ZURZEIT - Wirtschaftsförderung Region ...

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ZURZEIT - Wirtschaftsförderung Region ...
I 21018

ZURZEIT:
MAGAZIN DER REGION NORDSCHWARZWALD

Seite 20

Erfindung der Zukunft.
Vorbildliches Digitalisierungsprojekt –
Lösungen für den demografischen Wandel auf dem Land

Seite 12                   Seite 16
Standortmarketing:         Die WFG:
Werbung in eigener Sache   Das PLUS für die Region
ZURZEIT - Wirtschaftsförderung Region ...
2        übersicht // region auf einen blick

      Unsere Region in Zahlen
                                                                                      Z ZZ
                     10                                              ENZKREIS
            MICHELINSTERNE
             die auch bei Tag
                 leuchten
                                                                        Pforzheim
                                                                                      6.457.757
                                                                                     ÜBERNACHTUNGEN PRO JAHR
                                                                                         und viel Entspannung

                                                                CALW

      10      BRAUEREIEN
    und auch sonst viel Süffiges

                                        FREUDENSTADT
                                                                                             Über  650
                                                                                             stattliche HIRSCHE

                                                                                                    1
                                                                                             und mind.    WOLF

                                                          38       WINDRÄDER
                                                          mit über 50 m Gesamthöhe

     > 30.000                                       UNTERNEHMEN                      Fast150           KIRCHTÜRME
                                                                                     und kein Kirchturmdenken
                                               und jede Menge Jobs
ZURZEIT - Wirtschaftsförderung Region ...
inhalt
                                                                                                                                  inhalt //
                                                                                                                                         // impressum
                                                                                                                                            impressum           3

                                                                                                                                                                    Foto WFG
Inhalt
04    ______________________                    EDITORIAL/INTERVIEW
04   _______________________                    Grußwort von Jürgen Kurz und Helmut Riegger
05   _______________________                    Regionalverband und Wirtschaftsförderung
06   _______________________                    Interview mit Dr. Matthias Proske und Jochen Protzer

08 ______________________                       DAS IST UNSER JOB:
   _______________________                      PROJEKTE DES REGIONALVERBANDS UND DER WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG
08 _______________________                      Ein Masterplan für den Nordschwarzwald – Der Regionalplan
10 _______________________                      Auf der Suche nach geeigneten Flächen für die Windenergie
12 _______________________                      Standortmarketing: Werbung in eigener Sache
14 _______________________                      Eine Allianz für die Residenzbahn von Stuttgart nach Karlsruhe
16 _______________________                      Die WFG: Das PLUS für die Region

18    ______________________                    DIGITALISIERUNG
18   _______________________                    Digitales Rückgrat der Region
20   _______________________                    Von der Erfindung der Zukunft – das Projekt „Digital Black Forest“
22   _______________________                    Eine Region, ein Hub und viele digitale Perspektiven
                                                                                                                                         Regionalverband

                                                                                                                                         Wirtschaftsförderung

I M PR ESSU M

Die Herausgeber
Regionalverband Nordschwarzwald, Körperschaft des öffentlichen Rechts
Westliche Karl-Friedrich-Straße 29-31 | 75172 Pforzheim | Telefon 07231-14784-0
sekretariat@rvnsw.de | www.rvnsw.de
Vertreten durch Verbandsdirektor Dr. Matthias Proske

Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald GmbH                                                  Redaktion v.i.S.d.P.   Dr. Matthias Proske und Jochen Protzer
                                                                                                                                                                        Titelfoto WFG

Westliche Karl-Friedrich-Straße 29-31 | 75172 Pforzheim | Telefon 07231-154369-0           Satz und Gestaltung    Strässer Werbung | Calw-Altburg
info@nordschwarzwald.de | www.nordschwarzwald.de                                           Druck		                Druckhaus Weber GmbH | Althengstett
Vertreten durch Geschäftsführer Jochen Protzer                                             Stand 		               Juni 2018 | Änderungen sind vorbehalten
ZURZEIT - Wirtschaftsförderung Region ...
4   editorial
               thema blindtext
                         // interview
                                  // rubrik blindtext
Foto WFG

                                                              E DITOR IAL

               Grußworte
                                                        Liebe Leserinnen und Leser,

                                                        der Nordschwarzwald steht weltweit für die Kirschtorte, den Literaturnobelpreisträger Hesse, den
                                                        Fischer-Dübel und seit kurzem auch für einen Nationalpark. Weniger bekannt sind demgegenüber
                                                        die beiden Organisationen, deren Aufgabe es ist, die räumliche und wirtschaftliche Entwicklung des
                                                        Nordschwarzwaldes voranzubringen: der Regionalverband Nordschwarzwald und die Wirtschafts-
                                                        förderung Nordschwarzwald GmbH.

                                                        Dennoch sind die Aufgaben dieser beiden Institutionen höchst spannend! Denn mit ihrer Arbeit prägen
                                                        sie entscheidend die Entwicklung der Region. Dass sich die Tätigkeiten des Regionalverbands und der
                                                        Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald dabei inhaltlich ergänzen und verzahnen, zeigt unter anderem
                                                        diese Publikation, die als Gemeinschaftsprojekt der beiden Häuser erscheint.

                                                        Lesen Sie, was ZURZEIT die Region bewegt und erfahren Sie mehr über die Arbeit der beiden Insti-
                                                        tutionen und die Region Nordschwarzwald.

                                                        Ihr

                                                        Jürgen Kurz 		                           Helmut Riegger
                                                        Verbandsvorsitzender Regionalverband		   Aufsichtsratsvorsitzender Wirtschaftsförderung
ZURZEIT - Wirtschaftsförderung Region ...
thema blindtext
                                                                                                         editorial
                                                                                                             // rubrik
                                                                                                                   // interview
                                                                                                                       blindtext    5

                                                                   WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG
                                                                  NORDSCHWARZWALD

                                                                                                                                        Fotos WFG
„Regionalplanung ist die Kunst, die endliche Ressource „Flä-     „Regionale Wirtschafsförderung beginnt dort, wo kommu-
che“ möglichst optimal zu nutzen und dabei alle unterschied-     nale Kompetenzen enden und wird in einem Europa der Regi-
lichen Interessen in einer Region unter einen Hut zu bringen.“   onen zu einer Schlüsselaufgabe mit großem Mehrwert für alle
Dr. Matthias Proske                                              Wirtschaftsakteure.“ Jochen Protzer

   Regional-                                                        Wirtschafts-
   verband                                                          förderung
Zentrale Arbeitsbereiche | Tätigkeitsfelder                      Zentrale Arbeitsbereiche | Tätigkeitsfelder
des Regionalverbandes (RVNSW):                                   der Wirtschaftsförderung (WFG):

• Koordination der Raumnutzung z.B. durch Festlegung von         • Kommunikation: Die WFG präsentiert den Nordschwarzwald nach
  Gebieten für Rohstoffabbau, Verkehrswege, Windkraftnutzung       innen und außen als prosperierende Region mit Wohlfühlcharakter
• Erarbeitung von Entwicklungskonzepten für einzelne Bereiche      und glänzenden Zukunftsaussichten.
  (Gewerbeentwicklung, Einzelhandel etc.)                        • Europa/Förderung: Die WFG informiert über europa-relevante
• Lösung und Ausgleich von Nutzungskonflikten                      Themen, Projekte und Fördermittel und bildet den Brückenkopf der
• Beratung von Kommunen, Unternehmen etc.                          Region nach Brüssel.
• Förderung der Regionalentwicklung u.a. im Bereich Tourismus    • Vernetzung: Die WFG verbindet die Wirtschaftsakteure in der
  und Kultur                                                       Region über Netzwerke und Clusterinitiativen.
• Vertretung der regionalen Interessen nach außen                • Services für Kommunen: Die WFG unterstützt kommunale Projekte
                                                                   und hilft bei der Vermarktung von Gewerbeflächen und –Immobilien.

Organisationsstruktur RVNSW:                                     Organisationsstruktur WFG:

• Verbandsversammlung: ist zentrales Entscheidungsgremium;       • Aufsichtsrat/Gesellschafterversammlung:
  besteht aus Mitgliedern der Kreistage der Region und des 		      zentrale Organe der WFG;
  Pforzheimer Gemeinderats.                                        besetzt mit Vertretern der Gesellschafter
• Ausschüsse der Verbandsversammlung: bearbeiten Fachthemen:     • Fachbeirat: Fachlich informatives Gremium; besetzt mit den
  - Planungsausschuss                                              Wirtschaftsbeauftragten oder Vertretern der Gesellschafter auf
  - Verwaltungs-, Wirtschafts- und Verkehrsausschuss               operativer Ebene
• Geschäftsstelle: führt die laufenden Geschäfte des Verbandes   • Büro WFG: führt die laufenden Geschäfte der Gesellschaft
ZURZEIT - Wirtschaftsförderung Region ...
6      thema blindtext
                  etitorial // interview
                                     // rubrik blindtext
Foto WFG

                                                           I NTE RVI EW

               „Wo steht die Region Nord-
                schwarzwald in zehn Jahren?“
               Ein Interview mit dem Verbandsdirektor des Regionalverbandes und dem
               Geschäftsführer der regionalen Wirtschaftsförderung

               ZurZeit-Magazin: Kurz vorweg für alle Leser, die den Re-              J. Protzer: Die Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald, kurz WFG
               gionalverband und die Wirtschaftsförderung noch nicht so              gestaltet regionale Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Ent-
               gut kennen: Beschreiben Sie bitte kurz, was Ihre Häuser               wicklung des Nordschwarzwalds durch eine Vielzahl von Projekten und
               machen.                                                               Maßnahmen. Darüber hinaus ist die WFG der Ansprechpartner der
                                                                                     Politik in Stuttgart, Berlin und Brüssel für die Wirtschaftsregion Nord-
               Dr. M. Proske: Der Regionalverband kümmert sich darum, dass           schwarzwald, weil die Regionen zunehmend eine wichtige Rolle auch
               unterschiedliche, teilweise konkurrierende Nutzungsansprüche an den   bei der Vergabe von Fördermitteln spielen.
               Raum unter einen Hut gebracht werden. Denn meist kann eine Fläche
               nur für einen Zweck genutzt werden. Man kann beispielsweise auf       ZurZeit-Magazin: Lassen Sie uns versuchen, das Ganze
               einem Gebiet, das als Steinbruch genutzt wird, nicht auch noch eine   plastischer zu machen. Wie erklären Sie z.B. einem Bürger,
               Straße bauen. Wir geben also Antworten auf die Frage, wo welche       dass seine Steuergelder in Ihren beiden Häusern sinnvoll ver-
               Raumnutzung sinnvollerweise stattfinden soll.                         wendet werden?
ZURZEIT - Wirtschaftsförderung Region ...
etitorial // interview   7

Dr. M. Proske: Die Regionalplanung ist die       lich geregelten Umfang in Kauf zu nehmen,        erhaltung der kommunalen
einzige Institution, die sich aus einer kommu-   z.B. den Blick auf Windkraftanlagen. Nur so      Daseinsvorsorge auf
nenübergreifenden Perspektive darum küm-         kann die klimaverträgliche Umstellung unse-      dem Land und der
mert, dass die unterschiedlichen Formen der      rer Energieversorgung realisiert werden; zum     Druck auf die Flä-
Raumnutzung, wie z.B. Wohn- und Gewerbe-         Wohle der Gesamtbevölkerung und aller zu-        che in den Wachstumsregionen sein.
gebiete, der Rohstoffabbau usw., bestmöglich     künftigen Generationen.                          Daher schreibt der Regionalverband
platziert werden. Der daraus folgende Mehr-                                                       aktuell den Regionalplan fort und wird
wert für die Bürger besteht darin, dass sie in   ZurZeit-Magazin: Hr. Protzer, welches            darin u.a. Flächen für Siedlungs- und
einem sinnvoll strukturierten und optimal aus-   sind Themen, die Ihnen und der Region            Gewerbeentwicklungen aber auch für den

                                                                                                                                                      Foto shutterstock.com, Marta Teron
genutzten Raum leben und arbeiten können.        unter den Nägeln brennen?                        Freiraumschutz definieren. In anderen The-
                                                                                                  menfeldern versuchen wir Lösungsansätze
J. Protzer: Als gesamtregionale Institution      J. Protzer: Vernetzung und Kooperationen         durch eigene Projekte zu entwickeln. Bei-
setzt die WFG dort Schwerpunkte, wo kom-         sind erfolgsentscheidend für Unternehmen.        spielsweise durch das Projekt „Digital Black
munale Kompetenzen enden und gesamtregi-         Mit unseren Cluster-Initiativen im Bereich       Forest“, das untersuchen wird, wie die Digi-
onales Agieren nachhaltig Synergien schafft.     regionaler Schlüsselbranchen führt die WFG       talisierung bei der Bewältigung des demo-
Vor allem die Vermarktung der Region als         als gesamtregionale Instanz zusammen, was        grafischen Wandels helfen kann.
dynamische Wirtschaftsregion steht im Vor-       zusammengehört, nämlich Wirtschaft, Wis-
dergrund der Arbeit. Auch die Vernetzung von     senschaft und Akteure aus Politik und Gesell-    ZurZeit-Magazin: Darf ich Sie beide
Branchen, Unternehmen, Netzwerken und In-        schaft. Mit unseren Messeaktivitäten bieten      zum Schluss bitten, uns zu verraten,
stitutionen zur Förderung der Innovationsleis-   wir regionalen Unternehmen eine überaus          was die Highlights Ihrer bisherigen
tungen steht auf der Agenda ganz oben. Dass      attraktive Plattform auf globalen Leitmessen     Tätigkeit waren und was eher anstren-
wir in einer attraktiven Region leben und dies   und sorgen für Präsenz der Wirtschaftsregion     gend war?
aktiv nach außen tragen, nutzt den Bürgerin-     auf dem internationalen Parkett.
nen und Bürgern wie den Unternehmen.                                                              Dr. M. Proske: Anstrengend waren z.B.
                                                 ZurZeit-Magazin: Wagen Sie für uns               die bisherigen Diskussionen um die Win-
ZurZeit-Magazin: Hr. Dr. Proske, bei             den Blick in die Glaskugel: Wo steht             denergie; was bei diesem emotionalen und
seiner Arbeit muss der Regionalverband           die Region Nordschwarzwald in fünf               konfliktträchtigen Thema jedoch nicht anders
die zahlreichen Einzelinteressen von             bis zehn Jahren?                                 zu erwarten war. – Als persönliche Highlights
Kommunen, Wirtschaftsunternehmen,                                                                 würde ich meine überaus freundliche Aufnah-
Bürgern etc. unter einen Hut bringen.            J. Protzer: Der Nordschwarzwald hat auch         me in der Region sehen und die Prämierung
Wie gehen Sie dabei mit Interessenkon-           Problemzonen: Unsere Region gehört zu je-        unseres Projektvorschlages „Digital Black
flikten um, beispielsweise bei der ak-           nen im Land mit der geringsten Innovations-      Forest“ durch das Land Baden-Württemberg
tuell stattfindenden Windkraftplanung?           leistung. Um die Wirtschaftskraft zu erhalten,   im Mai 2018.
                                                 müssen wir unsere Stärkefelder ausbauen.
Dr. M. Proske: Der Regionalverband ar-           Bereiche wie die smarte Produktion, innova-      J. Protzer: Die WFG war als Institution
beitet überparteilich. Er sucht die objektiv     tive Werkstoffe, effiziente Fertigungsverfah-    in der Vergangenheit nicht immer unum-
besten Standorte für unterschiedliche Formen     ren, nachhaltiger Tourismus und Design gilt      stritten und vor allem personelle Kontinuität
der Raumnutzung. Aktuell läuft die Suche         es deshalb konsequent weiterzuentwickeln.        gewünscht. Deshalb freue ich mich persön-
nach Windkraftstandorten entsprechend den        Ein konkreter Aktionsplan Nordschwarzwald        lich umso mehr, dass wir mit unserer Arbeit
Vorgaben der Landesregierung. Verständli-        ist gefordert. Mit dem vom Land prämierten       von Kommunen, Institutionen und vor allem
cherweise empfinden einzelne Bürger diese        Konzept zum Digital Hub leisten wir einen        Unternehmen inzwischen ein sehr positives
Planung als Eingriff in ihr Lebensumfeld. Da-    wertvollen Beitrag zur Unterstützung der Un-     Feedback bekommen. Bewegt hat mich das
her bemühen wir uns, den Planungsprozess         ternehmen bei der digitalen Transformation.      Vertrauen der Region in die WFG bezüglich
transparent zu machen und ermöglichen Bür-                                                        der Konsortialführung für das Digital Hub
gerbeteiligung; auch um dadurch Akzeptanz        Dr. M. Proske: Die Megathemen der kom-           Projekt.
zu schaffen. Dennoch müssen am Ende des          menden Jahre werden aus regionalplaneri-
Tages einzelne Bürger bereit sein, persönli-     scher Sicht der demografische Wandel, die
che Nachteile in einem zumutbaren, gesetz-       Veränderungen in der Mobilität, die Aufrecht-
ZURZEIT - Wirtschaftsförderung Region ...
8       das ist unser job // regionalplan
Foto Adobe Stock, mahey

                                                              DAS IST U NSE R JOB

                              Ein Masterplan für den Nord-
                              schwarzwald – Der Regionalplan
                              Wie soll die Region Nordschwarzwald im Jahr 2035 aussehen? Die Antwort
                              darauf gibt der Regionalplan Nordschwarzwald, der aktuell überarbeitet wird.

                              Wozu eine Regelung der Raumnut-                    Zweck genutzt werden. Entweder man bebaut         ten Ebene legt die Landesregierung die gro-
                              zung?                                              eine Fläche, überlässt sie der Natur oder nutzt   ßen Leitlinien der Raumnutzung fest. Auf der
                                                                                 sie anderweitig, z.B. für den Rohstoffabbau       untersten Ebene regeln Kommunen, wo auf
                              Es war mal wieder eine kurze Nacht für Herrn       oder die Landwirtschaft. Außerdem beein-          ihrer Gemarkung Häuser, Straßen u.a. gebaut
                              Maier. Schuld daran ist die Straße, die direkt     trächtigen sich verschiedene Nutzungsformen       werden und vor allem, wie diese aussehen sol-
                              neben seinem Haus vorbeiführt und deren Lärm       auf benachbarten Flächen oft gegenseitig. Und     len. Dazwischen liegt die Ebene der Regional-
                              ihn regelmäßig um den Schlaf bringt. Die vielen    da die freien Flächen meist knapp sind, kommt     planung, für die in Baden-Württemberg zwölf
                              Autos haben inzwischen auch die meisten Tie-       es regelmäßig zu Konkurrenzsituationen, weil      Regionalverbände zuständig sind.
                              re aus dem nahe gelegenen Naturschutzgebiet        mehrere Akteure eine Fläche für unterschied-
                              vertrieben. Als Herr Maier sein Fenster öffnet,    liche Zwecke nutzen wollen. Überlässt man         Der Regionalplan als zentrales Werk-
                              ziehen die Abgase der benachbarten Fabrik he-      die Entscheidung über die Landnutzung dem         zeug der regionalen Raumplanung
                              rein. „Früher war hier auf dem Dorf noch alles     freien Spiel des Marktes oder dem Zufall, so
                              grün und ruhig,“ denkt Herr Maier und seufzt.      entsteht ein unkoordinierter Flickenteppich der   Zentrales Instrument ist der Regionalplan. In
                                                                                 Nutzungsformen mit vielen Problemen. Daher        ihm wird festgelegt, wie sich die Region ent-
                              „Das Beispiel zeigt, dass es sich lohnt, bei der   wird die Raumnutzung durch öffentliche Stellen    wickeln soll. So wird definiert, welche Flächen
                              Raumnutzung mit Bedacht vorzugehen.“               gesteuert, zum Wohle aller.“                      für welche Zwecke genutzt werden sollen. Au-
                              erklärt Jürgen Kurz, der Verbandsvorsitzen-                                                          ßerdem werden Trassen für Leitungen und Ver-
                              de des Regionalverbandes Nordschwarzwald.          In Baden-Württemberg gibt es hierfür drei         kehrswege eingeplant. Zudem gibt es Gebiete,
                              „Denn häufig kann eine Fläche nur für einen        Ebenen der Raumordnung. Auf der obers-            die weitgehend von Bebauung freigehalten
ZURZEIT - Wirtschaftsförderung Region ...
das ist unser job // regionalplan     9

                                                                                                                                                             Foto WFG
werden, sogenannte „Grünzüge“ und „Grün-          Auf dem Weg zum neuen Regionalplan                  verabschiedet werden sollen. Hinzu kommen
zäsuren“. Diese Freiflächen liegen jedoch nicht                                                       verschiedene Studien, etwa zur Einzelhandels-
brach, sondern dienen u.a. dem Natur- und         Regionalpläne werden für einen Zeitraum von         steuerung und zur Gewerbeentwicklung.
Landschaftsschutz, der Siedlungsgliederung,       etwa 15 Jahren aufgestellt. Der aktuelle Regio-
der Naherholung oder als Produktionsflächen       nalplan für den Nordschwarzwald ist seit 2005       Angedacht ist, zentrale Akteure aus der Region,
der Land- und Forstwirtschaft.                    gültig und soll daher in den kommenden Jah-         wie Kommunen und Fachbehörden, von Anfang
                                                  ren überarbeitet werden. Das hat die Verbands-      an in die Ausarbeitung des Regionalplans ein-
Um Wachstumsprozesse bei Wohn- und                versammlung des Regionalverbandes im Okto-          zubinden. So könnte eine freiwillige, gesetz-
Gewerbegebäuden in sinnvolle Bahnen zu len-       ber 2017 beschlossen. Die Überarbeitung kann        lich nicht vorgeschriebene Vorabbeteiligung
ken und eine Zersiedelung der Landschaft zu       mit einer Großbaustelle verglichen werden,          stattfinden, bei der die Akteure die Möglichkeit
vermeiden, werden Entwicklungsachsen und          auf der an vielen Stellen gleichzeitig gearbeitet   haben, dem Regionalverband ihre Vorstellun-
-schwerpunkte definiert, an denen die Sied-       wird. Zwar können bestimmte Teile des bishe-        gen zur künftigen Entwicklung der Region dar-
lungsentwicklung vorzugsweise stattfinden         rigen Plans nahezu beibehalten werden. Große        zulegen.
soll. Auch für andere Themenbereiche werden       Teile müssen jedoch an aktuelle und künftige
Entwicklungskonzepte erarbeitet und im            Entwicklungen angepasst werden. Außerdem            Aus all diesen Aspekten wird der Regional-
Regionalplan festgeschrieben. So wird im neu-     kommen einige Themengebiete neu hinzu, die          verband dann einen Planentwurf erarbeiten.
en Regionalplan Nordschwarzwald z.B. für den      im aktuellen Plan noch gar nicht enthalten sind.    Dieser wird im Rahmen eines gesetzlich vor-
Bereich Gewerbeentwicklung festgeschrieben        Hierzu zählen beispielsweise die Reaktion auf       geschriebenen Beteiligungsverfahrens
werden, wo große zusammenhängende Gewer-          und der Umgang mit den Themen Klimawandel           öffentlich zur Diskussion gestellt. Die Träger
begebiete entwickelt werden können.               und demografischer Wandel.                          öffentlicher Belange und die Bürger können
                                                                                                      dabei Verbesserungsvorschläge zum Plan ein-
Die Mitglieder des Regionalverbandes ent-         In den letzten Jahren wurden vom Regional-          reichen. Diese werden dann vom Regionalver-
scheiden dabei stets aus einer übergreifenden     verband zahlreiche planerische Vorarbeiten          band geprüft und in den Plan eingearbeitet. Der
Perspektive, die neben den Einzelinteressen       geleistet, die jetzt Grundlage des neuen Regio-     so überarbeitete Planentwurf wird am Schluss
immer auch das Gemeinwohl und die Region          nalplans werden. Dazu zählen der Teilregional-      von der Verbandsversammlung des Regio-
insgesamt im Blick hat. Um die zahlreichen        plan Rohstoffsicherung samt der seit 2015 ver-      nalverbandes diskutiert und beschlossen. Der
Einzelinteressen unter einen Hut zu bringen,      bindlichen Fortschreibung und Ergänzung, der        neue Regionalplan wird dann für die nächsten
werden jeder Flächennutzung unterschiedliche      Teilregionalplan Landwirtschaft aus dem Jahr        15 Jahre die Richtschnur für die räumliche Ent-
räumliche Schwerpunkte und Vorranggebiete         2017 sowie der Landschaftsrahmenplan und            wicklung im Nordschwarzwald bilden.
zugeordnet, so dass ein funktionales Nebenein-    der Teilregionalplan Windenergie, die aktuell
ander ermöglicht wird.                            ausgearbeitet werden und in 2018 bzw. 2019
ZURZEIT - Wirtschaftsförderung Region ...
10     das ist unser job // windenergienut zung

                                              DAS IST U NSE R JOB

                Auf der Suche nach geeigneten
                Flächen für die Windenergie
                Ein Bericht von der Aufstellung des Teilregionalplans Windenergie

                                                                    Zankapfel Windenergie

                                                                    „Windkraftanlagen – ja oder nein? Und wenn ja, wo?“ lautet aktuell im Nord-
                                                                    schwarzwald vielerorts die Gretchenfrage. Die einen sehen in der Windkraftnutzung
                                                                    hauptsächlich eine Beeinträchtigung von Mensch und Umwelt, für die anderen ist
                                                                    sie ein wichtiges Mittel, um den Klimawandel einzudämmen. Diese Kontroverse
                                                                    fällt dieser Tage zusammen mit der Aufstellung des Teilregionalplans Windenergie
                                                                    durch den Regionalverband Nordschwarzwald.

                                                                    „Der Regionalverband arbeitet damit aktuell an einem emotionalen und umstritte-
                                                                    nen Thema“, sagt Jürgen Kurz, der Vorsitzende des Regionalverbandes. „Jedoch
                                                                    gehört es zu unserem Tagesgeschäft, mit Konflikten um die Flächennut-
                                                                    zung umzugehen. Denn die Regionalverbände sind vom Gesetzgeber u.a. dazu
                                                                    eingerichtet worden, um Raumnutzungskonflikte aus einer Gesamtperspektive zu
                                                                    betrachten und sie so möglichst ideal zu lösen.“

                                                                    Verbandsdirektor Dr. Matthias Proske ergänzt: „Schon heute zeigt sich regelmäßig,
                                                                    welche Zerstörungskraft und Kosten der Klimawandel verursacht. Dem kann
                                                                    vor allem durch die gesellschaftspolitisch anerkannte Energiewende begegnet
                                                                    werden. Um hierzu einen Beitrag zu leisten, müssen nach landesgesetzlichen Re-
                                                                    gelungen in jeder Region geeignete Vorranggebiete für die Windenergienutzung
                                                                    festgelegt werden. Für deren Planung sind dabei die Regionalverbände zuständig.“

                                                                    Auf der Suche nach geeigneten Flächen für die Windenergienutzung

                                                                    Daher wird im Nordschwarzwald aktuell im Rahmen eines aufwändigen,
                                                                    mehrjährigen Planungsverfahrens ein Teilregionalplan Windenergie auf-
                                                                    gestellt. Zunächst wurden hierbei alle Flächen bestimmt, auf denen grundsätz-
                                                                    lich eine wirtschaftliche Windkraftnutzung möglich wäre. Das ist bei den Flächen
                                                                    der Fall, bei denen laut Windatlas Baden-Württemberg eine durchschnittliche
                                                                    Windgeschwindigkeit von mindestens 5,5 Metern pro Sekunde in 140 Metern
                                                                    Höhe herrscht. Darüber hinaus müssen die sogenannten „Vorranggebiete für die
                                                                    Windenergie“ aus Sicht des Regionalverbandes noch zahlreichen weiteren
                                                                    Eignungskriterien genügen. Auf diese Kriterien hin wurden die wirtschaftlich
                                                                    geeigneten Flächen in weiteren Prüfschritten abgeklopft. Hier eine kleine Auswahl
                                                                    dieser Eignungskriterien: Die Flächen müssen groß genug sein, um darauf mehre-
Foto WFG

                                                                    re Anlagen errichten zu können, um so die Belastung des Landschaftsbildes durch
das ist unser job // windenergienut zung     11

       FO
 IN                  Ausführliche
                    Informationen                     Überlastung einzelner Kommunen                        Die Entscheidung über den Bau von Windkraft-
              zum Teilregionalplan                    vermeiden                                             anlagen fällt jedoch nicht der Regionalverband.
           Windenergie gibt‘s unter
                                                                                                            Denn, so erläutert der Verbandsvorsitzende
                   www.rvnsw.de
                                                      Nach Abschluss der Beteiligungsverfahren kom-         Jürgen Kurz: „Voraussetzung für den Beginn
                                                      men dann noch zwei weitere Schritte zur Anwen-        des Genehmigungsverfahrens ist, dass der
                                                      dung: Da wäre zunächst die Kontrolle des Über-        Grundstückseigentümer der Inanspruchnahme
                                                      lastungsschutzes. Dieser dürfte all denen             der Fläche zustimmt. Danach muss ein Wind-
Einzelanlagen zu reduzieren („Verspargelung“).        wichtig sein, die eine „Verspargelung“ der Land-      kraftprojekt ein immissionsschutzrechtliches Ge-
Gefordert werden außerdem Mindestabstände zu          schaft durch Windenergieanlagen befürchten. Es        nehmigungsverfahren durchlaufen. Hierbei wird
Wohngebieten, zu Kur- und Klinikgebieten sowie        soll sichergestellt werden, dass es an einzelnen      seine Umweltverträglichkeit sowohl anlagen- also
zu Brutplätzen streng geschützter und gefährdeter     Orten nicht zur visuellen Überbelastung durch         auch standortbezogen nochmals genau geprüft.

                                                                                                                                                                    Karte Regionalverband
Vogelarten. Gestrichen wurden alle Flächen in Na-     Windkraftanlagen kommt. Zu befürchten wäre das        D.h. die Eignung einer Windkraftfläche und die
turschutzgebieten und Landschaftsschutzgebieten.      insbesondere dann, wenn Ortschaften in mehre-         Umweltverträglichkeit der Anlagen wird von der
Alle Potenzialflächen, die diese und weitere Krite-   ren Himmelsrichtungen von Windenergiepoten-           Genehmigungsbehörde, das ist bei kreisangehö-
rien nicht erfüllten, wurden aus dem Planentwurf      zialflächen umgeben sind. Würde die Errichtung        rigen Gemeinden und Städten das Landratsamt,
gestrichen.                                           aller planerisch möglichen Windkraftanlagen lokal     genau geprüft.“
                                                      zu einer visuellen Überlastung führen, würden
Die verbliebenen Potenzialflächen wurden nun          Windkraftflächen aus dem Plan gestrichen. „Auch
mit den vorliegenden Informationen zur Bauleit-       wir wollen, dass die Bewohner eines Ortes beim
planung der Kommunen abgeglichen. Danach              Blick aus ihren Fenstern noch etwas anderes
wurde für jede Fläche eine Strategische Um-           sehen können als Windenergieanlagen“, erklärt
weltprüfung durchgeführt. Dabei wurde über-           Dr. Matthias Proske.
prüft, ob der Bau von Windkraftanlagen in den
jeweiligen Gebieten erhebliche Umweltauswirkun-       In einem der letzten Planungsschritte wird ent-
gen zur Folge haben könnte. Dies wäre ebenfalls       sprechend dem Gegenstromprinzip geprüft, ob
ein Ausschlusskriterium gewesen.                      sich aktuelle oder abgeschlossene Windener-
                                                      gieplanungen der Kommunen mit den Poten-
Der Teilregionalplan Windenergie wird                 zialflächen der regionalen Windenergieplanung
öffentlich zur Diskussion gestellt                    überschneiden oder parallel zu diesen verlaufen,
                                                      um die Planungen ggf. aneinander anzupassen.
Auf diese Weise wurde die Auswahl geeigneter
Flächen im Nordschwarzwald auf aktuell 24 Ge-         Die Aufstellung des Teilregionalplans Winde-
biete reduziert, die zusammen 2.345 Hektar um-        nergie wird den Regionalverband lange
fassen. Zusammen bilden sie den aktuellen Ent-        Zeit      beschäftigen
wurf des Teilregionalplans Windenergie, so wie        und dürfte zu den
ihn der Planungsausschuss des Regionalverban-         aufwändigsten Plan-
des im Februar 2018 beschlossen hat. Zu diesem        verfahren gehören, die
Planentwurf fand ein Beteiligungsverfahren statt,     der Regionalverband
bei dem die Träger öffentlicher Belange (Gemein-      Nordschwarzwald jemals
den, Fachplanungsämter, Umweltverbände u.a.)          durchgeführt hat. „Der
bis Juni und die Bürger bis April Stellungnahmen      Aufwand scheint uns
einreichen konnten. Diese werden vom Regional-        aber gerechtfertigt“,
verband geprüft und sowohl untereinander als          sagt Verbandsdirektor
auch mit den bisher im Planverfahren betrach-         Dr. Matthias Proske. „Bei
teten Aspekten abgewogen. Stellungnahmen, die         diesem wichtigen Thema
nach dem Sankt-Florians-Prinzip argumentieren,        halten wir eine sorgfältige
                                                                                                                            Kartenteil des aktuellen Entwurfs des
also die Windenergie zwar generell befürworten,       Planung für angebracht, um alle
                                                                                                                                  Teilregionalplans Windenergie.
Anlagen vor der eigenen Haustür jedoch ohne           relevanten Gesichtspunkte zu be-
stichhaltige Begründung ablehnen, können dabei        rücksichtigen. Hier gilt der Grundsatz „Genauigkeit                  Vorranggebiet für Windenergienutzung
nicht sinnvoll bearbeitet werden.                     vor Schnelligkeit“ in besonderer Weise.“                                                         (geplant)
12      das ist unser job // standor tmarketing
Fotos WFG

                                                DAS IST U NSE R JOB

                 Standortmarketing:
                 Werbung in eigener Sache
                 Vielfalt als absolute Stärke

                 Pittoreske Bollenhutromantik kredenzt mit üppigem Tannengrün              Die Ausgangslage zwischen Alpirsbach und Sternenfels ist mehr
                 flimmerte einst in den Heimatfilmen der frühen Fünfziger in die guten     als rosig. Der Nordschwarzwald prosperiert, Wohnraum ist erschwing-
                 Stuben der Republik und begeisterte Millionen. Was damals schon als       lich und es herrscht nahezu Vollbeschäftigung. „Die Botschaft ist also
                 Marketing-Element taugte funktioniert noch heute: Der Schwarzwald         klar, ebenso wie die Empfänger; lediglich die Art und Weise der Kom-
                 boomt als Tourismus-Destination. Klischeebehaftete Pseudo-Authen-         munikation verursachte in der Vergangenheit immer wieder Kopfzerbre-
                 tizität dominiert selbst 2018 noch die touristische Außendarstellung      chen“ gestand Nadine Kaiser, Prokuristin der WFG und für das Stand-
                 der Region. Inzwischen haben jedoch viele Wirtschaftsakteure in der       ortmarketing zuständige Projektleiterin. „Die WFG identifizierte bei
                 Region erkannt: Was Erholungssuchende in den Silva Nigra locken soll,     ihrem Strategieprozess das Standortmarketing als ein zentrales Thema
                 muss nicht zwingend auch bei Fachkräften, Investoren und ansiede-         und entschloss sich deshalb, zukünftig mit Profis aus dem Agenturbe-
                 lungswilligen Unternehmen für Entzücken sorgen. Breitband statt Bol-      reich zusammenzuarbeiten“, erklärt Kaiser. Das Mittel der Wahl war ein
                 lenhut lautet die Devise. Nicht die Lebensqualität dominiert als einzig   so genannter Pitch, ein Bewerbungsverfahren von Kommunikations-
                 seligmachendes Kriterium die Standortwahl, sondern harte Fakten zu        agenturen auf der Basis kreativer Ideen. „Die Präsentation der Region
                 standortbezogenen Brennpunktthemen wie Infrastruktur, Jobangebote         ist etwas, das alle regionalen Akteure angeht und entsprechend breit
                 und Gewerbeflächen. Wie muss vor diesem Hintergrund griffiges und         mit Mitgliedern aus regionalen Institutionen, Landkreisen, Kommunen
                 wirtschaftsaffines Standortmarketing aussehen? Dieser Frage widmet        und Unternehmen war auch die Jury besetzt“, skizziert die WFG-Mar-
                 sich die WFG im Rahmen ihres Standortkonzepts Nordschwarzwald.            keting-Chefin das Auswahlverfahren. Dieser gesamtregionale Schulter-
                                                                                           schluss bei wichtigen Weichenstellungen in Sachen Außendarstellung
das ist unser job // standor tmarketing    13

ist ein Novum. „Die Entscheidung auch Un-          „Wir müssen den Menschen im Land                  Publikum anspricht. „Und wenn die Region
ternehmen in den Standortmarketingprozess          und in ganz Europa klarmachen, dass die           eines besitzt, dann eine breite Meinungs- und
einzubinden ist letztendlich eine konsequente      Region Nordschwarzwald nicht nur als Ur-          Persönlichkeitsvielfalt“, diagnostizierte gerade
Weiterführung des beim WirtschaftsDIALOG           laubsziel taugt, sondern ein idealer Ort zum      auch Vetterle, für den die Region auch wer-
2017 in Höfen begonnenen Partizipationsmo-         Leben und Arbeiten ist“, umschreibt Protzer,      betechnisch ein immenses Potential bietet.
dells“, erklärte Kaiser. Ein von Steffen Vetter-   Geschäftsführer der WFG, den Arbeitsauftrag.      Für genau diese Herausforderung, nämlich die
le, Kommunikationsdesigner und Dozent an           Marketing-Profi Vetterle umriss mögliche An-      Vielfalt der Region aus unterschiedlichen Per-
der Hochschule Pforzheim, damals in Höfen          sätze, den Bekanntheitsgrad der Region Nord-      spektiven fotografisch festzuhalten, entwickelt
dringend angemahnter Punkt ist damit für           schwarzwald nachhaltig zu steigern: „Ich fuhr     die WFG spannende Ansätze: „Kooperationen
Nadine Kaiser schon fast abgehakt. „Spre-          kreuz und quer durch die Region und stellte       mit Unternehmen oder Fotowettbewerbe sind
chen Sie mit einer Stimme und entwickeln           vor allem eines fest, eine enorme Vielfalt“.      nur einige Ideen, die wir gerade ausbrüten“,
sie die Region aus einer Position der Stärke       Für den ihn ist diese Heterogenität eines der     verrät Nadine Kaiser.
heraus“, appellierte Steffen Vetterle damals       herausragenden Alleinstellungsmerkmale der
nachdrücklich. Für ihn lag es auf der Hand,        Region. Wichtig wäre es: diese Vielfalt nicht     Vielfalt herrscht auch bei der WFG selbst,
dass die Region politisch, gesellschaftlich und    als Manko, sondern im Zeitalter totaler Mul-      und zwar in Sachen Projekte: „Netzwerke in
letztendlich auch in Sachen Marketing ein          tikulturalität als Chance zu begreifen und sie    Holz und Kunststoff, Fachkräfte, Messen, Eu-
gehöriges Stück zusammenrücken muss, um            in griffige Werbebotschaften umzusetzen, riet     ropa-Themen sind nur einige Beispiele, für
erfolgreich zu agieren.                            Vetterle damals in Höfen. „Das ist zweifellos     Marketingmaßnahmen die in der Pipeline sind
                                                   leichter gesagt als getan“, gesteht Nadine        und die wiederum vollkommen unterschied-
Zurück zum Tagesgeschäft. Eine erste Er-           Kaiser mit Blick auf griffiges Bildmaterial für   liche Zielgruppenansprachen erfordern“, so
kenntnis des umfangreichen Auswahlverfah-          die Nordschwarzwald-Kampagne. „Eine erste         WFG-Chef Jochen Protzer. „Wir arbeiten mit
rens und der Suche nach einem passgenauen          Maßnahme war ein professionell inszeniertes       der Region und für die Region, deshalb wer-
kommunikativen Dienstleister war: eierlegen-       Fotoshooting bei Unternehmen und mitten in        den wir den Standortmarketing-Prozess weiter
de Wollmilchsauen gibt es nicht, zumindest         der Landschaft, um handlungsfähig in Sachen       in die Region hineintragen, zu den Unterneh-
nicht in der Kommunikationsbranche. „Zahl-         „Pro-Nordschwarzwald“ zu sein“, so Kaiser.        men, den Institutionen und überhaupt zu den
reiche Agenturen hatte viele gute Ideen und                                                          Menschen“, skizziert der WFG-Geschäftsführer
deshalb entschlossen wir uns das Projekt           Aber Vielfalt geht anders. Dessen sind sich       die Intention hinter dem ambitionierten Pro-
Virtuelle Darstellung, also die Website, von       auch Marketing-Expertin Nadine Kaiser und         jekt und ist sich sicher, dass sich dadurch eine
der eigentlichen Marketing-Kampagne abzu-          WFG-Chef Protzer bewusst. Der Blick zurück,       Menge Synergieeffekte ergeben werden, nicht
koppeln“, so Nadine Kaiser.                        zum letztjährigen WirtschaftsDIALOG zeigte        nur mit Blick auf interessante Fotos und Mar-
                                                   auch, erfolgreiches Marketing zeichnet sich       ketingideen.

                                                                                                                                                             Fotos WFG
Heute, ein halbes Jahr und zahllose Kaffee-        durch Divergenz aus, weil diese ein breites
tassen später, ist der Mausklick auf die Web-
site „nordschwarzwald.de“ eine wahre Offen-
barung. Die Inhalte sind sauber gegliedert und
der Besucher findet auf den ersten Blick harte
Fakten wie konkrete Zuständigkeiten auf ei-
ner ansprechend gestalteten Internetpräsenz.
„Was wir virtuell geschafft haben, wollen wir
nun auch real umsetzen, was jedoch ungleich
schwerer werden wird“, gesteht die Projektlei-
terin. Eine scheinbar banale Frage beschreibt
bereits ein fast unlösbares Problem: Welche
Bildmotive stehen universell für die Region
Nordschwarzwald? Keine Frage, die Region
ist fotogen, trotzdem ist dieser Themenkom-
plex alles andere als trivial, denn Bildwelten
sind entscheidende Faktoren bei der Außen-
darstellung.
14      das ist unser Job // residen zbahn
Fotos WFG

                                               DAS IST U NSE R JOB

                 Eine Allianz für die Residenzbahn
                 von Stuttgart nach Karlsruhe
                 Eine Allianz unter Führung des Regionalverbandes setzt sich für den Ausbau der Resi-
                 denzbahn ein, die eine der zentralen Verkehrsachsen der Region Nordschwarzwald ist.

                 „Aufgrund von Verzögerungen im Betriebsablauf hat dieser Zug aktu-     Die Bedeutung der Strecke ist schon lange bekannt, weshalb bereits
                 ell eine Verspätung von zehn Minuten. Der Anschlusszug in Karlsruhe    1988 zwischen der Bundesbahn und der Region Nordschwarzwald
                 kann daher leider nicht erreicht werden.“ Diese Zugansage, die Fahr-   eine Vereinbarung zur Fernverkehrsbedienung und zum Ausbau der
                 gäste auf der Strecke Stuttgart – Pforzheim – Karlsruhe in den letz-   Strecke geschlossen wurde. Ein Streckenausbau wurde jedoch bis
                 ten Jahren immer wieder zu hören bekommen, macht deutlich, dass        heute nicht umgesetzt. Hinzu kommt, dass nach einem Unfall am
                 auf der „Residenzbahn“ nicht alles zum Besten steht. Um dies           Bahnübergang bei Kleinsteinbach eine Langsamfahrstelle eingerichtet
                 zu ändern, haben sich 2017 unter der Führung des Regionalverban-       wurde, die den Zugverkehr seitdem drosselt. In der Folge ist der
                 des Nordschwarzwald zahlreiche Akteure zur „Allianz Residenzbahn“      Fahrplan so angespannt, dass auch kleinere Störungen dazu führen,
                 zusammengeschlossen, um sich gemeinsam für eine Verbesserung           dass die knappen Anschlüsse in Karlsruhe und Stuttgart nicht
                 einzusetzen.                                                           erreicht werden.

                 Die Residenzbahn                                                       Voraussetzung für die Ertüchtigung der Strecke ist eine ausreichende
                                                                                        Finanzierung. Da es sich um eine Fernverkehrsverbindung handelt,
                 Die Residenzbahn führt von Stuttgart über Vaihingen, Mühlacker         ist für die Bereitstellung der Finanzmittel der Bund zuständig. Deshalb
                 und Pforzheim nach Karlsruhe. Über diese Bahnstrecke wird die Regi-    hat sich der Regionalverband u.a. über Kontakte mit Landtags- und
                 on Nordschwarzwald an das deutsche und europäische Fernverkehrs-       Bundestagsabgeordneten für die Aufnahme der Strecke in den Bun-
                 netz angebunden. Auch aus Sicht des Bundes und des Landes ist die      desverkehrswegeplan 2030 eingesetzt. Dieser Plan enthält dieje-
                 Strecke wichtig, da sie sich mit einer Landesentwicklungsachse deckt   nigen Verkehrsprojekte, die von vorrangiger Bedeutung sind und die
                 und das Oberzentrum Pforzheim sowie das Mittelzentrum Mühlacker        der Bund daher finanziert. Obwohl auch das Land Baden-Württem-
                 direkt mit Stuttgart und Karlsruhe verbindet.                          berg die Aufnahme der Residenzbahn in den Bundesverkehrswege-
                                                                                        plan unterstützte, wurde die Strecke 2017 nicht berücksichtigt.
das ist unser Job // residen zbahn    15

                                                                                                                                                        Fotos Regionalverband
                                                                                      Vertreter der Allianz Residenzbahn am Hbf Pforzheim

Eine Allianz für den Ausbau der                  cke auch künftig zu erhalten. Hinsichtlich des   plane die Bahn hierfür ein und rechne mit
Residenzbahn                                     Streckenausbaus fasste Amtschef Dr. Lahl         einem eventuellen Baubeginn im Jahr 2022.
                                                 zusammen: „Wir sind uns alle einig, dass die     Allerdings muss die Planung von 2017 aktu-
In dieser Situation schloss sich eine Inter-     Beseitigung der Langsamfahrstelle in Klein-      ell (Stand Mai 2018) nochmals überarbei-
essenallianz zusammen, um sich mit ver-          steinbach den größten Nutzen bringt.“            tet werden, da sie aus Sicht der Gemeinde
einten Kräften bei Politik und Bahn für die                                                       Pfinztal nicht ausgereift sei. Möglicherweise
Residenzbahn einzusetzen. Dieser „Allianz        Mit dieser Rückendeckung im Gepäck fuhren        muss die frühere Überlegung einer Überfüh-
Residenzbahn“ gehören zahlreiche Politiker       Vertreter der Allianz Residenzbahn, darun-       rung der Bahnstrecke wieder in Betracht ge-
und Verbände an, u.a. die Bundestagsab-          ter die Bundestagsabgeordneten Mast und          zogen werden. Eine weitere Beschleunigung
geordneten Katja Mast und Gunther Krich-         Krichbaum, im Juni zu einem Treffen ins          um etwa eine Minute könnte durch den Ein-
baum, alle Landtagsabgeordneten aus den          Bundesverkehrsministerium nach Berlin.           satz neuer, spurtstärkerer Fahrzeuge ab 2019
Wahlkreisen Pforzheim und Enzkreis sowie         Obwohl dort nicht bei allen Punkten Einig-       erreicht werden. Die angestrebte Fahrzeit von
die Wirtschaftsförderungsgesellschaft und        keit erzielt wurde, konnte die Allianz doch      maximal 50 Minuten könne aber nur durch
die IHK Nordschwarzwald, der Enzkreis,           zumindest eines erreichen: Das Bundesver-        größere Aus- oder Neubaumaßnahmen in-
die Städte Pforzheim und Mühlacker und           kehrsministerium sagte zu, auf die DB Netz       klusive Neutrassierungen erreicht werden, so
weitere Gemeinden, der Regionalverband           AG zuzugehen, die die Planung und Finan-         der Konzernbevollmächtigte.
Mittlerer Oberrhein und der Verkehrsclub         zierung der Ausbaumaßnahmen vornehmen
Deutschland. Die Geschäftsstelle der Allianz     müsse. Da es sich um die Instandhaltung          Die Allianz Residenzbahn begrüßte zwar
ist beim Regionalverband Nordschwarzwald         einer bestehenden Strecke handele, stünden       diese kleinen Fortschritte; das Ziel sei damit
angesiedelt. Übergeordnetes Ziel der Allianz     der Bahn hierfür Gelder des Bundes zur Ver-      aber noch keinesfalls erreicht: „Wir werden
ist der Ausbau und die Beschleunigung der        fügung.                                          uns weiterhin auf allen Ebenen für Verbesse-
Schienenstrecke. Hierfür hat die Allianz ein                                                      rungen auf der Residenzbahn stark machen.
acht Punkte umfassendes Ziel- und Maß-           Im Juli wurde folgerichtig das Gespräch mit      So wird es uns hoffentlich in Zukunft gelin-
nahmenpaket vorgeschlagen.                       Herrn Sven Hantel gesucht, dem Konzern-          gen, die Strecke weiter zu optimieren, damit
                                                 bevollmächtigten der DB in Baden-Würt-           künftig die Bahnanschlüsse in Karlsruhe und
Ihr erster Weg führte Vertreter der Allianz im   temberg. Herr Hantel machte deutlich, dass       Stuttgart zuverlässig erreicht werden,“ kom-
April 2017 nach Stuttgart, wo sie mit Ver-       sich auch die Bahn der aktuellen Problematik     mentiert der Direktor des Regionalverbandes
tretern des Verkehrsministeriums zusam-          auf der Residenzbahn bewusst sei. Daher sei      Dr. Matthias Proske, kurz bevor er selbst in
mentrafen. Einigkeit bestand dabei sowohl        eine Änderung der Bahnübergangstechnik bei       den Zug steigt, um (hoffentlich) pünktlich
hinsichtlich der Notwendigkeit des Ausbaus       Kleinsteinbach in Planung, mit der die Lang-     zum nächsten Gesprächstermin nach Stutt-
der Strecke sowie hinsichtlich der Forderung,    samfahrstelle beseitigt und eine Minute Fahr-    gart zu kommen.
die Fernverkehrsverbindungen auf der Stre-       zeit eingespart werden könnte. 3,2 Mio. Euro
16       das ist unser Job // das plus für die region
Foto WFG

                                                DAS IST U NSE R JOB

                Die WFG:
                Das Plus für die Region
                Region ist mehr als die Summe ihrer Kommunen und ein tiefer Blick in den
                Nordschwarzwald beweist: Die Region boomt!

                Die Wirtschaft im Grünstreifen zwischen Rhein und Neckar prosperiert       Die vergangenen Monate brachten viel Bewegung, bei Projekten, in
                mächtig, die Produkte „Made im Nordschwarzwald“ sind global gut            Gremien und auch bei Personen in den Reihen der WFG und darüber
                nachgefragt und es herrscht nahezu Vollbeschäftigung. Beste Vorausset-     hinaus:
                zungen für uns als Wirtschaftsförderung, die Region als das präsentieren
                was sie ist: ein starkes Stück Europa!
das ist unser Job // das plus für die region   17

                                                                             Fakt ist:
     Das PLUS bei der Gesellschaft: Gleich drei neue Gesell-
schafter verstärken die Wirtschaftsförderung seit dem Sommer 2017,
nämlich die Stadt Knittlingen, die Hochschule Pforzheim und die Tech-
nologiezentrum Horb GmbH & Co. KG.
                                                                             Wirtschaftsförderung ist eine regionale Kernaufgabe. Der regio-
                                                                             nale Schulterschluss der Akteure aus Politik, Wirtschaft und Wis-
     Das PLUS beim Team: Lars Schäfer ergänzt das Team als neuer             senschaft im stets härter werdenden Wettbewerb um Unterneh-
Projektleiter mit Schwerpunkt auf den Themen Fachkräfte und Regio-           men, Investitionen, Fördergelder und Fachkräfte gewinnt immer
HOLZ. Annette Beyer und Cornelia Hansen sorgen für deutlich mehr             mehr an Bedeutung. Das Ziel der WFG ist es, die Gesellschaft
Performance im Back-Office-Bereich.                                          zu einer starken regionalen Solidargemeinschaft auszubauen, die
                                                                             Interessen bündelt und gesamtregionale Projekte stemmt.

     Das PLUS bei der Effizienz: ein leistungsfähiges CRM-Sys-               Kommunen, die bereit sind als Gesellschafter die WFG zu un-
tem macht das Arbeiten für das WFG-Team trotz vieler neuer komplexer         terstützen, sind willkommen; denn schließlich ist die Institution
Aufgaben deutlich einfacher und sorgt für eine passgenaue Kommuni-           mit ihren Kernkompetenzen in den Bereichen Standortmarketing,
kation mit allen Akteuren in der Region.                                     Unternehmensnetzwerke, Kommunenservices, Fördermittelakqui-
                                                                             se und ihren Aktivitäten im Bereich Fachkräfte bestens aufgestellt
                                                                             für die Zukunft und alternativlos wie unverzichtbar für das Wirt-
     Das PLUS bei der Außendarstellung: Der brandneue Inter-                 schaftsleben im Nordschwarzwald.
netauftritt der Region ist online und das ausgefeilte Standortmarketing-
konzept wirft seine Schatten voraus.

                                                                                                                    FO
                                                                                                             IN
                                                                                                                                 Ausführliche
     Das PLUS an Events: Mit dem WirtschaftsDIALOG und Kom-
                                                                                                                                Informationen
munalFORUM wurden hochkarätige WFG-Veranstaltungsformate kreiert.
                                                                                                                         zur WFG gibt`s unter
Der Name ist Programm, und umreißt jeweils die Zielgruppe. Beide Ver-                                                 www.nordschwarzwald.de

                                                                                                                                                        Foto WFG
anstaltungsformate werden als Startrampen für Ideen und Projekte sehr
gut angenommen.

Die WFG gibt aktuell mächtig Gas und die Priorisierung ist klar: Das
Jahr 2018 steht vollkommen im Zeichen von EUROPA und der DIGI-
TALISIERUNG.

      Das PLUS in Brüssel: Vom 20. bis 21. November 2018 trifft
sich die Region in der belgischen Hauptstadt und präsentiert sich Europa
und der Welt. Harte Fakten zur Union und spritzige Events garantieren
eine Stippvisite mit Erlebnischarakter im politischen Epizentrum der Eu-
ropäischen Union.

      Das PLUS an Digitalisierung: Der vom Land Baden-Würt-
temberg geförderte Digital Hub ist zugleich die Initialzündung für weitere
Projekte in der Region und der Auftakt für eine digitale Vernetzungsstra-
tegie. Alle regionalen Akteure sind im Boot und haben ein gemeinsames                                       Gemeinsam unterwegs für die Region -
Ziel: Digitale Mehrwerte für den Nordschwarzwald schaffen.                      J. Protzer, K. Röckinger, P. Boch, H. Riegger, M. Keppler, J. Kurz
18       digit alisierung // digitales rückgrat
Foto Adobe Stock Stihl024

                                                                        DIG ITALISI E R U NG

                                 Digitales Rückgrat für die Region
                                 Die Digitalisierung ist das Zukunftsthema Nummer eins, in der Region und weltweit.

                                 Die digitale Vernetzung ist mehr als nur eine Modeerscheinung, sie           Eine generelle Bestandsaufnahme fällt im Grünstreifen zwischen
                                 wird kompromisslos das Denken und Leben revolutionieren - und das            Neckar und Rhein aktuell noch ernüchternd aus: Entlang der Täler von Enz
                                 nachhaltig. Wer nun denkt, die Digitalisierung wäre ein Thema für Metro-     und Nagold mäandern Funklöcher und selbst Mobilnetzgespräche sind sel-
                                 polen, der irrt gewaltig. Ein Blick ins europäische Ausland, nach Skandi-    ten möglich, von einem flächendeckenden Internetzugang mit mobilen Ge-
                                 navien oder ins Baltikum beweist, digitale Vernetzung spielt ihre Stärken    räten ganz zu schweigen. Bei den terrestrischen Zugängen dominiert aktuell
                                 gerade in Ländlichen Regionen aus. Innovative Ideen münden dort in           noch Kupfer. Rund 75 Prozent der Haushalte greifen immerhin bereits heute
                                 richtungsweisenden Konzepten, in beispielhaften Initiativen zur Daseins-     in der Region auf eine Bandbreite von mindestens 16 Mbit pro Sekunde zu.
                                 vorsorge und nicht zuletzt in zeitgemäßen beruflichen Setups. Der Blick      Etwas dürftiger präsentiert sich die Lage bei Zugängen, die Transferraten
                                 über den regionalen Tellerrand zeigt auch: Die Digitalisierung avanciert     von über 50 Mbit pro Sekunde bieten: 58 Prozent der Haushalte können
                                 global längst vom Schreckensszenario zum probaten Werkzeug, um den           diese Datenübertragungsrate nutzen.
                                 Herausforderung der Zukunft proaktiv und effektiv zu begegnen.
                                                                                                              Der Blick rüber zu den europäischen Nachbarn zeigt in Sachen
                                 Die spannende Frage aus Sicht der Regionalentwicklung lautet nun:            Breitbandversorgung ein heterogenes Bild. Zwei Beispiele verdeutlichen un-
                                 welche Weichenstellungen sind für den Nordschwarzwald richtig und            terschiedliche Ansätze. Im hochgradig digitalisierungsaffinen Estland können
                                 wichtig, um die prosperierende Region in eine zunehmend virtuell gepräg-     über 90 Prozent der Bevölkerung auf eine Bandbreite von 30 Mbit pro
                                 te Zukunft zu lenken? Fakt ist, ohne leistungsfähige Kommunikationsnetze     Sekunde und mehr zugreifen, sowohl in den urbanen Räumen als auch
                                 geht schlicht nichts. Vernetzung basiert auf Datentransfer und dieser muss   auf dem Land - und das nahezu exklusiv auf Basis modernster Glasfa-
                                 so schnell und stabil wie möglich gewährleistest sein.                       sertechnologie. In Zentraleuropa surfen die Schweizer Eidgenossen als
                                                                                                              Breitband-Musterknaben zwar selbst im Schatten mächtiger Bergmassive
digit alisierung // digitales rückgrat    19

und auf unzugänglichen Almen mit rund 10 MBit        gepachtet“, erklärt Besser. Insgesamt 12 Milli-     betrieb Landkreis Calw, in dem alle 25 Kommu-
pro Sekunde, dies jedoch meist per Funk. Der         onen Euro investiert der Zweckverband hierfür.      nen kreisweit zusammengefasst sind. Ziel der
Ausbau mit dieser Technologie hat Tücken: Die        Dem Vektoring, also einer Hybridlösung aus          „Digitalen Offensive Calw“ ist es, im Sinne der
Bandbreiten via Funk sind technisch betrachtet       Glasfaser im Backbone-Bereich und Kupfer zu         kommunalrechtlich verankerten Daseinsvorsor-
eher überschaubar. Bei einer Datentransferrate       den Hausanschlüssen, erteilt der Breitband-Profi    ge, auch jene Gebiete mit schnellem Internet zu
von maximal rund 16 MBit pro Sekunde ist mit         eine deutliche Absage. Der Ausbau im Enzkreis       versorgen, die für privatwirtschaftliche Telekom-
der aktuellen Technologie das Ende der Fahnen-       geht voran, auch wenn er nicht ganz im Zeitplan     munikationsunternehmen als aufgrund fehlender
stange erreicht. Angesichts der Tatsache, dass 50    liegt: „Aktuell sind 12 Kilometer Neubautrasse      Wirtschaftlichkeit durchs Raster fallen. Der erste
MBit pro Sekunde bereits heute als Standardwert      gebaut und 20 Maßnahmen in der Pipeline“,           Abschnitt des künftig ca. 375 km umfassenden
gesetzt sind und sich das virtuelle Rad der Di-      bilanziert Sven Besser. Als Bremsklötze erweist     Gesamtbackbones, also rund 190 Kilometer, soll
gitalisierung immer schneller dreht, erscheinen      sich das extrem komplexe Förder- und Vergabe-       bis Ende 2018 umgesetzt sein. Die Arbeiten für
Funklösungen deshalb als wenig zukunftssicher.       verfahren. Bis 2022 soll der Enzkreis zumindest     die Trasse werden in weiten Teilen bei aktuellen
                                                     was das Backbone-Netz angeht flächendeckend         Baumaßnahmen gleich mit ausgeführt. Der in-
Wie viel Bandbreite braucht die Region,              über schnelles Internet verfügen. Eine massive      nerörtliche Ausbau ist auch im Landkreis Calw
welche Technologie gilt als zukunftssicher und       finanzielle Herausforderung ist die Breitbandver-   Sache der Kommunen: „Die Beschlüsse für eine
wer bringt das schnelle Internet eigentlich zu den   sorgung für die Kommunen. Die 25 Zweckver-          schnelle innerörtliche Umsetzung sind gefasst
Menschen? Diese Fragen bewegen die Region.           bandsmitglieder müssten nochmals rund 300           und die notwendigen Schritte wie Markterkun-
Generell gilt: Der Südwesten bleibt bodenständig!    Millionen Euro stemmen, wenn zeitnah sämtliche      dungsverfahren, Masterpläne und Förderanträge
Zukunftssicher ist nur eine Technologie, nämlich     60 Ortsteile mit schnellem Internet versorgt wer-   bereits umgesetzt oder in Bearbeitung“, be-
optische Leiter auf Glasfaserbasis, verlegt in       den sollen.                                         schreibt Bernd Land, Beauftragter Digitale Offen-
Leerrohren metertief unter der Erde. Auch wenn                                                           sive Calw, den aktuellen Sachstand.
diese Alternative die aufwändigste überhaupt ist,    Landkreis Freudenstadt: Breitbandver-
herrscht in der Fachwelt breiter Konsens, dass an    sorgung im südlichsten Landkreis der Regi-          Auch wenn sich die Herangehensweisen
einer Tiefbaulösung kein Weg vorbeiführt.            on ist Chefsache. Der Landkreis ist Bauträger       in Sachen Breitband in den Landkreisen teilweise
                                                     der Backbone-Trassen bis zu den jeweils zwei        unterscheiden, die Problemzonen sind nahezu
Längst machen sich Behörden, Institu-                Übergabepunkten an die Kommunen. „Die               identisch. Carsten Pütz brachte es stellvertretend
tionen und private Unternehmen auf den Weg           Kommune bestimmt dann das Tempo ihres               für seine beiden Kollegen in den anderen Land-
zwischen Alpirsbach und Sternenfels, um mit der      innerörtlichen Ausbaus selbst“, erklärt Carsten     kreisen auf den Punkt: „Glasfaser ist super rar,
hochmodernen Glasfasertechnologie die Men-           Pütz, Breitbandkoordinator des Landkreises das      weil fast alles nach Fernost wandert, Leerrohre
schen und Unternehmen mit leistungsfähigen           Freudenstädter Modell. In Zahlen: Die rund          werden ebenfalls bereits knapp und an Baggern
Datenautobahnen zu versorgen. Damit enden            360 Kilometer Trassenlänge teilen sich in 170       fehlt es sowieso“. Der größte Bremsklotz in Sa-
jedoch schon die gesamtregionalen Gemeinsam-         Neubaukilometer und 130 Kilometer Pachttras-        chen Breitbandausbau ist also nicht, wie oftmals
keiten. Jeder der drei Landkreise und auch der       sen auf. Auf einer Länge von fast 50 Kilometer      kolportiert, die Bürokratie, sondern sind schlicht
Stadtkreis Pforzheim setzt auf individuelle Lö-      können Breitband-Leerrohre bei ohnehin durch-       Kapazitätsprobleme verschiedener Art bei der
sungen. Zentrales Thema sind die so genannten        geführten Bauvorhaben mitverlegt werden. Das        Umsetzung konkreter Maßnahmen.
„Backbones“, auf Deutsch Rückgrat, nämlich die       Eigenengagement des Landkreises zahlt sich
überörtlichen digitalen Verteilernetze.              zeitlich aus: „Wir haben die Planungen komplett     Die regionale Gesamtbilanz in Sachen
                                                     abgeschlossen und werden demnächst die Bau-         Breitbandausbau kann sich allerdings durch-
Enzkreis: 25 Kommunen und ein Landkreis,             maßnahmen ausschreiben“, resümiert Pütz, der        aus sehen lassen: „Gegen Ende 2018 sollen in
das ist der Zweckverband „Breitbandversorgung        mit Spannung auf die Ergebnisse wartet. Zeit-       allen drei Landkreisen bereits 500 Kilometer
im Enzkreis“. Bereits seit 2013 gegründet, koor-     gleich mit dem Baubeginn wird der Landkreis         Glasfaser verlegt und der Gesamtausbau des
diniert der Zusammenschluss die Glasfaserver-        den Netzbetrieb ausschreiben. Überaus positiv       Backbones bis spätestens 2022 abgeschlossen
sorgung, und das mit einem hohen Anspruch.           beurteilt Pütz die Haltung der Kommunen, die        sein“, bilanziert Jochen Protzer, Geschäftsfüh-
„Unser Ziel ist es, jeden Ortsteil der angeschlos-   fast geschlossen Folgeaufträge für die innerört-    rer der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald.
senen Kommunen mit Glasfaser zu versorgen“,          liche Planung des Glasfasernetzes erteilt hätten    Nahezu alle Maßnahmen wurden passgenau zu
beschreibt Sven Besser, Leiter der Geschäftsstelle   und so zeitnah in den Ausbau einsteigen würden.     den Förderprogrammen des Landes gestrickt, so
des Zweckverbandes, dessen Zielsetzung. Ins-                                                             dass zumindest ein Teil der immensen Kosten für
gesamt 227 Kilometer soll das Backbone-Netz          Landkreis Calw: Der ländlich geprägte Land-         die Schaffung der leistungsfähigen Breitbandin-
umfassen. „67 Kilometer werden neu gebaut            kreis Calw setzt ebenfalls auf Kompetenz im         frastruktur nicht die Kassen der Landkreise und
und 160 Kilometer von anderen Betreibern an-         Haus und gründete im März 2017 den Eigen-           Kommunen belasten.
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