Die Bilker Sternwarte - Heimatverein Bilker Heimatfreunde eV

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Die Bilker Sternwarte - Heimatverein Bilker Heimatfreunde eV
Die Bilker
         Sternwarte
         Zeitschrift der Bilker Heimatfreunde

                               In dieser Ausgabe:
                               Bilker Adressen:
                               Räuscherweg 40 – Mosaikschule
                               Anne-Frank-Gedenktag
                               am Leo-Statz-Berufskolleg
                               Das Brauwesen im alten Düsseldorf

4
  Juli
August
 2018
Die Bilker Sternwarte - Heimatverein Bilker Heimatfreunde eV
Bestattungen
                                             Ulrich Ueberacher

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                                            Menschlichkeit ist unsere Stärke
                                            Persönlich, kompetent und zuverlässig.
                                                   Germaniastraße 2
                                              40223 DÜSSELDORF-BILK
                                               Tag und Nacht erreichbar
                                                    0211 - 303 22 50
                                                Mitglied im Bestatterverband
                                                 Nordrhein-Westfalen e.V.
                                               www.bestattungen-ueberacher.de

Ihr Partner für alle Reiseanfragen:

Neusser Straße 133 (an der Bilker Kirche)
40219 Düsseldorf · Tel. 0211-9179440
         bbfreisen@t-online.de
Die Bilker Sternwarte - Heimatverein Bilker Heimatfreunde eV
Sie lesen in dieser Ausgabe
Unsere Monatsveranstaltungen  . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 94
Neue Redaktionsleitung Gerti Kobarg  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 96
Schuljubiläum: 60 Jahre Bonifatiusschule  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 97
Als Bäcker und Nonnen noch Bier brauten in Düsseldorf  . .  .  .  .  .  .  .  .  . 99
Baywatch in Bilk  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 104
Neuste Geschichten von Jan Michaelis  . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 105
Bilker Adresse: Räuscherweg 40 – Entdeckung der Kräutervielfalt  .  .  .  .  . 106
Anne-Frank-Gedenktag am Leo-Statz-Berufskolleg  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 108
Darf ich bitten …  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 109
Am Vorabend des großen Krieges – Folge 6  . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 110
Spielen und Leben in Bilk e.V. – Spieloase . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
Die Düsseldorf Arkaden – ein Ort der Begegnung  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 115
Kultur vor der Tür auf dem Suitbertusplatz – Termine im Juli 2018  .  .  .  . 116
Termine im Bürgerhaus Salzmannbau im Juli 2018  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 117
Walter Seyl – Jahrzehnte tätig im Ehrenamt für die Bilker Heimatfreunde 	� 118
Termine Schützenges. Bilker Heimatfreunde im Juli + August 2018  .  .  .  . 119
Et is wat et is!  . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 119
Redaktionsschluss  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 119
Einverständniserklärung / Geburtstagsliste  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 120
Impressum  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 121

Mosaikschule im Zentralschulgarten Räuscherweg 40,
Foto: Jürgen Fuhrmeister
Anne-Frank-Gedenktag am Leo-Statz-Berufskolleg,
Foto: ©2018 Leo-Statz-Berufskolleg Düsseldorf
Bierwagen der Brauerei Sonnen, Foto: Stadtarchiv Düsseldorf 821-205-001

                                                                                                                         93
Die Bilker Sternwarte - Heimatverein Bilker Heimatfreunde eV
DIE BILKER
                                                    ST E R N WART E
                 ZEIT SCHRIFT DES HEI MAT VER EINS BIL KER HEI MAT FREUN DE E V

                                         64. Jahrgang · Ausgabe 4 · Juli/August 2018

     Unsere Monatsveranstaltungen
     Vereinslokal „Fuchs im Hofmann’s“, Benzenbergstraße 1 / Ecke Bilker Allee

                  Dienstag, 3. Juli 2018 und
                  Donnerstag, 19. Juli 2018
                             jeweils um 14.00 Uhr.

     Besichtigung Kraftwerk auf der Lausward
                         – AUS G E BUC H T –
                           Nur für angemeldete Mitglieder

                               Hinweis für die Teilnahme:
    Wir weisen die Teilnehmer/innen darauf hin, dass sie festes Schuhwerk tragen
 und schwindelfrei sein sollten Besucher mit Herzschrittmacher oder Rollstuhlfahrer
  haben besondere Vorgaben zu beachten Bitte sprechen Sie hierzu im Vorfeld den
           Besichtigungsleiter an Wegbeschreibung siehe nächste Seite

                   Montag, 27. August 2018
                    Christel See
           Wissenswertes über Wildkräuter
                                Beginn: 20 00 Uhr
                       Alle Mitglieder mit ihren Angehörigen
                sowie interessierte Gäste sind herzlich willkommen

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                                              Unsere Internetadresse:
                                              apotheke-st-martin.de
                                Dort erfahren Sie alles, lassen Sie sich überraschen!

  Liebe Leserinnen und Leser:
  So schnell kann man eine neue Aufgabe bekommen. Als ich auf
  der Monatsversammlung hörte, dass Susanne Garn die Redakti-
  onsleitung der Sternwarte nicht mehr fortführen kann, war ich der
  Meinung: „Die Bilker Sternwarte einstellen – das geht gar nicht!“
  Ich werde also versuchen, die Nachfolge von Susanne Garn anzu-
  treten und danke ihr für die hervorragende Arbeit.
  Nur mit Ihrer Unterstützung, liebe Leserinnen und Leser, kann ich
  diese Aufgabe fortsetzen: bitte geben Sie Anregungen und Informa-
  tionen an mich weiter.
  Es gibt Vieles über das noch berichtet werden kann.
  Ihre Gerti Kobarg

     Karsten Becker · Schreinermeister · Vogelsanger Weg 39 · 40470 Düsseldorf
        Tel. 0211-33 67 94-26 · Fax 0211-33 67 94-27 · Mobil 0174 31 64 649
     E-Mail: info@tischlerei-karsten-becker.de · www. tischlerei-karsten-becker.de

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Schuljubiläum der Bonifatiusschule
                                     Friederike Niehaus

  Am 5. Mai 2018 feierte die Bonifatius-          Am 16. Mai 1958 fand auf dem Schulhof
schule in Bilk bei strahlendem Sonnen-          die Einweihung der damals neuen Bonifa-
schein ihr 60-jähriges Jubiläum auf dem         tiusschule durch Rektorin Schmitz statt,
großen Schulhof. Das Programm bestand           die zuvor Martinschule hieß und sich in
aus Aktionen des Kölner Spielezirkus, den       der Martinstraße befand. In 16 Klassen-
Bilker Jungschützen, einer Hüpfburg, ei-        und Nebenräumen aus den Bereichen Na-
nem Fotostudio der 50er Jahre, Postkarten-      turwissenschaften, Handarbeit, Werken,
verkauf, Jubiläumsheften, Theater, Buffet       Singsaal, Lehrküche mit Speisesaal, Turn-
und Eiswagen. Zahlreiche Gäste, Freunde         halle und Verwaltung besuchten 535
und Eltern waren gekommen, um gemein-           Schülerinnen und Schüler in acht Jahr-
sam mit den 340 Schülerinnen und Schü-          gängen damals die Schule. Die künstleri-
lern, 22 Lehrerinnen und Lehrern sowie          schen Arbeiten sind auch heute noch zu
20 Erzieherinnen und Erziehern des offe-        sehen. So beispielsweise das große Glas-
nen Ganztages ihre „Boni“ , wie man sie         fenster im Treppenhaus von Hermann
liebevoll nennt, zu feiern. Herr Bezirksbür-    Ratjen oder der Rattenfänger von Hameln
germeister Marco Siegesmund und Herr            auf der Betonsäule vor dem Gebäude. Erst
Optensteinen, Mitglied der Bezirksvertre-       1968 entstand im Rahmen der Bildungs-
tung 3 sowie Herr Möhle von den Bilker          reform aus der Volksschule eine katholi-
Martinsfreunden und Herr Jansen, Ge-            sche Grundschule. Frau Marianne Holle,
schäftsführer vom Heim der offenen Tür          die 29 Jahre lang die Boni leitete ging im
e.V. richteten herzliche Grußworte an           Jahr 2000 in den Ruhestand. Ihre Nachfol-
Schulleiterin Friederike Niehaus, die seit      ge übernahm Frau Eva von Atens bis zum
2011 die Schule leitet.                         Jahre 2008.

                                                                                       97
zahlreiche Projekte und Ak-
                                                                tionen sowie einen eigenen
                                                                st i m mu ng s vol len Ma r-
                                                                tinsumzug. Zuletzt hat die
                                                                Schule einen Klassensatz
                                                                iPads erhalten und ihre Aula
                                                                mit einem Beamer ausstaf-
                                                                fiert, damit die Schülerinnen
                                                                und Schüler im bewussten
                                                                Umgang mit den neuen Me-
                                                                dien lernen können.
                                                                  Der Leitsatz der Bonifati-
                                                                usschule „Im Leben lernen
                                                                – im Lernen leben“ von Otto
  Heute im Jahre 2018 haben moderne Un-         Herz beschreibt wie wichtig es in der heu-
terrichtsformen und kooperative Lernfor-        tigen Zeit geworden ist, Schule für Kinder
men Einzug in das Denkmal gehalten und          attraktiv, vielseitig und pädagogisch wert-
stellen sich an die Seite bewährter christli-   voll zu gestalten, da sich ihnen neben dem
cher Traditionen. Nebenräume sind zu            eigenen Zuhause zunehmend ein weiterer
funktionellen Klassen- und Betreuungs-          Lebensraum eröffnet.
räumen für den Nachmittag
umfunktioniert worden, da-
mit die 250 Kinder auch
nach dem Unterricht noch
lange in der Schule bleiben
können. Hier wird nach
Schulschluss gegessen, ge-
lernt und gespielt. 25 Bil-
dungsangebote runden das
Angebot an sportlichen,
künstlerischen oder musi-
schen AGs ab. Es gibt einen
sehr aktiven Förderverein,
ein erfolgreiches Karnevals-
Komitee, eine SingPause,

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Als Bäcker und Nonnen noch
       Bier brauten in Düsseldorf
                                   Von Jürgen Fuhrmeister

  Düsseldorf hat nicht nur die längste The-       Der Autor, der einen Teil seines Berufsle-
ke der Welt. Düsseldorf hatte vom Mittelal-     bens im Brauereigewerbe verbracht hat,
ter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts mit       beklagte, dass ausgerechnet die Altbier-
die meisten Bierbrauer und Brauereien.          stadt Düsseldorf im Gegensatz zu anderen
Das muss man vermuten, wenn man in              Bierstädten noch keine eigene Darstellung
dem im Dezember vorigen Jahres erschie-         ihrer Brauereigeschichte bekommen hat.
nenen Buch „Das Brauwesen im alten              Es gibt wohl viele Einzeldarstellungen
Düsseldorf – Brauereien und Brauer vom          zum Bierbrauen, zu Bierarten und zu ein-
Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhun-       zelnen Brauereien in anderen Gegenden
derts“ von Manfred Dresen blättert. Das         oder gar Biermuseen in Bamberg oder
Werk erschien als Heft 4 in der kleinen         Dortmund. Clemens von Looz-Corswarem,
Schriftenreihe des Düsseldorfer Ge-             der ehemalige Leiter des Stadtarchivs, er-
schichtsvereins.                                munterte ihn vor rund zehn Jahren, ans
                                                Werk zu gehen, in den Dschungel der ar-
                                                chivierten Akten einzutauchen und nach
                                                Spuren zum örtlichen Brauwesen zu fahn-
                                                den. Finanzielle Unterstützung fand er in
                                                den Brauereien Schumacher und Franken-
                                                heim, dem Brauereiverband NRW und der
                                                Stadt Düsseldorf. Beim Stöbern in Bestän-
                                                den des Stadtarchivs fand er Hilfe bei des-
                                                sen Mitarbeitern, die ihm „mit steter Ge-
                                                duld und Freundlichkeit bei der Material-
                                                suche zur Seite standen, sowie bei dem
                                                Leiter des Hauses Dr. Benedikt Mauer.“
                                                  Lesen wir, wie in einer Beschlussvorlage
                                                zum Kulturausschuss im vorigen Jahr ein
                                                Druckkostenzuschuss begründet wurde:
                                                „Manfred Dresen, gelernter Brauer und
                                                ehemaliges Vorstandsmitglied der Kauf-
                                                ring eG, hat in den letzten zehn Jahren in
                                                akribischer Kleinarbeit neben diesen Ein-
                                                zeldarstellungen insbesondere alte Zeitun-
                                                gen ab dem 18. Jahrhundert, Zeitschriften,
 Manfred Dresen. „Das Brauwesen im              alle verfügbaren Adressbücher und alten
 alten Düsseldorf – Brauereien und              Steuerlisten der Stadt sowie Akten im
 Brauer vom Mittelalter bis zum Ende            Stadtarchiv durchforstet. Das Ergebnis die-
 des 19. Jahrhunderts“. 190 Seiten,             ser Kärrnerarbeit liegt nun vor: Neben ei-
 zahlr. Abb., ISBN 978-3-8375-1904-4,           ner einführenden Darstellung des Brauwe-
 7,00 E im Buchhandel oder über die             sens speziell in Düsseldorf seit dem Mittel-
 Geschäftsstelle des Düsseldorfer Ge-           alter ist dies vor allem ein nach Straßen
 schichtsvereins.                               geordneter Katalog aller bisher sicher
                                                nachweisbaren Brauer und Brauereien seit

                                                                                         99
dem frühen 18. Jahr-
                                             hundert – eine einzig-
                                             artige Schatztruhe für
                                             die lokale Wirtschafts-
                                             forschung. Die zum
                                             Teil engen familiären
                                             Vernetzungen einiger
                                             alteingesessener Düs-

                                                                                                                                        Foto: Stadtarchiv Düsseldorf
                                             seldorfer Brauerfamili-
                                             en werden ebenso
                                             sichtbar wie die wech-
                                             selhafte Geschichte
                                             kleiner und großer
                                             Düsseldorfer Brauhäu-
                                             ser. Vielfältiges, teils
                                             bisher unveröffentlich-
                                             tes Bildmaterial macht                Schwemme der Brauerei „Zum Schlüssel“
                                             den Katalogteil auch
                                             optisch zu einer Fundgrube.“ Darunter be- tes Zeugnis zu Düsseldorf eine sogenann-
                                             finden sich auch ältere Ansichten beliebter te „Gründungsurkunde“ der Äbtissin Re-
                                             Treffpunkte für Altbier-Trinker: Die genbierg für das Stift Gerresheim, angeb-
                                             Schlüssel-Schwemme in der Bolkerstraße lich von 874 stammend, sollte aber später
                                             47 zum Beispiel und das Haus Schlösser als vermutliche Fälschung auf Mitte des
                                             1930.                                         12. Jahrhunderts datiert worden sein. Sie
                                               Die Anfänge des Brauwesens im Raum lässt den Schluss zu, dass ein Teil des Kir-
                                             Düsseldorf liegen im Dunklen. Auf den chenzehnts zur Beschaffung von besserem
                                             ersten 30 Seiten, die sich flüssig lesen las- Bier und Weißbrot zur Verpflegung der
                                             sen, gibt der Autor einen losen Abriss der Klosterfrauen dienen sollte. Auch der her-
                                             Geschichte des Brauwesens vom Mittelal- zogliche Haushalt hatte einen hohen Bier-
                                             ter bis in das vorige Jahrhundert. Als ers- verbrauch. Wenn die wohlhabenden Herr-
                                                                                                     schaften auch lieber Wein tran-
                                                                                                     ken, so war der Rest des Hofes
                                                                                                     mit Bier, meist Dünnbier, als
                                                                                                     Grundnahrungsmittel zu be-
                                                                                                     wirten. Das Bier war so dünn,
                                                                                                     dass es selbst Kinder trinken
Foto: Stadtarchiv Düsseldorf – 021-245-001

                                                                                                     durften. Wasser zu trinken war
                                                                                                     ungesund und Kaffee und Tee
                                                                                                     waren noch nicht bekannt.
                                                                                                     Düsseldorf hatte zu dieser Zeit
                                                                                                     noch einen rein bäuerlichen
                                                                                                     Charakter. Als „Selbstversor-
                                                                                                     ger“ brauten sich die Haushalte
                                                                                                     ihren Haustrunk selbst und
                                                                                                     hatten ihre eigenen Würzen. Zu
                                                                                                     den Hausbrauereien sind auch
                                                                                                     die Klosterbrauereien zu zählen
                                                                                                     und vor allem die Bäcker als
                                                           Brauerei Schlösser um 1930                Brauer, wohl weil sie sich schon

                                             100
mit Hefe und Getreide auskannten. Als
Bierwürze hatten die mittelalterlichen
Brauer die „Grut“, ein würzendes Ferment,
eine Kräutermischung, zu der jeder sein
eigenes Rezept hatte: Blätter des giftigen
Sumpfporsts verliehen dem Bier eine be-

                                                                  30
rauschende, die Alkoholwirkung verstär-                                      %
kende und konservierende Eigenschaft,
dazu vermengte man auch Wacholder,                                    Nesthäkchen

                                                        10
Lorbeer, Kümmel oder andere oft geheim                          %
gehaltene Kräuter.                                               Diva
  Noch im 16. Jahrhundert, davon geht
Manfred Dresen aus, sei nach wie vor in
vielen Haushalten das Bier als Haustrunk
noch selbst hergestellt worden, doch in-

                                                                    60
zwischen habe sich zu dieser Zeit ein ge-
wisser Handel damit etabliert. Er schätzte                                      %
anhand einer Liste aus dem Rechnungs-
buch 1540/41 der Stadt, dass die Zahl der                         Hausbesetzer
gewerblichen Brauer 1541, von denen eini-
ge wohl auch Schenkwirte oder Kaufleute           100% Genau mein Fenster
gewesen sein könnten, bei 15 bis aller-
höchstens 25 lag. „… so war der Düssel-           Die Zukunft gehört den
dorfer Bürgermeister Wilhelm Kylmann              Multitalenten: AFINO
(1533) Weinhändler und Wirt, während              von Weru. Entdecken
Bürgermeister Alf Strom(1549) Bierbrauer          Sie die neue konfigurier-
war und daneben mit Holz, Salz und Ker-           bare Premiumqualität
zen handelte.“                                    beim Weru-Fachbetrieb:
  Aus den verschiedensten Belegen, die
ausschnittsweise zitiert werden, erfährt           Franke & Borucki GmbH
der Leser, wie die Obrigkeit das Brauwe-
                                                       Markisen + Vordächer
sen im 16. Jahrhundert und später regu-
liert. Der Fiskus hält seine Hand auf, um                    Fürstenwall 61
Abgaben wie Wein-, Bier- und Brotakzise                    40219 Düsseldorf
zu kassieren. Am 14. August 1712 erließ                 Telefon (02 11) 30 60 88
Johann Wilhelm Pfaltzgraff bey Rhein ….                 Telefax (02 11) 39 37 64
die Zunftordnung der Düsseldorfer Brau-
er. Und Gülich und bergische wöchentli-
che Nachrichten vom 24. August 1784 be-
richtete, wie das Bier beschaffen zu sein hingegen ist ohngesund.“ Das könnte das
hat: „Bier ist von vieler Art, unterschieden   bergische Reinheitsgebot sein. 15.02.12 16:52
                                         2542_TZ_Anz_1spaltig_sw_final.indd 3
von Geschmack, Farb und Tugend, diese            Auf den folgenden 150 Seiten des Buches
rühret von der Landesart zu brauen, vom präsentiert Manfred Dresen zunächst in al-
Wasser und den Sachen so darzu genom- phabetischer Reihenfolge alle Braustätten
men werden so wohl als vom kochen her; und Brauer, die aus unterschiedlichsten
Reines Wasser, gutes Malz, nötiger guter Quellen für Düsseldorf vom 18. bis zum
Hopfen, gut gekocht, wohl ausgegoren, et- Ende des 19. Jahrhunderts für ihn erreich-
was gelegen, macht gutes Bier, welches bar waren. Von A wie Brauerei „Zum Gold-
auch lieblich schmeckt; saur streng. Bier adler“, in der Adlerstraße 29/33, später Ad-

                                                                                   101
lerbrauerei vorm. Ru-
                                             dolph Dorst an der

                                                                                                                                           Foto: Stadtarchiv Düsseldorf – 821-368-008
                                             Ecke Hütten-, Jahn-
                                             und Adersstraße, bis
                                             zu Z wie Zolltor 1228,
                                             Bellut, Peter, Bäcker
                                             und Brauer, (1850). Der
                                             Autor schätzte die Zahl
                                             der Braustätten in den
                                             zwei Jahrhunderten
                                             auf etwa 200. Gezählt
                                             habe er sie nicht. Dr.
                                             Mauer, Moderator der
                                             Buchvorstellung am 7.
                                             Dezember 2017 im                           Bierwagen der Brauerei Sonnen
                                             Stadtarchiv, zweifelte
                                             diese Schätzung an. Er hatte die letzten 150      Das Stadtarchiv verfügt in seinem um-
                                             Seiten schon durchgeblättert. Es müssten fangreichen Bildarchiv über zahlreiche
                                             über tausend gewesen sein, die aus Zei- historische Fotos von Braustätten in Düs-
                                             tungsartikeln und Anzeigen, Korrespon- seldorf, die in dieses Werk aufgenommen
                                             denzen, Amtlichen Listen und Adressbü- wurden. Dazu viele bisher nicht veröffent-
                                             chern, Briefen, Postkarten und Totenzetteln lichte Fotos und Dokumente auch aus pri-
                                             herausgepickt werden mussten. Schwierig vatem Besitz. Den Titel des Buchs ziert der
                                             war es, aus unvollständigen Daten und ge- Pferdewagen der Sonnen-Brauerei aus der
                                             heimnisvollen Zahlenangaben die einzel- Flingerstaße 9 vor der Gaststätte Im Gol-
                                             nen Personen oder Brauereien einer be- denen Hahn. Die Dieterich-Brauerei an der
                                             stimmten Adresse zuzuordnen. Erst nach Duisburger Straße warb noch in den
                                             Einführung einer Düsseldorfer Polizeiver-       1950er Jahren auf einer Werbepostkarte
                                             ordnung von 1858 erhielten die Düsseldor- und auf der Straße mit ihrem Original-
                                             fer eine Adresse mit Straßenangabe und Achterzug – also mit 8 PS – für ihre Biere.
                                             durchlaufender Hausnummer. Vorher wa- Aber schon in den Zwanzigern stellte sie
                                             ren die Häuser und Straßen der Stadt auf einer Postkarte einen ihrer Ausliefe-
                                             durchnummeriert.                                rungs-Lkw vor. Unter B wie Bilk sind zehn
                                                                                                                Bilker Bürger aufgelis-
                                                                                                                tet, die im 19. Jahrhun-
                                                                                                                dert in irgendeiner
Foto: Stadtarchiv Düsseldorf – 821-205-001

                                                                                                                Form ihre Daten hin-
                                                                                                                terlassen haben, die
                                                                                                                auf ihren Beruf hin-
                                                                                                                weisen: Bäcker, Brau-
                                                                                                                er, Branntweinbren-
                                                                                                                ner. Aus Hamm gibt es
                                                                                                                über 30, aus Flehe 4
                                                                                                                Funde.
                                                                                                                  Eine unerschöpfliche
                                                                                                                Quelle war die Stadtar-
                                                                                                                chiv-Sammlung der
                                                                                                                Totenzettel. Einfache
                                             Auslieferungs-LKW der Dieterich-Brauerei in den 1920er Jahren oder gefaltete Zettel,

                                             102
mit denen den Trauer-
gästen anlässlich der
Trauerfeier die wich-
tigsten Lebensdaten
des Verblichenen mit-
geteilt wurden. Wir fin-

                                                                                              Foto: Stadtarchiv Düsseldorf – 7-0-2-1887
den den Totenzettel
„Zum frommen An-
denken an den wohl-
achtbaren Herrn Brau-
ereibesitzer Joseph
Aders“. Und im Adreß-
Buch der Oberbürger-
meisterei Düsseldorf
für das Jahr 1889 fin-
den wir ihn als Bier-
brauer und Schenk-
wirth in der Cölner-                Totenzettel für Brauereibesitzer Joseph Aders
straße 67. Er ist am 15.
September 1917 im Feldlazarett Prilep in hunderts in Düsseldorf herrschte, die größ-
Macedonien an einer tückischen Krankheit te Überraschung, und er hatte dafür bei
gestorben, „ein heiliges Sterben in hinge- center.tv ein Beispiel: „Auf der Mühlenstra-
bender Vaterlandsliebe“. Manfred Dresen ße existierten um 1850 fast zehn Brauerei-
hat eine Unmenge an Rohdaten zusam-            en und so setzt sich das durch viele Stra-
mengetragen und gebündelt, die nun dar- ßen in der Innenstadt fort.“ Dazu ergänzte
auf warten, zu einer Düsseldorfer Brauerei- er auf eine entsprechende Nachfrage:
geschichte zusammengefügt zu werden. „Band zwei ist nicht ausgeschlossen.“ – „Es
Für Dr. Mauer, dem Gastgeber der Buch- wird auf jeden Fall eine Fortsetzung geben,
vorstellung im Stadtarchiv, war tatsächlich schon allein deswegen, weil man in Düssel-
die Brauereidichte, die Mitte des 19. Jahr-    dorf nie aufhören wird, Altbier zu trinken.“

                                                                                       103
Baywatch in Bilk
                                        Von Jan Michaelis

           Gewidmet allen Rettungsschwimmern in Bilk
  „Pack die Badehose ein!“, sagte meine           wollte ihnen nahe sein in Bilk am Becken-
Frau. „Ich habe mich gerade erst zum Ten-         rand: diesen herrlichen DLRG-Nixen.
nis umgezogen. Da will ich auch hin“, sag-          Mich wunderte nicht, dass ich an der
te ich. „Wir gehen ins Schwimm’ in Bilk.          Kasse mit kollegialem Gruß durch gewun-
Nur auf ein Foto. Den Termin habe ich             ken wurde. Ich dachte mir nichts Böses,
eben reinbekommen“, sagte meine Frau,             als ich einen Angestellten die Umkleideka-
die Fotografin ist. „Dann geh ich so! Ganz        bine mit Wasserstrahl säubern sah und er
in weiß“, sagte ich. Das war ein großer           mich ansprach: „Stell die Aufsteller
Fehler.                                           „Rutschgefahr“ auf!“ Ich machte es ein-
  Schwimm’ in Bilk verspricht um die Ecke         fach. Dann ging ich durch eine Tür in den
der Düsseldorf Arcaden Badevergnügen.             Schwimmbereich. „Wo ist eigentlich meine
Zehn Minuten später stand ich an der Kas-         Frau?“, fragte ich mich.
se des Bilker Hallenbads. Es war schon 19           Ich suchte sie. Zwei Bademeister saßen
Uhr 30. Im Eingangsbereich schaute ich            in der Aufsichtskabine und guckten durch
durch die Glaswand hindurch und über              das Scheibenglas auf das Becken. Sie tipp-
das türkisblaue Becken hinweg. Dort trai-         ten auf ihre Armbanduhr. Ich drehte mich
nierte eine Gruppe auf Fahrrädern im Was-         suchend nach meiner Frau um. Keine Spur
ser Aquafitness. Durch das Glas im Dach           von ihr. Als ich mich zurückdrehte, waren
sah ich den blauen Himmel über Bilk.              auch die beiden Bademeister weg.
  Auch das zweite Becken schimmerte tür-            Ein Mädchen am Beckenrand spricht
kisblau, aber am Boden liefen violette            mich an und gibt mir einen Tauchring zu-
Streifen von den Startblöcken längs am            rück. Jetzt verstehe ich: Ich sehe wie ein
Boden entlang. Leinen trennten einen Be-          Kollege aus, ganz in weiß, wie ein Bade-
reich für die Rettungsschwimmer ab. Der           meister. Ich lege den Tauchring in die leere
DLRG schwamm in rot. Es waren alles               Kabine. „Leer?“, schrillt es jetzt in meinem
Frauen. Sie waren durchtrainiert und erin-        Kopf. Der Schrecken lähmt mich kurz. Die
nerten mich an „Baywatch“, die Serie der          Kollegen verlassen sich auf mich und mei-
80er/90er Jahre, und an den Spielfilm, der        ne Patrouille am Beckenrand und sind in
eben in die Kinos schwappte. Ich fühlte           Pause gegangen.
mich wie im Himmel in Bilk.                         Das Schwimmbad hat klare Linien und
  Ein Mann sagt zu mir: „Ich bin kein Fa-         auch mir ist jetzt alles klar. Hinten im Be-
changestellter für Bäderbetriebe.“ Und dann       cken ziehen die roten Baywatch-Nixen ihre
sagt er stolz: „Ich kassiere den Eintritt. Ich    Bahnen. Ich verhalte mich, als ob auf mei-
halte die Sanitäranlagen sauber. Ich warte        ner Stirn „Lifeguard“ tätowiert stände. Ich
die Pumpen und Rohre. Ich kontrolliere die        suche in der Kabine die rote Schwimmbo-
Wasserqualität. Ich lehre Schwimmen.“ Ich         je, finde aber nur ein blaues Schwimm-
antworte: „Ich bin nur Arne. Springen, tau-       brett aus Styropor. Ich trete aus der Kabine
chen, schwimmen ist nichts für mich. Ich          und mein erster Satz als Bademeister ist:
kann nicht schwimmen.“                            „Springen Sie nicht vom Beckenrand ins
  Für mich strahlt jeder Bademeister Auto-        Wasser.“ Der Badegast zuckt zusammen
rität aus. Ich bewundere, wie die Lifegu-         und gehorcht. „Erwischt“, denke ich.
ards von Baywatch Menschen aus lebens-              Ich spüre die riesige Verantwortung
bedrohlichen Situationen retten. Und ich          mich förmlich unter Wasser drücken.

104
„Help me! I’m from Syria. I can’t swim“,
sagt eine junge Frau zu mir. „Hättest halt
besser Schwimmen gelernt anstatt Eng-
                                                Buch in Bilk oder
lisch“, antworte ich. Ich schaue mich dabei
hilfehaschend um. Aber irgendwie ist
                                               Neuste Geschichten
mein Blickfeld eingeschränkt. Ich sehe
keine Baywatch-Nixen mehr und auch
meine Frau ist nirgends.
  Also springe ich ins Wasser, mit dem
einzigen Sprung, den ich sicher beherr-
sche: der Arschbombe. Das Wasser spritzt,
als gelte es das Becken zu leeren. Aber die
Syrerin ist immer noch bis zur Nase unter
Wasser und kann nicht schwimmen. Ich
auch nicht. „Hilfe!“, schreie ich und gehe
unter. Meine Hand guckt noch raus. Jetzt
baut sich eine Rettungsschwimmerin am
Beckenrand auf. Sie steckt in einem knall-
roten Badeanzug. Aber sie sagt: „Warum
schreien Sie denn?“ Ich komme mit dem
Kopf über Wasser und pruste es aus: „Ich
habe keinen Grund!“ „Na, dann hören sie
doch auf!“ Ich bin erstaunt: „Ist das alles,
was der DLRG draufhat?“ Die Syrerin
steht jetzt: „I thought you are teaching       Jan Michaelis wurde 1968 in Heil-
swimming.“ Das Wasser geht ihr jetzt nur       bronn geboren. Der Schriftsteller aus
noch bis zu den Knien. Mir auch. Ich gehe
                                               Düsseldorf veröffentlichte zuletzt
die drei Stufen aus dem kniehohen Be-
reich für Nichtschwimmer. Meine Frau hat       „Neuste Geschichten aus Bilk“ im
ihr Foto im Kasten. Ich bin jetzt regelmä-     Sonderpunkt Verlag. Erhältlich bei
ßig in Schwimm’ in Bilk, um einen              der Buchhandlung Buch in Bilk. Oder
Schwimmkurs für Erwachsene zu absol-           überall im Buchhandel bestellbar.
vieren.

                                                                                  105
Bilker Adressen: Räuscherweg 40

                                 Entdeckung der Kräutervielfalt im
                                   Zentralschulgarten der Stadt
                                                             Von Jürgen Fuhrmeister

                             Fröhlich gestimmt fuhr eine Gruppe von       knieten sie vor den Beeten und lauschten
                           Schülern der Mosaikschule mit ihren            dessen Erklärungen. Jeder durfte sich ei-
                           Lehrkräften am 14. Juni im Bus 726 zur         nen Stängel pflücken. Es folgte Anschau-
                           Haltestelle Dormagener Straße. Es war ein      en, Befühlen, Beschnuppern, Schmecken.
                           herrlicher Tag. Mächtige Cumuluswolken         Und zum Schluss gab es noch einen klei-
                           standen vor einem strahlend blauen Him-        nen schmackhaften Kräutersnack. Die
                           mel. Die Jungen, denen man gemeinhin           Klasse folgte einer Einladung der Initiative
                           nachsagt – ob zu Recht oder nicht, sei da-     „SMS. Sei schlau! Mach mit! Sei fit!“, die es
                           hin gestellt – Kräuter wie auch Obst und       sich zum Ziel gesetzt hat, Kinder für eine
                           Gemüse größtenteils nur in Dosen, Glä-         ausgewogene Ernährung und regelmäßige
                           sern und Plastikverpackungen oder aus          Bewegung zu sensibilisieren. Sie hat dem
                           Fertigkost zu kennen, sollten im Zentral-      Übergewicht der Kinder und anderen „le-
                           schulgarten am Räuscherweg in der Natur        bensstilbedingten“ Erkrankungen im Kin-
                           frische Kräuter mit allen Sinnen entde-        des- und Jugendalter den Kampf angesagt
                           cken. Begleitet von Sascha Grünewald,          und wirbt für gesunde Ernährung. Die Ini-
                           dem Organisator des Zentralschulgartens,       tiative wird getragen vom Verein Düssel-
Foto: Jürgen Fuhrmeister

                               Mosaikschule im Zentralschulgarten 2018 mit (v.r.) Dagmar Wandt, Leiterin des
                             ­Schulverwaltungsamtes, Martina Hankammer, Sprecherin der Provinzial-Stiftung

                           106
Foto: Archiv Fuhrmeister
                     Schulausflug in den Zentralschulgarten 1925

dorfer Kids mit Pfiff e. V. und wissen-       Volksschichten.“ – „Massen des Volkes
schaftlich begleitet vom Deutschen Diabe-     sind entwurzelt, heimatlos, arbeitslos, see-
tes-Zentrum. Groß ist die Unterstützer-       lenlos vergrämt, verhärmt, verbittert.“ Er
schar: Paten, wie Sportler, Ernährungswis-    sah das Elend der Kriegswaisen und der
senschaftler, Ärzte und Institutionen, Ver-   aus dem 1. Weltkrieg heimgekehrten Män-
sicherungen und viele Sportvereine helfen     ner, invalid und perspektivlos und ohne
mit. Die Stadt ist unter anderem mit dem      Berufsabschluss. Sein Schulgarten, den er
Zentralschulgarten dabei. In diesem Jahr      1913 auf einem Schuttgelände begründet
hat die Provinzial Kultur- und Sozialstif-    hatte, und in dem die Jugend wie in einem
tung 3.000 E für dieses Projekt gestiftet.    Kinderparadies in die Natur hineinwach-
  Vielleicht saß Christoph Steinmeyer, der    sen und ihr die Geheimnisse ablauschen
Rektor der damaligen Volksschule an der       sollte, musste sich nach dem 1. Weltkrieg
Aachener Straße, auf einer der dekorativen    neben erzieherischen bzw. pädagogischen
Wolken und rieb sich erfreut die Hände.       Aufgaben auch kommunalen Aufgaben
Hatte er doch vor über 100 Jahren ein ähn-    widmen in den Bereichen Arbeit und Sozi-
liches aber wohl größeres Problem. In ei-     ales, Gesundheit und Hygiene, Kultur, Er-
nem Aufsatz in der Festschrift zur Deut-      nährung und Freizeit. 1925 war wohl das
schen Lehrerversammlung Düsseldorf            Schlimmste überstanden und die Kinder
1927 beklagte er in drastischen Worten,       konnten im Schulgarten von Christoph
dass die Großstädte die Menschen körper-      Steinmeyer zu den Sommerblumen nie-
lich und geistig verbrauchen. „Zu diesem      derknien. Vermutlich Julius Söhn (1868 bis
Übelstande kam der Krieg mit seinen ver-      1943), Hofphotograph des Hauses Hohen-
nichtenden, zersetzenden und zerfressen-      zollern-Sigmaringen, hat diese Idylle für
den Wirkungen, dem körperlichen, geisti-      ein Glas-Diapositiv auf die 6x6-cm-Foto-
gen und sittlichen Niederbruch in allen       platte gebannt.

                                                                                      107
Anne-Frank-Gedenktag
                                                               am Leo-Statz-Berufskolleg
                                                                                     Am       Ge-    quenzen von Zeitzeugen eine Gesprächs-
                                                                                   burtstag von      runde mit Schülerinnen und Schülern.
                                                                                   Anne Frank,       Fragen wie: „Was bedeutet es heute, ver-
                                                                                   den 12. Juni,     folgten Menschen zu helfen?“, „Warum
                                                                                   fand an unse-     ist es wichtig, an Menschen zu erinnern,
                                                                                   rer Schule ein    die gegen die Nationalsozialisten ge-
                                                                                   Anne-Frank-       kämpft haben?“ und „Was können wir
                                                                                   Gedenktag         tun, wenn Menschen wegen ihrer Religi-
                                                                                   statt. Mit dem    on, Herkunft, Sexualität oder ihres Ausse-
                                                                                   Aktionstag        hens ausgeschlossen oder angegriffen
                                                     erinnern wir an Anne Frank und ihre Hel-        werden?“ wurden miteinander diskutiert.
                                                     fer, die sich der Judenverfolgung im Natio-                           Alle Schülerinnen
                                                     nalsozialismus aktiv widersetzten.                                  und Schüler hatten im
                                                       Rund 250 Schülerinnen und Schüler be-                             Anschluss die Gele-
                                                     reiteten sich vorab im Unterricht auf den                           genheit, ihre Gedan-
                                                     Aktionstag vor, indem sie die Geschichte                            ken zur Beantwortung
                                                     von Anne Frank kennenlernten und Fra-                               der Fragen in einem
                                                     gen zum Motto des Tages „Helfen und                                 „Tagebuch für Anne
                                                     Widerstand“ beantworteten.                                          Fr a n k“ n ie der z u-
                                                       Die Han-                                      schreiben. Die gesammelten Ideen und
                                                     del s s c hu le                                 Worte zum
                                                     (HS4) führte                                    Gedenktag
                                                     durch eine                                      wurden in
                                                     großforma-                                      einem A3
                                                     tige Plakat-                                    Ta g e b u c h
                                                     ausstellung,                                    zusammen-
                                                     in der muti-                                    geführt und
                                                     ge Men-                                         bietet den
                                                     schen, die Widerstand geleistet haben,          Schülerinnen und Schülern des LSBK die
Fotos (6): ©2018 Leo-Statz-Berufskolleg Düsseldorf

                                                     vorgestellt wurden. Ein Modellhaus ver-         Gelegenheit auch nach dem Aktionstag an
                                                     anschaulichte den Schülerinnen und              Anne Frank und ihre Helfer zu denken.
                                                     Schülern während der Ausstellung das              Ziel des Anne-Frank-Gedenktages am
                                                     Versteck der Familie Frank und der ande-        Leo-Statz-Berufskolleg ist es, an Anne
                                                     ren Verfolgten im Hinterhaus in Amster-         Frank und den Holocaust zu erinnern, das
                                                     dam.                                            Engagement für eine demokratische Ge-
                                                                                       Die leiten-                                 sellschaft zu
                                                                                     de Klasse                                     stärken und
                                                                                     initiierte                                    sich aktiv
                                                                                     ebenfalls                                     gegen Anti-
                                                                                     nach einer                                    semitismus
                                                                                     kleinen Prä-                                  und Ras-
                                                                                     sentation zu                                  sismus ein-
                                                                                     Anne Frank                                    zusetzen.
                                                                                     und Filmse-

                                                     108
Darf ich bitten
 nein, nicht zum Tango um Mitternacht, sondern
           zum Schach und Doppelkopf
                                    Von Christoph Meißner

  Zunächst: Schach und Doppelkopf sind          zehn nicht an Parkinson erkrankte Perso-
nicht vergleichbar. Schach ist ein Brett-       nen (von denen jedoch jeder ein anderes
spiel, Doppelkopf ein Kartenspiel. Schach       gesundheitliches Handikap hat), an jedem
spielt man zu zweit, Doppelkopf zu viert.       Mittwoch zum Schach. Schachtreff und
Beim Schach wird selten geredet, beim           Schachverein unterscheiden sich in folgen-
Doppelkopf dagegen kann mal ein priva-          den Punkten: wir spielen am Nachmittag
tes Wort gewechselt, die ein oder andere        (Vereine meistens abends), ohne Uhr und
Geschichte erzählt werden.                      ohne Aufschreiben der Züge, ohne Bei-
  Aber nach meiner Meinung machen bei-          tragspflicht.
de Spiele enormen Spaß. Schach spielen            Doppelkopf spielen wir seit November
wir jeden Mittwochnachmittag von 13:30          2017. Nur nebenbei erwähnt sei, dass Kar-
bis 17:00 Uhr; Doppelkopf jeweils am ers-       tenspiele wie zum Beispiel Doppelkopf die
ten Freitag in jedem Monat von 17:00 bis        mentalen Fähigkeiten steigern. Doppel-
19:00 Uhr. Ohne zu übertreiben kann man         kopf kann zu mentaler Stärke, verbesser-
sagen, dass Schach strategisches Denken         ter Gedächtnisfunktion, höherem Selbst-
erfordert. Schach verbessert die Konzent-       vertrauen, Verbesserung persönlicher Fer-
rationsfähigkeit und beugt Demenz-und           tigkeiten führen.
Alzheimererkrankungen vor.                        Wir spielen Schach und Doppelkopf im
  Den Schachtreff habe ich vor ca. fünf         Wilhelm Marx Haus, in den Räumen der
Jahren ins Leben gerufen. Ziel war, Par-        Arbeiterwohlfahrt, Kasernenstraße 6, Düs-
kinsonkranke und Gesunde beim Schach            seldorf. Die Verkehrsanbindung ist gut.
zusammenzubringen. Inzwischen treffen           Man erreicht den Heinrich Heine Platz mit
sich fünf Parkinsonkranke und acht bis          der U-Bahn und der Straßenbahn.

             Seit 1925 bürgen wir für Qualität

             F R I E D H O F S G Ä R T N E R E I

             Theo Kleis GmbH
                          Grabneuanlagen  Grabpflege mit Wechselbepflanzung
                          Dauergrabpflege mit Gärtnergarantie  auf dem Nord-,
                          Süd-, Unterrrather- und Heerdter Friedhof  Trauer-
                          floristik (Lieferung zu allen Düsseldorfer Friedhöfen)

             Südfriedhof                   Heerdter Friedhof
             Am Südfriedhof 20             Schiess Straße 19
             40221 Düsseldorf              40549 Düsseldorf
             Telefon 0211/15 33 32         Telefon 0211/504 71 71
             Telefax 0211/87 63 00 40
             E-mail: KleisGmbH@aol.com     Internet: www.Grabpflege-Kleis.de

                                                                                      109
Am Vorabend des großen Krieges
            Jülich-Kleve und seine Nachbarn – Folge 6
                                   Von Holger Hutterer

 Der Zankapfel Geldern (I)                    von Utrecht, Lüttich, Münster und Pader-
                                              born, sowie den Grafen von Holland führ-
   Geldern, zunächst Grafschaft, dann Her-    te. Heinrichs Sohn Otto I. erhob 1190 Zut-
zogtum war vom 13. bis zum 16. Jahrhun-       phen zur Stadt. Dessen Sohn Gerhard III.
dert ein bedeutender Machtfaktor im nie-      baute seine Machtstellung in den Nieder-
derrheinisch-niederländischen Raum und        quartieren aus, die sich mehr und mehr
an der Schlacht von Worringen im Jahre        zum politischen Zentrum Gelderns entwi-
1288 beteiligt, nach der Düsseldorf zur       ckeln sollten. Als Gerhard 1229 starb,
Stadt erhoben wurde.                          übernahm sein Sohn Otto II. die Regie-
   Als erster Graf von Geldern ist Gerhard    rung. Er hatte offenbar wirtschaftliches
I. von Wassenberg († um 1129) namentlich      Geschick und erkannte, dass er einige
bekannt. Das Herzogtum bestand wäh-           „Schätze“ besaß: „die großen Flüsse“ (ndl.:
rend seiner größten Ausdehnung aus zwei       de grote rivieren).
Gebieten, die durch das Herzogtum Kleve
getrennt waren. Der südliche Teil, den
man angesichts der Meereshöhe Ober-
quartier, auch Quartier Roermond (sprich:
Rurmond) nannte, umfasste neben Roer-                                  Graf Otto II.
mond auch die namengebende Stadt Gel-                                  von Geldern
dern, sowie Erkelenz, Goch, Venlo, Strae-                              (um 1215-1271)
len und Viersen. Das Oberquartier befand                               vergrößerte sein
sich zwischen den Flüssen Maas, Rur und                                Territorium und
Niers, wobei auch Teile westlich der Maas                              sorgte für wirt-
und östlich der Niers dazugehörten. Der                                schaftlichen
nördliche Teil bestand aus drei Nieder-                                Aufschwung
quartieren. Diese Bezeichnung ergab sich
aus der geringeren Meereshöhe: Arnheim,         Damit sind die beiden Rheinarme und
das sich bis an das Ufer der Zuiderzee        die südlich davon fließende Maas gemeint.
(heute: IJsselmeer) erstreckte, Nimwegen,     Über die Rheinarme lief der Warenverkehr
das zwischen dem Niederrhein und der          zwischen Köln und Antwerpen. Otto erhob
Maas lag, sowie der Grafschaft Zutphen        Zölle, um die Handelsflotte zu schützen.
(sprich: Süttfen), dem Gebiet östlich der     Das erlaubte ihm, dem Herzog von Bra-
beiden anderen, das nach dem Hauptort         bant einen ansehnlichen Kredit zu gewäh-
benannt war.                                  ren. Auch Kaiser Friedrich II. wandte sich
   Gerhard II. heiratete Irmgard, die Erb-    an ihn, weil er im Konflikt mit dem Papst
tochter Graf Ottos von Zutphen und wurde      stand. Der Kaiser erkannte alle Besitzun-
damit „iure uxoris“ („mit dem Recht der       gen an, die Otto ererbt und inzwischen er-
Ehefrau“) auch Graf von Zutphen. Deren        worben hatte und belehnte ihn damit. Als
Sohn Heinrich I. pflegte gute Beziehungen     gemeinsame Bezeichnung wurde der Na-
zum Kölner Erzbischof und zu Kaiser           me Geldern (ndl.: Gelre) gewählt.
Friedrich Barbarossa. Dadurch konnte er         Otto I. hatte Zutphen das Stadtrecht ver-
seine Besitzungen erweitern, was aller-       liehen. Sein Enkel Otto II. vergab dieses
dings zu Spannungen mit den Bischöfen         Zutphener Stadtrecht an 29 Gemeinden.

110
Darunter waren Geldern, Goch, Roer-               Nach Friedrichs Absetzung bot der Papst
mond, Harderwijk, Emmerich, Arnheim             Otto dieses Amt an. Der lehnte genauso ab
und Wageningen. Mit dem Stadtrecht er-          wie der der Herzog von Brabant. Otto emp-
hielten die Bürger besondere Privilegien        fahl Graf Wilhelm II. von Holland.
und eine größere Rechtssicherheit. Damit
wollte Otto deren wirtschaftliche Aktivitä-
ten stärken. Seine Rechnung ging auf. Er
wurde einer der reichsten Fürsten in der
Region.
  1240 heiratete Otto Margarete, die Toch-
ter Graf Dietrichs IV. von Kleve, mit der er
die beiden Töchter Elisabeth und Margare-                                  Wilhelm II.
te hatte. Elisabeth wurde die Frau Graf                                    von Holland
Adolfs V. von Berg, der Düsseldorf zur                                     (1228-1256)
Stadt erheben sollte.                                                      wurde
  Otto war auch als Diplomat gefragt und                                   1247 König
vermittelte im Konflikt zwischen Kaiser
und Papst. Seit Generationen schwelte der         Wilhelm wurde im Oktober 1247 vor der
Investiturstreit. Wer durfte geistliche Äm-     erzbischöflichen Burg Worringen zum Kö-
ter besetzen, nur der Papst oder auch der       nig gewählt. Mit 16.000 Mark Silber hatte
Kaiser? Der berühmteste Dissens in dieser       Otto zu dieser Wahl beigetragen. Wilhelm
Frage ist als „Gang nach Canossa“ be-           verpfändete ihm dafür die Stadt Nimwe-
kannt. Den musste 1077 Kaiser Heinrich          gen. Mit Nimwegen besaß Otto nun die
IV. antreten, um vom Papst wieder in die        größte Stadt in seiner Grafschaft. Wilhelm
Kirche aufgenommen zu werden. Da sich           gestattete ihm auch die weibliche Erbfolge,
die römisch-deutschen Könige und Kaiser         da er bisher erst zwei Töchter hatte.
auf das Gottesgnadentum beriefen, sahen           Zwei Jahre nach dem Tod Margaretes
sie sich zur Einsetzung von kirchlichen         von Kleve heiratete Otto II. 1253 die fran-
Würdenträgern legitimiert. Wenn man             zösische Adlige Philippa de Dammartin,
schon die Gnade des Höchsten genoss,            die 1255 einen Sohn, den künftigen Rai-
brauchte man den Papst nicht dafür, der         nald I. zur Welt brachte. Otto war wieder-
sich jedoch als Stellvertreter Gottes auf Er-   um als „Krisenmanager“ unterwegs, denn
den begriff.                                    im Januar 1256 kam Wilhelm von Hol-
  Kaiser Friedrich II. wurde 1245 vom           land auf tragische Weise ums Leben. Er
Papst abgesetzt. Nun folgte ein 30 Jahre        war fest entschlossen, sich nach Rom zu
währendes Interregnum („Zwischenregie-          begeben um dort vom Papst zum Kaiser
rung“), bis ein neuer allseits akzeptierter     gekrönt zu werden. Zuvor wollte er jedoch
König gewählt wurde.                            im Norden seines Landes für Ruhe sorgen.
                                                Dort lebten die Friesen, die sehr selbstbe-
                                                wusst waren und sich ungern beherrschen
                                                ließen. Diese Erfahrung sollten auch spä-
                               Friedrich II     tere Fürstengenerationen machen. Wil-
                               (1194-1250)      helm brach mit seinem Pferd im winterli-
                               war seit         chen Eis ein. Die Friesen, die ihn fanden,
                               1220 Kaiser      töteten den schon unterkühlten König.
                               und wurde        Auch hier war Ottos Verhandlungsge-
                               1245 vom         schick gefragt.
                               Papst              Sein Sohn Rainald I. heiratete 1274 Irm-
                               abgesetzt        gard, die Erbtochter Herzog Walrams IV.

                                                                                       111
von Limburg. Nach dessen Tod im Jahre            Als Heinrich 1246 starb, wurde sein älte-
1280 wurde Rainald I. „iure uxoris“ nächs-     rer Sohn Adolf IV. Graf von Berg, während
ter Herzog von Limburg                         der jüngere Walram IV. Limburg erbte. Un-
                                               ter den Nachfolgern Bischof Engelberts
Limburg, Berg und die                          verschlechterte sich das Verhältnis zu den
Schlacht von Worringen                         Grafen von Berg.
                                                 Um die Beziehungen zu verbessern, ging
  Das historische Herzogtum Limburg ist        Adolf IV. die Ehe mit Margarete, der
jetzt Teil der belgischen Provinz Lüttich.     Schwester Erzbischof Konrads von Hoch-
Die heute als Limburg bekannten beiden         staden ein. Ihr Sohn Adolf V. heiratete Eli-
Provinzen im Süden der Niederlande und         sabeth, die Schwester Rainalds I. von Gel-
im Nordosten Belgiens haben damit nur          dern.
den Namen gemeinsam. Er stammt von               Der Limburger Walram IV., Bruder des
der Burg, die sich zwischen Eupen und          bergischen Adolfs IV., hatte nur eine Toch-
Verviers befand.                               ter, die nach ihrer bergischen Großmutter
  Mitte des 11. Jahrhunderts erhielten die     Irmgard hieß. Irmgard von Limburg hei-
Grafen von Limburg die Herzogswürde            rate 1274 Graf Rainald I. von Geldern.
von Niederlothringen, die dann an die          Nach Walrams Tod wurde Rainald 1280
Grafen von Brabant überging. Den Her-          auch Herzog von Limburg. Irmgard starb
zogstitel durften die Limburger behalten.      jedoch schon 1283 ohne ein Kind geboren
1217 heiratete Herzog Heinrich IV. von         zu haben. Mit ihrem Tod begann der Lim-
Limburg Irmgard, die Erbtochter Graf           burger Erbfolgestreit, denn nun stellte
Adolfs III. von Berg. Dessen Vater Engel-      sich die Frage, ob die Rechtsformel „iure
bert I. war mit Margaretha von Geldern         uxoris“ – „mit dem Recht der Ehefrau“
verheiratet. Ihr Großvater Gerhard II. hatte   auch über deren Tod hinaus galt. Da eine
durch seine Heirat die Grafschaft Zutphen      adlige Tochter nicht regieren durfte, dien-
erhalten.                                      te diese Formel, Ansprüche anderer Fürs-
  Die Herren von Berg sind seit Anfang         ten abzuwehren. Der Ehemann sollte
des 11. Jahrhunderts in der Region zwi-        stellvertretend dieses Erbe verwalten, bis
schen Wupper und Sieg nachweisbar.             die nächste Generation übernehmen
Schon bald erhielten sie das Grafenrecht.      konnte.
Das Gebiet, das sie regierten, heißt noch        Waren nun nicht die nächsten männli-
heute Bergisches Land. Adolf III. wurde        chen limburgischen Verwandten am Zu-
1189 Graf von Berg. Sein jüngerer Bruder       ge?
Engelbert war Erzbischof von Köln. Als           Als erster meldete Adolf V. von Berg sei-
Adolf 1218 starb, überging Engelbert den       nen Anspruch an, denn er war Irmgards
Erbanspruch seiner Nichte Irmgard und          Cousin. Außerdem war seine Frau Elisa-
übernahm das bergische Grafenamt. Da           beth Rainalds Schwester. Aus Limburg
Engelbert auch mit anderen Nachbarn im         meldeten sich auch einige Erbanwärter,
Streit lag, geriet er 1225 bei Gevelsberg in   allen voran Graf Heinrich von Luxemburg,
einen Hinterhalt und wurde erschlagen.         dessen Vorfahren einst die Limburg er-
  Nun erhielt Heinrich von Limburg iure        richteten.
uxoris die Grafschaft Berg. Sein Wappen-         Im Februar 1284 trafen die Erbanwärter
tier, der Limburger Löwe, ist längst als       zusammen. Adolf hatte schon zuvor seine
„Bergischer Löwe“ adoptiert, ziert er doch     Ansprüche auf Limburg an Herzog Johann
seitdem nicht nur das Wappen Düssel-           I. von Brabant verkauft, denn ein Krieg
dorfs, sondern auch das anderer bergischer     mit dem seit 1275 amtierenden Kölner Erz-
Städte. Unser Bergischer Löwe hat also ei-     bischof Siegfried von Westerburg schien
nen Migrationshintergrund!                     unausweichlich.

112
bleibt Spekulation. 1247 hatte der damali-
                                              ge Erzbischof Konrad von Hochstaden vor
                                              der Burg Worringen Wilhelm von Holland
                                              zum römisch-deutschen König wählen las-
                          Herzog Johann       sen. Konrads Schwester war Adolfs Mutter.
                          von Brabant         Wilhelms Wahl zum König war nur durch
                          (1253-1294) war     die finanzielle Unterstützung Ottos II. von
                          der Sieger in       Geldern möglich. Das war Adolfs Schwie-
                          der Schlacht        gervater, denn er hatte Elisabeth, Ottos
                          von Worringen       Tochter und Schwester Rainalds I. von
                          am 5. Juni 1288     Geldern geheiratet!
                                                Am Morgen des 5. Juni 1288 kam es in
  Dem sah sich Adolf nicht gewachsen.         der Fühlinger Heide zu jener Schlacht von
Der Brabanter, der keinerlei Erbansprüche     Worringen, die siegreich für Johann I. von
hatte, argumentierte, dass die Vereinigung    Brabant und seine Mitstreiter ausging.
Limburgs mit Brabant das Gebiet, das          Limburg wurde danach mit Brabant verei-
einst den niederlothringischen Herzogsti-     nigt. Der Graf von Luxemburg und weitere
tel bekam, mit dem der jetzigen Inhaber       Familienmitglieder verloren ihr Leben.
zusammenführen würde. Die limburgi-
schen Stände sahen das anders. Johann                                   Erzbischof
ließ deshalb seine Truppen in Limburg                                   Siegfried von
einmarschieren.                                                         Westerburg
  Erzbischof Siegfried konnte diese Provo-                              (1253-1294) bei
kation nicht hinnehmen und scharte seine                                der Schlacht
Getreuen um sich. Darunter war auch Rai-                                von Worringen
nald von Geldern. Seine militärische Stär-                              (Maler J.P.T.
ke ähnelte der Adolfs von Berg. Im August                               Janssen, 1893,
1284 schloss er deshalb mit Siegfried ein                               Orig. im
Bündnis gegen Brabant und Berg. Doch                                    Rathaus
erst im Mai 1288 machte sich Heinrich von                               Düsseldorf)
Luxemburg mit seinem Heer auf in Rich-
tung Köln. Rainald hatte schon alle Hoff-       Erzbischof Siegfried und Rainald von
nungen auf Limburg aufgegeben und ver-        Geldern gerieten in Gefangenschaft. Erst
kaufte dem Luxemburger sogar alle Rech-       elf Monate später kam Siegfried gegen ei-
te an Geldern. Auch Johann von Brabant        ne Lösegeldzahlung frei. Sein Einfluss auf
setzte nun seine Truppen in Bewegung.         das Bergische Land und Westfalen wurde
Ende Mai traf er sich in Brühl mit Adolf V.   stark beschränkt. Somit hatte sich der Ein-
von Berg. Auch Adolfs Schwager Eberhard       satz Eberhards von der Mark ausgezahlt.
von der Mark war dabei. Die Grafen von        Die Bürger der Stadt Köln konnten sich
der Mark waren eine Seitenlinie der Ber-      ebenfalls von der erzbischöflichen Herr-
ger und sahen nun die Gelegenheit, ihre       schaft befreien. Auch Rainald kam frei
Abhängigkeit vom Erzbischof abzuschüt-        und konnte wieder über Geldern regieren,
teln. Eine Abordnung der kölnischen Bür-      da die Luxemburger, denen er sein Land
gerschaft nahm ebenfalls teil. Die Verbün-    verpfändet hatte, in Worringen fielen. Düs-
deten beschlossen zunächst die erzbischöf-    seldorf erhielt gut zwei Monate nach der
liche Burg in Worringen anzugreifen und       Schlacht von Worringen, am 14. August
zu schleifen. Ob die Wahl aus strategi-       1288 das Stadtrecht und entwickelte sich
schen Gründen fiel oder ob Adolf hier         danach zur bevorzugten Residenz der
noch eine „Rechnung“ begleichen wollte,       bergischen Fürsten.

                                                                                     113
S PI E LOAS E
Eine Einrichtung des Vereins „SPIELEN UND LEBEN IN BILK e.V.“
    in Kooperation mit dem Jugendamt der Stadt Düsseldorf

  Am 30. April 2018 erhielten die anwesen-               hören von Anfang an auch generations-
den Mitglieder einen informativen Bild-                  übergreifende Koch- und Spielprojekte. Ob
Vortrag über die Aktivitäten im Kinder-                  es um Reibekuchen-Essen oder Gesell-
treff des Vereins Spielen und Leben in Bilk              schaftsspiele geht, ob man über Benimm-
e.V. Mit vielen Fotos wurde der besondere                Regeln oder Kinderrechte redet, wie man
Alltag in der offenen Kinder- und Jugend-                Rücksicht aufeinander nimmt und auch
arbeit eingefangen.                                      ältere Mitglieder einbindet – diese Wege
  Das Jugendamt ist seit 30 Jahren Koope-                werden immer wieder gefunden.
rationspartner des Vereins; gemeinsam                    Wenn Sie mehr wissen möchten, besuchen
wird diese Einrichtung im Stadtteil Bilk                 Sie uns: Brunnenstraße 65a – einfach
betreut. Zurzeit sind drei Mitarbeiterinnen              durch den Torweg!
und Mitarbeiter über das Jugendamt der
Stadt Düsseldorf im Kindertreff angestellt.              Gerti Kobarg
  Zum Gründungskonzept des Vereins ge-                   Vorsitzende Spielen und Leben in Bilk e.V.

      DIE NATUR IST UNBERECHENBAR!
                      Versichern Sie jetzt Ihr Hab und Gut
                  mit unserem Basis-Paket „StarkregenPlus“
                        gegen Naturkatastrophen, wie:
      · Überflutung des Grund und Bodens durch Starkregen
      · Rückstau durch Starkregen
      · Erdfall, Erdrutsch, Schneedruck, Lawinen,
        Vulkanausbruch und Meteoriteneinschlag

      Geschäftsstellenleiterin Doris Greinert
      Neusser Straße 82 · 40219 Düsseldorf
      Telefon 0211 3006600
      facebook.com/Provinzial Rheinland Doris Greinert

      Immer da. Immer nah.

114
Die Düsseldorf Arkaden –
           ein Ort der Begegnung
                                   Von Christoph Meißner

  Da wo heute die Düsseldorf Arkaden ste-      Begegnung. Hier habe ich schon Leute ge-
hen, war früher u.a. der Containerbahnhof      troffen, die ich mehrere Jahre nicht gese-
Düsseldorf-Bilk (Containerbahnhof, ein         hen habe.
Umschlagbahnhof für den kombinierten             Gerne besuche ich die Stadtteilbücherei.
Ladeverkehr). Insgesamt, vor allem in der      Ein Ort zum Wohlfühlen. Alle Mitarbeiter/
Dunkelheit, war dies keine schöne Ecke.        innen sind nett, höflich und kompetent.
Selbstverständlich ist die Versorgung der      Erstaunlich ist die Aktualität der ausleih-
Menschen mit Gütern aller Art unbedingt        baren Literatur. Und was in der Stadtteil-
erforderlich. Und irgendwie müssen die         bücherei nicht vorrätig ist, wird schnell
Waren ja auch so in den Einflussbereich        und zuverlässig besorgt.
der Verbraucher gebracht werden, dass            Sehr angetan bin ich von den Sport – und
diese sie kaufen können. Andererseits be-      Spielmöglichkeiten, die auf dem Gelände
deutet ein Containerbahnhof rund um die        hinter den Arkaden aufgestellt wurden.
Uhr Lärm und Dreck durch die An- und           Hier kann sich jeder, unabhängig vom Al-
Abfahrten der Lastkraftwagen. Und es           ter und Geschlecht, austoben. Tischtennis,
werden nicht nur Container für die Men-        Basketball, Fußball, Klettern, ist alles mög-
schen in der näheren Umgebung des              lich. Schauen Sie es sich mal an!
Bahnhofes umgeschlagen, sondern auch             In den Arkaden, die mich an einen Kopf-
Container für weiter entfernte Bestim-         bahnhof (Sackbahnhof) erinnern, glaube
mungsorte (zum Beispiel auch ins Aus-          ich zu erkennen, dass wir in Düsseldorf
land).                                         Bilk auf dem Weg zu einer multikulturel-
  Meines Erachtens ist unser Stadtteil Bilk    len Gesellschaft, eventuell schon weit fort-
durch die Düsseldorf Arkaden aufgewertet       geschritten, sind. Menschen jeder Hautfar-
worden. Die gesamte Ge-
gend um die Arkaden ist
jetzt lebendiger. Es herrscht
auf dem Gelände des ehe-
maligen Güterbahnhofs
nun ein anderer Geist. Die
eigentliche Halle mit den
Verkaufsgeschäften ist
zweckmäßig, aber architek-
tonisch unauffällig. Die
praktische Gestaltung der
gesamten Fläche, mit Stadt-
teilbücherei, Schwimmbad
und den Sport- und Spiel-
möglichkeiten ist gelungen
und überzeugend. Mir ge-
fällt insbesondere auch der
große Vorplatz vor den Tü-
ren der Düsseldorf Arka-
den, für mich ein Ort der

                                                                                        115
be und jeden Alters strömen rein und raus.       Eigentlich ist so ein Fitnessstudio für
Es herrscht eine erstaunliche Sprachenviel-    mich gar nicht das Richtige. Ich liebe jede
falt. Die Nationenvielfalt wird durch die      Art von Sport, vor allem aber Ballspiele.
existierenden Restaurants und Imbissstän-      Das „Eisen stemmen“ ist eigentlich nicht
de, die auf allen drei Etagen verteilt sind,   meine Sache. Aber so ein Fitnessstudio
deutlich. Herausragend ist hier die im         bietet die Möglichkeit, jeden einzelnen
Obergeschoss angelegte Lokalanlage mit         Muskel des Körpers genau zu trainieren.
europäischen und asiatischen Angeboten.        Dieses zielgerichtete Training ist bei kei-
  Aber es gibt auch einige Dinge, die mir      ner Sportart möglich. Und deshalb arbeite
persönlich unverständlich sind. So gibt es     ich bereits seit 50 Jahren an und mit ähnli-
nur einen Ein –/Ausgang, nämlich den am        chen Maschinen, als zielgerichtete Ergän-
Bilker Bahnhof. Die Folge ist, es sind lange   zung für meine individuelle Sportart.
Wege zurückzulegen, zum Beispiel vom           Selbst-verständlich sind auch Geräte, mit
Ein-/Ausgang bis zur Buchhandlung.             denen man die Ausdauer trainieren kann,
  Was ich etwas vermisse, ist eine Art klei-   vorhanden. Das Laufen auf dem Laufband
ner Baumarkt. Ein Geschäft, in dem man         ist bei weitem nicht so schön wie das Lau-
zum Beispiel eine Schraube oder einen Na-      fen in der freien Natur. Gleiches gilt für
gel oder ein kleines Werkzeug kaufen           das Fahrradfahren. Aber auf diesen Gerä-
kann. Unbefriedigend ist auch, dass es in      ten ist ein zielgerichtetes Training mög-
der Nähe des Eingangs keinen Aufzug            lich, denn ich kann die Trainingszeit und
gibt. Personen, die die Rolltreppe im Ein-     den Belastungsgrad einstellen.
gangsbereich nicht nutzen können (Kin-           Die Mitgliederstruktur entspricht der
derwagen, Rollstuhl, Hunde), müssen wei-       Kundenstruktur in den Bilker Arkaden,
te Wege zurücklegen, um ins Ober – oder        d.h. Männer und Frauen aus verschiede-
Untergeschoss zu gelangen.                     nen Staaten trainieren hier. Und was ich
  Toiletten waren in der Vergangenheit         sehr gut finde, alle vertragen sich. Teilwei-
ausschließlich in der Nähe des Eingangs,       se reden und trainieren sie zusammen, al-
im Untergeschoss, vorhanden. Ein weiter        le sind sehr nett und hilfsbereit.
Weg für Personen, die am Ende der Bilker         Ich wohne und lebe gerne in Bilk.
Arkaden in der Buchhandlung oder in
dem Lebensmittelgeschäft einkaufen. Der
Einbau weiterer Toiletten im Oberge-              Kultur vor der Tür auf dem
schoss, unbedingt erforderlich wegen des        Suitbertusplatz/Netzwerk Bilk
vielfältigen kulinarischen Angebots, än-              Termine im Juli 2018
dert daran nichts.
  Für mich ist das absolute Highlight in        Mittwoch, 04.07.18 um 14.30 Uhr
den Bilker Arkaden das Fitnessstudio. Ein       Netzwerk-Café im zentrum plus Bilk. Bei
modernes, sauberes, gut eingerichtetes          gutem Wetter vor der Tür.
und ausgestattetes Studio, das jedoch für       Dienstag, 10.07.18 um 16.00 Uhr Ge-
Behinderte nur bedingt geeignet ist. Es         meinsam Singen auf dem Suitbertusplatz
fehlt auf der unteren Ebene (das ist im         (bei Regen im zentrum plus Bilk).
Obergeschoss der Bilker Arkaden) eine To-
ilette und ein Aufzug zwischen den ver-         Ansprechpartnerin ist Anne Mommertz
schiedenen Ebenen. Die Wendeltreppe             Tel: 0211 9216068, E-Mail: amom-
zwischen unterer Ebene und den darüber          mertz@gmx.de (Caritas-Netzwerk Bilk)
liegenden Ebenen ist für Personen, die Pro-     Kontakt zentrum plus: Nana Buadze, Tel:
bleme beim Treppensteigen haben (z. B.          0211 6504176, E-Mail: nana.buadze@
Personen mit Kniebeschwerden) kaum              caritas-duesseldorf.de
überwindbar.

116
Termine im Bürgerhaus Salzmannbau
                                                                im Jul
                                                                       i 2018
„Familienfrühstück“
Am Sonntag, dem 1. Juli veranstalten das Bürgerhaus und die AGB e V ab 10.30
Uhr das beliebte Familienfrühstück im Salzmannbau Neben einem reichhaltigen
Buffet, gibt es wie immer einen musikalischen Live-Auftritt
Familien mit Kindern sind herzlich willkommen, Kinderstühle und Spielmöglichkei-
ten sind vorhanden Die Kosten für das Frühstückbuffet betragen für Erwachsene 6
Euro und für Kinder ab 8 Jahre 3 Euro Weitere Informationen und Reservierung von
Plätzen montags bis freitags unter Telefon 0211 – 89 24 987
„Tango-Salon“
Am Donnerstag, dem 12. Juli findet im Bürgerhaus von 18.00 - 22.00 Uhr wieder
der beliebte „Tango-Salon“ im Salzmannbau statt Unter Anleitung von Tanzlehrer
Erwin Neander können Singles und Paare Tango-Argentino tanzen, tanzen lernen
und neue Freunde finden Tango Argentino – Schritt für Schritt erlernen Tanzlehrer
Erwin Neander erklärt die wichtigsten Grundschritte und einfache Figuren Das Er-
lernte kann danach direkt im Tango Salon auf dem Tanzparkett ausprobiert werden
Jung und Alt, Anfänger und fortgeschrittene Tänzer sind herzlich willkommen Der
Eintritt ist frei
Weitere Informationen montags bis freitags unter Telefon 0211 – 89 24 987 im Bür-
gerhaus oder unter Telefon 0211 - 698 50 35 bei Herrn Neander
„Salsa Tanzparty“ mit Salsa flow
Am Freitag, dem 13. Juli findet im Bürgerhaus von 20.00 - 24.00 Uhr eine „Salsa-
Tanzparty“ unter Leitung von Georges Bouazo und Anna Braun statt Für wenig
geübte Tänzerinnen und Tänzer gibt es um 20 30 Uhr einen kostenlosen Salsa
Schnupperkurs mit Anna und Georges Alle, die Freude an Salsa Musik und am
Tanzen haben, sind zur Party herzlich willkommen Der Eintritt ist frei
Weitere Informationen unter Telefon 0211 – 89 24 987 im Bürgerhaus oder www
salsa-flow de
Konzert „Udo Jürgens Programm“
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe
„Aktive Alte in Bilk“ ist diesmal der Pia-
nist und Sänger Michael Stamm mit sei-
nem „Udo Jürgens Programm“ zu Gast
auf der Bühne im Bürgerhaus
Erleben Sie noch einmal die großen Hits
aber auch die unbekannteren Lieder von
Udo Jürgens Dieses Konzert ist eine
Hommage an den großartigen Künstler
Udo Jürgens und begeistert das Publi-
kum mit unvergesslichen Melodien Erle-

                                                                               117
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