Euer Geld ist in großer Gefahr - Der kleine Crash ist erst der anfang: ifo-Chef warnt die Deutschen - BÖRSE am Sonntag
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Pflichtblatt der Börsen Düsseldorf Stuttgart · hamburg · berlin · München № 42 · Sonntag, 19. Oktober 2014 Prof. Hans Werner Sinn Euer Geld ist in großer Gefahr Der kleine Crash ist erst der Anfang: Ifo-Chef warnt die Deutschen Commerzbank Netflix Marchionnne Brent Gelingt der Aktie Ziele will nach Fiat Wie weit endlich ein deutlich nun auch gleitet Öl Ausbruch? verfehlt Ferrari retten abwärts?
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Schliekers Woche Zahlen, bitte! Ist die gute alte herkömmlichen Banken, dessen Ergebnisse Bank bald am am 26. Oktober vorliegen werden, durchaus Sonntag, 19. Oktober 2014 Ende? Gar nicht interessant sein. Schlagzeilen macht „Apple still und leise gebär- Pay“ hier und jetzt, obwohl diese Möglichkeit, den sich inzwischen mit einem iPhone oder iPad direkt an der La- a llerlei Finanz- denkasse zu zahlen, zunächst nur in den USA AKTIEN & MÄRKTE dienstleister, die funktioniert – ab morgen. Der Zahlvorgang Schliekers Woche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 ihre Angebote aus- ohne PIN oder Unterschrift, also rein elekt- Tops und Flops-, Zahl der Woche, schließlich online ronisch, erscheint laut Umfragen in den USA Termine der Woche . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Reinhard Schlieker an den Mann brin- Vielen sicherer sogar als die herkömmliche Kopf der Woche: Sergio Marchionne, ZDF Wirtschafts gen wollen; manche Kreditkarte. Und, um abermals Umfragen Zitat der Woche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 korrespondent Kolumne: Dr. Ulrich Stephan. . . . . . . . . . 5 davon kennt man zu zitieren: In Deutschland wird das Ebay- Markt im Fokus: Öl-Aktien. . . . . . . . . . . . 6 seit Jahren, und sie eigene, künftig selbständige „Paypal“ von Märkte im Überblick: haben fast schon ein Opa-Renommee. An- zwei Dritteln der befragten Kunden als „si- S&P 500, DAX, EURO STOXX 50 . . . . . 7 dere suchen und finden Lücken, wo immer cher“ bis „sehr sicher“ eingestuft. Dabei ist Pa- Spezial: Euer Geld ist in großer Gefahr. . . . . . . . . . 8 sie sich auftun, und nutzen jeden kleineren pyal bereits ein Veteran – jeder der Millionen Aktie der Woche: technischen Fortschritt, sobald er sich zeigt. Ebay-Kunden kennt es, zumal Zahlvorgänge Commerzbank. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Nur hin und wieder geraten die „Neuen“ mal via Paypal bei dem Online-Auktionshaus Gastbeitrag: Michael Winkler. . . . . . . . . . 17 in einen Rampenlicht-Randbereich, denn mit allerlei Zusatznutzen gefördert werden. Wiki-Duell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Gastbeitrag: Dr. Guido Sandler . . . . . . . . 21 herkömmliche Medien und Verbraucher- Felsenfest steht dort zum Beispiel die Geld- schützer kaprizieren sich meist auf das Thema zurück-Garantie. Zeiten, in denen man bei UNTERNEHMEN Sicherheit, weniger auf Chancenanalysen. Käufen im Ausland unsichere Kantonisten Unternehmen der Woche: Vielleicht wiegt das auch ehrwürdige Bank- wie Western Union nutzte, nähern sich wohl Netflix. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 häuser in trügerische Sicherheit. Man scheint dem Ende: Dort wird Bargeld verschickt. News: Janus Capital Group, K+S, zu glauben, dass mit dem Angebot von On- Mitunter auch ins Nirwana. BB Biotech, Danaher, Skalis . . . . . . . . . . . 26 linebanking oder der Ausgründung von On- Netzaffine Naturen also brauchen demnächst line-Töchtern das Nötige getan sei. keine Bank mehr – die Privatkunden ziehen FONDS Ist es aber nicht. Von Avuba (Kontoanbieter damit auch Konsequenzen aus der Tatsache, Fonds der Woche: STOXX Europe 600 für Smartphones) bis Wikifolio (Online- dass sie zwar bei vielen Instituten umworben, Telecommunications-ETF. . . . . . . . . . . . . . 30 Trading) besetzen die jungen Wilden eine dann aber eher geschröpft und anschließend Fonds-News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Nische nach der anderen. So etwa ist das fallengelassen werden. Dieses Renommee Wikifolio-Konzept denkbar einfach und haben sich manche Häuser selbst zuzuschrei- ZERTIFIKATE durchaus transparent: Die Teilnehmer folgen ben – vom astronomischen Dispozins bis zu Zertifikate-Idee: anderen Anlegern mit einem herausragenden hohen Preisen für jede Dienstleistung abseits Discount-Zertifikat auf Fielmann. . . . . . 34 Depot in deren Anlage-Entscheidungen. Mag des Konfektionierten bieten sie reichlich Zertifikate-News. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 phantasielos und etwas nach Abkupfern klin- Ä rgernisse. Die Quittung wird kommen – gen, aber die erfolgreichen Trader nehmen und zwar elektronisch. Rohstoffe es als Kompliment, und die Kunden treffen Rohstoffe der Woche: Brent. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 ihre eigene Entscheidung, wie weit sie ihrem Rohstoffanalysen: Palladium, Zinn, Vorbild nacheifern wollen. „Weltsparen“, ein Gold, Weizen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 weiteres Startup, vermittelt Geldanlagen in Was denken Sie über ausländischen Festgeldern und nutzt Zinsvor- dieses Thema? Lebensart teile, die es dort gegenüber Deutschland gibt. Buch der Woche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Wenn man die Einlagengarantie Europas Schreiben Sie gerne direkt an den Autor Produkt der Woche: beachtet (100.000 Euro), kann wenig schief- Reinhard Schlieker unter 100.000 S-Klassen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 gehen. Ironischerweise dürfte für die Kun- schlieker@boerse-am-sonntag.de Impressum/Disclaimer . . . . . . . . . . . . . . 42 den eines solchen Anbieters der Stresstest bei 02 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart tops Continental: Positive Branchennews Zahl der Woche 1,1 Die Aktie des Reifenherstellers und Autozulieferers legte jüngst kräftig zu und ge- hörte zu den stärksten Werten im DAX. Neue Nachrichten aus dem Unternehmen gab es jedoch nicht. Vielmehr dürfte das Continental-Papier von guten Neuigkeiten aus der Branche profitiert haben. Zum einen hatte Daimler (WKN: 710000) so- lide Quartalszahlen vorgelegt. Darüber hinaus legte der europäische Automarkt im September kräftig zu. Die Neuzulassungen stiegen in der EU zum Vorjahr um 6,4 Prozent auf gut 1,2 Mio. Fahrzeuge. Flughafen Wien: Mit Mehrjahreshoch Die Flughafen Wien AG (WKN: 884216) ist Entwickler, Errichter und Komplett- betreiber des gleichnamigen Flughafens. In der vergangenen Woche hob die Aktie Millionen des österreichischen Unternehmens ab. Sie kletterte zwischenzeitlich auf ein Niveau wie seit Juni 2008 nicht mehr. Für Rückenwind sorgte die Beteiligungsofferte der Autos ruft der VW-Konzern in die Werk- australischen Investmentgesellschaft IFM. Sie will mindestens 20 und maximal 29,9 stätten – vorsichtshalber. Nach Unfällen Prozent der im Streubesitz befindlichen Anteile kaufen und bietet dafür 80 Euro je mit Heckaufprall könnten bei Jetta und Anteilsschein. Beetle die Hinterachsen defekt sein. Toyota, der etwas größere Konkurrent, hat jedoch CSX: Rekorde auch hier die Nase vorn: 1,7 Millionen Toy- Die Aktie des US-Konzerns CSX (WKN: 865857) setzte jüngst ihre übergeordnete otas müssen aktuell wegen akuter Probleme an Bremsen und Benzinleitungen in die Aufwärtstendenz fort und markierte neue historische Bestmarken. Der Eisenbahn- Werkstätten. betreiber und Logistikdienstleister hatte im dritten Quartal 2014 Rekordergebnisse erzielt und für 2015 zweistellige Wachstumsraten beim Ergebnis je Aktie (EPS) in Aussicht gestellt. Zuvor wirkte bereits ein Bericht kurstreibend, wonach der Konkur- rent Canadian Pacific Railway (WKN: 798292) ein Kaufangebot unterbreitet hätte, TERMINE der Woche das jedoch zurückgewiesen wurde. 21.10. 04:00 China BIP Q3/2014 Flops 21.10. 06:30 China Industrieproduktion Airbus Group: Bleibt weiterhin weit hinter Boeing Der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern (WKN: 938914) hat sich einen + Einzelhandels Milliardenauftrag aus Indien gesichert. Die Billigfluglinie IndiGo orderte 250 Ma- umsatz September schinen. Gemessen an der Zahl der Flugzeuge ist das der größte Einzelauftrag in der Firmengeschichte. Die Aktie setzte dennoch ihren Sinkflug fort. Neben der allgemei- 21.10. 16:00 USA Verkäufe bestehende nen Marktschwäche könnte belastend gewesen sein, dass Airbus bei Produktions- zahlen und neuen Bestellungen weiterhin deutlich im Windschatten des US-Rivalen Häuser September Boeing (WKN: 850471) fliegt. 23.10. 02:45 China HSBC Einkaufs Netflix: Weniger neue Nutzer als erwartet managerindex verarb. Die Aktie des weltweit größten Internet-TV-Anbieters ist nach Vorlage der Quar- talszahlen abgestürzt. Enttäuschend war vor allem das Wachstum der Nutzerzahlen. G. (1. Veröff.) Okt. Bislang vor allem in den USA aktiv, war Netflix (WKN: 552484) im September in mehreren europäischen Ländern gestartet, darunter auch in Deutschland. Im gesam- 23.10. 09:30 DE Markit Einkaufs ten dritten Quartal stieg die Zahl der Nutzer jedoch weniger stark als erwartet. Statt managerindizes um 3,7 legte sie um drei auf 53 Millionen zu. Im Schlussquartal 2014 will Netflix nun vier Millionen neue Nutzer gewinnen. (1. Veröff.) Oktober 23.10. 10:00 EWU Markit Einkaufs Merck & Co.: Besonders unter Druck Innerhalb des Dow Jones jüngst besonders unter Druck stand die Aktie von Merck managerindizes & Co (WKN: A0YD8Q). Der Pharmakonzern selbst hatte nichts Bewegendes zu (1. Veröff.) Oktober berichten. Quartalszahlen will er erst am 27. Oktober vorlegen. Haben vielleicht po- sitive Studiendaten des Wettbewerbers Alnylam Pharmaceuticals (WKN: A0CBCK) 24.10. 16:00 USA Verkäufe neuer belastend gewirkt? Dieser forscht gerade an einem Medikament zur Behandlung von Amyloid-Polyneuropathie, einer seltenen Erkrankung der Nerven. Es könnte einem Häuser September Merck-Produkt Konkurrenz machen. 03 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Kopf der Woche Zitat der Woche Wir erweitern die Der Mann fürs Unmögliche Leistungen für unsere weiblichen Im Jahr 2004 stand der ita- wieder schwarze Zahlen. Der lienische Automobilhersteller nunmehr unter FCA – Fiat Mitarbeiter. Fiat vor dem Aus. Die Eigen- Chrysler Automobiles – fir- tümerfamilie Agnelli suchte mierende Konzern feierte Ein Sprecher des Computerherstellers seinerzeit einen Retter. Zur am vergangenen Montag an Apple zum Angebot von seiner Firma allgemeinen Überraschung der Wall Street sein Börsen- und Facebook an weibliche Beschäftigte, entschied sie sich für einen debüt. Den Investoren hatte einige ihrer Eizellen einfrieren zu lassen, bis dahin weitgehend un- Marchionne zuvor seine Pläne um damit diese Frauen vor einer mög- bekannten Manager, der unterbreitet: Bis 2018 will er lichen Familiengründung länger im Be- keinerlei Erfahrung in der Sergio Marchionne – den Absatz um 60 Prozent auf trieb zu halten. Ist dies sogenannte „so- Führung eines Automobil- erst mit Fiat, dann mit sieben Millionen Fahrzeuge cial freezing“ nun wirklich sozial – oder konzerns mitbrachte: Sergio Chrysler, nun mit Ferrari und den Umsatz von 86 Mil- ist es pervers? Marchionne. Der Kettenrau- unterwegs liarden Euro auf 130 Milliar- cher und Liebhaber klassi- den Euro schrauben. Vor dem scher Musik hatte bis dahin Hintergrund des schwachen Aphorismus der Woche beim Warenprüfkonzern Lonza Karriere Wachstums in Europa und nachlassen- gemacht. Der heute 62jährige schaffte das der Dynamik in China ist das ehrgeizig. geforderte Turnaround-Wunder bei Fiat Ein normaler Manager wäre mit dieser Wer am Geld hängt, innerhalb von nur zwei Jahren, indem er Aufgabe schon voll ausgelastet. Nicht so massiv auf die Kostenbremse trat. 2009 Marchionne. Er will in der Formel 1 das an der Macht oder gelang ihm sein zweiter Coup. Fiat erwarb Tochterunternehmen Ferrari nach Jah- den schwer angeschlagenen US-Autobauer ren der Erfolglosigkeit endlich wieder zu am Stolz, für den Chrysler, der seinerzeit im Rahmen des neuen Siegen führen. Er hat deshalb den US-Insolvenz-Gesetzes „Chapter 11“ am langjährigen Ferrari-Chef Luca Cordero ist es unmöglich, Tropf staatlicher Hilfe hing. di Montezemolo gefeuert und selbst das glücklich zu sein. Der Auf kauf sollte die Abhängigkeit Steuer beim Sportwagenhersteller über- Fiats vom schwachen europäischen Au- nommen. Man darf gespannt sein, ob der Papst Franziskus via Twitter, tomarkt reduzieren. Das Kalkül ging „Mann für das Unmögliche“ auch in der August 2014 auf. Bereits 2011 schrieb auch Chrysler Formel 1 seinem Ruf gerecht wird. 04 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Kolumne Anleihen: Auf der Suche nach Rendite Die „Buy-and-Hold“-Strategie gilt insbesondere für Rentenanleger als eine der klassischen Anlagestrate- gien, entspricht sie doch dem Grundkonzept einer Anleihe: Ein Anleger kauft ein Rentenpapier, kassiert wäh- rend der Laufzeit Zinsen und bekommt einige Jahre später bei Fälligkeit den Nennwert ausgezahlt. Aufgrund der niedrigen Zinsen in den vergangenen Jahren hat diese Strategie an Bedeutung verloren: die Kapitalmärkte haben sich seit der Finanzkrise grundlegend gewandelt. Ich beobachte am Rentenmarkt seit ge- das eigenständige Management eines Rentenportfolios für Privat- raumer Zeit eine paradoxe Situation: So anleger wenig praktikabel. nehmen Investoren etwa bei 2-jährigen Eine mögliche Alternative könnten flexibel gemanagte Renten- deutschen Bundesanleihen eine negative fonds sein. Ihr Vorteil ist, dass das Fondsmanagement mehrere Rendite, also einen realen Kapitalverlust marktunabhängige Investmentstrategien miteinander kombiniert. in Kauf. Und auch bei längeren Laufzeiten So werden in einem ersten Schritt einzelne interessante Titel nach oder schlechteren Ratings sind auskömm- volks- und betriebswirtschaftlichen Daten ausgewählt – die Se- liche Renditen keine Selbstverständlichkeit lektion erfolgt dabei zum Beispiel auf Grundlage der Bonität von mehr. Deutsche Unternehmensanleihen Staatsanleihen oder der aktuellen Bewertung eines Unternehmens. guter Bonität werfen derzeit – trotz des bei Um das Bonitätsrisiko weitestgehend zu minimieren, wird auf eine diesen Papieren vorhandenen zusätzlichen breite Streuung über unterschiedlichste Emittenten geachtet. Da- Dr. Ulrich Stephan Unternehmensrisikos – im Schnitt nur neben erachte ich es gerade in der aktuellen Marktsituation als Chefanlagestratege für Privat- und Firmen- noch knapp 2,5% ab. wichtig, das Zinsänderungsrisiko des Gesamtportfolios durch die kunden der Allein durch eine breitere Streuung, das Selektion von Anleihen unterschiedlicher Laufzeiten aktiv zu steu- Deutschen Bank Ausweichen auf längere Laufzeiten oder ern. Zinsdifferenzen zwischen einzelnen Anlageregionen können den Kauf von Papieren mit geringerer ein Aufwertungspotenzial bei der entsprechenden Währung her- Bonität lässt sich heute kaum mehr eine vorrufen – der Wert einer Anleihe wird dann zusätzlich durch die adäquate Rendite erzielen. Vielmehr er- Währung, in der sie ausgegeben ist, beeinflusst. Daher erschei- achte ich es als notwendig, geeignete An- nen mir auf fremde Währung lautende Anleihen für europäische lagevehikel auf Basis einer umfassenden Anleger durchaus interessant. Zuletzt sind flexible Rentenfonds in und tagesaktuellen Analyse einzelner An- der Lage, Marktineffizienzen gezielt für sich zu nutzen, indem das leihemärkte auszuwählen: Ein Markt, der Fondsmanagement geschickt unter verschiedenen Papieren mit in einem Monat zu den Top-Performern ähnlichen Rahmendaten auswählt und Potenziale ausschöpft. gehört, kann im nächsten Monat zu den Die Komplexität jeder einzelnen Investmentstrategie verdeut- Verlierern zählen. Entsprechend inten- licht, welch großen Aufwand Anleger derzeit erbringen müssen, siv und flexibel sollte die Betreuung eines um nachhaltig eine adäquate Rendite zu erwirtschaften. Statt der Rentenportfolios verlaufen. Unabhängig veralteten „Buy-and-Hold“-Strategie zu folgen rate ich Anlegern vom hohen Zeitaufwand und der notwen- daher, die vielen Einzelentscheidungen an ein Expertenteam zu digen Expertise erscheint mir auch wegen delegieren, das über die dafür notwendige Expertise und einen ent- der hierbei anfallenden Transaktionskosten sprechend breiten Marktzugang verfügt. 05 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Markt im Fokus Öl-Aktien: Preisverfall beim Öl belastet So günstig wie derzeit war Erdöl schon lange nicht mehr. Der Preisverfall bei dem begehrten Rohstoff dürfte sich zunehmend ergebnisbelastend in den Bilanzen der Ölförderer niederschlagen. Kein Wunder also, dass auch deren Kurse zuletzt kräftiger nachgaben. Ein Gradmesser für die Preisentwicklung PetroChina. Der Index hatte im Juni dieses Juli 2008 kosteten ein Barrel der Ölsorte von Öl-Aktien ist der NYSE Arca Oil Index Jahres das Allzeithoch bei 1.664 Punkten Brent (Nordsee) bzw. des US-Öls WTI am (XOI). Darin ist die A-Prominenz der inter- geknackt, das noch von Mai 2008 und da- Spotmarkt um die 145 US-Dollar. Dann nationalen Ölbranche zusammengefasst, die mit kurz vor dem Zeitpunkt stammte, zu folgte jedoch ein jäher Einbruch, was sich an den US-Aktienbörsen gelistet ist. Dazu dem die Rohölpreise ihre bisherigen histori- ebenfalls stark kursbelastend in den Akti- zählen zum Beispiel Exxon Mobil, BP und schen Spitzenwerte markiert hatten. Anfang enkursen der Ölproduzenten niederschlug, wenn auch in geringerem Ausmaß. Wäh- NYSE Arca Oil Index Stand: 16.10.2014 rend die Ölpreise bis Dezember 2008 um beinahe 80 Prozent einbrachen, rutschte der XOI bis Oktober 2008 „nur“ um rund 55 Prozent ab. Bis zum Erreichen neuer Spitzenwerte des Index im Frühsommer 2014 vergingen dann rund sechs Jahre. Die Freude über die neuen Rekorde währte jedoch nicht lange. Stattdessen startete Anfang Septem- ber eine dynamische Korrektur. Seit dem Zwischenhoch im Juni hatte das Kursbaro- meter in der Spitze fast 23 Prozent nachge- geben. Der Einbruch geht einher mit dem Rückgang bei den Rohölpreisen. Im Juni notierten WTI und Brent um etwa 24 bzw. rund 25 Prozent höher als aktuell. Das dürfte die Gewinnmargen schmälern und Indizes Stand: Freitag nach Börsenschluss damit die Ergebnisaussichten dämpfen. Index 17.10.2014 % Vorwoche 52weekHigh % 52week Zumal es immer aufwändiger und damit Dow Jones 16380,41 -0,99% 17350,64 +6,56% teurer wird, den Rohstoff aus dem Boden S&P 500 1886,76 -1,02% 2019,26 +8,86% zu holen. Sollte sich daher die Schwäche NASDAQ 4258,44 -0,42% 4610,57 +10,23% beim Rohöl fortsetzen, dürfte dies auch zu DAX 8850,27 +0,70% 10050,98 +0,44% MDAX 15177,83 +1,26% 17203,85 -1,95% anhaltendem Abwärtsdruck bei den Ölak- TecDAX 1164,49 +0,61% 1337,01 +6,14% tien führen. Auch weil die zu erzielenden SDAX 6351,22 +1,56% 7572,66 -3,91% geringeren Preise zunehmend ein Problem EUROSTX 50 2962,24 -0,98% 3325,50 -1,60% für kreditfinanzierte Projekte werden und Nikkei 225 14532,51 -5,02% 16374,14 -0,37% damit die Bilanzstabilität einiger Unter- Hang Seng 23023,21 -0,28% 25362,98 -0,31% nehmen ins Wanken bringen könnten. 06 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Märkte im Überblick usa Deutschland Europa Verluste Am Ende mit Hoffen auf QE? eingedämmt Zuwächsen Nach der wilden Vorwoche ging es auch Nach dem Ausverkauf am deutschen Ak- An den meisten der europäischen Aktien- jüngst heiß her am US-Aktienmarkt. Al- tienmarkt in der Vorwoche war in der märkte setzte sich jüngst die Talfahrt fort, lerdings war die Bilanz am Ende wesentlich vergangenen Börsenwoche zunächst der auch wenn sich die Lage vor dem Wochen- erquicklicher. Zwar setzten die US-Indizes Hauch einer Stabilisierung auszumachen. ende etwas entspannte. Das Kursgemetzel zunächst ihre Talfahrt fort und markierten Am Mittwoch brachen die Kurse jedoch von zuletzt trägt indes mit dazu bei, dass am Mittwoch neue Korrekturtiefs. Noch im wieder weg. Es folgten weitere Abgaben die Stimmen derjenigen lauter werden, die Tagesverlauf starten sie jedoch eine kräftige am Donnerstag. Der DAX fiel bis 8.355 die EZB wieder stärker unter Zugzwang Gegenbewegung. Und auch am Donnerstag Punkte. Seit dem Zwischenhoch im Sep- sehen. Zwar haben die bisherigen geldpo- wurden die Attacken der Bären gekontert. tember rauschte er damit rund 16 Prozent litischen Lockerungen keine nachhaltig Am Freitag übernahmen dann schließlich in die Tiefe, sodass man von einer zünfti- positiven Effekte gebracht, das ficht die die Bullen gänzlich das Ruder, was den In- gen Korrektur sprechen kann. Dieser starke Anhänger dieser unsäglichen Geldpolitik dizes kräftigere Zuwächse bescherte. Die Einbruch binnen kürzester Zeit mutete je- jedoch nicht an. Im Gegenteil. Die No- zwischenzeitlichen deutlicheren Verluste doch stark übertrieben an. Dieser Umstand tenbank soll noch stärker in die Vollen ge- zur Vorwoche wurden damit merklich ver- scheint auch einige Marktakteure dazu hen und auch öffentliche Wertpapiere, wie kleinert. Am Ende gab der S&P 500 nur 1 bewegt zu haben, bei den tieferen Kursen Staatsanleihen im großen Stil aufkaufen, Prozent nach. Mit dem Anstieg am Freitag wieder zuzuschlagen. Bereits am Donners- im Fachjargon „Quantitative Easing“, kurz näherte er sich seinem zu Wochenbeginn tag im Handelsverlauf starteten die deut- QE genannt. Können vielleicht verstärkte verletzten und zwischenzeitlich deutlich schen Indizes eine Gegenbewegung. Sie Diskussionen über ein QE-Programm die unterschrittenem 200-Tage-EMA. Kann setzte sich am Freitag fort. Damit fällt die Hoffnung auf ein solches nähren und da- er nun zurückerobert werden, würde sich Bilanz zur Vorwoche letztlich deutlich bes- mit die Stimmung an den Aktienmärkten das charttechnische Bild aufhellen. In der ser aus, als zwischenzeitlich zu befürchten wieder heben? Oder ist dieser Drops nun zweiten Wochenhälfte bei den Investoren war. Die hiesigen Kursbarometer schaff- auch gelutscht? Verwundern würde es auf offene Ohren gestoßen sein könnten ten sogar den Sprung in die Pluszone. Am nicht, wenn die EZB früher oder später die überraschenden Worte von James Bul- stärksten legten SDAX und MDAX mit tatsächlich erneut und noch tiefer in ihre lard, Chef der regionalen Notenbank von 1,6 und 1,3 Prozent zu. Der DAX verzeich- Kiste greift und versucht aus dem Nichts St. Louis. Seiner Meinung nach sollte die nete ein Plus von 0,7 Prozent. Das in der einen konjunkturellen Aufschwung her- US-Notenbank über eine Verschiebung Vorwoche gebildete Verkaufssignal durch beizuzaubern. Auch weil die Konjunktur des Endes der monatlichen Wertpapier- die Komplettierung einer Top-Formation immer weiter den Bach runterzugehen zu käufe nachdenken. Vor dem Wochenende bleibt jedoch bestehen, konnte es bislang scheint. So befürchtet Hans-Werner Sinn, gab es zudem einige positiv aufgenommene nicht negiert werden. Der jüngste Erho- Chef des ifo Instituts, ein jahrelanges Bilanzen und Konjunkturdaten. Zum Bei- lungsversuch ist daher lediglich als techni- Siechtum der Wirtschaft in Europa. Die spiel war die Verbraucherstimmung (Uni sche Gegenreaktion zu werten. Es bleibt so- Lage in den südlichen Euroländern lasse Michigan) im Oktober auf den höchsten mit abzuwarten, ob die Bullen nun wieder keinen leichten Ausweg erkennen. „Die Wert seit sieben Jahren geklettert. nachhaltig die Überhand gewinnen. Krise ist eindeutig noch nicht vorbei.“ S&P 500 Stand: 17.10.2014 DAX Stand: 17.10.2014 EURO STOXX 50 Stand: 17.10.2014 07 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Spezial Euer Geld ist in großer Gefahr ! Der kleine Crash könnte erst der Anfang sein: Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn warnt die Deutschen. Andere Analysten tun das auch. 08 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Spezial Die Anleger sind nach drei Wochen Kurs- liegen. 2014 ist ein weiteres verlorenes Jahr, was die Wirtschaft verlusten hochnervös. An den Aktien- und und das Ausbleiben von Reformen angeht", betont Jacobsen. Seit Rohstoffmärkten machen sich Anflüge von der DAX bei 10.000 Punkten gestanden habe seien fallende Kurse Crash-Stimmung breit, denn neben den angesagt. „Ich glaube immer noch an einen Kursrückschlag von großen Sonder-Krisen – Ukraine, Syrien, 25 bis 30 Prozent im zweiten Halbjahr, wie ich es schon das ganze Ebola – häufen sich schlechte Konjunktur- Jahr über vorhergesagt habe.“ meldungen. Insbesondere Europa droht ein „Meine wichtigste Prognose bleibt neue Rekordtiefs bei den Zin- Rückfall in Rezession und Schuldenkrise, sen bei zehnjährigen und länger laufenden Papieren im ersten oder und der mehrjährige Börsenaufschwung zweiten Quartal 2015." Die Deflation werde Investoren klarma- scheint in einer gewaltigen Talfahrt zu chen, dass Europa angesichts der Untätigkeit der Politik und der enden. ausbleibenden Reformen vor einer „Japanisierung" stehe. Die wenigen Optimisten dringen dieser In der deutschen Öffentlichkeit intoniert diese Art von langfris- Tage mit ihren Argumenten kaum durch: tigem Pessimismus derzeit vor allem einer - der Präsident des Ifo- Dass Amerika Instituts Hans-Werner-Sinn. In einer Serie von auf einem so- Interviews, Reden, Talkshow-Auftritten und liden Wachs- Deutschlands Wirtschaft in einem neuen Buch warnt er die Deutschen tumspfad laufe, wird im ersten Quartal 2015 vor erheblichen, ja historischen Risiken. Die dass auch die schrumpfen und Frankreich Euro-Krise drohe akut zurückzukehren: „An- Schwellenlän- wird in der Rezession stecken. gesichts der enorm hohen Jugendarbeitslosig- der ihren Auf- keit drohen die südeuropäischen Länder eine schwung fort- komplette Generation zu verlieren. Da werden setzten, dass die sinkenden Ölpreise einen ganze Länder verheizt. Und die Unsicherheit wegen der Ukraine- globalen Konjunkturschub auslösen könn- Krise könnte nun sogar den dritten Abschwung nach der Lehman- ten, dass die Zinsen noch sehr lange sehr Krise in 2008 und der Eurokrise in 2012 provozieren. Auch in niedrig bleiben dürften und dass sich der Deutschland sinkt ja die Stimmung in der Wirtschaft.“ Konflikt des Westens mit Russland spür- Sinn wird mit dieser Position zum Mahner des Monats. Beson- bar entspanne. Mutige Anleger sehen in ders kritisch beurteilt er die Lage in Südeuropa. Investoren zögen der jetzigen Korrektur daher die perfekte derzeit im großen Stil Geld aus Italien abgezogen. Im August und Einstiegs-Chance; der Rücksetzer sei im September seien nach Berechnungen des Ifo-Instituts insgesamt Grunde gesund, die Oktoberangst müsse 67 Milliarden Euro aus dem Krisenland abgeflossen, mahnt Sinn. man dagegen als klassische Übertreibung "Das ist ein alarmierendes Signal. Das sieht schon so ähnlich aus ansehen. Es könne doch noch zu einer wie 2011." Damals hätten Investoren ähnlich fluchtartig Geld aus überraschenden Jahresendrally kommen. dem Land abgezogen, woraufhin es schließlich sogar vorüberge- Viel lieber hört man jetzt auf Crash-Pro- hend Geheimgespräche über einen Austritt Italiens aus der Euro- pheten, Mahner und Pessimisten - wie Zone gegeben habe. etwa Steen Jacobsen, Chefvolkswirt der Sinn kritisiert - so laut wie kaum ein anderer - die Politik der Euro- Saxo Bank. Seine aktuelle Prognose sieh so päischen Zentralbank (EZB), Krisenländer vor allem in Südeuropa aus: „Anleihen werden im Jahr 2014 alle mit niedrigen Zinsen und einem Aufkauf von Staatsanleihen zu anderen Anlageklassen outperformen." Er stützen. Damit werde ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum ver- setzt auf weiter steigende Kurse beim Bund hindert. Zwar rechne er nicht mit einem Auseinanderbrechen der Future – sprich noch weiter sinkende zehn- Euro-Zone: "Es ist nicht notwendigerweise der Fall, dass es einen jährige Zinsen in Deutschland und auch in Knall gibt." Doch die Euro-Krise werde immer wieder aufflackern, den USA. solange die zugrundeliegende realwirtschaftliche Krise nicht gelöst „Deutschlands Wirtschaft wird im ersten sei. Es stünde Europa ein "ewiges Siechtum" bevor. Quartal 2015 schrumpfen und Frank- Sinn analysiert mit Sorge, dass die Länder Südeuropas seit der Ein- reich wird in der Rezession stecken. Das führung des Euro massiv an Wettbewerbsfähigkeit verloren hätten, Wachstum in der Euro-Zone wird bei Null weil sie ihre Löhne kreditfinanziert schneller als die Produktivität 09 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Spezial erhöhten. Dadurch sind sie viel zu teuer ge- Denn in der Schulden Krise sei gegen mehrere Prinzipien ver- worden. Das könne nur ganz langsam über stoßen worden: gegen das Verbot, Staaten zu retten. Gegen das viele Jahre, wenn nicht eine ganze Gene- Verbot der monetären Staatsfinanzierung durch die Notenbank. ration korrigiert werden. „Trotz einer ge- Und gegen das Prinzip, dass Banken auch pleitegehen müssen. "Es wissen Lohnmäßigung haben die Spanier scheint fast, als hätten interessierte politische Kreise nur auf die noch immer drei- erste Krise gewartet, um einen Totalumbau der Euro-Zone hin zu mal so hohe Löhne einer Schuldenunion vorzunehmen", sagt Stark mit Blick auf den eutschland wie die Polen. Da- Schon jetzt läuft D Süden Europas. Die Euro-Zone müsse sich die Frage stellen, "wie in 15 Jahren, wenn die bei ist ihre Produk- man mit schwarzen Schafen umgeht, wenn die schwarzen Schafe Babyboomer in Rente gehen, tivität sicherlich in der Mehrheit sind". auf eine Staatskrise zu. nicht dreimal so Sinn und Stark sehen Europa als weithin reformunfähig an. Die hoch. Die Griechen Politik der meisten Länder - insbesondere Frankreich und Italien haben mit 13,60 - folgten lieber dem bequemen Weg des billigen Geldes und neuer Euro auch noch doppelt so hohe Löhne wie Schulden. Europa habe deshalb seit Ausbruch der Finanzkrise die Polen mit 6,80 Euro.“ 2008 bereits sechs Jahre verloren. "Das Gute daran ist: Wenn man Auch der ehemalige EZB-Chefvolkswirt, in Europa von einer verlorenen Dekade spricht, haben wir schon Jürgen Stark, teilt die Skepsis von Sinn. Bei 60 Prozent geschafft", sagt Stark zynisch. Dann verglich er das der Präsentation von Sinns neuem Buch heutige Europa noch mit Lateinamerika in den 80er-Jahren. „Euro Trap“ erinnert Stark daran, dass Sinn warnt in seinem Buch vor allem vor den langfristigen Ver- Deutschland und Frankreich bereits 2003 werfungen: "Europa drohen zwei verlorene Jahrzehnte.“ Es kulmi- den Stabilitätspakt aufgeweicht hätten. "Da- nierten die wirtschaftlichen Strukturprobleme (inklusive einer ris- mit war Maastricht von Anfang an erschüt- kanten Schuldenunion) mit einer katastrophalen demographischen tert", sagte Stark. "Und dann hat der erste Perspektive. Europa, und insbesondere Deutschland, überalterten Stresstest gleich zu einer Zerstörung wichti- rasend schnell. Die Sozialsysteme stünden damit alsbald vor his- ger Pfeiler des Maastricht-Vertrags geführt." torischen Problemen: “Schon jetzt läuft Deutschland in 15 Jahren, 10 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Spezial wenn die Babyboomer in Rente gehen, Tatsächlich will die EZB seit Mai den Euro über das plumpe Euro-Dumping schwer auf eine Staatskrise zu. Wenn da noch die gezielt abwerten lassen - für viele Wirt- verärgert und erwägen „Gegenmaßnah- Rettungspolitik oben draufkommt, bei der schaftswissenschaftler eine riskante Strate- men“. Der Internationale Währungsfonds die Risiken von Investoren auf die Bürger gie. Denn die eigenen Abwertungsvorteile warnt daher offen vor einem „Abwertungs- umgelenkt wurden, wird das Problem noch empfinden alle anderen in der Welt als wettlauf “. Auch das Institut der deut- größer", so Sinn. unfaire Manipulationen - und werden sich schen Wirtschaft (IW) und ihr Direktor Sind und Stark üben massive Kritik am wehren. Schon jetzt sind die Amerikaner Michael Hüter mahnen: "Wir sind einem Verhalten der EZB. Beide sehen vor allem die Gefahr, dass EZB-Präsident Mario Anzeige Draghi durch seine ständigen Ankün- digungen von Wertpapieraufkäufen am Ende keine Wahl mehr bleibe, als Staats- anleihen aufzukaufen. "Die Aufkäufe von ABS-Papieren und Covered Bonds wer- den jedenfalls allein nicht reichen, um die Märkte zufrieden zu stellen. Deshalb wird man am Ende beim Kauf von Staatsanlei- hen landen", sagte Stark. Diese Politik sei "kurzfristiger Aktionismus. Mittelfristige Orientierung spielt überhaupt keine Rolle mehr. Die Notenbank missbraucht ihre Unabhängigkeit und begibt sich dadurch selbst in Gefahr.“ Auch Sinn hält die Mittel der EZB "nicht für geeignet", Probleme wie eine angeblich drohende Deflation zu lösen, und forderte die Bundesregierung auf, gegen die Politik der Notenbank vorzugehen. Denn nachdem schon nach Gründung des Euro viel Kapi- tal in unsinnigen Anlagen verloren worden sei, drohe nun wegen der Geldschwemme der EZB „die nächste Kapitalvernichtung“, so Sinn. Deutschland habe Leistungsbilanz-Über- schüsse von mehr als 200 Milliarden Euro pro Jahr. Dafür kaufen unsere Banken und Versicherungen großenteils ausländi- sche Papiere, deren Rückzahlung die Steu- erzahler der Eurozone garantieren. „Dass die Papiere in fünfzehn Jahren, wenn die deutschen Babyboomer ihre Ersparnisse zurück haben wollen, wirklich von den Schuldnern zurück gekauft werden, halte ich für äußerst unwahrscheinlich. Dann ist die Staatskrise kaum vermeidlich. Eine Ab- wertung lenkt noch mehr Investitionska- pital vom Inland ins Ausland, weil sie die Leistungsbilanz-Überschüsse vergrößert.“ SRO Anz. GMAI_BaS_122x187_ZW.indd 1 15.10.14 10:55 11 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Spezial Währungskrieg durch bewusst herbeige- Markteilnehmer wollen das EZB-Spiel mit dem Feuer vorwegneh- führte Abwertungen sehr nahe. Was jetzt men, und lösen so eine Kettenreaktion aus. Globale Investoren beim Euro passiert, haben wir zuvor beim ziehen schlagartig billiges Geld aus Europa ab und legen es zu hö- japanischen Yen heren Zinsen und mit Aussicht auf Aufwertungsgewinne in den erlebt. Besser geht USA oder anderswo an. Nicht nur Italien meldet derzeit massive es der japanischen Kapitalabflüsse. Diese Kapitalströme verstärken die Abwertung des Globale Investoren ziehen Vol k s w i r t s c h a f t Euro und verunsichern die Finanzmärkte. Die EZB ist also dabei, schlagartig billiges Geld aus deshalb aber nicht.“ anstatt die Kapitalmärkte zu stabilisieren, das Risiko eines umfas- Europa ab und legen es zu Hüther erinnert senden Crashs unnötigerweise zu vergrößern. höheren Zinsen und mit Aus- daran, dass Abwer- Die Deutsche Bank sieht den Euro sogar schon bald auf die Pa- sicht auf Aufwertungsgewinne tungen keine struk- rität zum Dollar zurück fallen. George Saravelos, Währungsstra- in den USA oder anderswo an. turellen Probleme tege bei Deutschlands größtem Geldhaus, meint: „Der Euro steht lösten, sondern die auf breiter Front unter Abwertungsdruck.“ Bis Ende 2017 werde inneren Probleme die Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar dramatisch an der Eurozone nur kurzfristig und unfair auf Wert verlieren. Ein Euro soll dann nur noch 95 US-Cent kosten. andere Staaten abwälzten. Vor allem aber Saravelos spricht von einer regelrechten „Euroschwemme“. Da- schädige ein Abwertungswettlauf am Ende durch werden Investitionen im Dollar-Raum attraktiver, in der alle, ganz besonders aber Deutschland und Eurozone unattraktiver. Der Effekt wird noch verschärft - durch seine exportorientierte Industrie. Länder, das lahme Wachstum in der Eurozone und die gleichzeitig hohen die sich unfair behandelt fühlten, würden Exportüberschüsse. Durch den Export fließt viel Kapital nach mit Handelssanktionen reagieren - vom Europa. Doch wegen der Konjunkturschwäche fehlt es an Inves- Währungskrieg zum Handelskrieg sei es ein titionsmöglichkeiten. Keine Investitionsmöglichkeiten, extrem kleiner Schritt. Deutschland gerate als Land niedrige Zinsen: Die Folge ist laut Saravelos eine Kapitalflucht mit dem größten außenwirtschaftlichen von ungekanntem Ausmaß. „Wir erwarten, dass der Kapitalüber- Überschuss weltweit damit in die internati- schuss zusammen mit dem aggressiven Kurs der EZB zu einem onale Schusslinie. der größten Kapitalabflüsse in der Geschichte der Finanzmärkte Doch Draghis Dumpingpolitik birgt noch führen wird.“ Hans-Werner Sinn ist mit seinem Pessimismus ein zweites, akutes Risiko. Denn viele d ieser Tage nicht alleine. Anzeige Mit Stiftung&Sponsoring immer auf dem Laufenden! n: en: Seite n EN: Seit nG rote ROTE SEITUND nG vo rote ärku “ StAltu linien G : St metSGe ht STIF TUN RZEHR ROTE SEITEN zur renADi rDerric GENSVEWIE STIFTUNGEN VOM etz eh Fö VERMÖ „GeS DeS WEB 2.0 PROFITIEREN ROTE SEITEN: neue STIFTUNG UND UMSATZSTEUER DA S (TEIL I) ROTE SEITEN: ERBBAURECH TE 01 3 13 2|2 1|20 abe e 3|2013 abe Ausg Ausgab Ausg Ausgabe 4|2013 Ausgabe 5|2013 Ausgabe 5|2014 für ag it- tin fü arke d -m az ark fit- prof gr nonpro ng non in eti Nonprofit in für - Das Magazin für Nonprofit-Management und -Marketing ting azin un d -m en s m t unMagaz und -Marke für Nonprofit- mag Da t em Das Das Magazin ement Das agemenmanag Manag -Marketing Dasund Management Magazin für Nonprofit- man ManagementDasund -Marketing Maga zin für Nonpr Management ofit- und -Marketing Aktuell, anschaulich, und fundiert Praxisbeispiele Fachartikel nsoring.d e w w w.stiftung-sponsoring.de nsoring.d e Anregungen www.stif tung-spo sorin g.de e www.stif tung-spo orin g.d ung- spon Kurze, prägnante Beiträge -sp ons e rin g.d www.stift tift ung on so Ausgewiesene Autoren aus Wissenschaft und Praxis -sp ww w.s NUR IMAGETRANS n linge ftu ng t NICHTPRIVAT SCHWARZ, E: NICHT FER? 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Das zeigen die Entwicklungen, GeSp de run Imm etz undive Schöpfu ika ine setio n für rsifiz rlle intern Sektor Stiftungen ierte ltu erreDritten und NPOsBild sz vermeh mit neuen öffentlichem Fakten Vermögen Soziales Engage BeispieleSinnsuche: r Da mm enme als erku für ng den ein oliti ngkng s- tung und Trends 2014 ment beruht Pete Ko ram plagrnu int Anlade geprstltuiftu zumeist auf einem r Prog mmliche lun FörGe sta e Motivbündel de rmitt gra senine n Jahr Vena zur en l tätdige s un nächste Wiss für die ziele Bestellung: Tel. 05246 92510-0 | Fax 05246 92510-10 | abo@stiftung-sponsoring.de | www.stiftung-sponsoring.de 12 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4
Advertorial Alte Heizungen gehören in den Ruhestand - Hausbesitzer verbrennen bares Geld beim Heizen und wissen meistens nichts davon - German Pellets bietet mit Holzpellets einen modernen, umweltfreundlichen und günstigen Brennstoff an Oktober 2014: Ein Blick in die deutschen Keller lässt so manchen berechnen Energieberater Verbrauchern auch die Kostenvorteile von Energieberater die Stirn runzeln. Nicht nur, weil diese Tiefen des Holzpellets gegenüber fossilen Brennstoffen und öffnen so man- Hauses oftmals ungedämmt sind und dadurch Kälte in die darüber chem Hausbesitzer die ungläubigen Augen. Schnellerals viele erwar- liegenden Wohnräume abstrahlen. Vor allem auch, weil der Keller ten amortisiert sich ein Heizungstausch durch Einsparungen beim in der Regel auch die Heimat der Zentralheizung ist. Und hier ist Brennstoff. Dies gilt insbesondere für die Erneuerbaren Energien: ungläubiges Augenreiben angesagt. Denn so manche Heizung ist tat- Pelletheizungen sind zwar im Vergleich zu Ölgeräten etwas teuer, der sächlich älter als der ehrwürdige Hausbesitzer selbst. In Zahlen: Laut Brennstoff ist aber seit langem deutlich mehr als 30 Prozent günstiger. Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) sind nur 12 Prozent der Weiterer Vorteil: Pellets verbrennen CO2-neutral. Pelletheizer betrei- insgesamt 17 Mio. installierten Heizungssysteme in Deutschland auf ben also Umweltschutz pur. dem neuesten Stand der Technik und damit nicht älter als zehn Jahre. Und es kommt noch schlimmer: Drei Millionen Heizungen haben Markt entwickelt sich dynamisch mehr als 24 Jahre auf dem Buckel und bestechen mit Wirkungsgraden Obwohl der allgemeine Heizungsmarkt in Deutschland gerne noch von unter 65 Prozent. Zum Vergleich: Eine moderne Pelletheizung als „schlafender Riese“ bezeichnet wird, konnten Pelletheizungen in hat einen Wirkungsgrad von 95 Prozent, sprich: Nur fünf Prozent der den letzten Jahren nachhaltig Marktanteile gewinnen. Waren in 2005 zugeführten Brennstoffenergie gehen bei der Umwandlung in nutz- lediglich rund 50.000 Pelletheizungen in Deutschland installiert, lag bare Heizenergie verloren. Besitzer von alten Heizungen müssen also die Zahl im letzten Jahr bereits bei über 320.000. Das ist erfreulich deutlich mehr Brennstoff bereitstellen als moderne Heizer. Das kostet und zeigt, dass Pellets als Erneuerbarer Energieträger stark nach viel Geld und belastet die Umwelt. gefragt werden. German Pellets hat an dieser Entwicklung maßgeblichen Anteil. Das Niedrige Sanierungsquote in Mecklenburg ansässige Unternehmen zählt heute zu den größten Trotz dieser Nachteile ist die Sanierungsquote mit jährlich gerade Pelletherstellern und –händlern weltweit und sorgt durch den geziel- einmal drei Prozent (Quelle: Forum für Energieeffizienz in der Ge- ten Aufbau von Produktionskapazitäten für eine langfristig sichere bäudetechnik e.V.) erschreckend gering. Grund dafür ist oftmals Un- Versorgung in Europa. Das Familienunternehmen engagiert sich seit wissenheit. Aber auch die Tatsache, dass eine neue Heizung im Keller 2010 auch auf dem Kapitalmarkt und bietet Anlegern nachhaltig verschwindet und eben nicht wie ein Auto, eine K üche oder ein Bad attraktive Renditen von bis zu 8 Prozent. direkt und ständig sichtbar zur Lebensqualität beiträgt, lässt bei Ver- brauchern die Motivation zur Erneuerung erst gar nicht aufkommen. Nähere Informationen unter: Deshalb ist Aufklärung notwendig. Nur wenn der Heizungsbesitzer www.gruenerzins.de erfährt, wie viel er durch eine Sanierung einsparen kann, erhöht sich Chance eines Austausches. Eine tadellos laufende Heizung wirkt be- ruhigend und lässt Hausbesitzer glauben, alles sei in bester Ordnung. Dies ist aber oftmals ein Trugschluss, denn eine fehlerfrei laufende Heizung sagt nichts über die Effizienz. Und an der hapert es. Nachfragen lohnt sich Jeder Einzelne kann aktiv etwas gegen diesen Missstand unter- nehmen. Das gezielte Fragen nach der Energieeffizienz oder dem Wirkungsgrad beim Schornsteinfeger oder Heizungsbauer im Zuge der nächsten Wartung bringt meistens schon Aufschluss. Gerne Holzpellets - wohlige Wärme, die günstig ist. 13 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Aktie der Woche Fotos: commerzbank.de Commerzbank-Aktie: Gelingt endlich der Befreiungsschlag? Insidern zufolge hat Deutschlands zweitgrößte Bank den heiklen Gesundheitscheck der Europäischen Zentral- bank bestanden. Die Kapitaldecke der Commerzbank reicht demnach offenbar aus, um die milliardenschwere Bestände an riskanten Immobilien- und Schiffskrediten in der Bilanz abzufedern. Kurzum: Die weltweit tätige Frankfurter Universalbank gilt als gesund. Zudem erwarten Analysten eine Fortsetzung des Trends zur Ver- besserung des operativen Ergebnisses. Ist also alles im Lot bei der „Coba“? Wenn man einen Blick auf die Aktie wirft, sehen das die Börsianer entschieden anders. 14 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Aktie der Woche Am 4.November ist es so weit. Es ist der Commerzbank. So dürfte sich das Kerngeschäft bei Deutschlands Tag, an dem die Europäische Zentralbank zweitgrößter Bank weiter erholt haben. Besonders das Privatkun- die zentrale Aufsicht über die führenden dengeschäft strebt auf. In den vergangenen drei Jahren investierte Banken im Euroraum übernimmt. Vorher die Commerzbank-Führung hier einen dreistelligen Millionen- prüft die EZB ge- betrag. Dieser fängt langsam an sich aus- meinsam mit der zuzahlen. Im Halbjahresvergleich konnte Londoner EU-Ban- das operative Segmentergebnis bereits um kenaufsicht EBA Anfang August startete die 85 Prozent auf 227 Millionen Euro zule- 130 Teilnehmer Commerzbank-Aktie beflügelt gen. Zudem greifen auch der Umbau der auf ihre Stabilität. von den erfreulichen Zahlen des Produktpalette, neue Beratungsformen Zwar gibt es bis zweiten Quartals wieder eine und das erweiterte Angebot für Kunden, zum 26.Oktober deutliche Zwischenrally die ihre Bankgeschäfte online und mobil noch keine offiziel- auf knapp 13 Euro. erledigen wollen. len Ergebnisse, ob Trotz dieser erfreulichen Entwicklungen die lange Zeit als kommt die Coba-Aktie einfach nicht in Wackelkandidat eingestufte Commerz- Schwung, und pendelt um die ernüchternde Zehn-Euro-Marke. bank tatsächlich bestanden hat. Doch es Viele Analysten sehen aber durchaus Potential, andere wiederum deutet momentan alles darauf hin, dass warnen: An der Commerzbank-Aktie scheiden sich derzeit die sich die Arbeit des Abbaus der Altlasten Geister. Insgesamt gibt es elf Insider, die die Commerzbank-Aktie und der Entschärfung von Zeitbomben mit „Kaufen“ bewerten. 15 Experten sagen „Halten“, 14 meinen in der Bilanz geloht hat. Mehrere mit dem „Verkaufen“. Das durchschnittliche Kursziel beläuft sich auf 12,40 Vorgang vertraute Personen beteuerten Euro. Neil Smith vom Bankhaus Lampe ist einer der Skeptiker. Er jüngst, die Aufseher hätten der Commerz- hält an seiner Verkaufsempfehlung für die Aktie von Deutschlands bank in den vergangenen Wochen erläutert, dass sich dies nach den vorläufigen Ergeb- Commerzbank Stand: 17.10.2014 nissen abzeichnete. Auch Finanzminister Wolfgang Schäuble befürchtet keine bösen Überraschungen: „Es zeichnet sich derzeit nicht etwas ab“, bestätigte er kürzlich im Bundestag. Mit der Bekanntgabe der Quartalszahlen am 6. November steht ein weiterer wich- tiger Termin unmittelbar bevor. Nach den guten Zahlen für zweite Quartal 2014, bei denen der operative Gewinn im Ver- gleich zum Vorjahr vervierfacht sowie der Nettogewinn verzweieinhalbfacht werden konnte, rechnen die Experten auch dies- mal mit einem klaren Gewinnplus bei der 15 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Aktie der Woche zweitgrößter Bank fest. Das Kursziel sieht schließlich in die Gegenrichtung umzuschlagen. Im April 2014 Smith unverändert bei elf Euro. Smith lag erreichten die Anteilsscheine den bisherigen Jahreshöchststand von in den vergangenen Monaten mit seiner 14,48 Euro, und verpassten damit nur knapp das Zwischenhoch Einschätzung zur Commerzbank goldrich- aus 2013 von 14,97 Euro. Im Anschluss ging es deutlich abwärts tig. Im August bestätigte er seine „Halten“- bis zu Werten rund um die Zehn-Euro-Grenze. Anfang August Einstufung mit Kursziel elf Euro. Knapp startete die Commerzbank-Aktie beflügelt von den erfreulichen sechs Wochen später hatte die Aktie sein Zahlen des zweiten Quartals wieder eine deutliche Zwischenrally Kursziel erreicht. Seit dem 7. Oktober sagt auf knapp 13 Euro. Im weiteren Verlauf erfolgte allerdings wiede- Smith „Verkaufen“. HSBC-Analyst Johan- rum ein Abverkauf auf das mittelfristig wichtige Unterstützungsni- nes Thormann ist hingegen ganz klar bul- veau bei glatt zehn Euro. Mit Spannung dürften die Börsianer den lish für die Coba-Aktie. Das Kursziel sieht künftigen Weg verfolgen. Die Commerzbank bietet mit Sicherheit er bei 15 Euro, was einem Potenzial von 43 eine interessante Investmentstory, und erzielt im Kerngeschäft im- Prozent entspricht. Auch Matthew Clark mer beträchtlichere Erfolge. Allerdings spricht die Gesamtsituation von Nomura hält die Aktie für zu güns- des Marktes momentan eher gegen einen baldigen Aufwärtstrend tig. Sein Kursziel lautet 14 Euro, allerdings der Coba-Aktie. Zahlreiche internationale Krisen beeinträchtigen stuft er die Aktie nur mit „Halten“ ein. die Kauflaune der Anleger, und führen zu Zukunftsängsten. Sollte Im Juli 2013 notierte das Commerzbank- Deutschlands zweitgrößte Bank in den kommenden Wochen aller- Papier noch bei einem Wert von unter dings bei den unmittelbar anstehenden wichtigen Terminen zah- sechs Euro. Dort kam die Aktie nach lan- lenmäßig überzeugen, könnte es noch einen heißen Herbst an den ger Abwärtsphase endlich zur Ruhe, um Handelsplätzen für die Frankfurter geben. Anzeige TRADERS´ World of Trading Spezial zum 10-jährigen Jubiläum der World of Trading. Lesen Sie jetzt die besten Interviews der Referenten der World of Trading und holen Sie sich tolle Tipps für Ihr 8,00 Euro* eigenes Trading. Jetzt am Kiosk und im TRADERS´ Shop erhältlich! www.traders-mag.com/shop *Versandkosten im Inland 1,93 Euro, Versandkosten in Europa 5,89 Euro je Ausgabe. Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen. Die Frist beginnt an dem Tag, an dem Sie die bestellte Ausgabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anforderungen von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen. Der Widerruf ist zu richten an: TRADERS´ media GmbH, Aboservice, Barbarastraße 31a, Telefon: 0931 452260, Telefax: 0931 45226-13, E-Mail: verwaltung@traders-mag.com. 16 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Gastbeitrag Die Angst ist wieder da Die Furcht vor einer Rezession in weiten Teilen der Eurozone und die schwache Auftragslage der deutschen Industrie haben ausgereicht, um die Aktienmärkte deutlich ins Rutschen zu bringen. Die Stimmung an den Börsen ist ungemütlich weiteren massiven Rückgang des Euro in Richtung 1:1 gegenüber geworden. Eine ausgewogene Depotstruktur dem US-Dollar bis Ende 2015. Der Grund dafür ist die wachsende ist wichtiger denn je. Nachdem es der DAX Zinsdiskrepanz zwischen Europa und den USA. Während in Amerika auch im dritten Anlauf nicht geschafft hatte, über eine baldige Zinsanhebung diskutiert wird, versucht die EZB die nachhaltig die Marke von 10.000 Punkten zu schwache Eurokonjunktur weiterhin mit niedrigen Zinsen aufzupäp- überwinden, kam es jetzt zur schon lange er- peln. Schon seit Jahresanfang hat der Euro gut 8 Prozent gegenüber warteten Korrektur. Von seinem Höchststand dem Dollar abgewertet und befindet sich jetzt auf dem Niveau von Ap- ist der DAX nun 1.200 Punkte entfernt, seit ril 2010. Zwar würden die meisten Volkswirtschaften von einem nied- Jahresanfang hat der Standardindex gut sieben rigeren Eurokurs beim Export profitieren, doch auf der anderen Seite Prozent eingebüßt. Der deutsche Leitindex hat würde ein Verfall der Währung die Importpreise auch deutlich erhöhen. aufgrund der jüngsten Kursrückgänge den seit Michael Winkler 2011 andauernden Aufwärtstrend erstmals Aktien sind teuer, aber nicht zu teuer Chief Investment verlassen. Bleibt die Frage, ob das wirklich Anleger tun also gut daran, sich auf etwas unruhigere Zeiten vorzube- Officer der St. Galler Kantonalbank nur eine vorübergehende Korrektur ist oder reiten und mit einer erhöhten Volatilität zu rechnen. Es wäre vermut- Deutschland AG ob sich nicht die Eurokrise mit voller Wucht lich ein strategischer Fehler, jetzt Hals über Kopf aus dem Aktienmarkt zurückmeldet? auszusteigen. Schaut man sich die aktuelle Entwicklung des Kurs-Ge- Tatsache ist: Die konjunkturellen Frühin- winn-Verhältnisses (KGV) an, fällt auf, dass europäische Aktien zwar dikatoren befinden sich schon seit Monaten auf dem Rückzug. Der teurer geworden sind, allerdings mit einem durchschnittlichen KGV ifo-Geschäftsklimaindex ist fünfmal in Folge gefallen. Der IWF hat von knapp 13 nicht zu teuer und sogar günstiger als amerikanische seine Wachstumsprognosen drastisch nach unten revidiert, allenfalls Werte sind. Die Bewertung ist fair und im Vergleich zu Anleihen im- mit gut einem Prozent wird die Wirtschaft im Euroraum im nächsten mer noch sehr attraktiv. Vor diesem Hintergrund ist nicht mit einem Jahr wachsen. Weitere Klippen müssen umschifft werden. In dieser weiteren deutlichen Kursrutsch zu rechnen, der den DAX unter die Woche legen Frankreich und Italien der EU-Kommission ihre Budget- Marke von 8000 Punkten drücken würde. Die nach wie vor expansiv entwürfe für das Jahr 2015 vor und am 26. Oktober wird die EZB den agierende EZB und die faire Bewertung der Aktien wirken als starke 128 größten Banken in Europa die Ergebnisse ihrer Stresstests mittei- Unterstützungslinie. Hinzu kommt, dass sich die Kursrückgänge an len. Die Eurozone droht nach 2012 erneut in die Rezession zurückzu- der Leitbörse in den USA bislang im Rahmen halten. Da zudem der fallen, IWF-Chefin Christine Lagarde beziffert die Wahrscheinlichkeit Anlagenotstand am Bond-Markt aufgrund der Niedrigzinspolitik der dafür mit 40 Prozent. Da passt es ins Bild, dass sich auch die FED Notenbanken anhalten wird, bleiben Aktien für private und instituti- Sorgen um die globale Konjunktur macht. onelle Investoren das letzte Refugium, um noch Überrenditen erzielen Die Märkte haben die neue Angst bereits eingepreist. Vor allem die zu können. Small- und Mid-Caps, die vom Börsenaufschwung 2012 und 2013 Auch die Dividendenrenditen sprechen dafür, dass Aktien „en vogue“ besonders profitierten, wurden bereits deutlich abgestraft. Das zeigt bleiben werden. Mit Renditen von drei bis vier Prozent ist bei vielen der genaue Blick auf den M-DAX. Der Index hatte mit den Kursver- Standardaktien mehr zu holen, als jeder Anleiheschuldner derzeit bereit lusten im August ein neues Jahrestief erreicht und die nachfolgende ist zu zahlen. Gerade deshalb bleibt eine ausgewogene Depotstruktur Erholungsphase ließ ihn bereits auf der 200-Tage-Linie erneut schei- wichtiger denn je. Konkret bedeutet das: Neben Aktien sollten in je- tern. Ähnlich verhält es sich mit dem amerikanischen Nebenwerte- dem Depot defensivere Instrumente wie Wandelanleihen, Discount- Index Russell 2000. Auch er notiert mittlerweile deutlich unterhalb zertifikate und Aktienanleihen zum Einsatz kommen. Auch Fremd- der 200-Tage-Linie im Bereich der Jahrestiefs. währungsbeimischungen bleiben attraktiv. Wer darüber hinaus einen Als ob das alles noch nicht genug wäre, gerät auch der Euro an den kühlen Kopf bewahrt und sich nicht von den täglich wechselnden internationalen Devisenmärkten immer stärker unter Druck. Vor al- Nachrichtenmeldungen verrückt machen lässt, sollte auch diese Kor- lem die großen amerikanischen Investmentbanken rechnen mit einem rektur unbeschadet überstehen können. 17 BÖRSE am Sonntag · 42/1 4
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