Deutsche Fischerei 2018 - Lage und Aussichten - Hochseefi scherei Kutterfi scherei Binnenfi scherei und Aquakultur Angelfi scherei - Deutscher ...
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Deutsche Fischerei 2018 Lage und Aussichten Hochseefischerei Kutterfischerei Binnenfischerei und Aquakultur Angelfischerei
Inhaltsverzeichnis 1. Meeresfischerei . . . . . . . . . ............................................... . . 2 1.1 Reform der EU-Fischereipolitik 2013 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 2 1.2 Lage der Ressourcen: Wachsende Bestände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .... 3 1.3 Nachhaltige Bewirtschaftung: Überfischung weitgehend beendet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 3 1.4 Perspektiven ................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 4 2. Hochseefischerei . . . . . . ............................................ . . 6 2.1 Einführung .................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .... 6 2.2 Flottenentwicklung ........... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 6 2.3 Wirtschaftliche Ergebnisse .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 6 2.4 MSC-Zertifizierung ......... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 9 2.5 Nationale und internationale politische Aktivitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .... 10 3. Kutterfischerei . . . . . . . . . . ............................................... . . 14 3.1 Einführung .................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .... 14 3.2 Flottenentwicklung ........... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 14 3.3 Wirtschaftliche Ergebnisse .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 15 3.4 Treibstoffpreise ............... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .... 17 3.5 Nachhaltigkeit/Forschung ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 17 3.6 Nationale und internationale fischereipolitische Entwicklungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 18 4. Binnenfischerei und Aquakultur .................................... . . 20 4.1 Der VDBA .................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 20 4.2 Fischerzeugung in der deutschen Aquakultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 21 4.3 Fischotter in Bayern ......... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .... 22 4.4 Fischotter in Berlin ......... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .... 24 4.5 Europäischer Aal ............. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 30 4.6 Mitgliedschaften ............. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 33 4.7 Wichtige Veranstaltungen und Verhandlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 34 5. Angelfischerei . . . . . . . . . . ............................................... . . 36 5.1 Einführung ................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 36 5.2 Politische Arbeit ............. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 37 5.3 Europaarbeit ................. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .... 39 5.4 Fisch des Jahres – Der Dreistachlige Stichling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 41 5.5 Flusslandschaft der Jahre 2018/19 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 42 5.6 Öffentliche Präsenz ......... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .... 42 5.7 Öffentlichkeitsarbeit ......... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .... 44 5.8 Weitere Aktivitäten ......... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .... 47 1
Meeresfischerei 1. Meeresfischerei 1.1 Reform der EU-Fischerei- den wird es schwierig, eine vollständige Zie- politik 2013 lerreichung noch zu gewährleisten. Natürli- che Rahmenbedingungen und Probleme bei Die Gremien der Europäischen Union (EU) der Bestandsschätzung können zu Verzöge- sind zuständig für die Regelung der Fischerei rungen führen, ohne jedoch das Ziel grund- im gemeinsamen EU-Meer. Mit der letzten sätzlich in Frage zu stellen. Hinzu kommt, Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik dass sich in einigen Gebieten wie beispiels- (GFP) im Jahre 2013 hat die EU eine kon- weise der Ostsee die Umweltbedingungen so sequente Ausrichtung der Gesetzgebung auf schnell ändern, dass die Unsicherheiten in das Ziel einer nachhaltigen Bewirtschaftung der wissenschaftlichen Bestandsberechnung der Fischbestände bis 2020 festgelegt. Die deutlich wachsen. Kriterien für die Nachhaltigkeit wurden de- finiert. Die Erreichung der Ziele ist dadurch Die Beteiligung der EU-Fahrzeuge an der messbar und quantitativ überprüfbar. Fischerei in Gewässern außerhalb der EU folgt ebenfalls den Prinzipien der EU-Fi- Die beiden Kenngrößen für die Zielerrei- schereipolitik, soweit sie in den Regionalen chung, die fischereiliche Sterblichkeit fMSY Fischereiorganisationen (zwischenstaatliche und die Mindestgröße für den Laicherbe- Gremien der Anrainer in größeren Meeres- stand BMSY , zeigten bei vielen Beständen im gebieten wie z. B. Nordwestatlantik, Südpa- Nordostatlantik einschl. Nord- und Ostsee zifik) vereinbart werden konnten. Die Laicherbestandsbiomasse war 2017 Der Erfolg der Reform der Fischereipolitik ist im Nordost-Atlantik einschließlich Nord- durchschnittlich um 36 % höher als 2003 und Ostsee nicht mehr zu übersehen. Quo- tenschwankungen erscheinen immer mehr in den letzten Jahren bereits deutliche Er- als Ergebnis variierender Umwelteinflüsse. folge. Die Ziele der Reform wurden oftmals Die Eutrophierungswelle der 1980er Jahre ist schon vorzeitig erreicht. Bei einigen Bestän- vorbei. Ein Rückgang der Nährstoffeinträge Abb. 1.1: Entwicklung der Laicherbestands- biomasse im Nordost- atlantik Quelle: STECF-Adhoc-19-01 2
Meeresfischerei Abb. 1.2: Trend von F/FMSY im Nordost- atlantik. Quelle: STECF-Adhoc-19-01 von Land und durch die Flüsse ist messbar. lichen Dauerertrages aus der Nutzung der Er kann zu Veränderungen in den Küsten- Ressource. Die offiziellen Daten der EU meeren führen („regime shift“), was einen zeigen auch hier eine Trendumkehr. Die Rückgang der Ertragsfähigkeit der Ökosys- fischereiliche Sterblichkeit ist durch an- teme zur Folge haben kann. Diese Verän- gemessene Quotenfestsetzung seit Jahren derungen stellen die wissenschaftlichen Be- deutlich rückläufig (Abb. 1.2). Die mittlere standsberechnungen vor neue Aufgaben bei fischereiliche Sterblichkeit hat sich bei 1,0 der Formulierung der Zielwerte. eingepegelt. Um dieses Ziel zu erreichen hat die Fischerei schmerzhafte Einschnitte hin- 1.2 Lage der Ressourcen: nehmen müssen. Wachsende Bestände Die offiziellen Daten der EU belegen eine Über 95 % der erwarteten Fänge in deutliche Trendumkehr: Ehemals sinken- Nord- und Ostsee kommen aus de Laicherbestände wachsen seit Jahren an. Im ICES-Bereich nimmt die Biomasse nachhaltig bewirtschafteten Beständen des Laicherbestands (SSB) seit 2006 zu und war 2017 durchschnittlich um 36 % höher als 2003 (Abb. 1.1). Zunehmende Bestände In Nord- und Ostsee stammen gemäß of- erzeugen größere Erträge und verbessern fizieller Mitteilung der EU über 95 % der dadurch die wirtschaftlichen Perspektiven. erwarteten Fänge aus Beständen, bei denen die zulässige Gesamtfangmenge (TAC) im 1.3 Nachhaltige Bewirtschaftung: Einklang mit der Zielsetzung einer nach- Überfischung weitgehend haltigen Bewirtschaftung auf MSY-Niveau beendet festgesetzt wurden. Für das Jahr 2018 wur- den von den 76 Beständen in Nordost-At- Bei einer nachhaltigen Bewirtschaftung lantik, für die ein FMSY-Gutachten vorlag, liegt der Quotient F/FMSY bei eins. Die fi- für 54 Bestände die TACs auf FMSY-Niveau schereiliche Sterblichkeit überschreitet festgelegt. Das entspricht 71 % aller TACs dann nicht das Niveau des maximal mög- mit MSY-Empfehlung (Abb. 1.3). 3
Meeresfischerei 100 100% Abb. 1.3: Entwicklung Anzahl der Bestände im Nordost-Atlantik mit MSY Empfehlung bei der Festlegung von 90 davon TACs, die gemäß der Empfehlung oder niedriger sind als diese festgelegt wurden 90% Anteil nachhaltig festgeletr TACs TACs für Bestände mit 80 prozentualer Anteil der festgelegten TACs, die der Empfehlung entsprachen oder darunter lagen 80% MSY-Empfehlung im Nordostatlantik 70 70% Quelle: Daten aus SWD(2019) 60 60% Anzahl 205 final 50 50% 40 40% 30 30% 20 20% 10 10% 0 0% 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 1.4 Perspektiven Die wirtschaftlichen Perspektiven haben sich tung, sondern in wachsendem Ausmaß nach dem Rückgang der Treibstoffpreise, bei die öffentliche Kommunikation über den stabilen bis wachsenden Beständen und bei ei- Erzeugungsprozess und das gesamte Pro- nem freundlichen Weltmarktklima für Fische- duktumfeld, Nachhaltigkeit und immer reierzeugnisse deutlich verbessert. Demgegen- mehr auch Tierwohlaspekte. Hier muss über ist die öffentliche Meinung in Bezug auf die die Branche zukünftig noch mehr tun, um Fischerei deutlich kritischer geworden und stellt in der öffentlichen Kommunikation die die Betriebe vor wachsende Herausforderungen. nachhaltige Erzeugung stärker zu betonen. Schließlich handelt es sich bei wildgefan- Für den nachhaltigen Erfolg ist die öffent- genem Fisch um das tierische Protein mit liche Kommunikation wichtiger geworden. dem geringsten ökologischen Fußabdruck. Für den Markterfolg ist nicht mehr allein Und das sowohl in Hinblick auf die Klima- die Qualität des Produktes von Bedeu- gas-Emission (CO2 Ausstoß), als auch beim Die Fischer müssen in der heutigen Zeit immer häufiger die Medien informieren, wie hier im Bild Olaf Jensen, Fischer aus Hamburg Bild: Claus Ubl 4
Meeresfischerei 100% Abb. 1.4: Anteil der MSC-zertifizierten Anlandungen an den 80% Gesamtanlandungen der deutschen Meeresfischerei in den 60% letzten 10 Jahren Quelle: Daten MSC-Deutschland 40% 20% 0% 2009 2011 2013 2015 2017 Energieverbrauch, der Nährstofffreisetzung und dem Versauerungspotential. Der überwiegende Teil der deutschen Mee- resfischerei hat das Nachhaltigkeitsiegel des MSC erhalten. Die deutsche Meeresfische- rei bekennt sich eindeutig zu den Prinzi- pien und Zielen der nachhaltigen Bewirt- schaftung auf der Basis des MSY-Ansatzes zur Verwirklichung des größtmöglichen Dauerertrages. Die Wissenschaft steht vor neuen Heraus- forderungen: Die Fangempfehlung bei ei- nem Meer voller MSY-Bestände erfordert die Berücksichtigung von Wechselwirkun- gen und natürlichen Schwankungen. 5
Hochseefischerei 2. Hochseefischerei 2.1 Einführung 2.2 Flottenentwicklung Das Jahr 2018 wird von den Reedereien der Die 2017 in Dienst gestellten zwei Neubau- Hochseefischerei, bezogen auf die erziel- ten der Deutschen Fischfang Union Cuxha- ten wirtschaftlichen Ergebnisse, wieder als ven, NC 100 „Cuxhaven“ und NC 105 „Ber- sehr gut eingeschätzt. lin“, haben Ihre erste Fangsaison erfolgreich absolviert. Die gesteckten Erwartungen zur Im Jahre 2018 fischten acht Erfüllung der Forderungen für eine um- weltschonende, energieeffiziente und nach- Hochseeschiffe unter deutscher Flagge haltige Fischerei konnten erfüllt werden. Im Berichtszeitraum fischten unter deut- Die Doggerbank Seefischerei GmbH hat scher Flagge acht Schiffe (vier pelagische im September 2018 das Fischereifahrzeug und vier demersale Trawler) in der Fern- BX 791 „Jan Maria“ nach Russland ver- fischerei, beheimatet in den Hauptstand- kauft. Das Schiff wurde am 13.09.2018 aus orten Bremerhaven (1), Cuxhaven (2) und dem Seeschiffsregister des Amtsgerichtes Rostock/Sassnitz (5). Die Anzahl der be- Bremen gestrichen. Kurzfristig wird die schäftigten Seeleute im Hochseesegment Reederei keine Ersatzinvestition tätigen. im Jahre 2018 betrug ca. 330 Personen. Eine Entscheidung hierzu erfolgt in Ab- Die Nachwuchsförderung im Rahmen der hängigkeit der Brexit-Entwicklung und Lehrlingsausbildung und Weiterbildung an der damit verbundenen Neubewertung der der Seefahrtschule Cuxhaven wurde weiter- künftigen Einsatzmöglichkeiten der Hoch- geführt. seeflotte. Die Besatzung des Schiffes ver- bleibt im Pool der Doggerbankgruppe. Die „Jan Maria“ wurde 1988 auf der Schichau Seebeckwerft in Bremerhaven gebaut und war seitdem im Rahmen der pelagischen Schwarmfischfischerei im weltweiten Ein- satz für die deutsche Hochseefischerei. 3 Die Flotte der deutschen Hochseefischerei umfasst nunmehr 7 Fahrzeuge. 2 2.3 Wirtschaftliche Ergebnisse 1 Das Jahr 2018 wird von den Reedereien der Hochseefischerei, bezogen auf die erzielten wirtschaftlichen Ergebnisse, wieder als sehr gut eingeschätzt. Die Betriebsergebnisse in der Fischerei auf Kabeljau vor Norwegen, in der Barentssee Abb. 2.1: Standorte der deutschen Hochseefischerei und bei Spitzbergen waren wiederholt gut. 1 Doggerbank Seefischerei Die Seelachsfischerei vor der norwegischen 2 Deutsche Fischfang-Union Küste fand für die deutsche Hochseefische- 3 Mecklenburger Hochseefischerei rei im Zeitraum Februar – April statt, wobei 6
Hochseefischerei Die NC 100 „Cuxhaven“ unterwegs in grönlän- dischen Gewässern Bild: Deutsche Fisch- fang Union die erzielten Ergebnisse zufriedenstellend Mit einem Fangergebnis von 2.263 t Rot- waren. Auch 2018 fand in der Nordsee eine barsch konnten die Minderfänge aufgrund gezielte Seelachsfischerei statt. Die Ergeb- der reduzierten Quoten in der Irminger See nisse waren hier durchwachsen. Die Fi- ausgeglichen werden. scherei auf Schwarzen Heilbutt in Ost- und Westgrönland war, wie in den letzten Jah- Das partnerschaftliche Fischereiabkommen ren, von einer sehr hohen Effizienz gekenn- EU – Grönland und das Norwegenabkom- zeichnet. Die Kabeljauquote vor Grönland men stellen auch weiterhin für die deutsche konnte in der Saison 2018 vollständig ge- Hochseefischerei eine existenzielle Basis für nutzt werden. Die pelagische Rotbarschfi- den jährlichen Flotteneinsatz im demersa- scherei in der Irmingersee sowie die demer- len Sektor dar. sale Rotbarschfischerei vor der Ostküste Grönlands waren ebenfalls erfolgreich. Drei Im pelagischen Sektor wurden die Schwarm- Fahrzeuge waren in der pelagischen Rot- fischarten Hering, Makrele, Holzmak- barschfischerei im ICES Gebiet I/II tätig. rele und Blauer Wittling in europäischen Abb. 2.2: Anteile pela- gischer und demersaler Arten pelagische Arten (Hering, Makrele, Holzmakrele, Blauer Wittling, Sprotte, Sardine) demersale Arten (Kabeljau, Schellfisch Seelachs, Rotbarsch, Schwarzer Heilbutt) Anteile am Gesamtfang Anteile am Gesamterlös Quelle: Daten DHV 7
Hochseefischerei Gewässern sowie Sardine vor der mauretani- verschiedene Makrelenarten oder auch schen und marokkanischen Küste gefangen. auf Sardine bieten. Eine Möglichkeit die Insbesondere beim Blauen Wittling konnte saisonalen Fangeinsätze im Südpazifik mit die Hochseefischerei wiederholt durch in- einer Fischerei im Nordpazifik ergänzen ternationale Quotentausche in Höhe von zu können, würden wesentlich zur wirt- 22.000 t die Grundlage für hohe Fangerträge schaftlichen Effizienz des Flotteneinsatzes schaffen. Die Holzmakrelenfischerei hat sich beitragen. Hierfür hat die EU in 2018 die weiter verschlechtert, die zur Verfügung ste- Mitgliedschaft in der North Pacific Fishe- hende Quote konnte nicht abgefischt wer- ries Commission beantragt. den. In 2018 wurde eine Reise speziell für den Fang von Goldlachs durchgeführt. Die weltweit getätigten pelagischen Fänge werden generell rund gefrostet und voll- Das vierjährige Fischereiabkommen mit ständig als Produkte für den menschlichen Marokko ist im Laufe des Jahres 2018 aus- Konsum vermarktet. Rundfisch-, Heilbutt- gelaufen, wodurch die Fischerei dort bereits und Rotbarschfänge werden an Bord der Ende Februar beendet wurde. ersten Verarbeitungsstufe unterzogen. Filets und geschlachtete Ware werden gefrostet Das zur langfristigen Wahrung der Quo- angelandet. Die Frischfischanlandungen der tenanrechte der EU im Südpazifik von den DFFU Fahrzeuge in Norwegen/Island wur- Mitgliedsstaaten mit Fangberechtigung ver- den fortgeführt. Die gekühlte Ware, insbe- einbarte Quotenpooling wurde auch 2018 sondere Kabeljau, wird in einem eigens dafür angewendet. Die Südpazifikfischerei erfolg- in Frankfurt am Main errichteten Verarbei- te im vergangenen Jahr ohne deutsche Be- tungs- und Logistikzentrum zu Frischfilets teiligung. für den deutschen Markt verarbeitet. Die pelagische Industrie ist auf Basis der Die Quotentausche mit den Fischern der positiven Erfahrungen in der Südpazifikfi- deutschen Kutterfischerei und anderen eu- scherei sehr daran interessiert, eine eigene ropäischen Mitgliedstaaten trugen wesent- pelagische Fischerei im Nordpazifik zu ent- lich zur Verbesserung der Fangquotensitu- wickeln. Es wird die Auffassung vertreten, ation aller deutschen Fischereien bei und dass sich Möglichkeiten für eine effiziente ermöglichten so die ganzjährige Auslastung Fischerei auf pazifischen Makrelenhecht, der Fangkapazitäten. Abb. 2.3: Aufteilung EU-Gewässer der Hochseefänge auf die Hauptfanggebiete Norwegen inkl. Spitzbergen Quelle: Daten DHV Ost- und Westküste Grönland Färöerzone Marokko Mauretanien NEAFC Gewässer 8
Hochseefischerei Steert bei der Herings- fischerei vor dem Ab- pumpen Bild: Uwe Richter 2.4 MSC-Zertifizierung Die wichtigsten pelagischen Fischereien werden zur Vermeidung untermaßiger Bei- auf Hering in der Nordsee, atlantoskandi- fänge Maschenöffnungen eingesetzt, welche schen Hering, Makrele und Blauen Witt- regelkonform sind aber über dem gesetzli- ling sind zertifiziert. Im demersalen Sektor chen Mindestmaß liegen. Des Weiteren ist der komplette Weißfischfang (Kabel- werden in der Rundfischfischerei standart- jau, Schellfisch und Seelachs) in norwe- mäßig Selektionshilfen (Gitter) verwendet. gischen Gewässern inklusive Spitzbergen MSC-zertifiziert. In der Nordsee trägt die 2018 wurde mit der Zertifizierung der Seelachsfischerei das MSC-Zertifikat. Alle Jahresaudits konnten in 2018 erfolgreich Fischerei auf Schwarzen Heilbutt begonnen abgeschlossen werden. 2018 wurde mit der Zertifizierung der Fischerei auf Schwarzen Die Nutzung selektiver Fangmethoden Heilbutt in grönländischen Gewässern be- im pelagischen und demersalen Sektor ist gonnen. selbstverständlich. Die Reedereien betei- ligten sich aktiv an der Entwicklung und Regelmäßig begleiten Wissenschaftler die Umsetzung von Konzepten zur bestand- Fangreisen der Schiffe, um verschiedenste serhaltenden Fischerei. Hierzu wird u. a. fischereibiologische Daten zu erheben. Die- die Mitgliedschaft im Pelagic AC und Long se fließen in die jährlichen ICES Empfeh- Distance AC genutzt. lungen und die MSC Jahresaudits ein. Die Teilnahme am internationalen For- Untermaßige Beifänge spielen sowohl in schungsprojekt der PFA zur Bestandsein- der pelagischen als auch in der demersalen schätzung bei Hering im Quotengebiet Fischerei keine große Rolle. Diese traten VIaN wurde ebenso fortgesetzt, wie das nur vereinzelt in der Makrelen- und Ka- unter Federführung der deutschen Hoch- beljau-Fischerei (Norwegen) auf. In 2018 seefischerei aufgelegte, internationale Self wurden ca. 77 t untermaßige Makrelen, Sampling Programm in der pelagischen Seelachse und Kabeljaue angelandet, wobei Rotbarschfischerei. Dieses Programm dient hier die Makrelen dominierten. Prinzipiell der Sammlung von wissenschaftlichen 9
Hochseefischerei Daten zur Verbesserung der Bestandsein- Drittes „Parlamentarisches Frühstück“ des schätzung des Tiefenrotbarsches (Sebastes Deutschen Hochseefischerei-Verbandes mentella) in der Irminger See, NEAFC Ge- Am 15. Mai 2018 lud der Deutsche Hoch- wässern des ICES- Gebietes II und grönlän- seefischerei-Verband wieder zum jährlichen dischen Gewässern. Parlamentarischen Frühstück der Hochsee- fischerei ein. Zahlreiche Abgeordnete des 2.5 Nationale und internatio- Deutschen Bundestags und Fachexperten nale politische Aktivitäten aus den Bundesministerien nahmen an der Veranstaltung im ehrwürdigen Reichstags- Taufakt in Cuxhaven präsidenten-Palais in Berlin teil. Gemein- Am 12. Januar 2018 wurden die zwei neu- sam mit Vertretern unserer Verbandsmit- en Trawler, NC 100 „Cuxhaven“ und die glieder wurden die aktuelle Situation und NC 105 „Berlin“, der Deutschen Fisch- die zukünftigen Herausforderungen der fang-Union (DFFU) in Cuxhaven getauft. deutschen Hochseefischerei diskutiert. An der feierlichen Taufe am Cuxhavener Steubenhöft nahmen mehr als 350 Gäste teil. Nach kurzen Grußworten von Haral- dur Gretarsson, Geschäftsführer der DFFU, Dr. Ulrich Getsch, Bürgermeister der Stadt Cuxhaven und Dr. Hermann Onko Aei- kens, Staatssekretär im Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung, wurde die feierliche Taufe durchgeführt. Taufpatin für die „Cuxhaven“ war Harpa Agustsdottir, die Frau von Haraldur Gretarsson, und die Dr. Uwe Richter gab einen Überblick über „Berlin“ wurde von, der Frau von Dr. Her- die deutsche Hochseefischerei mann Onko Aeikens getauft. Am Rande der Bild: Claus Ubl Veranstaltung fand ein Treffen zwischen Vertretern des Deutschen Hochseefischerei Da seit dem Herbst letzten Jahres viele Verbandes und des BMEL zur Entwicklung neue Gesichter im Bundestag zu finden der Brexitverhandlungen unter besonderer sind, stellte der Vorsitzende des Deutschen Berücksichtigung des künftigen Fischerei- Hochseefischerei-Verbandes, Dr. Uwe Rich- abkommens zwischen der EU und UK statt. ter, zu Beginn kurz die Hochseefischerei in Die beiden Taufpatinen (li.) Harpa Agustsdottir (re.) Annegret Aeikens Bilder: Claus Ubl 10
Hochseefischerei Deutschland vor. Dabei gab er einen Über- Parlamentarier und Minister zu Diskus- blick zur geschäftlichen Entwicklung und sionen in Sassnitz zur Bedeutung der Hochseefischerei für die Am 2. Juli 2018 besuchte Werner Kuhn, küstennahen Regionen. Mitglied des Europäischen Parlamentes und stellvertretender Vorsitzender des Fischer- Mit Blick auf den bevorstehenden Brexit eiausschusses im Europäischen Parlament wurde die Politik darüber informiert, mit das Fischverarbeitungswerk Euro Baltic in welchen wirtschaftlichen Konsequenzen Mukran. Gemeinsam mit dem Geschäfts- die Branche rechnet. Dr. Richter betonte, führer des Werkes, Dr. Uwe Richter, hatte dass hunderte Arbeitsplätze in struktur- er zu einem Pressegespräch eingeladen. Der schwachen Regionen in Gefahr seien, sollte Schwerpunkt der Diskussionen lag in der der Zugang zu britischen Gewässern einge- Situationsanalyse für die Heringsfischerei schränkt werden. unter Berücksichtigung der möglichen Sze- narien zum EU Austritt Großbritanniens. Auf die wichtige Frage nach der Bedeutung der relativen Stabilität für die Hochseefi- scherei ging zuletzt Dr. Gerd Kraus vom Thünen-Institut für Seefischerei Bremerha- ven ein. Auch Dr. Kraus betonte, wie wich- tig ein gegenseitiger und gleichberechtigter Zugang zu den Fischereigebieten sei. Sollte das Prinzip der zonalen Zuordnung nach dem Brexit Anwendung finden, hätte dies nicht nur schwerwiegende wirtschaftliche Folgen, sondern brächte auch das nachhal- tige Fischereimanagement in Gefahr. Dr. Kraus lobte hier das gut austarierte wissen- schaftliche Beratungssystem in der EU. Je- des Land steuere dabei seinen Beitrag bei, damit die EU ein verlässliches Gesamtbild der Fischbestände erhalte. Es sei deshalb wichtig, auch den Beitrag Großbritanni- ens weiter einzubinden, denn eines, so Dr. v.l. Werner Kuhn, MEP, Kraus, stünde fest: Fische halten sich nicht Die Diskussionen wurden im Rahmen eines Dr. Uwe Richter, an Grenzen. Besuches des Ministers für Landwirtschaft Geschäftsführer bei und Umwelt des Landes Mecklenburg-Vor- Euro Baltic, und pommern, Dr. Till Backhaus, am 1. August Burkhard Lenz, MDL, 2018 im Sassnitzer Fischwerk fortgesetzt. beim Pressegespräch Bild: Claus Ubl Neben den möglichen Folgen eines drohen- den Heringsfangverbotes für den Bestand des westlichen Ostseeherings im nächsten Jahr ging es bei dem Gespräch mit dem Geschäftsführer, Dr. Uwe Richter, auch um den Brexit und seine möglichen Folgen. Da Euro Baltic mehr als 80 Prozent seiner He- Dr. Gerd Kraus bei seinem Brexit-Vortrag ringe aus der Nordsee bezieht und diese zu Bild: Claus Ubl 100 Prozent in britischen Gewässern gefan- 11
Hochseefischerei Dr. Uwe Richter (li) und Dr. Till Backhaus beim Besuch von Euro Baltic Bild: Claus Ubl gen werden, fürchtet man dort um die Exis- Hochseefischerei-Verband äußert positiv tenz. Die Briten könnten den Zugang zu ih- bewertet. Im Laufe des Jahres fanden meh- ren Gewässern für die Schiffe aus anderen rere Konsultationen mit Vertretern des EU-Staaten nach dem Austritt aus der EU Senates und der Bürgerschaft des Landes sperren. Darum sei es wichtig, bei den Aus- Bremen und der Landesregierung Nieder- trittsverhandlungen den Zugang der Briten sachsen statt. zum europäischen Binnenmarkt an den Zu- gang zu den britischen Gewässern zu kop- Aktivitäten im Rahmen der Europäischen peln. Nach Ansicht von Minister Backhaus Fischereiallianz (EUFA) könnten der Brexit und das empfohlene Der Deutsche Hochseefischerei-Verband Heringsfangverbot für die westliche Ostsee beteiligt sich aktiv an der Arbeit der Eu- das Aus für die gesamte Heringsfischerei in ropäischen Fischerei Allianz. Die Europäi- Mecklenburg-Vorpommern bedeuten. Da- sche Fischerei Allianz (European Fisheries rum appellierte er an die Bundesregierung, Alliance - EUFA) ist eine Koalition der sich in Brüssel für die Erhaltung der He- europäischen Fischereiflotten und hat im ringsfischerei im Nordosten einzusetzen. März 2017 ihre Arbeit aufgenommen. Die Vom Zugang zu den britischen Gewässern Allianz vertritt die Mitgliedsinteressen der hängt Backhaus zufolge der Bestand der neun EU-Länder, deren Fischereien direkt Hochseefischerei und der Fischverarbei- vom Brexit betroffen sind. Die EUFA ver- tung in Mecklenburg-Vorpommern ab. Kooperation auf Länderebene Im Dezember fand das mittlerweile zur Tradition gewordene Treffen des Hochsee- fischerei-Verbandes mit den Fischereirefe- renten der Länder im Hotel Hafen Ham- burg statt. Der Verband gab dabei einen Rückblick auf die abgelaufene Saison und stellte einige Projekte für die Zukunft vor. Die Zusammenarbeit mit den Behörden in den Bundesländern wird vom Deutschen 12
Hochseefischerei folgt dabei die Austritts-Verhandlungen Großbritanniens genau und informiert re- gelmäßig über die aktuellen Entwicklungen (wöchentliche Telefonkonferenzen). Alle beteiligten Parteien setzen sich dafür ein, den gegenseitigen Zugang zu den traditio- nellen Fischereigebieten aufrecht zu erhal- ten, eine Quotenverteilung nach dem Prin- zip der relativen Stabilität zu gewährleisten und ein klares Rahmenprogramm für das Fischereimanagement zu schaffen. Im Be- richtszeitraum wurden entsprechend der aktuellen Situation bei den Brexit-Verhand- lungen Konsultationen mit politischen Ver- tretern der in der EUFA vertretenen Mit- gliedsstaaten, Vertretern des Europäischen Parlamentes und den verantwortlichen „Brexitverhandlern“ der EU organisiert. Entsprechende Positionspapiere wurden zur Unterstützung der Verhandlungen er- stellt. 13
Kutterfischerei 3. Kutterfischerei 3.1 Einführung 3.2 Flottenentwicklung Das Geschäftsklima hat sich in den Sekto- Der langjährige Trend zur moderaten Ver- ren der Kutterfischerei in Nord- und Ostsee ringerung der deutschen Flottenkapazität sehr unterschiedlich entwickelt. Der positi- im Kuttersektor setzte sich auch 2018 fort. ve Trend der letzten Jahre durch moderate 2.000 Treibstoffpreise, verbesserte Bestandssitu- ation und ein stabiles Kundeninteresse an 1.500 wild gefangenen Fischprodukten wurde teilweise durch Sonderentwicklungen in 1.000 manchen Sektoren negativ überprägt. Die 500 Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Erzeu- ger wird unverändert durch die schlechten 0 Rahmenbedingungen für den Ersatz der 2009 2011 2013 2015 2017 alten Kutter durch Neubauten beeinträch- Abb. 3.2: Entwicklung der Anzahl der tigt. Bürokratische Lasten und die damit Kutter in den letzten 10 Jahren verbundenen Kosten belasten die Betriebe Quelle: BLE übermäßig. 1.500 In der Ostseefischerei lag die Dorschquote 1.000 weiterhin deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Die Bundesregierung setzte 500 ihre Krisenhilfe auch im Berichtsjahr fort, um den Verlust von Betrieben durch kurz- 0 fristige Liquiditätsengpässe zu vermeiden. 2009 2011 2013 2015 2017 Die wissenschaftliche Prognose für die Fol- Abb. 3.3: Entwicklung der Anzahl der gejahre fiel für den Westdorsch sehr positiv Kutter/Boote kleiner als 12 Meter in den aus, so dass die Betriebe an der deutschen letzten 10 Jahren Ostseeküste noch zuversichtlich blieben. Quelle: BLE Abb. 3.1: Verbindliche Anlandeorte nach See- fischereiverordnung 14
Kutterfischerei Insgesamt hat die Zahl der Kutter um 52 Die Kapazität der Kutterflotte hat sich in Fahrzeuge auf 1.314 abgenommen. In den den letzten 10 Jahren in Bezug auf den letzten 10 Jahren hat sich die Zahl der Fahr- Schiffsraum um 18 % und in Bezug auf die zeuge insgesamt um 28 % verringert. Die Motorleistung um 19 % verringert. Abgänge konzentrieren sich auf das Seg- ment
Kutterfischerei 20.000 Abb. 3.7: Entwicklung Die Seelachsfischerei erzielte erstmals seit der Anlandungen von 15.000 2011 wieder ein Ergebnis über 10.000 t. Speisekrabben (in t) in Insgesamt verläuft die Bewirtschaftung den letzten 10 Jahren 10.000 langjährig nachhaltig und fluktuiert mit na- Quelle: BLE türlichen Schwankungen. 5.000 0 2009 2011 2013 2015 2017 15.000 Die Muschelerzeugung verlief im Berichts- 10.000 jahr in Schleswig-Holstein erneut erfolgrei- cher als in Niedersachsen. Hier gab es wit- 5.000 terungsbedingte Verluste. Die Betriebe sind unverändert belastet durch die Umstellung 0 auf die Gewinnung von Besatzmuscheln für 2009 2011 2013 2015 2017 die Kulturflächen mit Hängetauen („smart- Abb. 3.10: Entwicklung der Anlandungen farm“). von Seelachs (in t) in den letzten 10 Jahren Quelle: BLE 25.000 Abb. 3.8: Entwicklung der Anlandungen von 20.000 Die Plattfischfischerei verlief weiterhin Miesmuscheln (in t) in 15.000 stabil auf hohem Niveau mit guten Ab- den letzten 10 Jahren satzmöglichkeiten. Durch attraktive Fang- 10.000 Quelle: BLE möglichkeiten in der Kaisergranatfischerei 5.000 nutzten die Betriebe die deutsche Schollen- 0 quote wie in den Vorjahren nicht vollstän- 2009 2011 2013 2015 2017 dig aus. 6.000 Die wichtigsten Konsumfischarten Hering, Seelachs, Scholle und Ostseedorsch brach- 5.000 ten unterschiedliche Ergebnisse. 4.000 3.000 Es gab eine schmerzhafte Absenkung der 2.000 Quote für den westlichen Hering um 39 %, 1.000 so dass auch die Heringsanlandungen in 0 der Kutterfischerei der Ostsee in ähnlicher 2009 2011 2013 2015 2017 Größenordnung abnahmen. Die Heringsfi- Abb. 3.11: Entwicklung der Anlandungen scherei wurde deshalb in die Krisenhilfe des von Nordseeschollen (in t) in den letzten Bundes einbezogen. 10 Jahren Quelle: BLE 20.000 Abb. 3.9: Entwicklung der Anlandungen von 15.000 Ostseehering (in t) in Die Anlandungen von Ostseedorsch stie- den letzten 10 Jahren 10.000 gen nach den vorherigen Kürzungen der Quelle: BLE Quote nur unbedeutend an. Die handwerk- 5.000 liche Küstenfischerei in Schleswig-Holstein 0 ist dadurch immer noch von der Liquidi- 2009 2011 2013 2015 2017 tätshilfe des Bundes abhängig. 16
Kutterfischerei 5.000 rationsvertrages mit dem Thünen-Institut. 4.000 Die Kutterfischer lieferten Beiträge zur Vor- 3.000 bereitung des Projektes CRANIMPACT, zur Planung der Begleituntersuchung bei der 2.000 Umsetzung der Ausnahme vom Rückwurf- 1.000 verbot für die Krabbenfischerei und führten 0 Fachgespräche zur Ersetzung von Plastik- 2009 2011 2013 2015 2017 materialien im Scheuerschutz. Im Rahmen Abb. 3.12: Entwicklung der Anlandungen eines „Runden Tisches“ findet ein offener von Ostseedorsch (in t) in den letzten und konstruktiver Informationsaustausch 10 Jahren mit dem TI-Institut für Ostseefischerei statt. Quelle: BLE Die Kutterfischerei unterstützt die on- 3.4 Treibstoffpreise line-Datenbank „Fischbestände online“ des TI, um die Öffentlichkeit in geeigneter Wei- Die Treibstoffpreise sind stets eine Schlüs- se über die wissenschaftlichen Erkenntnisse selgröße für die wirtschaftliche Situation über den Zustand der Bestände zeitnah zu der Kutterfischerei und zeigten wie im Vor- unterrichten. Nachdem seriöse Medien im- jahr eine steigende Tendenz. Sie bewirkten mer mehr Aufwand treiben müssten, um die allerdings noch keine schwerwiegende Be- Verbreitung von fake news zu vermindern, einträchtigung der Betriebsergebnisse. hat die Fischerei ein geeignetes Kommuni- kationsinstrument direkt aus der Forschung 200 für die Öffentlichkeit bereit gestellt. 150 Weitere spezifische Aktivitäten dienen dem 100 Zweck, die Selektivität der Fanggeräte zur Vermeidung unerwünschten Beifangs wei- 50 ter zu steigern. Beispielhaft ist die freiwil- 0 lige Vereinbarung der Stellnetzfischerei an 2009 2011 2013 2015 2017 der schleswig-holsteinischen Westküste zu Abb. 3.13: Entwicklung der Treibstoff- nennen, bei der durch neuartige, interak- preise. Die Kurve zeigt die Einfuhrpreis- tive PAL eine Warnung der Schweinswale indizes für Erdöl in den letzten 10 Jahren erreicht wird, ohne dass die Tiere aus ihrem (Index der Einfuhrpreise – 2015 = 100) Lebensraum großflächig vertrieben wer- Quelle: www.destatis.de den. 3.5 Nachhaltigkeit/Forschung In der Seezungenfischerei eröffnen sich Mög- lichkeiten zum Fang mit weniger Einwirkung Der Anteil der Anlandungen aus der deut- auf den Meeresboden durch den Ersatz von schen Kutterfischerei, die das Nachhaltigkeits- Scheuchketten durch leichte elektrische Rei- siegel des MSC tragen, stieg weiter an und liegt ze („Pulsfischerei“). Dabei ist auch eine deut- über 60%. Die Miesmuscheln sind vollständig liche Verringerung des Treibstoffverbrauchs zertifiziert. Auch die Anlandungen der Krab- („Carbon footprint“) möglich. benfischerei sind durch den Marine Stewards- hip Council (MSC) als nachhaltig eingestuft. In der Kaisergranatfischerei gibt es Ansätze zur Verminderung von Beifang durch spe- Die Kutterfischerei unterstützt die For- zielle selektive Netze aus den Niederlanden schung weiterhin im Rahmen eines Koope- („SepNep“). 17
Kutterfischerei Die Kutterfischerei beteiligt sich aktiv an park und plant die Aufspülung einer Insel, Projekten zur Beseitigung von Meeresmüll. während Deutschland 50 % der Fläche für grundberührende Fischerei sperren will. 3.6 Nationale und internationale fischereipolitische Entwicklungen Krisenhilfe für Ostseedorschfischer Die Bundesregierung (BMEL) hat ihre Li- Die neue Bundesregierung schließt Koali- quiditätshilfe für die Betriebe in der Ostsee tionsvertrag mit Bekenntnis zur Stärkung fortgesetzt, die von der massiven Quoten- der Wettbewerbsfähigkeit der Fischerei kürzung auf Dorsch in 2017 betroffen waren. Nach längeren Verhandlungen hat die neue In 2018 wurden auf Grund der erheblichen Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag Quotenkürzung beim Westhering auch die den Schutz der Meeresumwelt und der Be- Betriebe mit Heringsfischerei einbezogen. stände vereinbart, aber auch ein eindeutiges Bekenntnis zur Stärkung der Wettbewerbs- Nachdem die wissenschaftlichen Fangemp- fähigkeit der deutschen Flotte geliefert. Sie fehlungen zur nachhaltigen Bewirtschaf- will die deutsche Fischerei als moderne, tung in der Ostsee mehrjährig umgesetzt nachhaltige Nutzung voranbringen. wurden, ist die resultierende, schlechte Situation der Bestände von Hering und Fanggebietsverluste durch Natura 2000 in Dorsch durch die fischereiliche Nutzung Vorbereitung nicht erklärbar und weitgehend rätselhaft. Die nationalen Vorbereitungen für die Dele- gierten Rechtsakte der EU zur Beschränkung Probleme bei Umsetzung Rückwurfverbot der Fischerei in den drei Natura 2000-Gebie- Die schrittweise Einführung des Rückwurf- ten der Nordsee sind abgeschlossen worden verbotes soll 2019 abgeschlossen werden. und beinhalten großflächige Schließungen. Nach wie vor gibt es keine tragfähigen Lö- Die Planungen des Bundesamtes für Natur- sungen für einige Fischereien mit einem ho- schutz wurden nahezu vollständig umgesetzt. hen Beifanganteil. Verschiedene Seminare Sie gehen weit über das hinaus, was fachlich und Veranstaltungen der EU-Kommission begründet werden kann und die Kriterien zeigten, dass eine wirtschaftlich tragfähige „erforderlich“ und „verhältnismäßig“ erfüllt. Fortsetzung dieser Fischereien mit dem vor- Sie gehen auch weit über das hinaus, was in handenen Regelwerk nicht möglich ist. Ein benachbarten Mitgliedsstaaten zur Umset- unverhältnismäßig hoher Sortieraufwand zung der Richtlinie als ausreichend befunden erfordert zusätzliches Personal und verur- wurde. Während in Dänemark ein Konsens sacht Kosten bei separater Lagerung und mit der Erwerbsfischerei durch moderate Transport. Ein Teil der Probleme wurde im Flächenansprüche gefunden wurde, sind die Plattfischsektor durch die Aufhebung der Kutterfischer in Deutschland gezwungen, ge- TAC bei Flunder und Kliesche gelöst. Trotz- richtliche Schritte zur Wahrung ihrer Belange dem gibt es für die Einführung des Rück- vorzubereiten. Ein entsprechendes Rechts- wurfverbotes insbesondere bei der Scholle gutachten erkennt große Erfolgsaussichten noch kein realistisches Szenario. Für die für eine Klage gegen die EU-Kommission, Krabbenfischerei ist eine Ausnahme nach falls sie die deutschen Vorschläge übernimmt. der de-minimis-Option möglich, wenn der Beifang an quotierten Fischen unter 7 % im Besonders auffällig sind die überzogenen Einführungsjahr bzw. dauerhaft unter 5 % Ansprüche des Naturschutzes am Beispiel bleibt. Dazu wurden mit der EU-Kommissi- der Sandbank „Doggerbank“ zu erkennen: on intensive Verhandlungen geführt und mit Großbritannien errichtet auf seinem Teil des dem TI ein Stichprobenplan für die Kontrol- Natura 2000-Habitats einen Offshore-Wind- le der Umsetzung vorbereitet. 18
Kuttrfischerei Keine Erleichterung bei Regelungen zu Der Plan enthält auch Schutzmaßnahmen Technischen Maßnahmen für die Umwelt bzw. besondere Arten, die Die Verabschiedung der Neuregelung der nicht als Zielarten der Fischerei von Inter- Technischen Maßnahmen kam noch nicht esse sind. zum Abschluss. Die ursprüngliche Zielset- zung, bei der Erreichung der MSY-Ziele Brexit betrifft Kutterfischerei weniger detaillierte technische Maßnahmen Die deutsche Kutterfischerei ist teilweise in festzulegen, hat keine Aussicht auf Umset- der Seelachs- und Plattfischfischerei betrof- zung. Wie bei der Mehrzahl der europäischen fen, wenn es einen Verlust der Fanggebiete Regelungen scheint es nur die Entwicklungs- im britischen Hoheitsbereich geben sollte. richtung hin zu steigender Komplexität und Darüber hinaus können indirekte Folge- Diversität der Vorschriften zu geben. Die wirkungen eintreten, wenn der Verlust von Auseinandersetzung fokussierte sich auf das Fangmöglichkeiten anderer Staaten den Verbot der elektrischen Baumkurren („Puls- Druck auf eine Umverteilung von Quoten fischerei“), das mit starkem Lobbying einer innerhalb der EU von Deutschland auf an- Umweltorganisation betrieben wurde und dere Mitgliedsstaaten erzeugt. Deshalb be- im EU-Parlament erfolgreich war. teiligt sich die Kutterfischerei aktiv an den Arbeiten und an den Kosten zur Vorbe- Einzelne Regelungen zu technische Maß- reitung auf den Brexit und den damit ver- nahmen finden sich auch in den regionalen bundenen Verhandlungen im Rahmen der Managementplänen. Dadurch ist die Um- EUFA (European Fisheries Association). setzung auch für die verantwortlichen Be- hörden eine Herausforderung. Die Modernisierung der Flotte wird zur Kernaufgabe bei der Sicherung der Wett- Langzeitmangementplan Nordsee verab- bewerbsfähigkeit schiedet Das Durchschnittsalter der Fischereifahr- Nach langer Diskussion und schwierigen zeuge liegt deutlich über 35 Jahre. Wäh- Verhandlungen im Trilog zwischen Mi- rend sich für die Probleme bei der Siche- nisterrat, Kommission und EU-Parlament rung der Ressourcen bzw. Fischbestände wurde 2018 der Mehrarten-Management- sichtbare Lösungen einstellen, gibt es noch plan für die demersale Fischerei in der keine realistischen Möglichkeiten für eine Nordee verabschiedet. Kernstück ist die wirtschaftliche Erneuerung der Flotte. Auf Festlegung eines Bereiches („Range“) für nationaler Ebene ist es immer noch nicht die Zielwerte eines nachhaltigen Manage- gelungen, eine Steuerbefreiung für reinves- mentes bei fischereilicher Sterblichkeit tierte Verkaufserlöse analog dem Vorbild (fMSY) und Laicherbestands-Mindestgröße der Binnenschifffahrt zu verwirklichen. Die (BMSY). Diese Möglichkeit zur Erweiterung politischen Willenserklärungen der Par- eines Zielwertes nach oben und unten soll teien und Amtsträger hierzu haben bisher den Spielraum für eine verantwortliche nicht zu Lösungen geführt. Quotenfestsetzung mit der Berücksichti- gung sozialer und wirtschaftlicher Belange Die Erneuerung der Flottenteile, die eine der Fischerei eröffnen. Ein Range würde nachhaltige Bewirtschaftung der Bestände auch die Probleme mindern, die durch die auf MSY-Niveau erreicht haben, muss zu- Schwierigkeit der Wissenschaft entstehen, mindest in der neuen Förderperiode 2021- die Referenzwerte stabil festzulegen, wenn 2027 verwirklicht werden. Andernfalls wer- Wechselwirkungen zwischen den Arten den insbesondere die Familienbetriebe der und schwankende Umwelteinflüsse die Be- Küstenfischerei nicht in der Lage sein, die standsentwicklungen prägen. notwendige Flottenerneuerung zu beginnen. 19
Binnenfischerei und Aquakultur 4. Binnenfischerei und Aquakultur 4.1 Der VDBA „Der VDBA vertritt die deutsche Fisch- Der VDBA hatte im Jahre 2018 folgenden zucht, Fischhaltung sowie die Seen- und Mitgliederstand und Struktur: Flussfischerei in allen Belangen auf natio- nalem, gemeinschaftlichem und internatio- I. unmittelbare Mitglieder nalem Gebiet. Er berücksichtigt dabei auch 14 Verbände die regionalen Interessen und arbeitet mit • Landesfischereiverbände, anderen Institutionen sowie den Fachbe- regionale Berufsfischerverbände und hörden zusammen.“ (§2 Abs. 1 der Satzung • der Deutsche Angelfischerverband e.V. des VDBA) 39 Einzelmitglieder In Erfüllung vorgenannter satzungsgemä- • diverse Fischereiunternehmen ßer Aufgaben hat der VDBA auch im Jahr • die Deutsche Landwirtschaftsgesell- 2018 die Belange seiner Mitglieder auf allen schaft e.V. relevanten nationalen und internationalen Tagungen und Beratungen vertreten. II. mittelbare Mitglieder • die Mitglieder der im VDBA vereinigten Verbände Das Präsidium leitet den Verband. Die Sacharbeit erfolgt in 3 Sparten. III. Organe des VDBA Tab. 4.1: Die Leiter der drei Sparten des VDBA Sparten Leiter Stellvertreter Mitglieder sowie deren Stellvertreter und Mitglieder nach den Forellenzucht Peter Stephan Hofer Elmar Mohnen Wahlen 2018 Grimm Markus Lichtenecker Vizepräsident Torsten Uhthoff Alexander Tautenhahn Karpfenteich- Bernhard Feneis Dr. Wolfgang Stiehler Torben Heese wirtschaft Präsident Gerd Michaelis Gunnar Reese Alfred Stier Fluss- und Ronald Menzel Sabine Schwarten Carsten Brauer Seenfischerei Vizepräsident Dr. Peter Wißmath Ulrich Paetsch Prof. Werner Steffens Präsidium 20
Binnenfischerei und Aquakultur Marketingverbund Forelle Mehr als die Hälfte der Fischerzeugung ent- Der Geschäftsbetrieb des VDBA - die Forel- fiel auf Regenbogenforellen (34,9 %) und lenwerbung oder der Marketingverbund Fo- Gemeinen Karpfen (26,2 %). Haupterzeu- relle - wird über die Geschäftsstelle in Bran- gerländer für Regenbogenforellen waren denburg und die Versandstelle in Freihölz Baden-Württemberg und Bayern mit zu- realisiert. Mehr als 250 Kunden (zu 80 % Fo- sammen knapp 3.600 Tonnen bzw. 56,9 % rellenzuchtbetriebe) nutzen das Werbemit- der insgesamt gut 6.300 Tonnen. telangebot des „Marketingverbund Forelle“ (MVF). Alle Kunden erhalten auf Wusch ei- Von den rund 4.700 Tonnen Gemeinem nen Eintrag in die Karte FORELLENZUCHT Karpfen wurden etwa 3.600 Tonnen bzw. REGIONAL, die durch Anklicken des 76,0 % in Bayern und Sachsen erzeugt. gleichnamigen Reiters auf der Internetseite - www.marketingverbund-forelle.de - ersicht- Weitere wichtige Salmoniden waren die lich ist. Lachsforelle (ca. 1.500 Tonnen bzw. 8,5 %) und Elsässer Saibling (rund 1.400 Tonnen 4.2 Fischerzeugung in der deut- bzw. 7,8 %). schen Aquakultur Beachtenswert ist die Speiseaalproduktion Im Jahr 2018 erzeugten die knapp 2.600 (Europäischer Aal) von rund 1.200 Tonnen Aquakulturbetriebe in Deutschland rund bzw. 6,7 %. Fast die gesamte Produktion 18.100 Tonnen Fisch. Wie das Statistische findet in niedersächsischen Aquakulturbe- Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, waren trieben statt. das rund 1.100 Tonnen weniger als im Vor- jahr (-5,9 %). Die Menge von erzeugten Ro- Der Großteil der Fischerzeugung (89,9 %) er- gen und Kaviar stieg im gleichen Zeitraum folgte in Betrieben mit einer jährlichen Erzeu- um rund 3,7 % auf gut 75 Tonnen. gungsmenge von 5 Tonnen Fisch und mehr. Fischarten produzierte Masse Tab. 4.2: Fischerzeugung Bachforelle 579 t in der deutschen Aqua- Regenbogenforelle (ohne Lachsforelle) 6.315 t kultur 2018 Quelle: Statistisches Lachsforelle 1.537 t Bundesamt (Destatis), Bachsaibling 375 t 2019 | Stand: 06.06.2019 / Elsässer Saibling 1.419 t 15:42:39 Gemeiner Karpfen 4.746 t Schleie 125 t Zander 54 t Hecht 44 t Europäischer Aal 1.207 t Europäischer Wels 110 t Afrikanischer Raubwels 780 t Sibirischer Stör 160 t Sonstige Fische 657 t Betriebe mit Erzeugung in Aquakultur, Erzeugte Menge: Ohne Aquarien- und Zierarten, ohne Brut- und Aufzuchtanlagen 21
Binnenfischerei und Aquakultur Diese gut 400 Betriebe machen jedoch nur 4.3 Fischotter in Bayern 17,4 % der Fisch erzeugenden Betriebe aus. Umgekehrt haben gut 1.500 bzw. 59,3 % der Fischotter und Teichwirtschaft Betriebe mit Fischerzeugung eine jährliche Er- Die Nahrungsgrundlage ist ausschlagge- zeugungsmenge von weniger als einer Tonne bend dafür, ob Fischotter in einem Lebens- Fisch. Lediglich rund 2,6 % der gesamten Fi- raum überleben können. Fischotter jagen scherzeugung findet in diesen Betrieben statt. dort, wo sie mit geringstem Energieauf- (Quelle: Pressemittteilung des Statistischen wand am leichtesten an Nahrung kommen. Bundesamtes Nr. 195 vom 23.Mai 2019) Demzufolge bietet eine Kulturlandschaft mit traditioneller Teichwirtschaft ideale Le- Der Produktionsrückgang gegenüber dem bensbedingungen für den Otter. Vor allem Vorjahr ist sicherlich der extrem langen Hit- kleinere Teiche sind dabei ein bevorzugtes zeperiode von April bis Oktober 2018 geschul- Jagdrevier, weil es kaum Fluchtmöglich- det. Aber auch diverse Betriebsaufgaben durch keiten für die Fische gibt. Neben den Fraß- permanente und nicht mehr kompensierbare schäden verursacht der Fischotter auch Schäden sowie Ertragseinbußen in allen beste- massive Fischverluste aufgrund von Stress henden und betroffenen Betrieben durch Prä- und Beunruhigung der ruhenden Fischbe- datoren, wie Fischotter, Kormoran, Grau- und stände vor allem in den Wintermonaten. Silberreiher mindern die Fischerzeugung in der traditionellen Aquakultur erheblich. Abb. 4.1: Fundortkarte Fischotter (Lutra lutra) in Bayern. Nachweise ab 1990. Diese zeigen deutlich die Schwer- punkte des Fischotter- vorkommens in Bayern. Quelle: Bayrisches Landesamt für Umwelt 22
Binnenfischerei und Aquakultur Erst bei der Abfischung der Teiche ist dann der gesamte Verlust einer Produktionsperiode er- sichtlich. Die Verluste und Schäden in den Tei- chen sind für die Fischer existenzbedrohend. Fischotterpopulation in Bayern Im Bayerischen Wald hatte sich eine sehr kleine, autochthone Population erhalten, die sich aber über Jahrzehnte kaum vergrößerte. Erst seit den 1990er Jahren gibt es dort ver- mehrte Nachweise zum Vorkommen des Fischotters und zu Schäden an den Fisch- beständen. Fischotter kommen flächendeckend in Ös- terreich, der Tschechischen Republik und in Tiefe und feste Sachsen vor. Die rasch ansteigende Fischot- 3 Jahren nur maximal 30.000 € pro Betrieb Fundamente im terpopulation dehnt sich nach Bayern aus. ausbezahlt werden, ein unhaltbarer Zustand, Boden, besonders der einer Überprüfung bedarf. Derzeit läuft stabiles, hohes Wie kann die Teichwirtschaft mit dem das Notifizierungsverfahren bei der EU, um Zaunmaterial und Otter überleben? diese Beschränkung aufzuheben. stromführende Drähte sind notwendig Teiche einzäunen: Häufig wird betroffenen Für 2018 liegen noch keine Zahlen vor. Die Bild: Martin Maschke Teichwirten der Rat gegeben, die vorhan- gemeldeten Schäden sind aber weiter ge- denen Teiche mit einem Zaun zu schüt- stiegen. Vor allem größere Betriebe erhal- zen. Fischotter graben sich jedoch unter ten wegen der „de minimis“ - Regel keine Zäunen durch, beißen Schlupflöcher in die Entschädigung mehr. Zaungewebe und überklettern Zäune. Eine wirkungsvolle Einzäunung muss deshalb Entnahme von Fischottern: Aus Sicht der außerordentlich aufwändig gestaltet wer- Teichwirte ist die Entnahme von Fischottern den. Dies ist für traditionelle, großflächi- aus bewirtschafteten Teichen, die einzig wirk- ge Teichwirtschaften nicht bezahlbar. Die same Maßnahme. Teiche sind von Menschen Einzäunung kann nur bei Winterungs- und angelegte Anlagen zur Zucht und Haltung Laichteichen sowie bei kompakten Forel- von Nutzfischen. Fischfressende Wildtiere lenteichwirtschaften eine Teillösung sein. müssen von solchen Anlagen ferngehalten werden. Der Fischotter im bewirtschafteten Verluste entschädigen: Oft wird die Ent- Teich gleicht einem Wolf im Schafstall. schädigung der entstandenen Verluste als Lösung angeboten, was absolut gerechtfer- Derzeit wird in Bayern über ein Modellpro- tigt ist. Allerdings wird dies auf Dauer unsere jekt zur Entnahme von Fischottern aus be- traditionelle Teichwirtschaft nicht erhalten, wirtschafteten Teichanlagen diskutiert. Die denn Fischzüchter wollen Fische erzeugen besonders von der Teichwirtschaft gepräg- und vom Verkauf dieser hochwertigen und ten Oberpfälzer Landkreise Tirschenreuth, gefragten Nahrungsmittel leben. Entschä- Schwandorf und Cham sind dafür vorge- digung ist notwendig, aber keine Lösung schlagen. Die Modalitäten dieses Projekts auf Dauer. Da die Zahlungen der „de mini- sind aus Sicht der Teichwirte sehr kompliziert mis“-Regel der EU unterliegen, können in und restriktiv. Ein Erfolg ist deshalb fraglich. 23
Binnenfischerei und Aquakultur Wie reagieren die Teichwirte? Eine weitere Ursache für den Rückgang der Fischerzeugung in Teichen ist der steigende Von den 184 gemäß Art. 4 der Richtlinie Umfang an Teichflächen, für die im Rah- 2006/88/EG genehmigten Betrieben im men des bayerischen Vertragsnaturschutz- Landkreis Tirschenreuth lassen mittlerwei- programmes (VNP) Ausgleichszahlungen le 55, also 30 %, ihre Genehmigung ruhen für den „Vollständigen Nutzungsverzicht oder haben sie zurückgegeben. in Teichen“ beantragt werden. In den letz- ten sechs Jahren (2012 bis 2018) stiegen Aus dem Regierungsbezirk Niederbayern wird diese Flächen in Bayern um das 1,5fache von folgenden Betriebsaufgaben berichtet: (von 189 ha auf 296 ha) und im Landkreis Die Zahl der gemäß Art. 4 der Richtlinie Tirschenreuth, der einen besonders gro- 2006/88/EG genehmigten Fischereibetriebe ßen Anteil an Karpfenteichen aufweist, um ging von 56 (31.12.2014) in drei Jahren auf das 1,9fache an (von 58 ha auf 109 ha). Mit 49 (31.12.2017) zurück. Dies entspricht ei- der Variante „Vollständiger Nutzungsver- ner Abnahme von 12,5 %. Dabei handelt es zicht in Teichen“ des VNP verpflichtet sich sich vor allem um größere Betriebe, teilwei- der Teichwirt, im betreffenden Teich keine se im Haupterwerb, die Satzfische für die Fischerzeugung mehr zu betreiben. Die Vielzahl der kleineren Speisefischbetriebe Teilnahme an dieser Programmvariante erzeugen. erklären die Teichwirte damit, dass sie auf diesem Weg die finanziellen Defizite durch Die Produktion von Satzfischen bei den Otterfraß vermeiden. Haupterwerbsbetrieben ging in Niederbay- ern um bis zu 90 % zurück. Die traditionelle Teichwirtschaft mit den zahlreichen Gemeinwohlleistungen für Im Fischerzeugerring Niederbayern e.V., ei- Biodiversität, Wasserrückhaltung und ner Selbsthilfeorganisation, der 173 Betrie- Erholung ist durch den Fischotter und oft be mit 857 Teichen angeschlossen sind, ha- im Zusammenwirken mit fliegenden Prä- ben insgesamt 42 Betriebe ihre Erzeugung datoren, wie Kormoran, Grau- und Sil- eingestellt, davon ein Haupterwerbsbetrieb. berreiher in ihrer Existenz stark bedroht! Dies entspricht 24 % der Mitgliedsbetriebe. 4.4 Fischotter in Berlin Teiche prägen das Im Juli 2018 hat der VDBA umfangreich Landschaftsbild in zum Entwurf zur zweiten Verordnung über Niederbayern die Änderung der Berliner Landesfischer- Bild: ARGE Fisch eiordnung wie folgt Stellung bezogen: Änderungsvorschlag der Senatsverwal- tung für Umwelt, Verkehr und Klima- schutz zu§ 13 (12) Fischereigesetz des Landes Berlin: „Die Verwendung von Fischreusen ohne 1. Sicherung gegen das Einschwimmen von Fischottern und Wasservögeln durch Otter- gitter oder andere technische Maßnahmen oder 2. andere technische Maßnahmen, die das Überleben einschwimmender Fischot- ter und Wasservögel gewährleisten.“ 24
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