine weitere Zeit hier genauso bereichernd und interessant sein wird und würde am besten für einen längeren Zeitraum in Israel bleiben! Vielen Dank für diese Erlebnisse, DIV! Franz Fedor Schenk zu Schweinsberg Mein Name ist Franz. Ich bin 19 Jahre alt und mache gerade einen Freiwilligendienst in Israel. Mein Dienst hat am 25.08.19 mit einem Vorbereitungsseminar in Haifa angefangen, wo wir Freiwilligen das erste Mal alle an einem gemeinsamen Ort zusammen waren. Wir lernten uns dort alle kennen und präparierten uns mental auf unsere jeweiligen Einsatzstelle vor. Dann stand es fest, dass ich mir eine WG mit vier anderen Men- schen teilen musste, was für mich eine halbwegs neue Erfahrung war. Da ich drei Ge- schwister habe, war das also nicht so schwierig für mich. Am Anfang war es komisch mit vier komplett anderen Menschen in einer WG zusammen zu leben, die du gar nicht kennst, aber man lebt sich rein und am Ende heult man dann sogar, wenn WG- Mitglieder wieder nach Hause fahren. Es war eine super schöne Erfahrung und ich hatte die beste WG überhaupt. Okay, nun zu meiner Arbeit: Ich arbeitete in Tel Aviv, in der Einrichtung Alut, welche für Menschen mit Autismus zuständig ist. Es gibt keinen geregelten Wochenplan, dass heißt also, du bekommst jede Woche einen Plan per Whatsapp zugeschickt, wo dann deine Schichten eingetragen sind. Es gibt einmal die waking-up-shift die geht von 6:00-9:00 Uhr morgens. Such dir un- bedingt ein Hobby und leg dich nicht nochmal nach der waking up shift hin, denn sonst ist dein ganzer Tag im Eimer. Dann gibt es noch die morning-shift, bei der musste ich nur auf einen Autist bis 15:00 Uhr aufpassen, was manchmal mehr oder weniger schwieriger war. 41
Als drittes gibt es noch die evening-shift, welche am meisten fordernd ist, dort musst du die Friends (Autisten) waschen, Essen machen, bespaßen und auf sie achten. An meinem ersten Tag in Alut war ich echt geschockt, weil ich vorher kaum ein Plan hatte, was Autismus eigentlich wirklich ist, aber nach der Eingewöhnungszeit kommt man echt schnell rein in das Arbeitsleben und auch in die israelische Mentalität... Auch die Friends sind super lustig ,man kann mit ihnen so viel Spaß haben. Jeder ein- zelne hat zwar seine eigenen Ticks und damit muss man erst mal umgehen können, was am Anfang echt gewöhnungsbedürftig ist. So nun zu Tel Aviv. Was ich im Laufe meines Dienstes mitbekommen habe, ist dass Tel Aviv einer meiner mainpoints geworden ist, warum ich den Freiwilligendienst eigentlich mache. Natürlich hat mir die Arbeit mit den Autisten auch Spaß gemacht, nur ich habe einen Fehler gemacht, dass ich fünf Monate am Stück durchgearbeitet habe ohne mir Urlaub zu nehmen. Des Weiteren nutze ich die sieben Monate des Freiwilligendienstes als schulisch- praktischen Teil der Fachhochschulreife. Okay, Tel Aviv ist die wohl schönste Stadt die ich je gesehen habe. Tel Aviv ist wie ein Viertel von Berlin. Es gibt krasse Partys und Clubs (The Block, Breakfast Club, Alphabet,...). Du hast das Gefühl, du kannst in der Stadt alles machen es ist einfach ein chilliges Großstadt-feeling. Ich habe meinen Aufenthalt verkürzt aufgrund des Coronaviruses, da es Komplikatio- nen gab, ob wir das Land wieder verlassen können oder nicht. Florian Lengle Ich bin nun seit knapp fünf Monaten als Volontär in Jerusalem, Israel und es an der Zeit eine Zwischenbilanz zu ziehen. Ich werde in den folgenden Ausführungen auf meine Eingewöhnungszeit (1), meine Arbeit (2), meine Freizeitgestaltung (3) sowie auf eine besonders eindrückliche Begegnung (4) eingehen. 1. Mein Ankommen – oder: Es fährt kein Bus am Sabbat! Aufgrund beruflicher Verpflichtungen bin ich nicht zusammen mit den meisten anderen Freiwilligen Ende August zum Einführungsseminar nach Israel geflogen, sondern erst Anfang Oktober. Da die wichtigsten Kategorien für meine Buchung eines Flugtickets das Ende meiner Hilfskraftstelle und der Beginn meiner Freiwilli- genarbeit waren, stand ich am frühen Samstagabend, 05.10.2019 vor dem Flughafen in Tel Aviv und musste feststellen, dass der erste Zug bzw. Bus erst in drei Stunden fahren würde. Zum Glück wurde ich bereits von drei Mitvolontär*innen erwartet, von denen einer mich in einem Sherut mit nach Jerusalem in unsere WG in Gilo, einer Siedlung im Süden Jerusalem, nahm, die für die acht Monate meines Volontariats mein 42
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