In viam pacis Klosterzeitung der Benediktinerabtei Maria Laach - Nr. 53 Dezember 2018

Die Seite wird erstellt Niklas-Daniel Gabriel
 
WEITER LESEN
In viam pacis Klosterzeitung der Benediktinerabtei Maria Laach - Nr. 53 Dezember 2018
in viam pacis
Klosterzeitung der Benediktinerabtei Maria Laach

                                         Nr. 53
                                  Dezember 2018
In viam pacis Klosterzeitung der Benediktinerabtei Maria Laach - Nr. 53 Dezember 2018
in
  viam
pacis
 Klosterzeitung der
 Benediktinerabtei
       Maria Laach

                      Auf ein Wort               2- 4

                      Aus Kloster und Konvent    5 - 44

                      Aus den Betrieben         45 - 54

                      Aus dem Seetal            55

                      Veranstaltungen           57 - 58

                      Mitteilungen              59 - 60

                      Liturgie                  62

                      Chronik                   63 - 69
In viam pacis Klosterzeitung der Benediktinerabtei Maria Laach - Nr. 53 Dezember 2018
Auf ein Wort
Liebe Leserinnen und Leser der Klosterzeitung,
liebe Freunde und Freundinnen von Maria Laach.
Das verlorene Paradies finden                  nach Angenommensein und Vergebung,
Das Paradies, von dem die ersten Kapi-         nach Nähe und Vertrautheit – kurz zu-
tel der Heiligen Schrift berichten, hatte      sammengefasst: tief im Wesen des
Gott mit aller Sorgfalt und Liebe als Le-      Menschen findet sich die unzerstörbare
bensraum für den Menschen, für seine           Sehnsucht nach Liebe. Und überall da,
Schöpfung bereitet. ‚Paradies’ ist ein Syn-    wo ein Mensch dies findet – was sozusa-
onym für den vertrauten Umgang Gottes          gen die Erinnerung seines Herzens wach
mit dem Menschen und des Menschen              ruft –, überall da, wo der Mensch Güte
mit Gott. Es ist ein Bild für die selbstver-   und Barmherzigkeit findet, einen ‚Ort’, wo
ständliche Nähe der beiden zueinander:         er keine Rolle spielen muss, sondern sich
Schöpfer und Geschöpf – Ausdruck einer         geben und fallen lassen kann, wie er ist,
              unverstellten Beziehung.         wo er angenommen – kurz, wo er geliebt
                                               ist, da findet der Mensch ein inneres Zu-
              Die Vertreibung aus dem          hause, da findet seine aufgescheuchte
              Paradies war für beide – für     und unbehauste Seele eine Heimat – als
              Schöpfer und Geschöpf –          Vorahnung der ewigen Heimat, des ewi-
              ein Trauma, ein kosmischer       gen, unzerstörbaren Wohnens bei Gott.
              Schock sozusagen, die
              Zerstörung genau dessen,         Wenn wir sagen, Heimat sei der ‚Ort’, wo
              was beiden das Paradies          ich sein darf, wo ich leben darf, dann sind
bedeutete. Seit dieser Vertreibung irrt        damit nicht primär geografische Orte ge-
der Mensch wie ein Heimatloser durch           meint. Solch ein Ort kann sehr wohl ein
die Welt und durch die Geschichte. Er ist      Raum sein, aber sicher auch ein Roman,
letztlich unbehaust. Paulus drückt es als      in dem ich mein Leben wiedererkenne –
Glaubender aus: „Unsere Heimat aber ist        die Heilige Schrift; es kann ein Musikstück
im Himmel“ (Phil 3,20).                        oder ein Kunstwerk sein, das mich tief
                                               berührt und mich mir selbst aufschließt.
Der Mensch hat eine Ahnung, eine Erin-         Und es kann – und das wird wohl meist
nerung an das Paradies in seinem Herzen        der Fall sein – ein Mensch sein, der mir
behalten. Ohne diese Erinnerung könnte         Ruhe, Halt, Geborgenheit, Ankommen,
er das Empfinden der Heimatlosigkeit gar       Akzeptanz gewährt, der mir den inneren
nicht haben. Oder anders gesagt – nicht        Raum der Hingabe öffnet. Ein solcher
in diesem arche-typischen Bild des Pa-         Mensch bewahrheitet meine Erinnerung
radieses, sondern theologisch: Gott hat        an das Paradies als nicht nur geträumt,
dem Herzen des Menschen – seines               sondern als eine – immer wahrscheinli-
geliebten Geschöpfes – den Abglanz             cher sich erweisende – Möglichkeit aus
seines Wesens eingeprägt. Deswegen             den Händen Gottes. Ein solcher Mensch
findet sich tief im Wesen des Menschen         schenkt mir eine kleine Ahnung dessen,
die Sehnsucht nach diesem göttlichen           wer Gott für mich ist, was er an Heimat
Wesen: nach Güte und Barmherzigkeit,           und an Geborgenheit zu geben in der

                                                                                        2
In viam pacis Klosterzeitung der Benediktinerabtei Maria Laach - Nr. 53 Dezember 2018
Auf ein Wort

    Lage ist. Denn die Liebe sucht den Ande-   Herz des Menschen!’
    ren zu bergen.

 Unsere Sehnsucht nach Heimat wird             Advent – gegenseitige Erwartung
 hier auf Erden nur ansatzweise gestillt;
 der Hunger nach einem unzerstörbaren,         „Warten kann nur jemand, der eine Hoff-
 ewigen Zuhause bleibt und verweist uns         nung hat.“
 immer wieder auf Gott, der allein dieses
 Paradies zu schaffen und neu zu bereiten      Die Zeit des Advents ist nicht nur, ja nicht
 vermag.                                       einmal primär die Zeit unserer Erwartung
 Das Paradies wurde hinter unseren Ur-         Gottes in Jesus Christus. Sie ist vielmehr
 eltern verschlossen. „Du Schlüssel Da-        die Zeit, in der Gott auf uns wartet, mit
 vids, du öffnest und niemand schließt; du     Freude darauf wartet, dass wir zu ihm
 schließt und niemand öffnet. Komm und         kommen: der Advent des Menschen in
 befreie die Gefangenen, die im Kerker         Jesus Christus. In ihm kommt der Mensch
 sitzen, in Finsternis und im Schatten des     endgültig bei Gott an.
Todes.“ So singen wir in der O-Antiphon        Wir können sagen: Gott und Mensch er-
 des 20. Dezember. Das Herz Gottes war         warten einander: Gott ersehnt die Ge-
 immer offen für uns Menschen geblieben.       meinschaft mit seinem Geschöpf. Und
 In der Menschwerdung Jesu Christi, sei-       diese Sehnsucht Gottes nach seinem
 nes Sohnes, offenbart der Vater uns den       Geschöpf weckt die Sehnsucht des Men-
 unergründlichen Reichtum seines Her-          schen nach seinem Schöpfer, denn nach
 zens. Jesus Christus öffnet uns den Blick     Gottes Bild – nach seinem Wunsch und
 in das liebende Herz des Vaters. Ja, mehr     Wollen –, nach seinem Herzen sind wir
 noch: Er zeigt uns nicht nur das Herz sei-    gestaltet.
 nes und unseres Vaters, er eröffnet uns       Das Kommen des Herrn ist gegenseiti-
 in seiner Menschwerdung auch einen –          ge Erwartung; Gott und Mensch warten
 nein: den – Zugang zu diesem väterlichen      aufeinander und erwarten einander. Sie
 Herzen (Joh 10,9). Er weist uns den Weg       können es kaum erwarten, sich zu finden
 zu seinem eigenen Zuhause (Joh 14,6).         und beieinander zu sein. Wenn wir also
„Wer mich sieht, sieht den Vater!“ sagt Je-    den Advent als die Erwartung der Ankunft
 sus im Johannesevangelium. Wir können         Gottes bei uns Menschen verstehen und
 mit der Stimme Jesu fortfahren: ‚Wer den      feiern, dann lebt in ähnlicher Weise auch
 Weg zu meinem Herzen findet …’ oder           Gott im Advent – in der Erwartung der An-
 genauer: ‚Wem ich mein Herz öffne, dem        kunft des Menschen bei ihm. Gott kommt
 öffnet sich auch das Herz des Vaters bzw.     auf den Menschen zu und der Mensch
 dem öffnet auch der Vater sein Herz.’         auf Gott – Gott und Mensch treffen sich
 Es gilt: ‚Die Heimat des Menschen ist das     dann in der Menschwerdung des Sohnes
 Herz Gottes!’                                 Gottes in der Weihnacht. Die Menschwer-
 Aber auch: ‚Die Heimat Gottes ist das         dung ist also die Erfüllung dieser zweifa-

3
In viam pacis Klosterzeitung der Benediktinerabtei Maria Laach - Nr. 53 Dezember 2018
Auf ein Wort

 chen Suchbewegung und dieses zweifa-         fen von Gott und Mensch,
 chen Einander-Findens, dieses doppelten     - das sich in Jesus Christus bereits in ein-
 Advents: des Advents Gottes und des Ad-      zigartiger Weise erfüllt hat
 vents des Menschen.                         - und das sich in unserem Leben – so hof-
 Gott und Mensch sind wie zwei,               fen wir – einst ereignen wird …
- die sich suchen und einander zu finden      vielleicht ist dieses Zusammentreffen,
 hoffen, da sie ja eigentlich zusammenge-     diese gegenseitige Umarmung, so um-
 hören;                                       stürzend, so unbegreiflich, so erschüt-
- die sich in ihrer Zuneigung einander zu-    ternd, dass Sonne, Mond und Sterne aus
 rufen: „Komm!“                               ihrer Bahn geraten und dass sich eine
- die trotz aller Dunkelheit den Weg zuei-    neue Schöpfung ereignet (Mt 24,29-44).
 nander finden, da sie unablässig auf den                             Ihr Pater Andreas
 Ruf des anderen hören: „Komm!“
 Und vielleicht ist dieses Zusammentref-
In viam pacis Klosterzeitung der Benediktinerabtei Maria Laach - Nr. 53 Dezember 2018
Aus Kloster und Konvent
          Schaut auf Gottes Sohn!
     Klostermarkt ließ die Scharen nach Maria Laach strömen

          Unter hellem Sternenlicht
          und im dunklen Stall der Hirten
          sitzt voll Anmut Gottes Sohn
          auf dem Schoß der jungen Mutter

          Wer begreift die Armut - wer die Rettung
          wer ruft in der Kraft des Engels
          Beistand aus für Heil und Leben
          im Gezeter und im Wirrwarr aller Welt

          Selbst im Hermelin und weißem Haar
          kann der Weltenkönig nur in Demut sich verbeugen
          wenn nicht das Gotteskind in seiner Güte
          offen seine Hände hält

          Höre Mensch im Erdenkarussell
          in Zwietracht, Leid und Not
          kann nur einer Freude schenken
          einer Glaube und im Schatten Licht

          Schaue Mensch
          den Herrn der Welt
          der im Stall geboren ist.
                                                        P. Drutmar

27
In viam pacis Klosterzeitung der Benediktinerabtei Maria Laach - Nr. 53 Dezember 2018
In viam pacis Klosterzeitung der Benediktinerabtei Maria Laach - Nr. 53 Dezember 2018
Aus Kloster und Konvent

    Verabschiedung von Herrn Dr. B. Gluttting und Frau R. Glutting
„Am 1.5.2018 ist endgültig Schluss“! Die-            tal, Br. Fulgentius erstmals nach Mendig zur
 ser Satz, ausgesprochen von unserem                 Praxis unseres Zahnarztes Dr. Kriphale – der
 langjährigen Hausarzt Herrn Dr. Glutting,           auch tüchtig bohrte – und zur Praxis un-
 machte uns Laachern im Frühling 2018                seres Hausarztes Dr. Glutting, von dem ich
 klar, dass bald eine entscheidende Wen-             bis dahin nur gehört hatte. Anlass war die
 de in der ärztlichen Versorgung der Mön-            Auffrischung der Tetanusimpfung - auch ein
 che bevorstehen würde.                              leicht schmerzender Erstkontakt. Es folgten
 Über 35 Jahre lang war Dr. Burkhradt                für mich vertretungsmäßig einige Visiten in
 Glutting unser Hausarzt. Nach seinem                ML, Arztfahrten zu den Praxen und Anfang
 Studium und der medizinischen Grund-                1990 das Praktikum im Altenheim „Mari-
 ausbildung in Bonn übernahm er die                  enstift“, wo ich dann unseren Hausarzt bei
 Praxis von Herrn Dr. Fräßdorf, der lange            anderen Patienten der Station 2B in Aktion
 in Mendig praktiziert hatte. Geboren in             erleben konnte. Nach der Ausbildung in
 Bayreuth in Oberfranken, musste sich Dr.            Bad Kreuznach, der Renovierung der Infir-
 Glutting zuerst an die Mentalität der Men-          merie und dem personellen Wechsel in der
 diger gewöhnen. Dabei half ihm seine                Leitung der Krankenabteilung wurden die
 Frau Roswitha, die aus der Eifel stammt.            beruflichen Kontakte immer häufiger und
 Schnell wurde er in der Pellenz zu einer            die zwischenmenschlichen Verbindungen
 Institution, da er sich auch bei der Frei-          immer intensiver. In dieser Zeit habe ich von
 willigen Feuerwehr und in der evangeli-             Ihnen – lieber Herr Dr. Glutting – viel lernen
 schen Kirchengemeinde von Mendig en-                dürfen, besonders das Umsetzen des theo-
 gagierte. Jahrelang versorgte Dr. Glutting          retischen Wissens in die Praxis. Denn häufig
 die Laacher Mönche mit höchster ärztli-             ist alles anders im wirklichen Leben und die
 cher Kunst.                                         Fotos auf Hochglanzpapier in Fachbüchern
 Da aber kein Nachfolger zur Verfügung               helfen einem nicht immer weiter, wenn man
 stand, wurde die Praxis zum 1.5.18 ge-              z.B. eine Hauterkrankung erkennen und an-
 schlossen.                                          therapieren soll. Da kamen mir Ihre lang-
 Der Laacher Konvent bedankte sich bei               jährigen Erfahrungen, Ihre Weitsicht und
 dem Ehepaar Glutting am 7.8.18 im Rah-              Ihr fundiertes Wissen sehr zu Hilfe und die
 men eines Empfangs für die kompetente               Mitbrüder erfuhren schnelle Heilung und
 ärztliche Versorgung über all die Jahre             Genesung. Viele schwierige Entscheidungen
 hinweg. Nach der Begrüßung durch Pater              mussten in Ihrer Laacher Zeit getroffen wer-
 Prior Andreas hielt Br. Antonius, der In-           den, z.B. die Versorgung/Beatmung von Br.
 firmar, eine kurze Ansprache.                       Fulgentius in ML, das Legen einer PEG bei
                                                     P. Damian oder die Blasen-OP bei Abt Anno.
    Liebe Frau Glutting, lieber Herr Dr. Glutting,   35 Ärztetage haben Sie miterlebt und mitge-
    liebe Mitbrüder!                                 staltet, an über 40 verstorbenen Mitbrüdern
                                                     haben Sie die Leichenschau durchgeführt.
    Im März 1988 fuhr mich, nach fast dreimo-        Unseren ältesten Mitbruder – Br. Pirmin –
    natigem Postulantenleben im Laacher See-         durften wir beide zusammen in seinen letz-

7
In viam pacis Klosterzeitung der Benediktinerabtei Maria Laach - Nr. 53 Dezember 2018
Aus Kloster und Konvent

ten Stunden begleiten. Ob morgens, abends
oder nachts, sie kamen immer, man darf sa-
gen: Laach wurde für das Ehepaar Glutting
auch eine Heimat. Vielen Dank also für Ihre
Sorge, Ihre Bemühungen und Ihre häufigen
ärztlichen Einsätze für die Laacher Mönche.
Ein herzliches Dankeschön geht natürlich
auch an Sie, liebe Frau Glutting, und an die
netten Damen in der Praxis, Frau Ammel,
Frau Weiß, Manuela und viele andere. Sie
alle haben so häufig am Telefon oder auch
live an der Praxistheke meine Wünsche und
die der Mitbrüder erfüllt und nie die Nerven
verloren. Die Zusammenarbeit empfand ich
über all die Jahre hinweg immer als vertrau-
ensvoll und an der besten Versorgung der
Patienten orientiert.
Umso trauriger waren wir dann alle, als es
nach mehrmaligem Hin und Her hieß: Am
1.5.2018 ist endgültig Schluss. Die Laacher
gönnen Ihnen beiden den wohlverdienten
Ruhestand, der sich wohl später erst richtig
einstellen wird und sagen Vergelt´s Gott für
alles und Gottes Segen für Ihre Zukunft.

Als Geschenk überreichte er dem Ehe-
paar Glutting eine echte Ikone von den
Heiligen Kosmas und Damian, den Patro-
nen der Ärzte. Danach folgte das Abend-
essen mit dem Konvent im Refektorium
und eine Führung durch die „Bogler-Aus-
stellung“ mit Br. Stephan. Der Tag endete
mit einem gemütlichen Beisammensein
im Empfangszimmer mit etlichen Mit-
brüdern. Wir sagen Dankeschön für alle
Dienste der Praxis Glutting und bedan-
ken uns jetzt schon bei den Praxen Sie-
bold und Krone, die die „Laacher Patien-
ten“ übernommen haben.
                              Br. Antonius

                                                                         8
In viam pacis Klosterzeitung der Benediktinerabtei Maria Laach - Nr. 53 Dezember 2018
Aus Kloster und Konvent

       Boglerausstellung 2018

       D    ie Ausstellung „Theodor Bogler
            (1897-1968) - vom Bauhaus nach
       Maria Laach“ wurde vom 17. Juni bis zum
                                                    Autoren des Kataloges. Dabei wurden sie
                                                    immer von den strengen Blicken der un-
                                                    auffällig operierenden Wachmannschaft
       11. August in den Räumen der ehemali-        beäugt, die über die Exponate wachte;
       gen Schreinerei gezeigt, und sie kann seit   neben der Alarmanlage eine leider not-
       dem 22. September verlängert bis zum 9.      wendige Maßnahme.
       Dezember 2018 samstags, sonntags und         Allgemein war - und ist der logistische
       feiertags am Nachmittag besucht werden.      Aufwand beträchtlich, alle Arbeiten rund
                                                    um die Ausstellung verrichten ausschließ-
       Es war - nein, es ist eine gelungene und     lich ehrenamtliche Helferinnen und Hel-
       erfolgreiche Ausstellung! Über 7000 Inte-    fer: ob im Vorfeld beim Herrichten der
       ressierte und Neugierige strömten bisher     Räume und Schleppen der Vitrinen, bei
       nach Laach, um sich in über 400 Füh-         der Bewirtung im Café oder im Ausstel-
       rungen mit vielen neuen und bekannten        lungsshop. Dafür kann man ihnen gar
       Informationen über P. Theodor Boglers        nicht genug danken!
       Leben, Werdegang und Werk bekannt
       zu machen, präsentiert von Br. Stephan       Die Ausstellung im spannungsvollen Um-
       Oppermann, dem Leiter der Keramikma-         feld der Werkstatthallen der ehemaligen
       nufaktur, von Sachkundigen aus Konvent       Schreinerei atmet einen besonderen
       und Freundeskreis der Abtei, sowie von       Charme, der sich auf die Exponate und
                                                    Besucher gleichermaßen überträgt und
                                                    alle magisch ins Thema hineinzieht. Sie
                                                    zeigt den dreifachen Spagat zwischen
                                                    Design (obwohl die Bauhäusler das so nie
                                                    gesagt hätten), handwerklicher Kunst(-
                                                    fertigkeit) und Bildender Kunst.

                                                    Der Besucher schlängelt sich quasi ins
                                                    Leben von P. Theodor Bogler hinein.
                                                    Zunächst wird man hineingesogen in P.
                                                    Theodor Boglers Leben, man passiert
                                                    seine Jugend- und Militärzeit, vorbei an
                                                    der Geschichte und den Geschicken sei-
                                                    ner Familie, angefangen beim Großvater,
                                                    über den Vater bis zum jüngeren Bruder
                                                    Friedrich Wilhelm, der ein begabter Maler
                                                    und begeisterter Student am Bauhaus in
                                                    der Theaterklasse in Weimar war.
Museumsshop, rechts mit „Tauben“vasen               Man biegt ab und steht im Bauhauszim-

   9
Aus Kloster und Konvent

mer. Die Formen nehmen jeden gefan-
gen. Theodor Bogler schuf in der 1920er
Jahren Objekte, deren Funktionalität die
Gestaltung vorgibt, die schnörkellos,
gleichzeitig schön und innovativ sind und
serienmäßig hergestellt werden konnten,
sodass auch Alltägliches sich in ästheti-
schen Formen wiederfand. Man denke
hier nur einmal an seine Vorratsgefäße,
die er 1923 für die Küche im eigens zur
Ausstellung gebauten „Haus am Horn“
in Weimar entwarf. Ihre haptischen und
gestalterischen Eigenheiten, das Nach-
denken über einen sinnvollen Gebrauch
und daneben die Fragen bezüglich ihrer
Produktion werden den Besuchern vor
Augen geführt.
                                                 Theodor Boglers Motive im klösterlichen Alltag
Am Bauhaus fließen Kunst und Handwerk,
zuvor getrennt, zu einer neuen Einheit zu-   ven auf der Veltener Keramik, die leider
sammen und werden auch gleichberech-         einer stärkeren Beanspruchung im Ge-
tigt und aufeinander aufbauend gelehrt.      brauch nicht standhält, oder die Aus-
„Für uns ist heute völlig selbstverständ-    führungen zum Salzbrandverfahren der
lich und anders gar nicht mehr denkbar,      keramischen Werkstätte Mühlendyck, all
wie Möbel oder auch Geschirr hergestellt     das entfaltet während jeder Führung eine
werden - nämlich als Massenware, und         spezielle Faszination.
damit verhältnismäßig preisgünstig. Das      Ebenso bemerkenswert sind die legendä-
war damals ein absolutes Novum“, erklärt     re Mokkamaschine, die Kombinationstee-
Bruder Stephan Oppermann.                    kanne und eine Teekanne aus einzelnen
                                             untereinander austauschbaren Teilen,
Die Hinweise auf den Beginn einer indus-     deren wichtigster Körper aus einem Ku-
triellen Produktion oder auch auf den        gelsegment mit gerader Schulter besteht.
Sprung vom Drehen auf der Töpferschei-       Bis heute sind diese Keramikformen
be, was ja immer „nur“ runde Stücke her-     maßgebliche Inspirationsquellen der Ma-
vorbringt, zu den Gießformen für Objekte     ria Laacher Keramikmanufaktur. Derer
in nahezu jeglicher Form, wie auch auf       gesamter Formenkanon bewusst schmal
die Verfahrenstechniken mancher Ob-          gehalten ist.
jekte, die die Keramiker unter unseren       Plötzlich fällt sie auf, die rote Linie, die
Besuchern magisch ansprachen, wie die        einen schon seit Beginn der Ausstellung
Applikationstechnik von sakralen Moti-       begleitet, und man steht vor einer Tür.

                                                                                            10
Aus Kloster und Konvent

        Man stösst sie auf und gelangt in die          Theodor Bogler war und bleibt eine
        „dunkle“ Zeit im Leben Theodor Boglers.        spannende Person. Fragt man die Be-
        Die Zeit der Krankheit seiner Frau, ihrem      sucher nach deren Verständnis seines
        selbst gewählten Ende, die Zeit seiner         Vermächtnisses, so erstaunt die Fülle
        Konversion wird in einer Inszenierung          der Antworten: „Er war ganz wichtig für
        vermittelt. Zunächst leicht geschockt, ob      Laach“; „er hat den Buch- und Kunstver-
        des Lichts und der Todesdaten von sei-         lag groß gemacht“; „sein Input zur Litur-
        ner Frau, seiner Mutter und seinem Leh-        gischen Bewegung war sicher nicht vor-
        rer Max Krehan, die mit Tusche an die          dergründig spürbar, aber ich denke doch,
        Wand geschrieben wurden, wirkt dann            dass Laach ohne ihn im Ansehen nicht
        auf den zweiten Blick alles sehr authen-       so weit gekommen wäre“; „warum macht
        tisch. Die meisten älteren Besucher hal-       heute keiner mehr Vasen in diesen wun-
        ten da ein wenig inne. Man sieht ihnen         derschönen Formen?“ (Diese Besuche-
        an, wie sie sich die Zeit, in der sich dies    rin meinte die sogenannte „Taube“, eine
        alles abspielte, vor Augen führen. Sicher      Vase mit zwei Öffnungen. Sie wurde in
        hat sich die Zeit zwischen den Weltkrie-       den Ausstellungsshop im 1. Stock geleitet
        gen in mancher Familie der Besucher            und ging mit leuchtenden Augen und „ih-
        ebenfalls so oder schlimmer oder etwas         rer“ Taube nach Hause); „es ist ja gerade-
        abgeschwächter abgespielt. Wer sich            zu unglaublich, was dieser Mann alles an-
        besinnt, wie das denn damals in der ei-        gestoßen und wen er alles inspiriert hat!“.
        genen Familie war, der nimmt auch tiefe
        Einsichten ins eigene Leben mit. Tritt man     Es begeistert, was man sieht und in den
        dann aus der Tür, kommt man im Kloster         Führungen hört. Einige Besucher tun dies
        Maria Laach an - also in der Ausstellung       in sehr typisch-aktueller Weise auf der
        und im Leben von P. Theodor Bogler.            facebook-Seite der Ausstellung kund und
                                                       liken mit einem lakonischen „gefällt mir“.
                                                       Andere, und es sind viele, schreiben ins
                                                       Gästebuch.
                                                       Auch alle Ehrengäste, wie Bischof Felix
                                                       Genn, die SPD-Vorsitzende Andrea Nah-
                                                       les, Frau Dr. Anke Blümm (Klassik Stiftung
                                                       Weimar) um nur einige zu nennen, haben
                                                       sich dort eingetragen.

                                                       Hier einige Auszüge daraus:

                                                       „Faszinierend wie der Mut zu neuen und
                                                       unbekannten Ufern seine Formen finden
                                                       kann. Eine spannungsvolle Ausstellung mit
Bischof von Münster Felix Genn (rechts) und Br. Ste-   liebe und witz zum Besonderen! Präsentiert
phan Oppermann                                         in einem Gebäude voller Energie findet sich

   11
Aus Kloster und Konvent

bei einer Tasse Kaffee oder prickelnden Sekts        P. Theodor Bogler war aber für Laach viel
die Zeit zum Verweilen. Besonderen Dank an           mehr als nur Künstler und Keramiker,
die Menschen, die solch bewegendes Hand-             nach dem Studium der Theologie und der
werk begreifbar machen! Danke für diesen             Priesterweihe, leitete er die Hausmeiste-
Einblick und die Empfehlung für alle Men-            rei der gesamten Klosteranlage. Schon
schen, die das Schöne und Besondere gerne            hier zeigten sich sein Organisationstalent
genießen und schätzen.“                              und seine Weitsicht. 1939 berief ihn Abt
                                                     Ildefons als Prior zu seinem Stellvertreter.
„Sehr beeindruckend, wie diese wunderbare            Diese Amt behielt er bis zum Jahr 1948
Kunst, so sehr sie auch von Religion geprägt         inne. 1951 übernahm er die Leitung der
- vom heiligen Geist inspiriert - ist, doch das      ARS LITURGICA und prägte durch die
Religiöse zu allgemein Menschlichem trans-           Arbeit von Verlag und Werkstätten maß-
zendiert. Sehr bewegend.                             geblich die liturgische Erneuerung der
Danke auch für die sehr persönlich und in-           Nachkriegszeit mit; in seinen Händen lag
formative, kenntnisreiche Führung.“                  auch die vorbildliche Restaurierung des
                                                     Laacher Münsters.
„Wunderbar inszeniert in diesen Räumen mit           Außerdem hinterließ Theodor Bogler –
Kaiserlampen und Bauhaus-Schreibtischen.             als Autor und als Herausgeber – eine
Hier verschmelzen die Werke mit der Um-              große Zahl grundlegender Schriften zum
gebung zu einer Einheit - und zur Krönung            Verständnis des christlichen Glaubens,
obendrauf ein Abschluss im
Café mit einer Tasse Kaffee
aus Boglers Werk. Einfach
phantastisch! Danke und
viel Erfolg mit dieser Ausstel-
lung!“

Begeisternd,    inspirierend
und tief berührend sowohl
die Lebensgeschichte von
Pater Theodor Bogler als
auch seine Werke. Sehr in-
teressant und fachkundig
vorgetragen von Bruder Ste-
phan. Herzlichen Dank.

                                Besuch von Andrea Nahles (Mitte mit rotem Pulli) und Mitarbeitern und Freunden
                                aus der Region (rechts neben ihr) sowie (v.l.n.r.) Dr. Anke Blümm (Klassik Stiftung
                                Weimar), Katharina Brellochs, Gernot Mittler (Vorsitzender des Vereins des Freun-
                                deskreises der Abtei) und Br Stephan Oppermann

                                                                                                            12
Aus Kloster und Konvent

     der christlichen Kunst und der christli-           verwirklichte er auch in der Herstellung
     chen Liturgie.                                     Liturgischer Geräte und Paramente. Dar-
                                                        in kommt auch Boglers Liebe zur Liturgie
     Theodor Bogler wollte das verwirklichen            zum Ausdruck. Viele Dinge des täglichen
     und weiterführen, was er am Bauhaus                Klosterlebens (farbliche Ausgestaltung
     nicht ausleben konnte, und konnte /durf-           der Fassade und der Abteikirche im In-
     te es im Kloster erneut nicht. Ein Pater           neren, Apostelleuchter, Refektoriums-
     durfte kein Handwerk ausüben. Er mach-             geschirr u.a.) bis hin zu den liturgischen
     te daraus eine Tugend, da er immer gerne           Geräten (Kelche und Patenen, Ciborien,
     nach Talenten und Mitstreitern Ausschau            Kreuze, allen voran das Altarkreuz in der
     hielt, wo es nur ging. Er förderte und ver-        Abteikirche Maria Laach u.a.) sowie zahl-
     mittelte die Jugend in künstlerisch-hand-          reiche Paramente basieren auf Formen,
     werkliche Ausbildungen. Er suchte sich             die im Bauhaus in Weimar/Dornburg ent-
     gezielt Partnerwerkstätten, die nach sei-          wickelt wurden.
     nen Entwürfen Keramiken fertigen kon-              Was über allem Interesse und Zuspruch
     nen in halb- oder vollständig industrieller        während der Ausstellung fast noch am
     Produktion. Seine gestalterischen Ideen            meisten freut, ist die Tatsache, dass sich

     Finissage 12. August 2018 mit und für Helfer und Joyful Voices Frauenensemble, Koblenz

13
Aus Kloster und Konvent

Privatleute und auch Museen melden,           Ein Ausflug nach Clerf in Luxemburg
weil auch sie Objekte von P. Theodor          Hier war die Anzahl der Mitfahrer erheb-
Bogler zuhause, ausgestellt oder im Fun-      lich größer. Vorneweg Abtswagen mit
dus haben, von denen die Macher dieser        Fahrer Herr Michels, P. Theodor (im Habit)
Ausstellung in Laach nichts wussten oder      und Herrn Schroer. Dazu ein Kleinbus. Im
nur Fotos kannten. Diese nun bekann-          Vorfeld wurden wir darauf aufmerksam
ten Objekte werden dokumentiert und           gemacht, den Personalausweis nicht zu
so das Werkverzeichnis weitergeführt. Es      vergessen, da zu dieser Zeit noch Pass-
war also doch erst 5 vor 12, und das Werk     kontrollen an den Grenzen waren. Vor
P. Theodor Boglers gerät nicht in Verges-     der Grenze kurze Rast, haben alle ihre
senheit, noch lässt sich ganz Vieles wie-     Pässe dabei? Ja, nur ich nicht. Statt Tadel
der ans Licht holen.                          ein Blick von P. Theodor und ein kurzes
                       Katharina Brellochs    ,,sie kommen zu mir nach vorne“. Bei ei-
                                              ner Standpauke wäre ich nicht weniger
                                              beschämt gewesen. Der Grenzübergang
Meine Erinnerungen an P. Theodor              verlief nach einem Blick des Grenzers auf
Bogler!                                       P. Theodor reibungslos.
                                              Das Namensfest im November wurde im

D    ie erste Begegnung mit P. Theodor        Winfriedheim gefeiert. Weihnachtsfeiern
     war bei meinem Einstellungsge-           im Hotel. P. Theodor stand in der Nähe
spräch 1958 in der Buch- und Kunst-           des Eingangs und begrüßte jeden Einzel-
handlung, kein Einstellungsgespräch der       nen. Jeden Sonntag kam er vor der Ves-
üblichen Art.                                 per in den Laden. Auch hier nicht viele
Was machen Sie, was können Sie. Nein          Worte, aber man spürte die Anerkennung
ein Anstoß! Und dann hörte er zu.             für den Einsatz am Sonntag.
Etwas was mir in all den Jahren immer
wieder auffiel. Sein Blick, ruhig, wahrneh-   Bauhäusler
mend, ganz auf den bezogen, dem seine         Ich wusste darum, aber es spielte keine
Aufmerkamkeit galt.                           große Rolle. Er selbst machte daraus ja
                                              auch kein Aufhebens.
Erinnerungen an Betriebsausflüge
Der erste Ausflug ging in den Westerwald.     Erinnerungen! Die stärkste Erinnerung an
Wir besuchten verschiedene Töpferwerk-        ihn ist sein Gesicht für mich, markant, in
stätten und der Abschluss war die Abtei       sich ruhend, zugewandt und eine innere
Marienstatt. In den Werkstätten und in        Heiterkeit.
der Abteikirche nicht viele Worte von P.      P. Theodor Bogler, ich bin dankbar, dass
Theodor. Geblieben ist ein Hinweis ,,ach-     ich ihm begegnen durfte.
ten Sie auf das Chorgestühl“. Seitdem fällt                            Helmi Ackermann
mein Blick beim Besuch einer Kirche im-
mer auf das Chorgestühl.

                                                                                            14
Aus Kloster und Konvent

 „Dankt dem Herrn!“ (Ps 118) - Die Laacher Festwoche 2018

 D    ie Festwoche dieses Jahres stand un-
      ter dem Leitwort „Dankt dem Herrn!“
 aus Psalm 118. P. Andreas schrieb: „Wir
 können dankbar sein, dass es diesen
 Gnadenort Maria Laach gibt für uns Mön-
 che und unzählige Menschen vor uns
 und mit uns und nach uns, die hier leben,
 beten und letztlich nach Gott suchen und
 fragen“. Geprägt war die Festwoche von
 drei Jubiläen: 925 Jahre Gründung der
 Abtei, 50. Todestag von P. Theodor Bogler
 und 10 Jahre Cappella Lacensis.
           Eröffnet wurde die Festwoche
 am Samstag, dem 11. August, mit dem
 Klostermarkt.
 In diesem Jahr war die Lindenallee von
 der Johanneskapelle bis zur ehemaligen
 Schreinerei in den Markt einbezogen.
 Dort hatten die befreundeten Klöster
 ihre Stände aufgebaut. Auf diese Weise
 war während des Marktes auch die Bog-
 ler-Ausstellung in der Schreinerei leicht
 erreichbar.
           In der Abteikirche sang die Cap-
 pella Lacensis um 12:00 Uhr und um
 15:30 Uhr Kurzkonzerte mit der Struktur
 einer Hore: Hymnus, Psalmteil, Schriftle-
 sung, Canticum, Vaterunser, Segen und
 Marianische Antiphon; zutreffend der Ti-
 tel: „Gesungenes Stundengebet“. Spezi-
 ell für Kinder hielt Abteiorganist Gereon
 Krahforst eine Orgelführung und Abt Be-
 nedikt eine Kirchenführung.
           Die Kinder waren zu einem Mal-
 wettbewerb eingeladen, Thema: „Ich
 male die Laacher Kirche … mit den Augen
 meines Herzens“.
           In der Johanneskapelle wurde
 aus dem neuen Kinderbuch von Br. Lukas
 gelesen; Abt Benedikt hielt dort eine

15
Aus Kloster und Konvent

Meditation.                                    Aula, um Teil II zu hören.
          Ungewöhnlich war der Kirchen-                  Das Festkonzert am 19. August
schmuck während der ersten Tage der            stand ganz im Zeichen „10 Jahre Cappella
Festwoche; die örtliche Rhein-Zeitung ti-      Lacensis“. Im Teil I des Konzerts erklang
telte: „Es grünt im sakralen Dämmerlicht“.     das Te Deum D-Dur von Marc-Antoine
Die Gärtner hatten im Hauptschiff junge        Charpentier, gesungen von der Cappella
Bäume aufgestellt, die dem Raum eine           Lacensis unter bewährter Mitwirkung der
lichte und heitere Atmosphäre gaben.           Instrumentalisten der Cappella Confluen-
          Am Sonntag, den 12. August, ge-      tes. Nach der Pause folgte der Hauptteil,
staltete P. Elias die 11:00-Uhr-Messe als      die Aufführung der größten Barockkom-
Familiengottesdienst. Die Ankündigung          position der Musikgeschichte, die „Missa
war bei der Zielgruppe diesmal leider          Salisburgensis“ von Heinrich Ignaz Franz
kaum angekommen; wir feierten eine             Biber aus dem Jahre 1682. Die Realisie-
normale Sonntagsmesse.                         rung dieses monumentalen Werkes er-
          Anders als am Sonntag war das        forderte die Mitwirkung des RheinVokal
Konventamt an Maria Himmelfahrt (15.           Projektchores sowie der Solisten von Ba-
August) überfüllt, obwohl dieser Tag in        rockVokal aus Mainz. Um die zusätzlich
den umliegenden Bundesländern kein             notwendigen Instrumentalisten der Cap-
gesetzlicher Feiertag ist. Hauptzeleb-         pella Confluentes unterzubringen, waren
rant und Prediger war Abt Benedikt, die        hinter dem Chorgestühl im Querhaus
Cappella Lacensis sang aus Anlass ihres        rechts und links Tribünen aufgestellt.
10-jährigen Bestehens die „Credo-Messe“        Unser P. Philipp hatte die Gesamtleitung
(KV 257) von Wolfgang Amadeus Mozart.          des Konzertes, das der Südwestfunk auf-
Mitglieder der Rheinischen Philharmonie        zeichnete für eine spätere Sendung in
übernahmen den Instrumentalpart. Die           SWR2.
Leitung hatte Jonas Hilger von der Cap-                  In die Festwoche (auf den 22. Au-
pella Lacensis. Wir Mönche trugen die          gust) fiel eine Veranstaltung der Vortrags-
Gesänge des Propriums (Introitus, Allelu-      reihe „Andere Klöster – Andere Sitten“.
ja, Offertorium und Communio) zum fei-         Sr. Thekla aus St. Hildegard in Eibingen
erlichen Gottesdienst bei.                     referierte zum Thema „St. Hildegard, das
          Unser Archivar, P. Basilius; hatte   Kloster und der Wein“. Selbstverständlich
einen Vortrag mit dem Thema „Das alte          hatte sie auch für den, der daran interes-
und das Neue Maria Laach“ für den 16.          siert war, eine Weinprobe mitgebracht.
August angekündigt. Die Fülle des Stoffes                Den Abschluss der Festwoche
zwang zu einer Zweiteilung. Am vorgese-        bildet das Kirchweihfest am 24. August.
henen Termin kam Teil I zu Gehör, am           Das Konventamt mit P. Prior Andreas als
Schluss lud P. Basilius für den nächsten       Hauptzelebrant und Prediger gestalteten
Abend erneut in die Aula ein. Auch am 17.      wir mit den eigenen Kräften, ebenso die
August versammelten sich zahlreiche in-        feierliche Vesper.
teressierte Hörer nach der Komplet in der      Nach der Vesper verabschiedeten wir uns

                                                                                         16
Aus Kloster und Konvent

 von Johannes Heuft, der sein „Freiwilliges   „Andalusisches Bilderbuch für Orgel“ –
 Soziales Jahr“ (FSJ) bei uns abgeschlossen    eine Frucht seiner Organistentätigkeit in
 hat, und hielten anschließend ein Rekre-      Südspanien (Marbella an der Costa del
 ationsabendessen im Refektorium. Die          Sol). Zum Verständnis der Orgelmusik
 Nachfolge von Johannes Heuft hat am 3.        hatte er dem Programmzettel kurze Er-
 September Gregor Ax aus Mayen ange-           läuterungen zu jedem Stück beigegeben.
 treten.                                       Sie halfen dem Hörer, die andalusische
 Den musikalischen Schlusspunkt des Ta-        Landschaft vor seinem inneren Auge auf-
 ges setzte Abteiorganist Gereon Krahforst     leuchten zu lassen.
 mit der Uraufführung seiner Komposition                                     P. Anselm

27
Aus Kloster und Konvent

             Male die Laacher Kirche mit den Augen deines Herzens ….
  Malwettbewerb beim Kostermarkt in Maria Laach fand großen Anklang
„Male die Laacher Kirche mit den Augen
deines Herzens“ …. war das Motto unter
dem Abt Benedikt alle Kinder unter 14
Jahren zum Malwettbewerb eingeladen
hatte. Hilfe bei der Umsetzung erhielt
er dabei von Sandra Dietrich-Fuchs, Tim
Fuchs, Natascha Lentes, Rebecca Reuter
und Monika Schmitz.
Bei strahlendem Sonnenschein folgten
mehr als 50 Kinder der Einladung und lie-
ßen ihrer Kreativität freien Lauf.
Von der detailgetreuen Zeichnung der
Kirche bis zum abstrakten bunten Glitzer-
zauber wurden tolle Kunstwerke erstellt.
Unter der Anleitung von der bekannten
Mayener Künstlerin Marika Kohlhaas
konnten die Kinder die unterschiedlichs-
ten Materialen ausprobieren. Marika
Kohlhaas zeigte, wie der Profi mit Ölkrei-
de umgeht, wie man tolle Effekte mit Acryl
erzielt oder wie man am besten Farben
mischt.
Bei so vielen tollen Kunstwerken fiel der
Jury die Wahl der Gewinner nicht leicht.
Die Jury aus Marika Kohlhaas, Bruder
Joseph und Bruder Ulrich machte sich
große Mühe dennoch eine Auswahl zu
treffen. Neben den drei Hauptgewinnen
wurden zahlreiche kleinere Gewinne, wie
Buchpreise oder Ketten und Schlüsse-
lanhänger aus der klostereigenen Buch-
handlung vergeben. So ging keiner der
kleinen Künstlerinnen und Künstler leer
aus.

Die Bilder wurden in den darauffolgen-
den Wochen in der Laacher Kirche aus-
gestellt und konnten bewundert werden.
                         Natascha Lentes

                                                                       18
Aus Kloster und Konvent

     Festkonzert der Cappella Lacensis zur Laacher Festwoche 2018

     D    as diesjährige Festkonzert der Cap-
          pella Lacensis stand natürlich unter
     dem Vorzeichen des zehnjährigen Beste-
                                                   auch antrieb, aktiv zu werden. Um bspw.
                                                   überhaupt an die Noten dieser großen
                                                   53-stimmigen Messe für sieben Chöre
     hens des Chores. Es war nicht nur in jeder    heranzukommen, ging die Recherche bis
     Hinsicht ein großes Projekt; das Konzert      in die Tschechei. Ein dortiges professio-
     und die Idee haben auch eine interes-         nelles Ensemble stellte die Noten gerne
     sante Genese. 2016 fuhr ich zu den Ver-       zur Verfügung. Rheinvokal organisierte
     antwortlichen der Villa Musica nach Neu-      dann eine europaweite Ausschreibung
     wied, denn die Villa Musica verantwortet      für einen Projektchor, der zu dieser Mes-
     das Festival Rheinvokal, was ja seit vielen   se dazukommen sollte. Es meldeten sich
     Jahren mit einem großen Konzert im Rah-       Leute aus dem In- und Ausland, am wei-
     men der „Nacht der Vulkane“ in unserer        testen musste ein Ehepaar aus Finnland
     Abteikirche zu Gast ist. Bisher haben dort    reisen.
     ausschließlich renommierte Chöre aus
     Deutschland oder dem Ausland gesun-           Die Projektwoche startete am 10. August
     gen, Maria Laach als Aufführungsort war       2018 zunächst mit der Cappella Lacensis
     und ist für Rheinvokal stets ein Highlight.   allein, denn wir steuerten zum Konzert
     Ich fuhr also mit der Frage im Gepäck         das Te Deum von Marc-Antoine Charpen-
     nach Neuwied, ob wir einmal ein gemein-       tier bei.
     sames Projekt starten könnten, hat sich       Am 15. August sangen wir dazu noch
     doch die Cappella Lacensis als heraus-        im Hochamt zum Patrozinium, erstmalig
     ragender aber regionaler Chor in Maria        überhaupt in Maria Laach, eine Orches-
     Laach und der Umgebung verortet. Ich          termesse, die Große Credomesse von
     traf sofort auf offene Ohren und konnte       Wolfgang Amadeus Mozart und das Hal-
     offensichtlich überzeugen, so entstand        leluja aus dem Messias von Georg Fried-
     die Idee, zum zehnjährigen Bestehen im        rich Händel. Abt Benedikt, der im Jahr
     Sommer 2018 die Missa Salisburgensis          2008 die Gründung der Cappella Lacen-
     von Heinrich Ignaz Franz Biber aufzufüh-      sis ermöglichte und stets förderte, war
     ren, die im Jahr 1682 zum 1100jährigen        der Hauptzelebrant und hielt die Predigt.
     Jubiläum des Erzbistums Salzburg urauf-       Jonas Hilger, gleichsam der musikalische
     geführt worden war.                           Assistent in der Cappella Lacensis, leitete
                                                   den Chor und die Mitglieder der Rheini-
     Dieses Projekt führte natürlich auch mich     schen Philharmonie Koblenz. Am Abend
     an meine Grenzen, steht doch in der Villa     dieses Tages reiste dann der „Projekt-
     Musica ein hochprofessionelles Organi-        chor Rheinvokal“ an und die gemeinsa-
     sationsteam hinter allen Konzerten, wo-       men Proben für die Missa Salisburgensis
     hingegen die Laacher Abteikonzerte und        begannen. Freitagabend kam dann zum
     die Organisation der Cappella Lacensis        ersten Mal das Orchester, die Cappella
     ein Einmannunternehmen darstellen. So         Confluentes, dazu und die ganze Größe
     tat es gut, für das Projekt immer wieder      der Messe ließ sich langsam erahnen.
     den Rückenwind zu spüren, der einen           Ebenfalls am Freitag begannen die ers-
19
Aus Kloster und Konvent

ten Aufbauarbeiten in der Kirche, denn      gen. Das Konzert war ein nachwirkendes
die Vielzahl der Musiker, 80 Sängerinnen    Highlight in der Geschichte der Cappella
und Sänger, 16 Solisten von Barock Vokal,   Lacensis.
sowie knapp 50 Orchestermusiker, muss-
ten räumlich getrennt irgendwie unterge-    Dankbar schaue ich als Leiter der Cap-
bracht werden, also mussten Podeste in      pella Lacensis auf die vergangenen 10
die Kirche und Tribünenelemente einge-      Jahre zurück, dankbar bin ich meinen Mit-
baut werden.                                brüdern für die große Unterstützung im
                                            ideellen Bereich sowie mit vielen Hand-
Die Proben mussten sehr konzentriert        griffen und einer großen Toleranz, wenn
laufen, denn das Konzert wurde zusätz-      hier in Maria Laach 40 junge Leute einfal-
lich vom SWR mitgeschnitten, um es am       len. Dankbar bin ich unseren Zuhörerin-
Allerheiligenfest 2018 zu senden. Der       nen und Zuhörern, die uns ungebrochen
Samstag war dann geprägt von den Ge-        die Treue halten und dafür sorgen, dass
neralproben in der Abteikirche, Sonntag-    die Kirche für die Konzerte immer gefüllt
mittag wurden die Mikrofone des SWR         ist. Dankbar bin ich aber auch unserem
gestellt und der Soundcheck gemacht.        Freundeskreis und den vielen Sponso-
Das abendliche Konzert war ausverkauft      ren, die uns immer wieder helfen, die
und rundherum ein voller Erfolg. Fast       großartige Bandbreite der Laacher Ab-
150 Musiker agierten hervorragend zu-       teikonzerte und den damit verbundenen
sammen, strahlten musikalisch den Glanz     Kulturauftrag einer Benediktinerabtei zu
der frühbarocken Musik aus, konnten         ermöglichen. Ad multos annos.
aber auch kammermusikalisch überzeu-                                    Pater Philipp

                                                                                        20
Aus Kloster und Konvent
     50 JAHRE LEPRA-HILFE KARACHI E.V.

 W     ohl eher im Verborgenen – weil
       ohne laute Öffentlichkeitsarbeit –
 gehört seit nunmehr 50 Jahren die Lepra-
                                                   Kontakt zu Ruth Pfau.
                                                   Bereits zum Ende des Jahres 1968 gab
                                                   es die erste Nikolaus-Aktion, einen Bas-
 Hilfe Karachi zum großen Kloster-Betrieb          tel- und Strickbasar in Engers und einen
 Maria Laach. Der eingetragene Verein mit          Lepra-Gottesdienst in Pater Rabanus‘
 Sitz in Maria Laach hat über diese Jahre          Heimatgemeinde. Im Jahr darauf fanden
 12 Mio DM und weitere 5 Mio Euro ein-             sich im Kloster drei Teams zusammen,
 genommen und an die Lepra Ärztin Ruth             die in Maria Laach selbst und in mehr als
 Pfau und ihre Organisation in Pakistan            10 Nachbargemeinden „Lepra-Gottes-
 weitergegeben. Wir möchten diesen Ar-             dienste“ feierten und über die Hilfsaktion
 tikel nutzen, ihnen 50 Jahre erfolgreiche         von Ruth Pfau informierten.
 und konkrete Entwicklungshilfe vorzu-             Im Jahr 1969 wurde die Nürburgring-Akti-
 stellen und auch Vielen von ihnen für ihre        on geboren. Hier fanden sich Menschen
 Unterstützung zu diesem Projekt zu dan-           zusammen, die mit Unterstützung der
 ken.                                              Nürburgring GmbH bei großen Rennen
                                                   am Nürburgring für Ruth Pfau’s Hilfswerk
 Maria Laach - Der Anfang                          Spenden sammelten. Zur gleichen Zeit
 Im Kloster hat Pater Rabanus über das             entstanden mehrere Freundeskreise und
 DAHW von Dr. Ruth Pfau erfahren und               Karachi-Gruppe in Engers und Ander-
 lernte sie bei ihrem ersten Deutschland-          nach, die engen persönlichen Kontakt zu
 besuch im September 1968 bei einer                Ruth Pfau pflegten.
 Veranstaltung in Köln kennen. Er war von
 ihr und ihrem Engagement fasziniert:              Maria Laach – Die Basis – Ideenwerk-
 „Die fremde Not war mir zur eigenen ge-           statt der Teams
 worden. Zwei Drittel der Menschen hun-            Im Laufe der folgenden Jahre wurden Kir-
 gern, d.h. links und rechts von mir steht         chengemeinden und Klöster einbezogen
 ein Hungernder und ich sitze zwischen-            und regelmäßige „Lepra-Gottesdienste“
 drin und werde jeden Tag satt. Wie kann           von einem Team aus Patres und Brüdern
 ich Christ sein und dennoch untätig zu-           als Informationsplattform aber auch zur
 sehen?“                                           Spendensammlung organisiert.
 Seine unmittelbare, konsequente Reak-             Das Sammeln am Nürburgring hatte Kon-
 tion war die Gründung der Lepra-Hilfe-            junktur und viele junge Leute trafen sich
 Karachi e.V., für die er fortan in seiner stil-   am Vorabend in Laach. Pater Rabanus
 len, aber nachdrücklichen Art tätig war.          organisierte die Verteilung der Sammler
 Dabei war er der zentrale Knoten, auf             und vertraute sie den Brüdern an, die die
 den viele andere Gruppen, die in der 3.           Betreuung am Ring übernahmen (Bruder
 Welt helfen wollten zukamen. Er war An-           Christoph, Bruder Severin, Bruder Leon-
 sprechpartner für diese Gruppen und für           hard, Bruder Dominikus). Und unvergess-
 das DAHW. Er organisierte die Spenden-            lich bleibt Bruder Engelbert, der nach der
 verwaltung und hielt auch den direkten            Rückkehr vom Nürburgring für jeden ein

21
Aus Kloster und Konvent
freundliches Wort und frisch gebackenen         wohl der Zeit als auch der Größe des Ver-
Kuchen bereit hielt.                            eins geschuldet war.
Auch wenn Pater Rabanus sich aus dem
Nürburgringeinsatz langsam zrückzog             Maria Laach – Die Zentrale
– Bruder Christoph übernahm 1981 die            Im neuen Jahrtausend sind sowohl die
Leitung der Sammler am Ring – so bildete        Projekte von Ruth Pfau wie auch die Pro-
er mit seinem Team in Maria Laach doch          jekte der Lepra Hilfe zu ihrer Unterstüt-
die Basis. Denn die Spender- und Spen-          zung den Kinderschuhen entwachsen und
denverwaltung hatte ihren Sitz im Klos-         können jetzt ihr volles Potential entfalten.
ter und betreute die ständig wachsende          Die Lepra ist soweit im Griff und Ruth
Anzahl von Einzel- und Dauerspendern            Pfau nutzt ihr Netzwerk in Pakistan (~ 150
in Deutschland und im nahen Ausland             Erste Hilfe Zentren verteilt über das Land)
durch den Versand von Informationsma-           für die Gesundheitsvorsorge und die am-
terial, Rundbriefen und Spendenquittun-         bulante Versorgung. Das Zentralkranken-
gen.                                            haus in Karachi wird weiter ausgebaut,
Auch die regelmäßigen Besuche und Vor-          erhält eine Administration nach europä-
tragsreisen von Ruth Pfau in Deutschland        ischem Vorbild und die TBC-Behandlung
wurden von Maria Laach aus organisiert          wird ein neuer Schwerpunkt. Das Ausbil-
und mit der Unterstützung der Teams             dungszentrum in Manghopir bietet für
in Maria Laach, Engers und Andernach            800 Kinder eine Schulausbildung bis zum
durchgeführt. So entstanden sehr enge           Realschulabschluss an und eine nachfol-
persönliche Beziehungen. Und da Laach           gende handwerkliche Ausbildung speziell
auch immer ein Vortragsort war, bei dem         auch für Mädchen. Das Ehepaar Brauk-
Ruth durch ihre authentische und über-          mann aus Andernach übernimmt Design
zeugende Darstellung ihrer Arbeit faszi-        und Marketing für Produkte aus diesen
nierte, konnten viele Menschen für die          Werkstätten und bietet sie in Eine-Welt-
unterschiedlichen Aktionen gewonnen             Läden der Region zum Verkauf an.
werden.                                         Gelder der Lepra Hilfe werden jetzt ge-
So verbrachten einige junge Leute ein           zielter für kurz-, mittel- und langfristige
freiwilliges soziales Jahr in Karachi und die   Projekte zur Verfügung gestellt, eine Mög-
evangelische Kirchengemeinde in Kirn,           lichkeit, die sich nur aufgrund der Stabili-
geleitet von der Familie Möhler setzte          tät des Spendenaufkommens ergibt.
neue Impulse und organisierte z.B. Tanz-        Es wird eine Ruth-Pfau-Stiftung gegrün-
veranstaltungen und Weinproben für              det, in die große Spenden oder auch
den guten Zweck.                                Vermächtnisse eingebracht werden. Dies
Im Jahre 1996 übergab Pater Rabanus             ist ein „erster Schritt zur Seite“ von Ruth
dann die Geschäftsführung an Pater              Pfau verbunden mit dem Wunsch, dass
Franziskus. Damit war einerseits Kontinu-       „die Organisation vor Ort ihr Werk weiter-
ität in der Kommunikation nach Pakistan         führe“.
aber auch zu den Spendern gewährleis-           In diesen Jahren wird auch Ruth Pfau
tet, andererseits konnte eine PC-basierte       der breiteren Öffentlichkeit bekannt. Sie
Buchhaltung eingeführt werden, die so-          und ihr Team sind die Ersten und in den

                                                                                            22
Aus Kloster und Konvent

 Bergregionen auch die Einzigen, die nach      Mitarbeit an Ruth Pfau’s Erbe ?
 dem schweren Erdbeben 2005 und nach           • Welche Rolle will und kann das Kloster
 der Flutkatastrophe 2010 aufgrund ihres       Maria Laach in diesem Prozess spielen ?
 Netzwerkes und der etablierten Logistik
 den Menschen vor Ort kurzfristig Hilfsgü-     Es sind Fragen, auf die wir noch keine
 ter und mittelfristig stabilere, mit Mikro-   Antworten haben und wir sorgen uns
 krediten finanzierte Steinhäuser zur Ver-     mittelfristig um das „stabile“ Spendenauf-
 fügung stellen können. Sie wird für diesen    kommen unseres Vereins, das sich seit 2
 Einsatz und ihr Lebenswerk in diesen          Jahrzehnten immerhin auf ~ 250.000 €
 Jahren vielfach und in ganz unterschied-      pro Jahr beläuft und auf das das DAHW
 licher Weise geehrt, in Deutschland wie in    und insbesondere unsere Freunde in Pa-
 Pakistan, mit einem Fernseh-Bambi, aber       kistan vertrauen.
 auch mit einer Ehrendoktorwürde der
 Theologischen Fakultät in Freiburg.           Wir gehen aber auch schon erste Schrit-
                                               te der Veränderung: Wir pflegen eine di-
 Maria Laach – Ein Generationswechsel          rekte Kommunikation nach Pakistan per
 - Eine neue Rolle ?                           Skype und werden regelmäßig mit News-
 Nun ist im letzten Jahr Ruth Pfau, die        lettern versorgt, um die fehlenden Briefe
 Identifikationsfigur der Lepra Hilfe Kara-    von Ruth Pfau zu ersetzen.
 chi verstorben und viele Spender sind in      Ruth Pfau‘s Hilfsorganisation „MALC“
 ähnlichem Alter. Auch viele Mitarbeiter       wird seit letztem Jahr nach europäischen
 der ersten Generation aus den Teams in        Richtlinien bilanziert und vom DAHW
 und um Maria Laach können ihre Aufga-         kontrolliert. Sie arbeitet zur Planung von
 ben nicht mehr oder nur noch begrenzt         Investitionen eng mit der „Ruth Pfau“-
 weiterführen. Es ist ein Umbruch, der sich    Stiftung zusammen. Damit gewährleisten
 schon schleichend über das letzte Jahr-       wir - in der Verantwortung gegenüber un-
 zehnt vollzieht, der uns Allen aber erst      sern Spendern - die transparente Verwal-
 mit Ruth’s Tod wirklich bewusst wurde         tung und Nutzung der Gelder in Pakistan.
 und Fragen aufwirft:
 • Wie gehen wir mit einem Hilfswerk um,       Insofern sind wir auf einem Weg, auf dem
 bei dem Unterstützer und Unterstütz-          wir sie gerne mitnehmen würden. Wir
 te sich in Zukunft nicht mehr persönlich      bitten sie um ihr Gebet, ihre Ideen und
 kennen werden ?                               ihre Vorschläge, wie wir für die Lepra Hilfe
 • Wie schaffen wir einen neuen, attrakti-     Karachi eine neue „Lebendigkeit“ für die
 ven Zugang zur Arbeit in Pakistan für uns     Zukunft entwickeln können ?
 und für neue Spender, um das existieren-
 de und von Ruth Pfau langfristig gesicher-    Denken sie mit uns nach,
 te Projekt weiter finanziell unterstützen     • Wie das weitere Engagement des Klos-
 zu können ?                                   ters Maria Laach aussehen könnte,
 • Wie begeistern wir, die Mitarbeiter der     • Wie zusätzliche Sammler für die Nür-
 2. Generation - die Ruth noch alle persön-    burgring Gruppe gefunden werden könn-
 lich kannten – eine 3. Generation für eine    ten,
23
Aus Kloster und Konvent

• Welche neuen Ideen und Initiativen          gewonnen und Begegnungen mit Ruth
Menschen ansprechen könnten.                  Pfau bestärkten sie in ihrem Einsatz. Von
                                              1995 bis 2015, also zwanzig Jahre lang,
Wir freuen uns über ihr Feedback und          war Frau Hertz die gewissenhafte Buch-
sind überzeugt, dass es gerade in der         halterin der Laacher Leprahilfe.
heutigen Zeit wichtig ist, im Geist von       Der Mittwoch war ihr Laach-Tag. Ori-
Ruth Pfau weiterzuarbeiten; in einem          ginalton P. Franziskus: „Wenn bei der
Geist im Sinne Jesu, der auf Verständi-       jährlichen Mitgliederversammlung die
gung setzt zwischen Reichen und Armen,        Kassenprüfer zu Beginn ihres Berichtes
Völkern und Religionen und Hilfe leistet,     schon einmal seufzend bemerkten, eine
wo sie nötig ist.                             Kassenprüfung bei der Lepra-Hilfe sei
                             Thomas Pütz      langweilig, denn man finde nie etwas, was
                                              man kritisieren könne, dann hörte sie da
                                              gerne ein Kompliment für ihre Arbeit he-
                                              raus.“
Ingrid Hertz gestorben                        Frau Hertz arbeitete selbständig und
                                              überaus verlässlich. Sie brachte sich wirk-
                    A    m 29. August 2018
                         erreichte uns die
                     Nachricht, dass Frau
                                              lich ein und machte konkrete Vorschläge
                                              zur Förderung der Arbeit von Ruth Pfau.
                                              Dass sie wie Ruth Pfau an einem 9. Sep-
                     Ingrid Hertz in ihrer    tember geboren war, spornte sie zusätz-
                     Wohnung in Essen         lich an, ihr helfen zu können.
                     verstorben sei. Der      In einem Brief vom 23. Juli erinnerte sie an
                     Tod kam unerwartet,      den Todestag von Ruth Pfau (10.8.2017)
                     wenn auch Frau Hertz     und regte ein Gedenken in der Messfeier
                     zu dieser Zeit gesund-   an. Gleichzeitig war es ihr ein Anliegen,
                     heitliche    Probleme    dass der Gründung der Lepra-Hilfe Kara-
hatte. Am 7. September, zwei Tage vor         chi durch P. Rabanus vor fünfzig Jahren
ihrem 83. Geburtstag, wurde sie nach ei-      gedacht würde (s. Beitrag von Thomas
ner Messfeier in St. Nikolaus auf unserem     Pütz in diesem Heft).
Waldfriedhof bestattet. Ihr seien einige      Frau Hertz war eine gläubige Christin, die
Worte des Gedenkens gewidmet.                 oft an Gottesdiensten in unserer Abtei-
Frau Ingrid Hertz, „die Dame mit Hut“,        kirche teilnahm und alle hohen Feste mit
gehörte zu Maria Laach. Schon als sie         der Klostergemeinschaft feierte.
noch in Ägidienberg wohnte, seit unge-        Auf dem Laacher Waldfriedhof ihre letzte
fähr 30 Jahren, pflegte sie den Kontakt zu    Ruhestätte zu finden, war ihr ausdrückli-
unserem Kloster. Seit sie in Wassenach        cher Wunsch.
wohnhaft war – bis sie aus Altersgründen                                Abt em. Benedikt
ins heimatliche Essen zog, wohnte sie in
Oberzissen – engagierte sie sich mit Hin-
gabe für die Leprakranken in der Lepra-
Hilfe Karachi. P. Rabanus hatte sie dafür

                                                                                             24
Aus Kloster und Konvent

 Unser Betriebsausflug am 4. Juli 2018 - ein wunderschöner Tag.
 Wir- das ist der Kellerladen.

 E  s begann damit, dass Abt Benedikt
    ins Atelier von Bruder Lukas kam und
 ihn um ein Bild von der Burg Eltz bat, da
                                             Alexandria in Ägypten und hatte noch nie
                                             eine Burg gesehen.

 er mit dem Burgherren freundschaftlich      Die Mitarbeiter aus unseren Kellern bzw.
 verbunden ist. Es dauerte nicht lang und    Waggon waren fast vollzählig dabei, un-
 Bruder Lukas hatte ein wunderschönes        ser Engel Sabine, Brigitte, Andy und Fredi
 Gemälde der tollen Burg gemalt.             vom neuen Vorstand und mit Oswald, Pe-
 Da kam Benedikt, der aus der näheren        ter und Biggi gestandene Gründungsmit-
 Umgebung stammt, auf die Idee, ob der       glieder des Kellerladens.
 Kellerladen nicht seinen Betriebsausflug
 zusammen mit Lukas, Prior Andreas und       Bei bestem Wetter -in diesem Fall: etwas
 ihm selbst zur Burg unternehmen sollte,     bewölkt und nicht zu heiss- erreichten wir
 wg. Essen und Trinken dabei wolle er sei-   Maria Laach, wo sich die Freundschaft
 ne Familie in Treis-Karden an der Mosel     von Kloster und Kölner Verein darin zeig-
 ansprechen.                                 te, dass die Begrüssung viele Umarmun-
                                             gen mit Lukas, Benedikt und Prior Andre-
 Ein unwiderstehliches Angebot für die       as mit sich brachte, schon da war klar, der
 Kellerladen-MitarbeiterInnen, ein Ter-      Tag würde gelingen. Dabei ging das Pro-
 min wurde schnell gefunden, das dauert      gramm ja erst los! Das kannte allerdings
 sonst Monate! Lia besorgte den grossen      nur Benedikt, das sorgte aber niemanden,
 Bus von Delhasse und pünktlich um 7 Uhr     da alle wussten, dass die Organisation bei
 morgens stand der nette Fahrer Ingo da-     ihm in besten Händen lag.
 mit an der Alzeyerstrasse. 25 Leute stie-
 gen ein, besonders schön diesmal, dass      Als wir den Parkplatz der Burg erreich-
 auch die Helferinnen der Essensausgabe      ten, war es noch früh genug, ohne viel
 und mit Emad ein 28jähriger Flüchtling      Tourismus zur Burg zu wandern, für Lu-
 (über Jens und Bianca vom Jugendbüro)       kas und einige stand der Shuttle-Bus zur
 dabei war. Er ist gelernter Ingenieur aus   Verfügung, da der Weg extrem steil und

25
Aus Kloster und Konvent

schwer zu gehen ist. Henry trug das von      die wunderschöne sommerliche Eifel. Be-
Lukas gemalte Bild, das Benedikt leider      nedikts Schwestern und Schwägerinnen
nicht dem Grafen Eltz persönlich überrei-    hatten vor dem Haus und mitten im 1500
chen konnte, da dieser kurzfristig verhin-   Seelen-Dorf reichlich und sehr liebe-
dert war.                                    voll eine deftige Brotzeit vorbereitet, die
                                             Männer hatten ebenso reichlich Geträn-
Eine nette junge Studentin übernahm          ke aller Art besorgt und schön im Gara-
dann die Führung durch diese tolle Burg,     gen-Kühlschrank deponiert, nach Kölner
die im 12. Jahrhundert entstand und nie      Art wurde aus diesem Angebot schnell
ernsthaft in Kämpfe verwickelt war. An       Selbstbedienung.
was die damaligen Burgherren alles ge-
dacht hatten, wie wunderbar kunstvoll        Nach dieser ersten Stärkung ging es teils
und trotzdem funktional alles eingerich-     mit Auto teils zu Fuss hoch zur Zilles-Ka-
tet war. Wie voll die Wände mit Kunst-       pelle direkt über der Mosel. Auch sie ent-
schätzen (darunter ein echter Cranach        stand schon vor 800 Jahren und spielt bis
d.Ä.): Man zeigte, was man hatte. Für        heute eine grosse Rolle bei der Heilung
eine friedliche Burg gab es viele Waffen,    Schwerkranker, viele Dankesschilder im
von der Hellebarde bis zur Pistole und       Inneren bezeugen dies: Maria hat gehol-
jahrhundertealten Gewehren und Mi-           fen.
nikanonen. In der Schatzkammer eine          Zurück durch steile Weinberge ging es
Handwerkskunst, die heute kaum mehr          zu Kaffee und Kuchen, Benedikts Familie
nachgemacht werden kann. Dabei überall       war bei allem von uns erzeugten Durch-
Zeugnisse eines tiefen Glaubens bis hin      einander freundlich und entspannt, sie
zum Altar gegenüber des Himmelbetts.         erzählten von ihrem Leben, das ja doch
                                             trotz aller Arbeit beschaulicher ist als in
Hunger!                                      der Großstadt. Vielleicht können wir uns
                                             davon eine Scheibe abschneiden.
Nach so viel Mittelalter und Natur ging es   Apropos Scheibe, kaum war der selbst-
dann mit Ingo nach Treis-Karden durch        gebackene Kuchen genossen, wurde das

                                                                                       26
Sie können auch lesen