Die Zukunft des Bauens - Der Eiffelturm könnte heute 1 000 Meter hoch gebaut werden - aus Holz. Kein anderes Material wird für das Bauen und ...
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Kundenmagazin der EGGER Gruppe www.egger.com 01 Die Zukunft des Bauens Der Eiffelturm könnte heute 1 000 Meter hoch gebaut werden – aus Holz. Kein anderes Material wird für das Bauen und Wohnen in diesem Jahrhundert eine solch große Bedeutung haben.
INHALT Zu den WerteN, die Das Unternehmen bis heute prägen, Gehören Verlässlichkeit, 04 Editorial Qualität und Nachhaltigkeit. 10 E_InspirAtion 11 Ideen für morgen 12 Die Epoche des Holzes Wohnen und Bauen 2025 17 Holz wird knapp Die Zukunft der Ressource 20 Mehr als nur ein Gebäude Das Verwaltungsgebäude in Radauti Ulrich Bühler, 24 E_solutionS EGGER Gruppenleitung 25 Wir von EGGER 26 An den Wurzeln Das Werk in St. Johann Vor genau 50 Jahren, am 18. Dezember 1961, Manche dieser Projekte und Ideen kommen aus 33 Spanplatten und Festplatten wurde in St. Johann das erste EGGER Spanplatten- dem Unternehmen EGGER. Andere stammen von Das Virtuelle Design-Studio werk in Betrieb genommen. Viel Startkapital stan- Menschen, deren Haltung und Können uns beein- 35 Roadshow den Fritz Egger senior nicht zur Verfügung, rund drucken und deren Werte wir teilen. Den Leitsatz Unterwegs im EGGER Truck 50 000 D-Mark, dafür bewies er enorme dafür hat Fritz Egger senior vor über 50 Jahren Weitsicht. Und er gab zentrale Werte unserer Phi- formuliert; er war schon damals weitsichtig und losophie vor. So zählen bei allen Entscheidungen gilt heute mehr denn je: „Holz ist viel zu wertvoll, 38 E_Nature Herz, Hirn und Hausverstand und im Geschäfts- um es einfach wegzuwerfen.“ Wir hoffen, dass 39 Nachhaltig leben alltag Verlässlichkeit und Handschlagqualität. Sie das Magazin MORE inspiriert und Ihnen das 40 Ein Gespräch mit … Unternehmen EGGER und die Welt des Holzes Michael Egger Von diesen Werten, die bis heute das Unterneh- näherbringt. Sparen Sie nicht mit Kritik, Lob und 45 Schön zu wissen men EGGER prägen, wollen wir in unserem neuen Anregungen. Es ist immer unser Ziel, noch besser Fünf Dinge über Kork Magazin MORE erzählen. Wir stellen Menschen zu werden. 46 Nicht reden. Pflanzen! vor, die aus Holz innovative Lösungen und faszi- Ein Kind kämpft fürs Klima nierende Objekte formen. Wir zeigen, wie viel Ins- Im Namen des EGGER Teams wünsche ich Ihnen 50 Treehugger gesucht piration und Freude aus dem Leben und Arbeiten eine spannende Lektüre Bildrätsel der Meister! mit Holz entsteht. Und berichten von Projekten, 51 Impressum die einen schonenden Umgang mit unseren Res- sourcen und Respekt vor der Natur lehren. 02 03
WERKSTOFFE FÜR DIE ZUKUNFT EGGER baut das Werk im rumänischen Radauti zu einem vollintegrier- ten Standort aus. Neben dem 2008 eröffneten Spanplattenwerk ist im Sommer 2011 eine Leimfabrik in Betrieb gegangen. Die zweite OSB- Anlage der EGGER Gruppe wird Anfang 2012 die Produktion aufneh- men. Die Anfangskapazität wird 300.000 m³ betragen. Das OSB-Werk ist neben dem Standort Wismar das zweite des Unternehmens, das in Zukunft besser den Markt in Osteuropa bedienen kann.
DESIGNHOTEL FÜR BAUMFREUNDE Die Idee zu einem Baumhotel kam dem Schweden Kent Lindvall beim Flie- genfischen mit seinen Freunden. In ihrer lappländischen Heimat blieb ein Baumhaus als Kulisse von den Dreharbeiten des Films „The Tree Lover“ zurück. Der Film erzählt die Geschichte dreier naturliebender Großstädter, die sich ein Baumhaus bauen. Das weckte die Sehnsüchte vieler Gäste des nahe gelegenen Landhotels „Brittas Pensionat“, Britta ist Kents Frau. Die Lindvalls beauftragten daraufhin verschiedene Architekten, die ersten fünf komfortablen, umweltfreundlichen Design-Baumhäuser mit 15 bis 30 qm Wohnfläche für ihr Hotel zu bauen, darunter den abgebildeten Mirrorcube: eine Suite in Sperrholz mit vier Metern Kantenlänge, Queensize-Bett und Dachterrasse. Zum Schutz der Vögel sind die verspiegelten Flächen mit ei- ner infraroten Folie beklebt, die die Tiere im Unterschied zu uns Menschen sehen können. Bis 2015 sollen weitere 20 „Zimmer“ entstehen. www.treehotel.se
50 JAHRE EGGER „Wenn unser Vater noch wäre, der vor fast 30 Jahren gestorben ist, was hätte er zu unserem heutigen Fest gesagt?“, fragte Michael Egger die Gäste zur Begrüßung. Und gab die Antwort des Vaters selbst: „Über 1 000 Leute? Ein Fest der Sinne mit einem viergängigen Menü in einem Beduinenzelt? Seid‘s ihr wahnsinnig?“ Zugegeben, der Blick durch die Reihen der Anwesenden war beeindruckend. Gäste aus aller Welt, eine spektakuläre Atmosphäre, ein eigenes Orchester. „In den letzten Jahren hat sich die Welt so sehr verändert, dass sie kaum mehr erkennbar ist“, sagte Michael Egger. Trotzdem gibt es Dinge, die bleiben. Das ist auch das Geheimnis des Unternehmens: „Wir wollen wiedererkennbar sein.“ www.egger.com
DER SCHNELLSTE BAUM DER WELT Autos aus Holz liegen meist in einer Kiste im Kinderzimmer unter dem Bett. In gewissem Sinne ist auch dieses Auto ein Spielzeug. Studenten der amerikanischen North Carolina State University beschleunigen mit ihrem „Splinter“ (also „Splitter“) genannten Mittelmotorsportwagen die Möglich- keiten des Werkstoffes Holz im Wortsinne. Verleimte Holzfuniere formen sich zur kantig-kühnen Karosserie mit überaus stabiler Fahrgastzelle. Sogar die acht Zylinderkopfdeckel des 600 PS starken Motors sind aus Holz gefertigt. Genauso Felgen, Lenksäule und die Blattfederbeine, denen Desig- ner Joe Harmon übrigens „beeindruckende Eigenschaften“ attestiert. Bis auf Weiteres allerdings wird dieser automobile Holzweg ein Einzelstück bleiben. www.joeharmondesign.com
E _ INSPIR ATION Ideen für morgen HOCKER AUS EINER PLATTE www.lapalma.it Die Erfolgsgeschichte begann als technisches Experiment. Der japanische Designer Shin Azumi wollte wissen, wie weit er Sperrholz biegen kann, so dass es trotzdem noch trägt. Heraus kam ein preisgekrönter Hocker nach dem Monocoque-Prinzip, wie es im Flugzeugbau und bei Rennwagen Anwendung findet: E _ INSPIRATION eine drei Kilo leichte Konstruktion aus einer tragenden Schale. Der Hersteller LaPalma führte den stapelbaren Stuhl AP in verschiedenen Furnier-Varianten erfolgreich am Markt ein. „Holz ist für die Zukunft nicht wegzudenken. Es ist nach- wachsend, natürlich und dazu SCHLAUER HOLZDECKEL FÜR DAS IPAD 2 www.miniot.com ein bekannter Werkstoff.“ iPhone-Technik aus dem 21. Jahrhundert, ummantelt mit einer Schutzhülle aus Kauri-Holz, das zur Steinzeit tief unter der Erde begraben war – damit machten die Holländer Edeltisch- Karsten Bleymehl, Material Connexion ler Miniot auf sich aufmerksam. Ihre iWood-Futterale und Die Epoche des Holzes (Seiten 12 bis 18) natürlich auch das Cover für den iPad 2 fertigt die geschäfts- tüchtige Werkstatt nach Kundenwunsch aus verschiedensten Holzsorten – wobei für wahre Apple-Fans ohnehin nur Apfel- baum in Frage kommt. Das Holzcover haftet mit Magnetkraft am Bildschirm wie das Original Smart Cover aus Polyurethan. Miniot wendet hier jedoch das Apple-Erfolgrezept konse- quenter an als Apple selbst: Rechner müssen heute nicht nur funktionieren, sondern auch ästhetisch Freude machen. HÜHNERHAUS STATT GARTENZWERG www.nogg.co Ein Frühstücksei von den eigenen Hühnern ist auch für Stadtbewohner ein Stück Lebensqualität. Allerdings sollte der Hühnerstall optisch zum städtischen Vorgarten passen. Diesem Thema haben sich die Briten Matthew Hayward und Nadia Turan angenommen und das elegante „Nogg“ entwickelt. Das 1,20 Meter hohe, handgeschreinerte Ei aus Zedernholz gibt bis zu vier Hennen ein Zuhause und wirkt mehr wie eine Skulptur, denn wie ein Hühnerstall. Das frisch duftende Holz wirkt antibakteriell und stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. 11
Hohe Kunst der Fünf-Achs-Fräse: Mit Holzkonstruktionen E _ InspIratIon wie für den Haesley Nine Bridges Golfclub in Südkorea setzt der Architekt Shigeru Ban neue Maßstäbe. DIE ZUKUNFT DES WOHNENS Wie wohnen und bauen wir im Jahr 2025? Experten sehen Die Epoche des Holzes Entwicklungen voraus, die enorme Folgen für Design, Archi- tektur und Materialien haben werden. Aber nicht alles wird neu, im Gegenteil: Dem ältesten und beliebtesten Baustoff der Menschen wird eine große Zukunft vorausgesagt. AUTOR Till Schröder Es ist schlicht eine Frage der Zeit: sie- Die Beispiele machen Schule. Im Juni ben Geschosse in sieben Wochen, ohne 2011 wurde mit dem Richtfest im baye- Hetze und in guter Qualität. In dieser rischen Bad Aibling schon der nächste Geschwindigkeit wuchs 2007 in Berlin Rekord gefeiert: Deutschlands „höchs- Europas bis dahin höchstes Stadthaus tes Holz-Hochhaus“ mit 25 Metern Höhe aus Holz, von der Grundsteinlegung und acht Stockwerken. Drei Monate bis zum Richtfest. Im konventionellen später gab der Bürgermeister der ka- Hausbau gilt ein Stockwerk pro Monat nadischen Stadt Vanderhoof bekannt, als normal. Die Architekturpioniere des dass 2012 mit dem Bau des „höchsten Büros Kaden und Klingbeil schlugen Holzhochhauses der Welt“ begonnen damit ein neues Kapitel der Bauge- werde. Damit sollten sie sich allerdings schichte auf, nachdem sie jahrelang beeilen, denn am nördlichsten Ende mit den Behörden um Genehmigungen von Norwegen, im arktischen Städtchen und Sondergenehmigungen gerungen Kirkenes, möchte das Barents Sekre- hatten und endlich einen preisgekrön- tariat, das die norwegisch-russischen ten Präzendenzfall schaffen konnten. Handelsbeziehungen pflegt, bis 2014 Das moderne Stadthaus „e3“ mit seiner ein klimaneutrales Holzhochhaus bau- klaren Linienführung wurde nicht nur en. Geplant ist eine Höhe von 80 Metern zur Pilgerstätte für Architekten und mit 20 Stockwerken. Bauexperten, es legte auch die Devise der Zukunft fest: Bauen mit Holz. Ein Wer in Zukunft noch mitspielen will, neuer Wettlauf war eröffnet. muss sich von knapper werdenden Ressourcen unabhängig machen Ein knappes Jahr später schon stellte das Büro Waugh Thistleton Architects Bei den Skandinaviern hat die Verwen- den Berliner Rekord von 22 Metern dung von Holz beim Hausbau Tradition. Traufhöhe mit einem 29,75 Meter hohen Doch auch in anderen Regionen setzt Stadthaus in London ein. Bauzeit von sich das Material durch. So gibt der Planungsbeginn bis Schlüsselüber- Bundesverband Deutscher Fertigbau gabe: 18 Monate. Und nur anderthalb an, dass rund 90 Prozent der Fertigbau- Stunden dauerte es, bis alle Apartments häuser seiner Mitglieder auf Tafelbau- verkauft waren. Das gute Raumklima in weise mit MDF- und OSB-Platten und diesen Häusern hat sich herumgespro- einer Dämmung aus Zellulose setzten. chen. „Bei Holz denken manche noch Bauherren, die für ihre Fassade eine an Barackenarchitektur – im Winter mineralische Optik bevorzugen, lassen kalt, im Sommer heiß“, sagt Architekt Putze oder Klinkerplatten auf die Holz- Tom Kaden. „Aber das ist längst über- tafeln aufbringen. holt.“ Moderne Bauwerke aus Holz besitzen eine hohe Aufenthaltsqualität. „Holz ist für die Zukunft nicht wegzu- Und sie passen zu den Themen unserer denken“, sagt Karsten Bleymehl, Direc- Zeit: ökologisches Bewusstsein und tor Library & Materials Research beim Nachhaltigkeit. New Yorker Beratungsunternehmen Ma- 13
E _ Inspiration E _ Inspiration terial Connexion. Das Unternehmen mit berechnenden Gesamtbilanz betrach- fehlt nur noch das Umdenken“, sagt 1 Zweigstellen weltweit dokumentiert seit tet – weniger CO₂-Emissionen als ein Winter. Die Natur produziere über lange 1997 die Entwicklung neuer Materialien Stahlbau, eine gleich lange Lebens- Zeiträume vor und liefere dabei sogar und deren Einfluss auf das künftige dauer vorausgesetzt. „Dieser Blick für Hochleistungshölzer mit der dreifa- Design. Zu den Qualitäten von Holz das Ganze, die sogenannte Ökobilanz, chen Dichte von Fichte. Deren enorme befragt, fällt sein Urteil eindeutig aus: wird zunehmend die Materialien und Tragfähigkeit lädt Wolfgang Winter „Es ist nachwachsend, natürlich, und Ästhetik unserer Lebenswelt bestim- mit Blick auf das derzeit höchste Haus men“, sagt Bleymehl. „Vieles, was nach der Welt, den Burj Khalifa in Dubai, zu öko aussieht, entpuppt sich nach einer einem hypothetischen Gedankenspiel Lebenszyklusbilanz als Mogelpackung. ein: „Mit diesen Hölzern und einer » Mit einer entsprechenden Und umgekehrt sind manche normal entsprechenden Montagetechnik im Stil aussehende Produkte viel umweltver- des Eiffelturms etwa sind Holzhoch- Montagetechnik sind Holzhoch träglicher, als man ihnen zutraut.“ Eine häuser von 1000 Metern Höhe durchaus häuser von 1000 Metern Höhe weitere Rechnung gilt als sicher: Die denkbar.“ Weltbevölkerung wächst, seit 2011 leben durchaus denkbar. « erstmals sieben Milliarden Menschen Die hohe Rechenleistung moderner auf der Erde. Ressourcen wie Öl werden Computer macht traditionelle Wolfgang Winter, TU Wien 2 1 Neun Geschosse in neun Wochen: knapper, die Rohstoffpreise steigen. Handwerkskunst wieder marktfähig Holzhochhaus von Waugh Thistleton Umweltsünder werden im Wettbewerb Architects in London-Hackney. verdrängt. „Firmen, die 2025 noch am Komplex geflochtene Tragwerke aus 2 Bewegungstalent: Modell einer dazu ein bekannter Werkstoff.“ Heutige Markt bestehen, haben sich 2011 längst Verbund- beziehungsweise Brett- computergenerierten Holzkonstruk Innovationen fußen auf einem reichen intensiv mit diesen Tatsachen ausein schichthölzern gehören heute schon zu tion vom Kopenhagener Institut CITA. Erfahrungsschatz. Die große Zukunft andergesetzt“, so Bleymehl. Im zu den sensationellen Beispielen neuer 3 Reizvoller Zusammenklang von von Holz liegt in seiner großen Vergan- erwartenden Verteilungskampf zäh- Architektur, wie beispielsweise die Sichtbeton und Holz als Schmuck- genheit. Kein anderes Material hat sich len Konzepte, die die Ressourcen der Bauwerke des Japaners Shigeru Ban, element: Innenraum des Holz- in die Kulturgeschichte des Menschen Erde schonen. Span- und Faserplatten das Centre Pompidou im französischen Stadthauses von Kaden und Klingbeil so intensiv eingeschrieben. Holz ist uns kommt dabei eine besondere Bedeu- Metz oder der Golfclub Haesley Nine in Berlin. vertraut – und gerade lernen wir, Holz tung zu; bei ihrer Herstellung wird die Bridges in Yeoju. Hier spielt auf einer immer mehr zuzutrauen. Ressource Baum fast doppelt so effizi- Grundfläche von 36 auf 72 Metern ein ent verwertet wie bei einem Vollholzteil. Flechtwerk aus massiven Schichthöl- Das gesunde Raumklima in den Holz- zern über den Köpfen mit den Assozia häusern stoppt auch den Klimawandel Die Bauordnungen vieler Länder tionen von Baumwipfeln. Voraus- draußen. Wälder und Holz, das nicht erschweren allerdings Holzbauten in setzung für diesen Baustil war nicht verbrannt, sondern verbaut wird, Stadtzentren. Auf die Frage nach dem nur eine hohe Rechenleistung beim binden Treibhausgase. Also verursacht Warum nennt ein erfahrener Tragwerks- Entwurf, sondern auch Fortschritte bei ein Holzbau – in einer aufwendig zu experte wie Wolfgang Winter, Professor der Übertragung der Daten in die Steu- an der Technischen Universität Wien, erungssprache der Frästechnik. Jedes historisch-psychologische Gründe: „Eu- Bauteil ist anders geformt, und doch 3 ropa erlebte während des Ersten und fertigt dieselbe Fräse Hunderte dieser Zweiten Weltkriegs Flächenbrände, die verschiedenen Teile als wirtschaftliche tagelang wüteten. Aus der kollektiven Serienproduktion. Diese durch Com- Erfahrung entstand ein Reflex: Brenn- putertechnologie möglich gewordene bare Stoffe wie Holz gelten in verdich- Einzelanfertigung in Serie wird Archi- teten städtischen Räumen bis heute tektur und Design nachhaltig verän- als tabu.“ Technologisch kann er diese dern. Das lassen auch die Forschungen Ängste leicht entkräften. Auch Japan des Center for Information Technology habe Traumata mit Flächenbränden and Architecture (CITA) in Kopenhagen erlebt und trotzdem gute Erfahrungen erahnen. Interessanterweise führen die mit Holzbauten gemacht. Brandschutz Entwicklungen dort gerade nicht zu und Holz widersprechen sich nicht, den geometrisch-kristallinen Formen, im Gegenteil: Durch schlichte Über die man bisher mit Computerästhetik dimensionierung zum Beispiel, durch in Verbindung brachte. „Ich sehe eine Stahlarmierungen, die in Holzstützen Tendenz zur Materialität“, sagt Martin eingebracht werden, oder durch Holz- Tamke, Associate Professor an dem werkstoffe mit mineralischen Bindemit- bei der Kunstakademiets Arkitektskole teln, aus denen inzwischen auch schon angesiedelten Institut. „In unseren Autobahnbrücken gebaut wurden, Augen geht es in Zukunft nicht darum, Höchstes Holzhochhaus der Welt im hohen Norden: Entwurf des 80 Meter hohen Barents- tragen Bauteile aus Holz bei Feuer lange dem Material einen Willen aufzuzwän- house, das die Reiulf Ramstad Architects im norwegischen Kirkenes aus Holz bauen wollen. genug, um Rettung zu ermöglichen. „Es gen, sondern umgekehrt: schon beim 14 15
E _ Inspiration Designprozess die Wirkungen und Fä- spielt. Eine gute Optik genügt dage- higkeiten des Materials präsise voraus- gen selbst bei dekorativen Materialien sagen zu können.“ nicht mehr. Es zählt die ganze „Perfor- mance“, wie Martin Tamke das nennt. Die neue Freude am Holz kommt auch „Die Materialien der Zukunft müssen im Innenausbau und Interior Design nicht nur das Auge, sondern auch die zum Ausdruck. Dort wird das natür- anderen Sinne wie Tastsinn und Gehör überzeugen.“ Die Eigenschaften neuer Materialien, unangenehmen Nachhall unauffällig zu unterbinden, sind so » Die Werkstoffe der Zukunft müs- wichtig wie ihre optische Wirkung oder kulturelle Bedeutung als traditioneller sen nicht nur das Auge, sondern Baustoff. Auch hier eröffnet die Compu- auch die anderen Sinne wie Tast- tertechnologie neue Horizonte. Durch Simulationen lässt sich das komplizierte sinn und Gehör überzeugen. « Zusammenspiel von Material, Schall und Raumgestaltung immer sicherer Martin Tamke, CITA, Kopenhagen bestimmen. Ziel ist es, über das Be- trachten und Anfassen hinaus „archi- tektonische Atmosphären“ zu gestalten, liche Material als Schmuck in reizvollen sagt Tamke. Zukunftsfähige Materialien Kontrast zu anderen Materialien wie sprechen die Sinne an und sind zudem Sichtbeton oder Glas gebracht. Holz ist funktional. Die Anforderungen reichen gewachsen und speichert damit den von akustisch wirksam über besonders Luxus, nach dem sich unsere auf Tempo hohe Spannweiten bis hin zu schwer ausgerichtete Epoche immer mehr entflammbar. Darüber hinaus muss die sehnt: Zeit im Überfluss. Holz bringt Trägerplatte der Zukunft ökologisch dabei von Natur aus viele angenehme und gesundheitlich unbedenklich sein. Qualitäten mit. Es ist samten, warm und „Nachhaltigkeit und Gesundheit sind weich bei Berührung, es klingt schön, heute die wichtigsten Themen“, sagt wenn man dagegenklopft, viele mögen Bleymehl. Die Verwertung von Bruch- auch seinen harzigen Duft. Als Gewächs und Altholz macht damit die Span symbolisiert es Ursprünglichkeit, das platte, MDF und OSB zu den Produkten Echte und Einzigartige – Authentizität, der Stunde. Das gilt umso mehr, seit die im aktuellen Design eine Hauptrolle die Entwicklungen auf dem Gebiet der Das Holz wird knapp Bindemittel die Schadstoffemissionen von Holzwerkstoffen drastisch reduzier- ten. Auf wichtigen Märkten wie USA und Holzbau in Europa Japan gelten immer strengere Standards. Zwischen Form Und Funktion Wohin weisen diese Entwicklungen? Europa baut auf und aus Holz. Die Insgesamt wurden 2010 rund 15 Pro- Wie sehen unsere Städte, Häuser und Als nachwachsender Rohstoff sind an Holz hohe Holz ist in. Besonders beliebt ist die Gründe aber sind in den einzelnen zent der Neubauten in Europa aus Holz Wohnungen künftig aus? „2025 werden Eiche, für Möbel wie für Fußböden. „So europäischen Ländern so verschieden, fertiggestellt. Tendenz steigend. die Wahlmöglichkeiten der Rohstoffe Erwartungen geknüpft. Allerdings droht bald viele Eichenwälder gibt es gar nicht, wie es auch die lokalen Bautraditio- Generell lassen sich zwei Tendenzen stark eingeschränkt sein“, sagt Karsten um diese Nachfrage zu bedienen“, nen sind. In Schweden etwa war das ablesen: In Westeuropa, zumal in Bleymehl. „Bestimmte Produkte werden eine Versorgungslücke. Die steigende Nachfrage sagt Klaus Monhoff, Chefdesigner von Holzhaus immer der prägende Gebäu- Ländern mit starker Holzbautradition, nicht mehr marktfähig sein. Daraus EGGER. Laminatfußboden mit Eichen- detyp – heute sind, so eine aktuelle steht der Baustoff Holz für ein ästhe- leitet sich das Design der Zukunft ab.“ führt schon jetzt zu einem spürbaren Preisanstieg. dekor böten hier eine Alternative, die Studie der Unternehmensberatung B+L, tisch ambitioniertes und gleichzeitig Reduktion der Materialien, nachhaltiges HDF-Trägerplatten lassen sich auch aus vier von fünf Neubauten Holzhäuser. In ökologiebewusstes Bauen, das Bauher- Denken und Gesundheitsbewusstsein Die Hersteller sehen die Ursachen in der Politik. Altholzresten und Spänen herstellen. Österreich, mit einer Holzhaus-Quote ren wie Architekten viel Gestaltungs- bestimmen, welche Hersteller dann noch Doch selbst dieser Rohstoff ist nicht von 30,9 Prozent auf Platz zwei dieser freiraum lässt. In vielen osteuropäi- mitspielen. Die Kunst wird darin beste- autor Till Schröder unbegrenzt verfügbar. Statistik, erinnern die modernen, schen Ländern hingegen – vor allem hen, knappe Ressourcen wegzulassen Studien zur Ressource Holz zeigen, dass manchmal avantgardistischen Holzbau- in Russland – wird der Baustoff Holz und uns doch täglich das Erlebnis von unter Berücksichtigung der aktuellen ten einer jungen Architektengeneration derzeit als preiswerte Alternative für Natürlichkeit und Beständigkeit zu politischen Ziele spätestens in zehn Jah- an die Virtuosität historischer Holz- den dringend benötigten Wohnungs- schenken. Für diese Herausforderungen ren eine drastische Versorgungslücke bauten in Tirol oder im Bregenzerwald. neubau entdeckt. der Zukunft bietet Holz beste Voraus droht. Um die CO₂-Emissionen bis 2020 setzungen. Es fehlt nur das Umdenken – um 20 Prozent zu reduzieren, setzt die aber das ist nur noch eine Frage der Zeit. Politik auf Biomasse als Energieträger. 16 17
E _ Inspiration E _ Inspiration Holz gilt hier als die bei Weitem größte den Klimawandel beschleunigen.“ zen. Davon bestätigen die Ergebnisse Regionale Unterschiede in der Holznutzung Ressource. „Um die Ziele für die Versor- Der Europäische Verband der Holzher- des Forschungsprojekts EFSOS 2 der gung durch erneuerbare Energieträger steller (EPF) kritisiert die subventionier- Europäischen Wirtschaftskommission zu erreichen, müsste der Nachschub an te Nutzung von Vollholz als Energie- der Vereinten Nationen (UNECE) und Die Entwicklung von Angebot und Nachfrage bestim Holz innerhalb der nächsten 20 Jahre träger. Mit der Kampagne Aktionstag der FAO. Schon für ein angenommenes men den Holzpreis. Dabei stellen die gesamteuro um fast 50 Prozent steigen“, meldet die „Biomasse“ traten sie im Oktober 2010 Szenario bis 2030 auf der Basis von Be- päischen Studien für die einzelnen EU-Regionen UN-Landwirtschaftsorganisation FAO. mit der Forderung an die Öffentlichkeit, völkerungswachstum und einer Politik unterschiedliche Szenarien für 2020 dar, je nachdem Dieses Ziel erfordere eine beispiellose die einseitige Nutzung von Holz als der lokalen Lösungen verteuere sich ob das Holz vornehmlich als Baustoff (in der Kar Mobilisierung hoher Mengen aller Arten Brennstoff nicht weiter zu forcieren. Holz, Engpässe seien zu erwarten. Eine tengrafik hellgrün) oder als Biomasse (dunkelgrün) von Holz – und bringe „signifikante Durch die Zweifel der EEA fühlen sie EU-Politik, die Holz als Energieträger genutzt wird. Die Studie EUwood sagt für die west ökologische, finanzielle und institutio- sich bestätigt. „Wir sind in der verrück- ins Zentrum stellt, um die ehrgeizigen lichen Länder, darunter Österreich, Deutschland, nelle Kosten“ mit sich. ten Situation, dass die wirtschaftlichen Klimaziele zu erreichen, verstärkt diese Frankreich und England bereits für 2020 ein Defizit Anreize zur Verbrennung unseres wich- Tendenz. „Die Preiserwartungen zeigen von 125 Millionen Kubikmetern Holz voraus. Die Ob sich dadurch tatsächlich der ge- tigsten Rohstoffs der Wirtschaft und einen steten Anstieg im ganzen Wald- Graphik verdeutlicht die Gründe: In diesen Ländern wünschte Effekt auf das Klima einstellt, Umwelt gleichermaßen schaden“, sagt sektor, getrieben durch die steigende wird den Prognosen zufolge mehr Holz verbrannt, ist umstritten. So wiesen die 19 Exper- EPF-Präsident Laszlo Döry. Nachfrage und auftauchenden Eng- denn als Baumaterial verwendet. Dagegen lassen 37 37 ten des Wissenschaftlichen Ausschuss pässe.“ (siehe Graphik unten). Die gute sich in den nordischen Ländern Potenzial und Nut 91 78 der Europäischen Umweltagentur (EEA) Studien zeigen, dass die geförderte Nachricht lautet, dass dies zum wirt- zung auch in Zukunft in der Waage halten. auf einen „gravierenden Rechenfeh- Nutzung von Holz als Energie die schaftlicheren Umgang mit der Ressour- ler“ der Europäischen Union hin. Der Holzpreise schneller steigen lässt. ce führt. Dazu gehört die Nutzungskas- geplante Einsatz von Biomasse bewirke kade: Erst verbauen, dann verbrennen! nicht die gewünschte Reduzierung der Die holzverarbeitende Industrie beklagt Das fordern Hersteller schon lang. Nun Treibhausgase. „Es könnte sogar zu stei- schon länger steigende Holzpreise. erhalten sie zunehmend Bestätigung genden CO₂-Emissionen führen – und Der Anstieg wird sich künftig fortset- von offizieller Stelle. 7 12 1 12 30 15 40 50 1 19 31 90 90 40 10 Potenzial und Nachfrage in Europa 38 18 12 18 2010 Forstwirtschaft 717 Sonstige 308 Wissenschaftler rechnen bis 2030 mit einem wachsenden Defizit zwischen den potenziellen 20 Ressourcen (in der Graphik links: oberer Balken) 49 Material Holzwirtschaft 458 Energie 367 34 2 80 und der möglichen Nachfrage (unterer Balken) im 12 Wirtschaftsraum der 27 EU-Staaten (EU27). 14 17 2020 16 30 Forstwirtschaft 709 Sonstige 370 -69 2 14 15 12 Holzwirtschaft 529 Energie 573 26 39 2030 Forstwirtschaft 712 Sonstige 429 -231-231 Holzwirtschaft 620 Energie 752 Alle Angaben in Mio. m3 Rohstoffpotenzial Nutzung Alle Angaben in Mio. m3 Holz als Baustoff Holz als Biomasse Quelle: Udo Mantau et. al. 2010 EUwood – Real potential for changes in Quelle: Udo Mantau et. al. 2010EUwood – Real potential for changes in growth and use of EU forests. growth and use of EU forests. Final report. Hamburg, Germany. Final Report. Hamburg, Germany. 18 19
1 E _ Inspiration Mehr als ein 1 Das Bürogebäude in Radauti: höchste funktio- nale, ästhetische und umweltrelevante Ansprüche. 2 Moderne Arbeitsplätze für die Mitarbeiter. 3 Die Gebäude Innenräume sind hell und großzügig. 4 Holz prägt die Optik des Gebäudes. 5 Das Gebäude erhielt das Deutsche Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen in Gold. 2 3 4 Es ist ein faszinierendes Haus. Das neue Bürogebäude Bruno Moser beugt sich über die bestimmter Mann. „Mit dem Bau wollten Blick frei auf die Bergwelt und sorgen der Architekt im Sinn hatte. Und was ausladenden Pläne: ein großes Format wir vielmehr eine Haltung ausdrücken“. im Inneren für viel Transparenz. Für Moser dann unter der Projektleitung von des Familienunternehmens EGGER im rumänischen für ein großes Projekt, das doch so Das Motto des innovativen Familienun- das Gebäude im rumänischen Radauti Hannes Ehrensberger in Radauti baute, gar nichts Lautes und Übersteigertes ternehmens „Leben und Arbeiten mit stand Moser vor einer ungewöhnlichen kann sich sehen lassen. Die Fassade des Radauti ist so flexibel, offen und innovativ, dass es an sich hat. So wie Bruno Moser, der Holz“ ist heute aktueller denn je – und Herausforderung. Ein modulartiges Verwaltungsgebäudes ist durch eine Art Architekt mit dem kantigen Gesicht. genau das sollte sich im Verwaltungs- Gebäude, das zu fast 100 Prozent aus Schachbrettmuster so untergliedert, dass sich an jeden Standort anpassen kann. Der Beginn Hier, in der Berglandschaft Tirols, lebt gebäude widerspiegeln, das im rumäni- Produkten von EGGER bestehen und sich trotz der einheitlichen Materialien und arbeitet Moser. Hier ist sein bisher schen Radauti geplant war. zudem später auch an anderen Stand- faszinierende Kontraste offenbaren. Das einer nachhaltigen Tradition. größtes Projekt entstanden: das Ver- orten von EGGER reproduzierbar sein den geschlossenen Flächen vorgelagerte waltungsgebäude der Firma EGGER am Ein Gebäude, flexibel in der Nutzung sollte. Eine EGGER Architektur eben. Kupfertrapezblech lässt die Belichtung autor Lilo Solcher komplett neu entwickelten Werksstand- und nachhaltig in der Ökobilanz, fast Einerseits ein ganz konkret gut gebau- der dahinterliegenden Räume zu und ort im rumänischen Radauti. Hier sitzt komplett aus EGGER Produkten tes Haus, flexibel in der Nutzung, dient als Sonnenschutz. „Es wird mit der er zusammen mit EGGER Projektleiter nachhaltig in der ökologischen Bilanz, Zeit eine eigene Patina bekommen und Hannes Ehrensberger, und beide wissen Dass Bruno Moser das Rennen machte, wertig und langlebig in der qualitativen sich noch besser an die Umgebung und inzwischen, was sie mit vielen anderen verwundert nicht, wenn man sich den Umsetzung. Andererseits eine symbo- an den Holzbau anpassen“, sagt Moser. geschaffen haben: die Grundlage für Büro- und Wohnbau der architektur- lische Architektur, ein Gebäude gebaut eine originäre EGGER Architektur. WERKSTATT in Breitenbach Dorf an- aus jenen Plattenwaren, die das Tages- Die drei Dimensionen des Gebäudes – schaut. Mit seiner Schindelverkleidung geschäft von EGGER ausmachen. Grundriss, Raumhöhe, Ansicht – wur- „Nichts Extravagantes, aber auch nichts passt er sich an die umgebende Alpin- den durch das größte Maß der EGGER Gewöhnliches sollte es sein“, sagt Han- architektur an, ohne sich anzubiedern. Im 1:1-Modell, das im Vorfeld in OSB-Platten (11,50 mal 2,80 Meter) 5 nes Ehrensberger, ein freundlicher, Die großen Verglasungen geben den St. Johann entstand, wurde sichtbar, was bestimmt. „Formstabil, belastbar, fast 20 21
E _ Inspiration E _ Inspiration schadstofffrei und vor allem optisch gut gedämmt, im ganzen Gebäude 1 absolut markant“, beschreibt Ehrens- wurde Dreifach-Isolierglas verwendet, berger das Baumaterial, die OSB-Span- eine kontrollierte mechanische Be- platten. Die Schachbrettoptik wurde und Entlüftung mit hohem Wärme- durch Drehung einzelner Module um rückgewinnungsgrad wurde eingebaut, 180 Grad möglich. die Abwärme aus dem benachbarten Spanplatten-Werk wird zur Heizung des Eine logistische Herausforderung für Verwaltungsbaus verwendet. den Generalunternehmer Holzbau Saurer war der hohe Vorfertigungsgrad. Die Tiroler Bauherren ließen das Ge- bäude durch die Österreichische Gesell- schaft für Nachhaltige Immobilienwirt- schaft (ÖGNI) zertifizieren. „Wir hatten » Wir hatten die höchste Zertifizierung die höchste Stufe angestrebt“, benennt Ehrensberger das ambitionierte Ziel. für Nachhaltiges Bauen in Gold Alle waren sehr selbstbewusst, aber angestrebt. Als die Nachricht kam, als die positive Nachricht kam, war der Jubel riesig. „Gold ist dann doch sehr war der Jubel unbeschreiblich. « selten.“ Grundsätzlich sind alle ver- wendeten EGGER Produkte nach EPD Hannes Ehrensberger, Projektleiter (Environmental Product Declaration) zertifiziert. Auch dabei spielt die Öko- bilanz eine wichtige Rolle. Das Tiroler So waren alle Heiz- und Kühlelemente Unternehmen verarbeitet nur Holz aus schon eingebaut, der Hauptteil der nachhaltig bewirtschafteten Forsten, technischen Einrichtung befand sich möglichst in der Nähe der Fertigungs- schon in den Elementen, die komplette betriebe, um lange Lieferwege zu vermei- Elektro-Rohinstallation war fix und fer- den. Für die Produktion von Holzwerk- 1 Eigenproduktion: Die Räume sind 2 tig. 86 Lkw-Ladungen waren nötig, um stoffen nutzt die Firma ausschließlich komplett mit EGGER Werkstoffen ge- die in Höfen in Tirol gefertigten Bauteile Durchforstungshölzer, qualitativ gute staltet. 2 Voller Freude: Der Architekt „just in time“ zur Baustelle nach Rumä- Resthölzer von Sägewerken sowie Re- Bruno Moser (rechts) und EGGER nien zu bringen. Wichtig für EGGER und cycling-Hölzer. Diese selbst verordneten Projektleiter Hannes Ehrensberger. eine neue Erfahrung für den Architek- Umweltstandards gelten auch für den 3 Das neue Technologie Center in ten war die Homogenität des Materials. Verwaltungsbau in Rumänien. Das Unterradlberg: Bereits von außen zeigt „In Radauti“, sagt Moser, „ist alles aus Gebäude in Radauti ist somit auch ein sich seine architektonische Verwand- einem Guss“, aus OSB. Das Gebäude Referenzbau, der zeigt, was mit Produk- schaft mit dem Werk in Radauti. wirkt einladend hell, lichtdurchflu- ten von EGGER möglich ist – bis hin zu tet. Alle Oberflächen innen sind weiß den in eigener Produktion hergestellten lasiert, die OSB-Struktur bleibt sichtbar. platinweiß beschichteten Möbeln, die Durch die geschickte Stapelung und speziell geplant wurden. Verschränkung der Module entsteht ein Wechselspiel zwischen offenen und Die durchgängige Verwendung der geschlossenen Bereichen. Auch der OSB-Platten war zwar eine große Her- Lichteinfall wechselt je nach Modul – ausforderung für Bruno Moser, sorgte und doch hat man überall ausreichend aber auch für eine hohe Flexibilität GOLD 3 Helligkeit. Besonders reizvoll ist das im Inneren des Baus – und genau das Wechselspiel von Licht und Schatten wollte EGGER erreichen. Am Standort Gebäudezertifizierung im Foyer, das über alle drei Geschosse Unterradlberg bei St. Pölten in Nieder- Das Bürogebäude in Radauti hat das offen ist. österreich wurde bereits das EGGER ÖGNI/DGNB-Siegel für Nachhaltiges Technologiezentrums eröffnet. Auch Bauen in Gold erhalten. In die Zerti- Gebaute Philosophie und eine dafür hat sich das System des Verwal- fizierung fließen 60 Kriterien aus den unbezahlbare Gelegenheit, sich mit tungsgebäudes adaptieren lassen. Nur Themenfeldern Ökologie, Ökonomie, der Zukunft vertraut zu machen das Innere hat sich den neuen Funktio- soziale Aspekte, Technik, Prozesse nen angepasst. „Das beste Zeugnis ist, und Standort ein, zu denen detaillierte Das ganze Gebäude mit einer Bruttoge- dass die Firma mit dem Gebäudesystem Informationen zur Verfügung gestellt schossfläche von 3878,9 Quadratmetern weiterarbeitet“, sagt Hannes Ehrensber- werden müssen. Der Erfüllungsgrad ist auf Nachhaltigkeit angelegt und ger. Es klingt bescheiden und ist doch war mit 84 Prozent herausragend. besteht aus Passivhauskomponenten. ein großes Lob. Es ist der Beginn einer Die Wand- und Deckenaufbauten sind neuen EGGER Tradition. 22 23
E _ SOLUTIONS Wir von EGGER LUDGER MEINERT Marketing und Mustershop, Brilon Vier bis fünf Mal pro Woche erklärt er Besuchergruppen die Produktion am deutschen Standort Brilon. Schon beim Bewer- bungsgespräch vor über 20 Jahren stellten beide Seiten fest, dass der redegewandte Industriekaufmann gut mit Menschen kann. Er ist ein Mann der ersten Stunde. Schon vor Werkser- öffnung gehörte er zum Team des deutschen Vertriebs von E _ SOLUTIONS EGGER. Dessen Schreibtische standen damals noch in einer Dreizimmerwohnung in Gütersloh, rund 75 Kilometer von Brilon entfernt. Heute ist er außerdem für den Musterraum ver- antwortlich. 400 bis 600 DIN A4 große Muster gehen täglich an Architekten, Tischler und Industriebetriebe. „EGGER ist stark gewachsen“, sagt er. „Trotzdem ist die Atmosphäre weiterhin „Ältere Kunden nehmen lieber familiär. Aus dem freundschaftlichen Umgang mit den Inha- bern und der Werksleitung erhalte ich meine Motivation.“ ein Brett in die Hand, ihnen fehlt die Erfahrung mit den digitalen Oberflächen. Jüngere hingegen begeistern die spielerischen Mög- EMIL GHEORGHE Produktionsmanager, Radauti lichkeiten des Virtuellen Design- Auf die Technik im neuen Werk in seiner Heimatregion Radauti sprachen ihn sogar Bekannte in Bukarest an. Sein Herz schlägt für moderne Technologie. Und so be- Studios.“ warb er sich vor vier Jahren bei EGGER. Nach der Einarbeitung baute er die Produk- tion der beschichteten Platten und das Team dafür auf. Die erste Platte schoben sie von Hand in die Presse. „Es war einer der bewegendsten Momente.“ Heute läuft Michael Senft, Tischlermeister die Produktion auf Hochtouren. „Trotzdem ist die Atmosphäre wunderbar kollegial.“ Von Spanplatten und Festplatten (Seiten 32 bis 35) ALISON BIRD Risiko Controlling, Hexham Als sich Alison Bird als Teenager vor 35 Jahren um den Job des Office Junior bewarb, hieß das Spanplattenwerk in Hexham noch Weyroc Limited. 1984 übernahm EGGER das Werk und baute die Produktion aus. Heute ist Alison dort für das Risk Controlling verantwortlich: Sie verhandelt Kredit- ausfallversicherungen, die EGGER vor Ausfällen auf Seiten der Abnehmer schützen. Die raue Realität ist ihr tägliches Geschäft. „Das finanzielle Klima ist nicht so gut“, sagt sie. Umso dankbarer ist die zweifache Mutter für die „Work-Life- Balance“ bei EGGER. Sie engagiert sich im firmeneigenen Projekt „Healthy business, healthy people“ und berät Kolle- gen in Sachen Altersvorsorge. 25
Imposante Perspektive: Vis-à-vis des EGGER E _ Solutions Werkes ragen die schroffen Felsformationen des Wilden Kaisers in den Alpenhimmel. Das Werk in Sankt Johann Am 18. Dezember 1961, 22 Uhr, wurde am Fuße des W ilden Kaisers die erste Spanplatte gepresst. Eine Reise an den Ort, An den Wurzeln an dem die Geschichte von EGGER seinen Anfang nahm. Gemeinsam mit Menschen, die das Unternehmen prägten. autor Clemens Niedenthal Zugegeben, Erfolg ist keine Mengenan- in München oder Berlin vermeintlich gabe. Aber würde all das Holz, das hier mitten in ihnen lebte. Die Spanplatte – am Fuß des Wilden Kaisers binnen fünf 1932 von Max Himmelheber erfunden Tagen zerspant, gepresst und verleimt und mit der Materialnot der unmittel- wird, in den Tiroler Himmel gestapelt, baren Nachkriegsjahre bereits zu einer so wäre dieser Stapel exakt so groß wie gewissen Popularität gekommen – wür- die gesamte Jahresproduktion von 1962, de bald die Materialität unseres Alltags dem ersten kompletten Produktionsjahr prägen. Ganz neue Worte würden sich in der EGGER Firmengeschichte. Dem etablieren, die ihre Existenz einzig der ersten Jahr der Spanplattenproduktion in St. Johann in Tirol. Damit wäre schon eine Menge erzählt: Mit jedem Jahr seiner 50-jährigen Geschichte ist alleine » Einbauküche und das EGGER Stammwerk im Schnitt um das Eineinhalbfache seiner ursprüng- Schrankwand – ohne lichen Kapazität gewachsen. Gemessen die Spanplatte wäre in Produktivität: Allein 349 000 Kubik- meter beschichtete Spanplatten waren beides undenkbar. « es im vergangenen Jahr. Aber Erfolg ist eben keine Mengenan- gabe. Erfolg ist zunächst einmal eine Spanplatte verdanken. Einbauküche Idee. Und die Idee klang kühn in jenen zum Beispiel. Oder Schrankwand. Nur Tagen. Eine Spanplattenproduktion zwei moderne Möbelkonzepte, deren ausgerechnet in den Tiroler Bergen. Rezeptur auf der Erfindung dieses Gleich vis-à-vis vom Wilden Kaiser, der leichten und leicht zu verarbeitenden mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Holzwerkstoffes basiert. der Nachkriegsjahre auch zu einer florierenden Tourismuslandschaft ge- Manfred Dittrich lebt 1961 in Springe bei worden war. Die majestätischen Fels- Hannover. Ein junger Maschinenbauer, formationen des Kaisergebirges, die frisch von der Universität. Für Fritz herausgeputzten Ortsbilder. Katholisch, Egger senior soll er eigentlich nur die zupackend, handfest. Montage der Maschinen beaufsichtigen. Dittrich soll bei der Inbetriebnahme des Im Sommer 1961 ließ Fritz Egger das Trockners und der Presse parat stehen, alte Sägewerk der Familie abreißen. bloß für den Fall der Fälle. 50 Jahre Am 18. Dezember, 22 Uhr, produzierte später steht sein Haus gleich neben er an derselben Stelle seine erste Span- dem alten Bauernhof der Eggers, der platte. 3,50 Meter lang, 1,75 Meter breit, heute der landwirtschaftliche Betrieb die erste Normgröße eines Werkstof- von Fritz Egger ist. Wie stark muss eine fes, der bald darauf selbst zu einem Idee sein, die einen 24-jährigen Ingeni- Standardmaß der Moderne werden eur aus der norddeutschen Tiefebene sollte. Vermutlich hat Fritz Egger die in die Tiroler Berge zieht? Die ihn so modernen Zeiten deutlicher gesehen als vorbehaltlos vertrauen lässt, in einen manch einer, der in Wien, in Frankfurt, Menschen, in eine Idee. Und in ein Pro- 27
1 E _ Solutions E _ Solutions 2 1 Auf der grünen Wiese: das Werksgelände in St. Johann, 240 000 Quadratmeter groß. 2 Der Weg zur Spannplatte: Arbeitsalltag in den 60er-Jahren. 3 Aller Ideen Anfang: Das Spanplattenwerk im Sommer 1962, diese erste Produktionshalle ist noch heute Teil der Produktionsanlagen. 4 Visionär: Werksgründer Fritz Egger senior. 3 4 dukt. Am 4. Oktober 1961 war Manfred Dittrich. „Im Spätsommer, wenn das beschäftigt, mit 28 Mitarbeitern hatte auf die Schultern. Ein Unternehmen in viele von ihnen nach der Arbeit noch Dittrich nach St. Johann gekommen, am Wetter gut war und das Gras hoch, sind Fritz Egger senior 1961 angefangen. all den Jahren und Jahrzehnten in Bewe- Tourenski laufen. 8. Dezember hat ihn Fritz Egger senior Fritz Egger und ich in die Wiesen ge- gung zu halten und ein ums andere Mal gefragt, ob er nicht sein Werksleiter fahren und haben die Leute gemeinsam Nicht nur das Produkt, die Spanplatte, neu aufzustellen, ist wie ein Staffellauf. Bruno Reiter fing als 15-Jähriger als werden wolle. Der eigentliche Kandidat, bekniet, doch wieder zu ihrer Schicht war damals neu für die Menschen aus Die Übergabe des Staffelstabs ist dabei Lehrling in der Betriebsschlosserei an. ein Technokrat in weißem Kittel, hatte zu kommen. Da hatten sie alle in der St. Johann und den umliegenden Orten, ein zentraler Moment. 35 Jahre ist das jetzt her. Bruno Reiter sich als reichlich ungeschickt erwiesen. Heuernte zu tun.“ die bald immer zahlreicher bei EGGER kann sich noch an die Zeit erinnern, Im Umgang mit der Materie und den anheuerten. Neu war auch der minutiös Seit 2008 ist EGGER auch ein als er dem einen oder anderen im Menschen. Gut 900 Mitarbeiter sind heute in getaktete Alltag der industriellen Pro- Energieanbieter –und das Werk Freundes- und Bekanntenkreis noch St. Johann beschäftigt – mit 28 duktion. „Nach zwei, drei Jahren hatte in St. Johann ein effizientes erklären musste, „warum ich denn jetzt Leuten fing Fritz Egger sen. 1961 an sich das alles eingespielt“, so Werks- Heizkraftwerk da im Werk angefangen habe“. So ein leiter Dittrich, „Mit den Leuten damals Industrieareal prägt eine Landschaft. » Während der Heuernte haben In den Bergen Tirols ist die Heuernte haben wir einen Glücksgriff gemacht An der Pinnwand ein Aushang. „EGGER Zumal eine Landschaft, in der viele Fa- eine Familienangelegenheit. Und – auch, weil die Entlohnung immer eine läuft“. Solche Lauftreffs gibt es inzwi- milien zumindest einen Teil ihres Aus- wir die Männer bekniet, wieder vielleicht, weil auch die Eggers immer faire war.“ Wie Manfred Dittrich mit sei- schen in fast allen der 17 EGGER Wer- kommens mit dem Tourismus erwirt- ins Werk zu kommen. Da hatten Landwirte waren, ist aus dem Werk nen noch immer zupackenden Händen ken. Und für jeden Start eines Mitar- schaften. „In den 1990ern hat sich das so etwas wie eine Familie geworden. gestenreich ins Gestern greift, beginnt beiters bei einem Volkslauf, für jeden endgültig gedreht“, resümiert Reiter, sie alle auf den Wiesen zu tun. « Namen beispielsweise sind wichtig man langsam die Dimensionen dieser gelaufenen Kilometer, spendet das „man wird hier im Tal nicht mehr als in dieser Welt. „In diesem Bereich Aufbruchsstimmung zu begreifen. Unternehmen EGGER einen Betrag für die Fabrik mit dem Schornstein wahr- Manfred Dittrich, Technischer Gesamtleiter a. D. verantwortlich für Ordnung und karitative Zwecke in der Heimatregion genommen, sondern als ein modernes, Sauberkeit: Peter Gebeshuber“ steht Experimente, Entscheidungen, perma- des jeweiligen Werkes. Am Standort nach vorn gewandtes Unternehmen. weiß auf rot am neuen Trockner. Und nente Expansion. Menschen, so sagt in St. Johann scheint es unter den Mit- Inzwischen arbeiten so viele ausgebil- „Unsere ersten Arbeiter waren die zweit- solche Schilder finden sich überall man, wachsen mit ihren Aufgaben. Und arbeitern im Übrigen viele Läufer zu dete Köche und Kellner hier, wir könn- oder drittgeborenen Söhne der Bauern, auf dem inzwischen 100 Fußballfelder Manfred Dittrich hat längst die Größe, geben. Oder ist es dieses Tiroler Leben, ten glatt ein eigenes Hotel aufmachen.“ ungelernte Kräfte, Spanplattenmacher großen Werksgelände. So weiß man, auch das Werk seiner Nachfolger zu die Luft und die Berge, die diese drah- gab es ja quasi noch gar nicht und erst mit wem man es zu tun hat. Und zu tun bestaunen. „Sauber gemacht“, sagt der tigen Menschen hervorbringen? Im In gewissem Sinne sind Bruno Reiter recht nicht den späteren Ausbildungs- haben viele im Stammwerk von EGGER. Niedersachse. Und klopft dem heutigen Winter, der in den Kitzbühler Alpen und sein Werk diesen Weg gemeinsam beruf des Holztechnikers“, erinnert sich Gut 900 Menschen sind dort heute Werksleiter, dem Tiroler Albert Berktold, angenehm lange dauern kann, gehen gegangen. Er, der Schlosserlehrling, 28 29
E _ Solutions E _ Solutions und – in übergeordneter Funktion – thermische Energie, die so eine Fabrik 1 2 Leiter Produktion und Technik für verbraucht und eben auch erzeugt, die west-österreichischen EGGER konsequent verwendet werden. Und so Werke. Die Inbetriebnahme des neuen speist die Abwärme des Hochleistungs- Hochleistungs-Trommeltrockners wur- Trommeltrockners seit dem September de von ihm betreut, eine raumgreifen- 2008 ein Fernwärmenetz der Gemeinde de Anlage, effizient wie keine andere St. Johann. Auf einer Streckenlänge in Europa. Die Produktionsstraße für von insgesamt 32 Kilometern daran angeschlossen: etwa 1 300 Haushalte und Gewerbebetriebe. Eine „optimale Nutzung des Themas Holz in der Kreis- » Nachhaltig handeln laufwirtschaft“, nennt Albert Berktold das. Was so einfach klingt, benötigte al- bedeutet etwa die optimale lerdings eine diffizile Abluftreinigungs- 1 In St. Johann nahm EGGER 2006 die weltweit Nutzung des Themas Holz erste industrielle Fertigungsanlage für Leichtbau- anlage, einen Biomasseheizkessel – platten mit Wabenkern aus Recyclingcellulose in und entsprechend hohe Investitionen. in der Kreislaufwirtschaft. « Betrieb. 2 Der Spankuchen auf dem Weg in die ContiRoll-Presse. 3 Ohne prüfende Blicke verlässt Aber mit Investitionen in die Zukunft Albert Berktold, Werksleiter keine Platte die Produktion. 4 Kurztaktbeschich- kennt man sich bei EGGER aus. So wie tungsanlagen sind seit 1975 fester Bestandteil 1963, als Fritz Egger senior kurzent des Werks. 5 Eine Imprägnierungsanlage für die schlossen – ein Lieferengpass bei den Dekorpapierimprägnierung. die Eurolight-Produkte wurde mit ihm Lieferanten brachte ihn zu dem Ent- realisiert, eine hochfunktionale und schluss – in eine eigene Leimherstel- gleichzeitig maximal gewichtsreduzier- lung investiert hatte, die für ein paar te Leichtbauplatte, zwei Dünnspan- Jahre betrieben wurde. Zum Leidwesen platten, zwischen ihnen eine stabili- seiner Söhne Michael und Fritz, wie sierende Struktur aus Kartonwaben. sich Manfred Dittrich erinnert: „Den Ein nachhaltiges Produkt, reduziert Leimkessel zu putzen, das war echte nicht nur im Gewicht, sondern auch Sträflingsarbeit, aber da hat der alte im effektiven, maximal minimalen Ein- Egger keine Unterschiede gemacht, satz der Materialien Holz und Papier. da musste jeder mal ran.“ Da ist sie Vor allem aber hat Albert Berktold das wieder, die EGGER Familie, die alle Mit- Werk auf einem Weg begleitet, der auf arbeiter einbezieht. Werk und Familie den ersten Blick so gar nichts mit der wachsen wie ein Baumstamm. Stoisch eigentlichen Profession des Fami- zieht hier die Natur Jahr um Jahr ihre lienunternehmens zu tun hat: Seit Ringe. Auch das Spanplattenwerk 3 leitet heute das Qualitätsmanagement September 2008 ist EGGER auch ein wuchs Ring um Ring: Die alte Halle der gesamten EGGER Gruppe. Und Energieanbieter – und das Stammwerk von 1961 steht noch immer, umzingelt nennt sich doch am liebsten einfach an der Kitzbüheler Ache eben auch von immer neuen Bauabschnitten. „Spanplattenmann“. Biografien wie ein Heizkraftwerk. Ein Aufsehen erre- Einen dreistelligen Millionenbetrag die von Bruno Reiter stehen exemp- gendes Energie- und Umweltprojekt, investierte EGGER in den vergange- larisch für ein Unternehmen, das die längst wahrgenommen weit über die nen zehn Jahren alleine in das Tiroler Menschen immer mitgenommen hat. Grenzen von Österreich hinaus. Stammwerk. Das Werk ist ein schönes Und zwar aus der tiefen Überzeugung Symbol für den Gestaltungswillen des heraus, dass es letztlich einzig diese EGGER investierte auch in den Menschen, die Kraft der Ideen und Menschen sind, die das Unternehmen vergangenen Jahren in St. Johann den Platz, den man dafür braucht. immer weiter entwickeln. So dachte weiter in Zukunftstechnologien Fritz Egger senior, der Pionier, der Hier, am Standort St. Johann, spürt man 5 4 1982 mitten in der Projektionsphase Wie es dazu gekommen ist? Man Aufbruchstimmung und Innovations- eines neuen, fünften Unternehmens hat einfach die Idee der Spanplatte bereitschaft, die ihr Selbstbewusstsein standortes tödlich verunglücken sollte. kon-sequent zu Ende gedacht. Denn immer auch aus einer tiefen Verwur- So denken seine beiden Söhne Fritz gerade aus der Überlegung heraus, zelung zieht. Vermutlich, so sieht es und Michael. Und so denken aktuell die dass die Spanplattenherstellung gerade Albert Berktold, würde man so ein Werk drei Geschäftsführer Thomas Leissing, da-durch konsequent nachhaltig ist, mit all der notwendigen Infrastruktur Ulrich Bühler und Walter Schiegl. dass eben alle Bestandteile eines und der Verkehrsanbindung heute nicht Baumes – nicht nur seine massiven mehr in ein Alpental fernab der nächs- Auch Albert Berktold ist mit und bei Filetstücke – verwendet werden, ten Autobahnausfahrt bauen – ziemlich EGGER groß geworden. Er ist heute entwickelte man eine eigentlich ganz sicher aber hat diese Geschichte genau Werksleiter im Stammwerk St. Johann einfache Idee: Künftig sollte auch alle so einen Ort gebraucht. 30 31
E _ Solutions E _ Solutions Die Geschichte Das Werk in St. Johann 1961 Produktion der ersten Spanplatte am 18. Dezember, 22 Uhr. 1962 Die Tagesproduktion in St. Johann beläuft sich auf 30 Kubikmeter. 1963 Inbetriebnahme einer eigenen Leimfabrik (für ein paar Jahre). Im selben Jahr geht auch die erste Furnieranlage in Betrieb. 1973 Am 29. November zerstört ein Brand große Teile des Werkes. Noch während der Löscharbeiten fordert Fritz Egger senior eine neue Spanplattenpresse. 1982 Fritz Egger senior verunglückt bei einem Autounfall tödlich. Seine drei Söhne, Edmund, Fritz und Michael Egger treten in die Fußstapfen des Vaters. 1988 Inbetriebnahme der ersten ContiRoll-Presse. Von Spanplatten 1992 EGGER setzt auf ein neuartiges Verfahren der Abluftreinigung. Es ist weltweit der erste Nasselek- tronikfilter in der Holzwerkstoff- und Festplatten branche überhaupt. 1993 Die Restwärme des Wasch- wassers wird zur Erwärmung des Schwimmbads St. Johann genutzt. 1994 Einstieg in die Möbelteile- fertigung. 1995 EGGER nimmt die Laminatpro- duktion auf und wird zunehmend zu einem Komplettanbieter. Mit dem Virtuellen Design-Studio (VDS) hat Michael Senft weiß um die Insignien 1996 Edmund Egger stirbt bei einem seines Handwerks. Zollstock und Blei- Flugzeugabsturz. EGGER mehr entwickelt als nur ein Werk- stift stecken in der Seitentasche seiner 2006 Produktionsstart von olivgrünen Arbeitshose. „Feine Möbel EUROLIGHT® Leichtbauplatten zeug zur Visualisierung seiner Dekore. aus edlen Hölzern“ steht in eingestick- in St. Johann. ten Buchstaben auf der Brust seines Das HolzForum und der Küchenhersteller Poloshirts. An diesem Vormittag aber 2010 Fertigstellung des Energie- und wird keine Anrichte skizziert und kein Umweltprojektes St. Johann: ewe setzen bereits auf das Werkzeug einer Wohnzimmer vermessen. Stattdessen Die Abluft des Trockners versorgt präsentiert Senft einem jungen Paar 450 Haushalte in St. Johann mit ganz neuen Wahrnehmung. verschiedene Farb- und Dekorkonzepte Heizenergie. für eine individuell maßgetischlerte 2011 „50-Jahr-Feier“ bei EGGER. autor Clemens Niedenthal Einbauküche – als virtuell simulierte 3-D-Projektion. Das HolzForum am Münchener Stadt- rand ist eine Art Atelierhaus für Hand- Natur und Technik: werker, Zimmerleute, Bauschreiner, Die Abluftreinigungsanlage vor der Möbeltischler. Es ist ein Raumlabor für Kulisse des Kaisergebirges. zeitgemäßes und innovatives Arbeiten 32 33
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