AUSGABE 30 SEPTEMBER 2019 - HZDR
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INHALT INSIDER 09.2019 6 6 PORTRÄTIERT Dr. Björn Drobot erforscht die Biochemie der f-Elemente, die im Periodensystem weit unten stehen. Was ihm dabei hilft: Europium, Cer, Uran & Co. fluoreszieren – und verraten damit viel über ihre aktuelle Umgebung. 12 ERFORSCHT Seit fünf Jahren steht ein Helium-Ionen-Mikroskop am HZDR. Dr. Gregor Hlawacek gehört zu den Pionieren dieser jungen Methode, die ihr vielfältiges Potenzial im Nano-Bereich gerade erst zu entfalten beginnt. 12 16 GEMEINSAM SPITZE Das HZDR pflegt Kooperationen und Partnerschaften auf der ganzen Welt: Erst im Verbund und in der Vielfalt entsteht jene kritische Masse, die große Entdeckungen und Ideen möglich macht. 27 VERNETZT Beim Europäischen Forum für Wissenschaft, Forschung und Innova- tion trafen sich Spitzenforscher aus Polen, Sachsen und Tschechien in Dresden. 16 2 INSIDER
EDITORIAL Liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter, 4 VORANGESTELLT Startsignal für CASUS | Aphrodite wirbt für Krebsforschung | Nacht voller Wissensdurst 8 SCHNELL INFORMIERT Rechnungen: Alles elektronisch | Verwal- tung neu aufgestellt | Shanghai im Blick | Neues von der PoF | Silber für nachhaltige Architektur | Platin für Spinwellen 14 ERFORSCHT Humboldt-Preisträger am HZDR | Mit Japan: Forschen in extremen Feldern | Ionenstrahlzentrum mit neuer Führung am HZDR arbeiten und forschen Menschen aus 21 NACHGEFRAGT mehr als 60 Ländern. Deutsch und Englisch sind Dr. Barbara Schramm, am HZDR auf u nserem Campus nur zwei von vielen Sprachen: verantwortlich für Programmplanung Anders als international ist Spitzenforschung heut- und internationale Projekte, über die zutage gar nicht mehr möglich. Um erfolgreich Anbahnung erfolgreicher Kooperationen Wissenschaft zu betreiben, braucht das HZDR Partner in aller Welt. Hier vor Ort zählt dazu die TU Dresden, eine der elf Exzellenzuniversitäten Deutschlands. 22 SCHON GEWUSST …? Andere, wie die Monash University, sind Tausende Preiswürdig: Diamantenregen & Co. | Kilometer entfernt. Ideen im Einsatz: Innovationswettbewerb Die Nuklearforschung am HZDR widmet sich 2019 startet ganz unterschiedlichen Perspektiven. Zum Beispiel geht es darum, das Verhalten schwerster Elemente wie Uran unter Umweltbedingungen im Detail aufzu- 24 DURCHGESTARTET klären. Mit neuen Methoden tragen Forscher wie Preise, Ehrungen, Berufungen Dr. Björn Drobot dazu bei, eine verlässliche Daten- basis für die Suche nach einem sicheren Endlager zu schaffen. Auch im EU-Projekt ARIEL geht es um 27 VERNETZT Sicherheitsfragen; dabei sind vor allem unsere Kom- ERC-Preisträger in Dresden | Inkubator für petenzen in der Kernphysik gefragt. KI-Forschung | Sonnen-Strom aus der Fas- Kaum ein Gebiet entwickelt sich derzeit so sade | Entdecker des Unruh-Effekts zu Gast rasant wie die digitale Informationsverarbeitung. Ob Materieforschung, Medizin oder Umweltwis- senschaften – fast alle Bereiche sind längst davon durchdrungen. Jetzt brauchen wir innovative und 27 interdisziplinäre Ansätze. Ein Ort dafür soll das Systemforschungszentrum CASUS in Görlitz w erden. Außerdem hat die Helmholtz-Gemeinschaft den I nkubator Information & Data Science ins Leben gerufen. Stärker denn je geht es um die Zentren- übergreifende Zusammenarbeit. Prof. Roland Sauerbrey Dr. Ulrich Breuer Wissenschaftlicher Direktor Kaufmännischer Direktor INSIDER 3
VORANGESTELLT RUBRIK Startsignal für CASUS weitere Million Euro will der Freistaat Sachsen beisteuern. Das neu geplante Wissenschaftszentrum in der Lausitz soll – so die Vision – mit digitalen Methoden ein systematisches Verständ- nis der komplexen Phänomene unserer Umwelt entwickeln. Das HZDR zählt zu den Initiatoren des neuen, grenzüber- schreitend aufgestellten Zentrums. Dr. Michael Bussmann wird den Aufbau vonseiten des HZDR vorantreiben: Der Vorstand ernannte den Wissenschaftler, der am I nstitut für Strahlenphysik die Gruppe Computergestützte Strahlenphysik führt, zum Projektleiter und Chef der neu geschaffenen Abteilung CASUS. Weitere CASUS-Partner sind das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig (UFZ), das Die Politik (v.l.: Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Wissenschaftsministerin Max-Planck-Institut für molekulare Dr. Eva-Maria Stange und Bundesforschungsministerin Anja Karliczek) übergibt den Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG), CASUS-Schlüssel an die Wissenschaft: Prof. Leszek Pacholski (Universität Breslau), Prof. Ivo Sbalzarini (MPI-CBG und TU Dresden), Prof. Hans Müller-Steinhagen (Rektor die Technische Universität Dresden und TU Dresden), Prof. Georg Teutsch (UFZ) und Prof. Roland Sauerbrey (HZDR). auf polnischer Seite die Uniwersytet Wrocławski (Universität Breslau). „Mit Am 27. August startete das künftige Forschung, persönlich zum Festakt in ihrer Expertise werden diese Einrich- CASUS – Center for Advanced Sys- Görlitz bekannt. Ihr Ministerium stellt tungen maßgeblich zu den Forschungs- tems Understanding offiziell in seine für den CASUS-Aufbau für die nächs- schwerpunkten der Aufbauphase Aufbauphase: Das gab Anja Karliczek, ten drei Jahre insgesamt rund zehn beitragen“, ist Bussmann überzeugt. Bundesministerin für Bildung und Millionen Euro in Aussicht, rund eine www.hzdr.de/casus Aphrodite wirbt „Kunst gegen Krebs“ – unter diesem Motto spendeten der HZDR-Vorstand und die ROTOP Pharmaka GmbH für Krebsforschung insgesamt 600 Euro zugunsten der Krebsforschung am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC). Als Dank und Anerkennung war am For- schungsstandort Rossendorf für mehrere Wochen Aphro- dite zu Gast: Die lebensgroße Frauenfigur des Dresdner Künstlers Thomas Reichstein w andert seit gut einem Jahr von Spender zu Spender – im August stand sie im ROTOP-Foyer. „Am NCT-Neubau entstehen hochleistungsfähige Strukturen zur Erforschung und Behandlung von Krebs erkrankungen. Allein aus öffentlichen Mitteln von Bund, Freistaat und den NCT-Trägern, zu denen auch das HZDR zählt, ist die Finanzierung jedoch nicht zu stemmen“, erklärte Prof. Roland Sauerbrey, Wissenschaftlicher Direktor des HZDR. „Nötig ist auch privates Engagement. Die Aktion Kunst gegen Krebs ist eine schöne Form, dar- auf aufmerksam zu machen. Wir unterstützen sie gern“, ergänzt der Kaufmännische Direktor, Dr. Ulrich Breuer. Dr. Ulrich Breuer (Kaufmännischer Direktor des HZDR), ROTOP-Geschäftsführer Beide beteiligten sich privat an der Spendenaktion für Jens Junker und Prof. Roland Sauerbrey ( Wissenschaftlicher Direktor des HZDR) ein zusätzliches Onco-Innovation-Lab am NCT. (AK) mit Aphrodite – sie steht symbolisch für die Hoffnung auf Leben. www.nct-dresden.de/spende 4 INSIDER
VORANGESTELLT „In dieser Show lernen Sie mehr über Physik, als Sie in Ihrer gesamten Schul- zeit vergessen konnten“ – so das Motto der Physikanten Spätabends war der Hörsaal voll: Hunderte Besucher verfolgen begeistert die Physikanten-Show. „Wissenschaft statt Kissenschlacht“ hieß es am 14. Juni an vielen Orten in Dresden – und rund 39.000 Besucher kamen. Einer der Hauptanzie- hungspunkte zur Langen Nacht der Wissenschaften war das Hörsaalzentrum der TU, mittendrin hatte das HZDR seine Experimentier- und Infomeile aufgebaut. Bei Diskussionen und Experimenten, Vorträgen und Show-Einlagen drehte sich alles um die „Faszination Forschung“. Dicht an dicht drängten sich die Gäste, um Neues und Interessantes aus der Wissenschaft zu erfahren und mit den Wissenschaftlern ins Gespräch zu kommen. Höhepunkt des Abends war die Experi- mentalshow mit den „Physikanten“, die gemeinsam mit HZDR-Physikern im großen Hörsaal eine unter- haltsame Reise in die Welt der Laser unternahmen. Auch die Vorträge zu aktuellen Forschungsthemen des HZDR – über Bioangeln für Seltene Erden, die Ener- giegewinnung im Wandel der Zeit, die Erzeugung von Nano-Mustern mit Ionen oder zu magnetischen Kühl materialien – fanden viele neugierige Zuhörer. Interessierte Besucher im Gespräch mit HZDR-Wissenschaftlern INSIDER 5
PORTRÄTIERT RUBRIK DAS LEUCHTEN DER SCHWEREN ELEMENTE Dieses kurze Leuchten hat es Dr. Björn Drobot angetan: Aus seinem Verlauf will der Biophysiker noch viel mehr über den Zustand von Atomen und Molekülen herauslesen lernen. Das HZDR ist für ihn der ideale Ort zum Forschen – nicht nur wegen der zeitaufgelösten, Laser-induzierten Fluoreszenzspektroskopie.
PORTRÄTIERT Im April 2019 begann Björn Drobot seine Forschun- arbeiten. Seine Proben untersuchte er mit zeitaufge- gen im Rahmen des High-Potential-Programms am löster Laser-induzierter Fluoreszenzspektroskopie. HZDR. Für einen Neuling jedoch kennt er sich am „Viele f-Elemente fluoreszieren“, erklärt der Forscher, Institut für Ressourcenökologie viel zu gut aus. Kein „und obendrein haben die verschiedenen Metalle Wunder: Der Biophysiker hat hier von 2012 bis 2015 jeweils charakteristische Spektren.“ Rasch fiel ihm promoviert. Nach einem dreijährigen Intermezzo auf, dass in ihnen noch viel mehr Information steckte. mit mehreren Stationen – einem Startup, dem Radio- „Man kann aus dem Fingerprint der Spektren direkt nuklidlabor an der TU Dresden, der Suche nach den auf die unmittelbare chemische Umgebung schlie- Ursprüngen des Lebens am Max-Planck-Institut für ßen.“ Nur fehlten noch geeignete Methoden, um diese molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) – Informationen aus den Messdaten herauszuholen. Er nimmt er jetzt seine Habilitation ins Visier. schlug vor, das Ganze systematischer anzugehen – Was den Forscher umtreibt, klingt im ersten der Rahmen für seine Promotionsarbeit war gesteckt. Moment wie ein Widerspruch in sich: Die Biochemie der f-Elemente. Denn das Leben auf der Erde kommt Kein Vergleich mehr nötig ganz gut ohne die schweren Metalle in den unte- ren Reihen des Periodensystems klar. Andererseits: Der mathematische Kern seiner Arbeit nennt sich Lanthan, Cer, Europium und Gadolinium, gar Uran PARAFAC – parallele Faktoranalyse. „Damit können oder Plutonium einfach zu ignorieren, ist auch keine Signale unterschiedlicher Schwermetall-Spezies in Lösung. Aus neuen Materialien, Hightech-Produkten komplexen Proben separiert werden und wir können oder technischen Prozessen gelangen sie auf unter- sogar deren Konzentrationen bestimmen“, schwärmt schiedliche Weise in die Umwelt und damit ins Was- Drobot. Eine Kalibrierung – Vergleichssubstanzen, ser, in die Sedimente und den Erdboden. deren Konzentration und genaue Zusammensetzung mit anderen, unabhängigen Methoden bestimmt wur- Was macht Europium in der Zelle? den – braucht das Verfahren nicht. „Im Gegenteil: Wir können sogar physikochemische Eigenschaften direkt „Das war auch in Fukushima oder Tschernobyl der aus unseren Daten ableiten.“ Solche Konstanten sagen Fall. Im Nachgang werfen diese Ereignisse eine ganze zum Beispiel, wie stabil etwa Uran in einer bestimm- Reihe radioökologischer Fragen auf“, beschreibt Dro- ten Umgebung gebunden ist und unter welchen bot seine M otivation: „Noch immer ist weitgehend Bedingungen es sich in Wasser lösen würde. unbekannt, in w elche zellulären Prozesse die f-Ele- Dabei geht es längst nicht nur um Forschungs- mente eingreifen.“ Dabei geht es um zwei Kernfragen: themen des HZDR – auch Kollegen von der Univer- Wie und in welchem Ausmaß ändern sich betroffene sität Potsdam, der University of Manchester und Organismen und Ökosysteme? Und was passiert mit anderen Einrichtungen wenden sich mit speziellen den f-Elementen selbst – sind sie langfristig fest Fragen an Drobot. Spitzenforschung funktioniert nur gebunden oder werden sie mobil und wohin könnten im Verbund. Der 39-Jährige indes hat längst mehr sie gelangen? als die Fluoreszenzspektroskopie im Blick: Viele Dass der gebürtige Niederlausitzer eine Wissen- seiner mathematischen M ethoden, ist der Biophy- schaftskarriere einschlagen würde, war nicht gleich siker überzeugt, funktionieren auch bei anderen abzusehen: Nach dem Abitur in Guben, einer branden- Techniken, wie der Absorptionsspektroskopie und burgischen Kleinstadt an der Neiße, entschied er sich Fluoreszenzmikroskopie. zunächst fürs Handwerk. Mit Frau und Kind zog er „Für mich bietet das HZDR exzellente Rahmen- nach Nürnberg und betrieb dort eine Ladenbau-Firma. bedingungen“, erzählt der Biophysiker begeistert. „Aber dann kam der Wissensdurst“, erinnert sich Dro- „Ich habe Zugang zu Infrastrukturen wie der Ros- bot. „Schon in der Schule hatten mich vor allem Biologie sendorf Beamline (ROBL) oder der Strahlungsquelle und Chemie interessiert.“ Samt Familie ging er nach ELBE – beste Voraussetzungen, um die Bindung Berlin und studierte an der Humboldt-Universität Bio- von Metallen an Biomoleküle zu untersuchen.“ Dazu physik. Die Wechselwirkung zwischen Eiweißmolekü- kommt die institutsübergreifende Z usammenarbeit, len und Metall-Ionen fand er faszinierend. etwa mit der Nachwuchsgruppe BioKollekt von Für die Biochemie von Uran kam Björn Dro- Dr. Franziska Lederer, Helmholtz-Institut Freiberg bot 2012 ans HZDR, um bei Dr. Johannes Raff in der für Ressourcentechnologie (HIF). „Vielleicht können Abteilung Biogeochemie an einer soliden Datengrund- wir sogar neue Rohstoffquellen erschließen“, überlegt lage für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle zu Drobot. Aber das ist noch Zukunftsmusik. (AS) INSIDER 7
SCHNELL INFORMIERT Rechnungen: Alles elektronisch Ab Herbst 2019 ist das HZDR dazu verpflichtet, Rechnungen „Künftig muss jeder erhaltene Leistungen oder Lieferungen auf elektronisch anzunehmen und komplett elektronisch zu verar- dem Lieferschein bei Erhalt der Ware oder – bei Limitbestellun- beiten. Grundlage ist die „Verordnung über die elekt ronische gen – anhand der Rechnung selbst bestätigen“, beschreibt Gilge Rechnungsstellung im öffentlichen Auftragswesen des Bun- die wichtigste Neuerung. Die Papier-Formulare zur Bestätigung des“ (E-Rech-VO). „Damit lassen sich Zeit und wertvolle Res- der sachlichen Richtigkeit fallen weg. Stattdessen kommt die sourcen sparen“, bringt Bettina Gilge, Leiterin der Abteilung Information oder Erinnerung per E-Mail. Ein Direktlink in der Finanzen, Finanzcontrolling und Drittmittel das Ziel des Mail führt zu einer einfachen Web-Oberfläche, auf der die Bestä- Gesetzgebers auf den Punkt. tigung vorzunehmen ist. Ein SAP-Zugang ist dafür nicht nötig. Zum Kernteam am HZDR gehören Anja Herklotz (Kauf- Für Mitarbeiter, die Budgetfreigaben erteilen, gibt es männische IT), Martina Wendt und Susann Wolf (Finanzen). ebenfalls einige Neuerungen. Die Budgetfreigaben laufen wei- Unterstützt werden sie durch die Mitarbeiter der Kredito- terhin über das SAP-System. Die Verantwortlichen aus den renbuchhaltung. Als Partner steht dem HZDR die Workflow Instituten und Zentralabteilungen wurden bereits in Workshops Management and Document Consulting (WMD) Group zur informiert und machen sich ab September mittels einer Schu- Seite, die auch andere Helmholtz-Zentren bei der Umstellung lung mit dem neuen Verfahren vertraut. Hierfür ist ein neues auf die elektronische Rechnungsverarbeitung unterstützt. Unterschriftenblatt nötig, das im Intranet verfügbar ist. Die neuen Abläufe bringen jedoch einige Änderungen mit Den genauen Starttermin und weitere Detailinformationen sich, die alle HZDR-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreffen. gibt die Finanzabteilung per E-Mail bekannt. Verwaltung neu aufgestellt Die Zentralabteilung Verwaltung am HZDR ist aufgelöst: „Das Kuratorium hat seine Zustimmung zu diesem Schritt gege- ben und ist damit auch unserem Wunsch nach einer flacheren Hierarchie entgegen- gekommen“, bestätigt der Kaufmännische Direktor Dr. Ulrich Breuer. Damit berich- ten die bisherigen fünf Verwaltungs-Ab- teilungen – Personal, Finanzen, Einkauf, Zentrale Dienste und Kaufmännische IT – jetzt direkt an ihn. Als Stellvertreterin steht dem Kaufmännischen Direktor die Finanzchefin Bettina Gilge zur Seite. In dieser Position folgt sie auf Andrea Runow. Die langjährige Leiterin der Zentralabteilung Verwaltung hatte das HZDR bereits Ende 2018 in Richtung Bundeshauptstadt verlassen; am Berliner Institut für Gesundheitsforschung / Berlin Health Institut (BIH) übernahm sie den An Dr. Ulrich Breuer, den Kaufmännischen Direktor, berichten die fünf Verwaltungs- Bereich Finanzen und Controlling, außer- Abteilungsleiter jetzt direkt (v.l.o.): Seine Stellvertreterin Bettina Gilge (Finanzen), dem bekleidet sie kommissarisch das Amt Ingmar Haase ( kommissarischer Leiter Personal), Frank Steiniger (Einkauf), Karen Töpfer (Zentrale Dienste) und Andreas Rex (Kaufmännische IT) des kaufmännischen Vorstands. 8 INSIDER
Shanghai im Blick Kooperation. Sie schließt neben der Shanghai Jiao Tong University und am HZDR-Institut für Fluiddynamik in die Verhandlungen einbezogen dem HZDR auch die Bao Steel Corp. – war. Die Jiao Tong University wird das größte Stahl produzierende Unter- hauptsächlich vom chinesischen Bil- nehmen Chinas – mit ein. dungsministerium finanziert. Sie Eine Delegation der Shanghai Jiao Im Fokus der Kooperation ste- zählt insbesondere im ingenieur Tong University unter Führung von hen Fragen der Umwelttechnik sowie wissenschaftlichen Bereich zur Prof. Aidang Shan, Dekan der School Forschung und Entwicklung für eine Weltspitze; das QS World University of Material Science and Enginee- effiziente Stahlproduktion. „Beson- Ranking sieht sie aktuell auf Rang 22. ring, war diesen März zu Besuch ders interessant für die chinesischen Bereits im Juli reiste ein Team um Ins- in D resden. Am HZDR besichtigten Partner sind unsere Kompetenzen titutsdirektor Dr. Gunter Gerbeth zum die Gäste mehrere Versuchsanla- in der experimentellen und numeri- Gegenbesuch nach Shanghai, um kon- gen, außerdem unterzeichneten sie schen Thermofluiddynamik sowie bei krete Themen für erste gemeinsame eine Vereinbarung (Memorandum der Stahlguss-Kontrolle“, betont Prof. Projekte zu vereinbaren. of Understanding) zur künftigen Uwe Hampel, der als Abteilungsleiter www.en.sjtu.edu.cn V.l.n.r.: Prof. Uwe Hampel (Experimentelle Thermofluiddynamik), Dr.-Ing. Wei Ding (TU Dresden/HZDR), Prof. Roland Sauerbrey (Wissenschaftlicher Direktor HZDR), Lei Ding (Deputy Director of SJTU Nanjing Research Institute), Prof. Aidang Shan (Dekan School of Material Science and Engineering), Dr. Ulrich Breuer (Kaufmännischer Direktor HZDR), Haitao Yang (Executive Deputy Director SJTU Nanjing Research Institute) und Dr. Gunter Gerbeth (Direktor Institut für Fluiddynamik). Neues von der PoF Auf einen Blick: 13.-16. Oktober: Strategische Bewertung Forschungsbereich Energie Im Januar 2021 startet die vierte Periode der Programmorientierten 18.-20. November: Strategische Bewertung For- schungsbereich Gesundheit Förderung (PoF) für die Helmholtz-Gemeinschaft. Noch gut ein Jahr vol- ler Termine – die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Im Frühjahr 27.-30. Januar 2020: Strategische Bewertung Forschungsbereich Materie haben die Zuwendungsgeber die forschungspolitischen Ziele beschlos- Bis Februar 2020: Die Forschungsbereiche sen und damit den großen Rahmen für die Ausrichtung der Helm- entwickeln Vorschläge zur Umsetzung der holtz-Zentren definiert. Jetzt geht es für das HZDR um die konkrete Ergebnisse aus den strategischen Bewertungen Beteiligung an den Themen, um inhaltliche Fragen und die zugeordne- März 2020: Der Präsident der Helmholtz- ten Ressourcen. Gemeinschaft erarbeitet einen Vorschlag zur Für die Forschungsbereiche Energie und Gesundheit haben die Finanzierungsempfehlung Verantwortlichen am HZDR die Programmanträge diesen Sommer ein- April 2020: Stellungnahmen der Forschungs gereicht. Im Oktober und November stehen die strategischen Bewertun- bereichsplattformen (zentrumsübergreifend) gen an. Der Forschungsbereich Materie stellt seinen Programmantrag 27. Mai 2020: Der Senat der Helmholtz- bis Oktober fertig, die Begutachtung folgt Ende Januar 2020. Anders Gemeinschaft berät und beschließt die inhaltli- als bei der großen Evaluierung 2018, treffen sich Präsentierende und chen und finanziellen Empfehlungen Gutachter zu diesen Terminen in Berlin. zur Umsetzung der PoF IV-Programme INSIDER 9
SCHNELL INFORMIERT „Silber“ für nachhaltige Architektur Gut sichtbar für Besucher hängt im Schülerlabor, gleich neben dem Eingang, eine silberne Plakette: Für das 2018 fertigge- stellte Gebäude 104 erhielt das HZDR dieses Frühjahr das BNB-Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen in Silber. Die Abkür- zung steht für „Bewertungssystem für Nachhaltiges Bauen“. Das Gütesiegel wird vom Bundesministerium des Inneren, V.l.: Bernd Landgraf (Steinbeis-Transfer-Institut) bespricht mit Marion Oelke für Bau und Heimat (BMI) verliehen und bestätigt, dass ein und Lutz Lange (Bau- und technisches Gebäudemanagement des HZDR) die Ergebnisse der Zertifizierung. klimafreundliches, schadstoffarmes, wirtschaftliches, bedarfs- gerecht und flexibel nutzbares Gebäude mit hoher Aufenthalts- qualität geschaffen wurde. Das zertifizierte Gebäude beherbergt das Schülerlabor D eltaX „Das Gebäude geht noch ein beträchtliches Stück über mit seinem hochmodernen Labortrakt, außerdem Büro- und die Mindestanforderungen hinaus, die an bundesfinanzierte Arbeitsräume für Wissenschaftler. „Es ist das e rste Baupro- Bauten in puncto Nachhaltigkeit gestellt werden“, fasste Bernd jekt hier am HZDR, bei dem wir den gesamten Prozess vom Landgraf die Ergebnisse zusammen. Der Leiter des Steinbeis- Beginn der Planung an konsequent unter dem Gesichtspunkt Transfer-Instituts (STI) Bau- und Immobilienwirtschaft in der Nachhaltigkeit gestaltet und begleitet haben“, sagte der Dresden hatte den Neubau für das BNB-Siegel zertifiziert und Kaufmännische Direktor Dr. Ulrich Breuer: „Damit ist es dafür gemeinsam mit den Bau-Verantwortlichen am HZDR 164 zugleich ein Modell für künftige Bauvorhaben.“ Das nächste Nachhaltigkeitskriterien überprüft und optimiert. D iese Bewer- größere Projekt ist ein Neubau für das Rechenzentrum, die tung umfasst den gesamten „Lebenszyklus“ eines Gebäudes ab Planungen haben im Sommer begonnen. der Planung über einen Nutzungszeitraum von 50 Jahren. www.bnb-nachhaltigesbauen.de PLATIN FÜR Der HZDR-Film „Nanoelectro- SPINWELLEN-FILM nics: Highly Efficient Structures for T omorrow’s Information Tech- nology“ hat beim 52. WorldFest Houston im April den REMI Award in der Kategorie Science und Research in Platin erhalten. Das WorldFest in Houston/Texas (USA) gilt als eines der größten und ältesten interna- tionalen Festivals für unabhängige Filmprodu- zenten; seit 1968 treffen sich hier einmal im Jahr Filmemacher aus aller Welt. Das ist bereits die zweite internationale Auszeichnung für den Nanoelektronik-Film. Darin stellen HZDR-Forscher vor, wie sie die Grundla- gen für eine Informationstechnologie auf Basis völlig neuer physikalischer Grundlagen schaf- fen. Er ist weniger ein Imagewerk, als vor allem ein sehenswertes Erklärstück mit aufwendigen Animationen. Entstanden ist er 2017/2018 in Zusammenarbeit mit der AVANGA Filmproduktion GmbH & Co. KG in Dresden. www.youtube.com/user/FZDresden Magnonik im Film: Physikerin Dr. Nana Nishida (Institut für Ionenstrahlphysik und Materialfor- schung) 10 macht INSIDERSpinwellen im Laserlicht sichtbar.
ERFORSCHT A NEW EUROPEAN PROJECT FOR THE NEUTRON LABORATORY The “Accelerator and Research reactor Infrastructures for Education and Learning” (ARIEL) project is focussed on neutron-induced processes. The ARIEL project started with a kickoff meeting in European Organization for Nuclear Research, and the Brussels on September 11-12. A total of 23 institutes European Commission’s Joint Research Centre (JRC). from 14 European countries are collaborating on the The partners will provide up to 3,000 hours project, which is supported with a €2 million budget of beam time for external users. The budget does not from the European Commission through the Horizon allow funding full PhD stipends, “but students in 2020 (EURATOM) program. The 48-month project is international teams have the opportunity to use the coordinated by HZDR. laboratory facilities to do research for their thesis work “The focus is on neutron-induced processes. for a l imited time,” stated Junghans. Up to 90 PhD We want to precisely determine what happens when students or post-docs can be supported in their thesis neutrons interact with matter,” explained Dr. Arnd work and up to 30 future scientists or technicians can Junghans (Institute for Radiation Physics), who is res- receive funding for short-term research stays of up ponsible for the project. The neutron laboratory at the to twelve weeks. ELBE Center for High Power Radiation Sources is used for nuclear safety research. This boils down to the fun- Maintain and expand expertise damental properties of atomic nuclei. “These nuclear data are needed everywhere that radiation is applied “With these activities, we hope to secure our current – including in medicine, for example in radiation the- know-how in applied nuclear research at least on the cur- rapy, where accelerator facilities need to be optimized rent level, and hopefully we can extend it in the future,” and properly shielded,” explained the project coordina- the project leader noted. Four summer schools will be tor. ARIEL will help to secure and maintain the crucial organized within the project at participating universities expertise in this area as well as educate young scien- in Mainz, Seville, Madrid and Uppsala. These summer tists working in the field. programs will focus on attracting students from physics or The ARIEL project brings together the most chemistry. Three workshops will take place in Geel, Ted- modern neutron beam laboratories in all of Europe; dington and Orsay over the course of the project to update the neutron sources are either accelerator-based, as is the scientific community on recent progress and pos- the case for HZDR, or use research reactors for their sible future avenues of research. (AS/Arnd Junghans) studies. The project consortium includes CERN, the www.ariel-h2020.eu INSIDER 11
MULTITALENT MIT ELEKTRONENDUSCHE Dr. Gregor Hlawacek (Institut für Ionenstrahlphysik und Spannend – oder bloß schön? Materialforschung) darf sich zu den Pionieren der Helium- Ionen-Mikroskopie rechnen. Seit 2009 befasst er sich Eines der ersten Motive, die am Helium-Ionen-Mikroskop des mit der Methode, die vor rund 15 Jahren erstmals beschrie- HZDR entstanden, zeigt das Skelett einer Kieselalge. „Das ist ben wurde. Zunächst an der Universität Twente, sein Arbeits ohne Frage wunderschön. Aber neue Erkenntnisse generieren gerät in den Niederlanden zählte zu den ersten weltweit. solche Aufnahmen eher nicht“, räumt Hlawacek mit einer Illu- „Es trug die Seriennummer drei“, erinnert sich der Forscher. sion auf: „Die Bilder, die für die Forschung am spannendsten Ans Ionenstrahlzentrum (IBC) des HZDR kam er Anfang sind, sehen für Laien meistens ziemlich langweilig aus.“ 2014, fast zeitgleich mit einem Helium-Ionen-Mikroskop der Anders als der Name suggeriert, arbeitet die Maschine dritten Generation. auch mit Neon-Ionen. „Außerdem geht es nicht bloß um Bilder. Die enorme Auflösung der Methode kommt nicht von Wir können Festkörper und Oberflächen mithilfe des Ionen- ungefähr. Rund 100.000-fach dünner als ein Menschenhaar, strahls sogar gezielt verändern – bis auf wenige Nanometer nur einen halben Nanometer dick ist der Strahl aus Helium- genau.“ Zu 70 Prozent nutzen Wissenschaftler das HZDR-Gerät Ionen, er entsteht an einer nur drei Atome starken Spitze einer für Materialmodifikationen. Bis 35 Kilo-Elektronenvolt reicht Wolfram-Nadel. „Damit werden Strukturen in der Größenord- die Energie des Strahls. Damit ist vieles möglich: Der gezielte nung von zwei bis drei Atomlängen sichtbar“, rechnet Hlawa- Materialabtrag im Nanometerbereich, die Implantation von cek vor. Edelgas-Atomen in die Proben, aber auch die Elementanalyse Raster-Elektronen-Mikroskope haben zwar eine fast von Festkörper-Oberflächen. vergleichbare Auflösung – brauchen aber üblicherweise elek- Weltweit, schätzt der Forscher, gibt es mittlerweile viel- trisch leitfähige Proben. Mikroben oder keramische Oberflä- leicht 100 derartige Geräte. Das hat nicht allein mit ihrem chen müssen eigens für die Abbildung mit Gold beschichtet hohen Preis zu tun: Obwohl serienmäßig und kommerziell sein. „Dann sieht man streng genommen nur das Gold“, erklärt gefertigt, steht die Helium-Ionen-Mikroskopie noch in vieler der Materialforscher. Das Helium-Ionen-Mikroskop braucht Hinsicht am Anfang. „Wir sind immer noch auf der Suche nach diesen Umweg nicht. Es hat ein wirksames Mittel gegen die weiteren Anwendungen und technischen Verbesserungen.“ elektrische Aufladung der Probe bereits integriert – eine Zum Beispiel hat seine Gruppe am HZDR die Probenkammer Elektronendusche. um einen Heizofen ergänzt. Der kann die Proben präzise auf mehr als 400 Grad Celsius erwärmen. 12 INSIDER
ERFORSCHT Vor fünf Jahren kam die Helium-Ionen-Mikroskopie ans HZDR. Eine junge Methode mit Potenzial: Das Gerät macht Details im Nanomaßstab sichtbar. Aber es kann noch viel mehr. Dieses Zubehör kommt schon ganz praktisch zum Einsatz. sogar beobachten, dass die Nanosäulen im Ionenstrahl durch Etwa im EU-Projekt IONS4SET. Im Fokus des internationalen, Materialumlagerungen schmaler werden.“ vom HZDR koordinierten Forschungsprojekts stehen extrem Ein anderes neues Verfahren, das Neon-Ionen aus dem energieeffiziente Einzelelektronen-Transistoren für die Daten- Mikroskop nutzt, nennt sich Sekundärionen-Massenspektro- speicherung. Sie sollen bei Raumtemperatur funktionieren metrie. „Damit haben wir eine Oberflächenanalytik, die auch und passfähig zu gängigen Herstellungsprozessen in der Lithium zuverlässig erfasst“, sagt Hlawacek. Kooperationspart- Mikroelektronik sein. „Wir wollen diese Transistor-Struktu- ner und Messgäste am IBC untersuchen damit beispielsweise ren aus winzigen Silizium-Siliziumdioxid-Sandwich-Säulen die Alterung von Batterie-Materialien. herstellen“, sagt Hlawacek. Bei Raumtemperatur funktioniert das nicht: Im Ionenstrahl beginnen Nanosäulen einfach zu Nanopartikeln auf der Spur schmelzen und laufen breit. „Bei 400 Grad Celsius kommen dagegen Kristallisationsprozesse in Gang – wir konnten Zurzeit arbeiten die Forscher daran, Transmissions-Untersu- chungen mit den Helium-Ionen möglich zu machen. Bislang Das Skelett einer Kieselalge. errechnet das Gerät die Bilder aus jenen Ionen, die an der Ober- fläche der Probe reflektiert werden. „Sehr dünne Proben, um die 20 bis 50 Nanometer, können wir aber mit den Ionen auch durchleuchten – und erhalten hochaufgelöste räumliche Infor- mationen“, erwartet Hlawacek. Das wäre ein Meilenstein für die Analytik von Nano- partikeln – und Voraussetzung für vieles, was unter dem Stichwort „Nanotoxikologie“ über potenzielle Risiken in der Umwelt noch aufzuklären ist. Das HZDR engagiert sich dafür im EU-Projekt npSCOPE. Bis Ende 2020 wollen die Partner ein Verfahren entwickeln, mit dem sich Nanopartikel umfassend physikalisch und chemisch charakterisieren lassen - nicht nur in ihrem „fabrikneuen“ Originalzustand, sondern auch in kom- plexer Umgebung, wie biologische Proben es sind. (AS) INSIDER 13
ERFORSCHT Humboldt- Preisträger am HZDR Prof. Roger Alberto (Universität Zürich und Leiter Grund- lagenforschung der Schweizer Chemischen Gesellschaft) gilt als der Spezialist für Technetium-Chemie: Mit seinen Forschungen schuf der Chemiker die Voraussetzungen dafür, dass Verbindungen dieses in der Natur nicht vor- kommenden Elements heute vielfältige Anwendungen in der nuklearmedizinischen Diagnostik finden. Im Früh- jahr war der Humboldt-Forschungspreisträger für einige Prof. Roger Alberto erhielt 2018 den Humboldt-Forschungspreis Wochen zu Gast bei Dr. Holger Stephan am Institut für für seine „bahnbrechenden Beiträge zur Erforschung der Chemie des künstlichen Elements Technetium“. Radiopharmazeutische Krebsforschung. Gemeinsam mit Dr. Manja Kubeil entwickelten die Chemiker Ideen für ein neues Forschungsprojekt, das parallel in Dresden und an medizinisch anwendbare Form zu bringen“, so Holger der Universität Zürich vorangetrieben werden soll. Darin Stephan. „Wenn das auch für die von uns entwickelten geht es um sehr kleine Clusterverbindungen mit nur Nanopartikel gelingt, könnte das einen großen Fortschritt wenigen Nanometern Größe. in der zielgenauen Diagnostik und Therapie von Krebser- „Prof. Alberto ist ein ausgewiesener Experte für krankungen mit radiochemischen Methoden bringen.“ organometallische Verbindungen, und er hat große Erfah- Roger Alberto selbst verfolgt vielfältige Interessen. Aktuell rung darin, pharmazeutisch wirksame Substanzen in eine forscht er beispielsweise zur künstlichen Photosynthese. Mit Japan: Forschen in extremen Feldern Nur wenige Einrichtun- Felder bis 1.000 Tesla – allerdings nur gen weltweit können für Mikrosekunden. So können sich beide Magnetfelder jenseits Einrichtungen gut ergänzen. 50 Tesla erzeugen. „Wir wollen spezielle Untersuchungs- „Solche Extreme sind techniken, etwa mit U ltraschall oder Tera- nötig, um grundsätz hertz-Spektroskopie, die wir hier in Dresden liche Erkenntnisse über einsetzen, für den Bereich bis 1.000 Tesla die Materie zu gewin- weiterentw ickeln“, beschreibt Zherlitsyn, was nen. Wir messen, wie die Partner zur Zusammenarbeit motiviert. sich bei starken Mag- Andreas Hauspurg, ein Doktorand aus seiner netpulsen bestimmte Gruppe, absolvierte diesen Sommer ein erstes Große Technik für starke Materialeigenschaften Messprogramm am ISSP: Mittels Ultraschall- Magnetfelder: Die Kondensator- verändern“, schildert Dr. Sergei Zherlitsyn, technik gelang es ihm, innerhalb des ultra- bank des HLD sammelt Energie aus dem normalen Strom- Leiter Magnettechnologie und Forschungsinf- kurzen Magnetpulses die magneto-elastischen netz – um für einen einzigen rastruktur am Hochfeld-Magnetlabor Dresden Eigenschaften im Material zu messen. Weitere Puls kurzzeitig Ströme bis 100 (HLD). Hier am HZDR sind Pulse bis über 90 wissenschaftliche Aufenthalte im jeweils Kiloampere fließen zu lassen. Tesla möglich, sie dauern mehrere Millise- anderen Land sind geplant. Der DAAD gibt in kunden. Das Institut für Festkörper-Physik den nächsten zwei Jahren insgesamt 30.000 (ISSP) der Universität Tokio erzeugt sogar Euro für die Reisekosten dazu. (BS) 14 INSIDER
ERFORSCHT Ionenstrahl- zentrum mit neuer Führung Anfang dieses Jahres übernahm Dr. Stefan Facsko die Leitung des Ionenstrahlzentrums (IBC) am Insti- tut für Ionenstrahlphysik und Materialforschung. In dieser Position folgt er auf Dr. Johannes von Borany: Nach sieben Jahren an der Spitze der Forschungsan- lage will sich der mittlerweile 64-Jährige künftig vor allem auf seine Forschungsprojekte konzentrieren. So koordiniert von Borany das Helmholtz European Partnership-Projekt CROSSING, in dem HZDR-Wis- senschaftler gemeinsam mit ihren Kollegen vom Jožef Stefan Institut in Lubljana Themen rund um Ionen- strahlphysik, Computersimulationen und Umweltver- Als Leiter der Gruppe Ionen- und Strukturanalytik ist Dr. Stefan Facsko (l.) halten von Nanopartikeln bearbeiten. Auch die Fäden mit s einem neuen Verantwortungsbereich – dem Betrieb des Ionenstrahl zentrums – bestens vertraut. Dr. Johannes von Borany (r.) wechselt in Alters des vom HZDR koordinierten EU-Projekts IONS4SET, teilzeit und k onzentriert sich vorrangig auf seine EU-Projekte. das auf die Entwicklung besonders energieeffizien- ter Einzelelektronen-Transistoren für die Elektronik zielt, laufen in seinen Händen zusammen. klassische Materialforschung zum Beispiel punktet „Als ich die Leitung des Ionenstrahlzentrums die Helium-Ionen-Mikroskopie. Mit der Etablierung antrat, war gerade der Übergang zur Helmholtz-Ge- der Beschleuniger-Massenspektroskopie kamen meinschaft vollzogen“, erinnert sich von Borany. „Das neue Forschungsfelder etwa aus Geowissenschaften, IBC erhielt den Status einer Forschungsinfrastruk- Umwelt- und Klimaforschung dazu. tur der Leistungsklasse II – das heißt, mehr als 50 Prozent der verfügbaren Strahlzeit sollten externen Nieder-Energie und mehr Service Nutzern zur Verfügung stehen.“ Das war am Zentrum bereits gängige Praxis – in den Jahren zuvor war die Was Stefan Facsko umtreibt, sind Anwendungen der Anlage unter Prof. Andreas Kolitsch zum Applikati- niederenergetischen Ionenbestrahlung: „Dünnste onslabor ausgebaut und für Gastwissenschaftler sowie Schichten und 2-D-Materialien sind ein hochaktuelles Industrie-Anwender aus ganz Europa geöffnet worden. Forschungsfeld. Das wollen wir in den nächsten Jah- Bis heute ist das IBC die größte e uropäische ren weiter stärken, um zum Beispiel mit kontrollierter Nutzereinrichtung für grundlagen- und anwen- Dotierung die elektrischen, optischen und magne- dungsorientierte Forschung in Physik und Material tischen Eigenschaften gezielt zu verändern.“ Seine wissenschaften. Ionen nahezu aller stabilen Vision: Die zahlreichen neuartigen, mittels Ionentech- Elemente können hier erzeugt werden – in einem nologien geschaffenen Funktionsmaterialien zugleich Energiebereich von wenigen Elektronenvolt bis zu umfassend zu charakterisieren. „Das würde den Ser- mehreren Mega-Elektronenvolt. An rund 40 End- vice des IBC noch einmal auf eine neue Stufe stellen.“ stationen stehen sie für vielfältige Experimente Ein Raster-Auger-Elektronenmikroskop ist bereits auf- zur Verfügung. „Damit decken wir das S pektrum gebaut. Die Methode liefert kombinierte Informationen von Hochenergie-Ionenstrahlen bis zur Einzel zur Morphologie und chemischen Zusammensetzung ionen-Implantation ab“, sagt von Borany. Unter von Oberflächen sowie ihrer optischen Eigenschaften seiner Führung haben sich die gerätetechnischen in einer extrem hohen Auflösung. (AS) Voraussetzungen am IBC s tetig erweitert. Für die www.hzdr.de/ibc INSIDER 15
TITELTHEMA RUBRIK 16 INSIDER
TITELTHEMA Wer ambitionierte Forschung betreibt, kommt nicht umhin, sich gut zu vernetzen. Denn große Entdeckungen macht heutzutage kaum noch jemand allein. Das Wissen und Können Vieler und zumeist auch aufwendige Technik sind nötig, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen und nutzbringende Technologien für die Gesellschaft zu entwickeln. Dafür pflegt das HZDR Partnerschaften auf der ganzen Welt. INSIDER 17
TITELTHEMA Bis zur Monash University in Melbourne, Australien, sind es von Dresden aus rund 16.000 Kilometer Luftlinie. Eine enge Zusammenarbeit liegt da nicht wirklich nahe. Aber mit fast 80.000 Studierenden und 18.600 Mitarbeitern zählt diese Universität zu den Großen, nicht bloß auf dem fünften Konti- nent. Im Fachgebiet Pharmazie und Pharmakologie setzt das internationale Bildungs- und Karrierenetzwerk QS die Monash University auf Rang 3, in Chemie immerhin auf Rang 35. Weltweit, wohlgemerkt. Die Chemikerin Dr. Manja Kubeil aus der Gruppe Nanoskalige Systeme am HZDR-Institut für Radiopharmazeutische Krebsforschung hat im Rahmen ihres Marie-Curie-Stipendiums zwei Jahre lang dort gearbeitet. Zwei, die sich prima ergänzen „Mit der Monash University forschen wir schon seit über einem ESRF Jahrzehnt an gemeinsamen Projekten“, schildert Gruppenleiter Dr. Holger Stephan. „Es passt inhaltlich einfach gut. Angefan- gen hatten Prof. Leone Spiccia und ich 2007 mit der Entwick- lung von Kupfer-markierten Radiopharmaka für die Bildgebung von Tumoren.“ Die Helmholtz-Gemeinschaft förderte den Fortgang der Arbeiten als Virtuelles Institut „NanoTracking“. Gruppen aus Australien, Irland und Frankreich, aus Heidelberg und am HZDR forschten auf dieser Basis bis 2016 gemeinsam. Zusammen mit den australischen Kollegen sind am HZDR mitt- lerweile an die 20 hochrangige Publikationen entstanden. Der wissenschaftliche Austausch schließt Weltreisen ein: Dr. Tan- maya Joshi, der an der Monash promoviert hat, kam 2016 als Humboldt-Stipendiat nach Dresden und forscht jetzt als High Potential am HZDR. Gemeinsame Forschung und Lehre, Publikationen und der Austausch junger Wissenschaftler stehen als Kernpunkte im „Memorandum of Understanding“, einer Absichtserklä- rung zur vertieften Kooperation, die das HZDR mit der Monash University im Herbst 2018 in Melbourne unterzeichnet hat. Auch das Institut für Ionenstrahlphysik und Materialforschung ist involviert, Sensortechnologien könnten neben der Radio pharmazie das zweite Standbein der Zusammenarbeit werden. „Ideal“, sagt Stephan, „wäre dafür ein internationales Labor mit jeweils drei bis vier Doktoranden von HZDR und Monash.“ Wie man Teilchen auf Tempo bringt Eine strategische Kooperation anderer Art nahm vor rund zwei Jahren Gestalt an: In der israelischen Stadt Rechovot gründe- ten das Weizmann-Institut und das HZDR ein Forschungslabor namens Weizmann-Helmholtz Laboratory for Laser Matter Interaction (WHELMI). Es soll die Kompetenzen beider Partner auf dem Gebiet der Laser-Teilchen-Beschleunigung bündeln. „Unsere Kompetenzen ergänzen sich optimal“, betont Prof. Ulrich Schramm, Direktor am HZDR-Institut für Strahlen- physik, der gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Victor Malka vom Weizmann-Institut das Forschungslabor leitet: „Weizmann verfügt über Expertise in der Elektronen-Beschleunigung und bei gasförmigen Targets, das HZDR bringt seine Kompetenzen 18 INSIDER
TITELTHEMA bei der Protonen- und Ionen-Beschleunigung sowie bei festen und flüssigen Targets ein. Gute Voraussetzungen, um gemein- sam in der obersten Liga zu forschen.“ Spitzen-Licht für Spitzenforscher In Europa haben sich vor Kurzem 16 Institutionen mit 19 Syn- chrotron-Strahlungsquellen und Freie-Elektronen-Lasern auf eine enge Zusammenarbeit verständigt. Ihr Verbund namens LEAPS (League of European Accelerator-based Photon Sources) vereint die führenden Beschleuniger-basierten Lichtquellen in Europa. Die Mitglieder wollen ihre Erfahrung und ihr Wissen in der technologischen Weiterentwicklung bündeln und Paral- lelentwicklungen oder Dopplungen vermeiden. Auch wissen- schaftspolitische Aktivitäten stehen auf dem Programm: LEAPS will zukünftige europäische Forschungsagenden und Förderins- trumente mit gemeinsamer Stimme substanziell mitgestalten. Das HZDR bringt die Freie-Elektronen-Laser FELBE und die Terahertz-Quelle TELBE in den Zusammenschluss ein. „LEAPS ist der logische Schritt in die Zukunft“, stellt Prof. Man- fred Helm, Direktor am Institut für Ionenstrahlphysik und Mate- rialforschung, fest. „Wir haben damit einen sichtbaren Platz in der europäischen Forschungslandschaft errungen.“ Helm ist wis- senschaftlicher Koordinator des EU-Projekts CALIPSOplus. Das läuft noch bis 2021 und kann quasi als Wegbereiter für LEAPS gelten – das Konsortium ist nahezu identisch. Nur wer sich technologisch an der Weltspitze behaup- tet, zieht die besten Forscher an. Zunehmend rückt auch die Industrie in den Fokus – als Nutzer der Anlagen ebenso wie als Partner für ambitionierte Entwicklungen. „Ein starkes Engage- ment in LEAPS ist essenziell, um unseren Platz auf lange Sicht zu sichern“, betont Manfred Helm. Als Zukunftsprojekt des HZDR steht DALI auf der Agenda: „Die Dresden Advanced Light Infrastructure wird als eine einzigartige, Linearbeschleu- niger-getriebene Anlage zur Forschung mit hochintensiver Terahertz-Strahlung derzeit konzipiert. Sie ist quasi als Nach- folgerin der ELBE geplant“, bestätigt Prof. Peter Michel, Leiter der Strahlungsquelle ELBE am Institut für Strahlenphysik. Brillante Quellen Eher auf Arbeitsebene angesiedelt sind die Kooperationen mit der European Synchrotron Radiation Facility (ESRF) in Greno- ble und dem European XFEL in Schenefeld bei Hamburg. Zwei Röntgen-Lichtquellen der Superlative für die Forschung: Der European XFEL gilt in vieler Hinsicht als leistungsstärkster Röntgenlaser der Welt und in Grenoble läuft, 25 Jahre nach der Inbetriebnahme, derzeit ein technisches Upgrade, um die Anlage ab 2020 wieder an die Weltspitze zu führen. An der ESRF betreibt das HZDR einen eigenen Strahlen- gang – die Rossendorf Beamline ROBL. Organisatorisch gehört sie zum Institut für Ressourcenökologie. „Hier haben wir eine experimentelle Ausstattung, wie sie sonst in ganz Europa nicht zu finden ist“, sagt Institutsdirektor Prof. Thorsten Stumpf: „Damit können wir sogar hochradioaktive Substanzen mit INSIDER 19
TITELTHEMA röntgenspektroskopischen Methoden untersuchen, somit ihre Struktur, Eigenschaften und Verhalten unter verschiedenen Bedin- gungen aufklären.“ Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Sicherheitsbewertung potenzieller Endlagerstätten für hochradi- oaktiven Abfall ein. Ein Labor für Sterne Am European XFEL starten dieses Jahr die ersten Experimente an der Helmholtz International Beamline for Extreme Fields (HIBEF): „Die wissenschaftliche Infrastruktur, die wir mit einem internati- onalen Nutzerkonsortium hier betreiben, ist Teil der High Energy Density Plattform am XFEL, einer Forschungsplattform zur Unter- suchung hoch-energiedichter Materie“, schildert Prof. Thomas Cowan, Direktor am Institut für Strahlenphysik. „Hier können Forscher kurzzeitig exotische Bedingungen wie etwa im Inneren von Planeten oder Sternen erzeugen und die ablaufenden Prozesse auf atomaren Raum- und Zeitskalen untersuchen.“ Der Hochleistungs-Kurzpuls-Laser, den das HZDR für HIBEF beisteuert, ist bereits im Einsatz. Ein weiterer Laser eines briti- schen Konsortiums soll folgen. „Außerdem entwickeln und bauen wir spezielles Equipment für Röntgenbeugungs-Experimente in hohen Magnetfeldern“, sagt Prof. Wosnitza, Direktor des Hoch- feld-Magnetlabors Dresden. Starke Basis vor Ort Innerhalb Dresdens ist das HZDR seit jeher gut vernetzt, allen voran mit der TU Dresden. Mit dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus und der Medizinischen Fakultät der TU Dresden betreibt das HZDR die Forschungsplattform OncoRay - das Natio- nale Zentrum für Strahlenforschung in der Onkologie, und auch am Nationalen Centrum für Tumorforschung (NCT) Dresden ist das HZDR als Trägerinstitution beteiligt. Es gibt gemeinsame Berufungen, führende Forscher des HZDR lehren an der Universität. Studierende absolvieren Praktika und Kurse am Forschungszentrum. Über 150 Doktoranden zählt das HZDR; Promotionsverfahren und akademische Titel sind Sache der kooperierenden Alma Mater. Es ist ein Geben und Nehmen, ein gemeinsames Wachsen innerhalb der Forschungsallianz DRES- DEN-concept. Ein aktuelles Beispiel ist das gemeinsame Unter- tage-Labor im Felsenkeller, in dem Physiker von TU und HZDR Vorgänge in der Sonne erforschen. Ähnlich intensiv arbeiten die TU Bergakademie Freiberg und unser Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF) zusammen. Deren Forschungsthema – Bergbau und Ressourcen- nutzung – ist zudem auf intensive Kontakte zu Industrieverbänden und global agierenden Unternehmen angewiesen. Beispiele hier- für sind Forschungs- und Entwicklungsverbünde wie NetFlot, EIT RawMaterials, das Deutsche Rohstoff-Forschungsinstitut GERRI oder das im Juni gestartete EU-Projekt FineFuture, das vom HZDR am Institut für Fluiddynamik koordiniert wird. (AS) www.hzdr.de/kooperationen 20 INSIDER
NACHGEFRAGT RUBRIK ETWAS SEHR LEBENDIGES Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern können einander durch ihre unterschiedlichen Herangehens weisen wunderbar ergänzen. Jeder Partner bringt eigene Erfahrungen ein, schöne Beispiele dafür sind schon die deutsch-französischen Projekte, aber auch Projekte mit Japan oder den USA. Das Interesse an Zusammenarbeit ist groß, von allen Seiten. Was zeichnet tragfähige Partnerschaften aus? Die Zusammenarbeit muss fair sein. Konkurrenz ist Dr. Barbara Schramm leitet die Stabsabteilung fruchtbar und liegt auch in der Natur der Sache: Bei gro- Programmplanung und Internationale Projekte ßen Entwicklungen möchte gerne jeder vorn stehen. Aber am HZDR. Hier laufen viele Fäden zusammen: wirklich gute Ideen reifen, wenn alle Beteiligten wissen, dass sie einander vertrauen können. Klare Regeln helfen, Zur Helmholtz-Gemeinschaft, zu „Horizon 2020“, etwa bei der Kommunikation von Ergebnissen, die an dem Forschungsförderungsprogramm der EU, großen Forschungsanlagen gewonnen werden. Insgesamt das auch den Europäischen Forschungsrat (ERC) pflegen die Natur- und Ingenieurwissenschaften internati- umfasst, den Netzwerken der großen Forschungs- onal ein sehr gutes Miteinander. infrastrukturen. Mit dem INSIDER sprach sie über Kooperationen. Und wie kommen herausragende Kooperationen zustande? Manchmal kennen Partner einander schon aus Studienzei- Frau Dr. Schramm, wie würden Sie die Aufgabe Ihrer ten. Auch Konferenzen sind ein guter Ort, um neue Netz- Abteilung beschreiben? werke zu knüpfen und Ideen für gemeinsame Projekte zu Barbara Schramm: Wir schaffen den finanziellen Rah- entwickeln. men dafür, dass die Wissenschaftler hier am HZDR gut Die LEAPS-Initiative wiederum ist entstanden, weil forschen können. Das betrifft unsere Grundfinanzierung die Betreiber der großen Forschungsanlagen wissen, dass durch die Helmholtz-Gemeinschaft ebenso wie Drittmit- Parallelentwicklungen in der Größenordnung der Strah- tel aus verschiedensten Quellen. Dabei geht es nicht um lenquelle ELBE oder des European XFEL einfach nicht das Management der Finanzmittel. Wir unterstützen die sinnvoll sind. Auch politische Faktoren spielen hinein. Projekte von strategischer Seite. Auch Drittmittelprojekte müssen inhaltlich in die strategische Ausrichtung des Was empfehlen Sie HZDR-Forscherinnen und Zentrums passen. Forschern, die Wunschpartner und Projektidee bereits gefunden haben? Warum ist Internationalität ausgerechnet für die For- Wir sollten uns rechtzeitig zusammensetzen. Die Vorbe- schung so wichtig? reitung eines guten Antrages braucht Zeit. Das betrifft die Ich berufe mich sehr gerne auf den Grundgedanken der inhaltliche Ausgestaltung, aber auch die verpflichtende EU: Enge und vielfältige Kooperation über Grenzen hinweg Einholung der Zustimmung des Vorstandes. Wichtig für fördert gegenseitiges Verständnis und Wertschätzung und den Erfolg ist die richtige Darstellung der Projektidee, stellt die Basis für nachhaltigen Frieden dar. Aber das ist um sie passfähig zu dem gewählten Förderinstrument zu natürlich nicht der einzige Punkt. Forscher brauchen Part- machen. Hierbei zu beraten und zu unterstützen, gehört ner, die auf ähnlichen Gebieten unterwegs sind. In der Nach- zu unseren Kernkompetenzen. barschaft ist die Auswahl meist begrenzt, auf europäischer Das Gespräch führte Annegret Seemann. Ebene oder weltweit werden wir viel eher fündig. INSIDER 21
SCHONSCHON GEWUSST GEWUSST …? …? Preiswürdig: Diamantregen & Co. „Wenn du es beschreiben kannst, dann ist es nicht warme Medienecho. In seinem Vortrag wusste Dominik Kraus auch dichte Materie“: Dieser Satz von Dr. Dominik Kraus blieb haf- das auf unterhaltsame Art zu reflektieren. ten. Der Strahlenphysiker hielt zur HZDR-Preisverleihung Hervorragende Forschungsergebnisse, hilfreiche Erfin- am 14. März den Festvortrag. Sein Team hatte den HZDR-For- dungen oder nützliche technische Entwicklungen am For- schungspreis 2018 vom Vorstand erhalten – für den experi- schungszentrum verdienen eine zusätzliche Anerkennung; mentellen Nachweis, dass sich unter Bedingungen wie im das ist die Idee, die hinter der alljährlichen Preisverleihung Inneren des Planeten Neptun Diamanten bilden können. steht. Der Vorstand honoriert zudem die besten Doktorarbei- „Die Konkurrenz war dieses Jahr wirklich groß“, bekun- ten des Jahres und besonderes Engagement in der Wissen- dete der Wissenschaftliche Direktor Prof. Roland Sauerbrey. schaftskommunikation, und auch die besten Absolventen der Doch der „Diamantenregen auf dem Neptun“ hatte nicht Berufsausbildung am HZDR dürfen einmal ganz vorn stehen. nur die nötige wissenschaftliche Brillanz auf seiner Seite: Den passenden Rahmen dazu gibt – in guter Tradition – der Das funkelnde Thema bescherte dem HZDR ein weltweites bis zur letzten Reihe gefüllte große Hörsaal. Alle HZDR-Preise und Preisträger Preisträger im im Überblick Inno-Wettbewerb 2018 Forschungspreis: Dr. Nicholas Hartley, Doktorandenpreis: Dr. Lars Opherden Erster Platz: Dr. Nico Klingner und Dr. Jan Vorberger, Anja Schuster, (Institut Hochfeld-Magnetlabor Dresden) Dr. René Heller (Institut für Ionen- Katja Rohatsch und Dr. Dominik strahlphysik und Materialforschung) Anerkennungspreise: Dr. Miriam Kraus (Institut für Strahlenphysik) für Entwicklungen zur Flugzeit-Sekun- Bader (Institut für Ressourcenökolo- für herausragende Arbeiten auf dem därionen-Massenspektrometrie gie) und Dr. Jurjen Pieter Couperus Gebiet Warm Dense Matter Zweiter Platz: Dr. Charaf Cherkouk Cabadağ (Institut für Strahlenphysik). Technologie- und Innovationspreis: (TU Bergakademie Freiberg), Dr. Sla- Wissenschaftskommunikationspreis: womir Prucnal (Institut für Ionen- Dr. Steffen Barczyk, Dr. Guntram Dr. Martin Rudolph (Helmholtz- strahlphysik und Materialforschung) Pausch, Dr. Marlen Priegnitz und Institut Freiberg für Ressourcen und Max Stöber für die Entwicklung Dr. Christian Richter (Institut für technologie) von Silizium-Metallelektroden für Radioonkologie – OncoRay) für grund legende und umfassende Arbeiten Sekundärbatterien mit hohen Energie- www.hzdr.de/preise zur klinischen Implement ierung dichten prompt-gamma-basierter Reichweite Dritter Platz: Robert Hermann-Heber, verifikation in der Partikeltherapie, die Ehsan Mohseni und Dr. Sebastian weltweit erste klinische Anwendung Reinecke (Institut für Fluiddynamik) am Patienten, Durchbruch zur Verbesse- für die Entwicklung eines intelligenten rung der Präzision der Partikeltherapie Begasers 22 INSIDER
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