Fischerei & Fischmarkt - in Mecklenburg-Vorpommern - Landesverband der ...
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Fischerei & Fischmarkt in Mecklenburg-Vorpommern 1/2017 – 17. Jahrgang Aktuelle Informationen aus Praxis, Forschung, Beratung und Verwaltung Schwerpunktthemen in diesem Heft sind: Jahrestagung LV der Binnenfischer Landwirtschaftsminister auf Fangreise Kennzahlen der Zander-Aquakultur Auswirkung Karpfenbesatz in Standgewässer
Vorwort Liebe Leserinnen und liebe Leser, es ist mir jedes Mal eine große Freude, eine neue Ausgabe dieser Zeitschrift in den Händen zu halten. Nirgendwo sonst bekommt man aktuelle Informationen aus dem Land zur Fischerei und Fischwirtschaft, zur Aquakultur, zur Fischereiforschung, zu Themen der Verbände und zu Neuigkeiten aus der Fischereiver- waltung in so übersichtlicher und verständlicher Form. Sicher, nicht jeder Leser und jede Leserin wird rundum alles interessieren. Aber bei der Fülle an Themen kommt jeder auf seine Kosten. Und so soll es sein. Besonders serviceorientiert sind die Kontaktangaben zu den Au- toren am Ende eines jeden Beitrags. Wer Themen vertiefen möchte, kann sich direkt an den Fachmann oder die Fachfrau wenden. Das ist eine hervorragende Praxis, die so sicherlich nur bei wenigen Zeitschriften gelebt wird. Ich wünsche mir und Ihnen, dass diese Zeitschrift weiterhin so gut beim Zielpublikum ankommt und uns noch viele Jahre mit spannenden Themen begleiten wird. An Themen wird es uns auch im Jahr 2017 nicht fehlen. Das Dorschangeln in der Ostsee, die Fischerei in ge- schützten Gebieten sowie die Auswirkungen der wachsenden Kormoranpopulation möchte ich hier nur stellver- tretend nennen. Wichtig dabei ist – und das habe ich in den vergangenen Jahren besonders geschätzt – dass wir miteinander und nicht übereinander reden. Das heißt nicht, dass bestimmte Themen nicht auch kontrovers diskutiert werden können. Am Ende sollte im Interesse aller Beteiligten aber immer ein tragfähiger Kompromiss stehen. Ich würde mich freuen, wenn dieses Credo auch weiterhin unser Handeln bestimmt. Gestatten Sie mir auch noch ein Wort zum neuen Förderprogramm „Europäischer Meeres- und Fischereifonds“, dessen Umsetzung die Mitgliedsstaaten erneut vor Herausforderungen stellt. Mittlerweile muss sich die Fische- reiverwaltung mit mehr als 40 einschlägigen EU-Verordnungen sowie den dazugehörigen Durchführungsbe- schlüssen, Leitlinien, Leitfäden und offiziellen Bekanntmachungen beschäftigen. Die überbordende Bürokratie bringt unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Rand der Handlungsfähigkeit. Das kann nicht das Modell für die Zukunft sein und ich werde mich dafür einsetzen, die Anforderungen in zukünftigen Förderprogrammen wieder auf ein vernünftiges Maß zurückzufahren. Ihr Dr. Till Backhaus Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2017 3
Seite • Vorwort 3 Aus dem Landwirtschaftsministerium/Aus der Verwaltung/Aktuelles • Erschienen 5 • Neuer Staatsekretär 6 • Änderung der Küstenfischereiverordnung 6 • EU-Inspektion zur Fischetikettierung und Rückverfolgbarkeit 6 • Untersuchungen Winterlager7-10 Aus dem Landesfischereiverband M-V e.V. • Jahresfischereitagung des Landesverbandes der Binnenfischer11 • Gemeinsame Tagung von BALTFISH / BSAC / EFCA in Hamburg13 • Minister auf hoher See 14-15 • Förderung Fischwirtschaftsgebiete in M-V 16-17 • Brexit gefährdet deutsche Arbeitsplätze 18 • Untersuchungsergebnisse der Winterlager Stralsund und Ryck 18-19 • „Rute Raus - der NDR-Anglerstammtisch“ 20 • Brief aus Brüssel 21 Aus der Forschung • Wirtschaftliche Kennzahlen der Zander-Aquakultur 25 • Hohes Potential für Barsch und Zander aus Aquakultur 26-27 • „Erfassung der Meerforellenbestände in Vorp. Boddengewässern und Mecklenburger Bucht“ 2017 – 2020 28-30 • Dorschmarkierungen 30 • Baltic IMTA – Verfahrensentwicklung einer Integrierten Multi Trophischen Aquakultur für die Küstengewässer Mecklenburg-Vorpommerns, Teil 3 31-35 • Fischereilicher Nutzen und gewässerökologische Auswirkungen Karpfenbesatz 36-46 • Fortbildungsseminar für Fluss- und Seenfischer 2016 46-48 • Fortbildungsveranstaltung für Fischhaltung und Fischzucht 2017 49-53 Impressum 54
Aus der Verwaltung Erschienen: Delegierte Verordnung (EU) 2017/117 der Kommission vom 5. September 2016 zur Fest- legung von Bestandserhaltungsmaßnahmen zum Schutz der Meeresumwelt der Ostsee und zur Aufhebung der Verordnung (EU) 2015/1778 (ABl. L 19 vom 25.01.2017) Verordnung (EU) 2017/135 des Rates vom 23. Januar 2017 zur Änderung der Verord- nung (EU) 2016/1903 zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestän- de und Bestandsgruppen in der Ostsee für 2017 (ABl. L 22 vom 27.01.2017) Verordnung (EU) 2017/127 des Rates vom 20. Januar 2017 zur Festsetzung der Fang- möglichkeiten für 2017 für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in den Unions- gewässern sowie für Fischereifahrzeuge der Union in bestimmten Nicht-Unionsgewässern (ABl. L 24 vom 28.01.2017) Drittes Gesetz zur Änderung des Seefischereigesetzes (BGBl. I 2016 S. 3188) Zweite Verordnung zur Änderung der Küstenfischereiverordnung Ändert VO vom 28. November 2006 GS Meckl.-Vorp. Gl. 793-3-6 (GVOBl. M-V 2016 S. 881) Richtlinie für die Förderung von Vorhaben des Naturschutzes (Naturschutzförderrichtlinie – NatSchFöRL M-V) VV Meckl.-Vorp. Gl. Nr. 791-18 (AmtsBl. M-V 2017 S. 141) -------------------------------- Die Aufstellung ist nur eine Auswahl und kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2017 5
Aus der Verwaltung Neuer Staatsekretär im Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt in Mecklenburg-Vorpommern Seit dem 31.12.2016 ist Herr Dr. Jürgen Buchwald neuer Staatssekretär im Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt. Der bisherige Staatssekretär, Herr Dr. Peter Sanftleben, ist ab dem 01.01.2017 als Leiter der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern tätig. Änderung der Küstenfischereiverordnung Die Zweite Verordnung zur Änderung der Küstenfischerei- Auf Wunsch erhalten Sie gerne eine Kopie. verordnung (ändert VO vom 28. November 2006) vom 12.11.2016 wurde am 30.12.2016 im Gesetz- und Ver- Wenden Sie sich dazu bitte an Herrn Schmietendorf ordnungsblatt Mecklenburg-Vorpommern veröffentlicht. (Kontakt siehe Impressum). Betroffen sind sowohl die Freizeitfischer/Angler als auch die Berufsfischerei. Mitteilung des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittel- sicherheit und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern EU-Inspektion zur Fischetikettierung und Rückverfolgbarkeit In der Zeit vom 10.10. bis 14.10.2016 fand durch Die EU-Inspektoren hatten die Besichtigung einer Fische- Mitarbeiter der EU-Kommission (DG Sante und DG reierzeugerorganisation, einer Fischgroßhandels- und Mare) eine Inspektion zur Umsetzung der Etikettie- Fischeinzelhandelseinrichtung, einer Fischverarbeitung rung und Rückverfolgbarkeit von Erzeugnissen der und einer Einrichtung mit Gemeinschaftsverpflegung Fischerei und Aquakultur nach der Verordnung über angefordert, um dort die Kontrolldurchführung vor Ort die gemeinsame Marktorganisation (Artikel 35 bis durch die Fischerei- und Lebensmittelkontrollbehörde 39 der Verordnung (EU) Nr. 1379/2013) und der zu überprüfen. Verordnung zur Einführung einer gemeinschaftlichen Eine erste Auswertung der EU-Inspektion zeigte, dass Kontrollregelung (Artikel 58 der Verordnung (EG) Nr. für die Umsetzung der fischereirechtlichen Vorschriften 1224/2009) sowie zu den lebensmittelrechtlichen die Verfahrensbeschreibung und die Dokumentation des Vorschriften statt. Durch die Kommissionsinspektoren risikoorientierten Kontrollplans sowie Kontrollen der Fi- wurden bei der Fischereibehörde (LALLF M-V) und beim schereiinspektoren auch im sogenannten „Reinbereich“ Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt des Land- (Bereich der Lebensmittelverarbeitung und -lagerung) kreises Vorpommern-Rügen ausführliche Informationen als erforderlich angesehen werden. Durch das Land- und Darstellungen zur Zuständigkeit und Struktur der wirtschaftsministerium und das LALLF M-V werden die Behörden sowie deren technischen und personellen notwendigen Änderungen der Verfahrensabläufe im Ressourcen, zur räumlichen Organisation, zum Risiko- ersten Quartal 2017 auf den Weg gebracht, so dass management, zur Anzahl der spezifischen Kontrollen Kontrollen EU-konform ab April 2017 durchgeführt sowie zu den Ergebnissen nachgefragt. werden. 6 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2017
Aus der Verwaltung Fischereibiologische Untersuchungen in den Winterlagern „Hafen Stralsund“ und „Unterer Ryck“ im Untersuchungsjahr 2015/2016 Dipl.-Biol. Thomas Lorenz (FIUM GmbH & Co KG - Institut für Fisch und Umwelt, Rostock), PD Dr. Thomas Mehner (Schöneiche), Dr. H.M. Winkler (Universität Rostock), Dr. Thomas Schaarschmidt (LALLF M-V) Einleitung Im Herbst und Winter werden in einigen Bereichen von Die Finanzierung der Untersuchung erfolgte mit Mitteln Küstengewässern hohe Fischkonzentrationen beobach- aus dem Verkauf der Angelerlaubnis für Küstengewässer. tet. Neben geeigneten natürlichen Gewässerabschnitten Hauptauftragnehmer war Fisch und Umwelt e.V. aus handelt es sich vor allem auch um Häfen und Kanäle, die Rostock, der die Arbeiten zusammen mit zwei Kooperati- in der kalten Jahreszeit eine große Bedeutung als Schutz- onspartnern (Universität Rostock, Lehrstuhl für Allgemeine und Rückzugsräume für die Fischfauna haben. Bereits und Spezielle Zoologie, Dr. H.M. Winkler: Weiterge- seit Jahren wird daher zum Schutz der Fische in einigen hende Untersuchungen an Barsch, Hecht, Zander so- dieser Gebiete durch Allgemeinverfügung der oberen wie PD Dr. Thomas Mehner, Schöneiche: Hydroakustik) Fischereibehörde auf Grundlage der Küstenfischereiver- ausgeführt hat. Die Ergebnisse sowohl der Pilotstudie ordnung M-V die Ausübung der Fischerei beschränkt, als auch der aktuellen Untersuchung wurden Vertretern um einen Kompromiss zwischen der Notwendigkeit des Landesanglerverbandes und der örtlichen Angel- des Fischschutzes und der Nutzung dieser anglerisch vereine bereits während zweier Veranstaltungen am attraktiven Gebiete zu finden. Die Ausweisung dieser 30.06.2015 bzw. 01.12.2016 in Stralsund vorgestellt. Winterlager beruht im Sinne des Vorsorgeansatzes Der Auftragnehmer hat den Fischereibehörden einen insbesondere auf Beobachtungen und Erfahrungen der umfangreichen Abschlussbericht mit zahlreichen Daten Fischereiaufsicht. und Abbildungen, einem detaillierten Anhang sowie alle In den letzten Jahren hat es ein starkes öffentliches erhobenen Rohdaten übergeben. Nachfolgend sollen zur Interesse an dieser Thematik und zahlreiche kontro- Information auszugsweise einige wichtige Ergebnisse verse Diskussionen zu den Perspektiven des Angelns der Untersuchung aus 2015/2016 vorgestellt werden. in den Winterlagern gegeben. Unter anderem wurde seitens der Anglerschaft die Durchführung von wissen- Methoden schaftlichen Untersuchungen in diesen Gebieten zur Winterlager Winterlager Verbesserung der Datenlage und Begründung rechtlicher „Unterer Ryck“ „Hafen Stralsund“ Vorgaben gefordert. Im Rahmen einer Pilotstudie erfolgte daher von Dezem- 27.10.2015 26.10. 2015 ber 2014 bis März 2015 erstmals eine wissenschaftli- 16.11.2015 17.11. 2015 che Datenerhebung im Winterlager „Hafen Stralsund“. 14.12.2015 16.12. 2015 Im Untersuchungsjahr 2015/2016 wurden im Auftrag des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicher- 01.02.2016 11.02. 2016 heit und Fischerei M-V (LALLF) die Untersuchungen im 25.02.2016 26.02. 2016 Winterlager „Hafen Stralsund“ fortgesetzt und außer- 15.03.2016 16.03. 2016 dem neu das Winterlager „Unterer Ryck“ untersucht. Wichtige Fragestellungen waren dabei u.a.: • Struktur der Winterlager (u.a. Tiefenprofile) und Mit anerkannten Methoden der wissenschaftlichen Hyd- wichtige Umweltfaktoren roakustik (Fischereiforschungsecholot) wurde der Fischbe- • die Zusammensetzung der Fischgemeinschaft, stand in beiden Winterlagern sowie in außerhalb befind- • die räumliche Verteilung von Fischen, lichen Referenz- bzw. Vergleichsgebieten großflächig und • Biomassen und Anzahlen wichtiger Arten, insbe- schonend erfasst. Zeitgleich erfolgten zur Interpretation sondere Arten mit Fangbegrenzung (Barsch, Hecht, der hydroakustischen Daten lokal Befischungen mit spe- Zander), ziellen Forschungsstellnetzen. Die Stellnetze wurden zur • die Ein- und Auswanderung der Fische, Minimierung von Beeinträchtigungen des Fischbestandes • die anglerische Nutzung der Winterlager. in den Winterlagern jedoch nur für sehr kurze Zeit gestellt („Unterer Ryck“: 20 - 250 min, „Hafen Stralsund“: 5 - 110 min; Zeiten jeweils angepasst an die unterschiedlichen Fischdichten konkreter Standorte). Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2017 7
Aus der Verwaltung An jedem Untersuchungstag wurden stets auch die wichtigsten Wasserparameter gemessen. Insgesamt fanden zwischen Ende Oktober 2015 und Mitte März in jedem Gebiet jeweils an sechs Untersuchungs- tagen Feldarbeiten statt, bei denen ein sehr umfangreiches Datenmaterial erhoben wurde. Fischfauna In den Untersuchungsgebieten konnten insgesamt 16 Fischarten nachgewiesen werden; es dominierten fünf Arten: Plötze, Barsch, Güster, Zander und Blei. Die Längen der wichtigen bzw. häufigsten Arten verteilten sich wie folgt: Winterlager Anteil Winterlager Anteil „Unterer Ryck“ untermaßig „Hafen Stralsund“ untermaßig Barsch 11 - 37cm 29 % 9 - 40 cm 33 % Zander 15 - 51 cm 91 % 15 - 80 cm 79 % Hecht 54 - 96 cm keine 58 - 115 cm keine Plötze 12 - 42 cm 11 - 40 cm Güster 14 - 38 cm 13 - 40 cm Blei 15 - 58 cm 11 - 48 cm Insgesamt war für den Zander in beiden Winterlagern die geringe Zahl von Tieren über 40 cm und der sehr hohe Anteil untermaßiger Individuen auffällig; im Winterlager „Unterer Ryck“ außerdem die geringe Gesamtzahl der nachgewiesenen Hechte. Räumliche Verteilung der Fische: Stellnetzfänge Im Winterlager „Hafen Stralsund“ wurden hohe Fischdichten im Bereich des Kanales/der Bootsanleger und des Hafenbeckens/der Piers festgestellt, im übrigen Bereich des Winterlagers wurden diese Fischdichten bei Weitem nicht erreicht. Außerdem wurde beobachtet, dass sich im inneren Teil des Hafens (Kanal/Bootsanleger) verhält- nismäßig kleinere Fische aufhielten als im Gebiet der Piers und des Hafenbeckens. Im „Unteren Ryck“ waren die Einheitsfänge im Bereich Stadthafen signifikant als im restlichen Bereich des Win- terlagers. In beiden Winterlagern belegen die Ergebnisse, dass die Einheitsfänge mit steigender Entfernung vom offenen Wasser, stärkerer Wasserkörperberuhigung und besseren Unterstandsmöglichkeiten zunahmen. Einheitsfang* (Mittelwerte) „Unterer Ryck“ „Hafen Stralsund“ Stadt- Teilstrecke Wiek Kanal/ Becken/ Einfahrt/ hafen 1-3 Bootsanleger Pier südlicher Teil Individuen pro m und 24 h 81,3 23,8 17,1 407,6 12,5 1,3 kg Frischmasse pro m und 24 h 14,8 3,8 2,9 54,9 6,9 1,0 * Hochrechnung der Ergebnisse zu Vergleichszwecken auf Meter Stellnetz und 24 Stunden Fangzeit Räumliche Verteilung der Fische: Hydroakustische Untersuchungen Die Fischbiomasse im Winterlager „Hafen Stralsund“ stieg von Oktober 2015 bis Februar 2016 kontinuierlich an und erreichte Anfang 2016 Spitzenwerte von durchschnittlich 15.700 kg ha-1. Insbesondere in den Winter- monaten Dezember und Januar hielten sich die Fische nahezu ausschließlich im Hafen auf; die Biomasse war dort ca. 50-fach bis sogar 1000-fach höher als in den Referenzgebieten im Strelasund. Erst zum Ende der Un- tersuchungsperiode Ende Februar und März 2016 konnten höhere Fischbiomassen auch im südlichen Teil des Referenzgebiets festgestellt werden, vermutlich wegen einwandernder Heringsschwärme. Die beobachtete Konzentration von Fischen im Hafenbecken Stralsund war außergewöhnlich hoch. Die detek- tierten Biomassen von bis zu 15.000 kg ha-1 sind weit höher als vergleichbare Angaben aus Binnengewässern, die meist maximal 300 kg ha-1 erreichen. Die höchsten Biomassen wurden für Plötze und Hecht (ca. 3000 kg ha1) berechnet; die Biomassen für Barsch (750 kg ha-1) und Zander (ca. 930 kg ha-1) lagen deutlich darunter, sind aber immer noch sehr hoch. Im Winterlager „Unterer Ryck“ waren sowohl die maximalen (6.000 kg ha-1, innerer Ryck Nord im Februar 2016) als auch die maximalen mittleren Fischbiomassen über alle vier Untersuchungsgebiete des Winterlagers (2.500 8 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2017
Aus der Verwaltung kg ha-1, November 2015) deutlich geringer als im Winterlager „Hafen Stralsund“. In den beiden Referenzstre- cken in der Dänischen Wiek war die Fischbiomasse durchgehend sehr gering (
Aus der Verwaltung Untersuchungsgebiete Winterlager „Untere Ryck und „Hafen Stralsund“ Foto: T. Schaarschmidt Feldarbeiten im Winterlager „Hafen Stralsund“ 10 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2017
Aus dem Fischereiverband Jahresfischereitagung des Landesverbandes der Binnenfischer Mecklenburg – Vorpommern e. V. Thorsten Wichmann, Referent Naturschutz und Öffentlichkeitsarbeit des LFV Hans Werner Thomas begrüßte die Anwesenden zur an Nachfolger muss eine Fortschreibung des Pachtver- Jahresfischereitagung in Waren. Herr Kien vom Christ- trages erfolgen, um AK und Investitionen zu sichern.“ lichen Jugenddorf Deutschlands e. V. (CJD) stellte das Zum Thema Aalbesatz forderte er: „Die Förderhöhe Modell der neuen Tagungsstätte vor: 16 bis 24-jährige muss ab 2018 wieder auf 80% steigen. Die Einhaltung ohne Berufsabschluss bzw. ohne Berufswunsch diverse der Vorgaben des europäischen Aalmanagementplanes Ausbildungen angedeihen zu lassen. In der Palette ist hat oberste Priorität. auch die Fischerei. In Stralsund liegt die MS Lassahn, auf Eine Besondere Verantwortung für die Flussgebiete der 5 Jugendliche das Handwerk des Fischens lernen. Warnow und Peene besteht durch M-V.“ Ulrich Paetsch hielt den Bericht des Präsidiums. Dabei Grußworte ging er insbesondere auf eine Reihe von Chancen aber Im Anschluss bestätigte Dr. Dirk Freitag, Abteilungsleiter auch Hemmnisse in der Zukunft ein. 5 im Landwirtschaftsministerium (LM), in Vertretung des Zu den Chancen sagte er: „Unsere Betriebe haben verhinderten Landwirtschaftsminister in seinem Gruß- sich im Wesentlichen konsolidiert und sind stabil. Der wort, dass die Binnenfischerei eine kleine, aber wichtige Trend zu regionalen Produkten unterstützt unsere Ver- Rolle in M-V spielt. Nach Berlin-Brandenburg und Baden- maktung deutlich. Die touristische Entwicklung, auch Würtemberg sei es die drittgrößte in Deutschland. 42 im Hinblick auf internationale Probleme, ist für unseren Haupterwerbsbetriebe und 7 Nebenerwerbsbetriebe fi- Wirtschaftzweig förderlich. Nicht zuletzt ist traditionell schen aktuell auf 44.901 ha bzw. betreiben Aquakultur. nachhaltige Bewirtschaftung in der Binnenfischerei ein Die Situation des Nachwuchses sieht aber nicht gut aus. wesentliches Verkaufsargument gerade bei umweltbe- Hier ist Handlungsbedarf erkennbar. Auch die Deckung wusten Großstädtern.“ … der Nachfrage nach Fisch als regionalem Produkt kann Risiken sah er u.a.: „Einschränkungen durch falschen nicht ohne Zukauf realisiert werden. Deshalb verwies Natur- und Artenschutz. (Kormoran, Otter, FFH – Ge- er auf die Möglichkeiten der Aquakultur. Die Lösung biete, Angelverbote, etc.). Einschränkungen durch der Neuverpachtung der landeseigenen Gewässer an- Baurecht. Verringerung des Nährstoffgehaltes in vie- gesichts sinkender Bonität solle eine fachliche Runde len Gewässern und dadurch zurückgehende Fänge. besprechen. Eine Neubonitierung durch die LFA wäre Negative Einflüsse durch Neozoen, wie z. B. eine stark teuer und schwer. Die Haushaltsordnung muss dabei auftretende Quagga-Muschel (Dreissena rostriformes) beachtet werden, die grundsätzlich Ausschreibung in den Seen. Starke Wettbewerbsverzerrungen durch vorsieht. Neben dem Pachtpreis sind aber auch die großzügige Förderung der Teichwirtschaften in anderen Beachtung weiterer Faktoren, wie z. B. Investitionen Bundesländern.“ Seine Aufzählungen ergänzte er durch und vorhandene Nachfolger, denkbar. anschauliche Beispiele. Im weiteren Verlauf seiner Rede ging der Abteilungs- „Nicht nur in unserem Bundesland wird von Seiten der leiter auf den EMFF, die Kormoransituation, die Be- Politik die Entwicklung der Aquakultur gefordert und einträchtigung der Fischerei durch Managementpläne gefördert. Für die zumeist kleinen Binnenfischereibetrie- (MP) sowie auf die Situation der Aalbestände ein. Zum be sind die hohen Investitionen eine unüberwindbare neuen Förderprogramm EMFF sagte er, dass der Ver- Hürde. Viele Anlagen arbeiten zudem nicht kostende- waltungsaufwand gigantisch sei und eine bürokratische ckend. Rechtliche Probleme (Baurecht, Wasserecht, Sackgasse. Es lägen aktuell 62 Anträge vor. Zum Kor- Umweltrecht) verhindern oft auch kleinere Investitionen moran bemerkte er, dass mit über 15.000 Brutpaaren in diesem Bereich. Die Fischereiforschung hat hier eine die Belastungsgrenze erreicht sei. Über europäisches nicht ganz einfache Aufgabe, Anlagen zu entwickeln, Recht könne man sich aber nicht hinwegsetzen. Die die rentabel betrieben werden können.“ … Kormoran-VO in M-V regele, was möglich ist. Dauerhaf- „Ein Hauptpunkt der heutigen Jahrestagung ist die te Eingriffe würden viel Geld und Personal erfordern und Fischereirechtspacht. Die derzeitigen Verträge laufen die Gefahr des Nachrückens von Kormoranen aus dem zum Ende 2021 aus. Deshalb muss in der laufenden Baltikum bestehe. Außerdem müssen dazu Bevölkerung Legislaturperiode eine Verlängerung erfolgen, da nach und Umweltverbände mitgenommen werden. Die FFH- der nächsten Landtagswahl zuwenig Zeit für eine Ver- MP dienen der Sicherung der Erhaltungszustände. Dazu handlung bleibt. Dank an Landesregierung für die, laut seien ihm z.Zt. keine Probleme bekannt. Zum Stichwort Koalitionsvertrag, künftig 18-jährige Pachtperiode. Lan- Angelverbote in der AWZ bemerkte er, dass solche im ge Pachtzeiträume sind Voraussetzung für Investitionen Binnenbereich nicht vorgesehen sind. Das wäre nur bei und Sicherung der Betriebe. Ausschreibung sollte nur bei Verschlechterungen der Fall, die aktuell nicht zu sehen Betriebsaufgabe erfolgen. Bei Übergabe des Betriebes sind. Die Aalbesatzförderung wird 2016 fortgesetzt. Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2017 11
Aus dem Fischereiverband Das Ziel des Aal-MP muss unbedingt erreicht werden, Themen von ihr waren die Fischwilderei und Pachtverlän- um Fangstops zu vermeiden. gerung für die Gewässer. Durch Fischwilderei wird ihr Werner Kuhn, EU-Abgeordneter und Mitglied des Fi- Arbeitserfolg massiv eingeschränkt. Anzeigen werden in schereiausschusses, führte aus, dass zum Kormoran der Regel als Bagatellstrafe von der Staatsanwaltschaft 2 Gutachten und der Schadensnachweis vorliegen. Da- eingestellt. Pachtverlängerungen werden langsam zur mit kann der Bestand korrigiert werden. Die Kormoran- Existenzsicherung nötig, wenn man Investitionen plant VO muss dementsprechend eine Novellierung durchlau- und langfristig die Nachfolge sichern möchte. Jens Düse fen. Der Minister möchte auch Kormorane entnehmen. zeigte sein Unverständnis, dass erst mit Zehntausenden Kuhn kritisierte die EMFF-VO mit ihren dazugehörigen Euro ein Gutachten erstellt werde, dem dann keine Taten Bestimmungen ob ihrer Bürokratie als unerträglich. And- folgten. Das Gutachten attestierte ein Mindestbestand reas Butzki (MDL, SPD) überbrachte Grüße der Fraktion von 1.300 Kormoran-Brutpaaren zum Überleben für und lud den Vorstand des Verbandes zu einem Gespräch 100 Jahre. Aktuell sind über 15.000 Brutpaare in M-V. ein. Er sicherte Unterstützung zu den Pachtvertragsver- Sebastian Paetsch forderte eine zentrale Erfassung der längerungen zu. Wolfgang Weis, für die Linke im Land- Fischwilderei, um Wiederholungstäter zu erkennen und tag, verwies auf das Jahr der Gerechtigkeit. Man müsse dementsprechend bestrafen zu können. Prof. Karl-Heinz ohne Not in die Zukunft blicken können. Dazu versprach Brillowski, Präsident des LAV M-V, verwies auf die Koaliti- er Unterstützung bei den Themen Baurecht, Pachtverträ- onsvereinbarung in M-V. Unter Punkt 175 steht dort: „Der ge, Nachwuchsgewinnung, Bürokratie checken und For- wissenschaftlich definierte, jeweils günstige Erhaltungs- schung. Schließlich haben die Fischer schon vor 2000 zustand von Wildtierpopulationen darf nicht gefährdet Jahren in der Bibel eine hohe Wertschätzung gehabt. werden. .. Ist der gute Erhaltungszustand erreicht, wird es Torsten Renz, parlamentarischer Geschäftsführer der zu Bewirtschaftungen und Entnahmen kommen können.“ CDU-Landtagsfraktion, sprach die Themen Angeltou- Über Obergrenzen wird z. Zt. ungern gesprochen, aber rismus, Kormoran, Aalbesatz und Pachtverträge an. u. a. bei Kormoranen ist es nötig. Tobias Prignitz erklärte Die CDU wolle die Binnenfischerei unterstützen, wo es desillusioniert, dass seit über 25 Jahren in der Kormoran- gehe. Dazu verwies er auf die 2 Seiten Auszüge in der frage vertröstet wird. Der Wille in der Abteilung Nartur- Fischereizeitung aus dem Koalitionsvertrag. Die Politik schutz ist nicht vorhanden und offensichlich bekommen müsse auch permanent erinnert werden. Der Fischerei- die Minister das nicht in den Griff. Lösungen sind nur mit beirat sollte aktiver sein. Abschließend erinnerte er an Eingriffen in die Kolonien denkbar. Rüdiger Glashagen die je 100.000 Euro 2016/17 für die Teichwirtschaften, appelierte an das LM Regelungen zur Pachtverlängerung durch die CDU-Fraktion eingebracht. Der Präsident des zu vereinbaren, um Unsicherheiten für Investitionen und Landesfischereiverbandes Norbert Kahlfuss dankte für die Erfüllung des Aal-Managementplan zu beseitigen. die gute Zusammenarbeit des Landesverbandes der Unverständnis äußerte er, dass der EMFF immer noch Binnenfischer im Rahmen des Landesfischereiverbandes. nicht komplett läuft. Uwe Siekierkowski beklagte, dass Im Mittelpunkt seines Grußwortes standen FFH-Manage- Zuwegungen zu Gewässern zunehmend durch Grund- mentplanung und Kormoran. Für die AWZ in Ost- und eigentümer verwehrt werden. Nordsee liegen NSG-Verordnungen vor, die folgende Verbote enthalten: die Freizeitfischerei, Stellnetze sowie Vorträge Schleppnetze. Präsident Kahlfuss sieht die Ausweitung Den öffentlichen Teil der Jahreshauptversammlung be- mit gleicher Begründung dann in der 12-Seemeilen- endeten traditionell Fachvorträge. Den ersten Vortrag zone und schließlich in den Binnengewässern in M-V hielt Dagmar Wilisch, BLAG MSE, zu „Möglichkeiten der kommen. Zum Kormoran sagte er, dass der Verband Fischereiförderung in Fischwirtschaftsgbieten in M-V“. Sie wachsam bleibe. Trotz Gutachten und wachsender zeigte zahlreiche Wege der Förderung für die Betriebe Bestände passiere viel zu wenig. An Eingriffen in den auf. Daran schloss sich Dr. Malte Dorow zur „Aalbe- Kolonien, egal ob in NSG gelegen oder nicht, führe wirtschaftung im Binnenbereich von M-V von 1955 - kein vernünftiger Weg vorbei. 2015“ mit Ulrich Paetsch als Koautor an. Er zeigte die Entwicklung über die Jahre anhand der Daten von 179 Diskussion Seen über 40 ha Größe aus M-V. Gerd-Michael Arndt Hermann Stahl, Lewitzfisch, beklagte, dass es für Kor- referierte abschließend zu „Saisonale Erfassung der moranvergrämung kein Geld mehr gebe. Der Aufwand Meerforellenbestände in den Einzugsgebieten der Vor- mit 10 Jägern bei ihm, Munition, Benzin etc. sei ja pommerschen Boddengewässer und der Mecklenburger weiter vorhanden. Nur so seien die Verluste halbwegs Bucht“. Der Referent zeigte den Weg zur Berechnung beherrschbar. Frau Sabine Reimers-Meißner erklärte in des Kapazitätsindex des Laicherbestandes anhand in- der Diskussion ebenso, dass sie in 2016 keine Aufwand- ternationaler Erfahrungen auf. Die Vorträge werden in entschädigung wegen Kormoranen erhielt. Der schwarze der Fachzeitschrift des Verbandes veröffentlicht (Siehe Peter wird immer zwischen Land und EU hin- und her- Heft 1, der Aalvortrag im nächsten Heft). geschoben, statt die Bestände zu reduzieren. Weitere 12 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2017
Aus dem Fischereiverband Gemeinsame Tagung von BALTFISH / BSAC / EFCA in Hamburg Workshop zu Monitoring, Kontrolle und Vollzug der Anlandepflicht (von Beifängen) Presseerklärung von BALTFISH / BSAC / EFCA; Thorsten Wichmann, LFV M-V (BSAC) Am 9.3.2017 trafen sich in Hamburg Vertreter der Fische- folgte: Monitoring der regionalen Einführung der Anlan- reikontrollbehörden der Ostsee-Mitgliedsstaaten der EU depflicht in der Ostsee durch Pascal Savouret, den EFCA (Baltfish, Vorsitz durch Deutschland), des Ostsee Advisory Executive Director. Eskild Kirkegaard – Vorsitzender des Council (BSAC), Vertreter der Europäischen Kommission ICES, referierte zu: „Discarddaten und wissenschaftliche (DG Mare), ein Mitglied des Europäischen Parlaments und Empfehlung: aktuelle Situation und zukünftige Erfordernis- Vertreter der Europäischen Fischereikontrollbehörde (EFCA) se. Die Schwedische Fischerei-Federation präsentierte mög- zu einem gemeinsamen Workshop, um den Stand der liche Netzentwicklungen, die Beifänge reduzieren könnte. Umsetzung der Anlandpflicht (landing obligation-LO) für Mario Santos, EFCA: „Berichtsregularien von Fängen“ zeig- die Mehrheit der kommerziell genutzten Arten der Ostsee: te Ergebnisse von der Datenanalyse, einschließlich einen Dorsch, Lachs, Hering, Sprotte und Scholle zu untersuchen. Überblick über die Hauptflottensegmente. Lutz Wessendorf, Die Anlandpflicht ist eine Vorschrift aus der Gemeinsamen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Deutschland, Fischereipolitik der EU (CFP), welche Fischern auf See sprach zu den Anlandemodulitäten unter Würdigung der Discard (Rückwurf) verbietet für jeglichen Beifang dieser maßigen und untermaßigen Fänge deutscher Kutter. Jacob Arten, einschließlich aller Fänge unter dem Mindestmaß. Handrup, Danish AgriFish Agency, stellte die systematische Die Tagung wertete die ersten zwei Jahre der Anlande- Erfassung der Anlandungen anhand von Verkaufszah- pflicht in der Ostsee aus, einschließlich Berichtspflichten len und Anlandeerklärungen von dänischen Kuttern im und Fangaufzeichnungen, Verträglichkeitsbelange, Bei- Vergleich zu kontrollierten letzten Hol-Daten vor. Jordan fangdaten und wissenschaftliche Empfehlungen, die aktu- Feekings – vom DTU Aqua – Institut (Dänemark) gab mit elle Situation sowie künftige Erfordernisse. Sie behandelte „Technische Maßnahmen und mögliche Wege der Redu- auch wichtige andere Aspekte, wie z. B. die aktuelle zierung des Beifangs – Überblick über Versuchsnetze in Einführung bei der Scholle, die Handhabung und Lagerung der Ostsee“ einen aktuellen Überblick. der Fänge an Bord und die Anlandung, mit dem Fokus Vor der Diskussion informierte Hermann Pott, Vorsitzender auf Schwierigkeiten. BALTFISH, dass die Deutsche Präsidentschaft von BALTFISH Die technischen Maßnahmen und möglichen Wege zur aktiv an einem neuen Discard-Plan arbeitet. In der Diskus- Reduzierung ungewollten Beifangs, einschließlich einem sion spielten hauptsächlich die Umsetzung für die Scholle Überblick der Versuchsnetze in der Ostsee, wurden intensiv in 2017 und ihre Überlebensrate, mangelnde Daten sowie diskutiert mit Vertretern der Industrie und NGO’s. Die Ta- festgestellte Differenzen zwischen Logbuch und Kontrollen gungsteilnehmer plädierten für eine effiziente und schnelle eine Rolle. Verschiedene Fischereivertreter aus dem BSAC Einführung der Anlanderegulierungen, dazu ist es notwen- brachten ihre Meinung zum Ausdruck, dass nach ihren Er- dig die Verordnung der Technischen Maßnahmen zügig zu fahrungen die Überlebensrate von Plattfischen, wesentlich novellieren. Baltfish erkannte die erfolgreichen Bemühungen höher als von anderen Fischarten ist. In der Öffentlichkeit von einigen Ostsee-Mitgliedsstaaten an, innovative selektive steht das Anlanden von untermaßigen Schollen in der Schleppnetze zu entwickeln, welche eine dramatische Re- Kritik. Natürlich variiert das nach Fangmethode, Fang- duktion von untermaßigen Fängen erreichen. Die Teilnehmer dauer, Tiefe, Wassertemperatur und Handling. Aber unter des Meetings hielten fest, dass ein gewisses Discardniveau Berücksichtigung dieser Erfahrungen erscheint es nicht weiterhin aktuell in der Ostsee existiert und schlußfolgerten, unbedingt sinnvoll, Schollen als Beifang anzulanden, statt dass viele Verbesserungen von dem zunehmenden Enga- sie zurück ins Meer zu geben. Es wurde bemängelt, dass es gement der Industrie abhängen, wie z. B. die Möglichkeit dazu keine aktuellen Untersuchungen aus der Ostsee gibt. der Entwicklung innovativer Netze. Allgemein wurde eine bessere Datengrundlage gefordert. Herr Hermann Pott, Vorsitzender der Baltfish Control Ex- Auch Detailregelungen können sehr hohen Aufwand von pert Group, erklärte: „Diese gemeinsame Tagung ist ein den Fischern erfordern, wie z. B. das getrennte Erfassen, gutes Beispiel der Zusammenarbeit zwischen Interessen- Lagern und Kühlen von Fang und Beifang auf den Kuttern vertretern und Mitgliedsstaaten, mit der Unterstützung der sowie kostengünstige Möglichkeiten der Entsorgung des Europäischen Fischereikontrollbehörde (EFCA), um die Beifangs. Der Ehrenvorsitzende des BSAC, Steve Karnicki, erfolgreiche Umsetzung der Anlandepflicht hinzubekom- schlug BALTFISH vor, eine Empfehlung an die Mitglieds- men.” (Bis hier geht die Presseerklärung, übersetzt von staaten zur Erprobung von Experimentalnetzen zu geben. Thorsten Wichmann). 2017 steht die volle Umsetzung der LO in in der Ostsee Die Tagung hatte acht Vorträge zur Diskussionsgrundla- an. Die kompletten Tagungsunterlagen mit Tagesordnung, ge, die nachfolgend aufgezählt werden. Die Einführung den Vorträgen, Protokoll und Teilnehmerliste sind unter der Gemeinsamen Fischereipolitik in der Ostsee mit der nachfolgendem Link einsehbar: Anlandpflicht (European Commission – DG MARE) durch http://www.bsac.dk/Meetings/BSAC-meetings/BALT- Stanislovas Jonusas war die erste Presentation. Danach FISH-BSAC-EFCA-Workshop-on-implementation-of-t Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2017 13
Aus dem Fischereiverband Auf Fangreise mit der „Maartje Theadora“ im Englischen Kanal – Landwirtschaftsminister Till Backhaus auf hoher See Dr. Uwe Richter (Eurobaltic) und Claus Ubl, DFV e. V. (Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift „Fischerblatt“, Hamburg) Am 17./18. Dezember nahm der mecklenburg-vorpom- Die Gruppe wurde an Bord vom Rostocker Kapitän Ga- mersche Minister für Landwirtschaft und Umwelt, Dr. Till bor Dröse willkommen geheißen. Der Kapitän machte Backhaus, an einer Fangreise auf Hering im Englischen auf einem ersten Rundgang den Minister mit dem Schiff Kanal teil. Dies geschah auf Basis einer Einladung der vertraut und stellte die Besatzung vor. Geschäftsführung und der Gesellschafter der Westbank Die Fangreise fand im Englischen Kanal statt und hatte Hochseefischerei GmbH. das Ziel, Laichheringskonzentrationen zu befischen. Zunächst ging es mit dem PKW von Noordwijk nach Die Heringsfischerei im Englischen Kanal stellt traditi- Boulogne-sur-Mer. Von dort fuhr ein Lotsenboot in den onsgemäß den Abschluss der Fischereisaison für die Englischen Kanal, wo die Maartje Theadora bereits pelagische Hochseefischerei dar. Es handelt sich dabei auf die Gäste wartete. Über die Lotsenleiter ging es an zwar um eine Fischerei vor der Haustür, jedoch ist es Bord. Insgesamt war der Minister 24 Stunden auf dem für Kapitän und Mannschaft eine der anspruchsvollsten Schiff bevor er denselben Weg wieder zurück nahm. und anstrengendsten Reisen des Jahres. Das Besondere in der Laichheringsfischerei ist, dass zur Sicherung der Auf der Reise konnte dem Minister die aktive Fischerei Qualität der Heringe sehr kurze Hols mit Schleppzeiten auf dem mit 141,80 Metern größten deutschen Hoch- von 10 bis 30 Minuten ausgeführt werden und somit seetrawler demonstriert werden. Das Schiff mit dem auch die Fangmenge pro Hol wesentlich geringer aus- Fischereikennzeichen ROS 171 ist in Rostock registriert fällt, als auf den übrigen Reisen des Jahres. Der Hinter- und fällt somit in den Verantwortungsbereich von Mi- grund hierfür ist, dass der Hering zur Rogengewinnung nister Backhaus. in einer sehr hohen Qualität angelandet werden muss. Dabei muss sichergestellt werden, dass die Rogensä- Neben dem Minister nahmen an der Reise der CEO der cke nicht beschädigt werden. Qualitätskontrolleure von Parlevliet & van der Plas Gruppe, Diederik Parlevliet, den Kunden der Rederei überprüfen kontinuierlich die die Geschäftsführer Anton van der Plas und Uwe Richter Qualität des Rogens an Bord. Die Rogenheringe werden sowie der Geschäftsführer der EO Nordsee, Kai-Arne vorwiegend auf dem asiatischen Markt vermarktet. Schmidt teil. Kai-Arne Schmidt nutzte die Gelegenheit, um sich mit Minister Backhaus über die anstehende Frühjahrshe- ringssaison in der Ostsee auszutauschen. Zudem wurde mit der Geschäftsführung von Euro-Baltic über mögliche Aufkaufpreise für die Frühjahrssaison beraten sowie die Belieferung von Euro-Baltic mit Nordseehering mit den beiden Schiffen NC 330 „Kristin“ und SH 4 „Thomas Bach“ besprochen. Den Heringen werden direkt an Bord der Rogen entnommen. So hat die Maartje Theadora in der Zeit vom 3. De- zember bis 23. Dezember über 100 Hols gemacht und Mit an Bord: Uwe Richter, Till Backhaus, Kai-Arne Schmidt, zwischen Weihnachten und Neujahr in Ijmuden 5.400 Diederik Parlevliet, Anton van der Plas, Lebensgefährtin von Tonnen hochwertigen MSC-zertifizieren Rogen-Hering Diederik Parlevliet (v.l.n.r.) angelandet. 14 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2017
Aus dem Fischereiverband Da, wie bereits erwähnt, die Maartje Theadora in den Der Minister war beeindruckt vom freundschaftlichen Ar- Verantwortungsbereich des mecklenburg-vorpommer- beitsklima und von den Arbeits- und Lebensbedingungen schen Ministeriums fällt, jedoch nie vor der heimischen der Besatzung an Bord. Er brachte seine Wertschätzung Küste fischt, bestand seitens des Ministers lange der über den harten Beruf in der Hochseefischerei zum Wunsch, die Tätigkeit der Mecklenburger Hochseefi- Ausdruck. Für den jüngsten Lehrling der Hochseefische- scherei einmal am eigenen Leib mitzuerleben. Der Mi- rei, welcher seine zweite Ausbildungsreise absolvierte, nister war wie immer äußerst wissbegierig. Er ließ sich war es ein besonderes Highlight, dem Minister über nicht nur den technologischen Ablauf beim Aussetzen seine Lehre zum Hochseefischer berichten zu können. und Hieven des Fanggeschirrs ausführlich vom Kapitän Er nahm seine besten Wünsche für einen erfolgreichen erklären, sondern erhielt auch detaillierte Informationen Lehrabschluss dankend entgegen. zur Fangtechnik und Fangtaktik. Minister Backhaus war Neben der Maartje Theadora sind noch vier weitere im Laufe seines Besuchs auf der Maartje Theadora in Schiffe der Deutschen Hochseefischerei in Mecklenburg allen Arbeitsbereichen des Schiffes zugegen und ließ Vorpommern beheimatet. Dies sind Annie Hillina, Helen sich von den Besatzungsmitgliedern ihre Arbeitsbereiche Mary, Gerda Maria und die 2015 von der Kanzlerin und Tätigkeiten genau erklären. getaufte Mark. In der Produktion wie auch in allen anderen Arbeitsbereichen Minister Til Backhaus informierte sich auf der Brücke über die überzeugte das sehr gute Arbeitsklima den Landwirtschaftsmi- Details der anspruchsvollen Fangreise der „Maartje Theadora“ nister außerordentlich. im Englischen Kanal. Fotos: U. Richter Die „Maartje Theadora“ ist der größte deutsche Hochseetrawler Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2017 15
Aus dem Fischereiverband Fördermöglichkeiten im Rahmen des Europäischer Meeres- und Fischereifonds (EMFF) über die Strategien für lokale Entwicklung in Fischwirtschaftsgebieten Dagmar Wilisch, BLAG Mecklenburgische Seenplatte Neben der klassischen Fischereiförderung über den • Einrichtungen des öffentlichen Rechts EMFF gibt es auch die Förderung von lokalen Aktions- • Fischer und Fischerinnen(sowohl im Haupt-, als gruppen in Fischwirtschaftsgebieten. auch im Nebenerwerb, Küsten- und Binnenfischer) Im September 2017 wurden in Mecklenburg-Vorpom- • Zusammenschlüsse von Fischern und Binnenfischern mern im Rahmen eines Wettbewerbes sechs lokale • Angelvereine und Zusammenschlüsse von eingetra- Fischereiaktionsgruppen (FLAG) ausgewählt: genen Angelvereinen (z.B. Landesanglerverband) • FLAG Westmecklenburgische Ostseeküste • Lokale Fischereiaktionsgruppen (wenn sie einen • FLAG Ostsee-DBR Rechtform haben) • FLAG Güstrower Landkreis • Gemeinnützige Vereine • BLAG Mecklenburgische Seenplatte Natürliche und juristische Personen sind nicht antrags- • FLAG Nordvorpommern berechigt. • FLAG Fischerei Rügen Erstmalig können jetzt auch Projekte gefördert werden, Förderhöhe die der Binnenfischerei zugute kommen. Binnen- /Fischerinnen und Fischer; Angelvereine und Bis 2023 stehen den FLAGs insgesamt 4,7 Mio. € an deren Zusammenschlüsse, gemeinnützige Vereine: Fördermittel zur Verfügung. Bis zu 49% der zuwendungsfähigen Ausgaben Nettoförderung (Ausnahme: Angelvereine, welche nicht Was kann gefördert werden? vorsteuerabzugsberechtigt sind) Die EU und das Land Mecklenburg-Vorpommern haben Einrichtungen des öffentlichen Rechts: folgende Förderschwerpunkte festgelegt: Bis zu 100% der zuwendungsfähigen Ausgaben • Schaffung von Mehrwert, Schaffung von Arbeits- Bruttoförderung plätzen, Steigerung der Attraktivität für junge Die Vorhaben müssen immer einen unmittelbaren Zu- Menschen und Förderung von Innovation auf allen sammenhang zur Fischwirtschaft haben. Stufen der Versorgungskette für die Fischerei- und Näheres regelt die Richtlinie des EMFF. Aquakulturerzeugnisse; • Unterstützung der Diversifizierung in der kommer- Finanzierungsverhältnis der Fördermittel ziellen oder nicht kommerziellen Fischerei, des Eine besondere Herausforderung ist die Sicherung der lebenslangen Lernens und der Schaffung von Ar- Kofinanzierungsmittel. beitsplätzen in Fisch- und Aquakulturwirtschaftsge- Die Europäische Kommission stellt nie 100 % der Förder- bieten; mittel zur Verfügung, sondern erwartet einen adäquaten • Stärkung und Nutzung des Umweltvermögens Anteil an sogenannter nationaler Kofinanzierung. Beim in Fisch- und Aquakulturwirtschaftsgebieten, ein- EMFF stellt die EU 85% der Mittel zur Verfügung, wenn schließlich Maßnahmen zur Bekämpfung des Kli- 15% aus der jeweiligen Region bereitgestellt werden. mawandels; Mögliche Kofinanzierungsträger sind Einrichtungen des • Förderung von sozialem Wohlstand und kulturellem öffentlichen Rechts, u.a.: Erbe in Fisch- und Aquakulturwirtschaftsgebieten, • Kommunen die Fischerei, die Aquakultur und das maritime • Landkreise kulturelle Erbe eingeschlossen; • Öffentlich-Rechtliche Stiftungen • Stärkung der Rolle der Fischereigemeinden bei der • Wasser- und Bodenverbände lokalen Entwicklung und politischen Entscheidun- • Kirchen gen über lokale Fischereiressourcen und maritime • Juristische Personen des Privatrechts, mit mehr als Tätigkeiten. 50% Beteiligung der öffentlichen Hand (z.B. Ver- Ergänzend dazu haben die FLAGs in ihren Entwick- waltungsgesellschaft Lotto und Toto M/V mbH) lungsstrategien festgelegt, welche der oben genannten Förderschwerpunkte in betreffenden Gebieten vorrangig Der Antragsteller muss gewährleisten, dass die Ko- gefördert werden soll. finanzierungsmittel von einem der oben genannten Einrichtungen des öffentlichen Rechts zur Verfügung Wer kann Antragsteller sein? gestellt wird. Dazu bedarf es einer Erklärung, die mit Der Kreis der Antragsberechtigten wurde sehr weit dem formellen Antrag bei der bewilligenden Stelle ein- gefasst: gereicht werden muss. 16 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2017
Aus dem Fischereiverband Antragstellung Eine Voraussetzung, dass ein Vorhaben gefördert wer- den kann, ist neben der Finanzierungszusage der Kofi die Zustimmung der zuständigen Fischereiaktionsgrup- pen. Zweimal jährlich können über die Regionalma- nagements die Projekte an das Landwirtschaftsminis- terium zur Bewilligung weitergeleitet werden: • am 30.10.20XX – für Maßnahmen ab dem 01.01. des Folgejahres • am 30.04.20XX – für Maßnahmen ab dem 01.06. des selben Jahres. Es empfiehlt sich, schon frühzeitig mit dem zuständigen Regionalmanagement Kontakt aufzunehmen. Die Mitar- beiter haben jahrelange Erfahrungen im Umgang mit EU-Fördermitteln und begleiten die Antragsteller auf den zugegebenermaßen nicht ganz unkomplizierten Weg von der Projektidee bis zur Realisierung des Vorhabens. Koordinationsbüro der LEADER Aktionsgruppe Meck- lenburgische Seenplatte – Müritz und der Lokale Aktionsgruppe Binnenfischerei Mecklenburgische Seenplatte Landkreis Mecklenburgische Seenplatte Dagmar Willisch bei ihrem Vortrag auf dem Binnenfischereitag Regionalstandort Waren (Müritz) Zum Amtsbrink 2 Handy: 0160 80 18 173 17192 Waren (Müritz) E-Mail: dagmar.wilisch@lk-seenplatte.de Telefon: 0395 57087-2207 Internet www.lk-mecklenburgische-seenplatte.de Fotos: T. Wichmann Blick in den Saal beim Binnenfischereitag Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2017 17
Aus dem Fischereiverband Pressemitteilung Brexit gefährdet deutsche Arbeitsplätze Fischereiverbände informieren Parlamentarier und deutsche Ministerialbürokratie Claus Ubl, Verband der Deutschen Kutter- und Küstenfischer e.V. Im Rahmen des zweiten parlamentarischen Frühstücks bis zu 150 handwerklichen Fischereibetrieben an der haben die deutschen Fischereiverbände heute mit den deutschen Ostseeküste bedroht. relevanten Bundestagsabgeordneten der Fraktionen und Auf europäischer Ebene haben sich die Fischereiorga- den Mitarbeitern der zuständigen Bundesbehörden die nisationen der neun hauptbetroffenen Länder zu einer schweren Folgen eines harten Brexit für die deutsche Allianz zusammengeschlossen. Sie haben umfangrei- Hochseefischerei diskutiert. ches Datenmaterial erarbeitet und den Abgeordneten Traditionell genutzte Fanggebiete würden nach vorlie- zur Verfügung gestellt. Die Allianz setzt sich für die genden Informationen vollständig verloren gehen. Dies Erhaltung ihrer Zugangsrechte und Fangquoten auf dem betrifft 50 % der gesamtdeutschen Fangmenge und 30 % bisherigen Niveau ein. Besonders wichtig ist den euro- der Gesamtumsätze, wenn die Briten ihren Anspruch päischen Fischern die Sicherung der Nachhaltigkeit in auf die halbe Nordsee vollständig durchsetzen. Hering, der Nordseefischerei. Eine einseitige Quotenerhöhung Makrele, Blauer Wittling, Plattfische und Kaisergranat durch die Briten könnte die Bewirtschaftungserfolge wären davon betroffen. Zurzeit werden 100 % der der letzten Jahre in der Nordsee zunichtemachen und deutschen Nordseeheringsfänge in der britischen Zone somit die Reform der Europäischen Fischereipolitik ad getätigt. absurdum führen. Dies kostet nicht nur Arbeitsplätze auf den Fangschiffen, Die Fischereivertreter empfahlen, keine gesonderten sondern auch im Fischverarbeitungswerk Euro-Baltic Fischereiverhandlungen zu führen, sondern das Thema in Sassnitz/Mukran. Dies betrifft den Wahlkreis der mit anderen Bereichen aus Handel und Wirtschaft zu Bundeskanzlerin, die sich in der Vergangenheit immer verknüpfen. persönlich für die Fischerei in ihrer Heimat eingesetzt Dr. Uwe Richter, Vorsitzender des Deutschen Hochseefi- hat. Das Fischverarbeitungswerk ist abhängig von der scherei-Verbandes, sagte: „Unser Ziel ist es, dass durch Rohwarenbelieferung aus der Nordsee. Allein mit Ost- den Brexit keine Arbeitsplätze gefährdet werden und seehering kann das Werk nicht rentabel arbeiten. Bei auch Preissteigerungen für den Verbraucher vermieden einer Schließung des Werkes ist auch die Existenz von werden.“ Untersuchungsergebnisse der Winterlager Stralsund und Ryck Außergewöhnliche Fischkonzentrationen benötigen Schutz Mario Voigt, LAV M-V.eV. In Stralsund gibt es den Hafen, die Citymarina und Angelsaison waidgerechter gefangen werden. Ein wei- viele Kanäle. Hier bilden sich strömungsberuhigte Be- teres Ziel: den Beifang untermaßiger Fische eindämmen. reiche, perfekt für die durch Winterkälte inaktiven Fi- sche. Deshalb ziehen sie sich massenhaft genau dorthin Maßvolle Umsetzung benötigt Fakten zurück. Viele Angler – vor allem jene, die kein Boot besitzen - stehen natürlich sehr gern dort. Na klar, es Um sich nun ein wissenschaftlich gestütztes Urteil er- ist verlockend: Angel auswerfen und Fisch fangen. Die lauben zu können, ob die Tiere durch die Beangelung Erfolgsquote ist hier hoch. im Winter gefährdet sind oder nicht, sind Fachleute gefragt. Die Biologen von Fisch und Umwelt zählten in Das sehen wiederum viele andere Angler mit Besorg- den letzten beiden Jahren die Fischbestände. Ergebnis: nis. Vereinsvorsitzende aus Stralsund und Umgebung das Fischaufkommen ist in diesem strömungsberuhigten ergriffen die Initiative. Ihr Ziel: Fangmöglichkeiten ein- Bereich wirklich außergewöhnlich hoch. Weitere Er- schränken und die Entnahme von Tieren gerade vor der kenntnis: der unter Anglern besonders populäre Zander Laichzeit regeln. Die Fische sollen sich geschützt in Ruhe ist beispielsweise im Winterlager Ryck zu 91% und vermehren, reproduzieren und dann in der eigentlichen Stralsund zu 78,6% untermaßig. 18 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2017
Aus dem Fischereiverband Diese nachgewiesenen Fakten bedeuten ganz klar, die Gründen wird die Rechnung aus Szenario 1 vom LAV Tiere brauchen dringend Schutz. Dazu steht auch der und Anglern kritisiert. Genauere Zahlen müssen her. LAV. Fangbegrenzungen wurden deshalb eingeführt, besonders schonende Angeltechniken vereinbart und Wie weiter Bereiche mit besonders hohen Fischkonzentrationen für jeglichen Fischfang gesperrt. Es gibt nun erneut weitere Datenerhebungen. Damit die Die Studie weist aus unserer Sicht eine Schwäche auf: Fischfangmenge genauer ermittelt werden kann, fordern die hochgerechnete Fangmenge der Angler insgesamt wir, während der kommenden Untersuchungstage die erscheint sehr hoch. Die Wissenschaftler rechneten 2 Angler und deren tatsächlich gefangenen Fische wäh- Szenarien für das Winterlager Stralsund: Im Szenario 1 rend dieser Kontrollen zu zählen. Wichtig ist zudem wird zugrunde gelegt, dass jeder Angler pro Tag 3 vorhandene und ausgeteilte Winterlagerfangbücher Barsche, 1 Zander und durchschnittlich 0,5 Hechte zu dokumentieren und auszuwerten. Erst so entstehen fängt. Die Hochrechnung für den gesamten Winter- wissenschaftlich belegbare Zahlen über die tatsächlich lagerzeitraum ergibt in nur vier Monaten 25 Tonnen entnommene Fischmenge. Auf dieser Grundlage kön- gefangenen Fisches. nen dann fundierte, nachvollziehbare Entscheidungen Im Szenario 2 rechneten die Wissenschaftler mit einem getroffen werden. Mitglieder unserer Vereine aus Stral- maßigen Fisch pro Fangtag. Die errechnete Gesamt- sund erklärten sich bereit, diese Kontrollen personell summe ergibt nun 3,6 Tonnen Fisch. zu unterstützen. Jedem versierten Angler ist klar, dass Szenario 2 der Realität eher entspricht. Es gibt neben guten auch durch- Die komplette aktuelle Studie finden Sie auf aus erfolglose Angeltage. Witterungsbedingungen und www.lav-mv.de. persönliches Geschick entscheiden mit. Aus diesen Foto: T. Wichmann Blick auf einen Teil des Winterlagers „Stralsund“ Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2017 19
Aus dem Fischereiverband „Rute Raus - der NDR-Anglerstammtisch“ Zankapfel Dorschquote Claudia Thürmer, LAV M-V.eV. Heißes Gesprächsthema bei Moderator Heinz Galling Landes, seien Kulturgut und Publikumsmagnet. Erholung war am 23. Januar die Dorschfangquote, das Fanglimit, der Dorschbestände und damit Korrektur der Einschrän- sogenannte Baglimit, für Angler. kungen würden für 2018 erwartet. Zwei Jahre – eine Gesprächsgäste in der urigen Kneipe „Angler 2“ am absehbare Durststrecke. Schweriner See waren Landwirtschaftsminister Till Backhaus, Horst Hennings, Europameister im Boots- Die Begründungen für die drastischen Maßnahmen angeln, Dorschangler Klaus Dieter Götz, der Rosto- wurden von den Anwesenden einstimmig akzeptiert. cker Lothar Schlicker, Betreiber des Kutters MS Storkow Der Dorschbestand soll sich erholen können. Die Maß- und Willi Lütge, Angelkutterbetreiber aus Fehmarn. nahmen selbst wurden jedoch stark kritisiert. Galling zitierte LAV-Präsident Prof. Dr. Karl-Heinz Brillowski Sehr viele Angler strömten herbei - die Hütte war bre- mehrfach mit der Forderung: Mindestmaß anheben chend voll, die Stimmung großartig. von 35 Zentimetern auf 45 Zentimeter, Fang also erst Zum Auftakt sagte Backhaus: „Ich bin gern heute hier nach dem ersten Laichen. Zudem komplettes Fangver- und sehr gespannt, ob ich verdroschen werde oder heil bot in der Schonzeit, ohne Ausnahmen, und dafür ein hier rauskomme!“ Er kam heil raus! Die, die kamen, um Baglimit von zehn Dorschen statt der fünf aktuell. Die ihm auf den Zahn zu fühlen, spürten bei ihm Wertschät- Zehn würde ohnehin von den meisten Anglern nicht zung und Hintergrundwissen. Zum Inhalt des Abends: erreicht, hätten aber positiven Einfluss auf Angeltouren und Allgemeinstimmung. Breite Zustimmung dafür von Die erlassene Dorschquote bedeutet für Fischer Ein- allen Anglern! Fehler seitens der Politik wurden einge- schränkungen, die sie an den Rand der Existenz trei- räumt und Till Backhaus informierte: „Wir werden vor- ben. Das Baglimit für Angler, fünf Dorsche am Tag, in aussichtlich April/ Mai eine Studie vom Thünen-Institut der Laichzeit drei, sorgte bei Angelkutterbetreibern für vorstellen. Es wäre denkbar mit LAV und allen anderen Konsequenzen: viele Angler gehen nicht mehr an Bord, Verbänden zusammen auf 45 Zentimeter zu gehen und Angeltouristen kommen nicht mehr ins Land, sagen Laichgebiete gemeinsam zu Kinderstuben zu machen.“ geplante Touren ab. 50 % Storno beklagen jene, die Zum Damoklesschwert AWZ sagte Backhaus nachdrück- von Ausfahrten der Angler leben. Backhaus versprach lich:“ Mit unserem Land wird es eine vollständige Sper- finanzielle Hilfe aus einem speziellen Strategiefonds: rung der FFH-Gebiete nicht geben, das habe ich den „Ich stelle mir vor, dass wir die nächsten zwei Jahre Angelfischern versprochen.“ Herr Minister, wir nehmen gemeinsam damit überbrücken. ABER ihr müsst den Sie beim Wort! Anglern auch andere Fische anbieten, andere Fang- gebiete. Wenn ihr das verstärkt, helfe ich euch!“ Die Nächster Anglerstammtisch: 22. Mai 2017, 18.30 Uhr, Kutterfischer und Angelkutter gehörten zum Bild unseres Eintritt frei. Infos unter www.lav-mv.de Foto: C. Thürmer Erste Anspannung wich schnell bei Talk-Gästen am Anglerstammtisch – die Zuschauer folgten interessiert. 20 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2017
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