Florinside - Diözese Linz

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florinside                                    DIE ZEITUNG DER
                                                            AUGUSTINER-CHORHERREN
                                                                    VON ST. FLORIAN
                                                                                       #23
                                                                                       MAI
                                                                                       2021

AUS DEM STIFT
Was ein Jubiläum
bringen kann

MUSIK
Chorproben in
häuslicher Klausur

AUS DEN PFARREN
Berichte des vielfältigen
und aktiven Pfarrlebens

                            News aus dem Stift und den Florianer-Pfarren
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INHALTSVERZEICHNIS

                                 6                                                                     Liebe Leserin, Lieber Leser!
                                 Aus dem Stift
                                 Was ein Jubiläum bringen kann                               6
                                                                                                       In den vergangenen Tagen, Wochen und Monaten war es
                                 Adalbert Stifters Zuversicht                               10
                                                                                                       nicht immer einfach, zuversichtlich zu bleiben. Unser Leben

Mag ein Heer mich belagern: *
                                 Tagung des Rats des Generalabtes                           12
                                                                                                       stand und steht Kopf, die Aussicht auf die Rückkehr in ein
                                 Barocke Gärten		                                           12
                                                                                                       normales Leben ist in greifbarer Nähe und doch so fern.
                                 Aus den Sammlungen		                                       14
                                 Faschingspredigt		                                         18

Mein Herz wird nicht verzagen.
                                                                                                       Lange wollte uns kein Thema für diese Ausgabe einfallen,
                                 Marmorsaalrestaurierung 		                                 20
                                                                                                       dann ist es uns in die Hände gefallen. “Zuversicht“ ist
                                 Aus Liebe zum Haus 		                                      22
                                                                                                       es schließlich geworden, denn was bringt es den Kopf in
                                                                                                       den Sand zu stecken? Blicken wir nach vorne!

Mag Krieg gegen mich toben: *
                                                                                                       Propst Johannes greift mit Freude dieses Thema in
                                 26                                                                    seinem Vorwort auf, denn es ist auch mit seinem Primiz-
                                 Musik
                                                                                                       spruch fest verbunden.

Ich bleibe dennoch voll
                                 32                                                                    Ferdinand Reisinger war ebenfalls Feuer und Flamme
                                 Aus den Pfarren
                                                                                                       für dieses Thema, denn in seinen Sammlungen befindet
                                 Pfarre Asten 			                                           32
                                                                                                       sich ein Band von Adalbert Stifer zum Thema Zuversicht.

Zuversicht.
                                 Pfarre Attnang 		                                          34
                                                                                                       Die Tuschezeichnungen dazu hat Hans Fronius gemalt
                                 Pfarre Feldkirchen 		                                      34
                                                                                                       (ab Seite 10).
                                 Pfarre Goldwörth		                                         35
                                 Pfarre Hargelsberg 		                                      36
                                                                                                       Mit Freude und Sorgen blicken auch die Augustiner-
                                 Pfarre Herzogsdorf		                                       38
                                                                                                       Chorherren vom St. Florian nach vorne. Heuer feiern sie
Ps 27,3                          Pfarre St. Martin			                                       38
                                                                                                       950 Jahre in St. Florian. Eine richtige Jubiläumsstimmung
                                 Pfarre St. Paul		                                          39
                                                                                                       stellt sich hoffentlich bald ein. Sind doch unzählige Stunden
                                 Pfarre Timelkam 		                                         40
                                                                                                       Arbeit in die Sonderausstellung „IMMER. NOCH. DA.“ ge-
                                 Pfarre Vöcklabruck		                                       40
                                                                                                       flossen, die hoffentlich viele Besucherinnen und Besucher
                                                                                                       nach St. Florian zieht. Harald R. Ehrl, der Mastermind der
                                 41                                                                    Ausstellung, stimmt auf Seite 6 darauf ein.
                                 Aus den Stiftsbetrieben
                                 Florianer Stiftsladen		                                    41         Und schließlich lässt die Pfarre Asten Pfarrer Franz Lang
                                 Mitarbeiterinnen & Mitarbeiter                             42         hochleben. Er hat 2021 sein hundertstes Lebensjahr be-
                                                                                                       gonnen. Bei ihm gilt: Totgesagte leben länger! Aber lesen
                                                                                                       Sie auf Seite 33 mehr.
                                            IMPRESSUM/HERAUSGEBER
                                                                                                       Und nun wünsche ich Ihnen eine spannende Lektüre und
                                 AUGUSTINER-CHORHERRENSTIFT ST. FLORIAN | STIFTSTRASSE 1 |             bleiben Sie zuversichtlich! Bis bald in St. Florian.
                                 A-4490 ST. FLORIAN | T. +43 7224 8902-0 | F. +43 7224 8902-23 |
                                 INFO@STIFT-ST-FLORIAN.AT | STIFT-ST-FLORIAN.AT

                                 Redaktion: Gerhard Eder, Bernadette Kerschbaummayr, Elisabeth
                                 Engertsberger, Sabrina Payrhuber | redaktion@stift-st-florian.at ||
                                 Grafik-Design/Template: monos.cc, Lechner & Erlach || Textbear-
                                 beitung: Sabrina Payrhuber, Gerhard Eder || Auflage: 1200 Stück,                                         S A B R I N A PAY R H U B E R
                                 Ausgabe Nr. 23                                                                                                für das Redaktionsteam

                                 Zum Titelbild: Ein leerer Stuhl im Marmorsaal ist der
                                 Hoffnungsträger für eine baldige Rückkehr unserer Besucherinnen
                                 und Besucher. Foto: monos.cc

                                                      florinside – EDITORIAL                                                                                              3
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Meine
                                                                                                                                                                      ist das der Auftrag jeden Tag, und ich      Und ich durfte auch lernen, dass die        Ganz auf dieser Linie ist dann auch
                                                                                                                                                                      kann sagen, dass ich die Stille und die     Hindernisse immer wieder von dem            der Bibelvers, der mich nach meiner
                                                                                                                                                                      Beschäftigung damit auch jeden Tag          gesteuert sind, der mich in seiner          Wahl zum Propst gefunden hat. Den
                                                                                                                                                                      mehr liebe und alles tue, dass mich         Nähe haben will. Es gibt Situationen,       hatte ich nicht schon bei der Wahl

Zuversicht
                                                                                                                                                                      nichts davon abbringt.                      in denen ich mich schon sehr frage,         selbst parat. Das dauerte. Das war
                                                                                                                                                                                                                 „wie kommen wir da wieder hin, in            bei einer Beratung mit dem Thema
                                                                                                                                                                      Das ist der Grund für die „Zuversicht“,     +SEINE Nähe?“                              „Zukunft unserer Pfarren“. Und das
                                                                                                                                                                      die ich hege und die, wie ich mir zu                                                    stimmt auch bis heute.
                                                                                                                                                                      sagen traue, zu meinem Wesen gehört.        Zuversicht hat für mich damit zu tun,
          Als mir für diese neue Ausgabe von FLORinside das Thema „Zuversicht“ gestellt wurde,                                                                        Ich könnte auch sagen: Hoffnung oder        dass dieser Gott, in dessen Nähe ich       Vor 16 Jahren waren es die ersten
          dachte ich gleich an meinen Primizspruch. Wenn einer zum Priester geweiht wird, verteilt                                                                    Vertrauen. Zuversicht ist aber noch         zu leben versuche, seine Sicht auf         Maßnahmen auf die Erkenntnis
          er bei seiner ersten heiligen Messe, die zumeist in der Heimatgemeinde gefeiert wird, ein                                                                   einmal etwas ganz Spezielles. Ich           mich hat und darauf, womit ich zu          hin, „wir müssen etwas tun“, weil es
          Primizbild.                                                                                                                                                 habe sie nicht immer gleich „da“, viel-     tun habe. Es ist seine Zu-Sicht, dass er   in der Kirche noch ganz etwas an-
                                                                                                                                                                      fach ist es ein Ringen darum, ein sich      schon weiß, wie es ausgeht.                deres braucht. Heute stehen wir vor

V
                                                                                                                                                                      Durchwursteln bis dorthin.                                                             einer tiefgreifenden Strukturreform
          orne ist da üblicherweise          der Theologie, dem Beginn des Or-                                                                                                                                    Es kommt auf seine Absicht an, auf         als Versuch einer Antwort, wie wir
          eine Kunst-Darstellung zu          denslebens im Stift, forderte mich                                                                                                                                   seinen Willen. Und das geht noch           in der Diözese in der Seelsorge wei-
          sehen, auf der Rückseite           der erste Teil des Spruchs: „Gott nahe                                                                                                                               manchmal auseinander mit meinen            tergehen könnten. Da setze ich gern
          einige persönliche Daten           zu sein ist mein Glück!“ Wenn man                                                                                                                                    Ab-Sichten. Aber immer wieder konn-        meinen Wahlspruch als Propst dazu:
des Neupriesters, die zur Erinnerung         von jemandem erzählen soll, und das                                                                                                                                  te ich sagen: +SEINE Zu-Sicht auf die      „Denn Gott hat uns nicht einen
an den Primizsegen dienen, den die           so, dass andere davon begeistert sein                                                                                                                                Dinge, Situationen und Menschen             Geist der Verzagtheit gegeben,
Gläubigen erhalten. Dazu nehmen              können, dass die Erzählung etwas be-                                                                                                                                 stimmt. Dann stimmt es auch für             sondern den Geist der Kraft, der
sie das Primizbild mit. Zudem wählt          wirkt, dass sie sich „etwas mitnehmen“                                                                                                                               mich wieder.                                Liebe und der Besonnenheit.“
sich der Neugeweihte meist einen             können, dann muss das authentisch                                                                                                                                                                                (2 Tim 1,7)
Vers aus der Bibel, der so etwas wie         sein und vor allem etwas mit „Nähe“
ein Programm oder ein Motto für              zu tun haben. Ich spürte als junger                                                                                                                                                                             Dass es Gott auch anders haben will,
seine seelsorgerische Tätigkeit ist.         Mensch aber auch viel Distanz zu
                                             dem, den wir Gott nennen. „Anfreun-                                                                                                       „Ich aber, Gott nahe                                                  haben wir vor acht Jahren mit der
                                                                                                                                                                                                                                                             Wahl von Papst Franziskus gesehen.

                                                                                                                                                                                             zu sein ist mein
Ich habe lange nach so einem Spruch          den“ ist noch ganz etwas anderes!                                                                                                                                                                               Er ist einer der wenigen, die diese Zu-
gesucht. Nicht ich habe ihn dann                                                                                                                                                                                                                             versicht Gottes für die Welt und für
gefunden, sondern der Spruch                 Es war ein weiter Weg, von den Mo-                                                                                                                                                                              eine Sicht des „einen Hauses unseres
hat mich gefunden. Ich erinnere
 mich noch genau, die Zeit der Abga-
                                             menten, in denen ich mir die Bedeu-
                                             tung dieser Worte vergegenwärtigte
                                                                                                                                                                                        Glück; ich setze auf                                                 Planeten“, unserer Welt, die uns ge-
                                                                                                                                                                                                                                                             schenkt ist, noch im Blick hat. Er hat
 be für den Druck war schon knapp,
 als ich beim Breviergebet eines Mon-
                                             und sie zu verinnerlichen suchte,
                                             mich daran stieß, sie eigentlich auch
                                                                                                                                                                                            Gott, den Herrn                                                  keine anderen Worte im Mund als
                                                                                                                                                                                                                                                             die der Zuversicht, dass wir mit dem
 tagabends auf den Vers stieß (buch-
 stäblich: „mich daran anstieß“), der
                                             oft nicht aushielt, aber standzuhalten
                                             versuchte, bis zu dem Punkt, wo diese
                                                                                                                                                                                          meine Zuversicht,                                                  Evangelium eine Zuversicht und ei-
                                                                                                                                                                                                                                                             nen Grund zur Freude haben.
 den Abschluss des 73. Psalms bildet:
„Ich aber, Gott nahe zu sein, ist mein
                                             Nähe besonders herausfordernd für
                                             mich wurde: Etwa bei der Feier der                                                                                                         all seine Werke will
                                                                                                                                                                                             ich verkünden!”
 Glück. Ich setze auf Gott, den Herrn,       hl. Messe, wo ja Jesus Christus als der
 meine Zuversicht. Ich will all sei-         Auferstandene ganz gegenwärtig ist,
 ne Taten verkünden.“ (Ps 73,28). Da         oder wenn ich Ehepaaren bei Trauun-         sie bald ganz ungehindert Zugang zu   Fotos: Pedagrafie || Volker Weihbold
                                                                                                                                                                                                                (Primizspruch, den sich                                  Generalabt
 wusste ich: Das ist er! Seither begleitet   gen zu vermitteln habe, dass der Bund       dieser Nähe Gottes haben dürfen.
 mich dieser Spruch.                         ihres Lebens durch die Nähe und                                                                                                                                      Propst Johannes 1977                               JOHANN HOLZINGER

                                             Gegenwart Gottes gesegnet ist, oder        Aber erst musste ich diese Nähe Got-                                                                                            ausgesucht hat)
Er ist für mich Programm, nach meh-          auch bei Sterbenden, die ich begleiten     tes lieben lernen und mich davon
reren Seiten hin. Nach dem Studium           darf, dass sie erwartet sind und dass      noch mehr anziehen lassen. Bis heute

      4                                                                                      VORWORT – florinside                                                                    florinside – VORWORT                                                                                         5
Florinside - Diözese Linz
DIE
                                                                                                                                                                                                                           SONDER-

    950 Jahre
                                                                                                                                                                                                                           AUSSTELLUNG

    Was ein Jubiläum bringen kann...
                                                                                                                                                                                                         IMMER. NOCH. DA.
                                                                                                                                STIFT UND PFARREN –                                                      950 Jahre – so lange gibt es den
                                                                                                                                EIN STARKES BAND AUCH IN ZUKUNFT?                                        Orden der Augustiner-Chorher-
                                              nicht mehr.... Ich messe auch nicht     chen so Seelsorger „für euch“ zu sein.    Die Florianer Chorherren kennt man als gute und fleißige Pfarrseel-      ren in St. Florian. Die Herren sind
                                              die Zukunft, denn diese ist ja noch     Nach diesem Jubiläumsjahr freute          sorger in verschiedenen Regionen Oberösterreichs. Dabei ist das          „Immer noch da“ und zeigen dies
950 JAHRE                                     nicht.» Darum geht es vor allem:        ich mich, wenn die Menschen, die in       nicht immer so gewesen. Pfarren, die zum Stift St. Florian gehören,      in einer Sonderausstellung in den
AUGUSTINER-CHORHERREN                         sich jetzt wieder neu formen, re-for-   St. Florian, die in unseren Pfarren,      hat es zwar seit den Anfängen gegeben, aber als Pfarrseelsorger
                                                                                                                                                                                                         Räumen der Neuen Galerie und
IN ST. FLORIAN                                mieren zu lassen nach der Regel und     die die uns besuchen, … auch unse-        sind wir in den meisten Pfarren erst mit der Gegenreformationszeit
                                              Lebensform unseres Vaters Augus-        re Freuden und Hoffnungen, unsere         tätig geworden. Was also heute fester Bestandteil unserer Identi-        im Sommerrefektorium.
Freuden, Sorgen und Wünsche                   tinus. Die «Gnade Gottes» immer         Trauer und Angst mittragen und ver-       tät und unserer Sendung ist, ist erst geschichtlich gewachsen.
                                              wieder «neu zu entfachen», dass         stehen können.                                                                                                     Die Ausstellung ist von Mai bis
                                              wir Menschen sind, um Menschen                                                    Unsere Konstitutionen bezeichnen unsere Ordensgemeinschaft               Oktober von Donnerstag bis
                                              zu werden, Ordensleute sind, um es      Als eine Frucht des Jubiläums würde       als „Priestergemeinschaft für den Dienst am Volk Gottes“ (Kon
                                                                                                                                                                                                         Montag von 10 bis 16 Uhr geöff-
                                              immer mehr zu werden. In diesem         ich mir wünschen, dass die Menschen       1,1,). Das spricht in besondere Weise unser Wirken als Pfarrseel-
                                              „Werdesein“ liegt die persönliche Zu-   in unserer Umgebung dankbar sagen         sorger an, wo wir für die Menschen da sind und unsere Aufgabe als
                                                                                                                                                                                                         net. Führungen sind für Gruppen
                                              kunft jedes Einzelnen und unserer       und erfahren können, das ist «unser»      einen „Dienst“ am Volk (an den Pfarrgemeinden) verstehen.                täglich buchbar.
     «Jedem Anfang wohnt (nicht nur!)         Gemeinschaft. Das Jubiläum sollte       Stift, dass es ein Geschenk ist, ein so
     ein Zauber inne.» Es kann eine Kraft     nicht dazu verführen, einfach rück-     bedeutendes Denkmal mitten unter          In den 50iger Jahren des letzten Jahrhunderts hat sich Franz Lin-        Alle Informationen dazu finden
     in ihm wohnen, wie in einem Samen,       wärts schauend vorwärtszustolpern.      uns zu haben. Für uns Chorherren ist      ninger (Bibliothekar des Stiftes, + 1970) unter Mithilfe mehrerer Mit-
                                                                                                                                                                                                         Sie unter stift-st-florian.at
     der gelegt wurde, der wachsen kann,      Das Gedenken an die Reform unse-        dieses große Erbe auch Verpflichtung      brüder die Mühe gemacht, die Geschichte der einzelnen Pfarren,
     wenn wir darauf achten. Der aber         rer Gemeinschaft unter Bischof Alt-     und Verantwortung. Und da zu wis-         die zum Stift gehören, darzustellen. Er hat diesem Buch, das 1954
     verkümmern kann, wenn wir nicht          mann könnte auch den persönlichen       sen, dass einige, viele uns hier unter-   erschienen ist, den schönen Titel „Reichgottesarbeit in der Hei-
     darauf achten, wenn ihn «die Sorgen      Reformwillen des Einzelnen und den      stützen, tut gut. Zu unserem 950-jäh-     mat“ gegeben. Damit bringt er einen Leitgedanken als Titel, wo-
     des Alltags ersticken» oder auf fest-    der Gemeinschaft wieder neu entfa-      rigen Geburtstag wäre es für mich         rum es uns als Pfarrseelsorger letztlich geht: Wir wollen konkret
     getretenem Boden nicht wachsen           chen. Jeder Tag gibt uns dazu genü-     ein tolles Geburtstagsgeschenk, Vor-      mitarbeiten am Reich Gottes in unserem Land, daran, dass Men-
     kann.                                    gend neue Möglichkeiten.                urteile über «die da oben im Stift«       schen die Botschaft Jesu aufgreifen und in ihrem Leben umsetzen.
                                                                                      abzulegen und dazu den (vielleicht        Damit bekommt unser Dienst zutiefst eine spirituelle Dimension.
     Es gilt einmal auf diesen Samen «Re-     Die damalige Reform diente auch         jahrhundertealten) unbegründeten          Es geht nicht zuerst um Verwaltung und um die Aufrechterhal-
     form» zu schauen, auf die damali-        einer durchgreifenden Erneuerung        Sager vom „reichen Stift».                tung des Pfarrlebens und einer langen Tradition und Geschichte.
     gen geschichtlichen «Fakten», wie        der Seelsorger und der Seelsorge.                                                 Am Anfang und am Ende steht doch immer der gelebte Glaube, an
     und was da damals vor 950 Jahren in      Mit dem Zweiten Vatikanischen           Der Same ist gelegt. Wir dürfen – so      einem konkreten Ort, im Miteinander, im Sinne der Botschaft vom
     unserem Kloster passiert ist, auf eine   Konzil, einem großen Reformkon-         drückt sich der Apostel Paulus aus –      Reich Gottes, die Jesus verkündet hat.
     (Re)Lecture und sachgemäße Inter-        zil, formuliert bedeutet das, «Freu-    pflanzen und gießen und hoffen, dass
     pretation der Quellentexte. Ich          de und Hoffnung, Trauer und Angst       Gott wachsen lässt – und dass er uns      Viele unserer Mitbrüder sind eingetreten mit der klaren Option,
     möchte mit Augustinus nicht «die         der Menschen» zu teilen. So sind        die Gnade schenkt eines Anfangs je-       später einmal Pfarrseelsorger in einer unserer Pfarren zu werden.
     Vergangenheit messen, denn sie ist       wir „mit euch“ Christen und versu-      den Tag und immer noch.                   Daraufhin haben sie sich vorbereitet, daraufhin haben sie gelebt.
                                                                                                                                Das Leben in der Pfarre unterscheidet sich klarerweise deutlich von
                                                                                             HARALD R. EHRL, CANREG             einem Leben im Stift. Insofern haben wir als Gemeinschaft immer

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Florinside - Diözese Linz
schon zwei verschiedene Lebensformen in einer Gemein-             schaft einen wesentlichen Teil ihrer Sendung, ja ihres Sinnes. Wir
schaft praktiziert: ein Leben im Stift, im Kreis der Mitbrüder,   werden weniger und das bedeutet Veränderung in Stift und Pfar-
mit geregeltem Tagesablauf (auf der einen Seite) und ein Le-      ren. Einen Grund deshalb, eine unserer wesentlichen Aufgaben
ben in der Pfarre, als Pfarrseelsorger, in einer Hausgemein-      aufzugeben, sehe ich darin nicht. Und daran ist letztlich auch nicht
schaft in Pfarrhof, inmitten einer konkreten Pfarrgemeinde        ernstlich gedacht.
(auf der anderen Seite). Die Entwicklungen der letzten Jahr-
zehnte haben die Hausgemeinschaft in einem Pfarrhof sehr          Für die Zukunft wünsche ich mir ein starkes Band der Verbunden-
verändert, sie schrumpfen lassen und in tagsüber gelebte          heit von Stift und Pfarren, in denen wir als Pfarrseelsorger noch
Arbeitsbeziehungen umgewandelt. Von unseren Idealen war           tätig sind. Sicherlich werden wir in den nächsten Jahren in vielen
uns immer schon ein Zusammenspiel und -wirken beider Le-          unserer Pfarren nicht mehr präsent sein. Auch die Strukturreform
bensformen ins Stammbuch geschrieben. Stift und Pfarren,          der Diözese Linz wird viel Veränderung in die Pfarrlandschaft brin-
das sind die zwei Lebenswelten der einen Gemeinschaft der         gen. Wo wir aber noch präsent sind, soll und kann dieses Band
Florianer Chorherren. Das gehört bei uns einfach zusammen         stark bleiben. In den anderen Pfarren wird man die Beziehung Stift

                                                                                                                                          „In dir muss brennen,
und hat doch auch unterschiedliche Formen ausgeprägt.             und Pfarre neu bestimmen und gestalten müssen.

Oft habe ich in den letzten Jahren in unserer Gemeinschaft        Die Verbundenheit unserer Pfarren mit dem Stift liegt sehr wesent-
das Wort der Konzentration auf das Stift gehört. Da wir im-       lich in den Händen unserer Mitbrüder, die noch in unseren Pfarren
mer weniger werden, werden solche Überlegungen regel-             tätig sind, wenn auch nicht nur. Wir freuen uns sehr, wenn unsere

                                                                                                                                             was du in anderen
mäßig angestellt. Ich denke aber, wenn es kein Hinausgehen        Mitbrüder dieser Verbundenheit Ausdruck geben und immer wie-
mehr in die Pfarrseelsorge gibt, dann verliert unsere Gemein-     der konkrete Zeichen setzen, um diese Verbindung mit Leben zu
                                                                  erfüllen. Noch mehr freut es uns, wenn dieser Funke überspringt
                                                                  auf jene, die heute in den Pfarren leben, aktiv das Pfarrleben mit-
                                                                  gestalten, sei es hauptamtlich oder ehrenamtlich, und ein Be-

                                                                                                                                             entzünden willst. “
                                                                  wusstsein entsteht: Wir sind eine „Florianer Pfarre“ und darauf sind
                                                                  wir stolz. An einer starken Verbindung zwischen Stift und unseren
                                                                  Pfarren haben wir auch in Zukunft Interesse.

                                                                  Ein Projekt, das diese Verbindung veranschaulicht, ist unter ande-
                                                                  ren auch die Sonderausstellung 950 Jahre Augustiner-Chorherren
                                                                  im Stift St. Florian. Im Rahmen dieser Ausstellung werden sich auf
                                                                  33 Schautafeln im Prälatengang alle unsere Pfarren präsentieren.
                                                                                                                                                                   (Augustinus)
                                                                  Wir waren sehr positiv überrascht, dass sich wirklich alle Pfarren
                                                                  an diesem Projekt beteiligt haben, auch jene, die schon über viele
                                                                  Jahre keinen Florianer Chorherren als Seelsorger in ihrer Pfarre er-
                                                                  leben. Ich sage allen Pfarren im Namen der Arbeitsgruppe „Stift
                                                                  und Pfarren“ herzlich Danke, dass sie sich an diesem Projekt be-
                                                                  teiligt haben und lade gleichzeitig ein, diese Ausstellung zu besich-
                                                                  tigen und dabei die Vielfalt unserer Pfarren in den Schautafeln zu
                                                                  bewundern.

                                                                                           MANFRED KRAUTSIEDER, CANREG
                                                                                     Novizenmeister und Pfarradministrator
                                                                                               in St. Paul zu Pichling–Linz

     8                                                                                        JUBILÄUM – florinside                        florinside – JUBILÄUM        9
Florinside - Diözese Linz
BERICHTE
AUS DEM STIFT                                                                                                                                                                Auch der Schriftsteller Adalbert Stifter
                                                                                                                                                                             hat sich Gedanken zum Thema
                                                                                                                                                                             “Zuversicht” gemacht, Hans Fronius hat
                                                                                                                                                                             die Tuschezeichnungen dazu gemalt.

Zuversicht
      Zu einer Erzählung von Adalbert Stifter

                   A
                                    ls ich die Einladung zum
                                    Mitarbeiten am nächsten
                                    FLORinside bekam, freute       Diskussionsgeschichte, die sich an Typen
                                    ich mich über das optimisti-   der Französischen Revolution entzündet;                                     Wenn uns der Pädagoge Adalbert Stif-
                                    sche Thema „ZUVERSICHT“.       wer waren diese Männer; und warum wa-                                       ter auch heute noch etwas zu sagen ver-
        Zuversicht Und gleich nach dieser Information klingelte    ren sie so wie sie waren? Welche Rolle spie-                                mag, dann dies: Zuversicht ist möglich;
       ist möglich. es bei mir: Es gibt von ADALBERT STIFTER       len moralische Prägung und die Kraft des                                    ob sie sich einstellt, hängt irgendwo
                    eine Erzählung mit genau diesem Titel. Ich     eigenen Gewissens…? Der nicht religiös                                      auch von uns ab; aber nicht nur von
                     hab ein schönes Buch davon im Bücher-         fundierte Autor des Diskurses hat keine                                     uns allein…
                     kasten. Hans Fronius hat für diese Aus-       von außen kommende Macht zur Zuver-
                     gabe (1963) fünf Tuschezeichnungen ge-        sicht. Aber er kann in die Kraft vertrauen,                                 Ist die Frage nach der Zuversicht so,
                     macht, (und die befinden sich in unserm       zu der die humanitär gesinnten Menschen                                     dass sie uns „stellt“? Lass ich mich aus
                     Besitz!). Vor mehr als zehn Jahren haben      fähig sind, wenn sie das Geschehen prägen                                   welchen Gründe immer – einfach ge-
                     wir einmal die Zeichnungen aufgehängt,        und gestalten wollen.                                                       hen, vielleicht sogar fallen? Oder gibt
                     und den Text gelesen, (der sich für eine                                                     Fotos: Ferdinand Reisinger   es Gründe zum optimistischeren Blick?
                     derartige Lesung eignet, weil er nicht zu     Zuversicht ist nicht eigentlich eine Tugend                                 In der Zu-ver-sicht steckt eine vertrau-
                     lang ist).                                    (der man programmatisch folgen kann).                                       ensvolle Aus-Sicht!
                                                                   Zuversicht ist ein Vermögen, das sich zu
                     Es ist ein früher Stifter; und ganz erklär-   entfalten vermag. Die Geschichte, die Stif-                                                           FERDINAND
                                                                                                                                                                          REISINGER
                     bar ist der Titel nicht. Es geht um eine      ter erzählt, eröffnet eine offene Zukunft, …
                     geistesgeschichtliche Lokalisierung einer     mehr oder weniger zuversichtlich.

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Florinside - Diözese Linz
Der Ginko im Prälatengarten
                                                                                                                                                                                                                                                                           ist ein Naturdenkmal.

TAGUNG DES RATS
DES GENERALABTES

Es ist in dieser Zeit fast ein außergewöhnliches Ereignis: Unter Ein-
                                                                                                                                                                                                                                                           „Ein Garten                                                                        Das sogenannte Neu-
haltung aller Vorsichtsmaßnahmen tagte der Rat des Generalabtes
am 8. und 9. März 2021 im Stift St. Florian – und zwar nicht online,
                                                                                                                                                                                                                                                            ist auch ein                                                                      stöckl mit ca 20 Gäs-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              tezimmern trennt den
sondern sogar in physischer Präsenz. Diese dauerhafte Einrichtung
unserer Kongregation umfasst die Pröpste aller Augustiner-Chorher-                                                                                                                                                                                         verlängertes                                                                       Garten zum Stiftsres-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              taurant ab. Im Zentrum
renstifte. Üblicherweise finden Treffen mehrmals jährlich statt, um
die gemeinsame Arbeit zu koordinieren.                                                                                                                                                                                                                            Wohn-                                                                       dieses Gartens steht ein
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              schöner Springbrun-

                                                                                                                                                                                                                                                                zimmer.“
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              nen. Die saftig grüne
                                                                                                              Im Altomontesaal
Wenngleich der technische Fortschritt auch Online-Konferenzen ermöglicht, ist der                       trafen sich Pröpste und                                                                                                                                                                                                               Wiese dient bei Schön-
mitbrüderliche Austausch im direkten Gespräch unabdingbar für die fundierte Ent-                                   Wirtschafter.                                                                                                                                                                                                              wetter dem Kellerstü-
scheidungsfindung in schwierigen und bisweilen dringlichen Themen.                                                                                                                                                                                                                                                                            berl. Tische und Sessel
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              laden die Gäste ein in
Teils im Plenum mit den Pröpsten, teils in eigener Tagung haben sich gleichzeitig auch                                                                                                                                                          ren stand hier auch eine Kegelbahn. Diese war aber schon       Ruhe und frischer Luft die Speisen und Getränke zu
die Wirtschaftsdirektoren der Stifte zusammengefunden, um gemeinsame Anliegen zu                                                                                                                                                                schadhaft geworden und musste entfernt werden. Es sind         konsumieren. Ein wahrer Platz für Ruhe und Erholung.
erörtern und Entscheidungen vorzubereiten.                                                                                                                                                                                                      auch immer weniger Juniores (so werden Novizen und Kle-
                                                                                                                                                                                                                                                riker auch genannt) im Stift und so ist es still geworden im   Die größte Gartenanlage ist der Prälatengarten. Dieser
Ein gutes Miteinander und ein kluges Füreinander haben wohl alle, die an der Tagung                                                                                                                                                             Novizengarten.                                                 befindet sich an der Südseite außerhalb des Marmor-
teilnehmen konnten, für die Zukunft gestärkt!                                                                                                                                                                                                                                                                  saales und der darunter befindlichen Sala terrena. Nur
                                                                                                                                                                                                                                                Seit aber Stiftsdechant Werner Grad wieder ins Stift gekom-    der Prälat konnte hier den Garten betreten. Schon Ja-
                                                                                                                                                                                                                                                men ist, hat der Garten eine besondere Gestaltung erfahren.    kob Prandtauer hat hier einen prunkvollen Barockgar-
                                                                                                                                                                                                                                                Lassen wir ihn aber selber erzählen: „Ich bin im Jahr 2006     ten entworfen. Terrassenförmig führte der Garten em-
                                              GRÜNE GÄRTEN                                                                                                                                                                                      wieder ins Stift zurückgekehrt, um von hier aus die Pfarre     por zum Stiftsgebäude.
                                              DES BAROCKSTIFTES                                                                                                                                                                                 Pichling zu betreuen und als Novizenmeister im Haus zu
                                                                                                                                                                                                                                                wirken. Seit jeher begleitet mich meine Liebe zum Garten       Dieser Prälatengarten wurde ein paar Mal umgestaltet.
                                              Wenn man das Stift St. Florian aus    Im Zentrum steht der eindrucks-                                                                                                                             und Natur, so legte ich mir auch in St. Martin einen schö-     Besonders während der Besatzung durch die National-
                                              der Entfernung betrachtet, hat man    volle Adlerbrunnen, ein großer                                                                                                                              nen Garten an. Dies wollte ich auch im Stift tun und so fand   sozialisten wurden viele historische Bäume geschlägert.
                                              den Eindruck, dass eine große Flä-    Adler, der im Begriff ist wegzuflie-                                                                                                                        sich die Möglichkeit, den Novizengarten zu gestalten und zu    So entstand langsam die heutige Form mit einer großen
                                              che von Grund und Boden verbaut       gen hat eine große Schlange in den                                                                                                                          pflegen. Die große Liebe im Garten gilt von meiner Seite den   Grünfläche.
                                              wurde. Doch bei einem Besuch des      Krallen. Das soll symbolisch andeu-                                                                                                                         Rosen, von denen zur Zeit 130 Sorten im Garten wachsen.
                                              Stiftes wird man etwas Besseres er-   ten: mit der Schlange, dem Zeichen                                                                                                                          Ein Garten braucht auch Wasser und so grub ich mit Un-         Heute ist der Prälatengarten frei zugänglich. Man ge-
                                              leben.                                für das Böse und Bedrohende, soll                                                                                                                           terstützung ein Biotop, in dem Goldfische schwimmen und        langt gleich nach dem äußeren Tor – dem sogenannten
                                                                                    auch jede Gefahr vom Stift fernge-                                                                                                                          schöne Seerosen blühen. Unsere „Stiftsschildkröte Susi“, die   Einser-Tor – rechts durch das Schmiedeeisen-Gitter

                                                                                                                                                                                             Fotos: Stift St. Florian & Werner Kerschbaummayr
                                                                                                                                   Fotos: Stift St. Florian | Stift St. Florian/Pedagrafie
                                              Schon beim Zugang entlang der         halten werden. In nördlicher Rich-                                                                                                                          Mitbrüder Anfang der 70er Jahre aus dem Urlaub in der Tür-     in das Innere des Gartens. Rechts entlang der Begren-
                                              mächtigen Westfassade empfängt        tung trennt der Zwischentrakt mit                                                                                                                           kei mitgebracht haben, hat auch ihren Platz im Garten! Sie     zungsmauer stehen noch einige gewaltige, zum Teil
                                              uns im äußeren Stiftshof eine wei-    der Küche, dem Winterspeisesaal,                                                                                                                            hat vor ein paar Jahren Gesellschaft bekommen, als plötzlich   exotische Bäume: sie stammen etwa aus der Zeit vor 200
           Die Gärten des Stiftes sind auch
          das Zuhause für Schildkröte Susi.
                                              te Grundfläche. Wenn man durch        den Verwaltungsräumen und den                                                                                                                               ein Geschenk in Form einer Wasserschildkröte da war!           Jahren: Ein Ginkobaum steht vor der Sala terrena und
                                              das große Hauptportal das Innere      Seminarräumen den Novizengar-                                                                                                                                                                                              hat einen Stock-Umfang von ca. 4,5 Metern. Am äußers-
                                              des großen Stiftshofes betritt mit    ten und den Kellerstüberlgarten.                                                                                                                            Selber zu garteln, zu gestalten und wachsen und blühen         ten südöstlichen Rand steht eine Buche mit einer schlin-
                                              einem Ausmaß von 6400m2 – mehr                                                                                                                                                                    zu sehen ist ein großartiger Ausgleich zu meiner sonstigen     genförmig gewachsenen Riesenkrone. Diese hat einen
                                              als ein Joch – erstrahlen die vier    Der Novizengarten ist für die No-                                                                                                                           Arbeit. Ein Garten ist auch ein „verlängertes“ Wohnzimmer      Stock-Umfang von ca. 5 Metern. Beide Bäume können
                                              geometrisch angelegten Grünflä-       vizen und Kleriker bestimmt, also                                                                                                                           und eine Wohlfühl-Oase. Viele Gäste, die in unserem Gäste-     mit Recht als Naturdenkmal bezeichnet werden. :::
                                              chen, die durch acht symmetrisch      für die jungen Chorherren, die in                                                                                                                           haus übernachten, nutzen oft den Garten auch zur Entspan-      (Lesen sie in der Ausgabe #24 weiter)
                                              gepflanzten Eiben gegliedert wer-     der klösterlichen Vorbereitung                                                                                                                              nung und Erholung. Ich hoffe, mit diesem Garten und vor al-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             FRANZ
                                              den. Diese Bäume werden von den       im Theologiestudium sind. Er war                                                                                                                            lem den Rosen noch viele Jahre Freude – aber auch – Arbeit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       HÖRTENHUBER
                                              Stiftsarbeitern sorgsam kegelför-     und ist ein Ort der Erholung und                                                                                                                            zu haben.“
                                              mig geschnitten.                      Unterhaltung. In den früheren Jah-

    12                                                                              AUS DEM STIFT – florinside                                                                                                                                                florinside – AUS DEM STIFT                                                                       13
Florinside - Diözese Linz
SAMMLUNGEN

Kostbare barocke
Kreuzwegbilder gerettet

Anfang des Jahres 2020 wurde Herrn           In Gesprächen mit dem Restaurator        in Oberösterreich und darüber hinaus
Ferdinand Reisinger (Chorherr von            Mag. Andreas Hofinger – der schon        zum Teil nachweisbar; ab ca. 1750
St. Florian, Pfarrer in Hargelsberg)         viele Bilder aus unserer Galerie zu      entwickelt er sich zu einem namhaften
vom Pfarrmoderator von Mauthau-              neuem Leben erweckte – tat sich die      Freskanen für Kirchen, Klöster usw.
sen, Mag. Johann Fürst ein Konvolut          Frage auf: Was sollen wir damit tun?     (Niederalteich, Metten, Lambach,
von verdreckten, devastierten und            Die Antwort von Andreas: Entweder        Pfarrkirchen bei Kremsmünster u.a.).                                                                                        Das «Herbarium Florianense»
über weite Strecken ruinierten Lein-         Entsorgen oder Restaurieren… Pfar-                                                                                                                                   wird digitalisiert                                        Das Ehepaar Sandner
                                                                                                                                                                                                                                                                           beim Digitalisieren der
wänden übergeben, die er auf einem           rer Reisinger entschied sich, Hofinger   Anfang Oktober 2020 war das ers-                                                                                                                                                    umfassenden Pflanzen-
pfarrlichen Dachboden entdeckt hat.          wenigsten eines der Bilder zum Res-      te der Bilder restauriert; die letzten                                                                                      Als Kustos Josef Ackerl 63 Flechten                                 sammlung.
Fürst erteilte den Auftrag: Im Stift         taurieren zu überlassen. Dr. Reisin-     beiden wurden Anfang März 2021                                                                                              vom Kremsmünsterer Pater Her-
soll entschieden werden, was mit             ger wollte sich damit zum Goldenen       geliefert. Die fünf Bilder zeigen die 4.                                                                                    mann Patzalt fand, notierte er dazu     sollte die Sammlung einfach einmal
diesen Relikten von bemalten Lein-           Priesterjubiläum im Juli 2020 selbst     Kreuzwegstation (Jesus begegnet sei-                                                                                        am 22. März 1917: „In unserem           fotografisch dokumentiert werden.          Brasilien, Norwegen und auch aus
wänden weiterhin (samt kaputten              eine Freude machen. Als der Restau-      ner Mutter), die 6. (Jesus und Veroni-                                                                                      Hause hört das Finden nicht                                                        dem Prälatengarten des Stiftes,
Rahmen) geschehen soll.                      rator seine Meinung mitteilte, dass es   ka), die 7. (Jesus fällt das zweite Mal                                                                                     auf“. Diese werden „sobald als          Ich erzählte dem befreundeten              wie das Foto oben links zeigt...).
                                             sich doch um qualitätsvolle barocke      unterm Kreuz), die 9. (Jesus fällt das                                                                                      möglich unserm Herbar eingereiht        Gärtnermeister Sebastian Sandner
Pfarrer Reisinger fand heraus, dass es       Bilder gehandelt haben muss, ent-        dritte Mal) und die 13. (Der tote Jesus                                                                                     werden.“ Am 25. Juli 1917 starb er      von diesen Vorhaben und am                 Momentan stehen wir bei Lade 17.
sich um einzelne Szenen/Stationen            schied Reisinger, noch mehr Lein-        im Schoß seiner Mutter).                                                                                                    54-Jährig.                              2. Jänner 2021 begann er mit seiner        Den größten Teil der bisher 8008
aus einem Kreuzweg handelt.                  wände zum Restaurieren zu überge-                                                                                                                                                                            Frau die erste „Lade“ zu fotografie-       Fotos machte das Ehepaar Sandner.
                                             ben – zuerst drei, dann alle fünf.       Der Hargelsberger Restaurator Hans                                                                                          Und so fand ich mich – ohne zu          ren. Seine Eltern, Gärtnermeister          Die Vornummerierung und Ver-
                                                                                      Reiter schuf zur Vervollständigung                                                                                          suchen – eines Tages vor den acht       Werner und Brigitta Sandner, de-           gabe der Inventarnummern liegen
                                             Im Rahmen der Arbeiten festigte          „der Erneuerung“ schöne, schlich-                                                                                           Kästen des „Herbarium Florianen-        nen er davon berichtete, wurden            in den Händen von Dr. Bernadette
                                             sich bei Mag. Hofinger zunehmend         te Holzrahmen. Die relativ großen                                                                                           se“ und den darin befindlichen 40       neugierig. Aus „Neugier“ und „be-          Kerschbaummayr und dem Kustos.
                                             die Meinung, dass es sich um Wer-        Kreuzwegbilder (107 x 80 cm) hän-                                                                                           Laden mit getrockneten Pflanzen.        ruflicher Verbindung“ zu Pflanzen          Die ausgedruckten Abbildungen
                                             ke von WOLFGANG ANDREAS                  gen derzeit am sogenannten Primiz-                                                                                          Über Vermittlung von Mag. Stefan        stellten sie sich für dieses Projekt       füllen bis jetzt 22 große Ordner.

                                                                                                                                 Fotocredit: Ferdinand Reisinger || Stift St. Florian/Bernadette Kerschbaummayr
                                             HEINDL aus der Zeit vor 1750 han-        gang (2. Stock, beim Altomontesaal).                                                                                        Weigl, dem Leiter der naturwissen-      zur Verfügung. Auf die Frage wa-           An dieser Stelle sei Brigitta und
                                             deln dürfte (Hofinger hat mehrfach       Sie sollen in der Bildergalerie des                                                                                         schaftlichen Sammlungen des Lin-        rum – „das fragen wir uns auch“            Werner Sandner für ihr Engage-
                                             schon Bilder von Heindl in Händen        Stiftes St. Florian einen würdigen                                                                                          zer Biologiezentrums, begutachte-       kommen Antworten: „Da entdeckt             ment und den großen Zeitaufwand
                                             gehabt). Über Heindl gibt es eine        Platz finden. Zu Restaurierung hat                                                                                          te DI. Dr. habil. Martin Pfosser, der   man interessante und auch weni-            im Namen des Stiftes sehr, sehr
                                             stattliche Monografie (Ernst Gul-        der Verein Florianer Freunde der                                                                                            Leiter der botanischen Abteilung        ger interessante Pflanzen, solche,         herzlich gedankt. Unser Mitbruder
                                             dan, Wien 1970). Er war „Maler und       Kunst einen erheblichen Beitrag ge-                                                                                         stichprobenartig das Herbarium,         die es wahrscheinlich gar nicht            Rupert Baumgartner zeigt seine
                                             Gastgöb“ in Wels (so unterschrieb er     leistet, ebenso Pfarre und Gemeinde                                                                                         dessen Grundstein eine Schen-           mehr gibt. Und nachdem wir                 Wertschätzung für diese ehren-
                                             seine Produkte). Zunächst war er auf     von Hargelsberg (Geschenk an den                                                                                            kung des dritten Linzer Bischofs        einige Laden gemacht hatten,               amtliche Arbeit mit Einladungen
                                             Kreuzwege spezialisiert (17 davon sind   Pfarrer zum goldenen Priesterjubilä-                                                                                        Sigismund Ernst von Hohenwart           sind wir quasi süchtig gewor-              auf ein Glaserl Wein oder ein Stam-
                                                                                      um). Herzlichen Dank dafür!                                                                                                 im Jahr 1825 war. Dabei kam schon       den. Süchtig nach besonderen Ex-           perl Schnaps.
                                                                                                                                                                                                                  das eine oder andere interessante       emplaren. Und in Corona-Zeiten ist
                                                                                      Es besteht kein Zweifel, dass mit die-                                                                                      Stück zutage.                           diese Beschäftigung sehr entstres-         Bald dürfen wir Halbzeit dieses
                                                                                      ser Restaurierung die Rettung von                                                                                                                                   send und sehr entspannend.“                Projektes feiern. Vier der acht Kästen,
                                                                                      wertvollem barockem Kulturgut aus                                                                                           Der Erhaltungszustand der Samm-                                                    die der damalige Stiftstischler Karl
                                                                                      Oberösterreich gelungen ist, zählt                                                                                          lung, die immer wieder durch            So entdeckt man nicht nur Pflanzen         Gruber im September 1915 verfer-
                                                                                      doch Wolfgang Andreas Heindl zu                                                                                             Schenkungen und Tausch erweitert        vom Garten hinter dem Haus, dem            tigte, hat jetzt unser Mitarbeiter
                                                                                      den großen Barockmalern unseres                                                                                             wurde, ist sehr zufriedenstellend.      Kapitelgarten, sondern Exemplare           in der Stiftstischlerei Ahmad Latifi
                                                                                      Landes.                                                                                                                     Auch im Hinblick auf einen neuen        der Flora „rund um die Welt“ (Ki-          restauriert.
                                                                                                                                                                                                                  Standort im künftigen Sachdepot,        limandscharo, Java, Neuseeland,
                                                                                                      FERDINAND REISINGER                                                                                                                                                                                        K U S TO S H A R A L D R . EH R L

                               Ferdinand Reisinger mit einem restaurierten Bild.

     14                                                                               AUS DEM STIFT – florinside                                                                                                           florinside – AUS DEM STIFT                                                                                    15
Florinside - Diözese Linz
BAUMEISTER GESUCHT!
                                                                                                                                                                                                            Propst Franz Claudius Kröll und
                                                                                                                                                                                                            Jakob Prandtauer

                                                                                                                                                                                                            Im April des Jahres 1708 stand
Zum 250. Geburtstag des                                                                                                                                                                                     Propst Franz Claudius Kröll vor ei-
Historikers Franz Kurz                                                                                                                                                                                      ner großen Herausforderung: Sein                                                 NEUERSCHEINUNG
                                                                                                                                                                                                            Baumeister Carlo Antonio Carlone                                                 HUBERTA WEIGL:
Am 2. Juli 1771 wurde Franz Kurz in                                                                                                                                                                         war gestorben und der Neubau der                                                 JAKOB PRANDTAUER 1660–1726
Kefermarkt geboren, wo sein Vater                                                                                                                                                                           Klosteranlage von St. Florian voll     zeichnete den Vertrag mit ihm. Was        BAUMEISTER DES BAROCK
als Schulmeister wirkte. Nach dem                                                                                                                                                                           im Gang. Es galt, möglichst rasch      nicht im Vertrag stand, aber klar
Besuch des Linzer Gymnasiums trat                                                                                                                                                                           einen kompetenten Ersatz zu fin-       war: Dass Prandtauer das Projekt          24 x 31 cm, 2 Bände, zusammen 928 Seiten
er 1790 in das Stift St. Florian ein.                                                                                                                                                                       den. Wie es scheint, hat der Propst    nicht nach der Planung Carlones           ISBN 978-3-86568-031-0
Das Theologiestudium führte ihn                                                                                                                                                                             im ersten Schritt mit Anselm Ange-     fortführen, sondern modernisieren         Michael Imhof Verlag
nach Wien, wo er sich auch in Nu-                                                                                                                                                                           rer, dem Abt des dreißig Kilometer     würde. Tatsächlich veränderte der         www.jakob-prandtauer.at
mismatik und Kompositionslehre                                                                                                                                                                              südlich von St. Florian gelegenen      Baumeister gekonnt das von Carlo-
weiterbildete. 1795 wurde Kurz zum                                                                                                                                                                          Benediktinerstiftes Garsten, Rück-     ne errichtete Treppenhaus, indem          Erhältlich im Florianer Stiftsladen!
Priester geweiht und zum Koope-                                                                                                                                                                             sprache gehalten. Der hatte näm-       er die Arkaden vergrößerte, entwi-
rator in St. Florian bestellt. Er blieb                                                                                                                                                                     lich dasselbe Problem: Auch Abt        ckelte eine eigene Lösung für den
zeitlebens ein begeisterter Seelsor-                                                                                                                                                                        Anselm hatte bislang auf Carlone       Saalpavillon und fand nach zähem
ger an der Stiftspfarre, die er ab 1810                                                                                                                                                                     gesetzt und stand plötzlich ohne       Ringen einen geeigneten Bauplatz
auch leitete.                                                                                                                                                                                               Baumeister da. Was tun?                für das Sommerrefektorium.

Der vielseitig begabte Chorherr be-                                                                                                                                                                         Im oberösterreichischen Raum           Prandtauer kam meistens viermal
                                                          Historiker Franz kurz war Augustiner-Chorherr und
treute zunächst die Münzsammlung,                         Pionier der kritischen Geschichtsschreibung in Österreich.                                                                                        gab es niemanden, der Carlone          pro Jahr ins Kloster, wofür er 160
spielte aber auch Orgel, komponierte                                                                                                                                                                        hätte ersetzen können. So fiel die     Gulden erhielt (zum Vergleich: Ein
zwei Messen und leitete den Stifts-                                                                                                                                                                         Wahl der beiden Prälaten auf Jakob     einfacher Arbeiter verdiente auf
chor. Die Ernennung zum Stiftsarchi-                                                                                                                                                                        Prandtauer. Der lebte in St. Pölten,   der Baustelle ca. 80 Gulden im Jahr.
var im Jahr 1799 sollte zum Wende-                                                                                                                                                                          arbeitete gerade für drei niederös-    In Melk bekam Prandtauer 300 Gul-

                                                                                                                                  Fotocredit: Stiftsarchiv St. Florian/ Lithografie von Friedrich Leybold
punkt in seinem Leben werden.             und wurde zum Pionier der kriti-               zu ihrem Mitglied. Sein Streben nach                                                                               terreichische Klöster, darunter das    den). Die Kosten für die Reise, für
                                          schen Geschichtsschreibung in                  historischer Wahrheit trug ihm aber                                                                                Stift Melk, und hatte einen guten      die Verköstigung und für die zwei
Jetzt fokussierte er sich auf die Ge-     Österreich.                                    auch Probleme mit der Zensurbehör-                                                                                 Ruf.                                   bis drei Übernachtungen, die in An-
schichtsforschung, studierte die Ur-                                                     de ein, die einige seiner insgesamt 18                                                                                                                    betracht der Distanz unumgänglich
kunden und Quellen in den Archiven        Als seine Werke höchste Anerken-               Bücher stark verstümmelte. Im Stift                                                                                Die Aufgabe, der sich Prandtau-        waren, musste er selbst bezahlen.
des Landes und schuf ein Bewusst-         nung (u.a. bei Minister Klemens                begeisterte Kurz jüngere Mitbrüder                                                                                 er im Frühjahr 1708 in St. Florian     Fast zwei Jahrzehnte ist der Bau-
sein für deren Wert. 1805 erschien        von Metternich) fanden, weitete                für das historische Fach. Seine Lieb-                                                                              gegenübersah, war alles andere als     meister bei Wind und Wetter nach
der erste Band seiner „Beiträge zur       Kurz sein Themengebiet aus. Er pu-             lingsschüler waren Josef Chmel, der                                                                                einfach. Er muss wochenlang über       St. Florian gereist. Der letzte Auf-
Geschichte des Landes Österreich ob       blizierte ab 1812 Band um Band zur             zum Hofarchivar aufstieg, und der                                                                                  den Entwürfen Carlones gebrütet        enthalt ist im Mai 1725 dokumen-
der Enns“, dem drei weitere folgten.      Geschichte Österreichs im Spät-                spätere Propst Jodok Stülz, in dessen                                                                              haben, um sich in das Mammutpro-       tiert – ein gutes Jahr vor seinem
Mit seiner Hinwendung zu den Quel-        mittelalter unter den Habsburgern.             Armen er am 12. April 1843 starb.                                                                                  jekt einzuarbeiten. Am 11. Oktober     Tod.
len, die er im Anhang seiner zahlrei-     1827 verlieh ihm Kaiser Franz I. die                                                                                                                              1708 war es schließlich so weit:
                                                                                                                                                                                                                                                                              H U B E R TA
chen Publikationen auch abdruckte,        Große Goldene Civil-Ehrenmedaille                                                                                                                                 Propst Franz Claudius Kröll unter-                                    WEIGL
und seinem Streben nach Unpartei-         mit Kette. Die Bayerische Akademie             FRIEDRICH
                                                                                          B U C H M AY R
lichkeit beschritt Kurz neue Wege         der Wissenschaften ernannte Kurz

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Florinside - Diözese Linz
Faschingspredigt
     Mein Lockdownquartier
     von Pfarrer Josef Etzlstorfer
                                                                                                  Gemeinsam feiern wir die Messe,
                                                                                                  damit man eines nicht vergesse:
                                                                                                  Der Herr will uns ganz nahe sein,
     Ein Virus ist in d’Welt gekommen         Eines hat mich da bewegt:                           drum lädt er uns auch dazu ein.
     und hat sie in Beschlag genommen.        Im Stifte bin ich gut verpflegt.                    Er ist bei uns in seinem Wort,
     Im fernen China er entstand,             Tischgemeinschaft – gutes Essen,                    weist uns den Weg hier immerfort.
     er kam dann rasch in jedes Land.         das werd’ ich nicht so schnell vergessen.           Er ist bei uns in Brot und Wein,
     Corona wird das Ding genannt,            Das Frühstück musste ich nicht machen,              er lädt zu diesem Mahl uns ein.
     das ist jetzt allen gut bekannt.         hier gibt es viele gute Sachen,                     Bei uns ist er in schwerer Zeit,
     Der Name klingt ja wunderbar,            Butter, Käse und auch Wurst,                        er hilft uns tragen Kreuz und Leid.
     doch schrecklich war’s Corona-Jahr.      Kaffee und Tee dann für den Durst,                  „Ich bin bei euch in diesen Tagen“,
     Sehr gefährlich ist der G’sell,          Müsli, Honig, Obstsalat,                            das möchte uns der Herr jetzt sagen.
     angesteckt wird man sehr schnell.        das Angebot, das ist nicht fad.                     Er will Vertrau’n und Hoffnung schenken
     Manche nicht sehr viel verspüren,        Das Mittagessen gut und herrlich,                   und uns in schweren Zeiten lenken.
     bei and’ren kann’s zum Tode führen.      für d’Linie etwas gefährlich.
     Oft muss man ins Krankenhaus,            Auch abends gibt’s verschied’ne Sachen,             Drei Formen von Gemeinschaftsleben         Einen Spruch hab’ ich gewandelt
     and’re heil’n daheim sich aus.           die dem Gaumen Freude machen.                       haben mir recht viel gegeben:              und dementsprechend auch gehandelt:
     Abstand halten, Masken tragen,           Mit warmer Suppe, kalter Platte                     Das Chorgebet und auch die Messen,         „Nach dem Essen sollst du ruh’n,
     das muss man jetzt in diesen Tagen.      ich jeden Abend Freude hatte.                       bei Tische dann gemeinsam essen.           hernach tausend Schritte tun.“
     Und zur Beseitigung der Viren            Beim Tischgespräch hat man erfahren                 Das bindet uns, das hält und trägt,        Meist eine Stund’ ging ich spazieren,
     soll man die Händ’ desinfizieren.        die neuen Sachen, die da waren.                     weil man so Gemeinschaft pflegt.           man kann dabei recht viel sinnieren,
     Covid 19 heißt der Wicht,                                                                    Ein schönes Wort drückt es auch aus,       auch Bekannte traf ich an,
     er bewirkt, dass vieles bricht.          Dreimal am Tag die Glocken läuten,                  wir nennen s’Stift oft Vaterhaus.          ich war ja hier einmal Kaplan.
                                              das kann nichts anderes bedeuten:                   Ich möcht’ euch loben, danke sagen         Das sich körperlich Bewegen
     Lockdowns muss es öfters geben,          Kommt jetzt zusammen zum Gebet,                     für das Quartier in Lockdowntagen.         ist für Leib und Seel’ ein Segen.
     still steht dann sehr viel im Leben.     wie es in den Statuten steht.                                                                  Geschlafen hab’ ich immer gut,
     Man will den Virus stark bekämpfen,      Gemeinsam beten wir im Chor                         Es ist auch reichlich Zeit gewesen,        war stets am Morgen ausgeruht.
     die Ausbreitung damit sehr dämpfen.      und schau’n dabei zu Gott empor.                    Bücher, Zeitschriften zu lesen.            Es gab für mich viel’ schöne Sachen,
     Als das im März hat angefangen,          Das Psalmenbeten ist hier Sache,                    Ein echter Krimi war dabei,                auf der Pfarr’ durft’ ich nichts machen.
     da bin ich gleich ins Stift gegangen.    das Leben kommt dabei zur Sprache.                  der spielt in unserer Pfarrei.             Ich hoff’, es fängt bald wieder an,
     Zum dritten Mal bin ich schon hier,      Wir loben, danken, bitten, klagen                   Zwei Tote hat man dort gefunden,           dass man Messen feiern kann.
     für’n Lockdown ist dies mein Quartier.   und stellen Gott so manche Fragen.                  sie wurden auf ein Grab gebunden.          Und das Licht in dem Tunnel,
     Im Pfarrhaus wär’ ich ganz allein,       Die Pandemie bringt auch viel Leid,                 Recht lange war es auch nicht klar,        es möge wirklich werden hell!
     hier kann ich in Gemeinschaft sein.      wir bitten Gott in dieser Zeit.                     wer denn da der Täter war.                 Das ist mein Wunsch,
     Mehrfach durft’ ich das erleben,         Gott mög’ den Menschen Kraft jetzt geben,           Erst am Ende war zu lesen:                 ihr Herrn und Damen,
     das hat mir Kraft und Freud’ gegeben.    viel Hoffnung auch für’s weit’re Leben.             a Täterin ist es gewesen.                  jetzt endlich kommt das Predigt –
                                                                                                                                             Amen.

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„cor unum et anima una in Deum – ein Herz und eine Seele in Gott“
                                                                                                                                                                                                                         (Aurelius Augustinus)

                                                                                                                                                                                                       Der GOTT allen Lebens hat unseren lieben Mitbruder,

                                                                                                                                                                                                                  Herrn Konsistorialrat, KommRat

                                                                                                                                                                                                   Prälat Wilhelm Neuwirth
                                                                                                                                                                                                           Augustiner Chorherr des Stiftes St.Florian
                                                                                                                                                                                                              emeritierter Propst und Generalabt
                                                                                                                                                                                   Träger des Silbernen Verdienstzeichens und der Kulturmedaille des Landes Oberösterreich
                                                                                                                                                                                                              Ehrenbürger von St.Florian bei Linz
                                                                                                                                                                                 Mitglied der Studentenverbindungen Tillysburg, Franco Bavaria, Austria Innsbruck und Severina
IN LUFTIGER HÖH`
                                                                                                                                                                                             am Samstag, den 13. Februar 2021 zur himmlischen Ruhe gerufen.
Schon beim Blick hinauf könnte einem                                                                                                                                          Wilhelm Neuwirth wurde am 12. März 1941 in Linz geboren, Enns jedoch war seine Heimat. Die
schwindelig werden – emsig wird hoch                                                                                                                                          historische Stätte des Martyriums des heiligen Florians hat ihn geprägt. Nach abgelegter Matura in
über dem Stiftshof und dem Prälaten-                                                                                                                                          Wilhering trat er im Jahr 1960 im Stift St.Florian zusammen mit 6 Kandidaten ein. Das
garten gearbeitet. Der Grund: Das Dach                                                                                                                                        Theologiestudium absolvierte er in Salzburg und in der Hauslehranstalt des Stiftes. Am Festtag des
des Marmorsaales weist große Schäden                                                                                                                                          Heiligen Florian, am 4. Mai 1966 wurde er zum Priester geweiht. Nach Kaplansposten in Ried
                                                                                                                                                                              i.d.Riedmark und Vöcklabruck wurde er 1972 Pfarrer in Linz-Kleinmünchen.
auf und laut einer Begutachtung von
Renato Zambelli, der das Dach besich-                                                                                                                                         Nach dem unerwarteten Tod von Propst Dr. Johannes Zauner wurde er von den Mitbrüdern im Jahr
tigt hat, besteht dringender Handlungs-                                                                                                                                       1977 im Alter von 36 Jahren zum 56. Propst des Stiftes St.Florian gewählt. Von 1982 – 1992 übernahm
bedarf, da eine Sturmsicherheit nicht                                                                                                                                         er den Vorsitz der Konferenz der Männerorden in der Diözese Linz. In diözesanen Diensten hat er mit
mehr gewährleistet werden kann.                                                                                                                                               anderen den Arbeitskreis „Christ und Wirtschaft“ aufgebaut und dort 20 Jahre mitgearbeitet, auch
                                                                                                                                                                              andere Aufgaben in der Diözese Linz begleiteten ihn ein Leben lang. Von der Augustiner
Nach zahlreichen Gesprächen mit                                                                                                                                               Chorherrenkongregation wurde er 1987 zum Generalabt gewählt und hat diesen Dienst bis 2002
                                                                                                                                                                              ausgeübt.
der zuständigen Landeskonservatorin
                                                                                                                                                                              Neben den vielen pastoralen und wirtschaftlichen Aufgaben war ihm das Stift mit seiner spirituellen,
Ing. Mag. Petra Weiss konnte eine Lö-                                                                                                                                         kulturellen, wirtschaftlichen und überregionalen Bedeutung immer Auftrag und Freude. In den 90er
sung für die Reparaturen der schadhaf-                                                                                                                                        Jahren wurde die Stiftskirche und die große Bruckner-Orgel restauriert, das Sängerknabeninstitut
ten Stellen gefunden werden. Entschie-     Die Dauer der Arbeiten wird von Zam-      selbst gearbeitet. Die Kosten der Res-                                                   saniert und auf neue Beine gestellt, das ehem. Stiftsspital an die Lebenshilfe übergeben und die
den wurde eine Kompromisslösung            belli auf mindestens zwei bis drei Mo-    taurierungsarbeiten werden sich auf                                                      Stiftskirche 1999 zur Basilika erhoben. In seine Zeit als Propst fallen auch die großen
zwischen einer kompletten Neuein-          nate geschätzt. Bei der Restaurierung     ca. 220.000 Euro belaufen.                                                               Landesausstellungen „Welt des Barock“ 1986 und „Vom Ruf zum Nachruf. Anton Bruckner“ 1996.
deckung und einer bloßen Ausbesse-         soll eine sogenannte Spiegel-Bahnen-                                                                                               Den Kontakt mit den Mitbrüdern in den Stiftspfarren mit all deren pastoralen Anliegen ließ ihn viel
rungsarbeit. Bei der gewählten Variante    deckung (Tafeldeckung) durchgeführt       Auch auf die Bewohner der luftigen                                                       unterwegs sein. Auch für die Mitbrüder im Haus und die vielen tagtäglichen Anforderungen stand er in
wird nun der obere Bereich des Daches      werden, die neue Norm schreibt eine       Höhe muss Rücksicht genommen wer-                                                        Gesprächen sehr einfühlsam zur Verfügung.
neu eingedeckt, was zur Folge hat, dass    Deckung von 50 cm Bahnen statt der        den: Nach Gespräch mit der zuständi-                                                     2005 resignierte er als Propst und war seit dieser Zeit als Seelsorger in der Pfarre Ansfelden. In diese
für einige Jahre ein Farbunterschied er-   derzeitigen 80 cm vor, dies soll auch     gen Naturschutzbeauftragten werden                                                       Zeit fällt auch die außerordentliche Sanierung des großen Pfarrhofes dieser Pfarre.
sichtlich sein wird.                       so durchgeführt werden und die Optik      für die Dauer der Arbeiten im First-
                                           wird sich dadurch eine wenig feiner ge-   bereich Platten angebracht, um einen                                                     In den letzten Wochen nahm seine Erkrankung sehr rasch ernste Züge an. Nach anfänglicher Hoffnung

                                                                                                                                      Fotocredit: Bernadette Kerschbaummayr
Das nun verwendete Kupfer wird in sei-     stalten. Abgenommen und restauriert       Rückzugsbereich für die dort lebenden                                                    war der Abschied für alle sehr plötzlich und überraschend.
ner Farbigkeit auch nicht mehr schwarz     werden auch die drei Dachspitzen und      Fledermäuse zu schaffen, die Ein- und                                                    Wir werden ihn am Freitag, 19. Februar 2021 um 9 Uhr beim Einsertor empfangen und zur Aufbahrung
werden, sondern einen warmen Anth-         die Wetterfahne – wer weiß, vielleicht    Ausflugsschneisen befinden sich in                                                       in die Basilika bringen. Dort besteht dann bis 18 Uhr die Möglichkeit, persönlich von ihm Abschied zu
razitton annehmen (dies hat mit den        sind darin Zeitzeugnisse aus früheren     den intakten Dachbereichen und sind                                                      nehmen. Am Samstag, 20. Februar 2021 feiern wir das Requiem um 10 Uhr in der Basilika. Den
zur Vergangenheit geänderten Luftver-      Zeiten zu finden?                         von den Restaurierungsmaßnahmen                                                          Corona- Bestimmungen folgend bitten wir von einer Teilnahme abzusehen. Anschließend erfolgt die
hältnissen zu tun). Es wird sich dadurch                                             nicht betroffen.                                                                         Beisetzung am Priesterfriedhof des Stiftes.
ein geringer Farbunterschied ergeben,      Für die Neudeckung wird kein Gerüst
                                                                                                                                                                              St.Florian, 13. Februar 2021
der zu Beginn nicht zu verhindern ist      vom Boden aus benötigt, sondern es
                                                                                                                 BERNADETTE
und mit den Jahren immer weniger „ins      wird mittels einer Scherenbühne und
                                                                                                         K E R S C H B A U M M AY R
Auge fallen“ wird.                         einem umlaufenden Steg am Dach
                                                                                                                                                                              Propst, Dechant und Konvent                                             Karl Rofner, Monika Kroll
                                                                                                                                                                              des Stiftes St.Florian                                                  und alle Verwandte

    20                                                                                   AUS DEM STIFT – florinside
In der Vorhalle bemerken wir Jesus        der Leidens- und Kreuzweg meines
                                                                                                                                                                                                          am Ölberg mit der Unterschrift: ein       Lebens und aller Menschen, ist vor-
                                                                                                                                                                                                          Vorbild ist Dir, Christ gegeben. In der   ausgegangen im Leidensweg Jesu.
                                                                                                                                                                                                          Anwendung auf Jesus eröffnet sich
                                                                                                                                                                                                          uns eine neue Deutung des Vor-Bil-        Die Linie von der Vorhalle zu den Bil-
                                                                                                                                                                                                          des für den Christen. Jesus ist mehr      dern im Langhaus erweist sich als ein
                                                                                                                                                                                                          als bloß Beispiel, Jesus ist im Gehor-    Schlüssel zum Öffnen einer wichtigen
                                                                                                                                                                                                          sam bis zum Tod Sohn geworden, er         Botschaft dieser Kirche: du kommst

                               Aus Liebe
                                                                                                                                                                                                          ist selber der Weg, der gegangen sein     mit deinem Leben und deinem Kreuz,
                                                                                                                                                                                                          will, er ist die Tür, durch die wir zum   mit dem du nicht alleine bist. Der
                                                                                                                                                                                                          Leben gelangen.                           Herr trägt es mit dir.

                               zum Haus
                                                                                                                                                                                                          Das Vorbild Christi bekommt noch          Auf diesem Lebensweg sind viele
                                                                                                                                                                                                          eine weitere Deutung: der Weg Jesus       schon im Glauben vorausgegangen,
                                                                                                                                                                                                          setzt sich fort im Weg des Märtyrers      einige dieser Vorgänger aus der Reihe
                                                                                                                                                                                                          Florian. Der Leidensweg des Florian,      der Heiligen verehren wir in den Sei-

                                                                           Die Stiftsbasilika

                            I     ch möchte Sie einladen, die Stifts-
                                  kirche St. Florian nicht bloß mit
                                  dem Interesse des Kunstliebhabers
                                  zu betrachten, sondern eine Antenne
                            auszufahren, die das Überzeitliche, das
                            Bleibend-Gültige erspürt.
                                                                            göttliche Raum wird im Bild und in der
                                                                            Architektur eröffnet und zumindest bruch-
                                                                            stückhaft kann erlebt werden, dass die Welt
                                                                            von Gottes Gegenwart durchdrungen ist.
                                                                             Der Mensch und mit ihm die gesam-
                                                                             te Schöpfung lebt im „Schon“ und
                                                                            „Noch nicht“ zugleich. Es ist der Status
                            Darf ich Sie mit auf den Weg nehmen? Um         viatoris, das heißt auf dem Weg sein und
       Zum Andenken:        zur Stiftskirche zu gelangen muss man sich      noch nicht am Ziel.
 diesen Text hat Prälat     buchstäblich auf den Weg machen, die lan-
     Wilhelm Neuwirth       ge Westfront entlang schreiten. Wir sind        Über dem Tor eine verheißungsvolle An-

                                                                                                                           Fotos: Werner Kerschbaummayr || Andreas Etlinger
    1996 anlässlich der     heute auf vielerlei Weise auf dem Weg leider    kündigung, ja eine Verheißung schlecht-
     Restaurierung der      meistens viel zu schnell, wir können nicht      hin. Mit Freude will uns Gott erfüllen in
 Stiftsbasilika verfasst.   alles sehen und aufnehmen. Das Ziel ist         seinem Haus. Gott spricht durch den Mund
                            wichtig, aber ebenso wichtig ist die            des Propheten noch deutlicher, wohin diese
 Harald R. Ehrl hat den Erfahrung des Weges. Unsere Stiftskir-              verheißene Freude besteht. Ich will ihnen
         Text gekürzt. che möchte ich auch als eine Weg-Kirche              einen Namen geben, der mehr wert ist als
                        bezeichnen, die uns zum Voranschreiten              Söhne und Töchter, einen ewigen Namen
                        und damit zur tieferen Erkenntnis ihrer             gebe ich ihnen, der niemals ausgetilgt wird.
                        Botschaft einlädt. Auf diesem Weg möch-             Verheißungen Gottes möchte ich einmal
                        te ich Sie begleiten und einige Zeichen zu          nennen „seine Überraschungen“, die er
                        deuten versuchen.                                   für uns bereithält. Mit einer solchen Ver-
                                                                            heißung wollen wir nun den Raum unseres
                            So übersteigt doch die Welt des Barocks         Gotteshauses betreten.
                            noch einmal im Erleben des Gesamtkunst-
                            werkes die Grenzen des Diesseits. Der

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tenkapellen. Auf dem Weg nach vorne      öffnet sich und hält sich offen für den   Dieser Glaube sucht seine Künder am
werden wir aus dem überaus hohen         Menschen und seine Welt, eine Pers-       Ort, wo die Kanzel in den Kirchen-
Kirchenraum irgendwie auf den Bo-        pektive tut sich auf. Die Schau einer     raum ragt. Von der Kanzel her ver-
den der Realität heruntergeholt und      barocken Kirche mit ihrem offenen         nehmen wir die Rede vom Leben. Dies
haben Menschen wie unsereins ge-         Himmel hat als ganz wichtige Bot-         ist im Chorraum durchkomponiert
troffen, Menschen, die ihre Glaubens-    schaft diese Vision für den Menschen      wie eine Symphonie. Alle Elemente
und Lebensgeschichte geschrieben         zu jeder Zeit. Eine Frage als ernsthaf-   werden aufgeboten, um dieses Thema
haben, sowie heute wir, wenn wir den     ter Anstoß: brauchen wir Heutigen         der Verkündigung zum Klingen zu
Weg durch unsere Jahre gehen.            nicht ganz dringend die Botschaft         bringen. Verkündet wird das Kom-
                                         dieser Vision?                            men Jesu durch Maria, es eröffnet uns
Der barocke Raum hat immer et-                                                     Menschen den Himmel, in den er sei-
was Unwirkliches an sich, es ist eine    Zur Linken ist das letzte Abendmahl       ne Mutter schon aufgenommen hat.
Scheinwelt, die sich – so sieht es zu-   und zur Rechten ist Jesus am Kreuz        Das Ankommen des Menschen bei
mindest aus – aus Kulissen zusam-        zu sehen. Als ich die beiden Bilder an    Gott ist unsere Vision. Sie dürfen wir
mensetzt. Dabei will sie nicht betrü-    dieser Stelle zum ersten Mal bewusst      schauen in der Krönung Mariens an
gerisch etwas vorgaukeln, sondern die    entdeckt hatte, hat mich das über-        der zentralen Stelle der Kuppel.

                                                                                                                            Fotos: Andreas Etlinger || Stift St. Florian/Pedagrafie
Grenzen der messbaren Welt über-         aus stark beeindruckt. Wir spüren
schreiten.                               förmlich: hier ist eine Schwelle, eine    Wenn ich nun vieles aufgezählt habe,
                                         Nahtstelle, der gesamte Kirchenraum       dann ist es wahrlich eine Fülle von
Diese Scheinwelt will ich viel eher      entwickelt sich jetzt anders. Er wird     Eindrücken und Einzelheiten. Doch
eine „Schauwelt“ nennen, das was         über den sogenannten Chorraum wei-        ich wollte Sie hinweisen, damit Sie
man heute so gerne eine Vision           ter, das Gewölbe wird rund und hoch,      sie nicht übersehen. Das große Finale
nennt. Visionen sind lebenswichtig.      eine neue Dimension tut sich auf, die     müssen Sie in sich selber zum Klingen
In einem Gotteshaus eröffnen             sphärischen Räume werden noch             bringen. Unsere Kirche ist eine Weg-
sich religiöse Visionen. Es ist die      größer und wir nähern uns mehr der        Kirche, ausgerichtet auf ein Ziel, un-
Welt der Verheißung des Reiches Got-     Quelle des göttlichen Lichtes und         terwegs hinein in die Mitte mit jedem,
tes, des Himmelreiches. Der Himmel       somit auch der Quelle des göttlichen      der mir Weggefährte geworden ist.
                                         Geheimnisses.

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