Dpr # 12/2019 - community-management wörterbuch goes digital mehr traffic auf der website data driven marketing - aber richtig

Die Seite wird erstellt Kevin Krieger
 
WEITER LESEN
Dpr # 12/2019 - community-management wörterbuch goes digital mehr traffic auf der website data driven marketing - aber richtig
dpr
   das magazin zur digitalen transformation der medienbranche   ISSN 2512–9368

             # 12/2019
         digital publishing report

           community-management
             wörterbuch goes digital
         mehr traffic auf der website
 data driven marketing - aber richtig
Dpr # 12/2019 - community-management wörterbuch goes digital mehr traffic auf der website data driven marketing - aber richtig
ein paar worte zum geleit
    D   ie „Buchtage 2019“ des Börsenvereins des
        Deutschen Buchhandels stehen vor der
    Tür, und auch hier hat man sich dem digitalen
                                                         zeigt, eine große Analyse gemeinsam mit dem
                                                         Marktforschungsinstitut YouGov, die gezielt
                                                         die Bevölkerungsgruppe der Mediennutzer von
    Thema nicht verschließen können, läuft doch          14 bis 29 Jahren in den Fokus rückt.“ Den Me-
    die Veranstaltung unter dem Motto „Und mor-          dienmonitor, so viel Eigenwerbung muss sein,
    gen das Buch? Schreiben und Lesen im digi-           gibt es jetzt übrigens in einer Basic-Version mit
    talen Zeitalter“. Dieses „digitale Zeitalter“ (man   den wichtigsten Ergebnissen zum unschlag-
    könnte auch ironisch anmerken: Willkommen            baren Preis von 99 Euro.
    im 21. Jahrhundert!) hat seine Krallen ja schon        Doch zurück zum Thema Börsenverein und
    tief ins Fleisch der Buchbranche geschlagen,         das 21. Jahrhundert: Auf den Buchtagen stehen
    Auslöser war die vielfach zitierte Studie der GfK    Vorstandswahlen und damit auch die Wahl
    und 6 Millionen Leser und Leserinnen, die man        eines neuen Vorstehers (oder diesmal Vorste-
    verloren habe. Da passt es gut, dass                                 herin?) an. Das hatte in der Ver-
    einige Tage vor der Veranstaltung                                    gangenheit die Aufgeregtheit
    der Börsenverein vermelden konnte,                                   eines Konferenz-Kaffees, doch
    dass mit Blick auf das Jahr 2018 eine                                dieses Mal ist nicht nur tat-
    „Trendwende“ geschafft sei: Man                                      sächlich Wahlkampfstimmung
    habe „300.000 Buchkäuferinnen und                                    – er wird auch auf allen Kanälen
    -käufer zurückgewinnen“ können.                                      ausgetragen, per Video, im Web
    Das sind erst mal positive Nach-                                     und sogar in den sozialen Netz-
    richten, als Skeptiker kann ich mir                                  werken. Gut, auch hier gibt es
    dennoch die Überlegung nicht ver-                                    eine traditionelle Stoßrichtung,
    kneifen, ob wir es hier eher mit einer                               Wahlkampf wird auf Facebook
    Konsolidierungsphase zu tun haben                                    in der Gruppe „Buchhandels-
    – was ja schon gut wäre –, oder ob                                   treff“ geführt, merkwürdiger-
    eine Schwalbe wirklich schon einen                                   weise nicht in den eher ver-
    Sommer ausmacht. Das werden mit                                      lagsnahen Gruppen oder der
    Sicherheit die nächsten Jahre zeigen, schließ-       Börsenverein-Gruppe selbst. Aber er wird ge-
    lich geht Netflix nicht weg, um es salopp zu for-    führt – und angesichts der Peinlichkeiten, mit
    mulieren.                                            denen uns einige politische Parteien gerade
      Kollege Daniel Lenz, der den dpr-Medienmo-         den Alltag würzen, nicht einmal schlecht. End-
    nitor „Zukunft der Mediennutzung 2019“ ver-          lich wird auch einmal diskutiert, oft auch sehr
    antwortet, sieht auf der Grundlage der Analy-        kontrovers – aber genau darum geht es ja. Die-
    sen keine Entwarnung: „Fest steht jedoch, dass       se Entwicklung ist eher ein Zeichen dafür, dass
    die Trends gerade in der – für die Zukunft der       die Digitalisierung in der eher als träge emp-
    Buch- und Medienbranche – alles entschei-            fundenen Buchbranche angekommen ist.
    denden jüngeren Zielgruppe nicht so eindeutig
    (positiv) ausfallen wie vom Börsenverein sug-        Viel Spaß und Erkenntnisse wünscht
    geriert. Das hat im Frühjahr der dpr-Medien-
    monitor ‚Zukunft der Mediennutzung 2019‘ ge-         Ihr Steffen Meier

2
Dpr # 12/2019 - community-management wörterbuch goes digital mehr traffic auf der website data driven marketing - aber richtig
in
ha
lt

                                                                    impressum      Der digital publishing report
                                                                    ist ein 14-tägig erscheinendes Magazin zur
                                                                    digitalen Transformation der Medienbran-
                                                                    che. Format: PDF. Herausgeber und V.i.S.d.P.:
                                                                    Steffen Meier. Redaktion: dpr / Postfach
                                                                    12 61 / 86712 Nördlingen. Co-Herausgeber:
                                                                    Daniel Lenz. Art Direction: Cornelia Zeug.
                                                                    Textredaktion: Nikolaus Wolters - ISSN zu-
                                                                    geteilt vom Nationalen ISSN-Zentrum für
                                                                    Deutschland: Digital publishing report ISSN
                                                                    2512–9368
                                                                    bildquellen      Alle Bilder sind entweder im
                                                                    Artikel direkt vermerkt oder von den Autoren

4      „wenn ich an meine altersvorsorge         16     alles was sie über community- ma-
denke, wird mir angst und bange“. dpr-medi-      nagement wissen müssen (teil 1) // julia
enmonitor gehalt 2019 // daniel lenz             tanasic, cordula casaretto

9     sinn und glück als geldwerte gehalts-      20     data driven marketing. wenn zu viele
bestandteile. kommentar zum dpr-medien-          daten entscheidungsprozesse blockieren //
monitor gehalt 2019 // sabine dörrich            mike weiler

12     das wörterbuch to go. wie die digitali-   24    mit paid traffic besucher auf die eige-
sierung den wörterbuchmarkt                      ne website locken // alexander pühringer
aufwirbelt // kerstin enderle

                                        31 heftübersicht

                                                                                                                    3
Dpr # 12/2019 - community-management wörterbuch goes digital mehr traffic auf der website data driven marketing - aber richtig
„wenn ich an meine alters-
vorsorge denke, wird mir
angst und bange“
dpr-medienmonitor gehalt 2019
daniel lenz

    W     ir müssen uns die Verlagsmitarbeiterin
          oder den Verlagsmitarbeiter als einen
    glücklichen Menschen vorstellen, die Zufrie-
                                                        so deutlich ins Gewicht fällt. Besonders in den
                                                        Vertriebsabteilungen sowie in Fachverlagen
                                                        scheinen die Daumen der Mitarbeiter immer
    denheit im Job ist weitaus größer als im Bran-      häufiger nach unten zu zeigen.
    chenvergleich – so lautete im April 2018 ein
    Fazit des in der Branche intensiv diskutierten        Deutlich wird das Rumoren an den Kommen-
    „dpr-Medienmonitors Gehalt“. Ein Jahr später        taren der Befragten, die zunehmend eine Schie-
    zeichnet sich bei der Wiederauflage der Erhe-       flage diagnostizieren: Zwar stellt der Job sie
    bung ein ähnlich positives Teilergebnis ab: Jeder   größtenteils zufrieden. Doch die Vergütung
    zweite befragte Mitarbeiter der Verlagsbranche      stimmt bei den meisten einfach nicht. Mehr
    ist zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit dem     als jeder zweite Befragte (56 %) verdient unter
    eigenen Job.                                        40.000 Euro im Jahr brutto – und das, obwohl
      „Noch“ müsste an dieser Stelle die Ergänzung      über 80 % über einen Hochschulabschluss ver-
    lauten, denn: Es scheint allmählich zu rumoren      fügen; obwohl fast drei Viertel aller Befragten
    bei den Verlagsmitarbeitern. Im Vergleich zum       mehr als vertraglich vereinbart arbeiten (was
    Vorjahr ist die Quote der Zufriedenen gesunken,     bei fast einem Drittel ohne Ausgleich in Form
    auch wenn dieses Minus statistisch noch nicht       von Geld oder Freizeit erfolgt). Besonders ekla-

4
Dpr # 12/2019 - community-management wörterbuch goes digital mehr traffic auf der website data driven marketing - aber richtig
tant ist diese Schere bei Frauen – ähnlich wie im      Unternehmensgröße: Die Verteilung liegt eini-
Schnitt der gesamten deutschen Wirtschaft.            germaßen gleichmäßig bei kleineren und grö-
 Das Geld wird also zunehmend zum Problem in          ßeren Unternehmen; 57 % der Unternehmen,
der Branche. In einigen Führungsetagen ist die        in denen die Teilnehmer der Befragung arbei-
Schieflage offenbar erkannt worden, denn im           ten, haben mehr als 50 Mitarbeiter, 20 % über
Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der Arbeit-      201 Mitarbeiter. 40 % der Teilnehmer arbeiten
nehmer mit Gehaltsplus leicht gestiegen (um           in einem Unternehmen mit mehr als 5 Millionen
7 Prozentpunkte). Das wird nicht genügen, wes-        Euro Jahresumsatz; bei 30 % liegen die Erlöse
halb das noch leise Rumoren in der Belegschaft        der Firma über 10 Millionen Euro (da hier mehr
künftig lauter werden dürfte. Eine gefährliche        als ein Drittel „Weiß ich nicht“ angegeben ha-
Entwicklung in einer margenarmen Branche mit          ben, dürfte die tatsächliche Verteilung aller-
erheblichem Transformationsbedarf, in der eine        dings etwas abweichen).
Abwanderung von Fachkräften nicht ohne Spu-            Abteilungen: Die Teilnehmer arbeiten schwer-
ren bleiben dürfte.                                   punktmäßig in den Bereichen Lektorat/Re-
                                                      daktion (30 %) und (Online-)Marketing/Social
           Allgemeine Ergebnisse                      Media/Werbung (22 %), die restlichen großen
Erhebung: Die Befragung zum dpr-Medienmoni-           Abteilungen von Verlagen (Vertrieb, Herstel-
tor Gehalt wurde vom 12. April bis zum 16. Mai 2019   lung/Produktion) liegen ähnlich stark bei 14 %
durchgeführt. Teilgenommen haben 337 Per-             bzw. 10 %.
sonen, die per Onlinefragebogen insgesamt
                                                               Einkommen nach Abteilungen
21 Fragen beantwortet haben.
 Geschlecht und Alter: 80 % der Antworten             Die Analyse der Einkommen von Mitarbeitern
kommen von Frauen, 20 % von Männern. Das              nach Abteilungen zeigt, dass in den Bereichen
deckt sich zwar mit dem grundsätzlichen Be-           (Online-)Marketing/Social      Media/Werbung,
fund, dass zumindest die Buchbranche mehr-            Lektorat/Redaktion sowie Vertrieb jeweils
heitlich weiblich geprägt ist, dennoch haben          fast zwei Drittel der Befragten bei einem Jah-
Frauen in der Erhebung ein statistisches Über-        resbruttofixgehalt unter 40.000 Euro liegen;
gewicht.                                              nimmt man die Führungskräfte heraus, liegen
 Alter: Die Teilnehmer gehören eher zu jün-           die Anteile in den genannten Abteilungen zwi-
geren Generation: 77 % der Befragten sind unter       schen 70 % und 75 %. Bei Mitarbeitern aus der
40 Jahre alt.                                         Herstellung/Produktion und der IT ist der Anteil
 Berufserfahrung: Fast ein Drittel (31 %) hat         der vergleichsweisen Niedrigverdiener weitaus
mehr als zehn Jahre Berufserfahrung; das Gros         geringer.
der Teilnehmer (49%) ist weniger als fünf Jahre         Schaut man sich die Führungskräfte nach Ab-
im Job.                                               teilungen an, liegen Herstellung und IT ebenfalls
 Karriereebene: Mit 66 % haben zwei Drittel           an der Spitze. Verdienen hier je über die Hälfte
der Teilnehmer keine Führungsverantwortung.           der Entscheider mehr als 60.000 Euro pro Jahr,
25 % arbeiten als Team- oder Abteilungsleiter,        liegt der 60k-plus-Anteil bei den Entscheidern
2 % in der Geschäftsführung.                          aus Marketing, Vertrieb und Redaktion/Lektorat
 Gehalt: Mehr als jeder zweite Befragte               nur zwischen 30 % und 36 %.
(56 %) verdient unter 40.000 Euro im Jahr brut-
to. Der Anteil in dieser Gehaltsklasse liegt bei
Publikumsverlagen (66 %) deutlich höher als
bei Fachbuchverlagen (41 %), bei denen die Mit-
arbeiter tendenziell mehr verdienen.
 Ausbildung: 82 % der an der Umfrage beteili-
gten Medienschaffenden verfügen über einen
Hochschulabschluss. Die Ausbildungswege sind
insgesamt sehr weit verzweigt, es dominieren
allerdings Sprachen (z.B. Germanistik, Anglistik,
Romanistik, zu 30 %) und Buchwissenschaften
(12 %).
 Unternehmenstyp: 29 % der Teilnehmer arbei-
ten in einem Fachverlag, 42 % in einem Publi-
kumsbuchverlag. Die restlichen Anteile vertei-
len sich hauptsächlich auf andere Verlagstypen
und Dienstleister.                                    Mitarbeiter ohne Führungsaufgaben nach Abteilungen

                                                                                                           5
Dpr # 12/2019 - community-management wörterbuch goes digital mehr traffic auf der website data driven marketing - aber richtig
Anteil der Geschlechter ohne Füh-
                                                                             rungsverantwortung.

                                                                             Mitarbeiter mit Führungsaufga-
                                                                             ben nach Geschlecht.

       Karrierestufe und Einkommen nach                da nur 7 % aller Befragten unter 35 Wochen-
                 Geschlechtern                         stunden arbeiten.
    Wie in anderen Branchen herrschen auch in der         Gehaltsstruktur, -entwicklung und
    Medienbranche deutliche Einkommens- und                         Fortbildungen
    Karrierestufen-Unterschiede zwischen Män-
                                                       Gehaltsstruktur: Das Gros der Teilnehmer,
    nern und Frauen, die sich bei den Frauen auf die
                                                       nämlich 89 %, bekommt neben dem eigent-
    Formel bringen lässt: „weniger Geld, weniger
                                                       lichen Einkommen zusätzliche feste Gehaltsbe-
    Einfluss“ – bei den befragten Frauen haben 72
                                                       standteile (z. B Weihnachtsgeld, Dienstwagen,
    % keine Führungsverantwortung, bei den Män-
                                                       13./14. Monatsgehalt, BahnCard usw.). Beson-
    nern liegt der Anteil bei 46 %.
                                                       ders gängig sind dabei Weihnachtsgeld (21 %),
     Bei den Mitarbeiterinnen ohne Führungsauf-
                                                       Vermögenswirksame Leistungen (19 %) und Ur-
    gaben liegen drei Viertel der Befragten in der
                                                       laubsgeld (17 %). 36 % der Befragten erhalten
    untersten Gehaltsklasse (unter 40.000 Euro),
                                                       variable Gehaltsbestandteile (z. B. Boni).
    bei den Männern sind das nur rund ein Drittel
                                                         Gehaltsentwicklung: Bei 38 % gab es in den
    (34 %).
                                                       vergangenen zwölf Monaten keine Gehalts-
     Noch deutlich ist der Kontrast bei den Teilneh-
                                                       veränderung; bei 45 % legte das Gehalt zu, sei
    mern mit Führungsverantwortung (Team- oder
                                                       es durch eine tarifliche Entgeltanpassung (20
    Abteilungsleitung): 27 % der Frauen, aber nur
                                                       %) oder außerordentliche Gehaltserhöhung
    9 % der Männer liegen hier unter 40.000 Euro.
                                                       (25 %); bei weiteren 11 % gab es zusätzliche
     Der Faktor Teilzeitarbeit in Kombination mit
                                                       variable oder feste Gehaltsbestandteile. Im
    dem Geschlecht spielt hier keine größere Rolle,

6
Dpr # 12/2019 - community-management wörterbuch goes digital mehr traffic auf der website data driven marketing - aber richtig
Links:      Gehaltsbe-
standteile.
Rechts: 75% erhalten
Fortbildungen.

Vergleich zum Vorjahr ist somit der Anteil der       Überstunden: Überstunden sind in der Me-
Arbeitnehmer mit Gehaltsplus leicht gestiegen       dienbranche offenbar Usus. Fast drei Viertel
(um 7 Prozentpunkte).                               (72 %) aller Befragten arbeiten mehr als ver-
 Fortbildungen: 75 % können sich gelegentlich       traglich vereinbart, wobei die meisten (56 %)
oder oft auf Kosten des Arbeitgebers fortbilden.    „nur“ bis zu 5 Stunden pro Woche mehr arbeiten.
25 % geben an, dass sie nie oder nicht mehr an      Bei immerhin 16 % liegt das Plus jedoch über 6
Fortbildungen teilnehmen können.                    Stunden pro Woche.
                                                     Das aus Sicht der Arbeitnehmer Bittere da-
 Arbeitszeit, Überstunden und Überstun-             ran: Bei 29 % gibt es keinen Ausgleich für die
               denausgleich                         Mehrarbeit in Form von Vergütung oder Frei-
Arbeitszeit: Der Großteil der Teilnehmer arbeitet   zeit/Urlaub. Die Mehrheit von 58 % darf die
laut Vertrag Vollzeit oder hat annähernd eine       Überstunden dagegen mit mehr Freizeit aus-
volle Stelle. Nur 7 % – ausschließlich Frauen –     gleichen, 11 % haben die Wahl, ob sie für ihre
arbeiten vertragsgemäß weniger als 35 Stun-         Überstunden Freizeitausgleich oder Geld be-
den pro Woche.                                      kommen.

Fast drei Viertel (72 %) aller Be-
fragten arbeiten mehr als vertraglich
vereinbart.

Die Mehrheit von 58 % darf die Über-
stunden dagegen mit mehr Freizeit
ausgleichen.

                                                                                                      7
Dpr # 12/2019 - community-management wörterbuch goes digital mehr traffic auf der website data driven marketing - aber richtig
Wie zufrieden sind Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Medienunternehmen?

             Wie zufrieden stimmt der Job?                                 fehlende      Entwicklungs-/Aufstiegsmöglich-
                                                                           keiten, fehlende Wertschätzung, hierarchische
    Mit 53 % der Befragten zeigt sich das Gros der
                                                                           Führungs- und sonstige überkommene Unter-
    Teilnehmer zufrieden (41 %) oder sogar sehr zu-
                                                                           nehmensstrukturen. Und doch zeigt sich hier
    frieden (12 %) mit dem eigenen Job – was unter
                                                                           ein klarer Schwerpunkt: viele Aufgaben für zu
    dem für 2018 erhobenen Wert (59 % zufrieden
                                                                           wenig Geld. Ein Teilnehmer fasst dies wie folgt
    und sehr zufrieden) liegt, aber weiterhin hoch
                                                                           zusammen: „Ich mache diese Arbeit so ger-
    erscheint. Zum Vergleich: Nach der Studie „State
                                                                           ne, es ist mein Traumjob, ich arbeite gern und
    of the Global Workplace“ der Beratungsgesell-
                                                                           viel. Aber: Wenn ich an meine Altersvorsorge
    schaft Gallup aus dem Jahr 2017 sind hierzulan-
                                                                           denke, wird mir angst und bange. Obwohl ich
    de nur 15 % der Arbeitnehmer emotional hoch
                                                                           das wusste und es immer noch in Kauf nehme,
    an ihren Arbeitgeber gebunden und bei der
                                                                           ist das Verhältnis zwischen Engagement, einge-
    Arbeit entsprechend motiviert – was im Um-
                                                                           brachten Erfahrungen, Bildungsabschluss, Aus-
    kehrschluss bedeutet, dass mehr als drei Vier-
                                                                           bildungen auf der einen Seite und Entlohnung
    tel der deutschen Beschäftigten im Job nicht
                                                                           auf der anderen in großer Schieflage. Das geht
    ihr Bestes geben. Ebenfalls 15 % der Deutschen
                                                                           nicht spurlos vorüber.“
    haben sogar innerlich bereits gekündigt. Auch
                                                                             Als positive Faktoren werden beispielsweise
    wenn die Fragestellung der Erhebungen nicht
                                                                           hervorgehoben: abwechslungsreiche Arbeit,
    identisch sind, zeichnet sich dennoch auch in
                                                                           flexibler Chef, nette Kollegen, interessantes Ar-
    diesem Jahr ab, dass die Stimmung in der Ver-
                                                                           beitsfeld und tolle Produkte.
    lags- und Medienbranche besser als im Bran-
    chenschnitt ausfällt.
    Weitere Ergebnisse bei diesem Themenaspekt:
      • Unzufrieden oder sehr unzufrieden sind nur
        13 % der Befragten.
      • Verlagstypen: Bei Fachverlagen liegt der An-
        teil der Unzufriedenen mit 18 % leicht über
        dem Schnitt.
      • Abteilungen: Die Daumen-Runter-Frakti-
        on ist im Vertrieb mit 21 % besonders stark
        ausgeprägt – bei Lektorat/Redaktion (ob-
        wohl dort die Bezahlung niedrig ausfällt)
        liegt der Anteil nur bei 12 % und in der Her-
        stellung bei 11 %.
    Auf die Frage nach den Gründen wurden von den
    Teilnehmern zwar viele verschiedene Gründe
    genannt, darunter zu hohe Arbeitsbelastungen,

8
Dpr # 12/2019 - community-management wörterbuch goes digital mehr traffic auf der website data driven marketing - aber richtig
sinn und glück als geldwerte
gehaltsbestandteile
kommentar zum dpr-medienmonitor gehalt 2019
sabine dörrich

 E   rfreulicherweise ist die Zahl der Teilnehmer/
     innen an der Gehaltsumfrage 2019 um ein
  Drittel gestiegen. Es haben sich besonders viele
                                                       Die Gründe für dieses Ungleichgewicht im
                                                     Gehalt sind bekannt: Intensive Nachfrage
                                                     nach und Mangel an technischen Fachkräften,
  jüngere und weibliche Branchenmitglieder be-       große, teils global agierende Arbeitgeber/Kon-
  teiligt. Und ganz platt kann man sagen: Je mehr    zerne in Schlüsselindustrien, Tarifbindung der
  jüngere und je mehr weibliche Teilnehmer/          Unternehmen und anderes mehr. Dem gegen-
  innen, desto niedriger das ermittelte Durch-       über zeichnet sich die Verlagsbranche durch
  schnittsgehalt.                                    eine recht kleinteilige Betriebsstruktur mit we-
    Der Frauenanteil in der Verlags- und Medien-     nigen globalen Big Playern und vergleichswei-
  branche liegt bei ca. 75 Prozent, Geisteswis-      se geringer Wertschöpfung aus.
  senschaftlerinnen sind dort besonders häufig         Es stimmt allerdings nicht, dass man im Ver-
  vertreten. Das erstaunt nicht, denn mehrheit-      lagswesen besonders schlecht verdient. Auch
  lich sind die Absolventen dieser Studiengänge      in anderen Berufsfeldern, die Geisteswissen-
  weiblich. Das hat unbequeme Folgen für ihre        schaftlern offen stehen, wachsen die Bäume
  Einkommensmöglichkeiten.                           nicht in den Himmel. Vergleicht man das Durch-
    Geisteswissenschaftler verdienen branchen-       schnittsgehalt in die Verlags- und Medien-
  übergreifend vom 36. bis zum 50. Lebensjahr        branche mit anderen Arbeitsfeldern, in denen
  im Durchschnitt 46.000 Euro (diese Zahl wird       Geisteswissenschaftler besonders häufig ver-
  bei gehalt.de angegeben und entspricht in etwa     treten sind wie z.B. im Bereich Public Relations
  auch unserer eigenen Statistik für Verlagsmit-     oder in der Werbung, so erkennt man kaum Un-
  arbeiter). Sie steigen mit gravierend geringeren   terschiede.
  Einkommen in ihre Berufe ein als (die zumeist        Immerhin kann ich kann innerhalb der Verlage
  männlichen) Absolventen naturwissenschaft-         (für die gesamte Medienbranche kann ich keine
  licher oder technischer                                                  Aussage treffen) keinen gra-
  Studiengänge und werden                                                  vierenden Gender Pay Gap
  den Gehaltsabstand auch                                                  feststellen. Unterschiede bei
  nie aufholen. Ein Ingeni-                                                den Geschlechtern gibt es
  eur mit Masterabschluss                                                  allerdings eindeutig in den
  beispielsweise startet mit                                               Karriereambitionen. Geld ist
  einem Gehalt von durch-                                                  für Frauen zwar ein wich-
  schnittlich 48.000 in den                                                tiger Motivator, aber häufig
  ersten Job, eine Germa-                                                  nicht der wichtigste. Wie oft
  nistin macht erst einmal                                                 habe ich schon erlebt, dass
  ein       Verlagsvolontariat                                             eine bestens qualifizierte
  zum (immerhin) Mindest-                                                  Lektorin das Angebot einer
  lohn, bevor sie mit durch-                                               höher dotierten Führungs-
  schnittlich 30.000 Euro                                                  position ausschlägt, weil sie
  eine Junior-Position über-                                               lieber „nah am Produkt und
  nimmt und sich im Lauf                                                   am Autor“ bleiben möchte.
  von mehreren Jahren den                                                  Oder „keine Lust auf Ma-
  40.000 Euro annähert und                                                 nagementaufgaben“        hat
  in noch weiterer Zukunft                                                 und deshalb lieber im Mit-
  überspringt.                                                             telbau bleibt.

                                                                                                           9
Dpr # 12/2019 - community-management wörterbuch goes digital mehr traffic auf der website data driven marketing - aber richtig
Freude an der Arbeit, Identifikation mit den    ßige Biene im Hintergrund für ihre unverzicht-
     Produkten und die Sinnhaftigkeit des Tuns wer-    bare Arbeit eine Belohnung erhält.
     den als geldwerte Leistung gesehen und kom-        Diese Überlegung gilt jedoch nur für Stellen
     pensieren dann ein nicht allzu üppiges Gehalt.    ohne umfangreichere Programm- oder Füh-
       Ein weiteres Handicap ist das Thema Ge-         rungsverantwortung. Wer deutlich mehr verdie-
     haltsverhandlung. Während z.B. eine Grund-        nen will, muss eine Leitungsfunktion überneh-
     schul-Lehrerin genau weiß, welche Besol-          men. Dann lassen sich auch in der Verlags- und
     dungsgruppe auf sie zutrifft, und Erhöhungen      Medienbranche recht ansehnliche Einkommen
     in definierten Rhythmen erfolgen, müssen die      erzielen.
     Gehälter in der freien Wirtschaft in der Regel     Das Thema Gehalt besitzt viele Dimensi-
     ausgehandelt werden.                              onen und hat keineswegs nur mit individueller
       Viele Frauen erleben solche Verhandlungen       Leistung zu tun. Viel bestimmender sind das
     als unangenehm und konfliktbehaftet. Sie ver-     Verhältnis von Angebot und Nachfrage des
     meiden diese Situationen oder geben zu schnell    fachlichen Wissens, die wirtschaftlicher Potenz
     nach. So verharren sie zu lange auf gleicher      des Arbeitgebers und der gesamten Branche,
     oder gering erhöhter Gehaltsstufe, trösten sich   Konjunktur, Inflation und Verbraucherpreisin-
     mit der im Prinzip zufrieden machenden Tätig-     dex, nicht zuletzt auch Politik und Tradition.
     keit, suchen gekränkt ihr Heil im Wechsel des     Dieser Rahmen setzt Grenzen für die Gehälter in
     Arbeitgebers oder in der Familiengründung. Das    der Verlags- und Medienbranche.
     ist schade – auch für das Unternehmen, das         Über viele Jahre und Jahrzehnte wurde das
     eine gute Kraft verliert.                         überschaubare Einkommen relativ klaglos von
       Vielleicht könnte mehr Gehaltstransparenz       den Mitarbeiter/innen akzeptiert. Es gab eine
     sinnvoll sein. Nach meiner Erfahrung ist die      starke emotionale Bindung zur Branche und
     Fluktuation bei Verlage, die nicht üppig, aber    man war stolz darauf, bei einem Verlag mit
     nach klaren Tarifen entlohnen, nicht höher als    bekannten Autoren tätig zu sein. Diese Anzie-
     bei besser bezahlenden Unternehmen. Zusätz-       hungskraft hat sich bei der jüngeren Generation
     liche Benefits, die auf das Wohlbefinden der      deutlich verringert. Deshalb wird ihr Blick auf
     Mitarbeiter einzahlen wie Home Office-Mög-        die Arbeitsbedingungen, Einkommensmöglich-
     lichkeit, Vertrauensarbeitszeit, offene Unter-    keiten und beruflichen Zukunftsperspektiven
     nehmenskultur, Mitbestimmung etc., schaffen       im Verlagswesen kritischer.
     angenehme Arbeitsbedingungen und machen            Die Verlage werden sich darauf einstellen
     zufriedener. Als Sahnehäubchen oben drauf         müssen, dass die (ohnehin abnehmende) At-
     könnte ein gerechtes Bonus-System die Ein-        traktivität ihrer Produkte nicht mehr ausreicht,
     kommen der Leistungsträger verbessern, so-        um junge Menschen für low-budget-Arbeit, 40
     dass nicht derjenige bevorteilt wird, der das     Stunden-Woche mit Präsenzpflicht und Über-
     größte Ego und Maul hat, sondern auch die flei-   stunden ohne Ausgleich begeistern zu können.

10
dpr.webinare
Webinar: DSGVO-Update – Erfahrungen und aktuelle
Probleme ein Jahr später
24.06.2019 // 11:00 Uhr

Webinar: So gewinnen Sie jeden Tag mehr E-Mail-Adressen
27.06.2019 // 11:00 Uhr

Webinar: So setzen Medienunternehmen Pinterest erfolgreich
ein
26.08.2019 // 11:00 Uhr

Webinar: Agilität steigern – nix Buzzword, sondern
das wirklich Wichtige
19.09.2019 // 11:00 Uhr

Webinar: Mit Storytelling Botschaften besser vermitteln
28.10.2019 // 11:00 Uhr

s mehr infos t
https://digital-publishing-report.de/webinare/

                                                             11
das wörterbuch to go
wie die digitalisierung den wörterbuchmarkt
aufwirbelt
kerstin enderle

     L  exika gehören zu der Art Buch, die durch die
        Digitalisierung am stärksten in Bedrängnis
     geraten sind. Mit dem Aufkommen des Inter-
                                                         PONS und auch Cornelsen zu den führenden
                                                         Wörterbuchanbietern im deutschsprachigen
                                                         Markt. Nun hat der Grüne sich den gelben Kon-
     nets und insbesondere des Smartphones ist           kurrenten einverleibt: Mag die Ende April ver-
     das Wörterbuch ein herausragendes Beispiel          öffentlichte Nachricht, dass der PONS Verlag
     für den nahtlosen Übergang von Print zu Digital     als Teil der Klett-Gruppe sämtliche Geschäfts-
     und deren paralleler Existenz. Viele Verlage bie-   bereiche von Langenscheidt einkauft (siehe
     ten ihren Wörterbuch-Content gleich in meh-         Börsenblatt, 29. April 2019) für manche über-
     reren Formaten an: Als gedrucktes Buch, als         raschend gewesen sein, für Beobachter war
     Online-Wörterbuch, als App oder als E-Bundle.       es der zu erwartende nächste Schritt, der be-
     Zeitgleich drängen viele Nicht-Verlage in den       reits 2012 seinen Anfang nahm. Damals ging
     Wörterbuchmarkt.                                    der Geschäftsbereich „Erwachsenenbildung
      Diese Formationsprozesse hinterlassen ihre         und Schule“ von dem bereits strauchelndem
     Spuren. In den letzten 15 Jahren hatte der Wör-     Langenscheidt zu Ernst Klett Sprachen, eben-
     terbuchmarkt einen Verlust von 70 Prozent zu        falls ein Unternehmen der Klett-Gruppe, über.
     beklagen. Ein harter Einschnitt, dessen Aus-        Mit dem nun finalen Aufkauf Langenscheidts
     wirkungen nicht spurlos an den Verlagen vor-        verliert die Verlagslandschaft den berühmten,
     rübergeht. Neben Langenscheidt gehören              gelben Wörterbuchverlag, der im Sog der Digi-

12
talisierung mitgerissen wurde. Ende 2019 wird            „Pri-gital“: Die Verschmelzung von
Langenscheidt seinen Standort in München                     Gedrucktem und Digitalem
schließen. Ist dieses (Nahezu-)Ende der gelben
Ära (die gelben Wörterbücher werden bei PONS         Eine Kombination aus Print und Digital stellt das
als Marke erhalten bleiben), ein erster Vorbote      Wörterbuch inklusive App bzw. Online-Wörter-
für den endgültigen Garaus des Wörterbuchs as        buch dar. Das Print-Wörterbuch wird erworben
we know it? Entwickelt sich das Print-Wörter-        und mit dem Kauf erhält man zeitgleich einen
buch zum finalen Auslaufmodell?                      Nutzer-Schlüssel für eine App bzw. Online-Wör-
                                                     terbuch. Dieses Kombi-Modell bietet u.a. Cor-
   Die letzte Hochburg des gedruckten                nelsen bei seiner Oxford-Wörterbuch-Reihe
               Wörterbuchs                           und Langenscheidt bei seinen Schul- und Abi-
                                                     turwörterbüchern an. Für Schüler ist dieses An-
Im privaten Bereich mag dies mehr und mehr
                                                     gebot vorteilhaft. So kann man beispielsweise
der Fall sein. Allerdings ist das gedruckte Wör-
                                                     das schwere Wörterbuch in der Schule lassen,
terbuch weiterhin eine Bastion an den allge-
                                                     während man für die Hausaufgaben auf die App
meinbildenden Schulen. In den ersten Jahren
                                                     oder das Online-Wörterbuch zurückgreift. Die
erlernen die Schüler einen sogenannten Grund-
                                                     situative Freiheit und Wahlmöglichkeit aus den
wortschatz und dessen richtige Schreibung. Die
                                                     Vorteilen beider Angebote ist ein starkes Plus
phonologischen und silbischen Prinzipien sol-
                                                     dieses Modells.
len die Kinder befähigen, fehlerfrei zu schreiben.
Das gedruckte Wörterbuch dient hier zum einen           Nie wieder sprachlos mit den neuen
als zentrales Instrument beim Erlenen der kom-                 Wörterbüchern to go
plexen Rechtschreibung mithilfe der genann-
ten Strategien, zum anderen festigt sich durch       Für diejenigen, die gedruckte Wörterbücher zum
die Nutzung eines Wörterbuchs das Alphabet.          Lernen so zeitgemäß finden wie eine Telefon-
In den weiterführenden Schulen werden im             zelle zum Telefonieren, bieten sich die rein di-
Fremdsprachenunterricht ein- und zweispra-           gitalen Nachschlagewerke als Alternative an.
chige Wörterbücher benutzt. Ziel ist es, durch       Über die Langenscheidt-Homepage besteht
Wörterbucharbeit, ein Bewusstsein für die Kom-       für Schulen, Lehrer, Unternehmen und Einzel-
plexität der Semantiken und Schreibweise zu          nutzer die Option, speziell zugeschnittene Er-
erlangen. Als unerlässliches Hilfsmittel, ist das    werbsmodelle reiner Online-Wörterbücher an-
Erlenen des richtigen Umgangs mit einem Wör-         zuschaffen. Wem auch mal in der Straßenbahn
terbuch fester Bestandteil der Lehrpläne der         nicht das richtige Wort einfällt, für den gibt es
Bundesländer. Welches Wörterbuch die Schüler         das Wörterbuch to go als App. Im jeweiligen
verwenden dürfen, wird dabei vom Kultusmi-           Store sind diverse Nachschlagewerke gegen
nisterium des jeweiligen Landes bestimmt, bei        Zahlung per App erhältlich und es kann, ab 15,99
dem die Verlage Ihre Titel zu Genehmigung ein-       Euro aufwärts, bequem über das Smartphone
reichen müssen.                                      „geblättert“ und gelernt werden.
  Der Beschluss der Kultusministerkonferenz im        Es wird eng! Nicht-Verlage erobern den
Oktober 2012 rüttelte an der uneingeschränk-                    Wörterbuchmarkt
ten Position des gedruckten Wörterbuchs an
den Schulen. In diesem wurde festgelegt, dass        Parallel existieren noch kostenlose Angebote
zukünftig elektronische Wörterbücher in Prü-         der Verlage, die sich im inhaltlichen Umfang und
fungen an den Schulen verwendet werden               in der Ausführlichkeit von den kostenpflichtigen
dürfen. In Niedersachsen, Schleswig-Holstein,        unterscheiden und mehr der schnellen Überset-
Bremen, Sachsen und Thüringen ist dies bereits       zung dienen, als der tiefgründigen Beschäfti-
bei bestimmten Examina möglich. Auf den End-         gung mit Sprache. So bieten Langenscheidt, als
geräten von CASIO, Franklin und Co. findet sich      auch PONS, ein Online-Übersetzungs-Tool auf
meist der Content verschiedener Printprodukte        ihrer Homepage an. Von PONS ist zudem eine
unterschiedlicher Verlage wieder. Ob PONS,           kostenlose Übersetzungs-App in den jeweiligen
Oxford oder Duden: Je nach Endgerät, kann            Stores erhältlich. Finanziell gestemmt wird die-
der Nutzer auf die Inhalte unterschiedlicher         ser Service durch auf der Seite geschalteten
Wörterbuchmarken zugreifen, ein eindeutiger          Werbeanzeigen. Diese Ausrichtung auf kosten-
Pluspunkt gegenüber dem Printprodukt. Hand-          freie Inhalte ist insbesondere der Konkurrenz
lichkeit, Größe und Gewicht sind zudem nicht         geschuldet. Mit Google, Leo und DeepL sind
zu unterschätzende Aspekte, bei denen das ge-        ernstzunehmende Konkurrenten auf den Markt
druckte Wörterbuch im Vergleich zur elektro-         getreten. Kostenlose Übersetzungstools wie
nischen Version den Kürzeren zieht.                  das 2006 gegründete Google Translate bieten

                                                                                                         13
lern-Sprachkurse und bietet den Nutzern ein
                                                         sprachliches Rundum-Programm.
                                                             Was bleibt vom Print-Wörterbuch?
                                                         Gewicht, Handhabung, Mobilität – die Digitali-
                                                         sierung wandelt die Kriterien, nach denen wir ein
                                                         Buch bewerten. Apps und Online-Wörterbücher
                                                         bieten eindeutige Vorteile in ihrer Funktionali-
                                                         tät. Das Print-Wörterbuch hechelt im Wettlauf
                                                         hinterher und kann im Tempo kaum mithalten.
                                                         Ausgeschieden aus dem Rennen ist es aber
                                                         noch nicht. Für Übersetzer und Schulen bleibt es
                                                         durch seine inhaltliche Tiefe und als Mittel zum
                                                         Kompetenzerwerb weiterhin relevant. Zumin-
                                                         dest vorerst. Das elektronische Wörterbuch und
                                                         Apps, die ein oder gar mehrere Wörterbücher in
                                                         sich vereinen, sind inhaltlich bereits gleichauf
                                                         und übertreffen bezüglich Leichtigkeit, Mobi-
                                                         lität und Handhabung. Sollte die Verwendung
                                                         elektronischer Wörterbücher an den Schulen
                                                         auch in anderen Bundesländern weiter voran-
                                                         schreiten, wird das Print-Wörterbuch mehr und
                                                         mehr ein Nischenprodukt für Experten werden.
                                                         Es bleibt abzuwarten, inwiefern sich die reinen
                                                         Online-Wörterbücher inhaltlich weiterentwi-
                                                         ckeln und welches Preismodell sich letztendlich
                                                         durchsetzt. Der Druck, Content kostenfrei anzu-
                                                         bieten, um mit Konkurrenten wie Google Trans-
                                                         late mithalten zu können, ist groß. Die Anzahl
                                                         der Nicht-Verlage in diesem einst klassischen
                                                         Buchsegment hat noch nicht ihren Endpunkt
                                                         erreicht. Verlage treffen auf Start-ups und den
                                                         Riesenkonzern Google in einem schrumpfenden
     einen, über jeden Browser zugänglichen, Über-
                                                         Markt. Ein enges Gedränge, in dem es gilt, die
     setzungsservice an. Mittlerweile ist in diesem
                                                         Ellenbogen auszufahren, um Platz zu gewinnen
     auch eine Spracherkennung integriert, sodass
                                                         für den eigenen Auftritt. In diesem Lichte ist der
     Google sofort abgleicht, zu welcher Sprache
                                                         Aufkauf von Langenscheidt durch PONS eine
     das eingegebene Wort gehört. Von Afrikaans bis
                                                         logische Reaktion und ein Versuch, durch eine
     Zulu – Google Translate ist so polyglott wie kein
                                                         breitere Aufstellung konkurrenzfähig zu blei-
     anderer. DeepL hingegen übersetzt mit seinem
                                                         ben. Die Digitalisierung hat Dynamiken in Gang
     Online-Übersetzer „lediglich“ neun Sprachen.
                                                         gesetzt, die es nicht aufzuhalten gilt, aber bei
     Nichtsdestotrotz hat der seit 2017 existieren-
                                                         denen mitgehalten werden muss.
     de Kölner Übersetzerdienst die Branche als
     ernstzunehmende Konkurrenz zu Google Trans-
     late aufgewirbelt. Ersteht man ein Abonnement
     von DeepL als Einzelnutzer, inkludiert dies auch
     noch die kostenlose Übersetzung von bis zu 100                                           kerstin enderle
                                                                                 Kerstin Enderle, 32, hat nach ihrem
     Dokumenten (für 39, 99 € monatlich, wahlwei-
                                                                                 Studium der Romanistik im Bil-
     se auch für 20 Dokumente für einen Preis von                                dungsverlagswesen Fuß gefasst,
     19,99 €/Monat). Weitere Preismodelle gibt es                                mit Stationen beim Hueber-Verlag
     für Teams und Entwickler. Leo bietet seinen                                 und der Klett-Gruppe. Nebenbe-
     Übersetzungsdienst ebenfalls online an und                                  ruflich arbeitet sie für die Medien-
                                                                                 gruppe Münchner Merkur tz und
     dies ausschließlich kostenfrei. Zusätzlich kann                             unterrichtet Deutsch als Fremd-
     der Nutzer wichtige Grammatik nachschlagen                                  sprache.
     und sich einen eigenen Trainer-Account anle-
     gen, in dem gespeicherte Wörter hinterlegt und
     geübt werden können. In Kooperation mit dem
     Hueber-Verlag vertreibt Leo ebenfalls Selbst-

14
Schon wieder eine Ausgabe des digital
publishing report verpasst?
www.digital-publishing-report.de/abonnieren

                                         15
alles was sie über community-
management wissen müssen
(teil 1)
julia tanasic, cordula casaretto

     A   ls Facebook 2014 an die Börse ging, fragten
         sich viele: Wie wird Facebook Geld verdie-
     nen? Schnell stellte sich heraus, dass das so-
                                                        Ähnliches gilt für Uber, Airbnb oder Twitter. All
                                                       diese Internetunternehmen gäbe es ohne Com-
                                                       munity Management und Community Building
     ziale Netzwerk Jahre verstreichen ließ, ohne      heute nicht. Mehr noch: Es wird im Internet
     einen Cent verdient zu haben. Sie hatten sich     bald kein Geschäft ohne digitale Community
     fast ausschließlich auf das Community Building    mehr geben. Denn digitale Produkte müssen
     und Community Management konzentriert. Ein        immer stärker um die Aufmerksamkeit der Nut-
     bis zwei Jahre vor dem geplanten Börsengang       zer im Internet buhlen und dies gelingt nur mit
     machten sich Facebook­-Strategen dann an die      einer entsprechenden Community. Dies mag für
     Arbeit, um ein Ge­  schäftsmodell aufzusetzen.    das eine oder andere Unternehmen erst mal
     Sie fanden ein Meer an Möglichkeiten. Face-       überspitzt klingen, jedoch wird es beim näheren
     book war damals nicht nur mehrere Hundert         Hinsehen nachvollziehbar. Wer heute eine mo-
     Millionen Nutzer stark, sondern die Vielfalt an   bile Applikation (App) auf den Markt bringt, be-
     unterschiedlichen Kulturen und Subgruppen er-     nötigt nicht nur Online­User, die diese in einer er-
     möglichte quasi eine neue Welt: eine Art Google   sten Betaversion testen können, sondern auch
     auf sozialer Verbindungsbasis. Man konnte eine    einen Vertriebskanal wie z. B. die iTunes-­oder
     Suchmaschine erschaffen, ein Werbesystem á la     Android­-Community. Hierbei spielt der Kanal
     Adwords aufsetzen (Unternehmen können Face-       als solcher – Händler­   -Community (Business­     -
     book Ads freischalten lassen) und vieles mehr.    -to­Business, B2B) oder Endverbraucher-­

16
Definition
                                                    Eine digitale Community ist eine Gruppe, die
                                                    sich in der digitalen Welt zusammenfindet,
                                                    da sie entweder gleiche oder ähnliche Inte-
                                                    ressen hat oder durch den Austausch und
                                                    Dialog untereinander einen gemeinsamen
                                                    Mehrwert erzielt. Dabei erfolgt die Kommu-
                                                    nikation ausschließlich virtuell. Dieses Zu-
                                                    sammenfinden wird von den digitalen Kom-
                                                    munikationstechnologien unterstützt und
                                                    kann heute über eine Vielfalt von Kanälen
                                                    (Web, Smartphones, Wearables etc.) und
                                                    Plattformen (soziale Medien, Foren, Blogs,
                                                    Empfehlungsplattformen etc.) stattfinden.

                                                   auch extern (für den Dialog mit Kunden, Part-
                                                   nern etc.). Obwohl es hier Überschneidungen
                                                   gibt, sind die Anforderungen in der Planung und
                                                   Ausgestaltung verschieden.
                                                     Interne Communitys werden in internen Ge-
                                                   schäftsabläufen eine immer größere Rolle
                                                   spielen. Denn unsere Arbeitswelt hat sich in
                                                   den letzten Jahren stark gewandelt: eine in-
Community (Business­     -to­
                            -Consumer, B2C) –      ternationalere Ausrichtung, flexible Arbeits-
erst einmal eine untergeordnete Rolle.             modelle, eine starke Fokussierung auf Projekte
  Online-­Marketing,       Kommunikationsabtei-    anstatt auf Routineabläufe und – last, but not
lungen, Community­und Produktabteilungen           least – mehr und mehr »Wissensarbeiter«.
(auch E-­ Commerce) werden in Unternehmen          Dieses Wissen lässt sich nicht in zentralen Da-
immer wichtiger. Die Digitalisierung hat es ge-    tenbanken speichern. Es muss ausgetauscht
schafft, vor allem den Kunden und seine Be-        werden, um produktiv zu werden. Denn nie-
dürfnisse in den Vordergrund zu rücken, und da-    mand im Unternehmen kann alles wissen. Auch
durch eine immer größere Kundenfokussierung        die räumliche Verteilung und Mobilität von
innerhalb der Unternehmen erreicht. Neue junge     Mitarbeitern spielen eine große Rolle. Das Ma-
Unternehmen in der Net Economy können dies         nagement von virtuellen Teams lässt sich über
besonders gut. Dies erkennt man an der Vielzahl    Plattformen und interne Communitys effizi-
und Vielfalt neuer Communitys, die aus dem         ent durchführen, beispielsweise auch deswe-
Boden sprießen. Bei­spielsweise bieten Bitcoin­    gen, weil weniger E­-Mails bearbeitet wer­ den
Communitys (Online-­    Plattformen, auf denen     müssen. Der demografische Wandel kommt
Produkte und Dienstleistungen in einer digitalen   hier ebenfalls ins Spiel. In den nächsten Jahren
Währung gehandelt werden) neue Umsatzmög-          und Jahrzehnten scheiden altersbedingt viele
lichkeiten für Unternehmen, die Produkte im Fi-    Mitarbeiter aus Unternehmen aus. Die Heraus-
nanzbereich anbieten. Aber auch Unternehmen        forderung: Wie kann das vorhandene Wissen
aus der Old Economy, die bislang offline Pro-      möglichst reibungslos an jüngere Generati-
dukte und Dienstleistungen hergestellt haben,      onen übergeben werden? Hier können interne
bieten digitale Communitys eine hervorragende      Communitys einen wertvollen Bei­trag leisten.
Möglichkeit, Zielgruppen an sich zu binden. Die    Die Bewältigung all dieser Herausforderungen
Otto Group hat dies beispielsweise bereits er-     ist ohne einen entsprechenden Austausch über
folgreich umgesetzt. Mit einem E­-Commerce­        Abteilungs-­Hierarchie­und Ländergrenzen hin-
Portfolio an Start­up-­Unternehmen hat Otto be-    weg nicht durchführbar, denn sie erfordern
sonders durch seine Communitys viel gelernt        eine Koordination der Aktionen und ein pro-
und dies direkt in den eigenen E­-Commerce­        fessionelles Projekt­und Ressourcenmanage-
Shop übertragen können.                            ment.
  Communitys existieren sowohl intern (als           Egal, ob interne oder externe Community: Der-
Plattform innerhalb von Organisationen) als        zeit fällt Unternehmen und Organisationen das

                                                                                                      17
Aufbauen und Moderieren von erfolgreichen                                        Dieser Text wurde
                                                                                      entnommen aus
     Communitys immer noch schwer. Dabei hapert
                                                                                      Julia Tanasic, Cordula
     es insbesondere an der strategischen Ausrich-                                    Casaretto
     tung und/oder inhaltlichen Umsetzung. Denn                                       Digital Community
     viele Unternehmen und Institutionen betreiben                                    Management
     Communitys nicht ambitioniert genug: unpro-                                      Communitys erfolgreich
                                                                                      aufbauen und das digi-
     fessionelle Werbung, wenig Traffic, Fokus auf
                                                                                      tale Geschäft meistern
     das Unter­nehmen/Produkt anstatt auf The-                                        Verlag: Schäffer Poeschel
     men, wenig Dialogbereitschaft etc. Kurzum:                                       ISBN: 9783791035499
     Sie nutzen neue Technologien, kommunizieren
     aber wie früher, sind wenig dialogorientiert
     und wenig interaktiv. Zudem ist vielen Unter-
     nehmen nicht klar, wie sie den Erfolg einer
     Community messen können. Welche Parame-
     ter können angesetzt werden, um beispiels-
     weise Budgets und Ressourcen zu antizipieren
     und strategisch zu verteilen? In den meisten        Wir unterscheiden zunächst zwischen Com-
     Unternehmen ist hierfür ein großer Change­         munitys, die z. B. als Kommunikations- oder
     Prozess notwendig.                                 Vertriebskanal für Unternehmen dienen, und
                                                        Communitys, deren originäres Geschäftsmodell
               Digitale Transformation                  eine Community ist.
     Viele digitale Unternehmen (Unternehmen, die        Communitys als Kommunikations- oder
     ein digitales Produkt bzw. eine digitale Dienst-              Vertriebskanal
     leistung digital vertreiben) wie Facebook,
     Amazon, Ebay, Airbnb beherrschen den Aufbau        Bob-Community von Bosch
     und das Management von digitalen Communi-          Die Robert Bosch GmbH – u. a. Hersteller von
     tys. Und zwar deshalb, weil es ihr Unterneh-       Elektrowerkzeugen – bietet eine B2B-­Plattform
     men ohne eine Community nicht gäbe. Viele Un-      von Handwerkern für Handwerker. Hier können
     ternehmen aus der New Economy schaffen es          sie sich über Bosch­Produkte austauschen und
     also, erfolgreiche Communitys zu führen und        bei Fragen gegenseitig Hilfestellung bieten.
     sie für sich zu nutzen, weil ihr Geschäftsmo-      Auch Bosch­Experten sind in diesem Forum ver-
     dell darauf basiert und ihr kommerzieller Erfolg   treten (u. a. Entwickler), die Ratschläge und Hin-
     von einer Community abhängt.                       tergrundinformationen zu Einsatz und Funktio-
      Unternehmen, die aus den klassischen Indus-       nalität der Produkte bieten.
     trien stammen (Old Economy), sehen sich im         Nutzen für die Mitglieder: Durch die "Crowd",
     Zeitalter der Digitalisierung einem vermehrten     also die Menge an erfahrenen Handwerkern, die
     Wettbewerb ausgesetzt. Digitale Communitys         auf der Plattform vertreten sind, ist die Basis an
     können Organisationen dabei helfen, von einem      Know­how über die Produkte viel größer als bei
     reinen Offline­Unternehmen zu einem Online­        einer reinen Support­   Community durch Bosch
     Unternehmen zu werden. Über sie kann der           selbst. Zudem ist es auch sehr bereichernd, dass
     Dialog mit den erwünschten Zielgruppen auf-        unter­schiedliche Arten von Bosch­-Experten auf
     rechterhalten werden, es ist aber auch möglich,    der Plattform agieren.
     darüber Business­  -Funktionen (Kundenservice,     Nutzen für das Unternehmen: Durch die fortlau-
     Vertrieb etc.) abzubilden. Community Building      fende Interaktion in der Community stärkt Bosch
     und Community Management ist also für Unter-       die Bindung zu seiner Zielgruppe und lernt seine
     nehmen wichtig, die sich in der Transformation     Kunden und deren Bedürfnisse besser kennen.
     in Richtung Digitalisierung befinden.              Verfügbar        unter:      https://www.bosch­
                                                        professional.com/de/de/community/
      Beispiele für die Vielfalt von Communitys
     Der Erfolg einer Community steht und fällt mit     SAP Community Network
     der Relevanz für die Mitglieder ebenso wie mit     Das Softwareunternehmen SAP bietet mit sei-
     der Anzahl, aber vor allem auch der Beteili-       ner Plattform einen Ort, an dem sich die Mit-
     gung, Interaktion und dem inhaltlichen Beitrag     glieder der Community bei Fragen rund um
     der Mitglieder. Die folgenden Beispiele zeigen     SAP-­Produkte gegenseitig unterstützen. Auch
     die Themenvielfalt von erfolgreichen digitalen     Weiterbildungsmöglichkeiten wie Webinare
     Communitys sowie den Nutzen für die Mit-           werden angeboten. Die SAP­   -Community ver­
     glieder.                                           eint rund 450 Subthemen, die in themenspezi-

18
fischen Communitys organisiert sind und denen      com, können die Teilnehmer bei Udemy keine
die registrierten Mitglieder je nach Interesse     »Credits« sammeln oder Zertifikate erlangen. Es
folgen können.                                     geht im Wesentlichen um den Aufbau von Wis-
Nutzen für die Mitglieder: Sie können sich mit     sen, um dies im Beruf gewinnbringend nutzen
Gleichgesinnten über die Anwendung von SAP­        zu können. Die Community­Mitglieder haben die
Produkten austauschen und erhalten schnelle        Möglichkeit, Kurse zu bewerten.
und unkomplizierte Hilfestellung bei Fragen.       Nutzen für die Mitglieder: Unabhängig von Zeit
Nutzen für das Unternehmen: SAP erfährt eine       und Ort können sie Qualifikationen erwerben
Menge über die Bedürfnisse der Mitglieder und      und aus einer großen Angebotspalette auswäh-
kann entsprechend handeln. Weiter hinten im        len. Mitglieder können zudem selbst Lehrende
Buch wird dieser Aspekt als »gain business in-     werden und über ein Thema, das sie als Trainer
sights« beschrieben.                               anbieten, auf sich aufmerksam machen.
Verfügbar unter: http://scn.sap.com/welcome        Geschäftsmodell: Umsatz/Gewinn erzielt das
                                                   Unternehmen über die Kursgebühren. Sie be-
Weight-Watchers-Community                          treiben außerdem Affiliate Marketing.
Das     ursprüngliche     Konzept      des   US­   Verfügbar unter: https://www.udemy.com/
Unternehmens Weight Watchers sind wö-
chentliche Treffen für Abnehmwillige. Seit ein
paar Jahren bietet der Gewichtsmanagement­
Dienstleister auch ein Online-­Programm an, in
dessen Rahmen die Mitglieder an der Weight­                                                          julia tanasic
Watchers­ -Community partizipieren können.                                          Julia Tanasic, M. A., studierte in
Wie im obigen Beispiel der SAP­-Community gibt                                      Frankfurt, Paris und New York
es hier unterschiedlichste Foren, die thematisch                                    und arbeitete in Washington D. C.
                                                                                    im Community Building für ame-
organisiert sind, u. a. zum Thema "Aktivität &                                      rikanische     Regierungsbeamte.
Bewegung", "Auswärts essen" oder "Vegetarisch                                       Zusätzlich war sie Gründerin ver-
essen".                                                                             schiedener digitaler Start-ups.
Nutzen für die Mitglieder: Die Mitglieder kön-                                      Nach beruflichen Stationen, unter
                                                                                    anderem beim Weltwirtschaftsfo-
nen sich über die Herausforderungen des Ab-
                                                                                    rum und bei Pricewaterhouse-Co-
nehmens austauschen, sich gegenseitig Tipps                                         opers, ist sie heute Unterneh-
geben und unterstützen. Wichtig ist aber auch,                                      mensberaterin in Frankfurt am
den eigenen Erfolg anderen mitzuteilen, das er-    Main. Daneben ist sie Dozentin für Community Management an der
höht die Motivation.                               Hochschule Fresenius in Köln.

Nutzen für das Unternehmen: Es lernt die Be-
dürfnisse der Mitglieder besser kennen und                                                   cordula casaretto
                                                                                   Cordula Casaretto, MBA und Di-
stärkt zugleich deren Bindung an das Unterneh-                                     plom-Medienwirtin, arbeitet bei
men.                                                                               einer Unternehmensberatung in
                                                                                   Frankfurt am Main. Ihr Schwer-
  Communitys als originäres Geschäfts-                                             punkt liegt in der Innovations- und
                modell                                                             Strategieumsetzung sowie in der
                                                                                   Unternehmenskommunikation.
Udemy – eine neue Art des Lernens                                                  Sie ist Koautorin diverser Studien
Die E­Learning­Plattform Udemy gilt als eine der                                   und Artikel zu den Themen Inno-
größten weltweit. Sie bietet inzwischen mehr                                       vation, Social Media sowie Cloud
                                                   Computing. Darüber hinaus lehrt sie als Dozentin an der Hochschule
als 40.000 Kurse an. Das Themenspektrum ist        Fresenius in Köln.
immens, es reicht von betriebswirtschaftlichen
Themen (wie Marketing, Produktivität, Entre-
preneurship, Projektmanagement,) über Spra-
chen, Kunst bis hin zu Gesundheit und Fitness.
Laut eigener Aussage haben bisher rund acht
Millionen Menschen an den Kursen von Udemy
teilgenommen. Preislich variieren die Angebote
von kostenlos über günstig bis teuer. Zudem
kann jeder Teilnehmer auch selbst Kurse an-
bieten und damit Geld verdienen. Hierfür stellt
Udemy entsprechende Tools zur Verfügung. Im
Unterschied zu anderen »Massive Open Online
Courses« (MOOCs), wie beispielsweise udacity.

                                                                                                                         19
data driven marketing
wenn zu viele daten entscheidungsprozesse
blockieren
mike weiler

     E   ine sehr wichtige strukturelle Veränderung
         des Marktes ist die Verlagerung des Fokus
     von der Transaktions- hin zur Customer Life-
                                                      rücksichtigt die Customer Lifetime-Perspekti-
                                                      ve den langfristigen Wert des Kunden. Sie will
                                                      einen zufriedenen Kunden hinterlassen, der
     time-Perspektive. Dies bedeutet, dass nicht      wiederkommt, der einen Service weiteremp-
     mehr der Kaufabschluss im Mittelpunkt steht,     fiehlt, der nach Abbruch eines Kaufes viel-
     sondern der Kunde selbst. Es wird also zu-       leicht dennoch in drei bis vier Monaten zum
     nehmend wichtig herauszufinden, wie viel ein     Käufer wird.
     einzelner Kunde Wert ist, wenn ich ihn gezielt    Daraus ergeben sich komplett neue Herange-
     ansprechen kann. Der Verbraucher, der auf        hensweisen und Fragen, die sich Marketer stel-
     der Suche nach bestimmten Produkten oder         len müssen:
     Dienstleistungen ist, erwartet eine persona-       • Wie denkt der Kunde?
     lisierte Ansprache und entsprechende Ange-         • Was interessiert ihn wirklich?
     bote. Der informierte Kunde recherchiert und     Die wichtigste Frage ist derzeit jedoch:
     shoppt dabei überall und jederzeit und hinter-     • Wie stelle ich sicher, den Kunden über alle
     lässt so immer mehr Kaufprozess-bezogene             Kanäle zu erreichen?
     Daten. Abseits des reinen Transaktionsfokus,     Denn dieser bewegt sich von Kanal zu Kanal,
     der auch die Datenauswertung und Anspra-         geht also mal online und informiert sich dort
     che nur auf den Kauf selbst ausrichtet, be-      über ein neues Produkt, fragt den Verkäufer am

20
POS oder ruft Daten über sein Smartphone oder      der Daten. Denn wenn das Marketingmanage-
seinen Desktop-PC ab.                              ment nur Teileinsichten erhält, muss es einige
  Marketingmanager müssen all diese Daten          Entscheidungen „aus dem Bauch heraus“ tref-
von den verschiedenen Kontaktpunkten zu-           fen, da der Gesamtüberblick fehlt. So riskieren
sammenbringen und einem Kunden zuordnen            Marketingentscheider, falsche Entschlüsse zu
können. Denn letztlich hegen Marken, Konsu-        treffen. Oder noch schlimmer: Die Datenberge
menten aber auch Marketing- und Werbeleiter        überfordern sie und sie treffen überhaupt keine
eigentlich dasselbe Ziel, nämlich miteinander      Entscheidung.
zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und mit der    Eine weitere wichtige Voraussetzung auf der
richtigen Botschaft in Kontakt zu treten. Das      Infrastrukturseite ist eine zentrale Datenhal-
Ziel des Unternehmens sollte sein, den Kunden      tung, also die Verknüpfung und Zusammenfas-
regelmäßig mit für ihn passenden Inhalten an-      sung der Kunden- und Kampagnendaten in der
zusprechen und so eine langfristige Bindung an     Single Source of Truth. So laufen die Daten aller
die Marke oder das Unternehmen zu erzielen.        Marketingaktivitäten, sei es Suchmaschinen-
Denn ohne diese Bindung sind keine langfri-        optimierung, Affiliate- und Display-Marketing
stigen, sondern weiterhin nur kurzfristige, von    oder Social Media, zentral zusammen. Das Mar-
Aktionismus geprägte Ziele realisierbar.           ketingteam bekommt die ausgewerteten Daten
                                                   idealerweise in Echtzeit über die entsprechende
       BI-Lösungen fördern schnelle                BI-Lösung angezeigt und leitet basierend da-
       Entscheidungen im Marketing                 rauf Optimierungspotenziale ab. Die Customer
Um den Kunden individuell passende Angebote        Journey muss dabei stets im Blick behalten
machen zu können, ist eine Harmonisierung der      werden. Nur so kann die Verschiebung hin zum
verfügbaren Daten unabdingbar. Der Wert, der       Customer Lifetime Value funktionieren. Schon
in den Daten steckt, muss ermittelt und ausge-     heute sehen wir die Entwicklung, dass voraus-
wertet werden. Angesichts der manuell nicht        schauende Unternehmen viel Know-how intern
handhabbaren Datenberge kommen Unter-              bündeln, hochspezialisiert sind und stark da-
nehmen bei ihrer Marketinginfrastruktur kaum       tengetrieben beziehungsweise IT-unterstützt
um eine entsprechende Business Intelligence        arbeiten.
(BI)-Lösung herum. Schließlich geht es nicht        Die Customer Journey muss stets im Blick be-
nur um eine Automatisierung der Marketingpro-      halten werden. Nur so kann die Verschiebung
zesse, sondern um die richtige Interpretation      hin zum Customer Lifetime Value funktionieren.

                                                                                                       21
Big Data wird zu Smart Data                    3. Es muss eine klare Zielsetzung geben, auf
                                                               der die Datenstrategie basiert und ent-
     Den Firmen steht heutzutage also eine unü-
                                                               sprechend ausgerichtet wird. Das bedeutet
     berschaubare Menge an Daten zur Verfügung.
                                                               für das BI-Team, nur Daten abzufragen, die
     Nur mithilfe geeigneter Software ist es ihnen
                                                               einem konkreten Verwendungszweck die-
     noch möglich, das komplexe Online-Nutzer-
                                                               nen. Eine strukturierte Vorgehensweise mit
     verhalten über eine Vielzahl an Kanälen und
                                                               der Zielsetzung im Hinterkopf verhindert
     Endgeräten komplett nachzuvollziehen. Die
                                                               das reine Ansammeln von Daten.
     gewonnenen Daten werden so anschlussfä-
                                                            4. Es sollten so wenig verschiedene Software-
     hig gemacht und Marketer erhalten Einblicke
                                                               lösungen wie möglich zum Einsatz kommen.
     dahingehend, inwiefern einzelne Plattformen,
                                                               Je mehr einzelne Lösungen genutzt werden,
     Kanäle, Geschäftsmodelle und Publisher die
                                                               umso größer das Datenchaos.
     Kaufentscheidung beeinflusst haben. Nur mit-
                                                            5. Achten Sie darauf, ein Business Intelli-
     hilfe dieser Informationen können sie alle di-
                                                               genz-Tool zu wählen, das ein einheitliches
     gitalen Marketingmaßnahmen optimieren und
                                                               Reporting und systematische Analysen
     personalisierte Werbung zur richtigen Zeit, am
                                                               bietet. Das ist der Schlüssel für eine erfolg-
     richtigen Ort, für die richtige Person, auf dem
                                                               reiche Datenstrategie, denn nur so werden
     passenden Gerät ausspielen. Alles in allem gilt:
                                                               die Daten lesbar und anschlussfähig und
     Ohne smarte Daten, keine erfolgreichen Ent-
                                                               können Sie darin unterstützen, die richtige
     scheidungen im Onlinemarketing.
                                                               Entscheidung zu treffen.
             In fünf Schritten zu besseren
                    Entscheidungen
     Mit diesen fünf Schritten behalten Online Mar-
     ketingmanager den Überblick über ihre Daten:                                                            mike weiler
                                                                                           Mike Weiler, Geschäftsleiter SEA
      1. Brechen Sie Ihre internen Abteilungs- und
                                                                                           und Affiliate bei Plan.Net Perfor-
         Kanalsilos auf. Viel zu häufig wird der direkte                                   mance: Als Geschäftsleiter ist Mike
         Erfolg nur im eigenen Silo gesucht, anstatt                                       Weiler bei Plan.Net Performance
         sich auf den Kunden als Ziel zu konzentrie-                                       für die Geschäftsbereiche SEA und
         ren. Akzeptieren Sie die kanalübergreifende                                       Affiliate verantwortlich. Plan.Net
                                                                                           Performance ist Teil der Service-
         User Journey des Kunden.                                                          plan Gruppe mit Sitz in München
      2. Wenn Sie noch einen Schritt weiter gehen                                          und Hamburg und hilft führenden
         können: Gründen Sie ein dediziertes BI-                                           Marken dabei ihre Geschäftsziele
         Team, das die Daten untersucht und ein-                                           auf verschiedenen digitalen Mar-
                                                                                           ketingkanälen zu erreichen. Zuvor
         ordnet. Für bestmögliche Ergebnisse sollte
                                                                                           war Mike Weiler als Country Ma-
         es aus einer ausgewogenen Mischung von                                            nager bei Tradedoubler – einem
         Marketing-, IT-, Datenmanagement- und             internationalen Anbieter von Performance Marketing Lösungen für
         Vertriebsmitarbeitern bestehen.                   Deutschland und Österreich verantwortlich.

22
Sie können auch lesen