Florinside - Stift St. Florian
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florinside DIE ZEITUNG DER AUGUSTINER-CHORHERREN VON ST. FLORIAN #23 MAI 2021 AUS DEM STIFT Was ein Jubiläum bringen kann MUSIK Chorproben in häuslicher Klausur AUS DEN PFARREN Berichte des vielfältigen und aktiven Pfarrlebens News aus dem Stift und den Florianer-Pfarren
INHALTSVERZEICHNIS 6 Liebe Leserin, Lieber Leser! Aus dem Stift Was ein Jubiläum bringen kann 6 In den vergangenen Tagen, Wochen und Monaten war es Adalbert Stifters Zuversicht 10 nicht immer einfach, zuversichtlich zu bleiben. Unser Leben Mag ein Heer mich belagern: * Tagung des Rats des Generalabtes 12 stand und steht Kopf, die Aussicht auf die Rückkehr in ein Barocke Gärten 12 normales Leben ist in greifbarer Nähe und doch so fern. Aus den Sammlungen 14 Faschingspredigt 18 Mein Herz wird nicht verzagen. Lange wollte uns kein Thema für diese Ausgabe einfallen, Marmorsaalrestaurierung 20 dann ist es uns in die Hände gefallen. “Zuversicht“ ist Aus Liebe zum Haus 22 es schließlich geworden, denn was bringt es den Kopf in den Sand zu stecken? Blicken wir nach vorne! Mag Krieg gegen mich toben: * Propst Johannes greift mit Freude dieses Thema in 26 seinem Vorwort auf, denn es ist auch mit seinem Primiz- Musik spruch fest verbunden. Ich bleibe dennoch voll 32 Ferdinand Reisinger war ebenfalls Feuer und Flamme Aus den Pfarren für dieses Thema, denn in seinen Sammlungen befindet Pfarre Asten 32 sich ein Band von Adalbert Stifer zum Thema Zuversicht. Zuversicht. Pfarre Attnang 34 Die Tuschezeichnungen dazu hat Hans Fronius gemalt Pfarre Feldkirchen 34 (ab Seite 10). Pfarre Goldwörth 35 Pfarre Hargelsberg 36 Mit Freude und Sorgen blicken auch die Augustiner- Pfarre Herzogsdorf 38 Chorherren vom St. Florian nach vorne. Heuer feiern sie Ps 27,3 Pfarre St. Martin 38 950 Jahre in St. Florian. Eine richtige Jubiläumsstimmung Pfarre St. Paul 39 stellt sich hoffentlich bald ein. Sind doch unzählige Stunden Pfarre Timelkam 40 Arbeit in die Sonderausstellung „IMMER. NOCH. DA.“ ge- Pfarre Vöcklabruck 40 flossen, die hoffentlich viele Besucherinnen und Besucher nach St. Florian zieht. Harald R. Ehrl, der Mastermind der 41 Ausstellung, stimmt auf Seite 6 darauf ein. Aus den Stiftsbetrieben Florianer Stiftsladen 41 Und schließlich lässt die Pfarre Asten Pfarrer Franz Lang Mitarbeiterinnen & Mitarbeiter 42 hochleben. Er hat 2021 sein hundertstes Lebensjahr be- gonnen. Bei ihm gilt: Totgesagte leben länger! Aber lesen Sie auf Seite 33 mehr. IMPRESSUM/HERAUSGEBER Und nun wünsche ich Ihnen eine spannende Lektüre und AUGUSTINER-CHORHERRENSTIFT ST. FLORIAN | STIFTSTRASSE 1 | bleiben Sie zuversichtlich! Bis bald in St. Florian. A-4490 ST. FLORIAN | T. +43 7224 8902-0 | F. +43 7224 8902-23 | INFO@STIFT-ST-FLORIAN.AT | STIFT-ST-FLORIAN.AT Redaktion: Gerhard Eder, Bernadette Kerschbaummayr, Elisabeth Engertsberger, Sabrina Payrhuber | redaktion@stift-st-florian.at || Grafik-Design/Template: monos.cc, Lechner & Erlach || Textbear- beitung: Sabrina Payrhuber, Gerhard Eder || Auflage: 1200 Stück, S A B R I N A PAY R H U B E R Ausgabe Nr. 23 für das Redaktionsteam Zum Titelbild: Ein leerer Stuhl im Marmorsaal ist der Hoffnungsträger für eine baldige Rückkehr unserer Besucherinnen und Besucher. Foto: monos.cc florinside – EDITORIAL 3
Meine ist das der Auftrag jeden Tag, und ich Und ich durfte auch lernen, dass die Ganz auf dieser Linie ist dann auch kann sagen, dass ich die Stille und die Hindernisse immer wieder von dem der Bibelvers, der mich nach meiner Beschäftigung damit auch jeden Tag gesteuert sind, der mich in seiner Wahl zum Propst gefunden hat. Den mehr liebe und alles tue, dass mich Nähe haben will. Es gibt Situationen, hatte ich nicht schon bei der Wahl Zuversicht nichts davon abbringt. in denen ich mich schon sehr frage, selbst parat. Das dauerte. Das war „wie kommen wir da wieder hin, in bei einer Beratung mit dem Thema Das ist der Grund für die „Zuversicht“, +SEINE Nähe?“ „Zukunft unserer Pfarren“. Und das die ich hege und die, wie ich mir zu stimmt auch bis heute. sagen traue, zu meinem Wesen gehört. Zuversicht hat für mich damit zu tun, Als mir für diese neue Ausgabe von FLORinside das Thema „Zuversicht“ gestellt wurde, Ich könnte auch sagen: Hoffnung oder dass dieser Gott, in dessen Nähe ich Vor 16 Jahren waren es die ersten dachte ich gleich an meinen Primizspruch. Wenn einer zum Priester geweiht wird, verteilt Vertrauen. Zuversicht ist aber noch zu leben versuche, seine Sicht auf Maßnahmen auf die Erkenntnis er bei seiner ersten heiligen Messe, die zumeist in der Heimatgemeinde gefeiert wird, ein einmal etwas ganz Spezielles. Ich mich hat und darauf, womit ich zu hin, „wir müssen etwas tun“, weil es Primizbild. habe sie nicht immer gleich „da“, viel- tun habe. Es ist seine Zu-Sicht, dass er in der Kirche noch ganz etwas an- fach ist es ein Ringen darum, ein sich schon weiß, wie es ausgeht. deres braucht. Heute stehen wir vor V Durchwursteln bis dorthin. einer tiefgreifenden Strukturreform orne ist da üblicherweise der Theologie, dem Beginn des Or- Es kommt auf seine Absicht an, auf als Versuch einer Antwort, wie wir eine Kunst-Darstellung zu denslebens im Stift, forderte mich seinen Willen. Und das geht noch in der Diözese in der Seelsorge wei- sehen, auf der Rückseite der erste Teil des Spruchs: „Gott nahe manchmal auseinander mit meinen tergehen könnten. Da setze ich gern einige persönliche Daten zu sein ist mein Glück!“ Wenn man Ab-Sichten. Aber immer wieder konn- meinen Wahlspruch als Propst dazu: des Neupriesters, die zur Erinnerung von jemandem erzählen soll, und das te ich sagen: +SEINE Zu-Sicht auf die „Denn Gott hat uns nicht einen an den Primizsegen dienen, den die so, dass andere davon begeistert sein Dinge, Situationen und Menschen Geist der Verzagtheit gegeben, Gläubigen erhalten. Dazu nehmen können, dass die Erzählung etwas be- stimmt. Dann stimmt es auch für sondern den Geist der Kraft, der sie das Primizbild mit. Zudem wählt wirkt, dass sie sich „etwas mitnehmen“ mich wieder. Liebe und der Besonnenheit.“ sich der Neugeweihte meist einen können, dann muss das authentisch (2 Tim 1,7) Vers aus der Bibel, der so etwas wie sein und vor allem etwas mit „Nähe“ ein Programm oder ein Motto für zu tun haben. Ich spürte als junger Dass es Gott auch anders haben will, seine seelsorgerische Tätigkeit ist. Mensch aber auch viel Distanz zu dem, den wir Gott nennen. „Anfreun- „Ich aber, Gott nahe haben wir vor acht Jahren mit der Wahl von Papst Franziskus gesehen. zu sein ist mein Ich habe lange nach so einem Spruch den“ ist noch ganz etwas anderes! Er ist einer der wenigen, die diese Zu- gesucht. Nicht ich habe ihn dann versicht Gottes für die Welt und für gefunden, sondern der Spruch Es war ein weiter Weg, von den Mo- eine Sicht des „einen Hauses unseres hat mich gefunden. Ich erinnere mich noch genau, die Zeit der Abga- menten, in denen ich mir die Bedeu- tung dieser Worte vergegenwärtigte Glück; ich setze auf Planeten“, unserer Welt, die uns ge- schenkt ist, noch im Blick hat. Er hat be für den Druck war schon knapp, als ich beim Breviergebet eines Mon- und sie zu verinnerlichen suchte, mich daran stieß, sie eigentlich auch Gott, den Herrn keine anderen Worte im Mund als die der Zuversicht, dass wir mit dem tagabends auf den Vers stieß (buch- stäblich: „mich daran anstieß“), der oft nicht aushielt, aber standzuhalten versuchte, bis zu dem Punkt, wo diese meine Zuversicht, Evangelium eine Zuversicht und ei- nen Grund zur Freude haben. den Abschluss des 73. Psalms bildet: „Ich aber, Gott nahe zu sein, ist mein Nähe besonders herausfordernd für mich wurde: Etwa bei der Feier der all seine Werke will ich verkünden!” Glück. Ich setze auf Gott, den Herrn, hl. Messe, wo ja Jesus Christus als der meine Zuversicht. Ich will all sei- Auferstandene ganz gegenwärtig ist, ne Taten verkünden.“ (Ps 73,28). Da oder wenn ich Ehepaaren bei Trauun- sie bald ganz ungehindert Zugang zu Fotos: Pedagrafie || Volker Weihbold (Primizspruch, den sich Generalabt wusste ich: Das ist er! Seither begleitet gen zu vermitteln habe, dass der Bund dieser Nähe Gottes haben dürfen. mich dieser Spruch. ihres Lebens durch die Nähe und Propst Johannes 1977 JOHANN HOLZINGER Gegenwart Gottes gesegnet ist, oder Aber erst musste ich diese Nähe Got- ausgesucht hat) Er ist für mich Programm, nach meh- auch bei Sterbenden, die ich begleiten tes lieben lernen und mich davon reren Seiten hin. Nach dem Studium darf, dass sie erwartet sind und dass noch mehr anziehen lassen. Bis heute 4 VORWORT – florinside florinside – VORWORT 5
DIE SONDER- 950 Jahre AUSSTELLUNG Was ein Jubiläum bringen kann... IMMER. NOCH. DA. STIFT UND PFARREN – 950 Jahre – so lange gibt es den EIN STARKES BAND AUCH IN ZUKUNFT? Orden der Augustiner-Chorher- nicht mehr.... Ich messe auch nicht chen so Seelsorger „für euch“ zu sein. Die Florianer Chorherren kennt man als gute und fleißige Pfarrseel- ren in St. Florian. Die Herren sind die Zukunft, denn diese ist ja noch Nach diesem Jubiläumsjahr freute sorger in verschiedenen Regionen Oberösterreichs. Dabei ist das „Immer noch da“ und zeigen dies 950 JAHRE nicht.» Darum geht es vor allem: ich mich, wenn die Menschen, die in nicht immer so gewesen. Pfarren, die zum Stift St. Florian gehören, in einer Sonderausstellung in den AUGUSTINER-CHORHERREN sich jetzt wieder neu formen, re-for- St. Florian, die in unseren Pfarren, hat es zwar seit den Anfängen gegeben, aber als Pfarrseelsorger Räumen der Neuen Galerie und IN ST. FLORIAN mieren zu lassen nach der Regel und die die uns besuchen, … auch unse- sind wir in den meisten Pfarren erst mit der Gegenreformationszeit Lebensform unseres Vaters Augus- re Freuden und Hoffnungen, unsere tätig geworden. Was also heute fester Bestandteil unserer Identi- im Sommerrefektorium. Freuden, Sorgen und Wünsche tinus. Die «Gnade Gottes» immer Trauer und Angst mittragen und ver- tät und unserer Sendung ist, ist erst geschichtlich gewachsen. wieder «neu zu entfachen», dass stehen können. Die Ausstellung ist von Mai bis wir Menschen sind, um Menschen Unsere Konstitutionen bezeichnen unsere Ordensgemeinschaft Oktober von Donnerstag bis zu werden, Ordensleute sind, um es Als eine Frucht des Jubiläums würde als „Priestergemeinschaft für den Dienst am Volk Gottes“ (Kon Montag von 10 bis 16 Uhr geöff- immer mehr zu werden. In diesem ich mir wünschen, dass die Menschen 1,1,). Das spricht in besondere Weise unser Wirken als Pfarrseel- „Werdesein“ liegt die persönliche Zu- in unserer Umgebung dankbar sagen sorger an, wo wir für die Menschen da sind und unsere Aufgabe als net. Führungen sind für Gruppen kunft jedes Einzelnen und unserer und erfahren können, das ist «unser» einen „Dienst“ am Volk (an den Pfarrgemeinden) verstehen. täglich buchbar. «Jedem Anfang wohnt (nicht nur!) Gemeinschaft. Das Jubiläum sollte Stift, dass es ein Geschenk ist, ein so ein Zauber inne.» Es kann eine Kraft nicht dazu verführen, einfach rück- bedeutendes Denkmal mitten unter In den 50iger Jahren des letzten Jahrhunderts hat sich Franz Lin- Alle Informationen dazu finden in ihm wohnen, wie in einem Samen, wärts schauend vorwärtszustolpern. uns zu haben. Für uns Chorherren ist ninger (Bibliothekar des Stiftes, + 1970) unter Mithilfe mehrerer Mit- Sie unter stift-st-florian.at der gelegt wurde, der wachsen kann, Das Gedenken an die Reform unse- dieses große Erbe auch Verpflichtung brüder die Mühe gemacht, die Geschichte der einzelnen Pfarren, wenn wir darauf achten. Der aber rer Gemeinschaft unter Bischof Alt- und Verantwortung. Und da zu wis- die zum Stift gehören, darzustellen. Er hat diesem Buch, das 1954 verkümmern kann, wenn wir nicht mann könnte auch den persönlichen sen, dass einige, viele uns hier unter- erschienen ist, den schönen Titel „Reichgottesarbeit in der Hei- darauf achten, wenn ihn «die Sorgen Reformwillen des Einzelnen und den stützen, tut gut. Zu unserem 950-jäh- mat“ gegeben. Damit bringt er einen Leitgedanken als Titel, wo- des Alltags ersticken» oder auf fest- der Gemeinschaft wieder neu entfa- rigen Geburtstag wäre es für mich rum es uns als Pfarrseelsorger letztlich geht: Wir wollen konkret getretenem Boden nicht wachsen chen. Jeder Tag gibt uns dazu genü- ein tolles Geburtstagsgeschenk, Vor- mitarbeiten am Reich Gottes in unserem Land, daran, dass Men- kann. gend neue Möglichkeiten. urteile über «die da oben im Stift« schen die Botschaft Jesu aufgreifen und in ihrem Leben umsetzen. abzulegen und dazu den (vielleicht Damit bekommt unser Dienst zutiefst eine spirituelle Dimension. Es gilt einmal auf diesen Samen «Re- Die damalige Reform diente auch jahrhundertealten) unbegründeten Es geht nicht zuerst um Verwaltung und um die Aufrechterhal- form» zu schauen, auf die damali- einer durchgreifenden Erneuerung Sager vom „reichen Stift». tung des Pfarrlebens und einer langen Tradition und Geschichte. gen geschichtlichen «Fakten», wie der Seelsorger und der Seelsorge. Am Anfang und am Ende steht doch immer der gelebte Glaube, an und was da damals vor 950 Jahren in Mit dem Zweiten Vatikanischen Der Same ist gelegt. Wir dürfen – so einem konkreten Ort, im Miteinander, im Sinne der Botschaft vom unserem Kloster passiert ist, auf eine Konzil, einem großen Reformkon- drückt sich der Apostel Paulus aus – Reich Gottes, die Jesus verkündet hat. (Re)Lecture und sachgemäße Inter- zil, formuliert bedeutet das, «Freu- pflanzen und gießen und hoffen, dass pretation der Quellentexte. Ich de und Hoffnung, Trauer und Angst Gott wachsen lässt – und dass er uns Viele unserer Mitbrüder sind eingetreten mit der klaren Option, möchte mit Augustinus nicht «die der Menschen» zu teilen. So sind die Gnade schenkt eines Anfangs je- später einmal Pfarrseelsorger in einer unserer Pfarren zu werden. Vergangenheit messen, denn sie ist wir „mit euch“ Christen und versu- den Tag und immer noch. Daraufhin haben sie sich vorbereitet, daraufhin haben sie gelebt. Das Leben in der Pfarre unterscheidet sich klarerweise deutlich von HARALD R. EHRL, CANREG einem Leben im Stift. Insofern haben wir als Gemeinschaft immer 6 JUBILÄUM – florinside florinside – JUBILÄUM 7
schon zwei verschiedene Lebensformen in einer Gemein- schaft einen wesentlichen Teil ihrer Sendung, ja ihres Sinnes. Wir schaft praktiziert: ein Leben im Stift, im Kreis der Mitbrüder, werden weniger und das bedeutet Veränderung in Stift und Pfar- mit geregeltem Tagesablauf (auf der einen Seite) und ein Le- ren. Einen Grund deshalb, eine unserer wesentlichen Aufgaben ben in der Pfarre, als Pfarrseelsorger, in einer Hausgemein- aufzugeben, sehe ich darin nicht. Und daran ist letztlich auch nicht schaft in Pfarrhof, inmitten einer konkreten Pfarrgemeinde ernstlich gedacht. (auf der anderen Seite). Die Entwicklungen der letzten Jahr- zehnte haben die Hausgemeinschaft in einem Pfarrhof sehr Für die Zukunft wünsche ich mir ein starkes Band der Verbunden- verändert, sie schrumpfen lassen und in tagsüber gelebte heit von Stift und Pfarren, in denen wir als Pfarrseelsorger noch Arbeitsbeziehungen umgewandelt. Von unseren Idealen war tätig sind. Sicherlich werden wir in den nächsten Jahren in vielen uns immer schon ein Zusammenspiel und -wirken beider Le- unserer Pfarren nicht mehr präsent sein. Auch die Strukturreform bensformen ins Stammbuch geschrieben. Stift und Pfarren, der Diözese Linz wird viel Veränderung in die Pfarrlandschaft brin- das sind die zwei Lebenswelten der einen Gemeinschaft der gen. Wo wir aber noch präsent sind, soll und kann dieses Band Florianer Chorherren. Das gehört bei uns einfach zusammen stark bleiben. In den anderen Pfarren wird man die Beziehung Stift „In dir muss brennen, und hat doch auch unterschiedliche Formen ausgeprägt. und Pfarre neu bestimmen und gestalten müssen. Oft habe ich in den letzten Jahren in unserer Gemeinschaft Die Verbundenheit unserer Pfarren mit dem Stift liegt sehr wesent- das Wort der Konzentration auf das Stift gehört. Da wir im- lich in den Händen unserer Mitbrüder, die noch in unseren Pfarren mer weniger werden, werden solche Überlegungen regel- tätig sind, wenn auch nicht nur. Wir freuen uns sehr, wenn unsere was du in anderen mäßig angestellt. Ich denke aber, wenn es kein Hinausgehen Mitbrüder dieser Verbundenheit Ausdruck geben und immer wie- mehr in die Pfarrseelsorge gibt, dann verliert unsere Gemein- der konkrete Zeichen setzen, um diese Verbindung mit Leben zu erfüllen. Noch mehr freut es uns, wenn dieser Funke überspringt auf jene, die heute in den Pfarren leben, aktiv das Pfarrleben mit- gestalten, sei es hauptamtlich oder ehrenamtlich, und ein Be- entzünden wills l t. lst“ wusstsein entsteht: Wir sind eine „Florianer Pfarre“ und darauf sind wir stolz. An einer starken Verbindung zwischen Stift und unseren Pfarren haben wir auch in Zukunft Interesse. Ein Projekt, das diese Verbindung veranschaulicht, ist unter ande- ren auch die Sonderausstellung 950 Jahre Augustiner-Chorherren im Stift St. Florian. Im Rahmen dieser Ausstellung werden sich auf 33 Schautafeln im Prälatengang alle unsere Pfarren präsentieren. (Augustinus) Wir waren sehr positiv überrascht, dass sich wirklich alle Pfarren an diesem Projekt beteiligt haben, auch jene, die schon über viele Jahre keinen Florianer Chorherren als Seelsorger in ihrer Pfarre er- leben. Ich sage allen Pfarren im Namen der Arbeitsgruppe „Stift und Pfarren“ herzlich Danke, dass sie sich an diesem Projekt be- teiligt haben und lade gleichzeitig ein, diese Ausstellung zu besich- tigen und dabei die Vielfalt unserer Pfarren in den Schautafeln zu bewundern. MANFRED KRAUTSIEDER, CANREG Novizenmeister und Pfarradministrator in St. Paul zu Pichling–Linz 8 JUBILÄUM – florinside florinside – JUBILÄUM 9
BERICHTE AUS DEM STIFT Auch der Schriftsteller Adalbert Stifter hat sich Gedanken zum Thema “Zuversicht” gemacht, Hans Fronius hat die Tuschezeichnungen dazu gemalt. Zuversicht Zu einer Erzählung von Adalbert Stifter A ls ich die Einladung zum Mitarbeiten am nächsten FLORinside bekam, freute Diskussionsgeschichte, die sich an Typen ich mich über das optimisti- der Französischen Revolution entzündet; Wenn uns der Pädagoge Adalbert Stif- sche Thema „ZUVERSICHT“. wer waren diese Männer; und warum wa- ter auch heute noch etwas zu sagen ver- Zuversicht Und gleich nach dieser Information klingelte ren sie so wie sie waren? Welche Rolle spie- mag, dann dies: Zuversicht ist möglich; ist möglich. es bei mir: Es gibt von ADALBERT STIFTER len moralische Prägung und die Kraft des ob sie sich einstellt, hängt irgendwo eine Erzählung mit genau diesem Titel. Ich eigenen Gewissens…? Der nicht religiös auch von uns ab; aber nicht nur von hab ein schönes Buch davon im Bücher- fundierte Autor des Diskurses hat keine uns allein… kasten. Hans Fronius hat für diese Aus- von außen kommende Macht zur Zuver- gabe (1963) fünf Tuschezeichnungen ge- sicht. Aber er kann in die Kraft vertrauen, Ist die Frage nach der Zuversicht so, macht, (und die befinden sich in unserm zu der die humanitär gesinnten Menschen dass sie uns „stellt“? Lass ich mich aus Besitz!). Vor mehr als zehn Jahren haben fähig sind, wenn sie das Geschehen prägen welchen Gründe immer – einfach ge- wir einmal die Zeichnungen aufgehängt, und gestalten wollen. hen, vielleicht sogar fallen? Oder gibt und den Text gelesen, (der sich für eine Fotos: Ferdinand Reisinger es Gründe zum optimistischeren Blick? derartige Lesung eignet, weil er nicht zu Zuversicht ist nicht eigentlich eine Tugend In der Zu-ver-sicht steckt eine vertrau- lang ist). (der man programmatisch folgen kann). ensvolle Aus-Sicht! Zuversicht ist ein Vermögen, das sich zu Es ist ein früher Stifter; und ganz erklär- entfalten vermag. Die Geschichte, die Stif- FERDINAND REISINGER bar ist der Titel nicht. Es geht um eine ter erzählt, eröffnet eine offene Zukunft, … geistesgeschichtliche Lokalisierung einer mehr oder weniger zuversichtlich. 10 AUS DEM STIFT – florinside florinside – AUS DEM STIFT 11
Der Ginko im Prälatengarten ist ein Naturdenkmal. TAGUNG DES RATS DES GENERALABTES Es ist in dieser Zeit fast ein außergewöhnliches Ereignis: Unter Ein- „Ein Garten Das sogenannte Neu- haltung aller Vorsichtsmaßnahmen tagte der Rat des Generalabtes am 8. und 9. März 2021 im Stift St. Florian – und zwar nicht online, ist auch ein stöckl mit ca 20 Gäs- tezimmern trennt den sondern sogar in physischer Präsenz. Diese dauerhafte Einrichtung unserer Kongregation umfasst die Pröpste aller Augustiner-Chorher- verlängertes Garten zum Stiftsres- taurant ab. Im Zentrum renstifte. Üblicherweise finden Treffen mehrmals jährlich statt, um die gemeinsame Arbeit zu koordinieren. Wohn- dieses Gartens steht ein schöner Springbrun- zimmer.“ nen. Die saftig grüne Im Altomontesaal Wenngleich der technische Fortschritt auch Online-Konferenzen ermöglicht, ist der trafen sich Pröpste und Wiese dient bei Schön- mitbrüderliche Austausch im direkten Gespräch unabdingbar für die fundierte Ent- Wirtschafter. wetter dem Kellerstü- scheidungsfindung in schwierigen und bisweilen dringlichen Themen. berl. Tische und Sessel laden die Gäste ein in Teils im Plenum mit den Pröpsten, teils in eigener Tagung haben sich gleichzeitig auch ren stand hier auch eine Kegelbahn. Diese war aber schon Ruhe und frischer Luft die Speisen und Getränke zu die Wirtschaftsdirektoren der Stifte zusammengefunden, um gemeinsame Anliegen zu schadhaft geworden und musste entfernt werden. Es sind konsumieren. Ein wahrer Platz für Ruhe und Erholung. erörtern und Entscheidungen vorzubereiten. auch immer weniger Juniores (so werden Novizen und Kle- riker auch genannt) im Stift und so ist es still geworden im Die größte Gartenanlage ist der Prälatengarten. Dieser Ein gutes Miteinander und ein kluges Füreinander haben wohl alle, die an der Tagung Novizengarten. befindet sich an der Südseite außerhalb des Marmor- teilnehmen konnten, für die Zukunft gestärkt! saales und der darunter befindlichen Sala terrena. Nur Seit aber Stiftsdechant Werner Grad wieder ins Stift gekom- der Prälat konnte hier den Garten betreten. Schon Ja- men ist, hat der Garten eine besondere Gestaltung erfahren. kob Prandtauer hat hier einen prunkvollen Barockgar- Lassen wir ihn aber selber erzählen: „Ich bin im Jahr 2006 ten entworfen. Terrassenförmig führte der Garten em- GRÜNE GÄRTEN wieder ins Stift zurückgekehrt, um von hier aus die Pfarre por zum Stiftsgebäude. DES BAROCKSTIFTES Pichling zu betreuen und als Novizenmeister im Haus zu wirken. Seit jeher begleitet mich meine Liebe zum Garten Dieser Prälatengarten wurde ein paar Mal umgestaltet. Wenn man das Stift St. Florian aus Im Zentrum steht der eindrucks- und Natur, so legte ich mir auch in St. Martin einen schö- Besonders während der Besatzung durch die National- der Entfernung betrachtet, hat man volle Adlerbrunnen, ein großer nen Garten an. Dies wollte ich auch im Stift tun und so fand sozialisten wurden viele historische Bäume geschlägert. den Eindruck, dass eine große Flä- Adler, der im Begriff ist wegzuflie- sich die Möglichkeit, den Novizengarten zu gestalten und zu So entstand langsam die heutige Form mit einer großen che von Grund und Boden verbaut gen hat eine große Schlange in den pflegen. Die große Liebe im Garten gilt von meiner Seite den Grünfläche. wurde. Doch bei einem Besuch des Krallen. Das soll symbolisch andeu- Rosen, von denen zur Zeit 130 Sorten im Garten wachsen. Stiftes wird man etwas Besseres er- ten: mit der Schlange, dem Zeichen Ein Garten braucht auch Wasser und so grub ich mit Un- Heute ist der Prälatengarten frei zugänglich. Man ge- leben. für das Böse und Bedrohende, soll terstützung ein Biotop, in dem Goldfische schwimmen und langt gleich nach dem äußeren Tor – dem sogenannten auch jede Gefahr vom Stift fernge- schöne Seerosen blühen. Unsere „Stiftsschildkröte Susi“, die Einser-Tor – rechts durch das Schmiedeeisen-Gitter Fotos: Stift St. Florian & Werner Kerschbaummayr Fotos: Stift St. Florian | Stift St. Florian/Pedagrafie Schon beim Zugang entlang der halten werden. In nördlicher Rich- Mitbrüder Anfang der 70er Jahre aus dem Urlaub in der Tür- in das Innere des Gartens. Rechts entlang der Begren- mächtigen Westfassade empfängt tung trennt der Zwischentrakt mit kei mitgebracht haben, hat auch ihren Platz im Garten! Sie zungsmauer stehen noch einige gewaltige, zum Teil uns im äußeren Stiftshof eine wei- der Küche, dem Winterspeisesaal, hat vor ein paar Jahren Gesellschaft bekommen, als plötzlich exotische Bäume: sie stammen etwa aus der Zeit vor 200 Die Gärten des Stiftes sind auch das Zuhause für Schildkröte Susi. te Grundfläche. Wenn man durch den Verwaltungsräumen und den ein Geschenk in Form einer Wasserschildkröte da war! Jahren: Ein Ginkobaum steht vor der Sala terrena und das große Hauptportal das Innere Seminarräumen den Novizengar- hat einen Stock-Umfang von ca. 4,5 Metern. Am äußers- des großen Stiftshofes betritt mit ten und den Kellerstüberlgarten. Selber zu garteln, zu gestalten und wachsen und blühen ten südöstlichen Rand steht eine Buche mit einer schlin- einem Ausmaß von 6400m2 – mehr zu sehen ist ein großartiger Ausgleich zu meiner sonstigen genförmig gewachsenen Riesenkrone. Diese hat einen als ein Joch – erstrahlen die vier Der Novizengarten ist für die No- Arbeit. Ein Garten ist auch ein „verlängertes“ Wohnzimmer Stock-Umfang von ca. 5 Metern. Beide Bäume können geometrisch angelegten Grünflä- vizen und Kleriker bestimmt, also und eine Wohlfühl-Oase. Viele Gäste, die in unserem Gäste- mit Recht als Naturdenkmal bezeichnet werden. ::: chen, die durch acht symmetrisch für die jungen Chorherren, die in haus übernachten, nutzen oft den Garten auch zur Entspan- (Lesen sie in der Ausgabe #24 weiter) gepflanzten Eiben gegliedert wer- der klösterlichen Vorbereitung nung und Erholung. Ich hoffe, mit diesem Garten und vor al- FRANZ den. Diese Bäume werden von den im Theologiestudium sind. Er war lem den Rosen noch viele Jahre Freude – aber auch – Arbeit HÖRTENHUBER Stiftsarbeitern sorgsam kegelför- und ist ein Ort der Erholung und zu haben.“ mig geschnitten. Unterhaltung. In den früheren Jah- 12 AUS DEM STIFT – florinside florinside – AUS DEM STIFT 13
SAMMLUNGEN Kostbare barocke Kreuzwegbilder gerettet Anfang des Jahres 2020 wurde Herrn In Gesprächen mit dem Restaurator in Oberösterreich und darüber hinaus Ferdinand Reisinger (Chorherr von Mag. Andreas Hofinger – der schon zum Teil nachweisbar; ab ca. 1750 St. Florian, Pfarrer in Hargelsberg) viele Bilder aus unserer Galerie zu entwickelt er sich zu einem namhaften vom Pfarrmoderator von Mauthau- neuem Leben erweckte – tat sich die Freskanen für Kirchen, Klöster usw. sen, Mag. Johann Fürst ein Konvolut Frage auf: Was sollen wir damit tun? (Niederalteich, Metten, Lambach, von verdreckten, devastierten und Die Antwort von Andreas: Entweder Pfarrkirchen bei Kremsmünster u.a.). Das «Herbarium Florianense» über weite Strecken ruinierten Lein- Entsorgen oder Restaurieren… Pfar- wird digitalisiert Das Ehepaar Sandner beim Digitalisieren der wänden übergeben, die er auf einem rer Reisinger entschied sich, Hofinger Anfang Oktober 2020 war das ers- umfassenden Pflanzen- pfarrlichen Dachboden entdeckt hat. wenigsten eines der Bilder zum Res- te der Bilder restauriert; die letzten Als Kustos Josef Ackerl 63 Flechten sammlung. Fürst erteilte den Auftrag: Im Stift taurieren zu überlassen. Dr. Reisin- beiden wurden Anfang März 2021 vom Kremsmünsterer Pater Her- soll entschieden werden, was mit ger wollte sich damit zum Goldenen geliefert. Die fünf Bilder zeigen die 4. mann Patzalt fand, notierte er dazu sollte die Sammlung einfach einmal diesen Relikten von bemalten Lein- Priesterjubiläum im Juli 2020 selbst Kreuzwegstation (Jesus begegnet sei- am 22. März 1917: „In unserem fotografisch dokumentiert werden. Brasilien, Norwegen und auch aus wänden weiterhin (samt kaputten eine Freude machen. Als der Restau- ner Mutter), die 6. (Jesus und Veroni- Hause hört das Finden nicht dem Prälatengarten des Stiftes, Rahmen) geschehen soll. rator seine Meinung mitteilte, dass es ka), die 7. (Jesus fällt das zweite Mal auf“. Diese werden „sobald als Ich erzählte dem befreundeten wie das Foto oben links zeigt...). sich doch um qualitätsvolle barocke unterm Kreuz), die 9. (Jesus fällt das möglich unserm Herbar eingereiht Gärtnermeister Sebastian Sandner Pfarrer Reisinger fand heraus, dass es Bilder gehandelt haben muss, ent- dritte Mal) und die 13. (Der tote Jesus werden.“ Am 25. Juli 1917 starb er von diesen Vorhaben und am Momentan stehen wir bei Lade 17. sich um einzelne Szenen/Stationen schied Reisinger, noch mehr Lein- im Schoß seiner Mutter). 54-Jährig. 2. Jänner 2021 begann er mit seiner Den größten Teil der bisher 8008 aus einem Kreuzweg handelt. wände zum Restaurieren zu überge- Frau die erste „Lade“ zu fotografie- Fotos machte das Ehepaar Sandner. ben – zuerst drei, dann alle fünf. Der Hargelsberger Restaurator Hans Und so fand ich mich – ohne zu ren. Seine Eltern, Gärtnermeister Die Vornummerierung und Ver- Reiter schuf zur Vervollständigung suchen – eines Tages vor den acht Werner und Brigitta Sandner, de- gabe der Inventarnummern liegen Im Rahmen der Arbeiten festigte „der Erneuerung“ schöne, schlich- Kästen des „Herbarium Florianen- nen er davon berichtete, wurden in den Händen von Dr. Bernadette sich bei Mag. Hofinger zunehmend te Holzrahmen. Die relativ großen se“ und den darin befindlichen 40 neugierig. Aus „Neugier“ und „be- Kerschbaummayr und dem Kustos. die Meinung, dass es sich um Wer- Kreuzwegbilder (107 x 80 cm) hän- Laden mit getrockneten Pflanzen. ruflicher Verbindung“ zu Pflanzen Die ausgedruckten Abbildungen ke von WOLFGANG ANDREAS gen derzeit am sogenannten Primiz- Über Vermittlung von Mag. Stefan stellten sie sich für dieses Projekt füllen bis jetzt 22 große Ordner. Fotocredit: Ferdinand Reisinger || Stift St. Florian/Bernadette Kerschbaummayr HEINDL aus der Zeit vor 1750 han- gang (2. Stock, beim Altomontesaal). Weigl, dem Leiter der naturwissen- zur Verfügung. Auf die Frage wa- An dieser Stelle sei Brigitta und deln dürfte (Hofinger hat mehrfach Sie sollen in der Bildergalerie des schaftlichen Sammlungen des Lin- rum – „das fragen wir uns auch“ Werner Sandner für ihr Engage- schon Bilder von Heindl in Händen Stiftes St. Florian einen würdigen zer Biologiezentrums, begutachte- kommen Antworten: „Da entdeckt ment und den großen Zeitaufwand gehabt). Über Heindl gibt es eine Platz finden. Zu Restaurierung hat te DI. Dr. habil. Martin Pfosser, der man interessante und auch weni- im Namen des Stiftes sehr, sehr stattliche Monografie (Ernst Gul- der Verein Florianer Freunde der Leiter der botanischen Abteilung ger interessante Pflanzen, solche, herzlich gedankt. Unser Mitbruder dan, Wien 1970). Er war „Maler und Kunst einen erheblichen Beitrag ge- stichprobenartig das Herbarium, die es wahrscheinlich gar nicht Rupert Baumgartner zeigt seine Gastgöb“ in Wels (so unterschrieb er leistet, ebenso Pfarre und Gemeinde dessen Grundstein eine Schen- mehr gibt. Und nachdem wir Wertschätzung für diese ehren- seine Produkte). Zunächst war er auf von Hargelsberg (Geschenk an den kung des dritten Linzer Bischofs einige Laden gemacht hatten, amtliche Arbeit mit Einladungen Kreuzwege spezialisiert (17 davon sind Pfarrer zum goldenen Priesterjubilä- Sigismund Ernst von Hohenwart sind wir quasi süchtig gewor- auf ein Glaserl Wein oder ein Stam- um). Herzlichen Dank dafür! im Jahr 1825 war. Dabei kam schon den. Süchtig nach besonderen Ex- perl Schnaps. das eine oder andere interessante emplaren. Und in Corona-Zeiten ist Es besteht kein Zweifel, dass mit die- Stück zutage. diese Beschäftigung sehr entstres- Bald dürfen wir Halbzeit dieses ser Restaurierung die Rettung von send und sehr entspannend.“ Projektes feiern. Vier der acht Kästen, wertvollem barockem Kulturgut aus Der Erhaltungszustand der Samm- die der damalige Stiftstischler Karl Oberösterreich gelungen ist, zählt lung, die immer wieder durch So entdeckt man nicht nur Pflanzen Gruber im September 1915 verfer- doch Wolfgang Andreas Heindl zu Schenkungen und Tausch erweitert vom Garten hinter dem Haus, dem tigte, hat jetzt unser Mitarbeiter den großen Barockmalern unseres wurde, ist sehr zufriedenstellend. Kapitelgarten, sondern Exemplare in der Stiftstischlerei Ahmad Latifi Landes. Auch im Hinblick auf einen neuen der Flora „rund um die Welt“ (Ki- restauriert. Standort im künftigen Sachdepot, limandscharo, Java, Neuseeland, FERDINAND REISINGER K U S TO S H A R A L D R . EH R L Ferdinand Reisinger mit einem restaurierten Bild. 14 AUS DEM STIFT – florinside florinside – AUS DEM STIFT 15
BAUMEISTER GESUCHT! Propst Franz Claudius Kröll und Jakob Prandtauer Im April des Jahres 1708 stand Zum 250. Geburtstag des Propst Franz Claudius Kröll vor ei- Historikers Franz Kurz ner großen Herausforderung: Sein NEUERSCHEINUNG Baumeister Carlo Antonio Carlone HUBERTA WEIGL: Am 2. Juli 1771 wurde Franz Kurz in war gestorben und der Neubau der JAKOB PRANDTAUER 1660–1726 Kefermarkt geboren, wo sein Vater Klosteranlage von St. Florian voll zeichnete den Vertrag mit ihm. Was BAUMEISTER DES BAROCK als Schulmeister wirkte. Nach dem im Gang. Es galt, möglichst rasch nicht im Vertrag stand, aber klar Besuch des Linzer Gymnasiums trat einen kompetenten Ersatz zu fin- war: Dass Prandtauer das Projekt 24 x 31 cm, 2 Bände, zusammen 928 Seiten er 1790 in das Stift St. Florian ein. den. Wie es scheint, hat der Propst nicht nach der Planung Carlones ISBN 978-3-86568-031-0 Das Theologiestudium führte ihn im ersten Schritt mit Anselm Ange- fortführen, sondern modernisieren Michael Imhof Verlag nach Wien, wo er sich auch in Nu- rer, dem Abt des dreißig Kilometer würde. Tatsächlich veränderte der www.jakob-prandtauer.at mismatik und Kompositionslehre südlich von St. Florian gelegenen Baumeister gekonnt das von Carlo- weiterbildete. 1795 wurde Kurz zum Benediktinerstiftes Garsten, Rück- ne errichtete Treppenhaus, indem Erhältlich im Florianer Stiftsladen! Priester geweiht und zum Koope- sprache gehalten. Der hatte näm- er die Arkaden vergrößerte, entwi- rator in St. Florian bestellt. Er blieb lich dasselbe Problem: Auch Abt ckelte eine eigene Lösung für den zeitlebens ein begeisterter Seelsor- Anselm hatte bislang auf Carlone Saalpavillon und fand nach zähem ger an der Stiftspfarre, die er ab 1810 gesetzt und stand plötzlich ohne Ringen einen geeigneten Bauplatz auch leitete. Baumeister da. Was tun? für das Sommerrefektorium. Der vielseitig begabte Chorherr be- Im oberösterreichischen Raum Prandtauer kam meistens viermal Historiker Franz kurz war Augustiner-Chorherr und treute zunächst die Münzsammlung, Pionier der kritischen Geschichtsschreibung in Österreich. gab es niemanden, der Carlone pro Jahr ins Kloster, wofür er 160 spielte aber auch Orgel, komponierte hätte ersetzen können. So fiel die Gulden erhielt (zum Vergleich: Ein zwei Messen und leitete den Stifts- Wahl der beiden Prälaten auf Jakob einfacher Arbeiter verdiente auf chor. Die Ernennung zum Stiftsarchi- Prandtauer. Der lebte in St. Pölten, der Baustelle ca. 80 Gulden im Jahr. var im Jahr 1799 sollte zum Wende- arbeitete gerade für drei niederös- In Melk bekam Prandtauer 300 Gul- Fotocredit: Stiftsarchiv St. Florian/ Lithografie von Friedrich Leybold punkt in seinem Leben werden. und wurde zum Pionier der kriti- zu ihrem Mitglied. Sein Streben nach terreichische Klöster, darunter das den). Die Kosten für die Reise, für schen Geschichtsschreibung in historischer Wahrheit trug ihm aber Stift Melk, und hatte einen guten die Verköstigung und für die zwei Jetzt fokussierte er sich auf die Ge- Österreich. auch Probleme mit der Zensurbehör- Ruf. bis drei Übernachtungen, die in An- schichtsforschung, studierte die Ur- de ein, die einige seiner insgesamt 18 betracht der Distanz unumgänglich kunden und Quellen in den Archiven Als seine Werke höchste Anerken- Bücher stark verstümmelte. Im Stift Die Aufgabe, der sich Prandtau- waren, musste er selbst bezahlen. des Landes und schuf ein Bewusst- nung (u.a. bei Minister Klemens begeisterte Kurz jüngere Mitbrüder er im Frühjahr 1708 in St. Florian Fast zwei Jahrzehnte ist der Bau- sein für deren Wert. 1805 erschien von Metternich) fanden, weitete für das historische Fach. Seine Lieb- gegenübersah, war alles andere als meister bei Wind und Wetter nach der erste Band seiner „Beiträge zur Kurz sein Themengebiet aus. Er pu- lingsschüler waren Josef Chmel, der einfach. Er muss wochenlang über St. Florian gereist. Der letzte Auf- Geschichte des Landes Österreich ob blizierte ab 1812 Band um Band zur zum Hofarchivar aufstieg, und der den Entwürfen Carlones gebrütet enthalt ist im Mai 1725 dokumen- der Enns“, dem drei weitere folgten. Geschichte Österreichs im Spät- spätere Propst Jodok Stülz, in dessen haben, um sich in das Mammutpro- tiert – ein gutes Jahr vor seinem Mit seiner Hinwendung zu den Quel- mittelalter unter den Habsburgern. Armen er am 12. April 1843 starb. jekt einzuarbeiten. Am 11. Oktober Tod. len, die er im Anhang seiner zahlrei- 1827 verlieh ihm Kaiser Franz I. die 1708 war es schließlich so weit: H U B E R TA chen Publikationen auch abdruckte, Große Goldene Civil-Ehrenmedaille Propst Franz Claudius Kröll unter- WEIGL und seinem Streben nach Unpartei- mit Kette. Die Bayerische Akademie FRIEDRICH B U C H M AY R lichkeit beschritt Kurz neue Wege der Wissenschaften ernannte Kurz 16 AUS DEM STIFT – florinside florinside – AUS DEM STIFT 17
Faschingspredigt Mein Lockdownquartier von Pfarrer Josef Etzlstorfer Gemeinsam feiern wir die Messe, damit man eines nicht vergesse: Der Herr will uns ganz nahe sein, Ein Virus ist in d’Welt gekommen Eines hat mich da bewegt: drum lädt er uns auch dazu ein. und hat sie in Beschlag genommen. Im Stifte bin ich gut verpflegt. Er ist bei uns in seinem Wort, Im fernen China er entstand, Tischgemeinschaft – gutes Essen, weist uns den Weg hier immerfort. er kam dann rasch in jedes Land. das werd’ ich nicht so schnell vergessen. Er ist bei uns in Brot und Wein, Corona wird das Ding genannt, Das Frühstück musste ich nicht machen, er lädt zu diesem Mahl uns ein. das ist jetzt allen gut bekannt. hier gibt es viele gute Sachen, Bei uns ist er in schwerer Zeit, Der Name klingt ja wunderbar, Butter, Käse und auch Wurst, er hilft uns tragen Kreuz und Leid. doch schrecklich war’s Corona-Jahr. Kaffee und Tee dann für den Durst, „Ich bin bei euch in diesen Tagen“, Sehr gefährlich ist der G’sell, Müsli, Honig, Obstsalat, das möchte uns der Herr jetzt sagen. angesteckt wird man sehr schnell. das Angebot, das ist nicht fad. Er will Vertrau’n und Hoffnung schenken Manche nicht sehr viel verspüren, Das Mittagessen gut und herrlich, und uns in schweren Zeiten lenken. bei and’ren kann’s zum Tode führen. für d’Linie etwas gefährlich. Oft muss man ins Krankenhaus, Auch abends gibt’s verschied’ne Sachen, Drei Formen von Gemeinschaftsleben Einen Spruch hab’ ich gewandelt and’re heil’n daheim sich aus. die dem Gaumen Freude machen. haben mir recht viel gegeben: und dementsprechend auch gehandelt: Abstand halten, Masken tragen, Mit warmer Suppe, kalter Platte Das Chorgebet und auch die Messen, „Nach dem Essen sollst du ruh’n, das muss man jetzt in diesen Tagen. ich jeden Abend Freude hatte. bei Tische dann gemeinsam essen. hernach tausend Schritte tun.“ Und zur Beseitigung der Viren Beim Tischgespräch hat man erfahren Das bindet uns, das hält und trägt, Meist eine Stund’ ging ich spazieren, soll man die Händ’ desinfizieren. die neuen Sachen, die da waren. weil man so Gemeinschaft pflegt. man kann dabei recht viel sinnieren, Covid 19 heißt der Wicht, Ein schönes Wort drückt es auch aus, auch Bekannte traf ich an, er bewirkt, dass vieles bricht. Dreimal am Tag die Glocken läuten, wir nennen s’Stift oft Vaterhaus. ich war ja hier einmal Kaplan. das kann nichts anderes bedeuten: Ich möcht’ euch loben, danke sagen Das sich körperlich Bewegen Lockdowns muss es öfters geben, Kommt jetzt zusammen zum Gebet, für das Quartier in Lockdowntagen. ist für Leib und Seel’ ein Segen. still steht dann sehr viel im Leben. wie es in den Statuten steht. Geschlafen hab’ ich immer gut, Man will den Virus stark bekämpfen, Gemeinsam beten wir im Chor Es ist auch reichlich Zeit gewesen, war stets am Morgen ausgeruht. die Ausbreitung damit sehr dämpfen. und schau’n dabei zu Gott empor. Bücher, Zeitschriften zu lesen. Es gab für mich viel’ schöne Sachen, Als das im März hat angefangen, Das Psalmenbeten ist hier Sache, Ein echter Krimi war dabei, auf der Pfarr’ durft’ ich nichts machen. da bin ich gleich ins Stift gegangen. das Leben kommt dabei zur Sprache. der spielt in unserer Pfarrei. Ich hoff’, es fängt bald wieder an, Zum dritten Mal bin ich schon hier, Wir loben, danken, bitten, klagen Zwei Tote hat man dort gefunden, dass man Messen feiern kann. für’n Lockdown ist dies mein Quartier. und stellen Gott so manche Fragen. sie wurden auf ein Grab gebunden. Und das Licht in dem Tunnel, Im Pfarrhaus wär’ ich ganz allein, Die Pandemie bringt auch viel Leid, Recht lange war es auch nicht klar, es möge wirklich werden hell! hier kann ich in Gemeinschaft sein. wir bitten Gott in dieser Zeit. wer denn da der Täter war. Das ist mein Wunsch, Mehrfach durft’ ich das erleben, Gott mög’ den Menschen Kraft jetzt geben, Erst am Ende war zu lesen: ihr Herrn und Damen, das hat mir Kraft und Freud’ gegeben. viel Hoffnung auch für’s weit’re Leben. a Täterin ist es gewesen. jetzt endlich kommt das Predigt – Amen. 18 AUS DEM STIFT – florinside florinside – AUS DEM STIFT 19
„cor unum et anima una in Deum – ein Herz und eine Seele in Gott“ (Aurelius Augustinus) Der GOTT allen Lebens hat unseren lieben Mitbruder, Herrn Konsistorialrat, KommRat Prälat Wilhelm Neuwirth Augustiner Chorherr des Stiftes St.Florian emeritierter Propst und Generalabt Träger des Silbernen Verdienstzeichens und der Kulturmedaille des Landes Oberösterreich Ehrenbürger von St.Florian bei Linz Mitglied der Studentenverbindungen Tillysburg, Franco Bavaria, Austria Innsbruck und Severina IN LUFTIGER HÖH` am Samstag, den 13. Februar 2021 zur himmlischen Ruhe gerufen. Schon beim Blick hinauf könnte einem Wilhelm Neuwirth wurde am 12. März 1941 in Linz geboren, Enns jedoch war seine Heimat. Die schwindelig werden – emsig wird hoch historische Stätte des Martyriums des heiligen Florians hat ihn geprägt. Nach abgelegter Matura in über dem Stiftshof und dem Prälaten- Wilhering trat er im Jahr 1960 im Stift St.Florian zusammen mit 6 Kandidaten ein. Das garten gearbeitet. Der Grund: Das Dach Theologiestudium absolvierte er in Salzburg und in der Hauslehranstalt des Stiftes. Am Festtag des des Marmorsaales weist große Schäden Heiligen Florian, am 4. Mai 1966 wurde er zum Priester geweiht. Nach Kaplansposten in Ried i.d.Riedmark und Vöcklabruck wurde er 1972 Pfarrer in Linz-Kleinmünchen. auf und laut einer Begutachtung von Renato Zambelli, der das Dach besich- Nach dem unerwarteten Tod von Propst Dr. Johannes Zauner wurde er von den Mitbrüdern im Jahr tigt hat, besteht dringender Handlungs- 1977 im Alter von 36 Jahren zum 56. Propst des Stiftes St.Florian gewählt. Von 1982 – 1992 übernahm bedarf, da eine Sturmsicherheit nicht er den Vorsitz der Konferenz der Männerorden in der Diözese Linz. In diözesanen Diensten hat er mit mehr gewährleistet werden kann. anderen den Arbeitskreis „Christ und Wirtschaft“ aufgebaut und dort 20 Jahre mitgearbeitet, auch andere Aufgaben in der Diözese Linz begleiteten ihn ein Leben lang. Von der Augustiner Nach zahlreichen Gesprächen mit Chorherrenkongregation wurde er 1987 zum Generalabt gewählt und hat diesen Dienst bis 2002 ausgeübt. der zuständigen Landeskonservatorin Neben den vielen pastoralen und wirtschaftlichen Aufgaben war ihm das Stift mit seiner spirituellen, Ing. Mag. Petra Weiss konnte eine Lö- kulturellen, wirtschaftlichen und überregionalen Bedeutung immer Auftrag und Freude. In den 90er sung für die Reparaturen der schadhaf- Jahren wurde die Stiftskirche und die große Bruckner-Orgel restauriert, das Sängerknabeninstitut ten Stellen gefunden werden. Entschie- Die Dauer der Arbeiten wird von Zam- selbst gearbeitet. Die Kosten der Res- saniert und auf neue Beine gestellt, das ehem. Stiftsspital an die Lebenshilfe übergeben und die den wurde eine Kompromisslösung belli auf mindestens zwei bis drei Mo- taurierungsarbeiten werden sich auf Stiftskirche 1999 zur Basilika erhoben. In seine Zeit als Propst fallen auch die großen zwischen einer kompletten Neuein- nate geschätzt. Bei der Restaurierung ca. 220.000 Euro belaufen. Landesausstellungen „Welt des Barock“ 1986 und „Vom Ruf zum Nachruf. Anton Bruckner“ 1996. deckung und einer bloßen Ausbesse- soll eine sogenannte Spiegel-Bahnen- Den Kontakt mit den Mitbrüdern in den Stiftspfarren mit all deren pastoralen Anliegen ließ ihn viel rungsarbeit. Bei der gewählten Variante deckung (Tafeldeckung) durchgeführt Auch auf die Bewohner der luftigen unterwegs sein. Auch für die Mitbrüder im Haus und die vielen tagtäglichen Anforderungen stand er in wird nun der obere Bereich des Daches werden, die neue Norm schreibt eine Höhe muss Rücksicht genommen wer- Gesprächen sehr einfühlsam zur Verfügung. neu eingedeckt, was zur Folge hat, dass Deckung von 50 cm Bahnen statt der den: Nach Gespräch mit der zuständi- 2005 resignierte er als Propst und war seit dieser Zeit als Seelsorger in der Pfarre Ansfelden. In diese für einige Jahre ein Farbunterschied er- derzeitigen 80 cm vor, dies soll auch gen Naturschutzbeauftragten werden Zeit fällt auch die außerordentliche Sanierung des großen Pfarrhofes dieser Pfarre. sichtlich sein wird. so durchgeführt werden und die Optik für die Dauer der Arbeiten im First- wird sich dadurch eine wenig feiner ge- bereich Platten angebracht, um einen In den letzten Wochen nahm seine Erkrankung sehr rasch ernste Züge an. Nach anfänglicher Hoffnung Fotocredit: Bernadette Kerschbaummayr Das nun verwendete Kupfer wird in sei- stalten. Abgenommen und restauriert Rückzugsbereich für die dort lebenden war der Abschied für alle sehr plötzlich und überraschend. ner Farbigkeit auch nicht mehr schwarz werden auch die drei Dachspitzen und Fledermäuse zu schaffen, die Ein- und Wir werden ihn am Freitag, 19. Februar 2021 um 9 Uhr beim Einsertor empfangen und zur Aufbahrung werden, sondern einen warmen Anth- die Wetterfahne – wer weiß, vielleicht Ausflugsschneisen befinden sich in in die Basilika bringen. Dort besteht dann bis 18 Uhr die Möglichkeit, persönlich von ihm Abschied zu razitton annehmen (dies hat mit den sind darin Zeitzeugnisse aus früheren den intakten Dachbereichen und sind nehmen. Am Samstag, 20. Februar 2021 feiern wir das Requiem um 10 Uhr in der Basilika. Den zur Vergangenheit geänderten Luftver- Zeiten zu finden? von den Restaurierungsmaßnahmen Corona- Bestimmungen folgend bitten wir von einer Teilnahme abzusehen. Anschließend erfolgt die hältnissen zu tun). Es wird sich dadurch nicht betroffen. Beisetzung am Priesterfriedhof des Stiftes. ein geringer Farbunterschied ergeben, Für die Neudeckung wird kein Gerüst St.Florian, 13. Februar 2021 der zu Beginn nicht zu verhindern ist vom Boden aus benötigt, sondern es BERNADETTE und mit den Jahren immer weniger „ins wird mittels einer Scherenbühne und K E R S C H B A U M M AY R Auge fallen“ wird. einem umlaufenden Steg am Dach Propst, Dechant und Konvent Karl Rofner, Monika Kroll des Stiftes St.Florian und alle Verwandte 20 AUS DEM STIFT – florinside
In der Vorhalle bemerken wir Jesus der Leidens- und Kreuzweg meines am Ölberg mit der Unterschrift: ein Lebens und aller Menschen, ist vor- Vorbild ist Dir, Christ gegeben. In der ausgegangen im Leidensweg Jesu. Anwendung auf Jesus eröffnet sich uns eine neue Deutung des Vor-Bil- Die Linie von der Vorhalle zu den Bil- des für den Christen. Jesus ist mehr dern im Langhaus erweist sich als ein als bloß Beispiel, Jesus ist im Gehor- Schlüssel zum Öffnen einer wichtigen sam bis zum Tod Sohn geworden, er Botschaft dieser Kirche: du kommst Aus Liebe ist selber der Weg, der gegangen sein mit deinem Leben und deinem Kreuz, will, er ist die Tür, durch die wir zum mit dem du nicht alleine bist. Der Leben gelangen. Herr trägt es mit dir. zum Haus Das Vorbild Christi bekommt noch Auf diesem Lebensweg sind viele eine weitere Deutung: der Weg Jesus schon im Glauben vorausgegangen, setzt sich fort im Weg des Märtyrers einige dieser Vorgänger aus der Reihe Florian. Der Leidensweg des Florian, der Heiligen verehren wir in den Sei- Die Stiftsbasilika I ch möchte Sie einladen, die Stifts- kirche St. Florian nicht bloß mit dem Interesse des Kunstliebhabers zu betrachten, sondern eine Antenne auszufahren, die das Überzeitliche, das Bleibend-Gültige erspürt. göttliche Raum wird im Bild und in der Architektur eröffnet und zumindest bruch- stückhaft kann erlebt werden, dass die Welt von Gottes Gegenwart durchdrungen ist. Der Mensch und mit ihm die gesam- te Schöpfung lebt im „Schon“ und „Noch nicht“ zugleich. Es ist der Status Darf ich Sie mit auf den Weg nehmen? Um viatoris, das heißt auf dem Weg sein und Zum Andenken: zur Stiftskirche zu gelangen muss man sich noch nicht am Ziel. diesen Text hat Prälat buchstäblich auf den Weg machen, die lan- Wilhelm Neuwirth ge Westfront entlang schreiten. Wir sind Über dem Tor eine verheißungsvolle An- Fotos: Werner Kerschbaummayr || Andreas Etlinger 1996 anlässlich der heute auf vielerlei Weise auf dem Weg leider kündigung, ja eine Verheißung schlecht- Restaurierung der meistens viel zu schnell, wir können nicht hin. Mit Freude will uns Gott erfüllen in Stiftsbasilika verfasst. alles sehen und aufnehmen. Das Ziel ist seinem Haus. Gott spricht durch den Mund wichtig, aber ebenso wichtig ist die des Propheten noch deutlicher, wohin diese Harald R. Ehrl hat den Erfahrung des Weges. Unsere Stiftskir- verheißene Freude besteht. Ich will ihnen Text gekürzt. che möchte ich auch als eine Weg-Kirche einen Namen geben, der mehr wert ist als bezeichnen, die uns zum Voranschreiten Söhne und Töchter, einen ewigen Namen und damit zur tieferen Erkenntnis ihrer gebe ich ihnen, der niemals ausgetilgt wird. Botschaft einlädt. Auf diesem Weg möch- Verheißungen Gottes möchte ich einmal te ich Sie begleiten und einige Zeichen zu nennen „seine Überraschungen“, die er deuten versuchen. für uns bereithält. Mit einer solchen Ver- heißung wollen wir nun den Raum unseres So übersteigt doch die Welt des Barocks Gotteshauses betreten. noch einmal im Erleben des Gesamtkunst- werkes die Grenzen des Diesseits. Der 22 AUS LIEBE ZUM HAUS – florinside florinside – AUS LIEBE ZUM HAUS 23
tenkapellen. Auf dem Weg nach vorne öffnet sich und hält sich offen für den Dieser Glaube sucht seine Künder am werden wir aus dem überaus hohen Menschen und seine Welt, eine Pers- Ort, wo die Kanzel in den Kirchen- Kirchenraum irgendwie auf den Bo- pektive tut sich auf. Die Schau einer raum ragt. Von der Kanzel her ver- den der Realität heruntergeholt und barocken Kirche mit ihrem offenen nehmen wir die Rede vom Leben. Dies haben Menschen wie unsereins ge- Himmel hat als ganz wichtige Bot- ist im Chorraum durchkomponiert troffen, Menschen, die ihre Glaubens- schaft diese Vision für den Menschen wie eine Symphonie. Alle Elemente und Lebensgeschichte geschrieben zu jeder Zeit. Eine Frage als ernsthaf- werden aufgeboten, um dieses Thema haben, sowie heute wir, wenn wir den ter Anstoß: brauchen wir Heutigen der Verkündigung zum Klingen zu Weg durch unsere Jahre gehen. nicht ganz dringend die Botschaft bringen. Verkündet wird das Kom- dieser Vision? men Jesu durch Maria, es eröffnet uns Der barocke Raum hat immer et- Menschen den Himmel, in den er sei- was Unwirkliches an sich, es ist eine Zur Linken ist das letzte Abendmahl ne Mutter schon aufgenommen hat. Scheinwelt, die sich – so sieht es zu- und zur Rechten ist Jesus am Kreuz Das Ankommen des Menschen bei mindest aus – aus Kulissen zusam- zu sehen. Als ich die beiden Bilder an Gott ist unsere Vision. Sie dürfen wir mensetzt. Dabei will sie nicht betrü- dieser Stelle zum ersten Mal bewusst schauen in der Krönung Mariens an gerisch etwas vorgaukeln, sondern die entdeckt hatte, hat mich das über- der zentralen Stelle der Kuppel. Fotos: Andreas Etlinger || Stift St. Florian/Pedagrafie Grenzen der messbaren Welt über- aus stark beeindruckt. Wir spüren schreiten. förmlich: hier ist eine Schwelle, eine Wenn ich nun vieles aufgezählt habe, Nahtstelle, der gesamte Kirchenraum dann ist es wahrlich eine Fülle von Diese Scheinwelt will ich viel eher entwickelt sich jetzt anders. Er wird Eindrücken und Einzelheiten. Doch eine „Schauwelt“ nennen, das was über den sogenannten Chorraum wei- ich wollte Sie hinweisen, damit Sie man heute so gerne eine Vision ter, das Gewölbe wird rund und hoch, sie nicht übersehen. Das große Finale nennt. Visionen sind lebenswichtig. eine neue Dimension tut sich auf, die müssen Sie in sich selber zum Klingen In einem Gotteshaus eröffnen sphärischen Räume werden noch bringen. Unsere Kirche ist eine Weg- sich religiöse Visionen. Es ist die größer und wir nähern uns mehr der Kirche, ausgerichtet auf ein Ziel, un- Welt der Verheißung des Reiches Got- Quelle des göttlichen Lichtes und terwegs hinein in die Mitte mit jedem, tes, des Himmelreiches. Der Himmel somit auch der Quelle des göttlichen der mir Weggefährte geworden ist. Geheimnisses. 24 AUS LIEBE ZUM HAUS – florinside florinside – AUS LIEBE ZUM HAUS 25
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