Durchblick Maskenpflicht - Diakonische Stiftung ...
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Maskenpflicht Editorial Liebe Leserinnen und Leser! dieser Durchblick liefert im ersten Teil einen kleinen Einblick in das, was die von uns unterstützten Menschen und die Mitarbeitenden, die diese Unterstützung leisten, nun schon seit weit mehr als einem Jahr erdulden müssen. Nach meiner Erfahrung ist das, was allen Beteiligten im Wittekindshof in der Coronakrise abverlangt wird, eine historische Herausforderung. Ich verspüre tiefste Hochachtung gegenüber allen Mitarbeitenden, die mit größter Anstrengung dafür gesorgt haben, dass dieses schwere vergangene Jahr bewältigt werden konnte. Es war und ist nicht nur der Alltag seitdem in schwerwiegender Weise eingeschränkt: kaum Außenkontakte, strengste Hygienebestimmungen, ständiges Tragen von Mas- ken und anderer Schutzkleidung, das Bangen vor Infektionen bei sich und anderen. Dazu kamen und kommen an manchen Orten noch akute Krisen, wenn es Infektionen gibt. Es gab in allen Regionen des Wittekindshofes Quarantänen. Das bedeutet: Menschen, deren Teilhabe am gesellschaftliche Leben wir fördern wollen, mussten im Haus und in der Wohngemeinschaft bleiben, obwohl sie den Grund oft nicht ver- stehen konnten. Mitarbeitende mussten die Quarantäne- und Schutzmaßnahmen mit größter Fantasie und Anstrengung sicherstellen. Viele Mitarbeitende haben längere Zeit in Arbeitsquarantäne nur zwischen Arbeit und Zuhause pendelnd verbracht, manche sind selbst infiziert worden. An einigen Stellen hat das Virus zu dramatischen Situationen geführt. Bis zum Redaktionsschluss sind elf unserer Klienten und Klien- tinnen an und mit Corona verstorben. Eine traumatische Erfahrung für alle, beson- ders für die, die sich den Verstorbenen verbunden gefühlt haben, auch für die Mit arbeitenden. Ich möchte deshalb hiermit all unseren Mitarbeitenden meinen tiefsten Dank aussprechen, für alles, was sie bisher im Zusammenhang mit Corona geleistet haben und noch leisten müssen. Ich bin zuversichtlich: Gemeinsam werden wir diese historische Krise überstehen und alle miteinander hoffentlich ab Herbst wieder die Freuden des Lebens in offener menschlicher Gemeinschaft genießen können. Ihr Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Vorstandssprecher 2 D u rc h b l i c k 1 -2 02 1
Diakonische Stiftung Wittekindshof 2 Editorial 4 Angezählt Thema: Maskenpflicht 6 Zwischen FFP2-Masken, Schnelltests und Impfungen 8 „Als würde die Lunge zerreißen“ 10 Fünf Wochen 14 Ein Akt der Nächstenliebe 16 Imp(f)ressionen 18 „Kein Mangel an FFP2-Masken“ 20 „Nach Corona wünsch ich mir ...“ Wittekindshofer Themen 22 Wittekindshof verändert Betreuungskonzept 24 „Ein wahrer Glücksgriff“ 25 Mobilität steigert Jobchancen 26 „Digitalisierung ist ein wichtiger Bestandteil“ 28 Es geht voran auf der Baustelle 30 Aus den Orten 32 Personalia / Impressum 34 Kein Fensterplatz im Himmel 36 Blick zurück Von der Tagesstätte zur Johannesschule 38 Auf ein Wort „Seid mitfühlend, so wie euer Vater mitfühlend ist“
Angezählt 9… 1793… Fotografien: Jaqueline Patzer … Elektrofahrzeuge sind im Wittekindshof im Einsatz: zwei im Geschäftsbereich Wohnen 3, eins in Gronau, eins im Fahrzeug- pool (Gründungsgelände) und … Feuerlöscher gibt es insgesamt in der fünf im Ambulanten Pflegedienst. Diakonischen Stiftung Wittekindshof. 4 D u rc h b l i c k 1 -2 02 1
Angezählt 5000… … Liter Saft wurden 2020 in der Manufructur gepresst. D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1 5
Impfungen Maskenpflicht Ein Jahr Coronavirus Gang und gäbe Leider ist es innerhalb der Diakonischen Die Sicherheit und Gesundheit aller steht an Stiftung Wittekindshof auch zu Todesfällen im oberster Stelle. Auch beim Wittekindshof. Zusammenhang mit dem Virus gekommen. Deshalb gilt Maskenpflicht. Dabei wurden die Die Betroffenheit unter Mitarbeitenden und ersten Menschen, die vor über einem Jahr – Bewohnerinnen und Bewohner ist sehr groß. als die Corona-Pandemie auch Deutschland Umso wichtiger ist es, die Trauer gemein- erreichte – noch schräg angeguckt, wenn sie sam zu verarbeiten und den Menschen, die in der Öffentlichkeit zum Schutz eine irgend- der Wittekindshof unterstützt, Sicherheit wie geartete Maske trugen. Solche Bilder zu geben und ansprechbar für Fragen und kannte man vorher nur aus asiatischen Län- Ängste zu sein. Auch Trauerarbeit hat sich in dern, wo das Tragen eines Mundschutzes der Pandemie verändert. gang und gäbe ist. Heute ist das anders. Auch bei uns in Deutschland. Personen ohne Maske Impfen und Warten ernten fragende Blicke. Alles hängt nun an den Impfungen. Erste Mehr als ein Jahr leben wir nun mit dem Immunisierungen von ganzen Wohnhäusern Coronavirus. Es hat das Privat- und im Witte oder spezialisierten Wohngruppen sowie von kindshof insbesondere auch das Berufsleben Menschen über 80 Jahre erfolgen Anfang des verändert. Die Teilhabe von Menschen mit Jahres. Mitarbeiter Christian Pohlmann ist Behinderung ist in Zeiten der Pandemie einer der Ersten, die in den Oberarm gepikst zusätzlich eingeschränkt. Mitarbeitende in werden. Dann stockt das Impfgeschehen in den Wohngruppen, den Werkstätten, Schu- der Eingliederungshilfe. Landeserlasse häu- len, therapeutischen und medizinischen fen sich. Die Umsetzungsstrategien der Kreise Diensten – alle im direkten Kontakt mit und kreisfreien Städte unterscheiden sich Frauen und Männer mit Behinderung sind vom Kreis Herford, über Hamm und Herne bis dringend angehalten, FFP2-Masken zu tra- in den Kreis Borken extrem. Impfstoffe wer- gen. Zu ihrem Schutz, aber insbesondere den bestellt, aber nicht vollständig geliefert. zum Schutz der Menschen, die sie tagtäglich Angekündigte Impftermine werden abgesagt, unterstützen, fördern und begleiten. Schnell- weil kein Impfstoff zur Verfügung steht. Bis tests stehen regelmäßig auf dem Programm, zum 8. März. Dann nimmt das Impfgesche- bei Mitarbeitenden, Besucherinnen und Be- hen vorübergehend an Fahrt auf. Die Priori- suchern sowie Klientinnen und Klienten. tätsstufe zwei wird nun geimpft. Ihr wird die Eingliederungshilfe zugeordnet. Infektionen und Todesfälle Groß angelegte Impfaktionen treiben die All diese Maßnahmen, Hygiene- und Sicher- Immunisierung des Wittekindshofes voran, heitskonzepte, die eingeübt und selbstver- ehe die Impfungen mit dem Astra-Zeneca- ständlich geworden sind, dämmen die Gefahr Serum, welches Männern und Frauen zwi- Hätten Sie gedacht, dass Sie einmal ganz ein, schließen den Eintrag des Virus in die schen 18 und 64 Jahren injiziert wird, gestoppt selbstverständlich eine Maske aufsetzen, Stiftung aber nicht komplett aus. Die Unter- werden. Mehrere Länder, darunter auch wenn Sie einen Supermarkt betreten? Viele stützung von Menschen mit Behinderung ist Deutschland, setzen das Präparat kurzzeitig von uns wohl nicht. Die medizinische Maske nicht ohne Nähe möglich. Das weiß auch aus, weil in wenigen Fällen nach der Impfung oder gar die FFP2-Maske sind das neue Duft- Marcel Burkhardt aus Castrop-Rauxel. Der Thrombosen in Hirnvenen auftraten. Mittler- bäumchen am Rückspiegel. Dort baumelt sie 33-Jährige arbeitet im Wittekindshofer Wohn- weile wird weiter geimpft – auch mit ande- immer einsatzbereit, um schnell noch die haus am Emsring in Herne. Er infizierte sich ren Vakzinen. Die Sicherheits- und Hygie- Tankstelle springen zu können oder Brötchen mit dem Coronavirus, auch Kollegen und Kol- nekonzepte müssen trotzdem noch immer beim Bäcker zu besorgen. Zuhause haben die leginnen sowie Bewohnerinnen und Bewoh- streng befolgt werden – bis ein Großteil der Masken feste Stammplätze: am Türgriff, am ner. In jeder Region der Stiftung kam es zu Bevölkerung geimpft ist. Wann das so weit Schlüsselbrett oder auf dem Telefontisch im Infektionen. Ganze Wohnhäuser wie etwa in ist, bleibt abzuwarten. Deshalb gilt weiterhin: Flur. Bloß immer gut sichtbar – denn ohne Bünde an der Wehmstraße waren betroffen Maskenpflicht. gilt: „Du kommst hier nicht rein.“ und standen wochenlang unter Quarantäne. D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1 7
Maskenpflicht Marcel Burkhardt (33) infizierte sich mit dem Coronavirus: Kopfkino ein: Woher habe ich es? Wen habe Husten bis zum Erbrechen Ein Krankheitsbericht ich getroffen? Habe ich jemanden angesteckt?“ Und dann folgt der Husten. „Das war so, Er habe umgehend seine Familie, Freunde als würde meine Lunge zerreißen, während und Kollegen informiert. „Ich habe mich an jemand die ganze Zeit auf meinem Brustkorb alle Regeln gehalten und nach Möglichkeit steht.“ Mehrmals muss er vom vielen Husten Kontakte im Privaten vermieden. Bei der erbrechen. Magenprobleme setzen ein. Der Unterstützung von Menschen mit Behinde- Körper dehydriert. „Ich hatte Angst, duschen rung lassen sich Abstandsregeln aber nicht zu gehen. Ich lebe alleine in meiner Wohnung immer einhalten. Die Nähe zu den Bewohne- in Castrop-Rauxel. Wenn ich zusammenge- rinnen und Bewohnern ist wichtig, und nicht brochen wäre, hätte mir niemand so schnell jeder kann die Gefahr des Virus einordnen helfen können.“ Die Einsamkeit in Quarantäne oder sich an die Maskenpflicht halten“, weiß habe ihn zusätzlich belastet. Mehrmals kommt Burkhardt, der nicht der einzige am Emsring ihm der Gedanke, ins Krankenhaus zu fahren. ist, der sich in diesen Tagen mit dem Virus „Aber nach neun, zehn Tagen wurde es lang- infiziert hat. Das Wohnhaus wird unter Qua- sam besser“, erinnert sich Burkhardt. rantäne gestellt. Einige Mitarbeitende, die Im Gegensatz zu vielen anderen Erkrank- keine Symptome zeigen, gehen in Abstim- ten, die noch immer unter den Folgen der mung mit den zuständigen Gesundheitsäm- Infektion leiden, lebt der 33-Jährige mittler- tern in Arbeitsquarantäne. Das bedeutet, dass weile wieder symptomfrei. „Der Husten ist sie zwar zur Arbeit kommen dürfen, ansons- seit November weg. Manchmal fühle ich mich ten aber unter Quarantäne stehen. Keine noch etwas atemlos, aber ansonsten geht es Besuche, kein Einkaufen oder Nutzen der mir wieder gut.“ Auch sein Geschmacks- Öffentlichen Verkehrsmittel. und Geruchssinn ist zurückgekehrt. „Nach Es ist Montagmorgen. Marcel Burkhardt hat einer Woche schmeckte der Kaffee plötzlich Fieber, fühlt sich abgeschlagen und kraft- Symptome in Etappen wieder nach Kaffee. Das war wie eine totale los. Der 33-Jährige hat die vergangenen Tage Marcel Burkhardt bleibt aber zu Hause. Denn Geschmacksexplosion im Mund.“ fast ausschließlich im Bett gelegen und seine er hat Symptome. Und die treten in Etappen Wohnung zur Sicherheit nicht mehr verlas- auf: Mit Ohrenschmerzen und Fieber fängt es Im Schutzanzug zum Dienst sen. Abgesehen von seinem Besuch beim an: „Innerhalb von wenigen Stunden ist meine Das Wichtigste für den Castrop-Rauxeler ist Arzt, um einen PCR-Test zu machen. Nun, Körpertemperatur von 37 auf 39,2 Grad ange- aber, dass er wieder ohne Einschränkungen zwei Tage später, blinkt die Corona-Warn-App stiegen. Ich habe mich direkt krank gemeldet.“ arbeiten kann: „Ich wollte meine Kolleginnen auf seinem Handy auf: das Testergebnis ist da Müdigkeit und Erschöpfung setzen nur kurze und Kollegen entlasten und die Bewohnerin- – und es ist positiv. Zeit später ein, die Ohrenschmerzen gehen nen und Bewohner wiedersehen.“ Zunächst „Ich hab mich gefühlt, als hätte man mir weg, dafür schmeckt und riecht er nichts sei er mit FFP2-Maske, Visier und Schutz- den Boden unter den Füßen weggezogen“, mehr. Der 33-Jährige sucht einen Arzt auf, anzug wieder zum Dienst erschienen. Eine sagt der examinierte Altenpfleger, während der ihm allerdings nur eine normale Grippe schweißtreibende Angelegenheit. Trotz der er sich an seinen Krankheitsverlauf im Herbst diagnostiziert. Doch das Fieber sinkt nicht, die zusätzlichen Anstrengungen bereue er die 2020 erinnert. Gerade im Ruhrgebiet, wo Sorge, sich doch mit dem Coronavirus infiziert Entscheidung nicht: „Es war für mich ein- Burkhardt lebt und seit 2019 beim Wittekinds- zu haben, lässt ihn nicht los. „Also habe ich fach wichtig, zu helfen“, sagt Burkhardt und hof tätig ist, steigen zu diesem Zeitpunkt die mich ins Auto gesetzt und bin am Wochen- fügt lachend hinzu: „Aber das gehört viel- Zahlen der Corona-Erkrankten an. Auf Land- ende zu einem notdiensthabenden Arzt nach leicht auch dazu, sonst wäre ich vermutlich karten zum Virusgeschehen sind viele Kom- Dortmund gefahren, um mich testen zu las- nicht in der Eingliederungshilfe tätig.“ Seine munen tiefrot gezeichnet. Besonders in Herne sen.“ Danach geht es direkt wieder ins Bett. Erfahrungen haben ihm aber gezeigt, wie schnellen die Zahlen der Neuinfektionen in „Ich habe bis Montag quasi durchgeschlafen. gefährlich eine Infizierung mit dem Corona- die Höhe, der Inzidenzwert klettert zeitweise Und dann kam das Ergebnis.“ An Aufräumen, virus sein kann: „Dieses Gefühl, keine Luft zu über die 300er-Marke. Marcel Burkhardt ist als Putzen oder Kochen ist kaum noch zu denken, bekommen, wünsche ich keinem.“ stellvertretende Bereichsleitung für das Witte sein Körper fühlt sich kraftlos an. Wichtige Ein- Ann-Christin Lüke kindshofer Wohnhaus am Emsring in Herne käufe erledigen seine Eltern, die die Tüten vor mitverantwortlich. „Bei mir setzte direkt das der Wohnungstür abstellen. D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1 9
Maskenpflicht Marina Raddatz blickt zurück auf den Corona- Anfang November 2020: Ein Bewohner die herzliche und diakonische Arbeit“, sagt Ausbruch im Haus weist coronatypische Symptome auf. Er wird Marina Raddatz. isoliert und getestet. Positiv. Andere Haus- Die veränderte Arbeitssituation, die Erkran- Wehmstraße in bewohner und -bewohnerinnen entwickeln kungen, die glücklicherweise alle milde ver- ebenfalls Symptome, ebenso Mitarbeitende. liefen, belasteten trotzdem psychisch. Hinzu Bünde Die Zahl der positiven Fälle steigt weiter. Das kam die physische Anstrengung. „Die Arbeit Haus wird unter Quarantäne gestellt. Mitar- in voller Schutzkleidung ist einfach hart. 20 beitende tragen volle Schutzmontur im Dienst: Minuten haben wir vor Dienstbeginn benötigt, Kittel, FFP2-Maske, Schutzbrille, Handschuhe. um uns zu desinfizieren und umzuziehen. Das Sie dürfen nur nach Hause und zur Arbeit Atmen fällt schwerer, die Brille schränkt das fahren. Nicht einkaufen, nicht tanken, kei- Sehfeld ein, die Kommunikation mit den Kli- nen Kontakt zu anderen Menschen oder ihren enten und Klientinnen ist schwieriger“, ver- Familien haben. Arbeitsquarantäne. Der All- sucht Raddatz zu erklären. Nachempfinden tag im Wohnhaus verändert sich komplett. könne man das wahrscheinlich nur, wenn man selbst diese Situation durchlebt habe. „Menschenleben retten“ Hinzu kamen ständig neue Dinge, die mit „Von jetzt auf gleich war alles anders. Eigent- Behörden und Ämtern abgestimmt werden lich haben wir ein offenes Hauskonzept. Zwar mussten, neue Anweisungen und Auflagen. gibt es Wohngruppen mit gemeinsamen Auf- Und der Organisationsaufwand. enthaltsräumen, aber alle bewegen sich frei im Gebäude. Das ging so dann nicht mehr“, Unterstützung von allen Seiten berichtet Raddatz, die selbst infiziert war. Das „Wir haben Möbel gerückt und Räume anders Haus wurde streng in Wohngruppen aufge- ausgestattet, um neue Aufenthaltsräume zu teilt, denen feste Mitarbeitende zugeteilt wur- schaffen für die einzelnen Isolationsgrup- den. Die Teams splitteten sich noch einmal auf, pen. Alle Wohngruppen sollten schließlich um Früh-, Spät- und Nachtschicht zu ermög- die gleichen Bedingungen haben. Wir muss- lichen und somit die 24-Stunden-Unterstüt- ten die Essenslieferung neu planen, die Mit- zung für die Frauen und Männer mit Behinde- tagsverpflegung, die sonst in der Werkstatt rung zu gewährleisten. Dies gelang nur durch stattfindet, bedenken. Die Wäsche musste Unterstützung weiterer Mitarbeitenden, etwa besonders verstaut werden, in Säcken, die der Tagesstrukturierenden Angebote. Es galt, länger bei uns im Haus bleiben mussten, um die Infektionsketten und die Zahl der Kontakt- die Übertragung des Virus zu verhindern. personen ersten Grades so gering wie möglich Da wurde an manchen Stellen die Wäsche zu halten – „schlussendlich wollten wir Men- knapp“, erinnert sich die Bereichsleitung. schenleben retten“, so Raddatz. Aber natürlich musste auch der Alltag für die Bewohnerinnen und Bewohner abwechs- Team agiert als Einheit lungsreich und kreativ gestaltet werden: „Es war rührend“, erinnert sich die Bereichs- „Eine Kollegin, die im Ruhestand ist, hat uns Marina Raddatz hat Tränen in den Augen. leiterin. „Das Team hat an einem Strang gezo- ehrenamtlich geholfen. Wir haben Listen mit Auch ein halbes Jahr nach dem Infektions- gen. Die Kollegen und Kolleginnen haben sich Wünschen erstellt und sie war für uns ein- geschehen im Wohnhaus an der Wehm- teilweise völlig vergessen und waren selbst- kaufen. Ein toller Einsatz.“ Auch Angehörige straße in Bünde erinnert sie sich gut an die los im Einsatz für unsere Leute. Jeder hat alles hätten sich maximal engagiert: „Sie haben angespannte Situation: „Es ist wie eine Art gegeben. Ich kann das nicht genug loben. Es uns gut zugesprochen, Bastelmaterialien, Schockstarre, ein wirres Gefühlsdurchein- war ein tolles Gefühl zu sehen, wie wir als Nervennahrung wie Kuchen und Schokolade ander, aber die konkreten Erinnerungen an Einheit funktioniert haben. Wir sind ein mul- und Kleidung für ihre Angehörigen gebracht. Abläufe und die zeitliche Entwicklung sind tiprofessionelles Team mit ganz unterschied- Alles, was von außen möglich war.“ verschwommen“, versucht die Bereichslei- lichen Charakteren. Da kann nicht jeder mit Auch das Geschäftsbereich-Leitungsteam tung zu beschreiben, wie es ihr und ihrem jedem gleich gut. Aber davon war nichts zu habe vollste Unterstützung gegeben. Essens- Team ging. spüren. Ich bin meinem Team so dankbar für gutscheine geschickt, Pizza bestellt und, wo D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1 11
Maskenpflicht Jaqueline Patzer möglich, die Kommunikation mit dem Ge- spielen, Beschäftigungsmöglichkeiten schaf- haben wir mit viel pädagogischer Arbeit die sundheitsamt abgenommen. Kollegen und fen: „Wir mussten ja Ausgleich zur Isolation für gute Laune im Haus aufrechterhalten kön- Kolleginnen sowie die Mitarbeitenden der unsere Klienten ermöglichen. Die haben das nen“, resümiert die gelernte Erzieherin. benachbarten Wittekindshofer Wohngemein- so toll mitgemacht. Sicherlich kamen immer Fünf Wochen Quarantäne. Fünf Wochen schaft am Nordring grillten für die Wehm- wieder Fragen auf wie: ‚Was ist Corona? arbeiten unter extremsten Bedingungen. Am straße. Die Bratwürste wurden kontaktlos inWarum sehe ich das nicht? Warum darf ich Ende hat es sich ausgezahlt. Alle Infizierten einem Topf übergeben. „Das war ein High- nicht raus? Wann darf ich einkaufen gehen?‘ sind genesen. Es gab keine weiteren Infek- light“, erinnert sich Marina Raddatz. „Und es Wir Mitarbeitenden waren auf der einen tionen. Keine bekannten Folgeschäden. Was war auch Balsam für die Seele.“ Seite erschöpft, wollten und mussten auf der bleibt ist ein mulmiges Gefühl bei der Erin- anderen Seite aber die Bewohnerinnen und nerung an diese einschneidenden Wochen. Pädagogische Arbeit und Ausgleich Bewohner zu Aktionen und Bewegung moti- Jaqueline Patzer Spaziergänge ums Haus, frische Luft schnap- vieren, ihnen optimale Unterstützung und vor pen im Garten oder auf dem Balkon, Spiele allem auch Sicherheit geben. Alles in allem 12 D u rc h b l i c k 1 -2 02 1
Maskenpflicht Ich lasse mich gege n d as Coronavirus impfen , weil… „ … ich einfach nicht mehr mit dem Virus leben will. Ich will wieder bessere Zeiten n „ … mir die möglichen Nachwirkungen einer und dass ich und alle anderen Mensche vor dem Virus gesc hütz t sind .“ Erkrankung zu riskant sind und ich hoffe, dass Marina Beschmitt, Erzieherin auf Dauer alles wieder besser wird und Restrik- tionen zurückgefahren werden. Ich habe aber das Für und Wider abgewogen, mich impfen zu lassen.“ Lena Heidemann, Sozialpädagogin ntinnen ienten und Klie „ … ich unsere Kl eitsverläufen hweren Krankh und mich vor sc hte. n schützen möc bei einer Infektio a sein, Ich möchte für die Menschen d Job liebe.“ weil ich meinen ungspfleger Heilerzieh Marius Schröder, D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1 13
Ein Akt der Nächstenliebe Ann-Christin Lüke 14 D u rc h b l i c k 1 -2 02 1
Maskenpflicht Christian Pohlmann ist als einer der ersten Mit Christian Pohlmann ist Bereichsleitung im keine anderen Beschwerden. Sie haben das arbeitenden im Haus Bethanien und verantwortlich für ein deutlich besser weggesteckt“, sagt Pohlmann spezialisiertes Team in Volmerdingsen mit mit einem Lachen. Wittekindshof außerklinischer Intensivversorgung, etwa Aber die körperlichen Beschwerden der bei Beatmungspflicht und Atemunterstüt- Kolleginnen und Kollegen verschwinden. Vor geimpft worden zung. Menschen, die in dieser spezialisier- allem sinkt aber die psychische Belastung ten Wohngruppe leben, gehören aufgrund der Mitarbeitenden. „Das Paket der Gesamt- der Schwere ihrer Behinderung sowie wei- situation drückt nicht mehr so schwer auf die teren Erkrankungen zur besonders vulnera- Schultern. Eine gewisse Angst, die bezeich- blen Gruppe und gemäß der bundesweiten nend war, ist weniger stark. Wir haben vor Impfstrategie zur höchsten Prioritätsstufe. den Impfterminen im Team natürlich viel Sie werden, sofern der Wunsch besteht, als gesprochen und uns ausgetauscht. Niemand Erste im Wittekindshof gegen das Coronavirus möchte der- oder diejenige sein, die even- geimpft. Ebenso die Mitarbeitenden, die in tuell das Virus einträgt oder womöglich zum dem Wohngruppenteam arbeiten. Die Impf- Superspreader wird. Wenn es nun doch pas- bereitschaft in diesem Team ist groß: Alle 23 siert, weiß man um den Schutz unserer Leute Frauen und Männer mit Behinderung und hier im Haus. Was nicht bedeutet, dass die mehr als 70 Prozent der Mitarbeitenden las- Schutz- und Hygienemaßnahmen zurückge- sen sich das Serum injizieren. fahren werden. Die werden uns noch länger Danach herrscht Erleichterung. „Machen begleiten. Aber schwere Infektionsverläufe wir uns nichts vor: Eine Infektion wäre für die sind nun unwahrscheinlicher“, betont Pohl- meisten unserer Klienten und Klientinnen töd- mann. lich verlaufen. In den Wohngruppen galt von Und wie lebt es sich nun mit dem vollen Beginn der Pandemie an höchste Vorsicht.“ Impfschutz? Auf der Arbeit hat sich nichts Die Schutzmaßnahmen sind erfolgreich. Ein verändert. Weiterhin werden seine Mitarbei- Eintrag des lebensgefährlichen Virus fand bis- tenden und er alle 48 Stunden POC-getestet. lang nicht statt. Allerdings macht sich nach „Aber ich bin irgendwie entspannter in mei- der ersten Injektion eine leichte Abgeschla- nen Entscheidungen. Die Impfung ist kein genheit bei einigen Mitarbeitenden breit. Berechtigungsschein, nun auf die geltenden „Bei den Bewohnerinnen und Bewohnern Regeln zu verzichten. Auch nicht im Privaten. haben wir keine großartigen Nebenwirkun- Da musste ich mich selbst mehrfach wieder gen vernommen. Manch einer wirkte matter. etwas einnorden. Ich bin großer Verfechter Wir haben vorsorglich Fieber gemessen und vom Abstandhalten, habe ich mich aber auch genau beobachtet, ob es Veränderungen in dabei erwischt, wie ich darüber nachgedacht ihrem Verhalten gibt. Denn die meisten kön- habe, Menschen in den Arm zu nehmen. Etwa Donnerstag, 21. Januar 2021, 12 Uhr Uhr: nen sich nicht zu ihrem Gesundheitszustand meine Familie. Aber von ihnen ist niemand Christian Pohlmann macht seinen Oberarm äußern“, erklärt der Diakon. geimpft.“ Als Geimpfter müsse man sich vor frei. Die Ärztin setzt zum Piks an, die Nadel Am 11. Februar folgt der zweite Piks. Augen halten, dass es einfach noch nicht wie- durchsticht Pohlmanns Hautschichten, das Danach sieht es etwas anders aus mit den der an der Zeit sei, in den Alltag, wie man ihn Serum des Herstellers Biontec/Pfizer dringt Nebenwirkungen bei den Mitarbeitenden. vor der Corona-Pandemie kannte, zurückzu- in den Körper des Krankenpflegers ein. Klingt Diese übersteigen die Abgeschlagenheits- kehren. Das wäre ein Trugschluss. „Ich habe wie ein Krimi. War es gefühlt auch. „Die Auf- symptome deutlich – aber nicht bei allen. mich impfen lassen, um ein Teil davon zu regung vor der Impfung war bei uns allen „Ein kleiner Teil der Mitarbeitenden hatte hef- sein, dass wir gemeinsam aus der Pandemie deutlich spürbar. Kommt der Impfstoff? Wird tige Reaktionen auf die zweite Impfung.“ In herauskommen. Sicherlich auch zu meinem es Nebenwirkungen geben? Und wie geht es einem Fall sogar mehr als 24 Stunden Fieber, eigenen Schutz. Aber insbesondere war es für weiter?“, berichtet Diakon Pohlmann, der als das an der 40-Grad-Marke kratzte. „Bei den mich ein Akt der Nächstenliebe.“ einer der Ersten im Wittekindshof die lan- Bewohnerinnen und Bewohnern konnten wir Jaqueline Patzer gersehnte Impfung gegen das Coronavirus wieder kaum Veränderungen feststellen. Kein erhielt. Fieber bei den prophylaktischen Messungen, D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1 15
Maskenpflicht Imp(f)ressionen au s... Ba d Oeyn haus en Einmal durch die Impfstraße, ein Piks, dann ist es geschafft: Ursula „Uschi“ Kruck ist eine von mehr als 1000 Personen, die während einer großen Impfaktion in Volmerdingsen und Minden immunisiert werden. lle Fotos: Sabrina Frankemö Die Spritze n sind aufg Stempel fü ezogen, de r den Impfp r parat, und ass liegt schon erhä ter Horst, d lt Bernhard er die Ange Wittekindsh bote des ofes in Gro seine erste n au nutzt, Impfdosis. G ro n a u er Pa t z line que s: Ja Fo t o 16 D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1
Maskenpflicht Herne Merle Gietmann schaut genau hin: Die junge Frau, die im Wittekindshofer Wohnhaus an der Bielefelder Straße lebt, gehört zu den ersten Menschen in Herne, die eine Corona-Schutzimpfung erhält. Daniela Schwarz hlottoff stian Sc ans-Chri Fotos: H Es ist ein sp Tag für A annender ngelina als das W Lus ohnhau cher, der Vöh s an de seine zw in Rhynern eit erhält. M e Impfdosis itarbeite Mareike rin Ja zur Seite cobs steht .D die Aufr as nimmt egung. Ha m m Fotos: Dorothee Blome D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1 17
„Kein Mangel an FFP2-Masken” Jaqueline Patzer 18 D u rc h b l i c k 1 -2 02 1
Maskenpflicht Gerd Sulewski sieht Wittekindshof für die andauernde möglich. Mitarbeitende verzichten auf sozi- wurden sie zu Spitzenzeiten teilweise für sie- Pandemie weiter- ale Kontakte zum Schutz der uns anvertrauten ben Euro pro Stück gehandelt. Menschen. Daher haben wir immer frühzeitig hin gut gerüstet bei allen benötigten Materialien vorgesorgt, Zertifikate auf dem Prüfstein um Klienten und Klientinnen sowie Mitarbei- Doch nicht nur gute Preise und eine gesicherte tende vor Infektionen zu schützen. Wir haben Versorgung spielen eine wichtige Rolle. Die für mehrere Monate ausreichende FFP2-Mas- Qualität steht an oberster Stelle. „Wir prü- ken bestellt. Dort besteht derzeit kein Man- fen alle Produkt-Zertifikate sorgfältig, bevor gel“, berichtet Gerd Sulewski, der zuständig wir Masken und Co. bestellen“, versichert für medizinischen Sachbedarf in der Stiftung der Pflegeexperte. Es sei bereits vorgekom- ist. Zehntausende Masken sind aus unter- men, dass sich Zertifikate für Masken als schiedlichen Lagern für alle Wittekindshofer gefälscht herausstellten. „So etwas kommt im Einrichtungen in den Kreisen Minden-Lüb- Wittekindshof natürlich nicht zum Einsatz.“ becke, Herford und Borken sowie in Hamm, Auch individuelle Bedarfe werden gedeckt, Herne und Oberhausen abrufbar. beispielsweise kleinere FFP2-Masken für schmale Gesichter. Täglich 3000 Masken Doch nicht nur materiell wurde und wird Vor der Pandemie kamen in der gesamten vorgesorgt, auch technisch: „Wir haben ein Stiftung etwa 350 FFP2-Masken pro Jahr eigenes EDV-System entwickelt, in dem bei zum Einsatz. Größtenteils wurden sie in einem Corona-Ausbruch der Materialbedarf spezialisierten Wohngruppen benötigt, in unmittelbar berechnet und erfasst werden denen außerklinische Intensivversorgung kann. Das ermöglicht eine zuverlässige Pla- bei Beatmungspflicht, Atemunterstützung nung und schnellere Versorgung der Berei- und Wachkoma möglich ist. Nun werden die che. So kann einer Ausbreitung entgegenge- Masken bei jeglichem Kontakt mit Menschen wirkt werden“, sagt Gerd Sulewski. mit Behinderung getragen. „Derzeit benöti- gen wir täglich 3000 der FFP2-Masken und Engpässe umschiffen rund 50 Liter Hände-Desinfektionsmittel“, Schnell hat der Geschäftsbereichsleiter auch verdeutlicht Sulewski den enorm gestiegenen beim Einkauf von Schnelltests reagiert und Bedarf. konnte so frühzeitig ausreichend Tests zu Als die Zahl der Corona-Fälle in Deutsch- guten Konditionen sichern. Denn auch dort land stieg und das Desinfektionsmittel bun- stiegen die Preise rasant. „Zudem haben wir desweit knapp wurde, waren Gerd Sulew- 120 Mitarbeitende geschult, die diese Tests ski und seine Mitarbeitenden der Abteilung fachgerecht durchführen können. In den kom- „Beratung und Versorgung Medizinischer menden Wochen werden weitere Kollegen Sachbedarf“ (BVM) dankbar für zusätzliches und Kolleginnen qualifiziert.“ FFP2-Masken, Desinfektionsmittel und medi- Hände-Desinfektionsmittel von Firmen, die Seit Beginn der Pandemie entstehe immer zinische Handschuhe sind allerorts gefragte in der Not in die Produktion eingestiegen wieder ein Mangel an gewissen Produkten. Ware. Auch im Wittekindshofs. Aber die Stif- sind. Langjährige Zulieferer sicherten die Ver Waren es zunächst Desinfektionsmittel, dann tung ist gut gerüstet für die weiter andauernde sorgung mit OP-Mundschutzen sowie FFP2- Schutzmasken und später medizinische Hand- Corona-Pandemie. Zehntausende Masken und Masken, die bereits vor der eingeführte, Pflicht schuhe, berichtet Sulewski. Stets seien durch tausende Liter Desinfektionsmittel stehen für in der direkten Begleitung von Menschen mit die hohe Nachfrage die Preise exorbitant den täglichen Bedarf bereit. Aufgestockt und Behinderung im Wittekindshof freiwillig zur gestiegen. „Wir werden alles in unserer Macht aufgefüllt wird andauernd. Verfügung gestellt wurden. „Wir sind sehr stehende tun, damit es auch weiterhin an kei- „Unsere Arbeit ist nicht ohne Nähe zum dankbar, in dieser Notsituation auf verlässli- ner Stelle zu Versorgungsengpässen kommt“, Menschen möglich. Pflege, ärztliche Behand- che Partner setzen zu können und Material zu versichert Sulewski. lungen, lebensnotwendige Therapien, Unter- fairen Konditionen zu erhalten“, so Sulewski. Jaqueline Patzer stützung beim Essen und viele andere All- Hat eine FFP2-Maske vor der Pandemie etwa tagssituationen sind nur aus nächster Nähe 20 Cent pro Stück auf dem Markt gekostet, D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1 19
Maskenpflicht „Nach Corona wün sche ich mir…“ „Alle Geschäfte sind zu. „Ich wünsche mir, dass die Lehren Ich wünsche mir wieder aus dem Umgang mit der Pandemie einen Stadtbummel mit nachhaltig in politischen und sozialen geöffneten Geschäften. Kontexten wirken. Ich hoffe, dass die Dann kann ich mir was Wichtigkeit von sozialer Arbeit und Bil- von meinem Geld kau- dungsangeboten zu deren Aufwertung „Die Ausflü fen.“ führen wird. Die Flexibilisierung und ge fehlen m Lieselotte Holler nutzt die Tages- Digitalisierung vieler Arbeitsprozesse mich schon ir ganz doll strukturierenden Angebote (TSA) , wenn wir . Ich freue und zum W w ie empfinde ich als positiv und eihnachtsm der zum Flohmarkt in Gronau Auf Urlaub arkt gehen erhaltenswert“. sfahrten fre können. Sven Nauermann, Bereichsleitung Gabriele Di ttmar nutzt u e ich mich in Gronau die Tagesstr ukturierend a uch.“ ambulante Dienste Herne en Angebo te (T SA) Fotostudio eNJay Sabrina Frankemölle nkemölle Sabrina Fra Ronny Valerius „Ich en FuD-Kindern unte öchte m „Ich möchte mit mein üge machen, bei- lle e wieder schöne Ausfl ö r Me nsch infach m kem mich Zoo, ins Spaßbad spielsweise in den Fran schö it and n kom al wied m e eitpark.“ rina n e jetzt , dass e ren tre en und r m e oder in einen Freiz Sab r eite s f f enamtlicher Mitarb Ronny Valerius, ehr Die ein biss wegen en. Es i nun ter stü tze nde n Dienst (FuD) in Her ne G c s beim Familie tur s ruppen hen ruh Corona t ind i n i g gefä auch der Ta er ist. l g auch lt mir. A viel klei esstruk d a ra b e r n e r, d - Gesi ic chte uf, mal h freue as die g r zu w m le sehe ieder a ich elies ichen An n n .“ , nich n de rend e e n A S ch ö n i t t im re n g eb ot z nu tzt m er e (T S die T A)in a G ro n g e s s t ru k au t u ri e - 20 D u rc h b l i c k 1 -2 02 1
Maskenpflicht ra ge Ei n e U mf rauf, fre u e mich da en.“ Sven Kämper „Ich u geh ins KIZ z wieder der mal chte wie .“ Katharina Winkelm ann „Ich mö en eln geh zum Keg ppen e m ich aufs Sho riesche „Ich freu Mama.“ Melanie G e r mit mein immbad ö ch te im Schw „Ich m in Eck en.“ Rob nach plansch e in e n Ausflug uaz uf e mich a Carol-An ne Q „Ich freu den Ruhrpark.“ ohnschu le in Bochum und Te il n e h m er d e r KIZ-W ch re ch ts ) ehmerin n en ks n a (von lin Die Teiln ra ß e in Herne urg st in der B Nicole Martin „Ich hoffe d och sehr, d Menschen ass die bald wiede hwarz lich, zugew r freund- andt und o Matthias Sc aufeinande hne r zugehen k Ängste und Spaß ön an neuen B nen schaften ha ekannt- ben. Wünsc wert wäre hens- aber trotzd alle auf ihre em, dass Hygiene ach auch weite ten, um rhin fiesen den Krankh anstecken- Frank Levicar eiten mögli Chance zu chst keine Mersini Ioan geben!“ nidis, Mita turierenden rbeiterin de Angebote (T r Tagesstruk Wohnhaus SA) im Witt - „Wir freuen uns auf das Wieder- am Emsring ekindshofe in Herne r sehen mit den KIZ-Freunden, aufs Schwimmbad, auf die Kirmes, auf unsere nächste Urlaubsreise und auf alle Gelegenheiten, wieder viele fröhliche Menschen zu treffen!“ Dennis Günther und seine Mutter Ursul a Levicar, langjährige KIZ-Besucher und FuD-Nutzer aus Herne D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1 21
Wittekindshofer Themen Besuch in Volmerdingsen: NRW-Behindertenbeauftragte erhält Einblicke in Arbeit der Stiftung Wittekindshof verändert Betreuungskonzept Die Diakonische Stiftung Wittekindshof zieht angesichts der Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft weitere Konsequenzen und initiiert ein neues Betreuungskonzept an allen Standorten. Das haben die bei- den Vorstände Marco Mohrmann und Prof. Dr. Dierk Starnitzke bekanntgegeben. „Die Menschen, die wir unterstützen, sind unsere Auftraggeber. Ihre Bedürfnisse wollen wir noch mehr in den Mittelpunkt rücken, erst recht nach den jüngsten Vorkommnissen“, sagt der theologische Vorstand Starnitzke. Dies bekräftigte er auch während eines Besuchs der Beauftragten der Landesregie- rung für Menschen mit Behinderung sowie für Patientinnen und Patienten in Nordrhein- Westfalen, Claudia Middendorf. Die Stiftung hat ihre Konzepte der Heil- pädagogischen Intensivbetreuung auf den Prüfstand gestellt und überarbeitet. Dies führt zu weitreichenden Veränderungen im Wittekindshof. „Die bisherige Betreuung in Heilpädagogischen Intensivbereichen wird zu einer personenzentrierten Intensivbe- treuung. Wir denken somit nicht mehr in Bereichen. Unser Ziel ist, dem Menschen passende fachliche Angebote für seine indi- viduelle Unterstützung zu machen, anstatt zu schauen, in welche vorhandene Struktur der Mensch passt“, sagt Starnitzke. Diese Ver- änderung erfolge in enger Abstimmung mit dem zuständigen Landschaftsverband West- falen-Lippe (LWL). „In den heilpädagogischen Intensivberei- chen, die nur einen verhältnismäßig gerin- gen Anteil, gut sechs Prozent, der Wittekinds- hofer Wohnangebote ausmachen, unterstützt die Stiftung unter anderem Menschen mit diesem sehr hohem bis extremem Unter- stützungsbedarf“, betont der kaufmänni- sche Vorstand Marco Mohrmann. Es handelt sich um Menschen, die aufgrund ihrer Behin- derung beispielsweise extremes selbst- und fremdgefährdendes Verhalten zeigen. „Hier Jaqueline Patzer stößt der Wittekindshof als Anbieter in der Eingliederungshilfe aber auch an seine Grenzen. Mittels externer Experten, unter Im Gespräch: Prof. Dr. Dierk Starnitzke und Claudia Middendorf tauschen sich über die fachliche Begleitung von Menschen mit anderem Hochschulprofessoren und anderen besonders herausforderndem Verhalten aus. Im Hintergrund: Vorstand Marco Morhmann (von links) und Stiftungsratmitglied Fachvertretern, soll der individuelle Betreu- Bernhard Tenhumberg. ungsbedarf geklärt werden. Die Männer 22 D u rc h b l i c k 1 -2 02 1
Wittekindshofer Themen und Frauen sollen die jeweils bestmögliche Unterstützung erhalten, die es zum jetzigen Unser Ziel ist, dem Menschen Stand gibt“, sagt Mohrmann. Möglichst kleine Einheiten passende fachliche Angebote für Zukünftig werden Menschen mit vergleich- barem individuellen Betreuungsbedarf nicht seine individuelle Unterstützung mehr in einem einzelnen Geschäftsbereich der Stiftung unterstützt, sondern die Wohn- angebote auf mehrere Geschäftsbereiche zu machen, anstatt zu schauen, verteilt, um eine Verdichtung dieser spezia lisierten Angebote zu vermeiden und die in welche vorhandene Struktur Individualität auch organisatorisch zu unter- stützen. Die Begleitung der Menschen mit herausforderndem Verhalten soll in möglichst der Mensch passt. kleinen Einheiten organisiert werden. „Das Angebot der Intensivbetreuung wird somit weiter dezentralisiert. Die im vergangenen Jahr bereits angestoßenen Prozesse zur Ver- änderung der Angebotsstruktur werden fort- gesetzt“, betont Vorstand Starnitzke. Grundsätzlich werde für alle Klienten und Klientinnen nach den Vorgaben des Bundes teilhabegesetzes ein Gesamtplanverfahren durchgeführt, um den individuellen Unter- stützungsbedarf für die verschiedenen Lebensbereiche zu ermitteln und das dazu passende Gesamtangebot zu schaffen. Es wird genau ermittelt, welche Unterstützung forderndem Verhalten derzeit von externen tiges Signal dafür. „Ich bin froh, dass Sie mir wo gewünscht und benötigt wird – im Woh- Experten geprüft. die Arbeit des Wittekindshofes näher bringen. nen, bei der Arbeit, medizinisch, therapeu- Sie führen ausführliche Gespräche mit Ich werde Impulse aus unserem Gespräch mit tisch, im sozialen Miteinander, der Mobilität den Frauen und Männern mit Behinderung, in die Landesregierung nehmen“, betonte und etwa der Kommunikation. Das können ihren rechtlichen Betreuungen, Mitarbeiten- Claudia Middendorf. Die allgemeine gesund- Hilfestellungen bei täglichen Routinen wie den und betrachten die gesamte Lebenssi- heitliche Versorgung für Menschen mit der Haushaltsführung, dem Kontaktaufbau tuation. Im Anschluss entstehen umfangrei- Behinderung und die Unterstützungsmög- mit anderen Menschen, beim Umgang mit che Beratungsberichte, in denen die Bedarfe lichkeiten für Menschen mit besonders her- Stress und Konfliktsituationen sein, ebenso konkret festgestellt werden und auf deren ausforderndem Verhalten seien ihre Herzens- wie Behördengänge, spezielle Hilfsmittel bei Grundlage weiter über die fachliche Beglei- angelegenheiten, daher sei sie der Einladung Arbeit. Es wird interdisziplinär gearbeitet. tung entschieden wird. „Das ist ein aufwändi- gerne gefolgt: „Es gab auf landespolitischer Dabei werden sowohl die Frauen und Män- ger Prozess, der pro Person mehrere Wochen Seite bereits vor einigen Jahren Bestrebun- ner mit Behinderung als auch ihre rechtli- in Anspruch nimmt“, erklärt der Vorstand, gen, einen runden Tisch zu diesem Themen- che Betreuung federführend eingebunden, der das veränderte Betreuungskonzept auch bereich zu etablieren. Diese Idee sollten wir beispielsweise durch Gespräche und Befra- Claudia Middendorf vorgestellt hat. wieder aufleben lassen“, so die Landesbehin- gungen. „Auf diesem Verfahren basieren Die Beauftragte der Landesregierung für derten- und -patientenbeauftragte. Die fach- nun die bereits angestoßenen Konzept- und Menschen mit Behinderung sowie für Pati- liche Begleitung von Menschen mit beson- Strukturveränderungen in der Stiftung“, sagt entinnen und Patienten hatte auf Einladung ders herausforderndem Verhalten müsse neu Starnitzke. Die Umsetzung dieser Neuaus- des Vorstands die Diakonische Stiftung Witte- in den Blick genommen werden. richtung erfolgt unmittelbar und soll mög- kindshof in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen lichst bis Anfang 2022 abgeschlossen sein. besucht. „Wir stehen zu unserer Verantwor- tung und nehmen die Situation sehr ernst. Besuch ein wichtiges Signal Umso wichtiger ist es, offen und transparent Ein Anfang ist bereits gemacht: In einem ers- über die Grenzen und Probleme der Einglie- ten Schritt werden die individuellen Bedürf- derungshilfe zu sprechen“, sagte Starnitzke. nisse von sechs Menschen mit extrem heraus- Er bewertete den Besuch daher als ein wich- D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1 23
Wittekindshofer Themen Jaqueline Patzer Noel Niemeier erhält in der Wittekindshofer Werkstatt Ulenburg einen Arbeitsplatz nach Maß „Ein wahrer Glücksgriff“ Noel Niemeier sieht die Arbeit. Wenn eine haben wir auf Noels Wunsch und in seinem cher und kehre Laub. Im Sommer habe ich Glühbirne in der Wittekindshofer Betriebs- Sinne diesen Arbeitsplatz hier in der Ulen- die Blumenkübel am Eingang bepflanzt, stätte Ulenburg nicht mehr funktioniert, burg aufgebaut. Die Arbeiten hier kann er neue Bäume gepflanzt und im Herbst etwa tauscht er sie unaufgefordert aus. Wenn ein sich ohne Termindruck selbst einteilen und 900 Blumenzwiebeln rund um die Häuser in Nagel in die Wand muss, hat er den Hammer in seinem Rhythmus erledigen, was er sehr die Erde eingesetzt“, berichtet Niemeier. An griffbereit. Der 21-jährige Bad Oeynhausener zuverlässig macht. Die Arbeit soll zum Men- der Seite des Parkplatzes soll in diesem Früh- übernimmt Hausmeisteraufgaben rund um schen passen, das ist wichtig“, sagt Betriebs- jahr eine Blumenwiese für Bienen wachsen. die Werkstatt für Menschen mit Behinderung stättenleiter Thomas Spannuth. Dafür hat Niemeier bereits im Spätherbst vor- (WfbM). Ein besonderer Arbeitsplatz, der ihm gesorgt. „Ich hoffe, dass alles schön blühen Entwicklungsmöglichkeiten bietet und seinen Seit einem Jahr ist Noel Niemeier nun in wird. Dann wird es rund um die Werkstatt individuellen Bedürfnissen gerecht wird. der Löhner Betriebsstätte auf seinem Pos- bunt“, sagt Niemeier. In Zeiten der Corona- ten tätig und hat seine Fähigkeiten in die- Pandemie übernimmt der 21-Jährige zudem „Ich komme gerne zur Arbeit“, sagt Noel ser Zeit weiter ausgebaut. So machte er bei- eine sehr wichtige Aufgabe: Er desinfiziert die Niemeier, der zunächst die Berufliche Bildung spielsweise den Stapler-Schein und ist nun Kontaktflächen wie Handläufe, Türgriffe und in der Werkstatt absolvierte und in unter- für die Be- und Entladung der Lkw zustän- Oberflächen in den Räumen der WfbM. schiedlichen Arbeitsbereichen Erfahrungen dig, die regelmäßig Ware in die Werkstatt sammelte, eigene Stärken und Interessen liefern oder von dort abholen. „Diese Aufga- Jörg Rahe lässt Niemeier Freiheiten bei der entdeckte und sich qualifizierte. Besonders ben übernimmt Noel ganz selbstständig. Wir Einteilung seiner Aufgaben. „So verhindern die Arbeit im Garten- und Landschaftsbau haben ihn einmal angeleitet und seitdem wir, dass zeitlicher Druck für Noel entsteht. und handwerkliche Tätigkeiten lagen Nie- meldet er sich nur bei Fragen oder Rückspra- Er arbeitet so zuverlässig und souverän, dass meier besonders. „Ich bin gerne an der fri- chebedarf. Aber kontrollieren müssen wir ihn wir ihm da voll und ganz vertrauen können. schen Luft“, sagt der Bad Oeynhausener, der nicht“, berichtet Jörg Rahe, Ansprechpartner Er geht mit offenen Augen und Ohren durch jeden Tag mit seinem E-Bike zu seinem Job für Noel Niemeier, der sich ebenfalls dafür die Werkstatt und sieht, was zu tun ist“, lobt fährt. Die Arbeit im Garten-Landschaftsbau eingesetzt hat, diesen Arbeitsplatz in der Jörg Rahe. „Noel ist ein wahrer Glückgriff für kam ihm da sehr entgegen. Allerdings zeigte Werkstatt zu schaffen. die Werkstatt“, lobt Spannuth. „Er hilft an so sie ihm auch persönliche Grenzen auf. Ter- vielen Stellen und ist sehr gewissenhaft.“ mindruck und seine Erwartungshaltung an „Ich kümmere mich auch um die Grün- sich selbst belasteten den 21-Jährigen. „So anlagen an der Werkstatt, schneide Sträu- 24 D u rc h b l i c k 1 -2 02 1
Wittekindshofer Themen Bildungswerk Wittekindshof unterstützt beim Führerschein Mobilität steigert Jobchancen Jonathan Töws nimmt probeweise auf dem Fahrersitz Platz, streicht über das Lenkrad und justiert den Rückspiegel. Der Motor des Autos bleibt aber noch aus, bis der junge Mann sei- nen Führerschein in den Händen hält. Statt- dessen nutzt Töws weiterhin Bus und Bahn, um zum Bildungswerk Wittekindshof (BWW) nach Bad Oeynhausen zu gelangen. Ann-Christin Lüke Hier absolviert der 21-Jährige aus Bad Salzuflen eine Ausbildung zum Fachlagerist. Zwei Stunden benötigt er für den Weg vom Kreis Lippe in den Kreis Minden-Lübbecke. „Mit dem Auto bräuchte ich dagegen nur etwa 40 Minuten“, sagt Töws. Deshalb möchte er „42 Männer und Frauen wurden dank der Praktikums der Ausbildung und die Fahrpläne seinen Führerschein machen. Unterstützung Spender, die das Mobilitätsprojekt unterstüt- von Bussen und Bahnen stimmen schließlich erhält er dabei durch das Wittekindshofer zen, bereits gefördert“, berichtet Hagemeier. nicht immer überein.“ Als Sozialarbeiterin Projekt „Mobil zum Job“. Eine von ihnen ist Lara Spies. Die 20-Jährige gehört Schwager neben Ausbildern und För- hat ihre theoretische Führerscheinprüfung derlehrern zum Team des Bildungswerkes, „Ziel des Projektes ist es, den Teilnehmen- bereits bestanden und hofft nun, schnellst- das die Teilnehmenden während ihrer Aus- den bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt möglich den praktischen Prüfungsteil zu bildungszeit unterstützt und mit ihnen regel- zu ermöglichen“, sagt Ulrich Hagemeier, bestehen, sofern das Pandemiegeschehen mäßig über weitere Entwicklungsmöglich- Geschäftsbereichsleitung für das Bildungs- Fahrstunden zulässt. Die Hüllhorsterin absol- keiten und Lernziele spricht. „Dazu gehört werk. „Mobil zum Job“ wurde 2016 ins Leben viert zurzeit eine Ausbildung zur Fachkraft auch, dass wir die Mobilität der Teilnehmen- gerufen und finanziert sich aus Spenden- für Lagerlogistik, die sie bereits im Sommer den regelmäßig in den Blick nehmen“, fügt mitteln. Dadurch kann ein Teil der Führer- abschließt. „Für die Jobsuche ist der Führer- Schwager hinzu. scheinkosten übernommen werden. Außer- schein eine wichtige Qualifikation. Außerdem dem erhalten Interessierte Trainings für den kann ich mich dadurch in einem viel größeren Das Projekt „Mobil zum Job“ komme gut Theorieteil der Prüfung. „Die Teilnehmen- Umkreis bewerben “, sagt Spies. bei den Männern und Frauen an. „In gemein- den lernen mit einer App. Wir besprechen samen Gesprächen überlegen wir, wie wir als dann individuell oder in der Gruppe aufkom- „Ein Führerschein bietet mehr Flexibilität BWW unterstützen können, aber auch wel- mende Fragen oder häufige Fehler im Stra- und Unabhängigkeit“, weiß auch Schwager. che Leistungen erbracht werden müssen, um ßenverkehr“, sagt Sozialarbeiterin Dorothea „Bereits während der Berufsausbildung ist es die Führerscheinprüfung zu bestehen.“ Für Schwager, die die Trainings im Rahmen des aber schon nützlich, mobil zu sein – gerade manche können die zusätzlichen Lerneinhei- Projektes anbietet. wenn es um eine geeignete Praktikumsstelle ten eine Belastung darstellen, anderen bieten geht. Die Arbeitszeiten eines begleitenden sie neue Perspektiven und Entwicklungsmög- lichkeiten. „Das ist eine individuelle Entschei- dung. Manche Teilnehmenden möchten bei- spielsweise erst ihre Ausbildung beenden und sich dann auf den Führerschein konzen- trieren“, sagt Schwager. Lara Spies möchte ihren Führerschein aber am liebsten schon vor dem Ende ihrer Aus- bildung in ihren Händen halten. „Das gibt mir mehr Sicherheit für die Bewerbungen“, sagt sie. Führerschein hin oder her: Am Ende Ann-Christin Lüke möchte die junge Frau aber vor allem auf ihre berufliche Qualifikation setzen, die sie wäh- rend der Maßnahme beim BWW erlangt hat. D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1 25
Wittekindshofer Themen Individuelle Förderung steht an der Johannesschule immer im Vordergrund „Digitalisierung ist ein wichtiger Bestandteil“ Besim Mazhiqi Mit einem Tablet und den passenden Apps kann Rafael Nergiz Lernaufgaben bearbeiten und sich am Unterricht beteiligen. 26 D u rc h b l i c k 1 -2 02 1
Wittekindshofer Themen Rafael Nergiz ist voll konzentriert, wenn er rechnen im Zahlenraum bis 10, andere bis 100 möglichkeiten für die Jungen und Mädchen auf seinem Tablet Worte und Farben aus- oder auch bis 1000. Wieder andere beschäf- bieten. „Dass wir dann alle unter einem Dach wählt und zuordnet. Mit großer Geschick- tigen sich mit Maßen, Formen und Gewich- zusammen arbeiten, wird die Voraussetzun- lichkeit bedient der zwölfjährige Lern-Apps. ten“, erklärt Hunschede. Lesen und Schreiben gen für eine gezielte Förderung der jungen Wenn er eine Aufgabe geschafft hat, lächelt er steht in der Johannesschule genauso auf dem Menschen grundlegend verbessern“, freut zufrieden. Rafael besucht die Wittekindshofer Stundenplan wie Mathematik oder Sachun- sich auch die stellvertretende Schulleiterin Johannesschule in Gronau. Er kann sich nur terricht. Christina Röschenkemper. Sie ist seit Anfang eingeschränkt verbal äußern. Mit dem Tab- des Jahres als Konrektorin in Gronau tätig. let und den passenden Apps kann er sich im Lernen durch Handeln „Gemeinsam werden wir den guten Kon- Unterricht trotzdem mitteilen und mit ande- Durch praktisches Tun sollen die Schülerinnen takt zu den anderen Gronauer Schulen hal- ren kommunizieren. und Schüler sich Wissen aneignen. Besondere ten und ausbauen“, ist Hunschede überzeugt. „Die Digitalisierung des Unterrichts für Unterrichtsmaterialien, wie zum Beispiel die Ein Baustein für gelungene Kooperation sind Kinder und Jugendliche mit Behinderung ist „Strukturierten Arbeitskisten (StArk)“, unter- hierbei auch die Planungen für eine neue ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit“, stützen diese Form des Lernens. In den Kisten Dreifach-Turnhalle auf dem Schulareal im sagt Schulleiter Jörg Hunschede. Dadurch befinden sich unterschiedliche Materialen, Gronauer Westen. Gemeinsam mit der Stadt könne der Unterricht noch individueller ge- um Fertigkeiten und Fähigkeiten zu erler- Gronau wird diese geplant und soll möglichst staltet werden. Derzeit besuchen rund 190 nen. So soll etwa durch das Auffädeln eines zeitnah zum Schulneubau entstehen. Mädchen und Jungen die Johannesschule Bandes durch Ösen die Feinmotorik geschult Hunschede: „Zukünftig können die Johan- des Wittekindshofes, eine Förderschule mit werden. Hunschede: „Die Mädchen und Jun- nesschule und die in unmittelbarer Nähe dem Förderschwerpunkt geistige Entwick- gen erwerben durch Ausprobieren und kleine geplante Grundschule, aber auch Vereine die lung. „Außerdem werden die Schülerinnen Lernschritte relevante Kompetenzen für prak- Halle für den Sportunterricht und -angebote und Schüler im Umgang mit digitalen Medien tische Arbeiten.“ nutzen. Der Austausch zwischen Menschen fit gemacht.“ Der Schulleiter ist überzeugt, dass sich im mit und ohne Behinderung kann so im All- Neubau der Schule noch mehr Entwicklungs- tag gelingen und Inklusion gelebt werden.“ Förderung trotz Distanz Das sind wichtige Alltagskompetenzen, die auch in der Corona-Pandemie hilfreich sind, um Distanzlernangebote zu ermöglichen. „In Zeiten, in denen der Präsenzunterricht teilweise ruhte und ruht, versuchen wir auf vielfältige Weise mit den Schülerinnen und Schülern in Kontakt zu bleiben und die För- derung so breit wie möglich aufzustellen“, so der Schulleiter. Beispielsweise mittels Lernpaketen, Videokonferenzen, Telefonaten und Chats. „Dabei soll es nicht nur um kog- nitive Aufgaben in den Fächern Deutsch und Mathematik gehen, sondern darüber hinaus um feinmotorische Aufgaben, die Förderung der Kreativität, das Erlernen lebensprakti- scher Elemente und musikalische Angebote.“ Egal ob Distanz- oder Präsenzunterricht: Die individuelle Begleitung stehe immer im Vordergrund. Um für die Kinder und Jugendli- chen eine optimale Lernatmosphäre zu schaf- fen, werde jede der 19 Klassen von zwei Lehr- kräften und zwei pädagogischen Fachkräften begleitet. „Gerade unsere Schulform lebt von sozialen Kontakten und von Nähe zu den Schülerinnen und Schülern.“ Etwa ein Drittel Besim Mazhiqi von ihnen lebt mit komplexen Mehrfachbe- hinderungen. Die Lernziele sind für die Kin- der und Jugendlichen individuell sehr ver- Immer einen Blick auf die Baustelle hat Schulleiter Jörg Hunschede. 2900 Kubikmeter Beton werden in der neuen schieden. „Einige der Mädchen und Jungen Johannesschule verbaut. D u rc h b l i c k 1 -2 0 2 1 27
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