Endlich volljährig - Das Brandenburgische Straßengesetz ist 18 Jahre alt geworden

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Endlich volljährig - Das Brandenburgische Straßengesetz ist 18 Jahre alt geworden
Schwerpunkt: 20 Jahre Brandenburg – vom MSWV zum MIL
                                               Umbruch – Aufbau – Konsolidierung – Zukunft

              Endlich volljährig – Das Brandenburgische Straßengesetz
                                             ist 18 Jahre alt geworden
                                              	Ilka Römmler

Am 11. Juni 1992 ist das Brandenburgi-        Sind die jüngsten Neuregelungen in der            Lärmbelastung würde sich dadurch
sche Straßengesetz als das erste Stra-        Praxis augenscheinlich überwiegend po-            überwiegend nur örtlich verlagern,
ßengesetz der fünf neuen Bundeslän-           sitiv aufgenommen worden – eine Eva-              eine vollständige Problemlösung stellt
der in Kraft getreten. Die Intention des      luierung steht freilich noch aus –, treten        das straßenrechtliche Fahrverbot da-
damaligen Gesetzgebers war es, eine           unterdessen im Arbeitsalltag der Verkehrs-        mit nicht dar.
zeitgemäße rechtliche Grundlage für die       abteilung des Ministerium für Infrastruktur
Verwaltung der Straßen im Land Bran-          und Landwirtschaft (MIL) neue Themen zu       ●● Gegenstand von Anfragen ist immer
denburg zu schaffen. Diesem Anspruch          Tage, die etwaigen weiteren gesetzgebe-          wieder auch das Thema Verkehrssi-
ist das Brandenburgische Straßengesetz        rischen Handlungsbedarf offenbaren. Ex-          cherungspflicht. Hervorzuheben ist
bis heute gerecht geworden. In einem          emplarisch sei dies nachfolgend anhand           namentlich die beharrliche Forderung
kontinuierlichen Prozess ist es durch         dreier signifikanter Sachverhalte aus der        der Waldeigentümer und Waldeigen-
rund ein Dutzend Änderungen an Erfah-         Praxis der Ministerialverwaltung darge-          tümerinnen an die Straßenbauverwal-
rungen aus der Verwaltungspraxis sowie        stellt:                                          tung, beim Bau von an Waldflächen
Entwicklungen in Gesetzgebung und                                                              grenzenden Wegen parallel zum
Rechtsprechung angepasst und weiter-          ●● Der außergewöhnlich schneereiche              geplanten Weg einen Waldstreifen
entwickelt worden.                               vergangene Winter etwa hat die vor            von 30 m Breite zu erwerben bzw. für
                                                 15 Jahren normierte Vorschrift zur            diesen Bereich die Verkehrssiche-
Neben den beiden großen Novellen in              Straßenreinigung in das Zentrum               rungspflicht zu übernehmen. Obliegt
den Jahren 1999 und 2008 sind immer              der öffentlichen Diskussion gerückt.          prinzipiell dem Waldeigentümer bzw.
wieder auch wichtige Stellschrauben              Bezüglich der Reichweite einer mög-           der Waldeigentümerin die Verkehrssi-
bewegt worden, um das Gesetz noch                lichen Übertragung der Straßenrei-            cherungspflicht für seine/ihre Flächen,
anwenderfreundlicher und praxisnäher             nigungspflicht auf Anlieger hat eine          so ist hier ebenso zu berücksichtigen,
zu gestalten. Beispielhaft genannt seien         uneinheitliche Auslegung des Geset-           dass der Neubau eines Weges in ei-
hier die Einführung einer Regelung zur           zeswortlautes zu Verunsicherung in            nem Waldgebiet zu einer erheblich
Straßenreinigung im Jahr 1995, des Wei-          den Gemeinden geführt. Insofern ist           höheren Belastung des Waldeigentü-
teren im Jahr 2003 die Erweiterung des           es angezeigt, die Intention des Ge-           mers führt. Diesbezüglich gilt es, eine
Umstufungstatbestandes um die Mög-               setzgebers, nach der im Rahmen der            sachgerechte Lösung zu entwickeln.
lichkeit der Korrektur falscher Einstufung       Zumutbarkeit grundsätzlich auch die
von Straßen sowie die Ergänzung einer            Winterwartung öffentlicher Straßen
Satzungsermächtigung für die Erhebung            auf die Anlieger übertragen werden
kommunaler Sondernutzungsgebühren,               kann, im Gesetzeswortlaut künftig
ferner die im Jahr 2005 realisierte Neuor-       deutlicher zum Ausdruck zu bringen.
ganisation der Straßenbauverwaltung.
                                              ●● Die Luft- und Lärmbelastung durch
Zuletzt sollte die Totalrevision des Bran-       Lkw hat in den vergangenen Mona-
denburgischen Straßengesetzes im Jahr            ten wiederholt zu Forderungen nach
2008 nach einem Beschluss des Son-               Fahrverboten durch eine dauerhafte
derausschusses zur Überprüfung von               Beschränkung des Gemeingebrauchs
Normen und Standards des Branden-                für den Schwerlastverkehr auf Bun-
burgischen Landtages im Rahmen des               desstraßen geführt. Zum einen steht
Bürokratieabbaus ein effizienteres, bür-         aber der dauerhafte Ausschluss des
ger- und investorenfreundlicheres und mit        Schwerlastverkehrs im Widerspruch          Landstraße bei Schenkenberg. © Sabine Metzlaff, MIL
angrenzenden Rechtsbereichen besser              zur Zweckbestimmung der Bundes-
harmonierendes Straßengesetz schaffen.           fernstraßen, den überregionalen            Einstweilen bleibt bis hierhin festzu-
Zu diesem Zweck sind die Belastungen             Transport von Personen und Gütern,         stellen: Zwar ist das Brandenburgische
der Kommunen sowie der Bürgerinnen               gerade auch mittels Schwerlastver-         Straßengesetz ausgereift und gewisser-
und Bürger durch das bis dahin geltende          kehrs, zu ermöglichen. Zum anderen         maßen „erwachsen“ geworden. Dennoch
Straßengesetz herausgefiltert und Mög-           führt der Ausschluss bestimmter Ver-       wird es auch in Zukunft einer steten Wei-
lichkeiten zu deren Entlastung und zur           kehrsarten von der Benutzung von           terentwicklung unterliegen müssen, um
Reduzierung von Verwaltungsaufwand               Bundesfernstraßen regelmäßig zu            seinem Anspruch als zeitgemäßes und
aufgezeigt worden. Investitionshemm-             einem unerwünschten Ausweichver-           anwenderfreundliches Gesetz dauerhaft
nisse sind reduziert, Verfahrensabläufe          kehr der betroffenen Verkehrsarten         gerecht zu werden und sich weiterhin im
optimiert und Doppelzuständigkeiten be-          auf Landes-, Kreis- und Gemein-            Ländervergleich als eines der moderns-
seitigt worden.                                  destraßen. Das Problem der Luft- und       ten Straßengesetze zu präsentieren. n

Die Umstrukturierung im Verkehrswesen – Von der Planwirtschaft zur ebenenübergreifenden                            MILAktuell 3/10                47
Verantwortungsgemeinschaft bei der Schaffung moderner Verkehrsinfrastrukturen und Verkehrsangebote
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Sachenrechtsbereinigung für Straßenland –
Aufarbeitung tausender „geerbter“ Grunderwerbs-
und Entschädigungsrechtsfälle im Straßenwesen
        	Heidrun Panning

        1990 gab es zahlreiche Einzelfälle von
        öffentlichem Straßenland in Privateigen-
        tum. Viele Personen, die Straßenland
        besaßen, dachten an Straßensperrung,
        um ihr „Vermögen“ privaten Zielen zuzu-
        führen. Aufgrund von Bestimmungen des
        Einigungsvertrages und dem Instrument
        straßenrechtlicher Widmung hatte die
        öffentliche Hand die Verfügungsbefugnis
        über die Straßen inne, ohne Eigentümerin
        zu sein. Sie war die Besitzerin mit dem
        Recht zu bestimmen. Die grundbuchlich
        ausgewiesenen Privateigentümer und
        Privateigentümerinnen konnten ihre Flä-
        chen nicht nutzen, weil die Befugnisse
        des zuständigen Straßenbaulastträgers
        (Bund, Land oder Kommune) Vorrang            L 15 bei Lychen, Katastergrenzen zeigen, dass ein Teil der Straße kein Eigentum der Straßenbauverwal-
        hatten. Für diese Lage forderten die Ei-     tung ist. © Brandenburg Viewer – GeoBasis-DE/LGB 2010
        gentümerinnen und Eigentümer eine
        rechtliche Bereinigung. Neben den neu-       b)	Eigentumsübergänge nicht geregelt                Eigentümerin der ehemaligen Fernver-
        en, dem Aufbau zugewandten Aufgaben             waren, weil Eigentümer und Eigentü-              kehrsstraßen, das Land Brandenburg
        sah sich die Straßenbauverwaltung in der        merinnen nicht in der DDR lebten und             erhielt überregionale und regionale Ver-
        Pflicht, den Eigentümern und Eigentüme-      c)	Flächen, von in der DDR ansässigen               bindungsstraßen in sein Eigentum und
        rinnen einen Interessenausgleich anzu-          Eigentümerinnen und Eigentümern                  die überörtlichen und örtlichen Straßen
        bieten. Die Sachgebiete für Grunderwerb         ohne Regelung überbaut worden wa-                wurden in das Eigentum der Landkreise
        und Entschädigungsrecht in den Straßen-         ren.                                             und Gemeinden überführt. Sie wurden
        bauämtern, heute Niederlassungen des                                                             damit zu Straßenbaulastträgern im Sin-
        Landesbetriebes Straßenwesen, mach-          1. Allgemeines Kriegsfolgengesetz                   ne des Bundesfernstraßengesetzes und
        ten sich ans Werk, diesen straßenrecht-      (AKG) – 1957                                        des Landesstraßengesetzes und waren
        lich gebotenen, sogenannten rückstän-        Gemäß Art. 90 Abs. 1 GG ist der Bund                danach für alle Bau- und Unterhaltungs-
        digen Grunderwerb abzuarbeiten. Dabei        Eigentümer der bisherigen Reichsauto-               arbeiten an diesen Straßen – im Rahmen
        ist zu berücksichtigen, dass die Länder      bahnen und Reichsstraßen. Die §§ 1 und              ihrer Leistungsfähigkeit – zuständig. Vor-
        gemäß Art. 90 Abs. 2 Grundgesetz (GG)        2 des AKG von 1957 legen allerdings                 aussetzung war dabei, dass die Verwal-
        die Bundesfernstraßen im Auftrag des         fest, dass alle Forderungen gegen das               tungsaufgabe weiterhin bestehen blieb.
        Bundes verwalten und somit die Bundes-       Deutsche Reich und das Unternehmen                  Diese zu erfüllen, war im Hinblick auf
        und Landesaufgaben zu erledigen waren.       Reichsautobahn sowie eventuelle Funk-               Straßen nicht schwer. Allerdings legte
        Hinzu kommt, dass es ein Landesstra-         tions- oder Rechtsnachfolger erlöschen.             der EV fest, dass allein Vermögen der
        ßengesetz als Grundlage für den Eigen-       Somit waren weder Ansprüche gegen die               DDR direkt auf die neuen Aufgabenträger
        tumserwerb noch gar nicht gab.               Bundesstraßenverwaltung durchsetzbar                übergehen kann, Eigentumsrechte Priva-
                                                     noch durfte die Bundesstraßenverwal-                ter blieben ausdrücklich unberührt. Für
        Anfang 1991 hatte man überschlägig           tung 1990 Leistungen erbringen. Damit               die oben unter a) – c) genannten Punkte
        ermittelt, dass die DDR für rd. 17.500  ha   waren alle oben unter a) genannten Fälle            ergab sich somit keine Lösung.
        ­Autobahn- und Fernverkehrsstraßenflä-       scheinbar gesetzlich erledigt. Die Grund-
         chen nicht die Eigentümerin gewesen         bücher belegten aber gerade keine be-               3. Verwaltungsvorschriften des
         war. Die Zahlen für Landes- und Kom-        friedigende Erledigung, sondern wiesen              ­Bundes – Herbst 1991
         munalstraßen sind nicht ermittelt worden,   Privateigentum aus.                                  Das Bundesverkehrsressort hat entschie-
         sie werden aber ein Vielfaches davon                                                             den, dass die privaten Eigentümerinnen
         erreicht haben.                             2. Einigungsvertrag (EV) – 1990                     und Eigentümer, die verstärkt auf die Not-
                                                     Mit dem EV wurde Vermögen der ehe-                  wendigkeit einer Bereinigung der Lage
        Offen waren 1990 in Brandenburg bzw.         maligen DDR, das bestimmten Verwal-                 hinwiesen, nicht jahrelang auf eine mögli-
        den neuen Bundesländern sämtliche Fäl-       tungsaufgaben diente, als sogenanntes               che gesetzliche Regelung warten sollten.
        le, in denen:                                Fachvermögen zu Vermögen des jewei­                 Im September 1991 hat es die „Hinweise
        a)	Kauf- und Tauschverträge aus der Zeit     ligen Verwaltungsaufgabenträgers. Die               für die Abwicklung des rückständigen
             vor 1945 nicht abgewickelt waren,       Bundesrepublik Deutschland wurde                    Grunderwerbs für Bundesfernstraßen in

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                                            Verantwortungsgemeinschaft bei der Schaffung moderner Verkehrsinfrastrukturen und Verkehrsangebote
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                                               Umbruch – Aufbau – Konsolidierung – Zukunft

der Baulast des Bundes in den fünf neu-       des VZOG. Gemäß § 5 Abs. 1 b) VermG           7. Grunderwerbsbereinigungsgesetz
en Bundesländern und Berlin“ herausge-        war eine Rückübertragung von Eigen-           (GrundRBerG) – Verkehrsflächenberei-
geben:                                        tumsrechten an Grundstücken ausge-            nigungsgesetz (VerkFlBerG) – 2001
                                              schlossen, wenn diese Grundstücke dem         Am 1. Oktober 2001 ist das VerkFlBerG
a) Für Sachverhalte aus der Zeit vor 1945     Gemeingebrauch gewidmet waren. § 5            als Artikel 1 des GrundRBerG des Bun-
sahen die Hinweise vor, das AKG zu be-        VZOG verwies auf die klare Verfügungs-        des in Kraft getreten. Damit hat der Bund
achten. Daneben war jedoch vorgesehen,        befugnis für Verwaltungsvermögen nach         das letzte noch fehlende Element in ei-
für die anzustrebende Eigentümerstellung      dem Einigungsvertrag. Danach behielt          ner Kette von Vorschriften geschaffen,
im Grundbuch, wofür die Zustimmung des        der Straßenbaulastträger die Verfügungs-      um den rückständigen Grunderwerb für
Eigentümers oder der Eigentümerin not-        gewalt, er war aber gehalten, die einzel-     Straßenbaumaßnahmen des Deutschen
wendig war, eine Billigkeitsentschädigung     nen Entschädigungsansprüche zu prüfen         Reiches und der DDR abschließend ab-
zu zahlen. Die Hinweise sahen vor: „Bei       und zu befriedigen.                           arbeiten zu können.
Beachtung der in der Rechtsprechung
und der Verwaltungspraxis als gerecht-        5. Brandenburgisches Straßengesetz            Als ganz wichtige Komponente ist in § 1
fertigt angesehenen Entschädigungs-           (BbgStrG) – 1992                              Abs. 2 des VerkFlBerG festgeschrieben
beträge für Leitungsüberspannungen …          Im Juni 1992 ist das Brandenburgische         worden, dass sämtliche bereits nach dem
ist ein Betrag von 10 – 20 % des Wertes       Straßengesetz in Kraft getreten. Bis dahin    3. Oktober 1990 begründeten Rechte bzw.
gerechtfertigt, der heute für ein Grund-      hatte man für Fragen des Grunderwerbs         Einigungen unter den Beteiligten Bestand
stück der Qualität zu zahlen wäre, die das    die Bundesvorschriften und das Landes-        haben werden und nicht in den gesetzli-
Grundstück im Zeitpunkt der Inanspruch-       gesetz des Partnerlandes Nordrhein-           chen Geltungsbereich fallen. Im Übrigen
nahme hatte –‚ damalige Qualität/heutiger     Westfalen herangezogen und in Analogie        sind die Grundgedanken der „Hinweise“
Preis’.“ Geringere Grundstücksqualitäten      dazu gearbeitet. Nunmehr gab es in § 13       aus dem Jahr 1991 weitgehend übernom-
sollten eher zum höheren Prozentsatz          eine landeseigene Bestimmung, die „den        men worden. Etwas schärfer normiert ist
und höhere Qualitäten eher zum kleine-        Träger der Straßenbaulast“ zum Eigen-         ein in § 3 fixiertes Erwerbsrecht des öf-
ren Prozentsatz erworben werden. Ferner       tumserwerb „an den der Straße dienen-         fentlichen Nutzers. Danach kann der Ver-
war eine Verzinsung ab dem 3. Oktober         den Grundstücken“ verpflichtete. Eigene       waltungsträger vom Grundstückseigentü-
1990 von bis zu 4 % vorgesehen.               Wertermittlungsgrundsätze hat das Land        mer oder der Grundstückseigentümerin
                                              nicht entwickelt, sondern – wie alle ande-    den Verkauf des Grundstückes an sich
b) und c) Hier wurde der Grundsatz „da-       ren Bundesländer – die Wertermittlungs-       verlangen. Dieser radikale Ansatz dient
malige Qualität/heutiger Preis“ für an-       verordnung – seit 1. April 2009 Immobi-       ganz klar dem Ziel, den Abschluss der
wendbar erklärt. Auch für diese Fälle war     lienwertermittlungsverordnung – und die       Aufgabe zu beschleunigen. Als Ausgleich
eine Verzinsung ab dem 3. Oktober 1990        Wertermittlungsrichtlinien des Bundes zur     für diese „scharfe Waffe“ gegenüber
in Höhe von bis zu 4 % vorgesehen. Auch       Ermittlung der Verkehrswerte (Definition      dem privaten Eigentum ist das Recht nur
Flächen, die als sogenanntes Bodenre-         in § 194 BauGB) herangezogen.                 sechs Jahre gültig. Sollten die Mühlen der
formland identifiziert wurden, sollten nach                                                 Verwaltung bis dahin noch nicht für alle
diesen Bestimmungen erworben werden.          6. Sachenrechtsänderungsgesetz –              Fälle gemahlen haben, erhält gemäß § 8
Allein für Fälle, in denen es bereits Ver-    Moratorium im Einführungsgesetz               danach der Grundstückseigentümer oder
tragsvorbereitungen oder geschlossene,        zum Bürgerlichen Gesetzbuch                   die Grundstückseigntümerin das Recht,
aber noch nicht vollzogene Kaufverträge       (EGBGB) – 1992 – 1994 – 2001                  einen Verkauf oder eine entgeltliche Re-
gab, wurden Ausnahmen fixiert. Nach           Auch wenn eine gesetzliche Regelung           gelung zu verlangen.
dem Rechtsgrundsatz „pacta sunt servan-       des Bundes zur Abwicklung des rück-
da“ sollten diese Verträge erfüllt werden.    ständigen Grunderwerbs fehlte, sollten        Ungewöhnlich für ein Gesetz, aber äu-
                                              doch Inhalt und Schranken des (Privat-)       ßerst hilfreich in seiner Anwendung sind
Dieses schnelle Handeln des Bundes hat        Eigentums im Sinne von Art. 14 GG den         die fixierten Preise. In § 5 des Gesetzes
das Signal gesetzt, zugefügtes Unrecht        Anforderungen des Verhältnismäßigkeits-       heißt es:
so bald wie möglich zu prüfen und so gut      prinzips entsprechen. Dazu wurde 1992         „Bei Verkehrsflächen beträgt der Kauf-
wie möglich auszugleichen. Es hat – so-       in Artikel 233 § 2 a Absatz 9 des EGBGB       preis 20 Prozent des Bodenwertes eines
weit hier bekannt – zu großer Zufrieden-      ein Passus aufgenommen, der den pri-          in gleicher Lage belegenen unbebauten
heit bei den grundbuchlichen Eigentüme-       vaten Eigentümerinnen und Eigentümern         Grundstücks im Zeitpunkt der Ausübung
rinnen und Eigentümern geführt.               ein Nutzungsentgelt zusprach. Der Stra-       des Rechts nach § 3 Abs. 1 oder § 8
                                              ßenbaulastträger war danach verpflichtet,     Abs. 2, mindestens jedoch 0,10 Euro
4. Vermögensgesetz (VermG)                    auf Antrag des Privateigentümers oder         je Quadratmeter und höchstens 5 Euro
und Vermögenszuordnungsgesetz                 der Privateigentümerin ein jährliches Nut-    je Quadratmeter in Gemeinden bis zu
(VZOG) – 1991                                 zungsentgelt in Höhe von 0,8 % des Ver-       10.000 Einwohnern, höchstens 10 Euro
Es kam aber auch vielfach vor, dass pri-      kehrswertes zu zahlen und ihn oder sie        je Quadratmeter in Gemeinden mit mehr
vate Eigentümerinnen und Eigentümer           von allen Lasten freizustellen.               als 10.000 bis zu 100.000 Einwohnern
ihre Grundstücke zurück haben wollten                                                       und höchstens 15 Euro je Quadratme-
und bei den Ämtern für Vermögenszu-           Das 1994 in Kraft getretene Sachenrechts-     ter in Gemeinden mit mehr als 100.000
ordnung entsprechende Anträge stellten.       bereinigungsgesetz (SachenRBerG) war          Einwohnern. Maßgebend ist die Zahl der
Damals war die Straßenbauverwaltung           für Straßenflächen nicht anwendbar,           Einwohner am 31. Dezember des Jahres,
in einer Fülle von Einzelfällen Verfah-       denn Grundstücke, die mit zum Gemein-         das der Ausübung des Rechts aus § 3
rensbeteiligte und hatte vorzutragen, aus     gebrauch gewidmeten Anlagen bebaut            Abs. 1 oder § 8 Abs. 2 vorausgeht. Bei der
welchen Gründen eine Rückübertragung          waren bzw. Verwaltungszwecken dienten,        Wertermittlung ist derjenige Zustand des
ausgeschlossen werden musste. Hilf-           sollten separaten Regelungen unterwor-        Grundstücks (§ 3 Abs. 2 der Wertermitt-
reich waren dabei § 5 des VermG und § 5       fen werden.                                   lungsverordnung) zugrunde zu legen, den

Die Umstrukturierung im Verkehrswesen – Von der Planwirtschaft zur ebenenübergreifenden                          MILAktuell 3/10         49
Verantwortungsgemeinschaft bei der Schaffung moderner Verkehrsinfrastrukturen und Verkehrsangebote
Endlich volljährig - Das Brandenburgische Straßengesetz ist 18 Jahre alt geworden
Schwerpunkt: 20 Jahre Brandenburg – vom MSWV zum MIL
                                            Umbruch – Aufbau – Konsolidierung – Zukunft

        dieses vor der tatsächlichen Inanspruch-         lich geregelt war. Es hat viele Rechts-        der Straßenbauverwaltung im Blick ha-
        nahme als Verkehrsfläche hatte.“                 vorschriften gegeben, die Teilprobleme         ben, richtig auslegen, vollziehen und wie
                                                         gelöst haben, aber andere spezielle Fra-       viele Verfahren sie manchmal über Jah-
        Schließlich wird dem Grundstückseigen-           gen offen lassen mussten. Daneben ist          re hinweg einem guten Ende zuführen
        tümer oder der Grundstückseigentümerin           es beachtlich, wie mutig und rechtlich und     mussten. Dazu sei betont, dass hier nur
        in § 10 das Recht zugesprochen, das              sachlich ausgewogen – man könnte auch          über rückständige Fälle früherer Staats-
        Grundstück wieder zu kaufen, für den Fall,       vertreten, rechtlich und sachlich richtig      systeme berichtet worden ist. Die Kauffäl-
        dass es seine Zweckbindung verliert.             – der Bund 1991 ohne spezielle gesetzli-       le, Wertermittlungen, Besitzeinweisungs-,
                                                         che Grundlage die Probleme in den Blick        Enteignungs- und Flurbereinigungsver-
        8. Zusammenfassung                               genommen und tragfähige Lösungen er-           fahren usw., die nötig waren, um neue
        Es ist bemerkenswert, dass es allein für         möglicht hat.                                  Autobahnen, Bundesfernstraßen, Lan-
        diesen kleinen Ausschnitt aus der Menge                                                         desstraßen und Radwege anzulegen,
        notwendig gewordener Neuordnung von              Schließlich wird deutlich, wie viele Vor-      sind dabei noch gar nicht erwähnt.
        Rechtsverhältnissen rund zehn Jahre              schriften die Beschäftigten im Sachgebiet
        gedauert hat, bis er abschließend recht-         Grunderwerb und Entschädigungsrecht                                                   n

Sicher und Mobil –
Die Entwicklung des Straßenverkehrs in Brandenburg
        	Steffen Wenk, Ingo Buchardt, Thomas Berner

        Im letzten Jahr starben auf den Straßen          cherheit konnte die Zahl der Verkehrsto-       Dem konnte der Ausbau des Straßen-
        des Landes Brandenburg 202 Menschen              ten jedes Jahr Schritt für Schritt reduziert   netzes nicht folgen. So wurde zunächst
        im Straßenverkehr. Im Jahre 1989 waren           werden.                                        nur die Befahrbarkeit des Straßennetzes
        auf den Straßen des heutigen Landes                                                             durch Deckenerneuerungen verbessert.
        Brandenburg 352 Personen tödlich verun-          Anfang der 90er Jahre wurde das west-          Durch die Deckenerneuerungen im vor-
        glückt – ein Wert, der erst im Jahre 2004        deutsche Rechtssystem fast übergangs-          handenen Straßenkörper wuchsen die
        wieder unterschritten werden konnte. Im          frei auch im Straßenverkehr auf Branden-       Geschwindigkeiten im Durchschnitt um
        Jahre 1991 wurden 931 Menschen auf               burg übertragen. Dabei blieb unbeachtet,       10 km/h an, was bei Abkommen von der
        den Straßen des Landes Brandenburg               dass der Zustand des Straßennetzes             Fahrbahn, der damals häufigsten Unfall-
        getötet. Damit erreichte die Kennziffer          den Anforderungen der schnell steigen-         art, noch schwerere Unfallfolgen nach
        „Getötete je 100.000 Einwohner“ mit 36           den Motorisierung nicht gerecht werden         sich zog.
        einen Wert, der weltweit bis heute uner-         konnte. War Ende der 80er Jahre im Land
        reicht ist.                                      Brandenburg eine Motorisierung von 300         Die erste wirksame Maßnahme gegen die
                                                         Pkw/1.000 Einwohner zu verzeichnen,            vielen tödlichen Unfälle im Straßenverkehr
        Durch die zielstrebige Arbeit der Landes-        wurde innerhalb von drei Jahren das            war die Errichtung von Schutzplanken auf
        regierung auf dem Gebiet der Verkehrssi-         „Westniveau“ nahezu erreicht.                  den Mittelstreifen der Autobahnen, die es

        Motorisierung im Land Brandenburg (PKW je 1000 Einwohner). © MIL

   50       MILAktuell 3/10                                Die Umstrukturierung im Verkehrswesen – Von der Planwirtschaft zur ebenenübergreifenden
                                                Verantwortungsgemeinschaft bei der Schaffung moderner Verkehrsinfrastrukturen und Verkehrsangebote
Endlich volljährig - Das Brandenburgische Straßengesetz ist 18 Jahre alt geworden
Schwerpunkt: 20 Jahre Brandenburg – vom MSWV zum MIL
                                               Umbruch – Aufbau – Konsolidierung – Zukunft

in Brandenburg vorher nicht gab. Allein       dem Jahre 1992 wurde in Brandenburg             Als im Jahr 1995, auch auf Initiative des
diese Maßnahme brachte einen Sicher-          das erste Verkehrssicherheitskonzept ei-        Landes Brandenburg hin, das Merkmal
heitsgewinn von 50 % weniger Unfalltoten      nes neuen Bundeslandes verabschiedet.           „Baum“ in die bundesweite Unfallstatistik
auf den Bundesautobahnen Branden-             Dieses Programm diente auch den ande-           aufgenommen wurde, wurde schnell klar,
burgs innerhalb von zwei Jahren.              ren neuen Bundesländern als Richtschnur         dass die Bekämpfung dieser Unfallart
                                              für ihr Handeln. Die Leitlinie Nr. 3 „Sicher-   Priorität haben wird. Im Jahr 1996 wurde
Als eine zweite wichtige Maßnahme wur-        heit geht vor Flüssigkeit und Schnelligkeit     Speziell für das Erkennen von strecken-
den im Land Brandenburg Unfallkommis-         des Verkehrs“ wurde in viele Regelwerke         bezogenen Unfallhäufungslinien wurde
sionen eingerichtet, die es in der ehema-     des Straßenbaus aufgenommen – zur               1996 das Expertensystem BASta entwi-
ligen DDR zwar gab, aber kurz nach der        damaligen Zeit einmalig in Deutschland,         ckelt, das damals in Deutschland in die-
Wende als nicht mehr zeitgemäß wieder         galt es doch, den Slogan aus den 70er           ser Form völlig neu war. Zum ersten Mal
abgeschafft wurden. Dazu wurden Unfall-       Jahren „Freie Fahrt für freie Bürger“ aus       wurde eine elektronische Auswertung von
typensteckkarten bei der Polizei einge-       den Köpfen zu verdrängen.                       Unfallhäufungsstellen möglich, abhängig
führt, die Unfallhäufungsstellen schneller                                                    von Verkehrsstärke und Straßenzustand.
erkennen lassen. Diese Steckkarten ha-        Mit der Wiedervereinigung der beiden            Das Programm wurde immer weiter ent-
ben in Brandenburg 20 Jahre nützlichen        Teile Deutschlands wurden Mobilisierung         wickelt. Inzwischen sind alle Straßen-
Dienst geleistet, nachdem sie Anfang          und Motorisierung des Individualverkehrs        verkehrsbehörden im Land Brandenburg
dieses Jahres durch elektronische ersetzt     rasant beschleunigt. Der tiefgreifende          online beim Landesbetrieb Straßenwesen
wurden.                                       Wandel vollzog sich nicht zuletzt durch         angeschlossen. Im Jahr 1998 wurde im
                                              einen deutlichen Anstieg des Individual-        Land Brandenburg für alle unfallauffäl-
                                              verkehrs, der durch einen jetzt möglichen       ligen Alleen eine Geschwindigkeitsbe-
                                              Zugang zum Gebrauchtwagenmarkt in               schränkung von 80 km/h in Verbindung
                                              Westdeutschland begünstigt wurde. Der           mit einem einzigartigen Zusatzschild
                                              Kraftfahrzeugbestand stieg von rd. 1,2          eingeführt. Der Slogan „Alleen verzeihen
                                              Mio. im Jahr 1990 auf einen Höchst-             keine Fahrfehler“ wurde generiert. Dieser
                                              stand von 1,7 Mio. im Jahr 2008. Deut-          sogenannte Alleenerlass reduzierte das
                                              liche Zuwächse konnte insbesondere das          Unfallgeschehen binnen eines Jahres um
                                              Segment der PKW (Steigerung von rd.             fast 15 %.
                                              830.000 auf rd. 1,45 Mio.) verzeichnen.

                                              Gleiches galt für den Erwerb der Fahrer-
                                              laubnis. So wurden in den ersten fünf Jah-
                                              ren seit 1991 annähernd 500.000 Fahrer-
                                              laubnisprüfungen durch die Technische
                                              Prüfstelle beim Dekra e. V. absolviert.
                                              Seither ist ein kontinuierlicher Rückgang,
                                              der u. a. Ausdruck des demografischen
                                              Wandels in Brandenburg ist, zu verzeich-
Kampagneplakat „Brandenburg soll besser       nen. Eine ähnliche Entwicklung zeigte
fahren“, 1994. © WAF Berlin                   sich auch in der Anzahl der Fahrschulen.        Zusatzschild „Unfallauffällige Allee“.
                                              Bildeten bis 1995 noch über 900 Fahr-           © Steffen Wenk, MIL
Die Verkehrsüberwachung, eine der ef-         schulen aus, betrug ihre Zahl 2009 nur
fektivsten Maßnahmen gegen die Unfall-        noch knapp über 700. Die Zahl der tätigen       Die rasante Entwicklung der Unfallsitu-
ursache Nummer 1 – Geschwindigkeits-          Fahrlehrer sank von 1.569 auf 1.357.            ation machte es erforderlich, den Fokus
überschreitung –, wurde Anfang der 90er                                                       auch auf die Inhalte und Qualität der
Jahre deutlich zurückgefahren. Es galt,       Mit der zweiten Verkehrssicherheitskon-         Ausbildung der Fahranfängerinnen und
das Vertrauen der Bevölkerung in die Po-      ferenz konnte 1995 erstmals eine posi-          -anfänger zu richten, die überproportional
lizei wieder aufzubauen, das in der Vor-      tive Bilanz gezogen werden. Besonders           hoch am Unfallgeschehen beteiligt waren
wendezeit stark gelitten hatte. Deshalb       für die jungen Fahrerinnen und Fahrer           und sind. Vor diesem Hintergrund wurde
wurde seitens des MSWV eine in ihrer          wurden zahlreiche Projekte umgesetzt,           1998 vom DEKRA e. V. eine in Zusam-
Art und Umfang beispiellose Verkehrssi-       da diese Altersgruppe – bezogen auf             menarbeit mit der Bundesvereinigung
cherheitskampagne ins Leben gerufen.          ihren Anteil an der Gesamtbevölkerung           der Fahrlehrerverbände, dem Fahrleh-
Unter dem Slogan „Brandenburg soll            – überproportional einem hohen Unfallri-        rerverband Land Brandenburg e. V. und
besser fahren“ wurden Großplakate auf         siko ausgesetzt ist. 1995 wurde im Land         dem DVR erarbeitete Lehreinheit für den
Autobahnen aufgestellt, Radiospots ge-        Brandenburg mit dem „Fifty-Fifty-Taxi“          theoretischen Unterricht mit dem Titel „Al-
schaltet und Zeitungsbeileger produziert.     das inzwischen wohl bundesweit dienst-          leen: schön, aber gefährlich“ herausge-
Innerhalb eines Jahres erreichte die Kam-     älteste Verkehrssicherheitsprojekt entwi-       geben. Die Thematik fand auch Eingang
pagne einen Bekanntheitsgrad, der sonst       ckelt. Durch dieses Projekt wurden vor          in die bundesweit geltenden Inhalte der
bei kommerzieller Werbung erst nach fünf      allem die Mitfahrenden angesprochen,            Fahrschüler-Ausbildungsordnung.
bis sieben Jahren erreicht wird.              die häufig in den Nachtstunden an den
                                              Wochenenden ebenfalls schwer verun-             Vor dem Hintergrund, dass von Jugend-
Von Beginn an war im Land Brandenburg         glückten. Das Projekt wurde bundesweit          lichen üblicherweise das Leid der Men-
das Verkehrsministerium federführend in       mit großem Interesse aufgenommen und            schen, die hinter den Unfall-Schlagzeilen
Fragen der Verkehrssicherheitsarbeit. Mit     in zahlreichen Bundesländern fast 1:1           stehen, kaum wahrgenommen wird,
dem Verkehrssicherheitsprogramm aus           übernommen.                                     wurden ab 2001 auf der Grundlage von

Die Umstrukturierung im Verkehrswesen – Von der Planwirtschaft zur ebenenübergreifenden                                 MILAktuell 3/10     51
Verantwortungsgemeinschaft bei der Schaffung moderner Verkehrsinfrastrukturen und Verkehrsangebote
Endlich volljährig - Das Brandenburgische Straßengesetz ist 18 Jahre alt geworden
Schwerpunkt: 20 Jahre Brandenburg – vom MSWV zum MIL
                                         Umbruch – Aufbau – Konsolidierung – Zukunft

     Studien, die das Institut für angewandte
     Familien-, Kindheits- und Jugendfor-
     schung an der Universität Potsdam (IFK)
     durchführte, weitere Materialien für den
     Fahrschulunterricht erarbeitet, die sich
     mit dem Thema „Risikofaktor Mensch“
     auseinandersetzen. Die drei Bände „Mei-
     ne Sicht – Deine Sicht. Ansichtssache?“,
     „Verkehrsrisiko Jugend?!“ und „Aus der
     Spur gekommen“ beschreiben in ein-
     drucksvollen Interviews von Unfallopfer
     und ihre Angehörigen die materiellen und
     sozialen Folgen von Verkehrsunfällen.

                                                  Schutzplanke PRIMUS. © Steffen Wenk, MIL

                                                  Das Forum für Verkehrssicherheit wurde        gewählt, die vorrangig planfrei und im
                                                  2003 gegründet. Dieses Forum sollte der       Ausbaustandard 2 + 1 (3 Fahrstreifen,
                                                  Verkehrssicherheitsarbeit des Landes          davon einer wechselseitig zum Überho-
                                                  Brandenburg völlig neue Impulse verlei-       len) ausgeführt wurden. Durch dieses
                                                  hen. Die Einbindung der privaten Verei-       Ausbaukonzept wurden Engpässe besei-
                                                  ne und Verbände, die teilweise ähnliche       tigt, die Verkehrssicherheit erhöht und die
                                                  Projekte im Land Brandenburg durchge-         Erreichbarkeit der peripheren Standorte
                                                  führt haben, wurde zur Richtschnur für        in Brandenburg verbessert.
                                                  die Verkehrssicherheitsarbeit der letzten
                                                  zehn Jahre. Das Forum für Verkehrssi-         Gleichwohl versucht Brandenburg durch
                                                  cherheit sollte sich zum Ideengeber für       moderne Verkehrsleittechnik auch ohne
     Herausgeber: D. Sturzbecher                  das gesamte Land entwickeln. Es kann          aufwändigen Straßenausbau die Kapazi-
                                                  konstatiert werden, dass dieses Forum,        tät des Straßennetzes zu erhöhen. Bereits
     Nach der Jahrtausendwende war das            das eigentlich nur für drei Jahre ange-       im Jahr 1995 wurde die erste Verkehrsbe-
     Straßennetz in Brandenburg im Wesentli-      dacht war, inzwischen zum wichtigsten         einflussungsanlage auf dem Berliner Ring
     chen so saniert, dass alle wichtigen Auto-   Baustein in der Verkehrssicherheitsarbeit     und auf der A 2 und A 9 installiert. Mit der
     bahnen und Bundesstraßen in einem bau-       des Landes wurde. Mit der zusätzlichen        Inbetriebnahme der Verkehrsrechner-
     lich guten Zustand waren. Dabei zeigte       Installation von drei Regionalverantwortli-   zentrale in Stolpe wurde gemeinsam mit
     sich ein völlig neues Phänomen. Aufgrund     chen, den sogenannten Netzwerkern, im         Berlin erstmals eine länderübergreifende
     des großzügigen Ausbaus waren hohe           Jahr 2009 konnte die Ausstrahlung des         Steuerung für den Straßenverkehr ge-
     Fahrgeschwindigkeiten möglich, die bei       Forums auf das gesamte Land weiter ver-       schaffen, die auch 15 Jahre nach ihrer
     Fahrfehlern zu schweren Unfällen führten.    bessert werden.                               Gründung noch modernsten Standards
     Auch wenn es am Anfang als ein Para-                                                       entspricht.
     doxon erscheint, die neuen Autobahnen        Neben der Verkehrssicherheit wurde auch
     mussten teilweise mit Geschwindigkeits-      die Leichtigkeit des Straßenverkehrs
     beschränkungen versehen werden. Diese        im Land Brandenburg stetig verbessert,
     Anordnungen führten in kürzester Zeit zu     obwohl seit 1990 der Verkehr auf den
     einer Beruhigung des Unfallgeschehens.       Straßen regelmäßig angestiegen ist. Ins-
                                                  besondere mit der Umsetzung der Stra-
     Zu Beginn des neuen Jahrtausends zeigte      ßenbauprojekte „Deutsche Einheit“ konn-
     sich, dass die Maßnahmen zur Unfallver-      te die Leistungsfähigkeit der Autobahnen
     meidung deutlich gezielter und effizienter   verbessert werden. Im Land Brandenburg
     ausgewählt werden müssen. Einen spür-        gibt es zwar immer noch Verkehrsstörun-
     baren Fortschritt im Rückgang der schwe-     gen – im letzen Jahr 15.000 – aber die
     ren Baumunfälle brachte das Schutzplan-      damit verbundenen Beeinträchtigungen
     kenprogramm, das im Jahr 2002 mit einer      resultieren in Brandenburg tagsüber zur
     Startsumme von fast 6 Mio. € aufgelegt       Hälfte aus Baustellen. Verkehrsunfälle
     wurde. Dieses Programm wurde mithilfe        verursachen 40 % der Meldungen. Je-           Verkehrsbeeinflussungsanlage A 12. © MIL
     des schon erwähnten Systems BASta            weils 5 % ergeben sich aus Meldungen
     zielgerichtet gegen Baumunfälle einge-       auf Grund von hohem Verkehrsaufkom-           Auch im nachgeordneten Straßennetz
     setzt. Die Erfolge halten bis heute an,      men sowie sonstigen Störungen.                wurde in den letzten 20 Jahren die Ver-
     denn wo einmal Schutzeinrichtungen ste-                                                    kehrssicherheit nachhaltig erhöht. Be-
     hen, sind schwere Unfälle meistens die       Mit dem Ausbaukonzept „Blaues Netz“           sonders für die schwächsten Verkehrs-
     Ausnahme.                                    wurde ein Teil der Bundesstraßen aus-         teilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer

52       MILAktuell 3/10                            Die Umstrukturierung im Verkehrswesen – Von der Planwirtschaft zur ebenenübergreifenden
                                         Verantwortungsgemeinschaft bei der Schaffung moderner Verkehrsinfrastrukturen und Verkehrsangebote
Endlich volljährig - Das Brandenburgische Straßengesetz ist 18 Jahre alt geworden
Schwerpunkt: 20 Jahre Brandenburg – vom MSWV zum MIL
                                               Umbruch – Aufbau – Konsolidierung – Zukunft

wurde mit dem Programm zur Schul- und
Spielwegsicherung im Jahr 1992 ein
Baustein für eine solide finanzielle För-
derung der Kommunen geschaffen. In der
Zwischenzeit konnten über 300 Maßnah-
men mit einem Umfang von ca. 15 Mio. €
gefördert werden. Hervorzuheben ist das
Modellprojekt „Guben Sprucke“, wo 1995
beispielhaft verschiedenenartige Ver-
kehrsberuhigungsmaßnahmen für Kinder
und Jugendliche als Anregung für andere
Kommunen umgesetzt wurden.

Der Grundsatz „Lebenslanges Lernen im
Straßenverkehr“ wurde bereits im ersten
Verkehrssicherheitsprogramm des Lan-
des Brandenburg formuliert. Auch heute
gilt er noch uneingeschränkt. Die Ver-
kehrssicherheitsarbeit des Landes Bran-
denburg deckt alle Altersgruppen der am       Schutzengel in Aktion, Brandenburg-Tag 2010 in Schwedt/Oder. © MIL
Verkehr Teilnehmenden ab. In der Ver-
kehrssicherheitskampagne „Lieber sicher.      unabhängige Bewertung des zweiten                 Gegenüber der Nachwendezeit wurde
Lieber leben“ erfolgt die Ansprache direkt    Verkehrssicherheitsprogramms des Lan-             ein auch im Bundesvergleich deutlicher
über patentrechtlich geschützte Sym-          des aus dem Jahr 2004.                            Rückgang der Zahl der Verkehrstoten und
pathiefiguren für die Hauptzielgruppen:                                                         Schwerverletzten erreicht. Dieser Trend
durch ein Zebra (4- bis10-Jährige), Lena      Für 2009 wurde ein Aktionsplan Ver-               wird sich in Zukunft nicht ohne weiteres
& Hannes, Matze (10- bis 17-Jährige) und      kehrssicherheit verabschiedet, der die            fortsetzen lassen. Erfahrungen aus an-
Schutz(b)engel (18- bis 25-Jährige).          bestehenden umfassenden Maßnah-                   deren Ländern zeigen, dass ab Erreichen
                                              men auf allen Gebieten zusammen-                  eines bestimmten Niveaus weitere Rück-
Die Verkehrssicherheitskampagne „Lie-         fasste und ergänzte. Die Mitglieder des           gänge nur durch einen überproportional
ber sicher. Lieber leben“, die 1997 nach      Verkehrsausschusses des Landtages                 hohen Einsatz von personellen und finan-
Auslaufen der ersten Kampagne gestartet       wurden informiert. Seit 2008 sinkt die            ziellen Ressourcen zu erreichen sind.
wurde, ist im Jahr 2010 mit dem Public        Zahl der Verkehrstoten in Brandenburg
Relations Report Award 2010 in der Ka-        wieder.                                           Deshalb wird es in der nächsten Deka-
tegorie „Langfristige PR-Strategie“ bun-                                                        de vorrangig darum gehen, durch ziel-
desweit ausgezeichnet worden. Allein          Das Land Brandenburg hat das Ziel des             gruppenspezifischere Ansprache die
schon durch diese Auszeichnung lassen         Verkehrssicherheitsprogramms der EU               Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrs-
sich die Wirksamkeit und die Ausrich-         aus dem Jahr 2003 bereits Ende 2009               teilnehmer in ihrem Verhalten zu beein-
tung der Kampagne charakterisieren.           erreicht. Im Zeitraum 2000 bis 2010 sollte        flussen. Das Schärfen des Bewusstseins
Die Kampagne ergänzt als Mosaikstein          jeder Mitgliedstaat die Zahl seiner Ver-          der Menschen für die Belange der Ver-
die vielfältigen Anstrengungen, die Ver-      kehrstoten halbieren.                             kehrssicherheit ist ein Prozess lebenslan-
kehrssicherheit im Lande zu erhöhen: Si-                                                        gen Lernens. Neu zu entwickelnde Kam-
chere Straßen bauen, Radwege anlegen,         Gegenwärtig wird auf Europäischer Ebene           pagneelemente werden insbesondere
Schul- und Spielwege sicherer machen,         das vierte Verkehrssicherheitsprogramm            dem sich vollziehenden demografischen
Tempolimits verhängen, Schutzplanken          diskutiert. Anstelle eines Programms              Wandel Rechnung tragen müssen.
bauen, Unfallstellen entschärfen, Kreis-      werden von der EU diesmal nur politische
verkehre anlegen etc. Die Kampagne            Leitlinien zur Straßenverkehrssicherheit
spricht insbesondere die Zielgruppen          2010 bis 2020 verabschiedet. Es ist er-
an, die besonders gefährdet sind: Kin-        neut der Vorschlag enthalten, innerhalb
der, Jugendliche und junge Erwachsene.        der nächsten Dekade bis 2020 die Zahl
Zielgruppenspezifische Einzelprojekte         der Verkehrstoten zu halbieren.
wecken auf spielerische Weise und ohne
erhobenen Zeigefinger das Interesse für       Darauf aufbauend wird die Bundesre-
die Verkehrssicherheit.                       gierung ebenfalls ein neues Verkehrs-
                                              sicherheitsprogramm beschließen. Das
Als 2007 erstmals seit 1992 kein Rück-        Land Brandenburg wird in den nächsten
gang der Zahl der Verkehrstoten im            Jahren sein drittes Verkehrssicherheits-
Straßenverkehr verzeichnet werden             programm vorbereiten, das nach gegen-
konnte, rückte das Thema Verkehrssi-          wärtigem Planungsstand 2014 vorliegen
cherheit wieder stärker in den Blick der      wird. In den nächsten zehn Jahren wird
Öffentlichkeit und der Politik. Die Arbeit    die Verkehrssicherheit der älteren Ver-
der Interministerielle Arbeitsgruppe Ver-     kehrsteilnehmenden stärkere Bedeutung
kehrssicherheit und der Projektgruppe         gewinnen. Bereits jetzt zeigt sich, dass
Verkehrssicherheit wurde intensiviert. Im     sich der Anteil dieser Altergruppe am Un-
Zuge einer Halbzeitbilanz erfolgte eine       fallgeschehen tendenziell erhöht.                                                        n

Die Umstrukturierung im Verkehrswesen – Von der Planwirtschaft zur ebenenübergreifenden                              MILAktuell 3/10         53
Verantwortungsgemeinschaft bei der Schaffung moderner Verkehrsinfrastrukturen und Verkehrsangebote
Endlich volljährig - Das Brandenburgische Straßengesetz ist 18 Jahre alt geworden
Schwerpunkt: 20 Jahre Brandenburg – vom MSWV zum MIL
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Güterverkehrszentren in Brandenburg –
jetzt auch eine europäische Marke
        	Rüdiger Hage, Volkmar Dögnitz

        Die Brandenburgischen Güterverkehrs-               in den VAS-Dienstleistungen (Value             Ermöglicht wurde diese Entwicklung durch
        zentren (GVZ) haben sich auf europä-               Added Services) erwirtschaften. Hier-          die gebündelte Förderstrategie des Minis-
        ischer Ebene etabliert. Das ergab eine             durch werden erhebliche Beschäfti-             teriums für Infrastruktur und Landwirtschaft
        Anfang des Jahres veröffentlichte Studie           gungswirkungen erzielt, die auch im            (MIL) und des Ministeriums für Wirtschaft und
        der Deutschen GVZ Gesellschaft (DGG).              hohen Outsourcing-Anteil des Logistik-         Europaangelegenheiten (MWE). Während
        Erstmals ist mit dieser Studie ein um-             dienstleistungssektors in Deutschland          das Infrastrukturministerium die Kommunen
        fassender, europaweiter GVZ-Vergleich              ihren Ausdruck finden. Das betrifft vor        mit Fördermitteln für die Konzeptionsphase,
        gelungen. Einbezogen in den Benchmar-              allem das GVZ Großbeeren mit seinen            Planung und für spezielle Infrastruktur (Kom-
        kingprozess wurden GVZ-Standorte aus               fast 4.000 Arbeitsplätzen.                     binierter Verkehr – KV) unterstützt, fördert
        über 30 Ländern Europas. Nach mehreren                                                            das Wirtschaftsministerium die Kommunen
        Zwischenanalysen („Filterun­gen“) kamen         Die hervorragende Platzierung des GVZ             für die allgemeine Infrastruktur des Gü-
        letztendlich knapp 100 GVZ-Standorte            Berlin Süd Großbeeren unter den TOP 10            terverkehrszentrums, die sogenannte Ge-
        in Europa in die nähere Betrachtung. Mit        der europäischen GVZ bzw. Freight Village-        meinschaftsaufgabe-Infrastruktur. Darüber
        über 70 detailliert untersuchten Standor-       Standorten unterstreicht nicht zuletzt die au-    hinaus werden Unternehmen, die logistische
        ten schafft die Studie eine Übersicht, die in   ßerordentliche Qualität des Standortes mit        Dienstleistungen zum Unternehmenszweck
        dieser Qualität und Ausführlichkeit bislang     seiner sehr hohen Entwicklungsdynamik.            haben, mit bis zu 50 % gefördert. Diese
        nicht vorhanden war. Im Ergebnis doku-          Auch im Bereich des Marketings wurden             enge, abgestimmte Förderstrategie ist letzt-
        mentiert die Studie einige sehr eindrucks-      seitens des DGG „Höchstnoten“ vergeben.           endlich ein wesentlicher Erfolgsfaktor.
        volle Erkenntnisse und Ergebnisse:

        ●● Das GVZ Berlin Süd Großbeeren be-
           legt im Ranking einen beeindrucken-
           den zehnten Platz und gehört damit zu
           den besten GVZ bzw. Freight Village-
           Standorten in Europa.
        ●● Die deutschen Güterverkehrszentren
           und italienischen Interporti zählen zu
           den führenden Standorten in Europa
           und setzen damit die internationalen
           Leistungsstandards. Daneben zählt
           Spanien ebenfalls zu den Vorreitern
           der erfolgreichen Etablierung der GVZ-
           Idee. GVZ aus diesen drei Ländern be-
           legen die TOP 10-Plätze in Europa.
        ●● Großbeeren hat in Deutschland seinen
           dritten Platz behauptet und ist damit
           leistungsstärkstes GVZ in den neuen          „Warsteiner Zug“ im KV-Terminal des GVZ Berlin Süd Großbeeren. © IPG
           Bundesländern.
        ●● Das Land Brandenburg ist darüber hi-         Dabei wurde Anfang der 90er Jahre von             Die Logistik ist in Deutschland der größte
           naus das stärkste GVZ-Flächenland in         vielen „Experten“ ein Scheitern der GVZ-          Wirtschaftsbereich nach dem Handel und
           Deutschland und rangiert damit noch          Projekte prophezeit. Die Kritik wurde noch        der Automobil-Industrie. Die Logistikbran-
           vor Bayern.                                  größer, als 1995 die ersten Erschließungs-        che zählt zu den Gewinnern der Globali-
        ●● Die sehr gute Positionierung der deut-       arbeiten begannen, da viele Logistiker            sierung und der Internationalisierung der
           schen Güterverkehrszentren basiert           fünf Jahre nach der Wende schon neue              Handelsströme. Als Exportnation profitiert
           auf den sehr hohen Beschäftigungs-           Standorte auf der „grünen Wiese“ realisiert       Deutschland in besonderem Maße von der
           wirkungen und umfangreichen Flä-             hatten. Wenn wir uns heute die Güterver-          positiven Entwicklung des Welthandels
           chenoptionen. Die im europaweiten            kehrszentren GVZ Berlin Ost Freienbrink           und hat sich als strategischer Standort in
           Benchmarking vergleichsweise hohe            (Platz 36 im europäischen Ranking), GVZ           der Geschäftsplanung von internationalen
           Anzahl an Beschäftigten basiert auf der      Berlin Süd Großbeeren (Platz 10), GVZ             Industrie-, Handels- und Logistikunterneh-
           Tatsache, dass in den Güterverkehrs-         Berlin West Wustermark (Platz 21) sowie           men etabliert.
           zentren Unternehmen angesiedelt              das intermodale Terminal Frankfurt (Oder)
           sind, die über die reinen TUL-Funktio-       (Platz 64) betrachten, so können alle an          Aus Sicht vieler ausländischer Investoren
           nen (Transport, Umschlag, Lagerung)          der Entwicklung Beteiligten stolz auf eine        nimmt Deutschland eine internationale
           hinaus hohe Wertschöpfungsanteile            Erfolgsgeschichte blicken.                        Spitzenposition in Infrastrukturqualität

   54       MILAktuell 3/10                               Die Umstrukturierung im Verkehrswesen – Von der Planwirtschaft zur ebenenübergreifenden
                                               Verantwortungsgemeinschaft bei der Schaffung moderner Verkehrsinfrastrukturen und Verkehrsangebote
Endlich volljährig - Das Brandenburgische Straßengesetz ist 18 Jahre alt geworden
Schwerpunkt: 20 Jahre Brandenburg – vom MSWV zum MIL
                                                Umbruch – Aufbau – Konsolidierung – Zukunft

und Logistiktechnologie ein. Dies wurde        2005 ging das intermodale Terminal Frank-          Nachfrage nach hochwertigen Logistikflä-
eindrucksvoll in der im Januar 2010 veröf-     furt (Oder) in Betrieb. Seitdem verzeichnet        chen abzudecken. Deshalb wird auch mit
fentlichten Studie der Weltbank untermau-      es eine kontinuierliche Steigerung des             Hochdruck an der Erweiterung der GVZ
ert. Im Ranking der weltweiten Logistiks-      Umschlagaufkommens. Auch im Krisenjahr             Großbeeren (Erweiterung um 75 ha An-
tandorte schaffte Deutschland den Sprung       2009 konnte ein Zuwachs im Umschlagauf-            siedlungsfläche) und Wustermark (fünfter
von Rang 3 (2007) auf Rang 1, noch vor         kommen von 13 % realisiert werden. Ge-             Bauabschnitt Rangierbahnhof) gearbeitet.
solchen Logistikgrößen wie Singapur und        genwärtig fahren 38 Containerzüge in der
den Niederlanden.                              Woche das Terminal Frankfurt (Oder) an.            Für die weitere Entwicklung der GVZ
                                               Die Züge verkehren einerseits zu den inter-        zeichnen sich folgende Tendenzen ab:
Die Logistikbranche in der Hauptstadt-         nationalen Überseehäfen Hamburg, Bremer-
region Berlin-Brandenburg hat sich mit         haven und Rotterdam. Andererseits gibt es          ●● Das Güterverkehrszentrum Berlin
177.000 Erwerbstätigen, davon allein im        regelmäßige Containerverbindungen zu drei             West Wustermark hat große Chancen,
Land Brandenburg knapp 85.000, zum             Wirtschaftsstandorten in Polen. Das sind der          sich als Drehscheibe für den Nord-Süd
Jobmotor entwickelt und ist damit die dritt-   schlesische Raum, Lodz und Slavkow.                   (Ostsee-Adria)- sowie Ost-West (Ost-
größte Wirtschaftsbranche in der Metro-
polregion Berlin-Brandenburg. Die Region
unternimmt große Anstrengungen, um bis
2020 als internationales Logistikkompe-
tenzzentrum zur „Champions League“ der
Logistikstandorte in Europa zu gehören.
Neun der zehn größten deutschen Logis-
tikdienstleister (Deutsche Bahn, Deutsche
Post, Kühne+Nagel, Dachser, DPD, UPS,
Rhenus, Panalpina und Fiege) sind mit
Niederlassungen in der Region ver­treten.

Im Zuge der EU-Osterweiterung hat sich
der Mittelpunkt Europas nach Osten ver-
lagert und Deutschland rückte in das geo-
grafische Zentrum der erweiterten EU und
konnte so seine Akzeptanz als einer der
wichtigsten Logistikstandorte weiter aus-
bauen. Vor allem die Ost-West-Verbindung
wird weiter an Bedeutung gewinnen und
daran wird Brandenburg in besonderer Art
und Weise partizipieren.                       Umschlag im intermodalen Terminal Frankfurt (Oder). © ETTC Frankfurt (Oder)

Die Umschlagterminals in Wustermark,           Die hohe Zahl der im Terminal abgefertig-             europa und Russland)-Korridor zu ent-
Großbeeren und Frankfurt (Oder) bieten         ten Züge sowie die angefragte Umsetzung               wickeln. Dabei werden die Trimodalität
tägliche Ganzzugverbindungen zu den            neuer Verkehre erfordern den Ausbau des               und die neu zu entwickelnden Flächen-
deutschen und holländischen Seehäfen,          Terminals. Verzögerungen werden stärker               potenziale im Schienengüterbereich
nach Polen/Russland und in das Ruhrge-         zu Störungen in der täglichen Abfertigung             den Prozess unterstützen.
biet.                                          der Züge führen sowie die Kundenunzu-              ●● Das Güterverkehrszentrum Berlin Süd
                                               friedenheit erhöhen. In den Ausbau des                Großbeeren wird seine Wachstumsim-
Die GVZ liegen an den Hauptstrecken            Containerterminals sind einbezogen die                pulse vor allem aus der Entwicklung
der Bahn und verfügen über ein internes        neue östliche Gleisanbindung und Erwei-               des internationalen Flughafenstandor-
Gleisnetz, das durch private Eisenbahnun-      terung des KV-Terminals, eine Kranbahn                tes BBI und seines Umfeldes ziehen.
ternehmen bedient wird.                        über vier Umschlaggleise, die Erschlie-               Die gesamte Achse entlang der Anhal-
                                               ßung zusätzlicher Flächen für schienen-               ter Bahn (Großbeeren – Ludwigsfelde)
Mit der Eröffnung des Binnenhafens im          gebundene Logistik am Terminal und eine               ist für weitere großflächige Logistikan-
GVZ Wustermark wurde durch die damit           neue leistungsfähige Straßenanbindung                 siedlungen prädestiniert.
geschaffene Trimodalität des Standortes        der Bahnflächen an die B 112. Insgesamt            ●● Das Güterverkehrszentrum Berlin Ost
eine neue Qualitätsstufe erreicht. Eine        sollen über 30 Mio. € in den Ausbau in-               Freienbrink wird die vorhandenen
zusätzliche Aufwertung des GVZ Wuster-         vestiert werden. Die zeitliche Umsetzung              Flächenpotenziale nutzen, um die Ent-
mark wird auch durch die Integration und       ist bis 2018 vorgesehen. Die neue östliche            wicklung für Logistik und Gewerbe zu
den Ausbau des ehemaligen Rangierbahn-         Schienenanbindung wurde mit finanzieller              forcieren.
hofes Wustermark erzielt. Hier entwickelt      Unterstützung des Landes Brandenburg
die RLC Wustermark, eine Tochter der Ha-       gebaut und von Brandenburgs Infrastruk-            Neben der Aufnahme neuer Containerre-
velländischen Eisenbahn, große Teile des       turminister Vogelsänger im September               lationen zwischen dem Terminal in Frank-
ehemaligen Rangierbahnhofes zu einem           2010 feierlich in Betrieb genommen.                furt (Oder) und einigen deutschen und
Schienen-Service-Center. Es besteht die                                                           polnischen Zielen soll Frankfurt (Oder)
Chance, Verkehrs- und Ansiedlungsflä-          Aufgrund der dynamischen Entwicklung               mit Regionen vernetzt werden, die für die
chen für Eisenbahnverkehrsunternehmen          der Logistikbranche sind Arrondierung und          Globalisierung der Märkte und die Verän-
und Servicebetriebe im Schienengüterver-       Erweiterung der bestehenden GVZ eine               derungen der Welthandelsrouten von Be-
kehr zu schaffen.                              unbedingte Notwendigkeit, um die große             deutung sind.                          n

Die Umstrukturierung im Verkehrswesen – Von der Planwirtschaft zur ebenenübergreifenden                                      MILAktuell 3/10    55
Verantwortungsgemeinschaft bei der Schaffung moderner Verkehrsinfrastrukturen und Verkehrsangebote
Endlich volljährig - Das Brandenburgische Straßengesetz ist 18 Jahre alt geworden
Schwerpunkt: 20 Jahre Brandenburg – vom MSWV zum MIL
                                            Umbruch – Aufbau – Konsolidierung – Zukunft

Resümee zum Hafenentwicklungsprogramm
des Landes Brandenburg
            Dr. Armin Gewiese, Volkmar Dögnitz

        Brandenburgs schiffbare Bundeswas-             Ausbau- und Investitionsbedarfes. Da die      Bei der Realisierung des Hafenentwick-
        serstraßen erstrecken sich zur Elbe und        Entwicklung einiger Binnenhäfen in inner-     lungsprogrammes ist vor allem die Förde-
        Oder auf einer Länge von 1.300 km. Mit         städtischer Lage durch konkurrierende         rung des Neubaus der Häfen in Branden-
        dem Verkehrsprojekt Deutsche Einheit           Nutzungsansprüche der Stadtentwicklung        burg an der Havel, Eberswalde, Schwedt/
        Nr. 17 (VDE 17) sowie dem Bundesver-           beschränkt war, wurde der Aufbau neuer        Oder, Wittenberge und Wustermark her-
        kehrswegeplan von 1993 sollten bessere         Standorte an den vorhandenen Makro­           vorzuheben. Die Häfen in Brandenburg
        Bedingungen für die Binnenschifffahrt          standorten forciert.                          an der Havel, Eberswalde und Schwedt/
        geschaffen werden. Folgerichtig hat die                                                      Oder wurden im April bzw. Oktober 2000
        Landesregierung 1996 ein Förderpro-            Des Weiteren sah das Handlungskonzept         sowie im Oktober 2001 in Betrieb genom-
        gramm für die Häfen aufgelegt. Festge-         der Landesregierung vor, die Hafenim­         men.
        schrieben wurde der gezielte Ausbau            mobilie in der öffentlichen Hand zu be-
        öffentlicher Häfen.                            lassen, den Betrieb der Binnenhäfen aber
                                                       durch privatwirtschaftliche Gesellschaften
        Aufgabenstellung und Ziele                     durchführen zu lassen.
        Im Rahmen des Hafenentwicklungs-
        programmes des Landes Brandenburg              Stand der Umsetzung
        wurden 15 Hafenstandorte mit unter-            Nach 15 Jahren Investitionstätigkeit
        schiedlichen Prioritäten als entwicklungs-     konnte das Programm nunmehr abge-
        und förderwürdig herausgearbeitet. Für         schlossen werden. Welche Ergebnisse
        jeden Standort erfolgte eine Analyse der       das Hafenentwicklungsprogramm aufzu-
        bestehenden Infra- und Suprastruktur           weisen hat, soll nachfolgend vorgestellt
        sowie die Ermittlung des erforderlichen        werden.

                                                                                                     Binnenhafen Schwedt. © Schwedter Hafengesellschaft mbH

                                                                                                     Binnenhafen Eberswalde: Die für den Bau prognostizierten Um-
                                                                                                     schlagmengen werden weit übertroffen. © Dr. Armin Gewiese

                                                                                                     In Anbindung an das GVZ Berlin West in
                                                                                                     Wustermark wurde im Oktober 2008 der
                                                                                                     gleichnamige Hafen am Havelkanal er-
                                                                                                     öffnet. Des Weiteren hat seit Dezember
                                                                                                     2009 der Hafen Wittenberge im Industrie-
                                                                                                     gebiet Süd der Stadt den Betrieb aufge-
                                                                                                     nommen. Zukünftig soll dort zunächst der
                                                                                                     Umschlag von Biodiesel und später auch
                                                                                                     der Umschlag von Containern bewerk-
                                                                                                     stelligt werden.

                                                                                                     Eine Sanierung und Modernisierung
        Auszug aus Hafenentwicklungsprogramm des Landes Brandenburg, 1996                            bestehender Häfen erfolgte in Königs

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                                              Verantwortungsgemeinschaft bei der Schaffung moderner Verkehrsinfrastrukturen und Verkehrsangebote
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