Uni:invent Die Erfolgsstory - austria wirtschaftsservice - Die Erfolgsgeschichte von der Umsetzung universitärer Forschung in die wirtschaftliche ...

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austria wirtschaftsservice

       uni:invent
       Die Erfolgsstory

       Die Erfolgsgeschichte von der Umsetzung
       universitärer Forschung in die wirtschaftliche
       Praxis 2004–2009
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1547 Erfindungen
                          wurden den Universitäten gemeldet

           Geistiges Eigentum wurde im

Bewusstsein der Forscher & Universitäten                verankert

                                          13 universitäre Transferstellen
                                          wurden etabliert

                          Das neudefinierte

           Berufsbild des Technologietransfermanagers
           wird von 50 TransfermanagerInnen getragen

                          Seit 2008 jährlich über

                          700.000 Euro Lizenzeinnahmen

           Laut Österreichischem Patentamt ÖPA wurden 2009

            österreichische Universitäten              als

2. innovativstes »Unternehmen«
           eingeschätzt
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aws 2010 | uni:invent                                                                                                     2

Vorwort
ao. Univ.Prof. Dr. Beatrix Karl
Bundesministerin

Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung

Um die Universitäten bei der Umsetzung der durch das             beitung operationalisierbarer Patentierungs- und Verwer-
Universitätsgesetz 2002 geschaffenen Möglichkeiten der           tungsstrategien in die Leistungsvereinbarungen mit den
wirtschaftlichen Verwertung universitärer Forschungs-            Universitäten übernommen. Zusätzlich erfolgte in Um-
ergebnisse zu unterstützen, wurde im Jahre 2004 das              setzung der IP-Recommendation der EU die Einrichtung
Programm uni:invent gestartet, welches sich äußerst er-          eines National Contact Points für IP-Angelegenheiten im
folgreich an der Schnittstelle Wissenschaft und Wirtschaft       BMWF, welcher insbesondere öffentliche Forschungs-
etablieren konnte und von den Universitäten sehr positiv         einrichtungen beim Wissens- und Technologietransfer im
aufgenommen und umgesetzt wurde. uni:invent hat einen            Sinne der Kommissionsempfehlung aktiv unterstützt.
wichtigen Beitrag geleistet, den tatsächlichen Anforde-                  Im Zuge der geplanten Ökologisierung des Steuer-
rungen im Bereich Wissenstransfer und Verwertung ge-             systems sollen künftig 100 Millionen Euro pro Jahr zusätz-
recht zu werden und das Patentierungs-, Verwertungs-             lich in den Wissensstandort Österreich investiert werden.
und Gründungspotenzial der Universitäten effizient und           Einen wichtigen Schwerpunkt stellt dabei die Errichtung
nachhaltig zu stärken.                                           universitärer Wissenstransferzentren dar, wodurch neue
        Durch uni:invent als (zeitlich befristetes) Impulspro-   Quellen für Wachstum und Beschäftigung durch die Um-
gramm konnten entscheidende und nachhaltige Entwick-             setzung neuer Ideen in innovative Produkte erschlossen
lungen an den Universitäten in Gang gesetzt werden; im           werden. Die von mir initiierte »Wissenspartnerschaft« be-
Bewusstsein um die Bedeutung von geistigem Eigentum              kräftigt dieses Ziel und stärkt die Kooperation zwischen
und seinem Schutz bildet der Bereich Wissenstransfer             Wissenschaft und Wirtschaft entlang der gesamten Inno-
und Verwertung auch weiterhin einen wichtigen Schwer-            vationskette.
punkt des Bundesministeriums für Wissenschaft und                        Ich möchte mich bei allen am Programm uni:invent
Forschung. Die aktive und nachhaltige Verwertung von             Beteiligten für die stets konstruktive und verlässliche Zu-
wissenschaftlichen Ergebnissen soll dazu beitragen, Inno-        sammenarbeit sehr herzlich bedanken. Gemeinsam ist
vation voranzutreiben. Denn erfolgreiche Innovation beruht       es gelungen, das Thema Geistiges Eigentum nachhaltig
auf einer starken Wissensbasis.                                  zu etablieren und die solide Basis für ein funktionierendes
        So wurde als konsequenter Schritt zur kontinuier-        IPR- und Verwertungsmanagement an den Universitäten
lichen Weiterführung relevanter IPR-Aktivitäten die Ausar-       zu schaffen.
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Vorwort
Dr. Reinhold Mitterlehner
Bundesminister

Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend

Österreich zählt derzeit zu den innovativsten Ländern                  Auch das Bewusstsein für den wirtschaftlichen
der Europäischen Union. Um diese Position nicht nur            Wert von Patenten und anderen Schutzrechten konnte
zu halten, sondern weiter auszubauen, sind erfolgreiche        durch uni:invent deutlich erhöht werden. Insgesamt
Kooperationen zwischen Forschungseinrichtungen und             können sich die österreichischen Universitäten in diesem
Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Dafür                Bereich nun deutlich besser positionieren als früher. Pro-
braucht es ein exzellentes Innovations- und Wissensma-         fessionelle Strukturen und Rahmenbedingungen stellen
nagement, das mit einem effektiven Technologietransfer         den nachhaltigen Erfolg des Programms sicher.
kombiniert wird.                                               		 Das Wirtschaftsministerium wird Universitäten
        In diesem Zusammenhang ist besonders der stra-         und Forschungseinrichtungen auch in Zukunft bei der Er-
tegische Umgang mit geistigen Eigentumsrechten zu be-          findungsbewertung sowie bei der Entwicklung einer pro-
rücksichtigen. Schon bei der Planung eines Forschungs-         fessionellen Verwertungsstrategie tatkräftig unterstützen.
vorhabens sollte geklärt werden, wem welche Rechte an          Die entsprechenden Mittel sind für das Jahr 2010 sogar
der möglichen Produktentwicklung gehören und wer künf-         aufgestockt worden. Denn um die Wettbewerbsfähig-
tige Verwertungswege einschlagen darf.                         keit des Wirtschaftsstandorts weiter zu erhöhen, braucht
        Um das Bewusstsein für den Wert und den Schutz         Österreich noch mehr Innovationen, die möglichst rasch
geistiger Eigentumsrechte zu erhöhen, hat das Wirt-            zur Marktreife geführt werden müssen. Nur so können wir
schaftsministerium zahlreiche Initiativen gesetzt. So unter-   den Aufschwung offensiv gestalten und ein echtes, sich
stützt die Technologie Marketing Austria (Tecma) Univer-       selbst tragendes Wachstum schaffen.
sitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen bei                   Als Wirtschaftsminister möchte ich mich bei allen
der Verwertung von Erfindungen oder Entwicklungen vom          Projektverantwortlichen von uni:invent und PRIZE für die
Labor in den freien Markt. Das Förder- und Beratungs-          professionelle Arbeit sowie das große Engagement be-
programm uni:invent mit der vom Wirtschaftsministerium         danken. Für die Umsetzung Ihrer Ideen und Entwicklungen
finanzierten Prototypenförderung PRIZE hat dazu einen          wünsche ich Ihnen auch in Zukunft viel Erfolg.
sehr wichtigen Beitrag geleistet. Das zeigen unter ande-
rem die steigenden Patentanmeldungen sowie die zahl-
reichen erfolgreichen Umsetzungen.
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Vorwort
O.Univ.Prof. Dipl.Ing. Dr. Heinz W. Engl
Vorsitzender des Forums Forschung und Erschließung der Künste

Österreichische Universitätenkonferenz

Eine wesentliche Aufgabe der Universitäten ist der Transfer   angenähert werden. Auf Grund dieser Erfahrungen wer-
ihrer Forschungsergebnisse in die wirtschaftliche Praxis.     den wir auch in Zukunft mit der aws im Bereich der Pa-
Dafür gibt es zahlreiche Fördermechanismen wie Pro-           tentierungen eng kooperieren; darüber hinaus wird von
gramme der Forschungsförderungsgesellschaft, des FWF          der Österreichischen Universitätenkonferenz gemeinsam
und der Christian-Doppler-Gesellschaft. In vielen Anwen-      mit der aws ein Projekt durchgeführt, in dem es um »best
dungsbereichen ist die Grundlage jeder Kooperation mit        practice Modelle« für Verträge im Zusammenhang mit
der Wirtschaft und damit auch der Umsetzung von For-          Wirtschaftskooperationen geht (»Intellectual Property Ag-
schungsergebnissen in die Praxis der Schutz des geistigen     reement Guide«, www.ipag.at). Auch in diesem Projekt ist
Eigentums, also die Patentierung. Durch das Universitäts-     die Kooperation sehr gut.
gesetz 2002 wurde den Universitäten das Eigentum an                   Leider musste das uni:invent-Programm aus finan-
den von ihren MitarbeiterInnen geschaffenen Erfindungen       ziellen Gründen im letzten Jahr eingestellt werden, was
zuerkannt, wobei natürlich deren Beitrag im Erfolgsfall an-   naturgemäß die Patentierungsaktivitäten der Universi-
gemessen abzugelten ist. Das uni:invent-Programm hat          täten etwas behindert, und dies gerade in der Phase, in
den Universitäten nun einige Jahre die Möglichkeit gege-      der durch die Notwendigkeit des Aufrechterhaltens und
ben, über so genannte Patent Scouts systematisch nach         der Internationalisierung von Patenten hohe Kosten auf
patentierbaren Erfindungen in ihrem Bereich Ausschau zu       die Universitäten zukommen. Wir hoffen, dass uni:invent
halten, andererseits die inhaltliche und patentrechtliche     (möglicherweise auch in Abstimmung mit anderen dem
Beurteilung von Erfindungen in Hinblick auf ihre Patentier-   Technologietransfer dienenden Programmen wie AplusB)
barkeit und die Marktchancen sowie letztlich auch die Pa-     auch in Zukunft gefördert werden kann, damit die Univer-
tentierung selbst zumindest zum Teil zu finanzieren. Dieses   sitäten ihrer gesellschaftlichen Aufgabe, bei ihnen erarbei-
Programm wurde von der aws für den Bund abgewickelt.          tete Forschungsergebnisse wirtschaftlich nutzbar zu ma-
Zwischen aws und den Universitäten hat sich (auch über        chen, in verstärktem Maße nachkommen können.
das Forum Forschung) eine gute und tragfähige Kooperati-
on entwickelt; anfängliche unterschiedliche Auffassungen
konnten in einem intensiven Diskussionsprozess einander
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Vorwort
DI Bernhard Sagmeister
Geschäftsführer

Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH

Auf Basis des UG 2002 sowie der Ergebnisse einer vom         der Patentierungskosten und in der Hilfestellung bei der
Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFTE)          Vermarktung. Durch gezielte Unterstützung bei der Ent-
eingerichteten Arbeitsgruppe wurde am 14. Februar 2003       wicklung von Patent- und Verwertungsstrategien sollte
eine Empfehlung des RFTE bezüglich Verwertung von F&E        das Patentierungs- sowie Lizenzierungspotenzial der For-
veröffentlicht. Die Zielsetzung dieser Empfehlung bestand    schungs- und Entwicklungsleistungen österreichischer
darin, »Forschungsergebnisse aus den Universitäten in        Universitäten optimal erschlossen und entsprechend ge-
größerem Umfang einer wirtschaftlichen Verwertung zuzu-      nutzt werden.
führen, (um dadurch) die kommerzielle Nutzung möglichst              Die Universitäten haben durch entsprechende
vieler guter Erfindungen zu forcieren«. Die Zielsetzungen    Awarenessbildung einen ersten Kulturwechsel beim Um-
der Ratsempfehlung lauten somit:                             gang mit Schutzrechten erreicht und professionelle Struk-
•       Aufbau von Know-how an den Universitäten             turen zum Management und zur Verwertung ihrer IPR
        und in außeruniversitären Einrichtungen.             geschaffen. Den österreichischen Universitäten gelang
•       Aufbau von Verwertungsinfrastrukturen in             es in der Folge gemeinsam mit der aws, die Programm-
        Partnerschaft zwischen Universitäten,                ziele nicht nur zu erreichen, sondern in Bereichen wie der
        Fachhochschulen und außeruniversitären               Anzahl an Patentanmeldungen und erfolgreichen Umset-
        Forschungseinrichtungen.                             zungen sogar zu übertreffen, und so in beeindruckender
•       Nutzung von professionellen Verwertungs-             Weise zu internationalen Standards aufzuschließen.
        agenturen für die Vermarktung von Patenten.                  Das Programm uni:invent hat damit ein bedeu-
                                                             tenden Beitrag geleistet, die mit der Einführung des §106
Diesen Grundsätzen und damit der Idee folgend, den Tech-     des Universitätsgesetzes gesteckten Ziele in besonders
nologietransfer der Erfindungen an den österreichischen      effizienter und rascher Weise zu erreichen. Die Heraus-
Universitäten effizienter zu gestalten, wurde das Programm   forderung für die Zukunft wird sein, den nunmehr ein-
uni:invent im Jahr 2003/2004 von der aws – angesiedelt in    geleiteten Kulturwandel hinsichtlich des Umgangs mit
der Abteilung Patent- und Lizenzmanagement – ins Leben       geistigem Eigentum an den Universitäten dauerhaft zum
gerufen. Das Programm, das als Starthilfe für die Univer-    Vorteil für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort
sitäten angedacht war, hat zwei Phasen (uni:invent I und     Österreich zu verankern. Die vorliegende Broschüre gibt
uni:invent II) durchlaufen und der bmwf-Teil ist Ende 2009   eine Auswahl der vielfältigen Projekte und der von den Uni-
erfolgreich abgeschlossen worden. Die Verantwortung der      versitäten gewählten Wege, österreichische Forschungs-
aws in dem Förderprogramm lag in der Verwaltung und          ergebnisse in die wirtschaftliche Praxis zu bringen.
Zuteilung der Mittel für die Innovationsscouts sowie die
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uni:invent
Zielsetzung von uni:invent ist die Forcierung der wirtschaftlichen Umsetzung
von Forschungsergebnissen österreichischer Universitäten.

Das Programm durchlief zwei Projektphasen, uni:invent I und uni:invent II, die
folgende Maßnahmen bzw. Instrumente inkludiert haben, um die österreichischen
Universitäten beim Technologietransfer bestmöglich zu begleiten:

•   Mittel für Innovationsscouts: Um den österrei-              •   Bewusstsein schaffen, Schulungen bzw.
    chischen Universitäten eine bestmögliche Unterstüt-             Vorträge für Innovationsscouts: Die Innovati-
    zung und Begleitung hinsichtlich Nutzung geistiger Ei-          onsscouts oder auch ErfinderberaterInnen wurden von
    gentumsrechte und Technologietransfers zu bieten, ist           den Fachspezialistinnen und Experten der aws in den
    die Idee der Innovationsscouts entstanden, um direkt            verschiedenen Schutzrechtsthemen eingeschult und
    vor Ort an den Universitäten einerseits die Erfinderinnen       ausgebildet. Seither wurden Weiterqualifikationen ge-
    und Erfindern und andererseits die Rektoren in IPR-re-          meinsam mit den Universitäten durchgeführt, die seit
    levanten Themen zu beraten. Aufgabe der Scouts war              2006 mit der Betonung eines partnerschaftlichen Ver-
    aber auch potenzielle Erfindungen (Diensterfindungen)           hältnisses als »Wissenstausch« bezeichnet werden.
    an den Universitäten zu identifizieren, aufzugreifen und
    diese an die aws zur wirtschaftlichen Bewertung wei-
    terzuleiten. Die Mittel des BMWF für die Innovationss-
    couts werden von der aws verwaltet.
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•   Patentfinanzierung: Entscheidet sich die Univer-         •   Universitäten können auf die Expertise der aws bei
    sität, die Erfindung aufzugreifen und sie zum Patent         der Verhandlung und Vorbereitung von Lizenzverträ-
    anzumelden, so unterstützt die aws dieses Vorhaben           gen zurückgreifen – sowie auf die Überwachung der
    aus Mitteln des BMWF.                                        Einhaltung der Verträge. Zusätzlich wird ab 2006 auch
                                                                 die Entwicklung von Prototypen unterstützt, um bei der
•   Bewertung und Vermarktung: Die aws bietet                    Verwertung insgesamt erfolgreicher am Markt agieren
    den Universitäten einerseits Beratung bei der Ent-           zu können. Die Mittel dafür wurden den Universitäten
    wicklung beim Aufbau von Patent- und Verwertungs-            von BMWFJ zur Verfügung gestellt und die aws hat
    strategien und andererseits Unterstützung bei der Ver-       PRIZE erfolgreich abgewickelt.
    wertung bzw. Vermarktung ihrer Erfindungen an.
                                                             •   Matching-Service der aws: Zur Effizienzsteige-
                                                                 rung der Zusammenarbeit werden zusätzliche Infor-
                                                                 mationen an die Innovationsscouts weitergeleitet.
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                                          Universität für Bodenkultur Wien

                                          Schluss mit der Verwirrung:
                                          Wie Allergie-Diagnostik treffsicherer werden kann

Die Erfinder                                                   Ergebnisse eingestuft werden müssen. Überdies reagiert
Ao.Univ.Prof.DI Dr. Friedrich Altmann,                         ein solches Allergikerserum im Labor mit nahezu allen All-
Mag. Chunsheng Jin                                             ergenen. Um bei solchen Patienten den wahren Auslöser
                                                               eine Allergie zu erkennen, muss man den Einfluss des anti-
Moderne Behandlungsmethoden von Allergien, wie die             CCD IgEs ausschalten.
spezifische Immuntherapie, erfordern die richtige Identi-              Diese Verbesserung der Allergie-Diagnostik soll
fikation des Auslösers. Wo diese Allergenquelle nicht so       durch die Behandlung von Patientenblut mit einem »CCD-
einfach erkannt werden kann, wie z.B. bei einer Katzen-        Absorber« vor den entsprechenden Analysen erreicht wer-
Allergie, erfolgt diese Identifikation meist durch den Nach-   den. Diese im Prinzip äußerst einfache Vorrichtung kann
weis Allergen-spezifischer Antikörper der IgE-Klasse im        man sich als kleinen Filter vorstellen, an den die Kohlenhy-
Serum.                                                         drat-Gruppen von pflanzlichen Glykoproteinen gebunden
        Leider liefert diese Methode nur allzu oft falsche     wurden. Die fest gebundenen CCDs fischen aus dem Se-
Ergebnisse. Die Zuckerstrukturen von Proteinen aus In-         rum eines Allergikers oder einer Allergikerin die anti-CCD
sektengiften und Pflanzen weisen bemerkenswerterwei-           Antikörper heraus. Das so gereinigte Serum sollte bei
se große Ähnlichkeit auf, was dazu führt, dass Antikörper      einem Allergen-Screening nun nur mehr bei den wirklich
gegen diese kreuzreaktiven Kohlenhydrat-Determinanten          relevanten Allergenen eine Messanzeige liefern.
(cross-reactive carbohydrate determinants; kurz CCDs) an               Mit Hilfe der Prototypenförderung PRIZE 2008 wur-
nahezu alle Glykoproteine aus Pflanzen- oder Insekten-         de ein einfach handhabbarer Prototyp dieses »CCD-Ab-
giften binden. Allergologen, die mittlerweile von der Exi-     sorbers« hergestellt, um interessierten Industriepartnern
stenz solcher Anti-Zucker IgEs überzeugt werden konnten,       die Möglichkeit zu geben, sich von der Anwendbarkeit
zeigten aber, dass CCDs keine allergischen Reaktionen          und Sinnhaftigkeit dieser Idee zu überzeugen. In Folge
auslösen – zum Glück für die große Anzahl der Allergiker,      soll dann aus der akademischen Idee eine für die Routine
welche IgE gegen diese Zucker aufweisen. Dieses anti-          im klinischen Labor brauchbare Form entwickelt werden.
CCD IgE liefert aber bei der Allergie-Diagnostik aus Se-       Die Erfindung wurde außerdem im Rahmen eines europä-
rum positive Messergebnisse, die somit als falsch-positive     ischen Verfahrens zum Patent angemeldet.
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                                           Universität für Bodenkultur Wien

                                           Kampf der Ährenbleiche
                                           bei Getreide-Feldfrüchten:
                                           Entgiftung von Mykotoxinen

Die ErfinderInnen
Poppenberger Brigitte, GB; Adam Gerhard, AT;
Berthiller Franz, AT; Krska Rudolf, AT; Kuchler Karl, AT;
Luschnik Christian, AT; Gloessl Josef, AT;
Lucyshyn Doris, AT; Schuhmacher Rainer, AT;                    des Pilzes auf Pflanzen und für Tiere und Menschen eben-
Sieberer Tobias, GB                                            falls sehr giftig ist.
                                                                       BOKU-ForscherInnen entwickelten einen gänzlich
Die Fusarien-Pilze befallen Kulturpflanzen und produzieren     neuen Ansatz zur Bekämpfung der Ährenbleiche durch
Mykotoxine, die für die Pflanzen selbst, aber auch für Tiere   eine Art Neutralisation des Giftstoffes innerhalb der Pflan-
und Menschen hochgiftig sind. Der wirtschaftliche Scha-        ze. Dabei wird das Gift durch ein Enzym und ein Zucker-
den bei Auftreten dieser Pilzerkrankung ist meist enorm.       molekül Glucose in eine nicht mehr giftige Substanz um-
Insbesondere der Befall von Weizen und Mais kann zu            gesetzt. Bis dahin wurde in der Wissenschaft noch kein
einer unakzeptabel hohen Kontamination von Nahrungs-           Bericht in Bezug auf (Pflanzen-)Enzyme veröffentlicht, die
und Futtermitteln führen. Begünstigen die klimatischen         Mykotoxine durch Transfer eines Zuckermoleküls modi-
Bedingungen eines Jahres die Entwicklung der Pilze,            fizieren können. Diese Methode ist ein sehr spezifisches
können Fusarium-Infektionen epidemische Ausmaße er-            Werkzeug zur Entgiftung. Daher wird versucht, Weizen
reichen.                                                       gentechnisch so zu verändern, dass die neuen Weizen-
       Die durch diese Pilzinfektionen verursachten Krank-     sorten einen besonders hohen Gehalt an für die Neutrali-
heiten verringern nicht nur die Erträge beträchtlich, son-     sation notwendigen Enzymen aufweisen.
dern führen auch zu einer Kontamination des Getreides mit              Diese innovative Erfindung der BOKU-Forsche-
unannehmbar großen Mengen von Mykotoxinen. F. gra-             rInnen wurde in einem EP-Verfahren zum Patent angemel-
minearum und F. culmorum sind die beiden relevantesten         det, Erteilungen in mehreren Ländern liegen vor. Weiters
Verursacher der Ährenbleiche. Die in Europa und Nord-          zeigte ein international tätiger Industriepartner bereits
amerika vorhandenen F. graminearum-Linien erzeugen             großes Interesse an dem neuartigen Verfahren, ein Opti-
vorwiegend Desoxynivalenol (DON), das ein Virulenzfaktor       onsvertrag wurde abgeschlossen.
aws 2010 | uni:invent                           10

Johannes Kepler Universität Linz
Institut für Experimentalphysik

Dehnbare Batterien, die wieder aufladbar sind
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MP3-Player und Handys rumschleppen ist uncool. Besser         pelte Länge zu dehnen. Für die ersten Tests wurde eine
wäre es, wenn diese elektronischen Geräte in die Kleidung     haushaltsübliche Zink-Kohle-Batterie verwendet: Sie war
eingearbeitet wären. Dazu braucht man aber dehnbare           nach der Dehnung noch voll funktionsfähig.
Elektronik, die weitgehend unsichtbar und nicht spürbar               Es ist allerdings nur sinnvoll, Elektronik direkt in die
verarbeitet ist.                                              Kleidung, in Armbänder usw. einzubauen, wenn die ener-
         Das Forscherteam rund um Univ.Prof. Dr. Siegfried    gieversorgende Batterie nicht nur dehnbar, sondern auch
Bauer, den Leiter der Abteilung für Physik der Weichen Ma-    wieder aufladbar ist. Das ForscherInnenteam um Profes-
terie (Institut für Experimentalphysik) der Johannes Kepler   sor Bauer arbeitet aktuell daran, solche Akkus zu bauen.
Universität Linz, ist für seinen unkonventionellen Zugang     Damit wären dann nicht nur Handys im Armband, MP3-
zu neuen Forschungsgebieten bekannt. Prof. Bauer, der         Player im T-Shirt, sondern auch Herzüberwachungsgeräte
aus bodenständigen Verhältnissen stammende deutsche           in der Jacke machbar.
Physiker, liebt es, neue Ideen auszuhecken. Er spinnt vor             »Zu diesem Thema gibt es so gut wie keine Litera-
und seine MitarbeiterInnen und StudentInnen spinnen           tur, es handelt sich also um wissenschaftliches Neuland«,
weiter: Im konkreten Fall waren der Doktoratsstudent Dipl.    erklärt Professor Bauer. Die Abteilung für Physik der Wei-
Ing. Martin Kaltenbrunner, die Bachelor-Studenten Gerald      chen Materie ist darum auch maßgeblich an der Organi-
Kettlgruber und Christian Siket sowie der »Post-Doc« Dr.      sation von Symposien der »Materials Research Society« in
Reinhard Schwödiauer maßgeblich an der Erfindung der          den USA beteiligt. Erste Forschungsergebnisse zur dehn-
dehnbaren Batterien beteiligt.                                baren Batterie wurden in der renommierten Fachzeitschrift
         »Um dehnbare Elektronik betreiben zu können,         »Advanced Materials« veröffentlicht.
werden dehnbare Batterien benötigt. Daher haben wir                   Bei den dehnbaren Batterien handelt es sich um
uns zum Ziel gesetzt, die erste dehnbare Batterie zu bau-     eine Diensterfindung, die vom Dienstgeber Johannes Kep-
en«, erklärt Professor Bauer. Jahrelange und intensive        ler Universität Linz aufgegriffen wurde und von der Austria
Forschungsarbeit hat es ermöglicht, mittels formfester,       Wirtschaftsservice GmbH im Rahmen des uni:invent-Pro-
aber elastisch verformbarer Kunststoffe und eigens entwi-     gramms betreut wird.
ckelter Elektroden auf Gelbasis eine Batterie auf die dop-
aws 2010 | uni:invent                      12

Johannes Kepler Universität Linz
Institut für Organische Solarzellen
Institut für Experimentalphysik

»Green Electronics« – essbare Elektronik
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Elektronische Geräte aller Art sind aus unserem Leben            sich der kommerzielle Einsatz der Erfindung derzeit auf
nicht mehr wegzudenken. Bei der rasanten Entwicklung             Nischenprodukte beschränken:
in der Technik werden die Lebenszyklen allerdings immer          • Mittels einfacher Sensoren aus biologischen Materi-
kürzer. Könnte man den entstehenden Müll einfach auf                 alien könnte nachvollziehbar gemacht werden, ob z.B.
den Komposthaufen werfen, wäre viel gewonnen. Zur Not                Lebensmittel ohne Unterbrechung der Kühlkette trans-
könnte man ihn auch essen.                                           portiert wurden; auch Reifegrad von Obst, Frische von
        Zugegeben, das ist noch Zukunftsmusik. Die ersten            Brot, Erschütterung empfindlicher Produkte während
Schritte in diese Richtung haben ForscherInnen der Jo-               des Transports etc. könnten gemessen, aufgezeichnet
hannes Kepler Universität Linz allerdings schon getan. Sie           und wiedergegeben werden. Der Endverbraucher gibt
verstehen sich gut und arbeiten gerne zusammen: die For-             den Sensor dann z.B. gemeinsam mit der Obstschale
scherInnenteams um o.Univ.Prof. Niyazi Serdar Sariciftci,            zum Biomüll bzw. isst ihn mit.
Vorstand des Instituts für Organische Solarzellen, und Univ.     • Medizinische Implantate, die vom menschlichen Kör-
Prof. Dr. Siegfried Bauer, Leiter der Abteilung für Physik der       per nach gewisser Zeit unschädlich absorbiert werden,
Weichen Materie des Instituts für Experimentalphysik. In             könnten zur Überwachung von Stoffwechselvorgän-
seinem Geburtsland Rumänien hat der Wissenschafter Dr.               gen verwendet werden: Blutwerte, lokale Temperatur,
Mihai Irimia-Vladu für den Automobilhersteller DAEWOO                Wundheilungsverlauf etc. könnten erfasst und an einen
Werkstoffe getestet, dann war er an der Auburn University            Empfänger außerhalb des Körpers übertragen werden.
in Alabama (USA); jetzt arbeitet er als »Post-Doc« für Prof.
Bauer und Prof. Sariciftci, mit denen er gemeinsam die so-       Für jede der genannten potenziellen kommerziellen An-
genannten »Green Electronics« erfunden hat.                      wendungen ist noch mit einer langjährigen und kostspie-
        Die Erfinder forschen auf einem Gebiet, das mit          ligen Entwicklungsarbeit auch auf industrieller Seite zu
heutiger Elektronik nur sehr wenig gemeinsam hat: Es             rechnen. Daher kommen nur Industriepartner in Frage,
geht um die vollkommene Bioverträglichkeit der entwi-            die über einen entsprechenden langen finanziellen »Atem«
ckelten elektronischen Bauteile. Recycling wäre überflüs-        verfügen.
sig, da ein einfaches Kompostieren ausreichen würde.                     Gegenwärtig steht uns ein winziger funktionsfä-
An der elektronischen Nutzung biologischer Materialien           higer Transistor zur Verfügung, der hier auf dem Foto von
wird an den beiden Instituten seit geraumer Zeit geforscht.      Stefanie Schlager, der amtierenden »Miss Online 2010«,
Nun ist es erstmals gelungen, aus »natürlichen« Aus-             zwischen zwei Fingern gehalten wird. Sie schreibt übrigens
gangsstoffen wie DNA, Beta-Karotin, Indigo, Koffein, Glu-        gerade ihre Diplomarbeit am Institut für Organische Solar-
cose, Farbstoffen etc. organische Feldeffekttransistoren         zellen der Johannes Kepler Universität Linz. Die »Essbare
zu entwickeln. Da die bisher verwendeten Substanzen              Elektronik« ist eine Diensterfindung der Johannes Kepler
wesentlich schlechtere physikalische Eigenschaften als           Universität Linz und wird von der Austria Wirtschaftsser-
die herkömmliche Silizium-Elektronik aufweisen, würde            vice GmbH im Rahmen des uni:invent-Programms betreut.
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                                           Johannes Kepler Universität Linz
                                           Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik
                                           Technische Universität Wien
                                           Institut für Sensor- und Aktuatorsysteme

                                           Mikrosensoren – die Miniaturisierung von elektroni-
                                           schen Bauteilen eröffnet ungeahnte Anwendungen
                                           und zieht durch signifikant reduzierte Stückzahlkosten
                                           das Interesse der Industrie auf sich.
Bereits seit fünf Jahren arbeiten das Institut für Mikroelek-   Nach der erfolgreichen Patentierung des Konzeptes wur-
tronik und Mikrosensorik unter der Leitung von Univ.Prof.       de im Zuge der Vermarktungsaktivitäten, die federführend
Dr. Bernhard Jakoby aus dem Fachbereich Mechatronik             von der Johannes Kepler Universität mit Unterstützung des
an der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) und das In-       Austria Wirtschaftsservice stattfanden, der Wunsch der
stitut für Sensor- und Aktuatorsysteme der Technischen          Industrie nach einem Prototypen für Langzeitstudien ge-
Universität Wien (TUW) zusammen.                                äußert. Daher entschloss sich das Forscherteam, am Pro-
         Im Jahr 2007 gelang ein erster Durchbruch in der       totypenförderungsprojekt PRIZE teilzunehmen, und wurde
gemeinsamen Forschungsarbeit. Es wurde intensiv nach            prompt mit einer 18monatigen Unterstützung belohnt.
neuen Möglichkeiten zur Messung der Eigenschaften kom-                  Damit nicht genug, konnte das Konzept mit Fort-
plexer Flüssigkeiten gesucht. Dabei gelang es dem Team,         lauf des Projekts und durch intensive Tests nochmals ver-
neben Prof. Jakoby waren vor allem Dr. Erwin Reichel und        bessert werden, was im Vorjahr in einer zweiten Paten-
Dr. Christian Riesch im Projekt involviert, die Wechselwir-     tanmeldung resultierte. »Gemeinsam mit dem mittlerweile
kung einer in einer Flüssigkeit schwingenden Membran            erteilten Patent aus dem Jahr 2007 kann man sich damit
über eine intelligente Auswerteelektronik so zu separieren,     deutlich vom Mitbewerb abgrenzen«, erklärt Dr. Reichel.
dass verschiedene physikalische Eigenschaften eindeutig                 Diese Entwicklung haben auch die vormals vor-
bestimmt werden konnten. Und das mit einem daumen-              sichtig optimistischen Firmen erkannt und sind in die Of-
großen Gerät. Wurde bisher mit aufwändigen Verfahren            fensive gegangen. Im Rahmen des kürzlich gegründeten
im Labor analysiert, ist jetzt die Realisierung handlicher      K2-Forschungszentrums für Mechatronik an der JKU ist
Sensoren möglich; damit ist eine kostengünstige Massen-         bereits ein erstes Kooperationsprojekt mit dem Institut für
produktion in greifbare Nähe gerückt. In sterilen Bereichen     Mikroelektronik und -sensorik in Planung.
der medizinischen Diagnostik kann in Richtung Einweg-
analysegeräte für rasche Blutuntersuchungen gedacht
werden. Aber auch die Überwachung großer chemischer
Anlagen lässt sich durch direkt in den Prozess integrierte
Sensoren drastisch vereinfachen.
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                                         Karl-Franzens-Universität Graz

                                         Innovationen im Bereich
                                         der »Grünen Chemie«
                                                              nilleschote. Hergestellt wird es aus einer so genannten
                                                              natürlichen Aroma-Vorstufe, der Ferulasäure, die man bei-
                                                              spielsweise in Weizenkleie oder Maispflanzen findet. Die
                                                              Säure wird nach einer Vorbehandlung mit einem Biokata-
                                                              lysator versetzt, also einem Enzym, das in ganz gewöhn-
                                                              lichen Baumpilzen – Trametes hirsuta – zu finden ist. Das
                                                              Ergebnis ist »natürliches« Vanillin. Vorteilhaft an der neuen
                                                              Methode ist vor allem die Umweltverträglichkeit: Weniger
                                                              Energie für Kühlung, kaum Lösungsmittel, kein Ozon. Das
Der Bereich der Organischen bzw. Bioorganischen Che-          bedeutet einen weiteren Schritt weg von der »Schlotche-
mie an der Karl-Franzens-Universität stellt, gemessen an      mie« und hin zu umweltfreundlicher, grüner Chemie.
der Anzahl ihrer Erfindungen in den vergangen Jahren, ei-             Aus der ersten Erfindungsmeldung ist mittlerweile
nen der innovativsten Bereiche der Universität Graz dar.      eine kleine Patentfamilie entstanden. So wurden der Karl-
Das Team um Ao.Univ.Prof. Dr. Wolfgang Kroutil, Dr. Migu-     Franzens-Universität im Jahr 2009 bereits zwei Österrei-
el Lara Dávila und Dr. Francesco Mutti fand etwa eine Al-     ch-Patente auf dieses umweltverträgliche Verfahren erteilt.
ternative für ein gängiges chemisches Verfahren, das nur      In weiterer Folge beschritt man auch den internationalen
unter extrem gefährlichen Bedingungen – Ozon, explosiver      Weg und leitete die Nationalisierung der PCT-Anmeldung
Wasserstoff, organische Lösungsmittel und eine Tempe-         in Deutschland, Japan und den USA ein. Zusätzlich sind
ratur von minus 78 Grad Celsius – in Spezialapparaturen       die Erteilungsverfahren zweier weiterer Patentanmel-
ablaufen kann. Die neu entwickelte Methode macht dies         dungen anhängig.
einfacher: Man benötigt lediglich ein wässriges Milieu, ei-           Im Rahmen des Projektes uni:invent konnte ge-
nen Biokatalysator, Luftsauerstoff und Raumtemperatur.        meinsam mit dem Austria Wirtschaftsservice ein Verwer-
Der Vorgang kann in jedem Gefäß und in jeder Umgebung         tungspartner gefunden und mit diesem in weiterer Folge
vollzogen werden.                                             ein Lizenzvertrag abgeschlossen werden. Ein weiterer
        Das Verfahren kann auch zur Herstellung von Vanil-    positiver Nebeneffekt: Durch die Medienberichte und
lin verwendet werden, besonders interessant dabei: Das        im Zuge der Gespräche mit potenziellen Lizenznehmern
dabei entstehende Vanillin ist ein natürlicher Aromastoff,    konnten wertvolle Kontakte zu zukünftigen Projekt- und
dessen Molekül völlig gleich aussieht wie jenes in der Va-    Kooperationspartnern geknüpft werden.
aws 2010 | uni:invent                                                    16

Kunstuniversität Linz
Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung

Self-sustained Solar Display:
eine Umwelt schonende technologische Lösung für großformatige Kommuni-
kationsdisplays und die Verschattung von großflächigen Glasfassaden.
17                                                                                                       uni:invent | aws 2010

Für ihr Projekt »Self-sustained Solar Display« erhielt das        universität Linz angetreten. Das Erfinderteam entwickelte
Professorenteam der Kunstuniversität Linz (Mignonneau,            die Idee eines modular aufgebauten Systems, bestehend
Shamiyeh, Sommerer) den vom Bundesministerium für                 aus drehbaren Solarelementen, die die gesamte Energie
Wissenschaft und Forschung vergebenen INNOVATION                  für Bewegung und Kommunikation selbst erzeugen und
PRIZE 2008 zur Förderung der Entwicklung von Proto-               keine Kabelverbindungen benötigen. Ähnlich einer Außen-
typen.                                                            jalousie wird das System vor der Fassade fixiert. Durch ge-
        »Solar Diplay« ist eine patentierte Erfindung, die eine   eignete Einstellwinkel der einzelnen Segmente, die jeweils
vollkommen neue technologische Lösung für großforma-              einem Pixel des Displays entsprechen, kann die dunkle
tige Kommunikationsdisplays sowie für die Verschattung            Vorderseite, die helle Rückseite oder jeder Zwischenzu-
von großflächigen Glasfassaden bietet. Die Idee, den jewei-       stand dargestellt werden. Somit entsteht ein Bild in Grau-
ligen Pixel (= Bildpunkt) des Kommunikationsdisplays als          stufen. Je nach Bauform kann bei geeigneter Einstellung
Solarzelle bzw. Energiegewinner zu konzipieren, ermög-            der Module auch eine hohe Transparenz der Medienfas-
licht den Betrieb des Displays ohne Nutzung jeglicher ex-         sade erreicht werden, sodass die darunterliegende Ge-
terner Ressourcen.                                                bäudefront sichtbar wird. Gleichzeitig ist das System zur
                                                                  Abschattung der Räume im Gebäude nutzbar. Auch die
Innovation                                                        Darstellung farbiger Bilder wird derzeit getestet. Auf Grund
Immer mehr Gebäudefassaden transportieren Botschaften             der Steuerung des Displays über Infrarot werden keinerlei
zu Werbe- und Informationszwecken. Nicht nur Künstler             Verkabelungen zu den Pixeln und zwischen ihnen benötigt.
nutzen großflächige Darstellungen veränderlicher Bilder           Die Modulbauweise erlaubt jede denkbare Größe.
auf Gebäudefassaden. Auch in der Werbewirtschaft haben
Projektionsgeräte, Großflächendisplays und klassische             Nutzen
Leuchtfassaden mit Glühbirnen oder LEDs seit Jahren               Reduzierung der CO2-Emissionen und Senkung der Ko-
einen fixen Platz. Deren Nachteile – hohe Anschaffungs-           sten durch Verwendung von ausschließlich erneuerbarer
kosten, schlechte Sichtbarkeit bei Tageslicht, hoher Ener-        Energie. Einfache Wartung auf Grund des Modulsystems.
gieverbrauch – aufzuheben, sind drei Forscher der Kunst-          Einfache Adaptierung an jegliche Dimension.
aws 2010 | uni:invent                                          18

Technische Universität Graz
Institut für Lebensmittelchemie und -technologie
Kunstuniversität Graz
Institut für Elektronische Musik und Akustik

Auf den Käse hören
Wissenschafter von Kunstuniversität und TU Graz entwickelten
Messmethode zur Qualitätskontrolle von Lebensmitteln
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Die Erfinder                                                 läutert Michael Murkovic. Die bisher subjektive Höremp-
Univ.Prof. Dr. Michael Murkovic                              findung bekommt nun Software-Assistenz. Die Grazer
(Technische Universität Graz),                               Wissenschafter verwenden dazu schallsignalabhängige
Vizerektor Univ.Prof. Dr. Robert Höldrich                    Parameter: »Die von uns verwendeten rechnerischen Grö-
(Kunstuniversität Graz)                                      ßen leiten sich aus Erkenntnissen der Psychoakustik ab
                                                             und werden produktspezifisch optimiert, so dass wir da-
Was der Käsemeister aus seiner Erfahrung weiß, stellen       raus Rückschlüsse auf den Reifeprozess ziehen können«,
Wissenschafter von TU Graz und Grazer Kunstuniversität       erklärt Robert Höldrich.
(KUG) nun auf eine objektive Basis: Will der Käsemeister
den Reifezustand eines Käses kontrollieren, beurteilt er     Die Erfindung
diesen durch Klopfen auf den Käselaib. In einem gemein-      Sie besteht aus einem standardisierten Hammer und einem
samen Projekt haben Akustikexperten und Lebensmit-           Mikrofon. Eine Software, die auf einem handlichen Pocket-
telchemiker nun eine Methode entwickelt, mit der sie die     PC Platz findet, errechnet die psychoakustischen Parame-
Qualität des Käses mit einer eigens entwickelten Software    ter, die mit den Produkteigenschaften korreliert werden
schnell und einfach am Pocket-PC prüfen. Die bereits zum     und so eine Klassifikation der Lebensmittel ermöglichen.
Patent angemeldete Erfindung erlaubt damit optimierte        »Mit der neuen Methode erkennen wir schnell und einfach,
Produktionsprozesse und eine kostengünstige akustische       wenn ein Käse nicht wie gewünscht heranreift. Wir bieten
Qualitätskontrolle von Lebensmitteln.                        dem Käsemeister so ein Werkzeug, das ihm erlaubt, rasch
       Ein Parmesan klingt anders als ein Emmentaler –       und ohne das Lebensmittel zu zerstören in den Gärungs-
jeder Käse hat sein eigenes Geräusch. »Das Schallprofil      prozess einzugreifen. Gleichzeitig hilft unsere Erfindung zu
eines Käses entwickelt sich, während er reift. Besonders     verhindern, dass mangelhafte Ware ausgeliefert wird«, er-
entscheidend für die Qualität sind die Löcher, die erst am   läutern Höldrich und Murkovic. Ihre Idee haben die Grazer
Ende des Reifeprozesses entstehen. Zu den Aufgaben           Forscher bereits zum Patent angemeldet: Die Technolo-
des Fachpersonals in einer Käserei gehört es, vom Klopf-     gieverwertung der TU Graz unterstützt seit Oktober 2007
geräusch auf die Qualität des Produkts zu schließen«, er-    auch die Kunstuniversität Graz in Patentfragen.
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Technische Universität Graz
Institut für Biotechnologie und Bioprozesstechnik

Glucosylglyzerin
Ein hocheffizientes biotechnologisches Verfahren erschließt das volle
Anwendungspotenzial von Glucosylglyzerin für Kosmetik, Lebensmittel
und Medizin.
21                                                                                                  uni:invent | aws 2010

Die ErfinderInnen                                             paraten stellte sich die Frage nach der Marktverfügbarkeit
Univ.Prof. Dr. Bernd Nidetzky, Dr. Christiane Gödl,           dieses Produktes. Diese war auf Grund des Fehlens eines
Dr. Mario Müller, Dr. Thorntan Sawangwan,                     technologisch ausgereiften Verfahrens zur Herstellung von
Dr. Alexandra Schwarz                                         GG nicht gegeben.
                                                                      Die Arbeitsgruppe um Bernd Nidetzky entwickelte
Die Erfindung                                                 das neue enzymatische Verfahren, welches gut skalier-
Glykoside stellen eine spezielle Substanzgruppe der           bar ist und eine Reihe von Qualitätskriterien erfüllt. Das
Kohlenhydrate dar und sind in der Natur sehr weit ver-        gewünschte Produkt wird ausgehend von leicht zugäng-
breitet. Sie bestehen aus zumindest einem Kohlenhydrat        lichen Substraten in hohen Ausbeuten erhalten.
(z.B. Glukose), welches durch eine spezielle chemische                2007 erhielt Univ.Prof. Dr. Bernd Nidetzky den mit
Bindung – die so genannte glykosidische Bindung – mit         8.000,– Euro dotierten »Universitätsforschungspreis der
einem weiteren Molekül verknüpft ist. Sie erfüllen ne-        Industrie« für sein Projekt »Ein hocheffizientes biotechno-
ben der weithin bekannten Rolle als Energieträger in der      logisches Verfahren erschließt das volle Anwendungspo-
menschlichen Ernährung eine Vielzahl von weiteren bio-        tenzial von Glucosylglyzerin für Kosmetik, Lebensmittel,
logischen Funktionen, die für technologische und medi-        Chemie und Medizin«.
zinische Anwendungen hochrelevant sind. Insbesondere
können Glykoside andere Biomoleküle oder ganze Zel-           Lizenzpartner bitop AG
len gegen Inaktivierung durch verschiedene Formen von         Mit der bitop AG wurde ein Lizenzpartner gewonnen, der
Stress wie hohe Temperatur oder Trockenheit sehr effek-       sich mit der Herstellung von Stressschutz-Molekülen be-
tiv schützen.                                                 schäftigt und der auf dem internationalen Markt in diesem
                                                              Bereich sehr erfolgreich tätig ist.
Glycoin (2-O-α-D-Glucopyranosylglycerin)                             Die bitop AG entwickelt und vermarktet Produkte
Dem Zielprodukt dieses Projektes, Glucosylglyzerin (αGG),     auf der Grundlage der Extremolyte, einer Gruppe von
werden außergewöhnliche protektive Fähigkeiten zuge-          Naturstoffen, die für die Stressresistenz extremophiler
schrieben, welche auch die hauptsächlichen Anwen-             Mikroorganismen verantwortlich sind. Dabei werden die
dungsgebiete für αGG in verschiedenen Fachbereichen           protektiven Eigenschaften dieser Substanzen gezielt für
und Technologien definieren.                                  Anwendungen im Healthcare Bereich und in der Kosmetik
        Glycoin gehört zur Gruppe der Extremolyte, die        genutzt.
eine wichtige Funktion beim Stressschutz von Zellen spielt,          Nach einer kurzen Optionsphase, die der Evalu-
diese Gruppe wird von salztoleranten Cyanobakterien           ation diente, wurde das enzymatische Verfahren bei der
(Blaualgen) gebildet und verleiht ihnen Schutz vor osmo-      bitop AG implementiert; mittlerweile ist GG als Produkt
tischem Stress; Glycoin ist ein wichtiger Bestandteil der     unter dem Namen Glycoin extremium auf dem Markt ein-
Wiederauferstehungspflanze Myrothamnus flabellifolia und      geführt. Der Vertrieb erfolgt sowohl über die bitop AG als
verleiht der Pflanze Überlebensfähigkeit während langer       auch über das Unternehmen Jan Dekker International. Seit
Trockenperioden. Neben der Verbesserung der Qualität          2008 sind in bestimmten Parfümerien in Deutschland die
und Stabilität des Produktes wurde von Glycoin, vor allem     ersten Glycoin-haltigen Produkte unter dem Produktna-
wegen der hohen Wasserbindungskapazität des Mole-             men Miro erhältlich.
küls, auch eine direkte positive Wirkung auf die Haut der            Als nächstes sollen die positiven Eigenschaften von
Konsumenten erwartet. Im Lichte einer sehr positiven Ein-     Glycoin in Lebensmitteln und im medizinischen Bereich
schätzung der Anwendung von GG in kosmetischen Prä-           Anwendung finden.
aws 2010 | uni:invent                                                                                               22

                                         Technische Universität Graz
                                         Institut für Molekulare Biotechnologie

                                         AOX1-Promotor

Die Erfindung                                                 eines jeden Zielproteins zu treffen. Ein Gesamtpaket, das
Die Erfindung betrifft rekombinante Varianten des AOX1-       immense Vorteile für die Expression rekombinanter Prote-
Promoters der Hefe Pichia pastoris, welche zunehmend in       ine im Groß-Maßstab bietet!
Forschung und Industrie eingesetzt wird, um rekombinan-               DI Franz Hartner gewann 2006 den mit 4.000 Euro
te Proteine in großen Mengen zu produzieren. Hierbei sind     dotierten »Sonderpreis für junge ForscherInnen« für sein
vor allem Proteine, die als Therapeutika in der Pharma-       Projekt »Verbesserte Genschalter für die Proteinprodukti-
industrie Anwendung finden, von höchster Relevanz. Der        on basierend auf dem AOX1 Gen der Hefe Pichia pastoris«.
natürliche AOX1 Promoter von Pichia pastoris ist von Natur    2007 erfolgte der Verkauf der Patentfamilie an die Firma
aus sehr stark und muss durch Methanol induziert wer-         VTU. Die optimierten AOX1-Promotoren werden von VTU
den. Die hier entwickelte Palette von AOX1-Promotoren         unter anderem höchst erfolgreich für die Produktion von
zeichnet sich vor allem durch ihre höchst unterschied-        pharmazeutischen Substanzen verwendet.
lichen Charakteristika bezüglich ihrer Stärke, ihres Induk-
tionsverhaltens sowie ihrer Methanol-Ab- oder Unabhän-        Die Erfinder
gigkeit aus. Diese Erfindung ermöglicht es nun schon im       Prof. Anton Glieder,
Vorfeld, eine optimale Feinabstimmung für die Expression      Dr. Franz Hartner
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                                          Technische Universität Graz
                                          Institut für Elektrische Anlagen

                                          Verfahren zur Verbesserung der Versor-
                                          gungssicherheit durch das Nachstellen
                                          von Kompensationsspulen in elektrischen
                                          Netzen
                                                               zu kontrollieren. Das patentierte Verfahren konnte bereits
                                                               durch Praxistests verifiziert werden. Durch die Verknüp-
                                                               fung schutztechnischer, regelungstechnischer, netzpla-
                                                               nerischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und
                                                               Einflussfaktoren wurden neue Möglichkeiten eines verbes-
                                                               serten Netzbetriebes aufgezeigt.
                                                                       Durch die einfache Methode zur Netzparameterbe-
Die Erfindung                                                  stimmung hat der Netzbetreiber die Möglichkeit, eventuell
Im mitteleuropäischen Raum stellen geerdete Netze die          auftretende Probleme bezüglich Personensicherheit oder
häufigste Netzform dar. Bei geerdeten Erdschlüssen ist         Versorgungssicherheit frühzeitig zu erkennen und gege-
es sehr schwierig, diese zu orten und schnellstmöglich zu      benenfalls korrigierende Maßnahmen einzuleiten.
beheben. Man ist meistens auf die Erfahrung und auf das                Der neue Algorithmus zur Ermittlung der Netzpara-
Geschick der Techniker angewiesen, um die Fehlerdauer          meter ermöglicht die einfache Auswertung von Störschrei-
so gering wie möglich zu halten.                               beraufzeichnungen, die von bereits vorhandenen Schutz-
       Die vorgestellte Erfindung und die bereits getätigten   geräten erstellt werden. Vor allem die genaue Ermittlung
wissenschaftlichen Untersuchungen ermöglichen einen            der Frequenz ist in dem Verfahren entscheidend, da die
weiteren Ausbau geerdeter Netze mit Erdschlusskompen-          Kenntnis davon eine bessere Abstimmung der Netze er-
sation bei Erhöhung der Versorgungssicherheit. Ergebnis        möglicht. Die Ergebnisse wurden durch mathematische
dieser Verbesserung ist eine Reduktion der Fehlerströme        Überlegungen und durch Versuche bestätigt. Mit der Fir-
in Verbindung mit einem Zeitgewinn hinsichtlich eventuell      ma Eberle wurde 2008 ein Lizenzvertrag abgeschlossen.
nötiger Netzumstellungen.                                      Ein marktfähiges Produkt ist für Ende 2010 geplant.
       Das neue Verfahren zur automatischen Netzpara-
meterbestimmung wurde entwickelt, um aufwändige und            Die Erfinder
teure Versuche in Zukunft zu vermeiden und um den              Univ.Prof. Dr. DI Lothar Fickert,
Netzzustand – ohne Eingriffe in den laufenden Betrieb –        Dr. Clemens Obkircher
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                                         Medizinische Universität Graz
                                         Abteilung für Endokrinologie und Nuklearmedizin

                                         Innovative technische Lösungen
                                         für die Diabetestherapie erhöhen
                                         die Lebensqualität der Patienten.

Im Rahmen des Forschungsschwerpunktes »Diabetes«             Haut (»Single-Port«) das Therapiegerät in einer kleinen
wird an der Abteilung für Endokrinologie und Nuklearme-      Baugröße ausgeführt werden, die Therapieschritte des
dizin der Medizinischen Universität Graz intensiv an einer   Zuckermessens und der Insulingabe können automatisiert
Therapieverbesserung bei Typ-1-Diabetes gearbeitet. Bei      durchgeführt werden (»Artificial Pancreas«). Mittlerweile
dieser Forschungsarbeit sind während der Laufzeit von        wurde diese neue Therapietechnik bei Typ-1-Diabetikern
uni:invent drei innovative technische Lösungen zur Ver-      im Rahmen mehrerer klinischer Studien erfolgreich gete-
besserung der Diabetestherapie generiert und am eu-          stet. Diese positiven Studienergebnisse trugen wesentlich
ropäischen und amerikanischen Patentamt angemeldet           dazu bei, das EU-Projekt »Bringing the Artificial Pancreas
worden.                                                      at Home« zu akquirieren. Dieses 4-jährige EU-Projekt, das
        Kernidee dieser Patentanmeldungen ist die Zu-        im Februar 2010 begonnen hat, hat sich unter anderem
sammenlegung und gemeinsame Durchführung der Zu-             zum Ziel gesetzt, ein Therapiegerät für Typ-1-Diabetiker
ckermessung und der Insulingabe im Fettgewebe unter          auf Basis der in Graz entwickelten und patentierten Tech-
der Bauchhaut. Dadurch kann die für die Zuckermessung        nik (»Single-Port Artificial Pancreas«) zu bauen und zu er-
und Insulingabe notwendige Anzahl der Nadelstiche we-        proben. Von den 10,5 Millionen Euro Projektbudget stehen
sentlich reduziert und eine höhere Lebensqualität bei        zwei Millionen der Medizinischen Universität Graz zur Ver-
der Diabetestherapie erreicht werden. Weiters kann we-       fügung.
gen der Wahl eines einzigen Zugangspunktes an der
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                                          Medizinische Universität Graz
                                          Institut für Physiologische Chemie

                                          Möller Messtechnik (Spin-off)

Europaweite Zertifizierung für das »Lipometer«, ein markt-     des Körperfettes sind nicht in der Lage, die individuelle
reifes medizintechnisches Gerät, welches die präzise Mes-      Verteilung des Körperfettes zu beschreiben und geben
sung der individuellen Fettverteilung zur Risikoerkennung      lediglich Auskunft über den gesamten Körperfettanteil.
bei Stoffwechselstörungen ermöglicht.                          »Das Lipometer eröffnet eine völlig neue Dimension und
        Rund zwei Jahre hat die Entwicklung des Lipome-        Sichtweise auf die menschliche Körperzusammensetzung
ters vom Forschungstool zum marktreifen Serienprodukt in       und Fettverteilung. Es ist ein optisches Computermess-
Anspruch genommen. Das Lipometer des Spin-offs »Möl-           system zur präzisen Bestimmung der Schichtdicke des
ler Messtechnik« wurde Anfang April 2009 als Medizinpro-       subkutanen Fettgewebes in Millimetern. Die Evaluierung
dukt europaweit zertifiziert. Das Spin-off wird von der Med    und Kalibrierung des Lipometers erfolgte mittels Compu-
Uni Graz sowie dem aws über die Programme uni:invent           tertomographie als Referenzmethode«, erklärt Univ.Prof.
und ipp-Schutzprogramm sowie dem Science Park Graz             Dr. Reinhard Möller von der Med Uni Graz, Erfinder und
unterstützt. Mit der Zertifizierung öffnet sich ein über den   Entwickler des Lipometers.
wissenschaftlichen Sektor weit hinausgehender Markt, da
das Lipometer nun von niedergelassenen Ärzten, Diätas-         Die eigene Fettverteilung als
sistenten oder Fitness- und Wellnessbetrieben eingesetzt       »persönlicher Fingerabdruck«.
werden kann.                                                   Ein Standardset von 15 anatomisch eindeutig definierten
                                                               Messpunkten vom Nacken bis zur Wade ergibt die voll-
Ein neuartiges Messsystem zur exakten                          ständige Subcutaneous Adipose Tissue-Topography
Bestimmung der Körperfettverteilung.                           (SAT-Top) der individuellen Körperfettverteilung. Bis heu-
Zahlreiche internationale Studien belegen den Zusammen-        te wurden 25000 gesunde Personen aller Altersgruppen
hang zwischen erhöhtem Krankheitsrisiko und verkürzter         und Patienten mit verschiedenen metabolischen und hor-
Lebenserwartung im Falle von Übergewicht und Fettleibig-       monellen Störungen untersucht. Diese Datensätze bilden
keit. Die gleiche Fettmenge kann unterschiedlich verteilt      die Grundlage statistischer Analysen und sind Teil einer
sein und somit zu einer höheren oder niedrigeren Anfäl-        Datenbank, die es ermöglicht, zwischen den individu-
ligkeit für metabolische und hormonelle Erkrankungen wie       ellen Messdaten einer Person und gesunden Probanden
Typ-2-Diabetes, koronare Herzerkrankungen oder Ferti-          als auch erkrankten Personen desselben Alters und Ge-
litätsstörungen führen. Die meisten Geräte zur Messung         schlechts Vergleiche zu ziehen.
aws 2010 | uni:invent                                      26

Medizinische Universität Innsbruck
Universitätsklinik für Innere Medizin II

TAR (Thin Air Rescue)-Helm:
neuartige Therapiemöglichkeit bei akuter Höhenkrankheit.
ao.Univ.Prof. Dr.med.univ. Robert Koch
27                                                                                                 uni:invent | aws 2010

Jedes Jahr suchen weltweit über 37 Millionen Reisende        Aufgrund der Nachteile der Sauerstoffflaschen und des
große (> 2500m) und extreme (> 5300m) Höhen auf. Ge-         Überdrucksacks war die Suche nach Neuentwicklungen
schätzte 420 Millionen Menschen leben permanent in Ge-       auf dem Gebiet der Therapie der akuten Höhenkrankheit
birgsregionen, 40 Millionen davon in Regionen oberhalb       unbedingt notwendig. Eine solche Neuentwicklung ist der
von 2500 Metern und 25 Millionen in Höhen über 3500m         TAR-Helm, der durch Univ.Prof. Robert Koch an der Medi-
Seehöhe. Während beim Trekking, das sich meistens un-        zinischen Universität Innsbruck entwickelt wurde.
ter 5500m abspielt, die Mortalität nur 0,01% (einer von                Der TAR(Thin Air Rescue)-Helm ist ein mit einer
10000 Bergsteigern stirbt beim Trekking) beträgt, liegt      Luftpumpe betriebener CPAP-Helm. Dieser wird bereits
das Erkrankungs- bzw. Verletzungsrisiko beim Höhen-          auf diversen Intensivstationen mit Erfolg zur nicht-inva-
bergsteigen bei rund 25%. Die Mortalität beträgt beim Hö-    siven Beatmung eingesetzt. Der CPAP-Helm wird stets
henbergsteigen 3% (3 von 100 Bergsteigern sterben beim       in Verbindung mit einem mechanischen Beatmungsgerät
Höhenbergsteigen) und ist somit 300-mal höher als beim       benützt. Eine Nutzung außerhalb von Intensivstationen
Trekking (vgl. Berghold: Physiologie und Medizin der groß-   oder dem organisierten Rettungsdienst ist bisher nicht be-
en und extremen Höhen). Neben der bitteren Kälte, der        schrieben.
extremen Witterung und der Strahlung ist es vor allem der              Mit Hilfe dieser Luftpumpe kann Luft in den TAR-
Sauerstoffmangel, der das Leben der Menschen in diesen       Helm gepumpt werden und somit ein hyperbarer Umge-
Regionen bedroht. Jedes Scheitern einer Expedition ist in    bungsluftdruck (CPAP) erzeugt werden. Ein weiterer Vor-
irgendeiner Weise dadurch bedingt.                           teil ist, dass mit dem TAR-Helm nur Kopf und Hals bedeckt
        Die Sofortmaßnahmen bei akuter Höhenkrankheit        sind, dadurch die Mobilität des Patienten erhalten bleibt
bestehen aus sofortiger körperlicher Ruhe und einer Kom-     und ein sofortiger Abtransport möglich ist.
bination aus Sauerstoffgabe, medikamentöser Therapie,                  Erste Prototypen wurden mit FA StarMed (Italien)
Überdruckbehandlung und sofortigem Abstieg. Rasches          entwickelt und bereits erfolgreich auf Expeditionen in ex-
Handeln und größtmögliche Geschwindigkeit beim Ab-           tremen Höhen getestet.
transport ist oberstes Gebot, denn ein ataktischer Patient
kann wenige Stunden später bereits komatös und hoff-
nungslos verloren sein. Eine Therapie mit Sauerstoff oder
einer hyperbaren Kammer gilt zurzeit als Goldstandard
für die Zeit bis zum möglichen Abtransport des Patienten.
Einen Überdrucksack routinemäßig auch auf Trekking-
touren oder auf üblichen Expeditionen mitzuführen, ist
aufgrund des Gewichts (etwa 7kg), der hohen Kosten, des
hohen Aufwands und seiner geringen Verfügbarkeit illu-
sorisch.
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