NEUES VOM INTERNATIONALEN GEOTHERMIEZENTRUM - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

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NEUES VOM INTERNATIONALEN GEOTHERMIEZENTRUM - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
Magazin der Hochschule Bochum Magazine of the Bochum University of Applied Sciences
bonews nr. 16 Mai 2016 www.hochschule-bochum.de

             NEUES VOM
          INTERNATIONALEN
        GEOTHERMIEZENTRUM
NEUES VOM INTERNATIONALEN GEOTHERMIEZENTRUM - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
02              bonews MAI 2016                         TiTELthema DAS INTERNATIONALE GEOTHERMIEZENTRUM

                                                   Das Internationale Geothermiezentrum

                                                   D
                                                             as Internationale Geothermiezentrum (GZB), gegründet 2003, ist eine Verbundforschungseinrichtung der
                                                             Wissenschaft und der Wirtschaft. Angesiedelt an der Hochschule Bochum stellen die Ruhr-Universität Bo-
                                                             chum, die RWTH in Aachen, die Westfälische Hochschule Gelsenkirchen, die Hochschule Osnabrück, die
                                                             Hochschule OWL und die TU Darmstadt die weiteren universitären Träger. Hinzu kommen assoziierte Uni-
                                                             versitäten aus Chile, Neuseeland, Kroatien, Griechenland und der Türkei. Neben weiteren Institutionen Öf-
                                                   fentlichen Rechts (EnergieAgentur.NRW, Bezirksregierung Arnsberg, Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr GmbH,
                                                   Stadt Bochum und IHK Mittleres Ruhrgebiet) sind über 25 Firmen der Geothermiebranche aktive Partner des GZB.
                                                   Das Internationale Geothermiezentrum ist seit Anfang 2011 Sitz des geothermischen Weltverbandes IGA (Inter-
                                                   national Geothermal Association) mit über 5.000 Mitgliedern aus fast 70 Ländern sowie des Internationalen Büros
                                                   des Bundesverbandes Geothermie. Das GZB fungiert als One-Stop-Shop für alle Fragestellungen der Geothermie.
                                                   Dass das GZB für die Hochschule Bochum             orientierten Bildungs- und Forschungsinstitu-       ihr nahestehen, nicht selten eine Institution,
                                                   eine außerordentlich wichtige Rolle spielt, ver-   tion.                                               über die es noch viel Neues und Spannendes
Liebe Leserinnen, liebe Leser,                     steht sich von selbst. Es trägt nicht unwesent-    Gleichwohl: mit seinen zahlreichen Organisa-        zu lesen und zu lernen gilt. Deshalb stellt die
vieles ist derzeit neu an der Hochschule Bo-       lich zum Image der Hochschule bei und passt        tionsfacetten ist das GZB auch für Angehörige       aktuelle BONEWS Ereignisse, Themen und
chum: Das neue Präsidium ist seit knapp 100        nahtlos in das Profil der auf Nachhaltigkeit hin   der Hochschule Bochum und Menschen, die             Wissenswertes zum GZB in den Vordergrund.
Tagen im Amt, wir haben in den Fachbereichen
zum Teil neue Dekane, ein neuer Senat hat sich
konstituiert und den Vorsitz hat nicht mehr der
Präsident inne, die Hochschulwahlversamm-
                                                   Ein Brückenschlag zwischen den Maßstäben
lung hat einen neuen Kanzler gewählt und           Laboratories of Geotechnologies and Seismic Observation des Internationalen Geothermiezentrums
auch die Wahlen zu den Fachschaften und

                                                   U
zum Studierendenparlament sind abgeschlos-
sen – getragen von einer bislang einmalig ho-                  m Geothermie oder Erdwärme besser und im größeren Maßstab nutzen zu können, muss man verstehen was un-
hen Wahlbeteiligung von knapp 20 %. Das ent-                   ter unseren Füßen im Untergrund passiert. In großen Tiefen findet man auch in Deutschland hohe Temperaturen,
spricht einer Verdopplung der Wahlbeteiligung,                 so ist es in rund 5.000 m Tiefe überall über 150°C heiß. Nutzt man nun diese Energiequelle, ist es möglich große
zu der ich unsere Studierendenschaft herzlich                  Abnehmer – Fernwärmenetze oder industrielle Anwender – mit erneuerbarer und ressourcenschonender Wärme
beglückwünsche. Zudem ist unser Hochschul-                     zu versorgen oder sogar elektrische Energie in Kraftwerken zu erzeugen.
entwicklungsplan für die Jahre 2016-2021, der
die Leitplanken für unseren weiteren Weg setzt,    Wissenschaftler und Studierende, die sich mit                                                          von heißen Fluiden durchströmt werden. THE-
kurz vor der Fertigstellung und wir können ihn     den Untergrundverhältnissen in diesen Tiefen                                                           TIS – eine Triaxialzelle – setzt zylindrische
fristgerecht und selbstbewusst Ende Juni dem       beschäftigen, stehen alle vor demselben Pro-                                                           Probenkörper den Bedingungen aus, die in Tie-
Ministerium für Innovation, Wissenschaft und       blem. Es gibt nur wenige technische Möglich-                                                           fen von bis zu 5.000 m herrschen. So kann das
Forschung vorlegen. Das neue Präsidium wird        keiten, um die Eigenschaften und Verhältnisse                                                          Verhalten von Gesteinen in großer Tiefe unter-
die Arbeit des vorherigen in Kontinuität weiter-   in diesen Tiefen zuverlässig erfassen und be-                                                          sucht werden.
führen, aber auch neue Akzente setzen, um die      schreiben zu können. Das alte Sprichwort des
Hochschule am Campus Bochum und Heiligen-          Bergmanns „Vor der Hacke ist es duster“ hat                                                            „Unser größtes Labor ist sicher auch unser un-
haus fit für die Zukunft zu machen.                auch hier seine Gültigkeit. Um trotzdem neue                                                           gewöhnlichstes“, ergänzt Rolf Bracke – Leiter
Zu unseren großen Projekten zählen sicherlich      Erkenntnisse zu erlangen muss man zwangs-                                                              des GZB – „Wir verstehen auch unseren Bohr-
die nun zügigen Umsetzungen der verschie-          läufig Modelle entwickeln und Proben im La-                                                            platz und unser Bohrfeld als in-situ Labor. Dort
denen Bauvorhaben, die Einführung des neuen        bor untersuchen.                                                                                       können wir unter realen, echten Bedingungen
Campus-Management-Systems und der Re-                                                                                                                     Experimente und Versuche durchführen und
launch unseres Internet-Auftritts. Aber auch die   Mit dem Neubau des Internationalen Geother-                                                            ganz anders agieren als in einem klassischen
Digitalisierung, die Fokussierung der internati-   miezentrums auf dem Campus der Hochschu-                                                               Labor.“ Der Bohrbetrieb am GZB mit eigenem
onalen Aktivitäten, die weitere Verbesserung       le Bochum wurden für das Team von Prof. Dr.                                                            Bohrequipment sowie hydrogeologischem und
des Forschungsklimas, die noch intensivere         Rolf Bracke und Prof. Dr. Erik Saenger nicht                                                           seismischem Observatorium bilden den größ-
regionale Vernetzung, das Sichtbarmachen           nur klassische Büroräumlichkeiten geschaffen.                                                          ten Maßstab (makro) am anderen Ende der
unseres neuen Leitbilds und die Umsetzung          Große Teile der Landesförderung in Millionen-      Aufnahme des CT-Scanners HECTOR. Erkennbar          Skala. Am Schnittpunkt zwischen klassischem
unseres Verständnisses von Vielfalt in entspre-    höhe wurden für den Aufbau umfangreicher           ist ein vernetzter, nutzbarer Porenraum (blau)      Labor und dem in-situ Testfeld installiert das
chende Maßnahmen, werden den Workout für           Labor- und Forschungsinfrastruktur einge-          und isolierte Poren (farbig) eines Sandsteins mit   GZB aktuell einen In-situ Bohrloch und Geo-
die Hochschule bestimmen.                          setzt. Die Bandbreite der Labore umfasst hier-     25 % Porosität.                                     fluid Simulator. Das einzigartige System er-
Fit machen für die Zukunft bedeutet zudem,         bei verschiedene Maßstäbe. Im Mikromaßstab
dass wir z. B. bei allen Personalauswahlverfah-    ist vor allem HECTOR zu erwähnen; ein Com-         von Gesteinsproben und deren Porenräumen
ren, egal ob im wissenschaftlichen oder nicht-     putertomograph, der es erlaubt Aufnahmen           zu machen, während diese unter hohem Druck          Fortsetzung auf Seite 3
wissenschaftlichen Bereich, oder bei der Ge-
staltung unserer Studienangebote noch stärker
als bisher darauf achten müssen, dass der „Stra-
tegische-Fit“, die Passung von Plan, Rahmen,
                                                     Die Labore
Struktur und Kompetenzen, stimmt. Gleiches           In-situ Labor und bergrechtliches Erlaubnisfeld
muss auch für den Einsatz unserer finanziellen       Eigenes Bohrgerät der Hochschule Bochum (Bo.Rex / 32t drill rig, verschiedene Pumpen, Tooling & Werkzeug), um
Ressourcen gelten: Auch hier müssen wir si-          zukunftsfähige Bohrtechnologien zu testen und zu entwickeln.
cherstellen, dass wir Spielräume zur Ausgestal-      Ergänzt durch ein seismisches Observatorium (2015-2016) mit 6 Bohrlochseismometern zur permanenten Überwachung
tung strategisch wichtiger Projekte schaffen,        des Untergrundes und eines hydrogeologischen Observatoriums mit drei Grundwassermessstellen auf dem Bohrplatz.
die uns zukunftsfähig halten oder machen. Mit
Blick auf die Mitglieder unserer Hochschule          IBGS - In-situ Borehole and Geofluid Simulator
heißt Fit-machen aber auch, Arbeitsbedingun-         Der In-situ Borehole and Geofluid Simulator (IBGS) ermöglicht die Erprobung von Bohrverfahren und Bohrwerkzeugen unter
gen zu schaffen, die ihre Gesundheit fördern,        realistischen Bedingungen in einem Teststand. Die hohen Reservoirtemperaturen und -drücke, die in großen Tiefen herrschen,
sichere Arbeitsverhältnisse gewährleisten und        werden dabei während des Bohrprozesses abgebildet. Gleichzeitig können Geofluide in beliebigen Zusammensetzungen und
die berufliche Entwicklung unterstützen. Auch        -konzentrationen in den Versuchsaufbau integriert werden.
dieser Anspruch ist in unserem Leitbild deut-
lich formuliert.                                     Porendruck: 			 125 Mpa 			                              Hydrostatischer Druck: 125 MPa
Wir sind auf einem guten Weg! Das machen die         Probenkörper: 			 250 mm Durchmesser, bis zu 3 Länge, max. Temperatur: 180°C
Beiträge in dieser BONEWS deutlich. Ob z.B.
• in den Forschungsfeldern Geothermie (Ti-           THETIS - THErmo-Triaxial In-situ testing System
     telthema dieser Ausgabe), Mobilität, Nach-      Das THErmo-Triaxial In-situ testing System (THETIS) ist eine Triaxialzelle, um Experimente an zylindrische Gesteinsproben
     haltigkeit oder Mechatronik,                    (Bohrkernen) unter Bedingungen wie in Tiefen von bis zu 5 km hinsichtlich Druck und Temperatur durchzuführen. Der maxi-
• bei den Themen Vielfalt, Inklusion, Gute           mal mögliche Axialdruck (bis zu 1GPa) erlaubt Versuchsdurchführungen bis zum Versagen der Probe.
     Arbeit:                                         Umgebungsdruck:      150 MPa 			                                Porendruck: 140 Mpa
Wir sind als Hochschule hier sehr gut aufge-         Axiale Belastung:    1 GPa (1500 kN) 			                        Temperatur: 180°C
stellt. Die Fitness der Hochschule Bochum            Probenkörper: 		     40 mm Durchmesser, bis zu 100 mm Länge
weiter zu erhöhen, bedarf einer gemeinsamen
Anstrengung und Beteiligung aller Mitglieder         HECTOR - High-temperature high-pressure Equipment for CT scanning Of Rocks
im Rahmen eines dialogorientierten Diskussi-         Das High-temperature high pressure Equipment for CT scanning Of Rocks (HECTOR) kombiniert einen state-of-the-art CT-
onsprozesses. Vielleicht auch einiger Klimm-         Scanner mit einem hochentwickelten Fluidpumpensystem zur Messung und Visualisierung von Wechselwirkungen zwischen
züge! Ich freue mich auf einen intensiven und        Gestein und Fluiden in Laborproben (im Millimeter- bis Dezimetermaßstab)
konstruktiven Diskurs mit Ihnen.
                                                     CT-Scanner			                                                Fluid-Unit
                                                     Probengröße:		   mm bis dm                                   Hydrostatischer Druck:      50 MPa
                                                     Röntgenröhre: 		 225 kV Multifocus                           Porendruck:		               25 MPa
                                                     Auflösung:       bis < 1 µm 		                               Durchfluss:		               200 ml/min
Ihr Jürgen Bock                                          			                                                      Temperatur: 		              160°C
Präsident
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TiTELthema DAS INTERNATIONALE GEOTHERMIEZENTRUM                                                              bonews MAI 2016        03
Als „Ort des Fortschritts 2015“
ausgezeichnet

S
       eit über zehn Jahren werden am Internationalen Geothermiezentrum
       (GZB) der Hochschule Bochum Fragen rund um die Nutzung von Erdwär-
       me beantwortet. Erdwärme als eine der erneuerbaren Energien ist zen-
       traler Bestandteil der Wärmewende in Deutschland. Die erfolgreiche
       Arbeit des Bochumer Forschungsinstituts hat die Landesregierung
NRW nun honoriert.
Im Rahmen der Forschungsstrategie Fort-             wicklung erneuerbarer Energieträger, zeigt die
schritt NRW zeichnet die Landesregierung seit       Innovationskraft der Hochschulen in NRW.
2011 Institutionen als Orte des Fortschritts aus,   Wichtiger Erfolgsgarant der anwendungsori-
denen es im Rahmen ihrer Aktivitäten hervor-        entierten Forschung ist die enge Verknüpfung
ragend gelingt, ökonomische, ökologische und        von Wirtschaft und Wissenschaft am GZB“, so         Freude über die Zusammenarbeit: GZB-Leiter Prof. Dr. Rolf Bracke, Hochschulpräsident Prof. Dr. Jür-
soziale Aspekte zu berücksichtigen, und so Lö-      Dr. Horzetzky.                                      gen Bock und Honorarprofessorin Dr. Inga Moeck anlässlich der Titelverleihung.
sungsbeiträge zu den großen gesellschaftlichen      Prof. Dr. Rolf Bracke zeigte sich hocherfreut
Herausforderungen unserer Zeit zu liefern.          über die Auszeichnung. Er mahnte aber auch,         Honorarprofessur für Dr. Inga Moeck

                                                                                                        D
Am 4. Dezember 2015 erfolgte in Bochum              dass der Weg zu einer erfolgreichen Energie-
die offizielle Übergabe der Auszeichnung            und Wärmewende weiterhin konsequent wei-                      as Internationale Geothermiezentrum Bochum hat seine Zusammenar-
durch Dr. Günther Horzetzky, Staatssekretär         ter beschritten werden muss. Als wichtigen                    beit mit dem Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG), Hanno-
im Wirtschaftsministerium. Dr. Horzetzky            Punkt führte er die Konversion der Fernwärme                  ver, im Bereich der Erforschung geothermischer Lagerstätten verstärkt.
betonte in seiner Laudatio die herausragende        in der Metropole Ruhr an. „Geothermie aus                     Als zentralen Baustein dieser Zusammenarbeit verlieh der Fachbereich
Rolle, die das GZB seit 2003 in der nordrhein-      größeren Tiefen ist nahezu die einzige Option,                Bauingenieurwesen der Hochschule Bochum eine Honorar-Professur für
westfälischen Forschungslandschaft ein-             das Fernwärmenetz in seiner jetzigen Form           das Forschungsgebiet „Exploration und Geologie von geothermischen Lagerstät-
nimmt. Anlass der Verleihung war die Mitglie-       auf erneuerbare Energieträger umzustellen.          ten“ an Dr. Inga Moeck. Sie ist am Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik die
derversammlung der GZB-Trägervereinigung,           Mit Ende der fossilen Großkraftwerke fehlt          Leiterin der Sektion „Geothermik und Informationssysteme“.
die zeitgleich stattfand.                           es uns ansonsten an Wärmeenergie für diese
„Der Aufbau des Internationalen Geothermie-         Infrastruktur. Wichtiger Baustein unserer Ar-       „Ich freue mich, dass unsere Institute durch      eck liegen im Bereich der Charakterisierung
zentrums zu einer der bedeutendsten Verbund-        beit am GZB ist es, hier Lösungen zu finden“,       die gemeinsame Nutzung ihrer Infrastruk-          und Exploration geothermischer Lagerstätten
forschungsplattformen rund um die Weiterent-        führte Bracke seine Überlegungen aus.               turen und Kompetenzen in Zukunft verstärkt        sowie in der Erforschung des Einflusses geo-
                                                                                                        zusammenarbeiten“, sagt die neue Dozentin         logischer Störungszonen auf die Ausprägung
                                                                                                        der Hochschule Bochum. „Dadurch können            geothermischer Reservoire.
                                                                                                        wir gemeinsam unsere Forschung im Bereich         Ende 2015 hat die an der TU Berlin promo-
                                                                                                        anwendungsorientierter Themen der Geo-            vierte und habilitierte Struktur- und Reservoir-
                                                                                                        thermie auf nationaler und internationaler        geologin nach Stationen am GFZ Potsdam,
                                                                                                        Ebene ausbauen.“ Die feierliche Verleihung        der University of Alberta (Kanada) und an
                                                                                                        der Honorarprofessur durch Hochschulprä-          der TU München die kommissarische Leitung
                                                                                                        sident Prof. Dr. Jürgen Bock erfolgte am 11.      der Sektion „Geothermik und Informations-
                                                                                                        Mai mit einem Festakt auf dem GZB-Campus.         systeme“ des LIAG übernommen. In der
                                                                                                        Im Anschluss an die Verleihung hielt die neue     Sektion werden Forschungsthemen wie die
                                                                                                        Honorarprofessorin eine spannende Antritts-       Erkundung geothermischer Ressourcen, das
                                                                                                        vorlesung zum Thema „Geothermische Geo-           Temperaturfeld des tiefen Untergrunds und
                                                                                                        logie: Ein neues Lehr- und Forschungsgebiet“.     die Weiterentwicklung numerischer Prozess-
                                                                                                        Die Forschungsschwerpunkte von Dr. Inga Mo-       Simulationen bearbeitet.

                                                                                                           Bequem
Der Leiter des Geothermiezentrums, Prof. Dr. Rolf Bracke, präsentiert stolz die Auszeichnung, die ihm
NRW-Staatssekretär Dr. Günther Horzetzky (rechts) überreicht hat.

Fortsetzung von Seite 2                             Bracke.

                                                                                                           ist einfach.
                                                    Mathias Nehler ist einer der Doktoranden und
                                                    Wissenschaftler, die mit den Laborgeräten ar-
laubt es Bohrverfahren und Bohrwerkzeuge            beiten. Anfang 2013 ist der 27jährige Geologe
an einem Teststand unter Umgebungsbedin-            von der TU Darmstadt nach Bochum gekom-
gungen verschiedener Tiefen und Reservoire          men, um zu promovieren.
testen und entwickeln zu können. „Wir holen         Im Rahmen seiner Promotion untersucht er
damit Tiefen von mehreren 1.000 m auf unseren       die gegenseitigen Wechselwirkungen zwischen
Bohrplatz, um sehen und verstehen zu können,        dem Gestein und den Fluiden, die eingesetzt
was bei Tiefbohrungen tatsächlich passiert“, so     werden, um die Wärme aus der Tiefe nach
                                                    übertage zu transportieren. Unter den hohen
                                                    natürlichen Drücken und Temperaturen in
                                                    großer Tiefe können sich Salze aus dem Fluid
                                                    im Gestein ablagern oder aber aus dem Ge-
                                                    stein gelöst werden. Direkt davon beeinflusst
                                                    wird die jeweilige Porosität, die grundsätzlich
                                                    bestimmt, wie gut oder schlecht die Fluidweg-
                                                    samkeiten sind. Mittels des CT-Scanners Hec-                                                              Wenn das Konto zu den
                                                    tor kann Nehler verschiedene Gesteinsproben                                                               Bedürfnissen von heute
                                                    im Labor testen und gleichzeitig hochauflö-                                                               passt.
                                                    senden Aufnahmen der Porenräume erstellen.
                                                    Für die Zukunft erwarten alle am GZB noch
                                                    mehr Aktivitäten in den Laboren. Dr. Mandy
                                                    Duda, Head of Laboratories LGSO, dazu: “Un-
                                                    sere komplexen Labore werden kooperierende
                                                    Kolleginnen und Kollegen von internationalen
                                                    Forschungseinrichtungen anziehen. Im Netz-
                                                    werk können so alle Ihren Beitrag von Bochum
                                                    aus leisten, die Abläufe im Untergrund bei der
                                                                                                                          sparkasse.de
Bohrkerne geben Aufschluss darüber wie der Un-      Nutzung geothermischer Ressourcen besser zu
tergrund einer Bohrung beschaffen ist.              verstehen.“
NEUES VOM INTERNATIONALEN GEOTHERMIEZENTRUM - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
04              bonews MAI 2016                       TiTELthema DAS INTERNATIONALE GEOTHERMIEZENTRUM
                                                                                                   sind die Nutzung von Wärmepumpen, kom-
                                                                                                   munale Nah- und Fernwärmesysteme sowie
                                                                                                   Kraftwerke von 2 bis 200 MW elektrischer
                                                                                                   Leistung. Aufgrund ihrer Grundlastfähigkeit
                                                                                                   kann Geothermie beim Umbau der Energiesys-
                                                                                                   teme besonders bei der Nah- und Fernwärme-
                                                                                                   versorgung großer Ballungsräume eine zentra-
                                                                                                   le Rolle einnehmen.
                                                                                                   Nach Berechnungen des Landesumweltamtes
                                                                                                   (LANUV) beträgt das Potenzial zur Nutzung
                                                                                                   von oberflächennaher Geothermie in NRW
                                                                                                   knapp 154 Milliarden Kilowattstunden (kWh)
                                                                                                   pro Jahr. Damit könnte etwa 57 Prozent des
                                                                                                   jährlich anfallenden Wärmebedarfs Nord-
                                                                                                   rhein-Westfalens gedeckt werden. Vor allem in
                                                                                                   den Großstädten ist das Potenzial erheblich.
                                                                                                   So wurde für Essen ein Potenzial zwischen 4,2
                                                                                                   und 4,25 Milliarden kWh berechnet, für Dort-
                                                                                                   mund mit bis zu 3,6 Milliarden kWh nicht viel
                                                                                                   weniger. „Geothermie ist für NRW aber nicht
                                                                                                   allein wegen der Potenziale ein bedeutender
                                                                                                   Faktor. Inzwischen hat sich unser Bundesland
Freut sich über drei weitere Jahre IGA-Hauptsitz anm Geothermiezentrum in Bochum: Prof. Dr. Rolf   ebenso als wichtiger Forschungs- und Entwick-
Bracke (links), dem NRW-Klimaschutzminister Johannes Remmel persönlich den Förderbescheid          lungsstandort einen international anerkannten
überreichte.                                                                                       Ruf erworben. Mit der Förderung der IGA und

                                                                                                                                                    Foto: Tobias Weißgerber
                                                                                                   dem Ausbau der Zusammenarbeit mit dem

1 Millionen Euro für den                                                                           GZB machen wir den nächsten Schritt, um
                                                                                                   die Rahmenbedingungen für die Bildung, die

Geothermie-Weltverband IGA                                                                         Anwendungsforschung sowie die Innovations-
                                                                                                   und Exportfähigkeit der Unternehmen aus
                                                                                                   NRW zu verbessern“, so Minister Remmel.
NRW-Umweltminister Johannes Remmel besuchte im
Februar das Internationale Geothermiezentrum
                                                                                                   Der Förderzeitraum für die IGA läuft über
                                                                                                   drei Jahre. Dabei sieht Prof. Dr. Rolf Bracke                         Erster
                                                                                                   auch einen deutlichen regionalen Nutzen in
                                                                                                                                                                         Forschungspreis

A
                                                                                                   der Arbeit der internationalen Vereinigung.
          uf seiner Tour „ZukunftsEnergienNRW: Orte der Energiezukunft“ be-
          suchte NRW-Klimaschutzminister Johannes Remmel im Februar 2016
          das Internationale Geothermiezentrum (GZB) an der Hochschule Bo-
                                                                                                   „Die neue Wissens- und Transferplattform für
                                                                                                   geothermische Klimaschutztechnologien ver-                            der Hochschule
          chum. Er übergab dort einen Förderbescheid des Landes und der Euro-
          päischen Union über gut eine Million Euro. Noch mehr als die finanzi-
                                                                                                   schafft dem geothermischen Weltverband IGA
                                                                                                   und dem GZB eine echte Win-Win-Situation.                             geht an Prof. Dr.
elle Förderung selbst erfreuen die Hochschule und das Geothermiezentrum der
Grund dieser Unterstützung: Denn die Fördergelder machen es für die nächsten
                                                                                                   Das Bochumer Forschungszentrum bietet der
                                                                                                   IGA und der heimischen Wirtschaft einen op-
                                                                                                   timalen Projektrahmen und wird zugleich in
                                                                                                                                                                         Rolf Bracke

                                                                                                                                                                         D
drei Jahre möglich, dass die International Geothermal Association (IGA), der                       seiner eigenen Ausrichtung auf internationale
Weltverband für Erdwärme-Nutzung, mit seiner Geschäftsstelle in Bochum ver-                        Partner und Verbünde weiter gestärkt“, erklärt                                  ie Hochschule Bochum hat
bleibt und seine Aktivitäten von hier aus weiterführen und ausbauen kann. Bo-                      der Direktor des Geothermiezentrums. Das                                        2015 erstmals einen For-
chum bleibt also Geothermie-Welthauptstadt!                                                        GZB ist vor allem in der anwendungsorien-                                       schungspreis verliehen. Er
                                                                                                   tierten Grundlagenforschung tätig.                                              ging in diesem Jahr an Prof.
„Aufgrund ihrer Grundlastfähigkeit kann Ge-      70 Ländern hat. Damit sollen die Aktivitäten      „Bochum hat sich als Standort des IGA-                                          Dr. Rolf Bracke. Der Vizeprä-
othermie beim Umbau der Energieversorgung        des IGA-Sekretariates strategisch zu einer in-    Sekretariats in den letzten fünf Jahren in der                        sident für Forschung und Transfer der
großer Ballungsräume eine zentrale Rolle         ternationalen Plattform für den Wissens- und      geothermischen Branche einen sehr guten                               Hochschule, Prof. Dr. Rudolf Staiger
spielen. In Nordrhein-Westfalen haben wir im     Technologietransfer rund um die Geothermie        Ruf aufgebaut. Mit der Fortführung in NRW                             (Bild rechts), überreichte die Preisur-
Bereich der Wärmeversorgung von Gebäuden         ausgebaut werden.                                 besteht die Chance, insbesondere NRW-Unter-                           kunde anlässlich des 2. Innovations-
einen großen Bedarf“, so Johannes Remmel,        „Seit 2011 wirkt der Weltverband Geothermie       nehmen und wissenschaftliche Einrichtungen                            tages am 4. November. Prof. Bracke
Minister für Klimaschutz, Umwelt, Land-          von Bochum aus, und hat wie erwartet dazu         mit ihrem Know-how gezielter in internationa-                         ist als Leiter des Internationalen Ge-
wirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des     beigetragen, das Internationale Geothermie-       le Projekte der konventionellen Nutzung und                           othermiezentrums in einem besonders
Landes Nordrhein-Westfalen. „Eine Poten-         zentrum an der Hochschule Bochum sowie            der Erforschung der Geothermie einzubringen                           Drittmittelstarken Forschungsgebiet
zialstudie, die wir durchführen lassen haben,    deutsche Unternehmen und Forschungsein-           und damit deren internationale Vernetzung                             der Hochschule aktiv.
ergab, dass über die Hälfte des Wärmebedarfs     richtungen, die sich für die Erdwärmenutzung      auszubauen“, bestätigt Dr. Frank-Michael
der Gebäude in NRW über die oberflächen-         engagieren, international bekannter zu ma-        Baumann, Geschäftsführer der EnergieAgen-                             Prof. Bracke erklärte bei der Übergabe, er freue
nahe Geothermie                                                             chen“, stellte Prof.   tur.NRW.                                                              sich sehr über den neuen Preis. Schließlich zei-
mittels Erdwärme-                                                           Dr. Martin Stern-                                                                            ge er die wachsende Bedeutung der Forschung
sonden gedeckt wer-                                                         berg als Präsident                                                                           an der Hochschule Bochum. Bislang hat die
den kann. Das GZB                                                           der    Hochschule        Auf dem Titelbild der BONEWS: Gruppen-                              Hochschule Bochum lediglich einen Lehrpreis
ist ein kompetenter                                                         Bochum fest. „Wir        bild mit BO.REX anläßlich des Besuchs von                           vergeben, mit dem die Bedeutung guter Lehre
Partner, wenn es                                                            sehen es als beson-      NRW-Umweltminister Johannes Remmel                                  hervorgehoben wird. Der neue Forschungs-
darum geht, dieses                                                          dere Anerkennung         (v.l.n.r.): Dr. Frank Baumann von der Ener-                         preis setze damit ein deutliches Signal.
Potenzial auch tech-                                                        des Landes NRW,          gieAgentur.NRW, Staatsministerin Christa
nisch und wirtschaft-                                                       der Europäischen         Thoben, Minister Remmel, Bürgermeisterin                            Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von
lich zu erschließen.“                                                       Union wie auch der       Erika Stahl, Marietta Sander, Leiterion der                         3.000 Euro versehen. Wofür Prof. Bracke das
Im Rahmen seines Besuches übergab der Mi-        IGA an, dass der Weltverband Geothermie             IGA-Geschäftsstelle, GZB-Leiter Prof. Rolf                          Geld einsetzt, hatte er zum Zeitpunkt der Preis-
nister den Förderbescheid des Landes und der     auch in den nächsten Jahren weiter von hier         Bracke, Prof. Martin Sternberg als Hoch-                            verleihung noch nicht entschieden…
Europäischen Union (EU) an die Hochschule        aus wirken kann.“                                   schulpräsident und Dr. Claus Heske vom
Bochum für den weiteren Verbleib des Weltver-    In Metropolregionen wie dem Ruhrgebiet              International Geothermal Office.
bandes International Geothermal Association      entfallen rund 50 Prozent des Energiebedarfs
(IGA), der seit 2011 am Standort Bochum be-      auf die Wärmeerzeugung. Typische Anwen-
heimatet ist und über 5.000 Mitglieder in fast   dungen der geothermischen Technologien

GANDOR – Europäische Kooperation
in der Donauregion
Das Internationale Geothermiezentrum hat das Selbstverständnis nicht nur in und aus Bochum
zu wirken. Vielmehr versteht es sich als der Nukleus in einem wachsenden weltweiten Netzwerk
aus Kooperationspartnern und Forschungseinrichtungen. Ein Beispiel für diese internationale
Projektarbeit ist GANDOR, die Entwicklung geothermischer Projekte in der Donauregion. Geo-
thermische Nutzungen sind insbesondere im Pannonischen Becken eine hervorragende Option
die natürliche Wärme der Erde zu nutzen. Gemeinsam mit der Fakultät für Mineralogie an der
Universität Szeged (HU), dem Geotechnischen Department an der Universität Zagreb (CRO)und
der Fakultät für Bergbau und Geologie an der Universität Belgrad (SR) hat das Internationale
Geothermiezentrum daher im Jahr 2014 einen gemeinsamen Joint Action Plan entwickelt.

Die Umsetzung einzelner Maßnahmen soll nun in einer weiteren Projektphase erfolgen, um den
Schritt von der Vernetzung untereinander zur angewandten Technik im Feld zu bewerkstelligen.       Teilnehmer des GANDOR Workshops am GZB in Bochum.
NEUES VOM INTERNATIONALEN GEOTHERMIEZENTRUM - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
TiTELthema DAS INTERNATIONALE GEOTHERMIEZENTRUM                                                             bonews MAI 2016        05
Internationales Geothermiezentrum                                                                 doch auf dem Vormarsch war.
                                                                                                  Das Geschäft mit der Geothermie lief prima,
                                                                                                                                                     platz des Internationalen Geothermeizen-
                                                                                                                                                     trums. Mit Hilfe der Daten aus diesen Mess-
hat einen Brunnenbauermeister!                                                                    wir hatten anfangs kaum Konkurrenz. Über
                                                                                                  60 verschiedene Baustellen haben wir abge-
                                                                                                                                                     punkten in Tiefen zwischen 120m und 200m
                                                                                                                                                     erstellen die Kollegen von Herrn Güldenhaupt
TEXT UND FOTO: Sabine Neumann                                                                     wickelt, dabei zählten Heizungsbauer genauso       ein hydrogeologisches Untergrundmodell des
                                                                                                  wie Einfamilienhausbesitzer zu unseren Auf-        Geländes. Für die zukünftigen Projekte des
                                                                                                  traggebern.“                                       GZB ist es unerlässlich den Untergrund best-
                                                                                                  2011 überlegte Güldenhaupt, der mittlerweile       möglich zu verstehen und zu modellieren. Nur
                                                                                                  zweifacher Familienvater war, einen Umzug          so können Projekte und Bohrungen in die Tiefe
                                                                                                  nach Deutschland: „Meine Frau und ich waren        wissenschaftlich dokumentiert werden. Außer-
                                                                                                  uns einig, dass wir nicht für immer in Spanien     dem dienen die Messstellen einem Monito-
                                                                                                  bleiben würden und entschieden uns zu die-         ringsystem rund um den Bohrplatz, um schäd-
                                                                                                  sem Zeitpunkt für die Rückkehr nach Deutsch-       liche Auswirkungen auf Umwelt und Boden
                                                                                                  land, um Die Kinder später nicht aus ihrem         nachweislich ausschließen zu können.
                                                                                                  gewohnten Umfeld zu reißen.“                       Derzeit ist der frischgebackene Brunnenbau-
                                                                                                  Zufällig sah er die Stellenausschreibung des In-   ermeister mit administrativen Tätigkeiten
                                                                                                  ternationalen Geothermiezentrums Bochum;           beschäftigt: z.B.: Einholung von Bohrgeneh-
                                                                                                  gesucht wurde ein Bohrgeräteführer: “Ich habe      migungen bei der zuständigen Bezirksregie-
                                                                                                  den Aufbau des Geothermiezentrums schon            rung oder Neu-Zertifizierungen der Arbeits-
                                                                                                  seit 2006 genau verfolgt, deshalb bewarb ich       prozesse. Während er im ersten Jahr viel auf
                                                                                                  mich auf diese Ausschreibung und wurde auch        der Baustelle anzutreffen war, ist er jetzt doch
                                                                                                  genommen.“                                         mehr mit der Planung, Auslegung und Projek-
                                                                                                  Als Bohrgeräteführer übernahm er die Durch-        tierung der Bohrprojkete beschäftigt. Interes-
                                                                                                  führung der GeoStar-Bohrungen welche nun           sant und spannend für ihn ist auch der Umgang
                                                                                                  die Gebäude des Geothermiezentrums mit             mit den Studierenden. Auf der echten Baustel-
                                                                                                  Wärme und Kälte versorgen. 2013 erhielt er         le können Sie von ihm auch praktische Inhalte
                                                                                                  dann von Professor Bracke das Angebot, „sei-       und Tricks lernen.
                                                                                                  nen“ Brunnenbauermeister zu machen. Diese          Besonders spannend ist für Jonas Gülden-
                                                                                                  Berufsbezeichnung gibt es gar nicht so häufig      haupt der Umgang mit modernen – nicht all-
                                                                                                  in Deutschland und wird als berufsbegleitende      täglichen – Geräten, wie z.B. dem wasserbetrie-
                                                                                                  Maßnahme mit dem langen Namen Brunnen-             benen Imlochhammer. Er sagt: „Früher habe
                                                                                                  bauermeisterweiterbildungslehrgang auch nur        ich mit einer Maschine gebohrt, die max. 150m
                                                                                                  einmal jährlich angeboten.                         Tiefe erreicht hat, jetzt sind bis zu 1.000 Meter
                                                                                                  Jonas Güldenhaupt drückte wieder die Schul-        Tiefe möglich. Das ist schon ein gewaltiger Un-
                                                                                                  bank: “Die Fachtheorie und -praxis fand über       terschied. Da muss man dann vieles beachten,
                                                                                                  mehrere Monate verteilt in Bad Zwischenahn         das ist aber sehr reizvoll für mich. Ich arbeite
Brunnenbauermeister Jonas Güldenhaupt auf „seiner“ Baustelle. Im Hintergrund das Bohrgerät mit    statt. Der anschließende Fachkaufmann und          gerne im Internationalen Geothermiezentrum
der genauen Bezeichnung „BO.REX – Bochum Research and Exploration Drill Rig“. Dabei handelt es    die Ausbildereignung wurden von der Hand-          in Bochum, denn hier kann ich neue Techno-
sich um eine Maschine der Firma „Hütte Bohrtechnik“ / Typenbezeichnung: HBR 207 GT .              werkskammer Dortmund abgenommen.“                  logien kennenlernen. Ich kann auch meine

D
                                                                                                  Sein Meisterprüfungsprojekt war der Bau von        eigenen Ideen einbringen. Wo sonst habe ich
          iese Berufsbezeichnung gab es bisher noch nie im Internationalen Ge-                    drei Grundwassermessstellen auf dem Bohr-          überhaupt diese Möglichkeiten?“
          othermiezentrum an der Hochschule Bochum: Jonas Güldenhaupt (35)
          ist der neue Brunnenbauermeister! Der gelernte Maschinenbaumecha-                         Warum unterstützte die Hochschule die Qualifikation
          niker, der seit 2012 dort arbeitet, bekam dieses Angebot - eine Mei-
          sterausbildung im Rahmen einer externen Weiterbildungsmaßnahmen                           zum Brunnenbaumeister?
zu machen - von Professor Bracke, dem Leiter des Bochumer Geothermiezen-
trums: “Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn diese Chance bekommt man                           Neben zufriedenen Mitarbeitern, die sich persönlich
sicherlich nur einmal im Leben.“ Nun ist er geprüfter Meister im Brunnenbauer-                      fortgebildet haben und damit auch auf dem neusten
handwerk!                                                                                           Stand der Technik sind, haben die Hochschule und
                                                                                                    das GZB noch einen entscheidenden Vorteil:
Der gebürtige Norddeutsche hat bereits einen     durch Deutschland und sogar bis nach Italien.      In naher Zukunft sollen am GZB nicht nur Studie-
interessanten beruflichen Werdegang hinter       2007 kündige der damals 26 jährige und war         rende in den klassischen Bachelor- und Masterpro-
sich: Nach der Teilnahme am Projekt Theater      ganz mutig: „Ich machte mich in Spanien mit        grammen ausgebildet werden. Es sollen zusätzlich
Total in Bochum machte er eine Ausbildung        meiner eigenen kleinen Firma selbständig, zu-      auch nicht-akademische Fort- und Weiterbildungen
zum Maschinenbaumechaniker und absol-            sammen mit einem Freund gründete ich die           für alle Berufsbilder rund um die Geothermie angeboten werden. Selbstverständlich
vierte danach ein ökologisches Jahr in Spani-    Firma TerraTerm S.L. – perforaciones geotér-       gehört auch die Bohrtechnik hier dazu. In verschiedenen Kursen werden die Facetten
en, dort half er beim Bau eines Kulturhaus in    micas.                                             der geothermischen Bohrungen theoretisch und praktisch an der Bohranlage gelehrt.
ökologischer Bauweise.                           Wir spezialisierten uns auf den Bau von Erd-       Hierzu bedarf es neben der wissenschaftlichen Expertise, der Erfahrung mit verschie-
Zurück in Deutschland fand er 2003 schließ-      wärmeanlagen und Brunnen. Diesen Schritt           denen Bohrtechnologien und der notwendigen Infrastruktur natürlich auch der fun-
lich zur Geothermie und sammelte Erfahrung       hatte ich zuvor gut überlegt, von meinem öko-      dierten Ausbildung der Mitarbeiter.
in verschiedenen Firmen der Branche. Seine       logischen Jahr in Spanien wusste ich, dass das     Auch dies war Motivation, um Jonas Güldenhaupt hierbei zu unterstützen.
Tätigkeit als Bohrgeräteführer führte ihn quer   Thema Erdwärme dort noch sehr neu, aber

                                                                                                                                                        Auf Wohnungssuche?
                                                                                                                                                        Kundencenter Castrop
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                                                                                                                                                        kc-castrop@leg-nrw.de
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   Image BHB-261x120-11.2014.indd 1                                                                                                                                                     10.11.14 08:33
NEUES VOM INTERNATIONALEN GEOTHERMIEZENTRUM - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
06              bonews MAI 2016                                                                CAMPUS
                                                                                                        Doppmeier, behindertenpolitische Sprecherin         Schulform. Schulische Inklusion oder gezielte
                                                                                                        der CDU, musste kurzfristig krankheitsbedingt       Förderung an einer Sonderschule? Manuela
                                                                                                        absagen.                                            Grochowiak-Schmieding von Bündnis 90 /
                                                                                                        Nach der Begrüßung durch Vizepräsidentin            Die Grünen sprach sich gegen „Schutzräume“
                                                                                                        Prof. Dr. Andrea Mohnert und einem beein-           aus und forderte für alle Kinder das „Recht
                                                                                                        druckendem Film über die zentralen Werte des        auf ein breites Bildungsangebot, das in einer
                                                                                                        Leitbildes der Hochschule Bochum, die in Ge-        Regelschule eher gegeben ist als auf einer För-
                                                                                                        bärdensprache vorgestellt wurden, begann eine       derschule.“ Elisabeth Veldhues, widersprach:
                                                                                                        lebhafte Diskussion über die Umsetzung der          „Der beste Förderort kann genauso gut eine
                                                                                                        UN-Behindertenrechtskonvention. „In Nor-            Förderschule wie eine Regelschule sein“, so
                                                                                                        drhein-Westfalen ist die Konvention ein Takt-       die Beauftrage der Landesregierung für die Be-
                                                                                                        geber um vorhandene gesetzliche Strukturen          lange der Menschen mit Behinderung: „Eltern
                                                                                                        zu verändern“, sagte Josef Neumann, behin-          und Kinder müssen gut beraten werden, wel-
                                                                                                        dertenpolitischer Sprecher der SPD-Landtags-        che individuellen Möglichkeiten sich bieten
                                                                                                        fraktion: „So müssen etwa die Universitäten         und sollten dann gemeinsam entscheiden.“
                                                                                                        die Lehrerausbildung ändern, damit die Förde-       Im weiteren Verlauf der Podiumsdiskussion,
                                                                                                        rung von Menschen mit Behinderung in den            die für die zahlreich erschienenen Gehörlosen
                                                                                                        Schulen besser wird.“ Oliver Wegner kritisierte     von zwei Gebärdensprachendolmetscherinnen
                                                                                                        die angesprochene Neufassung des Lehreraus-         simultan übersetzt wurde, wurden weitere
                                                                                                        bildungsgesetzes als zu wenig konkret. „Es gibt     Themen wie Gewalt gegen Menschen mit Be-
                                                                                                        zu viele Kann-Bestimmungen, nur wenige Soll-        hinderung oder die Finanzierung von Inklusi-
                                                                                                        und keinerlei Muss-Bestimmungen“, so der            onsangeboten an Hochschulen ausführlich be-
                                                                                                        sozialpolitische Sprecher der Piraten-Fraktion:     sprochen. Alle Teilnehmer bedankten sich am
Wirtschaftsstudentin Luisa Würdisch (Mitte) und Bauingenieurwesen-Studentin Elif Borandagi              „Hier wurde die Chance auf eine wirkliche Ver-      Ende bei dem äußerst engagierten Team der
(rechts) machten sich mit Rollator auf den Weg durch die Hochschule Bochum. Aufgrund von Spezi-         änderung vertan“.                                   Inklusionspartner um Detlef Bieber und Pro-
albrille, Gelenkmanschetten, zusätzlichen Gewichten und einer Halskrause waren die Studentinnen                                                             fessor Dieter Rüth für die hervorragende Or-
binnen weniger Minuten um Jahrzehnte gealtert.                                                          Kontrovers geführt wurde auch die Diskussion        ganisation der Veranstaltung. „Bei ihnen wird

Menschenrechten eine Heimat gegeben                                                                     um die „richtige“ Schulform für Kinder mit
                                                                                                        Behinderung. Gemäß der UN-Behinderten-
                                                                                                                                                            das Thema Inklusion tatsächlich gelebt“, lobte
                                                                                                                                                            stellvertretend Josef Neumann von der SPD:
                                                                                                        rechtskonvention haben die Eltern eines behin-      „Die Menschenrechte haben an der Hochschu-
2. Tag der Vielfalt an der Hochschule stieß auf großes Interesse                                        derten Kindes ein Recht auf die freie Wahl der      le Bochum eine Heimat.“
TEXT UND FOTOS: Rüdiger Kurtz

I
    ch habe jetzt einen Eindruck davon, wie sich ältere oder behinderte Men-
    schen fühlen“, berichtete Luisa Würdisch erschöpft, nachdem sie – künst-
    lich behindert und auf einen Rollator gestützt – einen Parcour durch die
    Hochschule Bochum bewältigt hatte. Am Stand der Unfallkasse NRW war die
    Wirtschaftsstudentin zuvor durch eine Spezialbrille sowie das Anlegen von
Gelenkmanschetten, zusätzlichen Gewichten und einer Halskrause innerhalb
weniger Minuten um Jahrzehnte gealtert. „Wir möchten, dass junge und gesunde
Menschen im wahrsten Sinne des Wortes ‚erleben‘ können, wie sich der Alltag
mit grauem Star und eingeschränkter Beweglichkeit anfühlt», so Dr. Achim Dei-
wick von der Unfallkasse NRW.
Zahlreiche Institutionen und Organisationen,          Höhepunkt des Tages war die Podiumsdis-
die im Bereich Behinderung und Inklusion              kussion zum Thema „Auf dem Weg zu einer
tätig sind, nutzten den Tag der Vielfalt am           inklusiven Gesellschaft – 10 Jahre UN-Behin-
28. April, um auf ihre Anliegen aufmerksam            dertenrechtskonvention – Quo vadis NRW?“.
zu machen. Da neben den Studierenden und              Hier wurde deutlich, dass man sich in NRW
Mitarbeitern auch zahlreiche Gäste erschie-           intensiv mit der Umsetzung der Konvention
nen, die nicht unmittelbar zur Hochschule ge-         auseinandersetzt, unter anderem im Akti-
hörten, waren alle Stände den ganzen Tag über         onsplan „nrw.inklusiv“ der Landesregierung.
gut besucht. Entsprechend zufrieden zeigten           Alle im Landtag vertretenen Parteien hatten       Wirtschaftsdekan und Moderator Prof. Dr. Dieter Rüth, Prof. Dr. Andrea Mohnert, Vizepräsidentin der
sich die Organisatoren. „Es haben deutlich            ihr Fachpersonal zur Diskussionsrunde unter       Hochschule Bochum, Manuela Grochowiak-Schmieding (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Josef Neumann
mehr Menschen unser Angebot wahrgenom-                der Leitung von Wirtschaftsdekan Prof. Dr.        (SPD), Elisabeth Veldhues, Behindertenbeauftragte des Landes NRW, und Oliver Wegner (PIRATEN-
men als noch beim ersten Tag der Vielfalt vor         Dieter Rüth, der auch Senatsbeauftragter der      Partei) diskutierten über die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in NRW (v.l.n.r.). Gebär-
zwei Jahren“, freute sich Benjamin Thomas             Hochschule Bochum für Behinderte und chro-        densprachendolmetscherin Sophia Rießler (2.v.l.) übersetzte simultan für die zahlreich erschienenen
vom Inklusionsteam der Hochschule Bochum.             nisch Kranke ist, abgestellt. Lediglich Ursula    gehörlosen Gäste.

Zusammenarbeit konkret gemacht                                                                          Betriebe Lernpartnerschaften und führen ge-
                                                                                                        meinsam Projekte und Veranstaltungen durch.
                                                                                                                                                            von-Kleist-Schule, freute sich, dass mit der Un-
                                                                                                                                                            terzeichnung des neuen Abkommens jetzt alle
                                                                                                        Angelika Wilk, Bochumer Ansprechpartnerin           Bochumer Gymnasien Teil des KSW Mittleres
Hochschule Bochum und Graf Engelbert-Schule schließen                                                   des Netzwerkes und Lehrerin an der Heinrich-        Ruhrgebiet sind.
Vereinbarung im Kooperationsnetzwerk Schule-Wirtschaft

Z
         usammenarbeiten tun die Graf Engelbert-Schule (GES) und die Hoch-
         schule Bochum schon seit langem, das erste Übereinkommen dazu ist
         bereits von 2001. Mit der Vereinbarung, die am 1. März 2016 im Ko-
         operationsnetzwerk Schule-Wirtschaft (KSW Mittleres Ruhrgebiet)
         geschlossen wurde, ist sie jetzt aber um vieles enger und detaillierter
geworden. Prof. Dr. Eva Waller, Vizepräsidentin für Lehre, Studium und Interna-
tionales der Hochschule Bochum und Schulleiter Dirk Gellesch unterzeichneten
das Abkommen.
Festgeschrieben ist jetzt eine ganze Reihe von          jetzt verbindliche Zusammenarbeit. Schul-
Projekten, bei denen die Zusammenarbeit genau           leiter Gellesch bedankte sich bei seinen Kol-
geregelt ist. Insgesamt zehn Aktivitäten im Unter-      leginnen und Kollegen, die die MINT-Akti-
richt und darüber hinaus haben Schule und Hoch-         vitäten der GES vorantreiben und lebendig
schule vereinbart. Der Schwerpunkt der Projekte         gestalten.
liegt vor allem auf naturwissenschaftlich-tech-         Das Kooperationsnetzwerk Schule-Wirt-
nischem Unterricht an Lernorten außerhalb der           schaft ist eine Gemeinschaftsinitiative.
Schule. Ziel ist dabei, die Inhalte des regulären       Kooperationspartner sind die Bezirksregie-
Unterrichts durch Experimente zu vertiefen und          rung Arnsberg, die Städte Bochum, Herne,
das Interesse an den MINT-Fächern (Mathema-             Witten und Hattingen, die IHK Mittleres
tik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik)         Ruhrgebiet sowie weitere Institutionen wie
nachhaltig zu stärken, etwa in TecLabs (Schüler-        Kreishandwerkerschaften und Arbeitgeber-
laborprojekten) an der Hochschule Bochum. So            verbände im mittleren Ruhrgebiet. KSW
können sich die Schülerinnen und Schüler zum            bringt seit 2001 Schulen und Betriebe in
Beispiel im Programmieren von Robotern oder als         Kontakt und führt sie zu einer stabilen und
Vermesser ausprobieren.                                 für beide Seiten fruchtbaren Zusammenar-
Bei der Unterzeichnung betonte Vizepräsidentin          beit. Auf der Basis freiwilliger Kooperati-     Vizepräsidentin Prof. Dr. Eva Waller und Schulleiter Dirk Gellesch freuen sich über die Unterzeichnung
Prof. Dr. Waller, die Hochschule freue sich auf die     onsvereinbarungen schließen Schulen und         des Abkommens.
NEUES VOM INTERNATIONALEN GEOTHERMIEZENTRUM - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
CAMPUS                                                                                                        bonews MAI 2016        07
                                                                                                                                                                                                      Markus
                                                                                                                                                                                                      Hinsenkamp zum
                                                                                                                                                                                                      neuen Kanzler der
                                                                                                                                                                                                      Hochschule
                                                                                                                                                                                                      gewählt

                                                                                                                                                                                                      D
                                                                                                                                                                                                                ie Hochschule Bochum be-
                                                                                                                                                                                                                kommt einen neuen Ver-
                                                                                                                                                                                                                waltungschef. Die Wahlver-
                                                                                                                                                                                                                sammlung der Hochschule
                                                                                                                                                                                                                entschied Anfang April, wer
                                                                                                                                                                                                      Nachfolger von Dr. Christina Reinhardt,
                                                                                                                                                                                                      die seit 1. Dezember Kanzlerin der
                                                                                                                                                                                                      Ruhr-Universität ist, werden soll. Neu-
                                                                                                                                                                                                      er Kanzler wird Markus Hinsenkamp.
                                                                                                                                                                                                      Hinsenkamp, Jahrgang 1969, ist seit 1998 an
                                                                                                                                                                                                      der Hochschule tätig und seit 2006 Dezernent.
                                                                                                                                                                                                      Gehörten zunächst Finanzen, Controlling und
                                                                                                                                                                                                      die Datenverarbeitung der Hochschulverwal-

                                                                                                                                                              Foto: Volker Wiciok, Lichtblick Fotos
                                                                                                                                                                                                      tung zu seinen Aufgabengebieten, kamen 2009
                                                                                                                                                                                                      auch das kaufmännische sowie das technische
                                                                                                                                                                                                      Facilitymanagement hinzu. Seit 2011 vertritt
                                                                                                                                                                                                      der Diplom-Ökonom die Kanzlerin bereits in
                                                                                                                                                                                                      ihren Amtsgeschäften.

                                                                                                                                                                                                      Wann Markus Hinsenkamp das Amt, für das
                                                                                                                                                                                                      er für acht Jahre gewählt worden ist, offizi-
Das aktuelle Präsidium konnte am 1. März 2016 seine Arbeit aufnehmen. Zum neuen Leitungsteam gehören Hochschulpräsident Prof. Dr. Jürgen Bock                                                         ell antritt, steht derzeit noch nicht fest; eine
(Mitte), Prof. Dr. Eva Waller (2.v.l.), Vizepräsidentin für Lehre, Studium, Internationales, Prof. Dr. Andrea Mohnert (2.v.r.), Vizepräsidentin für Diversität,                                       schnellstmögliche Besetzung wird natürlich
Weiterbildung und Alumni Management, Prof. Dr. Michael Schugt (rechts), Vizepräsident für Forschung, Transfer, Entrepreneurship sowie der zukünftige                                                  angestrebt.
Kanzler, Markus Hinsenkamp.

Präsidiums-Staffelstab weitergereicht
Wechsel der Hochschul-Leitung schlägt Brücke von der
erfolgreichen Entwicklung der letzten Jahre in die Zukunft

V
         on der erfolgreichen Arbeit des ersten Präsidenten der Hoch­schule Bo-
         chum und seiner Amtskollegen bis hin zu den Perspek­tiven und Plänen
         des neuen Präsidiums unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Bock – die
         akademische Feierstunde am 22. Februar 2016 zum Wechsel des Prä-
         sidiums im Beisein von NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze
schlug die Brücke von der Entwicklung der Hochschule Bochum in den vergan-
genen zehn Jahren zur Zukunft der Hochschule und der Hochschul­politik des
Landes.
                                                      Mit der Amtszeit von Prof. Dr. Sternberg ver-
                                                      binden sich, daran erinnerte auch der Hoch-
                                                      schulratsvorsitzende Andreas Wilming, die
                                                      Erweiterung der Hochschule um den Campus
                                                      Velbert/Heiligenhaus, der Ausbau des Inter-
                                                      nationalen Geothermiezentrums zu einer For-
                                                      schungs- und Lehrinstitution mit eigenem Ge-
                                                      bäudekomplex auf dem Bochumer Campus,                  „Quo vadis? Fachhochschulen in der Bildungslandschaft“: dieses Thema diskutierten anläßlich der
                                                      der Zusammenschluss der Bochumer Hoch-                 Präsidiumsübergabe NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze, Präsident Prof. Dr. Jürgen Bock,
                                                      schulen, des kommunalen Marketings und der             Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch, IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik und Wilhelm Hi-
                                                      Stadt zur UniverCity Bochum und vieles mehr.           cking von der Handwerkskammer Dortmund.
                                                      Persönlich in die Bildungspolitik des Landes
                                                      eingebracht hat sich Prof. Dr. Sternberg von          gesetzes wusste er die Standpunkte der Fach-                                              Dass die Hochschule Bochum auch weiterhin
                                                      2011 an als Vorsitzender der Landesrektoren-          hochschulen zu verdeutlichen.                                                             in die Region eingebunden wirken wird, konnte
Ministerin Schulze überreicht Prof. Bock seine        konferenz der Fachhochschulen. Nicht zuletzt          Zahlreiche Anliegen und Pläne, die bereits das                                            man schon an der Zusammensetzung der Ge-
Ernennungsurkunde.                                    bei der Novellierung des Hochschulzukunfts-           Vorgängerteam im Blick hatte, nimmt Prof. Dr.                                             sprächsrunde zum Thema „Quo vadis? – Fach-
                                                                                                            Bock, der seit 2010 Vizepräsident für Hoch-                                               hochschulen in der Bildungslandschaft“ erken-
                                                                                                            schulentwicklung, Marketing und Internatio-                                               nen. Neben Wissenschaftsministerin Svenja
                                                                                                            nales war, mit in sein Präsidentenamt und                                                 Schulze stellten sich auch Bochums Oberbür-
                                                                                                            stellt damit die Kontinuität der Leitungspolitik                                          germeister Thomas Eiskirch, der Hauptge-
                                                                                                            sicher. So will auch das neue Präsidium mit                                               schäftsführer der IHK Mittleres Ruhrgebiet zu
                                                                                                            Prof. Dr. Eva Waller, Fachbereich Wirtschaft,                                             Bochum, Eric Weik, sowie der stellvertretende
                                                                                                            als Vizepräsidentin für Studium, Lehre und                                                Hauptgeschäftsführer der Handwerks­kammer
                                                                                                            Internationales, Prof. Dr. Michael Schugt,                                                Dortmund, Wilhelm Hicking, der Zukunftsfra-
                                                                                                            Fachbereich Elektrotechnik und Informatik,                                                ge.
                                                                                                            als Vizepräsident für Forschung, Transfer
                                                                                                            und Entrepreneurship sowie Prof. Dr. Andrea
                                                                                                            Mohnert, Fachbereich Architektur, als Vize-
                                                                                                            präsidentin für Diversität, Weiterbildung und
                                                                                                            Alumni-Management das Thema „Nachhal-
                                                                                                            tigkeit“ der Hochschule weiterführen und aus-
                                                                                                            bauen und das im letzten Jahr unterzeichnete
                                                                                                            Leitbild Hochschule weiter umsetzen.

                                                                                                            Aber auch neue Herausforderungen warten
                                                                                                            auf das dritte Präsidium. So schreitet etwa die
                                                                                                            Digitalisierung der Verwaltung wie auch der
                                                                                                            Forschung und Lehre voran. Bereits auf dem
                                                                                                            Weg ist die Einführung eines Campus-Ma-
                                                                                                            nagement-Systems, dessen Teilbereiche sich                                                Aus gegebenem Anlass wies Oberbürgermei-
Eine Plakette als Erinnerung an ihre Amtszeit hat Hochschulratsvorsitzender Andreas Wilming den             entlang des „Student-Life-Cycle“ angliedern                                               ster Eiskirch scherzhaft auf eine Kampagne der
scheidenden Mitgliedern des alten Präsidiums überreicht.                                                    sollen.                                                                                   Stadtwerke Bochum hin.
NEUES VOM INTERNATIONALEN GEOTHERMIEZENTRUM - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
08              bonews MAI 2016                                                             CAMPUS

Neubau Campus Velbert/Heiligenhaus:                                                                                                                     orie“, erklärt Prof. Stefan Breuer.
                                                                                                                                                        Bei so vielen durchdachten Besonderheiten
Auf dem Weg zur eigenen Identität                                                                                                                       wundert es nicht, dass die weitere Medien-
                                                                                                                                                        technik ebenfalls modern und ausgefeilt ist: So
text UND FOTOS: Eva-Kristina Rüther-Bretschneider | Campus Velbert/Heiligenhaus                                                                         wird es möglich sein, Ausführungen eines Pro-

E
                                                                                                                                                        fessors von dem eine in den zweiten PC-Pool
         s ist der Endspurt: Seit 2010 wird der Neubau des Campus Velbert/                                                                              zu übertragen, so dass dann gleichzeitig in den
         Heiligenhaus geplant, jetzt scheint es bis zur Fertigstellung nicht mehr                                                                       zwei PC-Pools gelehrt werden kann. Bei Bedarf
         weit zu sein. Wer das U-förmige Gebäude mit den hellgrünen Elementen                                                                           können so auch große Gruppen Vermitteltes
         in der Fassade sieht, bemerkt schnell: Mit Riesenschritten geht der Bau                                                                        direkt am Rechner umsetzen.
         vorwärts. „Endlich bekommen wir etwas Eigenes und sind nicht mehr                            „Ich freue mich auf den Neubau und hoffe,         In der zweiten Etage sind auch die Büroräume
nur Gäste“, freut sich Standortsprecher Prof. Christian Weidauer. Denn bislang                        dass ich es noch miterlebe, da ich voraus-        und Labore untergebracht. Ausgestattet sind
war der Campus im Kiekert-Gebäude untergebracht und gar nicht als Hochschu-                           sichtlich nur noch ein bis zwei Semester am       diese mit Versuchsaufbauten, Messgeräten,
le wahrzunehmen. Das wird sich ändern:                                                                Campus studieren werde.                           Apparaturen, so dass all das theoretisch Ge-
                                                                                                      Am jetzigen Standort merkt man, dass die          lernte hier praktisch auf die Realität bezogen
                                                                                                      Eröffnung eigentlich für das letzte Jahr gep-     angewendet werden kann. Die Professoren
                                                                                                      lant war; so wurde beispielsweise die defekte     kümmern sich um die für die Projekte nötigen
                                                                                                      Infrastruktur nicht mehr ersetzt. Ich bin         Details.
                                                                                                      natürlich auch auf die modernen Hörsäle,          In der dritten Etage wird neben der Hoch-
                                                                                                      Seminarräume sowie die umfangreichen La-          schulverwaltung die Bibliothek eingerichtet.
                                                                                                      bore gespannt.                                    Sie wird Platz bieten für einen Thekenbereich
                                                                                                      Ich hoffe, dass ich noch ein Semester im          und – geplanter – Selbstverbuchungsanlage.
                                                                                                      neuen Campus studieren werde, damit nicht         Kopierer und Taschenschränken. Geplant sind
                                                                                                      meine prägendste Erinnerung der Kampf             auch ein Bereich für Gruppenarbeiten und
                                                                                                      um eine W-LAN Verbindung ist.“                    Einzelarbeitsplätze; hier wird noch an einer
                                                                                                                                   Dennis Niehaus       entsprechenden akustischen Lösung getüftelt.
                                                                                                                                                        Insgesamt wird der Neubau auf dem ehema-
                                                                                                                                                        ligen Kiekert-Areal mit einer Gesamtfläche
                                                                                                    poräre Wände oder Kabinen für die entspre-          von 10.000 Quadratmetern Grundfläche ent-
                                                                                                    chende Geheimhaltung.“ Das also, was in den         stehen und voraussichtlich Platz für ca. 400
                                                                                                    Vorlesungen theoretisch gelehrt und im Labor        Studierende bieten. Geprüft wird noch, ob
                                                                                                    konzipiert wurde, werden die Studierenden
                                                                                                    hier praktisch testen. Das Besondere außer-
                                                                                                    dem: Oberhalb des Multitechnikums befindet
                                                                                                    sich eine Galerie, von der aus man auf die Flä-
                                                                                                    che schauen kann.
Hier noch eingerüstet, wie auch die Außenfassade: Das Multitechnikum mit seinen großen Rolltoren.
                                                                                                    In den Ecken des Gebäudes sind die Hörsäle
   „Seit 2010 plane                                                   „Ich freue mich               eingerichtet. „Die zwei Hörsäle haben je 120
   ich     maßgeblich                                                 vor allem auf das             Plätze und wurden über zwei Etagen ins Un-
   den Neubau mit.                                                    Multitechnikum;               tergeschoss „getreppt“. Das ist deshalb so ge-
   Ich habe die Ent-                                                  hier haben wir eine           schickt, weil uns so keine Fläche der Laborräu-
   wicklung miterlebt.                                                Werkhalle, in der             me in der 1. Etage verloren geht “, erklärt Prof.     „Ich glaube, dass das Gefühl des Hochschul-
   Nun bin ich neu-                                                   wir im Trockenen              Christian Weidauer, der seit 2010 als „Nutzer-        lebens in einem eigenen Gebäude besser zur
   gierig, wie es sein                                                und Warmen all das            vertreter“ maßgeblich den Neubau mitgeplant           Geltung kommen wird. Es soll eine Art Park
   wird. Ich denke,                                                   Erlernte an realen            hat. Außerdem wird eine so breite Projektions-        geben, in dem man auch mal draußen sit-
   dass die Hoch-                                                     Dingen    umsetzen            fläche eingerichtet, dass über zwei Projektoren       zen kann und mehr für sich ist. Ein weiterer
   schule sich auch                                                   können. Ich finde             auf einer Seite beispielsweise die Theorie, auf       Punkt, den ich als positiv ansehe, ist eine ei-
   in der Wahrneh-                                                    übrigens auch toll,           der anderen Seite die Aufgaben dargestellt sein       gene Hochschulkantine, in der zu erschwing-
   mung der Menschen verändert. Ich freue         dass der Panoramaradweg und der                   können. Teilweise fällt in die Hörsäle sogar Ta-      lichen Preisen ein gesundes, leckeres Essen
   mich sehr auf den Einzug in den Neubau.“       Park in der direkten Nähe sind.“                  geslicht – natürlich so ausgeklügelt, dass die        eingenommen werden kann. Momentan
                   Prof. Christian Weidauer       Prof. Stefan Breuer                               Sonne nicht auf die Projektionsfläche scheint.        muss diesbezüglich auf die teurere Kiekert-
                                                                                                    Die Übungs- und Praktikagruppen sind mit              Kantine oder auf die eher mittelmäßig ge-
                                                                                                    30 bzw. 15 Studierenden recht klein, so dass          sunde, gegenüberliegende Pizzeria, zurück-
Sehr großzügig präsentiert sich gleich der Ein-   große Maschinen und Fahrzeuge bieten, damit       Betreuung, Diskussionen mehr Raum finden              gegriffen werden.“
gangsbereich in der Mitte des Gebäudes. Wer       die angehenden Ingenieure auch praktisch ar-      können. Dazu stehen insgesamt zwölf Semi-                                          Johanna Aubke
zunächst nach rechts vorbei am Treppenauf-        beiten können. Allein das Eingangstor ist über    narräume auf der ersten und zweiten Etage mit
gang und den zwei Aufzügen läuft, kommt in        vier Meter hoch, so dass eine Lkw-Zugmaschi-      Platz für bis zu 60 Personen zur Verfügung.
der Mensa aus: Die bodentiefen Fenster lassen     ne hereinfahren könnte. Das Multitechnikum        „Auch hier gibt es eine Besonderheit: Die Räu-      auch ein Studentenwohnheim entsteht.
sich öffnen, so dass hier an warmen Tagen die     wird ausgestattet sein mit Hebebühne, Pulsator    me wurden extra breit und nicht so tief gebaut,     Überlegt wird auch, das Foyer oder die Hörsäle
Studierenden draußen im Innenhof sitzen           zur Festigkeitsanalyse und einer abgetrennten     damit die Studierenden nah am Dozenten              für Veranstaltungen zu öffnen; die Schlüssel-
können. In der Mensa wird es eventuell eine       Werkstatt mit Schweißplatz und Lager. „Ins-       sitzen können. Für diese Raumstruktur muss          region könnte hier beispielsweise tagen. „Das
Frontcooking-Küche geben.                         gesamt bleibt die Fläche bewusst offen und        eine zusätzliche Belüftung eingebaut werden“,       wird sich zeigen“, sagt der Standortsprecher.
Auf der gegenüberliegenden Seite des „U“          hat keine Wände“, erklärt Prof. Stefan Breuer.    so Prof. Christian Weidauer weiter.                 Wichtig ist jetzt, dass der Neubau fertig wird.
befindet sich das, worauf sich sicher Studie-     „Wir sind eine kleine Mannschaft mit 13 Pro-      Freuen können sich die Studierenden auch auf        Für die Forschung Lehre, das Stadtbild von
rende und Professoren besonders freuen: das       fessoren; da weiß jeder, welche Projekte gerade   zwei PC-Pools mit je 50 Rechnern. „Wer ein          Heiligenhaus und eine Perspektive für junge
Multitechnikum. Die hohe 260 Quadratme-           in welchem Labor stattfinden. Und wenn doch       Programm lernt, kann das so direkt am Rech-         Menschen. Dann hat der Campus Velbert/Hei-
ter große Multifunktionsfläche wird Platz für     mal etwas anonym bleiben muss, sorgen tem-        ner tun und nicht erst nach zwei Stunden The-       ligenhaus eine eigene Identität.
NEUES VOM INTERNATIONALEN GEOTHERMIEZENTRUM - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES NEUES VOM INTERNATIONALEN GEOTHERMIEZENTRUM - MAGAZIN DER HOCHSCHULE BOCHUM MAGAZINE OF THE BOCHUM UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
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