E-COMMERCE IM HÖHENFLUG 4 20 54 - IHK Nordschwarzwald
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ET 08.12.20 NORDSCHWARZWALD DEZEMBER 2020 | NR. 12 E-COMMERCE IM HÖHENFLUG AB SEITE 8 4 BLUE TABLE IM INTERVIEW: FLORIAN F. DINGLER, MEVA SCHALUNGSSYSTEME GMBH 20 MÄRKTE & TRENDS AUGMENTED REALITY IN DER INDUSTRIE 54 FAKTOR MENSCH BREXIT IN DER PRAXIS
EDITORIAL INNENSTÄDTE BRAUCHEN EINKAUFSERLEBNISSE GEGEN DEN ONLINE-BOOM Der Handel wächst und wächst, doch immer weniger Einzelhändler profitieren von diesem Wachstumsschub. Der klassische Laden stirbt und mit ihm die Basis für blühende Innenstädte. Nun könnte man sagen, dass es viele Kommunen versäumt haben, sich zukunftsfähig zu machen. Doch so einfach ist das nicht. Selbst in großen Städten wie Stuttgart hat das Ladensterben, das von der Corona-Krise sicher beschleunigt und vom boomenden Online-Handel befeuert wird, schon begonnen. Langfristig werden nur die überleben, die ein schlüssiges Konzept gegen diesen Trend haben. Da sind die Wirtschaftsförderer genauso gefordert wie die Einzelhändler. Zündende Ideen sind gefragt, wie man Nischen besetzt, Kundinnen und Kunden nachhaltig berät und ein Einkaufserlebnis schafft, das man im Internet eben nicht findet. Künftig wird man sozialen Kontakten noch viel mehr Bedeutung bei- messen und der Frage nachgehen müssen: Was bekommt mein Kunde oder meine Kundin, was er oder sie beim Online-Einkauf nicht hat? Dabei geht es auch um die Nutzung digitaler Technologien, um Angebote und Services bis zum vernetzten Kunden zu bringen. Doch mit moderner Kommunikation allein wird aus einer Stadt noch keine liebenswerte Einkaufsmeile. Was wir brauchen sind neue Strukturen, Ambiente, Geschichtenerzähler und Verkäufer, die begeistern. Gerade nach Corona müssten die Menschen dafür besonders empfänglich sein. Claudia Gläser Präsidentin IHK Nordschwarzwald IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20 -1- www.nordschwarzwald.ihk24.de
INHALT 1 EDITORIAL 4 BLUE TABLE 08 SCHWERPUNKTTHEMA 08 E-Commerce im Höhenflug 10 Stadt und Handel verändern sich dynamisch 12 Trend im Handel: Nachhaltigkeit 14 Die Zukunft ist hybrid 15 Alltagsheldinnen und -helden im Handel 16 GEMEINSAM EUROPA GESTALTEN 16 Weckruf für Europa 18 MÄRKTE & TRENDS 18 Gläser betritt Neuland mit virtuellem Messeauftritt 19 J. Schmalz startet virtuelle Messe 20 Augmented Reality in der Industrie 22 REGION NORDSCHWARZWALD 22 Krisenfest mit guter Perspektive 23 Im Storchengang den Berg hinauf 24 Gipfelstürmer aus Tiefenbronn 26 Region Nordschwarzwald bewirbt sich bei RegioWIN 2030 27 BEKANNTMACHUNGEN 27 Ehrungen 29 Finanzstatut 31 Anlagen Finanzstatut 35 Satzung 38 Aktuelles 39 IHK AKTIV 39 Mitglied der IHK Vollversammlung: Mario Elsässer 40 Podiumsdiskussion zur Landtagswahl 2021 41 Online motivierend unterrichten 42 Ehrenamtliches Engagement bei der IHK: wertvoll und unverzichtbar 08 44 Verlagsspecial 50 FAKTOR MENSCH 50 Kitt für die Gesellschaft: SCHWERPUNKTTHEMA Grundbildung am Arbeitsplatz 52 E-COMMERCE IM HÖHENFLUG Zielgerichtet auf Produktion und Logistik 54 Brexit in der Praxis 56 FINALE/IMPRESSUM www.nordschwarzwald.ihk24.de -2- IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
12 SCHWERPUNKTTHEMA TREND IM HANDEL: NACHHALTIGKEIT 04 BLUE TABLE MERHWERT FÜR DEN KUNDEN – MIT DIGITALEN PROZESSEN 16 14 SCHWERPUNKTTHEMA GEMEINSAM EUROPA GESTALTEN DIE ZUKUNFT WECKRUF FÜR EUROPA IST HYBRID 23 54 REGION NORDSCHWARZWALD FAKTOR MENSCH IM STORCHENGANG DEN BERG HINAUF BREXIT IN DER PRAXIS IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20 -3- www.nordschwarzwald.ihk24.de
BLUE TABLE DAS INTERVIEW HEUTE AM TISCH: Florian F. Dingler Martin Keppler MERHWERT FÜR DEN KUNDEN – MIT DIGITALEN PROZESSEN Die MEVA Schalungs-Systeme GmbH ist ein mittelständischer, familiengeführter Schalungshersteller mit 600 Mitarbeitenden an 40 Standorten weltweit. Stammsitz ist Haiterbach. Seit 1970 ist MEVA Pionier und Impulsgeber der Branche. Das Produktportfolio umfasst Wand- und Deckenschalungen, Traggerüste, Kletter- und Sicherheitssysteme, Sonderschalungen und digitale Lösungen. MEVA erreicht eine Jahresgesamtleistung von 130 Millionen Euro. IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20 -5- www.nordschwarzwald.ihk24.de
MEVA Schalungs-Systeme GmbH Herr Dingler, Sie haben viel internationale Erfahrung, weil Sie im Ausland studiert, gelebt und gearbeitet haben. Wie hat das Ihren Werdegang beeinflusst? Das Museum of the Future (Dubai) ist aufgrund eingesetzter Planungs- Es hat mir persönlich viel gebracht, nach tools und Systeme weltweite Referenz für innovatives Bauen. meinem Auslandsstudium zunächst für ein französisches Unternehmen auf der gan- zen Welt im Einsatz zu sein. Und doch war MEVA hat erfolgreich den Generationen- mit den Veränderungen Kommunikation es für mich nach dieser dynamischen Zeit wechsel gestaltet. Haben Sie für unsere und Kreativität teilweise auf der Strecke die beste Entscheidung, 2009 in die Region Kammermitglieder ein Patentrezept? bleiben. Und wir haben gemerkt, dass vie- zurückzukehren. Mein ursprünglicher Plan le Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach war, bei MEVA im kaufmännischen Be- Mit der Übergabe der Geschäftsführung dem Lockdown ganz froh waren, ihre Kol- reich einzusteigen. Doch dann wurde mir in 2013 war für alle klar: Ab heute hat leginnen und Kollegen wiederzusehen. Im schnell klar, dass dieses Unternehmen ein der Sohn das Sagen. Wir bei MEVA führen Außenverhältnis sind die Herausforderun- Gesicht braucht, wenn sich sein Gründer schon immer eine ehrliche und sachliche gen jedoch deutlich größer – Neukunden- zurückzieht. Außerdem ist es wichtig, dass Streitkultur, halten uns an klare Abspra- akquise per Telefon oder E-Mail ist in un- sich der Chef bei seinen Kunden und Mit- chen. Jeder darf seine Meinung sagen. Das serer Branche fast nicht möglich und setzt arbeitenden sehen lässt. Denn Geschäfte gilt nicht nur für Vater und Sohn, sondern somit dem Aktionsradius unseres Vertriebs werden zwischen Menschen gemacht und auch für die Mitarbeitenden. Wichtig ist, deutliche Grenzen. nicht am Bildschirm. Diese persönlichen nicht den bequemen Weg zu wählen, son- Begegnungen sind mir sehr wichtig, auch dern Standpunkte auszutauschen. Dann wenn Corona das momentan nicht so zu- gelingt ein solcher Schritt. Möchten Sie so schnell wie möglich zurück lässt. in die Zeit vor der Pandemie? Ihr Unternehmen ist weltweit in vielen Jeder sehnt sich nach Normalität. Das geht Projekten tätig. Hat Corona die Arbeits‐ mir auch so. Doch die neue Realität wird und Kommunikationsstrukturen bei MEVA nach der Pandemie nicht so sein wie vor- verändert? her. Da dürfen wir uns nichts vormachen. Wenngleich wir in Deutschland die Situ- Corona hat natürlich Strukturen verändert. ation im Vergleich zu anderen Ländern Die Auswirkungen sind für jedes Unter- bislang recht gut im Griff haben. nehmen schwerwiegend. Bei der ersten Welle hat die erweiterte Geschäftsleitung noch am Sonntag beschlossen, anderntags MEVA ist in Haiterbach verankert. Gibt 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins es Wünsche an die Politik, damit Sie am Homeoffice zu schicken. Da hat unsere Produktionsstandort Deutschland festhal- IT-Abteilung ganze Arbeit geleistet, denn ten können? alle waren einsatzfähig. Online-Meetings sind zu dauerhaften Begleitern unserer In Deutschland stehen wir schon vor Christian Metzler Arbeit geworden. Man lernt, vieles digital großen Herausforderungen. Da ist zum abzuwickeln. Dazu zählt auch das papier- einen das Verkehrswegenetz. In unserem lose Büro. Dennoch sehe ich auch, dass Fall fängt das beim schlecht erreichbaren www.nordschwarzwald.ihk24.de -6- IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
BLUE TABLE Autobahnanschluss an und setzt sich bis sind zu bezahlen. Mit BIM² visualisieren Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt immer zum Nadelöhr rund um Stuttgart fort. Mit wir den Baufortschritt über einen digita- mehr an Bedeutung. Welche Unterneh- der Digitalisierung der Geschäftsabläufe len Zwilling. Wenn ich den Bauprozess mensstrategie fährt MEVA? ist auch das Datenvolumen exponentiell am Bildschirm durchspiele, lassen sich gestiegen. Im ländlichen Raum fehlt’s da mögliche Störfaktoren wie falsch berech- Nachhaltigkeit ist Teil unserer Firmen- an weltweiten Standards. Auch die Bil- nete Fensteröffnungen oder Rohrleitungen DNA. Weshalb wir selbst nachhaltige dungsstandards müssen vor allem in der frühzeitig erkennen. Damit werden unsere Produkte entwickeln. Mit der alkus-Voll- Digitalisierung unbedingt weiterentwickelt Kunden vor höheren Kosten und Zeitver- werden. Es gilt, die Berufsschulen wieder zug bewahrt. Das Joint Venture mit einem aufzuwerten, denn die duale Ausbildung österreichischen Partner hat sich zu einer steht für unseren Erfolg. Übrigens haben absoluten Erfolgsgeschichte entwickelt, wir seit 15 Jahren ein zweites Werk in Ru- weshalb BIM² bereits auf acht Mitarbeiter mänien, weil wir damals dringend neue angewachsen ist. Darüber hinaus haben Fachkräfte gesucht und dort gefunden wir neue Tools kreiert, mit denen unsere haben. Kunden weitere digitale Anwendungen nutzen können – von der visuellen Bau- Christian Metzler stellenschulung bis zum Betondruckrech- Die Digitalisierung im Handel hat eine un- ner auf dem Smartphone. wahrscheinliche Dynamik erfahren. Wel- chen Stellenwert hat sie bei MEVA? Florian F. Dingler, Jahrgang 1982, absolvierte ein Highschool-Jahr in San Diego (USA), studierte International Business in Maastricht (Niederlande) Die Digitalisierung kann ich als Hürde und in Newcastle (Australien). Seinen Master of Science, Fachbereich Finance, oder Chance sehen. Wir haben damit absolvierte er an der EDHEC Lille in Nizza. In Frankreich erlangte er auch neue Geschäftsfelder erschlossen. Vom Berufserfahrung bei einer international tätigen Gesellschaft. 2009 stieg er in Auftragseingang über die Planung bis zur die MEVA-Geschäftsleitung ein, zeichnete für Finanzen und Controlling so- Produktion beschäftigen wir uns ständig wie später für das Vertriebsgeschehen verantwortlich. Seit 2013 ist Florian damit. Denn Digitalisierung ist ein dyna- F. Dingler alleiniger Geschäftsführender Gesellschafter. mischer, ganzheitlicher Prozess. Selbst in der evolutionären Bauindustrie hat sie er- heblich an Einfluss gewonnen. Wir können Im MEVA-Werk wird noch richtig Hand- kunststoffplatte setzen wir zum Beispiel mit ihr Prozesse effizienter gestalten. Soarbeit geleistet. Sind Schweißarbeiten in serienmäßig eine Sandwich-Verbundplat- sparen wir dem Kunden Zeit und Geld. Die unserer Region noch zeitgemäß? te aus Aluminium und Kunststoff ein, die Ansprüche an uns als Lösungsgeber sind über 1.500 Einsätze möglich macht, wäh- damit allerdings auch gewachsen. Ohne kontinuierliche Entwicklung verliert rend vergleichbare Holzplatten höchstens ein Unternehmen seine Daseinsberechti- 80 Einsätze überstehen. Das ist nicht nur gung. Deshalb entwickeln wir unsere Pro- nachhaltig, sondern auch wirtschaftlich. Was muss ich mir unter den neuen Ge- dukte bewusst mit den Fachleuten in der Im Vergleich zu anderen Branchen gehen schäftsfeldern vorstellen? Produktion. Dabei orientieren wir uns an wir bewusst den Weg der Langlebigkeit. unserem Leitspruch, wonach Schalung Unsere firmeneigenen Bienen, deren Honig 2018 haben wir die Firma BIM² gegründet, nicht nur einfach, sondern auch clever wir gerne an Kunden verschenken, und die um digitale Prozesse für die Anwender in der Anwendung sein sollte. Denn der Elektro-Tankstelle stehen auch unter dem abzubilden. Unser Ziel ist ein Mehrwert Anwender muss sie routiniert einsetzen Siegel der Nachhaltigkeit. für die Kunden, wofür sie durchaus bereit können. Werner Klein-Wiele IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20 -7- www.nordschwarzwald.ihk24.de
SCHWERPUNKTTHEMA E-COMMERCE IM HÖHENFLUG Der E-Commerce-Schwung hält an: Der Online- dritte Quartal 2020 mit einem Plus um 13,3 Handel legte im dritten Quartal 2020 mit einem Prozent erneut stärker zu als im entspre- Plus von 13,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. chenden Vorjahresquartal (+12,3 Prozent). Kumuliert erhöhte sich der E-Commerce- Das überdurchschnittliche Wachstum des E-Com- Umsatz seit Jahresbeginn im Vergleich zu den ersten merce hat in Deutschland auch im dritten Quartal neun Monaten 2019 um 10,6 Prozent auf 56.034 Milli- angehalten. Die aktuellen Zahlen für das dritte onen Euro. Aufgrund des Corona-bedingten Einbruchs, Quartal 2020 der großen Verbraucherstudie des vor allem im Bekleidungssektor im ersten Quartal, liegt Bundesverbandes E-Commerce und Versand- das im Jahr 2020 aufgelaufene Wachstum prozentual handel Deutschland e. V. (Bevh) zeigen weiterhin noch leicht unter dem Schnitt der Vor- ein starkes Wachstum insbesondere bei Gütern jahre. des täglichen Bedarfs. Als Motor des Handels insgesamt legte der Online-Handel für das 3. Q. 2019 +12,3 % E-Commerce Umsatz 2020 % +10,6 3. Q. 2020 +13,3 % www.nordschwarzwald.ihk24.de -8- IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
SCHWERPUNKTTHEMA Cocooning hält an – täglicher Bedarf und Einrichtung Warengruppen-Cluster treiben das Wachstum voran: „Freizeit“: +34 % +12,3 % 2020 | 1.733 Mio. € 2020 | 2.274 Mio. € 2019 | 1.294 Mio. € 2019 | 2.024 Mio. € (3. Quartal inkl. USt.) (3. Quartal inkl. USt.) Warengruppen-Cluster Warengruppen-Cluster „Unterhaltung“: „Bekleidung“ wieder auf normalem Wachstumskurs: +6,1 % +12,2 % 2020 | 6.079 Mio. € 2019 | 5.730 Mio. € 2020 | 5.042 Mio. € (3. Quartal inkl. USt.) 2019 | 4.496 Mio. € (3. Quartal inkl. USt.) Onlineshops der stationären Händler lau- Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal fen dem Markt weiter hinterher (7.965 Mio. Euro inkl USt). Prozentual am stärksten konnten erneut die Shops der Nur um 6,7 Prozent an Umsatz in Ver- klassischen Versandhändler wachsen. gleich zu 2019 konnten die Onlineshops Sie erreichten 3.495 Millionen Euro inklu- stationärer Händler zulegen. Sie erzielten sive Umsatzsteuer – 17,3 Prozent mehr als in Summe 2.696 Millionen Euro inklusive im dritten Quartal 2019 (2.980 Mio. Euro Umsatzsteuer (3. Q. 2019: 2.522 Mio. Euro inkl. USt.). Mit einem Wachstumssprung um inkl. USt.) und stehen damit für nur 10,9 Prozent auf 2.957 Mio. Euro (3. Q. 2019: Umsatzentwicklung knapp 14 Prozent des E-Commerce. 2.688 Mio. Euro) verpassten die reinen der Versendertypen im E-Commnerce Um etwas mehr als 1.1 Milliarde Euro Onlinehändler im dritten Quartal nur legten hingegen die Online- knapp die Grenze von 3 Milliarden Euro, 3. Quartal 2019 3. Quartal 2020 +13,9 % Marktplätze auf insgesamt lagen aber auch leicht unter dem Markt- 9.075 Millionen Euro inklusive wachstum. Umsatzsteuer zu. Prozentual ist das ein Wachstum von 13,9 Trotz der Delle im ersten Quartal wird der E-Commerce-Umsatz nach Einschät- +17,3 % zung des Bundesverband E-Commerce und +6,7 % +10,9 % Versandhandel Deutschland (Bevh) allein mit Waren im Jahr 2020 die 80 Milliarden Euro-Marke erreichen. (Quelle: bevh) stationäre Online-Marktplätze klassische reine Händler Versandhändler Onlinehändler Hubert Spannagel IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20 -9- www.nordschwarzwald.ihk24.de
SCHWERPUNKTTHEMA Stadt und Handel verändern sich dynamisch Die Stadt und der Handel gehören zusammen; sie In dieser Veränderungsphase sind die Chancen für eine Neuaus- sind ein erfolgreiches Gespann. Der Handel prägt die richtung der Innenstädte enorm. Dabei geht es nicht nur um die Innenstädte und ist Magnet für Anwohnende sowie Suche nach einzelnen Mietern zur Nachnutzung von Handels- Besucherinnen und Besucher. Nun sieht man in den flächen, es geht vielmehr um gänzlich neue Strukturen in den Innenstädten durch vermehrte Leerstände, dass der Innenstädten. Das bedeutet mehr Wohnen, smart arbeiten, leben stationäre Handel sich in einer Transformationsphase und erleben beim Shoppen oder Konsumieren in der Innenstadt. des Geschäftsmodells befindet. Diese multifunktionalen Konzepte entstehen jedoch nicht von al- lein. Hier kommt der Stadt eine besondere Verantwortung zu, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln: auch über Stadtbauge- D as EHI Retail Institute stellte in einer Befragung fest, dass sellschaften Parzellen und Gebäude gezielt einer neuen Nutzung 66 Prozent der Befragten davon ausgehen, dass in fünf Jah- zuzuführen. Dies kann ebenso in Zusammenarbeit mit einzelnen ren mindestens 10 Prozent der Einzelhandelsflächen in größeren Investoren entstehen. Bereitschaft für neue Ansätze dürfte durch Städten leer stehen werden. Diese Entwicklung scheint in der den weiteren Druck auf die Mieten – auch in 1a-Lagen – vorhan- derzeitigen Situation eher noch beschleunigt zu werden. Das den sein. Hier bringen laut EHI Retail Institute 55 Prozent der bedeutet, der Druck auf die Innenstädte nimmt zu, da sich sta- Befragten zum Ausdruck, dass die Mieten in den nächsten fünf tionärer Handel zurückzieht. Das betrifft den inhabergeführten Jahren mindestens um 10 Prozent sinken werden. mittelständischen Handel ebenso wie den filialisierten Einzel- handel. Der Zukunftsforscher Magister Andreas Reiter prägte in einem Vortrag die Erfolgsformel für die Innenstädte, die über die drei K’s definiert werden: Konsum, Kultur, Kommunikation. Diese drei K’s lassen enormen Spielraum zum Experimentieren. Ein Pauschal- rezept für die Städte gibt es nicht, denn jede Stadt ist individuell geprägt. Die Dynamik des Umbruchs der Innenstädte nimmt rich- tig Fahrt auf und erfordert deshalb dringendes Handeln. Handel, das ist die gute Nachricht, wird auch zukünftig in den Innenstädten stattfinden. Als Beispiel kann man den Bedarf an Nahversorgungsgütern heranziehen. Dieser wird nicht nur durch eine gewandelte Mobilität, sondern auch durch das Leben und Arbeiten in der Innenstadt steigen. Folglich haben die Nahver- sorger mit Lebensmitteln, Drogeriewaren etc. gute Chancen auch zukünftig in innerstädtischen Lagen wirtschaftlich zu bestehen. www.nordschwarzwald.ihk24.de - 10 - IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
SCHWERPUNKTTHEMA Viele Handelsunternehmen mit vergleichbaren Produkten wie z. B. funktionierende Konzepte erlauben, auf die Erfahrung erprobter im Bereich Textilien und Schuhe stehen nicht nur im Wettbewerb Technologie aufzusetzen. Die Investition in clever eingesetzte mit anderen stationären Unternehmen. Neue Geschäftsmodelle, digitale Lösungen ist zukunftsträchtig. auch digital, werden Marktanteile gewinnen. Pop-up Stores oder auch Showrooms geben die raschen Zyklen des Wechsels und der Die Ansprache der Kundinnen und Kunden über die jeweils Modernität im Ladenbau vor. Dieser Mix aus reinem Bedarf in sinnvollen digitalen Instrumente wird zur Selbstverständlichkeit. zeitgemäßem multifunktionalem Ambiente und der Kick durch Social Media in allen Facetten ist noch lange nicht überholt. Es die Inspiration von stetig Neuem wird Kundinnen und Kunden gilt nicht alles zu nutzen, sondern einzelne Medien nachhaltig neugierig machen und den Handel in der Innenstadt am Leben zu bespielen. Die Wahl der richtigen digitalen Kommunikations- halten. Nischenprodukte erleben auch im stationären Handel eine kanäle wird auch in diesem sich verändernden Segment über die Renaissance. Kundengewinnung und Kundenbindung entscheiden. Dazu kommt, dass die digitalen Formate im Handel, auch mit Auch wenn sich der Handel zukünftig aus seiner dominierenden stationären Wurzeln, weiter auf der Erfolgspur sein werden. Das Rolle der Innenstädte etwas zurückziehen wird, so bieten sich bedeutet für bestehende Geschäftsmodelle, individuelle digitale genügend Chancen, eine lebens- und liebenswerte Innenstadt Lösungen einzubinden und umzusetzen. Nicht jeder stationäre über neue multifunktionale Konzepte zu gestalten. Händler wird einen eigenen Onlineshop und nicht jede Stadt eine Hubert Spannagel eigene Online-Plattform benötigen. Bestehende Strukturen und Wie wird der Einzelhandel in den Zentren großer Städte in 5 Jahren aussehen? 66,0 56,0 55,0 39,0 26,0 17,5 2,5 in Prozent 0 10 20 30 40 50 60 70 80 80 Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer haben an einer Befragung zur Zukunft der Innenstädte teilgenommen. Fest steht, die Innenstädte werden in fünf Jahren nicht mehr so sein wie heute. Quelle: EHI Retail Institute IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20 - 11 - www.nordschwarzwald.ihk24.de
SCHWERPUNKTTHEMA TREND IM HANDEL: NACHHALTIGKEIT Die hohe Relevanz von Nachhaltigkeit im Handel darf in diesen Zeiten nicht unterschätzt werden. Es ist eines der wichtigen Themen für den Handel der Zukunft. N achhaltigkeit kommt Schritt für Schritt als Lebenswirklichkeit sowie Notwendigkeit in unserer Gesellschaft an keit im Unternehmen verankert und gelebt wird. Dies können nur Unternehmen glaubhaft nach außen tragen, die mit einer Reine Marketingaktionen zum Thema Nachhaltigkeit werden als Greenwashing von Kunden und Kundinnen sehr schnell und wird den Handel in den kommenden gezielten Nachhaltigkeitsstrategie agieren. durchschaut. Dagegen kann eine authenti- Jahren fundamental verändern. So hat die sche Nachhaltigkeitsstrategie ein wichtiger KPMG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Die Sorge, durch das Thema Nachhaltigkeit Bestandteil des Marketings sein und die und das Institut für Handelsforschung die wirtschaftliche Grundlage des Unter- Potenziale der Nachhaltigkeit erzielen. Köln (IFH) Resultate einer Umfrage ver- nehmens aufzugeben, ist unbegründet – öffentlicht, insbesondere zu der Frage: das Thema Nachhaltigkeit steht nicht im Die wesentlichen Handlungsfelder zur „Haben Sie in den letzten zwölf Monaten Widerspruch zum wirtschaftlichen Han- Nachhaltigkeit werden im allgemein an- häufiger als zuvor beim Einkauf auf Nach- deln. Nachhaltigkeit bedeutet, dass ein erkannten Drei-Säulen-Modell dargestellt. haltigkeit geachtet?“ Im Ergebnis haben Geschäftsmodell auch langfristig profi- Die Bereiche Ökologie, Wirtschaft und So- 16 Prozent der Befragten angegeben, dass tabel betrieben werden kann. Allerdings ziales dienen Unternehmen als Maßstab. sich ihr Einkaufsverhalten deutlich ver- kann Profitmaximierung nicht das einzige Diese drei Säulen sind als gewichtet und ändert hat. Bei 40 Prozent hat sich nach Ziel sein. gleichrangig anzusehen. Angabe der Befragten das Einkaufsver- halten etwas geändert. Zusammen sind das bereits 56 Prozent der Befragten, bei deren Einkauf das Thema ÖKOLOGISCHE Nachhaltigkeit eine Rolle spielt. NACHHALTIGKEIT ÖKONOMISCHE NACHHALTIGKEIT Für den mittelständischen Han- del beinhaltet dieser Trend enorme Chancen, sich im Wettbewerb nicht allein am Preis messen zu lassen, SOZIALE sondern auf das bereits jetzt für die NACHHALTIGKEIT Mehrzahl der Kundinnen und Kunden kau- fentscheidende Thema Nachhaltigkeit zu setzen. Allerdings wollen die Kundinnen und Kunden wissen, wie die Nachhaltig- www.nordschwarzwald.ihk24.de - 12 - IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
SCHWERPUNKTTHEMA –ANZEIGE – Mit diesen drei Zieldimensionen sind im Wesentlichen gemeint: Ökonomische Nachhaltigkeit: bedeutet, gut zu wirtschaften, aber nicht über die Verhältnisse zu leben und an die folgen- den Generationen zu denken Ökologische Nachhaltigkeit: orientiert sich am bewussten und effizienten Umgang mit den Ressourcen. Die Ressourcen werden nur soweit eingesetzt, wie sie sich regenerieren. Soziale Nachhaltigkeit: zeigt auf, dass Unternehmen soziale Verantwortung übernehmen und leben. Diese Verantwortung zeigt sich gegenüber den Mitarbeitenden sowie der gesamten Gesellschaft. Zahlreiche Beispiele von Unternehmen zeigen mögliche prakti- sche Handlungsfelder auf und demonstrieren, wie weit das Thema Nachhaltigkeit bereits im Handel verankert ist. Nicht nur große Lebensmittelkonzerne oder Sportartikelhersteller sind für das The- ma prädestiniert. Der Handel in der ganzen Vielzahl der einzelnen Branchen kann hier aktiv werden. Die Wichtigkeit des Themas ist online wie offline gleichermaßen vorhanden. Beispielhaft werden zum Thema Nachhaltigkeit im Handel Themen umgesetzt, wie z. B. Gebäude und Einrichtungen wer- den unter Nachhaltigkeitsaspekten erstellt. Ein für den Handel entscheidendes Thema ist, dass die verkauften Produkte unter nachhaltigen Bedingungen produziert werden. Als Hinweis da- rauf gibt es bereits eine Anzahl von Auszeichnungen an der jeweiligen Ware. Gelebte Praxis ist, dass zunehmend auf Ver- packungsmaterial verzichtet wird. Für die Mitarbeitenden wird soziale Verantwortung übernommen und gelebt. Soziale Pro- jekte mit gesellschaftlicher Relevanz werden durch Spenden an Tafeln oder Unterstützung gemeinnütziger Projekte umgesetzt. Jede Branche hat zusätzlich noch eigene Felder, in denen Nach- haltigkeit für die Konsumenten und Konsumentinnen sichtbar und verständlich wird. Hubert Spannagel IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20 - 13 - www.nordschwarzwald.ihk24.de
SCHWERPUNKTTHEMA Die Zukunft ist hybrid Das Einkaufsverhalten hat sich während der Corona-Pandemie stark verändert. Während stationäre Geschäfte in den Innenstädten aufgrund zahlreicher Pandemie-Hygienevorschriften weniger Kundenfrequenz hinnehmen müssen, verzeichnet der Online-Handel kontinuierlichen Zuwachs. „Erlebniseinkaufen“ war der Trend vergangener Jahre, doch wenn etwa Weihnachtsmärkte im großen Stil nicht stattfinden dürfen, muss der Handel darauf antworten können. A uch wenn die Corona-Krise beschleunigend auf die Ent- Patrick Walz wicklung des E-Commerce wirkt, kann nicht von einem vorübergehenden Trend ausgegangen werden. Die Zahl der Online-Einkäufe steigt kontinuierlich - eine große Herausforde- rung für kleine Händler. Diese disruptiven Veränderungsprozesse können ihnen jedoch neue Marktchancen eröffnen. Händler benötigen dazu eine digitale Gesamtstrategie: Ein digitales Backoffice steigert die Effizienz der Betriebsabläufe und senkt Kosten. Um Kundinnen und Kunden hybride Einkaufserlebnis- se zu ermöglichen, sollte ein digitaler Touchpoint eingerichtet werden. Im Frontstore können Schnittstellen zum Online-Shop Siegrid Plaschke, Inhaberin „Der Weinladen“ in Nagold oder Produktinformationen mittels QR-Codes hergestellt werden, die zusätzliche Augmented Reality Funktionen per Smartphone ermöglichen. Digitale Bonusprogramme, Services und Events SCHNELLER ALS AMAZON können Kundinnen und Kunden langfristig binden. Um deren Aufmerksamkeit zu gewinnen, benötigt ein Händler ein ziel- Maria Toriello, Inhaberin des stationären Ladengeschäfts gruppenorientiertes Online-Marketing im Web sowie auf Social „pustebluuume“ in der Nagolder Innenstadt hat für das Weih- Media-Plattformen. Händler können mit den so gewonnenen Da- nachtsgeschäft individualisierte Geschenkpakete in ihrem ten die „Customer Journey“ von „König Kunde“ nachvollziehen Online-Shop platziert. „Online-Bestellungen vor 12 Uhr werden und davon profitieren. sogar am selben Tag in der Region Nagold zugestellt, so schnell ist nicht einmal Amazon“, erläutert die Inhaberin stolz. DIGITALE ERLEBNISSE BINDEN KUNDINNEN UND KUNDEN Patrick Walz In der Region nutzen stationäre Händler zunehmend digitale Methoden: Auch der Nagolder Weinladen schreibt Digitalisierung groß. Siegrid Plaschke, Inhaberin und Vorsitzende des City-Ver- eins Nagold hat neben dem Aufbau eines Online-Shops ihren Fokus auf virtuelle Kundenevents gelegt. Ihre Kundinnen und Kunden können im Ladengeschäft ein Weinpaket erwerben, um abends eine virtuelle Weinprobe mit dem zugeschalteten Win- zer online live erleben zu können. „Damit konnten wir uns Maria Toriello, Inhaberin „pustebluuume“ in Nagold neben unseren Stammkundinnen und -kunden eine junge Ziel- gruppe erschließen“, so Inhaberin Plaschke. Unterstützt wurde Plaschke von IHK-Digitalisierungsbotschafter Patrick Walz. Der Fazit: Das stationäre Ladengeschäft kann zum Katalysator für Online-Shop und die Social-Media-Kanäle des Unternehmens den eigenen Online-Handel werden - denn die Zukunft des sta- werden von Franziska Heinrich betreut, einer engagierten „Digital tionären Einzelhandels wird hybrid. Native“, die die junge Zielgruppe bestens versteht. Patrick Walz www.nordschwarzwald.ihk24.de - 14 - IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
SCHWERPUNKTTHEMA WIR SAGEN DANKE Unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Verkauf, in der Beratung und im Service stehen zurzeit jeden Tag ihren „Alltagshelden“ bzw. ihre ALLTAGSHELDINNEN UND „Alltagsheldin“. Vom ängstlichen Kunden bis zum Maskenverweigerer gehen sie freundlich und zu- -HELDEN IM HANDEL vorkommend auf jede Person ein. Wir finden die passende Lösung, egal ob Gitarre, Piano, Flügel, In diesen Zeiten, in denen Systemrelevanz und Mikrofon oder Medientechnik. Nach dem HDE Überbrückungshilfen in Milliardenhöhe fast täglich Motto „Nicht nur klicken, auch anfassen!“ freuen zu unseren News gehören, dürfen die Menschen, sich die Kunden und Kundinnen, echte Ansprech- die unsere Wirtschaft und unser gesellschaftliches partnerinnen und Ansprechpartner vor Ort zu Leben erhalten, nicht vergessen werden. haben. Danke an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!“ Christian Ruoss, geschäftsführender Gesellschafter A n dieser Stelle soll allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Handel Wertschätzung und Hochachtung entgegen- gebracht werden. Sie arbeiten in unterschiedlichen Positionen Musikhaus Rudert in Freudenstadt im Verkauf und sind unter den derzeitigen Verordnungen und arbeiter hinter der Theke, die Bestellungen von Personen mit halb Auflagen enorm gefordert. Das hält sie nicht davon ab, ihre Auf- bedeckten Gesichtern entgegen nehmen, geben ihr Bestes. Alle, gaben im direkten Kontakt mit Kundinnen und Kunden täglich die die vielfältigen Aufgaben im Verkauf wahrnehmen, zählen zu erfüllen. Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sitzen trotz für die Unternehmen und die Kundinnen und Kunden zu den Infektionsgefahr an der Kasse – den gesamten Arbeitstag mit Alltagsheldinnen und -helden – wir sagen Danke! Mund-Nasen-Schutz. Und auch jene Mitarbeiterinnen und Mit- IHK Nordschwarzwald IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20 - 15 - www.nordschwarzwald.ihk24.de
GEMEINSAM EUROPA GESTALTEN Von Biden erwartet Gläser, dass er – an- ders als sein Vorgänger Trump – nicht jeden Konflikt zuspitzt, sondern eher auf Kooperation setzt, damit eine Kontrover- se wie um Nord Stream 2 nicht eskaliert. Gleichzeitig dürfe man sich keine Illusio- nen machen, warnt die IHK-Präsidentin. Auch unter Biden werden sich die USA we- niger europäisch, sondern mehr pazifisch orientieren. „Das Zeitalter der Europa-Zen- triertheit der US-Amerikaner ist vorbei“, ist sich Gläser sicher. „Umso mehr sollte Europa nun die Chancen ergreifen, selbst ‚Leadership‘ zu beweisen“, postuliert die IHK-Präsidentin. Gefordert ist ein Europa, das sachorientierte Koalitionen schmiedet und so in den geopolitischen Vordergrund Weckruf für Europa tritt. „Wir müssen alles daransetzen, dass Europa in Zukunft eine größere Rolle auf der weltpolitischen Bühne spielt“, appel- „Europa sollte die Chancen ergreifen, selbst ‚Leadership‘ zu beweisen“, liert Gläser. Nicht zuletzt mit dem Blick appelliert IHK-Präsidentin Claudia Gläser vor dem Hintergrund des Ausgangs auf die aufstrebenden Volkswirtschaften der US-Präsidentschaftswahl und dem Mitte November von der Volksrepublik im Asien-Pazifik-Raum. China und weiteren 14 Asien-Pazifik-Staaten unterzeichneten Abkommen, mit dem die größte Freihandelszone der Welt geschmiedet wurde. EUROPA MUSS MEHR TEMPO BEIM FREIHANDEL AUFNEHMEN „A tmosphärisch wird sich das deutsch-amerikanische Verhält- nis unter dem neuen US-Präsidenten Joe Denn: „RCEP wird die wirtschaftliche und strategische Weltkarte neu zeichnen“, Biden entspannen“, kommentiert IHK-Prä- ist sich die Präsidentin der IHK Nord- sidentin Claudia Gläser den Wahlausgang schwarzwald sicher und ergänzt: „Mit in den USA. In erster Linie verspricht sich Chinas wachsender Stärke verändert sich die Horber Unternehmerin von Bidens Re- die geopolitische Machtbalance. Der neue gierungsstil mehr Berechenbarkeit. Auch asiatisch-pazifische Handelspakt RCEP sein Interesse an multilateralen Lösun- sollte ein Weckruf für die EU sein.“ Eu- gen macht Hoffnung auf einen Neustart Claudia Gläser, Präsidentin IHK Nord- ropa müsse mehr Tempo beim Freihandel schwarzwald der transatlantischen Beziehungen. „Auf machen, so die Geschäftsführerin der globaler Ebene dürfte Biden einiges re- weltweit agierenden Gläser Group. Sie parieren“, erwartet Claudia Gläser. Zum unterstützt den „Buy American-Ansatz“. fordert, dass die EU nachzieht und die Beispiel die Haltung der USA zum Pari- „Angesichts einer mehrheitlich skepti- Geschäftsbeziehungen zwischen Europa ser Klimaschutzabkommen. Ebenso in schen Einstellung der US-amerikanischen und Asien mit Leben füllt. „Entscheidend der internationalen Zusammenarbeit bei Wählerschaft gegenüber einem Freihan- sind praxistaugliche Abkommen. Freihan- der Bekämpfung der Corona-Pandemie. delsabkommen ist ein ambitioniertes delsabkommen müssen sich im täglichen Gleichwohl werde Biden den handelspo- Abkommen auch mit Biden nicht zu er- Geschäft beweisen“, betont Gläser. Die litischen Schalter nicht komplett umlegen, warten“, gibt die IHK-Präsidentin zu EU sollte deshalb für unternehmensnahe prognostiziert Gläser. Denn auch Biden bedenken. Abkommen sorgen – insbesondere durch www.nordschwarzwald.ihk24.de - 16 - IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
GEMEINSAM EUROPA GESTALTEN –ANZEIGE – RCEP – DIE GRÖSSTE FREIHANDELSZONE DER WELT ENTSTEHT Die Volksrepublik China hat zusammen mit 14 anderen Asien-Pazifik-Staaten die größ- te Freihandelszone der Welt initiiert – die „Regionale, umfassende Wirtschaftspartner- schaft“ oder RCEP, wie der Pakt abgekürzt wird. Auf ein entsprechendes Abkommen haben sich die Staats- und Regierungschefs Mitte November geeinigt. Das RCEP Ab- kommen verringert Zölle, legt gemeinsame Handelsregeln fest und erleichtert damit auch Lieferketten. Es umfasst knapp ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung. Mit diesem Abkommen ist es China gelun- gen, seinen wirtschaftlichen Einfluss massiv auszubauen. Für Unternehmen aus Europa dürften sich die Bedingungen erschweren. einfache und einheitliche Regeln für den Warenursprung und für die Ausfertigung von Ursprungsnachweisen. Durch eine mittelstandsfreundliche Ausrichtung und Fortentwicklung der EU-ASEAN-Handels- beziehungen kann die EU von den großen Potenzialen dieser Region profitieren. Gleichzeitig betont die IHK-Präsidentin, dass Freihandelsabkommen zwischen einzelnen Staaten bzw. Staatengruppen nur die zweitbeste Lösung seien und als Zwischenschritte zum multilateralen Freihandel gesehen werden sollten. „Der Königsweg, um weltweite Liberalisie- rungen zu erreichen, ist und bleibt der multilaterale Weg über die WTO“. Michael Hasch IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20 - 17 - www.nordschwarzwald.ihk24.de
MÄRKTE & TRENDS - MESSE L SPEC I A Am virtuellen Gläser-Messestand wa- GLÄSER BETRITT NEULAND ren sowohl für Branchenkenner als auch für Einsteiger Informationen MIT VIRTUELLEM MESSEAUFTRITT über die komplette Produktpalette und alle Dienstleistungen online abrufbar, Die Horber Gläser GmbH ist erstmals in die virtuelle Messewelt eingetaucht. wie Marketingreferentin Carmen Gale- Die Spezialisten für Technische Sauberkeit nutzten in Corona-Zeiten drei witz zusammenfasst, darunter auch ein Wochen lang eine Online-Plattform, die das Kompetenznetzwerk Cleaning Imagevideo des Unternehmens, dessen Excellence Center (CEC) für seine Mitgliedsbetriebe eingerichtet hatte. Tochterfirmen in den USA, Mexiko und China ansässig sind. „D er Erfolg unseres virtuellen Mes- seauftritts lässt sich nicht exakt in Zahlen messen“, sagt Geschäftsführerin „Die Idee wurde aus der Not heraus gebo- ren “, schildert CEC-Geschäftsstellenleiter Steffen Haberzettl, „denn wir wollten Bei ihren Webinaren für die internati- onalen Märkte sind die Branchenführer allerdings eher lebhafte Nachfragen ge- Claudia Gläser, „denn ohne persönliche An- unseren Mitgliedern wenigstens einen wohnt. Das sei wohl eine Frage der sprache ist das nur schwer einzuschätzen.“ Benefit zurückgeben.“ Gut die Hälfte der Mentalität, schmunzelt Carmen Galewitz, Dennoch habe man gerne das Angebot des 43 Mitgliedsbetriebe habe dieses kosten- die aus der Erfahrung heraus dennoch CEC genutzt, so die IHK-Präsidentin, um freie Angebot genutzt, was aus dem Stand die Hoffnung hegt, dass der virtuelle sich im Corona-Jahr überhaupt präsentie- heraus schon sehr erfreulich war. Zu den Messeauftritt noch einen Nachhall hat. ren zu können, nachdem die parts2clean CEC-Mitgliedern, die vom regelmäßigen Wenngleich die persönliche Kontaktpfle- kurzfristig abgesagt worden war. Die- Erfahrungsaustausch profitieren, zählen ge immer noch die beste Werbeplattform se internationale Leitmesse in den namhafte Technologieunternehmen sowie sei. Dennoch wolle sie nicht ausschließen, Stuttgarter Messehallen war bis- mittelständische Betriebe aus allen Berei- dass sich virtuelle Messen in Zukunft als lang im Herbst der Branchentreff chen der Prozesskette der Technischen zusätzliche Marketingtools etablieren. schlechthin. Sauberkeit. Werner Klein-Wiele www.nordschwarzwald.ihk24.de - 18 - IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
MÄRKTE & TRENDS J. Schmalz startet virtuelle Messe Messen und Fachtagungen sind zurzeit nicht denkbar. Der Glattener Vakuum-Spezialist J. Schmalz geht deshalb einen anderen Weg, um seine Neuheiten einem breiten Fachpublikum vorzustellen: Die virtuelle Vakuumtechnik-Messe SchmalzEXPO - ganz ohne Mund-Nasen-Schutz und Mindestabstand. Die SchmalzEXPO bietet zudem ein J. Schmalz GmbH Auditorium, in dem verschiedene Exper- tenvorträge abrufbar sind. Mithilfe von Videos, 360-Grad-Ansichten und Bilder- galerien erhalten die Besucherinnen und Besucher detaillierte Produktinformati- onen. „Uns ist wichtig, dass wir unsere virtuellen Messegäste genauso kompetent beraten, wie live vor Ort. Das geht nur im persönlichen Kontakt“, betont Wölpert. „Deshalb haben wir zudem einen Live-Chat eingerichtet und bieten individuelle Tele- fon- und Videoberatungen an.“ PM/Michael Hasch Auf der virtuellen Messe erfahren die Besucherinnen und Besucher alles zu den Neuheiten von J. Schmalz. D er Messestand der J. Schmalz GmbH für die Hannover Mes- se war schon fertig geplant: von der Einmal angemeldet, stehen Besucherinnen und Besucher unmittelbar vor dem 3D-ani- mierten Messestand. Wölpert begrüßt und WEITERE INFOS: schmalz.com/expo Robotik-Zone über Neuheiten aus der informiert über die Highlights am Stand: Vakuum-Automation bis hin zu digitalen Dazu zählen etwa das Vision- und Hand- Services. Doch dann wurden aufgrund der ling-Set 3D-R - die Bin-Picking-Lösung für Corona-Pandemie alle Veranstaltungen den automatisierten Griff in die Kiste ist vorerst abgesagt. „Um unseren Kunden genau wie die Schmalz Connect Suite bei trotzdem die von Schmalz gewohnte, kom- den Neuheiten zu finden. Über die Soft- petente Beratung zu liefern, haben wir in ware haben Anwenderinnen und Anwender kürzester Zeit einen Live-Chat und eine jederzeit die Daten aller IO-Link-fähigen Videoberatung etabliert“, erklärt Thomas Komponenten jeden Herstellers im Blick. Wölpert, Leiter Verkauf Deutschland bei der Ebenso sind Analyse und Parametrierung J. Schmalz GmbH. Jetzt startet das Unter- einzelner Geräte möglich, ohne in die Steu- nehmen darüber hinaus die erste eigene, erung eingreifen zu müssen. Auf der SchmalzExpo: Das Vision- und Handling-Set 3D-R. Das integrierte Kom- virtuelle Vakuumtechnik-Messe. plettsystem erleichtert deutlich den Ein- stieg in Bin-Picking-Anwendungen. IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20 - 19 - www.nordschwarzwald.ihk24.de
MÄRKTE & TRENDS Augmented Reality in der Industrie Augmented Reality (AR) wird als viel- versprechende Technologie gehandelt und findet bereits in einigen Bereichen der Industrie Anwendung. Bisweilen ist der Einsatz dieser Technologie jedoch begrenzt. Wo wird AR derzeit eigentlich eingesetzt und welche Möglichkeiten bietet es für die Unternehmen? A ugmented Reality bezeichnet eine erweiterte Realität, in der die reale Welt um virtuelle Details wie Abbildun- gen oder Textinformationen erweitert wird. SOLL-IST-VERGLEICH Montage und das eventuelle Nachlesen Über diese Technologie sind etwa interak- AUF EINEN BLICK in Handbüchern fällt vollständig weg. AR tive Schulungen, die Visualisierung von bietet dadurch die Möglichkeit, Entwick- Montageschritten in der Fertigung oder die Im Einsatz von AR sehen die Anwender- lung und Produktion deutlich schlanker Warnung beim Betreten von Gefahrenzo- innen und Anwender ein großes Potential, und effizienter zu gestalten. nen über spezielle Brillen möglich. Den Prozesse effektiver und zeitoptimierter meisten Menschen sollte die AR-Techno- durchzuführen. Die Kontrolle bspw. bei Grundvoraussetzung für das industriel- logie etwa als Einparkhilfe bekannt sein. Fertigungsprozessen läuft parallel zur le Tracking von Objekten ist die präzise WO KANN ICH MICH ZU AR IN DER REGION INFORMIEREN? Center for Artifical Intelligence Talents (CAIT) Projekt Applikationszentren V/AR am Fraun- am Institut für Informationsmanagement im hofer IAO in Stuttgart Ingenieurwesen (IMI) des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) iao.fraunhofer.de/de/forschung/cognitive- engineering-and-production/applikationszentren- imi.kit.edu/index.php v-ar.html www.nordschwarzwald.ihk24.de - 20 - IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
MÄRKTE & TRENDS ION INNOVAETIL 7 SERIE T Bestimmung der Po- sition des Objektes. Dr.-Ing. Ulrich Bock- holt, Leiter der Abteilung Virtuelle und Erweiterte Rea- lität beim Fraunhofer IGD (Institut für Grafische Datenverarbeitung) erklärt, dass dieser Soll-Ist-Vergleich ermöglicht, Un- –ANZEIGE – terschiede zwischen diesen beiden Welten zu erkennen – und das mit einem Blick. Nutzerinnen und Nutzer können so un- mittelbar erkennen, was im Gegensatz zum virtuellen Modell in der Realität fehlt. DIGITALISIERUNGSTRATE- GIE – VORAUSSETZUNG FÜR VIELE ANWENDUNGEN Viele Projekte schaffen es nicht über die Pilotphase hinaus oder nur mit deutlicher Verzögerung. Grund hierfür sieht Dennis Küsters, Chef des Digital Capability Cen- ters (DCC) in Aachen darin: Unternehmen investieren zwar in neue Technologien, aber haben keine klare Digitalisierungs- strategie. Das führt dazu, dass die hohen Investitionskosten nicht durch einen kon- kreten Mehrwert gedeckt werden. Viele finden die „technische Spielerei“ interes- sant, aber wissen sie nicht konkret in eine langfristige Strategie umzusetzen. Wer Abläufe digitalisieren möchte, muss seine gesamte Organisationsform überdenken. Das beginne bereits bei der Qualifikation der Mitarbeitenden, so Küsters. Häufig fehlen hierzu Ressourcen und das entspre- chende Fachwissen. Viele Unternehmen unterschätzen, wieviel Zeit und Geld die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden in An- spruch nimmt. Dr. Stefan Bockel IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20 - 21 - www.nordschwarzwald.ihk24.de
REGION NORDSCHWARZWALD Krisenfest mit guter Perspektive Trotz erheblicher Einbrüche in den Absatzmärkten ist die Unternehmensgruppe Witzenmann mit Stammsitz in Pforzheim stabil aufgestellt und hat sich mit einer neuen Strategie für die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet: Erwartet wird ein Wachstum in den Feldern Elektromobilität, Luftfahrt und Industrie. Mit einer Überarbeitung der Unterneh- Witzenmann mensstrategie stellt sich Witzenmann auf die langfristige Veränderung in seinen Märkten ein. Dabei ist die Einbeziehung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei den Zukunftsplänen für das Familienun- ternehmen von großer Bedeutung: „Das ist für ein Familienunternehmen ganz wichtig“, so Dr. Andreas Kämpfe, CEO des Unternehmens. Witzenmann will sich zukünftig vom Hersteller von Flexteilen zum Spezialisten für das Leiten von Me- dien und Energie weiterentwickeln. Dazu Die Geschäftsführung der Witzenmann GmbH im Zweigwerk Buchbusch in Pforzheim (v. l. n. r.): Heiko Pott (Geschäftsführer), Dr. Andreas Kämpfe (CEO), Dr. Eberhard richtet sich die Firma in allen Märkten neu Wildermuth (Geschäftsführer), Philip Paschen (stv. Vorsitzender der GF) sowie Niels aus: Der Geschäftsbereich Industrie wird Hennig (Leiter des Fertigungsstandorts Zweigwerk Buchbusch). gestärkt und in Europa neu aufgestellt, Wachstumschancen im internationalen D ie Witzenmann-Gruppe erwirtschafte- Das Industriegeschäft entwickelte sich in Nutzfahrzeugmarkt werden ergriffen, das te bis September 2020 einen Umsatz den ersten drei Quartalen vergleichsweise Produktportfolio im PKW-Segment wird von 403 Millionen Euro. Damit liegt der robust und zeigt sich noch wenig von der um Anwendungen für Elektrofahrzeuge Umsatz um minus 87 Mio. Euro bzw. mi- aktuellen Krise betroffen. Auch bei den eu- erweitert und der Bereich Aerospace wird nus 18 Prozent unter dem Vorjahreswert. ropäischen Industrietöchtern blieben die langfristig weiter ausgebaut. Während sich in Asien, vor allem in Chi- Umsätze stabil. Mittlerweile sind aber vie- PM/Michael Hasch na, die Märkte schnell erholt haben, leiden le Bestandsaufträge abgearbeitet und die der europäische und der amerikanische Nachfrage im Industriegeschäft schwächt Markt nach wie vor unter dem Einfluss sich ab. Im gesamten Fahrzeuggeschäft der Pandemie. Die Umsatzeinbrüche haben führten pandemiebedingte Werkschließun- dabei nicht die Ausmaße angenommen gen vor allem im zweiten Quartal 2020 wie anfangs befürchtet. Frühzeitig hat die zu einem tiefen Einschnitt. In Europa, Witzenmann-Gruppe Hygienemaßnahmen Nordamerika und Asien gingen die Pro- und Sicherheitsvorkehrungen getroffen, duktionszahlen um jeweils rund ein Viertel um die Gesundheit der Mitarbeiterin- zurück. Inzwischen ist in allen Märkten nen und Mitarbeiter weltweit optimal zu eine Erholung zu beobachten. Mit dem Er- gewährleisten. Dank flexibler Arbeitszei- reichen des Vorkrisenniveaus im wichtigen ten, Homeoffice, einer stabilen digitalen PKW-Markt rechnet die Unternehmens- Infrastruktur und dem Engagement der gruppe aber erst 2022. Perspektivisch geht gesamten Belegschaft kommt es nur in Witzenmann davon aus, dass vor allem der seltenen Fällen zu Beeinträchtigungen in Anteil von Hybridfahrzeugen in den kom- den Betriebsabläufen. menden Jahren ansteigen wird. www.nordschwarzwald.ihk24.de - 22 - IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
REGION NORDSCHWARZWALD ER F E NSTK AU AR SCHATURP Stadtmarketing Tourismus und Bad Herrenalb N Für Anfänger und Anfängerinnen sowie Fortgeschrittene gibt es im Naturpark je nach Schneelage zahlreiche Routen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. IM STORCHENGANG DEN BERG HINAUF Wanderbegeisterte kommen im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord das ganze Jahr auf ihre Kosten. Abwechslungsreich wird es, sobald in den Hochlagen der erste Schnee fällt: Beim Schneeschuh-Wandern geht es durch verschneite Wälder, während der Schnee unter den Füßen knirscht. Zahlreiche Wege mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden laden zu Entdeckertouren ein. S pezielle Vorkenntnisse sind beim Schneeschuh-Wandern nicht erforderlich, Freude am Ausprobieren und etwas Kon- dition genügen. Wenn die Schuhe untergeschnallt sind, ist die ACHTUNG Um im Winter besonders empfindliche Tiere und Pflanzen im Lauftechnik schnell gelernt. Die Schritte sind genau so lang wie Naturpark zu schützen, sollte man sich unbedingt an die aus- beim Wandern, allerdings müssen die Oberschenkel angezogen gewiesenen Schneeschuh-Routen halten und nicht querfeldein werden, um voranzukommen. So geht es im Storchengang durch laufen! weiß glitzernde Schneefelder. Auch Kinder gewöhnen sich schnell an das Laufen mit den breiten Tretern. Schneeschuhe, Gamaschen und Wanderstöcke können bei vielen Tourist-Infos und Sportge- Alle Schneeschuhtouren im Naturpark sind durchgehend be- schäften in der Region für eine Gebühr ausgeliehen werden. Man schildert und beschrieben. Bei geführten Touren erfahren wird mit wundervollen Ausblicken in die Täler des Schwarzwalds Teilnehmerinnen und Teilnehmer Wissenswertes rund um den und die Rheinebene belohnt. Schutz der Natur und die Kulturlandschaft. Für Anfänger und Anfängerinnen sowie Fortgeschrittene gibt es je nach Schneela- ge zahlreiche Routen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad Tourist-Information Oberharmersbach – zum Beispiel rund um den Kniebis, auf dem Dobel, bei Bad Herrenalb oder Oberharmersbach. Infos zu den einzelnen Schnee- schuh-Touren erhalten Sie vor Ort und im Schneeschuh-Portal unter www.naturparkschwarzwald.de (aktiv unterwegs/Schnee- schuh-Touren). Jochen Denker, Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord Beim Schneeschuh-Wandern geht es durch verschneite Wälder, während der Schnee unter den Füßen knirscht. IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20 - 23 - www.nordschwarzwald.ihk24.de
REGION NORDSCHWARZWALD GIPFELSTÜRMER AUS TIEFENBRONN Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller besuchte die Präzisions-Kunststoff-Teile GmbH inTiefenbronn und überreichte die Urkunde zum Gipfelstürmer Award 2020. Die PKT GmbH holte mit ihrem Effizienzkonzept den zweiten Platz unter allen baden-württembergischen Bewerbern. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis zeigt, dass sich der Einsatz für mehr Effizienz in der Produktion lohnt und motiviert, mehr für den Klimaschutz zu tun. G elebte Energieeffizienz ist seit Jahren ein wichtiger Baustein für Peter Rapp, Geschäftsführer der Präzisions-Kunst- stoff-Teile GmbH in Tiefenbronn, und all seine Mitarbeitenden. Jetzt wurde die Arbeit für den Klima- und Umweltschutz auf eine ganz besondere Art gewürdigt. Im GIPFELSTÜRMER KEFFIZIENZGIPFEL BADEN-WÜRTTEMBERG Rahmen des Gipfelstürmer Awards, der beim KEFFIZIENZGIPFEL am 19. Novem- ber in Stuttgart überreicht wurde, hat die Franz Untersteller (baden-württember- PKT GmbH den mit 5.000 Euro dotierten gischer Minister für Umwelt, Klima und zweiten Platz für ihr Engagement und Energiewirtschaft) würdigte in seiner das umfassende Energieeffizienzkonzept Laudatio die Erfolge. „Die Vielfalt der verliehen bekommen. „Unter den Besten erfolgreich umgesetzten Effizienzmaßnah- Baden-Württembergs zu sein, ist eine men bei der PKT GmbH hat die Jury tief Ehre und Verpflichtung gleichermaßen. beeindruckt“, so der Minister bei der per- Das spornt uns an, unseren Weg weiter sönlichen Urkundenübergabe. Vor allem zu gehen und uns stetig zu verbessern“, die selbst entwickelten, branchenspe- so Peter Rapp. zifischen Projekte wie die optimierte Kunststoffgranulat-Trocknung, die Spritz- gusstechnologien und das umfassende IHK Energiemanagementsystem sind Aspekte, die laut Minister Untersteller ausschlagge- bend für die Auszeichnung waren. Die PKT GmbH hatte 2012 damit begon- nen, ihre Energieflüsse unter die Lupe zu nehmen. Das Umwelt- und Energie-Team überführte diese Unternehmenspolitik in ein Energiemanagementsystem, das im Jahr 2015 erfolgreich nach ISO 50001 Standard zertifiziert wurde. Peter Rapp (Geschäftsführer der PKT GmbH, 2. v. l.) nimmt das Preisgeld und die Im Jahr 2016 nutzte man das Angebot der Gewinnerurkunde von Umweltminister Franz Untersteller (4. v. l.) entgegen. Im Hin- tergrund die Beteiligten, v. l.: Effizienzmoderator Andreas Fibich (KEFF Nordschwarz- Kompetenzstelle Energieeffizienz (KEFF) wald), Jörg Sprenger und Thomas Kaupp (Projektverantwortliche bei der PKT GmbH) Nordschwarzwald. Um neue Projektideen und Dr.-Ing. Hannes Spieth (Geschäftsführer Umwelttechnik BW GmbH) zu finden, wurde ein KEFF-Check durch- www.nordschwarzwald.ihk24.de - 24 - IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20
REGION NORDSCHWARZWALD „Es gehört inzwischen zum normalen Arbeitsalltag, dass alle Kolleginnen und Kollegen mit einem Auge auf die Energieeffizienz schauen und wir uns so stetig verbessern“. Thomas Kaupp (Technische Leitung) „Das Energiemanagement liefert uns nicht nur Daten über Einsparun- gen und unsere Klimaschutzerfolge. Mit Hilfe dieser Zahlen können wir Rückschlüsse auf Produktionsprozesse und die Qualität der Produkte ziehen, was für den Erfolg beim Kunden genauso wichtig ist“. Jörg Sprenger (Leitung Energie- und Umweltmanagement) geführt. Mit dem KEFF-Moderator Andreas KEFF-Netzwerk Baden-Württemberg ver- die Anerkennung der Leistungen bezahlt Fibich wurden auf einem Betriebsrund- gebene „KEFF-gecheckt Label“. Mit der macht. „Dies soll auch Motivation für gang die Energieverbraucher betrachtet Platzierung beim KEFFIZIENZGIPFEL wird weitere Unternehmen sein“, so Minister und Einsparkonzepte eruiert. „Bei der PKT die Qualität der umgesetzten Maßnahmen Untersteller. Die Einreichungen der Top GmbH werden bereits sehr gute Projekte honoriert. 10 Unternehmen wurden als Informati- umgesetzt“, so Fibich, „der KEFF-Check onsblatt (KEFF-Fallbeispiel) aufbereitet. bietet dort Chancen, wo man Ideen hin- Die Preisverleihung bei der PKT GmbH Anderen Unternehmen stellt der KEFF-Mo- ter dem sichtbaren Horizont sucht“. Erster zeigt, dass sich der Mut und die Mühen derator diese Fallbeispiele im Rahmen der Beleg für die erfolgreiche Umsetzung für eine verantwortungsvolle Zukunftsge- KEFF-Checks zur Verfügung. von Effizienzmaßnahmen ist das vom staltung in finanzieller Hinsicht und durch Andreas Fibich –ANZEIGE – IHKMAGAZIN Nordschwarzwald 12/20 - 25 - www.nordschwarzwald.ihk24.de
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