In viam pacis Klosterzeitung der Benediktinerabtei Maria Laach - Nr. 53 Dezember 2018
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in viam pacis Klosterzeitung der Benediktinerabtei Maria Laach Auf ein Wort 2- 4 Aus Kloster und Konvent 5 - 44 Aus den Betrieben 45 - 54 Aus dem Seetal 55 Veranstaltungen 57 - 58 Mitteilungen 59 - 60 Liturgie 62 Chronik 63 - 69
Auf ein Wort Liebe Leserinnen und Leser der Klosterzeitung, liebe Freunde und Freundinnen von Maria Laach. Das verlorene Paradies finden nach Angenommensein und Vergebung, Das Paradies, von dem die ersten Kapi- nach Nähe und Vertrautheit – kurz zu- tel der Heiligen Schrift berichten, hatte sammengefasst: tief im Wesen des Gott mit aller Sorgfalt und Liebe als Le- Menschen findet sich die unzerstörbare bensraum für den Menschen, für seine Sehnsucht nach Liebe. Und überall da, Schöpfung bereitet. ‚Paradies’ ist ein Syn- wo ein Mensch dies findet – was sozusa- onym für den vertrauten Umgang Gottes gen die Erinnerung seines Herzens wach mit dem Menschen und des Menschen ruft –, überall da, wo der Mensch Güte mit Gott. Es ist ein Bild für die selbstver- und Barmherzigkeit findet, einen ‚Ort’, wo ständliche Nähe der beiden zueinander: er keine Rolle spielen muss, sondern sich Schöpfer und Geschöpf – Ausdruck einer geben und fallen lassen kann, wie er ist, unverstellten Beziehung. wo er angenommen – kurz, wo er geliebt ist, da findet der Mensch ein inneres Zu- Die Vertreibung aus dem hause, da findet seine aufgescheuchte Paradies war für beide – für und unbehauste Seele eine Heimat – als Schöpfer und Geschöpf – Vorahnung der ewigen Heimat, des ewi- ein Trauma, ein kosmischer gen, unzerstörbaren Wohnens bei Gott. Schock sozusagen, die Zerstörung genau dessen, Wenn wir sagen, Heimat sei der ‚Ort’, wo was beiden das Paradies ich sein darf, wo ich leben darf, dann sind bedeutete. Seit dieser Vertreibung irrt damit nicht primär geografische Orte ge- der Mensch wie ein Heimatloser durch meint. Solch ein Ort kann sehr wohl ein die Welt und durch die Geschichte. Er ist Raum sein, aber sicher auch ein Roman, letztlich unbehaust. Paulus drückt es als in dem ich mein Leben wiedererkenne – Glaubender aus: „Unsere Heimat aber ist die Heilige Schrift; es kann ein Musikstück im Himmel“ (Phil 3,20). oder ein Kunstwerk sein, das mich tief berührt und mich mir selbst aufschließt. Der Mensch hat eine Ahnung, eine Erin- Und es kann – und das wird wohl meist nerung an das Paradies in seinem Herzen der Fall sein – ein Mensch sein, der mir behalten. Ohne diese Erinnerung könnte Ruhe, Halt, Geborgenheit, Ankommen, er das Empfinden der Heimatlosigkeit gar Akzeptanz gewährt, der mir den inneren nicht haben. Oder anders gesagt – nicht Raum der Hingabe öffnet. Ein solcher in diesem arche-typischen Bild des Pa- Mensch bewahrheitet meine Erinnerung radieses, sondern theologisch: Gott hat an das Paradies als nicht nur geträumt, dem Herzen des Menschen – seines sondern als eine – immer wahrscheinli- geliebten Geschöpfes – den Abglanz cher sich erweisende – Möglichkeit aus seines Wesens eingeprägt. Deswegen den Händen Gottes. Ein solcher Mensch findet sich tief im Wesen des Menschen schenkt mir eine kleine Ahnung dessen, die Sehnsucht nach diesem göttlichen wer Gott für mich ist, was er an Heimat Wesen: nach Güte und Barmherzigkeit, und an Geborgenheit zu geben in der 2
Auf ein Wort Lage ist. Denn die Liebe sucht den Ande- Herz des Menschen!’ ren zu bergen. Unsere Sehnsucht nach Heimat wird Advent – gegenseitige Erwartung hier auf Erden nur ansatzweise gestillt; der Hunger nach einem unzerstörbaren, „Warten kann nur jemand, der eine Hoff- ewigen Zuhause bleibt und verweist uns nung hat.“ immer wieder auf Gott, der allein dieses Paradies zu schaffen und neu zu bereiten Die Zeit des Advents ist nicht nur, ja nicht vermag. einmal primär die Zeit unserer Erwartung Das Paradies wurde hinter unseren Ur- Gottes in Jesus Christus. Sie ist vielmehr eltern verschlossen. „Du Schlüssel Da- die Zeit, in der Gott auf uns wartet, mit vids, du öffnest und niemand schließt; du Freude darauf wartet, dass wir zu ihm schließt und niemand öffnet. Komm und kommen: der Advent des Menschen in befreie die Gefangenen, die im Kerker Jesus Christus. In ihm kommt der Mensch sitzen, in Finsternis und im Schatten des endgültig bei Gott an. Todes.“ So singen wir in der O-Antiphon Wir können sagen: Gott und Mensch er- des 20. Dezember. Das Herz Gottes war warten einander: Gott ersehnt die Ge- immer offen für uns Menschen geblieben. meinschaft mit seinem Geschöpf. Und In der Menschwerdung Jesu Christi, sei- diese Sehnsucht Gottes nach seinem nes Sohnes, offenbart der Vater uns den Geschöpf weckt die Sehnsucht des Men- unergründlichen Reichtum seines Her- schen nach seinem Schöpfer, denn nach zens. Jesus Christus öffnet uns den Blick Gottes Bild – nach seinem Wunsch und in das liebende Herz des Vaters. Ja, mehr Wollen –, nach seinem Herzen sind wir noch: Er zeigt uns nicht nur das Herz sei- gestaltet. nes und unseres Vaters, er eröffnet uns Das Kommen des Herrn ist gegenseiti- in seiner Menschwerdung auch einen – ge Erwartung; Gott und Mensch warten nein: den – Zugang zu diesem väterlichen aufeinander und erwarten einander. Sie Herzen (Joh 10,9). Er weist uns den Weg können es kaum erwarten, sich zu finden zu seinem eigenen Zuhause (Joh 14,6). und beieinander zu sein. Wenn wir also „Wer mich sieht, sieht den Vater!“ sagt Je- den Advent als die Erwartung der Ankunft sus im Johannesevangelium. Wir können Gottes bei uns Menschen verstehen und mit der Stimme Jesu fortfahren: ‚Wer den feiern, dann lebt in ähnlicher Weise auch Weg zu meinem Herzen findet …’ oder Gott im Advent – in der Erwartung der An- genauer: ‚Wem ich mein Herz öffne, dem kunft des Menschen bei ihm. Gott kommt öffnet sich auch das Herz des Vaters bzw. auf den Menschen zu und der Mensch dem öffnet auch der Vater sein Herz.’ auf Gott – Gott und Mensch treffen sich Es gilt: ‚Die Heimat des Menschen ist das dann in der Menschwerdung des Sohnes Herz Gottes!’ Gottes in der Weihnacht. Die Menschwer- Aber auch: ‚Die Heimat Gottes ist das dung ist also die Erfüllung dieser zweifa- 3
Auf ein Wort chen Suchbewegung und dieses zweifa- fen von Gott und Mensch, chen Einander-Findens, dieses doppelten - das sich in Jesus Christus bereits in ein- Advents: des Advents Gottes und des Ad- zigartiger Weise erfüllt hat vents des Menschen. - und das sich in unserem Leben – so hof- Gott und Mensch sind wie zwei, fen wir – einst ereignen wird … - die sich suchen und einander zu finden vielleicht ist dieses Zusammentreffen, hoffen, da sie ja eigentlich zusammenge- diese gegenseitige Umarmung, so um- hören; stürzend, so unbegreiflich, so erschüt- - die sich in ihrer Zuneigung einander zu- ternd, dass Sonne, Mond und Sterne aus rufen: „Komm!“ ihrer Bahn geraten und dass sich eine - die trotz aller Dunkelheit den Weg zuei- neue Schöpfung ereignet (Mt 24,29-44). nander finden, da sie unablässig auf den Ihr Pater Andreas Ruf des anderen hören: „Komm!“ Und vielleicht ist dieses Zusammentref-
Aus Kloster und Konvent Schaut auf Gottes Sohn! Klostermarkt ließ die Scharen nach Maria Laach strömen Unter hellem Sternenlicht und im dunklen Stall der Hirten sitzt voll Anmut Gottes Sohn auf dem Schoß der jungen Mutter Wer begreift die Armut - wer die Rettung wer ruft in der Kraft des Engels Beistand aus für Heil und Leben im Gezeter und im Wirrwarr aller Welt Selbst im Hermelin und weißem Haar kann der Weltenkönig nur in Demut sich verbeugen wenn nicht das Gotteskind in seiner Güte offen seine Hände hält Höre Mensch im Erdenkarussell in Zwietracht, Leid und Not kann nur einer Freude schenken einer Glaube und im Schatten Licht Schaue Mensch den Herrn der Welt der im Stall geboren ist. P. Drutmar 27
Aus Kloster und Konvent Verabschiedung von Herrn Dr. B. Gluttting und Frau R. Glutting „Am 1.5.2018 ist endgültig Schluss“! Die- tal, Br. Fulgentius erstmals nach Mendig zur ser Satz, ausgesprochen von unserem Praxis unseres Zahnarztes Dr. Kriphale – der langjährigen Hausarzt Herrn Dr. Glutting, auch tüchtig bohrte – und zur Praxis un- machte uns Laachern im Frühling 2018 seres Hausarztes Dr. Glutting, von dem ich klar, dass bald eine entscheidende Wen- bis dahin nur gehört hatte. Anlass war die de in der ärztlichen Versorgung der Mön- Auffrischung der Tetanusimpfung - auch ein che bevorstehen würde. leicht schmerzender Erstkontakt. Es folgten Über 35 Jahre lang war Dr. Burkhradt für mich vertretungsmäßig einige Visiten in Glutting unser Hausarzt. Nach seinem ML, Arztfahrten zu den Praxen und Anfang Studium und der medizinischen Grund- 1990 das Praktikum im Altenheim „Mari- ausbildung in Bonn übernahm er die enstift“, wo ich dann unseren Hausarzt bei Praxis von Herrn Dr. Fräßdorf, der lange anderen Patienten der Station 2B in Aktion in Mendig praktiziert hatte. Geboren in erleben konnte. Nach der Ausbildung in Bayreuth in Oberfranken, musste sich Dr. Bad Kreuznach, der Renovierung der Infir- Glutting zuerst an die Mentalität der Men- merie und dem personellen Wechsel in der diger gewöhnen. Dabei half ihm seine Leitung der Krankenabteilung wurden die Frau Roswitha, die aus der Eifel stammt. beruflichen Kontakte immer häufiger und Schnell wurde er in der Pellenz zu einer die zwischenmenschlichen Verbindungen Institution, da er sich auch bei der Frei- immer intensiver. In dieser Zeit habe ich von willigen Feuerwehr und in der evangeli- Ihnen – lieber Herr Dr. Glutting – viel lernen schen Kirchengemeinde von Mendig en- dürfen, besonders das Umsetzen des theo- gagierte. Jahrelang versorgte Dr. Glutting retischen Wissens in die Praxis. Denn häufig die Laacher Mönche mit höchster ärztli- ist alles anders im wirklichen Leben und die cher Kunst. Fotos auf Hochglanzpapier in Fachbüchern Da aber kein Nachfolger zur Verfügung helfen einem nicht immer weiter, wenn man stand, wurde die Praxis zum 1.5.18 ge- z.B. eine Hauterkrankung erkennen und an- schlossen. therapieren soll. Da kamen mir Ihre lang- Der Laacher Konvent bedankte sich bei jährigen Erfahrungen, Ihre Weitsicht und dem Ehepaar Glutting am 7.8.18 im Rah- Ihr fundiertes Wissen sehr zu Hilfe und die men eines Empfangs für die kompetente Mitbrüder erfuhren schnelle Heilung und ärztliche Versorgung über all die Jahre Genesung. Viele schwierige Entscheidungen hinweg. Nach der Begrüßung durch Pater mussten in Ihrer Laacher Zeit getroffen wer- Prior Andreas hielt Br. Antonius, der In- den, z.B. die Versorgung/Beatmung von Br. firmar, eine kurze Ansprache. Fulgentius in ML, das Legen einer PEG bei P. Damian oder die Blasen-OP bei Abt Anno. Liebe Frau Glutting, lieber Herr Dr. Glutting, 35 Ärztetage haben Sie miterlebt und mitge- liebe Mitbrüder! staltet, an über 40 verstorbenen Mitbrüdern haben Sie die Leichenschau durchgeführt. Im März 1988 fuhr mich, nach fast dreimo- Unseren ältesten Mitbruder – Br. Pirmin – natigem Postulantenleben im Laacher See- durften wir beide zusammen in seinen letz- 7
Aus Kloster und Konvent ten Stunden begleiten. Ob morgens, abends oder nachts, sie kamen immer, man darf sa- gen: Laach wurde für das Ehepaar Glutting auch eine Heimat. Vielen Dank also für Ihre Sorge, Ihre Bemühungen und Ihre häufigen ärztlichen Einsätze für die Laacher Mönche. Ein herzliches Dankeschön geht natürlich auch an Sie, liebe Frau Glutting, und an die netten Damen in der Praxis, Frau Ammel, Frau Weiß, Manuela und viele andere. Sie alle haben so häufig am Telefon oder auch live an der Praxistheke meine Wünsche und die der Mitbrüder erfüllt und nie die Nerven verloren. Die Zusammenarbeit empfand ich über all die Jahre hinweg immer als vertrau- ensvoll und an der besten Versorgung der Patienten orientiert. Umso trauriger waren wir dann alle, als es nach mehrmaligem Hin und Her hieß: Am 1.5.2018 ist endgültig Schluss. Die Laacher gönnen Ihnen beiden den wohlverdienten Ruhestand, der sich wohl später erst richtig einstellen wird und sagen Vergelt´s Gott für alles und Gottes Segen für Ihre Zukunft. Als Geschenk überreichte er dem Ehe- paar Glutting eine echte Ikone von den Heiligen Kosmas und Damian, den Patro- nen der Ärzte. Danach folgte das Abend- essen mit dem Konvent im Refektorium und eine Führung durch die „Bogler-Aus- stellung“ mit Br. Stephan. Der Tag endete mit einem gemütlichen Beisammensein im Empfangszimmer mit etlichen Mit- brüdern. Wir sagen Dankeschön für alle Dienste der Praxis Glutting und bedan- ken uns jetzt schon bei den Praxen Sie- bold und Krone, die die „Laacher Patien- ten“ übernommen haben. Br. Antonius 8
Aus Kloster und Konvent Boglerausstellung 2018 D ie Ausstellung „Theodor Bogler (1897-1968) - vom Bauhaus nach Maria Laach“ wurde vom 17. Juni bis zum Autoren des Kataloges. Dabei wurden sie immer von den strengen Blicken der un- auffällig operierenden Wachmannschaft 11. August in den Räumen der ehemali- beäugt, die über die Exponate wachte; gen Schreinerei gezeigt, und sie kann seit neben der Alarmanlage eine leider not- dem 22. September verlängert bis zum 9. wendige Maßnahme. Dezember 2018 samstags, sonntags und Allgemein war - und ist der logistische feiertags am Nachmittag besucht werden. Aufwand beträchtlich, alle Arbeiten rund um die Ausstellung verrichten ausschließ- Es war - nein, es ist eine gelungene und lich ehrenamtliche Helferinnen und Hel- erfolgreiche Ausstellung! Über 7000 Inte- fer: ob im Vorfeld beim Herrichten der ressierte und Neugierige strömten bisher Räume und Schleppen der Vitrinen, bei nach Laach, um sich in über 400 Füh- der Bewirtung im Café oder im Ausstel- rungen mit vielen neuen und bekannten lungsshop. Dafür kann man ihnen gar Informationen über P. Theodor Boglers nicht genug danken! Leben, Werdegang und Werk bekannt zu machen, präsentiert von Br. Stephan Die Ausstellung im spannungsvollen Um- Oppermann, dem Leiter der Keramikma- feld der Werkstatthallen der ehemaligen nufaktur, von Sachkundigen aus Konvent Schreinerei atmet einen besonderen und Freundeskreis der Abtei, sowie von Charme, der sich auf die Exponate und Besucher gleichermaßen überträgt und alle magisch ins Thema hineinzieht. Sie zeigt den dreifachen Spagat zwischen Design (obwohl die Bauhäusler das so nie gesagt hätten), handwerklicher Kunst(- fertigkeit) und Bildender Kunst. Der Besucher schlängelt sich quasi ins Leben von P. Theodor Bogler hinein. Zunächst wird man hineingesogen in P. Theodor Boglers Leben, man passiert seine Jugend- und Militärzeit, vorbei an der Geschichte und den Geschicken sei- ner Familie, angefangen beim Großvater, über den Vater bis zum jüngeren Bruder Friedrich Wilhelm, der ein begabter Maler und begeisterter Student am Bauhaus in der Theaterklasse in Weimar war. Museumsshop, rechts mit „Tauben“vasen Man biegt ab und steht im Bauhauszim- 9
Aus Kloster und Konvent mer. Die Formen nehmen jeden gefan- gen. Theodor Bogler schuf in der 1920er Jahren Objekte, deren Funktionalität die Gestaltung vorgibt, die schnörkellos, gleichzeitig schön und innovativ sind und serienmäßig hergestellt werden konnten, sodass auch Alltägliches sich in ästheti- schen Formen wiederfand. Man denke hier nur einmal an seine Vorratsgefäße, die er 1923 für die Küche im eigens zur Ausstellung gebauten „Haus am Horn“ in Weimar entwarf. Ihre haptischen und gestalterischen Eigenheiten, das Nach- denken über einen sinnvollen Gebrauch und daneben die Fragen bezüglich ihrer Produktion werden den Besuchern vor Augen geführt. Theodor Boglers Motive im klösterlichen Alltag Am Bauhaus fließen Kunst und Handwerk, zuvor getrennt, zu einer neuen Einheit zu- ven auf der Veltener Keramik, die leider sammen und werden auch gleichberech- einer stärkeren Beanspruchung im Ge- tigt und aufeinander aufbauend gelehrt. brauch nicht standhält, oder die Aus- „Für uns ist heute völlig selbstverständ- führungen zum Salzbrandverfahren der lich und anders gar nicht mehr denkbar, keramischen Werkstätte Mühlendyck, all wie Möbel oder auch Geschirr hergestellt das entfaltet während jeder Führung eine werden - nämlich als Massenware, und spezielle Faszination. damit verhältnismäßig preisgünstig. Das Ebenso bemerkenswert sind die legendä- war damals ein absolutes Novum“, erklärt re Mokkamaschine, die Kombinationstee- Bruder Stephan Oppermann. kanne und eine Teekanne aus einzelnen untereinander austauschbaren Teilen, Die Hinweise auf den Beginn einer indus- deren wichtigster Körper aus einem Ku- triellen Produktion oder auch auf den gelsegment mit gerader Schulter besteht. Sprung vom Drehen auf der Töpferschei- Bis heute sind diese Keramikformen be, was ja immer „nur“ runde Stücke her- maßgebliche Inspirationsquellen der Ma- vorbringt, zu den Gießformen für Objekte ria Laacher Keramikmanufaktur. Derer in nahezu jeglicher Form, wie auch auf gesamter Formenkanon bewusst schmal die Verfahrenstechniken mancher Ob- gehalten ist. jekte, die die Keramiker unter unseren Plötzlich fällt sie auf, die rote Linie, die Besuchern magisch ansprachen, wie die einen schon seit Beginn der Ausstellung Applikationstechnik von sakralen Moti- begleitet, und man steht vor einer Tür. 10
Aus Kloster und Konvent Man stösst sie auf und gelangt in die Theodor Bogler war und bleibt eine „dunkle“ Zeit im Leben Theodor Boglers. spannende Person. Fragt man die Be- Die Zeit der Krankheit seiner Frau, ihrem sucher nach deren Verständnis seines selbst gewählten Ende, die Zeit seiner Vermächtnisses, so erstaunt die Fülle Konversion wird in einer Inszenierung der Antworten: „Er war ganz wichtig für vermittelt. Zunächst leicht geschockt, ob Laach“; „er hat den Buch- und Kunstver- des Lichts und der Todesdaten von sei- lag groß gemacht“; „sein Input zur Litur- ner Frau, seiner Mutter und seinem Leh- gischen Bewegung war sicher nicht vor- rer Max Krehan, die mit Tusche an die dergründig spürbar, aber ich denke doch, Wand geschrieben wurden, wirkt dann dass Laach ohne ihn im Ansehen nicht auf den zweiten Blick alles sehr authen- so weit gekommen wäre“; „warum macht tisch. Die meisten älteren Besucher hal- heute keiner mehr Vasen in diesen wun- ten da ein wenig inne. Man sieht ihnen derschönen Formen?“ (Diese Besuche- an, wie sie sich die Zeit, in der sich dies rin meinte die sogenannte „Taube“, eine alles abspielte, vor Augen führen. Sicher Vase mit zwei Öffnungen. Sie wurde in hat sich die Zeit zwischen den Weltkrie- den Ausstellungsshop im 1. Stock geleitet gen in mancher Familie der Besucher und ging mit leuchtenden Augen und „ih- ebenfalls so oder schlimmer oder etwas rer“ Taube nach Hause); „es ist ja gerade- abgeschwächter abgespielt. Wer sich zu unglaublich, was dieser Mann alles an- besinnt, wie das denn damals in der ei- gestoßen und wen er alles inspiriert hat!“. genen Familie war, der nimmt auch tiefe Einsichten ins eigene Leben mit. Tritt man Es begeistert, was man sieht und in den dann aus der Tür, kommt man im Kloster Führungen hört. Einige Besucher tun dies Maria Laach an - also in der Ausstellung in sehr typisch-aktueller Weise auf der und im Leben von P. Theodor Bogler. facebook-Seite der Ausstellung kund und liken mit einem lakonischen „gefällt mir“. Andere, und es sind viele, schreiben ins Gästebuch. Auch alle Ehrengäste, wie Bischof Felix Genn, die SPD-Vorsitzende Andrea Nah- les, Frau Dr. Anke Blümm (Klassik Stiftung Weimar) um nur einige zu nennen, haben sich dort eingetragen. Hier einige Auszüge daraus: „Faszinierend wie der Mut zu neuen und unbekannten Ufern seine Formen finden kann. Eine spannungsvolle Ausstellung mit Bischof von Münster Felix Genn (rechts) und Br. Ste- liebe und witz zum Besonderen! Präsentiert phan Oppermann in einem Gebäude voller Energie findet sich 11
Aus Kloster und Konvent bei einer Tasse Kaffee oder prickelnden Sekts P. Theodor Bogler war aber für Laach viel die Zeit zum Verweilen. Besonderen Dank an mehr als nur Künstler und Keramiker, die Menschen, die solch bewegendes Hand- nach dem Studium der Theologie und der werk begreifbar machen! Danke für diesen Priesterweihe, leitete er die Hausmeiste- Einblick und die Empfehlung für alle Men- rei der gesamten Klosteranlage. Schon schen, die das Schöne und Besondere gerne hier zeigten sich sein Organisationstalent genießen und schätzen.“ und seine Weitsicht. 1939 berief ihn Abt Ildefons als Prior zu seinem Stellvertreter. „Sehr beeindruckend, wie diese wunderbare Diese Amt behielt er bis zum Jahr 1948 Kunst, so sehr sie auch von Religion geprägt inne. 1951 übernahm er die Leitung der - vom heiligen Geist inspiriert - ist, doch das ARS LITURGICA und prägte durch die Religiöse zu allgemein Menschlichem trans- Arbeit von Verlag und Werkstätten maß- zendiert. Sehr bewegend. geblich die liturgische Erneuerung der Danke auch für die sehr persönlich und in- Nachkriegszeit mit; in seinen Händen lag formative, kenntnisreiche Führung.“ auch die vorbildliche Restaurierung des Laacher Münsters. „Wunderbar inszeniert in diesen Räumen mit Außerdem hinterließ Theodor Bogler – Kaiserlampen und Bauhaus-Schreibtischen. als Autor und als Herausgeber – eine Hier verschmelzen die Werke mit der Um- große Zahl grundlegender Schriften zum gebung zu einer Einheit - und zur Krönung Verständnis des christlichen Glaubens, obendrauf ein Abschluss im Café mit einer Tasse Kaffee aus Boglers Werk. Einfach phantastisch! Danke und viel Erfolg mit dieser Ausstel- lung!“ Begeisternd, inspirierend und tief berührend sowohl die Lebensgeschichte von Pater Theodor Bogler als auch seine Werke. Sehr in- teressant und fachkundig vorgetragen von Bruder Ste- phan. Herzlichen Dank. Besuch von Andrea Nahles (Mitte mit rotem Pulli) und Mitarbeitern und Freunden aus der Region (rechts neben ihr) sowie (v.l.n.r.) Dr. Anke Blümm (Klassik Stiftung Weimar), Katharina Brellochs, Gernot Mittler (Vorsitzender des Vereins des Freun- deskreises der Abtei) und Br Stephan Oppermann 12
Aus Kloster und Konvent der christlichen Kunst und der christli- verwirklichte er auch in der Herstellung chen Liturgie. Liturgischer Geräte und Paramente. Dar- in kommt auch Boglers Liebe zur Liturgie Theodor Bogler wollte das verwirklichen zum Ausdruck. Viele Dinge des täglichen und weiterführen, was er am Bauhaus Klosterlebens (farbliche Ausgestaltung nicht ausleben konnte, und konnte /durf- der Fassade und der Abteikirche im In- te es im Kloster erneut nicht. Ein Pater neren, Apostelleuchter, Refektoriums- durfte kein Handwerk ausüben. Er mach- geschirr u.a.) bis hin zu den liturgischen te daraus eine Tugend, da er immer gerne Geräten (Kelche und Patenen, Ciborien, nach Talenten und Mitstreitern Ausschau Kreuze, allen voran das Altarkreuz in der hielt, wo es nur ging. Er förderte und ver- Abteikirche Maria Laach u.a.) sowie zahl- mittelte die Jugend in künstlerisch-hand- reiche Paramente basieren auf Formen, werkliche Ausbildungen. Er suchte sich die im Bauhaus in Weimar/Dornburg ent- gezielt Partnerwerkstätten, die nach sei- wickelt wurden. nen Entwürfen Keramiken fertigen kon- Was über allem Interesse und Zuspruch nen in halb- oder vollständig industrieller während der Ausstellung fast noch am Produktion. Seine gestalterischen Ideen meisten freut, ist die Tatsache, dass sich Finissage 12. August 2018 mit und für Helfer und Joyful Voices Frauenensemble, Koblenz 13
Aus Kloster und Konvent Privatleute und auch Museen melden, Ein Ausflug nach Clerf in Luxemburg weil auch sie Objekte von P. Theodor Hier war die Anzahl der Mitfahrer erheb- Bogler zuhause, ausgestellt oder im Fun- lich größer. Vorneweg Abtswagen mit dus haben, von denen die Macher dieser Fahrer Herr Michels, P. Theodor (im Habit) Ausstellung in Laach nichts wussten oder und Herrn Schroer. Dazu ein Kleinbus. Im nur Fotos kannten. Diese nun bekann- Vorfeld wurden wir darauf aufmerksam ten Objekte werden dokumentiert und gemacht, den Personalausweis nicht zu so das Werkverzeichnis weitergeführt. Es vergessen, da zu dieser Zeit noch Pass- war also doch erst 5 vor 12, und das Werk kontrollen an den Grenzen waren. Vor P. Theodor Boglers gerät nicht in Verges- der Grenze kurze Rast, haben alle ihre senheit, noch lässt sich ganz Vieles wie- Pässe dabei? Ja, nur ich nicht. Statt Tadel der ans Licht holen. ein Blick von P. Theodor und ein kurzes Katharina Brellochs ,,sie kommen zu mir nach vorne“. Bei ei- ner Standpauke wäre ich nicht weniger beschämt gewesen. Der Grenzübergang Meine Erinnerungen an P. Theodor verlief nach einem Blick des Grenzers auf Bogler! P. Theodor reibungslos. Das Namensfest im November wurde im D ie erste Begegnung mit P. Theodor Winfriedheim gefeiert. Weihnachtsfeiern war bei meinem Einstellungsge- im Hotel. P. Theodor stand in der Nähe spräch 1958 in der Buch- und Kunst- des Eingangs und begrüßte jeden Einzel- handlung, kein Einstellungsgespräch der nen. Jeden Sonntag kam er vor der Ves- üblichen Art. per in den Laden. Auch hier nicht viele Was machen Sie, was können Sie. Nein Worte, aber man spürte die Anerkennung ein Anstoß! Und dann hörte er zu. für den Einsatz am Sonntag. Etwas was mir in all den Jahren immer wieder auffiel. Sein Blick, ruhig, wahrneh- Bauhäusler mend, ganz auf den bezogen, dem seine Ich wusste darum, aber es spielte keine Aufmerkamkeit galt. große Rolle. Er selbst machte daraus ja auch kein Aufhebens. Erinnerungen an Betriebsausflüge Der erste Ausflug ging in den Westerwald. Erinnerungen! Die stärkste Erinnerung an Wir besuchten verschiedene Töpferwerk- ihn ist sein Gesicht für mich, markant, in stätten und der Abschluss war die Abtei sich ruhend, zugewandt und eine innere Marienstatt. In den Werkstätten und in Heiterkeit. der Abteikirche nicht viele Worte von P. P. Theodor Bogler, ich bin dankbar, dass Theodor. Geblieben ist ein Hinweis ,,ach- ich ihm begegnen durfte. ten Sie auf das Chorgestühl“. Seitdem fällt Helmi Ackermann mein Blick beim Besuch einer Kirche im- mer auf das Chorgestühl. 14
Aus Kloster und Konvent „Dankt dem Herrn!“ (Ps 118) - Die Laacher Festwoche 2018 D ie Festwoche dieses Jahres stand un- ter dem Leitwort „Dankt dem Herrn!“ aus Psalm 118. P. Andreas schrieb: „Wir können dankbar sein, dass es diesen Gnadenort Maria Laach gibt für uns Mön- che und unzählige Menschen vor uns und mit uns und nach uns, die hier leben, beten und letztlich nach Gott suchen und fragen“. Geprägt war die Festwoche von drei Jubiläen: 925 Jahre Gründung der Abtei, 50. Todestag von P. Theodor Bogler und 10 Jahre Cappella Lacensis. Eröffnet wurde die Festwoche am Samstag, dem 11. August, mit dem Klostermarkt. In diesem Jahr war die Lindenallee von der Johanneskapelle bis zur ehemaligen Schreinerei in den Markt einbezogen. Dort hatten die befreundeten Klöster ihre Stände aufgebaut. Auf diese Weise war während des Marktes auch die Bog- ler-Ausstellung in der Schreinerei leicht erreichbar. In der Abteikirche sang die Cap- pella Lacensis um 12:00 Uhr und um 15:30 Uhr Kurzkonzerte mit der Struktur einer Hore: Hymnus, Psalmteil, Schriftle- sung, Canticum, Vaterunser, Segen und Marianische Antiphon; zutreffend der Ti- tel: „Gesungenes Stundengebet“. Spezi- ell für Kinder hielt Abteiorganist Gereon Krahforst eine Orgelführung und Abt Be- nedikt eine Kirchenführung. Die Kinder waren zu einem Mal- wettbewerb eingeladen, Thema: „Ich male die Laacher Kirche … mit den Augen meines Herzens“. In der Johanneskapelle wurde aus dem neuen Kinderbuch von Br. Lukas gelesen; Abt Benedikt hielt dort eine 15
Aus Kloster und Konvent Meditation. Aula, um Teil II zu hören. Ungewöhnlich war der Kirchen- Das Festkonzert am 19. August schmuck während der ersten Tage der stand ganz im Zeichen „10 Jahre Cappella Festwoche; die örtliche Rhein-Zeitung ti- Lacensis“. Im Teil I des Konzerts erklang telte: „Es grünt im sakralen Dämmerlicht“. das Te Deum D-Dur von Marc-Antoine Die Gärtner hatten im Hauptschiff junge Charpentier, gesungen von der Cappella Bäume aufgestellt, die dem Raum eine Lacensis unter bewährter Mitwirkung der lichte und heitere Atmosphäre gaben. Instrumentalisten der Cappella Confluen- Am Sonntag, den 12. August, ge- tes. Nach der Pause folgte der Hauptteil, staltete P. Elias die 11:00-Uhr-Messe als die Aufführung der größten Barockkom- Familiengottesdienst. Die Ankündigung position der Musikgeschichte, die „Missa war bei der Zielgruppe diesmal leider Salisburgensis“ von Heinrich Ignaz Franz kaum angekommen; wir feierten eine Biber aus dem Jahre 1682. Die Realisie- normale Sonntagsmesse. rung dieses monumentalen Werkes er- Anders als am Sonntag war das forderte die Mitwirkung des RheinVokal Konventamt an Maria Himmelfahrt (15. Projektchores sowie der Solisten von Ba- August) überfüllt, obwohl dieser Tag in rockVokal aus Mainz. Um die zusätzlich den umliegenden Bundesländern kein notwendigen Instrumentalisten der Cap- gesetzlicher Feiertag ist. Hauptzeleb- pella Confluentes unterzubringen, waren rant und Prediger war Abt Benedikt, die hinter dem Chorgestühl im Querhaus Cappella Lacensis sang aus Anlass ihres rechts und links Tribünen aufgestellt. 10-jährigen Bestehens die „Credo-Messe“ Unser P. Philipp hatte die Gesamtleitung (KV 257) von Wolfgang Amadeus Mozart. des Konzertes, das der Südwestfunk auf- Mitglieder der Rheinischen Philharmonie zeichnete für eine spätere Sendung in übernahmen den Instrumentalpart. Die SWR2. Leitung hatte Jonas Hilger von der Cap- In die Festwoche (auf den 22. Au- pella Lacensis. Wir Mönche trugen die gust) fiel eine Veranstaltung der Vortrags- Gesänge des Propriums (Introitus, Allelu- reihe „Andere Klöster – Andere Sitten“. ja, Offertorium und Communio) zum fei- Sr. Thekla aus St. Hildegard in Eibingen erlichen Gottesdienst bei. referierte zum Thema „St. Hildegard, das Unser Archivar, P. Basilius; hatte Kloster und der Wein“. Selbstverständlich einen Vortrag mit dem Thema „Das alte hatte sie auch für den, der daran interes- und das Neue Maria Laach“ für den 16. siert war, eine Weinprobe mitgebracht. August angekündigt. Die Fülle des Stoffes Den Abschluss der Festwoche zwang zu einer Zweiteilung. Am vorgese- bildet das Kirchweihfest am 24. August. henen Termin kam Teil I zu Gehör, am Das Konventamt mit P. Prior Andreas als Schluss lud P. Basilius für den nächsten Hauptzelebrant und Prediger gestalteten Abend erneut in die Aula ein. Auch am 17. wir mit den eigenen Kräften, ebenso die August versammelten sich zahlreiche in- feierliche Vesper. teressierte Hörer nach der Komplet in der Nach der Vesper verabschiedeten wir uns 16
Aus Kloster und Konvent von Johannes Heuft, der sein „Freiwilliges „Andalusisches Bilderbuch für Orgel“ – Soziales Jahr“ (FSJ) bei uns abgeschlossen eine Frucht seiner Organistentätigkeit in hat, und hielten anschließend ein Rekre- Südspanien (Marbella an der Costa del ationsabendessen im Refektorium. Die Sol). Zum Verständnis der Orgelmusik Nachfolge von Johannes Heuft hat am 3. hatte er dem Programmzettel kurze Er- September Gregor Ax aus Mayen ange- läuterungen zu jedem Stück beigegeben. treten. Sie halfen dem Hörer, die andalusische Den musikalischen Schlusspunkt des Ta- Landschaft vor seinem inneren Auge auf- ges setzte Abteiorganist Gereon Krahforst leuchten zu lassen. mit der Uraufführung seiner Komposition P. Anselm 27
Aus Kloster und Konvent Male die Laacher Kirche mit den Augen deines Herzens …. Malwettbewerb beim Kostermarkt in Maria Laach fand großen Anklang „Male die Laacher Kirche mit den Augen deines Herzens“ …. war das Motto unter dem Abt Benedikt alle Kinder unter 14 Jahren zum Malwettbewerb eingeladen hatte. Hilfe bei der Umsetzung erhielt er dabei von Sandra Dietrich-Fuchs, Tim Fuchs, Natascha Lentes, Rebecca Reuter und Monika Schmitz. Bei strahlendem Sonnenschein folgten mehr als 50 Kinder der Einladung und lie- ßen ihrer Kreativität freien Lauf. Von der detailgetreuen Zeichnung der Kirche bis zum abstrakten bunten Glitzer- zauber wurden tolle Kunstwerke erstellt. Unter der Anleitung von der bekannten Mayener Künstlerin Marika Kohlhaas konnten die Kinder die unterschiedlichs- ten Materialen ausprobieren. Marika Kohlhaas zeigte, wie der Profi mit Ölkrei- de umgeht, wie man tolle Effekte mit Acryl erzielt oder wie man am besten Farben mischt. Bei so vielen tollen Kunstwerken fiel der Jury die Wahl der Gewinner nicht leicht. Die Jury aus Marika Kohlhaas, Bruder Joseph und Bruder Ulrich machte sich große Mühe dennoch eine Auswahl zu treffen. Neben den drei Hauptgewinnen wurden zahlreiche kleinere Gewinne, wie Buchpreise oder Ketten und Schlüsse- lanhänger aus der klostereigenen Buch- handlung vergeben. So ging keiner der kleinen Künstlerinnen und Künstler leer aus. Die Bilder wurden in den darauffolgen- den Wochen in der Laacher Kirche aus- gestellt und konnten bewundert werden. Natascha Lentes 18
Aus Kloster und Konvent Festkonzert der Cappella Lacensis zur Laacher Festwoche 2018 D as diesjährige Festkonzert der Cap- pella Lacensis stand natürlich unter dem Vorzeichen des zehnjährigen Beste- auch antrieb, aktiv zu werden. Um bspw. überhaupt an die Noten dieser großen 53-stimmigen Messe für sieben Chöre hens des Chores. Es war nicht nur in jeder heranzukommen, ging die Recherche bis Hinsicht ein großes Projekt; das Konzert in die Tschechei. Ein dortiges professio- und die Idee haben auch eine interes- nelles Ensemble stellte die Noten gerne sante Genese. 2016 fuhr ich zu den Ver- zur Verfügung. Rheinvokal organisierte antwortlichen der Villa Musica nach Neu- dann eine europaweite Ausschreibung wied, denn die Villa Musica verantwortet für einen Projektchor, der zu dieser Mes- das Festival Rheinvokal, was ja seit vielen se dazukommen sollte. Es meldeten sich Jahren mit einem großen Konzert im Rah- Leute aus dem In- und Ausland, am wei- men der „Nacht der Vulkane“ in unserer testen musste ein Ehepaar aus Finnland Abteikirche zu Gast ist. Bisher haben dort reisen. ausschließlich renommierte Chöre aus Deutschland oder dem Ausland gesun- Die Projektwoche startete am 10. August gen, Maria Laach als Aufführungsort war 2018 zunächst mit der Cappella Lacensis und ist für Rheinvokal stets ein Highlight. allein, denn wir steuerten zum Konzert Ich fuhr also mit der Frage im Gepäck das Te Deum von Marc-Antoine Charpen- nach Neuwied, ob wir einmal ein gemein- tier bei. sames Projekt starten könnten, hat sich Am 15. August sangen wir dazu noch doch die Cappella Lacensis als heraus- im Hochamt zum Patrozinium, erstmalig ragender aber regionaler Chor in Maria überhaupt in Maria Laach, eine Orches- Laach und der Umgebung verortet. Ich termesse, die Große Credomesse von traf sofort auf offene Ohren und konnte Wolfgang Amadeus Mozart und das Hal- offensichtlich überzeugen, so entstand leluja aus dem Messias von Georg Fried- die Idee, zum zehnjährigen Bestehen im rich Händel. Abt Benedikt, der im Jahr Sommer 2018 die Missa Salisburgensis 2008 die Gründung der Cappella Lacen- von Heinrich Ignaz Franz Biber aufzufüh- sis ermöglichte und stets förderte, war ren, die im Jahr 1682 zum 1100jährigen der Hauptzelebrant und hielt die Predigt. Jubiläum des Erzbistums Salzburg urauf- Jonas Hilger, gleichsam der musikalische geführt worden war. Assistent in der Cappella Lacensis, leitete den Chor und die Mitglieder der Rheini- Dieses Projekt führte natürlich auch mich schen Philharmonie Koblenz. Am Abend an meine Grenzen, steht doch in der Villa dieses Tages reiste dann der „Projekt- Musica ein hochprofessionelles Organi- chor Rheinvokal“ an und die gemeinsa- sationsteam hinter allen Konzerten, wo- men Proben für die Missa Salisburgensis hingegen die Laacher Abteikonzerte und begannen. Freitagabend kam dann zum die Organisation der Cappella Lacensis ersten Mal das Orchester, die Cappella ein Einmannunternehmen darstellen. So Confluentes, dazu und die ganze Größe tat es gut, für das Projekt immer wieder der Messe ließ sich langsam erahnen. den Rückenwind zu spüren, der einen Ebenfalls am Freitag begannen die ers- 19
Aus Kloster und Konvent ten Aufbauarbeiten in der Kirche, denn gen. Das Konzert war ein nachwirkendes die Vielzahl der Musiker, 80 Sängerinnen Highlight in der Geschichte der Cappella und Sänger, 16 Solisten von Barock Vokal, Lacensis. sowie knapp 50 Orchestermusiker, muss- ten räumlich getrennt irgendwie unterge- Dankbar schaue ich als Leiter der Cap- bracht werden, also mussten Podeste in pella Lacensis auf die vergangenen 10 die Kirche und Tribünenelemente einge- Jahre zurück, dankbar bin ich meinen Mit- baut werden. brüdern für die große Unterstützung im ideellen Bereich sowie mit vielen Hand- Die Proben mussten sehr konzentriert griffen und einer großen Toleranz, wenn laufen, denn das Konzert wurde zusätz- hier in Maria Laach 40 junge Leute einfal- lich vom SWR mitgeschnitten, um es am len. Dankbar bin ich unseren Zuhörerin- Allerheiligenfest 2018 zu senden. Der nen und Zuhörern, die uns ungebrochen Samstag war dann geprägt von den Ge- die Treue halten und dafür sorgen, dass neralproben in der Abteikirche, Sonntag- die Kirche für die Konzerte immer gefüllt mittag wurden die Mikrofone des SWR ist. Dankbar bin ich aber auch unserem gestellt und der Soundcheck gemacht. Freundeskreis und den vielen Sponso- Das abendliche Konzert war ausverkauft ren, die uns immer wieder helfen, die und rundherum ein voller Erfolg. Fast großartige Bandbreite der Laacher Ab- 150 Musiker agierten hervorragend zu- teikonzerte und den damit verbundenen sammen, strahlten musikalisch den Glanz Kulturauftrag einer Benediktinerabtei zu der frühbarocken Musik aus, konnten ermöglichen. Ad multos annos. aber auch kammermusikalisch überzeu- Pater Philipp 20
Aus Kloster und Konvent 50 JAHRE LEPRA-HILFE KARACHI E.V. W ohl eher im Verborgenen – weil ohne laute Öffentlichkeitsarbeit – gehört seit nunmehr 50 Jahren die Lepra- Kontakt zu Ruth Pfau. Bereits zum Ende des Jahres 1968 gab es die erste Nikolaus-Aktion, einen Bas- Hilfe Karachi zum großen Kloster-Betrieb tel- und Strickbasar in Engers und einen Maria Laach. Der eingetragene Verein mit Lepra-Gottesdienst in Pater Rabanus‘ Sitz in Maria Laach hat über diese Jahre Heimatgemeinde. Im Jahr darauf fanden 12 Mio DM und weitere 5 Mio Euro ein- sich im Kloster drei Teams zusammen, genommen und an die Lepra Ärztin Ruth die in Maria Laach selbst und in mehr als Pfau und ihre Organisation in Pakistan 10 Nachbargemeinden „Lepra-Gottes- weitergegeben. Wir möchten diesen Ar- dienste“ feierten und über die Hilfsaktion tikel nutzen, ihnen 50 Jahre erfolgreiche von Ruth Pfau informierten. und konkrete Entwicklungshilfe vorzu- Im Jahr 1969 wurde die Nürburgring-Akti- stellen und auch Vielen von ihnen für ihre on geboren. Hier fanden sich Menschen Unterstützung zu diesem Projekt zu dan- zusammen, die mit Unterstützung der ken. Nürburgring GmbH bei großen Rennen am Nürburgring für Ruth Pfau’s Hilfswerk Maria Laach - Der Anfang Spenden sammelten. Zur gleichen Zeit Im Kloster hat Pater Rabanus über das entstanden mehrere Freundeskreise und DAHW von Dr. Ruth Pfau erfahren und Karachi-Gruppe in Engers und Ander- lernte sie bei ihrem ersten Deutschland- nach, die engen persönlichen Kontakt zu besuch im September 1968 bei einer Ruth Pfau pflegten. Veranstaltung in Köln kennen. Er war von ihr und ihrem Engagement fasziniert: Maria Laach – Die Basis – Ideenwerk- „Die fremde Not war mir zur eigenen ge- statt der Teams worden. Zwei Drittel der Menschen hun- Im Laufe der folgenden Jahre wurden Kir- gern, d.h. links und rechts von mir steht chengemeinden und Klöster einbezogen ein Hungernder und ich sitze zwischen- und regelmäßige „Lepra-Gottesdienste“ drin und werde jeden Tag satt. Wie kann von einem Team aus Patres und Brüdern ich Christ sein und dennoch untätig zu- als Informationsplattform aber auch zur sehen?“ Spendensammlung organisiert. Seine unmittelbare, konsequente Reak- Das Sammeln am Nürburgring hatte Kon- tion war die Gründung der Lepra-Hilfe- junktur und viele junge Leute trafen sich Karachi e.V., für die er fortan in seiner stil- am Vorabend in Laach. Pater Rabanus len, aber nachdrücklichen Art tätig war. organisierte die Verteilung der Sammler Dabei war er der zentrale Knoten, auf und vertraute sie den Brüdern an, die die den viele andere Gruppen, die in der 3. Betreuung am Ring übernahmen (Bruder Welt helfen wollten zukamen. Er war An- Christoph, Bruder Severin, Bruder Leon- sprechpartner für diese Gruppen und für hard, Bruder Dominikus). Und unvergess- das DAHW. Er organisierte die Spenden- lich bleibt Bruder Engelbert, der nach der verwaltung und hielt auch den direkten Rückkehr vom Nürburgring für jeden ein 21
Aus Kloster und Konvent freundliches Wort und frisch gebackenen wohl der Zeit als auch der Größe des Ver- Kuchen bereit hielt. eins geschuldet war. Auch wenn Pater Rabanus sich aus dem Nürburgringeinsatz langsam zrückzog Maria Laach – Die Zentrale – Bruder Christoph übernahm 1981 die Im neuen Jahrtausend sind sowohl die Leitung der Sammler am Ring – so bildete Projekte von Ruth Pfau wie auch die Pro- er mit seinem Team in Maria Laach doch jekte der Lepra Hilfe zu ihrer Unterstüt- die Basis. Denn die Spender- und Spen- zung den Kinderschuhen entwachsen und denverwaltung hatte ihren Sitz im Klos- können jetzt ihr volles Potential entfalten. ter und betreute die ständig wachsende Die Lepra ist soweit im Griff und Ruth Anzahl von Einzel- und Dauerspendern Pfau nutzt ihr Netzwerk in Pakistan (~ 150 in Deutschland und im nahen Ausland Erste Hilfe Zentren verteilt über das Land) durch den Versand von Informationsma- für die Gesundheitsvorsorge und die am- terial, Rundbriefen und Spendenquittun- bulante Versorgung. Das Zentralkranken- gen. haus in Karachi wird weiter ausgebaut, Auch die regelmäßigen Besuche und Vor- erhält eine Administration nach europä- tragsreisen von Ruth Pfau in Deutschland ischem Vorbild und die TBC-Behandlung wurden von Maria Laach aus organisiert wird ein neuer Schwerpunkt. Das Ausbil- und mit der Unterstützung der Teams dungszentrum in Manghopir bietet für in Maria Laach, Engers und Andernach 800 Kinder eine Schulausbildung bis zum durchgeführt. So entstanden sehr enge Realschulabschluss an und eine nachfol- persönliche Beziehungen. Und da Laach gende handwerkliche Ausbildung speziell auch immer ein Vortragsort war, bei dem auch für Mädchen. Das Ehepaar Brauk- Ruth durch ihre authentische und über- mann aus Andernach übernimmt Design zeugende Darstellung ihrer Arbeit faszi- und Marketing für Produkte aus diesen nierte, konnten viele Menschen für die Werkstätten und bietet sie in Eine-Welt- unterschiedlichen Aktionen gewonnen Läden der Region zum Verkauf an. werden. Gelder der Lepra Hilfe werden jetzt ge- So verbrachten einige junge Leute ein zielter für kurz-, mittel- und langfristige freiwilliges soziales Jahr in Karachi und die Projekte zur Verfügung gestellt, eine Mög- evangelische Kirchengemeinde in Kirn, lichkeit, die sich nur aufgrund der Stabili- geleitet von der Familie Möhler setzte tät des Spendenaufkommens ergibt. neue Impulse und organisierte z.B. Tanz- Es wird eine Ruth-Pfau-Stiftung gegrün- veranstaltungen und Weinproben für det, in die große Spenden oder auch den guten Zweck. Vermächtnisse eingebracht werden. Dies Im Jahre 1996 übergab Pater Rabanus ist ein „erster Schritt zur Seite“ von Ruth dann die Geschäftsführung an Pater Pfau verbunden mit dem Wunsch, dass Franziskus. Damit war einerseits Kontinu- „die Organisation vor Ort ihr Werk weiter- ität in der Kommunikation nach Pakistan führe“. aber auch zu den Spendern gewährleis- In diesen Jahren wird auch Ruth Pfau tet, andererseits konnte eine PC-basierte der breiteren Öffentlichkeit bekannt. Sie Buchhaltung eingeführt werden, die so- und ihr Team sind die Ersten und in den 22
Aus Kloster und Konvent Bergregionen auch die Einzigen, die nach Mitarbeit an Ruth Pfau’s Erbe ? dem schweren Erdbeben 2005 und nach • Welche Rolle will und kann das Kloster der Flutkatastrophe 2010 aufgrund ihres Maria Laach in diesem Prozess spielen ? Netzwerkes und der etablierten Logistik den Menschen vor Ort kurzfristig Hilfsgü- Es sind Fragen, auf die wir noch keine ter und mittelfristig stabilere, mit Mikro- Antworten haben und wir sorgen uns krediten finanzierte Steinhäuser zur Ver- mittelfristig um das „stabile“ Spendenauf- fügung stellen können. Sie wird für diesen kommen unseres Vereins, das sich seit 2 Einsatz und ihr Lebenswerk in diesen Jahrzehnten immerhin auf ~ 250.000 € Jahren vielfach und in ganz unterschied- pro Jahr beläuft und auf das das DAHW licher Weise geehrt, in Deutschland wie in und insbesondere unsere Freunde in Pa- Pakistan, mit einem Fernseh-Bambi, aber kistan vertrauen. auch mit einer Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät in Freiburg. Wir gehen aber auch schon erste Schrit- te der Veränderung: Wir pflegen eine di- Maria Laach – Ein Generationswechsel rekte Kommunikation nach Pakistan per - Eine neue Rolle ? Skype und werden regelmäßig mit News- Nun ist im letzten Jahr Ruth Pfau, die lettern versorgt, um die fehlenden Briefe Identifikationsfigur der Lepra Hilfe Kara- von Ruth Pfau zu ersetzen. chi verstorben und viele Spender sind in Ruth Pfau‘s Hilfsorganisation „MALC“ ähnlichem Alter. Auch viele Mitarbeiter wird seit letztem Jahr nach europäischen der ersten Generation aus den Teams in Richtlinien bilanziert und vom DAHW und um Maria Laach können ihre Aufga- kontrolliert. Sie arbeitet zur Planung von ben nicht mehr oder nur noch begrenzt Investitionen eng mit der „Ruth Pfau“- weiterführen. Es ist ein Umbruch, der sich Stiftung zusammen. Damit gewährleisten schon schleichend über das letzte Jahr- wir - in der Verantwortung gegenüber un- zehnt vollzieht, der uns Allen aber erst sern Spendern - die transparente Verwal- mit Ruth’s Tod wirklich bewusst wurde tung und Nutzung der Gelder in Pakistan. und Fragen aufwirft: • Wie gehen wir mit einem Hilfswerk um, Insofern sind wir auf einem Weg, auf dem bei dem Unterstützer und Unterstütz- wir sie gerne mitnehmen würden. Wir te sich in Zukunft nicht mehr persönlich bitten sie um ihr Gebet, ihre Ideen und kennen werden ? ihre Vorschläge, wie wir für die Lepra Hilfe • Wie schaffen wir einen neuen, attrakti- Karachi eine neue „Lebendigkeit“ für die ven Zugang zur Arbeit in Pakistan für uns Zukunft entwickeln können ? und für neue Spender, um das existieren- de und von Ruth Pfau langfristig gesicher- Denken sie mit uns nach, te Projekt weiter finanziell unterstützen • Wie das weitere Engagement des Klos- zu können ? ters Maria Laach aussehen könnte, • Wie begeistern wir, die Mitarbeiter der • Wie zusätzliche Sammler für die Nür- 2. Generation - die Ruth noch alle persön- burgring Gruppe gefunden werden könn- lich kannten – eine 3. Generation für eine ten, 23
Aus Kloster und Konvent • Welche neuen Ideen und Initiativen gewonnen und Begegnungen mit Ruth Menschen ansprechen könnten. Pfau bestärkten sie in ihrem Einsatz. Von 1995 bis 2015, also zwanzig Jahre lang, Wir freuen uns über ihr Feedback und war Frau Hertz die gewissenhafte Buch- sind überzeugt, dass es gerade in der halterin der Laacher Leprahilfe. heutigen Zeit wichtig ist, im Geist von Der Mittwoch war ihr Laach-Tag. Ori- Ruth Pfau weiterzuarbeiten; in einem ginalton P. Franziskus: „Wenn bei der Geist im Sinne Jesu, der auf Verständi- jährlichen Mitgliederversammlung die gung setzt zwischen Reichen und Armen, Kassenprüfer zu Beginn ihres Berichtes Völkern und Religionen und Hilfe leistet, schon einmal seufzend bemerkten, eine wo sie nötig ist. Kassenprüfung bei der Lepra-Hilfe sei Thomas Pütz langweilig, denn man finde nie etwas, was man kritisieren könne, dann hörte sie da gerne ein Kompliment für ihre Arbeit he- raus.“ Ingrid Hertz gestorben Frau Hertz arbeitete selbständig und überaus verlässlich. Sie brachte sich wirk- A m 29. August 2018 erreichte uns die Nachricht, dass Frau lich ein und machte konkrete Vorschläge zur Förderung der Arbeit von Ruth Pfau. Dass sie wie Ruth Pfau an einem 9. Sep- Ingrid Hertz in ihrer tember geboren war, spornte sie zusätz- Wohnung in Essen lich an, ihr helfen zu können. verstorben sei. Der In einem Brief vom 23. Juli erinnerte sie an Tod kam unerwartet, den Todestag von Ruth Pfau (10.8.2017) wenn auch Frau Hertz und regte ein Gedenken in der Messfeier zu dieser Zeit gesund- an. Gleichzeitig war es ihr ein Anliegen, heitliche Probleme dass der Gründung der Lepra-Hilfe Kara- hatte. Am 7. September, zwei Tage vor chi durch P. Rabanus vor fünfzig Jahren ihrem 83. Geburtstag, wurde sie nach ei- gedacht würde (s. Beitrag von Thomas ner Messfeier in St. Nikolaus auf unserem Pütz in diesem Heft). Waldfriedhof bestattet. Ihr seien einige Frau Hertz war eine gläubige Christin, die Worte des Gedenkens gewidmet. oft an Gottesdiensten in unserer Abtei- Frau Ingrid Hertz, „die Dame mit Hut“, kirche teilnahm und alle hohen Feste mit gehörte zu Maria Laach. Schon als sie der Klostergemeinschaft feierte. noch in Ägidienberg wohnte, seit unge- Auf dem Laacher Waldfriedhof ihre letzte fähr 30 Jahren, pflegte sie den Kontakt zu Ruhestätte zu finden, war ihr ausdrückli- unserem Kloster. Seit sie in Wassenach cher Wunsch. wohnhaft war – bis sie aus Altersgründen Abt em. Benedikt ins heimatliche Essen zog, wohnte sie in Oberzissen – engagierte sie sich mit Hin- gabe für die Leprakranken in der Lepra- Hilfe Karachi. P. Rabanus hatte sie dafür 24
Aus Kloster und Konvent Unser Betriebsausflug am 4. Juli 2018 - ein wunderschöner Tag. Wir- das ist der Kellerladen. E s begann damit, dass Abt Benedikt ins Atelier von Bruder Lukas kam und ihn um ein Bild von der Burg Eltz bat, da Alexandria in Ägypten und hatte noch nie eine Burg gesehen. er mit dem Burgherren freundschaftlich Die Mitarbeiter aus unseren Kellern bzw. verbunden ist. Es dauerte nicht lang und Waggon waren fast vollzählig dabei, un- Bruder Lukas hatte ein wunderschönes ser Engel Sabine, Brigitte, Andy und Fredi Gemälde der tollen Burg gemalt. vom neuen Vorstand und mit Oswald, Pe- Da kam Benedikt, der aus der näheren ter und Biggi gestandene Gründungsmit- Umgebung stammt, auf die Idee, ob der glieder des Kellerladens. Kellerladen nicht seinen Betriebsausflug zusammen mit Lukas, Prior Andreas und Bei bestem Wetter -in diesem Fall: etwas ihm selbst zur Burg unternehmen sollte, bewölkt und nicht zu heiss- erreichten wir wg. Essen und Trinken dabei wolle er sei- Maria Laach, wo sich die Freundschaft ne Familie in Treis-Karden an der Mosel von Kloster und Kölner Verein darin zeig- ansprechen. te, dass die Begrüssung viele Umarmun- gen mit Lukas, Benedikt und Prior Andre- Ein unwiderstehliches Angebot für die as mit sich brachte, schon da war klar, der Kellerladen-MitarbeiterInnen, ein Ter- Tag würde gelingen. Dabei ging das Pro- min wurde schnell gefunden, das dauert gramm ja erst los! Das kannte allerdings sonst Monate! Lia besorgte den grossen nur Benedikt, das sorgte aber niemanden, Bus von Delhasse und pünktlich um 7 Uhr da alle wussten, dass die Organisation bei morgens stand der nette Fahrer Ingo da- ihm in besten Händen lag. mit an der Alzeyerstrasse. 25 Leute stie- gen ein, besonders schön diesmal, dass Als wir den Parkplatz der Burg erreich- auch die Helferinnen der Essensausgabe ten, war es noch früh genug, ohne viel und mit Emad ein 28jähriger Flüchtling Tourismus zur Burg zu wandern, für Lu- (über Jens und Bianca vom Jugendbüro) kas und einige stand der Shuttle-Bus zur dabei war. Er ist gelernter Ingenieur aus Verfügung, da der Weg extrem steil und 25
Aus Kloster und Konvent schwer zu gehen ist. Henry trug das von die wunderschöne sommerliche Eifel. Be- Lukas gemalte Bild, das Benedikt leider nedikts Schwestern und Schwägerinnen nicht dem Grafen Eltz persönlich überrei- hatten vor dem Haus und mitten im 1500 chen konnte, da dieser kurzfristig verhin- Seelen-Dorf reichlich und sehr liebe- dert war. voll eine deftige Brotzeit vorbereitet, die Männer hatten ebenso reichlich Geträn- Eine nette junge Studentin übernahm ke aller Art besorgt und schön im Gara- dann die Führung durch diese tolle Burg, gen-Kühlschrank deponiert, nach Kölner die im 12. Jahrhundert entstand und nie Art wurde aus diesem Angebot schnell ernsthaft in Kämpfe verwickelt war. An Selbstbedienung. was die damaligen Burgherren alles ge- dacht hatten, wie wunderbar kunstvoll Nach dieser ersten Stärkung ging es teils und trotzdem funktional alles eingerich- mit Auto teils zu Fuss hoch zur Zilles-Ka- tet war. Wie voll die Wände mit Kunst- pelle direkt über der Mosel. Auch sie ent- schätzen (darunter ein echter Cranach stand schon vor 800 Jahren und spielt bis d.Ä.): Man zeigte, was man hatte. Für heute eine grosse Rolle bei der Heilung eine friedliche Burg gab es viele Waffen, Schwerkranker, viele Dankesschilder im von der Hellebarde bis zur Pistole und Inneren bezeugen dies: Maria hat gehol- jahrhundertealten Gewehren und Mi- fen. nikanonen. In der Schatzkammer eine Zurück durch steile Weinberge ging es Handwerkskunst, die heute kaum mehr zu Kaffee und Kuchen, Benedikts Familie nachgemacht werden kann. Dabei überall war bei allem von uns erzeugten Durch- Zeugnisse eines tiefen Glaubens bis hin einander freundlich und entspannt, sie zum Altar gegenüber des Himmelbetts. erzählten von ihrem Leben, das ja doch trotz aller Arbeit beschaulicher ist als in Hunger! der Großstadt. Vielleicht können wir uns davon eine Scheibe abschneiden. Nach so viel Mittelalter und Natur ging es Apropos Scheibe, kaum war der selbst- dann mit Ingo nach Treis-Karden durch gebackene Kuchen genossen, wurde das 26
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