Die Ernährungswende - Deutsche Gesellschaft für Ernährung
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WISSEN Das Heim als Farm Obst und Gemüse selbst anzubauen ist in der Corona-Krise zum Trend geworden. Die Wartelisten für Kleingarten-Parzellen sind lang Die Ernährungswende Gesund, klimafreundlich, fair: Die Mehrheit der Deutschen wünscht sich besseres Essen. Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie und Handel erfinden sich neu. Wie gelingt der Umbruch? TEXT VON SONJA FRÖHLICH 62 FOCUS 41/2021
Goldene Ernte Saisonal kochen mit heimischen Sorten ist gesund und schützt das Klima. Herbst- liches Wurzelgemüse gelingt im Ofen be- sonders aromatisch Fotos: Krautkopf/kraut-kopf.de FOCUS 41/2021 63
WISSEN Jan durch Erosion etwa 25 Milliarden Ton- Spliethofe nen fruchtbares Land verloren. Zugleich betreibt in Münster schreiten der Raubbau am Regenwald und einen Biohof. die Zerstörung der Moore fort. Seine Schweine Nahezu 80 Prozent der gesamten land- haben Platz und wirtschaftlichen Nutzfläche dienen der frische Luft Milch- oder Fleischproduktion, entwe- der als Weide oder als Anbaufläche für Tierfutter. Die Landwirtschaft produziert ein Drittel aller Treibhausgase, und die Viehzucht spielt dabei eine entscheiden- de Rolle, auch weil eine Milliarde Rinder In einer dunklen Hinterhofhalle voller Methan in die Atmosphäre rülpsen und Becken und Schläuche gedeiht unsere pupsen. Das Gas absorbiert bis zu 20-mal Nahrung der Zukunft. Die Forscher des mehr Strahlungswärme als Kohlendioxid. Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen züchten in ihren Meer- Milliarden Menschen sind zu dick wasseraquarien zum Beispiel Mangro- Unsere Lebensmittelproduktion und Er- venquallen. Mit ihren Schirmen haben nährungsweise bedrohen nicht nur den sich die Tiere rücklings am Glasboden Planeten, sondern auch unsere Gesund- festgesogen, ihre Tentakel schimmern in heit. Der Einsatz von Antibiotika in der Regenbogenfarben. Sie erinnern an kleine Hochzeitstörtchen. Meeresbiologe Hol- Massentierhaltung verursacht gefährliche Resistenzen. Weltweit sind zwei Milliarden „Wir müssen eine Welt ger Kühnhold fischt eines der filigranen Menschen übergewichtig oder adipös, Wesen aus dem Wasser. Es fällt auf sei- weil sie sich zu viel Fett, Zucker und ner Hand sofort in sich zusammen – zu verarbeitete Lebensmittel auf die Rippen Glibber. Quallen bestehen bis zu 97 Pro- zent aus Wasser. Doch ihre Trockenmasse laden. „Chronische Krankheiten sind mittlerweile die stärkste Bedrohung des bauen, in der gesundes Essen enthält viel Eiweiß, Mineralien, Fett- und weltweiten wirtschaftlichen Fortschritts“, Aminosäuren. Das macht sie für die For- schreibt der US-Mediziner Mark Hyman scher interessant. Superfood könnte aus in seinem soeben erschienenen Bestseller ihnen entstehen, meint Kühnhold, Protein- pulver etwa oder Quallenchips. „Food Fix“. In den Vereinigten Staaten leidet jeder zweite Erwachsene und einer jederzeit für alle da ist“ Ein gewaltiges Reservoir ungenutzter von vier Teenagern an Prädiabetes oder Ressourcen seien die Ozeane, glauben Typ-2-Diabetes. Auch Herzkrankheiten Kühnhold und seine Kollegen. Sie bede- und Krebs sind oft Folgen einer ungesun- cken 70 Prozent der Erde, aber liefern den Ernährung. António Guterres, UN-Generalsekretär bislang nur zwei Prozent unserer Nah- Und während fast ein Drittel aller pro- rung. Die Bremer Wissenschaftler labo- duzierten Lebensmittel im Müll landet, eine Mehrheit der Bürger gesundes und rieren deshalb auch mit Seegurken und hungern Hunderte Millionen von Men- faires Essen wünscht. Viele Leute haben Algenarten. Ihre Experimente sind Teil des schen, vor allem in den Entwicklungs- schlechtes Fast Food und Convenience- Projekts „Food4Future“. Das vom Bundes- ländern, wo der größte Teil unserer Nah- Produkte satt. Weniger Fleisch soll es nun ministerium für Bildung und Forschung rung angebaut wird. UN-Generalsekretär sein, dafür mehr frisches Obst und Gemü- mit fast sechs Millionen Euro geförder- António Guterres richtete kürzlich einen se, bestenfalls aus biologischem und regi- te Programm soll Ideen liefern, wie sich eindringlichen Appell an die Gemein- onalem Anbau. Corona hat diesen Trend nachfolgende Generationen auf nachhal- schaft der Staaten. „Wir müssen eine Welt noch verstärkt. tige Art ernähren können. „Biofabriken“, bauen, in der gesundes und nahrhaftes so die Vision der Wissenschaftler, werden Essen jederzeit für alle vorhanden und Mehr Geld für Ökobetriebe Algen, Grillen oder Quallen direkt in den bezahlbar ist“, sagte er beim ersten Er- Ein bisschen mehr bio zu essen wird Städten aufziehen und verarbeiten. nährungsgipfel der Vereinten Natio- aber nicht reichen, und die sich langsam nen in New York und forderte „eine in- ändernde Nachfrage der Konsumenten Raubbau und Treibhausgase telligente, nachhaltige Bewirtschaftung allein wird die Landwirtschaft nicht revo- Die Lösungen der Biologen mögen radikal der natürlichen Ressourcen“. lutionieren. „Dafür muss der Staat ganz klingen und nicht allen schmecken. Doch Eine Ernährungswende verlangen nun neue Regeln schaffen“, sagt die Fernseh- auch sie könnten wichtig werden, um Umweltschützer wie Mediziner, ähnlich köchin und Politikerin Sarah Wiener (siehe eines der größten Probleme der Mensch- einer Energiewende bei der Stromerzeu- Interview auf Seite 69). „Kleine Betrie- heit zu lösen: Wie künftig elf Milliarden gung. Und was beim Strom der Ausstieg be müssen für ihre Umweltbemühungen Bewohner der Erde ernähren, ohne den aus der Kohlekraft ist, könnte bei der Nah- belohnt werden, alle, die Ressourcen zer- Klimawandel weiter anzuheizen? Schon rung der Ausstieg aus der industriellen stören und ausbeuten, sollten einen an- jetzt sind viele Meere überfischt, viele Fleischproduktion sein. gemessenen Preis dafür zahlen.“ Es wer- Böden ausgelaugt, versalzen oder mit Der Wandel hat in Deutschland bereits de, stöhnt Wiener, aber immer noch genau Pestiziden überfrachtet. Jedes Jahr gehen begonnen. Umfragen zeigen, dass sich umgekehrt verfahren. 64 FOCUS 41/2021
TITEL hofe direkt auf Vorbestellung auf seinem Hof, in einem örtlichen Automaten oder an Gastronomen in der Region. Im nahe Meeresbiologe gelegenen Restaurant „Das Lauschig“ sei- Holger Kühnhold en seine „Sendener Krüstchen“ Bestseller, forscht in Bremen freut sich der Landwirt. Auf den Feldern an unserer wächst das Nebengeschäft: Zehn Früchte Nahrung der sind das, darunter Dinkel zum Backen, Zukunft Quinoa für Bowls und Salate, Hanf für Öle, Lupinen für Kaffee. Künftig will Spliethofe auch Kichererbsen für Falafel anbauen, schließlich gebe es ja immer mehr Vegetarier. Mit dem Gelsenkirche- ner TV-Koch Björn Freitag plant der Bauer Online-Kochkurse. Die Mühe lohne sich, sagt er, und mache großen Spaß: „Ich habe noch keinen Haken gefunden.“ Weniger Fleisch, mehr kleine Bauern In seiner Nachbarschaft gilt Spliethofe noch immer als Exot. Laut Bund Öko- logische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) bewirtschafteten im vergangenen Jahr 13,4 Prozent aller Bauern und damit gut 35 000 Höfe ihre Flächen nach dem Öko- prinzip, allerdings eher in Süddeutschland. In Nordrhein-Westfalen und Niedersach- sen, den Hochburgen der großen Zucht- und Mastbetriebe, läuft der Umbruch dagegen schleppend. Im Münsterland, wo Deutschlands drittgrößter Schlachtriese Westfleisch (7,47 Millionen geschlachtete Schweine, 2,83 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2020) residiert, leben gut drei- mal so viele Schweine wie Menschen. Die Nahrhafte Nesseltiere Umweltschutzorganisation WWF hat in Mangrovenquallen enthalten viel der Region an jeder dritten Grundwasser- Eiweiß und Mineralien. Aus ihnen messstelle Nitratwerte verzeichnet, die könnte Superfood entstehen den Grenzwert für Trinkwasser über- schreiten, oftmals massiv. Die Fleischlust der Deutschen ist zwi- schen 2019 und 2020 leicht gesunken, um gesund und fröhlich aus. Heute hält er 750 Gramm auf 57,3 Kilo pro Kopf. Doch seine knapp 1000 Mastschweine nach den um tatsächlich eine Wende zu erreichen, strengen Kriterien des Bioland-Verbands. müsste sich der Konsum von Schnitzel und Sie haben doppelt so viel Platz wie gesetz- dergleichen halbieren. Das schreiben die lich vorgeschrieben, die Ringelschwänz- Autoren des „Fleischatlas 2021“, der unter Jan Spliethofe hat es geschafft. Vor chen werden nicht gestutzt, die Eckzäh- anderem vom BUND und der Heinrich- Fotos: Rafael Heygster für FOCUS-Magazin, Sonja Fröhlich fünf Jahren stellte der Landwirt, 36 Jah- ne nicht geschliffen, die jungen Eber nur Böll-Stiftung herausgegeben wurde. „Es re, verheiratet, vier Kinder, den elterli- unter Vollnarkose kastriert. Seine Tiere geht nicht darum, gar kein Fleisch mehr chen Schweinemastbetrieb in Senden im bekommen Antibiotika erst dann, wenn zu essen“, sagt die Agrarwirtschaftlerin Münsterland auf ökologische Haltung um. sie wirklich krank sind. Das Futter baut Christine Chemnitz von der Heinrich-Böll- Er sagt: „Ich hatte es satt, nur tierisches Spliethofe auf 130 Hektar Land nach Öko- Stiftung. „Es geht darum, weniger und Stückgut zu produzieren, das verramscht standard selbst an. Geschlachtet werden besseres Fleisch zu essen.“ Tierhaltung und dann irgendwo geschlachtet, irgend- die Schweine im 25 Kilometer entfernten von kleinen Bauern, das sei das nachhal- wo gegessen oder weggeschmissen wird.“ Schöppingen: „Zuerst kommen die Bio- tige Zukunftsmodell. Ob und wie schnell Heute könne er es sich nicht mehr vor- schweine an die Reihe, damit sich Blut die Wende gelingt, darüber entscheidet stellen, seine Schweine auf Betonspaltbö- und Hack nicht vermischen mit dem aus auch die EU mit ihren milliardenschwe- den in schlecht belüfteten Massenställen konventionellen Betrieben.“ ren Förderprogrammen. Für den Natur- aufzuziehen. Quiekend laufen Spliethofe Das meiste Fleisch vertreibt der Bioland- schutz gab es bislang eher wenig Geld. seine Tiere in ihren Außengehegen ent- Verband für ihn an regionale Edeka- Mit ihrer „Farm to Fork“-Strategie will gegen, als er Kleegras bringt. Sie sehen Märkte. Einen kleinen Teil verkauft Spliet- die Kommission das nun ändern. In FOCUS 41/2021 65
WISSEN Der Biomarkt In der Pandemie erlebten Hofläden und Direktvermarkter einen Ansturm von Kun- Fleischlos lecker: vegane boomt, aber den. Selbst Supermärkte und Discounter verkaufen so viele vegetarische, vegane Kartoffelfladen mit und nachhaltige Produkte wie nie zuvor. Ofentomaten und im Netz tobt viel frischem Eine Umfrage des Bundeslandwirtschafts- Basilikum ministeriums ergab: 37 Prozent der Deut- ein Kampf schen haben im vergangenen Jahr häu- fig oder gar ausschließlich Bioprodukte gekauft. Das galt vor allem für Eier, Obst um die und Gemüse, aber auch für Milchproduk- te, Fleisch- und Wurstwaren. Laut Statistik Currywurst stieg der Verkauf etwa von Biofleisch im vergangenen Jahr um 50 Prozent. Mit großen Versprechen umgarnen Her- steller und Handel die klima- und gesund- dem im Mai vorgestellten Entwurf stehen heitsbewussten Kunden. Der weltgrößte 27 Maßnahmen, darunter höhere Ausga- Lebensmittelkonzern Nestlé will bis 2050 ben für den Ökoausbau, bessere Regeln klimaneutral werden, der Chemie- und für den Einsatz von Pestiziden und Dün- Pharmakonzern Bayer steigt 2022 in das gemitteln sowie ein einheitliches Tier- Geschäft mit Biogemüse-Saatgut ein. wohlkennzeichen. Etliche Agrarverbände Selbst Buletten-Billigheimer McDonald’s arbeiten derweil gerade daran, dass es plakatiert es auf die Wände: „Es gibt kei- die ambitionierte Strategie nicht durchs nen Planeten B.“ Nachhaltig, beteuern die EU-Parlament schafft. Supermärkte und Discounter, ist das neue Geil. In ihren Abteilungen mit „veganer Engagierte Ernährungsräte Vielfalt“ und „Bioknüllern“ kann man In der grün geprägten Stadt Münster will neben den eigenen Biosortimenten inzwi- eine Gruppe engagierter Bürger nicht län- schen auch die höherwertige Ware von ger auf die Politik warten. Anfang des Demeter und Bioland kaufen, die es zuvor Jahres gründeten Hochschüler, Händ- nur in Ökomärkten gab. Sogar Discounter- ler, Biohöfe, Betriebe und Kliniken den Marktführer Aldi überlegt inzwischen, „Ernährungsrat Münster e.V.“. Fünf seine Biolinie von regionalen Betrieben Arbeitsgruppen wollen das Ernährungs- zu beziehen. system in der Stadt umkrempeln: Gemü- Das habe dann enorme Auswirkungen se soll aus dem Umland und urbanen auf die Branche, weil Aldi bundesweit der Gemeinschaftsgärten kommen, Schulen größte Biohändler sei, aber überwiegend Christoph sollen wieder Kochen lehren, in Kantinen, Bioprodukte aus dem Ausland anbiete, Elbert serviert Altenheimen und Kitas soll es nachhaltig sagt Andreas Hopf, Geschäftsführer der in seinem produzierte Speisen geben. Inzwischen Erzeugergemeinschaft „Vermarktungs- Restaurant „11A“ berät der Ernährungsrat den ersten Land- gesellschaft Biobauern“. Sollte dies so in Hannover vor wirt. „Der Mann betreibt bisher konven- kommen, Aldi aber weiter auf „Bio zum allem regionale tionelle Schweinemast“, sagt Mitinitiator billigsten Preis“ setzen, dürften die Bio- Bioküche Damian Winter. „Er will davon los und bauern aber nicht den gleichen Fehler baut sich gerade mit Ackerfrüchten ein machen wie früher die konventionellen zweites Standbein auf.“ Betriebe, indem sie mit immer größeren Es ist ein Aufbruch der Zivilgesellschaft: Betrieben und Monokulturen auf die stei- Über 40 Ernährungsräte gibt es inzwi- gende Nachfrage reagierten. Discounter bieten eigene Sortimente mit schen in Deutschland, 20 weitere sind in fleischfreien Alternativen an. Die Rügen- Gründung. Die ersten entstanden 2016 in Veggiewurst als Ersatzreligion walder Mühle, Pionier in Sachen Veggie- Köln und Berlin. Am Rhein ist es gelungen, Ähnlich wie Bio boomt der Markt mit wurst, machte mit ihren Ersatzprodukten Modell-Kitas mit lokalen Lebensmitteln zu sogenannten Ersatzprodukten für Fleisch im Juli 2020 erstmals mehr Umsatz als versorgen und kaum genutzte Firmen und Käse. Manch einer scheint die Burger mit klassischem Aufschnitt oder Teewurst. gelände in Selbstpflückgärten zu verwan- und Nuggets aus Tofu, Seitan, Kichererb- Die Experten der Unternehmensberatung deln. An der Spree arbeitet man mit dem sen und ähnlichen Rohstoffen mit fast reli- Kearney prognostizieren, dass im Jahr Senat an einer nachhaltigen Ernährungs- giösem Eifer zu verzehren. Sie enthalten 2040 nur noch 40 Prozent aller Fleisch- strategie für die Hauptstadt. Das Leibniz- zwar oft ähnlich viele Zusatz- und Ver- produkte von Tieren stammen werden. Zentrum für Agrarlandschaftsforschung arbeitungsstoffe wie ihre tierischen Pen- Bis dahin dürften die Regale auch voll mit in Müncheberg hat ausgerechnet, dass dants. Doch immerhin sollen sie Lebewe- künstlich erzeugtem Fleisch und Fisch aus Berlin mit Lebensmitteln aus einem Radi- sen und Klima schonen. Die Auswahl ist Stammzellen sein. Investoren sowie Groß- us von etwa 100 Kilometern rund um die mittlerweile riesig: Selbst Billigfleischpro- konzerne der Tech- und Fleischindustrie Stadt zu versorgen wäre. duzenten wie Wiesenhof und Meica sowie kämpfen um den Markt mit Produkten aus 66 FOCUS 41/2021
TITEL Mit Vertical Farming erzeugt das Berliner Start-up Infarm Kräuter wie Basilikum auf ökologische Art dem 3D-Drucker. Die ersten Pharmaunter- und Ingwer. Die Erderwärmung und neue der Facharbeiterin und des Facharbeiters nehmen entwickeln schon Nährmedien Technologien begünstigen deren Anbau in der Produktion. Das soll so bleiben“, für die Herstellung von In-vitro-Fleisch. in Mitteleuropa. empörte er sich auf seiner Lieblingsplatt- Schmeckt so die Zukunft? Wohl auch. form LinkedIn. Über 2300-mal wurde der Die jungen Verbraucher werden sehr auf- Mehr Bio für Berliner Kantinen Post an einem Tag kommentiert. Der grö- geschlossen sein, glaubt Hanni Rützler, Ob die Ernährungswende gelingt, ent- ßere Currywurst-Coup gelang dann aller- Ernährungsexpertin des Zukunftsinsti- scheidet sich nicht nur in privaten Küchen, dings der Marketingabteilung der Rügen- tuts in Berlin und Wien. Sie hat für den sondern auch in Kantinen, Mensen, Kitas walder Mühle. Sie zeigte ein Bild ihrer Konsumenten des 21. Jahrhunderts den und Krankenhäusern sowie in der Gastro- veganen Mühlen-Bratwurst und schrieb: Begriff „Real Omnivore“ geprägt: „Ech- nomie. Wie das Wuppertal Institut errech- „Erledigt, Gerhard.“ te Allesesser“ seien Food-Tech-affin und net hat, geben die Küchen der „Außer- In Schröders Heimatstadt Hannover kre- decken ihren Proteinbedarf gern auch mit Haus-Verpflegung“ täglich insgesamt denzt Gastronom Christoph Elbert sein Produkten aus Algen, Mykoproteinen und knapp 40 Millionen Portionen Essen aus. aktuelles Menü. Darunter: „Spinat-Maul- Insekten. Sie ernähren sich überwiegend Berlin hat sich deshalb ein ambitioniertes taschen mit Tomaten-Kichererbsen-Sugo“ pflanzlich und essen, wenn sie mal Fleisch Ziel gesetzt. Innerhalb von fünf Jahren oder „Sauerfleisch vom Havelländer Apfel- konsumieren, nicht nur die „edlen“ Teile. will die Hauptstadt alle Großküchen auf schwein“. Auch seine legendäre „Kanz- Wenig Scheu sollen sie auch vor In-vitro- faire, regionale Biokost umstellen und die ler-Currywurst“ steht auf der Speisekarte Fotos: StockFood, Sonja Fröhlich, Philipp Spalek/laif Fleisch und -Fisch haben. Köche schulen. seines Restaurants „11A“. Allerdings listet „Die neuen Esstypen werden Genuss Noch sind die Schlangen vor den Aus- er akribisch die Erzeuger seines Einkaufs mit Verantwortung verbinden, ohne sich gabestellen mit Grünkernbratlingen kurz. auf, überwiegend kleine Betriebe aus der retrograd nur an einer zur Idylle stilisier- Als Volkswagen im Sommer ankündigte, Region. Fast vier Jahrzehnte hat Elbert in ten Vergangenheit zu orientieren oder sich in seiner Zentralkantine nur noch fleisch- den guten Küchen Europas gekocht. Er einem radikalen Verzichtsregime unterzu- freie Speisen anbieten zu wollen, disku- sagt, nie sei Glaubwürdigkeit so wichtig ordnen“, schreibt Rützler in ihrem 136-sei- tierte die Nation – und das, obwohl es auf gewesen wie heute. „Die neue Generation tigen „Food Report 2022“. Einen weiteren, dem Firmengelände in Wolfsburg noch meiner Gäste ist super informiert, isst viel weniger futuristischen Trend sieht Rütz- weitere Kantinen gibt. Ex-Bundeskanzler weniger Fleisch und verhält sich kritisch ler in exotischen, aber lokal angebauten Gerhard Schröder (SPD) heizte die Debat- gegenüber der Industrie.“ Womöglich sind Genüssen – Reis aus dem Burgenland te in den sozialen Medien an. „Curry- genau das die richtigen Zutaten für die oder Shiitake-Pilze, Garnelen, Koriander wurst mit Pommes ist einer der Kraftriegel Ernährungswende. n FOCUS 41/2021 67
WISSEN Faktenreport: Ernährungswende Welche Lebensmittel die schlechteste CO 2-Bilanz haben, wo die Landwirtschaft in Deutschland am ökologischsten ist und was die Jungen von der Politik erwarten Wo Abfälle entstehen Ökolandbau Entwicklung Primärproduktion Verarbeitung von Herstellende Biobetriebe Entwicklung der 1,4 Mio. t, 12 % Lebensmitteln nach Bundesländern Biolebensmittelherstellung 2,2 Mio. t, 18 % 2019 (Anzahl der Betriebe) Zuwachs 2014–2019 (in %) Groß- und Einzelhandel 3001 bis 4000 31 % bis 40 % 0,5 Mio. t, 4 % 2001 bis 3000 21 % bis 30 % 1001 bis 2000 11 % bis 20 % 1 bis 1000 1 % bis 10 % Außer-Haus- private Haushalte Verpflegung Wachstum Zwischen 6,1 Mio. t, 52 % 1,7 Mio. t, 14 % Werteverlust Die größte Verschwendung 2014 und 2019 betreiben die Verbraucher. Jeder wirft demnach stieg die Zahl der 75 Kilogramm Lebensmittel im Jahr weg Biobetriebe um 26 Prozent auf 16 281 Diese Lebensmittel sind die größten Klimakiller C02-Equivalent pro Kilo Schwein Butter Geflügel 3,2 kg 23,8 kg Rindfleisch Käse 3,5 kg 13,3 kg 8,5 kg Treibhausgase Am schädlichsten für unsere Umwelt sind Produkte der Fleisch- und Milchindustrie. Für die Produktion von Butter braucht es viel Milch, entsprechend viele Kühe müssen gehalten werden Industrieländer sind kein Vorbild Fleischkonsum entwickelter und sich entwickelnder Länder nach Fleischarten, Jahresdurchschnitt 2017–19, in 1000 Tonnen Rind und Kalb Schwein Geflügel Pro-Kopf-Verzehr 68,6 Einzelhandelsgewicht, Kilogramm pro Jahr 29 300 41 200 48 400 2700 Schaf entwickelte Länder gesamt: 121 600 26,6 Quellen: BMEL, BOELW, BUND/Heinrich-Böll-Stiftung: Fleischatlas 2021 40 200 75 100 76 000 12 300 sich entwickelnde Länder gesamt: 203 600 Weltverbrauch Trotz einer mehr als fünfmal größeren Bevölkerung verbrauchen die ärmeren Länder nicht einmal doppelt so viel Fleisch wie die reicheren. In den USA wird pro Kopf am meisten Fleisch gegessen Jung und kritisch Umfrage unter 15- bis 29-Jährigen über Klimaproteste, Ernährung und Tierhaltung in Prozent „Es sollte staatliche Flexitarier/innen 3,3 3,4 1,1 Werbekampagnen geben, stimme voll und ganz zu 6,1 49,0 % 32,9 15,3 39,6 um den Fleischkonsum stimme eher zu zu reduzieren.“ 27,1 % teils, teils 19,3 „Der Staat soll die Omnivore/Omnivorinnen „Die Politik sollte dafür 69,7 % lehne eher ab Menschen dabei unter- sorgen, dass Lebens- stützen, sich klima- stimme voll 46,2 % lehne ganz und gar ab mittel umweltgerecht und ganz zu, freundlicher Vegetarier/innen erzeugt werden.“ stimme eher zu Abweichungen zu 100 % zu ernähren.“ sind rundungsbedingt Veganer/innen 38,5 40,5 68 FOCUS 41/2021
TITEL Auf Wieners Gut Kerkow grasen Kühe noch auf Weiden „Konzerne kommen billig weg“ Die Europa-Abgeordnete und Unternehmerin Sarah Wiener erklärt, warum sie Ersatzfleisch für Unsinn hält und warum kleine Biohöfe besser unterstützt werden müssen I m vergangenen Jahr musste wird inzwischen aber von vielen Menschen Um immer mehr Menschen ernähren die deutsch-österreichische missbraucht. Das Marketing der Nahrungs zu können, werden große Hoffnungen Fernsehköchin und Unterneh- mittelindustrie will uns weismachen, das Heil auch auf die Digitalisierung und Gen- merin Sarah Wiener Insolvenz der Welt liege nun in künstlichen, minderwerti- technik in der Landwirtschaft gesetzt. für ihre beiden Berliner Restau- gen Ersatzprodukten – den Surrogaten. Gerade diese Effizienz hat uns doch an den rants und den Cateringbetrieb Sie meinen damit etwa vegane Wurst Abgrund geführt: Hochleistungspflanzen und anmelden. Grund dafür, sagte sie, seien und In-vitro-Fleisch aus dem Labor. Hochleistungskühe, die auf den Punkt normiert die wirtschaftlichen Auswirkungen der Es gibt inzwischen alles Mögliche als Fake. abliefern und nach zwei oder drei Laktationen Corona-Krise. Inzwischen verbringt die Das sind schwerstverarbeitete Lebensmittel, zum Abdecker gehen, weil sie Burnout haben. 59-Jährige viel Zeit mit Politik. Seit zwei bei denen die Natur nur eine untergeordnete Hühner, die bis zum letzten Tag Eier legen, Nutz- Jahren sitzt Wiener als Parteilose für die bis gar keine Rolle mehr spielt. Gerade die neue tiere, die trotz Deformationen, Krankheiten, österreichischen Grünen im Europa- vegane Maschinerie verschlingt Milliarden an Amputationen und falscher Ernährung Leis- parlament und kämpft etwa für die Ziele Forschung und wird von der gleichen Industrie tung bringen. Das sind direkte Folgen von unse- des „Green Deal“. Ihre Liebe zur Natur- bedient, die auch die Massentierhaltung zu ver- rer Vorstellung des ewigen Wachstums und der landwirtschaft lebt sie als Bäuerin auf antworten hat. Schon lange wird in den Science- Effizienz. Die Folge ist eine seelische Abspaltung ihrem Gut Kerkow in der Uckermark aus Laboren großer Konzerne wie Nestlé an unserem davon, dass dies ja unsere Mitgeschöpfe sind. – mit glücklichen Rindern auf der Weide Stoffwechsel geforscht, um uns dann „perso- Was schlagen Sie als Lösung vor? und gesundem Boden. nalisierte“ Abonnements für Mikronährstoffe Statt immer neue Systeme für die Agroindus- Wiener spart nicht mit Kritik an der anzubieten. Essen muss aber nicht personali- trie zu schaffen, sollten wir uns auf eine dezen- Lebensmittelindustrie, etwa indem sie siert, sondern individualisiert sein. Die frische trale, lebendige, ökologische Landwirtschaft mit dem Trend zur veganen Ernährung Vielfalt macht’s! konzentrieren – die gibt es bereits und sie abrechnet: „Denn leider rettet auch sie kommt ganz ohne Chemie aus! Warum pro- nicht die Welt.“ Wir erreichen sie zwi- bieren wir es nicht einfach damit? schen zwei Sitzungen in Brüssel. „Wir haben bereits eine Derzeit wirtschaften erst 13 Prozent Lösung – und das ist eine unserer Bauernhöfe nach dem Bioprinzip. Frau Wiener, was bedeutet nach- Wie wollen Sie die anderen überzeugen? haltiges Essen für Sie? lebendige, ökologische Nach einem ganz einfachen Prinzip: Kleine Für mich ist das immer noch die regionale, Landwirtschaft“ Betriebe müssen für ihre Umweltbemühungen Foto: dpa ökologische und glückselig machende Ge- Sarah Wiener belohnt werden, alle, die Ressourcen zerstö- schmacksvielfalt. Der Begriff Nachhaltigkeit ren und ausbeuten, sollten einen angemes- FOCUS 41/2021 69
WISSEN TITEL Die wichtigsten Lebensmittel-Label Deutsche Anbauverbän- de wie Bioland, Demeter und Naturland setzen die höchsten Ökostan- dards für ihre Betriebe – sie liegen teils weit über denen der EU und beinhalten auch strenge Regeln für eine Mit einer artgerechte Tierhaltung Stiftung sorgt Wiener dafür, dass Kinder Das EU-Biologo und das ausgewogen deutsche Biosiegel stehen essen auf Lebensmitteln, die den Mindeststandard laut EG-Bioverordnung erfüllen senen Preis dafür zahlen. Bislang ist es genau Verarbeitungsgrad, Umweltgifte und Zusatz- umgekehrt; die mit den größten Flächen erhal- stoffe aus. Zumindest müsste das Label Nova, ten die höchsten Subventionen. Das führt dann das vier Stufen der Verarbeitung einordnet, mit Nur den Mindeststandard garantieren auch die Labels der zu diesem unlauteren Wettbewerb und enormen Nutri-Score verbunden werden. Discounter und Supermärkte auf Sterben der Kleinbauern, die nicht – oft auch Was sollen wir nun einkaufen? ihren Eigenmarken noch steuerfrei – für den Weltmarkt produzie- Das Allerbeste ist, selbst frisch und vielfäl- ren können und wollen. Der Staat muss also tig und am besten aus ökologischem Anbau ganz neue Regeln schaffen, um die ökologische zu kochen. Die hochverarbeiteten Industrie Das Zeichen steht für soziale Landwirtschaft voranzubringen. produkte sind immer minderwertiger. Aspekte wie Verbote von Zwangs- Die „Farm to Fork“-Strategie der Nicht jeder kann sich den Einkauf im Hofladen und Kinderarbeit. Rund die Hälfte EU-Kommission, an der Sie mitgearbeitet oder auf dem Wochenmarkt leisten. der Produkte ist bio haben, hat sich diesbezüglich Wir können die soziale Frage nicht mit ambitionierte Ziele gesetzt. der ökologischen aufwiegen. Sollen nun alle Da steht zum Beispiel drin, dass wir bis zum schlechtere Nahrungsmittel essen oder brau- Fisch aus nachhaltigem Fang Ende des Jahrzehnts 25 Prozent Ökolandbau chen wir Rahmenbedingungen, damit alle gut verspricht die Organisation anstreben und den Einsatz von Antibiotika um essen können? Wenn wir als eines der reichs- Marine Stewardship Council. die Hälfte reduzieren wollen. Es ist ein steiniger ten Länder beschließen, gesund und nach- Umweltverbände empfehlen das Weg dorthin. Viele konservative Politiker und haltig zu essen, dann würden alle vom frucht- Zertifikat nur eingeschränkt Politikerinnen wollen alles so belassen, wie es baren Boden, der Biodiversität und dem Klima ist. Da ist viel Angst und Mutlosigkeit. Es gibt profitieren. Viele Ursorten verschwinden indes auch große Unterschiede zwischen den Mit- zusehends. Wer niemals den Geschmack etwa Lebensmittel und Kosmetik, die gliedsländern. Während etwa Österreich das von scharfen, länglichen Radieschen oder von ohne Gentechnik produziert Ziel beim Ökolandbau schon erreicht hat, sind sonnengereiften, würzigen gelben oder rosa wurden. Manchmal irrelevant wie andere erst bei ein oder zwei Prozent. Tomaten kennengelernt hat, wird auch keine die Bezeichnung „vegan“ bei Reis Die Strategie beinhaltet auch Maßnahmen Sehnsucht danach entwickeln. für eine einheitliche Lebensmittel- Wer sollte also für das Bioprinzip Skala für Eigenmarken, an der kennzeichnung. Genügt der Nutri-Score bezahlen, das Sie fordern? Die Verbraucher sehen sollen, wie nicht, mit dem die großen Hersteller Verbraucher mit ihren Steuern? nahrhaft ein Lebensmittel ist und Handelsketten ihre Eigenmarken Ich bin klar für das Verursacherprinzip: Lasst (E steht für „sehr ungünstig“) seit Kurzem freiwillig auszeichnen? doch mal die Lebensmittel- und Agrarindustrie Mit dem Nutri-Score haben sich die Konzerne dafür zahlen, was sie alles anrichtet, statt indi- drei Sünden herausgesucht – Zucker, Salz und rekt Pestizide und Mineraldünger zu subventio- Transfette –, um zu labeln, in welchem Maß die nieren. Soll sie für die Milliarden Krankenkosten in den Produkten im Vergleich zur gleichen Pro- und den Verlust an fruchtbarem Boden aufkom- duktgruppe stecken. Die freuen sich ja gerade- men. Für die Milliarden, um unser Trinkwas- zu, wie billig sie damit davonkommen. ser zu reinigen. Auch dafür brauchen wir neue Mehrere Handelsketten drucken inzwischen ihr Foto: imago images Was meinen Sie damit? Regeln: Was ist gestattet? Was kostet es, wenn Zucker kann man mit – zum Teil krebserre- ich dagegen verstoße? Dann werden wir sehen, freiwilliges „Haltungsform“-Etikett auf ihre genden – Zuckeraustauschstoffen ersetzen. was günstiger und was zukunftsfähiger ist. n Fleischverpackungen. Es ist kein Tierwohl-Label, sondern ordnet lediglich das bestehende Angebot Salz durch Glutaminsäure, Fette durch Hoch- in vier Stufen ein – vom gesetzlichen Mindest- leistungsenzyme. Das Label sagt nichts über INTERVIEW: SONJA FRÖHLICH standard (1) bis zum Biostandard (4) 70 FOCUS 41/2021
WISSEN TITEL Gemüse auf den Teller! 4 Freitag gibt’s Fisch – aber besser nicht jeden Wissenschaftler haben die Planetary Health Diet entwickelt. Laut Leitlinie steht jedem Bewohner der Erde pro Woche ein Fischfilet von Ihr Speiseplan soll Gesundheit und Klima schützen knapp 200 Gramm zu. Es kann auch etwas mehr sein, wenn bei anderen tierischen Eiweißlieferanten gespart wird. Der neue Fischratgeber des WWF empfiehlt aus Gründen der Nachhaltigkeit, kleinere Schwarm fische wie Sprotte und Sardine oder auch Karpfen zu kaufen – statt Raubfische wie Schwertfisch, Kabeljau, Dorade oder Lachs. 5 Die Milch macht es nur in kleinen Mengen Butter gilt als größter Klimakiller – noch vor dem Rindfleisch (s. Fakten- report S. 68). Für ihre Herstellung ist jede Menge Milch erforderlich. Dafür wiederum braucht es intensive Kuhhaltung. Durch Verdauungsgas und Futterproduktion werden dabei Kleiner viele Treibhausgase freigesetzt. CO2-Abdruck: Die Forscher empfehlen pro Tag nur Heimische 250 Milliliter Vollmilch oder aus Wurzeln, Salate dieser Milchmenge hergestellte Pro- und Nüsse dukte – das entspricht etwa einer kleinen Scheibe Käse. Wer mehr Fett aufs Brot will, sollte auf Pflanzen- margarine umsteigen. E 6 Den ine Ernährung, die Klima ler liegen. Beides schaltet freie Radi- Salat mit Nüssen und und Ressourcen schont und kale aus und stärkt unsere Abwehr- Apfelstücken garnieren gleichzeitig gesund ist, kräfte. Gemüse schneidet bei der Nüsse sollten in Zukunft eine größere basiert auf pflanzlichen Lebensmit- C02-Bilanz am besten ab. Rolle in unserer täglichen Ernährung teln. Vegetarisch oder vegan muss sie spielen. 50 Gramm pro Person passen allerdings nicht sein, schreibt die Eat- Lancet-Kommission. Das Gremium 2 Vollkornnudeln Hülsenfrüchte und mehr zum Beispiel gut in einen Salat. Ein Apfel darin deckt schon je nach Größe aus 37 internationalen Forschern aus Etwa 230 Gramm Vollkornprodukte die täglich empfohlene Menge von Landwirtschaft, Klimaforschung und werden pro Tag empfohlen – etwa 200 Gramm an Obst ab. Illustrationen: Franziska Altmann, Betül Rühmann beide FOCUS-Magazin Medizin hat die „Planetary Health als Vollkornnudeln. Statt Hackfleisch Diet“ entwickelt. Ihre Empfehlungen legen eine tägliche Energieaufnahme ließen sie sich mit einer Bolognese- Sauce aus Linsen oder Erbsen kombi- 7 Am besten Flexitarier werden von 2500 Kilokalorien zugrunde. Für nieren. Hülsenfrüchte liefern wert- Als wichtigste Regel gilt: Weniger die Deutschen könnte der Speiseplan volles Eiweiß. Die Forscher raten zu Fleisch essen! Experten raten, nicht der Zukunft etwa so aussehen: täglich 75 Gramm. mehr als 25 Prozent des Eiweißbe- darfs über Fleischkonsum zu decken. 1 3 LESERDEBATTE Grünes Gemüse Ein Ei und manchmal Nach der „Planet Health Diet“ stehen aus der Region auch zwei Sollte der jedem Erdenbürger pro Woche im Der wichtigste Bestandteil jeder Mahl- Wer am liebsten jeden Morgen ein Fleischkonsum Schnitt 200 Gramm Geflügel zu, das zeit ist Gemüse. Insgesamt 300 Gramm Frühstücksei isst, wird sich stark durch Steuern ist etwa ein Hähnchenbrustfilet. Noch pro Tag sollten es sein. Die Kommis- einschränken müssen: Gemäß den und Gesetze weniger ist es bei Rind-, Schweine- sion empfiehlt, dass davon jeweils Empfehlungen soll ein Ei pro Woche reduziert werden? oder Lammfleisch. Etwa ein kleines 100 Gramm als rotes und grünes ausreichen. Mit der angegebenen Schreiben Sie Rindersteak von 196 Gramm pro Gemüse gegessen werden. Vor allem Spannbreite von bis zu 25 Gramm Ei uns an Woche ist bereits die Menge, die laut dunkelgrünes Gemüse wie Spinat pro Tag könnten es auch, je nach leserbriefe@ Eat-Lancet-Kommission nicht über- oder Brokkoli sollte öfter auf dem Tel- Größe, zwei Eier pro Woche sein. focus-magazin.de schritten werden sollte. n 72 FOCUS 41/2021
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