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austria wirtschaftsservice uni:invent Die Erfolgsstory Die Erfolgsgeschichte von der Umsetzung universitärer Forschung in die wirtschaftliche Praxis 2004–2009
1547 Erfindungen wurden den Universitäten gemeldet Geistiges Eigentum wurde im Bewusstsein der Forscher & Universitäten verankert 13 universitäre Transferstellen wurden etabliert Das neudefinierte Berufsbild des Technologietransfermanagers wird von 50 TransfermanagerInnen getragen Seit 2008 jährlich über 700.000 Euro Lizenzeinnahmen Laut Österreichischem Patentamt ÖPA wurden 2009 österreichische Universitäten als 2. innovativstes »Unternehmen« eingeschätzt
aws 2010 | uni:invent 2 Vorwort ao. Univ.Prof. Dr. Beatrix Karl Bundesministerin Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung Um die Universitäten bei der Umsetzung der durch das beitung operationalisierbarer Patentierungs- und Verwer- Universitätsgesetz 2002 geschaffenen Möglichkeiten der tungsstrategien in die Leistungsvereinbarungen mit den wirtschaftlichen Verwertung universitärer Forschungs- Universitäten übernommen. Zusätzlich erfolgte in Um- ergebnisse zu unterstützen, wurde im Jahre 2004 das setzung der IP-Recommendation der EU die Einrichtung Programm uni:invent gestartet, welches sich äußerst er- eines National Contact Points für IP-Angelegenheiten im folgreich an der Schnittstelle Wissenschaft und Wirtschaft BMWF, welcher insbesondere öffentliche Forschungs- etablieren konnte und von den Universitäten sehr positiv einrichtungen beim Wissens- und Technologietransfer im aufgenommen und umgesetzt wurde. uni:invent hat einen Sinne der Kommissionsempfehlung aktiv unterstützt. wichtigen Beitrag geleistet, den tatsächlichen Anforde- Im Zuge der geplanten Ökologisierung des Steuer- rungen im Bereich Wissenstransfer und Verwertung ge- systems sollen künftig 100 Millionen Euro pro Jahr zusätz- recht zu werden und das Patentierungs-, Verwertungs- lich in den Wissensstandort Österreich investiert werden. und Gründungspotenzial der Universitäten effizient und Einen wichtigen Schwerpunkt stellt dabei die Errichtung nachhaltig zu stärken. universitärer Wissenstransferzentren dar, wodurch neue Durch uni:invent als (zeitlich befristetes) Impulspro- Quellen für Wachstum und Beschäftigung durch die Um- gramm konnten entscheidende und nachhaltige Entwick- setzung neuer Ideen in innovative Produkte erschlossen lungen an den Universitäten in Gang gesetzt werden; im werden. Die von mir initiierte »Wissenspartnerschaft« be- Bewusstsein um die Bedeutung von geistigem Eigentum kräftigt dieses Ziel und stärkt die Kooperation zwischen und seinem Schutz bildet der Bereich Wissenstransfer Wissenschaft und Wirtschaft entlang der gesamten Inno- und Verwertung auch weiterhin einen wichtigen Schwer- vationskette. punkt des Bundesministeriums für Wissenschaft und Ich möchte mich bei allen am Programm uni:invent Forschung. Die aktive und nachhaltige Verwertung von Beteiligten für die stets konstruktive und verlässliche Zu- wissenschaftlichen Ergebnissen soll dazu beitragen, Inno- sammenarbeit sehr herzlich bedanken. Gemeinsam ist vation voranzutreiben. Denn erfolgreiche Innovation beruht es gelungen, das Thema Geistiges Eigentum nachhaltig auf einer starken Wissensbasis. zu etablieren und die solide Basis für ein funktionierendes So wurde als konsequenter Schritt zur kontinuier- IPR- und Verwertungsmanagement an den Universitäten lichen Weiterführung relevanter IPR-Aktivitäten die Ausar- zu schaffen.
3 uni:invent | aws 2010 Vorwort Dr. Reinhold Mitterlehner Bundesminister Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend Österreich zählt derzeit zu den innovativsten Ländern Auch das Bewusstsein für den wirtschaftlichen der Europäischen Union. Um diese Position nicht nur Wert von Patenten und anderen Schutzrechten konnte zu halten, sondern weiter auszubauen, sind erfolgreiche durch uni:invent deutlich erhöht werden. Insgesamt Kooperationen zwischen Forschungseinrichtungen und können sich die österreichischen Universitäten in diesem Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Dafür Bereich nun deutlich besser positionieren als früher. Pro- braucht es ein exzellentes Innovations- und Wissensma- fessionelle Strukturen und Rahmenbedingungen stellen nagement, das mit einem effektiven Technologietransfer den nachhaltigen Erfolg des Programms sicher. kombiniert wird. Das Wirtschaftsministerium wird Universitäten In diesem Zusammenhang ist besonders der stra- und Forschungseinrichtungen auch in Zukunft bei der Er- tegische Umgang mit geistigen Eigentumsrechten zu be- findungsbewertung sowie bei der Entwicklung einer pro- rücksichtigen. Schon bei der Planung eines Forschungs- fessionellen Verwertungsstrategie tatkräftig unterstützen. vorhabens sollte geklärt werden, wem welche Rechte an Die entsprechenden Mittel sind für das Jahr 2010 sogar der möglichen Produktentwicklung gehören und wer künf- aufgestockt worden. Denn um die Wettbewerbsfähig- tige Verwertungswege einschlagen darf. keit des Wirtschaftsstandorts weiter zu erhöhen, braucht Um das Bewusstsein für den Wert und den Schutz Österreich noch mehr Innovationen, die möglichst rasch geistiger Eigentumsrechte zu erhöhen, hat das Wirt- zur Marktreife geführt werden müssen. Nur so können wir schaftsministerium zahlreiche Initiativen gesetzt. So unter- den Aufschwung offensiv gestalten und ein echtes, sich stützt die Technologie Marketing Austria (Tecma) Univer- selbst tragendes Wachstum schaffen. sitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen bei Als Wirtschaftsminister möchte ich mich bei allen der Verwertung von Erfindungen oder Entwicklungen vom Projektverantwortlichen von uni:invent und PRIZE für die Labor in den freien Markt. Das Förder- und Beratungs- professionelle Arbeit sowie das große Engagement be- programm uni:invent mit der vom Wirtschaftsministerium danken. Für die Umsetzung Ihrer Ideen und Entwicklungen finanzierten Prototypenförderung PRIZE hat dazu einen wünsche ich Ihnen auch in Zukunft viel Erfolg. sehr wichtigen Beitrag geleistet. Das zeigen unter ande- rem die steigenden Patentanmeldungen sowie die zahl- reichen erfolgreichen Umsetzungen.
aws 2010 | uni:invent 4 Vorwort O.Univ.Prof. Dipl.Ing. Dr. Heinz W. Engl Vorsitzender des Forums Forschung und Erschließung der Künste Österreichische Universitätenkonferenz Eine wesentliche Aufgabe der Universitäten ist der Transfer angenähert werden. Auf Grund dieser Erfahrungen wer- ihrer Forschungsergebnisse in die wirtschaftliche Praxis. den wir auch in Zukunft mit der aws im Bereich der Pa- Dafür gibt es zahlreiche Fördermechanismen wie Pro- tentierungen eng kooperieren; darüber hinaus wird von gramme der Forschungsförderungsgesellschaft, des FWF der Österreichischen Universitätenkonferenz gemeinsam und der Christian-Doppler-Gesellschaft. In vielen Anwen- mit der aws ein Projekt durchgeführt, in dem es um »best dungsbereichen ist die Grundlage jeder Kooperation mit practice Modelle« für Verträge im Zusammenhang mit der Wirtschaft und damit auch der Umsetzung von For- Wirtschaftskooperationen geht (»Intellectual Property Ag- schungsergebnissen in die Praxis der Schutz des geistigen reement Guide«, www.ipag.at). Auch in diesem Projekt ist Eigentums, also die Patentierung. Durch das Universitäts- die Kooperation sehr gut. gesetz 2002 wurde den Universitäten das Eigentum an Leider musste das uni:invent-Programm aus finan- den von ihren MitarbeiterInnen geschaffenen Erfindungen ziellen Gründen im letzten Jahr eingestellt werden, was zuerkannt, wobei natürlich deren Beitrag im Erfolgsfall an- naturgemäß die Patentierungsaktivitäten der Universi- gemessen abzugelten ist. Das uni:invent-Programm hat täten etwas behindert, und dies gerade in der Phase, in den Universitäten nun einige Jahre die Möglichkeit gege- der durch die Notwendigkeit des Aufrechterhaltens und ben, über so genannte Patent Scouts systematisch nach der Internationalisierung von Patenten hohe Kosten auf patentierbaren Erfindungen in ihrem Bereich Ausschau zu die Universitäten zukommen. Wir hoffen, dass uni:invent halten, andererseits die inhaltliche und patentrechtliche (möglicherweise auch in Abstimmung mit anderen dem Beurteilung von Erfindungen in Hinblick auf ihre Patentier- Technologietransfer dienenden Programmen wie AplusB) barkeit und die Marktchancen sowie letztlich auch die Pa- auch in Zukunft gefördert werden kann, damit die Univer- tentierung selbst zumindest zum Teil zu finanzieren. Dieses sitäten ihrer gesellschaftlichen Aufgabe, bei ihnen erarbei- Programm wurde von der aws für den Bund abgewickelt. tete Forschungsergebnisse wirtschaftlich nutzbar zu ma- Zwischen aws und den Universitäten hat sich (auch über chen, in verstärktem Maße nachkommen können. das Forum Forschung) eine gute und tragfähige Kooperati- on entwickelt; anfängliche unterschiedliche Auffassungen konnten in einem intensiven Diskussionsprozess einander
5 uni:invent | aws 2010 Vorwort DI Bernhard Sagmeister Geschäftsführer Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH Auf Basis des UG 2002 sowie der Ergebnisse einer vom der Patentierungskosten und in der Hilfestellung bei der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFTE) Vermarktung. Durch gezielte Unterstützung bei der Ent- eingerichteten Arbeitsgruppe wurde am 14. Februar 2003 wicklung von Patent- und Verwertungsstrategien sollte eine Empfehlung des RFTE bezüglich Verwertung von F&E das Patentierungs- sowie Lizenzierungspotenzial der For- veröffentlicht. Die Zielsetzung dieser Empfehlung bestand schungs- und Entwicklungsleistungen österreichischer darin, »Forschungsergebnisse aus den Universitäten in Universitäten optimal erschlossen und entsprechend ge- größerem Umfang einer wirtschaftlichen Verwertung zuzu- nutzt werden. führen, (um dadurch) die kommerzielle Nutzung möglichst Die Universitäten haben durch entsprechende vieler guter Erfindungen zu forcieren«. Die Zielsetzungen Awarenessbildung einen ersten Kulturwechsel beim Um- der Ratsempfehlung lauten somit: gang mit Schutzrechten erreicht und professionelle Struk- • Aufbau von Know-how an den Universitäten turen zum Management und zur Verwertung ihrer IPR und in außeruniversitären Einrichtungen. geschaffen. Den österreichischen Universitäten gelang • Aufbau von Verwertungsinfrastrukturen in es in der Folge gemeinsam mit der aws, die Programm- Partnerschaft zwischen Universitäten, ziele nicht nur zu erreichen, sondern in Bereichen wie der Fachhochschulen und außeruniversitären Anzahl an Patentanmeldungen und erfolgreichen Umset- Forschungseinrichtungen. zungen sogar zu übertreffen, und so in beeindruckender • Nutzung von professionellen Verwertungs- Weise zu internationalen Standards aufzuschließen. agenturen für die Vermarktung von Patenten. Das Programm uni:invent hat damit ein bedeu- tenden Beitrag geleistet, die mit der Einführung des §106 Diesen Grundsätzen und damit der Idee folgend, den Tech- des Universitätsgesetzes gesteckten Ziele in besonders nologietransfer der Erfindungen an den österreichischen effizienter und rascher Weise zu erreichen. Die Heraus- Universitäten effizienter zu gestalten, wurde das Programm forderung für die Zukunft wird sein, den nunmehr ein- uni:invent im Jahr 2003/2004 von der aws – angesiedelt in geleiteten Kulturwandel hinsichtlich des Umgangs mit der Abteilung Patent- und Lizenzmanagement – ins Leben geistigem Eigentum an den Universitäten dauerhaft zum gerufen. Das Programm, das als Starthilfe für die Univer- Vorteil für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort sitäten angedacht war, hat zwei Phasen (uni:invent I und Österreich zu verankern. Die vorliegende Broschüre gibt uni:invent II) durchlaufen und der bmwf-Teil ist Ende 2009 eine Auswahl der vielfältigen Projekte und der von den Uni- erfolgreich abgeschlossen worden. Die Verantwortung der versitäten gewählten Wege, österreichische Forschungs- aws in dem Förderprogramm lag in der Verwaltung und ergebnisse in die wirtschaftliche Praxis zu bringen. Zuteilung der Mittel für die Innovationsscouts sowie die
aws 2010 | uni:invent 6 uni:invent Zielsetzung von uni:invent ist die Forcierung der wirtschaftlichen Umsetzung von Forschungsergebnissen österreichischer Universitäten. Das Programm durchlief zwei Projektphasen, uni:invent I und uni:invent II, die folgende Maßnahmen bzw. Instrumente inkludiert haben, um die österreichischen Universitäten beim Technologietransfer bestmöglich zu begleiten: • Mittel für Innovationsscouts: Um den österrei- • Bewusstsein schaffen, Schulungen bzw. chischen Universitäten eine bestmögliche Unterstüt- Vorträge für Innovationsscouts: Die Innovati- zung und Begleitung hinsichtlich Nutzung geistiger Ei- onsscouts oder auch ErfinderberaterInnen wurden von gentumsrechte und Technologietransfers zu bieten, ist den Fachspezialistinnen und Experten der aws in den die Idee der Innovationsscouts entstanden, um direkt verschiedenen Schutzrechtsthemen eingeschult und vor Ort an den Universitäten einerseits die Erfinderinnen ausgebildet. Seither wurden Weiterqualifikationen ge- und Erfindern und andererseits die Rektoren in IPR-re- meinsam mit den Universitäten durchgeführt, die seit levanten Themen zu beraten. Aufgabe der Scouts war 2006 mit der Betonung eines partnerschaftlichen Ver- aber auch potenzielle Erfindungen (Diensterfindungen) hältnisses als »Wissenstausch« bezeichnet werden. an den Universitäten zu identifizieren, aufzugreifen und diese an die aws zur wirtschaftlichen Bewertung wei- terzuleiten. Die Mittel des BMWF für die Innovationss- couts werden von der aws verwaltet.
7 uni:invent | aws 2010 • Patentfinanzierung: Entscheidet sich die Univer- • Universitäten können auf die Expertise der aws bei sität, die Erfindung aufzugreifen und sie zum Patent der Verhandlung und Vorbereitung von Lizenzverträ- anzumelden, so unterstützt die aws dieses Vorhaben gen zurückgreifen – sowie auf die Überwachung der aus Mitteln des BMWF. Einhaltung der Verträge. Zusätzlich wird ab 2006 auch die Entwicklung von Prototypen unterstützt, um bei der • Bewertung und Vermarktung: Die aws bietet Verwertung insgesamt erfolgreicher am Markt agieren den Universitäten einerseits Beratung bei der Ent- zu können. Die Mittel dafür wurden den Universitäten wicklung beim Aufbau von Patent- und Verwertungs- von BMWFJ zur Verfügung gestellt und die aws hat strategien und andererseits Unterstützung bei der Ver- PRIZE erfolgreich abgewickelt. wertung bzw. Vermarktung ihrer Erfindungen an. • Matching-Service der aws: Zur Effizienzsteige- rung der Zusammenarbeit werden zusätzliche Infor- mationen an die Innovationsscouts weitergeleitet.
aws 2010 | uni:invent 8 Universität für Bodenkultur Wien Schluss mit der Verwirrung: Wie Allergie-Diagnostik treffsicherer werden kann Die Erfinder Ergebnisse eingestuft werden müssen. Überdies reagiert Ao.Univ.Prof.DI Dr. Friedrich Altmann, ein solches Allergikerserum im Labor mit nahezu allen All- Mag. Chunsheng Jin ergenen. Um bei solchen Patienten den wahren Auslöser eine Allergie zu erkennen, muss man den Einfluss des anti- Moderne Behandlungsmethoden von Allergien, wie die CCD IgEs ausschalten. spezifische Immuntherapie, erfordern die richtige Identi- Diese Verbesserung der Allergie-Diagnostik soll fikation des Auslösers. Wo diese Allergenquelle nicht so durch die Behandlung von Patientenblut mit einem »CCD- einfach erkannt werden kann, wie z.B. bei einer Katzen- Absorber« vor den entsprechenden Analysen erreicht wer- Allergie, erfolgt diese Identifikation meist durch den Nach- den. Diese im Prinzip äußerst einfache Vorrichtung kann weis Allergen-spezifischer Antikörper der IgE-Klasse im man sich als kleinen Filter vorstellen, an den die Kohlenhy- Serum. drat-Gruppen von pflanzlichen Glykoproteinen gebunden Leider liefert diese Methode nur allzu oft falsche wurden. Die fest gebundenen CCDs fischen aus dem Se- Ergebnisse. Die Zuckerstrukturen von Proteinen aus In- rum eines Allergikers oder einer Allergikerin die anti-CCD sektengiften und Pflanzen weisen bemerkenswerterwei- Antikörper heraus. Das so gereinigte Serum sollte bei se große Ähnlichkeit auf, was dazu führt, dass Antikörper einem Allergen-Screening nun nur mehr bei den wirklich gegen diese kreuzreaktiven Kohlenhydrat-Determinanten relevanten Allergenen eine Messanzeige liefern. (cross-reactive carbohydrate determinants; kurz CCDs) an Mit Hilfe der Prototypenförderung PRIZE 2008 wur- nahezu alle Glykoproteine aus Pflanzen- oder Insekten- de ein einfach handhabbarer Prototyp dieses »CCD-Ab- giften binden. Allergologen, die mittlerweile von der Exi- sorbers« hergestellt, um interessierten Industriepartnern stenz solcher Anti-Zucker IgEs überzeugt werden konnten, die Möglichkeit zu geben, sich von der Anwendbarkeit zeigten aber, dass CCDs keine allergischen Reaktionen und Sinnhaftigkeit dieser Idee zu überzeugen. In Folge auslösen – zum Glück für die große Anzahl der Allergiker, soll dann aus der akademischen Idee eine für die Routine welche IgE gegen diese Zucker aufweisen. Dieses anti- im klinischen Labor brauchbare Form entwickelt werden. CCD IgE liefert aber bei der Allergie-Diagnostik aus Se- Die Erfindung wurde außerdem im Rahmen eines europä- rum positive Messergebnisse, die somit als falsch-positive ischen Verfahrens zum Patent angemeldet.
9 uni:invent | aws 2010 Universität für Bodenkultur Wien Kampf der Ährenbleiche bei Getreide-Feldfrüchten: Entgiftung von Mykotoxinen Die ErfinderInnen Poppenberger Brigitte, GB; Adam Gerhard, AT; Berthiller Franz, AT; Krska Rudolf, AT; Kuchler Karl, AT; Luschnik Christian, AT; Gloessl Josef, AT; Lucyshyn Doris, AT; Schuhmacher Rainer, AT; des Pilzes auf Pflanzen und für Tiere und Menschen eben- Sieberer Tobias, GB falls sehr giftig ist. BOKU-ForscherInnen entwickelten einen gänzlich Die Fusarien-Pilze befallen Kulturpflanzen und produzieren neuen Ansatz zur Bekämpfung der Ährenbleiche durch Mykotoxine, die für die Pflanzen selbst, aber auch für Tiere eine Art Neutralisation des Giftstoffes innerhalb der Pflan- und Menschen hochgiftig sind. Der wirtschaftliche Scha- ze. Dabei wird das Gift durch ein Enzym und ein Zucker- den bei Auftreten dieser Pilzerkrankung ist meist enorm. molekül Glucose in eine nicht mehr giftige Substanz um- Insbesondere der Befall von Weizen und Mais kann zu gesetzt. Bis dahin wurde in der Wissenschaft noch kein einer unakzeptabel hohen Kontamination von Nahrungs- Bericht in Bezug auf (Pflanzen-)Enzyme veröffentlicht, die und Futtermitteln führen. Begünstigen die klimatischen Mykotoxine durch Transfer eines Zuckermoleküls modi- Bedingungen eines Jahres die Entwicklung der Pilze, fizieren können. Diese Methode ist ein sehr spezifisches können Fusarium-Infektionen epidemische Ausmaße er- Werkzeug zur Entgiftung. Daher wird versucht, Weizen reichen. gentechnisch so zu verändern, dass die neuen Weizen- Die durch diese Pilzinfektionen verursachten Krank- sorten einen besonders hohen Gehalt an für die Neutrali- heiten verringern nicht nur die Erträge beträchtlich, son- sation notwendigen Enzymen aufweisen. dern führen auch zu einer Kontamination des Getreides mit Diese innovative Erfindung der BOKU-Forsche- unannehmbar großen Mengen von Mykotoxinen. F. gra- rInnen wurde in einem EP-Verfahren zum Patent angemel- minearum und F. culmorum sind die beiden relevantesten det, Erteilungen in mehreren Ländern liegen vor. Weiters Verursacher der Ährenbleiche. Die in Europa und Nord- zeigte ein international tätiger Industriepartner bereits amerika vorhandenen F. graminearum-Linien erzeugen großes Interesse an dem neuartigen Verfahren, ein Opti- vorwiegend Desoxynivalenol (DON), das ein Virulenzfaktor onsvertrag wurde abgeschlossen.
aws 2010 | uni:invent 10 Johannes Kepler Universität Linz Institut für Experimentalphysik Dehnbare Batterien, die wieder aufladbar sind
11 uni:invent | aws 2010 MP3-Player und Handys rumschleppen ist uncool. Besser pelte Länge zu dehnen. Für die ersten Tests wurde eine wäre es, wenn diese elektronischen Geräte in die Kleidung haushaltsübliche Zink-Kohle-Batterie verwendet: Sie war eingearbeitet wären. Dazu braucht man aber dehnbare nach der Dehnung noch voll funktionsfähig. Elektronik, die weitgehend unsichtbar und nicht spürbar Es ist allerdings nur sinnvoll, Elektronik direkt in die verarbeitet ist. Kleidung, in Armbänder usw. einzubauen, wenn die ener- Das Forscherteam rund um Univ.Prof. Dr. Siegfried gieversorgende Batterie nicht nur dehnbar, sondern auch Bauer, den Leiter der Abteilung für Physik der Weichen Ma- wieder aufladbar ist. Das ForscherInnenteam um Profes- terie (Institut für Experimentalphysik) der Johannes Kepler sor Bauer arbeitet aktuell daran, solche Akkus zu bauen. Universität Linz, ist für seinen unkonventionellen Zugang Damit wären dann nicht nur Handys im Armband, MP3- zu neuen Forschungsgebieten bekannt. Prof. Bauer, der Player im T-Shirt, sondern auch Herzüberwachungsgeräte aus bodenständigen Verhältnissen stammende deutsche in der Jacke machbar. Physiker, liebt es, neue Ideen auszuhecken. Er spinnt vor »Zu diesem Thema gibt es so gut wie keine Litera- und seine MitarbeiterInnen und StudentInnen spinnen tur, es handelt sich also um wissenschaftliches Neuland«, weiter: Im konkreten Fall waren der Doktoratsstudent Dipl. erklärt Professor Bauer. Die Abteilung für Physik der Wei- Ing. Martin Kaltenbrunner, die Bachelor-Studenten Gerald chen Materie ist darum auch maßgeblich an der Organi- Kettlgruber und Christian Siket sowie der »Post-Doc« Dr. sation von Symposien der »Materials Research Society« in Reinhard Schwödiauer maßgeblich an der Erfindung der den USA beteiligt. Erste Forschungsergebnisse zur dehn- dehnbaren Batterien beteiligt. baren Batterie wurden in der renommierten Fachzeitschrift »Um dehnbare Elektronik betreiben zu können, »Advanced Materials« veröffentlicht. werden dehnbare Batterien benötigt. Daher haben wir Bei den dehnbaren Batterien handelt es sich um uns zum Ziel gesetzt, die erste dehnbare Batterie zu bau- eine Diensterfindung, die vom Dienstgeber Johannes Kep- en«, erklärt Professor Bauer. Jahrelange und intensive ler Universität Linz aufgegriffen wurde und von der Austria Forschungsarbeit hat es ermöglicht, mittels formfester, Wirtschaftsservice GmbH im Rahmen des uni:invent-Pro- aber elastisch verformbarer Kunststoffe und eigens entwi- gramms betreut wird. ckelter Elektroden auf Gelbasis eine Batterie auf die dop-
aws 2010 | uni:invent 12 Johannes Kepler Universität Linz Institut für Organische Solarzellen Institut für Experimentalphysik »Green Electronics« – essbare Elektronik
13 uni:invent | aws 2010 Elektronische Geräte aller Art sind aus unserem Leben sich der kommerzielle Einsatz der Erfindung derzeit auf nicht mehr wegzudenken. Bei der rasanten Entwicklung Nischenprodukte beschränken: in der Technik werden die Lebenszyklen allerdings immer • Mittels einfacher Sensoren aus biologischen Materi- kürzer. Könnte man den entstehenden Müll einfach auf alien könnte nachvollziehbar gemacht werden, ob z.B. den Komposthaufen werfen, wäre viel gewonnen. Zur Not Lebensmittel ohne Unterbrechung der Kühlkette trans- könnte man ihn auch essen. portiert wurden; auch Reifegrad von Obst, Frische von Zugegeben, das ist noch Zukunftsmusik. Die ersten Brot, Erschütterung empfindlicher Produkte während Schritte in diese Richtung haben ForscherInnen der Jo- des Transports etc. könnten gemessen, aufgezeichnet hannes Kepler Universität Linz allerdings schon getan. Sie und wiedergegeben werden. Der Endverbraucher gibt verstehen sich gut und arbeiten gerne zusammen: die For- den Sensor dann z.B. gemeinsam mit der Obstschale scherInnenteams um o.Univ.Prof. Niyazi Serdar Sariciftci, zum Biomüll bzw. isst ihn mit. Vorstand des Instituts für Organische Solarzellen, und Univ. • Medizinische Implantate, die vom menschlichen Kör- Prof. Dr. Siegfried Bauer, Leiter der Abteilung für Physik der per nach gewisser Zeit unschädlich absorbiert werden, Weichen Materie des Instituts für Experimentalphysik. In könnten zur Überwachung von Stoffwechselvorgän- seinem Geburtsland Rumänien hat der Wissenschafter Dr. gen verwendet werden: Blutwerte, lokale Temperatur, Mihai Irimia-Vladu für den Automobilhersteller DAEWOO Wundheilungsverlauf etc. könnten erfasst und an einen Werkstoffe getestet, dann war er an der Auburn University Empfänger außerhalb des Körpers übertragen werden. in Alabama (USA); jetzt arbeitet er als »Post-Doc« für Prof. Bauer und Prof. Sariciftci, mit denen er gemeinsam die so- Für jede der genannten potenziellen kommerziellen An- genannten »Green Electronics« erfunden hat. wendungen ist noch mit einer langjährigen und kostspie- Die Erfinder forschen auf einem Gebiet, das mit ligen Entwicklungsarbeit auch auf industrieller Seite zu heutiger Elektronik nur sehr wenig gemeinsam hat: Es rechnen. Daher kommen nur Industriepartner in Frage, geht um die vollkommene Bioverträglichkeit der entwi- die über einen entsprechenden langen finanziellen »Atem« ckelten elektronischen Bauteile. Recycling wäre überflüs- verfügen. sig, da ein einfaches Kompostieren ausreichen würde. Gegenwärtig steht uns ein winziger funktionsfä- An der elektronischen Nutzung biologischer Materialien higer Transistor zur Verfügung, der hier auf dem Foto von wird an den beiden Instituten seit geraumer Zeit geforscht. Stefanie Schlager, der amtierenden »Miss Online 2010«, Nun ist es erstmals gelungen, aus »natürlichen« Aus- zwischen zwei Fingern gehalten wird. Sie schreibt übrigens gangsstoffen wie DNA, Beta-Karotin, Indigo, Koffein, Glu- gerade ihre Diplomarbeit am Institut für Organische Solar- cose, Farbstoffen etc. organische Feldeffekttransistoren zellen der Johannes Kepler Universität Linz. Die »Essbare zu entwickeln. Da die bisher verwendeten Substanzen Elektronik« ist eine Diensterfindung der Johannes Kepler wesentlich schlechtere physikalische Eigenschaften als Universität Linz und wird von der Austria Wirtschaftsser- die herkömmliche Silizium-Elektronik aufweisen, würde vice GmbH im Rahmen des uni:invent-Programms betreut.
aws 2010 | uni:invent 14 Johannes Kepler Universität Linz Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik Technische Universität Wien Institut für Sensor- und Aktuatorsysteme Mikrosensoren – die Miniaturisierung von elektroni- schen Bauteilen eröffnet ungeahnte Anwendungen und zieht durch signifikant reduzierte Stückzahlkosten das Interesse der Industrie auf sich. Bereits seit fünf Jahren arbeiten das Institut für Mikroelek- Nach der erfolgreichen Patentierung des Konzeptes wur- tronik und Mikrosensorik unter der Leitung von Univ.Prof. de im Zuge der Vermarktungsaktivitäten, die federführend Dr. Bernhard Jakoby aus dem Fachbereich Mechatronik von der Johannes Kepler Universität mit Unterstützung des an der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) und das In- Austria Wirtschaftsservice stattfanden, der Wunsch der stitut für Sensor- und Aktuatorsysteme der Technischen Industrie nach einem Prototypen für Langzeitstudien ge- Universität Wien (TUW) zusammen. äußert. Daher entschloss sich das Forscherteam, am Pro- Im Jahr 2007 gelang ein erster Durchbruch in der totypenförderungsprojekt PRIZE teilzunehmen, und wurde gemeinsamen Forschungsarbeit. Es wurde intensiv nach prompt mit einer 18monatigen Unterstützung belohnt. neuen Möglichkeiten zur Messung der Eigenschaften kom- Damit nicht genug, konnte das Konzept mit Fort- plexer Flüssigkeiten gesucht. Dabei gelang es dem Team, lauf des Projekts und durch intensive Tests nochmals ver- neben Prof. Jakoby waren vor allem Dr. Erwin Reichel und bessert werden, was im Vorjahr in einer zweiten Paten- Dr. Christian Riesch im Projekt involviert, die Wechselwir- tanmeldung resultierte. »Gemeinsam mit dem mittlerweile kung einer in einer Flüssigkeit schwingenden Membran erteilten Patent aus dem Jahr 2007 kann man sich damit über eine intelligente Auswerteelektronik so zu separieren, deutlich vom Mitbewerb abgrenzen«, erklärt Dr. Reichel. dass verschiedene physikalische Eigenschaften eindeutig Diese Entwicklung haben auch die vormals vor- bestimmt werden konnten. Und das mit einem daumen- sichtig optimistischen Firmen erkannt und sind in die Of- großen Gerät. Wurde bisher mit aufwändigen Verfahren fensive gegangen. Im Rahmen des kürzlich gegründeten im Labor analysiert, ist jetzt die Realisierung handlicher K2-Forschungszentrums für Mechatronik an der JKU ist Sensoren möglich; damit ist eine kostengünstige Massen- bereits ein erstes Kooperationsprojekt mit dem Institut für produktion in greifbare Nähe gerückt. In sterilen Bereichen Mikroelektronik und -sensorik in Planung. der medizinischen Diagnostik kann in Richtung Einweg- analysegeräte für rasche Blutuntersuchungen gedacht werden. Aber auch die Überwachung großer chemischer Anlagen lässt sich durch direkt in den Prozess integrierte Sensoren drastisch vereinfachen.
15 uni:invent | aws 2010 Karl-Franzens-Universität Graz Innovationen im Bereich der »Grünen Chemie« nilleschote. Hergestellt wird es aus einer so genannten natürlichen Aroma-Vorstufe, der Ferulasäure, die man bei- spielsweise in Weizenkleie oder Maispflanzen findet. Die Säure wird nach einer Vorbehandlung mit einem Biokata- lysator versetzt, also einem Enzym, das in ganz gewöhn- lichen Baumpilzen – Trametes hirsuta – zu finden ist. Das Ergebnis ist »natürliches« Vanillin. Vorteilhaft an der neuen Methode ist vor allem die Umweltverträglichkeit: Weniger Energie für Kühlung, kaum Lösungsmittel, kein Ozon. Das Der Bereich der Organischen bzw. Bioorganischen Che- bedeutet einen weiteren Schritt weg von der »Schlotche- mie an der Karl-Franzens-Universität stellt, gemessen an mie« und hin zu umweltfreundlicher, grüner Chemie. der Anzahl ihrer Erfindungen in den vergangen Jahren, ei- Aus der ersten Erfindungsmeldung ist mittlerweile nen der innovativsten Bereiche der Universität Graz dar. eine kleine Patentfamilie entstanden. So wurden der Karl- Das Team um Ao.Univ.Prof. Dr. Wolfgang Kroutil, Dr. Migu- Franzens-Universität im Jahr 2009 bereits zwei Österrei- el Lara Dávila und Dr. Francesco Mutti fand etwa eine Al- ch-Patente auf dieses umweltverträgliche Verfahren erteilt. ternative für ein gängiges chemisches Verfahren, das nur In weiterer Folge beschritt man auch den internationalen unter extrem gefährlichen Bedingungen – Ozon, explosiver Weg und leitete die Nationalisierung der PCT-Anmeldung Wasserstoff, organische Lösungsmittel und eine Tempe- in Deutschland, Japan und den USA ein. Zusätzlich sind ratur von minus 78 Grad Celsius – in Spezialapparaturen die Erteilungsverfahren zweier weiterer Patentanmel- ablaufen kann. Die neu entwickelte Methode macht dies dungen anhängig. einfacher: Man benötigt lediglich ein wässriges Milieu, ei- Im Rahmen des Projektes uni:invent konnte ge- nen Biokatalysator, Luftsauerstoff und Raumtemperatur. meinsam mit dem Austria Wirtschaftsservice ein Verwer- Der Vorgang kann in jedem Gefäß und in jeder Umgebung tungspartner gefunden und mit diesem in weiterer Folge vollzogen werden. ein Lizenzvertrag abgeschlossen werden. Ein weiterer Das Verfahren kann auch zur Herstellung von Vanil- positiver Nebeneffekt: Durch die Medienberichte und lin verwendet werden, besonders interessant dabei: Das im Zuge der Gespräche mit potenziellen Lizenznehmern dabei entstehende Vanillin ist ein natürlicher Aromastoff, konnten wertvolle Kontakte zu zukünftigen Projekt- und dessen Molekül völlig gleich aussieht wie jenes in der Va- Kooperationspartnern geknüpft werden.
aws 2010 | uni:invent 16 Kunstuniversität Linz Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Self-sustained Solar Display: eine Umwelt schonende technologische Lösung für großformatige Kommuni- kationsdisplays und die Verschattung von großflächigen Glasfassaden.
17 uni:invent | aws 2010 Für ihr Projekt »Self-sustained Solar Display« erhielt das universität Linz angetreten. Das Erfinderteam entwickelte Professorenteam der Kunstuniversität Linz (Mignonneau, die Idee eines modular aufgebauten Systems, bestehend Shamiyeh, Sommerer) den vom Bundesministerium für aus drehbaren Solarelementen, die die gesamte Energie Wissenschaft und Forschung vergebenen INNOVATION für Bewegung und Kommunikation selbst erzeugen und PRIZE 2008 zur Förderung der Entwicklung von Proto- keine Kabelverbindungen benötigen. Ähnlich einer Außen- typen. jalousie wird das System vor der Fassade fixiert. Durch ge- »Solar Diplay« ist eine patentierte Erfindung, die eine eignete Einstellwinkel der einzelnen Segmente, die jeweils vollkommen neue technologische Lösung für großforma- einem Pixel des Displays entsprechen, kann die dunkle tige Kommunikationsdisplays sowie für die Verschattung Vorderseite, die helle Rückseite oder jeder Zwischenzu- von großflächigen Glasfassaden bietet. Die Idee, den jewei- stand dargestellt werden. Somit entsteht ein Bild in Grau- ligen Pixel (= Bildpunkt) des Kommunikationsdisplays als stufen. Je nach Bauform kann bei geeigneter Einstellung Solarzelle bzw. Energiegewinner zu konzipieren, ermög- der Module auch eine hohe Transparenz der Medienfas- licht den Betrieb des Displays ohne Nutzung jeglicher ex- sade erreicht werden, sodass die darunterliegende Ge- terner Ressourcen. bäudefront sichtbar wird. Gleichzeitig ist das System zur Abschattung der Räume im Gebäude nutzbar. Auch die Innovation Darstellung farbiger Bilder wird derzeit getestet. Auf Grund Immer mehr Gebäudefassaden transportieren Botschaften der Steuerung des Displays über Infrarot werden keinerlei zu Werbe- und Informationszwecken. Nicht nur Künstler Verkabelungen zu den Pixeln und zwischen ihnen benötigt. nutzen großflächige Darstellungen veränderlicher Bilder Die Modulbauweise erlaubt jede denkbare Größe. auf Gebäudefassaden. Auch in der Werbewirtschaft haben Projektionsgeräte, Großflächendisplays und klassische Nutzen Leuchtfassaden mit Glühbirnen oder LEDs seit Jahren Reduzierung der CO2-Emissionen und Senkung der Ko- einen fixen Platz. Deren Nachteile – hohe Anschaffungs- sten durch Verwendung von ausschließlich erneuerbarer kosten, schlechte Sichtbarkeit bei Tageslicht, hoher Ener- Energie. Einfache Wartung auf Grund des Modulsystems. gieverbrauch – aufzuheben, sind drei Forscher der Kunst- Einfache Adaptierung an jegliche Dimension.
aws 2010 | uni:invent 18 Technische Universität Graz Institut für Lebensmittelchemie und -technologie Kunstuniversität Graz Institut für Elektronische Musik und Akustik Auf den Käse hören Wissenschafter von Kunstuniversität und TU Graz entwickelten Messmethode zur Qualitätskontrolle von Lebensmitteln
19 uni:invent | aws 2010 Die Erfinder läutert Michael Murkovic. Die bisher subjektive Höremp- Univ.Prof. Dr. Michael Murkovic findung bekommt nun Software-Assistenz. Die Grazer (Technische Universität Graz), Wissenschafter verwenden dazu schallsignalabhängige Vizerektor Univ.Prof. Dr. Robert Höldrich Parameter: »Die von uns verwendeten rechnerischen Grö- (Kunstuniversität Graz) ßen leiten sich aus Erkenntnissen der Psychoakustik ab und werden produktspezifisch optimiert, so dass wir da- Was der Käsemeister aus seiner Erfahrung weiß, stellen raus Rückschlüsse auf den Reifeprozess ziehen können«, Wissenschafter von TU Graz und Grazer Kunstuniversität erklärt Robert Höldrich. (KUG) nun auf eine objektive Basis: Will der Käsemeister den Reifezustand eines Käses kontrollieren, beurteilt er Die Erfindung diesen durch Klopfen auf den Käselaib. In einem gemein- Sie besteht aus einem standardisierten Hammer und einem samen Projekt haben Akustikexperten und Lebensmit- Mikrofon. Eine Software, die auf einem handlichen Pocket- telchemiker nun eine Methode entwickelt, mit der sie die PC Platz findet, errechnet die psychoakustischen Parame- Qualität des Käses mit einer eigens entwickelten Software ter, die mit den Produkteigenschaften korreliert werden schnell und einfach am Pocket-PC prüfen. Die bereits zum und so eine Klassifikation der Lebensmittel ermöglichen. Patent angemeldete Erfindung erlaubt damit optimierte »Mit der neuen Methode erkennen wir schnell und einfach, Produktionsprozesse und eine kostengünstige akustische wenn ein Käse nicht wie gewünscht heranreift. Wir bieten Qualitätskontrolle von Lebensmitteln. dem Käsemeister so ein Werkzeug, das ihm erlaubt, rasch Ein Parmesan klingt anders als ein Emmentaler – und ohne das Lebensmittel zu zerstören in den Gärungs- jeder Käse hat sein eigenes Geräusch. »Das Schallprofil prozess einzugreifen. Gleichzeitig hilft unsere Erfindung zu eines Käses entwickelt sich, während er reift. Besonders verhindern, dass mangelhafte Ware ausgeliefert wird«, er- entscheidend für die Qualität sind die Löcher, die erst am läutern Höldrich und Murkovic. Ihre Idee haben die Grazer Ende des Reifeprozesses entstehen. Zu den Aufgaben Forscher bereits zum Patent angemeldet: Die Technolo- des Fachpersonals in einer Käserei gehört es, vom Klopf- gieverwertung der TU Graz unterstützt seit Oktober 2007 geräusch auf die Qualität des Produkts zu schließen«, er- auch die Kunstuniversität Graz in Patentfragen.
aws 2010 | uni:invent 20 Technische Universität Graz Institut für Biotechnologie und Bioprozesstechnik Glucosylglyzerin Ein hocheffizientes biotechnologisches Verfahren erschließt das volle Anwendungspotenzial von Glucosylglyzerin für Kosmetik, Lebensmittel und Medizin.
21 uni:invent | aws 2010 Die ErfinderInnen paraten stellte sich die Frage nach der Marktverfügbarkeit Univ.Prof. Dr. Bernd Nidetzky, Dr. Christiane Gödl, dieses Produktes. Diese war auf Grund des Fehlens eines Dr. Mario Müller, Dr. Thorntan Sawangwan, technologisch ausgereiften Verfahrens zur Herstellung von Dr. Alexandra Schwarz GG nicht gegeben. Die Arbeitsgruppe um Bernd Nidetzky entwickelte Die Erfindung das neue enzymatische Verfahren, welches gut skalier- Glykoside stellen eine spezielle Substanzgruppe der bar ist und eine Reihe von Qualitätskriterien erfüllt. Das Kohlenhydrate dar und sind in der Natur sehr weit ver- gewünschte Produkt wird ausgehend von leicht zugäng- breitet. Sie bestehen aus zumindest einem Kohlenhydrat lichen Substraten in hohen Ausbeuten erhalten. (z.B. Glukose), welches durch eine spezielle chemische 2007 erhielt Univ.Prof. Dr. Bernd Nidetzky den mit Bindung – die so genannte glykosidische Bindung – mit 8.000,– Euro dotierten »Universitätsforschungspreis der einem weiteren Molekül verknüpft ist. Sie erfüllen ne- Industrie« für sein Projekt »Ein hocheffizientes biotechno- ben der weithin bekannten Rolle als Energieträger in der logisches Verfahren erschließt das volle Anwendungspo- menschlichen Ernährung eine Vielzahl von weiteren bio- tenzial von Glucosylglyzerin für Kosmetik, Lebensmittel, logischen Funktionen, die für technologische und medi- Chemie und Medizin«. zinische Anwendungen hochrelevant sind. Insbesondere können Glykoside andere Biomoleküle oder ganze Zel- Lizenzpartner bitop AG len gegen Inaktivierung durch verschiedene Formen von Mit der bitop AG wurde ein Lizenzpartner gewonnen, der Stress wie hohe Temperatur oder Trockenheit sehr effek- sich mit der Herstellung von Stressschutz-Molekülen be- tiv schützen. schäftigt und der auf dem internationalen Markt in diesem Bereich sehr erfolgreich tätig ist. Glycoin (2-O-α-D-Glucopyranosylglycerin) Die bitop AG entwickelt und vermarktet Produkte Dem Zielprodukt dieses Projektes, Glucosylglyzerin (αGG), auf der Grundlage der Extremolyte, einer Gruppe von werden außergewöhnliche protektive Fähigkeiten zuge- Naturstoffen, die für die Stressresistenz extremophiler schrieben, welche auch die hauptsächlichen Anwen- Mikroorganismen verantwortlich sind. Dabei werden die dungsgebiete für αGG in verschiedenen Fachbereichen protektiven Eigenschaften dieser Substanzen gezielt für und Technologien definieren. Anwendungen im Healthcare Bereich und in der Kosmetik Glycoin gehört zur Gruppe der Extremolyte, die genutzt. eine wichtige Funktion beim Stressschutz von Zellen spielt, Nach einer kurzen Optionsphase, die der Evalu- diese Gruppe wird von salztoleranten Cyanobakterien ation diente, wurde das enzymatische Verfahren bei der (Blaualgen) gebildet und verleiht ihnen Schutz vor osmo- bitop AG implementiert; mittlerweile ist GG als Produkt tischem Stress; Glycoin ist ein wichtiger Bestandteil der unter dem Namen Glycoin extremium auf dem Markt ein- Wiederauferstehungspflanze Myrothamnus flabellifolia und geführt. Der Vertrieb erfolgt sowohl über die bitop AG als verleiht der Pflanze Überlebensfähigkeit während langer auch über das Unternehmen Jan Dekker International. Seit Trockenperioden. Neben der Verbesserung der Qualität 2008 sind in bestimmten Parfümerien in Deutschland die und Stabilität des Produktes wurde von Glycoin, vor allem ersten Glycoin-haltigen Produkte unter dem Produktna- wegen der hohen Wasserbindungskapazität des Mole- men Miro erhältlich. küls, auch eine direkte positive Wirkung auf die Haut der Als nächstes sollen die positiven Eigenschaften von Konsumenten erwartet. Im Lichte einer sehr positiven Ein- Glycoin in Lebensmitteln und im medizinischen Bereich schätzung der Anwendung von GG in kosmetischen Prä- Anwendung finden.
aws 2010 | uni:invent 22 Technische Universität Graz Institut für Molekulare Biotechnologie AOX1-Promotor Die Erfindung eines jeden Zielproteins zu treffen. Ein Gesamtpaket, das Die Erfindung betrifft rekombinante Varianten des AOX1- immense Vorteile für die Expression rekombinanter Prote- Promoters der Hefe Pichia pastoris, welche zunehmend in ine im Groß-Maßstab bietet! Forschung und Industrie eingesetzt wird, um rekombinan- DI Franz Hartner gewann 2006 den mit 4.000 Euro te Proteine in großen Mengen zu produzieren. Hierbei sind dotierten »Sonderpreis für junge ForscherInnen« für sein vor allem Proteine, die als Therapeutika in der Pharma- Projekt »Verbesserte Genschalter für die Proteinprodukti- industrie Anwendung finden, von höchster Relevanz. Der on basierend auf dem AOX1 Gen der Hefe Pichia pastoris«. natürliche AOX1 Promoter von Pichia pastoris ist von Natur 2007 erfolgte der Verkauf der Patentfamilie an die Firma aus sehr stark und muss durch Methanol induziert wer- VTU. Die optimierten AOX1-Promotoren werden von VTU den. Die hier entwickelte Palette von AOX1-Promotoren unter anderem höchst erfolgreich für die Produktion von zeichnet sich vor allem durch ihre höchst unterschied- pharmazeutischen Substanzen verwendet. lichen Charakteristika bezüglich ihrer Stärke, ihres Induk- tionsverhaltens sowie ihrer Methanol-Ab- oder Unabhän- Die Erfinder gigkeit aus. Diese Erfindung ermöglicht es nun schon im Prof. Anton Glieder, Vorfeld, eine optimale Feinabstimmung für die Expression Dr. Franz Hartner
23 uni:invent | aws 2010 Technische Universität Graz Institut für Elektrische Anlagen Verfahren zur Verbesserung der Versor- gungssicherheit durch das Nachstellen von Kompensationsspulen in elektrischen Netzen zu kontrollieren. Das patentierte Verfahren konnte bereits durch Praxistests verifiziert werden. Durch die Verknüp- fung schutztechnischer, regelungstechnischer, netzpla- nerischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren wurden neue Möglichkeiten eines verbes- serten Netzbetriebes aufgezeigt. Durch die einfache Methode zur Netzparameterbe- Die Erfindung stimmung hat der Netzbetreiber die Möglichkeit, eventuell Im mitteleuropäischen Raum stellen geerdete Netze die auftretende Probleme bezüglich Personensicherheit oder häufigste Netzform dar. Bei geerdeten Erdschlüssen ist Versorgungssicherheit frühzeitig zu erkennen und gege- es sehr schwierig, diese zu orten und schnellstmöglich zu benenfalls korrigierende Maßnahmen einzuleiten. beheben. Man ist meistens auf die Erfahrung und auf das Der neue Algorithmus zur Ermittlung der Netzpara- Geschick der Techniker angewiesen, um die Fehlerdauer meter ermöglicht die einfache Auswertung von Störschrei- so gering wie möglich zu halten. beraufzeichnungen, die von bereits vorhandenen Schutz- Die vorgestellte Erfindung und die bereits getätigten geräten erstellt werden. Vor allem die genaue Ermittlung wissenschaftlichen Untersuchungen ermöglichen einen der Frequenz ist in dem Verfahren entscheidend, da die weiteren Ausbau geerdeter Netze mit Erdschlusskompen- Kenntnis davon eine bessere Abstimmung der Netze er- sation bei Erhöhung der Versorgungssicherheit. Ergebnis möglicht. Die Ergebnisse wurden durch mathematische dieser Verbesserung ist eine Reduktion der Fehlerströme Überlegungen und durch Versuche bestätigt. Mit der Fir- in Verbindung mit einem Zeitgewinn hinsichtlich eventuell ma Eberle wurde 2008 ein Lizenzvertrag abgeschlossen. nötiger Netzumstellungen. Ein marktfähiges Produkt ist für Ende 2010 geplant. Das neue Verfahren zur automatischen Netzpara- meterbestimmung wurde entwickelt, um aufwändige und Die Erfinder teure Versuche in Zukunft zu vermeiden und um den Univ.Prof. Dr. DI Lothar Fickert, Netzzustand – ohne Eingriffe in den laufenden Betrieb – Dr. Clemens Obkircher
aws 2010 | uni:invent 24 Medizinische Universität Graz Abteilung für Endokrinologie und Nuklearmedizin Innovative technische Lösungen für die Diabetestherapie erhöhen die Lebensqualität der Patienten. Im Rahmen des Forschungsschwerpunktes »Diabetes« Haut (»Single-Port«) das Therapiegerät in einer kleinen wird an der Abteilung für Endokrinologie und Nuklearme- Baugröße ausgeführt werden, die Therapieschritte des dizin der Medizinischen Universität Graz intensiv an einer Zuckermessens und der Insulingabe können automatisiert Therapieverbesserung bei Typ-1-Diabetes gearbeitet. Bei durchgeführt werden (»Artificial Pancreas«). Mittlerweile dieser Forschungsarbeit sind während der Laufzeit von wurde diese neue Therapietechnik bei Typ-1-Diabetikern uni:invent drei innovative technische Lösungen zur Ver- im Rahmen mehrerer klinischer Studien erfolgreich gete- besserung der Diabetestherapie generiert und am eu- stet. Diese positiven Studienergebnisse trugen wesentlich ropäischen und amerikanischen Patentamt angemeldet dazu bei, das EU-Projekt »Bringing the Artificial Pancreas worden. at Home« zu akquirieren. Dieses 4-jährige EU-Projekt, das Kernidee dieser Patentanmeldungen ist die Zu- im Februar 2010 begonnen hat, hat sich unter anderem sammenlegung und gemeinsame Durchführung der Zu- zum Ziel gesetzt, ein Therapiegerät für Typ-1-Diabetiker ckermessung und der Insulingabe im Fettgewebe unter auf Basis der in Graz entwickelten und patentierten Tech- der Bauchhaut. Dadurch kann die für die Zuckermessung nik (»Single-Port Artificial Pancreas«) zu bauen und zu er- und Insulingabe notwendige Anzahl der Nadelstiche we- proben. Von den 10,5 Millionen Euro Projektbudget stehen sentlich reduziert und eine höhere Lebensqualität bei zwei Millionen der Medizinischen Universität Graz zur Ver- der Diabetestherapie erreicht werden. Weiters kann we- fügung. gen der Wahl eines einzigen Zugangspunktes an der
25 uni:invent | aws 2010 Medizinische Universität Graz Institut für Physiologische Chemie Möller Messtechnik (Spin-off) Europaweite Zertifizierung für das »Lipometer«, ein markt- des Körperfettes sind nicht in der Lage, die individuelle reifes medizintechnisches Gerät, welches die präzise Mes- Verteilung des Körperfettes zu beschreiben und geben sung der individuellen Fettverteilung zur Risikoerkennung lediglich Auskunft über den gesamten Körperfettanteil. bei Stoffwechselstörungen ermöglicht. »Das Lipometer eröffnet eine völlig neue Dimension und Rund zwei Jahre hat die Entwicklung des Lipome- Sichtweise auf die menschliche Körperzusammensetzung ters vom Forschungstool zum marktreifen Serienprodukt in und Fettverteilung. Es ist ein optisches Computermess- Anspruch genommen. Das Lipometer des Spin-offs »Möl- system zur präzisen Bestimmung der Schichtdicke des ler Messtechnik« wurde Anfang April 2009 als Medizinpro- subkutanen Fettgewebes in Millimetern. Die Evaluierung dukt europaweit zertifiziert. Das Spin-off wird von der Med und Kalibrierung des Lipometers erfolgte mittels Compu- Uni Graz sowie dem aws über die Programme uni:invent tertomographie als Referenzmethode«, erklärt Univ.Prof. und ipp-Schutzprogramm sowie dem Science Park Graz Dr. Reinhard Möller von der Med Uni Graz, Erfinder und unterstützt. Mit der Zertifizierung öffnet sich ein über den Entwickler des Lipometers. wissenschaftlichen Sektor weit hinausgehender Markt, da das Lipometer nun von niedergelassenen Ärzten, Diätas- Die eigene Fettverteilung als sistenten oder Fitness- und Wellnessbetrieben eingesetzt »persönlicher Fingerabdruck«. werden kann. Ein Standardset von 15 anatomisch eindeutig definierten Messpunkten vom Nacken bis zur Wade ergibt die voll- Ein neuartiges Messsystem zur exakten ständige Subcutaneous Adipose Tissue-Topography Bestimmung der Körperfettverteilung. (SAT-Top) der individuellen Körperfettverteilung. Bis heu- Zahlreiche internationale Studien belegen den Zusammen- te wurden 25000 gesunde Personen aller Altersgruppen hang zwischen erhöhtem Krankheitsrisiko und verkürzter und Patienten mit verschiedenen metabolischen und hor- Lebenserwartung im Falle von Übergewicht und Fettleibig- monellen Störungen untersucht. Diese Datensätze bilden keit. Die gleiche Fettmenge kann unterschiedlich verteilt die Grundlage statistischer Analysen und sind Teil einer sein und somit zu einer höheren oder niedrigeren Anfäl- Datenbank, die es ermöglicht, zwischen den individu- ligkeit für metabolische und hormonelle Erkrankungen wie ellen Messdaten einer Person und gesunden Probanden Typ-2-Diabetes, koronare Herzerkrankungen oder Ferti- als auch erkrankten Personen desselben Alters und Ge- litätsstörungen führen. Die meisten Geräte zur Messung schlechts Vergleiche zu ziehen.
aws 2010 | uni:invent 26 Medizinische Universität Innsbruck Universitätsklinik für Innere Medizin II TAR (Thin Air Rescue)-Helm: neuartige Therapiemöglichkeit bei akuter Höhenkrankheit. ao.Univ.Prof. Dr.med.univ. Robert Koch
27 uni:invent | aws 2010 Jedes Jahr suchen weltweit über 37 Millionen Reisende Aufgrund der Nachteile der Sauerstoffflaschen und des große (> 2500m) und extreme (> 5300m) Höhen auf. Ge- Überdrucksacks war die Suche nach Neuentwicklungen schätzte 420 Millionen Menschen leben permanent in Ge- auf dem Gebiet der Therapie der akuten Höhenkrankheit birgsregionen, 40 Millionen davon in Regionen oberhalb unbedingt notwendig. Eine solche Neuentwicklung ist der von 2500 Metern und 25 Millionen in Höhen über 3500m TAR-Helm, der durch Univ.Prof. Robert Koch an der Medi- Seehöhe. Während beim Trekking, das sich meistens un- zinischen Universität Innsbruck entwickelt wurde. ter 5500m abspielt, die Mortalität nur 0,01% (einer von Der TAR(Thin Air Rescue)-Helm ist ein mit einer 10000 Bergsteigern stirbt beim Trekking) beträgt, liegt Luftpumpe betriebener CPAP-Helm. Dieser wird bereits das Erkrankungs- bzw. Verletzungsrisiko beim Höhen- auf diversen Intensivstationen mit Erfolg zur nicht-inva- bergsteigen bei rund 25%. Die Mortalität beträgt beim Hö- siven Beatmung eingesetzt. Der CPAP-Helm wird stets henbergsteigen 3% (3 von 100 Bergsteigern sterben beim in Verbindung mit einem mechanischen Beatmungsgerät Höhenbergsteigen) und ist somit 300-mal höher als beim benützt. Eine Nutzung außerhalb von Intensivstationen Trekking (vgl. Berghold: Physiologie und Medizin der groß- oder dem organisierten Rettungsdienst ist bisher nicht be- en und extremen Höhen). Neben der bitteren Kälte, der schrieben. extremen Witterung und der Strahlung ist es vor allem der Mit Hilfe dieser Luftpumpe kann Luft in den TAR- Sauerstoffmangel, der das Leben der Menschen in diesen Helm gepumpt werden und somit ein hyperbarer Umge- Regionen bedroht. Jedes Scheitern einer Expedition ist in bungsluftdruck (CPAP) erzeugt werden. Ein weiterer Vor- irgendeiner Weise dadurch bedingt. teil ist, dass mit dem TAR-Helm nur Kopf und Hals bedeckt Die Sofortmaßnahmen bei akuter Höhenkrankheit sind, dadurch die Mobilität des Patienten erhalten bleibt bestehen aus sofortiger körperlicher Ruhe und einer Kom- und ein sofortiger Abtransport möglich ist. bination aus Sauerstoffgabe, medikamentöser Therapie, Erste Prototypen wurden mit FA StarMed (Italien) Überdruckbehandlung und sofortigem Abstieg. Rasches entwickelt und bereits erfolgreich auf Expeditionen in ex- Handeln und größtmögliche Geschwindigkeit beim Ab- tremen Höhen getestet. transport ist oberstes Gebot, denn ein ataktischer Patient kann wenige Stunden später bereits komatös und hoff- nungslos verloren sein. Eine Therapie mit Sauerstoff oder einer hyperbaren Kammer gilt zurzeit als Goldstandard für die Zeit bis zum möglichen Abtransport des Patienten. Einen Überdrucksack routinemäßig auch auf Trekking- touren oder auf üblichen Expeditionen mitzuführen, ist aufgrund des Gewichts (etwa 7kg), der hohen Kosten, des hohen Aufwands und seiner geringen Verfügbarkeit illu- sorisch.
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