Monopoly - HSG-Studentenmagazin - prisma
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Editorial Meine lieben Leserinnen und Leser Über 250 Millionen Exemplare «Mo- unterhalten. Nachzulesen auf Seite 36. nopoly» gingen bis heute über den Und wenige Tage vor seiner Ab- Ladentisch. Der Mythos des «besten schiedsvorlesung gesteht Professor Spiels aller Zeiten» hat sich demnach Thomas Geiser unserer Redaktorin alles andere als grundlos etabliert. Melania Klaiber im Interview (ab Seite Grund genug für uns, dem Spiel – das 8), dass er bis zuletzt vor einer jeden auch schon jahrelange Freundschaf- Vorlesung Lampenfieber hatte. ten in Brüche gehen liess – eine kom- Derweil spielen halsabschneiden- plette Ausgabe zu widmen. Die Erfin- de Zocker an der Börse mit ganzen derin, Elizabeth Magie Phillips, Staaten Monopoly. Exklusiv für euch tüftelte bereits zu Beginn des 20. haben wir mit dem «prismopoly» eine Jahrhunderts am Monopoly-Mecha- genauso Adrenalinkick verursachen- nismus. Ein Anti-Kapitalismus-Spiel de, aus moralischer Perspektive aber sollte es werden – das gab sie im vol- doch massiv besser verdauliche Alter- len Ernst und gänzlich frei von Ironie native. Das in stundenlanger Arbeit zu Protokoll. Nach ihrer ursprüngli- erschöpfte, perfekt auf die HSG zuge- chen Konzeption sollten die Spieler schnittene «prismopoly» kann kin- begreifen, dass Armut in erster Linie derleicht rausgetrennt werden und aus der miserablen Verteilung von schon kennt der Spielspass keine Geld herrührt. Grenzen mehr. Ich wünsche eine Unternehmer Urs Wietlisbach kurzweilige Lektüre und vor allem stellt eindrücklich unter Beweis, dass friedliche Spielstunden! es selbst in den obersten Teppicheta- gen in gewissen Fällen um mehr als nur Profit geht. Anders sind Wietlis- bachs Spenden für wohltätige Zwecke im zehnstelligen (!) Bereich nicht zu erklären. Julia Hartweg hat sich mit dem HSG-Alumnus, den man auf der Euer Chefredaktor Forbes-Liste nicht vergebens sucht, Fabian Kleeb 3
Inhaltsverzeichnis HSG-Studentenmagazin Dezember 17 | #373 Monopoly Titelbild Patrick Buess Thomas Geiser blickt auf seine 08 22 Mel Wells: Find 33 Jung, frei und sinnig: Andri Silberschmidt Zeit an der HSG zurück your inner goddess Campus 06 08 Data Science für natürliche Intelligenz Interview mit Thomas Geiser Menschen 38 41 Prof. Antoinette Weibel privat Interview mit Andri Silberschmidt 11 HSG Card 2.0 44 Die Umfrage 12 Insights from a Goddess 14 Kinder erobern die HSG-Hochburg 16 Einblicke in die Arbeit von Botschafter Michael Gerber SHSG 46 49 Pizza, Petitionen und Politik Alumni stellen sich vor 17 WG-Kolumne Thema 18 20 Tut Wettbewerb immer gut? Monopoly – Gift für den Familienfrieden Kompakt 50 52 prisma vor 50 Jahren mit Roger Schawinski Gewinnspiel 21 Plötzlich Millionärin 53 prisma empfiehlt 23 prismopoly 54 Zuckerbrot und Peitsche 36 Soziale Millionäre 55 Gerücht 4 5
Campus ??? IT als Allgemeinbildung Campus Diese Fähigkeit ist in jedem Beruf re- ten der Schweizerischen National- levant. Die Kurse, die wir unterrich- bank über den Wechselkurs von ten, sind freiwillig, niemand ist dazu Schweizer Franken zu Euro und wir verpflichtet. Damit man ein Erfolgs- haben jene zum Schweizer Export. erlebnis hat, muss man relativ tief Die Fragestellung dazu lautet, ob der einsteigen und sich wirklich einmal Wechselkurs tatsächlich einen so die Zeit nehmen, um ein relevantes grossen Einfluss auf den Export hat Problem zu codieren. Ich glaube aber und wie gross dieser ist. nicht, dass jeder und jede in Zukunft das Programmieren beherrschen Aus welchen Gründen soll man an muss. Was wirklich essenziell ist, ist diesem Programm teilnehmen? der Umgang mit IT-Tools. Das ge- Um einen guten Beitrag zur Problem- hört zur Allgemeinbildung. Meine lösung in Organisationen von heute Erfahrung zeigt, dass die Zeit im und morgen zu leisten. In Unterneh- Gymnasium sinnvoller genutzt wer- mungen und Organisationen gibt es den könnte, da viele Unterrichts- auf der einen Seite Geeks, die gerne stunden zu wenig dicht gestaltet schwierige analytische Probleme ha- sind. Ich glaube auch, dass mehr ben und auf der anderen Seite die Ma- Selbststudium – gerade in den obe- nager. Diese beiden Welten können ren Klassen – von Vorteil wäre und nicht miteinander sprechen, sie ver- die Lernenden mehr Motivation da- stehen sich nicht. Wir wollen Leute für hätten. Deswegen befürworte ich ausbilden, die beide Welten verste- das Substituieren anderer Fächer hen und als proaktive Vermittler die- durch Informatik. nen. Binswanger beim Vorstellen seines Programms. (zvg) Inwiefern grenzt sich das DSF von ande- Wie realistisch ist es, dass das heute ren Programmen an der HSG ab? Gelernte morgen noch aktuell ist? In der Es grenzt sich gar nicht ab, denn es ist heutigen Zeit verändert sich das Wissen, Data Science für Im Bootcamp waren nur vier von 35 eine Zusatzoption für bestehende Ba- gerade in der Informatik, täglich. Teilnehmern weiblich. Johannes chelor-Programme. Hier handelt es Einerseits gibt es Mathematik und Binswanger meint, dass in der sich um eine Vertiefung in einem Be- Statistik. Diese verändern sich nicht natürliche Intelligenz Schweiz allgemein mathema- reich, der sonst ein knappes Gut ist. von heute auf morgen. Es gibt zwar tisch-technische Berufe für Frauen Zwar gibt es einzelne Programmier- kleine Verfeinerungen, aber auch als uncool gelten und nicht so sehr und Data-Science-Kurse im Kontext- morgen wird man noch bei der Basis unterstützt werden wie andere Be- studium, aber das sind jeweils kurze anfangen müssen. Wir haben nicht rufe. Man ist sehr bestrebt, die Frau- Einheiten, also nur zwei Wochenstun- das Ziel, spezifische Methoden und Wer für viel Aufwand noch mehr Ertrag erhalten möchte, ist beim Vertiefungspro- enquote zu erhöhen, denn gerade im den. In dem Zeitfenster ist es unmög- Programme besonders gut zu lehren, gramm in Data Science Fundamentals genau richtig. Manager, Programmierer Berufsleben sind solche Fähigkeiten immer mehr gefragt, und dies nicht lich, ein hohes Niveau zu erreichen. sondern mit dieser Art von Problem- stellung umzugehen. «Learning to le- und Statistiker treffen aufeinander und lernen eine gemeinsame Sprache. nur bei Männern. Deswegen überle- Es heisst, dass das Programm auch ohne arn» ist unsere Motivation. gen sich die Programmleiter Vorkenntnisse besucht werden kann. Schnupperkurse anzubieten, damit Gibt es einen fortgeschrittenen Kurs für Ist es im Sinne der Entwickler, dieses I man zuerst schauen kann, ob es ei- solche, die bereits Vorkenntnisse haben? Programm in Zukunft auf der Assess- nem zusagt oder nicht. Im Moment gibt es das nicht. Fort- ment- und Bachelorstufe obligatorisch m bestehenden Programm Data IT-Bootcamp vorne starten. Bewerben muss man geschrittenen werden aber drei zu machen? Science Fundamentals (DSF) Diese acht ECTS werden während des sich allerdings trotzdem für das volle Johannes Binswanger und Juan-Pablo Möglichkeiten eröffnet. Erstens Das ist nicht der Sinn dieses Pro- wird eine neue Vertiefungsrich- Herbstbreaks in einem Bootcamp, Programm. Ortega leiten das neue Vertiefungspro- können Studenten, die bereits Vor- gramms – es ist für ambitioniertere tung angeboten, die im Herbstsemes- welches dieses Semester zum ersten Ab Herbst 2018 werden sich mehr gramm Data Science Fundamentals kenntnisse haben, weniger geübten Studierende entwickelt worden. ter 2018 zum ersten Mal durchgeführt Mal als Pilotprojekt durchgeführt Studierende in das Programmieren, gemeinsam. prisma hat die Gelegen- Studenten helfen, also die Rolle ei- Aber es gibt Bestrebungen, generell wird. Das ganze beinhaltet ein Fächer- wurde, erarbeitet. Während zwei Wo- Codieren, Machine Learning und die heit ergriffen, und ersterem ein paar nes Assistenten einnehmen. Zwei- mehr Kurse in Data Science ins nor- paket, welches mit insgesamt 24 ECTS chen wird konzentriert program- künstliche Intelligenz vertiefen. Dabei Fragen gestellt. tens werden ihnen schwierigere male Programm einzubinden. Wir belohnt wird. Speziell am Programm miert, Daten werden analysiert und geht es aber auch um rechtliche und Aufgaben und Projekte zugeteilt. wollen das Vertiefungsprogramm so ist, dass das Zertifikat mit jedem Algorithmen erstellt. Von 9 bis 18 Uhr, ethische sowie unternehmerische As- Marcel Dobler (Gründer von Digitec) Drittens ist genug neuer Stoff dabei, exklusiv anbieten, weil das vermit- Bachelorabschluss der HSG erworben für die meisten sogar noch viel länger, pekte. Man möchte über den Teller- sagte kürzlich, man soll Programmieren damit auch den Fortgeschrittenen telte Wissen weit darüber hinaus- werden kann, also sowohl mit rechts- werden Probleme und Projekte be- rand des puren Daten-Analysierens hi- nicht als Pflichtfach in der Mittelschule nicht langweilig wird. geht, was jeder und jede können als auch mit wirtschaftswissenschaftli- handelt. Es ist sehr hart, aber das Feed- nausgehen, das Gelernte soll später einführen. Was ist Ihre Meinung dazu? sollte. cher Vertiefung. Was daran so anstren- back dazu war sehr positiv. 70 Prozent Anwendung finden. Dazu trägt jede Ich bin da relativ neutral, es gibt Wie wird die praktische Anwendung ins gend ist? Acht von 24 ECTS werden haben den Kurs mit der Höchstnote School etwas bei, wobei das Programm Gründe dafür und dagegen. Pro- Programm miteinbezogen? nicht zum Major im Bachelorstudium bewertet; viele schreiben sogar, es sei an sich als Gesamtheit auftritt. grammieren zwingt einen, sehr lo- Wir schauen darauf, dass es für die angerechnet. Somit sind sie zusätzlich bisher der beste Kurs an der HSG ge- gisch an ein Problem heranzugehen, Studenten interessante und prakti- zu erarbeiten. Dadurch filtern die Pro- wesen. Wer das Bootcamp dieses Jahr 11,4 Prozent Frauenquote typischerweise entwickelt man einen sche Probleme zu lösen gibt. Das ers- grammleiter jene Studierende raus, schon absolviert hat, kann sich dies Wie bei vielen technischen Berufen Algorithmus. Man kann das Problem te Codierungsproblem, das wir im die auch wirklich teilnehmen wollen nächstes Jahr natürlich schon anrech- und in der IT-Branche ist der gerin- nur mithilfe von logischen Schritten Kurs jeweils anschauen, ist eine öko- 6 7 Text und keinen Aufwand scheuen. nen lassen und muss nicht ganz von ge Anteil von Frauen ein Problem. lösen, indem gut strukturiert wird. nomische Frage. Wir haben die Da- Michelle Meyer
Campus Abschied von Prof. Thomas Geiser Abschied von Prof. Thomas Geiser Campus die Wirklichkeit und die Norm nicht wirtschaftliche Bindung schaffen. Führt eine solche Initiative nicht zu übereinstimmen, dann passt man die Zwei gute Beispiele wären hierzu das einem gewissen Vertrauensverlust und Norm an die Wirklichkeit an. Das ist neue Betreuungsunterhaltsrecht und einer Politikverdrossenheit in der die normative Kraft des Faktischen. auch die Regelungen zum Vorsorge- Bevölkerung? Wenn bei den Ökonomen die Realität ausgleich. Man verkennt dabei ein- Das ist ein dauernder Vorwurf. Das und ihre Theorien nicht übereinstim- fach, dass die Realität eine wesentlich Stimmvolk hat aber das Recht darauf, men, dann sagen die Ökonomen andere ist. In den letzten paar Jahr- auf etwas zurückzukommen. Jeder- schnell einmal, die Realität sei falsch. zehnten hat die wirtschaftliche Selbst- zeit. Das ist auch nicht neu. Wenn ständigkeit der Frau stark zugenom- man dieses Recht nicht gehabt hätte, Momentan sind viele gesellschaftlichen men und der nacheheliche Unterhalt hätte man auch nicht mehrmals über Veränderungen im Gang: Beispielsweise wurde damit selten in der Schweiz. das Frauenstimmrecht abstimmen wurden Konkubinatspaare immer mehr Momentan ist bei nur rund 30 Prozent können. Bundesrat, Parteien und Ver- zur Normalität und der Ruf nach der der Scheidungen überhaupt von einem bände könnten Mühe haben mit einer «Ehe für alle» wird auch immer stärker. nachehelichen Unterhalt die Rede. weiteren Abstimmung, weil dann der Glauben Sie, dass das Schweizer Das ist angesichts der hohen Anzahl Vorwurf kommen könnte, dass man in Familienrecht den realen Gegebenheiten von Scheidungen erstaunlich. der Vergangenheit falsch informiert der SchweizerInnen genügend Rech- hat. Aber ich bin nicht verantwortlich nung trägt? Sie sind auch im Vorstand der Rasa-Ini- dafür, dass es zu diesem Resultat ge- In der Tat erleben wir momentan ei- tiative und haben bei klirrender Kälte kommen ist. Ich bin nicht Politiker. nen enormen gesellschaftlichen Wan- Unterschriften gesammelt. Was war Ihre del. Dieser hat vor allem auch einen Motivation sich dafür einzusetzen? Haben Sie auch nicht vor, wechselseitigen Einfluss auf meine Man hat eine Verantwortung dafür, was Politiker zu werden? Lobt das Engagement der Studierenden und die Kunstsammlung der HSG. beiden Hauptarbeitsgebiete, das Fa- in dem Staat passiert, in welchem man (Energisch den Kopf schüttelnd.) milienrecht und das Arbeitsrecht. Fa- lebt. Ich bin der tiefen Überzeugung, Nein. Ich heisse nicht Minder. Ich bin milie und Arbeit muss viel stärker in dass der Entscheid über die Massenein- auch sehr froh, wenn das Ganze vor- Einklang gebracht werden als früher. wanderungsinitiative falsch war. Ich bei ist, das hat mich Unmengen an «Ich hatte bis zum letzten Diesen Wandel halte ich sogar für ein- halte den Unterschied von etwa 20 000 Zeit und auch Geld gekostet. schneidender als die Digitalisierung. Stimmen bei der Abstimmung für ein blosses Zufallsmehr. Meiner Meinung Haben wir allgemein ein Problem mit Tag Lampenfieber» Haben Sie das Gefühl, dass die Schweiz nach könnte es bloss an der Tageskon- der Einheit der Materie bei Volksinitia- anderen Ländern an Fortschrittlichkeit dition gelegen haben oder sogar an ei- tiven in der Schweiz? stark hinterherhinkt? ner Auszählungsungenauigkeit. Es war Das haben wir selbstverständlich. In Das glaube ich nicht. Einerseits hat die für mich ein Schrecken, dass ein derar- den letzten Jahren wurde die Volksini- Schweiz flexible Institutionen, ande- tiges Zufallsmehr so weitreichende Fol- tiative zu einem PR-Instrument der Ordentlicher Professor, nebenamtlicher Bundesrichter und Vorstandsmitglied rerseits war sie ein Land, welches das gen hat, dass es sogar das Verhältnis zu Parteien und das ist nicht der Sinn der der Rasa-Initiative. Ein Rückblick mit Thomas Geiser, eine der vielfältigsten Konkubinat bereits schon im 19. Jahr- hundert rechtlich erfasst hat. Auch im Europa gefährden kann. Die Über- gangsbestimmung hat vorgesehen, Sache. Wenn die CVP im Parlament sitzt und trotzdem die Volksinitiative Persönlichkeiten der HSG, auf seine Zeit an unserer Alma Mater. Bereich der Geschlechtsumwandlun- dass der Bundesrat Verordnungen er- gegen die Heiratsstrafe einfädelt, ist gen war die Schweiz extrem fort- lassen kann, welche die bilateralen Ver- das fragwürdig. Parteien sollen im schrittlich und hat diese früher als an- träge brechen würden. Mit der Rasa-In- Parlament politisieren. Zudem sagen dere Länder zugelassen. Gerade aber itiative lag aber dann etwas auf dem Initiativen wie die «No-Billag Initiati- da die Schweiz in gewissen Bereichen Tisch, das abstimmungsfähig war, und ve» oder die «Selbstbestimmungsini- Sie sind seit 1995 ordentlicher Professor «feu sacré», die Freude an der Sache. nichts mit Wirtschaft zu tun. Das ist ein eine Vorreiterrolle eingenommen hat, deshalb zu weitgehende Schritte in der tiative» nicht, was ihr wirkliches Ziel an der HSG. Was hat Ihnen am meisten Das ist auch immer sehr anstrengend Irrtum. Nur schon im Erwachsenen- und Bereiche früher geregelt hat als Übergangsphase verhindern konnte. ist. Die Masseneinwanderungsinitia- Freude bereitet? im Unterricht. In der Aula oder im Au- schutzrecht gibt es viele wirtschaftli- andere Länder, kann es sein, dass sie Das war entscheidend. tive sieht nicht vor die Einwanderung Sicherlich der Umgang mit den Stu- dimax vor so vielen Personen zu ste- che Aspekte, zum Beispiel die Frage von den nachkommenden Ländern an dierenden. Es ist ein Privileg in mei- hen und seine eigene Begeisterung der Anlage von Mündelvermögen. Ich Fortschrittlichkeit aber auch teilweise Ist bekannt für seine Vorlieben für Fliegen – Thomas Geiser. nem Beruf, dass man ständig von jun- weiterzugeben, da gibt man immer bin momentan in einer Kommission, überholt worden ist. Es gibt also durch- gen Leuten umgeben ist und zusehen auch einen Teil von sich selbst weiter. in der die Organisation der Erwachse- aus Bereiche, wo man wieder einmal kann, wie diese von Jugendlichen zu nenschutzbehörden zusammen mit Anpassungen machen müsste. jungen Erwachsenen werden. Beson- Hatten Sie Lampenfieber? der Bankenvereinigung versuchen, ders hat es mich gefreut zu sehen, wie Immer – bis zum letzten Tag. Man Richtlinien zu erlassen, wie man mitei- Wenn Sie sich unsere Zivilrechtskodifi- sie im Studium «angebissen» haben. muss Lampenfieber haben. Man muss nander geschäftlich umgehen soll. kation anschauen, gibt es da etwas, das Das ist etwas Wunderbares. sich vor einer Vorlesung energetisch Fragestellungen in diesem Bereich Sie gerne raustreichen würden? aufladen. sind in der Realität sehr kompliziert. Es gibt momentan eine völlig wider- Wie haben Sie versucht, das Interesse sprüchliche Entwicklung im Familien- der Studierenden zu wecken? Hatten Sie als Zivilrechtler das Gefühl, Wie sehen Sie als Rechtswissenschaftler recht, die durchaus auch Auswirkun- Ich glaube, das ist unsere Grundauf- dass Ihr Fachbereich im Studium das Verhältnis von Realität und gen auf das Arbeitsrecht hat. Einerseits gabe. Alles was man vorträgt, kann genügend Raum bekommen hat? Gesetzgebung? Das Recht hinkt da wird davon ausgegangen, dass ver- man zumeist auch nachlesen. Was Das Arbeitsrecht – ja. Ich hatte aber der Realität schon immer ein wenig schiedene Lebensformen bestehen man aber weitergeben soll, sind zwei den Eindruck, dass das Familienrecht hinterher... sollten und dass das Individuum Dinge: Die Methodik, anhand der und das Erbrecht teilweise unter- (Lacht auf.) Den Journalisten gebe ich selbstständig sein soll. Andererseits man zeigt, wie man an neue Frage- schätzt werden an der HSG. Es scheint jetzt die entschärfte Version eines Wit- werden im Familienrecht zugleich Än- 8 stellungen herangehen soll, und das das Gefühl zu geben, als hätte das zes. Wenn in der Rechtswissenschaft derungen umgesetzt, die eine engere 9
Campus Abschied von Prof. Thomas Geiser Die Super-Legi Campus aber selbstverständlich immer noch da sein, wenn man mich brauchen sollte. In meinem Haus im Tessin, wo HSG Card 2.0 sich auch meine ganze Rechtsbiblio- thek befindet, werde ich mehr Zeit verbringen und gerne einmal ein ver- längertes Wochenende in Italien ein- legen. Für das blieb in den letzten Jahren aufgrund des intensiven Ar- In diesem Semester wurde die neue HSG Card eingeführt. Eine Karte, welche beitslebens nicht so viel Zeit. viel mehr als eine blosse Legi ist. Die stellvertretende Projektleiterin Sarah Nie- Welchen Tipp würden Sie Studierenden derer stellt die Neuerungen vor. Thomas Geiser vertritt seine Meinung mit Überzeugung in Wissenschaft und Politik. mit auf den Weg geben, die noch nicht wissen, wohin ihr persönlicher Weg führen soll? zu beschränken, sondern sie sieht nur der HSG. Wo sehen Sie das Potenzial Meines Erachtens gibt es da eine gute zwei Instrumente vor: Kontingente der Law School gegenüber anderen Empfehlung: Machen Sie das, was Ih- und ein Inländervorrang. Man könnte Jus-Fakultäten in der Schweiz? nen Spass macht. In welchem Beruf N eine Million Kontingente vorsehen, Für die Studierenden gibt es den Vor- Sie auch immer sein werden, wenn er die Zahl ist nicht fest definiert. Beim teil, dass die Fakultät klein ist. So hat Ihnen Spass macht, dann werden Sie Inländervorrang kommt es zudem man noch Kontakt zu den ProfessorIn- «reüssieren». Gerade bei den Juristen eueintretende Assessies Kinderkrankheiten ausmerzen jetzt aufgenommen und Schritt für auch darauf an, wie man Inländer de- nen. Ausserdem empfinde ich die wirt- sind die Studierenden sehr unter- seit 2015 kennen sie nur Jedoch war die bisherige Druckma- Schritt angegangen. Die Zahlung finiert. Wenn man sagt, jeder der ei- schaftsrechtliche Ausrichtung der Law schiedlich. Es gibt Leute, die im Beruf noch aus Erzählungen: Die nagement-Software nicht für das über die Legi ist jetzt schon möglich nen Anspruch auf eine Arbeitsbewilli- School auch als wichtig. Aber man gerne eine gewisse Emotionalität ha- legendäre Papier-Legi, welche HSG-Zahlungsportal ausgelegt, und und wird auch schon verwendet, gung in der Schweiz hat, ist Inländer, muss sie richtig verstehen. Wirt- ben, diese werden sich im Bereich Fa- schon nach wenigen Tagen im Geld- dies zog eine Migration der gesamten von Immatrikulationsbestätigungen hat man nicht einmal ein Problem mit schaftsrecht heisst nicht nur Finanz- milienrecht oder Arbeitsrecht wohl beutel in ihre Einzelteile zerfiel und Anwendungen auf die Mifare-Tech- bei der Studienadministration bis den Bilateralen. Diese Initiativen sind marktrecht oder Gesellschaftsrecht, fühlen. Im Wirtschaftsrecht wird es unleserlich wurde. Mit Beginn des nologie mit sich, die weltweit meist- zum Kaffee im Adhoc. Zudem steht bewusst sehr schwammig gehalten. sondern sollte bedeuten, dass man hingegen weniger emotional. Ob Herbstsemesters 2015 wurde die genutzte kontaktlose Chipkarten- eine Erweiterung des Zahlungsver- Ich halte es für undemokratisch, dem auch Wirtschaftsaspekte im Familien- Bank X oder Bank Y fünf Millionen HSG Card eingeführt. Eine Legi im technik. Dafür musste das kehrs mit der Legi in der Stadt zur Schweizer Stimmvolk keine klaren recht behandelt. kriegt, das ist nicht eine emotionale Kreditkartenformat, welche für das Drucksystem für etwa 8 000 Studie- Diskussion. Fragestellungen vorzulegen. Zudem Angelegenheit. Deswegen trifft man Drucken und die Bibliotheksaus- rende umgestellt werden, die stellver- ist das Parlament zögerlich, dies zum Welche Änderungen würden Sie bei der die Wirtschaftsjuristen auch gerne an leihe verwendet werden konnte. tretende Projektleiterin Sarah Niede- Alte Legi – was nun? Teil auch aus politischem Kalkül. Law School gerne umgesetzt sehen? Fussballspielen an, weil sie irgendwo Als die Schweizerische National- rer lacht und fügt an: «Jetzt sind wir Die alte Legi kann vorerst weiterge- Wenn man bei der Masseneinwande- Die Law School muss aufpassen, dass ihre Emotionen rauslassen müssen. bank neue Banknoten einführte, dran, die Kinderkrankheiten auszu- nutzt werden, um sich auszuweisen. rungsinitiative die Kündigung der Bi- sie im Bereich der Dozierenden nicht welche die HSG-Card-Auflade- merzen.» Das Aufladen für Zahlungen ist aller- lateralen reingeschrieben hätte, wäre ausdünnt. Es ist wichtig, Lehrbeauf- Wie sollen wir uns an der HSG station nicht mehr akzeptierte und Während das Zahlungssystem für dings nur mit der neuen möglich. sie nicht angenommen worden. Das tragte aus der Praxis zu haben. Aber an Sie erinnern? vom Verwaltungsdirektor bargeld- den gesamten Campus schon funk- Durch die unterschiedliche Dicke der habe aber jetzt nicht ich gesagt, son- es braucht auch Leute, die hier eine Wenn ich die Studierenden für Jus be- loser Zahlungsverkehr auf dem tioniert, kursiert das Gerücht, man Karten kann die alte Legi auch nicht dern Herr Blocher während eines Ra- Position innehaben, die ihnen er- geistern konnte, würde mich das sehr Campus gefordert wurde, musste könne gratis drucken. Dies stimme mehr validiert werden. Zum Validie- diointerviews mit mir. laubt, genügend zu publizieren und in freuen. Ich finde es übrigens wunder- sich das Projektteam nach einer so nicht, denn man könne nachver- rungsprozess: Man merke sich, dass der Öffentlichkeit präsent zu sein. Es bar, wie engagiert die Studierenden Alternative umsehen: Die 2015 ein- folgen, wer was gedruckt habe. Das eine einmalige Validierung pro Se- Sie waren ausserdem auch Mitglied ist Aufgabe der Professoren, hinzu- hier sind. geführte HSG Card sollte ab Herbst- Guthaben werde zurzeit lediglich mester ausreicht, ausser man kauft der eidgenössischen Filmkommission. stehen und in der Öffentlichkeit Din- semester 2017 zum online auflad- noch nicht abgebucht. Zudem müs- sich den Gastropass oder absolviert Aus welchem Film haben Sie am ge zu vertreten und zu erklären. Dabei baren Zahlungsmittel umfunktio- sen Kleinigkeiten angepasst wer- die Sporteinführung. Zudem ist an meisten gelernt? ist es sehr wichtig, dass man Politik niert werden, sodass auf dem ge- den, wie zum Beispiel das Drucken den gesunden Menschenverstand der Ein Film, der nicht viel Neues ge- und Wissenschaft trennen kann. Interview Bilder samten Campus mit der Legi be- einzelner Seiten in einem Doku- Studierenden zu appellieren: Eine Va- bracht hat, aber von dem ich glaube, Melania Klaiber Fiorella Linder zahlt werden könne. ment. Alle offenen Punkte werden lidierung an einer ausgeschalteten dass er trotzdem eine grosse Bedeu- Wohin führt Sie Ihr Weg nach Validierungsstation ist nicht möglich. tung hat, ist «Die göttliche Ordnung». Ihrer Zeit an der HSG? Schon einige Male seien bis zu drei Es ist sehr wichtig, dass dieses ge- Ich werde versuchen, mein Engage- Abschiedsvorlesung von Legis in den Automaten gezwängt ge- schichtliche Ereignis um die Einfüh- ment ein wenig abzubauen. Ich habe Prof. Dr. Thomas Geiser funden worden. rung des Frauenstimmrechts immer aber vor, viele Dinge auch weiterzu- Kleiner Tipp, beflügelt durch Ob- wieder in Erinnerung gebracht wird. führen. Ich werde Weiterbildungs- Braucht es in der Schweiz eine servationen auf dem Campus: Unter- Auch «Der Verdingbub» war ein veranstaltungen im Familienrecht Lockerung oder Verschärfung schreibt auf dem Feld, welches mit wichtiger Film, der sogar etwas im und Arbeitsrecht halten und weiter- des Arbeitnehmerschutzes? «Unterschrift» gekennzeichnet ist, rechtlichen Sinne bewegt hat. «Der hin an Publikationen und Kommen- denn eure neue Legi ist eure HSG-in- Kreis» ist weniger bekannt, behan- taren arbeiten. Meine Tätigkeit beim Datum terne Prepaid-Kreditkarte. Ausser- delt aber die Situation der Homosexu- Bundesgericht wird noch die nächs- Dienstag, 19. Dezember 2017, dem empfiehlt es sich nicht, auf dem ellen in den 50- und 60er-Jahren in ten drei Jahre weiterlaufen. Meiner 18:15 Uhr Magnetstreifen zu unterschreiben. Zürich. Das ist meines Erachtens auch Nachfolgerin Isabelle Wildhaber ein sehr wichtiger Schweizer Film. werde ich am Institut die volle Ver- Ort antwortung übergeben, so dass sie Universität St. Gallen Sie waren von 2007 bis 2009 Vorstand ihren eigenen Stil frei von meinem 10 11 Text Illustration der rechtswissenschaftlichen Abteilung Einfluss entfalten kann. Ich werde Tabea Stöckel Darya Vasylyeva
Insights from a Goddess Campus ten extremely diverse feedback. Some They can do something they love However the website contains a few re- say it is amazing, positive and pro- doing and work on a new possible li- cipes as well. Most of them being both gressive. Others criticize the lack of festyle for the client together. Soun- healthy and nutritious like salmon scientific background and claim that ding a bit like a one-day-therapy, avocado burgers. But there is also a re- there are no actual suggestions on according to Mel, the whole day is cipe for homemade Nutella. You can how to do the mentioned things. about «getting down to the nit- order her first book on the website, and Now Wells just finished writing ty-gritty», so getting to the crux of come across a link to O.M.G.oddess as her second book titled «Hungry for the women's problems. So far Wells well. O.M.G.oddess is a new clothing more» another self-help book about has had about 10 of these «dates». label with clothes designed by Mel. On the deeper cravings and the hunger the T-shirts and pullovers slogans like for change. It contains bits of her story From blog to label «You got this Goddess » and «Exhale and lessons she learned. It will be pub- Wells is a very positive person, who the bullshit» are printed. The Ins- lished worldwide next May. At the be- smiles a lot. During the interview not a tagram site of O.M.G.oddess counts ginning of December Wells posted a single minute passed without a smile 6 000 followers. picture of the cover on Instagram, on her lips. Nevertheless, there are mo- Mel Wells is definitely successful. where she has 48 thousand followers. ments when she is sad too. «The death And in order to be successful women She lets her fan base know that she of my father was the saddest moment should have a vision, says Wells, loved every second writing it and can- of my life. We were very close and he being one of Forbes 30-under-30. not wait until her readers will be able died of stage 4 cancer», she says still «You should try new things and not to read it. Wells also mentioned that it very sad about it. Wells allows herself be afraid to fail.» Procrastinating is According to Wells eating disorders are not all about food. would contain some «vulnerable sha- to be sad, but when she is on this stage the worst, she believes and tells us res» from her own story. she also thinks about what she is grate- that it is important to start in order to ful for. That is one subject she talks succeed. «You have to treat yourself VIP retreats about in her blog on her website as Mel Wells' experiences and her well. Her blog is all about self-reflecti- knowledge are shared. But everything on and defeating eating disorders. The like a friend» has its price. Her first book for $ 20 has a topics reach from the secrets of happi- fair one. Her so-called «academy» ness to the perfect diet, that – accor- Text Bilder costs a bit more, counting $ 49 per ding to Wells – doesn’t exist. Laura Rufer Fabian Kleeb & Fiorella Linder month. A subscription to the video-ba- sed «academy» usually lasts for a year. Melissa Wells teaches women how to get out of their eating disorders and to The video course contains about 50 vi- Mel Wells at her first Ted Talk. start love themselves. The former actress experienced self-destruction herself as deos and seems to be well-spent money having had over 800 subscriptions. «I she had a long-lasting eating disorder. get a lot of positive testimonials on it», Wells says with a bright smile. The vi- deos really seem to help her subscri- bers. Women who want to dig deeper S can also book one of Well's retreats, which take place twice a year and cost witzerland is so beautiful», up-call was when she believed to be at themselves like a friend. Women $ 750. So what do these retreats offer, Melissa Wells, who intro- pregnant. «I realized that I was abu- care about their friends, make them that one cannot get cheaper? «Usually duces her as Mel, greets us. It sing myself and I didn’t want to do feel good, look after them. And so, ac- retreats are just about doing yoga or re- is her first time in Switzerland and at a that to my child», Wells explains. cording to Mel, should they do to laxing. Mine are about growing as a per- Ted Talk, for which she made the long Now she helps women to be the themselves. In her opinion self-love is son and changing the mind-set», Wells way from her home in Bali. She was «goddess», as she calls it, they really for everyone. She adds that she knows explains. Her retreats contain yoga clas- very excited about her speech, but are. Wells even got a tattoo with the what it is like to hate yourself. Seeing ses, a goddess workshop, spa treat- also a bit nervous. Her own speech goddess symbol on her wrist. The her on the street or having a normal ments, cooking classes and goddess about eating disorders was the first at symbol looks like two moons with a conversation with her, you would ne- circles. They are treated with «ama- this years' Tedx HSG. According to circle in between. According to her ver imagine that the beautiful, slim zing» food, cooked by Jay Halford, a Wells these disorders exist due to many other women, who have gotten Wells could have hated herself. When cook specialized in raw vegan food. women's missing self-love. «The pro- out of eating disorders thanks to Wells you hear how it came to that you might Besides the retreats one can have blems are often deeper than the cra- and are part of the so-called «goddess be able to relate. Wells tells us that her an even more personal meeting with ving for food. Sometimes it is prob- community», got the same tattoo. eating disorder had started when ever- Mel Wells called «Date with Mel». lems at work, with their husband or The tattoo has become a symbol of ybody around her had been doing diets Costing £ 1 200 a day the meeting is the craving for change», Wells knows. self-love and being confident and sa- and feeling bad about their bodies. set for her VIP-clients, Wells says. Un- Having had eating disorder herself for tisfied with your body and yourself. When she finally managed to get der VIP-client she not only under- six years when she was working as a out of her eating disorder and started stands women who are quite loaded, model and actress, she definitely Being friends with yourself sharing her story, people took a lot of but also such that followed her for a knows what she is talking about. In Wells really wants to make women dis- interest in it, so one day she decided to long time, read her book and are ins- one of her videos she tells the audi- cover their inner «goddess», so her write a book. «The Goddess Revoluti- pired by her. ence how she thought losing just five happiest moments in life are when she on» was born. The book about how to At this meeting women can more pounds would make her happy. can see the women make progress on «make peace with food, love your spend an entire day with Mel and 12 But it was never like this. Her wake- their journey. She wants women to tre- body and reclaim your life» has got- talk to her about all their problems. 13
Campus Kinder-Uni Kinder-Uni Campus Umfrage Was möchtest du einmal werden? Kinder erobern die HSG-Hochburg Alexandra, 9 Jahre, 4. Klasse Ramon, 12 Jahre, 6. Klasse & Elina, 10 Jahre, 4. Klasse In den letzten Wochen verwandelte sich das B-Gebäude zu einem Ort des Ich möchte gerne Geschichtslehrer werden. Ich hörte Zusammentreffens der künftigen HSG-Generation: Etliche Kinder schnup- Elina möchte gern Kindergärtnerin werden und ich Lehrerin. Ich würde gerne alle Fächer unterrichten, weil schon immer gerne Geschichten über Geschichte und würde diese Geschichten gerne weitererzählen. perten Audimax-Luft und liessen unsere Kindheit mittelalterlich aussehen. ich alles cool finde, vor allem aber Handarbeit. Eigent- lich passt das ja gleich prima: Zuerst können die kleinen Kinder bei Elina in den Kindergarten und dann können G sie nachher zu mir in die Schule kommen. uten Tag, liebe Studentin- schiedlichen Fachbereichen der Uni- in seinen Rucksack stopfte, weckte zu- nen und Studenten!», versität an, welche den Kindern dem Erinnerungen an die verschiede- begrüsste Professorin Julia gesellschaftsrelevante Themen in Er- nen Karrieremessen der Universität, Nentwich hunderte Kinder, die gänzung zum Schulstoff näherbringen die neben dem Wettstreit um die besten unsere Universität an einem gewöhnli- und das kritische Denken anregen sol- Praktika auch durch die Jagd nach Goo- chen Mittwochnachmittag regelrecht len. Der dritte Vortrag der diesjährigen die-Bags gekennzeichnet sind. stürmten. Vor wenigen Augenblicken Veranstaltungsreihe widmete sich un- noch kreischten die jungen Sprösslinge ter anderem Unternehmen wie «Goog- Das Leben ist kein Kinderspiel wild umher, bastelten eifrig Papier- le» und «Facebook» und beschäftigte Ein Besuch an der berühmt-berüch- Sheyla, 7 Jahre, 2. Klasse flugzeuge mit den Notizblöcken der sich mit der Frage, ob auch die Kids eine tigten HSG musste natürlich auch HSG, welche kurz zuvor samt Stift und Firma gründen könnten. umfangreich kommuniziert werden: Wenn ich gross bin, möchte ich Lehrerin werden. Ich Gewinnspiel an die Kinder verteilt Im Schnitt waren die Kinder wohl So wurden während der 45-minüti- mag meine Lehrerin sehr. Darum möchte ich gerne wurden und testeten schwungvoll, wie mehr als zehn Jahre jünger als die nob- gen Veranstaltung fleissig Selfies Lehrerin werden. fest sich die hochklassigen Stühle des len Ritter, die normalerweise in der auf Instagram gepostet, Filmchen Audimax-Saals ein- und ausdrehen Hochburg am Rosenberg die hölzerne auf Snapchat verschickt und mit lassen. Doch mit dieser einfachen Schulbank drücken. Dennoch wirkte kleinen, aber schnell-tippenden Ansage der Professorin wurde es im die Vorlesung wie das komplette Ge- Daumen auf Whatsapp getextet. grössten Vorlesungssaal der Uni ruck- genteil des Schauspiels, welches an der «Kind sein» muss in der heutigen Max, 10 Jahre, 5. Klasse zuck so mucksmäuschenstill, wie ich Universität tagtäglich zu beobachten Gegenwart echt anstrengend sein. es von keiner Vorlesung im Assess- ist: Vorne streckten die ehrgeizigen Auch war der Wissenstand der Mi- Ich werde hoffentlich einmal Bauingenieur, wie mein ment gewohnt war. Beeindruckt – und Mädchen und Buben bei jeder gestell- ni-HSGler teils äusserst imposant – Papa. Dazu müsste ich an der ETH studieren. Das sichtlich auch selbst ein wenig über- ten Frage unermüdlich auf, während Begriffe wie «Virtual Reality», wäre schon noch cool. (Auf die Frage, ob Max die rascht – fuhr Frau Nentwich fort und die Kinder der hintersten Reihen dem «Start-ups» und «Silicon Valley» HSG denn auch so cool fände wie die ETH, antworte- stellte den Kindern gleich zu Beginn Unterricht nur «halbbatzig» folgten. stellten für die älteren Kinder keine te er mit einem Grinsen...) der 45-minütigen Lektion jene Frage, Neben mir gönnte sich die kleine Frieda Fremdwörter dar. Die Kinder wür- über die sich selbst die schlausten aller nach zwanzig Minuten gar ein kurzes den mich wahrscheinlich für ver- Studenten den Kopf zerbrechen: Was Nickerchen, welches aber durch einen rückt halten, wenn sie wüssten, dass will ich einmal werden? schwungvollen Ellbogenstupser der ich in ihrem Alter einen kurzen Alejandro, 10 Jahre, 4. Klasse empörten Freundin unsanft beendet Herzstillstand erlitt, wenn ich bei Schauspiel im Audimax wurde. Ein Bursche mit längeren, wu- meinem trendigen Klapphandy aus- Ich will ein grosser Banker werden. An der HSG bin Die HSG Kinder-Uni bietet seit Jahren scheligen Haaren, der die leeren Sitz- versehen auf das Internetzeichen ich ja schon am richtigen Ort. Banker will ich werden, im Herbstsemester jeweils vier unab- plätze abklapperte und hastig die lie- drückte. Wie die Universität St. Gal- weil man dann so schön viel Geld verdient. Und der hängige Einzelvorlesungen aus unter- gengebliebenen Notizblöcke und Stifte len wohl aussehen wird, wenn sich Kontakt mit den Kunden ist sicher auch spannend. die kleine Frieda im Jahr 2030 für ihr erstes Semester immatrikuliert? Zwischen Ausgelassenheit und ernsthaftem Interesse – der Nachwuchs an der Kinder-Uni. (zvg) Irgendwann werden wir uns wohl alle nostalgisch an die guten alten Zeiten und die teils nicht ganz zeit- gemässen Attributen der HSG erin- nern – geniessen wir sie doch jetzt noch. 14 15 Text/Bilder Jessica Eberhart
Campus Botschafter Gerber Botschafter Gerber Campus Konsensvorschläge vor und versu- on nach mir diese Ziele erreicht, ist es Was würden Sie jungen Leuten raten, chen, gemeinsame Statements von doch ein wichtiger Schritt. Es war wich- die gerne auf internationaler Ebene Staaten aus verschiedenen Blöcken tig, einen engen und überschaubaren arbeiten würden? «Die Schweiz hat eine Funktion einzubringen und so einen überregio- Zeitraum festzulegen. Mehr als 15 Jah- Engagieren Sie sich über das Studium nalen und internationalen Konsens zu re wären vom politischen Druck her hinaus, beispielsweise in studenti- vertreten. Das hat oft funktioniert und nicht sinnvoll, da die Aufgabe einfach schen Vereinen. Sammeln Sie Aus- als Brückenbauerin» auch dazu geführt, dass sich uns viele an die Nachfolgerregierung abgege- landserfahrungen durch Praktika zwi- angeschlossen haben. ben werden würde. Man wird in zehn schen dem Bachelor und dem Master Jahren mit einer neuen Agenda begin- oder einem Auslandssemester. Arbei- Die Agenda 2030 schreibt vor, dass nen und bis dahin ist es gut, einen Fix- ten Sie für Projekte internationaler die SDGs bereits bis 2030 erreicht punkt zu haben. Firmen oder für international aktive Beim Thinktank «Foraus» wurde ein Wettkampf um die besten Ideen zur werden müssen. Denken Sie, dass NGOs. Der traditionelle Weg in die Erreichung der «Sustainable Development Goals» veranstaltet. Mitglied der dies möglich ist? Die Ziele sind bis 2030 erreichbar, ja. Was sehen Sie als den grössten Risikofaktor an? Diplomatie führt über eine Zulas- sungsprüfung, den «Concours diplo- Jury war Michael Gerber. Der Sonderbeauftragte im Interview. Man kann beispielsweise wissenschaft- Politische Probleme stellen den matique». Von den Bewerbern wer- lich beweisen, dass das Zwei-Grad-Kli- grössten Risikofaktor dar. Deswegen den allerdings nur sehr wenige maziel erreichbar ist. Ob sie tatsächlich setze ich so stark auf die Privatwirt- genommen. Der ausschlaggebende erreicht werden, hängt von viele Fakto- schaft. Für mich sind die Unterneh- Faktor ist auch dort, wie viel Erfah- ren ab. Ein wichtiger davon ist der poli- men der Treiber der Agenda 2030. rung die jungen Menschen schon mit- tische Wille der einzelnen Staaten. Wenn es gelingt, dass Unternehmen bringen. Viele, wie auch ich, schaffen Können Sie uns etwas über Ihre Position führen, um die Position der Schweiz ist es aber um ein Mehrfaches schlim- Auch die Privatwirtschaft ist ein bedeu- Nachhaltigkeit als ihr Kerngeschäft den Quereinstieg über internationale als Botschafter und Sonderbeauftragter zu definieren. Dann musste ich nach mer. Es befinden sich viele Staaten tender Motor. Aber selbst wenn nicht integrieren, dann werden die Ziele Organisationen. der Schweiz erzählen? New York, um dort ebendiese Positi- mit unterschiedlichen Interessen am alle Ziele erreicht werden, gibt die auch ohne politische Steuerung er- Mein Hauptmandat war es, die on zu vertreten. Die Schweiz ist dort Verhandlungstisch. Oft beanspru- Agenda vor, wohin die Reise für die reicht. Wenn man sieht, was mit neu- Schweiz an der UNO bei den Verhand- eines unter 193 Ländern. Die Arbeit chen einzelne Länderblöcke zusätzli- Weltbevölkerung und den Planeten ge- er Technologie alles möglich ist, lungen zur Agenda 2030 zu vertreten. war extrem spannend, auch wenn es che Zeit, um sich zu koordinieren, hen sollte. Es ist ein Generationenpro- dann bin ich verhalten optimistisch, Interview Interview/Bild Anfänglich hiess das, die «Sustainable aufgrund der Zeitverschiebung und während die anderen warten. In der jekt und selbst wenn erst die Generati- dass die Wirtschaft das schafft. Daniela Wendler André Ruckdäschel Development Goals» (SDGs) mit an- Verhandlungen bis in die frühen Mor- Zeit beantwortet man dann Mails und deren Staaten auszuarbeiten und auch genstunden eine stressige Zeit war. wenn alle wieder zurückkommen, be- zu verhandeln. Seit Ende 2015, dem Ich führte ein kleines Team; zusam- ginnt man oft wieder bei null. Festsetzungsdatum der Agenda, wur- men arbeiteten wir an dem Thema de mein Mandat verlängert. Jetzt habe «Agenda 2030». Als besonders wich- Würden Sie sagen, dass das Blockverhal- Der «Mit-ohne-Bewohner» ich die Aufgabe, die Umsetzung dieser tig stellten sich während der Verhand- ten einer ihrer grossen Kritikpunkte auf Ziele in der Schweiz zu koordinieren, lungen informelle Diskussionen und internationaler Ebene ist? in der Öffentlichkeit aufzutreten, Wis- Absprachen heraus. Die Schweiz kann Bei der UNO grundsätzlich schon. Es E senschaft, Privatwirtschaft und Politik in den Verhandlungen mit der von uns hat aber natürlich auch Vorteile für die mit an Bord zu bringen sowie die SDGs erarbeiteten Struktur wirklich viel kleinen Länder, da sie sich beispiels- bekannt zu machen. Der Fokus liegt ausrichten. weise in der G77 viel leichter einbrin- s war einmal ein Mitbewoh- wahl an Zimmern, namentlich deren schwelliges Verhalten – wenn auch darauf, bis nächsten Sommer in der gen können. So werden sie mit den ner, der eigentlich gar keiner vier, durchaus entschuldbar. Genauso hoffnungslos – abzugelten versuchen. Schweiz ein Umsetzungssystem zu War es für Sie frustrierend, dass in der grossen Staaten in der Gruppe vertre- war. Vielmehr packte er die regelmässig tappte er in maximal sen- Und wäre der «Mit-ohne-Bewoh- entwickeln. UNO vieles deutlich langsamer läuft, als ten. Die Schweiz, und das war ein per- erstbeste Möglichkeit, aus der WG an sible Fettnäpfchen: Die Frage nach ner» nicht alleiniger Hauptmieter, auf nationalen Ebene? sönliches Anliegen von mir, hat traditi- seinen Erstwohnsitz (bei seinen von dem Freund der Mitbewohnerin ent- würde er während Beziehungskrisen Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus? Auch auf nationaler Ebene sind wir onell eine Funktion als Brückenbauerin ihm vergötterten Eltern) respektive puppte sich nach einem halbstündi- und gleichzeitigen Erbstreitigkeiten Zuerst musste ich Diskussionen mit uns viel Bürokratie und lange Abstim- wahrgenommen. Wir versuchen zwi- Zweitwohnsitz (bei seiner heiss gen Heulkonzert aus heiterem Him- mit seinen Alten längstens open-air im den relevanten Schweizer Akteuren mungsprozesse gewohnt. In der UNO schen den Blöcken zu arbeiten, legen geliebten Flamme) zu verduften. Die mel als Frage nach dem zweifachen zärtlich muffelnden Militär-Schlafsack dritte Beerdigung seines Urgrossva- Ex-Freund. übernachten. ters oder ein Tischtennis-Match zwi- Eines muss man dem Kerlchen Gemäss Michael Gerber ist die Privatwirtschaft ein bedeutender Motor für die Agenda 2030. schen dem Vorletzt- und Letztplatzier- lassen: Er hielt den Putzplan, selbst ten in der äusserst renommierten 6. wenn er nur an einem mickrigen Tag Text Liga zählten dabei noch zu den plausi- pro Woche in der WG anwesend war, Fabian Kleeb belsten Gründen für seine WG-Ab- mit einer vorbildlichen Zuverlässig- gänge. Ein Beispiel für einen weniger keit ein und wusste wie kein Zweiter stichhaltigen Abgangsgrund wäre das zu schrubben. Und bezahlen tat er Tränken seiner eh schon halbtoten, 3.7 haargenau gleich fleissig wie die Zentimeter kleinen Zimmerpflanze weniger «nomadigen», 99 Prozent im Heim seiner Vorfahren. des Toilettenpapiers verbrauchenden Seine raren WG-Besuche boten Mitbewohner. Erst als dem Abtrünni- aber durchaus mehrheitsfähigen Un- gen in der wahnsinnig coolen WG- terhaltungsfaktor. So schaffte er es in App zehn «Stutz» für ein standesge- den mehr als 15 Monaten seit seinem mäss ohne ihn stattfindendes Fondue Einzug – der im Grunde genommen auferlegt wurden, stiess seine subven- gleichbedeutend mit dem Auszug war tionistische Loyalität an ihre Gren- – noch nie, auf Anhieb in sein Gemach zen. Aber irgendwie muss der 16 reinzustolpern; bei der stolzen Aus- «Asi»-Mitbewohner sein unter- 17
Thema Dogma des Wettbewerbs unter der Lupe Dogma des Wettbewerbs unter der Lupe Thema chen für negative Externalitäten des Unternehmen in Forschung und Ent- gewisse Qualifikation nachweisen Wettbewerbes vielfach übersehen wicklung zu investieren, da dies ein müssen, bevor sie in Konkurrenz zu werden. Die OECD ging in der Studie Verlust für sie darstellen würde. Ganz anderen Ärzten treten können oder Tut Wettbewerb immer gut? «Competitiveness at school may not anders im Monopol: Der Monopolist Unternehmen sich an Umweltvorga- yield the best exam results», die der kann über den Preis Kosten in F&E ben halten, bevor sie anfangen zu pro- Economist vorstellte, der Frage nach, auf den Konsumenten umwälzen. So duzieren. Erst dadurch wirkt Wettbe- inwiefern Wettbewerb in Schulen zu sind es auch Internetunternehmen werb gesellschaftlich fördernd. besseren Noten führe. Dabei wurde wie Google, Facebook und Twitter, Ebenso erscheint es kontraintui- Das wirtschaftsliberale Dogma vom Wettbewerb ist ein Versprechen zwischen externer Motivation, die die ihre Monopolstellung durch ihren tiv, gesellschaftlich fördernde As- von gesellschaftlichem Fortschritt und Glück. Doch so einfach ist das durch Druck von anderen erzeugt wird, und intrinsischer Motivation ausgeprägten Erfindergeist selbst ge- schaffen haben und ihren Vorsprung pekte wie Bildung oder Gesundheit dem privaten Wettbewerb zu über- nicht – eine Spurensuche. «sparked by an interest or enjoyment dadurch bewahren, dass sie technisch lassen. Zum einen, da die Investiti- in the task itself» unterschieden. den anderen stets einige Schritte vor- onsbereitschaft in Wettbewerbs- Schüler, die sich selbst ehrgeizig nen- aus sind. Ob dieses Monopol in For- märkten eher gering ist, zum anderen nen – was von der OECD als intrin- schung – oder allgemein Bildung – zwin- weil auch ein Monopolist nicht sozial sisch motiviert interpretiert wird – gend der Privatwirtschaft überlassen optimal investieren würde. Insbe- W sorgen sich weniger wegen eines zu werden sollte, ist eine andere Frage. sondere wenn es um die Entwicklung bearbeitenden Textes als diejenigen, Fakt ist aber, dass die «Geschichte des von Kindern und jungen Menschen ettbewerb und Konkur- Objekt zu verstehen. Daraus folgt ein tungen oft als gesellschaftlich destru- die sich nicht als ehrgeizig einstufen. Fortschritts eine Geschichte von alten geht, da nicht jeder in jungen Jahren renz sind Prinzipien sozi- Zielkonflikt, der eine Handlungs- ierend wahrgenommen werden. Etwa Umgekehrt neigen Schüler, die in ei- Monopolisten ist, die durch bessere dem Druck des Wettbewerbes stand- alen Handelns, die den konfiguration generiert, die sich vom wenn die NZZ titelt «Wettbewerb tut ner Klasse die besten sein wollen – abgelöst werden», wie Peter Thiel, hält. Würde der Wettbewerb auf- Gesellschaften von jeher eingeschrie- sozialen Kampf durch die Einigung immer gut» oder wenn der luxembur- was die OECD in erster Linie Co-Founder von Paypal und Investor, grund der psychischen Belastung zu ben scheinen. Der Soziologe Georg auf Spielregeln unterscheidet. Den- gische Aussenminister Asselborn Ver- aufgrund ihrer Stellung unter Gleich- gegenüber der FAZ anmerkte. einer vorzeitigen Auslese führen, be- Simmel sah in der Konkurrenz eine noch zeichnet sich der Wettbewerbs- einheitlichungen im europäischen gesinnten interpretiert – zu mehr Die soziale Wirkung von Wettbe- deutete dies, dass nicht die besten, zentrale soziale Kategorie, die er als begriff durch eine definitorische Of- Steuerrecht als «Hegemoniestreben» Angst als ihre weniger konkurrenzfä- werb ist ambivalent. Auf der einen sondern die in einem bestimmten Al- wichtige vergesellschaftende Kraft, fenheit aus, dessen Geschlossenheit und Einschränkungen des Steuerwett- higen Klassenkameraden. Angst re- Seite wirkt er vergesellschaftend, auf ter psychisch Widerstandsfähigen sowie als allgemeinen Funktions- durch die soziokulturelle Verwen- bewerbs desavouiert. Da scheint es duziert jedoch die akademische Leis- der anderen birgt er das Potenzial, die weiterkommen würden. und Koordinationsmechanismus der dung und Zielrichtung generiert überflüssig zu erwähnen, dass selbst in tung. Die meisten Länder, in denen Gesellschaft zu destabilisieren, in- Es bedarf also einer ständigen Ak- modernen Welt beschrieb. Wettbe- wird. Joseph Schumpeter sah in der der DDR der «Sozialistische Wettbe- hohe Werte von Angst und Wettbe- dem er ein Klima von radikalem Ego- tualisierung von Wettbewerb, durch werb ist daher nicht primär ökonomi- Konkurrenz einen ständigen Wett- werb» ausgerufen wurde, um die not- werbsdruck angezeigt werden, hat- ismus und Individualismus erzeugt. die seine Grenzen immer wieder neu scher Natur und auch nicht aus- lauf zwischen Innovation und wendige Planerfüllung durch Anreize ten unterdurchschnittliche Ergebnis- austariert und ausgehandelt werden. schliesslich ein Gestaltungselement Imitation, der im Konzept der für die einzelnen «volkseigenen Be- se im PISA-Test. Für eine differenzierte Sicht der Wirtschaft. «schöpferischen Zerstörung» seinen triebe» zu gewährleisten. Des Weiteren ist es eine Utopie, zu Die wichtigste Komponente von Schon Perikles, einer der Urväter dialektischen Ausdruck findet und glauben, alleine der Wettbewerb trei- Wettbewerb ist sicherlich die, dass er der Demokratie, hatte ein Gesetz zur das für den Kapitalismus wesentliche Schlechter Wettbewerb be den Kapitalismus voran. Im Markt- bindende Regeln schafft. Diese wer- Besoldung der Richter an Volksge- Prinzip sei. Max Weber dagegen Wettbewerb passt so gut in unser heu- gleichgewicht des perfekten Wettbe- den durch gesellschaftliche Zielvor- Text richten unter den Mitgliedern im führt an, dass es sich um einen tiges soziales Leben, dass die Anzei- werbs gibt es keine Anreize für gaben gesetzt. Ärzte etwa sollten eine Maximilian Günnewig-Mönert «Rat der 500» nur vorgeschlagen, um «friedlichen Kampf» handelt, der sich gegenüber seinem Konkurrenten «als formal friedliche Bewerbung Kimon durchzusetzen, der versuchte, um eigene Verfügungsgewalt über die Gunst des Volkes mit dem Einsatz Chancen geführt wird, die auch an- Stress tests seines Vermögens zu sichern. dere begehren». Gerade diese se- PISA test countries/regions, high-school pupils‘ 330 50 400 50 493 556 Selbst wenn wir sprechen, be- mantische Offenheit ist es, die den competitiveness and anxiety levels, 2015, % agreeing: PISA science test score 2015 hauptet der Philosoph Ludwig Witt- Begriff zum einen anziehend und 100 Highly competitive, high anxiety Highly competitive, low anxiety genstein, stehen wir in Konkurrenz zu zum anderen anschlussfähig für Tunisia Colombia anderen. Sprache wird dabei als Spiel Gruppen und politische Zielvorstel- Turkey UAE Qatar Peru Dominican Republic Israel verstanden. Das ständige Erfinden lungen macht. United States Costa Rica South Korea von Redewendungen und Wörtern Mexico China Thailand Singapore hält die Sprache in einem Entwick- Politisches Dogma 80 Iceland Britain Hong Kong I want to be one of the best students in my class lungsprozess. Jede neue Wortschöp- Vor allem im (Neo-)Liberalismus wird Chile Ireland Canada fung bringt ein Erfolgsgefühl in Ab- der Begriff gemeinhin zur Legitimati- Denmark Australia grenzung zu einem der Gegnern – den on der eigenen politischen Ideologie Bulgaria Greece Norway Taiwan New Zealand Brazil Anhängern der etablierten Sprache – herangezogen, um sich dem Vorwurf Croatia Portugal Latvia Lithuania 40 mit sich. Dabei müssen wir uns aller- des Klientelismus zu entledigen und OECD average Russia Sweden Luxembourg Spain dings an die Regeln des Spiels halten. auf die prozessuale Komponente der Montenegro Italy Uruguay Würden wir diese ändern, würden wir Akkumulation von Eigentum im Kon- Poland Estonia ein anderes Spiel spielen. text eines fairen Wettbewerbs zu ver- France Slovenia Macau Czech Republic Germany Austria weisen. Privatwirtschaftlicher Wett- Switzerland Slovakia 20 Bedeutungsoffen und bewerb ist Garant für Fortschritt und Belgium Finland Hungary anschlussfähig daraus folgt individuelles Glück. Japan Netherlands Um eine Definition zu geben: Unter Diese, in der öffentlichen Debatte Konkurrenz ist ein geregelter Wett- vorherrschende Haltung zum Wettbe- bewerb um ein von mindestens zwei werb zeichnet sich allein dadurch als 18 OECD average Less competitive, low anxiety Less competitive, high anxiety 20 Interessenten erstrebtes knappes herrschend aus, dass gegenteilige Hal- 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 Source: OECD Even if I am well prepared for a test I feel anxious
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