FDP Stadtverband München Antragsbuch zur programmatischen Mitgliederversammlung am 22.10.2018

 
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FDP Stadtverband München Antragsbuch zur programmatischen Mitgliederversammlung am 22.10.2018
FDP Stadtverband München

              Antragsbuch
                   zur
programmatischen Mitgliederversammlung am
               22.10.2018

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis .................................................................................................................. 2
Tagesordnung ........................................................................................................................ 3
Antrag 1: Give Love a sign – Installation queerer Ampelmännchen im
Glockenbachviertel ................................................................................................................ 4
Antrag 2: Schaffung von Akutbetten in Alteneinrichungen ............................................... 5
Antrag 3: Abschaffung des Art. 18 GG ................................................................................ 7
Antrag 4: Schaffung zahnärztlicher Behandlungsplätze in Langzeitpflegeeinrichtungen
................................................................................................................................................. 9
Antrag 5: Mobile Demenzberatung..................................................................................... 10
Antrag 6: Abschaffung des Bayerischen Obersten Landgerichts (BayObLG) .............. 11
Antrag 7: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft.............................................. 14
Antrag 8: Mandatszuteilung nach dem Bayerischen Kommunalwahlgesetz ................. 15
Antrag 9: Der Müll von morgen ist Aufgabe für heute! .................................................... 16
Antrag 10: Fahrverbote verhindern – Münchner Luft sauber machen ........................... 19
Antrag 11: Inseln möchte ich im Urlaub, nicht beim Müll – Wertvolle Rohstoffe nicht
mehr verbrennen! ................................................................................................................ 23
Antrag 12: Marktwirtschaftlich, technologieoffen und international – Leitlinien einer
liberalen Klimapolitik ........................................................................................................... 25

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Tagesordnung

TOP 1   Begrüßung

TOP 2   Formalia (Feststellung ordnungsgemäßer Ladung, Feststellung der
        ausgegebenen Stimmrechte)

TOP 3   Wahl eines Tagungspräsidiums

TOP 4   Wahl einer Zählkommission

TOP 5   ggf. Nachwahlen

TOP 6   Festlegung der Antragsreihenfolge

TOP 7   Aussprache

TOP 7   Antragsberatung

TOP 8   Sonstiges

TOP 9   Schlusswort des Vorsitzenden

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1   Antrag 1: Give Love a sign – Installation queerer Ampelmännchen
 2   im Glockenbachviertel
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 4   Antragssteller: Robert-Florian Daniel, Maximilian Gawlik
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 7   Die Mitgliederversammlung möge beschließen:
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 9   Nach Frankfurter Vorbild fordert die FDP München die dauerhafte Installation von
10   queeren Ampelmännchen im Münchner Glockenbachviertel. Zum einen ist dies eine
11   sichtbare Geste für mehr Toleranz und Akzeptanz. Zum anderen werden so Arbeits-
12   und Personalkosten gespart, da jedes Jahr aufs Neue die Ampelmännchen nur zur
13   PrideWeek ausgetauscht werden.
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16   Begründung: erfolgt mündlich
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1   Antrag 2: Schaffung von Akutbetten in Alteneinrichtungen
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 3   Antragssteller: Sascha Rakers
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 6   Die Mitgliederversammlung möge beschließen:
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 8   Alternative 1:
 9   Die FDP München setzt sich für die Schaffung von Akutbetten in Alteneinrichtungen
10   ein. Hierzu soll von den Trägern der stationären Langzeitpflegeeinrichtungen ein
11   kommunaler Zuschuss beantragt werden können, welcher monatlich und je
12   Pflegeplatz im Doppelzimmer 40% der entgangenen Einnahmen aus Leerstand
13   ersetzt, maximal jedoch bis zu 5.600 EUR monatlich je Einrichtung.
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15   Alternative 2:
16   Die FDP München setzt sich für die Schaffung von Akutbetten in Alteneinrichtungen
17   ein.
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20   Begründung:
21   Jede/r Bürger/in kann von Pflegebedürftigkeit betroffen sein, in jungen Jahren aber
22   auch im Rentenalter. Es sind schon lange keine Einzelschicksale mehr. Besonders
23   im Hinblick auf den demografischen Wandel und besonders in der Großstadt
24   München der Zunahme von Single-Haushalten, ist es für von akuter Krankheit
25   betroffener   älterer   Menschen        ohne     Pflegebedürftigkeit  nach   einem
26   Krankenhausaufenthalt schwierig sofort wieder ihren Lebensalltag selbständig zu
27   meistern. Auch die Aufnahme in eine Rehaklinik ist meist mit einer Wartezeit
28   verbunden. Akutbetten bieten betroffenen Menschen die Möglichkeit für einen
29   begrenzten Zeitraum Alltagshilfe in Pflegeeinrichtungen zu erhalten.
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31   Jedoch gibt es bereits jetzt lange Wartelisten und -zeiten in stationären
32   Alteneinrichtungen. Für Akutfälle gibt es meist keinerlei Spielraum mehr. Die
33   Möglichkeit der konsequenten Vorhaltung von Akutbetten kann diesem Missstand
34   Abhilfe schaffen. Eine Finanzierung der Pflegekosten bei Belegung erfolgt, wenn kein
35   Pflegegrad vorhanden ist, über die Krankenkasse (SGB V; Kurzzeitpflege). Jedoch is
36   bedingt durch den Leerstand mit Umsatzeinbußen bei den Einrichtungsträgern zu
37   rechnen.
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39   Finanzieller Aufwand:
40   Aus der Forderung ergibt sich bei 60 stationären Pflegeeinrichtungen in München
41   (Quelle: Qualitätsbericht der FQA 2015/16) und den durchschnittlichen Kosten eines
42   Pflegeheims über ca. 3.500 EUR je Pflegeplatz monatlich für die Stadt München ein
43   finanzieller Mehraufwand von rund 336.000 EUR monatlich oder 4.032.000 EUR
44   jährlich, sofern alle Alteneinrichtungen in München und in voller Höhe von diesem
45   Zuschuss Gebrauch machen. Die Pflegeheimkosten entsprechen durchschnittlich
46   den Kosten eines Doppelzimmers, zuschussfähig sind demnach die Förderung von
47   vier Pflegeplätzen oder zwei Doppelzimmern. So soll dieses finanzielle Anreizsystem
48   es stationären Langzeitpflegeinrichtungen ermöglichen, bis zu vier Betten in
49   Doppelzimmern als Akutbetten vorzuhalten.
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51   Verwaltungsaufwand:
 52   Antragstellung und -bearbeitung ist mit einem erhöhten Verwaltungsaufwand bei den
 53   teilnehmenden Alteneinrichtungen sowie der Stadt München verbunden.
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1   Antrag 3: Abschaffung des Art. 18 GG
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 3   Antragsteller: Max Gawlik, Anna Ahlfeld, David Berends, Felix Meyer, Roland Reif,
 4   Sabrina Böcking, Katharina Walter
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 7   Die Mitgliederversammlung möge beschließen:
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 9   Die FDP München fordert die Abschaffung des Art. 18 GG (Verwirkung von
10   Grundrechten).
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12   Begründung:
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14   Die Verwirkung der in Art. 18 GG abschließend genannten Grundrechten soll
15   Ausdruck einer wehrhaften Demokratie sein. Der Regelung liegt der Gedanke
16   zugrunde, dass die legitime Betätigung im Rahmen der Grundrechte als Waffe gegen
17   die freiheitliche Grundordnung eingesetzt wird.
18   Dieser Gedanke ist jedoch nicht mehr zeitgemäß. Es ist in unserem gesamten
19   staatsrechtlichen Gefüge kein Verhalten denkbar, dass einen Anwendungsbereich
20   des Art. 18 GG eröffnet. Dies zeigt schon die Tatsache, dass in der gesamten
21   Geschichte        der      Bundesrepublik      lediglich   4     Verfahren      beim
22   Bundesverfassungsgericht anhängig geworden sind, die allesamt im Vorverfahren
23   gescheitert sind. Wer sich innerhalb der Grundrechte betätigt, dessen Verhalten ist
24   legal und bleibt legal. Wer die Grenzen eines grundrechtlich geschützten Verhaltens
25   verlässt, verletzt damit zugleich zumeist die Grundrechte anderer und wird durch das
26   Strafrecht entsprechend sanktioniert. Einer Verwirkung einzelner Grundrechte bedarf
27   es daher nicht.
28   Die Norm ist zudem aus verfassungsrechtlicher Sicht bedenklich. Art. 1 Abs. 1 GG
29   stellt den Grundsatz der Unantastbarkeit der Menschenwürde auf, der als
30   Programmsatz jedem Grundrecht innewohnt. Jedes Grundrecht des Grundgesetzes
31   ist Ausdruck der Unantastbarkeit der Menschenwürde. Durch die Verwirkung eines
32   Grundrechtes würde damit auch ein Teil der Menschenwürde verwirkt. Das
33   widerspricht dem Programmsatz des Art. 1 GG.
34   Im Gegenzug eröffnet Art. 18 GG aber ein gewisses Missbrauchspotenzial und
35   Einfallstor für populistische Forderungen, wie zuletzt die Forderung der AFD, den
36   Anwendungsbereich auf die Religionsfreiheit auszudehnen. Die Zweischneidigkeit
37   und Gefahr dieser Regelung steht in keinem angemessenen Verhältnis zu ihrem
38   Nutzen. Insbesondere, weil politisch extreme Kräfte versuchen, weiter auszubauen.
39   Als liberale politische Kraft sollte sich die FDP für die Unveräußerlichkeit der
40   Grundrechte einsetzen.
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1   Antrag 4: Schaffung zahnärztlicher                   Behandlungsplätze          in
 2   Langzeitpflegeeinrichtungen
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 4   Antragssteller: Sascha Rakers
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 7   Die Mitgliederversammlung möge beschließen:
 8   Die FDP München setzt sich für die Schaffung von                     zahnärztlichen
 9   Behandlungsplätzen in stationären Langzeitpflegeeinrichtungen ein.
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12   Begründung:
13   Trotz neuer und modifizierter Leistungsziffern im Bema seit 2013 und 2014, wonach
14   Zahnärzte den Besuch von Heimbewohnern besser abrechnen können, blieb der
15   gewünschte Effekt – nämlich die Verbesserung der Zahngesundheit der
16   Pflegebedürftigen – bislang aus. Zwar werden mehr stationär untergebrachte
17   Pflegebedürftige erreicht, jedoch kommt es weder am selben Tag noch innerhalb von
18   rund neunzig Tagen zu einer nennenswerten therapeutischen Leistung. Viele
19   Leistungen können aufgrund des häufig bereits mangelhaften Zahnstatus der
20   Heimbewohner so überhaupt nicht stattfinden, da schlicht die Materialien und
21   Instrumentarien in Pflegeheimen nicht zur Verfügung stehen.
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23   Da eine gute Mundgesundheit essentiell mit der eigenen Lebensqualität in
24   Zusammenhang steht, muss in jeder stationären Pflegeeinrichtung mindestens ein
25   zahnärztlicher Behandlungsplatz zur Verfügung stehen. Dort können am selben Tag
26   oder innerhalb weniger Tage bis zu einer Woche entsprechende Leistungen
27   angeboten und durchgeführt werden.
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29   Besonders wichtig ist dies im Hinblick darauf, dass ein Transport in eine
30   niedergelassene Zahnarztpraxis und wieder zurück für den Pflegebedürftigen häufig
31   mit viel Stress verbunden ist. Durch ein entsprechendes Behandlungszimmer mit
32   festen Sprechzeiten lässt sich dieser Stress vermeiden. Zudem werden bei der
33   Krankenkasse Kosten eingespart für den wegfallenden Krankentransport.
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35   Finanzieller Aufwand:
36   Ein finanzieller Aufwand kann ggf. durch die einmalige Förderung durch kommunale
37   Gelder von (niedergelassenen) Zahnärzten zur Einrichtung eines solchen
38   Behandlungszimmers entstehen, z. B.v2.800 EUR einmalig bzw. für 60
39   Einrichtungen/Zahnärzte insgesamt 168.000 EUR einmalig.
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41   Verwaltungsaufwand:
42   Es entsteht für teilnehmende bereits niedergelassene Zahnärzte ein Mehraufwand
43   für die Verwaltung an zwei Standorten, der eigenen Praxis sowie dem
44   Behandlungszimmer im Pflegeheim.
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1   Antrag 5: Mobile Demenzberatung
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 3   Antragssteller: Sascha Rakers
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 6   Die Mitgliederversammlung möge beschließen:
 7   Die FDP München möchte eine mobile Demenzberatung als niedrigschwelliges
 8   Angebot für pflegende Angehörige schaffen in Zusammenarbeit mit angrenzenden
 9   Landkreisen.
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11   Begründung:
12   Gerade pflegebedürftige Angehörige haben es schwer, wenn möglichweise neben
13   ihrer eigenen beruflichen Belastung auch die private Belastung hinzutritt (Pflegefall).
14   Noch viel gravierender kann sich dies auswirken, wenn das betroffene
15   Familienmitglied an Demenz erkrankt ist.
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17   Durch eine mobile Demenzberatung kann eine niedrigschwellige Beratung
18   betroffener Bürger/innen vor Ort erfolgen – entweder in einer „offenen Sprechstunde“
19   oder mit Termin. Auch eine längerfristige Begleitung ist möglich und die Beratung
20   erfolgt kostenlos und trägerneutral. Dadurch wird pflegenden Angehörigen „Hilfe zur
21   Selbsthilfe“ sowie Zuspruch gegeben; der/die Bürger/in fühlt sich nicht mehr allein
22   gelassen mit dieser möglicherweisen neuen Situation. Eine mobile Demenzberatung
23   kann auch eine Lotsenfunktion bieten („Wegweiser sein“ zu Angeboten vor Ort).
24   Auch nicht-betroffenen Bürger/innen können Informationen gezielt einholen, sodass
25   das Thema Demenz in die Öffentlichkeit getragen wird und so zur Entstigmatisierung
26   an Demenz erkrankter Menschen beiträgt.
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28   Finanzieller Aufwand:
29   Es ist mit finanziellen Mehrausgaben im Stadthaushalt (München und teilnehmende
30   Landkreise) zu rechnen aufgrund der Anschaffung, Umrüstung und Unterhalts eines
31   geeigneten Fahrzeugs sowie durch Schaffung von personellen Ressourcen
32   (Ehrenamtspauschale, Gehaltszahlungen). Ggf. können hauptberufliche Mitarbeiter
33   aus anderen Bereichen abgezogen werden. Kosten fallen ebenso an für die
34   notwendige Schulung der im Team der mobilen Demenzberatung Arbeitenden.
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36   Verwaltungsaufwand:
37   Erhöht durch Bereitstellen und Unterhalt der Infrastruktur, Fahrzeuge sowie ehren-
38   und hauptamtlicher Mitarbeiter seitens der Stadt München sowie der teilnehmenden
39   angrenzenden Landkreise
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1   Antrag 6: Abschaffung des Bayerischen Obersten Landgerichts
 2   (BayObLG)
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 4   Antragssteller: Maximilian Gawlik, Felix Meyer, Laura Reif
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 7   Die Mitgliederversammlung möge beschließen:
 8   Die FDP München fordert die sofortige Wiederabschaffung des Bayerischen
 9   Obersten Landesgericht (BayObLG).
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11   Die Wiedereinführung des BayObLG wurde am 11.07.2018 unter Zustimmung aller
12   Fraktionen im Landtag beschlossen. Seit dem 15.09.2018 gibt es das BayObLG
13   wieder, ab dem 01.02.2019 sollen die Zuständigkeiten in Strafsachen hinzukommen.
14   Diese Wiedereinführung dient reinem Folkloredenken und der geringe Nutzen steht
15   in absolut keinem Verhältnis mit den verbundenen Kosten. Vielmehr sollte die Justiz
16   generell mit ausreichenden Mitteln und Richterstellen, besonders bei den
17   Verwaltungsrichtern, gestärkt werden.
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19   Wir fordern außerdem, dass die §§ 8, 10 EG-GVG und § 7 EG-ZPO, welche das
20   Oberste Landesgericht auf Landesebene zulassen, gestrichen werden. In § 9 EG-
21   GVG und § 121 Abs. 3 GVG sollen die Verweise auf ein oberstes Landesgericht
22   gestrichen werden.
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25   Begründung:
26    Im Jahr 2004 hat der Bayerische Landtag entschieden, dass Bayerische Oberste
27   Landesgericht zum Jahr 2006 abzuschaffen. Es ging damals vor allem um
28   Einsparpotential, das sich auf Grund von weiterlaufenden Richterbzügen erst 2019 (!)
29   vollkommen realisiert. Der Abgeordnete Markus Söder stimmte damals für die
30   Abschaffung. Jetzt 12 Jahre später möchte Ministerpräsident Markus Söder das
31   Gericht, ohne vorherige Debatte oder sachlicher Notwendigkeit wiedereinführen.
32   An der damals von der bayerischen Staatsregierung festgestellten Situation – dass
33   das Gericht teuer und ineffizient ist – hat sich absolut nichts geändert. Darüber
34   hinaus würde ein BayObLG stattdessen sogar auch Risiken für Rechtssicherheit und
35   die Einheitlichkeit der Rechtsordnung mit sich bringen.
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37   Im Einzelnen:
38   In den Jahren vor der Abschaffung hatte das BayObLG in Zivilsachen nur 8-10 Fälle
39   pro Jahr zu entscheiden. Es rückte in bestimmten Fällen an die Stelle des BGH (§ 8
40   EG-GVG). Dabei ist die Anzahl der Fälle so beschränkt, da das BayObLG
41   ausschließlich in Fällen angerufen werden kann, in denen es primär um Landesrecht
42   geht, was vor allem auf staatshaftungsrechtliche Fragen zutrifft. Dadurch kann es
43   dennoch zu unterschiedlicher Auslegung von Rechtsbegriffen in Bayern und im Rest
44   Deutschlands kommen, was Risiken für Rechtssicherheit und die Einheitlichkeit der
45   Rechtsordnung mit sich bringen. Darüber hinaus ist auch nicht ersichtlich, dass die
46   OLGs München, Bamberg und Nürnberg grundsätzlich anders entscheiden und
47   daher zur Wahrung der Rechtseinheit in Bayern eine Vereinheitlichung durch ein
48   BayObLG geboten ist, zumal die Richter aus den bestehenden OLG Senaten
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51   In Strafsachen könnte man auch ohne die Schaffung von einem eigenen BayObLG
 52   die Kompetenzen jetzt schon einfacher und unbürokratischer an ein OLG bündeln
 53   (vgl. § 9 EG-GVG und § 121 Abs. 3 GVG), wenn man denn eben dadurch Senate
 54   spezifischer auf einzelne Verbrechen/Verbrechensarten spezialisieren möchte um
 55   damit die Rechtsprechung zu verbessern bzw. zu vereinheitlichen.
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 57   Besonders sinnbefreit ist hier die Zuständigkeitsverteilung des neuen BayObLG. Es
 58   wird Strafsenate in Bamberg und Nürnberg geben. Diese Strafsenate sind für die
 59   OLG Bezirke Bamberg und Nürnberg zuständig (§ 2 Nr. 8 Gesetz zur Errichtung des
 60   Bayerischen Obersten Landesgerichts), das heißt, dass es hier gerade nicht zu einer
 61   Vereinheitlichung der Rechtsprechung kommt, sondern viel mehr bei verschiedenen
 62   Zuständigkeiten für die OLG Bezirke bleibt – bei höheren Richterbezügen. Die
 63   Staatsanwaltschaft beim OLG München wird auch die Aufgaben beim BayObLG
 64   wahrnehmen (§ 2 Nr. 13 Gesetz zur Errichtung des Bayerischen Obersten
 65   Landesgerichts), was ja auch hier nur verdeutlicht, dass man die Kompetenzen auch
 66   besser auf OLG Ebene hätte bündeln können.
 67   Wir haben noch bis zum 01.02.2019 die Möglichkeit den Wahnsinn zu stoppen,
 68   bevor das BayObLG auch die Zuständigkeit für das Strafrecht – insbesondere
 69   Revisionen und Rechtsbeschwerden in Straf- und Bußgeldsachen bei
 70   erstinstanzlicher Zuständigkeit der Amtsgerichte – übernehmen soll. Für den Bürger
 71   wird das BayObLG keinerlei Verbesserung darstellen. Es wird hier unnötig an
 72   überteuerten Traditionen angeknüpft, die einem föderalen, modernen Rechtsstaat
 73   entgegenstehen.
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 75   Statt unnötig Geld für Folklore auszugeben fordern wir, dass mehr Geld für eine
 76   breitere Ausstattung der Justiz generell ausgegeben werden soll. Das ist dringend
 77   notwendig. Dabei sind aber die geplanten 300 Stellen für die Justiz der ordentlichen
 78   Gerichtsbarkeit und Verwaltungsgerichte zu wenig. Gerade die darin enthaltenen 100
 79   Stellen für Verwaltungsgerichte entsprechen nicht dem tatsächlichen Bedarf. Hier
 80   könnten die von der Staatsregierung für das BayObLG eingeplanten Mittel
 81   tatsächlich einen wertvollen Beitrag zur Stärkung des Justizstandortes Bayern
 82   leisten.
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1   Antrag 7: Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft
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 3   Antragssteller: Bernhard von Minckwitz
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 6   Die Mitgliederversammlung möge beschließen:
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 8   Angesichts der jüngsten Erfahrungen bei den Wahlen zur türkischen Verfassung
 9   sollte die Beibehaltung der doppelten Staatsbürgerschaft überdacht werden. Die
10   Freien Demokraten München setzen sich daher dafür ein, dass eine Entscheidung
11   für eine Staatsbürgerschaft nach erreichen des 18. Lebensjahres zu erfolgen hat.
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14   Begründung: erfolgt mündlich
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1   Antrag  8:    Mandatszuteilung                      nach        dem      Bayerischen
 2   Kommunalwahlgesetz
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 4   Antragssteller: Dr. Gerhard Zech
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 7   Die Mitgliederversammlung möge beschließen:
 8   Die FDP fordert im Bayeischen Kommunalwahlrecht eine Rückkehr zur Zuteilung der
 9   Mandate nach Hare-Niemeyer, da bei der Mandatszuteilung das Wahlergebnis möglichst
10   korrekt abgebildet werden soll.
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12   Die Landtagsfraktion wird gebeten, geeignete Initiativen zu ergreifen.
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16   Begründung:
17   Bei einer Zuteilung der Restmandate nach d'Hondt – wie derzeit vom Gesetz vorgesehen -
18   gehen die bereits erreichten (ganzen) Mandate ein, so dass große Parteien im Verhältnis
19   zur jeweils erreichten Größe gegenüber kleinen Parteien im Vorteil sind. Eine korrekte
20   Zuteilung darf daher allein von den erreichten Reststimmen ausgehen.
21   Dies gilt für das Zuteilungsverfahren nach Hare-Niemeyer (aber auch für das Verfahren
22   nach Sainte-Lague). Das Verfahren nach Hare-Niemeyer ist sicher für die meisten Bürger
23   und Kommunalpolitiker leichter nachvollziehbar.
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1   Antrag 9: Der Müll von Morgen ist Aufgabe für Heute!
 2
 3   Antragssteller: Junge Liberale Stadtverband München
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 6   Die Mitgliederversammlung möge beschließen:
 7   2019 tritt das neue Verpackungsgesetz in Kraft und damit muss in Deutschland mehr
 8   stofflich recycelt werden. Leider wird wieder auf eine Schaffung eines “Wertstoffgesetzes”
 9   verzichtet.
10   Müll und unser Umgang mit diesem ist ein wichtiges Thema - für heute und für die Zukunft!
11   Daher fordern wir:
12
13   1. Klares Bekenntnis zur Abfallhierarchie
14   Die Abfallhierarchie besteht aus fünf Elementen: Abfallvermeidung, Wiederverwendung,
15   Aufbereitung/Recycling, sonstige Verwertung (insbesondere energetische) und schließlich
16   Abfallbeseitigung (Deponierung).
17   Besser als jedes Recycling von Abfall ist, wenn der Abfall erst gar nicht anfällt. Es müssen
18   Lösungen gefunden werden, wie hier insbesondere Einweg- oder Wegwerfprodukte
19   vermieden werden können. Initiativen (wie z.B. bei Mehrweg-Kaffeebechern oder
20   plastikfreien Lebensmittelhändlern) müssen unterstützt werden.
21   Ebenfalls besser als Recycling ist das direkte Wiederverwenden. Mehrweg muss also
22   Vorrang vor Einweg haben (Bsp.: Sackerl beim Supermarkt). Dafür müssen für den
23   Verbraucher mehr Anreize bestehen. Diese Anreize können und müssen auch über
24   Steuern finanziell bestehen. Verbote lehnen wir ab, aber externe Effekte auf Gesellschaft
25   und Umwelt müssen eingepreist werden.
26   Bei aller auch berechtigten Kritik am Pfandsystem begrüßen wir, dass die Pfandregelung
27   ausgeweitet wird (z.B. auf Fruchtsaftschorlen oder Getränke mit Molkeanteil), um
28   Ungleichbehandlungen aufgrund des Verpackungsinhalts zu vermeiden. Daher fordern wir
29   auch eine Vereinheitlichung des Pfands für jegliche Mehrwegflaschen auf 0,15 € (nur
30   Bierflaschen werden mit 0,08 € bepfandet, was keinen Sinn ergibt).
31
32   2. Recycling fördern und ermöglichen!
33   Wir brauchen ein deutsches Wertstoffgesetz, das die gemeinsame haushaltsnahe
34   Erfassung von Wertstoffen für Verpackungen und andere Wertstoffe bundesweit
35   einheitlich regelt.
36   Das wollten CDU/CSU und FDP bereits 2009 im Koalitionsvertrag angehen!
37   Damit ein Recycling realistisch ist, müssen Verpackungen aus wenigen Materialien, am
38   besten einheitlich aus einem Material bestehen. Wir müssen also Verbundfolien in
39   Verpackungen reduzieren. Eine Konzentration auf wenige recyclingfähige Kunststoffe
40   wäre sinnvoll. Das verwertbare Hauptmaterial sollte 90% des Gesamtgewichts der
41   Verpackung ausmachen. Ein marktwirtschaftlicher Ansatz dabei wäre, dass die Dualen
42   Systeme höhere Lizenzkosten für nicht-recyclingfähige Verpackungen nehmen müssen
43   als für solche, die recyclingfähig sind.
44   Wir begrüßen die erhöhten Recyclingquoten im neuen Verpackungsgesetz. Dies wird
45   hoffentlich die richtigen Anreize setzen, die wertstoffliche Verwertung besser zu
46   ermöglichen. Ziel muss es dabei natürlich bleiben, eine energetische Verwertung zu
47   vermeiden, wenn sie ökologisch nicht sinnvoll ist. Es werden durch diese nicht nur mehr
48   Emissionen erzeugt, sondern auch wichtige Ressourcen verbrannt, anstatt sie
49   wiederzuverwenden.
50   Im Bereich der mineralischen Abfälle müssen rechtliche Hürden zur Verwendung von
51   Recycling-Baustoffen abgeschafft werden und die öffentliche Hand als Auftraggeber ihrer

                                                                                              16
52   Vorbildfunktion gerecht werden. Als Vorbild kann die Schweiz dienen. In Zürich werden
 53   Aufträge nur vergeben, wenn auch RC-Beton verwendet wird. Ebenso müssen
 54   Pilotprojekte in diesem Bereich in Zukunft unterstützt und gefördert werden.
 55   Carbonfaserverstärkte Kunststoffe (CFK) und glasfaserverstärkte Kunststoffe (GFK)
 56   werden
 57   ob ihrer Leichtigkeit bei gleichzeitiger Stabilität immer häufiger verwendet und gewinnen
 58   an Bedeutung. Die Stoffe lassen sich allerdings nur schwer recyceln. Auch
 59   Müllverbrennungsanlagen tun sich mit den Stoffen offenbar schwer und nehmen sie nicht
 60   an. Hier muss mehr in die Forschung investiert werden, um zu erforschen, wie wir dieses
 61   drohende Müllproblem der Zukunft schon heute lösen. Auch die Verwender dieser
 62   Kunststoffe müssen sich schon heute an der Forschung für die Lösung dieses
 63   Müllproblems von morgen beteiligen.
 64   Wir müssen auch auf dem Entsorgungsmarkt für echte Marktwirtschaft sorgen. Bis jetzt
 65   haben dort private Unternehmen kommunal getragenen Abfallunternehmen gegenüber
 66   steuerliche Nachteile. Diese werden damit begründet, dass die kommunalen
 67   Abfallunternehmen für die Daseinsvorsorge zuständig sind und demnach steuerlich
 68   begünstigt werden müssen. Das hat allerdings zur Folge, dass die kommunalen
 69   Abfallunternehmen auch über den Bereich der eigentlichen Daseinsvorsorge hinaus einen
 70   Wettbewerbsvorteil haben. Hier müssen wir endlich dafür sorgen, dass das Vorhaben aus
 71   dem Koalitionsvertrag von CDU/CSU und FDP aus dem Jahr 2009 umgesetzt wird und es
 72   zu einer steuerlichen Gleichstellung kommt.
 73
 74
 75   Begründung:
 76   Am 01.01.2019 tritt das neue Verpackungsgesetz in Kraft, das höhere Recyclingquoten
 77   vorschreibt. Schon das zeigt die Krux des Recyclings in Deutschland. Zum einen sind die
 78   höheren Recyclingquoten zu begrüßen, da so notwendige Anreize für recycling-
 79   freundliche Verpackungen gesetzt werden. Auf der anderen Seite findet eine künstliche
 80   Verengung auf Verpackungen statt, anstatt ein “Wertstoffgesetz” zu schaffen.
 81   Besonders recyclingfähige Kunststoffe, auf die sich Verpackungen konzentrieren sollten,
 82   sind aus heutiger Sicht z.B. Polyethylen (PE-LD und PE-HD), Polypropylen (PP) und
 83   Polyethylenterephthalat (PET).
 84   Mit 46 Mio. Tonnen sind mineralische Abfälle der größte Abfallstrom Bayerns. Das sind
 85   meistens Baustoffabfälle. Nur 28,5 % werden recycelt und als Baustoffe wiederverwendet.
 86   Rund 60 % werden verfüllt, 11,2 % landen auf Deponien. Das führt aufgrund der
 87   begrenzten Deponiekapazitäten auch zu Müllexporten in die “neuen Bundesländer”. Ein
 88   Beispiel für ein Pilotprojekt bei RC-Beton ist das “Haus Nummer 3” in Ludwigshafen, das
 89   Gästehaus des Immobilienunternehmens GAG, das aus 90 % RC-Beton besteht.
 90   Im Bereich des Recyclings von CFK und GFK konnten erste Erfolge z.B. auch schon
 91   durch das Institut für Materials Resource Management der Universität Augsburg erzielt
 92   werden.
 93   Von einer Lösung des Problems bei diesen Stoffen sind wir jedoch noch lange entfernt.
 94   Anbei der Auszug aus dem Koalitionsvertrag CDU/CSU und FDP 2009:
 95   Aus dem Koalitionsvertrag 2009 zwischen CDU/CSU und FDP (online abrufbar unter:
 96   https://www.cdu.de/system/tdf/media/dokumente/091026-koalitionsvertrag-cducsufdp_
 97   0.pdf?file=1 ) im Kapitel I. 4.2. Klimaschutz, Energie und Umwelt unter Kreislaufwirtschaft:
 98   “Die Verpackungsverordnung werden wir überarbeiten und in Richtung einer allgemeinen
 99   Wertstoffverordnung weiterentwickeln, die sowohl flexible als auch wettbewerbliche
100   Lösungen        zur      Ressourcenschonung          enthält.  Die      Aufhebung        der
101   Rücknahmeverpflichtungen für Hersteller und Vertreiber lehnen wir ab.
102   Mit Blick auf die Abfallwirtschaft befürworten wir die grundsätzliche steuerliche
103   Gleichstellung von öffentlichen und privaten Unternehmen.”

                                                                                               17
104   Weitere   Begründung   erfolgt   mündlich.

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1   Antrag 10: Fahrverbote verhindern – Münchner Luft sauber
 2   machen
 3
 4   Antragssteller: Junge Liberale Stadtverband München
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 6
 7   Die Mitgliederversammlung möge beschließen:
 8   Die FDP München spricht sich für eine weiterhin saubere und lebenswerte Stadt aus. Wir
 9   erkennen zwar an, dass in den letzten Jahrzehnten bereits große Fortschritte in der
10   Luftreinhaltung gemacht wurden, sehen aber dennoch weiterhin das Potenzial – und
11   angesichts drohender Fahrverbote auch die Notwendigkeit – weiterer Maßnahmen.
12   Die FDP München fordert daher:
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14   1. Den gesamten öffentlichen Verkehr in München unabhängig von
15   Verbrennungsmotoren zu machen:
16       • Dazu sollen insbesondere alle Busse im MVV, aber auch möglichst alle Fahrzeuge
17         der SWM, AWM, Polizei, KVÜ, Feuerwehr und anderer öffentlicher Stellen bis 2025
18         schrittweise auf lokal emissionsfreie Antriebe umgestellt werden. Nachgedacht
19         werden soll dabei auch über die Wiedereinführung von Oberleitungsbussen
20         („Stangerlbussen“) in München.
21       • Bei der Vergabe von Personenbeförderungskonzessionen sind kurzfristig solche
22         Unternehmer zu bevorzugen, die nicht mit Verbrennungsmotoren fahren;
23         Mittelfristig soll dies für alle Fahrzeuge im öffentlichen Nahverkehr (inklusive Taxen)
24         verpflichtend werden.
25
26   2. Die Attraktivität des ÖPNV durch den Ausbau des Angebots sowie eine
27   Verbesserung von Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit zu steigern. Hierfür sind
28   folgende Maßnahmen
29   umzusetzen:
30       • Die Erhöhung der Kapazität von U- und S-Bahnen, u.a. durch eine schnellere
31         Taktung während der Hauptverkehrszeiten, sowie den durchgehenden Betrieb der
32         U-Bahn während der Nachstunden.
33       • Die Verlängerung bestehender U-Bahn-Linien sowie die Einführung neuer
34         (Express-)Buslinien und -haltestellen.
35       • Die Verbesserung des Taktfahrplans, sodass Wartezeiten beim Umsteigen
36         minimiert werden.
37       • Neben der zügigen Umsetzung bestehender Ausbauprojekte wie der U9 und der
38         zweiten Stammstrecke sollen verstärkt zusätzliche Ausbaumöglichkeiten wie ein
39         SBahn-Ring zeitnah geprüft werden.
40       • Die Umstellung auf ein einfacher verständliches und faireres Tarifsystem im MVV
41         nach Vorbild des London Underground (z.B. Oystercard).
42       • Die Einrichtung ausreichender Parkgelegenheiten an Park & Ride Standorten.
43       • Die Senkung der Feinstaubbelastung auch in U-Bahnen bzw. U-Bahnhöfen durch
44         geeignete Maßnahmen.
45
46   3. Den Fahrradverkehr durch ein gut ausgebautes und sicheres Radwegenetz zu
47   stärken. Hierfür ist unter anderem Folgendes notwendig:
48       • Das Schließen von Lücken im Radwegenetz, mit dem langfristigen Ziel eines
49         vollverbundenen Netzes entlang aller Hauptverkehrsadern.

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50      •   Der Erhalt von Radfahrstreifen bzw. –wegen auf vielbefahrenen Straßen. Die
 51          allgemeine Verbesserung der Verkehrssicherheit für Radfahrer, zum Beispiel durch
 52          Fahrradschleusen an Knotenpunkten, wo möglich.
 53       • Eine regelmäßige flächendeckende Überprüfung der Radwege auf Schäden,
 54          Hindernisse und potenzielle Gefahren.
 55       • Der     Ausbau     der     bestehenden    „Radlringe“,  ergänzt   durch   radiale
 56          Verbindungsachsen bis in die weiter außen gelegenen Stadtteile, zu
 57          Radschnellwegen.
 58       • Durch die häufigere Einrichtung verschließbarer Fahrradboxen, aber auch einfache
 59          überdachte Stellplätze, insbesondere an S-Bahn-Stationen.
 60   4. Fußgänger nicht zu vergessen. Um mehr Menschen dazu zu bewegen, kurze
 61   Strecken
 62   in der Stadt zu Fuß zurückzulegen, eignen sich folgende Maßnahmen:
 63       • Ein Fußgängerleitsystem (wie etwa in der Stadt Wien), das Hinweisschilder mit
 64          Gehzeit-Angaben zu den nächstgelegenen prominenten Wegpunkten und Karten
 65          an den Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel, welche einen Fünf-Minuten-
 66          Gehzeit-Radius abbilden, umfasst.
 67       • Keine „Fahrrad frei“-Verkehrsschilder mehr an Gehwegen, da diese von vielen
 68          Radfahrern missinterpretiert werden und die Gehwege so häufig als Radweg
 69          missbraucht werden.
 70       • Die Einführung von Countdown-Anzeigen zur Angabe der verbleibenden Wartezeit
 71          an Ampeln.
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 73   5. Die Attraktivität von Sharing-Economy und E-Mobilität zu steigern. Hierfür sollen
 74   etwa besondere Parkflächen für entsprechende Fahrzeuge ausgewiesen werden.
 75   Außerdem muss bereits jetzt damit begonnen werden, das Stromnetz auf einen
 76   steigenden Anteil an E-Fahrzeugen vorzubereiten.
 77   6. Den Straßenverkehr zu verflüssigen. Dies soll unter anderem durch folgende
 78   Maßnahmen erfolgen:
 79       • Durch die flächendeckende Ausrüstung der Stadt mit intelligenten Verkehrsleit- und
 80           Ampelschaltsystemen, die den Verkehr vor allem in Stoßzeiten zielgerichtet steuern
 81           und für eine möglichst gut funktionierende grüne Welle sorgen. Diese hat
 82           gegenüber anderen Verkehrsinteressen Priorität.
 83       • Die Anbringung von Grünpfeilen (Rechtsabbiegepfeil) für Radfahrer, wo immer das
 84           Rechtsabbiegen gefahrlos möglich ist, ggfs. auch nur für Radfahrer.
 85       • Die Optimierung des Parkleitsystems und den Ausbau von (auch unterirdischen)
 86           Parkflächen, um unnötigen Treibstoff- und Zeitverbrauch beim Parkplatzsuchen zu
 87           minimieren. Hierbei sind auch neue, innovative Parkplatzvermittlungsmodelle zu
 88           prüfen.
 89       • Wo möglich, Ausbau oder Verbreiterung von , den Verzicht auf Buscaps und die
 90           Verlagerung von Parkflächen am Straßenrand etwa in unterirdische Parkgaragen.
 91       • Straßenaus- und -neubau, insbesondere durch die zügige Umsetzung des
 92           Ringschlusses der A99 sowie die Prüfung weiterer Tunnelprojekte in München,
 93           etwa am Mittleren Ring.
 94       • Ein konsequenteres Vorgehen gegen Falschparker, welche den Verkehr behindern
 95           (etwa durch das Parken „in zweiter Reihe“).
 96   7. Die Verkehrsbelastung durch Lieferverkehr zu minimieren. Hierfür soll etwa die
 97   Genehmigung von Aufstellflächen für Postboxen erleichtert und häufiger erteilt werden.
 98   Auch neue, innovative Konzepte wie der Drohnentransport sollen ernsthaft geprüft und
 99   rechtlich erleichtert werden. Der Lieferverkehr soll zu Stoßzeiten auf Hauptverkehrsadern
100   eingeschränkt werden.

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101   8. Die Stadt weiter zu begrünen. Dabei sind vor allem auch Häuserwände und –dächer
102   mitzubedenken.
103   Im Gegenzug fordern wir, Fahrverbote für Privatfahrzeuge nicht anzuordnen sowie die
104   zum Zwecke der Luftreinhaltung eingerichteten (und größtenteils ohnehin ineffektiven)
105   Tempolimits wieder zurückzunehmen. Zudem sollen die Messstationen unverzüglich
106   gemäß der Vorgaben der Europäischen Union – und nicht etwa unnötig nah an Straßen –
107   aufgestellt werden, um tatsächlich valide Ergebnisse zu erhalten.
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110   Begründung:
111   Erfolgt mündlich.
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1   Antrag 11: Inseln möchte ich im Urlaub, nicht beim Müll –
 2   Wertvolle Rohstoffe nicht mehr verbrennen!
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 5   Antragssteller: Junge Liberale Stadtverband München
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 8   Die Mitgliederversammlung möge beschließen:
 9   Die FDP München fordert die Landeshauptstadt auf, für München die Wertstofftonne
10   einzuführen!
11   Ebenso fordern wir, dass nicht die AWM, sondern private Entsorgungsunternehmen für die
12   Wertstofftonne zuständig sein sollen.
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15   Begründung:
16   Häufig möchten wir sofort die ganze Welt retten. Manchmal kann man seinen Beitrag
17   durch
18   die richtige Mülltonne vor Ort leisten!
19   Zum 1.1.2019 tritt das neue Verpackungsgesetz in Kraft und löst die
20   Verpackungsverordnung ab. Darin sind deutlich höhere wertstoffliche Verwertungsquoten
21   für Verpackungsmaterialien vorgesehen als in der aktuellen Verpackungsverordnung.
22   Damit diese sinnvollen Ziele erreicht werden können, müssen auch die Kommunen ihren
23   Beitrag leisten und wichtige Weichen stellen.
24   Bis jetzt müssen Verpackungsmaterialien (bis auf Papier oder Pappe) in München zu den
25   sogenannten “Wertstoffinseln” gebracht werden. Das ist nicht nur verbraucherunfreundlich,
26   sondern führt auch zu weniger Mülltrennung. Die schwarze Restmülltonne ist hier der
27   bequemere Weg für Abfallentsorgung.
28   Die Stadt will die Gelbe Tonne nicht, weil dann Fehleinwürfe, d.h. Restmüll, darin landen,
29   die aussortiert werden müssen*. Gegen Fehleinwürfe im Restmüll, d.h. Kunststoff, haben
30   sie jedoch keine Einwände, da Plastik den Brennwert steigert. Hier liegt unserer Meinung
31   nach ein klarer Fehlanreiz vor; wertvolle Rohstoffe werden verschwendet.
32   *https://www.sueddeutsche.de/muenchen/bundesgesetz-muenchen-hat-angst-vor-
33   neuenmuell-
34   regeln-1.2700501-2
35   Gerade auf die Mülltrennung kommt es aber an. Mülltrennung muss einfacher werden als
36   den Restmüll mit Fehleinwürfen zu “füttern”. Daher müssen wir auch in München endlich
37   eine Wertstofftonne in jedes Haus bringen. Beispiele wie Berlin oder Hamburg zeigen,
38   dass die Wertstofftonne auch in großen Städten funktionieren kann.
39   Ein häufig genanntes Argument gegen die Wertstofftonne und der Erweiterung des
40   Holsystems ist, dass in den Hinterhöfen kein Platz für weitere Tonnen zur Verfügung
41   stünde. Durch die höheren Recyclingquoten kann allerdings die Menge an Restmüll
42   reduziert werden. Auch geringfügig häufigere Leerungen lassen sich durch die
43   entfallenden Fahrten zum Wertstoffhof von Privatpersonen rechtfertigen.
44   Die Wertstofftonne, die Verpackungen aus dem Dualen System und restliche Abfälle
45   zusammen erfasst, führt dabei gegenüber einer reinen Gelben Tonne dazu, dass 7 kg pro
46   Haushalt und Jahr mehr recycelt wird. Das Einfache dabei: Man muss nicht mehr nach Art
47   des Abfalls unterscheiden (Verpackung oder keine Verpackung), sondern sammelt in jeder
48   Tonne wertstofflich getrennt: Papier, Bio, Plastik und Metall (egal ob Verpackung oder
49   alter Kochtopf), Restmüll. “Intelligente Fehlwürfe” würden so unproblematisch.

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50   Des Weiteren stehen die Chancen gut, dass die Wertstofftonne sich langfristig durchsetzt,
 51   was endlich zu einem einheitlichen verbraucherfreundlichen System in Deutschland führen
 52   könnte. München sollte hier vorangehen und Vorbild sein.
 53   Warum gibt es dann die Wertstofftonne noch nicht? In Bayern sind fast alle
 54   Müllverbrennungsanlagen in kommunaler Hand. Die Kapazitäten müssen ausgereizt
 55   werden und Kunststoff mit einem hohen Brennwert ist natürlich bei den Kommunen gerne
 56   gesehen, obwohl dies ökologisch nicht uneingeschränkt sinnvoll ist. Demgegenüber
 57   werden 90% der Sortier- und Aufbereitungsanlagen privat betrieben. Für die privaten
 58   Entsorgungsunternehmen besteht ein ökonomisches Interesse, das ökologisch sinnvolle
 59   Ziel einer hohen wertstofflichen Verwertung zu erreichen. Gerade bei zu treffenden
 60   Vereinbarungen mit dem Dualen System im Wege der Einführung einer Wertstofftonne
 61   gibt es hier die Möglichkeit, den Weg für private Entsorgungsunternehmen zu öffnen und
 62   so für mehr Marktwirtschaft in der Abfallwirtschaft zu sorgen. Auch hier kann Berlin mit
 63   seinen Ausschreibungen für die Sammlung der Wertstofftonne Vorbild sein.
 64   Kommunen können gemäß § 10 Abs. 1 Nr. 3, § 25 Abs. 2 Nr. 3 KrWG bereits heute eine
 65   einheitliche Wertstofftonne als Holsystem bereitstellen lassen. München sollte das tun.
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1   Antrag    12:    Marktwirtschaftlich,     technologieoffen                                   und
 2   international – Leitlinien einer liberalen Klimapolitik
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 5   Antragssteller: Dr. Lukas Köhler, Anna Ahlfeld, Sabrina Böcking, Maximilian Gawlik
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 8   Die Mitgliederversammlung möge beschließen:
 9   Der Kampf gegen den Klimawandel zählt zu den größten Herausforderungen für die Menschheit in
10   den kommenden Jahrzehnten. Schon heute ist die Situation in einigen der ärmsten Regionen der
11   Erde dramatisch. Steigende Meeresspiegel und eine zunehmende Anzahl verheerender
12   Naturkatastrophen bedrohen und zerstören die Lebensgrundlagen unzähliger Menschen. Viele von
13   ihnen sind gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Der Klimawandel wird als Fluchtursache in der
14   Zukunft stetig zunehmen. Er ist daher ein humanitäres, ökologisches und durch seine enormen
15   volkswirtschaftlichen Kosten auch ein ökonomisches Problem. Die genannten Entwicklungen
16   stehen nach Ansicht beinahe der gesamten wissenschaftlichen Fachwelt eindeutig mit dem
17   Klimawandel in Verbindung. Gleichzeitig steht jedoch außer Frage, dass nicht jede
18   Naturkatastrophe darauf zurückzuführen ist. In der Wissenschaft ist kaum umstritten, dass der
19   Mensch den Klimawandel durch die Freisetzung von Treibhausgasen beeinflusst. Daher ist es
20   richtig, vom menschengemachten oder anthropogenen Klimawandel zu sprechen.
21   Wir Freie Demokraten bekennen uns ausdrücklich zu dem Ziel aus dem Pariser Abkommen, die
22   Erderwärmung auf maximal 2, besser 1,5 Grad Celsius zu be-grenzen. Die daraus resultierenden
23   deutschen Ziele zur Reduktion des CO2-Ausstoßes für die Jahre 2030 und 2050 sind
24   völkerrechtlich verbindlich. Um sie zu erreichen, bedarf es jedoch keiner ausufernden staatlichen
25   Regulierung. Im Gegenteil: Verbote und Bevormundung sind in vielen Fällen Teil der Probleme, die
26   sie doch eigentlich lösen sollen. Daher ist es nicht zielführend, nur an kleineren Stellschrauben zu
27   drehen. Was wir brauchen, sind echte klimapolitische Trendwenden. Unsere Kinder und
28   Kindeskinder werden uns auch in diesem Bereich an unseren Taten messen. Denn eine
29   vernünftige Klimapolitik ist ein zentraler Aspekt der Generationengerechtigkeit.
30   Unsere liberale Klimapolitik folgt marktwirtschaftlichen Grundsätzen und ist vom Vertrauen in die
31   Innovationskraft der Menschen in diesem Land geprägt. Denn in den Köpfen unzähliger Tüftler,
32   Bastler und Ingenieure stecken mehr kreative Ideen für technische Lösungen, als sich Bürokraten
33   und Politiker jemals ausdenken könnten. Außerdem wollen wir Klimapolitik nicht nur neu, sondern
34   auch weiter denken. Denn Klimapolitik ist mehr als nur Energiepolitik – und reicht weit über die
35   Grenzen Deutschlands hinaus.
36
37   1. Liberale Klimapolitik ist marktwirtschaftlich
38   Der 2005 in der Europäischen Union und mittlerweile in vielen weiteren Regionen der Welt in
39   ähnlicher Form eingeführte Emissionshandel ist das wirksamste Instrument, um den CO2-Ausstoß
40   zu begrenzen. Dazu bedient er sich der gleichen Prinzipien wie die soziale Marktwirtschaft: Der
41   Staat legt die Rahmenbedingungen in Form von Regeln fest und beschränkt sich danach auf seine
42   Rolle als neutraler Schiedsrichter. Beim Emissionshandel bestimmt die Politik, wie viel CO2
43   insgesamt emittiert werden darf, wie die Emissionsberechtigungen (in Form von Zertifikaten)
44   ausgegeben und gehandelt werden und welche Sanktionen für Emissionen ohne entsprechende
45   Zertifikate drohen. Die Gesamtmenge an Zertifikaten wird dabei jährlich automatisch verringert –
46   im europäischen Emissionshandel (EU-ETS; European Union Emissions Trade System) derzeit
47   um 1,75 Prozent und in der 2021beginnenden 4. Handelsperiode um 2,2 Prozent.
48   Der Emissionshandel ist kein Selbstzweck, sondern dient der CO2-Reduktion. Deshalb dürfen die
49   Einnahmen aus dem Zertifikathandel auch nicht als willkommene weitere staatliche oder
50   europäische Einnahmequelle dienen, sondern müssen zu 100 Prozent zweckgebunden in
51   klimapolitische Maßnahmen, wie Forschungsförderung oder Klimafolgenprävention, fließen.
52   Momentan fallen jedoch nur rund 45 Prozent der europäischen CO2-Emissionen unter den EU-
53   ETS, da an diesem lediglich die Energiewirtschaft und Teile der Industrie teilnehmen. Die in diesen
54   Sektoren im Vergleich zum „Non-ETS-Bereich“ weit überdurchschnittlich stark gesunkenen

                                                                                                      25
55   Emissionen belegen die Wirksamkeit des Systems. Daher sollte der EU-ETS nach Ansicht von uns
 56   Freien Demokraten schnellstmöglich auf die übrigen Sektoren ausgeweitet werden.
 57   Im Verkehr sowie im Bereich Gebäude/Wärme ist dies unkompliziert und vor allem unbürokratisch
 58   auf der ersten Handelsebene möglich: Der Erstverkäufer eines Kraftstoffes, beispielsweise eine
 59   Ölaffinerie, muss den CO2-Ausstoß jedes Liters durch eine entsprechende Berechtigung
 60   nachweisen. Ziel muss zumindest die Einbindung möglichst aller durch Verbrennungsvorgänge
 61   verursachten CO2-Emissionen in den Emissionshandel sein.
 62   Um den EU-ETS zu erweitern, ist natürlich eine Einigung mit unseren europäischen Partnern
 63   notwendig. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir die Verantwortung bis dahin einfach
 64   beiseiteschieben können. Vielmehr sollte Deutschland mit gutem Beispiel vorangehen und die
 65   Erweiterung gemäß Artikel 24 der EU-Emissionshandelsrichtlinie zunächst auf nationaler Ebene
 66   vornehmen.
 67   Zudem ist es absolut notwendig, so bald wie möglich die unterschiedlichen, in anderen Teilen der
 68   Welt bereits existierenden Systeme mit dem EU-ETS zu verbinden. Ein einheitlicher oder ein
 69   mehrere Systeme miteinander verknüpfender Emissionshandel sorgt für eine größere Stabilität
 70   und ist ein großer Schritt in Richtung eines echten internationalen CO2-Preises. Unsinnige und
 71   protektionistische Maßnahmen wie die angedachten Importzölle auf den CO2-Anteil von
 72   Handelsgütern wären dann endgültig obsolet.
 73   Leider wird die öffentliche Diskussion über die CO2-Bepreisung in Deutschland und Europa heute
 74   von der Debatte über eine CO2-Steuer geprägt, die teilweise auch als „CO2-Mindestpreis“ oder
 75   „CO2-Abgabe“ deklariert wird. Dabei ist der Emissionshandel das deutlich präzisere Instrument,
 76   um die Emissionen in gewünschtem Maße zu senken. Für das Klima ist zunächst unerheblich, wie
 77   teuer
 78   eine Tonne CO2 ist. Relevant ist lediglich, dass die Gesamtmenge an Emissionen sinkt. Eine CO2-
 79   Besteuerung zielt also am wesentlichen Punkt vorbei.
 80   Planwirtschaftliche Eingriffe in den Markt haben innerhalb des ETS keinerlei zusätzlichen Nutzen.
 81   Im Gegenteil: Sie können sogar kontraproduktiv sein. Diese Ansicht vertritt auch der Weltklimarat
 82   (IPCC; International Panel on Climate Change) in seinem 5. Sachstandsbericht. So setzt etwa das
 83   Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) einseitige Investitionsanreize für bestimmte Energieträger.
 84   Das ändert nichts daran, wie viel CO2 insgesamt ausgestoßen werden darf, kostete die
 85   Verbraucher alleine im Jahr 2017 jedoch 24,2 Milliarden Euro. Daher fordern wir Freie
 86   Demokraten, das EEG abzuschaffen und neue Anlagen nicht mehr privilegiert zu behandeln.
 87   Weitere Regelungen, die den CO2-Ausstoß in bestimmten Bereichen gesondert regulieren, sind in
 88   einem umfassenden ETS ebenfalls überflüssig. Dies gilt beispielsweise für die CO2-
 89   Flottengrenzwerte für KfZ in der EU, deren Höhe in der Vergangenheit ohnehin eher von
 90   industriepolitischen Opportunitäten als von klimapolitischen Notwendigkeiten bestimmt wurde.
 91   Systemkonform und im Ergebnis tatsächlich nützlich ist es dagegen, die jährliche Reduktion der
 92   Zertifikate auf die Pariser Klimaziele auszurichten, um einen größeren Effekt zu erzielen und einen
 93   noch stärkeren Anreiz für Investitionen in emissionsmindernde Maßnahmen zu schaffen. Kritisch
 94   sehen wir die Ausgestaltung der Marktstabilitätsreserve (MSR), die zum 1. Januar 2019 im EU-
 95   ETS                                                                                       eingeführt
 96   wird. In die MSR sollen künftig überschüssige Zertifikate in Zeiten geringer Nachfrage überführt
 97   werden. Umgekehrt sollen diese Zertifikate dem Markt bei außerordentlich hoher Nachfrage wieder
 98   zugeführt werden. Damit unterläuft die MSR ein Stück weit das marktwirtschaftliche Prinzip von
 99   Angebot und Nachfrage. Die Gewissheit, dass die Politik im Zweifel das Angebot erhöht, verringert
100   daher den Druck auf die Unternehmen, die Nachfrage zu begrenzen. Derartige Eingriffe lehnen wir
101   Freie Demokraten ab. Die derzeit für die MSR vorgesehenen 900 Millionen Zertifikate aus dem
102   sogenannten Back-Loading Beschluss, die dem Markt bereits entnommen wurden, müssen
103   endgültig gelöscht werden.
104
105   2. Liberale Klimapolitik ist technologieoffen
106   Unverzichtbare Voraussetzung für eine marktwirtschaftlich orientierte Klimapolitik ist
107   Technologieoffenheit. Als Freie Demokraten maßen wir uns nicht an, techno-logische
108   Entwicklungen der nächsten 30 Jahre vorauszusagen. Wer sich jetzt schon auf eine Technologie
109   festlegt, läuft Gefahr, andere, möglicherweise bessere Innovationen auszubremsen. Schließlich
110   soll die Notwendigkeit, CO2 einzuspa-ren, Anreize schaffen, kreative Lösungen zu finden. Der
111   Wettbewerb ist das beste Entdeckungsverfahren für neue Technologien und darf daher weder

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112   durch Subventionen noch durch unverhältnismäßige Regulierung und Verbote eingeschränkt
113   werden. Eine einseitige Förderung der Elektromobilität lehnen wir Freie Demokraten daher ebenso
114   ab wie ein Verbot von Verbrennungsmotoren.
115   Technologieoffenheit bedeutet für uns auch, Prämissen zu verändern und neue Blickwinkel
116   einzunehmen. Neue Verfahren zur Nutzung von CO2 (CCU; Carbon Capture and Use) machen
117   deutlich, dass CO2 nicht mehr als Abfall betrachtet werden darf, sondern auch ein Rohstoff ist.
118   Dieser kann etwa in der chemischen Industrie oder mittels Power-to-X-Verfahren zur Herstellung
119   synthetischer Kraft-stoffe oder Energie genutzt werden. Die hierbei entstehenden
120   Speichermöglichen können dabei ein integraler Bestandteil unseres Strommixes sein.
121   Daraus ergeben sich neue Möglichkeiten im Umgang mit CO2. Statt klimaschädlich in die
122   Atmosphäre zu gelangen, kann es für die Sektorenkopplung genutzt werden und damit eine
123   wichtige Rolle bei der Umwandlung und Speicherung überschüssiger erneuerbarer Energien
124   spielen. Damit trägt das CO2 dann letzt-lich auch zur Versorgungssicherheit und Netzstabilität in
125   Deutschland bei. Bestehende Hürden für die weitere Forschung an und die wirtschaftlich sinnvolle
126   Nut-zung von CCU-Verfahren müssen abgebaut werden. Insbesondere ist sicherzustellen, dass
127   künftig weder Steuern und Abgaben noch Netzentgelte doppelt gezahlt werden müssen. Die
128   Umwandlung stellt schließlich keinen Endverbrauch des genutzten Stroms dar.
129   Neben der Nutzung birgt auch die Speicherung von CO2 (CCS; Carbon Capture and Storage)
130   großes Potential. Erfolgreich abgeschlossene Projekte in der Lausitzer Braunkohle-Industrie haben
131   gezeigt, dass CCS funktioniert. Die politischen Rahmenbedingungen haben jedoch dazu geführt,
132   dass in Deutschland keine weitere Forschung mehr auf diesem Gebiet stattfindet. In großem Stil
133   anwendbare CCS-Technologien können dazu beitragen, dass aktuell strukturschwache Ge-biete
134   wie die Lausitz durch einen übereilten Ausstieg aus der Braunkohle nicht ihre letzte industrielle
135   Basis verlieren, obwohl es Mittel und Wege gäbe, deren klimaschädliche Auswirkungen deutlich zu
136   reduzieren. Eine in den deutschen Braunkohlegebieten entwickelte Technologie kann außerdem
137   Teil des notwendigen Strukturwandels sein, da CCS weltweit auch langfristig eine wichtige Rolle
138   spielen wird. Zumindest kommt kein einziges Klimamodell des IPPC nach 2050 ohne CCS aus.
139
140   3. Liberale Klimapolitik ist international
141   Alle notwendigen nationalen Maßnahmen in Deutschland wären nutzlos, wenn sie nicht in eine
142   international ausgerichtete Klimaschutzstrategie eingebettet würden. Lediglich 2,2 Prozent der
143   weltweiten CO2-Emissionen sind im Jahr 2017 in der Bundesrepublik entstanden. Das entbindet
144   uns nicht von der Verantwortung, die wir als eine der größten Volkswirtschaften der Welt haben.
145   Die                                                                                 Bemühungen
146   und Ergebnisse in Deutschland werden weltweit registriert – positiv wie negativ. Daher ist es
147   richtig, als gutes Beispiel mit einer ambitionierten und gleichzeitig vernünftigen Klimapolitik
148   voranzugehen. Das bedeutet einerseits, Maßnahmen wie die Ausweitung des Emissionshandels
149   zunächst national einzuführen, um parallel zu führende Verhandlungen auf internationaler Ebene
150   zu unterstützen. Andererseits würden wir uns jedoch unserer Vorbildfunktion berauben, wenn wir
151   in Aktionismus verfallen und unsere wirtschaftliche Stärke durch übereilte Entscheidungen in der
152   Energiepolitik leichtfertig aufs Spiel setzen.
153   Wir Freie Demokraten wollen mit einer international ausgerichteten Klimapolitik unterschiedliche
154   Ansätze parallel verfolgen. Unser Ziel eines globalen Emissionshandels ist auch aus
155   entwicklungspolitischer Sicht sinnvoll. So könnten etwa kleine Inselstaaten in der Südsee ohne
156   nennenswerte CO2-Emissionen ihre Zertifikate verkaufen und das Geld in Maßnahmen zum
157   Schutz vor den Folgen des Klimawandels investieren.
158   Ein weiterer wichtiger Baustein der internationalen Klimaschutzstrategie von uns Freien
159   Demokraten sind Investitionen in die organische Speicherung von CO2. Insbesondere das
160   Potential von Bäumen und die Renaturierung von Mooren, die als natürliche Senken dienen, indem
161   sie einen Teil des CO2 aus der Luft speichern, wollen wir nutzen. Da in Deutschland auf Grund der
162   dichten Besiedelung und eines bereits heute sehr großen Waldanteils an der Gesamtfläche nur ein
163   sehr begrenztes Potential besteht, müssen wir den Fokus auf weltweite Aufforstungsprojekte
164   legen. Gleichzeitig müssen wir der immer weiter voranschreitenden Zerstörung bestehender
165   Ökosysteme entgegenwirken.
166   Die Entwicklungs- und die Klimapolitik sollten aber auch heute schon noch enger miteinander
167   verknüpft werden. Investitionen in den Klimaschutz können nicht nur zur CO2-Reduktion beitragen,
168   sondern in den Ländern des globalen Südens auch zu einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung

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