STADT GEMEINDE - BLEIBT ALLES ANDERS? DIE KOMMUNE DER ZUKUNFT - DSTGB

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STADT GEMEINDE - BLEIBT ALLES ANDERS? DIE KOMMUNE DER ZUKUNFT - DSTGB
STADT      UND
                                  01/2017

       GEMEINDE         DIGITAL

BLEIBT ALLES ANDERS?
    Die Kommune der Zukunft
STADT GEMEINDE - BLEIBT ALLES ANDERS? DIE KOMMUNE DER ZUKUNFT - DSTGB
WIR BRAUCHEN DICH, UM MENSCHEN
                                  IN NOT HELFEN ZU KÖNNEN.

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STADT GEMEINDE - BLEIBT ALLES ANDERS? DIE KOMMUNE DER ZUKUNFT - DSTGB
NEUES WAGEN
HERAUSFORDERUNGEN
ANNEHMEN
Nichts ist so beständig, wie die       Gemeinde“ im 71. Jahrgang ih-
Veränderung – diese Erkenntnis         res Bestehens ein gänzlich neues
kennzeichnet die Arbeit der Städte     Gesicht verleihen. Die vorliegende
und Gemeinden ebenso wie unsere        Ausgabe ist die „Nummer-Eins“
Arbeit als kommunaler Spitzen-         unserer neuen digitalen Verbands-
verband. Der Deutsche Städte-          zeitschrift, die bewährte Elemente
und Gemeindebund ist als starke        der Printversion von „Stadt und
Interessenvertretung der Kom-          Gemeinde“ fortführen wird.
munen gefordert, politische und        „Stadt und Gemeinde“ bleibt
gesellschaftliche Veränderungen zu     weiterhin für uns eine Plattform,
erkennen und die kommunalen Be-        auf der wir unsere Positionen
lange frühzeitig auf die politische    erläutern können. Sie bietet auch
Agenda zu setzen.                      in Zukunft die Möglichkeit, Mei-
Für Kommunen und kommunale             nungen von externen Experten
Spitzenverbände gilt ähnlich wie für   aus Wirtschaft, Politik und Wis-
Politik und Wirtschaft: Wer seine      senschaft sowie der kommunalen
„Zielgruppe“ weiterhin erreichen       Praxis abzubilden.
will, muss ihre Bedürfnisse und        Die „Stadt und Gemeinde digital“
Interessen zur Grundlage seiner        und wird künftig kostenlos auf
Entscheidungen machen. Vor dem         unserer Homepage zur Verfügung
Hintergrund der zunehmenden            stehen. So werden wir in gewohnter
Verlagerung der politischen Debat-     Qualität schnell und umfassend
ten ins Netz muss etwa auch die        auf die Themen, die die Kommu-
kommunale „Öfentlichkeitsarbeit“       nen bewegen, reagieren können. 
zukünftig über verschiedene Kanäle
– oline und online – erfolgen.         Ihr
Diesen Entwicklungen werden
auch wir als kommunaler Spit-
zenverband Rechnung tragen und
unserer Zeitschrift „Stadt und         Dr. Gerd Landsberg

                                                      Stadt und Gemeinde 3
STADT GEMEINDE - BLEIBT ALLES ANDERS? DIE KOMMUNE DER ZUKUNFT - DSTGB
INHALT
01 | 2017

FLÜCHTLINGSPOLITIK                                                                                                                                Seite 05
     Trefen mit der Bundeskanzlerin
WETTBEWERB DIGITALE STADT                                                                                                                         Seite 06
         Aufruf zur Teilnahme am Wetbewerb „Digitale Stadt“
BÜNDNIS FÜR TOLERANZ                                                                                                                              Seite 07
    Sprachrohr der „Schweigenden Mehrheit“
RÜCKBLICK 2016 - AUSBLICK 2017                                                                                                                    Seite 08
     Bilanzpressekonferenz des Deutschen Städte- und Gemeindebundes
„DABLEIBENSVORSORGE“ von Willi Kaczorowski                                                                                                        Seite 10
       Bausteine für eine Digitalisierungsstrategie ländlicher Räume
KURZMELDUNGEN                                                                                                                                     Seite 14
KITAB.RLP von Hans-Uwe Daumann                                                                                                                    Seite 15
       Medienbildung mit tablets in der Kita erfolgreich erprobt
130. PRÄSIDIUMSSITZUNG des DStGB                                                                                                                  Seite 18
BRÜSSELER GERÜCHTE                                                                                                                                Seite 20
KOMMUNEN GESTALTEN EUROPA MIT                                                                                                                     Seite 22
       Kommunale Europatagung des DStGB in Teltow
KURZMELDUNGEN PERSONALIEN                                                                                                                         Seite 23
BUCHBESPRECHUNGEN                                                                                                                                 Seite 24
TERMINE & VERANSTALTUNGEN                                                                                                                         Seite 25
KURZMELDUNGEN                                                                                                                                     Seite 26

IMPRESSUM & INHALT                                                                                                                                Seite 04

    IMPRESSUM           ZEITSCHRIFT DES DEUTSCHEN STÄDTE- UND GEMEINDEBUNDES, BERLIN |BONN | BRÜSSEL

    Redaktionsanschrift:                      Verantwortlich für den Inhalt:                                        Redaktionsteam:
    Deutscher Städte- und Gemeindebund        Dr. Gerd Landsberg                                                    Alexander Handschuh
    Marienstraße 6, 12207 Berlin              Uwe Zimmermann                                                        Janina Salden
    Telefon: 030/773 07-225                                                                                         Kristin Schwarzbach
    Fax: 030/773 07-222                       Anzeigenredaktion:                                                    Birgit Pointinger
    Email: janina.salden@dstgb.de             kristin.schwarzbach@dstgb.de
    Internetpräsenz: www.dstgb.de             alexander.handschuh@dstgb.de                                          Graik&Satz: DStGB

                                    Titelbild: ibreakstock/fotolia.com/DStGB | Fotos diese Seite v.l.: © Bundesregierung / Guido Bergmann; Popow; kantver / fotolia.com

4 Stadt und Gemeinde
STADT GEMEINDE - BLEIBT ALLES ANDERS? DIE KOMMUNE DER ZUKUNFT - DSTGB
INTEGRATION

FLÜCHTLINGSPOLITIK:
TREFFEN MIT DER BUNDESKANZLERIN

                                                                                                                    Foto: © Bundesregierung / Guido Bergmann
D
        er Deutsche Städte- und       dass man auch bei der Integration      kommunaler Seite darauf gedrängt,
        Gemeindebund hat sich ge-     der Flüchtlinge in den Kommunen        den berechtigten Personen einen
        meinsam mit den anderen       bereits deutlich vorangekommen         Kurs unmittelbar zuzuweisen, um
kommunalen        Spitzenverbänden    sei.                                   die vorhandenen Kapazitäten bes-
mit Bundeskanzlerin Dr. Angela        Von Seiten des Deutschen Städ-         ser auszunutzen. Außerdem müsse
Merkel und weiteren Vertretern        te- und Gemeindebundes wurde           sichergestellt werden, dass ausrei-
der Bundesregierung getroffen. Im     betont, dass vor allem das Thema       chend Plätze vorhanden sind.
Mittelpunkt des Gespräches stand      Rückführung der Menschen ohne          Beim Treffen mit der Bundeskanz-
die Asyl- und Flüchtlingspolitik.     Bleiberecht verbessert werden müs-     lerin kam ebenfalls das vom Deut-
Im Rahmen des Treffens sagte die      se. Aufgrund der großen Zahl ohne      schen Städte- und Gemeindebund
Bundeskanzlerin zu, dass noch in      Bleibeperspektive sei klar, dass die   vorgeschlagene „Bündnis für Tole-
diesem Jahr über die Fortführung      Abschiebepraxis dringend verbes-       ranz und Zusammenhalt – Gegen
der Finanzierung der Integrations-    sert und intensiviert werden müsse.    Hass und Ausgrenzung“ zur Spra-
kosten entschieden werde. Für den     Nur so können sichergestellt wer-      che. Schäfer und Landsberg beton-
Deutschen Städte- und Gemein-         den, dass sich die Integrationsan-     ten die Bedeutung eines solchen
debund nahmen Präsident Roland        strengungen der Kommunen auf           breiten gesellschaftlichen Zusam-
Schäfer, Bürgermeister der Stadt      die Flüchtlinge mit Bleibeperspek-     menschlusses, der ähnlich wie der
Bergkamen, und Hauptgeschäfts-        tive konzentrieren könnten. Aus        Integrationsgipfel ausgestaltet sein
führer Dr. Gerd Landsberg an dem      kommunaler Sicht sind zudem zen-       und die zahlreichen bereits vorhan-
Gespräch teil.                        trale Abschiebezentren unter Betei-    denen Initiativen unter einem Dach
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel     ligung des Bundes und der Länder       versammeln könnte.
stellte den Vertretern der kommu-     sinnvoll, um die Prozesse zu be-
nalen Spitzenverbände die derzei-     schleunigen.                           Im Sommer 2017 wird es ein weite-
tige Situation und die nationalen     Thema des Gesprächs waren auch         res Gespräch der kommunalen Spit-
und internationalen Aktivitäten der   die Sprach- und Integrationskur-       zenverbände mit der Bundeskanz-
Bundesregierung dar und betonte,      se für Flüchtlinge. Hier wurde von     lerin geben. 

                                                                                          Stadt und Gemeinde 5
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Grafik: © elenabsl/fotolia.com

                                         WETTBEWERB DIGITALE STADT
                                                       AUFRUF ZUR TEILNAHME AM
                                                     WETTBEWERB „DIGITALE STADT“

  D
          er Digitalverband Bitkom startet in Zusam-

                                                                                                                                           Foto: © DStGB, A. Handschuh
          menarbeit mit dem Deutschen Städte- und Ge-
          meindebund den Wettbewerb „Digitale Stadt“.
   In der Gewinner-Stadt sollen ab Anfang 2018 wichtige
   Infrastrukturen in den Bereichen Mobilität, Energie,
   Gesundheit und Bildung mit neuesten digitalen Tech-
   nologien ausgestattet werden. Zudem soll die öfent-
   liche Verwaltung innovative Online-Anwendungen
   anbieten und der Handel intelligente Lieferdienste.
   Grundlage ist ein hoch leistungsfähiges Gigabit-Netz.               Dr. Gerd Landsberg, Hauptgeschätsführer des DStGB und
   Für die Realisierung der Digitalen Stadt haben die                  Dr. Bernhard Rohleder, Hauptgeschätsführer des Bitkom
   beteiligten Unternehmen bisher Investitionen in                     e. V. bei der Pressekonferenz zum Start des Wetbewerbs
                                                                       „Digitale Stadt“
   zweistelliger Millionenhöhe in Aussicht gestellt.

   Zum Wettbewerbsstart betonte Dr. Gerd Landsberg,
                                                               Der Bitkom hat in
   Hauptgeschäftsführer des DStGB, auf einer Presse-                               den vergangenen
                                                               Bündnis mit Digitalu                   Monaten ein breit
                                                                                     nternehmen geschm                        es
   konferenz in Berlin: „Die Digitalisierung wird das Le-     Projekt Digitale Stad                         ied et ,  di e das
                                                                                     t mit Produkten un
   ben in den Kommunen und die Verwaltung grundle-            in mindestens zweis                         d Dienstleistungen
                                                                                    telliger Millionenhö
   gend verändern und zwar in allen Lebensbereichen          stützen wollen.                              he pro bono unter-
   von der Wiege bis zur Bahre. Richtig aufgestellt ist      Bei dem Wetbew
                                                                                  erb können sich St
                                                             100.000 bis 150.00                        ädte mit rund
   diese digitale Revolution eine große Chance für                                 0 Einwohnern bew
                                                            eine gute Verkehrs                          erben, die über
   mehr Bürgernähe, Nachhaltigkeit, Eizienz, weni-                                 anbindung sowie
                                                            der näheren Umge                          ei ne Hochschule in
   ger Umweltbelastung, weniger Staus und bessere                                 bung verfügen. Be
                                                            der 15. März 2017                          werbungsschluss
                                                                                 . Wie die Digitale St                         ist
   Daseinsvorsorge auch im ländlichen Raum. Nicht                                                     adt aussieht, wird
                                                           maßgeblich von de
   die Bürger, sondern die Daten werden laufen, die                              n lokalen Herausfo
                                                           vor Ort besimmt.                          rderungen und Zie
                                                                               Deshalb soll jede St                          len
   Verwaltungen werden mehr Zeit für Einzelfälle           bung auch ein eigen                       ad t be i ih re r Bewer-
                                                                                  es Konzept für ihre
   haben und die Zufriedenheit der Menschen in ih-        der Digitalen Stadt                          Vorstellungen von
                                                                                einreichen. Die Be
   rer Stadt und Gemeinde wird steigen.“                  ihrerseits schon m                        werberstädte sollt
                                                                              it        ihrer Bewerbung di                  en
                                                                  relevanter Akteure                         e Unterstützung
                                                                                       vor Ort nachweise
                                                                  und der lokalen W                       n, etwa aus der Polii
    „Wir wollen zeigen, dass Deutschland ein Vor-                                    irtschat sowie von                           k
                                                                 nehmen und Vere                          ko m m  un ale n Unter-
    reiter bei der intelligenten, digitalen Stadtent-                              inen.
                                                                 Rohleder betont: „D
    wicklung sein kann“, äußerte Bitkom-Hauptge-                                       as Projekt der Digit
                                                                                                           alen Stadt gelingt
                                                                 nur, wenn es parte
    schäftsführer Dr. Bernhard Rohleder zum Start                                   i- und branchenüb
                                                                wichigen Akteuren                       er greifend von allen
    des Wettbewerbs. Ziel sei es, eine Modellstadt                                    vor Ort unterstützt
                                                                formaionen inde                            wi rd.“ Weitere In-
                                                                                  n sich unter www.
    mit internationaler Strahlkraft zu schafen.                 „Aktuelles“.                           dstgb.de in der Rubr
                                                                                                                              ik

6 Stadt und Gemeinde
STADT GEMEINDE - BLEIBT ALLES ANDERS? DIE KOMMUNE DER ZUKUNFT - DSTGB
NEWS

BÜNDNIS FÜR TOLERANZ
SPRACHROHR DER
     „SCHWEIGENDEN MEHRHEIT“
                                        ig keine einfachen Lösungen gibt.

I
  n Deutschland erleben wir zurzeit                                           kann. Dazu gehört eine solide Platt-
  einen fundamentalen Wandel in         Gleichzeitig brauchen wir die Akti-   form, in der Strategien entwickelt
  der politischen Kultur. Die tek-      vierung der schweigenden Mehrheit.    und dann auch vor Ort umgesetzt
tonischen Platten der Politik ver-      Das ist kein Selbstläufer.            werden. Das Bündnis kann ein deut-
schieben sich. Die Tage der ofen zur                                          liches Sprachrohr der schweigenden
Schau gestellten Politikverdrossen-     Notwendig ist ein Bündnis für Tole-   Mehrheit in der Gesellschaft werden.
heit sind vorbei.                       ranz und Zusammenhalt, gegen Hass     Dazu gehört selbstverständlich eine
                                        und Ausgrenzung. In diesem Bünd-      eigene Organisationsstruktur, die
Zorn-, Wut- und Protestbürger,          nis sollten zum Beispiel Kommunen,    dieses Netzwerk betreut und die die
die abgehängt sind oder die sich        Länder, Bund, Kirchen und Gewerk-     vereinbarten Maßnahmen und Stra-
zumindest abgehängt fühlen, mel-        schaften gemeinsame Strategien ent-   tegien zum Beispiel gemeinsam etwa
den sich lautstark, teilweise auch      wickeln, wie die Zunahme von Hass     mit Partnern wie der Bundeszentrale
extrem zu Wort. Die Stimmung            und das Auseinanderdriften der Ge-    und den Landeszentralen für politi-
ist gereizt. Viele Menschen sehen       sellschaft wirksam bekämpft werden    sche Bildung umsetzt. 
sich ofenbar nur noch als Konsu-
                                                                                                  Anzeige
menten der Politik. Die Politik und
die Politiker haben „aufzutischen“
und wenn es nicht reicht, gibt es
im Gegenzug Protest, Verachtung,
Beschimpfung, Bedrohung und
                                           Wissensdurst
teilweise auch tätliche Angrife.
Sachliche Auseinandersetzungen
werden immer schwieriger. Daten
                                           statt Hunger
und Fakten werden geleugnet. Hin-
tergründe scheinen nicht zu inter-
essieren. Ausgeblendet wird alles,
was nicht ins Feindbild passt. Die-
se bedrohlichen Tendenzen zeigen
sich vielfach auch vor Ort, auf kom-
munaler Ebene und gipfeln in tägli-
chen Angrifen auf lokale Politiker,
Mandatsträger und Verwaltungsan-
gestellte.

Die Politik steht auf allen Ebenen im
Jahr 2017 vor der Herausforderung,
immer wieder den Dialog mit den
Menschen zu suchen und für Tole-
ranz, Zusammenhalt sowie gegen
Hass und Ausgrenzung zu argumen-
                                                                                             „WERDEN
tieren. Wir müssen die Fakten her-                                                           SIE PATE!“
ausstellen, im Gespräch überzeugen
und deutlich machen, dass es häu-
                                           Plan International Deutschland e. V.
                                           www.plan.de
                                                                                           Stadt und Gemeinde 7
STADT GEMEINDE - BLEIBT ALLES ANDERS? DIE KOMMUNE DER ZUKUNFT - DSTGB
BILANZPRESSEKONFERENZ

RÜCKBLICK 2016 ...
   BILANZPRESSEKONFERENZ
     des Deutschen Städte- und Gemeindebundes

                                                                                                                     Foto: © Popow
                                                                         Präsident und Hauptgeschäftsführer
                                                                         des Deutschen Städte- und Gemeindebundes,
                                                                         Bürgermeister Roland Schäfer und
                                                                         Dr. Gerd Landsberg (v.r.)

INNERE SICHERHEIT                      chen setzen, um das Vertrauen in       Schäfer fest. Der Deutsche Städ-
STÄRKEN –                              den Staat wieder zu stärken und den    te- und Gemeindebund fordert, die
BÜNDNIS FÜR MEHR                       Bürgern ein Gefühl der Sicherheit      Videoüberwachung an öfentlichen
SICHERHEIT NOTWENDIG                   zu vermitteln“, fordert DStGB-Prä-     Plätzen und Bahnhöfen sowie im
                                       sident Roland Schäfer, Bürgermeis-     ÖPNV auszubauen. Zudem ist es er-
Angesichts erhöhter Terrorgefahr       ter der Stadt Bergkamen, anläss-       forderlich, dass ausreichend Ermitt-
und eines ersten schrecklichen An-     lich der Bilanzpressekonferenz des     ler zur Bekämpfung der Wohnungs-
schlages in Berlin sowie der weiter    Deutschen Städte- und Gemeinde-        und Geschäftseinbrüche eingesetzt
anwachsenden Alltagskriminalität       bundes in Berlin. Sicherheit ist Vo-   werden. Staatsanwaltschaft und
sind immer mehr Menschen zu-           raussetzung für eine hohe Lebens-      Gerichte sind gefordert, die Taten
nehmend verunsichert und begin-        qualität in Städten und Gemeinden      mit der notwendigen Konsequenz
nen zu zweifeln, ob der Staat ihre     und zugleich wichtiger Standort-       zu verfolgen und abzuurteilen. Ge-
Sicherheit ausreichend gewährleis-     faktor. „Bund und Länder haben         waltaufrufe, Beleidigungen und
ten kann. Obwohl Deutschland im        inzwischen Vorschläge des DStGB        Drohungen gegenüber Mandats-
internationalen Vergleich weiter ein   aufgrifen und Maßnahmen zur            und Amtsträgern aber auch gegen
sicheres Land ist, nimmt das Ver-      Verbesserung der inneren Sicher-       Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
trauen der Bevölkerung in den Staat    heit eingeleitet. Dies betrift den     in den Kommunalverwaltungen
ab. Die Folge sind eine zunehmen-      Ausbau der Personalkapazitäten bei     haben ein erschreckendes Ausmaß
de Politikverdrossenheit und die       der Polizei und Justiz, Präventions-   angenommen. Es droht eine Beein-
Gründung von Bürgerwehren. „Ein        strategien gegen Radikalisierungen     trächtigung der Funktionsfähig-
wehrhafter Rechtsstaat muss diesen     sowie den Kampf gegen die Inter-       keit öfentlicher Ämter, wenn ihre
Entwicklungen mit aller Kraft ent-     net- und Computerkriminalität.         Träger solchen Angrifen schutzlos
gegentreten und ein deutliches Zei-    Das reicht aber nicht aus“, stellte    gegenüberstehen. Ein wehrhafter

8 Stadt und Gemeinde
STADT GEMEINDE - BLEIBT ALLES ANDERS? DIE KOMMUNE DER ZUKUNFT - DSTGB
... AUSBLICK 2017
Rechtsstaat muss ein deutliches       ter zu unterstützen. Die Länder       abgelehnt wurden, muss die Aus-
Zeichen setzen. Der DStGB setzt       müssen ein verlässliches Konzept      reise der Betrofenen durchgesetzt
sich seit langem für einen Akti-      und notwendige Finanzmittel ins-      werden. Das ist auch deshalb not-
onsplan von Bund und Ländern          besondere für die Bildung der ge-     wendig, weil die Akzeptanz in der
gegen Hasskriminalität ein. Dieser    lüchteten jungen Menschen bereit-     Gesellschaft für diejenigen, die zu
muss endlich umgesetzt werden. So     stellen. Bund und Länder müssen       Recht bei uns Schutz suchen, an-
muss der geltende Stalking-Para-      dafür sorgen, dass ausreichend und    sonsten in Frage gestellt werden
graf des § 238 Strafgesetzbuch um     lächendeckend Integrationskurse       würde. Notwendig ist ein gemein-
den neuen Straftatbestand des „Po-    ohne lange Wartezeiten zur Ver-       sames Rückführungsmanagement
litiker-Stalkings“ ergänzt werden.    fügung stehen. Dabei müssen die       in der Verantwortung von Bund
Die Verschärfung des Strafrechts      Sprachkurse Hand in Hand mit der      und Ländern insbesondere zur
nützt wenig, wenn die Täter nicht     berulichen Integration verzahnt       Identitätsfeststellung, mehr inan-
ermittelt und Staatsanwaltschaften    werden“ fordert DStGB-Hauptge-        zielle Anreize für eine freiwillige
und Justiz diese nicht konsequent     schäftsführer Dr. Gerd Landsberg      Rückkehr sowie Abkommen mit
verfolgen und aburteilen können.      anlässlich der Bilanzpressekonfe-     den Herkunftsländern, damit diese
Radikalisierungstendenzen in der      renz des Deutschen Städte- und        die eigenen Bürger wieder aufneh-
Gesellschaft müssen gezielter be-     Gemeindebundes in Berlin.             men. Zu einem Rückführungsma-
kämpft werden. Notwendig ist                                                nagement gehört auch, dass die
der Aubau von lokalen Präventi-       Der DStGB warnt die Politik davor,    Ausreiseplichtigen zentral in Lan-
onszentren, in denen gemeinsam        mit Blick auf die zurückgehenden      desaufnahmeeinrichtungen unter-
mit den Kommunen mögliche Ra-         Flüchtlingszahlen zur Tagesord-       gebracht und von dort zurückge-
dikalisierungstendenzen analysiert,   nung überzugehen. Da niemand          führt werden. 
Gegenstrategien entwickelt und in     die weiteren Zuzugszahlen vorher-
einem bundesweiten Netzwerk zu-       sehen kann, bleibt die Bundesre-
sammengearbeitet wird.                gierung aufgerufen, gemeinsam mit                                        ZUM
                                      der Europäischen Union für eine                                       DOWNLOAD
WIR schafen das! –                    weitere Begrenzung des Zuzuges                                       AUF UNSERER
KOMMUNEN GESTALTEN                    zu sorgen. Dazu zählt die wirksame                                     WEBSITE
INTEGRATION                           Bekämpfung der Fluchtursachen,                                      WWW.DStGB.DE
                                      eine solidarische Verteilung der
Die Integration der nach Deutsch-     Gelüchteten innerhalb der Europä-
land gelüchteten Menschen wird        ischen Union und die Aufrechter-
neben Fragen der Sicherheit im Jahr   haltung der Grenzkontrollen.
2017 zur zentralen Herausforderung
                                                                                                 WIR schaf
für Städte und Gemeinden. Gelingt     Zwar ist die Zahl der Abschie-                                               en das!
                                                                                              KO M M U N
                                                                                                         EN ge
die Integration von Hundertau-        bungen und Rückführungen aus                                 Integratiostalten
                                                                                          Rahmenbe
                                                                                                   dingung
                                                                                                              n
senden Flüchtlingen? Schafen wir      Deutschland gestiegen. Gleichwohl                     Überforderu en verbessern
                                                                                                       ng verme
                                                                                                                iden

genügend Wohnraum für alle? Ge-       sollen rund 220.000 Ausreiseplich-
lingt es, genügend Kita-Plätze in     tige in Deutschland leben, die Zahl
                                                                                   BILANZ
ausreichender Qualität einzurich-     kann bis Ende 2017 auf über 450.000          der deutsc2016 und AUSBLI
                                                                                              hen Städte       CK
                                                                                                         und Gemei2017
ten? „Wir sind zuversichtlich, dass   steigen. Die Abschiebungspraxis                                             nden

wir das schafen. Bund und Länder      muss dringend verbessert werden.
sind aufgefordert, Kommunen wei-      Wen Asylanträge rechtswirksam

                                                                                                Stadt und Gemeinde 9
STADT GEMEINDE - BLEIBT ALLES ANDERS? DIE KOMMUNE DER ZUKUNFT - DSTGB
DIGITALISIERUNG LÄNDLICHER RÄUME

„DABLEIBENSVORSORGE“
        BAUSTEINE FÜR EINE DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE
               LÄNDLICHER RÄUME von Willi Kaczorowski

                                                                                                                        Foto: © kantver / fotolia.com
D
       as neue Leitbild der „Smart      wirtschaftliche und gesellschaftliche   ländlichen Raum. Anstatt Wohn-
       City“ wurde primär für Städ-     Innovationen.“                          raumknappheit herrscht oftmals
       te entwickelt. Diese stehen                                              Wohnraumüberangebot. Während
aufgrund von Landlucht, Zuwan-          Zusammengefasst lassen sich bei der     es Parkplätze reichlich gibt, ist das
derung und steigenden Asylbewer-        Smart City drei Handlungsimpul-         ÖPNV-Angebot sowie die örtliche
berzahlen vor erheblichen Heraus-       se voneinander unterscheiden, die       Nahversorgung eher ausgedünnt.
forderungen. Knapper Wohnraum,          einzeln oder in Kombination mit-        Schulen und Verwaltungsstellen
steigende Ausnutzung der unter-         einander den Kern darstellen: Den       wurden bei rückläuigen Bevölke-
dimensionierten städtischen Infra-      Ökologen/Energiewendern geht es         rungszahlen zusammengelegt und
struktur, erhöhter Energieverbrauch     vor allem um klimaneutrale Städte,      der Mangel an ärztlicher Grundver-
sowie erhebliche Verkehrsprobleme       emissionsarme und klimagerech-          sorgung wird größer. Jedoch sind
– diese und andere Herausforderun-      te Mobilität und Reduzierung der        nicht alle ländlichen Regionen von
gen sollen mit Hilfe von intelligen-    Schadstofausstoße. Die Systemver-       diesen negativen Entwicklungen
ter Vernetzungstechnologie gelöst       besserer haben vor allem die intel-     betrofen. In wachstumsstarken
werden. Die Online-Enzyklopädie         ligente Vernetzung und eizientere       Bundesländern wie Baden-Würt-
Wikipedia deiniert Smart City als       Steuerung der Infrastrukturen im        temberg besteht in attraktiven länd-
„Sammelbegrif für gesamtheitliche       Fokus. Und die Demokratieförderer       lichen Regionen wie dem IHK-Be-
Entwicklungskonzepte, die darauf        wollen mehr Transparenz und Par-        zirk    Schwarzwald-Baar-Heuberg
abzielen, Städte eizienter, techno-     tizipation erreichen.                   großer Fachkräftemangel.
logisch fortschrittlicher, grüner und
sozial inklusiver zu gestalten. Die-    Demgegenüber steht eine zum Teil        Deswegen kann eine Strategie, die
se Konzepte beinhalten technische,      recht entgegengesetzte Situation im     die Herausforderungen des ländli-

10 Stadt und Gemeinde
chen Raumes durch Digitalisierung             BAUSTEINE FÜR EINE AGENDA „DIGITALE REGION“
und Vernetzung lösen will, nicht
einfach die Blaupause für die Smart
City übernehmen. Stattdessen bie-
tet es sich an, fünf Bausteine in den
Mittelpunkt zu stellen.
Dazu gehören:

BAUSTEIN 1:
INTELLIGENTE
INFRASTRUKTUR

Verbindender Baustein ist die intel-
ligente Infrastruktur. Diese besteht
sowohl aus dem schnellen Netz-
zugang über Glasfaseranschlüsse,
W-LAN oder Mobilfunkverbindun-          BAUSTEIN 2:                             Im Projekt „Digitale Dörfer“ der
gen als auch aus sicheren Cloud-In-     DIGITALISIERUNG DER                     Landesregierung Rheinland-Pfalz
frastrukturen. Darüber hinaus sind      ALLTAGSERFAHRUNGEN                      wurde ein neues Einzelhandels-
es auch die traditionellen Infra-                                               und Logistikkonzept entwickelt. Es
strukturbestandteile wie Straßen,       Die Nutzung von Vernetzung und          hilft Einzelhändlern ihre Produkte
Laternen oder Ampelanlagen, die         Digitalisierung ist kein Selbstzweck.   auf einer Onlineplattform zu prä-
mit Hilfe von Sensoren und der          Sie muss der Verbesserung der Le-       sentieren; nach dem Kauf vernetzt
Nutzung eines intelligenten Netzes      bens- und Aufenthaltsqualität die-      sie auf einer Plattform diejenigen,
(Internet der Dinge) smart werden.      nen. Bei den Anwendungen steht          die gekauft haben mit denjenigen
Im Hinblick auf künftig vernetz-        deshalb die Digitalisierung der All-    aus der Stadtgesellschaft, die die-
te und selbstfahrende Fahrzeuge         tagserfahrungen im Mittelpunkt.         se Waren mitbringen können, weil
oder dem öfentlichen Verkehr on         Eine Agenda für die digitale Region     die Wohnung des Käufers auf dem
Demand müssen diese Gegenstän-          sollte beispielsweise Antworten für     Weg liegt. Als nicht vorhergesehe-
de, Personen und Daten in ein leis-     nachhaltige und vernetzte Mobili-       ner Nebenefekt entwickelten die
tungsfähiges intelligentes Netz ein-    tät, den digitalen Zugang und die di-   Dorbewohner       unterschiedlicher
gebunden werden.                        gitalen Prozesse für Bildungs- oder     Altersgruppen ein verstärktes digi-
                                        Kultureinrichtungen oder beispiels-     tales Miteinander (Nachbarschafts-
Leistungsstarke Glasfaseranschlüs-      weise die künftige Organisation von     hilfe 2.0).
se werden das Rückgrat für den          Gesundheitsdiensten und Plege-
ländlichen Raum sein. Hier er-          leistungen geben. Ebenso wichtig ist    BAUSTEIN 3:
gänzt schnelles Breitband nicht         die Nutzung der Digitalisierungs-       WERTSCHÖPFUNG &
nur die klassischen Bestandteile        möglichkeiten beim Neubau von           INNOVATION
der Daseinsvorsorge. Als soziale In-    Wohnungen oder der Renovierung
frastruktur des 21. Jahrhunderts ist    des Wohnungsbestands. Zudem gilt        In den nächsten Jahren wird Di-
es auch wesentliches Element der        es, die örtliche Nahversorgung mit      gitalisierung und Vernetzung die
„Dableibensvorsorge“ in ländlichen      Gütern und Dienstleistungen des         Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts
Regionen.                               täglichen Bedarfs neu zu ordnen.        entscheidend verändern. Wie soll

                                                                                            Stadt und Gemeinde 11
DIGITALISIERUNG LÄNDLICHER RÄUME

künftig Wertschöpfung entstehen        und Transparenz verstärkt auf die

                                                                                                                          Foto: © vege / fotolia.com
und welche Arbeitsformen werden        politische Agenda gesetzt worden.
dabei genutzt? Welche Elemente         Sie richtet sich sowohl auf die Betei-
umfasst eine Innovationsstrategie      ligungen im Verwaltungs- als auch
im Hinblick auf Organisation, Tech-    im      politisch-parlamentarischen
nologie, Prozesse und Einstellun-      Prozess. Oftmals kommt die Forde-
gen? – diese Fragen sind zentraler     rung besonders etwa beim Errich-
Bestandteil des Bausteins „Wert-       ten von intelligenten Infrastruktu-
schöpfung/Innovation“.                 ren wie Straßen und Energienetzen
                                       auf. Da diese in ein enges Netz
Durch leistungsstarke Glasfaser-       eingebettet sind, überschreiten sie
anschlüsse und dem Einsatz der         oftmals territoriale Grenzen. Des-       satz von Echtzeitkommunikations-
3D-Drucktechnologie wird es mög-       halb stellt stärkere vernetzte Bür-      werkzeugen wie Instant Messaging
lich sein, Produkte wieder eizient,    gerbeteiligung einen wesentlichen        einen Ansatzpunkt für eine eizi-
efektiv und passgenau im ländli-       Aspekt des Bausteins „Beteiligung        entere Kommunikation zwischen
chen Raum zu produzieren. Freibe-      und Transparenz“ dar. Der andere         öfentlicher Verwaltung und ihren
ruler, Kreative und Wissensarbeiter    Aspekt behandelt Transparenz in          Kundinnen und Kunden.
müssen nicht länger zwischen dem       zweifacher Hinsicht. Zum einen
ländlichen Raum und der Stadt pen-     geht es darum, die Daten, die durch      Allerdings ist die Zeit, in der Verwal-
deln, sondern können sich in Cowor-    intelligente Infrastruktur in Echt-      tung ihre Dienstleistungen allein
king-Spaces in der Umgebung tref-      zeit erfasst wurden, zu präsentieren     top-down anbietet, vorbei. Durch
fen. Wenn in diesen Räumen auch        und steuern zu können. Zum an-           Digitalisierung und Vernetzung
noch soziale Dienste wie Kinderbe-     deren bezieht sich Transparenz auf       werden die Kunden der Verwaltung
treuung angeboten werden, stellt       politisch-administrative oder poli-      zunehmend auch zu Produzenten,
dieses neue Infrastrukturangebot       tisch-parlamentarische Vorgänge.         die mit öfentlichen Verwaltungen
zudem neue Möglichkeiten für die                                                auf Augenhöhe kommunizieren
Integration von Beruf und Familie      BAUSTEIN 5:                              und interagieren wollen.
dar. Hotels könnten neue Zielgrup-     DIGITALE VERWALTUNG
pen erschließen, wenn sie die Vor-                                              Eine Digitalisierungsstrategie für
aussetzungen schafen, um Naturer-      Eine intelligente Verwaltung, die        den ländlichen Raum sollte modu-
lebnisse und Kreativität miteinander   ihre Vorgänge medienbruchfrei,           lar aufgebaut und entwickelt wer-
zu verbinden. Im Frühjahr 2017 wird    kundenorientiert und in Bezug auf        den. Gerade die letzten Jahre haben
im brandenburgischen Bad Belzig        den Stand des Bearbeitungspro-           gezeigt, dass es in dieser schnell-
eine Einrichtung eröfnen, die für      zesses transparent gestaltet, wird       lebigen technologischen Zeit dar-
kreative Menschen Arbeit und Ur-       im fünften Baustein einer digitalen      auf ankommt, lexibel und agil auf
laub miteinander verzahnt.             Region thematisiert. Neben der Op-       neue Herausforderungen der Digi-
                                       timierung der klassischen digitalen      talisierung zu reagieren. 
BAUSTEIN 4:                            Verwaltungsprozesse wird die Neu-
BETEILIGUNG &                          ordnung des Zugangs zur öfentli-         Der Autor: Willi Kaczorowski ist
TRANSPARENZ                            chen Verwaltung erforderlich sein.       Buchautor und Podcaster. Er arbei-
                                       Dabei werden sowohl Smartphones          tet als Startegieberater für die Di-
In den letzten Jahren ist die Forde-   und Video-Terminals an Bedeutung         gitalisierung von Staat und Gesell-
rung nach mehr Bürgerbeteiligung       gewinnen. Ebenso bietet der Ein-         schaft.

12 Stadt und Gemeinde
© Martin Magunia
DEUTSCHE KOMMUNEN FÜR PROJEKTPARTNER-
SCHAFTEN IN NAHOST UND NORDAFRIKA GESUCHT
Für die Projekte „Kommunaler Wissenstransfer Maghreb-Deutschland“ und „Kommunales Know-how für Nahost“ werden
noch deutsche Kommunen und kommunale Unternehmen gesucht, die städtische Kleinprojekte in den Partnerländern in
Nordafrika (Algerien, Tunesien und Marokko) und Nahost (Jordanien, Libanon und Türkei) unterstützen. Zahlreiche deutsche
Kommunen verfügen über das Wissen und die Erfahrungen, die vor Ort gebraucht werden.

     Wir fördern mit den Projekten das entwicklungspolitische Engagement deutscher Kommunen
     in der Region Nahost und Nordafrika.
     Ziel der Projekte ist es, die städtische Lebensqualität vor Ort zu verbessern, die öfentliche Verwaltung
     zu modernisieren und lüchtlingsaufnehmende Kommunen zu stärken.
     Der Wissenstransfer wird im Rahmen der Projektpartnerschaften durch Kurzzeiteinsätze, Fortbildungen,
     Studienreisen und Hospitationen umgesetzt.

Alle Projektaktivitäten werden umfassend von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW)
von Engagement Global und ihren lokalen Partnern begleitet.

Weitere Informationen unter https://skew.engagement-global.de/wissenstransfer-maghreb-deutschland.html
und www.initiative-nahost.de

               Die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt ist Teil der ENGAGEMENT GLOBAL gGmbH
               und arbeitet im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit
               und Entwicklung.
               www.service-eine-welt.de
KURZMELDUNGEN

STANDPUNKT: „BAUEN UND WOHNEN

Der Bedarf an preiswerten Wohnungen in Deutschland ist
weiterhin hoch. Nicht zuletzt angesichts der starken Zu-
wanderung der letzten Jahre benötigen wir pro Jahr circa
400 000 Wohneinheiten. Notwendig ist daher eine Ofen-
sive, die das Bauen erleichtert und preiswerten Wohnraum            OBERBÜRGERMEISTER PATRICK
schaft. Die Politik ist gefordert, die Rahmenbedingungen            BURGHARDT IST NEUER PRÄSIDENT DES
für einen bezahlbaren Wohnungsbau zu forcieren, den                 HESSISCHEN STÄDTETAGES
Stadtumbau zu stärken und den Leerstand zu minimie-
ren. Neben einer verstärkten Innenentwicklung brauchen              Der Hessische Städtetag hat Rüsselsheims Oberbür-
wir mehr Bauland. Die Kommunen müssen Bauland und                   germeister Patrick Burghardt zu seinem neuen Prä-
Baulücken besser aktivieren können, etwa durch die Mög-             sidenten gewählt. Burghardt tritt damit die Nachfol-
lichkeit, bebaubare, aber unbebaute Grundstücke mit                 ge des Kasseler Oberbürgermeisters Bertram Hilgen
einem höheren Hebesatzrecht zu belegen. Zudem sollte                an, der dieses Amt seit Mai 2014 ausübte. Zum Ers-
der Bund die Einrichtung eines Wohnbaulandfonds zur                 ten Vizepräsidenten wurde im Rahmen der kons-
Bereitstellung verbilligter Darlehen für den kommuna-               tituierenden Sitzung des Präsidiums Wiesbadens
len Baulanderwerb prüfen. Die Mietpreisbremse mit der               Oberbürgermeister Sven Gerich, zum Zweiten Vize-
Einführung einer Obergrenze für Neuvermietungen hat                 präsidenten Bürgermeister Horst Burghardt, Fried-
jedenfalls nicht die erhofte Breitenwirkung erzielt. Sie ist        richsdorf, und zum weiteren Vizepräsidenten der
zu bürokratisch und birgt die Gefahr von Investitionshem-           Erste Stadtrat Michael Schüßler, Rodgau, gewählt.
mungen in sich. Statt ordnungs-                                     Auch der Hauptausschuss hat eine neue Spitze:
rechtlicher Instrumente sollte die                                  Vorsitzender ist nun Oberbürgermeister Manfred
Bundesregierung besser entspre-                                     Wagner, Wetzlar, Stellvertretender Vorsitzender
chende Förder- und Flexibilisie-                                    Bürgermeister Klaus Hofmann aus Neu-Anspach.
rungsmaßnahmen im Bereich des                                       Die 201. Präsidiumssitzung und die 108. Sitzung
Bauens zügig umsetzen. Mehr zum                                     des Hauptausschusses des Hessischen Städtetages
Thema unter http://www.dstgb.de                                                     war die 23. Mitgliederversammlung
                                                                                    des kommunalen Spitzenverbandes
                                                                                    mit über 200 Delegierten und Gäs-
                                                                                    ten vorausgegangen, die in Hanau
                                                                                    stattfand.

500 LANDINITIATIVEN
                                                               Die Fördermaßnahme verringert diese Finanzierungslü-
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirt-              cke durch Zuschüsse von bis zu 10 000 Euro. Die Förd-
schaft (BMEL) stärkt im Rahmen des Bundesprogramms             ergelder können beispielsweise für Anschafungen oder
Ländliche Entwicklung (BULE) mit einer neuen Förder-           die Beauftragung von Leistungen zur Unterstützung der
maßnahme das bürgerschaftliche Engagement für ländli-          ehrenamtlichen Arbeit eingesetzt werden.
che Flüchtlingsintegration.                                    Der DStGB begrüßt das Programm und hat das BMEL bei
                                                               der Vorbereitung des Programms unterstützt. Das Pro-
Ehrenamtliche Initiativen investieren in erheblichem           gramm ist ein gutes Zeichen für die Unterstützung und
Umfang Zeit und persönliches Engagement in die Inte-           Anerkennung des ehrenamtlichen Engagements in den
grationsarbeit für Gelüchtete. Oft fehlen allerdings die       Städten und Gemeinden!
Sachmittel, um wichtige Maßnahmen optimal umsetzen
zu können. Auch mangelt es häuig an Geld, um externe           Weitergehende Informationen über die Fördermöglich-
Unterstützung zu gewinnen, die die Ehrenamtlichen ent-         keiten sind im Internet abrubar unter
lastet und gleichzeitig die Qualität ihrer Arbeit erhöht.      www.500landinitiativen.de

14 Stadt und Gemeinde                                                                                   Fotos: © Kräne: fotolia.com
MEDIENBILDUNG

                                             KITAB.RLP
                                                 MEDIENBILDUNG MIT TABLETS IN DER KITA
                                                     ERFOLGREICH ERPROBT von Hans-Uwe Daumann
                                                                                                                             von Videofeedback: Andere Trom-
Foto: © Diemut Kreschel/Medien+Bildung.com

                                                                                                                             melkinder zeichnen die Übungsse-
                                                                                                                             quenzen auf, gemeinsam werden
                                                                                                                             die Aufnahmen konzentriert ange-
                                                                                                                             schaut. Die übenden Kinder lernen
                                                                                                                             an Hand der Videoclips, sich sel-
                                                                                                                             ber zu verbessern. Instrumente der
                                                                                                                             Wahl sind – neben den Trommeln
                                                                                                                             – wiederum Tablets.

                                                                                                                             In der Kommunalen Kita Pommard-
                                                                                                                             straße im benachbarten Nacken-
                                                                                                                             heim (Landkreis Mainz-Bingen) ist
                                                                                                                             „gesunde Ernährung“ das aktuelle
                                                                                                                             Projektthema. In einer wöchentli-
                                                                                                                             chen Kleingruppe produzieren die
                                                                                                                             „KiTab Mäuse“ Trickilme, in de-
                                                                                                                             nen ein Obstsalat aus dem Nichts
                                                                                                                             entsteht, gesunde und ungesunde
                                                                                                                             Lebensmittel tauchen auf und ver-
                                                                                                                             schwinden genauso wie die Kinder,
                                                                                                                             die sich her- und wieder wegzau-
                                                                                                                             bern. „StopMotion“ heißt die „App“,
                                                                                                                             mit deren Hilfe die Trickilmclips
                                                                                                                             entstehen. Mit „Tiny Painter“ ma-
                                                                                                                             len die Kinder die Raupe Nimmer-
                                                                                                                             satt. Die verwendeten Apps haben
                                                                                                                             die „KiTab Mäuse“ in einer anderen
                                                                                                                             Kleingruppe selbst getestet und be-
                                                                                                                             wertet.

                                                                                                                             RHEINLAND-PFALZ:
                                                                                                                             MODELLPROJEKT „KITAB.RLP“

                                             I
                                               n der Katholischen Kita St. Peter /   Bildergeschichte existiert erst ein-
                                               St. Emmeran in Mainz indet ein        mal rein digital – an ihren Tablets
                                               Projekt für kleine Forscherinnen      haben die Kinder die Bilder heraus-     Über ein Jahr – von Herbst 2015 bis
                                             und Forscher statt: „Wo wollen wir      gesucht und den Comic kreiert.          Herbst 2016 – lief das Modellprojekt
                                             wohnen?“ Die Kinder sammeln un-                                                 „KiTab.rlp“ in drei rheinland-pfälzi-
                                             ter Begleitung der Erzieherinnen im     In der Städtischen Kita am Goethe-      schen Kindereinrichtungen: „KiTab“
                                             Internet Bilder von Traumwohnun-        platz, ebenfalls in Mainz, indet        steht für Tablets in Kitas; das Län-
                                             gen; ein Gartenhäuschen, ein Zelt       regelmäßig die Trommel-AG statt.        derkürzel „rlp“ am Ende weist dar-
                                             und ein Wohnwagen sind darunter.        Eine Erzieherin leitet die Kinder an,   auhin, dass das zuständige Landes-
                                             Aus diesen und anderen Bildern ent-     komplexe Rhythmen zu üben. Eher         ministerium mit der Unterstützung
                                             steht anschließend ein Comic. Die       ungewöhnlich ist dabei die Nutzung      des Projekts einen Impuls zur Stär-

                                                                                                                                         Stadt und Gemeinde 15
MEDIENBILDUNG

kung der medienpädagogischen           und beobachtete die Tablet-Nut-         cher Ängste war die Mitwirkung des
Kompetenz von Kindern im Vor-          zung im Kita-Alltag.                    wissenschaftlichen Teams der Uni-
schulalter setzen will. Die damals                                             versität Mainz um Prof. Aufenanger
zuständige Ministerin Irene Alt for-   SOLIDE QUALIFIZIERUNG                   von großem Vorteil. Medienpäda-
mulierte im Dezember 2015: „Kin-       UND OFFENER DIALOG                      gogische Empfehlungen beleuch-
der sollen den sinnvollen Einsatz                                              ten die positiven Potenziale eines
von Tablets erleben und gleichzeitig   Mit ihrer Projektidee stießen die       altersgerechten Einsatzes digitaler
lernen, dass der Einsatz digitaler     KiTab-Partner von Anfang an auf         Technik. Gleichzeitig bietet die Kita
Medien nur eine Möglichkeit unter      aufgeschlossene Kita-Teams und          für die Kinder den Rahmen, die
vielen ist: Tablets sind Werkzeuge     interessierte Vertreter/innen von       kontrollierte Nutzung der attrak-
genauso wie Stifte oder Knete, die     Trägern. Neben einer soliden Qualii-    tiven Geräte nach festen Regeln zu
man nach Gebrauch auch wieder          zierung der Fachkräfte war ein ofener   erlernen: Nicht zu früh, zeitlich klar
zur Seite legt, um mit anderem zu      Dialog mit den Eltern eine notwendige   begrenzt und beschränkt auf weni-
spielen.“                                                                      ge inhaltliche Bereiche – Dokumen-
                                                                               tation, Kreativität, Bildung.
Drei Partner arbeiteten bei KiTab.
rlp zusammen; medien+bil-                                                         Im Rahmen des Modellprojekts
dung.com ist darauf spezia-                                                          stellte REDNET den Einrich-
lisiert, Kita-Fachkräfte zur                                                           tungen iPads einschließ-
Umsetzung altersgerech-                                                                  lich kindgerechter Apps
ter Medienprojekte zu                                                                     zur Verfügung und ins-
qualiizieren. Die Toch-                                                                    tallierte vor Ort die be-
tergesellschaft der Lan-                                                                   nötigte      Infrastruktur,
deszentrale für Medien                                                                     wie beispielsweise das
und Kommunikation be-                                                                      WLAN. Bei Fragen zur
treibt seit 2008 den „Me-                                                                 Datensicherung und zur
dienpädagogischen Erzie-                                                                 technischen Handhabung
her/innen Club“ (mec). Für                                                             mit den Geräten standen
die Hardware-Ausstattung,                                                            die IT-Experten während der
Infrastruktur, den Service sowie                                                  Projektlaufzeit beratend zur
die technischen Trainings sorgte                                               Seite. Das Qualiizierungskonzept
REDNET, ein auf Bildungseinrich-                                               schuf die Voraussetzungen dafür,
tungen spezialisierter IT-Ausstatter                                           dass die Erzieher/innen-Teams der
mit Sitz in Mainz. Als unabhängiger    Voraussetzung für den Erfolg. In        drei Kitas jeweils unterschiedliche
Partner begleitete die AG Medien-      allen drei Kitas fanden Informati-      Vorstellungen entwickelten, wie sie
pädagogik der Johannes-Guten-          onsveranstaltungen für Eltern statt.    digitale Medienbildung mit Tablets
berg-Universität das Projekt von       Nicht alle Eltern begrüßten das         in ihren Kita-Alltag integrierten.
wissenschaftlicher Seite. Unter der    Auftauchen digitaler Geräte in der      Auf einer fundierten medienpäda-
Koordination von Prof. Dr. Stefan      Kita-Gruppe. Manche unterstellten       gogischen Grundlage erhielten die
Aufenanger und Jun.-Prof. Dr. Jas-     die Absicht zur medialen Dauerbe-       Fachkräfte Impulse für Video-, Au-
min Bastian befragte das Team in       rieselung und befürchteten für ihre     dio- und Fotoanwendungen, für die
regelmäßigen Abständen Erziehe-        Kinder die Gefahr der Abhängigkeit.     Produktion von Comics, Trickil-
rinnen, Erzieher, Eltern und Kinder    Für eine sachliche Diskussion sol-      men und digitalem Stabigurenthe-

                                                                                                  Foto: © Anne Dederer / Rednet
16 Stadt und Gemeinde
entwickelt. Die Erzieher/innen
Foto: © Diemut Kreschel/Medien+Bildung.com

                                                                                                                              stellen einhellig fest: „Den Kindern
                                                                                                                              hat es immer viel Spaß gemacht. Die
                                                                                                                              Kinder freuen sich über ihre Produk-
                                                                                                                              te, schauen sie sich immer wieder
                                                                                                                              gerne gemeinsam an und sind stolz
                                                                                                                              darauf.“ In einem der Projekttage-
                                                                                                                              bücher indet sich auch das beruhi-
                                                                                                                              gende Kinderzitat: „Und jetzt gehen
                                                                                                                              wir schnell raus spielen. Juhu!“ Die
                                                                                                                              technisch-mediale Innovation Tab-
                                                                                                                              let ist eine wertvolle Ergänzung im
                                                                                                                              Werkzeugkasten, aber keine Kon-
                                                                                                                              kurrenz für bestehende Angebote.
                                             ater, aber auch für Dokumentation      zuwachs und sehen sich für künftige
                                             und mediengestützte Portfolioar-       Medienabenteuer besser gerüstet.          Die drei Projektpartner REDNET,
                                             beit. Die Zusammenarbeit mit den       Wer die beteiligten Erzieher/innen        medien+bildung.com und Univer-
                                             Eltern war ebenso Thema wie Urhe-      bei einer Präsentation erlebt, ist        sität Mainz reagieren auf die große
                                             berrecht und Datenschutz. In sechs     schnell überzeugt und gewonnen:           Resonanz der Fachwelt auf KiTab.
                                             Fortbildungseinheiten wurde der        Der Tableteinsatz ist für jeden ein       rlp mit Vorträgen, Seminaren und
                                             Tableteinsatz auch mit Bildungsbe-     Zugewinn, und dies – je nach Proil        Publikationen. Neue Fortbildungs-
                                             reichen der rheinland-pfälzischen      und Bedarf einer Einrichtung – auf        angebote helfen interessierten
                                             Bildungs- und Erziehungsempfeh-        jeweils andere Art und Weise.             Einrichtungen in Rheinland-Pfalz
                                             lungen verknüpft.                                                                dabei, den sinnvollen und kindge-
                                                                                    In der Mainzer Kita am Goetheplatz        rechten Tableteinsatz in der eige-
                                             FRÜHBILDUNGSPROFIS                     hat interkulturelles Lernen einen         nen Kita zu erproben. Kommunale
                                             BESCHEINIGEN                           hohen Stellenwert. Mit den Tablets        und freie Träger machen sich auf
                                             KOMPETENZZUWACHS                       unterstützt das Team die Sprachför-       den Weg, ihre Einrichtungen mit
                                                                                    derung, aber auch für das Coaching        Computernetzwerken und Tablets
                                             Am 15. September 2016 präsentier-      im Team ist das Tablet ein guter Be-      zu versorgen, um die frühkindliche
                                             ten die Projektpartner und die Teil-   gleiter. Die Kita St. Peter / St. Emme-   Medienbildung zukunftssicher zu
                                             nehmer/innen ihre Erfahrungen in       ran sieht den Nutzen in der Portfoli-     verankern. 
                                             einem gut besuchten Fachtag der        oarbeit und in der Zusammenarbeit
                                             Öfentlichkeit. Die drei Modellkitas    mit den Eltern, gleichzeitig ist das      Der Autor: Hans-Uwe Daumann ist
                                             lassen keinen Zweifel daran, dass      „Haus der kleinen Forscher“ prä-          Stellvertretender Geschäftsführer bei
                                             die „Medienbildung mit Tablets“        destiniert dafür, Lernerlebnisse der      medien+bildung.com.
                                             auf Dauer bei ihnen Einzug hält.       Kinder im naturwissenschaftlichen
                                             Jedes Team hat in der Medienarbeit     und technischen Bereich mit krea-                       W W W Unter
                                                                                                                                                  .K I T
                                             seine eigenen „Stolpersteine“ erlebt   tiver Mediennutzung zu verbinden.                         weite A B-R L P.D
                                                                                                                                                      rführe      E
                                             – technische Pannen, personelle        Und die Kita Pommardstraße aus                          Info             nde
                                                                                                                                          Mode rmaionen z
                                             Wechsel, knappe Zeitressourcen         Nackenheim hat eine bunte Vielfalt                         llproje        um
                                                                                                                                            in drei kt „KiTab.rlp
                                             – aber alle Frühbildungsprois be-      medialer Darstellungsformen für                        pfälzis rheinland- “
                                                                                                                                                  che
                                             scheinigen sich einen Kompetenz-       ihr Schwerpunktthema Ernährung                           einrich n Kinder-
                                                                                                                                                     tungen

                                                                                                                                          Stadt und Gemeinde 17
PRÄSIDIUMSSITZUNG DES DStGB

130. PRÄSIDIUMSSITZUNG
        DES DEUTSCHEN
           STÄDTE- UND GEMEINDEBUNDES

                                                                                                                      Foto: © DSTGB
B
      ei der 130. Präsidiumssitzung    Fluchtursachen, eine solidarische       inzwischen unsere Vorschläge auf-
      des Deutschen Städte- und        Verteilung der Gelüchteten inner-       gegrifen und Maßnahmen zur Ver-
      Gemeindebundes in Düssel-        halb der Europäischen Union, die        besserung der inneren Sicherheit
dorf zeigte sich deutlich: Die Un-     Aufrechterhaltung der Grenzkon-         eingeleitet. Dies betrift den Ausbau
terbringung und Versorgung der         trollen sowie Abkommen mit den          der Personalkapazitäten bei der Po-
Flüchtlinge hat in den Kommunen        Herkunftsländern zur Rücknahme          lizei und Justiz, Präventionsstrate-
sehr erfolgreich funktioniert – im     Gelüchteter. Innerhalb Deutsch-         gien gegen Radikalisierungen sowie
Hinblick auf die langfristige Auf-     lands spricht sich der DStGB für ein    den Kampf gegen die Internet- und
gabe der Integration bedarf es aber    gemeinsames        Rückführungsma-      Computerkriminalität. Das reicht
weiterer umfänglicher organisatori-    nagement in der Verantwortung von       aber nicht aus“, stellte DStGB-Prä-
scher und auch inanzieller Unter-      Bund und Ländern insbesondere           sident Roland Schäfer fest. Der
stützung von Bund und Ländern.         zur Identitätsfeststellung aus.         DStGB plädiert unter anderem für
Der DStGB warnt die Politik davor,                                             eine Ausweitung der Videoüberwa-
mit Blick auf die zurückgehenden       Die knapp 60 Teilnehmer der Prä-        chung, die Einstellung von ausrei-
Flüchtlingszahlen zur Tagesord-        sidiumssitzung beschäftigten sich       chend Ermittlern zur Bekämpfung
nung überzugehen. Im Hinblick auf      neben der Integration, der digita-      der Wohnungs- und Geschäftsein-
das Angebot von Sprach- und Inte-      len Bildung sowie Steuer- und Fi-       brüche, stärkere Kooperation der
grationskursen, Konzepten der be-      nanzthemen auch mit drängenden          Sicherheitsbehörden der Länder zur
rulichen Integration und eine Inte-    Sicherheitsfragen. Sicherheit ist Vo-   Bekämpfung von Bandenkrimina-
gration in die örtliche Gemeinschaft   raussetzung für eine hohe Lebens-       lität, eine Verbesserung des gren-
und in Arbeit bedarf es weiterer An-   qualität in Städten und Gemeinden       züberschreitenden Informations-
strengungen. Erforderlich sind zu-     und zugleich wichtiger Standort-        austauschs zwischen den Behörden
dem eine wirksame Bekämpfung der       faktor. „Bund und Länder haben          aller Ebenen (EU, Bund, Länder,

18 Stadt und Gemeinde
Kommunen) sowie den Aubau lo-        Ralf Jäger, Minister für Inneres und   Polizeipräsenz, mehr Präsenz der
      kaler Präventionszentren zur Be-     Kommunales des Landes Nord-            Ordnungsämter und einer Stärkung
      kämpfung von Radikalisierungsten-    rhein-Westfalen, war zu Gast in der    der kommunalen Ordnungspart-
      denzen in der Gesellschaft. Nicht    DStGB-Präsidiumssitzung. Er grif       nerschaften. 
      zuletzt bedarf es nach Meinung des   die Kommunalpolitik im Kontext
      kommunalen Spitzenverbandes ei-      von Landes- und Bundespolitik auf.     Weitere Informationen zur Präsidi-
      ner verstärkten Bekämpfung von       Minister Jäger betonte, dass die Sa-   umssitzung des DStGB unter:
      Gewaltaufrufen, Beleidigungen und    nierung der Kommunalinanzen das
      Drohungen unter anderem gegen-       bedeutende Thema der nächsten          Pressemitteilung
      über Mandats- und Amtsträgern,       Jahre sein wird. Der Bürger dürfe      Integration: Städte und Gemeinden
      aber auch gegen Mitarbeiterinnen     nicht das Gefühl haben, der Staat      stehen vor Herkulesaufgabe
      und Mitarbeiter in den Kommunal-     habe die Kontrolle verloren. Zum
      verwaltungen. Der DStGB setzt sich   Thema Sicherheit formulierte Jä-       und
      seit langem für einen Aktionsplan    ger die Herausforderung, gegen die
      von Bund und Ländern gegen Hass-     gefühlte Unsicherheit in der Bevöl-    Pressemitteilung
      kriminalität ein. Dieser muss end-   kerung vorzugehen. Wie baut man        Innere Sicherheit stärken
      lich umgesetzt werden.               Ängste ab? Jägers Antwort: mehr

                                                                                                                   Anzeige

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                                www.care.de
FOLGE 25

I
   n der letzten Zeit haben wir uns      den sind Forderungen nach Rück-           Die Bundesrepublik Deutschland
   sehr oft mit den Schwächen der        zahlungen von falsch verwendeten          verharrt nach Aufassung der Kom-
   EU-Kommission beschäftigt. Ihre       Geldern, unter anderem aus den            mission schon zu lange in Untä-
Unfähigkeit, sich gegen die nationa-     Strukturfonds, sowie eine politische      tigkeit, denn schon 2012 hätte sie
len Interessen der Mitgliedsländer in    Kampagne und gegebenenfalls eine          reagieren müssen. Als konkretes
der Migrationsfrage durchzusetzen,       Klage gegen Staaten, die gegen die        Beispiel führt man an, dass zwi-
wurde beleuchtet und ihr Schwan-         Grundprinzipien des EU-Vertrages          schen 2008 und 2011 der vorge-
ken, ob sie einer Keynesianischen        verstoßen. Das beste Beispiel aus         schriebene Grenzwert von 50 Mil-
Wirtschaftspolitik Politik à l al Yel-   letzter Zeit ist hier der Protest gegen   ligramm Nitrat pro Liter Wasser an
len in den USA, Draghi in Frankfurt      die Einlussnahme der polnischen           über der Hälfte (50,3 Prozent) aller
sowie den romanischen Politikern         Regierung auf die Zusammenset-            Messstellen überschritten wurde
in Paris, Rom und Athen (die sind        zung und die Rechte des polnischen        und unverändert gegenüber dem
allerdings keine Romanen) folgen         Verfassungsgerichtshofes. In der          Zeitraum 2004 bis 2007 geblieben
soll oder mehr der Austeritätspo-        Regel – aber selten genug – verwen-       sei. Nach EU-Recht seien dann
litik des Berliner Finanzministers       det die Kommission Mittel Nr. 1, um       Maßnahmen zu verschärfen, wenn
Schäuble und der der Niederlän-          ihre Politik durchzusetzen.               die Wasserqualität nicht besser,
der aus Den Haag. Auch wurden in                                                   sondern schlechter geworden ist
dieser Reihe die irgendwie über den      Diesmal ist Deutschland dran und          und dies sei nun der Fall. Das Ganze
Wassern schwebende Depression            zwar beim Umweltschutz. So hat            war also lange absehbar, so die Kom-
und die resignative Melancholie der      die Kommission am 31. Oktober             mission und in der Tat: Vielleicht ist
EU-Führungskräfte         aufgegrifen,   eine 1500 Seiten lange Klage in Lux-      da was dran. Selbst die bayerische
die manchmal sogar in leichte Ag-        emburg beim EuGH vorgelegt, die           Europaministerin, Beate Merk, hat
gressivität umschlägt. Es scheint in     untechnisch gesprochen in dem             kürzlich in einem Vortrag in Brüssel
der Tat, als rissen die aktuellen Pro-   Vorwurf mündet, in Deutschland            eingeräumt, dass lediglich 15 Pro-
bleme die EU-Kommission immer            seien durch eine Überdüngung              zent des Wassers in Bayern in einem
mehr in die Tiefe.                       aus Mist und Gülle die Nitratwer-         guten Zustand sei (Durchschnitt
                                         te im Grundwasser deutlich und            in Europa 43 Prozent). Die Nitrate
Aber das ist nur eine Seite der Me-      alarmierend erhöht worden. Wa-            könnten hier eine Rolle spielen.
daille, wenn auch die wichtigere. Wir    rum ist das alarmierend? Nun,
wollen jedoch trotz allem nicht ver-     Nitrate begünstigen das Planzen-          Doch warum ist das so oder besser
gessen, dass die Kommission durch-       wachstum. Überhöhte Mengen                gesagt, kann es so sein, dass die Situ-
aus auch politisch aktiv sein und ihre   schaden Süßwassergewässern und            ation in Deutschland so unbefriedi-
Zähne zeigen kann. Sie nutzt diese       Meeresumwelt, da ein Algenwachs-          gend ist? Die Kommission weiß an-
Mittel viel zu wenig, aber manchmal      tum gefördert werden kann, wel-           geblich um die Gründe und verweist
eben doch. Eines dieser Mittel – sie     ches anderes Leben erstickt. Das ist      auf die Praxis der Bundesregierung
hat grundsätzlich drei – ist die Klage   eine der Sorgen. Die zweite ist, dass     zu viele Ausnahmen zu gewähren,
gegen die Mitgliedstaaten aufgrund       der Genuss von Trinkwasser mit            wissenschaftliche Erkenntnisse zu
eines Verstoßes gegen schon verab-       erhöhter Nitratbelastung vor allem        ignorieren und internationale Be-
schiedete Gesetze. Die anderen bei-      Kleinkinder schädigt.                     stimmungen zu verletzen. So gelten

20 Stadt und Gemeinde
laut Kommission in der EU Dün-         Prügelknaben spielen will, sondern        Volkswirtschaft erlegen? Sicher –
gesperrzeiten von fünf bis sieben      auch einmal zurückkeilen will. Das        die Beispiele sind, was Größe und
Monaten. In Deutschland würden         tut sie in der Tat, denn der Fall ist     Bedeutung anbelangt, zu unter-
sie mit maximal drei Monaten nicht     nicht klein, weder faktisch noch          schiedlich wichtig, um wahre Paral-
eingehalten. Zwar sei es Mitte Ok-     politisch. Deutschland „produziert“       lelen zu sein. Dennoch verwundert
tober 2016 gelungen, sich deutsch-     24 Prozent (0,3 von 1,27 Milliarden       der Gleichklang der Argumente aus
landintern auf ein geändertes Vor-     Tonnen) der europäischen Gülle            unterschiedlicher Perspektive.
gehen zu einigen (Dünge-Reform),       und damit mehr als Frankreich oder
diese Einigung reicht für die Gene-    Italien mit ihren schon fast sprich-      Als Schlussfolgerung sei daher fol-
raldirektion Umwelt jedoch nicht.      wörtlichen großen Landwirtschaft-         gendes gezogen: Der alte Satz, dass
Also geht man vor den Kadi. Aus-       strukturen. Weiter ist der deutsche       Kritik nur dann glaubhaft ist, wenn
gang ungewiss. Der Leser kennt ja      Staatsapparat durchaus in der Lage,       man keine eigenen „Leichen“ im
den Spruch: Vor Gericht und auf        sich gegen Klagen jeglicher Art zu        Keller hat, hat etwas für sich. Ist
hoher See…                             wehren. Man hat es nicht mit einem        aber der eigene Keller belegt, so soll-
                                       juristischen Zwerg zu tun. Auch           te man das entweder ändern oder
Bei einer Verurteilung durch den       das erfordert Energie und Tatkraft        etwas mehr Verständnis für andere
EuGH droht der Bundesrepublik          seitens der EU-Kommission. Aber           zeigen. Tut man letzteres wiederum,
zunächst einmal eine Geldstrafe.       diese beiden ersten Aspekte sind          dann geht man natürlich anders und
Die Höhe richtet sich gegebenen-       eigentlich nicht der Grund für die        verständnisvoller miteinander um.
falls nach Dauer und Schwere des       Erwähnung des Problems in dieser          Man lässt eben tendenziell in solch`
Verstoßes und nach der Zahlungs-       Reihe. Beim dritten kommt man             einer Situation die Kirche eher im
fähigkeit des betrefenden Staates.     der Sache schon näher. Die Kom-           Dorf. Und genau das ist es, was die
Gegen Deutschland könnte daher         mission behauptet, dass die Bun-          Europäische Union in Brüssel und
eine Strafe von rund 250 000 Euro      desregierung, und wohl nicht nur          in ihren Hauptstädten momentan
pro Tag verhängt werden. Zudem         sie (Bundesländer), in Deutschland        braucht. Die Erkenntnis, dass es kei-
könnte das Gericht die Ausbringung     viele Ausnahmen gewährt, wissen-          ner in Europa – auch nicht im son-
von Gülle in besonders nitratbe-       schaftliche Erkenntnisse ignoriert        nenverwöhnten Berlin – momentan
lasteten Gebieten völlig verbieten.    und internationale Bestimmungen           so ganz genau mit den europäischen
Aber soweit sind wir noch nicht.       verletzt. Klingt das nicht wie ein fer-   Regeln nimmt, weil sie angeblich
Wir sind schließlich beim EuGH         nes Duplikat der ständigen, diesmal       zuhause nicht durchsetzbar sind
nicht nur nicht in Gottes Hand         deutschen Klagen gegen Sonderre-          oder weil man ganz einfach trotzig
(s.o.), sondern seine Mühlen mah-      gelungen für Griechenland in der          sein will, verhindert nämlich, dass
len auch langsam. On verra (Man        Eurokrise oder gegen Aufweichun-          der Heiligenschein zu sehr drückt.
wird sehen).                           gen in der Stabilitätspolitik zuguns-     Erkenntnisse dieser Art sind in der
                                       ten französischer Interessen? Liegt       Politik (fast) immer vorteilhaft. Sie
Doch was ist nun eigentlich an die-    in den Bemerkungen der Kommis-            dürfen natürlich nicht dazu führen,
sem Fall so interessant, dass er vom   sion zur Missachtung der wissen-          dass man auf dieser Basis einfach so
Autor beispielhaft aufgenommen         schaftlichen Erkenntnisse in der          weitermacht, frei nach dem Motto
wird? Nun, erstens – wie schon oben    Umweltpolitik nicht eine Parallele        „geteiltes Fehlverhalten ist halbes
erwähnt – ist das Nitratproblem ein    zu den deutschen Aufassungen,             Fehlverhalten“. Sie können jedoch
Beweis dafür, dass die Kommission      man sei bei der Draghischen Geld-         die Aufgabe erleichtern, einen neu-
entgegen aller aktuellen Tendenz       politik eher einem Voodoo-Zauber          en Anfang auf bewährter Grundlage
dann doch nicht immer nur den          als den vernünftigen Regeln der           zu suchen. Dafür sind sie gut. 

                                                                                              Stadt und Gemeinde 21
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