FESTIVAL DER KOOPERATIONEN - MIT ALEXANDER KLUGE & FRIENDS - Literaturhaus Berlin
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Festival der Kooperationen Programm Im Wort »Zusammenarbeit« steckt das »Zusammen« und die »Arbeit«. Es geht also nicht um Reden allein. Es geht auch nicht um Ver fügen, wie in der Algorithmenwelt: um das Zugänglichmachen von etwas, das bereits existiert, sondern um »Veränderungsarbeit im Innern von Menschen und an Dingen«. Das Pathos, auf Deutsch die »Leidenschaft«, die innere Beteili gung der Seele an dem Projekt Kooperation, ist das Gegenteil einer Phrase. Prüft man im Herzen nach, welche Herausforderungen, die von den Entgleisungen der Geschichte ausgehen, sich uns stellen, können wir gar nicht anders antworten, als dass wir anfangen zu arbeiten, und dies können wir nicht einzeln, sondern nur zusammen. So buchstabiert das politische Alphabet das Wort KOOPERATION. Alexander Kluge Kernpunkt ist das Wort Kooperation
Festivalprogramm 18:00 Uhr Cinéma Paris Das Wendejahr 1990 / Übersicht Mit Jean-Luc Godards Allemagne année 90 neuf zéro 20:00 Uhr Breitscheid Le Soleil brûle Fr 17.9. platz Parallelprogramm beim Kultursommer City West 18:00 Uhr ARGOS, Brüssel Alexander Kluge: »Minutenfilme #1 « 21:00 Uhr Cinéma Paris Trompetenkino 18:30 Uhr Li-Be Eröffnung des Festivals der Kooperationen Mo 20.9. 20:00 Uhr Li-Be »Er rettete beim Zirkusbrand das 12:30 Uhr Berlin Position beziehen I: Liebste, was er besaß, und zugleich Charlottenburg Hildegard Brenner und die alternative eine Nachhut von zwölf Elefanten« Fällt leider wegen Krankheit aus! 21:30 Uhr Li-Be Honiggarten I: New York – Berlin – Paris 15:00 Uhr Li-Be Honiggarten III: Sa 18.9. Übersetzen im Ensemble 16:30 Uhr Li-Be Honiggarten IV: Das Dialog-Projekt 11:00 Uhr Li-Be Wissenschaft ist eine Kunst / Kunst ist eine Wissenschaft 17:30 Uhr Li-Be Honiggarten V: Hagen von Troja – Held aus den Ardennen 13:00 Uhr Li-Be Die Ausstellung des Festivals »Der Elefant im Dunkeln« 20:00 Uhr Rangfoyer Die Große Oper zwischen Glückssuche Deutsche Oper und »Götterdämmerung« 14:00 Uhr Li-Be Der Glücksfall einer Institutsgründung: Das Wissenschaftskolleg zu Berlin Di 21.9. 16:00 Uhr Li-Be Honiggarten II: Tanz der Gespenster / 12:30 Uhr Berlin Position beziehen II: Danse des spectres Charlottenburg Künstlercafés in Charlottenburg 17:30 Uhr Li-Be Kenntnis der Notausgänge / Rettungs- Treffpunkt: Li-Be wege aus der Titanic / Enzyklopädie 14:00 Uhr Li-Be Der Weltgeist reitet durchs der Kriege (Jean-Yves Jouannais) Brandenburger Tor. 20:00 Uhr Li-Be Landung auf der »Membran des Napoleon und das Jahr 1990 Lebens« / Das dünne Eis der Zivilisation 15:00 Uhr Li-Be Sonic Worldling So 19.9. Zwölf Stunden Kinotag & 17:00 Uhr 19:00 Uhr Li-Be Kontakt- und Konfliktzone Mittelmeer: 10:30 Uhr Cinéma Paris Système K. Scheitern und Neuerfindung von 12:30 Uhr Cinéma Paris Pandemisches Geflüster Kooperation 14:15 Uhr Cinéma Paris Schlingensief und der Specht, »Der Darm denkt« und weitere Filme. Minutenfilmprogramm von Alexander Kluge und Lesungen 16:00 Uhr Cinéma Paris Orphea 2 3
20:30 Uhr Li-Be Wie gelingt intersektionale 14:00 Uhr Li-Be Honiggarten VIII: Kooperation? Oder: Macht verlernen in Future imagination and technologies 12 Stufen to restore the climate Mi 22.9. 15:30 Uhr Li-Be Kooperative Tiere: Lernen von anderen Arten 12:30 Uhr Berlin Mitte Position beziehen III: Hegels Mitte 17:00 Uhr Li-Be Symbiotische Erde und Biodiversitäts- Treffpunkt: Hegel-Denkmal verlust: Auswege aus der Zerstörung am Hegelplatz 20:00 Uhr Li-Be Planetar handeln: 15:00 Uhr Li-Be Kollektives Übersetzen und Schreiben Kooperative Rettungsenergien 16:30 Uhr Li-Be Honiggarten VI: Literarische Kooperationspotenziale So 26.9. zwischen Afrika und Europa 11:00 Uhr digital Honiggarten IX: 18:00 Uhr Li-Be Abend mit Film, Musik und Literatur Korallen – eine Begegnung mit den fluiden Systemen Sprache, Gedächtnis, Do 23.9. Unsterblichkeit 12:30 Uhr Berlin Position beziehen IV: 13:00 Uhr Li-Be Die Renaissance als Epoche der Tiergarten Wo ist Discopeter? Auf den Spuren Kooperation? des Lieferroboters 15:00 Uhr Li-Be Prélude utopique: Denken nach vorn Treffpunkt: Invalidenstraße 53, und aus dem Futur II zurück! vor »Peter Pane« 15:00 Uhr digital Kitchen_Ferm_Lab Do 30.9. 18:00 Uhr Li-Be Wenn wir teilen. 18:00 Uhr BOZAR, Brüssel Orphea Durchgehender Einlass Dialoge über wissenschaftliche und gesellschaftliche Kooperationen Fr 24.9. Wetter und Pandemie machen ggf. Änderungen nötig. Bitte erkundigen Sie sich kurzfristig auf unserer Website. 12:30 Uhr Berlin Position beziehen V: Tiergarten Tiergarten, Landscape of Transgression Treffpunkt: Statue der Amazone zu Pferde, Floraplatz 16:30 Uhr Li-Be Honiggarten VII: Frische Luft bei zunehmender Hitze 18:00 Uhr Li-Be Buchvorstellung: Mondnacht – Fünf vor Zwölf 20:00 Uhr Universität Wunderkammerkonzert der Künste Bundesallee 1–12, Probensaal Sa 25.9. 11:00 Uhr Universität Wunderkammerkonzert der Künste Bundesallee 1–12, Probensaal 4 5
Räume der Ausstellung mit Künstler*innen und Institutionen: Oberes Foyer Alexander Kluge Gerhard Richter Korallenzimmer Lynn Margulis Sonia Levy Yvonne Roeb mit Martin Savransky Johann Brandstetter Vera Meyer Kaminzimmer Schleuse Neri Oxman Alexander Kluge Jonathan Meese NASA/Gregor Trierweiler Alexander Kluge 2. Etage Pia Bolognesi/Giulio Bursi (Atelier Impopulaire) Thomas Thiede Hanna Hennenkemper Daniela Friebel Mark Dion Reynold Reynolds Kollektive: Sea Watch, Bürgerräte u.a. Wissenschaftskolleg 1. Etage Großer Saal Treppenhaus Alexander Kluge Johann Brandstetter Sybille Neumeyer Botanisches Museum Berlin Sarah Morris Franz John Thomas Thiede Hanna Hennenkemper Art & Language NASA Vestibül/Garderobe TreeWatchBritz Alexander Kluge Thomas Thiede Marc Bausback ↑ Eingang 6 7
»Der Elefant im Dunkeln« Um Festival und Ausstellung zu ermöglichen, haben sehr viele Willkommen beim Festival der Kooperationen Menschen zusammengearbeitet, haben miteinander kooperiert, gerungen und Lösungen gefunden. Unser Dank gilt allen Unterstüt zer*innen und Kooperationspartner*innen, die dieses Fest der »Sie mögen ungewöhnliche Wörter? Sie müssen Sanskrit lernen. Die Zusammenarbeit möglich gemacht haben. Wir danken ganz besonders Welt ist erschaffen aus den einzelnen Silben dieser Sprache. Alles stammt Alexander Kluge und seinem Team von dctp um Jakob Krebs und von Sanskrit ab, nehmen Sie das Wort Elefant, auf Sanskrit Pilu, wo besteht Barbara Barnak für die intensive Gemeinschaftsarbeit auf Augen denn die Ähnlichkeit werden Sie fragen, folgen Sie mir, nach Iran, dort höhe. Ein nicht minder herzlicher Dank gilt dem Festivalteam um wurde daraus Pil, weil die Perser kurze Endvokale ignorierten; im Arabischen den künstlerisch-wissenschaftlichen Leiter des Festivals Asmus wurde aus dem Pil ein Fil, denn das Arabische kennt kein P, wie Sie be- Trautsch und seiner Mit-Kuratorin Annina Lehmann. Und ohne die stimmt wissen, und die Griechen, die hängten gerne ein -as an alle arabi- Mitarbeiter*innen des Literaturhauses wäre, wie üblich, nichts schen Begriffe, gekoppelt mit einer Konsonanentenverschiebung haben von all dem so wundervoll erdachten Programm in die Praxis umge wir schon ein elephas, und von dem ist es nur noch ein etymologischer setzt worden. Denn Kooperation findet nicht (nur) auf der Bühne, Katzensprung zum Elefanten, wie Sie ihn kennen«. sondern vor allem hinter den Kulissen – im Dunkeln – statt. Aus dieser kurzen Passage aus Ilija Trojanows Roman »Der Welten Wir freuen uns auf alle Mitwirkenden beim Festival der sammler« lässt sich deutlich herauslesen, wie der Elefant durch Kooperationen, und ganz besonders freuen wir uns auf Sie, Zeiten und Sprachen wandert – und damit Welten verbindet. Zunächst liebes Publikum! ganz buchstäblich als prunkvolle diplomatische Geste, als der persische Kalif Harun ar-Raschid den Elefanten Abul Abaz im Ihre Janika Gelinek und Sonja Longolius Jahre 802 Karl dem Großen zum Geschenk machte, ab der Frühen Leitung Literaturhaus Berlin Neuzeit als koloniale Attraktion und als philosophischer Gegen stand für Reflexionen über die Bestimmung des Menschen in der Abgrenzung zum Anderen: dem Elefanten. »Der Elefant im Dunkeln« haben wir unser Festival der Kooperationen mit Alexander Kluge & friends genannt. In diesem schönen Bild, einer südasiatischen Fabel entlehnt, verbirgt sich die bis heute überaus aktuelle Moral, dass die großen Fragen der Zeit nur gemeinsam ergründet und nachhaltige Lösungen nur zusammen gefunden werden können. Wie gut, dass bei uns im Literaturhaus Berlin schon seit 2018 ein Elefant an der Decke schwebt, um an diese kontinuierliche gemeinsame Suche zu gemahnen. Denn hier im Haus, in der Fasanen straße 23, gab es tatsächlich auch einen Elefanten: Ihr Name war Berolina, ein vierzehn Monate altes indisches Elefantenbaby, das in den 1960er Jahren als eine Hauptattraktion des Hauses figurierte, das damals noch kein Literaturhaus, sondern ein einschlägig bekanntes Striptease-Etablissement war. Berolina tanzte, spielte Mundharmonika und entkleidete allabendlich die Tänzerinnen, bis sie ein trauriges Ende fand und an einer Lun genentzündung verstarb. Als federleichte Pappmachéfigur schwebt sie nun hoch über den Köpfen der Besucher*innen im Foyer. An zehn Tagen wird sich das Festival der Kooperationen nun Fragen nach Zusammenarbeit in den Künsten und Wissenschaften widmen, während die gleichnamige Ausstellung diese Erkundungen der Koproduktion versinnbildlicht und erfahrbar werden lässt. 8 9
Alexander Kluge Asmus Trautsch »Er rettete das Liebste, Gemeinsam erkennen, machen, handeln was er besaß, und zugleich eine Nachhut Essay zum Festival der Kooperationen von zwölf Elefanten« » Keiner ist alleine schlau genug.« Einfacher als das Entkommen aus Elefantenställen ist das Entkom Alexander Kluge men aus Bränden im Zirkuszelt selbst. Der Herrenreiter, der in seinem Wohnwagen eine Gräfin beherbergte, die ihrer Verwandt Man könnte meinen, dass mit dem Festivaltitel etwas gänzlich schaft entflohen war (noch hatte sie im Zirkus keine nutzbare Selbstverständliches aufgebauscht wird. Braucht nicht jedes Kunst entwickelt, sie beglückte den Herrenreiter), entkoppelte Festival, jede Institution Kooperationspartner, um ein kultu die Elefanten bei dem Großbrand im Zirkus PATTY und führte sie, relles oder wissenschaftliches Veranstaltungsprogramm durchzu »wie bei einer Attacke«, gegen das bereits brennende Außenzelt. führen und zu finanzieren? Das Thema Kooperation lockt, wie Die Dickhäuter vertrauten dem Reiter. Für einen Kommandeur mir ein zunächst skeptischer Partner sagte, »niemanden hinter hätten sie kein Verständnis gehabt. Sie sahen aber die Bewe dem Ofen hervor«. gungsrichtung des Pferdes, die Entschlossenheit einer »intakten Mehr noch: Ist nicht Kooperation etwas ganz und gar Alltäg Willenskraft«; solche Willenskräfte haben, nach Anselm von liches, das dem Ausnahmecharakter eines Festivals widerspricht? Canterbury und Prof. Dr. Rupert Sheldrake, wie gesagt, gravitati Zusammenarbeit ist auf allen Ebenen der arbeitsteiligen Ge ve Kraft, und zwar durch alle Bahnungen des Tierreichs hindurch. sellschaften der Moderne nötig und buchstäblich pausenlos im Jede Anziehung, die auf einer solch morphologischen Struktur Gange. Sonst würde kein Krankenhaus, keine Lieferkette und beruht, ist einfach, jeder Widerstand gegen solche Anziehung auch keine kulturelle Einrichtung funktionieren. »Die objekti fällt schwer. So folgten die verwirrten Elefanten dem robusten, ven Verhältnisse sind«, wie Alexander Kluge sagt, »längst in einfachen Charisma des Herrenreiters. Es machte nichts aus, Kooperation getreten.« daß dieser, ein Herr von Marinetti, seine heldenhafte Tat nur Wenn wir dennoch mit dem Titel einen Akzent setzen, dann aus vollbrachte, um der Gräfin, die er im Wohnwagen beherbergte, dem Grund, dass diese Verhältnisse gerade in ihrer gesellschaft zu imponieren. Er hatte sie vor sich im Sattel staffiert, er lichen, ökonomischen und kulturellen Allgegenwart einer eigen rettete das Liebste, was er besaß, und zugleich eine Nachhut von tümlichen Verschleierung unterliegen. Denken Sie an die Corona zwölf Elefanten. pandemie und die für viele offenbar überraschende Einsicht, wie entscheidend ihre Existenz von Pflegekräften, Erzieher*innen und Angestellten in der Lebensmittelversorgung abhängig ist. Von Personen also, die entgegen der hohen Bedeutung ihres Tuns für eine kooperative Gesellschaft notorisch schlecht bezahlt werden. Oder denken Sie an den Kampf um Anerkennung von vermeintlich privater Sorgearbeit, obwohl es doch klar sein müsste, dass die tätige Sorge um andere Voraussetzung für eine jegliche Zukunft ist, für die es sich zu kämpfen lohnen kann. Dass die objektiven Verhältnisse kooperativ verfasst sind, heißt also nicht, dass Kooperation auch wirklich ernst genommen und ein waches, empathisches Bewusstsein für ihre Bedingungen, Abhängigkeiten und Möglichkeiten entwickelt wird. Im Gegenteil, strukturell verblendende, ausbeutende, ökologisch destruktive Kollaborationen sind so machtvoll etabliert, dass neue, gerechtere, nachhaltigere Formen von Zusammenarbeit leicht 12 13
utopisch wirken. Eine Analyse- und Aufklärungsarbeit ist hier Welche Kooperationen brauchen und wollen wir als gegenseitig gefragt, die nur als gemeinsame Anstrengung gelingen kann. aufeinander angewiesene Wesen, die vielfach miteinander und Besonders an der gegenwärtigen Lage scheint zudem eine kons ihrer Umwelt verbunden und abhängig sind? Wie können wir aus der titutive Überforderung angesichts sich auftürmender Krisen zu Geschichte, aus der Literatur und den Künsten, was aus der sein, die viel hartnäckiger und schwerwiegender wirken als noch Erforschung von quasi-kooperativen Verhältnissen, etwa zwischen die Finanzkrise Ende 2008. Denn ihre Bewältigung stellt uns Pilzen und Bäumen, Bestäubern und Bedecktsamern oder unseren langfristig vor so enorme Herausforderungen, dass sie für Ein Organen und den Mikroorganismen in unserem Körper, lernen? zelne wie Überforderungen wirken. An der Pandemie und ihren Wie wollen wir die Technologien der Zukunft gestalten: als Künst Zumutungen ist das gut zu erkennen. Den großen Krisen ihre liche Intelligenzen, die mit uns wetteifern oder die wie Partner Permanenz, zumindest aber ihre bis ins Katastrophische gehende kooperieren – etwa um uns mehr Zeit füreinander zu ermöglichen Verschärfungen zu nehmen, hieße, die weltweit aufgehende Saat und die Verwicklung von Natur und Kultur transparenter zu machen, des Rechtspopulismus im Zeichen pluralistischer Demokratien und sodass wir die Ökosysteme besser zu schützen in der Lage sind, zivilgesellschaftlicher Öffentlichkeiten zu bekämpfen, struktu von denen wir abhängig bleiben und die im Anthropozän von uns relle Diskriminierung in allen Bereichen der Gesellschaft und abhängig geworden sind? der internationalen Ordnung zu beseitigen, die im System des Solche Fragen fallen in keine spezifische Zuständigkeit. Sie globalen Kapitalismus angelegte Ausbeutung und Vertiefung der sind nur gemeinsam anzugehen, gerade von den neugierigen und Ungleichheit aufzuheben und den ökologischen Kollaps durch experimentellen Systemen der Künste und Wissenschaften. Im irreversibles Überschreiten von Kipppunkten im Klimasystem Festival haben wir sie – zusammen mit zivilgesellschaftlichen der Erde oder durch auf viele Millionen Jahre nicht heilbaren Initiativen – eingeladen, gemeinsam an Antworten und neuen Fragen Biodiversitätsverlust abzuwehren. Das sind nur einige der Krisen, zu arbeiten. Solche Kooperationen sind leider nicht selbstver die sich vor uns und durch uns (insbesondere uns Industrie ständlich. Denn trotz der für die Moderne typischen »Verfransung landeskinder) überlagern und eine Dringlichkeit existentiellen der Künste« (Adorno) sind die Ausbildungen und Förderinstrumente, Ausmaßes erzeugen. die Märkte und Rezeptionsweisen der Kunstsparten weitgehend Dabei werden wir uns auch weiterhin mit unseren Zukunftsimagi getrennt. Und trotz der mantraartigen Plädoyers für wissen nationen irren. Modellierungen von demographischen Entwicklungen schaftliche Interdisziplinarität erfordern akademische Karrieren oder Erdsystemprozessen werden immer genauer, aber was wir als immer mehr Spezialisierung und Festlegungen auf eng begrenzte Individuen, Gesellschaften und Weltgemeinschaft erkennen, tun Forschungsthemen. Zudem haben Künste und Wissenschaften kaum und entwickeln werden, ist nicht vorherzusehen. Die Zukunft wird etablierte Öffentlichkeiten, um sich mit Hingabe und Geduld vermutlich nicht einfach eine Zeit sein, in der man die Probleme zu begegnen. von heute abarbeiten wird, sondern auch eine, in der sich neue »Elefanten im Dunkeln« kann man nicht alleine erkennen, stellen werden, die wir noch nicht kennen. sondern nur mit Partner*innen und genug Gelegenheiten, um Anders gesagt, die Zukunft ist im radikalen Sinne offen: diesen Dickhäutern nahezukommen und sich über ihre sensiblen, Sie macht uns als Krisenzukunft unsicher, weil die historischen klugen, sozialen Vermögen auszutauschen. Zusammenarbeit im Entwicklungen noch unkalkulierbarer wirken als vor 30 Jahren. Denken und Erkennen, Produzieren und Handeln erfordert von den Das heißt aber auch: Die Zukunft ist formbar. Wir haben sie Beteiligten, andere Metiers und Methoden, Arbeitsweisen und zwar nicht in der Hand, aber wir können sie uns vorstellen und Perspektiven kennenzulernen, ohne die eigene Expertise, die uns fragen, wie wir in 10, 20, 50 Jahren werden zurückblicken eigenen Standpunkte, Gefühle, Kenntnisse und Fähigkeiten aufzu wollen – und dementsprechend vorausschauend handeln. Denn die geben – sie vielmehr mit anderen zu vernetzen und in Reibung Verschärfung der Probleme ist abwendbar, wie bessere Lebensbe und Auseinandersetzung umzuformen oder zu erweitern. Wie jeder dingungen für Erdlinge möglich sind, wie Donna Haraway uns Lern-, Bildungs- und Erfahrungsprozess benötigt Kooperation und unsere Mitkreaturen nennt: »Vielleicht, und nur vielleicht, zudem Zeit, auch für Frustrationen und temporäre Sackgassen. und nur durch großes Engagement und intensive kollaborative Ein 10-tägiges Festival reicht dafür nicht aus. Es wird die Arbeit (und kollaboratives Spiel) mit anderen Erdlingen, ist Frage, was wir voneinander lernen und miteinander tun können, das Gedeihen von reichhaltigen, artenübergreifenden Gefügen, daher kaum beantworten können. Aber hoffentlich den ein oder die auch uns Leute umfassen, weiterhin möglich.« anderen Anreiz stiften, ihr ganz praktisch – kooperativ – weiter 14 15
nachzugehen. Das Festival sei daher nicht nur als Präsentation, Künstlerprogramm des DAAD, Botanisches Museum Berlin, Bozar, sondern auch als ein offener Prozess verstanden, zu dem alle Cinéma Paris (Yorck Kinogruppe), Deutsche Kinemathek, Deutsche analog und digital Anwesenden eingeladen sind. Dadurch können, Oper Berlin, Ensemble Kaleidoskop, Goethe-Institut Brüssel, hoffe ich, Gefühle der Verflechtung gestärkt, Denkbewegungen Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz, Institut français Deutsch sozial verwoben und Möglichkeiten des Handelns für eine Zukunft land, Klangzeitort. Institut für Neue Musik, Leibniz-Zentrum für erweitert werden. Literatur- und Kulturforschung (ZfL), Mobile Akademie Berlin, Um beim Festival einige Felder für konkrete Kooperationen zu Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Spector Books, Suhr öffnen, haben wir über 130 Teilnehmende mit unterschiedlichen kamp Verlag, Wissenschaftskolleg zu Berlin und dem Zentrum für Berufen und Expertisen, Identitäten und kulturellen Hintergründen Kunst und Medien Karlsruhe (ZKM). aus mehreren Generationen (mit Geburtsjahren seit den frühen Ebenso sei gedankt für die Förderung des Festivals der Koope 1930er Jahren bis in die späten 1990er) eingeladen, während rationen im Rahmen von »Neustart Kultur« der Beauftragten der dieses Septembers und teilweise schon im Vorfeld miteinander Bundesregierung für Kultur und Medien durch den Deutschen Lite zu kooperieren: zivilgesellschaftliche Aktivist*innen, Archi raturfonds und den Musikfonds sowie für die Förderung durch die tekt*innen, Autor*innen, Biolog*innen, Choreograph*innen, Stiftung Preußische Seehandlung, den Verein der Freunde und Designer*innen, Dramaturg*innen, Filmwissenschaftler*innen, Förderer Literaturhaus Berlin, das Goethe-Institut Brüssel, die Historiker*innen, Klimaforscher*innen, Komponist*innen, Kriti Friede Springer Stiftung, den Suhrkamp Verlag und den Freundes ker*innen, Kulturwissenschaftler*innen, Künstler*innen, Kura kreis Schloss Wiepersdorf. tor*innen, Literaturwissenschaftler*innen, Mediziner*innen, David Nagel und Raby-Florence Forfana haben es vermocht, auch Musiker*innen, Ökonom*innen, Performer*innen, Philosoph*innen, unter Hochdruck dem Festival und der Ausstellung eine überzeu Physiker*innen, Politik- und Sozialwissenschaftler*innen, gende, durchdachte Gestaltung zuteil werden zu lassen, die nicht Psycholog*innen, Regisseur*innen, Schauspieler*innen, Techni nur die Festivalidee zur Erscheinung bringt, sondern auch lang ker*innen, Übersetzer*innen, Umweltwissenschaftler*innen, fristig das Gedächtnis des Festivals erhellen wird. Danke dafür. Verleger*innen und andere mehr. Schließlich sei dem eingespielten, engagierten, ermöglichen Zugleich beteiligen sich 20 institutionelle Partner aus den den und höchst sympathischen Team des Literaturhauses Berlin mit Künsten und Wissenschaften in Deutschland, Frankreich und Belgien großer Verneigung Danke gesagt, das die Festivalidee von Anfang aktiv mit am Festival, denen wie uns an Kooperation und gemeinsa an mitgetragen, uns seit Monaten im Kaminzimmer aufgenommen und mer Öffentlichkeit gelegen ist. Zusammen glauben wir daran, dass in allem vorbehaltlos unterstützt hat. eine inklusive Öffentlichkeit gerade jetzt wichtig ist. In ihr Wenn ich von »uns« spreche, so meine ich das Festivalteam: können aus freier Reibung, kritischer Auseinandersetzung, inter meine Mit-Kuratorin Annina Lehmann sowie Janina Enderle, Lilith aktiver Selbstprüfung und gemeinsamer Anstrengung neue Möglich Tiefenbacher und Chris Verfuß. Sie haben das Festival samt keiten und Einsichten für alle Beteiligten entstehen. Ausstellung nicht nur operativ mit auf die Beine gestellt, Mit Alexander Kluge hatte ich die Freude einer sehr inspirie sondern auch dazu beigetragen, dass die Lust am Zusammenarbeiten renden und intensiven Zusammenarbeit über die letzten Monate. sich trotz großer Anstrengung immer wieder zu einer Freude Wir beide möchten denjenigen danken, die dieses Festival ermög steigern konnte, die nur als geteilte erlebbar ist. licht haben. Zuerst dem mitdenkenden und -handelnden Team des Hauptpartners, Danke Euch allen! der dctp, die auf ihrem Kanal dctp.tv (in Zusammenarbeit mit schnee von morgen in Berlin) Oasen der Öffentlichkeit eingerich Nun freue ich mich sehr auf zehn Tage Veranstaltungsprogramm tet hat, auf deren fruchtbaren Böden wir auch das Festival der und einen Monat Festivalausstellung mit Ihnen und Euch, Kooperationen anpflanzen: Jakob Krebs, Barbara Barnak und Gülsen liebes Publikum! Döhr sei herzlich für ihre engagierte und inspirierte Zusammen arbeit gedankt. Ihr und Euer Zudem danken wir den freundlichen Förderern und den ideenrei Asmus Trautsch chen und engagierten Kolleg*innen unserer Partnerinstitutionen: Festivalkurator ARGOS centre for audiovisual arts, Atelier Impopulaire, Berliner 16 17
Programm Fr 17.9. 18:00 Uhr ARGOS centre for audiovisual arts, Brüssel 17.9.–15.10. Ausstellungseröffnung Fr 17.9. 18:30 Uhr Eröffnung der Ausstellung Li-Be Alexander Kluge: »Minutenfilme #1« Mit Niels Van Tomme u.a. Ausstellung »Der Elefant im Dunkeln« Die Ausstellung, die acht Minutenfilme Alexander Kluges präsen tiert, darunter Held Hagen beschimpft den rechten Flügel der Die Ausstellung des Festivals der Kooperationen vertieft das AfD in Magdeburg oder Farben & Mathemathik, wird bis zum Veranstaltungsprogramm und setzt eigene Akzente. In sieben 18.11.2021 dauern, gefolgt von der Ausstellung Alexander Kluge: Räumen des Literaturhauses auf zwei Stockwerken verteilt werden »Minutenfilme #2« mehrere Aspekte von Kooperation beleuchtet, hinterfragt und www.argosarts.org/event/alexander-kluge-minutenfilme-1 in neue Zusammenhänge gesetzt. Schwerpunkte sind dialogische, institutionelle und zivilgesellschaftliche Formen von Zusammen arbeit (und ihrem Scheitern), symbiotische und kooperative 18:30 Uhr Im Garten & im ganzen Haus Eintritt: 7€/4€ Beziehungen zwischen nicht-menschlichen Lebewesen und die Inter aktion mit neuen Technologien von Datenschwärmen bis zu intelli Eröffnungsabend genten Maschinen. Es entfaltet sich so ein Dialog zwischen künstlerischen Arbeiten – Zeichnungen, Filmen, Videos, Instal Eröffnung des Festivals der Kooperationen lationen, Fotografien und Skulpturen – und wissenschaftlichen Exponaten, zwischen literarischen Texten, dokumentarischem Mit dem Solistenensemble Kaleidoskop Material und Naturalia. Grußworte der Partnerinstitutionen und Einführung von Alexander Kluge, Asmus Trautsch u.a. Das Festival der Kooperationen beginnt mit Musik, ohne die das Geöffnet während des Festivals bis 26.9., Leben nach Nietzsche ein Irrtum wäre. Die Partnerinstitutionen, außer am 23.9. das Literaturhaus und der Kurator Asmus Trautsch stellen sich Geöffnet 29.9.–15.10. und das Festival im Anschluss daran kurz vor, inklusive Live- 12:00–18:00 Uhr Schaltung zur Partnerausstellungseröffnung bei Argos in Brüssel. Danach beginnt der Programmteil des Festivals mit Improvisation, Gesprächen, Lesungen, Klaviermusik und Chansons. 18 19
… Fr 17.9. Sa 18.9. 20:00 Uhr Im Garten 11:00 Uhr Im Garten Eintritt: 7€/4€ Lesung, Musik und Film Kooperation mit dem Wissenschaftskolleg zu Berlin: »Er rettete beim Zirkusbrand das Liebste, Wissenschaft ist eine Kunst / was er besaß, und zugleich eine Nachhut Kunst ist eine Wissenschaft von zwölf Elefanten« Mit Eva Horn, Bernd Scherer und Alexander Kluge Das Anthropozän braucht neue Formen der Öffentlichkeit, entschie Mit Hannelore Hoger, Eva Horn, Joseph Vogl, Gustav Seibt, denere Kooperation zwischen den Metiers und fordert sämtliche Lilith Stangenberg, Sir Henry und Alexander Kluge Formen der (menschlichen) Intelligenz heraus: Von der Schwarmin Es geht um Elefanten, Goethe bei der Belagerung von Mainz, telligenz bis hin zu der von Korallenriffen, von der Überlebens Musik, Texte und Debatte: »Was Kooperation bedeutet, bemerkt man intelligenz in den Slums amerikanischer oder afrikanischer erst richtig, wenn sie fehlt«. Großstädte bis zu den Denkfabriken von Harvard./Dabei geht es um die Reibungsfläche zwischen Kunst und Wissenschaft/Die Anspannung des Geistes ist oft die Gleiche, Werkzeuge, Arbeits 21:30 Uhr Im Garten gegenstand und Resultate sind verschieden/Eine besondere intel ligente Anstrengung, die schon Leibniz mit seiner Theorie der Präsentation, Lesung und Musik Seperatrix forderte, bezieht sich auf die Verknüpfung hetero Honiggarten I: New York – Berlin – Paris gener Intelligenzen und Methoden. Mit Ben Lerner (aus New York), Aurélie Maurin, Dominik Sell u.a. 13:00 Uhr Im Garten & im ganzen Haus Eintritt: 7€/4€ Lesebrücke von New York nach Berlin: Der amerikanische Dichter und Suhrkamp-Autor Ben Lerner und Alexander Kluge sind aufein Führung ander gestoßen durch Lichtenbergs Skizzen zur Elektrizität. Die Ausstellung des Festivals »Der Elefant im Dunkeln« Daraus entstand das Buch Schnee über Venedig (Spector Books). Texte daraus: In der mittelalterlichen Engelslehre gibt es neun Ordnungen von Schnee/Die Phantasie als »Pferd«/Die poetische Kraft der Theorie. Zum Abschluss folgen Chansons und Lieder von Eine gemeinsame Führung mit Alexander Kluge, Asmus Trautsch und Aurélie Maurin mit Dominik Sell: ein musikalischer Bogen nach Annina Lehmann durch die Festivalsausstellung, die das Programm Frankreich und Paris. begleitet und vertieft. Über die Räumlichkeiten des Literatur hauses verteilt werden auf zwei Stockwerken verschiedene Aspekte der Kooperation beleuchtet, hinterfragt und in neue Zusammen hänge gesetzt. Im Rahmen der Schwerpunkte Gesellschaft, Biosphäre und Technologie entfaltet sich so ein Dialog zwischen künstle rischen Arbeiten, wissenschaftlichen und literarischen Texten und Naturalia aus dem Botanischen Museum. Mit freundlicher Unterstützung von Elefanten, Ameisen, Staren, Korallen, Pilzen, Erdbeben u.a. 20 21
… Sa 18.9. 16:00 Uhr Im Garten Eintritt: 7€/4€ 14:00 Uhr Im Garten Eintritt: 7€/4€ Lesung und Gespräch Kooperation mit dem Wissenschaftskolleg zu Berlin: Honiggarten II: Tanz der Gespenster / Der Glücksfall einer Institutsgründung: Danse des spectres Das Wissenschaftskolleg zu Berlin Mit Muriel Pic und Anne Weber Mit Barbara Stollberg-Rilinger, Isabel Mundry, Lothar Müller In Archiven, in Zeugnissen, in Gegenständen, die Menschen einst und Alexander Kluge in Händen hielten, schläft die Vergangenheit. »Wiederauferste Das Wissenschaftskolleg ist eine Gründung der 80er Jahre. Bereits hungspflanzen« werden gewisse Wüstenpflanzen genannt, die so in den neunziger Jahren begann die Zusammenarbeit mit der dctp. lange verdorrt am Boden liegen, bis sie darin schon fast ver In der Ausstellung des Literaturhauses sind Beispiele daraus schwinden, die aber nach Jahren, wenn es endlich regnet, wieder zu besichtigen. Zum Konzept des Wissenschaftskollegs gehört auch aufleben können. Dokumente warten auf unseren Blick; auf die die Wechselwirkung von Wissenschaft und Kunst. In jedem Jahr Träne, die aus unserem Auge fällt und sie zum Leben erweckten. gehören Dichter, Komponisten und Publizisten, neuerdings auch Mitunter können sie sogar Füße bekommen und zu tanzen beginnen. eine junge Opernregisseurin zu den Fellows. Themen wie Die Muriel Pic und Anne Weber lesen neue, kooperativ verfasste Texte. Macht am Mittelmeer und die longue durée (mit Wolf Lepenies), die Sendung mit Dieter Grimm aus Anlass der Terrordrohung gegen die Inszenierung von Mozarts Idomeneo durch Neuenfels in der 17:30 Uhr Im Garten Eintritt: 7€/4€ Deutschen Oper oder die legendäre Sendung mit Luca Giuliani über »Die Nase des Sokrates« gehören zu den Glanzlichtern Gespräch, Lesung, Film der kooperativen Verknüpfung über die Grenze von Wissenschaft Kenntnis der Notausgänge / R ettungswege aus der Titanic / Enzyklopädie der Kriege und Kunst hinweg. (Jean-Yves Jouannais) Mit Muriel Pic, Peter Weibel (aus Karlsruhe) und Alexander Kluge Der Philosoph Hans Blumenberg beschreibt eine instruktive Szene: Ein Museumsbeob achter steht vor dem Bild eines Schiffs untergangs. Er glaubt, er stünde vor einer Abbildung. Das ist ein Irrtum, sagt Blumenberg. »Wir alle sind längst einge schifft«. Deshalb ist Kenntnis der Notausgänge eine Disziplin aller Künste. Das gilt auch für das »Chamäleon Krieg« (Clause witz). Es tritt in ältesten und ernstesten Formen immer erneut uns vor Augen. Zuletzt in Kabul. Der französische Autor Jean- Yves Jouannais, Paris, schrieb das Buch M.O.A.B., eine Enzyklo pädie der Kriege, auch dazu wird es einen Film geben. 22 23
… Sa 18.9. von Straßenkünstlern wild, kreativ, wütend, schonungslos und oft schockierend. Meisterhaft verwenden sie urbanen Schutt 20:00 Uhr Im Garten Eintritt: 7€/4€ (Computerteile, Fernsehgeräte, Kugelgranaten, Macheten) und arbeiten kooperativ mit Feuer und Farbe, Wachs und Blut – um die Kooperation mit dem ZKM Korruption der Regierung, die Ausbeutung durch den Westen sowie Landung auf der »Membran des Lebens« / die unbeugsame Armut zu kritisieren. Système K enthüllt eine Das dünne Eis der Zivilisation einmalige lebendige, rohe, politisch scharfsinnige Welt der Performance-Kunst. Mit Peter Weibel (aus Karlsruhe), Bettina Korintenberg, Philipp Ziegler und Alexander Kluge HINWEIS: Leider kann Bruno Latour nicht teilnehmen 12:30 Uhr Cinéma Paris, Maison de France Eintritt: 8€/6€ Bruno Latour hat Begriffe wie das »Terrestrische« und die »Kri tische Zone« entwickelt, denen die derzeitige, von ihm und Peter Pandemisches Geflüster Weibel kuratierte Ausstellung »Critical Zones« am ZKM gewidmet ist. Mit diesen Begriffen führt Latour die Gaia-Hypothese von R.: Helge Schneider und Alexander Kluge. Deutschland (2021) James Lovelock und Lynn Margulis in kritischer Absicht weiter Während des Lockdowns haben das Literaturhaus, der Württember und wendet sich gegen unsere Vorstellungen vom Globus als gische Kunstverein und dctp.tv im Netz eine Revue-Nacht ver Lebensort. In Wahrheit existieren wir wie alles Leben nur in anstaltet. Daraus entstand das Festival der Kooperationen. einer dünnen Membran, deren fragile Kreisläufe und Abhängigkeiten Und zugleich der abendfüllende Film Pandemiegeflüster von Helge wir durch die globalisierte Zivilisation empfindlich stören. Schneider und Alexander Kluge. Sie ist auf dünnem Eis gebaut, das sie selbst zu schmelzen droht. Wie können Künste und Wissenschaften zusammen zu verste hen lernen, was es heißt, terrestrisch zu werden und in dieser 14:15 Uhr Cinéma Paris, Maison de France Eintritt: 8€/6€ kritischen Zone mit vollem Bewusstsein unserer vielfältigen Abhängigkeiten und Verbindungen anzukommen? Schlingensief und der Specht, »Der Darm denkt« und weitere Filme. So 19.9. Minutenfilmprogramm von Alexander Kluge und Lesungen von Annett Gröschner und 10:30 Uhr Cinéma Paris, Maison de France Tristan Marquardt Filme und Lesungen in Kooperation mit dem Institut français Deutschland Minutenfilme sind ein Genre, das auf die Frühzeit des Films zurückgreift und zugleich die Filmgeschichte heute fortzusetzen Zwölf Stunden Kinotag versucht. Sie werden von Lesungen begleitet. Als Hommage an Jean-Luc Godard: Blinde Liebe. 10:30 Uhr Cinéma Paris, Maison de France Eintritt: 8€/6€ Système K. R.: Renaud Barret. Frankreich (2019). (Original mit englischen Untertiteln) Kinshasa, die Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, ist eine Megastadt mit 17 Millionen Einwohnern. Das Wasser ist privatisiert und das Stromnetz launisch. Hier sind die Auftritte 24 25
… So 19.9. 21:00 Uhr Cinéma Paris, Maison de France Eintritt: 10€/8€ 16:00 Uhr Cinéma Paris, Maison de France Eintritt: 8€/6€ Bunter Kinoabend mit Musik und Lesungen Orphea Trompetenkino R: Alexander Kluge und Khavn De La Cruz. Deutschland (2020), Mit Helge Schneider, Lilith Stangenberg und Alexander Kluge Einleitung von Lilith Stangenberg Mit Ausschnitten aus Der Großstadt Der Film mit Lilith Stangenberg in der förster, Der Skilehrer der Kanzlerin, Hauptrolle zeigt die weibliche Version Vom Kellner zum Milliardär in New York des Sängers Orpheus: »Musik aus der Rippe und zurück und anderen Filmen. Viel Evas«. Anders als im antiken Mythos vom Improvisation, viel Musik mit mehreren Sänger Orpheus, der seine Geliebte, Eury Instrumenten. dike, aus der Unterwelt retten will, aber nicht wirklich bis ans Tageslicht bringt, ist Orphea in der Lage, denjenigen, den Parallel: sie liebt, aus der Unterwelt zu retten. 20:00 Uhr Kultursommer City West Eintritt: frei Darin ist Orphea die Schwester von Leonore ↦ Breitscheidplatz im Fidelio von Beethoven, die ihren Mann aus dem Kerker holt. Ein Musikfilm im Le Soleil brûle Verleih Rapid Eye Movies, gemeinsam mit dem philippinischen Meisterregisseur und Musiker Khavn De La Cruz. R.: Joséphine Demerliac. Deutschland (2020). OmU Die Sonne bezaubert und wärmt, weil sie auch brennt. Die Liebe und der Ehrgeiz genauso. Die Antiheldin Zou sowie die zwei 18:00 Uhr Cinéma Paris, Maison de France Eintritt: 10€/8€ anderen Hauptfiguren, Anselm und Gustav, sind die perfekten Prototypen einer Generation: Träumend, verloren und gelangweilt Filme, Lesungen und Debatte in einer Gesellschaft der »Freiheit«, in der die Globalisierung Das Wendejahr 1990 / Mit Jean-Luc Godards und die Revolution der Social Media unsere Liebesmodelle stark Allemagne année 90 neuf zéro (OmU) durcheinander gebracht haben. Mit Hanns Zischler, Jan Wenzel, Anne König, Thomas Heise und Alexander Kluge Aus Anlass der Publikation Das Jahr 1990 freilegen von Spector Books (2020) und in Bezug auf den meisterhaften Film über das Jahr 1990 von Jean-Luc Godard Allemagne année 90 neuf zéro thematisiert dieser Teil des Kinotages das Gefühl der Trauer darüber, dass nach dem vehementen Anfang im Herbst und Dezember 1989 die Gründung einer gemeinsamen neuen Republik nur schlecht, statt recht gelang und zunächst mit einer Deindustrialisierung und Entmutigung in den ostdeutschen Ländern begann: Eine Wende oder BIFURKATION, die bis heute massive Folgen hat. Lassen sich Fehler einer Wende nachträglich wenden? Eine Gewissenserfor schung in europäischer Perspektive. 26 27
Mo 20.9. 16:30 Uhr Im Garten Eintritt: 7€/4€ Fällt leider wegen Krankheit aus! Gespräch und Performance 12:30 Uhr Berlin Charlottenburg ↦ Treffpunkt: Literaturhaus Eintritt: frei Honiggarten IV: Das Dialog-Projekt Impulsvortrag und Spaziergang Mit Thomas Thiede und Alexander Kluge mit Publikumsgespräch mit dem ZfL Den sogenannten Dialog führen der Künstler Thomas Thiede und Alexander Kluge durch den Austausch gemeinsamer Werke. Der Position beziehen I: Dialog besteht nicht aus Reden, sondern aus Machen. Es wird Hildegard Brenner und die alternative berichtet und performt. Mit Moritz Neuffer In der Düsseldorfer Straße in Berlin-Wilmersdorf befand sich die 17:30 Uhr Im Garten Eintritt: 7€/4€ Schaltzentrale einer Zeitschrift, die in den literarischen und theoretischen Diskussionen der Jahre um 1968 zu einer wichtigen Gold Nugget Cinema und Debatte Stimme wurde: Im Wohnatelier der Herausgeberin Hildegard Brenner Honiggarten V: Hagen von Troja – Held aus den Ardennen entstanden die rot-schwarzen Hefte der alternative. Der Impuls vortrag wirft ein Schlaglicht auf das intellektuelle, politische und geografische Koordinatensystem des geteilten Berlins, in dem die Arbeit der Redaktion bis zur Einstellung der Zeitschrift Mit Jonathan Meese, Alexander Kluge und Swantje Grundler im Jahr 1982 ihren Ort hatte. Jonathan Meese hat für Alexander Kluge ein Gold Nugget Cinema hergestellt. Außerdem schreiben die beiden an einem gemeinsamen Buch, Die Schramme am Himmel. Nachrichten vom Helden Hagen 15:00 Uhr Im Garten Eintritt: 7€/4€ mit neuen Bildern von Jonathan Meese, das bei Spector Books im Oktober erscheinen wird. Es geht um den düsteren, bärbeißigen, Lesung und Gespräch aber auch treuen Helden Hagen. Ein Lesefehler hat die Zeitspanne Honiggarten III: Übersetzen im Ensemble von Hagen von Tronjes Leben und Taten um mehr als 1.000 Jahre erweitert. Es reichte aus, dass man versehentlich statt »Tronje« das Wort »Troja« tippt. Vom brennenden Troja über das Nibelungen Mit Dagmara Kraus und Alain Jadot lied im 12. Jahrhundert und Richard Wagner bis zum Jahr 2022. Frédéric Fortes Minutenopern (Opéras-minute) von 2005 sind ein Libretto: ein »libre étau«, eine Art »freier Schraubstock«, ja »freiwilliger Zwang« à la Oulipo. Zugleich handelt es sich um 110 Gedichte, die auf Buchseiten »inszeniert« werden. Eine immer gleich lange vertikale Linie trennt das, was Forte als »Bühne« und »Kulissen« festschreibt, um in diesem Spielraum typographische Formen und teils persönliche, teils ethnographische Inhalte zu erkunden. Damit hat er ein Textverfahren in die »Werkstatt für potenzielle Literatur« eingeführt, wofür er kurz nach Erscheinen von der Oulipo geadelt wurde. Alain Jadot und Dagmara Kraus haben den Text übersetzt und hypersetzt, sich ihn angeeignet, nachgedichtet, nachgestellt und werden über die gemeinsame Arbeit an den Minutenopern sprechen. 28 29
… Mo 20.9. 14:00 Uhr Im Garten Eintritt: 7€/4€ 20:00 Uhr Rangfoyer, Deutsche Oper Eintritt: frei Lesung, Filme und Gespräch in Kooperation mit Spector Books Kooperation mit der Deutschen Oper Berlin Der Weltgeist reitet durchs Brandenburger Tor. Die Große Oper zwischen Glückssuche und Napoleon und das Jahr 1990 »Götterdämmerung« Mit Alexander Kluge und Jan Wenzel Mit Jörg Königsdorf und Alexander Kluge Der erfolgreiche Abend mit Jean-Luc Godards Film Allemagne Aus mehr als zehn Jahren Zusammenarbeit zwischen dctp.tv und der année 90 neuf zéro am Sonntag im Cinema Paris wird heute Deutschen Oper: Eine Debatte mit Lesung und Filmen über das fortgesetzt. Zum 200. Todestag von Napoleon hat Spector Books Kooperationswunderwerk Oper. Es geht um Meyerbeer, um Wagner das Buch Napoleon Kommentar von Alexander Kluge publiziert. und die Zukunft der »Großen Oper«. Auch um die Götterdämmerung, Mit Bildern von Georg Baselitz und mit QR-Codes, mit deren die an der Deutschen Oper Berlin eine Neuinszenierung durch den Hilfe die Leser*innen Filme ansehen können. Verleger und Autor Regisseur Stefan Herheim erfährt. stellen das Werk vor und zugleich das sensationelle Buch Das Jahr 1990 freilegen, begleitet von Filmen. Eine aufregende Stunde zu anderen Möglichkeiten der Geschichte: um 1800, 1990, Di 21.9. heute und in Zukunft. 12:30 Uhr Berlin Charlottenburg Eintritt: frei ↦ Treffpunkt: Literaturhaus 15:00 und 17:00 Uhr Im Garten Eintritt jeweils: 7€/4€ Impulsvortrag und Spaziergang mit Publikumsgespräch Audiowalk, Performance und Lesung in Kooperation mit dem ZfL in Kooperation mit dem Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz Position beziehen II: Künstlercafés in Charlottenburg Sonic Worldling Mit Magical Power Bubbles und Saskia Warzecha Mit Sebastian Januszewski Sonic Worldling ist ein immersives, performatives und ortsspezi Cafés sind Orte der Begegnung, des Austausches und der Produk fisches Forschungslabor. Künstler*innen und Teilnehmer*innen tion. Für die beiden berühmten Künstler*innentreffpunkte Berlins, werden zu einem Organismus, der sich über Klang mit den vielfa das Romanische Café und das Café des Westens, gilt dies ins chen Agenten eines Ökosystems verbindet. Ziel des Laborversuchs besondere. Der Spaziergang führt zu den ehemaligen Standorten ist die Begegnung mit dem Mehr-als-Menschlichen und die körper dieser Cafés und stellt einige »Kaffeehaus-Bewohner« vor. liche Imagination eines posthumanen In-der-Welt-Seins. 30 31
… Di 21.9. 20:30 Uhr Im Garten Eintritt: 7€/4€ 19:00 Uhr Im Garten & Livestream Eintritt: 7€/4€ Diskussion, Lesung und Gespräch Gespräch Wie gelingt intersektionale Kooperation? Kontakt- und Konfliktzone Mittelmeer: Oder: Macht verlernen in 12 Stufen Scheitern und Neuerfindung von Kooperation Mit Asal Dardan, Anna Schapiro, Daniela Dröscher, Alexander Graeff u. a. Strukturelle Diskriminierung ist eine Dauerkrise. Nirgendwo Mit Sam Zamrik, Axel Steier, Malte Fuhrmann und Verena Papke u.a. sonst werden Ausschluss und Distinktion deutlicher als an und Die Seenotrettung von Geflüchteten ist nach dem politischen in den Räumen bürgerlicher Kultur. Was sich dieser Tage allzu Versagen der EU und dem Scheitern anderer staatlicher Rettungs oft als offener Raum inszeniert, bleibt meistens bloß einem projekte wie dem italienischen Mare Nostrum-Projekt 2014 weit inneren Kreis vorbehalten. Aktivist*innen aller Sektionen ver gehend in ziviler Hand. Wie zivilgesellschaftliche Initiativen suchen der Krise so zu begegnen, dass sie für mehr Zugänge und innerhalb dieser Lücke agieren und miteinander kooperieren Sichtbarkeit kämpfen. Da dieser Kampf nicht ohne Konzepte von können und wie das Mittelmeer von einer Grenz- und Konfliktzone Gemeinschaft auskommt, lassen sich aus dieser Praxis vielleicht zum Kontakt- und Austauschraum werden kann, soll Thema des Modelle gelingender Kooperation auch für die Mehrheitsgesell Gesprächs sein. Die syrische Lyrikerin Lina Atfah, die selbst schaft ableiten. Engagierte Gegenwartsliteratur und -kunst über das Mittelmeer nach Europa geflüchtet ist, Malte Fuhrmann, spielen hierbei möglicherweise eine zentrale Rolle. Ausgehend Historiker des östlichen Mittelmeeres, und Axel Steier, von Asal Dardans Betrachtungen einer Barbarin, aus denen sie Mitbegründer und Sprecher von Mission Lifeline, werden sich lesen wird, laden Anna Schapiro, Daniela Dröscher, Alexander der Thematik aus ihren jeweiligen Perspektiven annähern, um Graeff und Asal Dardan zur Kooperation ein. Geschichte, Status quo und Chancen zu diskutieren. Mi 22.9. 12:30 Uhr Berlin Mitte Eintritt: frei ↦ Treffpunkt Hegel-Denkmal am Hegelplatz Impulsvortrag und Spaziergang mit Publikumsgespräch in Kooperation mit dem ZfL Position beziehen III: Hegels Mitte Mit Patrick Eiden-Offe Von Hegels Wirken an der Berliner Universität am Kupfergraben aus geht es um den privaten Hegel: die freundschaftlich-politischen Treffen, die in seiner Wohnung stattfanden, die Anfänge der Spaltung von Links- und Rechtshegelianern, bis zu seinem Tod zu Zeiten der Cholera. Auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof schließlich wird über Hegels Einordnung in die Berliner Geistes geschichte und sein Nachwirken gesprochen. 32 33
… Mi 22.9. 18:00 Uhr Im Garten Eintritt: 7€/4€ 15:00 Uhr Im Garten Eintritt: 7€/4€ Kooperation mit der Deutschen Kinemathek und dem Suhrkamp Verlag Gespräch und Werkstattlesung Kollektives Übersetzen und Schreiben Abend mit Film, Musik und Literatur Mit Yoko Tawada, Durs Grünbein, Ann Cotten, Martin Koerber, Mit Versatorium, der Wiese, Gabriele Leupold, Annette Pehnt, Alexander Kluge u. a. Alexa Dietrich und Lilith Tiefenbacher Die dctp verbindet mit der Deutschen Kinemathek ein tiefgreifen »Nase hoch beim Übersetzen«, erklärt Swetlana Geier in Die Frau des Interesse an der Rekonstruktion und Fortsetzung der Film mit den fünf Elefanten. Was aber passiert, wenn beim Übersetzen, geschichte. Ein besonderer Akzent in dieser Kooperation ist das beim Schreiben, die Nasen zusammengesteckt werden, Sprache Verhältnis von Musik und Bewegtbild im Kino (Adorno, Hanns gemeinsam gefunden werden soll? Im Gespräch sollen verschiedene Eisler, Wiederherstellung des Films Sylvester mit den Mitteln Perspektiven auf das Übersetzen/Schreiben unter kooperativen seiner Filmmusik in der Deutschen Kinemathek). Die Lesung von Vorzeichen diskutiert werden: Was bedeutet es, zwei Tätigkeiten, Yoko Tawada zu Alexander Kluges Filmen ist begleitet von Filmen, denen traditionellerweise unterstellt wird, sie müssten in die sich auf Japan beziehen, darunter eine Hommage auf die Oper einem Kopf ihren Ursprung finden, kooperativ zu bestreiten? Erdbeben. Träume des Japaners Toshio Hosokawa nach dem Libretto Welche Implikationen ergeben sich daraus für Lesende, Schreiben von Marcel Beyer. Ann Cotten liest, und es wird der gemeinsame de und Text? Und lassen sich Erfahrungen mit dem kooperativen Film von ihr und Alexander Kluge gezeigt: Hellmau – ein Gorilla Übersetzen/Schreiben auf andere gesellschaftliche Zusammen besucht Schloss Elmau und nimmt am G7-Gipfel teil. Durs Grünbein hänge übertragen? liest Gedichte zu Filmen Kluges, der darauf reagiert. Ein Abend über die Nahtstellen und kooperativen Kräfte zwischen Musik, Literatur und Bewegtbild. 16:30 Uhr Im Garten Eintritt: 7€/4€ Lesung und Gespräch Honiggarten VI: Literarische Kooperations- potenziale zwischen Afrika und Europa Mit Yvonne Adhiambo Owuor und Nora Bossong Das erzählerische Werk der kenianischen Autorin Yvonne Adhiambo Owuor thematisiert die afrikanische Gegenwart in Kenia mit ihren kolonialen Verstrickungen und internationalen Abhängigkeiten auf komplexe und eindringliche Weise, zuletzt in Das Meer der Libellen (2020). Die deutsche Autorin Nora Bossong hat sich in ihrem Roman Schutzzone (2019) mit der hoch problematischen Rolle des paternalistischen Westens in Krisenregionen wie Burundi und Ruanda nach dem Genozid beschäftigt und sie mit der Realität vor Ort konfrontiert. Beide Autorinnen werden aus ihren Büchern lesen und Potenziale für eine entkolonialisierte und faire Zusammenarbeit zwischen Afrika und Europa im Bereich Literatur und Politik sprechen. 34 35
Do 23.9. 18:00–21.30 Uhr Oberes Foyer, Kl. & Gr. Saal Eintritt: frei (durchgehender Einlass) 12:30 Uhr Berlin Tiergarten Eintritt: frei 18.00–19.00 Uhr Check-In für Teilnahme an Dialogen ↦ Treffpunkt: Invalidenstraße 53, vor »Peter Pane« Impulsvortrag und Spaziergang mit Publikumsgespräch Mobile Akademie Berlin in Kooperation mit dem ZfL in Kooperation mit dem Goethe-Institut Brüssel Position beziehen IV: Wo ist Discopeter? Markt für nützliches Wissen Auf den Spuren des Lieferroboters und Nicht-Wissen. Lizenz Nr. 9. Wenn wir teilen. Mit Sebastian Kirsch »Discopeter« ist der Name eines selbstfahrenden Lieferroboters, Dialoge über wissenschaftliche der ab Juni 2021 in der Nähe des Berliner Hauptbahnhofs Speisen und gesellschaftliche Kooperationen auslieferte. Als erster und bislang einziger in Berlin zum Einsatz gekommener Lieferroboter ist »Discopeter« allerdings schon wieder von der Straße genommen. Ein gemeinsamer Rundgang Mit Expert*innen aus den Wissenschaften, der Literatur und mit öffentlicher Spurensuche im ehemaligen Einsatzgebiet des anderen Künsten sowie mit zivilgesellschaftlichen Akteur*innen »flaneurhaften« (TIP) Roboters: Mit welchen Hindernissen und wollen wir gemeinsam über die Auswirkungen der Pandemie und die Schwierigkeiten hatte »Discopeter« in dieser Umgebung zu kämpfen? künftigen Potenziale für gesellschaftliche Kooperationen nach Wie sieht die Welt durch die Sensoraugen eines Lieferroboters denken. Dafür wird der direkte Dialog zwischen Expert*innen und aus? Welche Utopien, welche Ängste, welche Interessen knüpfen Publikum eröffnet: Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und sich an Roboter in unserer Lebenswelt? Aktivist*innen aus Deutschland, Belgien und dem globalen Süden teilen ihr Wissen über gelungene Kooperationsmodelle und Krisen der Kooperation. Das Literaturhaus und das Goethe-Institut 15:00 Uhr digital (Anmeldung erforderlich) Brüssel (im Kontext des Projekts »Lockdown Lehren«) haben die Lizenz für das Format Markt für nützliches Wissen und Nicht- Workshop zum Fermentieren Wissen von der Mobilen Akademie Berlin erworben – ein Modell für Kitchen_Ferm_Lab die interdisziplinäre Recherche über das Lernen und Verlernen, in dem erzählerische Formate der Wissensvermittlung verhandelt werden. Wählen Sie aus einem Angebot von 30 Gesprächen aus! Mit Fanny Kranz und Max Kosoric Buchen Sie eine/n Expert*in für 1€ für ein halbstündiges Das Kitchen_Ferm_Lab beschäftigt sich mit der Veredelung von Gespräch. Oder nutzen Sie die Möglichkeit mit Kopfhörern die Nahrungsmitteln und Züchtungen von Algen, Pilzen, Bakterien und Dialoge auf 5 Kanälen im Markt-Radio zu verfolgen. Wir sind deren Symbiosen. Woher kommen die Milchsäurebakterien? Welche durchgehend geöffnet! Umgebung ist für eine Vermehrung notwendig? Was ist ein Scoby? Wie entsteht wilde Hefe? Gibt es magischen Schimmel? In diesem Expert*innen und Themen: digitalen Workshop fermentieren und experimentieren wir gemein Konrad Braun: Public Civic Partnership: Neue Formen von gemein sam mit der Milchsäuregärung und stellen eine Kimchivariation schaftlichem Eigentum im Spannungsfeld zwischen Gemeinwohlwirt her, die die Kulturen verbindet. Zutaten und nötige Geräte wer schaft, Stadtentwicklung und Staat den bei der Anmeldung zum Online-Workshop (via Zoom) mitgeteilt. Teresa Bücker: Wir sind nie gleichberechtigt gewesen. Individual beratung kurz vor der Wahl: Wie Politiker*innen feministische Positionen in pandemischen Zeiten reflektiert, verfälscht oder vergessen haben. ↪ 36 37
… Do 23.9. Fr 24.9. 12:30 Uhr Berlin Tiergarten Eintritt: frei Nuran David Calis: Wie kooperiert der Gegner? Über die tradierten ↦ Treffpunkt: Statue der Amazone, Floraplatz Netzwerke rechtsextremer Organisationen in den letzten 30 Jahren: Mölln – Hanau – NSU 2.0 Impulsvortrag und Spaziergang mit Publikumsgespräch Gregor Hagedorn: Konsumorientiertes Klima-Engagement kann von in Kooperation mit dem ZfL politischen Lösungen ablenken, aber nur beides zusammen kann uns weiter bringen. Eine Individualberatung zu wirksamen und unwirk Position beziehen V: samen Selbstwirksamkeitserfahrungen. Tiergarten, Landscape of Transgression Jean Macq (Leuven, Belgien): Hope in the health crisis? How the pandemic could accelerate reforms in the health sector. Elisabeth Massute: 1. COVAX – gescheiterter Aufruf zur Solidarität Mit Sandra Bartoli oder ein Zukunftsmodell für gerechte Impfstoffverteilung? Im Tiergarten, dem ältesten Park Berlins, überlagern und über 2. Aussetzung von geistigen Eigentumsrechten jetzt! schneiden sich Aspekte der Ökologie, Stadtentwicklung, Denkmal Olivia Mitscherlich-Schönherr: Politische Klugheit in der Krise. pflege, Alltagskultur und Tagespolitik zu einer Insel der Die evidenzbasierte Corona-Politik hat ihre eigenen Rationa Anomalie, die als radikale Ausprägung städtischer Öffentlichkeit litäts defizite generiert. Das Modell der Bürgerräte kann gelesen werden kann. Insoweit sich der Tiergarten den Zuschrei Abhilfe schaffen. bungen etablierter Denkmodelle entzieht, kann er als Ort Patrick Mudekereza (Lubumbashi, Demokratische Republik Kongo): der Koexistenz von Stadt und »Natur« auch der Erweiterung des The Waza Art Center in Lubumbashi, Kongo and its national and Diskurses zur nachhaltigen Stadtentwicklung dienen. international networks, cooperations and partnerships. Philipp Osten: Impfungen und Impfgegner bis 1921. Mit praktischen Beispielen aus der verborgenen Berliner Impfbibliothek. Stefan Rahmstorf: 1. Wie genau geht es dem Golfstrom und was bedeutet seine Abschwächung für die Erde? 2. Was können wir aus naturwissenschaftlicher Sicht vom Klimasystem überhaupt noch retten? Felipe Dias Rego (Salvador, Brasilien): How to use the pandemic to get smart cultural laws passed faster and stay that way for the future? Promona Sengupta: Timetravel for All: How To Leave No One Behind. Decolonizing the timespace continuum through specula tive practices. Eric Otieno Sumba: Die Patentpolitik der Zukunft: Über die gleichberechtigte globale Verteilung von Arzneimitteln. Warum das globale Patentsystem Leben kostet und wie man Gesundheit als Gemeingut schützen kann. Adriana Urrea (Bogotá, Kolumbien): Between Hope and despair: an approach to the challenges the Commission of Truth of Colombia had to endure. Kira Vinke: Klima und Krieg: Wie beeinflussen Klimafolgen die Entstehung von gewaltsamen Konflikten wie in der Sahelzone und Syrien? Von den sozio-politischen Auswirkungen des Klimawandels und Mechanismen der Krisenprävention. 38 39
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