EPFL Tagungszentrum und Studentenunterkunft - HOCHBAU
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HOCHBAU Gesamtkomplex Swiss Tech Convention Center EPFL Lausanne Austausch weltweit hochklassigen Wis- Curt M. Mayer sens, dank dem die Hochschule entschei- dende Beiträge zur Lösung grosser ge- sellschaftlicher Herausforderungen leis- ten kann». Nach Ansicht von Schneider versteht sich das neue Kongresszentrum EPFL Tagungszentrum nicht nur als eine der weltweit moderns- ten Infrastrukturen: «Als eines der weni- gen auf einem Universitätscampus ange- und Studentenunterkunft siedelten Kongresszentren dient es auch als Smart Conferencing Lab, das heisst als Ort, an dem innovativste Technologien erprobt werden, um den Ideenfluss im Auf dem Campus der ETH Lausanne (EPFL) ist ein Gesamtkomplex mit dem Rahmen von Wissenschaftskongressen zu fördern und den Austausch zunehmend Swiss Tech Convention Center (STCC) seit April in Betrieb, zu dem auch fruchtbarer zu gestalten». Einkaufsarkaden und Dienstleitungen sowie Unterkünfte für Studenten und zwei Hotels gehören. Das neue Kongressgebäude setzt durch seine architektoni- PPP – Innovatives Modell sche Gestaltung in Form eines geschliffenen Diamanten, ebenso wie durch seine auch bei der Finanzierung gebäudetechnischen Innovationen und die Materialisierung neue Massstäbe. Der verkehrsmässig mit der Metro 1 von Lausanne her optimal erschlossene Ge- samtkomplex, zu dem neben dem Con- vention-Center auch Läden und Dienst- Dank verschiedener Innovationen wird liche Stromversorgung leisten. Diese Auf- leitungen sowie Unterkünfte für mehr als im STCC eine hohe Modulierbarkeit be- gaben standen im Zentrum der 12. Natio- 500 Studenten und ein Hotel gehören, ist züglich der Nutzung seines Hauptsaales nalen Photovoltaik-Tagung, die von Swis- nach einem innovativen Finanzierungs- als Auditorium oder mit bis zu 3000 Plät- solar gemeinsam mit dem Bundesamt für modell realisiert worden. Dabei wurde zen geboten. Für die Planung und Errich- Energie (BFE) und dem Verband Schwei- für die Finanzierung der sich gemäss tung des gesamten Komplexes war der zerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) Werkvertrag auf 225 Mio. Franken belau- Totalunternehmer HRS Real Estate AG organisiert worden war. fenden Investitionen eine wegweisende verantwortlich. Eine der ersten Organisa- öffentlich-private Partnerschaft (PPP) tionen, welche die moderne Konferenz- gewählt. Die beiden Immobilienfonds Infrastruktur nutzten, war der Schweize- Technologietransfer Credit Suisse Real Estate Fund LivingPlus rische Fachverband für Sonnenenergie soll gesteigert werden und Real Estate Fund Hospitality finan- Swissolar. Zum Thema einer sauberen «Die Wissenschaft des 21. Jahrhunderts zierten den gesamten Auftrag des Total- Energiezukunft stand der Umbau der steht und fällt mit Zusammenarbeit», be- unternehmers. Die EPFL ist die einzige Stromversorgung im Fokus der Tagung. tont André Schneider, Vizepräsident der Mieterin dieser Gebäude, die auf einem Dazu sollen Gebäude dienen, die als de- EPFL und Verantwortlicher für Planung der Eidgenossenschaft gehörenden und zentrale Kraftwerke ihren Beitrag an und Logistik. «Das SwissTech Convention für 99 Jahre im Baurecht zur Verfügung eine sichere, saubere und umweltfreund- Center ist dabei ein Instrument für den gestellten Grundstück errichtet wurden. Der im nördlichen Teil des Campus der ETH Lausanne gelegene Gebäudekomplex mit Tagungszentrum und Studentenunterkünften sowie Einkaufsar- kaden bildet als Quartier Nord ein Wissenschaftszentrum mit den erforderlichen Infrastrukturen. (Bilder: Curt Mayer) 70 Schweizer BauJournal – SBJ 4 / 2014
HOCH BAU Architektonische Umsetzung als Wissenschafts-Campus Das vom Architekturbüro Richter Dahl Rocha & Associées architectes SA entwor- fene Bauwerk stellt den letzten Schritt für die Errichtung des neuen Quartiers Nord auf dem EPFL-Campus dar. Es bildet die konkrete Umsetzung eines leben- digen Campus, auf dem die Studieren- den Tag und Nacht leben können. «Als zentrales Element ist das STCC eines der wenigen, direkt auf einem grossen Wis- senschaftscampus gelegenen internatio- nalen Kongresszentren der Welt. Mit sei- ner akademischen und wirtschaftlichen Nutzung sowie dank seiner einzigartigen Positionierung an der Schnittstelle von Wissenschaft, Kultur und Innovation stellt dieses ultramoderne Kongresszent- rum in vielerlei Hinsicht eine europaweit einzigartige Infrastruktur dar», so die Das STCC beinhaltet ein Kongresszentrum mit einem in der Grösse modulierbaren Hauptsaal und einen öffentlichen Aussenbereich. Architekten. Am Nordeingang des Campus bildet das wie ein geschliffener Stein sich präsen- Untergeschoss befinden sich verschiede- mit einem Gewicht von 850 t. Sie stützen tierende Kongresszentrum zweifellos ein ne, ebenfalls je nach den Bedürfnissen sich auf zwei mal zwei Service-Kerne aus neues Symbol und einen Orientierungs- modulierbare Sitzungssäle rund um ein Stahlbeton in der Mitte und im Norden punkt in der Landschaft. Seine metalli- zweites Foyer. des Gebäudes ab und weisen eine Aus- sche, durch den Innenraum gebildete kragung von 35 m auf. Die Dachbeschich- Gebäudehülle löst sich stufenweise vom tung aus natürlichem eloxiertem Alumi- Boden und gibt so grosse Glasfronten Baustruktur und Materialisierung nium bildet einen Kontrast zur wärmeren auf der Südseite (zur Studentenunter- Die katamaranförmige Tragestruktur des und eleganten Ausstrahlung des Innen- kunft hin) und der Nordseite frei, durch Neubaus besteht nach den Erläuterungen ausbaus aus Naturholz. Die Leichtigkeit die das Tageslicht in den grossen Saal durch die Architekten aus zwei grossen, der Innenverkleidungen steht wiederum fällt. Zudem bietet das Kongresszent- dreidimensionalen Metallträgern. Das im Gegensatz zu den imposanten senk- rum ein grosses und helles, auch als Aus- sind 100 m lange Megakonstruktionen rechten Service-Kernen und den grossen stellungsraum benutzbares Foyer. Im aus Stahlrohren ROR von 17 m Höhe und Balkonen von Saal und Foyer. Als Weltneuheit ist eine 300 m2 messende Glas- Projektablauf für ein Pionierobjekt front aus den während bald zwei Jahrzehnten an der EPFL vom Forscher Michael Grätzel ent- Dem STCC liegt ein vor acht Jahren vergebener Architekturauftrag zugrunde. Seit dem Investo- wickelten Farbstoff-Photovoltaikzellen reali- renwettbewerb von 2006 hat sich das Projekt markant entwickelt. Wie César Vuadens vom TU HRS siert worden. erläutert, musste einerseits wegen der aktuellen Knappheit an Studentenunterkünften deren Anzahl drastisch angepasst werden. Andererseits galt es, das Konferenzzentrum so zu überarbei- ten, dass es hinsichtlich seiner Architektur und seiner Funktionalität zu einem Wahrzeichen für die Hochschule wurde. Auf die Frage, wie die verschiedenen Neuentwicklungen mit teilweise Pionier- charakter in die Ablaufplanung eingebracht werden konnten, meint Vuadens: «Dieses Projekt ist in jeglicher Hinsicht ein Prototyp. Von Anfang an mussten wir uns nach Fach- spezialisten im In- und Ausland umsehen. Die Testphasen und die Inbetriebnahme des Bauwerks haben die Nerven unserer Teams auf eine harte Probe gestellt, aber dank deren Durchhaltever- mögen konnten wir ein Gebäude ohne nennenswerte Mängel übergeben». Vom TU HRS sind insbesondere zwei Neuerungen umgesetzt worden: Zum einen ermöglicht es die Technologie des so genannten Gala-Systems, das Auditorium innert einer Viertelstunde durch Verschieben oder Versenken der Sitze in fünfzehn verschiedene Konfigurationen umzuwandeln. Eine weitere Weltneuheit stellt der Einbau der Grätzel-Solarzellen in die Fensterfassade auf der Westseite des STCC dar. Auf die Frage, wie sich die Koordination im Projektablauf mit den Architekten und den Schöpfern der Neuentwicklungen beziehungsweise Zulieferern abspielte, bringt Vuadens den Vergleich mit einem Orchesterdirigenten. Aufgabe der TU war, dass die verschiedenen Planer, Unternehmer und Technologien untereinander abgestimmt wurden, damit die beste Lösung für die Umsetzung des Projekts unter Berücksichtigung der Erwartungen des künftigen Nutzers gefunden werden konn- te. Das Resultat zeigt, dass das gut gelungen ist. Was den für den TU-Auftrag mit 225 Mio. Franken genannten Werkpreis anbetrifft, so war es laut Vuadens nicht leicht, die Kosten für ein ausserordentliches Pionierprojekt dieser Art zu berechnen. Dank dem Know-how und den Erfahrungswerten von HRS war es jedoch möglich, die Kosten an- nähernd zu berechnen und vor allem diese zu garantieren. «Verschiedene bedeutende Änderun- gen wie zum Beispiel die Vergrösserung der Einkaufsarkaden oder der Bau eines Hotels mit 66 Zimmern haben Mehrkosten ausgelöst. Dank unserem Design-to-Cost-Prozess ist es uns gelun- gen, das vereinbarte Budget einzuhalten», erläutert Vuadens. Als Vorteile aus Sicht des TU durch eine Finanzierung eines derartige komplexen Objekts gemäss PPP sieht unser Gesprächspartner vor allem den Zeitfaktor. Beim STCC hat das PPP-Modell es er- möglicht, das Projekt viel schneller voranzutreiben, als das beispielsweise mit einem Kreditantrag an den Bund der Fall gewesen wäre. Für die EPFL ist es viel eher von Bedeutung, ihre Gelder für Forschungs- und Bildungszwecke zu verwenden, als für den Bau eines Konferenzzentrums oder Studentenunterkünften. cm SBJ 4 / 2014 – Schweizer BauJournal 71
HOCHBAU Flächen gelten strenge Toleranzwerte, so dass ein ebener und sicherer Boden ohne quer laufende Spalten oder Höhenunter- schiede gewährleistet ist. Dank dieser Anlage kann das Kongresszentrum eine Raumaufteilung mit fünf Säle zu 330 bis 3000 Plätzen anbieten. In wenigen Mi- nuten geschieht die Verwandlung in ein Amphitheater mit 2135 Sitzplätzen oder in einen Bankettsaal von 1890 m2 Fläche. Der Innenbalkon bietet 865 Plätze und kann ebenfalls abgetrennt und zu einem Saal mit 468 Plätzen und eigenem Vor- raum umfunktioniert werden. Auch das Gartengeschoss kann als grosse Halle ge- nutzt oder in 5, 10 oder 15 Räume mit 40 bis 200 Sitzplätzen eingeteilt werden. Weltpremiere Die Leichtigkeit der Innenverkleidungen aus Naturholz vermittelt eine warme und elegante Aus- strahlung. Dies steht im Kontrast zu den imposanten senkrechten Service-Kernen und den grossen Grätzel-Photovoltaik-Fassade Balkonen von Saal und Foyer. Die Schweizer Photvoltaik-Forschung hat wesentliche Impulse an der EPFL in Lau- sanne erlebt. So entwickelte vor mehr als zwei Jahrzehnten der Pionier Prof. Michael Grätzel die Farbstoff-Solarzelle, welche das Prinzip der in Pflanzenblättern ablaufenden Fotosynthese nachbildet. Und anlässlich des Swissolar-Kongresses von Anfang April stellte der Forscher sei- ne neue Erfindung «Perowskite» vor, eine zukünftige Generation von preisgünsti- gen Solarzellen mit hohem Wirkungsgrad. Die an der Westfassade vorgehängte Photovoltaik-Verglasung ist die erste architektonische Anwendung dieser Spit- zentechnologie im Aussenbereich. Hier steht die Grätzel-Solarzelle erstmals auf einer Fläche von 300 m2 im praktischen Einsatz. Der 2005 entwickelte Prototyp der lichtdurchlässigen Solarmodule ist von regionalen KMU (Solaronix in Au- Eine besondere Technologie für die Modulierbarkeit des Kongresszentrums gestattet eine flexible bonne und Hevron in Courtételle) ge- Raumaufteilung mit fünf Sälen zu 330 bis 3000 Plätzen. In wenigen Minuten geschieht die Verwand- baut und montiert worden und nutzen lung in ein Amphitheater mit 2135 Sitzplätzen oder in einen Bankettsaal von 1890 m2 Fläche. eine Erfindung des Forschers Grätzel. Diese vollständig von Romande Energie finanzierte Anwendung ist ein neuer Besonderes Gewicht wurde im Architek- ständig modulierbares Amphitheater mit Ausdruck der Partnerschaft zwischen turentwurf auf die Materialisierung ge- 3000 Plätzen. Wie im Projektbericht er- dem Energieversorger und der EPFL für legt: Trotz der deutlich unterschiedlichen läutert wird, ist dabei eine unterschied- die Entwicklung eines grossen Solarparks Formsprache zwischen Kongresszentrum liche Aufteilung möglich: von mehreren und die Durchführung von Forschungs- und den restlichen Gebäuden ist die kleinen Sälen bis zu einem einzigen Saal und Entwicklungsvorhaben. Das Projekt Einheit des Gesamtbildes durch die Ver- mit flachem Boden für Bankette oder nutzt das besondere Potenzial dieser So- wendung ähnlicher Materialien sicherge- andere Veranstaltungen. Diese Modu- larzellen. Gemäss Projektbericht sind sie stellt. So herrscht bei den dem öffentli- lierbarkeit wird dank eines Systems mit nicht nur lichtdurchlässig, sondern funk- chen Raum zugewandten Gebäuden der verschiebbaren Wänden und versenk- tionieren auch unabhängig vom Lichtein- Glanz von Metall als einem für die Beson- barer Bestuhlung erreicht. Dank der fallswinkel und können ohne jeden Wir- derheiten einer technischen Hochschule aus Kanada stammenden Gala-System- kungsverlust sogar senkrecht angebracht angemessenen Material vor. Demgegen- Technologie mit versenkbaren Sitzen werden. Sie erzeugen erneuerbare Ener- über sind die Fassaden der sich um Innen- kann der Hauptsaal in nur 15 Minuten gie, schützen das Gebäude vor direkter höfe gliedernden Studentenunterkünfte in einen Ausstellungsraum oder einen Sonneneinstrahlung und reduzieren so aus farbigen Eternit-Platten wärmer und Bankettsaal verwandelt werden. Bei den Energiebedarf für die Kühlung. In freundlicher gestaltet und verfügen über diesem Verfahren werden die Sitze mit Zusammenarbeit mit dem Grätzel-Labor Aluminiumläden. Hilfe eines innovativen Systems mit mo- und dem Architekturbüro Richter Dahl torisierten, unter der Plattformstruktur Rocha entwarf die Künstlerin Catherine eingebauten und mit jeder Sitzgruppe Bolle eine mit dieser neuen Technologie Technologie verbundenen Stangen unter den ebenen kompatible Farbenkomposition. für maximale Modulierbarkeit Boden des Saals versenkt. Alle Bestand- Die rund 300 m2 umfassende Anlage soll Der 1000 t schwere Titan aus einer Stahl- teile sind darauf ausgelegt, die Festigkeit das Potenzial dieser Solarzellenart auf- konstruktion und einer Gebäudehülle und Stabilität des modulierbaren Saalbo- zeigen und einen ersten Schritt zu ihrer aus Metall und Glas beherbergt ein voll- dens zu garantieren. Für alle sichtbaren Produktion und Verwendung in grossem 72 Schweizer BauJournal – SBJ 4 / 2014
HOCH BAU Massstab darstellen. Das Projekt dieser Photovoltaik-Glasfront ist das Ergeb- nis einer langen Innovationspolitik, wie die EPFL mitteilt. Nicht weniger als elf Unternehmen haben eine Lizenz erwor- ben, um die Grätzel-Zellen auf den Markt zu bringen. Diese erste architektonische Anwendung ist umso bedeutsamer als sie im Rahmen einer Zusammenarbeit mit Romande Energie als zentralem Energie- partner der Hochschule erfolgt. Mit Sensoren gespickte Geothermiepfähle Auch im Untergrund besticht das STCC durch Innovation: Wegen des instabilen Bodens ruht das Gebäude mit einer Last von 1000 t auf 200 Pfählen. Fünf davon sind experimentelle thermische Pfähle mit einer Tiefe von 20 m. Sie sind im Be- ton eingelassen und dienen nicht nur als Die Tragstruktur des Neubaus wird von einer Konstruktion gebildet, die aus zwei mal zwei Service- Fundament und Stützelement, sondern Kernen aus Stahlbeton und aus überhängenden Stahlrohr-Trägern von 100 m Länge besteht. auch als Wärmetauscher. Die von EPFL- Professor Lyesse Laloui und seinem Labor für Bodenmechanik (LMS) entwickelten Pfähle sind mit Glasfaserleitungen und Drucksensoren ausgestattet. Sie stellen die Fortsetzung eines vor elf Jahren an der EPFL begonnen Tests dar und begrün- den die auf diesem Gebiet weltweit füh- rende Stellung der Hochschule. Mit dem Einbau der fünf Geothermieelemente unter dem Kongresszentrum kann das Team von Prof. Laloui als absolute Pre- miere das tatsächliche Zusammenspiel einer Gruppe von Energiepfählen und ihre Wirkung im Boden untersuchen. Die oberflächennahe Geothermie nutzt die in geringer Tiefe, das heisst zwischen 1 und 100 m liegenden Wärmeressourcen. Diese Schicht besitzt eine über das ganze Jahr fast stabile Temperatur von 10 bis Farbkunst prägt lebendig die Aussenseite des Studenten-Unterkunftsgebäudes. Die Fassaden wech- 12 °C und bietet somit eine zuverlässige seln sich nach aussen in einem regelmässigen Raster aus raumhohen Fenstern und dunkelgrauen Wärmequelle, deren Nutzung mit Hilfe Faserzementpaneelen von Eternit ab. (Bild: Eternit) von Wärmepumpen bestens bekannt ist. Die Pfähle sind mit in Beton eingelasse- nen Wärmetauschern verbunden, durch gelte Lüftungsanlage im 14 000 m2 gros- schen Stellen eingebaute Schutzklappen die ein flüssiger Wärmeträger zirkuliert. sen Gebäude installiert. Anspruchsvoll verhindern im Brandfall die Ausbreitung Der Flüssigkeitskreislauf ist an ein rever- war während der anderthalb Jahre dau- von Rauch und Flammen. sibles Wärmepumpensystem angeschlos- ernden Montagephase die ausgeprägte Die Installation der Lüftungsanlage im sen, wie im Projektbericht erläutert wird. Gebäudehöhe und die Konstruktion des STCC war Teil eines Auftrages des Bau- Auf diese Weise spielt das Fundament die Kongresszentrums: Die Hauptherausfor- herren an das Konsortium 2AK, in dem Rolle einer Wärmequelle in der kalten derung bestand in der Installation der Alpiq InTec Romandie SA die technische Jahreszeit und einer Kühlung bei hohen Lüftungselemente unter dem Dach in Leitung inne hatte. Neben den Lüftungs- Temperaturen. Mit dieser Technologie 40 m Höhe, nachdem die Gebäudehülle anlagen realisierte das Konsortium auch kann ausserdem die von den Solarmo- bereits fertiggestellt worden war. die Heizungsanlagen und elektrischen In- dulen erzeugte Energie für einen sai- stallationen in den Wohnungen und Ge- sonalen Ausgleich gespeichert werden. schäften sowie im Hotel und im Parkhaus, Energieeffizienz die neben dem Kongresszentrum an- dank Isolation und Seewasser gesiedelt sind und zusammen das Nord- Lüftungs- Um Wärmeverluste zu vermeiden und quartier des Campus der ETHL bilden. und Energieeinrichtungen die Energieeffizienz zu erhöhen, wur- Die Studentenunterkünfte und die Ein- den sämtliche Schächte und Leitungen kaufsarkaden tragen das Minergie-Label. isoliert. Erwärmt beziehungsweise ge- Mikro-lokalisierte Bildschirme Die ganze Kälte- und Wärmeerzeugung kühlt wird die Luft ausserdem über eine Im STCC werden für die Kongresskom- wird vom Wasserversorgungsnetz der umweltfreundliche Zentralheizungsanla- munikation die neusten Multimedien- EPFL gespiesen, welches wiederum mit ge, deren drei Wärmepumpen mit Was- anlagen mit intelligenten Bildschirmen Wasser vom Genfersee versorgt wird. Da- ser aus dem Genfersee versorgt werden. für die Besucherinformation, ein kreis- mit Besucher des STCC stets mit frischer Auch an die Sicherheit wurde beim Bau förmiger Bildschirm über dem Empfangs- Luft versorgt sind, wurde eine ausgeklü- der Lüftungsanlage gedacht: An strategi- pavillon im Ausmass von 17,3 m2 sowie SBJ 4 / 2014 – Schweizer BauJournal 73
HOCHBAU •Neun75“Full-HD-Bildschirme,imZent- rum verteilt, sind mikro-lokalisiert und können so differenzierte Inhalte ver- breiten. Die Bildschirme werden von einem einzigen Kontrollposten aus ge- steuert. •AlsWeltpremierewerden10intelligen- te Informationssäulen zur Beschilde- rung verwendet, die sich automatisch ihrer Position anpassen. •Eine Smartphone-Applikation erlaubt es den Konferenzbesuchern, praktische Informationen abzurufen und mitein- ander zu kommunizieren. Dienstleistungs- und Hotelbetriebe Der im nördlichen Teil des Campus gelegene Gebäudekomplex ist ideal an die Linie der Metrostation Rennens–Lausanne angebunden. Zum Gesamtkonzept des neuen Hoch- schulquartiers Nord stehen im Gebäude Les Arcades zahlreiche Verpflegungs- als Weltpremiere intelligente Informa- •Ein kreisförmiger Bildschirm mit einer möglichkeiten und Läden mit langen tionssäulen eingesetzt. Für eine opti- Oberfläche von 17,3 m2, der aus 21 Öffnungszeiten zur Verfügung, ebenso mierte Diffusion der Information sind einzelnen 55“ Full-HD-Bildschirmen zu- ein Cateringservice für Kongressveran- die neusten Multimedia-Entwicklungen sammengesetzt ist, umringt den Emp- stalter. In unmittelbarer Nähe zum STCC installiert worden. Dazu ist das STCC mit fangspavillon. Die Bildschirmfläche befinden sich ausserdem zwei Hotels. Das zahlreichen bahnbrechenden Geräten ist in drei von einander unabhängige SwissTech Hotel im Gebäude Les Arcades ausgestattet, um jede Konferenz in ein Zonen, mit einer Auflösung von jeweils bietet 66 ruhige und funktional einge- unvergessliches Erlebnis zu verwandeln: 7560 × 1920 Pixeln, aufgeteilt. richtete Einzel- oder Doppelzimmer. Das 74 Schweizer BauJournal – SBJ 4 / 2014
HOCH BAU Starling Hotel ist einige Gehminuten entfernt und verfügt über 154 helle und mit neuster Technologie ausgestatteten Zimmer und Suiten. Das für Veranstaltun- gen genutzte Gebäude bietet auf etwa 300 m2 fünf modulierbare und voll aus- gerüstete Säle für bis zu 250 Personen. Dazu gehören auch ein Restaurant und eine Bar. Vervollständigt wird die Beher- bergung durch die Atrium bezeichnete Studentenunterkunft, die 172 Studios und 80 Wohneinheiten mit zwei bis acht Zimmern für insgesamt 516 Personen auf 20 895 m2 Fläche bietet. Farbgestaltung für Studentenunterkünfte Das neue Wohnheim formiert sich um zwei unterschiedlich grosse Höfe. Die drei- und fünfgeschossigen Gebäuderie- gel bilden einen zusammenhängenden, Das farbliche Gestaltungsprojekt «Chromoscope ou l›expérience-mètis» verleiht dem neuen Studen- s-förmigen Baukörper. Die Appartements tenheim einen eigenen, genz besonderen Charakter. werden durch Laubengänge in den Hö- fen erschlossen und ihre Gemeinschafts- räume grenzen wiederum direkt an den l’expérience-mètis» entwickelt hat. Die- chen Bereiche in Zusammenarbeit mit offenen Erschliessungsraum. se Farbkunst präsentiert lebendig auch der Künstlerin. Bei der Gestaltung der Der Wohnbau für Studenten hat eine die Aussenseite des Gebäudes. Während Hoffassaden der Studentenwohnungen ganz persönliche Handschrift – oder sich die Fassaden nach aussen in einem bilden die Faserzementplatten die Basis besser einen Anstrich erhalten: Die Hof- regelmässigen Raster aus raumhohen und dienen zugleich der Künstlerin als fassaden bestehen aus Eternit-Faserze- Fenstern und dunkelgrauen Faserze- Leinwand. Sie beschränkt sich dabei al- mentplatten, für welche die Künstlerin mentpaneelen von Eternit abwechseln, lerdings nicht auf die Katalogfarben der Catherine Bolle ein individuelles Farb- gestalteten die Architekten die farbi- Paneele, sondern entwickelt ihr eigenes konzept – genannt «Chromoscope ou gen Faserzementfassaden der öffentli- Farbkonzept. n Zahlen und Fakten Flächen Kubaturen / Materialien Nutzfläche gesamt 41 822 m2 Beton total 36 800 m3 davon STCC 14 164 m2 davon STCC 12 000 m3 Studentenunterkunft 20 895 m2 Betonpfähle 750 Hotelzimmer 66 + 154 Bewehrungsstahl 4550 t Dienstleistungszentrum 6763 m2 Bauvolumen gesamt 288 000 m3 Parkplätze 306 davon STCC 157 950 m3 davon im UG 275 Metallkonstruktion Gebäudemass L/B/H 115 × 65 × 30 m für Fassade und Dach 1000 t Termine PPP-Ausschreibung 2006 Erhalt der Baubewilligung 17. Dezember 2010 Spatenstich 29. September 2011 Bauzeit Arcades/Atrium Januar 2011 bis Herbst 2013 Bauzeit STCC bis Frühjahr 2014 Am Objekt Beteiligte Bauherr / Investor MEG Ecublens CCR und zwei Immo- bilienfonds der Credit Suisse AG Bauherrenvertreter Techdata AG, Epalinges Projektentwicklung / TU HRS Real Estate AG, St-Sulpice Architekt Richter Dahl Rocha & Ass. SA, Lausanne Innenarchitekt RDR Design SA, Lausanne Bauingenieur Ingeni SA, Lausanne Daniel Willi SA, Montreux Fassadeningenieur BCS SA, Neuenburg Heizungs-/Lüftungsingenieur RG Riedweg et Gendre SA, Carouge Sanitäringenieur Duchein SA, Villars-sur-Glâne Elektroingenieur Betelec SA, Villars-Ste-Croix Akustikingenieur AAB J-Stryjenski & H. Monti SA, Carouge Sicherheitsingenieur Hautle Anderegg + Partner AG, Bern Geotechnikingenieur Karakas & Français SA, Lausanne Bauausführung Rohbau Marti AG Bern Bauausführung Tiefbau Dénériaz SA, Lausanne Bauausführung Stahlbau Consortium Hevron SA / Zwahlen&Mayr SA Bauausführung Fassadenbau Hevron SA, Courtételle SBJ 4 / 2014 – Schweizer BauJournal 75
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