EUR PA - Wirtschaft Steiermark

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EUR PA - Wirtschaft Steiermark
DIE STEIERMARK GREIF T NACH DEN STERNEN

EUR                                         MAGAZIN
                                                                             PA
                          BEST OF INNOVATION
                            EFRE x Steiermark

Austrovinyl                Supersensor                Holz & Design          Headband
 Die erste und einzige     Bessere Gesichts-­          Die Designplattform   Das Hightech-Stirnband
 Schallplattenpresse       erkennung am ­Smartphone    Mutamo als            von Aurox
­Österreichs in Fehring    dank ams                   ­Prototypenschmiede    kühlt und wärmt
EUR PA - Wirtschaft Steiermark
EUR PA - Wirtschaft Steiermark
INHALT                                                                                                                                EDITORIAL

4 In Wachstum investieren                                           19 Baby, bitte kommen!                                            A star is born: Dazu braucht es
Was EFRE ist, bezwecken                                            Weltweit einzigartig: intelligentes                                  ­beispiellose ­Kreativität. Geballte
will und fördern kann.                                             Pf laster für Paare mit Kinderwunsch.                                Kompetenz. Unternehmerischen
                                                                                                                                        Mut. ­Bein­harte Konsequenz. Echtes
6 Interview                                                         20 Cool down                                                        Durchhaltevermögen. Und vor allem
LH Hermann Schützenhöfer                                            Das Hightech-Stirnband, das direkt                                große Freude am Tun. Die S      ­ teiermark
und LRin Barbara Eibinger-Miedl                                     am Kopf wärmt, kühlt und massiert.                                   ist ein Land der Macherinnen und
im Gespräch über Europa.                                                                                                                Macher. Es ist kein Zufall, dass unser­­
                                                                    22 Nachts im Mousse-Labor                                           Bundesland das mit Abstand innova-
8 In Love with Vinyl                                                Motorsportler Benjamin Diesel                                     tivste in Ö ­ sterreich ist. Der Europäi-
Scheibenweise Hörgenuss im                                           hat ein Rezept für                                               sche Fonds für r­ egionale ­Entwicklung
­einzigen Presswerk Österreichs.                                    ­Moosgummi ausgetüftelt.                                          (EFRE) trägt mit seinen Förderungen
                                                                                                                                       wesentlich zu dieser Dynamik bei, er
10 Schlauer Schmuck                                                 22 Durchblick garantiert                                           stärkt heimische Betriebe und unter-
Revolutionäre Forschung: ein                                        Starke weibliche Note im Accdur-                                  stützt deren Weg in die Zukunft. Wir
Ring, der den Blutdruck misst.                                      Fensterwerk in Wildon.                                            ­stellen in diesem Europamagazin eine
                                                                                                                                      ganze Reihe von ­„EFRE-Stars“ ins
11 Anders gedacht,                                                  22 Best of Steiermark II                                            Rampen­licht. Die Erfolgs­geschichten
anders gemacht                                                      Diamantenfieber, Federnuniversum,                                  sollen auch andere Unternehmen und­
Die Designplattform Mutamo                                          High Speed und Lego-Inspiration.                                   ­Institutionen dazu ermutigen, nach
bringt Designer und Hand-                                                                                                             den Sternen zu greifen. Jetzt!
werker zusammen.                                                    26 Best of Steiermark III
                                                                    Heimische Betriebe mit Visionen.
12 Back-Atelier
Einblicke in die Bäckerei der                                       27 Service
Zukunft von Martin Auer.                                            Der schnellste Weg zur
                                                                    EFRE-Förderung.
14 Best of Steiermark I
Präzise Prototypen, nachhal-
tige Getränke, ­Roboterkollegen                                               11
und ein starker Antrieb.

16 Sensor mit Superpower
ams entwickelte einen Super­
sensor, der die Gesichtserkennung
am Smartphone perfektioniert.

18 Pssst ...                                                                                                             16
Elisabeth Hutter sagt akustischen
                                                                                                                                                                           12
Problemzonen den Kampf an.

  20                                                                  8

Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Abteilung 12 – Wirtschaft, Tourismus,
Sport – Referat Wirtschaft und Innovation, Nikolaiplatz 3, 8020 Graz | Redaktion: Mag. Elke Jauk-Offner | Grafik: Iris Haberzettl |
Hersteller: Leykam Druck GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21, A-7201 Neudörfl | Cover Foto: gettyimages

                                                                                                                                                                           3
EUR PA - Wirtschaft Steiermark
IN WACHSTUM
INVESTIEREN
Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung macht die Steiermark fit für die
Zukunft: 130 Millionen Euro fließen von 2014 bis 2020 in heimische Projekte, fördern
Innovationen und dienen einer gemeinsamen europäischen Zukunft.

EFRE – vier Buchstaben, ein Ziel: Der „Europäische         a­ nimieren, sondern auch der breiten Bevölkerung die
Fonds für regionale Entwicklung“ ist eines der g­ rößten   Kraft der EU in unserem Land bewusst machen.
EU-­Förderungsprogramme in Europas Regionen. Das
Programm ist ein gewaltiger Wirtschaftsimpuls für die     Regionalpolitik ist einer der finanziell b
                                                                                                    ­ edeutendsten
Entwicklung in der Steiermark. Als eine der aktivsten      Politikbereiche innerhalb der Europäischen Union.
EFRE-­Regionen ist unser Bundesland auch Vorreiter         Durch die Unterstützung von regionalen Projekten
 bei der Akquise dieser Förderungsmittel. Rund 300 stei-   sollen das Wirtschaftswachstum und somit die Lebens-
 rische Projekte in Wirtschaft und Wissenschaft werden     qualität der Bürger Europas erhöht werden. Die EU-­
­aktuell über den EU-Fonds gefördert. Bis Ende 2020        Finanzperiode 2014 bis 2020 ist die vierte Programmpe-
werden die spannendsten Zukunftsprojekte in die Aus-       riode, in der EU-Mittel als Fördergelder in Österreich
 lage gestellt und sollen nicht nur zur N
                                        ­ achahmung        und somit auch in der Steiermark zum Einsatz kommen.

                                  4000 steirische Projekte –
                              vor allem im Wirtschaft­s­förderungs­-
                             bereich – konnten seit dem EU-Beitritt
                                       unterstützt werden.
                                                                                                                     Entgeltliche Einschaltung. Foto:

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EUR PA - Wirtschaft Steiermark
Seit 199
                                                                                                                    wurden 5
                                                                                                               530           rund
                                                                                                          an EFR Millionen E
                                                                                                                 E-Ge               uro
                                                                                                             Summe ldern und dies
                                                                                                                     an Bun            e
                                                                                                         Landes
                                                                                                                mitteln      des- un lbe
                                                                                                                        in            d
                                                                                                              investie die Steierma
                                                                                                                      rt. Ergib          rk
                                                                                                                Summe          t in
                                                                                                            eine          rund
                                                                                                                   Milliard
                                                                                                               an Förd       e Eu
                                                                                                                        ergelde ro
                                                      7F8RE%
                                                                                                                               rn.
                                                                eln
                                                           -Mitt n
                                                    an E en in de n
                                                      ging      che
                                                                is n
                                                          städt
                                                     klein ländliche
                                                       und aum.
                                                            R

                                   Für diesen Zeitraum steht im Rahmen des Ziels „Inves-
                                   titionen in Wachstum und Beschäftigung“ (IWB) ein
                                   Betrag von rund 536 Millionen Euro aus dem Euro-
                                   päischen Fonds für regionale Entwicklung zur Verfü-
                                   gung. Davon f ließen rund 130 Millionen Euro für die
                                   Umsetzung regionaler Projekte in unser Bundesland.
                                                                                                       120.000 Arbeitsplätze
                                   EFRE verfolgt in der aktuellen F ­ örderungsperiode vier              sind in der Steiermark
                                   thematische Programmziele. Erstens: Man will For-                      seit dem EU-Beitritt
                                                                                                                1995 neu
                                   schung, technologische Entwicklung und Innovation for-
                                                                                                               entstanden.
                                   cieren, um den Weg Österreichs zum „Innovation Leader“
                                   voranzutreiben. Zweitens: Die Wettbewerbsfähigkeit von
                                   Klein- und Mittelbetrieben soll durch den Ausbau von
                                   Produktionswirtschaft und spezialisierten Dienstleistun-
                                   gen gestärkt werden. Drittens: Mit der Steigerung der
                                   Energieeffizienz und dem Einsatz erneuerbarer Ener-
                                   gien will man den Übergang in ein CO2-­armes Wirt-
                                   schaften fördern. Viertens: Regionen sollen g­ anzheitlich
                                   als Lebens-, Arbeits- und Naturraum verstanden und
                                   entsprechend gestärkt werden. Dafür gilt es Kooperati-
                                   onen zu initiieren, fehlende Infrastruktur zu etablieren
                                   sowie Arbeitsplätze und Erholungsräume zu schaffen.                                                               rägt
                                                                                                                                 b e t ra c htet bet
                                                                                                                       tistisch                 an
                                                                                                             Rein sta hnittsvolumen Projekt.
                                                                                                                     ch  s c                   pro
                                                                                                            das Dur          2 9 5 .253,42             n
                                                                                                                   itteln  €
                                                                                                                           ­                 dabei vo
                                                                                                          EFRE-M lumina reichen 12 .000.–
                                                                                                  IO           jekt­vo
                                                                                                        Die Pro “ Summen wie
                                                                                                                                         ca . €
                                                                                                4M
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                                                                                                                e n                       n.
                                                                                                        „kleiner     u €   4 Millione
                                                                                                           bis hin z

                                                                                                                                                   5
EUR PA - Wirtschaft Steiermark
WIR BRAUCHEN EUROPA,
EUROPA BRAUCHT UNS
                    Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Wirtschafts­landesrätin
                Barbara Eibinger-Miedl über ein vereintes Europa, welchen Nutzen die Steiermark
                      daraus zieht und was regionale E ­ U-Förderungen bewirken können.

Inwiefern profitiert unser Bundesland    Exporte haben sich seit 1995 mehr         Eibinger-Miedl: Zahlreiche Errungen­
von einem vereinten Europa?              als verdreifacht und es sind über         schaften der EU sorgen für Erleich­
Schützenhöfer: Ein Geheimnis für         120.000 zusätzliche A­ rbeitsplätze       terungen im täglichen Leben der
die erfolgreiche Entwicklung der         geschaffen worden. Dank der EU-­          Bürgerinnen und Bürger. Die ge­
Steiermark ist die Bereitschaft, über    Förderprogramme können wichtige           meinsame Währung zählt ebenso
alle Grenzen hinweg zusammenzu­          Zukunftsprojekte umgesetzt werden.        dazu wie etwa die Abschaffung der
arbeiten. In diesem Sinne hat das        Ohne das gemeinsame Europa wür­           Roaming-Gebühren, die übrigens
­gemeinsame Europa vieles erleich­       de die Steiermark nicht so erfolg­        auf die Initiative eines österreichi­
 tert und ­Kooperationen in den unter­   reich dastehen.                           schen EU-Abgeordneten zurückgeht.
 schiedlichsten Bereichen – egal, ob                                               All dies nehmen wir meist als selbst­
 in der Wirtschaft, der Forschung, im    Was bringt die Europäische Union den      verständlich hin.
 Sport oder in der Bildung – intensi­    Steirerinnen und Steirern?
 viert. Das hat zu mehr Wohlstand in     Schützenhöfer: Die Reisefreiheit, die     Was entgegnen Sie
 unserem Land geführt.                   Möglichkeit, in einem anderen Mit­        EU-SkeptikerInnen?
                                         gliedstaat zu leben und zu ­arbeiten      Schützenhöfer: Das gemeinsame Eu­
Eibinger-Miedl: Die EU-Mitglied­         oder über Programme wie Erasmus           ropa ist ein großartiges Friedens-­
 schaft Österreichs hat für die          während der Ausbildung Erfahrun­          Projekt, das dazu geführt hat, dass
­Steiermark ­viele messbare ­Vorteile    gen im Ausland sammeln zu ­können,        Europa frei ist. Für junge Menschen
 gebracht. Als Exportbundesland          sind nur einige Beispiele dafür,          ist es schwer vorstellbar, wie ­unser
 profitieren wir besonders vom ge­       wie jede und jeder Einzelne von uns       Kontinent noch vor etwas mehr als
 meinsamen Binnenmarkt. Unsere           durch die EU profitieren kann.            drei Jahrzehnten ausgesehen hat.
                                                                                   Dass der Eiserne Vorhang fast auf
                                                                                   den Tag genau vor 30 Jahren gefallen
                                                                                   ist und wir von freien Staaten umge­
Foto: Fischer

                                                                                   ben sind, die man ohne Einschrän­
                                                                                   kung besuchen kann – das alleine ist
                                                                                   Grund genug, das gemeinsame Eu­
                                                                                   ropa trotz all seiner Schwierigkeiten
                                                                                   und Schwächen zu lieben.

                                                                                 Gemeinsam agieren: Wirtschafts­
                                                                                 landesrätin Barbara Eibinger-Miedl
                                                                                 will das Europabewusstsein stärken.

6
EUR PA - Wirtschaft Steiermark
Foto: Land Steiermark
              Landeshauptmann Hermann ­Schützenhöfer
                       sieht ­Förderprogramme als guten
                  E
                  ­ ntwicklungsmotor für die ­Steiermark.

Eibinger-Miedl: Dazu kommt, dass            Eibinger-Miedl: Alleine in der aktu-     Was ist Ihre EU-­Vision für die Z
                                                                                                                     ­ ukunft?
Europa und seine Mitgliedstaaten             ellen Förderperiode, die von 2014       Schützenhöfer: Europa steht ins-
auf der Welt stärker wahrgenommen            bis Ende 2020 läuft, stehen für die     gesamt vor großen Aufgaben – der
werden, wenn wir gemeinsam agie-            Steiermark insgesamt 130 Millio-         ­Brexit ist nur eine davon – und muss
ren und auftreten. Nur dann können          nen Euro aus dem EFRE-Programm            sich zur Bewältigung dieser teilwei-
wir zwischen den USA, China und             zur Verfügung. Diese Mittel haben         se neu ausrichten. Im Sinne der Sub-
aufstrebenden Märkten in Latein­            eine starke Hebelwirkung und sor-         sidiarität ist es wichtig, dass sich die
amerika oder Asien eine entsprechen-        gen für ein Vielfaches an Investiti-      Union auf jene Bereiche fokussiert,
de Rolle spielen. Das gemeinsame            onen seitens der Unternehmen und          die nicht von den einzelnen Mit-
Europa ist in diesem Sinne auch in          ­Forschungseinrichtungen in den           gliedsstaaten gelöst werden können.
Zukunft der einzig richtige Weg. Es          Standort.
gilt aber die Bürgerinnen und Bür-                                                   Eibinger-Miedl: Vor dem Hintergrund
ger noch stärker einzubinden und            Was können diese ­regionalen             der globalen Veränderungen brau-
das Europabewusstsein entsprechend          ­Förderungen bewirken?                   chen wir mehr denn je ein starkes
zu stärken.                                  Schützenhöfer: Die Steiermark zählt     und geeintes Europa. Das bedeutet,
                                            bei Forschung und Entwicklung zu         sich ­weniger mit den kleinen D
                                                                                                                   ­ ingen
Welchen Stellenwert haben Förder­           den führenden Regionen in ­Europa.       zu beschäftigen, sondern die ­großen
programme im ­Allgemeinen und der           Die Fördermittel aus den diversen        Aufgaben in Angriff zu nehmen.
Europäische Fonds für ­regionale            EU-­Programmen haben viel dazu           Dazu zählen für mich neben Migrati-
­Entwicklung EFRE im Speziellen für         beigetragen, weil dadurch zahlreiche     on und Klimaschutz etwa die gemein­
 die Steiermark?                            Projekte umgesetzt und internationa-     same Außen- und Sicherheitspolitik
 Schützenhöfer: Die unterschiedli-          le Kooperationen ausgebaut werden        und Zukunftsperspektiven für die
chen Förderungen der EU ­haben              konnten.                                 jungen Talente in Europa.
sich bei uns sehr positiv ausgewirkt
und zur guten Entwicklung der Stei-         Eibinger-Miedl: Auch viele Zukunfts-
ermark beigetragen. Gerade mit              investitionen steirischer Unterneh-
der Hilfe von EFRE sind zahlrei-            men oder der Ausbau der ­Infrastruktur
che ­Projekte in der Wirtschaft, der        in unserem Land – Stichwort
Forschung sowie der Regionalent­            ­Breitband oder Ausbau der Koralm-
wicklung umgesetzt worden. D   ­ avon        bahn – hätten ohne Förderungen
profitieren die Steirerinnen und             aus ­Brüssel nicht in diesem Ausmaß
­Steirer. Davon profitiert das Land.         stattfinden können.

                                                                                                                             7
EUR PA - Wirtschaft Steiermark
IN LOVE
    WITH VINYL
    Die erste und derzeit einzige Schallplattenpresse Österreichs steht in Fehring.
          Ein wagemutiges Unternehmertrio hat sie aus der Taufe gehoben.

                           Klassisches Schwarz, Royal Blue,
                           Cristallo oder Solid Baby Pink:
                           Nach Original-Rezepturen der 70er-­
                           Italo-Disco-Ära werden in Fehring
                           Musikstücke auf Vinyl gepresst. Die
                           Schallplatte made in Styria wird in
                           24 Farbvariationen – deckend, trans-
                           parent oder marmoriert – in einem
                           300 Jahre alten Bürgerhaus her-
                           gestellt. Den unternehmerischen
                           Mut, das erste Presswerk Öster-
                           reichs auf die Beine zu stellen, haben
                                                                                      Fotos: Sabine Hoffmann und Austrovinyl

                           drei Jugendfreunde bewiesen: Peter
                           Wendler, Johann Fauster und Johann
                           Koller. Während Wendler die Anla-
                           gen technisch betreut, sichert Musik-
                           lehrer und Toningenieur Johann
                           Fauster die Qualität der Produktion.

8
EUR PA - Wirtschaft Steiermark
Das PVC-Granulat kommt von einem
geschichtsträchtigen Familienbetrieb in Italien.

                                                                                                   24 Farbvariationen von transparent
                                                                                                   bis marmoriert stehen zur Auswahl.

Das Musikstück wird in die Platte hineingeschnitten, mit Hand der
Schriftzug Austrovinyl eingraviert.

Die beiden ­Geschäftsführer                        Europäischen Fonds für regio-                   Italo-Hits von Adriano­­Celentano
ergänzt Landwirt Johann Koller                     nale Entwicklung. DelaDap gehör-                und Konsorten wurden damit
im Bereich Marketing und                           ten zu den ersten Kunden, gepresst              gefertigt. „Viel Herzblut stecken
­Vertrieb. Gemeinsam bilden                        wurden auch Platten für Granada,                wir auch ins Mastering“, beto-
 sie die Band „Trio Cuvée“.                        The Base und das Jazz Orchester                 nen die Vinyl-Masterminds.
                                                   Steiermark. Zum 25-Jahr-Jubiläum
Das Hantieren mit 200 Bar Druck                    hat man den Soundtrack zur Kult-­               Mit der Erfindung der d   ­ igitalen
und 185 Grad heißem Vinyl gestal-                  Komödie „Muttertag“ in limitier-                Compact Disc war in den 1980er-­
tete sich anfangs schwierig. Es gab                ter Auf lage in rotes Vinyl gepresst.           Jahren eigentlich das Ende der
nicht nur 30 Jahre lang keine neuen                                                                Schallplatte eingeläutet worden,
Maschinen auf dem Markt, auch                      Einen wesentlichen Anteil an der                jetzt feiert die Schallplatte ein
das Know-how musste man sich                       Qualität einer Schallplatte hat das             vielbeachtetes Revival, allein in
Schritt für Schritt erarbeiten. „Man               PVC-Granulat. A ­ ustrovinyl bezieht            Österreich wurden aller Begeis-
braucht Dampf, Hydraulik, Kühl-                    es von einem italienischen Famili-              terung für das Streaming zum
wasser, Strom, Druckluft, Vakuum-                  enbetrieb, den es seit den 1960er-­             Trotz im vergangenen Jahr weit
luft – es sind viele Gewerke notwen-               Jahren gibt. Schon die l­egendären              über 300.000 Stück verkauft.
dig, damit man die Presse überhaupt
starten kann“, lässt Fauster keinen
Zweifel an der ­Komplexität der Pro-
duktion. „Wir haben uns extrem
gefreut, als wir die erste Platte raus-
bekommen haben, obwohl sie total
verbogen war“, erinnert er sich
schmunzelnd an die Startphase.

Mittlerweile läuft die vollautoma-
tische Anlage dank ­siebenstelliger
Investitionen längst im Vollbe-
trieb. Möglich gemacht haben
die Errichtung der Betriebsstätte
samt neu konzipiertem Anlagen-
park nicht zuletzt Mittel aus dem                  Für (v. l.) Peter Wendler, Johann Koller und Johann Fauster ist die Welt eine Scheibe.

                                                                                                                                            9
EUR PA - Wirtschaft Steiermark
SCHLAUER
                                       SCHMUCK
                                    Ein Ring, der den Blutdruck misst: Ein Grazer Unternehmen arbeitet
                                           derzeit intensiv an dieser revolutionären Entwicklung.

W
           enn die allerersten zwei Herz-Kreislauf-­                    Finger optisch gut erfassbar sind.“ Die Software gibt
           Monitore gleich ein Jahr nach der Unterneh-                  es, klinisch ist die Methode bestätigt, an der Wahl
           mensgründung direkt von Graz nach Hous-                      der Miniatur-Hardware wird derzeit gearbeitet.
 ton zur NASA gehen, muss der Weg stimmen. Mit den
 anfangs in einem 15 Quadratmeter großen Labor im                       Das EFRE-Förderungsprogramm hat dem Team um
 Krankenhaus „Barmherzige Brüder“ in Graz e­ rdachten                   Fortin kluge Wege aufgezeigt. „Wir haben oft e­ infach
 Geräten für eine kontinuierliche, rein an der Körper­                   zu viele Ideen, wir konnten dadurch gut differenzie-
 oberf läche vorgenommene Überwachung des Blut-                          ren, was Sinn macht.“ CNSystems M   ­ edizintechnik
 drucks und ander Vitalparameter etablierte Jürgen                      ­verfügt übrigens über 71 erteilte und neun angemel-
Fortin gemeinsam mit Falko Skrabal und Peter Moser                      dete Patente und betreut Kunden aus 48 L   ­ ändern.
 ab 1998 zügig ein Unternehmen, das heute Welt-                         Der Messvorgang mit einem Fingersensor an der
 marktführer ist. Derzeit entwickelt er in intensiver                   Haut­oberf läche ist die Kernkompetenz und Basis für
­Forschungsarbeit einen Ring, der den Blutdruck misst.                   alle Produktentwicklungen. Die Einsatzgebiete rei-
                                                                         chen von der Forschung über den OP und die Inten-
  Bereits ein Drittel der Erwachsenen ist von Blut­                      sivstation bis hin zum Home-Care-Markt.
  hoch­druck betroffen. Der Telematiker, Medizin-                       Leben zu retten oder signifikant verbessern zu können,
  techniker und Elektrotechniker Fortin will mit der                    das motiviert ungemein, sagt Fortin, der allen Grün-
  neuesten Entwicklung Schwung in den Markt der                         dern rät: „Man darf den Entwicklungsprozess nicht
­„Wearables“ – am Körper getragene K ­ leinstcomputer                    permanent als Kampf sehen.“ Auch Fehler sind Teil
  wie Fitness-Armbänder und Spezialuhren – b   ­ ringen.                des Prozesses: „Bei uns gibt es leider keine Kultur
  Fortin: „Am Zeige-, Ring- und Mittelfinger sind ganz                  des Scheiterns, das ist in den USA ganz anders, dort
  genaue ­Messungen möglich, weil die A­ rterien im                     wird Scheitern auch als Know-how geschätzt.“
 Foto: www.hermann-burgstaller.at

                                                                        Foto: CNSystems

Telematiker, Medizintechniker, Elektrotechniker, Erfinder aus           So könnte der Ring aussehen. An den Fingern sind exakte
Leidenschaft: Jürgen Fortin.                                            Messungen möglich, weil die Arterien gut erfassbar sind.

10
ANDERS
                                 GEDACHT,
                                 ANDERS
                                 GEMACHT
Foto: Benjamin Pernthaler

                                        Hocker, die nicht umfallen, Regale, die auffallen, Untersetzer aus alten Parkettböden –
                                                   Beispiele dafür, was die Designplattform Mutamo hervorbringt.

                            W
                                                                                            Foto: Miriam Raneburger

                                      eil der kleine Sohn entdeckungsfreudig und
                                      quirlig war, fiel der vielgeliebte Hocker s­ tändig
                                      um. Also entwarf der Papa – ein Tischlermeis-
                            ter im Betrieb von Markus Tragner, Herr der m    ­ tdesign
                            Tischlerei in Zeltweg – kurzerhand einen eigenen. Dafür
                            verwendete er Randhölzer aus den Wäldern vor Ort, die
                            abgeschrägten Flanken lösten das P   ­ roblem, ein neues
                            Design war geboren. Auf einer Deponie hat wiederum
                            Markus Well bei ­Entsorgungsarbeiten hochwertiges
                            Massivholzparkett aus Eiche entdeckt. Der Grazer Desi-
                            gner mit Passion für Upcycling f­ ertigte daraus einen                  Inspiration gesucht und gefunden: Markus Well, Markus Tragner,
                            Untersetzer, der durch einen integrierten Magneten an                 Sylvia Tragner, Benjamin Pernthaler (v. l.) beim Designmonat Graz.
                            Pfannen und Töpfen haften bleibt. Ein markantes Regal-
                            system, das werkzeuglos aufgebaut werden kann, hat              ­ irklichkeit geworden ist die One-Stop-Solution mit-
                                                                                            W
                            Benjamin Pernthaler vom Design-Studio zweithaler                hilfe des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.
                            geschaffen. Wenn Holzstäbe windschief durch vorge-              Vom ersten Entwurf über die Machbarkeitsprüfung, von
                            bohrte Platten eingefädelt werden, verkeilen sie sich           der Produktionsoptimierung bis zum Packaging, vom
                            nämlich zu einer s­ tabilen Konstruktion. All das sind          Pressekit bis zum Vertrieb kommt bei Mutamo alles aus
                            Designgeschichten, die das Leben schreibt. Vertrieben           einer Hand. Die Produkte sind im Onlineshop erhältlich.
                            werden sie über Mutamo.
                                                                                            Derzeit setzen sich Studierende des Studiengangs Indust-
                            „Mutamo ist eine offene Plattform, in die jeder Design-         rial Design auf der FH Joanneum in Graz gerade in
                             ideen einbringen kann“, erklärt Tragner, „wir schauen          Kooperation mit Mutamo mit dem Thema „Holz im digi-
                             uns an, ob es machbar ist, und unterstützen bei der            talen Handwerk“ auseinander. „Sie untersuchen die Mög-
                             Umsetzung.“ Die Idee hat der Tischlermeister, der tra-         lichkeiten der Fertigung mit dem Roboter, es werden 18
                             ditionelles Handwerk und Hightech-­Holzverarbeitung            Arbeiten bis zum Prototypen umgesetzt“, erzählt Benjamin
                             verbindet, mit Pernthaler entwickelt, die beiden waren         Pernthaler. Die Entwürfe werden in einer Ausstellung im
                             beim Designmonat Graz ins Gespräch gekommen.                   kommenden Designmonat Graz präsentiert.

                                                                                                                                                                 11
BACK-
ATELIER
Martin Auer investiert in die Bäckerei der Zukunft,         eine Getreidemühle, eine Kaffeerösterei, eine Mitarbei-
die als Atelier für Kreative fungieren soll.                terakademie, Büro- und Lagerf lächen sowie die gesamte
                                                            Produktion. Die Zentrale wird den Namen „Atelier“
In Graz-St. Peter wird im großen Stil gebaut.               tragen. Das hat für Martin Auer einen guten Grund: Es
                                                            soll ein Arbeitsplatz für Kreative sein. Dafür investiert
Künftig kann man den Bäckern beim S    ­ emmelformen        er 20 Millionen Euro in die Zukunft seiner Bäckerei.
und Striezelf lechten über die Schulter schauen: Die
neue Zentrale von Martin Auer präsentiert sich im Sinne     In der bisherigen Zentrale am Dietrichsteinplatz ist
einer gläsernen Produktion offen und wird vom Café          er längst an Kapazitätsgrenzen gestoßen: „Für unsere
aus einsehbar sein. Die Backstube soll keinen m­ usealen    ­Produktion stehen derzeit rund 800 Quadrat­meter
­Charakter haben und wird sich daher auch nicht hinter       zur Verfügung. Wir können damit die s­ teigende Nach-
 einer Glaswand befinden, es wird zudem Führungen            frage nicht mehr bedienen. I­ nnovationsschritte mit dem
 und Workshops geben. „Wir wollen unseren Gästen             Ziel, uns zu verbessern, sind am d
                                                                                              ­ erzeitigen Standort
                                                                                                                        Fotos: moodley brand identity

 die Möglich­keiten bieten, das Bäckereihandwerk live        ebenso kaum mehr möglich. Das erschwert auch quali-
 ­mitzuerleben“, sagt der Firmenchef dazu. Das neue          tatives Wachstum enorm. Deshalb haben wir uns ent-
  Headquarter, das er am Standort St. Peter auf einem        schlossen, eine neue Zentrale mit den e­ ntsprechenden
  Areal von 12.500 Quadratmetern errichtet, beherbergt       Kapazitäten zu errichten.“ Die Steirische Wirtschafts­
  vieles unter einem Dach: einen Flagship-Store mit Café,    förderung SFG und der Europäische Fonds für r­ egionale

12
Das Café wird
                                                              künftig auch
                                                         einen Blick in die
                                                         Backstube bieten.

                                                                                              Die neue Zentrale
                                                                                              wird in Graz-St.Peter
                                                                                              errichtet.

                        Min expel eum estrupture cus post,
                        adi quid quo eic to omnis

                   ­ ntwicklung ­unterstützen die Großinvestition mit rund
                   E                                                                                              Will mehr Einblick in
                   1,5 Millionen Euro. Ausgebaut wird auch die Ausstat­                                           den Beruf des Bäckers
                                                                                                                  geben: Martin Auer.
                   tung. Mit einer ­eigenen Vollkornmehlmühle sollen
                   etwa die Entwicklung neuer Sauerteige intensiviert
                   und damit neue Produkte kreiert werden. Mit einem
                   neuen Holzofen ist es dem Unternehmen außerdem
                   erstmals möglich, Holzofenbrot zu backen. Eine neue
                   Schiene ist der Verkauf von Kaffeebohnen. Dafür wird
                   am neuen Firmensitz eine eigene Rösterei aufgebaut.

                   Größere Kühlf lächen ermöglichen es, Teige länger frisch
                   zu halten, um das Backen möglichst lange hinauszu­
                   zögern. So ist es möglich, dass wir „zumindest zu zwei
                   ­Dritteln zum Tagbäcker werden. Wir wollen zeigen,
                    wie toll der Beruf des Bäckers ist und Begeisterung für    Graz und Graz-­Umgebung sowie jeweils eine Geschäfts­
                    das schöne und interessante Bäckerhandwerk schaffen“,      stelle in Wien und Klagenfurt. Rund 400 Mitarbei­
Rendering: j-c-k

                    sagt Auer, der das Unternehmen in dritter Generation       terinnen und Mitarbeiter sind im Betrieb beschäftigt,
                    leitet. ­Derzeit ­gehören zum Unternehmen 28 Filialen in   wobei viele in Teilzeit oder geringfügig mitarbeiten.

                                                                                                                                          13
Foto: LPD Kärnten/ Bauer
Foto: Foto Stix

                                                                                        KOLLEGE
                                                                                        ROBOTER
                            PRÄZISE
                          PROTOTYPEN                                        Wenn Roboter in Zukunft zu Arbeitskollegen
                                                                            werden, dann soll das Teamwork bestmöglich funk-
                                                                            tionieren. Die sogenannten kollaborativen Robo-
                                                                            ter – kurz Cobots genannt – sind derzeit relativ
                   Hochwertige Teile aus dem Autorennsport oder             langsam, um Menschen in ihrem Umfeld nicht
                   der Medizintechnik haben viel mit den Mundstü-           zu gefährden. Damit es für den Roboter möglich
                   cken von Klarinetten von Musikern gemein. Damit          wird, Positionen einzuschätzen und Bewegungen
                   sie gut funktionieren, müssen sie extrem passgenau       im Tätigkeitsfeld zu erkennen, ist eine ausgeklü-
                   gearbeitet sein. Genau damit beschäftigt sich das        gelte Sensortechnologie notwendig. Genau daran
                   Unternehmen Resch im südoststeirischen Glojach.          arbeitet ein interdisziplinäres Team: Forscher von
                  „Wir sind ein Prototypenbauer und haben uns auf           Robotics, dem Institut für Robotik und Mechat-
                   anspruchsvolle Fertigungsteile spezialisiert“, erzählt   ronik der Forschungsgesellschaft Joanneum Rese-
                   Geschäftsführerin Andrea Resch. Dabei kommen             arch, der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und
                   Techniken vom CNC-Drehen und -Fräsen über                der Fachhochschule Kärnten bündeln im Rahmen
                   3D-Druck für Metall und Kunststoff bis zum Rühr-         des EFRE-geförderten Projekts „CapSize“ Kompe-
                   reibschweißen zum Einsatz.                               tenzen in Robotik, Sensorik und Mikroelektronik.

                  „Täglicher Ansporn für uns sind die technischen Pro-      Projektleiter Stephan Mühlbacher-Karrer: „Unser
                   bleme unserer Kunden, das Finden einer Lösung            Ziel ist es, dass sich diese Roboter schneller bewe-
                   und der Stolz, wenn das Endprodukt gefertigt ist.“       gen können, ihre Produktivität damit höher wird.
                   Die Kunden verlangen Messungen vor, während              Aber die Robotersysteme sollen durch die neue
                   und nach der Produktion. Vor allem bei Ersatztei-        Schnelligkeit ihre menschlichen Kollegen während
                   len muss alles so rasch wie möglich geliefert werden,    der Arbeit nicht gefährden.“ Möglich werden soll
                  „unsere Teile zu Messfirmen zu schicken, würde viel       auch „eine intuitive Interaktion mit dem Roboter
                   zu lange dauern“, sagt Resch. Daher wurde eine           mittels Handgesten, um die Akzeptanz als zukünf-
                   3D-Koordinatenmessmaschine mit Hilfe des Euro-           tiger Arbeitskollege zu erhöhen“. Die Kosten des
                   päischen Fonds für regionale Entwicklung ange-           Projektes: rund 1,2 Millionen Euro, etwa 385.000
                   schafft. Das sensorbestückte Hightech-Gerät misst        Euro werden über EFRE gefördert.
                   die Teile in Sekundenschnelle und vollautomatisch
                   mit allerhöchster Genauigkeit.

14
Fotos: Oliver Wolf
                                                       Foto: Steinrieser

       NACHHALTIG
        TRINKEN
                                                                                        STARKER
                                                                                        ANTRIEB
Der Urgroßvater von Geschäftsführer Franz Stein-
rieser hat den Familienbetrieb vor 130 Jahren in St.
Gallen gegründet. Anfangs wurden die Gasthäuser
der Region mit Soda beliefert. Heute ist das Unter-                         Motor, Kupplung, Getriebe, ­­  Differential – der
nehmen Steinrieser Experte im Produzieren und                              Antriebsstrang sorgt dafür, dass ein Auto fährt. Er
Abfüllen von Getränken. So gut wie alle namhaf-                              ist die Kernkompetenz von D  ­ ynamic A  ­ ssembly
ten Handelsunternehmen und Getränkeproduzen-                                ­Machines, kurz DAM. Das Gleisdorfer Unterneh-
ten lassen ihre Eigenmarken hier erzeugen und in                             men für Sondermaschinenbau und Produktions­
Tetra Paks oder Pet-Flaschen füllen.                                         equipment baut ganze Anlagen für die A
                                                                                                                  ­ utoindustrie.
                                                                           Auf diesen ­Anlagen werden Antriebsstränge oder
Als ein Produzent für seine Bio-Fruchtsäfte einen                          Teile davon gebaut oder getestet, gleich, ob das
neuen Abfüllbetrieb suchte, sagte man zu. „Der bis-                          Fahrzeug einen Verbrennungs-, Hybrid- oder
herige Abfüller war ein großer Safthersteller, der                           Elektro­antrieb hat. Durch die Verknüpfung des
seine Produktion ins Ausland verlegte“, so Steinrie-                         Know-hows von Montage und Testing hat das
ser, „das kam für den Kunden nicht infrage.“ Also                          ­Unternehmen eine Sonderstellung am Markt.
musste eine neue Abfüllanlage her, die kleine Tetra
Paks im neuen Prisma-Format mit abgeschrägten                              „Wir sind Generalunternehmer für ganze Produkti-
Ecken produzieren kann – mit Schraubverschluss                              onslinien in der Autoindustrie und liefern auch das
oder angebrachtem Trinkhalm aus Papier. Ver-                                Equipment für die End-of-Line-Testzellen dieser
schlüsse und Folie im Packerl müssen aus bioba-                             Montagelinien“, erzählt DAM-Geschäftsführer
siertem Kunststoff sein. Zusammengefasst wird in                            Gerald Matzer. „Bei uns bekommt der Kunde also
Multipacks, verpackt in Kartons. Die Anlage sollte                          sowohl die Montage seines Produktes als auch den
für kleine Chargen und schnelle Sortimentswech-                             anschließenden finalen Test vor Auslieferung aus
sel optimiert, vernetzt und über Teleservice steu-                          einer Hand. Man muss sich vorstellen, dass wir
erbar sein. Das Problem: So eine Anlage gab es auf                          bei uns in der Halle die ganze Linie aufbauen und
der ganzen Welt nicht. Steinrieser hat das geändert.                        die vom Kunden getestet und dann abgenommen
Entwickelt mit EFRE-Hilfe ist die weltweit einzig-                          wird“, so Matzer, „also brauchen wir auch immer
artige „Tetra-Pak-Aseptik-Anlage für Portionspa-                            mehr Platz.“ Deshalb wird mithilfe des Europä-
ckungen“ jetzt in Betrieb.                                                  ischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)
                                                                            der ­Firmensitz in Gleisdorf nun massiv ausgebaut,
                                                                            die Produktionsf läche nahezu verdoppelt. Das
                                                                            geschieht bereits zum zweiten Mal in der noch
                                                                            relativ kurzen Firmengeschichte.

                                                                                                                                    15
SENSOR
               MIT SUPER-­
                POWER
        Der Kleinste seiner Art: Ein bei ams in Premstätten entwickelter ­Minisensor perfektioniert
                             die Gesichtserkennung durch das Smartphone.

Hersteller von Top-Smartphones setzen auf Gesichtserkennung statt Fingerprint und PIN-Code.

16
Bei ams wird unter Hochdruck an Innovationen ­gearbeitet: Der Minisensor ist um
                                                                                 30 Prozent kleiner als ­vergleichbare Mikrochips der Konkurrenz.

                Pincode war gestern, Fingerprint       zeitdistanzmess- und Näherungssen-            kem Sonnenlichteinfall arbeitet er
                ebenso. Um ein Smartphone zu ent-      sormodul“ gearbeitet. Der neue                genau. Wesentliche Teile des Pro-
                sperren, ist die Gesichtserkennung     Chip ist nicht nur ein Bauelement             jektkonzepts wurden übrigens von
                künftig das Maß aller Dinge. Fast      mit weit geringerem Platzbedarf, er           Nenad Lilic im Rahmen einer Dis-
                alle Hersteller von Top-Smartpho-      arbeitet auch bei Störeinf lüssen             sertation mit der TU Wien entwi-
                nes setzen bereits darauf. Daher       exakt, betont man bei ams. Winzig,            ckelt. Zum Schutz der Erfindungen
                wird auch weltweit intensiv daran      winziger, am winzigsten: Der Mini-            wurden auch Patente eingereicht.
                geforscht, die dafür notwendige        sensor ist um 30 Prozent kleiner als
                Technik weiter zu verbessern.          vergleichbare Mikrochips der Kon-             Der Supersensor erweitert die
                                                       kurrenz, braucht damit wenig Raum             Serienproduktion sowohl für
                An vorderster Front mit dabei ist      im Smartphone und funktioniert mit            LDAF-Anwendungen (Laser
                   ams, der weltweit führende Anbie-   der sogenannten Time-­of-Flight-              Detect Auto-Focus) der Haupt-
                   ter von ­Hochsensorlösungen mit     Technologie. Dabei handelt es sich,           kamera im Smartphone als auch
                  Hauptsitz in Premstätten. Das        vereinfacht ausgedrückt, um einen             für Roboteranwendungen von
                   steirische Know-how ist längst      Infrarotsensor, der Tiefeninformatio-         Smartphone-Erstausrüstern. Auf-
                   bereits quer über den Globus im     nen ermitteln kann.                           grund seiner geringen Größe und
                 ­Einsatz – von elektronischen Sys-                                                  seines geringen Stromverbrauchs
                   temen in Fahrzeugen bis hin zu      Sind die Lichtverhältnisse ungüns-            eignet sich der ­Minisensor auch
                   medizintechnischen ­Geräten.        tig oder ist der Bildschirm durch             für eine Vielzahl von Einsatz­
                  ­International sind rund 9.000       Verunreinigungen oder Fingerab-               möglichkeiten, wenn es um das
                ­Mitarbeiterinnen und ­Mitarbeiter     drücke verschmutzt, verschlech-               Er­­kennen der Anwesenheit von
                   im Unternehmen beschäftigt.         tert sich die Leistung der der-               Benutzern bis hin zum automa-
                                                       zeit im Einsatz befindlichen Sen-             tischen A­ ufwecken oder ­Sperren
                Derzeit wird im Rahmen eines           soren deutlich. Der Sensor von                eines ­Systems geht – beispielsweise
Fotos: ams AG

                EFRE-Projekts intensiv am „welt-       ams erkennt jedoch Verschmutzun-              im Falle von Mobile Computing
                weit kleinsten integrierten 1D-Lauf-   gen und ignoriert sie, auch bei star-         und Videokonferenzsystemen.

                                                                                                                                              17
PSSSSST ...
             Den Lärm bändigen, mehr Ruhe schaffen, besser hören und verstehen können –
             das ist ihr Metier. Elisabeth Hutter sagt akustischen Problemzonen den Kampf an.

I
     m Erlebnisbad Acquarena                                                            Das Know-how ist sukzessive gereift.
     im Südtiroler Brixen war es                                                        Seine Wurzeln hat das Unterneh-
     nahezu unmöglich, Gespräche                                                        men in der Tischlerei, die vor mehr
  zu führen. Ja, es gab sogar akute                                                     als 70 Jahren von den Großeltern
 ­Bedenken in Sachen Sicherheit:                                                        ihres Mannes in Birkfeld g ­ egründet
­Aufgrund des Lärms konnte man                                                          wurde. Die Liebe zur Musik war
  im N­ otfall nicht einmal die Alarm-                                                  schon immer da und so wurden ver-
  signale hören. ­Nachhallzeiten von                                                    mehrt Bühnen jeder Art akustisch
  mehr als vier Sekunden – bis ein                                                      optimiert. „Jede ­Raumsituation
  Geräusch abklingt – machten dras-                                                     ist individuell, in einem Hallenbad
  tische Maßnahmen notwendig.                                                           gibt es andere Voraussetzungen als
                                            Ob Hallenbad, Großküche oder Probenraum:    in einer Großküche oder in einem
Dann trat Elisabeth Hutter mit              Elisabeth Hutter hört sich das genau an.    Probensaal, wo man als Musiker gut
­so­­ge­nannten Breitband-Hochleis­­                                                   ‚zusammenhören‘ ­könnten sollte“,
tungs­absorbern auf den Plan. Als                                                       betont die G­ eschäftsführerin von
Raum­akustikexpertin nahm sie sich           darin, dass Einf lussfaktoren wie          Acustix. Abgesehen vom bewährten
damit den Decken- und angrenzen­             Chlor und Feuchtigkeit zu berück-          Einsatz von Holz kommen Natur-
den Wandbereich vor, „wir waren              sichtigen waren. Mit den getä-             materialien wie Hanf und Kork,
die einzigen Anbieter, die die Norm-         tigten Adaptionen konnten die              aber auch Glas, Metall und Kunst-
vorgaben ­erfüllen konnten“. Die            ­Nachhallzeiten aber auf m ­ aximal         stoff zum Einsatz. „Wir betrei-
Herausforderung bestand auch                1,5 Sekunden reduziert werden.              ben gemeinsam mit der TU Graz
                                                                                        intensive Materialforschung.“
Nachhallzeiten von vier Sekunden waren in der Acquarena in den Griff zu bekommen.
                                                                                         In den letzten drei Jahren wurden
                                                                                         die Zielgruppen erweitert. „Men-
                                                                                         schen sind immer gestresster und
                                                                                         reagieren immer ­sensibler auf
                                                                                         Lärm“, so Hutter. ­Akustische Pro-
                                                                                         blemzonen in Klassenzimmern
                                                                                         wurden genauso entschärft wie
                                                                                         jene in Großraumbüros und Well-
                                                                                         nessbereichen von Hotels. Die
                                                                                        Umsetzung des Projekts in Süd-
                                                                                         tirol war ein wichtiger Schritt in
                                                                                        ­Richtung Export. Dafür hat sich
                                                                                         Hutter ­Acustix im Rahmen des
                                                                                         EFRE-­Förderungsprogramms
                                                                                       „Enabling!Export“ des Internatio­
                                                                                         nalisierungscenters ­Steiermark
                                                                                         beraten lassen.
BABY,
                               BITTE KOMMEN!
                                              Die Methode eines Grazer Start-ups ist weltweit einzigartig:
                                              Ein intelligentes Pflaster unterstützt Paare mit Kinderwunsch.

                                                                                                    Der Patch zeichnet die Körpertemperatur
                                                                                                    auf, die Daten gehen an eine eigene App.

                     S
                              ilicon Valley fungierte als Wiege der                             Kernstück ist ein hochpräziser Temperatur-
                              Ideen. Während seiner beruf lichen Sta-                         sensor, der in ein Hautpf laster integriert ist. Es
                              tion ebenda erlebte der Mikrochipexperte                   wird unter der Achsel angebracht und von Frauen
                      und Biomediziner Werner Koele hautnah Innovations-            während des Zyklus für einen Zeitraum von rund fünf bis
                      geist, der seinen Ausgang in der klassischen Bastlerga-       sieben Tagen getragen. Der Patch zeichnet die Körper-
                      rage nimmt und durch die Decke geht. Elektrisiert von         temperatur kontinuierlich auf und kann so den Eisprung
                      diesem Spirit ­tüftelte er unermüdlich im Grazer Keller:      exakt messen. Die Daten werden mittels Nahfeldkommuni-
                     „An Wochenenden habe ich kaum Tageslicht gesehen“,             kation (NFC) an die femSense-App übertragen, die selbige
                      erinnert er sich. Koele gründete das Unternehmen Stea-        verarbeitet und die fruchtbaren Tage anzeigt. Dokumen-
                      dySense und brachte kürzlich ein Hightech-Produkt auf         tiert werden können auch Menstruation, Stimmungen
                      den Markt. Gemeinsam mit dem Halbleiterkonzern Infi-          und Symptome. Zukünftige Produkte des Unternehmens
                      neon und begleitet vom Facharzt für Frauenheilkunde           basieren ebenfalls auf dem patentgeschützten Mikrochip.
                      und Geburtshilfe, Michael Schenk, hat Koele femSense
                      entwickelt. Es unterstützt Paare mit Kinderwunsch.            SteadySense konnte sich jüngst unter der Regie des
                                                                                    Lead-Investors eQventure ein Finanzierungsvolumen
                                                                                    von sechs Millionen Euro sichern. Was Koele anderen
                                                                                    Start-ups mit auf den Weg geben kann? „Ein Top-Tech-
                                                                                    niker ist nicht notwendigerweise ein Top-Unternehmer.
                                                                                    Daher gilt: Durchhalten, dranbleiben, auf dem Weg wie
                                                                                    ein Hase Haken schlagen, die eigene Vision hinterfragen
                                                                                    und an Investoren, an Kundenwünsche, an den Markt
                                                                                    anpassen. Wenn man gegen eine Wand rennt, muss
                                                                                    man sich einfach abschütteln und weiterrennen.“ Unter-
                                                                                    stützt hat ihn auch die Innovationsberatung im Rahmen
Fotos: SteadySense

                                               Werner Koele inhalierte den
                                                                                    des EFRE-Förderungsprogramms des Humantechno-
                                               Spirit im Silicon Valley, tüftelte
                                               im Grazer Keller und brachte ein     logie-Clusters. „Sie hat uns dabei geholfen, wie und wo
                                               Hightech-Prdoukt auf den Markt.      man das Produkt bestmöglich beschreiben kann.“

                                                                                                                                               19
COOL
                               DOWN
             Das Aurox-Headband kühlt und wärmt direkt am Kopf. Das innovative Stirnband
                   ist 115 Gramm leicht. Und das war alles andere als ein Kinderspiel.

Begonnen hat alles mit einer               Schöggler konzentrierte sich deshalb      beim französischen Physiker Jean
schmerz­haften Außenohrentzündung.         auf eine Kühlmöglichkeit im Kopfbe-       Charles Athanase Peltier. Der hat
Das Gehör von Christoph S  ­ chöggler      reich. „Temperaturen haben ja einen       bereits anno 1834 entdeckt, dass an
war dabei arg in Mitleidenschaft           enormen Einf luss auf unser Wohl-         der Verbindung zweier unterschied-
gezogen. Das metallene, kühle Otos-        befinden“, sagt Schöggler, der sich       licher Metalle elektrischer Strom
kop des HNO-Arztes verschaffte             intensiv mit Thermoelektrik beschäf-      erzeugt wird und – je nach Strom-
ihm bei der Untersuchung kurzzei-          tigt und 2016 ein Unternehmen             richtung – auch Wärme oder Kälte
tig Linderung – und war gleich­zeitig      gegründet hat, das über das EFRE-­        entsteht. Den sogenannten Peltier-­
ein wahrer Aha-Effekt. Der Elekt-          Förderungsprogramm „­Enabling             Effekt machten sich Schöggler für
rotechniker, der auch Innovations­         Innovation“ des Humantechnologie-­        das revolutionäre Stirnband zunutze.
management studiert hat, entwickelte       Clusters unterstützt wurde.
die Idee konsequent weiter. Für eine                                                 Die ortsunabhängige, lautlose Küh-
Erfindung, die Erkrankungen des            Das von ihm erfundene Aurox-Head-         lung basiert auf einem p
                                                                                                            ­ atentierten
Gehörgangs lindert, war die Dauer          band kann kühlen, wärmen und auch         Schichtaufbau. Dass das Hightech-­
des Krankheitsverlaufes zu kurz.           massieren. Inspiration dafür fand er      Teil bloß 115 Gramm leicht ist,

                                                                 Firmengründer Christoph ­Schöggler
                                                                 macht sich mit seinem Start-up
                                                                 den Peltier-Effekt zunutze.
                                                                                                                            Fotos: Aurox

 Das Headband steht vor einer großen Premiere,
 Vorbestellungen sind bereits möglich.

20
Relax oder Perform: Via App lassen sich verschiedene Programme für das Stirnband einstellen.

gehörte mit zu den größten Her-            Das Headband arbeitet mit zwei               dukt, sondern dient der S ­ teigerung
ausforderungen im Entwicklungs-            Kühlstellen auf der Stirn und einer          des allgemeinen Wohlbefindens“,
prozess. „Mit dem Gewicht sind wir         auf jeder Schläfe. Via App sind die          so ­Schöggler. Die Funktionsweise
wirklich an physikalische Grenzen          Kategorien Relax und Perform                 habe auch positiven ­Einf luss auf den
gestoßen“, erzählt ­Schöggler. Die       ­wählbar. Sie enthalten mehrere                obersten Ast des sensiblen Trige-
250 Gramm des Prototypen erwie-           ­Programme, die sich in ihren Tem-            minusnervs und könne damit nicht
sen sich als „viel zu großer B
                             ­ rocken      peraturkurven und im Massagemodus            zuletzt die Konzentrationsfähig-
für den Kopf“. In einer Krisen-            unterscheiden. „Alles lässt sich genau       keit verbessern. ­Derzeit sind Vorbe-
sitzung wurden alle Komponen-              auf die Bedürfnisse der Anwender             stellungen auf www.AuroxTech.com
ten noch einmal über den Haufen            einstellen. Wärme und Kälte werden           möglich, strategische Partner für den
geworfen, Metalle ausgefräst, jedes      ja extrem individuell empfunden.               Vertrieb werden noch gesucht.
Einzelteil abermals verkleinert.         Das Headband ist kein Medizinpro-

                                                                                                                                 21
Gutes Material
                                                                                     entscheidet über Sieg
                                                                                      und Niederlage mit.

                                                NACHTS
                                              IM MOUSSE­
                                                -LABOR

                Motorsportler mit Erfindergeist: Benjamin Diesel ­tüftelte ein steirisches Rezept
                             für Moosgummi für den Hard-Enduro-Einsatz aus.

W
            er Hard-Enduro fährt, für den ist a­ ufgeben     Mousse noch in Fernost produzieren. „Das hat für uns
            keine Option. Absolut k-e-i-n-e. Daran           aber nicht zufriedenstellend funktioniert. Deshalb woll-
            lässt das Team um Benjamin Diesel keinen         ten wir auch die Produktion bei uns haben.“ A ­ llerdings:
­Zweifel. Wie in jeder anderen Sportart auch war            „Die gestaltete sich weit schwieriger als gedacht“, erzählt
Diesel ­während seiner aktiven Zeit im Motorrad-­            Erwin Fasswald, der als langjähriger Freund von Anfang
Geländesport auf gutes Material angewiesen. Und              an in grafischen und marketingtechnischen Angele-
 genau da lag auch eine Herausforderung: Der Reifen          genheiten beratend zur Seite stand. „Es gibt nun mal
 sollte härtesten Prüfungen trotzen. „Wirklich gutes         keine fertige Anleitung, wie man Mousse herstellt.“
Mousse oder Moosgummis waren aber immer extrem
 teuer, ­während die günstigen ganz schnell kaputt          Nach unzähligen Versuchen, nach etlichen Tests und
 wurden“, erzählt der CEO und Gründer von X-GRIP.           Rückschlägen, nach endlosen Nächten im Labor war es
                                                            dann doch so weit. „Wir sind sehr stolz darauf, Mousse
Der ringförmige Einsatz aus aufgeschäumtem Gummi            made in Styria verkaufen zu können. Es war wohl der
wird statt des luftgefüllten Schlauchs in den Reifenman-     sportliche Ehrgeiz und der Wille zum Erfolg, der uns
tel montiert. Der Vorteil: Wo keine Luft ist, da kann       am Ball beziehungsweise am Gummi bleiben ließ“,
sie auch nicht entweichen. Weil das Preis-Leistungs-­        schmunzelt Fasswald. In Lang bei Leibnitz entstand nun
Verhältnis der vorhandenen Produkte für Diesel allerdings   ­mithilfe des Europäischen Fonds für regionale Entwick-
nicht stimmte, entschloss er sich gemeinsam mit seiner      lung das Projekt XGEL-2018. So nennt sich der Neubau
Frau Verena, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.        des Firmengebäudes, hier werden jährlich fast 20.000
                                                                                                                           Foto: by X-GRIP

                                                            X-GRIP-Moosgummis produziert. Zur Zeit sind sechs
Die Entwicklung des Moosgummis ist eine, seine Her-         Mitarbeiter – fünf davon am Standort in Lang – ­beschäftigt,
stellung aber die andere Sache. Anfangs ließ man das        das Team soll sukzessive erweitert werden.

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DURCHBLICK
                                                GARANTIERT
                                       Mutter und Tochter führen gemeinsam mit der Familie ein Fensterwerk in
                                        Weitendorf bei Wildon – und helfen bei einer Entscheidung fürs Leben.

                     I
                        n den meisten Fällen trifft man eine Entscheidung                An Herausforderungen mangelt es nicht: „Da der
                        für die Ewigkeit. Und die will freilich gut ü
                                                                    ­ berlegt             ­Fenstermarkt hart umkämpft ist und immer mehr
                        sein. Die Statistik besagt nämlich, dass man nur                 ­Billiganbieter aus dem Ausland auf den Markt drängen,
                     einmal im Leben Fenster kauft. In Weitendorf bei                      ­fokussieren wir uns noch stärker auf unsere Z­ iel­gruppen“,
                     Wildon unterstützt dabei ein dynamisches Mutter-­                      sagt Anita Maitz – „jüngere Menschen, die neuen
                     Tochter-Gespann: Geschäftsführerin Anita und Mar-                  ­Wohn­raum schaffen, hohe Ansprüche an die Q       ­ ualität
                     ketingverantwortliche Julia Maitz. „Jedes Familienmit-                 haben und sich in die Planung gerne selbst e­ inbringen“,
                     glied hat bei uns seinen Bereich“, verweist Julia Maitz               ergänzt Tochter Julia. Next Step in Sachen Nach­haltig­
                     auf ihren Vater und ihren Bruder. Wolfgang Maitz                                                       ­ ogistikzentrum
                                                                                            keit: eine Fotovoltaikanlage am L
                     führt das Stammhaus – die Dr. Maitz GmbH – und                         sowie die Anschaffung eines Elektroautos.
                     Sohn Christoph managt den Grazer Flagshipstore.

                     Im Jahr 2001 dockte man als Franchisenehmer bei
                     Rekord Fenster an. Das Unternehmen war ein Jahr
                       zuvor mit einem Weltrekord ins Guiness-Buch
                     der Rekorde gekommen: Man schaffte es, ein voll
                      ­funktionstüchtiges Standardfenster in knapp über
                       zehn Minuten zusammenzubauen. Dass S    ­ chnelligkeit
                     Trumpf ist, galt auch für den Ausbau des eigenen
                     ­Standorts: „Dank der kurzen Bauzeit war es wahn­sinnig
                       ­aufregend zu sehen, wie schnell Träume zur R
                                                                   ­ ealität
                     werden können“, sagt Geschäftsführerin Anita Maitz.

                     In nur sechs Monaten wurde ein neues L  ­ ogistikzentrum
                      errichtet. Das Projekt wurde mit einer Investition
                      von über 1,1 Millionen Euro umgesetzt, der Europäi-
                      sche Fonds für regionale Entwicklung übernahm davon
                      rund 200.000 Euro. Die Stätte der Gründung in Graz-­
                     Eggenberg hatte man aus Platzgründen bereits 2000
                     ­verlassen. Für die Zukunft des Familienunternehmens
                      ist vorgesorgt. Der neue Bürobereich im ersten Stock
                     wurde bereits für weiteres Wachstum vorbereitet.
Foto: Foto Fischer

                                                               Die Fenster-Familie
                                                              Christoph, Julia, Anita
                                                               und Wolfgang Maitz.

                                                                                                                                                     23
Foto: Sampl
                                                             Foto: pro aqua

              DIAMANTEN-
                FIEBER
                                                                               TONNENSCHWER
     Die Entdeckung war bahnbrechend: Diamanten                                    TRIFFT
     können Wasser effizient und umweltfreundlich rei-
     nigen. Doch der Reihe nach: Die Obersteirer Wolf-
                                                                                FEDERLEICHT
     gang Staber und Michael Schelch haben sich inten-
     siv mit Bor dotierten Diamanten befasst. Diese sind
     elektrisch leitfähig und effizient im elektrochemi-                      Uhrmachermeister Johann Sampl hat den Grund-
     schen Einsatz. Nach zwei Jahren als Spin-off im                           stein für das Unternehmen kurz nach dem Zwei-
     Gründerzentrum der ­Montanuni Leoben wurde                                ten Weltkrieg gelegt. Mit selbst konstruierten
     2004 die pro aqua Diamantelektroden Produktion                           ­Maschinen für die Produktion von Spiralfedern,
     aus der Taufe gehoben.                                                    die für Strommessgeräte in den Kraftwerken drin-
                                                                               gend gebracht wurden, hat er seinen Beitrag zur
     Die Bor dotierten Diamanten werden zu einer                              Wiederherstellung der Stromversorgung geleistet.
     ­ iamantelektrode, ­verarbeitet. 2008 gelang es, eine
     D                                                                         Heute liefert sein Enkel Hugo Sampl von Guss-
     Diamantelektrode auf ­Kunststoffbasis im industri-                        werk aus Federn für Rolls-Royce genauso wie für
      ellen Maßstab herzustellen. Sie ist durch Patente                        Passagierjets und die Uhrenindustrie.
      geschützt. So kann die Desinfektion von Maschinen,
      die Aufbereitung von Trink-, Pool- und Abwas-                           Um im Wettbewerb mitzuhalten, muss Federn
      ser ­gewährleistet werden. Eine EFRE-geförderte                         Sampl sich selbst und seine Produkte ständig neu
     Beratung durch den „Green Tech ­Cluster“ förderte                        erfinden. Da hilft „Enabling Innovation“. So heißt
      neue Vertriebs­möglichkeiten für den Aquarium-­                         die mit EFRE-Mitteln geförderte Aktion des Mobi-
     Fresher zutage, der ohne Chemikalienzusatz das                           litätsclusters ­ACstyria, der die Innovationskraft hei-
     Algenwachstum in Süßwasseraquarien verhin-                               mischer Unternehmen stärken soll. Es bleibt weiter
      dert. ­Kürzlich gelaunched wurde vom Unter-                             spannend: „Derzeit erarbeiten wir die Prozesse
      nehmen mit Sitz in Niklasdorf ein Produkt zur                           rund um die Fertigung von Titanfedern. Wir hatten
     ­Desinfektion von Hypothermiegeräten, die wäh-                           das Material bis dato noch nicht in Verwendung
      rend einer OP die Bluttemperatur der Patienten                          und müssen vom Verarbeiten bis zur Wärmebe-
      regulieren. Wachstumschancen sieht man vor allem                        handlung alles erst erforschen“, sagt Anna Sampl,
      in der Landwirtschaft, wo die Technologie für den                       die mit Konstruktion und Entwicklung im Unter-
     Pf lanzenschutz Herbizide und Pestizide ersetzen                         nehmen befasst ist.
      könnte. Staber: „Sauberes Wasser ist und bleibt ein
     Thema mit Zukunft.“

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Foto: shutterstock
                                                                                                 LEGO-
                                                      Foto: Pankl Racing Systems AG

                                                                                              INSPIRATION

                                                                                      Spitzer Engineering in Vorau ist eines der größten
                                                                                      Ingenieurbüros in Österreich: Als Planungspartner
                                                                                      beim Bau von Industrieanlagen und Maschinen, in
         HIGH SPEED                                                                   der Gebäude- und Umwelttechnik hat man sich
                                                                                      einen Namen gemacht. Um den steigenden Bedarf
                                                                                      an guten Fachkräften und Lehrlingen decken zu
                                                                                      können, hat Firmengründer und Geschäftsfüh­
  Im Leitbild von Pankl Racing Systems ist es fest­                                   rer Herbert Spitzer stark in die Innovations- und
  geschrieben: der Grundwert des „High Speed“.                                        Unternehmenskultur investiert. Experten standen
„In der Umsetzung von Projekten spielt das eine                                       im Rahmen des EFRE-geförderten TopRunner-
  entscheidende Rolle“, sagt Bernhard Kögler. Er                                      Programmes des steirischen „Green Tech ­Clusters“,
  ist Werksleiter des „High Performance Antriebs­                                     das Beratungsleistungen zu Innovation und Digi­
  werkes“, des neuesten Produktions-Flaggschiffs in                                   talisierung unterstützt, zur Seite. Die Workshops
 ­Kapfenberg. Die Pankl-Gruppe produziert Motor-                                      im Betrieb waren, sagt der Chef, „genau das, was
  und Antriebssysteme sowie Fahrwerksteile von                                        wir gebraucht haben“.
  Kolben über Kardanwellen bis zu einbaufertigen
  Getrieben – und zwar aus Legierungen, die für                                       Besonderen Anklang fand der Ansatz, mithilfe von
  ex­treme mechanische Belastungen bei geringstmög­                                   Lego Serious Play – eine Businessmethode, die auf
  lichem Gewicht entwickelt wurden.                                                   die Inspiration durch Legosteine setzt – ­Kreativität
                                                                                      in spielerischer Form zu entwickeln. Sogar eine
Im neuen Werk findet unter anderem die Wärmebe­                                       eigene Spitzer-Akademie wurde gegründet, „sie
handlung statt. Die High-End-Anlagen bieten eine                                      setzt nicht nur auf technische und wirtschaftliche
neue Dimension der Präzision, Formel. 1-Teams                                         Weiterbildung, sondern auch auf die Persönlich­
zeigen sich höchst interessiert. Das Unternehmen                                      keitsentwicklung und Gesundheit.“ In Zusammen­
ist in seinen Nischenmärkten der Weltmarktfüh­                                        arbeit mit der Neuen Mittelschule vor Ort wurde
rer und hat Standorte in Österreich, Deutschland,                                     für Schüler ein Talentecheck entwickelt. Durch den
Großbritannien, den USA, der Slowakei, Japan und                                      Einsatz auf vielen Ebenen „konnten wir in Zeiten,
China. Investiert wurden in das neue Werk über                                        in denen keine neuen Mitarbeiter zu bekommen
40 Millionen Euro, die größte Investition in der                                      waren, überdurchschnittlich viele rekrutieren.“
Unternehmensgeschichte – Unterstützung erfolgte
auch durch EFRE-Mittel. Über 100 neue Arbeits­
plätze wurden geschaffen.

                                                                                                                                              25
INNOVATION
                MADE IN STYRIA
           Heimische Betriebe zeigen vor, wie man mit bester Unterstützung Visionen umsetzt.

                                                                                                  Foto: gettyimages
                                                                                 Foto: Mayer

                                                  MIKROMETER NACH MASS

                                                 Für die Günter Prügger Präzisions-
                                                 technik kommt es auf Bruchteile von
                                   Foto: Minka

                                                 Millimetern an. Dafür wird unter ande-          PHÖNIX AUS DER ASCHE
                                                 rem mit EFRE-Mitteln stark in den
                                                 Maschinenpark investiert.                     In Unterf ladnitz investiert das Unter-
                                                                                               nehmen Ludwig Heinzl mit EFRE-
          AUF DER                                                                              Hilfe in eines der modernsten und viel-
       ERFOLGSTREPPE                                   BURN, BURN, BURN                        seitigsten Sägewerke der Steiermark.

Minka ist einer der größten Treppen-             Die Industrie braucht erstklassiges
hersteller weltweit. Damit das so bleibt,        Brennmaterial. Mayer Recycling macht                                 FÜR DIE UMWELT
wird mit EFRE-Hilfe die Produktion               mit einer einzigartigen EFRE-geför-
in St. Lorenzen gerade mit neuen                 derten Anlage aus Abfall hochwertige          Baumaschinen-Ausrüster Winkelbauer
Maschinen und Robotern zukunftsfit               Ersatzbrennstoffe.                            in Anger bei Weiz richtet unter ande-
gemacht.                                                                                       rem mit EFRE-Mitteln eine neue ­­Zu-
                                                                                               und Abluftanlage ein.
                                                         DIE ZUKUNFTS­-
           PLATZ FÜR                                      WERKSTATT
           WACHSTUM                                                                                                    AUF SCHIENE
                                                 Das Unternehmen PM-CNC in
Das Familienunternehmen Herzog                   ­ rofaiach wappnet sich mit EFRE-­
                                                 T                                             Weil Estet seinen Kunden heimische
Kälte-Klima Anlagenbau stärkt mit                Unterstützung mit einer Hightech-             Qualität liefern will, setzte das ober-
EFRE-Unterstützung seinen Heimat-                Lehrwerkstatt erfolgreich gegen den           steirische Stahlbauunternehmen mit
standort in Graz mit einer Großinves-            Fachkräftemangel.                             EFRE-Beratung nun auf die Schienen­
tition in ein neues Firmengebäude.                                                             fahrzeugbranche.

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