Durchblick Maskenpflicht - Diakonische Stiftung ...

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Durchblick Maskenpflicht - Diakonische Stiftung ...
April | 1 - 2021          Diakonische Stiftung
                          Wittekindshof

Durchblick

                   Maskenpflicht
Durchblick Maskenpflicht - Diakonische Stiftung ...
Maskenpflicht

Editorial

                                   Liebe Leserinnen und Leser!

                                     dieser Durchblick liefert im ersten Teil einen kleinen Einblick in das, was die von
                                     uns unterstützten Menschen und die Mitarbeitenden, die diese Unterstützung leisten,
                                     nun schon seit weit mehr als einem Jahr erdulden müssen.
                                         Nach meiner Erfahrung ist das, was allen Beteiligten im Wittekindshof in der
                                   Corona­­krise abverlangt wird, eine historische Herausforderung. Ich verspüre tiefste
                                     Hochachtung gegenüber allen Mitarbeitenden, die mit größter Anstrengung dafür
                                     gesorgt haben, dass dieses schwere vergangene Jahr bewältigt werden konnte. Es
                                     war und ist nicht nur der Alltag seitdem in schwerwiegender Weise eingeschränkt:
                                     kaum Außenkontakte, strengste Hygienebestimmungen, ständiges Tragen von Mas-
                                     ken und anderer Schutzkleidung, das Bangen vor Infektionen bei sich und anderen.
                                     Dazu kamen und kommen an manchen Orten noch akute Krisen, wenn es Infektionen
                                     gibt. Es gab in allen Regionen des Wittekindshofes Quarantänen. Das bedeutet:
                                     ­Menschen, deren Teilhabe am gesellschaftliche Leben wir fördern wollen, mussten
                                      im Haus und in der Wohngemeinschaft bleiben, obwohl sie den Grund oft nicht ver-
                                      stehen konnten. Mitarbeitende mussten die Quarantäne- und Schutzmaßnahmen mit
                                      größter Fantasie und Anstrengung sicherstellen. Viele Mitarbeitende haben längere
                                      Zeit in Arbeitsquarantäne nur zwischen Arbeit und Zuhause pendelnd verbracht,
                                      manche sind selbst infiziert worden. An einigen Stellen hat das Virus zu ­dramatischen
                                      Situationen geführt. Bis zum Redaktionsschluss sind elf unserer Klienten und Klien-
                                      tinnen an und mit Corona verstorben. Eine traumatische Erfahrung für alle, beson-
                                      ders für die, die sich den Verstorbenen verbunden gefühlt haben, auch für die Mit­
                                      arbeitenden.
                                         Ich möchte deshalb hiermit all unseren Mitarbeitenden meinen tiefsten Dank
                                   ­aussprechen, für alles, was sie bisher im Zusammenhang mit Corona geleistet
                                    haben und noch leisten müssen. Ich bin zuversichtlich: Gemeinsam werden wir
                                    diese historische Krise überstehen und alle miteinander hoffentlich ab Herbst
                                    ­wieder die Freuden des Lebens in offener menschlicher Gemeinschaft genießen
                                     können.
                                     Ihr Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Vorstandssprecher

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Diakonische Stiftung
                                                                              Wittekindshof

2 Editorial

4 Angezählt

 		Thema: Maskenpflicht

   6 Zwischen FFP2-Masken, Schnelltests und Impfungen

    8 „Als würde die Lunge zerreißen“

   10		 Fünf Wochen

    14 Ein Akt der Nächstenliebe

     16 Imp(f)ressionen

      18 „Kein Mangel an FFP2-Masken“

       20 „Nach Corona wünsch ich mir ...“

        		Wittekindshofer Themen

         22 Wittekindshof verändert Betreuungskonzept

          24 „Ein wahrer Glücksgriff“

              25 Mobilität steigert Jobchancen

              26 „Digitalisierung ist ein wichtiger Bestandteil“

               28 Es geht voran auf der Baustelle

                30 Aus den Orten

                 32 Personalia / Impressum

                  34 Kein Fensterplatz im Himmel

                   36 Blick zurück
                      Von der Tagesstätte zur Johannesschule

                     38 Auf ein Wort
                        „Seid mitfühlend, so wie euer Vater mitfühlend ist“
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Angezählt

9…                                                             1793…
Fotografien: Jaqueline Patzer

        … Elektrofahrzeuge sind im
        Wittekindshof im Einsatz:
        zwei im Geschäftsbereich Wohnen 3,
        eins in Gronau, eins im Fahrzeug-
        pool (Gründungsgelände) und                            …
                                                Feuerlöscher gibt es insgesamt in der
        fünf im Ambulanten Pflegedienst.   ­Diakonischen Stiftung Wittekindshof.

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Angezählt

5000…

… Liter Saft wurden 2020 in der Manufructur gepresst.
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Zwischen FFP2-Masken, Schnelltests und

                                    Jaqueline Patzer

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Impfungen
                                                                                                                                 Maskenpflicht

Ein Jahr
Coronavirus
                                               Gang und gäbe                                       Leider ist es innerhalb der Diakonischen
                                               Die Sicherheit und Gesundheit aller steht an    Stiftung Wittekindshof auch zu Todesfällen im
                                               oberster Stelle. Auch beim Wittekindshof.       Zusammenhang mit dem Virus gekommen.
                                               Deshalb gilt Maskenpflicht. Dabei wurden die    Die Betroffenheit unter Mitarbeitenden und
                                               ersten Menschen, die vor über einem Jahr –      Bewohnerinnen und Bewohner ist sehr groß.
                                               als die Corona-Pandemie auch Deutschland        Umso wichtiger ist es, die Trauer gemein-
                                               erreichte – noch schräg angeguckt, wenn sie     sam zu verarbeiten und den Menschen, die
                                               in der Öffentlichkeit zum Schutz eine irgend-   der Wittekindshof unterstützt, Sicherheit
                                               wie geartete Maske trugen. Solche Bilder        zu geben und ansprechbar für Fragen und
                                               kannte man vorher nur aus asiatischen Län-      Ängste zu sein. Auch Trauerarbeit hat sich in
                                               dern, wo das Tragen eines Mundschutzes          der Pandemie verändert.
                                               gang und gäbe ist. Heute ist das anders. Auch
                                               bei uns in Deutschland. Personen ohne Maske     Impfen und Warten
                                               ernten fragende Blicke.                         Alles hängt nun an den Impfungen. Erste
                                                  Mehr als ein Jahr leben wir nun mit dem      Immunisierungen von ganzen Wohnhäusern
                                               Coronavirus. Es hat das Privat- und im Witte­   oder spezialisierten Wohngruppen sowie von
                                               kindshof insbesondere auch das ­Berufsleben     Menschen über 80 Jahre erfolgen Anfang des
                                               verändert. Die Teilhabe von Menschen mit        Jahres. Mitarbeiter Christian Pohlmann ist
                                               Behinderung ist in Zeiten der Pandemie          einer der Ersten, die in den Oberarm gepikst
                                               zusätzlich eingeschränkt. Mitarbeitende in      werden. Dann stockt das Impfgeschehen in
                                               den Wohngruppen, den Werkstätten, Schu-         der Eingliederungshilfe. Landeserlasse häu-
                                               len, therapeutischen und medizinischen          fen sich. Die Umsetzungsstrategien der Kreise
                                               Diensten – alle im direkten Kontakt mit         und kreisfreien Städte unterscheiden sich
                                               Frauen und Männer mit Behinderung sind          vom Kreis Herford, über Hamm und Herne bis
                                               dringend angehalten, FFP2-Masken zu tra-        in den Kreis Borken extrem. Impfstoffe wer-
                                               gen. Zu ihrem Schutz, aber insbesondere         den bestellt, aber nicht vollständig geliefert.
                                               zum Schutz der Menschen, die sie tagtäglich     Angekündigte Impftermine werden abgesagt,
                                               unterstützen, fördern und begleiten. Schnell-   weil kein Impfstoff zur Verfügung steht. Bis
                                               tests ­stehen regelmäßig auf dem Programm,      zum 8. März. Dann nimmt das Impfgesche-
                                               bei Mitarbeitenden, Besucherinnen und Be-       hen vorübergehend an Fahrt auf. Die Priori-
                                               suchern sowie Klientinnen und Klienten.         tätsstufe zwei wird nun geimpft. Ihr wird die
                                                                                               Eingliederungshilfe zugeordnet.
                                               Infektionen und Todesfälle                          Groß angelegte Impfaktionen treiben die
                                               All diese Maßnahmen, Hygiene- und Sicher-       Immunisierung des Wittekindshofes voran,
                                               heitskonzepte, die eingeübt und selbstver-      ehe die Impfungen mit dem Astra-Zeneca-
                                               ständlich geworden sind, dämmen die Gefahr      Serum, welches Männern und Frauen zwi-
    Hätten Sie gedacht, dass Sie einmal ganz   ein, schließen den Eintrag des Virus in die     schen 18 und 64 Jahren injiziert wird, gestoppt
selbstverständlich eine Maske aufsetzen,       Stiftung aber nicht komplett aus. Die Unter-    werden. Mehrere Länder, darunter auch
wenn Sie einen Supermarkt betreten? Viele      stützung von Menschen mit Behinderung ist       Deutschland, setzen das Präparat kurzzeitig
von uns wohl nicht. Die medizinische Maske     nicht ohne Nähe möglich. Das weiß auch          aus, weil in wenigen Fällen nach der Impfung
oder gar die FFP2-Maske sind das neue Duft-    Marcel Burkhardt aus Castrop-Rauxel. Der        Thrombosen in Hirnvenen auftraten. Mittler-
bäumchen am Rückspiegel. Dort baumelt sie      33-Jährige arbeitet im Wittekindshofer Wohn-    weile wird weiter geimpft – auch mit ande-
immer einsatzbereit, um schnell noch die       haus am Emsring in Herne. Er infizierte sich    ren Vakzinen. Die Sicherheits- und Hygie-
Tankstelle springen zu können oder Brötchen    mit dem Coronavirus, auch Kollegen und Kol-     nekonzepte müssen trotzdem noch immer
beim Bäcker zu besorgen. Zuhause haben die     leginnen sowie Bewohnerinnen und Bewoh-         streng befolgt werden – bis ein Großteil der
Masken feste Stammplätze: am Türgriff, am      ner. In jeder Region der Stiftung kam es zu     Bevölkerung geimpft ist. Wann das so weit
Schlüsselbrett oder auf dem Telefontisch im    Infektionen. Ganze Wohnhäuser wie etwa in       ist, bleibt abzuwarten. Deshalb gilt weiterhin:
Flur. Bloß immer gut sichtbar – denn ohne      Bünde an der Wehmstraße waren betroffen         Maskenpflicht.
gilt: „Du kommst hier nicht rein.“             und standen wochenlang unter Quarantäne.

                                                                                                                       D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1   7
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„Als würde die Lunge zerreißen“

                                   Privat

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Maskenpflicht

Marcel Burkhardt (33)
infizierte sich mit
dem Coronavirus:                                  Kopfkino ein: Woher habe ich es? Wen habe         Husten bis zum Erbrechen
Ein Krankheitsbericht                             ich getroffen? Habe ich jemanden angesteckt?“     Und dann folgt der Husten. „Das war so,
                                                      Er habe umgehend seine Familie, Freunde       als würde meine Lunge zerreißen, während
                                                  und Kollegen informiert. „Ich habe mich an        jemand die ganze Zeit auf meinem Brustkorb
                                                  alle Regeln gehalten und nach Möglichkeit         steht.“ Mehrmals muss er vom vielen Husten
                                                  Kontakte im Privaten vermieden. Bei der           erbrechen. Magenprobleme setzen ein. Der
                                                  Unterstützung von Menschen mit Behinde-           Körper dehydriert. „Ich hatte Angst, duschen
                                                  rung lassen sich Abstandsregeln aber nicht        zu gehen. Ich lebe alleine in meiner Wohnung
                                                  immer einhalten. Die Nähe zu den Bewohne-         in Castrop-Rauxel. Wenn ich zusammenge-
                                                  rinnen und Bewohnern ist wichtig, und nicht       brochen wäre, hätte mir niemand so schnell
                                                  jeder kann die Gefahr des Virus einordnen         helfen können.“ Die Einsamkeit in Quarantäne
                                                  oder sich an die Maskenpflicht halten“, weiß      habe ihn zusätzlich belastet. Mehrmals kommt
                                                  Burkhardt, der nicht der einzige am Emsring       ihm der Gedanke, ins Krankenhaus zu fahren.
                                                  ist, der sich in diesen Tagen mit dem Virus       „Aber nach neun, zehn Tagen wurde es lang-
                                                  infiziert hat. Das Wohnhaus wird unter Qua-       sam besser“, erinnert sich Burkhardt.
                                                  rantäne gestellt. Einige Mitarbeitende, die          Im Gegensatz zu vielen anderen Erkrank-
                                                  keine Symptome zeigen, gehen in Abstim-           ten, die noch immer unter den Folgen der
                                                  mung mit den zuständigen Gesundheitsäm-           Infektion leiden, lebt der 33-Jährige mittler-
                                                  tern in Arbeitsquarantäne. Das bedeutet, dass     weile wieder symptomfrei. „Der Husten ist
                                                  sie zwar zur Arbeit kommen dürfen, ansons-        seit November weg. Manchmal fühle ich mich
                                                  ten aber unter Quarantäne stehen. Keine           noch etwas atemlos, aber ansonsten geht es
                                                  Besuche, kein Einkaufen oder Nutzen der           mir wieder gut.“ Auch sein Geschmacks-
                                                  Öffentlichen Verkehrsmittel.                      und Geruchssinn ist zurückgekehrt. „Nach
Es ist Montagmorgen. Marcel Burkhardt hat                                                           einer Woche schmeckte der Kaffee plötzlich
Fieber, fühlt sich abgeschlagen und kraft-        Symptome in Etappen                               wieder nach Kaffee. Das war wie eine totale
los. Der 33-Jährige hat die vergangenen Tage      Marcel Burkhardt bleibt aber zu Hause. Denn Geschmacksexplosion im Mund.“
fast ausschließlich im Bett gelegen und seine     er hat Symptome. Und die treten in Etappen
Wohnung zur Sicherheit nicht mehr verlas-         auf: Mit Ohrenschmerzen und Fieber fängt es Im Schutzanzug zum Dienst
sen. Abgesehen von seinem Besuch beim             an: „Innerhalb von wenigen Stunden ist meine Das Wichtigste für den Castrop-Rauxeler ist
Arzt, um einen PCR-Test zu machen. Nun,           Körpertemperatur von 37 auf 39,2 Grad ange- aber, dass er wieder ohne Einschränkungen
zwei Tage später, blinkt die Corona-Warn-App      stiegen. Ich habe mich direkt krank gemeldet.“ arbeiten kann: „Ich wollte meine Kolleginnen
auf seinem Handy auf: das Testergebnis ist da     Müdigkeit und Erschöpfung setzen nur kurze und Kollegen entlasten und die Bewohnerin-
– und es ist positiv.                             Zeit später ein, die Ohrenschmerzen gehen nen und Bewohner wiedersehen.“ Zunächst
   „Ich hab mich gefühlt, als hätte man mir       weg, dafür schmeckt und riecht er nichts sei er mit FFP2-Maske, Visier und Schutz-
den Boden unter den Füßen weggezogen“,            mehr. Der 33-Jährige sucht einen Arzt auf, anzug wieder zum Dienst erschienen. Eine
sagt der examinierte Altenpfleger, während        der ihm allerdings nur eine normale Grippe schweißtreibende Angelegenheit. Trotz der
er sich an seinen Krankheitsverlauf im Herbst     diagnostiziert. Doch das Fieber sinkt nicht, die zusätzlichen Anstrengungen bereue er die
2020 erinnert. Gerade im Ruhrgebiet, wo           Sorge, sich doch mit dem Coronavirus infiziert Entscheidung nicht: „Es war für mich ein-
Burkhardt lebt und seit 2019 beim Wittekinds-     zu haben, lässt ihn nicht los. „Also habe ich fach wichtig, zu helfen“, sagt Burkhardt und
hof tätig ist, steigen zu diesem Zeitpunkt die    mich ins Auto gesetzt und bin am Wochen- fügt lachend hinzu: „Aber das gehört viel-
Zahlen der Corona-Erkrankten an. Auf Land-        ende zu einem notdiensthabenden Arzt nach leicht auch dazu, sonst wäre ich vermutlich
karten zum Virusgeschehen sind viele Kom-         Dortmund gefahren, um mich testen zu las- nicht in der Eingliederungshilfe tätig.“ Seine
munen tiefrot gezeichnet. Besonders in Herne      sen.“ Danach geht es direkt wieder ins Bett. Erfahrungen haben ihm aber gezeigt, wie
schnellen die Zahlen der Neuinfektionen in        „Ich habe bis Montag quasi durchgeschlafen. gefährlich eine Infizierung mit dem Corona-
die Höhe, der Inzidenzwert klettert zeitweise     Und dann kam das Ergebnis.“ An Aufräumen, virus sein kann: „Dieses Gefühl, keine Luft zu
über die 300er-Marke. Marcel Burkhardt ist als    Putzen oder Kochen ist kaum noch zu denken, be­kommen, wünsche ich keinem.“
stellvertretende Bereichsleitung für das Witte­   sein Körper fühlt sich kraftlos an. Wichtige Ein-                              Ann-Christin Lüke
kindshofer Wohnhaus am Emsring in Herne           käufe erledigen seine Eltern, die die Tüten vor
mitverantwortlich. „Bei mir setzte direkt das     der Wohnungstür abstellen.

                                                                                                                           D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1   9
Durchblick Maskenpflicht - Diakonische Stiftung ...
Fünf Wochen
Maskenpflicht

                                    Ann-Christin Lüke

10   D u rc h b l i c k 1 -2 02 1
Maskenpflicht

Marina Raddatz
blickt zurück auf
den Corona-                                        Anfang November 2020: Ein Bewohner           die herzliche und diakonische Arbeit“, sagt
Ausbruch im Haus                               weist coronatypische Symptome auf. Er wird       Marina Raddatz.
                                               isoliert und getestet. Positiv. Andere Haus-         Die veränderte Arbeitssituation, die Erkran-
Wehmstraße in                                  bewohner und -bewohnerinnen entwickeln           kungen, die glücklicherweise alle milde ver-
                                               ebenfalls Symptome, ebenso Mitarbeitende.        liefen, belasteten trotzdem psychisch. Hinzu
Bünde                                          Die Zahl der positiven Fälle steigt weiter. Das  kam die physische Anstrengung. „Die Arbeit
                                               Haus wird unter Quarantäne gestellt. Mitar-      in voller Schutzkleidung ist einfach hart. 20
                                               beitende tragen volle Schutzmontur im Dienst:    Minuten haben wir vor Dienstbeginn benötigt,
                                               Kittel, FFP2-Maske, Schutzbrille, Handschuhe.    um uns zu desinfizieren und umzuziehen. Das
                                               Sie dürfen nur nach Hause und zur Arbeit         Atmen fällt schwerer, die Brille schränkt das
                                               fahren. Nicht einkaufen, nicht tanken, kei-      Sehfeld ein, die Kommunikation mit den Kli-
                                               nen Kontakt zu anderen Menschen oder ihren       enten und Klientinnen ist schwieriger“, ver-
                                               Familien haben. Arbeitsquarantäne. Der All-      sucht Raddatz zu erklären. Nachempfinden
                                               tag im Wohnhaus verändert sich komplett.         könne man das wahrscheinlich nur, wenn
                                                                                                man selbst diese Situation durchlebt habe.
                                               „Menschenleben retten“                           Hinzu kamen ständig neue Dinge, die mit
                                               „Von jetzt auf gleich war alles anders. Eigent- Behörden und Ämtern abgestimmt werden
                                               lich haben wir ein offenes Hauskonzept. Zwar mussten, neue Anweisungen und Auflagen.
                                               gibt es Wohngruppen mit gemeinsamen Auf- Und der Organisationsaufwand.
                                               enthaltsräumen, aber alle bewegen sich frei
                                               im Gebäude. Das ging so dann nicht mehr“, Unterstützung von allen Seiten
                                               berichtet Raddatz, die selbst infiziert war. Das „Wir haben Möbel gerückt und Räume anders
                                               Haus wurde streng in Wohngruppen aufge- ausgestattet, um neue Aufenthaltsräume zu
                                               teilt, denen feste Mitarbeitende zugeteilt wur- schaffen für die einzelnen Isolationsgrup-
                                               den. Die Teams splitteten sich noch einmal auf, pen. Alle Wohngruppen sollten schließlich
                                               um Früh-, Spät- und Nachtschicht zu ermög- die gleichen Bedingungen haben. Wir muss-
                                               lichen und somit die 24-Stunden-Unterstüt- ten die Essenslieferung neu planen, die Mit-
                                               zung für die Frauen und Männer mit Behinde- tagsverpflegung, die sonst in der Werkstatt
                                               rung zu gewährleisten. Dies gelang nur durch stattfindet, bedenken. Die Wäsche musste
                                               Unterstützung weiterer Mit­arbeitenden, etwa besonders verstaut werden, in Säcken, die
                                               der Tagesstrukturierenden Angebote. Es galt, länger bei uns im Haus bleiben mussten, um
                                               die Infektionsketten und die Zahl der Kontakt- die Übertragung des Virus zu verhindern.
                                               personen ersten Grades so gering wie möglich Da wurde an manchen Stellen die Wäsche
                                               zu halten – „schlussendlich wollten wir Men- knapp“, erinnert sich die Bereichsleitung.
                                               schenleben retten“, so Raddatz.                  Aber natürlich musste auch der Alltag für die
                                                                                                Bewohnerinnen und Bewohner abwechs-
                                               Team agiert als Einheit                          lungsreich und kreativ gestaltet werden:
                                               „Es war rührend“, erinnert sich die Bereichs- „Eine Kollegin, die im Ruhestand ist, hat uns
Marina Raddatz hat Tränen in den Augen.        leiterin. „Das Team hat an einem Strang gezo- ehrenamtlich geholfen. Wir haben Listen mit
Auch ein halbes Jahr nach dem Infektions-      gen. Die Kollegen und Kolleginnen haben sich Wünschen erstellt und sie war für uns ein-
geschehen im Wohnhaus an der Wehm-             teilweise völlig vergessen und waren selbst- kaufen. Ein toller Einsatz.“ Auch Angehörige
straße in Bünde erinnert sie sich gut an die   los im Einsatz für unsere Leute. Jeder hat alles hätten sich maximal engagiert: „Sie haben
angespannte Situation: „Es ist wie eine Art    gegeben. Ich kann das nicht genug loben. Es uns gut zugesprochen, Bastelmaterialien,
Schockstarre, ein wirres Gefühlsdurchein-      war ein tolles Gefühl zu sehen, wie wir als Nervennahrung wie Kuchen und Schokolade
ander, aber die konkreten Erinnerungen an      Einheit funktioniert haben. Wir sind ein mul- und Kleidung für ihre Angehörigen gebracht.
Abläufe und die zeitliche Entwicklung sind     tiprofessionelles Team mit ganz unterschied- Alles, was von außen möglich war.“
verschwommen“, versucht die Bereichslei-       lichen Charakteren. Da kann nicht jeder mit          Auch das Geschäftsbereich-Leitungsteam
tung zu beschreiben, wie es ihr und ihrem      jedem gleich gut. Aber davon war nichts zu habe vollste Unterstützung gegeben. Essens-
Team ging.                                     spüren. Ich bin meinem Team so dankbar für gutscheine geschickt, Pizza bestellt und, wo

                                                                                                                        D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1   11
Maskenpflicht

                                                                                                                                          Jaqueline Patzer

möglich, die Kommunikation mit dem Ge-      spielen, Beschäftigungsmöglichkeiten schaf-        haben wir mit viel pädagogischer Arbeit die
­sundheitsamt abgenommen. Kollegen und      fen: „Wir mussten ja Ausgleich zur Isolation für   gute Laune im Haus aufrechterhalten kön-
 Kolleginnen sowie die Mitarbeitenden der   unsere Klienten ermöglichen. Die haben das         nen“, resümiert die gelernte Erzieherin.
 benachbarten Wittekindshofer Wohngemein-   so toll mitgemacht. Sicherlich kamen immer            Fünf Wochen Quarantäne. Fünf Wochen
 schaft am Nordring grillten für die Wehm-  wieder Fragen auf wie: ‚Was ist Corona?            arbeiten unter extremsten Bedingungen. Am
 straße. Die Bratwürste wurden kontaktlos inWarum sehe ich das nicht? Warum darf ich           Ende hat es sich ausgezahlt. Alle Infizierten
 einem Topf übergeben. „Das war ein High-   nicht raus? Wann darf ich einkaufen gehen?‘        sind genesen. Es gab keine weiteren Infek-
 light“, erinnert sich Marina Raddatz. „Und es
                                            Wir Mitarbeitenden waren auf der einen             tionen. Keine bekannten Folgeschäden. Was
 war auch Balsam für die Seele.“            Seite erschöpft, wollten und mussten auf der       bleibt ist ein mulmiges Gefühl bei der Erin-
                                            anderen Seite aber die Bewohnerinnen und           nerung an diese einschneidenden Wochen.
Pädagogische Arbeit und Ausgleich           Bewohner zu Aktionen und ­Bewegung moti-                                       Jaqueline Patzer
Spaziergänge ums Haus, frische Luft schnap- vieren, ihnen optimale Unterstützung und vor
pen im Garten oder auf dem Balkon, Spiele allem auch Sicherheit geben. Alles in allem

12   D u rc h b l i c k 1 -2 02 1
Maskenpflicht

Ich lasse mich gege
                    n d as
              Coronavirus impfen
                                 ,                                                                                   weil…
                                                                                      „ … ich einfach nicht mehr mit
                                                                                      dem Virus leben will.
                                                                                      Ich will  wieder bessere Zeiten       n
   „ … mir die möglichen Nachwirkungen einer                                          und dass ich und alle anderen Mensche
                                                                                      vor dem Virus gesc  hütz t sind .“
   Erkrankung zu riskant sind und ich hoffe, dass
                                                                                      Marina Beschmitt, Erzieherin
   auf Dauer alles wieder besser wird und Restrik-
   tionen zurück­gefahren werden. Ich habe aber
   das Für und Wider abgewogen,
   mich impfen zu lassen.“
   Lena Heidemann, Sozialpädagogin

                                                                       ntinnen
                                                       ienten und Klie
                                     „ … ich unsere Kl               eitsverläufen
                                                      hweren Krankh
                                     und mich vor sc                   hte.
                                                        n schützen möc
                                     bei einer Infektio                     a sein,
                                     Ich möchte für
                                                       die Menschen d
                                                        Job liebe.“
                                      weil ich meinen ungspfleger
                                                         Heilerzieh
                                      Marius Schröder,
                                                                                                                      D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1   13
Ein Akt der Nächstenliebe

                                    Ann-Christin Lüke

14   D u rc h b l i c k 1 -2 02 1
Maskenpflicht

Christian Pohlmann
ist als einer der
ersten Mit­                                         Christian Pohlmann ist Bereichsleitung im     keine anderen Beschwerden. Sie haben das
arbeitenden im                                  Haus Bethanien und verantwortlich für ein         deutlich besser weggesteckt“, sagt Pohlmann
                                                spezialisiertes Team in Volmerdingsen mit         mit einem Lachen.
Wittekindshof                                   außerklinischer Intensivversorgung, etwa             Aber die körperlichen Beschwerden der
                                                bei Beatmungspflicht und Atemunterstüt-           Kolleginnen und Kollegen verschwinden. Vor
geimpft worden                                  zung. Menschen, die in dieser spezialisier-       allem sinkt aber die psychische Belastung
                                                ten Wohngruppe leben, gehören aufgrund            der Mitarbeitenden. „Das Paket der Gesamt-
                                                der Schwere ihrer Behinderung sowie wei-          situation drückt nicht mehr so schwer auf die
                                                teren Erkrankungen zur besonders vulnera-         Schultern. Eine gewisse Angst, die bezeich-
                                                blen Gruppe und gemäß der bundesweiten            nend war, ist weniger stark. Wir haben vor
                                                Impfstrategie zur höchsten Prioritätsstufe.       den Impfterminen im Team natürlich viel
                                                Sie werden, sofern der Wunsch besteht, als        gesprochen und uns ausgetauscht. Niemand
                                                Erste im Wittekindshof gegen das Coronavirus      möchte der- oder diejenige sein, die even-
                                                geimpft. Ebenso die Mitarbeitenden, die in        tuell das Virus einträgt oder womöglich zum
                                                dem Wohngruppenteam arbeiten. Die Impf-           Superspreader wird. Wenn es nun doch pas-
                                                bereitschaft in diesem Team ist groß: Alle 23     siert, weiß man um den Schutz unserer Leute
                                                Frauen und Männer mit Behinderung und             hier im Haus. Was nicht bedeutet, dass die
                                                mehr als 70 Prozent der Mitarbeitenden las-       Schutz- und Hygienemaßnahmen zurückge-
                                                sen sich das Serum injizieren.                    fahren werden. Die werden uns noch länger
                                                    Danach herrscht Erleichterung. „Machen        begleiten. Aber schwere Infektionsverläufe
                                                wir uns nichts vor: Eine Infektion wäre für die   sind nun unwahrscheinlicher“, betont Pohl-
                                                meisten unserer Klienten und Klientinnen töd-     mann.
                                                lich verlaufen. In den Wohngruppen galt von          Und wie lebt es sich nun mit dem vollen
                                                Beginn der Pandemie an höchste Vorsicht.“         Impfschutz? Auf der Arbeit hat sich nichts
                                                Die Schutzmaßnahmen sind erfolgreich. Ein         verändert. Weiterhin werden seine Mitarbei-
                                                Eintrag des lebensgefährlichen Virus fand bis-    tenden und er alle 48 Stunden POC-getestet.
                                                lang nicht statt. Allerdings macht sich nach      „Aber ich bin irgendwie entspannter in mei-
                                                der ersten Injektion eine leichte Abgeschla-      nen Entscheidungen. Die Impfung ist kein
                                                genheit bei einigen Mitarbeitenden breit.         Berechtigungsschein, nun auf die geltenden
                                                „Bei den Bewohnerinnen und Bewohnern              Regeln zu verzichten. Auch nicht im Privaten.
                                                haben wir keine großartigen Nebenwirkun-          Da musste ich mich selbst mehrfach wieder
                                                gen vernommen. Manch einer wirkte matter.         etwas einnorden. Ich bin großer Verfechter
                                                Wir haben vorsorglich Fieber gemessen und         vom Abstandhalten, habe ich mich aber auch
                                                genau beobachtet, ob es Veränderungen in          dabei erwischt, wie ich darüber nachgedacht
                                                ihrem Verhalten gibt. Denn die meisten kön-       habe, Menschen in den Arm zu nehmen. Etwa
Donnerstag, 21. Januar 2021, 12 Uhr Uhr:        nen sich nicht zu ihrem Gesundheitszustand        meine Familie. Aber von ihnen ist niemand
Christian Pohlmann macht seinen Oberarm         äußern“, erklärt der Diakon.                      geimpft.“ Als Geimpfter müsse man sich vor
frei. Die Ärztin setzt zum Piks an, die Nadel       Am 11. Februar folgt der zweite Piks.         Augen halten, dass es einfach noch nicht wie-
durchsticht Pohlmanns Hautschichten, das        Danach sieht es etwas anders aus mit den          der an der Zeit sei, in den Alltag, wie man ihn
Serum des Herstellers Biontec/Pfizer dringt     Nebenwirkungen bei den Mitarbeitenden.            vor der Corona-Pandemie kannte, zurückzu-
in den Körper des Krankenpflegers ein. Klingt   Diese übersteigen die Abgeschlagenheits-          kehren. Das wäre ein Trugschluss. „Ich habe
wie ein Krimi. War es gefühlt auch. „Die Auf-   symptome deutlich – aber nicht bei allen.         mich impfen lassen, um ein Teil davon zu
regung vor der Impfung war bei uns allen        „Ein kleiner Teil der Mitarbeitenden hatte hef-   sein, dass wir gemeinsam aus der Pandemie
deutlich spürbar. Kommt der Impfstoff? Wird     tige Reaktionen auf die zweite Impfung.“ In       herauskommen. Sicherlich auch zu meinem
es Nebenwirkungen geben? Und wie geht es        einem Fall sogar mehr als 24 Stunden Fieber,      eigenen Schutz. Aber insbesondere war es für
weiter?“, berichtet Diakon Pohlmann, der als    das an der 40-Grad-Marke kratzte. „Bei den        mich ein Akt der Nächstenliebe.“
einer der Ersten im Wittekindshof die lan-      Bewohnerinnen und Bewohnern konnten wir                                           Jaqueline Patzer
gersehnte Impfung gegen das Coronavirus         wieder kaum Veränderungen feststellen. Kein
erhielt.                                        Fieber bei den prophylaktischen Messungen,

                                                                                                                         D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1   15
Maskenpflicht

                                                               Imp(f)ressionen au
                                                                                                            s...
Ba d Oeyn haus en
    Einmal durch die Impfstraße, ein Piks, dann ist es geschafft:
    Ursula „Uschi“ Kruck ist eine von mehr als 1000 Personen,
    die während einer großen Impfaktion in Volmerdingsen und
    Minden immunisiert werden.

                                                                                  lle
                                                                                  Fotos: Sabrina Frankemö

                                                                     Die Spritze
                                                                                 n sind aufg
                                                                    Stempel fü               ezogen, de
                                                                                r den Impfp             r
                                                                    parat, und               ass liegt
                                                                                schon erhä
                                                                   ter Horst, d             lt Bernhard
                                                                                er die Ange
                                                                  Wittekinds­h               bote des
                                                                                ofes in Gro
                                                                  seine erste               n au nutzt,
                                                                               Impfdosis.

                                                                       G ro n a u
                                                        er
                                                      Pa t z
                                                     line
                                                que
                                              s: Ja
                                            Fo t o

                    16   D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1
Maskenpflicht

                               Herne
Merle Gietmann schaut genau hin: Die junge Frau,
die im Wittekindshofer Wohnhaus an der Bielefelder
Straße lebt, gehört zu den ersten Menschen in Herne,
die eine Corona-Schutzimpfung erhält.

                                                                                                                                               Daniela Schwarz
                                                                                                                          hlottoff
                                                                                                                    stian Sc
                                                                                                                 ans-Chri
                                                                                                               Fotos: H

                                                                                    Es ist ein
                                                                                                sp
                                                                                   Tag für A annender
                                                                                              ngelina
                                                                                  als das W             Lus
                                                                                               ohnhau cher,
                                                                                  der Vöh               s an
                                                                                            de
                                                                                 seine zw in Rhynern
                                                                                            eit
                                                                                erhält. M e Impfdosis
                                                                                            itarbeite
                                                                                Mareike               rin
                                                                                           Ja
                                                                               zur Seite cobs steht
                                                                                          .D
                                                                               die Aufr as nimmt
                                                                                        egung.

                                                                                   Ha m m
                                                       Fotos: Dorothee Blome

                                                                                                               D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1         17
„Kein Mangel an FFP2-Masken”

                                    Jaqueline Patzer

18   D u rc h b l i c k 1 -2 02 1
Maskenpflicht

Gerd Sulewski sieht
Wittekindshof für
die andauernde                                    möglich. Mitarbeitende verzichten auf sozi-        wurden sie zu Spitzenzeiten teilweise für sie-
Pandemie weiter-                                  ale Kontakte zum Schutz der uns anvertrauten       ben Euro pro Stück gehandelt.
                                                  Menschen. Daher haben wir immer frühzeitig
hin gut gerüstet                                  bei allen benötigten Materialien vorgesorgt,       Zertifikate auf dem Prüfstein
                                                  um Klienten und Klientinnen sowie Mitarbei-        Doch nicht nur gute Preise und eine gesicherte
                                                  tende vor Infektionen zu schützen. Wir haben       Versorgung spielen eine wichtige Rolle. Die
                                                  für mehrere Monate ausreichende FFP2-Mas-          Qualität steht an oberster Stelle. „Wir prü-
                                                  ken bestellt. Dort besteht derzeit kein Man-       fen alle Produkt-Zertifikate sorgfältig, bevor
                                                  gel“, berichtet Gerd Sulewski, der zuständig       wir Masken und Co. bestellen“, versichert
                                                  für medizinischen Sachbedarf in der Stiftung       der Pflegeexperte. Es sei bereits vorgekom-
                                                  ist. Zehntausende Masken sind aus unter-           men, dass sich Zertifikate für Masken als
                                                  schiedlichen Lagern für alle Wittekindshofer       gefälscht herausstellten. „So etwas kommt im
                                                  Einrichtungen in den Kreisen Minden-Lüb-           Wittekindshof natürlich nicht zum Einsatz.“
                                                  becke, Herford und Borken sowie in Hamm,           Auch individuelle Bedarfe werden gedeckt,
                                                  Herne und Oberhausen abrufbar.                     beispielsweise kleinere FFP2-Masken für
                                                                                                     ­schmale Gesichter.
                                                  Täglich 3000 Masken                                    Doch nicht nur materiell wurde und wird
                                                  Vor der Pandemie kamen in der gesamten             vorgesorgt, auch technisch: „Wir haben ein
                                                  Stiftung etwa 350 FFP2-Masken pro Jahr             eigenes EDV-System entwickelt, in dem bei
                                                  zum Einsatz. Größtenteils wurden sie in            einem Corona-Ausbruch der Materialbedarf
                                                  spezialisierten Wohngruppen benötigt, in           unmittelbar berechnet und erfasst werden
                                                  denen außerklinische Intensivversorgung            kann. Das ermöglicht eine zuverlässige Pla-
                                                  bei ­Beatmungspflicht, Atemunterstützung            nung und schnellere Versorgung der Berei-
                                                  und Wachkoma möglich ist. Nun werden die            che. So kann einer Ausbreitung entgegenge-
                                                  Masken bei jeglichem Kontakt mit Menschen           wirkt werden“, sagt Gerd Sulewski.
                                                  mit Behinderung getragen. „Derzeit benöti-
                                                  gen wir täglich 3000 der FFP2-Masken und           Engpässe umschiffen
                                                  rund 50 Liter Hände-Desinfektionsmittel“,          Schnell hat der Geschäftsbereichsleiter auch
                                                  ver­deutlicht Sulewski den enorm gestie­genen      beim Einkauf von Schnelltests reagiert und
                                                  Bedarf.                                            konnte so frühzeitig ausreichend Tests zu
                                                      Als die Zahl der Corona-Fälle in Deutsch-      guten Konditionen sichern. Denn auch dort
                                                  land stieg und das Desinfektionsmittel bun-        stiegen die Preise rasant. „Zudem haben wir
                                                  desweit knapp wurde, waren Gerd Sulew-             120 Mitarbeitende geschult, die diese Tests
                                                  ski und seine Mitarbeitenden der Abteilung         fachgerecht durchführen können. In den kom-
                                                  „Beratung und Versorgung Medizinischer             menden Wochen werden weitere Kollegen
                                                  Sachbedarf“ (BVM) dankbar für zusätzliches         und Kolleginnen qualifiziert.“
FFP2-Masken, Desinfektionsmittel und medi-        Hände-Desinfektionsmittel von Firmen, die              Seit Beginn der Pandemie entstehe immer
zinische Handschuhe sind allerorts gefragte       in der Not in die Produktion eingestiegen          wieder ein Mangel an gewissen Produkten.
Ware. Auch im Wittekindshofs. Aber die Stif-      sind. Langjährige Zulieferer sicherten die Ver­    Waren es zunächst Desinfektionsmittel, dann
tung ist gut gerüstet für die weiter andauernde   sorgung mit OP-Mundschutzen sowie FFP2-            Schutzmasken und später medizinische Hand-
Corona-Pandemie. Zehntausende Masken und          Masken, die bereits vor der eingeführte, Pflicht   schuhe, berichtet Sulewski. Stets seien durch
tausende Liter Desinfektionsmittel stehen für     in der direkten Begleitung von Menschen mit        die hohe Nachfrage die Preise exorbitant
den täglichen Bedarf bereit. Aufgestockt und      Behinderung im Wittekindshof freiwillig zur        gestiegen. „Wir werden alles in unserer Macht
aufgefüllt wird andauernd.                        Verfügung gestellt wurden. „Wir sind sehr          stehende tun, damit es auch weiterhin an kei-
    „Unsere Arbeit ist nicht ohne Nähe zum        dankbar, in dieser Notsituation auf verlässli-     ner Stelle zu Versorgungsengpässen kommt“,
­Menschen möglich. Pflege, ärztliche Behand-      che Partner setzen zu können und Material zu       versichert Sulewski.
 lungen, lebensnotwendige Therapien, Unter-       fairen Konditionen zu erhalten“, so Sulewski.                                   Jaqueline Patzer
 stützung beim Essen und viele andere All-        Hat eine FFP2-Maske vor der Pandemie etwa
 tagssituationen sind nur aus nächster Nähe       20 Cent pro Stück auf dem Markt gekostet,

                                                                                                                           D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1   19
Maskenpflicht

„Nach Corona wün
                                                                                                                                   sche ich mir…“
                                                                                                         „Alle Geschäfte sind zu.                                  „Ich wünsche mir, dass die Lehren
                                                                                                         Ich wünsche mir wieder                                    aus dem Umgang mit der Pandemie
                                                                                                         einen Stadtbummel mit                                     nachhaltig in politischen und sozialen
                                                                                                         geöffneten Geschäften.                                    ­Kontexten wirken. Ich hoffe, dass die
                                                                                                         Dann kann ich mir was                                      Wichtigkeit von sozialer Arbeit und Bil-
                                                                                                         von meinem Geld kau-                                       dungsangeboten zu deren Aufwertung
   „Die Ausflü                                                                                           fen.“                                                      führen wird. Die Flexibilisierung und
                    ge fehlen m                                                                          Lieselotte Holler nutzt die Tages-
                                                                                                                                                                    Digitalisierung vieler Arbeitsprozesse
  mich schon                           ir ganz doll                                                      strukturierenden Angebote (TSA)
                   , wenn wir                       . Ich freue
  und zum W                         w   ie                                                                                                                                     empfinde ich als positiv und
                   eihnachtsm der zum Flohmarkt
                                                                                                         in Gronau
 Auf Urlaub                         arkt gehen                                                                                                                                 erhaltenswert“.
                 sfahrten fre                     können.                                                                                                                         Sven Nauermann, Bereichsleitung
 Gabriele Di
             ttmar nutzt          u  e ich mich
in Gronau                die Tagesstr
                                      ukturierend
                                                  a uch.“                                                                                                                         ­ambulante Dienste Herne
                                                          en Angebo
                                                                             te (T SA)

                                                                                                                                                                                                                                         Fotostudio eNJay
                                                                                                             Sabrina Frankemölle
     nkemölle
 Sabrina Fra

                                                                                                                                                                                                                        Ronny Valerius

                                                              „Ich                                                                                                                 en FuD-Kindern
                                                             unte öchte
                                                                       m                                                                                    „Ich möchte mit mein
                                                                                                                                                                                  üge machen, bei-
                                                                                                                                                      lle

                                                                                    e                                                                       wieder schöne Ausfl
                                                                                                                                                        ö

                                                                    r Me
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                                                                                                                                                    kem

                                                          mich                                                                                                                   Zoo, ins Spaßbad
                                                                                                                                                            spielsweise in den
                                                                                                                                                Fran

                                                        schö it and n kom al wied
                                                                    m               e
                                                                                                                                                                                eitpark.“
                                                                                                                                               rina

                                                                 n                e
                                                       jetzt , dass e ren tre en und r
                                                                                                 m    e                                                      oder in einen Freiz
                                                                                                                                              Sab

                                                                                                                                                                                            r          eite
                                                                                s             f f                                                                               enamtlicher Mitarb
                                                                                                                                                            Ronny Valerius, ehr
                                                    Die ein biss wegen en. Es i                                                                                          nun ter stü tze nde n Dienst (FuD) in Her
                                                                                                                                                                                                                   ne
                                                            G                c                      s                                                       beim Familie
                                                  tur s ruppen hen ruh Corona t
                                                          ind               i n           i g
                                                 gefä             auch der Ta er ist.
                                                        l                                g
                                               auch lt mir. A viel klei esstruk
                                                        d a  ra         b e r          n e r, d -
                                            Gesi                              ic
                                                    chte uf, mal h freue as
                                          die g             r zu              w              m
                                                   le              sehe ieder a ich
                                              elies ichen
                                         An n                              n
                                                                 .“           , nich       n de
                                        rend       e
                                             e n A S ch ö n i t                       t im re
                                                  n g eb
                                                         ot
                                                                z nu
                                                                     tzt                    m    er
                                                       e (T S           die T
                                                                A)in          a
                                                                       G ro n g e s s t ru k
                                                                             au             t u ri e
                                                                                                     -
20              D u rc h b l i c k 1 -2 02 1
Maskenpflicht

                                                                                 ra                 ge
                                                                     Ei n e U mf

                                                                                                                                                   rauf,
                                                                                                                               fre u e  mich da en.“ Sven Kämper
                                                                                                                          „Ich                 u geh
                                                                                                                                   ins KIZ z
                                                                                                                          wieder
                                                                                                                                                der mal
                                                                                                                                    chte wie .“ Katharina Winkelm
                                                                                                                                                                                  ann
                                                                                                                           „Ich mö              en
                                                                                                                                      eln geh
                                                                                                                           zum Keg                                 ppen
                                                                                                                                        e  m ich  aufs Sho riesche
                                                                                                                            „Ich freu Mama.“ Melanie
                                                                                                                                                                     G
                                                                                                                                        e r
                                                                                                                            mit mein                       immbad
                                                                                                                                    ö  ch te im Schw
                                                                                                                            „Ich  m              in Eck
                                                                                                                                       en.“ Rob                                       nach
                                                                                                                             plansch                    e   in   e n  Ausflug uaz
                                                                                                                                                     uf
                                                                                                                                         e mich a                         Carol-An
                                                                                                                                                                                     ne Q
                                                                                                                             „Ich freu den Ruhrpark.“                                ohnschu
                                                                                                                                                                                             le
                                                                                                                                         in
                                                                                                                              Bochum              und  Te il n e h m er d e
                                                                                                                                                                            r KIZ-W
                                                                                                                                                                             ch re ch ts )
                                                                                                                                         ehmerin
                                                                                                                                                    n en                ks n a
                                                                                                                                                               (von lin
                                                                                                                               Die Teiln       ra ß e in Herne
                                                                                                                                        urg st
                                                                                                                               in der B
                                                                                                          Nicole Martin

                                                                                                „Ich hoffe d
                                                                                                              och sehr, d
                                                                                                Menschen                 ass die
                                                                                                            bald wiede
                                                                                hwarz

                                                                                               lich, zugew              r freund-
                                                                                                            andt und o
                                                                             Matthias Sc

                                                                                               aufeinande               hne
                                                                                                            r zugehen k Ängste
                                                                                              und Spaß                   ön
                                                                                                           an neuen B nen
                                                                                              schaften ha              ekannt-
                                                                                                           ben. Wünsc
                                                                                              wert wäre                 hens-
                                                                                                          aber trotzd
                                                                                             alle auf ihre            em, dass
                                                                                                            Hygiene ach
                                                                                             auch weite                  ten, um
                                                                                                         rhin fiesen
                                                                                            den Krankh               anstecken-
                                                     Frank Levicar

                                                                                                         eiten mögli
                                                                                            Chance zu                chst keine
                                                                                            Mersini Ioan
                                                                                                        geben!“
                                                                                                         nidis, Mita
                                                                                           turierenden               rbeiterin de
                                                                                                       Angebote (T                r Tagesstruk
                                                                                           Wohnhaus                   SA) im Witt             -
 „Wir freuen uns auf das Wieder-                                                                      am Emsring                  ekindshofe
                                                                                                                    in Herne                 r
 sehen mit den KIZ-Freunden, aufs
 Schwimmbad, auf die Kirmes, auf
unsere nächste Urlaubsreise und
auf alle Gelegenheiten, wieder viele
fröhliche Menschen zu treffen!“
Dennis Günther und seine Mutter Ursul
                                      a Levicar,
langjährige KIZ-Besucher und FuD-Nutzer
                                         aus Herne

                                                                                                                                                             D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1   21
Wittekindshofer Themen

Besuch in Volmerdingsen: NRW-Behindertenbeauftragte erhält Einblicke in Arbeit der Stiftung

Wittekindshof verändert Betreuungskonzept
                                                                                                                                                 Die Diakonische Stiftung Wittekindshof zieht
                                                                                                                                                 angesichts der Ermittlungen von Polizei und
                                                                                                                                                 Staatsanwaltschaft weitere Konsequenzen
                                                                                                                                                 und initiiert ein neues Betreuungskonzept
                                                                                                                                                 an allen Standorten. Das haben die bei-
                                                                                                                                                 den Vorstände Marco Mohrmann und Prof.
                                                                                                                                                 Dr. Dierk Starnitzke bekanntgegeben. „Die
                                                                                                                                                 Menschen, die wir unterstützen, sind unsere
                                                                                                                                                 Auftrag­geber. Ihre Bedürfnisse wollen wir
                                                                                                                                                 noch mehr in den Mittelpunkt rücken, erst
                                                                                                                                                 recht nach den jüngsten Vorkommnissen“,
                                                                                                                                                 sagt der theologische Vorstand Starnitzke.
                                                                                                                                                 Dies bekräftigte er auch während eines
                                                                                                                                                 Besuchs der Beauftragten der Landesregie-
                                                                                                                                                 rung für Menschen mit Behinderung sowie
                                                                                                                                                 für ­Patientinnen und Patienten in Nordrhein-
                                                                                                                                                 Westfalen, Claudia Middendorf.
                                                                                                                                                     Die Stiftung hat ihre Konzepte der Heil-
                                                                                                                                                 pädagogischen Intensivbetreuung auf den
                                                                                                                                                 Prüfstand gestellt und überarbeitet. Dies
                                                                                                                                                 führt zu weitreichenden Veränderungen im
                                                                                                                                                 Wittekindshof. „Die bisherige Betreuung in
                                                                                                                                                 Heilpädagogischen Intensivbereichen wird
                                                                                                                                                 zu einer personenzentrierten Intensivbe-
                                                                                                                                                 treuung. Wir denken somit nicht mehr in
                                                                                                                                                 Bereichen. Unser Ziel ist, dem Menschen
                                                                                                                                                 passende fachliche Angebote für seine indi-
                                                                                                                                                 viduelle Unterstützung zu machen, anstatt zu
                                                                                                                                                 schauen, in welche vorhandene Struktur der
                                                                                                                                                 Mensch passt“, sagt Starnitzke. Diese Ver-
                                                                                                                                                 änderung erfolge in enger Abstimmung mit
                                                                                                                                                 dem zuständigen Landschaftsverband West-
                                                                                                                                                 falen-Lippe (LWL).
                                                                                                                                                     „In den heilpädagogischen Intensivberei-
                                                                                                                                                 chen, die nur einen verhältnismäßig gerin-
                                                                                                                                                 gen Anteil, gut sechs Prozent, der Wittekinds-
                                                                                                                                                 hofer Wohnangebote ausmachen, unterstützt
                                                                                                                                                 die Stiftung unter anderem Menschen mit
                                                                                                                                                 diesem sehr hohem bis extremem Unter-
                                                                                                                                                 stützungsbedarf“, betont der kaufmänni-
                                                                                                                                                 sche Vorstand Marco Mohrmann. Es handelt
                                                                                                                                                 sich um Menschen, die aufgrund ihrer Behin-
                                                                                                                                                 derung beispielsweise extremes selbst- und
                                                                                                                                                 fremdgefährdendes Verhalten zeigen. „Hier
                                                                                                                              Jaqueline Patzer

                                                                                                                                                 stößt der Wittekindshof als Anbieter in der
                                                                                                                                                 Eingliederungshilfe aber auch an seine
                                                                                                                                                 ­Grenzen. Mittels externer Experten, unter
Im Gespräch: Prof. Dr. Dierk Starnitzke und Claudia Middendorf tauschen sich über die fachliche Begleitung von Menschen mit                       anderem Hochschulprofessoren und anderen
besonders herausforderndem Verhalten aus. Im Hintergrund: Vorstand Marco Morhmann (von links) und Stiftungsratmitglied                            Fachvertretern, soll der individuelle Betreu-
Bernhard Tenhumberg.                                                                                                                              ungsbedarf geklärt werden. Die Männer

22     D u rc h b l i c k 1 -2 02 1
Wittekindshofer Themen

und Frauen sollen die jeweils bestmögliche
Unterstützung erhalten, die es zum jetzigen              Unser Ziel ist, dem Menschen
Stand gibt“, sagt Mohrmann.

Möglichst kleine Einheiten
                                                         passende fachliche Angebote für
Zukünftig werden Menschen mit vergleich-
barem individuellen Betreuungsbedarf nicht               seine individuelle Unterstützung
mehr in einem einzelnen Geschäftsbereich
der Stiftung unterstützt, sondern die Wohn-
angebote auf mehrere Geschäftsbereiche
                                                         zu machen, anstatt zu schauen,
verteilt, um eine Verdichtung dieser spezia­
lisierten Angebote zu vermeiden und die                  in welche vorhandene Struktur
Individualität auch organisatorisch zu unter-
stützen. Die Begleitung der Menschen mit
herausforderndem Verhalten soll in möglichst
                                                         der Mensch passt.
kleinen Einheiten organisiert werden. „Das
Angebot der Intensivbetreuung wird somit
weiter dezentralisiert. Die im vergangenen
Jahr bereits angestoßenen Prozesse zur Ver-
änderung der Angebotsstruktur werden fort-
gesetzt“, betont Vorstand Starnitzke.
    Grundsätzlich werde für alle Klienten und
Klientinnen nach den Vorgaben des Bundes­
teilhabegesetzes ein Gesamtplanverfahren
durchgeführt, um den individuellen Unter-
stützungsbedarf für die verschiedenen
Lebensbereiche zu ermitteln und das dazu
passende Gesamtangebot zu schaffen. Es
wird genau ermittelt, welche Unterstützung    forderndem Verhalten derzeit von externen       tiges Signal dafür. „Ich bin froh, dass Sie mir
wo gewünscht und benötigt wird – im Woh-      Experten geprüft.                               die Arbeit des Wittekindshofes näher bringen.
nen, bei der Arbeit, medizinisch, therapeu-      Sie führen ausführliche Gespräche mit        Ich werde Impulse aus unserem Gespräch mit
tisch, im sozialen Miteinander, der Mobilität den Frauen und Männern mit Behinderung,         in die Landesregierung nehmen“, betonte
und etwa der Kommunikation. Das können        ihren rechtlichen Betreuungen, Mitarbeiten-     Claudia Middendorf. Die allgemeine gesund-
Hilfestellungen bei täglichen Routinen wie    den und betrachten die gesamte Lebenssi-        heitliche Versorgung für Menschen mit
der Haushaltsführung, dem Kontaktaufbau       tuation. Im Anschluss entstehen umfangrei-      Behinderung und die Unterstützungsmög-
mit anderen Menschen, beim Umgang mit         che Beratungsberichte, in denen die Bedarfe     lichkeiten für Menschen mit besonders her-
Stress und Konfliktsituationen sein, ebenso   konkret festgestellt werden und auf deren       ausforderndem Verhalten seien ihre Herzens-
wie Behördengänge, spezielle Hilfsmittel bei  Grundlage weiter über die fachliche Beglei-     angelegenheiten, daher sei sie der Einladung
Arbeit. Es wird interdisziplinär gearbeitet.  tung entschieden wird. „Das ist ein aufwändi-   gerne gefolgt: „Es gab auf landespolitischer
Dabei werden sowohl die Frauen und Män-       ger Prozess, der pro Person mehrere Wochen      Seite bereits vor einigen Jahren Bestrebun-
ner mit Behinderung als auch ihre rechtli-    in Anspruch nimmt“, erklärt der Vorstand,       gen, einen runden Tisch zu diesem Themen-
che Betreuung federführend eingebunden,       der das veränderte Betreuungskonzept auch       bereich zu etablieren. Diese Idee sollten wir
beispielsweise durch Gespräche und Befra-     Claudia Middendorf vorgestellt hat.             wieder aufleben lassen“, so die Landesbehin-
gungen. „Auf diesem Verfahren basieren           Die Beauftragte der Landesregierung für      derten- und -patientenbeauftragte. Die fach-
nun die bereits angestoßenen Konzept- und     Menschen mit Behinderung sowie für Pati-        liche Begleitung von Menschen mit beson-
Strukturveränderungen in der Stiftung“, sagt  entinnen und Patienten hatte auf Einladung      ders herausforderndem Verhalten müsse neu
Starnitzke. Die Umsetzung dieser Neuaus-      des Vorstands die Diakonische Stiftung Witte-   in den Blick genommen werden.
richtung erfolgt unmittelbar und soll mög-    kindshof in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen
lichst bis Anfang 2022 abgeschlossen sein.    besucht. „Wir stehen zu unserer Verantwor-
                                              tung und nehmen die Situation sehr ernst.
Besuch ein wichtiges Signal                   Umso wichtiger ist es, offen und transparent
Ein Anfang ist bereits gemacht: In einem ers- über die Grenzen und Probleme der Einglie-
ten Schritt werden die individuellen Bedürf- derungshilfe zu sprechen“, sagte Starnitzke.
nisse von sechs Menschen mit extrem heraus- Er bewertete den Besuch daher als ein wich-

                                                                                                                    D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1   23
Wittekindshofer Themen

                                                                                                                                            Jaqueline Patzer
Noel Niemeier erhält in der Wittekindshofer Werkstatt Ulenburg einen Arbeitsplatz nach Maß

„Ein wahrer Glücksgriff“
Noel Niemeier sieht die Arbeit. Wenn eine      haben wir auf Noels Wunsch und in seinem         cher und kehre Laub. Im Sommer habe ich
Glühbirne in der Wittekindshofer Betriebs-     Sinne diesen Arbeitsplatz hier in der Ulen-      die Blumenkübel am Eingang bepflanzt,
stätte Ulenburg nicht mehr funktioniert,       burg aufgebaut. Die Arbeiten hier kann er        neue Bäume gepflanzt und im Herbst etwa
tauscht er sie unaufgefordert aus. Wenn ein    sich ohne Termindruck selbst einteilen und       900 Blumenzwiebeln rund um die Häuser in
Nagel in die Wand muss, hat er den Hammer      in seinem Rhythmus erledigen, was er sehr        die Erde eingesetzt“, berichtet Niemeier. An
griffbereit. Der 21-jährige Bad Oeynhausener   zuverlässig macht. Die Arbeit soll zum Men-      der Seite des Parkplatzes soll in diesem Früh-
übernimmt Hausmeisteraufgaben rund um          schen passen, das ist wichtig“, sagt Betriebs-   jahr eine Blumenwiese für Bienen wachsen.
die Werkstatt für Menschen mit Behinderung     stättenleiter Thomas Spannuth.                   Dafür hat Niemeier bereits im Spätherbst vor-
(WfbM). Ein besonderer Arbeitsplatz, der ihm                                                    gesorgt. „Ich hoffe, dass alles schön blühen
Entwicklungsmöglichkeiten bietet und seinen        Seit einem Jahr ist Noel Niemeier nun in     wird. Dann wird es rund um die Werkstatt
individuellen Bedürfnissen gerecht wird.       der Löhner Betriebsstätte auf seinem Pos-        bunt“, sagt Niemeier. In Zeiten der Corona-
                                               ten tätig und hat seine Fähigkeiten in die-      Pandemie übernimmt der 21-Jährige zudem
   „Ich komme gerne zur Arbeit“, sagt Noel     ser Zeit weiter ausgebaut. So machte er bei-     eine sehr wichtige Aufgabe: Er desinfiziert die
Niemeier, der zunächst die Berufliche Bildung  spielsweise den Stapler-Schein und ist nun       Kontaktflächen wie Handläufe, Türgriffe und
in der Werkstatt absolvierte und in unter-     für die Be- und Entladung der Lkw zustän-        Oberflächen in den Räumen der WfbM.
schiedlichen Arbeitsbereichen Erfahrungen      dig, die regelmäßig Ware in die Werkstatt
sammelte, eigene Stärken und Interessen        liefern oder von dort abholen. „Diese Aufga-        Jörg Rahe lässt Niemeier Freiheiten bei der
entdeckte und sich qualifizierte. Besonders    ben übernimmt Noel ganz selbstständig. Wir       Einteilung seiner Aufgaben. „So verhindern
die Arbeit im Garten- und Landschaftsbau       haben ihn einmal angeleitet und seitdem          wir, dass zeitlicher Druck für Noel entsteht.
und handwerkliche Tätigkeiten lagen Nie-       meldet er sich nur bei Fragen oder Rückspra-     Er arbeitet so zuverlässig und souverän, dass
meier besonders. „Ich bin gerne an der fri-    chebedarf. Aber kontrollieren müssen wir ihn     wir ihm da voll und ganz vertrauen können.
schen Luft“, sagt der Bad Oeynhausener, der    nicht“, berichtet Jörg Rahe, Ansprechpartner     Er geht mit offenen Augen und Ohren durch
jeden Tag mit seinem E-Bike zu seinem Job      für Noel Niemeier, der sich ebenfalls dafür      die Werkstatt und sieht, was zu tun ist“, lobt
fährt. Die Arbeit im Garten-Landschaftsbau     eingesetzt hat, diesen Arbeitsplatz in der       Jörg Rahe. „Noel ist ein wahrer Glückgriff für
kam ihm da sehr entgegen. Allerdings zeigte    Werkstatt zu schaffen.                           die Werkstatt“, lobt Spannuth. „Er hilft an so
sie ihm auch persönliche Grenzen auf. Ter-                                                      vielen Stellen und ist sehr gewissenhaft.“
mindruck und seine Erwartungshaltung an       „Ich kümmere mich auch um die Grün-
sich selbst belasteten den 21-Jährigen. „So anlagen an der Werkstatt, schneide Sträu-

24   D u rc h b l i c k 1 -2 02 1
Wittekindshofer Themen

Bildungswerk Wittekindshof unterstützt beim Führerschein

Mobilität steigert Jobchancen
Jonathan Töws nimmt probeweise auf dem
Fahrersitz Platz, streicht über das Lenkrad und
justiert den Rückspiegel. Der Motor des Autos
bleibt aber noch aus, bis der junge Mann sei-
nen Führerschein in den Händen hält. Statt-
dessen nutzt Töws weiterhin Bus und Bahn,
um zum Bildungswerk Wittekindshof (BWW)
nach Bad Oeynhausen zu gelangen.

                                                                                                                                                      Ann-Christin Lüke
   Hier absolviert der 21-Jährige aus Bad
Salzuflen eine Ausbildung zum Fachlagerist.
Zwei Stunden benötigt er für den Weg vom
Kreis Lippe in den Kreis Minden-Lübbecke.
„Mit dem Auto bräuchte ich dagegen nur etwa
40 Minuten“, sagt Töws. Deshalb möchte er         „42 Männer und Frauen wurden dank der        Praktikums der Ausbildung und die Fahrpläne
seinen Führerschein machen. Unterstützung Spender, die das Mobilitätsprojekt unterstüt-        von Bussen und Bahnen stimmen schließlich
erhält er dabei durch das Wittekindshofer zen, bereits gefördert“, berichtet Hagemeier.        nicht immer überein.“ Als Sozialarbeiterin
Projekt „Mobil zum Job“.                       Eine von ihnen ist Lara Spies. Die 20-Jährige   gehört Schwager neben Ausbildern und För-
                                               hat ihre theoretische Führerscheinprüfung       derlehrern zum Team des Bildungswerkes,
   „Ziel des Projektes ist es, den Teilnehmen- bereits bestanden und hofft nun, schnellst-     das die Teilnehmenden während ihrer Aus-
den bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt möglich den praktischen Prüfungsteil zu               bildungszeit unterstützt und mit ihnen regel-
zu ermöglichen“, sagt Ulrich Hagemeier, bestehen, sofern das Pandemiegeschehen                 mäßig über weitere Entwicklungsmöglich-
Geschäftsbereichsleitung für das Bildungs- Fahrstunden zulässt. Die Hüllhorsterin absol-       keiten und Lernziele spricht. „Dazu gehört
werk. „Mobil zum Job“ wurde 2016 ins Leben viert zurzeit eine Ausbildung zur Fachkraft         auch, dass wir die Mobilität der Teilnehmen-
gerufen und finanziert sich aus Spenden- für Lagerlogistik, die sie bereits im Sommer          den regelmäßig in den Blick nehmen“, fügt
mitteln. Dadurch kann ein Teil der Führer- abschließt. „Für die Jobsuche ist der Führer-       Schwager hinzu.
scheinkosten übernommen werden. Außer- schein eine wichtige Qualifikation. Außerdem
dem erhalten Interessierte Trainings für den kann ich mich dadurch in einem viel größeren          Das Projekt „Mobil zum Job“ komme gut
Theorieteil der Prüfung. „Die Teilnehmen- Umkreis bewerben “, sagt Spies.                      bei den Männern und Frauen an. „In gemein-
den lernen mit einer App. Wir besprechen                                                       samen Gesprächen überlegen wir, wie wir als
dann individuell oder in der Gruppe aufkom-       „Ein Führerschein bietet mehr Flexibilität   BWW unterstützen können, aber auch wel-
mende Fragen oder häufige Fehler im Stra- und Unabhängigkeit“, weiß auch Schwager.             che Leistungen erbracht werden müssen, um
ßenverkehr“, sagt Sozialarbeiterin Dorothea „Bereits während der Berufsausbildung ist es       die Führerscheinprüfung zu bestehen.“ Für
Schwager, die die Trainings im Rahmen des aber schon nützlich, mobil zu sein – gerade          manche können die zusätzlichen Lerneinhei-
Projektes anbietet.                            wenn es um eine geeignete Praktikumsstelle      ten eine Belastung darstellen, anderen bieten
                                               geht. Die Arbeitszeiten eines begleitenden      sie neue Perspektiven und Entwicklungsmög-
                                                                                               lichkeiten. „Das ist eine individuelle Entschei-
                                                                                               dung. Manche Teilnehmenden möchten bei-
                                                                                               spielsweise erst ihre Ausbildung beenden
                                                                                               und sich dann auf den Führerschein konzen-
                                                                                               trieren“, sagt Schwager.

                                                                                                  Lara Spies möchte ihren Führerschein aber
                                                                                               am liebsten schon vor dem Ende ihrer Aus-
                                                                                               bildung in ihren Händen halten. „Das gibt
                                                                                               mir mehr Sicherheit für die Bewerbungen“,
                                                                                               sagt sie. Führerschein hin oder her: Am Ende
Ann-Christin Lüke

                                                                                               möchte die junge Frau aber vor allem auf ihre
                                                                                               berufliche Qualifikation setzen, die sie wäh-
                                                                                               rend der Maßnahme beim BWW erlangt hat.

                                                                                                                      D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1   25
Wittekindshofer Themen

Individuelle Förderung steht an der Johannesschule immer im Vordergrund

„Digitalisierung ist ein wichtiger Bestandteil“

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Mit einem Tablet und den passenden Apps kann Rafael Nergiz Lernaufgaben bearbeiten und sich am Unterricht beteiligen.

26     D u rc h b l i c k 1 -2 02 1
Wittekindshofer Themen

Rafael Nergiz ist voll konzentriert, wenn er     rechnen im Zahlen­raum bis 10, andere bis 100                   möglichkeiten für die Jungen und Mädchen
auf seinem Tablet Worte und Farben aus-          oder auch bis 1000. Wieder andere beschäf-                      bieten. „Dass wir dann alle unter einem Dach
wählt und zuordnet. Mit großer Geschick-         tigen sich mit Maßen, Formen und Gewich-                        zusammen arbeiten, wird die Voraussetzun-
lichkeit bedient der zwölfjährige Lern-Apps.     ten“, erklärt Hunschede. Lesen und Schreiben                    gen für eine gezielte Förderung der jungen
Wenn er eine Aufgabe geschafft hat, lächelt er   steht in der Johannesschule genauso auf dem                     Menschen grundlegend verbessern“, freut
zufrieden. Rafael besucht die Wittekindshofer    Stundenplan wie Mathematik oder Sachun-                         sich auch die stellvertretende Schulleiterin
Johannesschule in Gronau. Er kann sich nur       terricht.                                                       Christina Röschenkemper. Sie ist seit Anfang
eingeschränkt verbal äußern. Mit dem Tab-                                                                        des Jahres als Konrektorin in Gronau tätig.
let und den passenden Apps kann er sich im       Lernen durch Handeln                                            „Gemeinsam werden wir den guten Kon-
Unterricht trotzdem mitteilen und mit ande-      Durch praktisches Tun sollen die Schülerinnen                   takt zu den anderen Gronauer Schulen hal-
ren kommunizieren.                               und Schüler sich Wissen aneignen. Besondere                     ten und ausbauen“, ist Hunschede überzeugt.
    „Die Digitalisierung des Unterrichts für     Unterrichtsmaterialien, wie zum Beispiel die                    Ein Baustein für gelungene Kooperation sind
Kinder und Jugendliche mit Behinderung ist       „Strukturierten Arbeitskisten (StArk)“, unter-                  hierbei auch die Planungen für eine neue
ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit“,       stützen diese Form des Lernens. In den Kisten                   Dreifach-Turnhalle auf dem Schulareal im
sagt Schulleiter Jörg Hunschede. Dadurch         befinden sich unterschiedliche Materialen,                      Gronauer Westen. Gemeinsam mit der Stadt
könne der Unterricht noch individueller ge-      um Fertigkeiten und Fähigkeiten zu erler-                       Gronau wird diese geplant und soll möglichst
staltet werden. Derzeit besuchen rund 190        nen. So soll etwa durch das Auffädeln eines                     zeitnah zum Schulneubau entstehen.
Mädchen und Jungen die Johannesschule            Bandes durch Ösen die Feinmotorik geschult                         Hunschede: „Zukünftig können die Johan-
des Wittekindshofes, eine Förderschule mit       werden. Hunschede: „Die Mädchen und Jun-                        nesschule und die in unmittelbarer Nähe
dem Förderschwerpunkt geistige Entwick-          gen erwerben durch Ausprobieren und kleine                      geplante Grundschule, aber auch Vereine die
lung. „Außerdem werden die Schülerinnen          Lernschritte relevante Kompetenzen für prak-                    Halle für den Sportunterricht und -angebote
und Schüler im Umgang mit digitalen Medien       tische Arbeiten.“                                               nutzen. Der Austausch zwischen Menschen
fit gemacht.“                                        Der Schulleiter ist überzeugt, dass sich im                 mit und ohne Behinderung kann so im All-
                                                 Neubau der Schule noch mehr Entwicklungs-                       tag gelingen und Inklusion gelebt werden.“
Förderung trotz Distanz
Das sind wichtige Alltagskompetenzen, die
auch in der Corona-Pandemie hilfreich sind,
um Distanzlernangebote zu ermöglichen.
„In Zeiten, in denen der Präsenzunterricht
teilweise ruhte und ruht, versuchen wir auf
vielfältige Weise mit den Schülerinnen und
Schülern in Kontakt zu bleiben und die För-
derung so breit wie möglich aufzustellen“,
so der Schulleiter. Beispielsweise mittels
Lernpaketen, Videokonferenzen, Telefonaten
und Chats. „Dabei soll es nicht nur um kog-
nitive Aufgaben in den Fächern Deutsch und
Mathematik gehen, sondern darüber hinaus
um fein­motorische Aufgaben, die Förderung
der Kreativität, das Erlernen lebensprakti-
scher Elemente und musikalische Angebote.“
    Egal ob Distanz- oder Präsenzunterricht:
Die individuelle Begleitung stehe immer im
Vordergrund. Um für die Kinder und Jugendli-
chen eine optimale Lernatmosphäre zu schaf-
fen, werde jede der 19 Klassen von zwei Lehr-
kräften und zwei pädagogischen Fachkräften
begleitet. „Gerade unsere Schulform lebt
von sozia­len Kontakten und von Nähe zu den
Schülerinnen und Schülern.“ Etwa ein Drittel
                                                                                                                                                                              Besim Mazhiqi

von ihnen lebt mit komplexen Mehrfachbe-
hinderungen. Die Lernziele sind für die Kin-
der und Jugendlichen individuell sehr ver-       Immer einen Blick auf die Baustelle hat Schulleiter Jörg Hunschede. 2900 Kubikmeter Beton werden in der neuen
schieden. „Einige der Mädchen und Jungen         Johannesschule verbaut.

                                                                                                                                              D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1   27
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