DOM blick - "Siehe, ich mache alles neu" - Altenberger Dom

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DOM blick - "Siehe, ich mache alles neu" - Altenberger Dom
70              Evangelische
       bis Sept.          Domgemeinde
         2021
                          ALTENBERG               DOM blick
      Gemeindebrief

   Pfingsten
                                     „Siehe, ich mache alles neu“
     2021

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DOM blick - "Siehe, ich mache alles neu" - Altenberger Dom
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                          Pfingsten ist heut, und die Sonne scheint,
                          Und die Kirschen blühn, und die Seele meint,
                          Sie könne durch allen Rausch und Duft
                          Aufsteigen in die goldene Luft.
                                                Gustav Falke (1853-1916)

                                                               Nun aber kommt der heilige Geist,
                                                               Er wirkt am Pfingsten allermeist.
                                                               Woher er kommt, wohin er weht,
                                                               Das hat noch niemand ausgespäht.
                                                                                      J.W. von Goethe

                            Ihnen allen ein gesegnetes, frohes, heiteres
                                     und geistvolles Pfingstfest !
                                                                                          Ihre
                                                                      Evangelische
                                                            Domgemeinde Altenberg

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         Liebe Leserin, lieber Leser,
         zum ersten Mal halten Sie einen                   Inhaltsverzeichnis
         DOMblick zu Pfingsten in den Händen.              Ein frohes Pfingstfest .......................................................... 2
         Einen österlichen Gemeindebrief zu                An(ge)dacht ...................................................................... 4
         gestalten, war zeitlich schwierig                 30-jähriges Ordinationsjubiläum ......................................... 6
         geworden. Pfingsten ist doch auch ein             Feste soll man feiern, wie sie fallen ..................................... 7
         schöner Anlass, etwas Schriftliches aus           „Siehe, ich mache alles neu“ ............................................... 8
         der Gemeinde zu lesen.                            Ev. Gottesdienste und mehr ................................................ 11
         Der nächste DOMblick soll zur Advents-            War Luther ein Querdenker? ............................................... 12
         zeit erscheinen, dann hoffentlich wieder          Altenberger Forum: Kirche und Politik ................................. 13
         mit mehr Terminen für Veranstaltungen.            Es ist normal, verschieden zu sein ....................................... 14
         Sie finden in diesem Heft eine Menge              Das Miteinander von Christen und Juden ............................. 16
         Lesestoff, aus dem prallen Leben                  Info aus dem Förderverein ................................................. 17
         sozusagen. Das Westfenster im Dom                 Eine Bitte zu Spendenquittungen ........................................ 17
         wird noch einmal „bearbeitet“.                    Gemeindeinformationen ..................................................... 18
         Zufälligerweise jetzt grade auch                  Ein Haus des Lebens .......................................................... 20
         handwerklich. Deswegen ist es nur am              Zur richtigen Zeit vor verschlossener Tür .............................. 23
         Wochenende möglich, den Dom durch                 Konfirmation 2021 – wieder ganz anders ............................ 25
         den Haupteingang zu betreten, unter               Wir gratulieren unseren Senioren und Seniorinnen ............... 25
         der Woche nur durch das Nordportal.               Dem Leben eine Überschrift geben ..................................... 26
         Das große Thema, besonders auch in                Frauenbewegung im 19. Jahrhundert .................................. 28
         Köln, lautet: „1700 Jahre jüdisches Leben         Support ist unverzichtbar .................................................... 30
         in Deutschland“. Dazu auch hier im Heft           Altenberger Dommusik: Verschiedene Veranstaltungen ........ 31
         einige Texte. Digital wird im Internet
         viel dazu geboten.
         In der Hoffnung, dass der Sommer nun
         auch wirklich kommt, wünsche ich Ihnen
         erholsame Tage und Wochen. Es kann
         nur besser werden, in jeder Hinsicht.
         Mit freundlichen Grüßen
         aus der Redaktion

                                                      „Nun kraul’ mich schon!“
                                                 Kannst du diesem Blick wirklich
                                                                   widerstehen?

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                                  Liebe Menschen in Altenberg und drum herum !

                                  „Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen; es grünten und blühten Feld
                                  und Wald; auf Hügeln und Höhn, in Büschen und Hecken übten ein fröhli-
                                  ches Lied die neuermunterten Vögel. Jede Wiese sprosste von Blumen in
                                  duftenden Gründen. Festlich heiter glänzte der Himmel und farbig die Erde.“,
                                  so dichtete Johann Wolfgang von Goethe in seinem Reineke Fuchs.

                                  Ja, die Jahreszeit ist lieblich. Im Frühsommer hat die Blüte ihren Höhepunkt
                                  erreicht. Trotz des Corona-Schattens, der noch auf uns liegt, ist das Leben
                                  etwas leichter geworden und die Stimmung steigt.

                      Die Kirche feiert das Pfingstfest als ein besonderes Ereignis. Fünfzig Tage nach Ostern
                      empfangen die ersten Christen einen neuen belebenden, tröstenden und mitreißenden Geist,
                      den Heiligen Geist.
                      Würde man bei REWE eine Umfrage starten, dann wäre den meisten, die da fröhlich für das
                      lange Pfingstwochenende Spargel und Erdbeeren einkaufen, die Sache, um die es geht,
                      wahrscheinlich fremd. „Heiliger Geist, was soll das sein?“, höre ich etliche fragen. In unserem
                      Alltag ist schon manchmal von Geist die Rede: Wir reden vom Geist des Friedens, vom Zeitgeist,
                      von Geistesgrößen und Kleingeistern. Geistesgegenwart braucht es oft, böse Geister scheinen
                      auch im aufgeklärten 21.Jh. noch ihr Unwesen zu treiben, und an den richtigen Maßnahmen zur
                      Bekämpfung der Pandemie schieden und scheiden sich die Geister.
                      Aber das Pfingstwunder und der Heilige Geist bleiben schwer verständliches heiliges Rauschen.
                       Die Apostelgeschichte erzählt in geheimnisvollen Bildern – Feuerflammen über den Köpfen der
                      versammelten Gemeinde – von dem, was zu Pfingsten geschehen ist: Die verzagten Jünger
                      machen die Erfahrung eines Neuanfangs. Die Trauer des Abschieds ist verflogen. Der
                      Gekreuzigte ist nicht bei den Toten geblieben. Die Freunde und Freundinnen Jesu haben es
                      erlebt. Nach seinem Tod waren sie wie versteinert. Von der Welt abgewandt, versuchten sie,
                      mit ihrem Schmerz und ihrer Enttäuschung fertig zu werden.
                      Der Geist der Niedergeschlagenheit hielt sie im Würgegriff. Ihr Leben war leer und öde
                      geworden. Wie Waisenkinder, verlassen und allein. Aber Gott füllt ihre innere Leere mit
                      befreiendem Geist, mit Feuereifer für die Sache Jesu, mit Hoffnung für sich und die Welt. –
                      Modern kann ich das Resilienz nennen, das ist die Ich-Stärke, die Kraft, die Menschen dazu
                      bringt, Schicksalsschläge zu überstehen. Altmodisch nenne ich es Gottvertrauen, oder wie Luther
                      Zuversicht. Das schenkt der Tröster, die Heilige Geistkraft. Heiliger Geist, das heißt Gottes Kraft
                      kommt vom Himmel auf die Erde. Gott macht sich so klein, dass er in unserem
                      Menscheninneren Platz findet, in der Enge unseres Herzens. Tröstend, wenn es in uns weint,
                      stärkend, wenn Zweifel uns auffressen, und wenn wir nicht beten können, vertritt er uns mit
                      unaussprechlichen Seufzern. Heiliger Geist, Gott macht sich so groß und lebensstark, dass selbst
                      in verfahrenen Situationen eine Bewegung durch Menschen und Pläne geht und eine neue
                      Perspektive möglich wird.

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               Eigentlich ist die weiße Taube von alters her das Wappentier des Heiligen Geistes. – Ich denke
               mir, vielleicht ist der Heilige Geist auch manchmal wie eine Katze. Ungebändigt und frei. Nicht
               zu beherrschen, nicht gehorsam, eigensinnig, aber trotzdem zugewandt; geheimnisvoll
               unsichtbar und pelziger Trost. –
               Eine Studie des Schlaganfallzentrums der Universität von Minnesota (USA) hat ergeben, dass
               Katzenschnurren den Blutdruck senkt und somit das Herzinfarktrisiko reduziert. Außerdem
               reagiert das menschliche Gehirn auf Schnurren mit der Ausschüttung des Wohlfühlhormons
               Serotonin. – Gottes Geist hat unendlich viele Möglichkeiten, zu uns zu kommen und unsere
               Herzen zu bewegen, durch die blühende Natur, durch treffende Worte und zupackende Gesten
               und manchmal eben auch durch eine schnurrende Katze.*
               Bleiben Sie gesund und passen Sie gut auf Ihre zwei- und vierbeinigen Lieben auf.

                            Es grüßt Sie herzlich

             *PS: Nicht nur Katzen und Tauben!
             Ich traue der Heiligen Geistkraft durchaus zu,
             sich auch anderer Haustiere zu bedienen,
             um ihre tröstende und fröhlich machende
             Kraft in unserem Leben wirksam werden zu
             lassen.

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                           30jähriges Ordinationsjubiläum von Pfarrerin Claudia Posche

                          Liebe Claudia,
                          vor 30 Jahren hast Du in Düsseldorf (als Kölnerin – das spricht für Humor!)
                          die Frage gehört: „Bist Du bereit, dieses Amt zu übernehmen?“
                          Dieses Amt: Hirtin und Verkündigerin des Evangeliums sein. Dieses Amt:
                          Der Gemeinde mit Taufe und Abendmahl dienen. Dieses Amt: Die seel-
                          sorgliche Schweigepflicht und das Beichtgeheimnis wahren.
                          Du hast dazu gesagt: „Ja, mit Gottes Hilfe“. Hast nunmehr drei Jahrzehnte
                          Dein Amt in Verantwortung und Treue geführt, davon 25 Jahre am
                          Altenberger Dom, begleitet von der Fürbitte der Gemeinde und in der
                          Gemeinschaft aller Mitarbeitenden in der Kirche.
                          Es ist ein großes, manchmal schweres, oft beglückendes Amt. Immer ist es
                          Gnade, immer schöpft es neue Kraft aus dem intensiven Hören auf die
                          manchmal leise Stimme Gottes in einer lauten Welt. Gottes Verheißung hat
                          Dich all die Zeit getragen und sein Heiliger Geist wird Dir auch weiterhin
                          beistehen!
                          Im Namen Deiner dankbaren Gemeinde und des Presbyteriums gratuliere
                          ich Dir herzlich zum 30. Ordinationsjubiläum und wünsche Dir mit Paulus
                          weiterhin viel Freude und Gottes Segen: „Weil wir dieses Amt haben nach
                          der Barmherzigkeit, die uns widerfahren ist, werden wir nicht müde.“
                          (2.Korinther 4,1)

                          Jürgen Manderla
                          Pfarrer und Vorsitzender des Presbyteriums

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       Feste soll man feiern ...
                          ... wie sie fallen.       Eine ganz wichtige Tätigkeit für Pfarre-    und in allen Lebenslagen und -situatio-
                                                    rinnen und Pfarrer ist die Seelsorge, das   nen ansprechbar ist, dafür gebührt ihr
       So die Lebensweisheit. Aber was ist,         heißt, Menschen jeglichen Alters – von      unsere Hochachtung und unser Dank.
       wenn das wie jetzt in der Pandemie           der Wiege bis zur Bahre – begleiten,
       nicht möglich ist? Dann müssen Alter-                                                    Fürs Erste – solange die Kontaktsper-
                                                    ihnen zuhören und, wo nötig, Trost im
       nativen gesucht werden, um sowohl                                                        ren noch gelten – auf diesem Weg.
                                                    Leid spenden. Das erfolgt nicht nur bei
       dem Anlass gerecht zu werden, als auch                                                   Die Hoffnung bleibt aber, dass wir
                                                    Gesprächen anlässlich Taufe, Hochzeit
       gleichzeitig das Versammlungsverbot                                                      Glückwünsche und Dank im Sommer
                                                    oder Beerdigung, sondern geschieht
       einzuhalten. So haben im Februar vie-                                                    bei einem nachgeholten Fest auch per-
                                                    tagtäglich bei vielen zufälligen Begeg-
       le Gemeindeglieder ihrer „Silberhoch-                                                    sönlich aussprechen können.
                                                    nungen, z.B. an der Supermarktkasse.
       zeit“ mit Pfarrerin Posche gedacht und       Dabei sollen Pfarrerinnen und Pfarrer                                 Sigrid Eberle
       ihr – und sich selber auch – zum 25jäh-      auch sprachfähig bleiben, wenn es an-
       rigen Dienstjubiläum in Altenberg vir-       deren komplett die Sprache verschlägt.
       tuell und digital gratuliert.                                                                 30jähriges Ordinationsjubiläum
                                                    Notfallseelsorge war daher auch immer
       Aber nun steht für Pfarrerin Posche ein      ein wichtiges Anliegen unserer Pfarre-
       weiteres – wahrscheinlich noch wichti-       rin. Anteil nehmen, vermitteln wo nö-
       geres – Jubiläum an. Am 9. Mai 1991,         tig, Standpunkt und evangelisches Pro-
       also vor 30 Jahren, wurde sie in Düssel-     fil zeigen, ohne zu verletzen, manchmal
       dorf ordiniert. Das heißt, in einem fei-     Klartext reden und auch Konflikte aus-
       erlichen Gottesdienst wurde ihr die öf-      tragen können. Jugendlichen im Kon-
       fentliche Wortverkündung und Sakra-          firmandenunterricht Orientierung fürs
       mentsverwaltung übertragen.                  Leben mitgeben, den haupt- und den
       Zwar sind nach evangelischem Verständ-       vielen ehrenamtlich Tätigen Ansprech-
       nis alle Getauften berufen, das Evange-      partnerin nicht nur in religiösen Ange-
       lium von Jesus Christus in Wort und Sa-      legenheiten sein. Zu Finanzen, Bauten,
       krament zu bezeugen – Martin Luther          Personalfragen kompetent Stellung
       nannte das das Priestertum aller Gläubigen   beziehen.
       – den Auftrag und das Recht zur öffent-      Und nicht zuletzt in Zeiten der Kontakt-
       lichen Ausübung dieses Amtes vertraut        sperre neue kreative Wege suchen,
       die Kirche aber mit der Ordination Pfar-     wenigstens medial Zusammenhalt zu
       rerinnen und Pfarrern an. Öffentlicher       schaffen, weil der Gottesdienstbesuch
       Dienst an Wort und Sakrament:                erschwert oder unmöglich geworden
       Heißt das                                    ist. Neben diesen Aufgaben, die in al-
        Gottesdienste halten, im Dom, den        len Gemeinden vorkommen, muss man
       Schulen, im Seniorenheim und auch            als Pfarrerin in Altenberg aber auch vie-
       schon mal in einer Apotheke,                 le Stunden in Gremien zubringen, und
        predigen, also auf alte Wahrheiten       oft genug um die Stellung und Aner-
       verweisen und die traditionelle christ-      kennung des Altenberger Domes als
       liche Botschaft in eine moderne Spra-        landeskirchliches Kleinod kämpfen.
       che übersetzen,                              Hätte sich das unsere Pfarrerin vor 30
        das Abendmahl austeilen und              Jahren bei ihrer Ordination vorstellen
       durch die Taufe neue Gemeindeglie-        können, welch immense Aufgabe noch
                                                    auf sie warten würde? Dass sie bis heu-
       der aufnehmen?
                                                    te überzeugend und mit – meist – hei-              Herzliche Gratulation
       Ja, aber es umfasst noch viel, viel mehr.    terem Herzen ihre Gemeinde begleitet                an Claudia Posche

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DOM blick - "Siehe, ich mache alles neu" - Altenberger Dom
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                                                   „Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5)
                                                   Gedanken zum Westfenster im Altenberger Dom
                                                   Zu den Besonderheiten des Altenberger Doms zählt das monumentale, die
                                                   Wand bis zum Gewölbeansatz auflösende, Westfenster mit seinen spätmittel-
                                                   alterlichen Glasmalereien. Wer es an einem Nachmittag betrachtet, wenn
                                                   die Sonnenstrahlen die ganze Pracht zum Leuchten bringen und das Kirchen-
                                                   innere mit goldgelbem Licht durchfluten, bekommt eine Ahnung davon, wie
                                                   überwältigend die dargestellte Himmelsvision auf die mittelalterlichen Be-
                                                   trachter gewirkt haben muss. Für Menschen der damaligen Zeit war das zu-
                                                   künftige „Himmlische Jerusalem“ ein beeindruckendes Bild von Gottes Herr-
                                                   lichkeit, das sich bereits zu Lebzeiten im Kirchenraum selbst erfahren ließ.
                                                   War doch die Kirche als Gemeinschaft der Heiligen im Lichte Gottes sichtba-
                                                   rer Ausdruck für die Glaubenshoffnung auf die Erlösung und Neuschaffung
                                                   der Welt.
                                                   Das Westfenster gilt als das größte        den zu. Erst von den Folgen des Chor-
                                                   gotische Kirchenfenster nördlich der       einsturzes 1821 war es betroffen. Was
                                                   Alpen und ist ein ganz besonderer          die Plünderungen der Jahre überstan-
                                                   Höhepunkt mittelalterlicher Glasma-        den hatte, zerfiel nun in kurzer Zeit.
                                                   lerei. Seine Entstehungszeit lässt sich    Die übereilte Herausnahme der Fens-
                                                   ins ausgehende 14. Jahrhundert da-         terfelder, wahrscheinlich ohne deren
                                                   tieren. Wer die Glasmalereien ge-          genaue Position festzuhalten, richte-
                                                   schaffen hat, ist nicht bekannt. Es wird   te weitaus größeren Schaden an. Als
                                                   jedoch angenommen, dass der Meis-          man sie später wieder einsetzte, war
                                                   ter des Berswordt-Retabels (1385) in       in der Zwischenzeit ein erheblicher
                                                   St. Marien/Dortmund damit beauf-           Teil der Glasmalereien zerborsten
                                                   tragt wurde. Die besondere Ausstrah-       oder verloren gegangen. Auch die
                                                   lung des Fensters beruht auf dem           ursprüngliche Zusammensetzung ge-
                                                   Farbkontrast zwischen den in Grisail-      riet durcheinander. Bei anschließend
                                                   lemalerei fein modellierten, silber-       verschiedenen Restaurierungsarbei-
                                                   weiß schimmernden Heiligenfiguren          ten wurden die Glasmalereien mehr
                                                   auf zwei Ebenen und den hohen, kräf-       oder weniger ergänzt, erneuert, in der
                                                   tig goldgelben Turmarchitekturen, in       Reihenfolge verschoben, dann aber
                                                   denen sie stehen. Mit Ausnahme der         auch wieder entfernt und neu einge-
                                                   Heiligen Familie wenden sich die le-       setzt.
                                                   bensgroßen Figuren paarweise ein-          Die heutige Anordnung der Scheiben
                                                   ander zu und bilden eine in sich ge-       geht im Wesentlichen auf die umfas-
                                                   schlossene, ruhende Einheit, nur           sende, grafisch dokumentierte, Re-
                                                   durch wenige andersfarbige Akzente         staurierung 1894 – 1898 im Auftrag
                                                   in den Hintergrundmustern und Stif-        des Altenberger Dom-Vereins zurück.
        *Maßwerk (S.9): Bei gotischen Fens-        terdarstellungen unterbrochen.
        tern dient das Maßwerk zur Gestaltung                                                 Der dafür verantwortliche Frankfurter
        großer Bogenfelder (Couronnement),         Das Fenster ist nicht mehr vollstän-       Glasmaler Alexander Linnemann galt
        um eine gewisse Stabilität der Vergla-     dig im Originalbestand erhalten. Die       in seiner Zeit als Wiederentdecker und
        sung zu erreichen. Es handelt sich dabei   Auflösung des Klosters nach der Sä-        Erneuerer der mittelalterlichen Glas-
        um aus Kreisen konstruierte Ornament-      kularisation und der Brand 1815 setz-      malereikunst in Deutschland.
        formen.                                    te ihm keinen oder nur geringen Scha-

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       Linnemann versuchte teils mit eige-        Über das Bildprogramm des Couron-
       nen Neuschaffungen und Ergänzun-           nements liegen keinerlei Aufzeichnun-
       gen die ursprüngliche ausgewogene          gen oder Abbildungen vor. Die ge-
       Farbwirkung im Westfenster wieder          samte mittelalterliche Verglasung im
       herzustellen, was ihm im Couronne-         Maßwerk* der oberen Zone ist ver-
       ment (Bogenfeld des Fensters) aber         lorengegangen bis auf das Blattorna-
       nur unzureichend gelang. Trotz die-        ment um den Christuskopf und zwei-
       ses Mangels wurden erst durch Linne-       farbige Schachbrettmuster in den
       manns Restaurierung Geschichtsfor-         Zwickeln. Sie wurde mehrfach von
       scher und Kunsthistoriker auf das          Restauratoren nach eigenem Ermes-
       Westfenster aufmerksam. Denn bisher        sen erneuert. Die jetzigen Figuren im
       waren nur die zisterziensischen Grisail-   Maßwerk, vier Engel mit Leidens-
       lefenster mit mehr oder weniger na-        werkzeugen um einen Christuskopf
       turalistischen Blattformen von Inter-      gruppiert, sowie Maria und Johannes
       esse für sie.                              als Trauernde, sind komplette Neu-
                                                  schöpfungen Linnemanns in Abstim-        Ruinenansicht von Südosten (Ausschnitt),
       Heutzutage treten bei kritischer Be-
                                                  mung mit dem damaligen Denkmal-          Radierung von Eduard Gerhard 1834
       trachtung und nach neuesten For-
                                                  pfleger und 1. Provinzialkonservator
       schungsergebnissen einige Unstim-
                                                  der Rheinprovinz Paul Clemen. Linne-
       migkeiten bei der Anordnung und
                                                  manns ergänzende Figuren aus der
       Zusammenstellung der Scheiben
                                                  Restaurierung sind jedoch kunstge-
       zutage, auf die Daniel Parello 2004
                                                  schichtlich bedeutungslos.
       in einer Rekonstruktion hingewiesen
       hat. Nach erneuter Verschiebung            Mit Sicherheit versuchte Linnemann,
       würde die authentische Bildaussage         seine Ergänzungen und Neuschöpfun-
       zisterziensischer Spiritualität wieder     gen dem Charakter des mittelalterli-
       offenkundig, die ja den Menschen           chen Glases anzupassen, aber selbst
       ursprünglich im Westfenster vor Au-        der flüchtige Betrachter kann erken-
       gen geführt werden sollte: Die mari-       nen, was im Couronnement erneuert
       anische Ausrichtung und die Vereh-         worden ist. Allein schon auffallend
       rung Mariens, sowie die über Chris-        sind unter anderem die unverhältnis-
       tus führende Hinwendung zu Gott.           mäßige Größe der Figuren, vor allem
                                                  die der Trauernden, die kräftigen,
       Senkrecht verlaufende Streben (Stab-
                                                  harten Schwarzlotaufträge und Kon-
       werk), gliedern das Westfenster in
                                                  turen und sentimentalen Gesichtszü-
       acht lange Fensterbahnen, die in Drei-
                                                  ge. Auch die sehr intensive Farbig-
       pässen mit je einem musizierenden
                                                  keit der Glasflächen, besonders aber
       Engel enden. In den übergeordneten
                                                  das vorherrschende Gelb im Maßwerk
       Vierpässen befinden sich die von den
                                                  wirken störend. Hinzu kommt das
       Zisterziensern besonders verehrten
                                                  Violettblau der Randstreifen, das in
       Kirchenväter Augustinus, Gregor, Hie-
                                                  unangemessenem Kontrast zum hel-
       ronymus und Ambrosius als Halb-
                                                  leren Blau der Originalscheiben steht.
       figuren. Sie und die musizierenden
                                                  Außerdem ist das stellenweise benut-
       Engel gehören noch zum mittelalter-
                                                  ze helle Türkis auf mittelalterlichen
       lichen Glasbestand des Couronne-
                                                  Scheiben nirgends zu finden.
       ments aus dem ausgehenden 14.
       Jahrhundert und schließen den unte-        Die Farbharmonie sowie der ausge-
       ren Figurenzyklus nach oben ab.            wogene Bildrhythmus des Figuren-                  Johannes

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                                                  zyklus auf den Langbahnen werden          um eine sich auf das allernötigste be-
                                                  leider im jetzigen Zustand durch die      schränkende Passionsdarstellung. Das
                                                  dominierenden, unverhältnismäßig          Haupt des Erlösers vor einem blüten-
                                                  großen Einzelelemente und die von         förmigen tiefvioletten Nimbus (Hei-
                                                  der mittelalterlichen Farbpalette ab-     ligenschein) mit rotem Kreuz kenn-
                                                  weichenden Farben im Couronne-            zeichnet ihn als den leidenden Chris-
                                                  ment empfindlich gestört. Über den        tus. Das lange dunkle Haar hinter
                                                  Vergleich mit anderen zur gleichen        dem bleichen Gesicht ist kaum zu er-
                                                  Zeit entstandenen Fenstern lassen sich    kennen. Dunkelgelbes stilisiertes Ei-
                                                  noch gewisse Rückschlüsse auf das         chenlaub umrahmt sein Antlitz. Ein
                                                  mittelalterliche Bildprogramm ma-         altes Sinnbild für das ewige Leben.
                                                  chen. Der zentrale Christuskopf könn-     Bei den Engelgestalten in den Drei-
                                                  te dem ursprünglichen Bestand ent-        passblättern erweckt dasselbe eher
                                                  sprechen, keineswegs aber die Gestal-     den Eindruck von goldenen Kronen.
                                                  ten der trauernden Maria und Johan-
                                                                                            In den spitzblättrigen Vierpässen*
         Alexander Linnemann (1839 - 1902)        nes. Auch muss die Maßwerkfüllung
                                                                                            links und rechts darunter stehen Ma-
                                                  aus kleinteiligeren Formen bestanden
                                                                                            ria und Johannes. Maria in Oranten-
                                                  haben, da sich die Gestaltung des
                                                                                            haltung (Gebetshaltung) mit erhobe-
                                                  Maßwerks immer der Verglasung der
                                                                                            nen Händen, den Blick demütig ge-
                                                  langen Fensterbahnen unterordnete.
                                                                                            senkt, während sie von einem Schwert
                                                  Man hatte zwar versucht die Ergän-        durchbohrt wird. Hier wird die Weis-
                                                  zungen Linnemanns bei nachfolgen-         sagung des greisen Simeon ... „auch
                                                  den Restaurierungen ein wenig ab-         durch deine Seele wird ein Schwert
                                                  zuschwächen, beließ es aber mehr          dringen“... aus Lk 2 bildlich populär
                                                  oder weniger bei Erhaltungsmaßnah-        gemacht. Johannes, dessen Blick ins
                                                  men. Lediglich der Christuskopf wur-      Leere geht, hält einen Codex im lin-
                                                  de bei der Restaurierung 1970-1975        ken Arm, aus Ehrfurcht vor dem Text
                                                  zum wiederholten Male neu entwor-         mit verhüllter Hand. Beide Figuren
                                                  fen und ersetzt. Dennoch bietet sich      stehen vor dem Hintergrund einer
                                                  die Gestaltung des Maßwerks* im           Stadt, denn nach Joh 19,20 soll die
                                                  Couronnement für eine meditative          Kreuzigung Jesu, außerhalb vor den
                                                  Betrachtungsweise an:                     Mauern der Stadt stattgefunden ha-
                                                                                            ben. So gesehen hat sich das Maß-
                                                  Im Zentrum des Couronnements
                                                                                            werk im Couronnement zu einem Me-
                                                  befindet sich ein etwas kleinerer Vier-
                                                                                            ditationsbild mittelalterlicher Leidens-
                                                  pass mit einem Christuskopf, um den
                                                                                            und Kreuzesmystik entwickelt, die sich
                                                  sich vier spitzblättrige Dreipässe* mit
                                                                                            besonders in der Spiritualität Bern-
                                                  stilisierten Eichenlaub-Ornamenten
                                                                                            hards von Clairvaux auswirkt.
             Engel mit Lanze und Schwamm          und Engelfiguren gruppieren. Die
                                                  Engel halten Leidenswerkzeuge in der      Es gibt noch andere nachvollzieh-
                                                  Hand, von links nach rechts: Geißel-      bare Lesarten des Maßwerks: Der in
                                                  säule und Geißel, Dornenkrone, Ham-       Leiden und Tod durch seine Aufer-
                                                  mer und Nägel, sowie Lanze und            stehung siegreich gebliebene Chris-
                                                  Schwamm. Diese weisen dem Chris-          tus lebt unter den von Leid geplag-
        * Dreipass, Vierpass: Figuren aus drei    tuskopf in der zentralen Mitte eine       ten Menschen (mit Maria und Johan-
        oder vier ineinandergreifende Kreise in   eindeutige Verknüpfung mit dem Ge-        nes dargestellt) und schenkt
        Kleeblattform                             kreuzigten zu. Es handelt sich hierbei    ihnen Hoffnung. Das Maßwerk ver-

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       gegenwärtigt ihn mit geöffneten Au-       Im Laufe der Geschichte wurden die-       Quellenangaben
       gen als den Lebendigen in seiner gött-    se immer wieder zu Vorbildern für das     Brigitte Lymant: Die mittelalterlichen
       lichen Macht. Zeichen dafür ist das       Zusammenleben von Menschen, die           Glasmalereien der ehemaligen
       Eichenlaub, das sich jetzt wie ein Sie-   sich in Christus erlöst wissen und ihm    Zisterzienserkirche Altenberg
       geskranz rings um sein Haupt legt.        nachfolgen. Das Himmlische Jerusa-        Susanne Heydach-Lehmann, Andreas
       Nicht Verderben und Untergang, son-       lem ereignet sich schon hier und jetzt.   Stürmer, Klaus Faika:
                                                                                           Altenberg. Der Bergische Dom.
       dern Verwandlung und Erneuerung           Somit wird eine spirituelle Brücke
                                                                                           Uwe Gast, Daniel Parello, Hartmut Scholz:
       sind seine Verheißung. „Siehe, ich        zwischen dem theologischen Konzept        Der Altenberger Dom Meisterwerke der
       mache alles neu.“ Ein hoffnungsvol-       des Couronnements und der darunter        Glasmalerei
       les Bild aus der Offenbarung des Jo-      liegenden Himmelsstadt gebaut, auch       Arno Paffrath: Altenberg, Der Dom des
       hannes, das einen tröstlichen Blick in    wenn diese Verbindung in der künst-       Bergischen Landes
       die Zukunft gewährt. Johannes be-         lerischen Darstellung vieles offen        Internet: Ein Meditationsfenster-
       schreibt das Neue, das Kommende in        lässt.                                    Altenberger Dom-Abtei Kornelimünster
                                                                          Renate Doktor
       Bildern, die er der alten biblischen
       Tradition entnimmt.

                Evangelische Gottesdienste im Altenberger Dom
       Do. 13. Mai - Himmelfahrt                 So. 4. Juli. 9:00 Uhr, Gottesdienst          Liebe Gemeindeglieder,
       9.00 Uhr Gottesdienst, C. Posche          So.11. Juli, 9:00 Uhr Taufgottesdienst
                                                                                              bitte melden Sie sich auch
       Pfingstsonntag, 23. Mai                   weiterhin jeden Sonntag                      weiterhin online zu allen
       9.00 Uhr Gottesdienst, C. Posche          9:00 Uhr Gottesdienst                        Gottesdiensten und Geistlichen
       Pfingstmontag, 24. Mai                    So. 8. Aug., 9:00 Uhr                        Musiken an unter diesem Link
       14.30 Uhr, Gottesdienst mit Segens-       Taufgottesdienst                             www.kirche-im-dhuenntal.de.
       gebet (Geistl. Musik) und dem neuen       Bis zum 5. Sept. jeden Sonntag               Sie finden diesen Link auch auf
       Präses der EKiR Dr. Thorsten Latzel       9:00 Uhr Gottesdienst                        unserer Homepage
       Sonntag, 30. Mai                          12. Sept., 9:00 Uhr,                         www.altenberg-dom.de
       9:00 Uhr, Gottesdienst mit Abend-         Taufgottesdienst                             Bitte bringen Sie Ihren
       mahl, Pfarrerin C. Posche                                                              Reservierungsausweis mit
                                                 Die nächsten Gottesdienste mit
       Sonntag, 6. Juni 9:00 Uhr                 Abendmahlsfeier stehen noch                  zum Gottesdienst.
       Kurzer gemeinsamer Gottesdienst           nicht fest.                                  Bei Rückfragen oder Buchungs-
       beider Pfarrbezirke, anschließende                                                     problemen wenden Sie sich
       Gemeindeversammlung im Dom                Die Gottesdienste mit Segensgebet            bitte an unser Gemeindebüro
                                                 (Geistliche Musik) sonntags,                 Altenberg, Tel. 02147 42 82
       Sonntag, 13. Juni, 9:00 Uhr,              14.30 Uhr, im Altenberger Dom,
       Taufgottesdienst, C. Posche               finden Sie auf Seite 31
       Sonntag, 20. Juni, 9:00 Uhr,
                                                                                            Natürlich gilt auch jetzt im Dom
       Gottesdienst, Pfarrerin Julia R. Riedel   Donnerstag, 3. Juni, feiert die
                                                                                            Maskenpflicht und Abstand halten.
                                                 kath. Gemeinde Fronleichnam.
       Sonntag, 27. Juni, 9:00 Uhr,                                                         Bis Juli ist der Haupteingang des
                                                 Falls es eine Prozession durch Alten-      Altenberger Doms nur am Wochen-
       nach Möglichkeit: HMH-Familien-
                                                 berg gibt, ist wieder am MLH eine          ende benutzbar. In der Woche kann
       Gottesdienst evtl. mit Abendmahl,
                                                 Station. Herzliche Einladung an alle,      der Eingang durch das Nordportal
       Pfarrerin C. Posche, möglicherweise
                                                 die Prozession dann am MLH zu              genutzt werden.
       kleines „Gemeindefest“ am / im
                                                 begrüßen (ca. ab 11 bis 12 Uhr).           Grund sind Prüf- und Sanierungs-
       Martin-Luther-Haus oder vielleicht
                                                 Bitte erkundigen Sie sich vorher.          arbeiten am Westfenster.
       auch ein Open-Air-Gottesdienst

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                                    War Luther ein Querdenker ?
                                    Der britische Wissenschaftler und         Anteil der Jüdinnen bei 33 Prozent…
                                    Mediziner Edward de Bono gilt als         Viele Beobachter halten es für wahr-
                                    „Erfinder“ der Methode des Querden-       scheinlich, dass diese ungewöhnlich
                                    kens. Er führte sie unter der Bezeich-    hohe Quote an der langen jüdischen
                                    nung ‚Laterales Denken‘ in den wis-       Bildungstradition liegt, die das Studium
                                    senschaftlichen Diskurs ein. De Bono      der Thora verlangte und daher schon
                                    entwickelte diesen neuen Denkansatz,      früh zu außergewöhnlich hohen Alpha-
                                    um kreative und innovative Lösungs-       betisierungsquoten bei Juden führte.“…
                                    ideen für komplexe Probleme zu för-
                                                                              Inzwischen ist das Querdenken in Ver-
                                    dern. In einer immer unüberschauba-
                                                                              ruf gekommen. Querdenker nennt
                                    rer werdenden Wirklichkeit, die wahr-
                                                                              man heute Gruppierungen, die häu-
                                    nimmt, wie alles mit allem zusam-
           Edward de Bono (*1933)                                             fig mit den absurdesten Theorien und
                                    menhängt, fahren lineare Denkmo-
                                                                              Bedrohungsszenarien, oft genug an-
                                    delle, also die Idee nur einer Lösung
                                                                              tisemitisch und rechtsradikal unterfüt-
                                    für ein Problem, fast immer gegen
                                                                              tert und von extremistischen Organi-
                                    die Wand.
                                                                              sationen unterwandert, die weltwei-
                                    Für seine Workshops erfand de Bono        te pandemische Gefahr leugnen und
                                    sogar ein System unterschiedlich far-     sich gar als Opfer einer „Corona-Dik-
                                    biger „Denkhüte“ (nicht zu verwech-       tatur“ inszenieren. So gefährden sie
                                    seln mit den Aluhüten von heute),         nicht nur die eigene Gesundheit, son-
                                    die das kollektive Nachdenken visua-      dern sind in Teilen auch demokratie-
                                    lisieren und unterstützen sollten.        gefährdend und werden neuerdings
                                    Das Hin- und Herdenken zur kreati-        sogar vom Verfassungsschutz beob-
                                    ven Problemlösung hat übrigens in         achtet.
                                    der jüdischen Auslegungstradition         Diese Art des Querdenkens hat nichts
                                    von Thora und Talmud seit alters her      mit dem kreativen Ausloten vielfälti-
                                    einen hohen Stellenwert und führt bis     ger Lösungsansätze für die schwieri-
                                    heute zu kreativen und bahnbrechen-       ge Problemlage, in der wir uns aktu-
                                    den Problemlösungen, vor allem in         ell befinden, zu tun. Zur demokrati-
                                    den Naturwissenschaften. -                schen Freiheit gehört selbstverständ-
                                                                              lich, dass man die Maßnahmen, die
                                    So schreibt die Monatszeitschrift
                                                                              zur Eindämmung der Pandemie er-
                                    Jüdische Rundschau in ihrer Novem-
                                                                              griffen wurden, kritisieren und ihren
                                    berausgabe 2017: „Mindestens 201
                                                                              Sinn infrage stellen kann. Man hat
                                    Juden oder Menschen jüdischer Abstam-
                                                                              aber nicht das Recht, Gesetze zu ig-
                                    mung haben von 1901 bis 2017 den
                                                                              norieren, zu brechen und damit sich
                                    renommiertesten Preis der Welt, den
                                                                              und andere zu gefährden.
                                    Nobelpreis, erhalten. Dies sind beein-
                                    druckende 23 Prozent aller Nobelpreis-    Als Martin Luther sich vor 500 Jah-
                                    träger weltweit. Ein schier unglaublich   ren auf dem Reichstag in Worms wei-
                                    hoher Prozentsatz, vor allem, wenn man    gerte, seine revolutionären 95 The-
                                    bedenkt, dass nur etwa 0,2 Prozent der    sen zu widerrufen, berief er sich auf
                                    Weltbevölkerung jüdisch sind! …           die Bibel, sein Gewissen und die Ver-
                                    Bei den Frauen, die in diesen Gebieten    nunft. Er hatte mit seiner Veröffentli-
                                    einen Nobelpreis gewannen, liegt der      chung einen kreativen Diskurs über

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       die in seinen Thesen angesprochenen         Druck, den man auf ihn ausübte.          „Nicht jeder Widerstand kann sich auf
       Themen, wie den Ablasshandel oder           Seinen widerständigen Auftritt vor       Luther berufen, sondern es muss schon
       das Papsttum, anstoßen wollen. Es           Kaiser und Kirchenfürsten nannte Bun-    ein Widerstand sein, der sich auf Den-
       ging ihm leidenschaftlich um Refor-         despräsident Frank Walter Steinmei-      ken und auf Glauben beruft“, so Mar-
       mation, um die Veränderung der Kir-         er in seinem digitalen Grußwort zum      got Käßmann in einem Interview im
       che und des Glaubens. Die Kirche ver-       Festakt in Worms „eine(r) europä-        Deutschlandfunk. Glauben und Ver-
       weigerte sich dieser Auseinanderset-        ische(n) Sternstunde des erwachten in-   nunft und ein neues Querdenken
       zung und versuchte den Reformator           dividuellen Gewissens.“                  brauchen wir aber dringend. Denn
       mundtot zu machen. Luther hatte ein                                                  die weltweiten ökologischen und öko-
                                                   Die Querdenker-Bewegung unserer
       „Querdenken“ in de Bonos Sinn in                                                     nomischen Probleme der Welt verlan-
                                                   Tage, mit ihren kruden Verschwö-
       Gang bringen wollen. Aber dazu war                                                   gen kreative und kollektive Lösungs-
                                                   rungstheorien und ihrer Weigerung,
       die Kirche des ausgehenden Mittel-                                                   ansätze. Vielleicht sollten die Regie-
                                                   die staatlichen Verhaltensregeln zur
       alters nicht bereit, denn sie fürchtete                                              renden unserer Welt mal Edward de
                                                   Eindämmung der Corona-Pandemie
       um ihre Macht und ihre Privilegien.                                                  Bonos bunte Denkhüte aufsetzen und
                                                   einzuhalten, unterscheidet sich völlig
                                                                                            vor allem dem Pfingstgeist, der alles
       Luther blieb standhaft – nicht zu ver-      von der Weigerung eines Martin
                                                                                            neu machen will, eine Chance geben.
       wechseln mit stur – seinen Überzeu-         Luther, seine Thesen zurückzuneh-
       gungen treu und widerstand dem              men.                                                               Claudia Posche

                                          Einsamkeit – Ich, allein zu Haus
                                                      26. Altenberger Forum
                                                           Kirche und Politik
                                     Dienstag, 16. November 2021, 19.00 Uhr

                  Podiumsgespräch mit:
                           Egon Koch, Journalist (u.a. Feature: „Einsamkeit – Leben mit einem Stigma“)
                           Dr. Dieter Funke, Psychotherapeut und Psychoanalytiker, Buchautor
                           Dr. Dorit Felsch, Pfarrerin, Leiterin Evangelische Telefonseelsorge Köln (angefragt)
                           Jürgen Domian, Fernseh- und Hörfunkmoderator, Autor und Journalist (angefragt)
                           Diana Kinnert, CDU-Politikerin, (angefragt), Buchautorin, (u.a.: „Die neue Einsamkeit –
                                                               und wie wir sie als Gesellschaft überwinden können“)
                  Moderation: Melanie Wielens, Journalistin, Coach

                  Ort: Altenberger Dom (Ökumenischer Gottesdienst) und
                  Martin-Luther-Haus, Uferweg 1, 51519 Odenthal-Altenberg (Podiumsgespräch)
                  Die Veranstaltung wird live per Streaming übertragen.
                  Die Teilnahme ist kostenfrei.
                  Anmeldung: info@bildungswerk-gladbach.de                Info: Telefon 02202 9363966
                  Veranstalter: Der Ökumeneausschuss und der Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises.

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                          Inklusion
                          Es ist normal, verschieden zu sein
                          Ich bin 1962 mit einer schweren Kör-     Wie froh wir sind, dass damals noch
                          perbehinderung auf die Welt gekom-       keine Pränataldiagnostik zur Verfü-
                          men, rolle durchs Leben, mein Kör-       gung stand.
                          per funktioniert an etlichen Stellen
                          nicht so, wie ich es mir wünsche.        Heute, 59 Jahre später, bin ich Pres-
                                                                   byterin für den Bezirk Altenberg und
                          Meinen Eltern wurde eine Nottaufe        Mitglied im AK OGS Neschen und im
                          empfohlen; keiner wusste damals, wie     Diakonie-Kreis. Ich bin in meiner neu-
                          es weitergeht. Um Gottes Willen –        en Aufgabe von den Gemeindeglie-
                          so bin ich geboren.                      dern herzlich aufgenommen worden
                          Behinderung entsteht im Blick der        und habe mir vorgenommen, den
                          anderen. Manches Mal bin ich gefragt     inklusiven Blick innerhalb der Ge-
                          worden, ob ich lieber mit einem ge-      meinde zu schärfen.
                          sunden Leben tauschen wolle. War-        Ich wurde gebeten, etwas über
                          um sollte ich jemand anderes sein        Inklusion zu schreiben.
                          wollen? Ich jedenfalls fühle mich als
                                                                   Fast zehn Prozent der Deutschen
                          eine Schöpfung Gottes.
                                                                   haben laut der Förderorganisation
                          Ich lebe meine besondere Normali-        „Aktion Mensch“ offiziell eine Behin-
                          tät. Die bedingt auch immer wieder       derung. Demnach sind es mehr als
                          Erfahrungen von Ausgrenzung, struk-      acht Millionen Bürgerinnen und Bür-
                          tureller Diskriminierung, Barrieren in   ger, denen selbstredend die Grund-
                          der Umwelt und im Kopf, Ich weiß,        und Menschenrechte zustehen, die
                          dass die Verschiedenheit des Men-        am gesellschaftlichen Leben teilhaben
                          schen von Anfang an gottgewollt und      und es mitgestalten, und die auf je-
                          Gott gemäß ist. Sie schützt den Men-     den Fall ihren eigenen Alltag selbst-
                          schen vor jeder Form der Festlegung      bestimmt leben wollen. Das legt auch
                          durch Definition, Diagnose oder Zu-      das am 13. Dezember 2006 von der
                          schreibung.                              UNO-Generalversammlung in New
                                                                   York verabschiedete Übereinkommen
                          Ich war 1993 in Bonn dabei, als
                                                                   über die Rechte von Menschen mit
                          Richard von Weizsäcker den denk-
                                                                   Behinderungen fest. Die Bundesrepu-
                          würdigen Satz sagte: „Es ist normal,
                                                                   blik hat es 2009 unterzeichnet.
                          verschieden zu sein“. Es gibt keine
                          Norm für das Menschsein. Immer           Soweit die eigentlich selbstverständ-
                          noch ist Behinderung die Art von Ver-    liche Grundlage des Miteinanders in
                          schiedenheit, die benachteiligt wird.    unserer Gesellschaft. Doch ihren All-
                                                                   tag in Deutschland erleben Menschen
                          Auf dieser Veranstaltung der Behin-
                                                                   mit Behinderungen meist anders:
                          dertenhilfe habe ich stellvertretend
                                                                   Wenn es um ihr Wohnen, den Arbeits-
                          für die Menschen mit angeborenen
                                                                   platz oder eine Partnerschaft geht,
                          Behinderungen über meine besonde-
                                                                   dann entscheiden darüber Ämter und
                          re Normalität gesprochen. Von der
                                                                   Behörden sowie weltliche und kirch-
                          Lebensfreude, dem Mut, der Stärke
                                                                   liche Institutionen.
                          und dem Gottvertrauen.....

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       Sie erinnern sich, als ich 1962 gebo-       Wie viel Anpassungsleistung brau-
       ren wurde....damals entstanden              chen Menschen mit Behinderungen
       Organisationen der Behindertenhilfe,        in diesem Land, damit sie ihre Wür-
       Sonderschulen und Werkstätten für           de nicht verlieren?
       Menschen mit Behinderungen.                 Spenden wir für behinderte Men-
       Negative Begleiterscheinungen dieser        schen oder wird Menschen mit Behin-
       Entwicklung sind jedoch, dass               derungen zugetraut, unser Gemein-
       dadurch „Sonderwelten“ entstanden.          deleben mitzugestalten?
       Sie verhindern oftmals, dass sich           Darf ich auf ein Miteinander der ge-
       Menschen mit und ohne Behinderun-           genseitigen Achtsamkeit vertrauen
       gen im Alltag begegnen können und           ohne entmündigt und fremdbestimmt
       damit die Erfahrungen eines gelun-          zu werden?
       genen Miteinanders machen können.           Dürfen die „Fußgänger*innen“ dar-
       Inklusion ist nun ein wesentlicher          auf setzen, dass ihre Unsicherheiten
       Schlüssel zu einem neuen Miteinander        erlaubt sind und respektvoll beant-
       von Kirche und Diakonie, um der             wortet werden?
       Menschen mit Behinderungen willen,          Inklusion berührt Fragen der Men-
       aber auch um der Kirche Jesu Christi        schenrechte. Ihre Verwirklichung
       willen. Inklusion ermöglicht den Ab-        fängt ganz unten an, bei jedem und
       schied von der Utopie des immer             jeder Einzelnen: bei der eigenen Hal-
       funktionierenden, leistungsstarken –        tung, bei guter Nachbarschaft, beim
       perfekten – Menschen.                       Umgang miteinander, bei der Gestal-
       Ein starres Gegenüber von »Helfern«         tung unserer Lebensräume. Indem wir
       auf der einen und »Bedürftigen« auf der     unsichtbare Barrieren sehen lernen,
       anderen Seite hat im ursprünglichen         die die Teilhabe verhindern. Indem
       Begriff der Volkskirche nichts zu suchen.   wir zu einer Willkommenskultur in
       Wir sind als Geschöpfe Gottes               unseren Kirchen und Gemeinden bei-
       aufeinander hin- und angewiesen.            tragen.
       Zum innergemeindlichen Qualitäts-           Das ist der Anfang. Unser christliches
       Management gehört die regelmäßi-            Verständnis zielt darauf, an allen Or-
       ge Überprüfung der kirchlichen Pra-         ten, an denen wir leben und arbei-
       xis auf ihre inklusive Tauglichkeit hin.    ten, Inklusion zu fördern. Die Räume,
       Machen wir dies alles schon?                Orte und Beziehungen in der evan-
       Partizipation der Jugend in der Mit-        gelischen Domgemeinde Altenberg
       gestaltung des Gemeindelebens ist           sind dafür Knotenpunkte.
       Gott sei dank inzwischen eine ver-          Trauen wir uns, trauen Sie sich, liebe
       pflichtende Auflage für die Gemein-         Leserin, lieber Leser, inklusive Begeg-
       den geworden. Wie sieht es mit der          nungen zuzulassen! Ich versichere Ih-
       Partizipation der Behinderten aus?          nen. Es hat einen Mehrwert.
       Will die Kirche Geld in die Hand neh-                          Bettina Mücke-Fritsch
       men um räumliche Barrieren zu be-
       seitigen? Kooperieren wir „nach
       draußen“ auf Augenhöhe mit Men-
       schen mit Behinderungen, die in Ein-                                                   Fotos: privat
       richtungen leben?

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                                     Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich (Röm.11,18)
                                     Das Miteinander von Juden und Christen –
                                     eine schwierige Geschichte
                                     Jesus war Jude, das Kind einer jüdischen Mutter, verwurzelt in der Glaubens-
                                     geschichte des jüdischen Volkes, mit dem Gott sich in besonderer Weise ver-
                                     bündet hat. Durch Jesus Christus gehört die Christenheit in den Bund, den
                                     Gott mit Israel geschlossen hat.

                                     Oft genug hat die christliche Kirche     Kirche gegenüber dem Judentum.
                                     ihre jüdischen Wurzeln vergessen,        Die Ecclesia ist in stolzer königlicher
                                     oder brutal gekappt. Wollte nicht        Haltung dargestellt. Ihre Attribute
                                     wahrhaben, dass Christus in der Tra-     Kreuz und Abendmahlskelch präsen-
                                     dition des jüdischen Volkes und sei-     tiert sie als Zeichen des starken Glau-
                                     nes Glaubens steht. In der arischen      bens. Die Synagoga wird als gebro-
                                     Blut- und Boden-Besoffenheit der         chene Frau gezeigt. Ihre Haltung ist
                                     Deutschen Christen wurde aus dem jü-     zurückweichend, die Augen sind ver-
                                     dischen Kind einer jüdischen Mutter      bunden, ihr Haare ist aufgelöst, ihr
                                     gar ein arisches blondes Baby, ge-       Gewand in Unordnung, ihr Banner
                                     zeugt von einem römischen Feldherrn.     und die Gebotstafeln sind zerbrochen.
                                     Wir besinnen uns nur selten auf un-      Ihre ganze Gestalt soll ausdrücken,
                          Ecclesia   sere jüdischen Wurzeln, obwohl die       dass sie gegenüber der Ecclesia nicht
                                     ganze Palette christlicher Riten und     bestehen kann. Ähnliche Darstellun-
                                     Symbole aus dem Judentum stammt.         gen findet man auch an Notre-Dame
                                     Für alle christlichen Feste, auch für    in Paris und am Bamberger Dom.
                                     unser Weihnachtsfest, finden sich Ent-   Ein anderes übles Symbol des christ-
                                     sprechungen im Judentum.                 lichen Antijudaismus ist die sogenann-
                                     Tief gründen die Wurzeln unseres         te „Judensau“. Damit werden mittel-
                                     Glaubens im Glauben des jüdischen        alterliche Skulpturen, Reliefs oder Bil-
                                     Volkes. Aber die Christenheit hat        der bezeichnet, die Menschen und
                                     davon jahrhundertelang nichts wissen     Schweine in intimem Kontakt darstel-
                                     wollen. Ganz im Gegenteil, die Kir-      len. Die menschlichen Figuren zeigen
                                     che ließ keine Gelegenheit aus, die      die typischen Kennzeichen der damals
                                     jüdischen Glaubensgeschwister zu         vielerorts verordneten Judentracht,
                                     demütigen und zu verfolgen. Auch an      etwa einen „Judenhut“. Meist saugen
                                     und in den Kirchen Europas gibt es       diese Figuren wie Ferkel an den Zit-
                                     unzählige Beispiele für den christli-    zen einer Sau. In anderen Varianten
                                     chen Antijudaismus.                      reiten sie verkehrt herum auf einem
                                                                              Schwein, …oder umarmen oder küs-
                                     Ein prominentes Beispiele sind die       sen Schweine.
                                     beiden allegorischen Frauengestalten
                                     der Synagoga und Ecclesia am goti-       Perfide werden hier die jüdischen
                                     schen Straßburger Münster. Die bei-      Reinheitsgebote, die den Genuss von
                                     den mittelalterlichen Figuren sind       Schweinefleisch verbieten, ad absur-
                                     künstlerischer Ausdruck des starken      dum geführt. Bekannt sind in Europa
                                     Überlegenheitsgefühl der christlichen    48 solcher Darstellungen, zum Bei-
                          Synagoga

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       spiel an der Stadtkirche in Witten-           Vor 40 Jahren hat die Evangelische          Gott hat sich mit Israel und durch Je-
       berg, im Heilsbronner Münster, selbst         Kirche im Rheinland einen Grundsatz-        sus mit uns verbündet. Darum ist es
       im Altenberger Dom.                           beschluss gefasst. in dem es heißt:         Christenpflicht, überall dort den
                                                       Wir bekennen uns zu Jesus Christus,       Mund aufzumachen, wo sich Anti-
       Im mittelalterlichen Chorgestühl des
                                                       dem Juden, der als Messias Israels der    judaismus und Antisemitismus wieder
       Kölner Domes gibt es sogar mehrere
                                                       Retter der Welt ist und die Völker der    breitmachen wollen, sei es im priva-
       antijüdische Schnitzereien, die zu den
                                                       Welt mit dem Volk Gottes verbindet.       ten oder im öffentlichen Bereich. Das
       ältesten Darstellungen dieses üblen
                                                       Wir glauben die bleibende Erwählung       können unsere älteren Geschwister
       Motivs zählen. Hier taucht auch die
                                                       des jüdischen Volkes als Gottes Volk      von uns erwarten.
       hasserfüllte Unterstellung des Ritual-
       mordes an christlichen Kindern durch            und erkennen, dass die Kirche durch                               Claudia Posche
       Menschen jüdischen Glaubens auf.                Jesus Christus in den Bund Gottes mit
       (Wikipedia)                                     seinem Volk hineingenommen ist .

                                 Meine Gemeinde –                                               Evangelische
                                 dafür habe ich was übrig.                                      Domgemeinde Altenberg
             Förderverein Evangelische
             Domgemeinde Altenberg e. V.
                                                                         Eine wichtige Information
       Der Förderverein ist auf der Zielgeraden angekom-
                                                                         für alle Menschen, die unsere Altenberger
       men, hat aber noch nicht ganz das Ziel erreicht.
                                                                         Gemeinde mit Spenden unterstützen.
       Unsere Gemeinde braucht unbedingt einen Jugend-
       leiter bzw. eine Jugendleiterin. Die Bemühungen des
                                                                         Ab sofort können wir aus organisatorischen Gründen nur
       Presbyteriums, die Genehmigung für diese Stelle zu
                                                                         noch Spenden-Quittungen ab einer Spendenhöhe von
       erhalten, hatten Erfolg unter der Voraussetzung, dass
                                                                         100,— Euro ausstellen.
       die Finanzierung vollständig durch die Gemeinde
                                                                         Für Spenden bis 100 Euro genügt der abgestempelte
       übernommen wird.
                                                                         Beleg bzw. die Kopie des Kontoauszuges über die
       Diese Zusage konnte glücklicherweise der                          Zuwendung als Nachweis.
       Förderverein geben, aber weitere Unterstützung ist
       noch nötig. Die Stelle ist auf zwei Jahre befristet und           Die Spenden-Quittungen werden drei Mal im Jahr (im
       kann erst ausgeschrieben werden, wenn das Geld ans                Januar, Mai und September) erstellt und zugeschickt.
       Verwaltungsamt überwiesen ist.                                    Für diejenigen, die unsere Gemeinde mehrmals im Jahr
       An dieser Stelle bedanken sich Gemeinde und                       mit Spenden bedenken, werden wir in Zukunft Sammel-
       Förderverein bei allen Spendern/Spenderinnen sehr                 Bestätigungen der Zuwendungen zum Jahresende
       herzlich. Wir hoffen auf Ihre weitere Unterstützung.              ausstellen.
       Jeder Euro hilft. Herzlichen Dank Ihnen allen.
                                                                         Wir danken Ihnen sehr herzlich für Ihr Verständnis und
                                                                         Ihre Bereitschaft, unsere Arbeit in der Evangelischen
                                                                         Kirchengemeinde Altenberg auch weiterhin zu
               Pfarrerin               stellv. Vorsitz Förderverein      unterstützen.

       Spendenkonten Förderverein
       Volksbank Berg eG , IBAN: DE79 3706 9125 2013 715010
        Kreissparkasse Köln, IBAN: DE51 3705 0299 0380 5500 89

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                   Führungen                    Evangelische Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen
               im Altenberger Dom               Pfarrbezirk Altenberger Dom
                                                Internet: www.altenberg-dom.de
        Turnusgemäß werden ab März 2020
                                                Altenberg, Uferweg 1, 51519 Odenthal
        die Domführungen durch die Evange-
                                                Tel.: 02174 - 4282 Fax: 02174 - 49125
        lische Kirchengemeinde organisiert.
                                                E-mail: GA-Altenberg@ekir.de              NEU !
           Öffentliche Domführungen             Gemeindebüro im Martin-Luther-Haus
                 Januar bis November
                                                Gemeindesekretärin: Cirsten Arndt
                  sonntags 12.00 Uhr
                 Februar bis Dezember           Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 - 12 Uhr
                   samstags 11 Uhr
                                                Pfarrerin Claudia Posche, Tel.: 02174 - 40 632
             Gruppenführungen müssen            E-Mail: claudia.posche@ ekir.de
             vereinbart und angemeldet          Domkantor: Kirchenmusikdirektor Andreas Meisner,
                    werden bei:                 Mobil 0171 - 702 703 8 • Fax 03212 - 145 82 54
                 Heike Vierkotten               E-Mail: a.meisner@gmx.de • www.andreas-meisner.de
              Tel. 0151 – 28 600 833            Assistenzorganist: Jonathan Roth, E-Mail: roth.jo95@gmail.com
               Di + Do 10.00 -12.30 Uhr
                                                Küster: Falk Musielik, E-Mail: falmu@gmx.de / mobil 0175 232 0998
                          oder unter
          domfuehrung-altenberg@gmx.de          Gemeindeleitung: Presbyterium, Vorsitzender: Jürgen Manderla,
          Weitere Informationen im Internet:                               E-Mail: jürgen.manderla@ekir.de
         domfuehrungen.altenberg-dom.de         Konto-Nr. der Ev. Kirchengemeinde: Kreissparkasse Köln
        Achtung: Bis zum 30 Juni 2021           IBAN: D E 9 2 3 7 0 5 0 2 9 9 0 3 1 1 0 2 0 9 1 5   BIC: COKSDE33XXX
        werden keine Domführungen
        durchgeführt.                           Regelmäßige Gottesdienste (im Dom):
                                                jeden Sonn- und Feiertag             9.00 Uhr       Abendmahlsgottesdienst
                                                am 2. Sonntag im Monat      9.00 Uhr                Taufgottesdienst (Dom)
                          Internet
                                                und in St. Michael, Neschen 10.30 Uhr               Abendmahlsgottesdienst
                           Über das weitere
                                                in unregelmäßiger Folge: Familiengottesdienst
                           kirchliche Leben
                           unserer Gemeinde     Von Mitte März bis Mitte Dezember: Jeden Sonntag 14.30 Uhr
                           informiert Sie das   Vespergottesdienst / Geistliche Musik
                           Internet unter den   Evangelische Gemeinde (Andreas Meisner) und katholische Gemeinde
                           Adressen:
                                                (Rolf Müller) jeweils im Wechsel:
         www.altenberg-dom.de
                                                Von Mai bis Oktober:
         www.altenberger-dom-                   Jeden Di und Do 14.30 Uhr: Nachmittagsandacht (ca. 15 min.)
         evangelisch.de                         An jedem letzten Mittwoch im Monat Bläsermusik zur Andacht
         www.altenberger-dom.nrw
                                                In Corona-Zeiten können leider nur wenige Veranstaltungen
         www.altenberger-dom.eu                 geplant werden, und es ist nicht sicher, ob sie auch durchgeführt
         Satellitenseiten:                      werden können. Deshalb die Bitte, erkundigen Sie sich entweder
         altenberg-dommusik.de                  im Gemeindebüro (02174 - 42 82) oder schauen Sie auf unsere
         gospelchor-altenberg.de                Homepage: www.altenberg-dom.de – wir bemühen uns, Ände-
         evangelisch_in_Altenberg
                                                rungen aktuell bekannt zu machen. In den sonntäglichen Mittei-
         Instagram-App laden                    lungen (ausgelegt im Dom) und ebenso in den Schaukästen am
         und dann los.                          MLH und am Dom finden Sie aktuelle Informationen.

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                                                                Gruppen und Kreise im Martin-Luther-Haus

                          Meine Gemeinde –                        Erwachsene                                 Musik
                          dafür habe ich was übrig.
                                                      Frauentreff + Frauenbilder             Domkantorei Altenberg:
       Förderverein Evangelische                                                             Leitung KMD Andreas Meisner
       Domgemeinde Altenberg e. V.                    Frauentreff (Literaturkreis)           Mittwoch 19.30 - 21.30 Uhr, MLH
       www. foerderverein.altenberg-dom.de            In der Regel einmal im Monat,          www.domkantorei-altenberg.de
                                                      donnerstags 9.30 bis 11.30 Uhr         www.andreas-meisner.de
       Möchten Sie den Förderverein                   Heidemarie Wolf, 02174 - 410 11
       allgemein, oder gezielt ein Projekt                                                   Dom-Kinderkantorei
                                                      Frauenbilder:
       unterstützen?                                                                         Mittwoch 15.00 bis 15. 45 Uhr in der
                                                      In der Regel am 3. Montag im Monat,    OGS (Schule) Neschen
       Wir sind dankbar für jeden Euro –
                                                      18:00 bis 19:30 / 20:00 Uhr
       als Spende oder Mitgliedsbeitrag.                                                     Gospelchor Altenberg:
                                                      Petra Häberle, Tel. 02202 - 7234
       Volksbank Berg eG                                                                     Dienstag 18.15 Uhr,
                                                      Spätlese:                              Andreas Ohle, Tel. 0214-500 55 39
       IBAN: DE79 3706 9125 2013 715010               letzter Mittwoch im Monat, 11.00 Uhr   www.gospelchor-altenberg.de
       BIC: GENODED1RKO                               Katharina Pelster, Tel. 02174/404 90   kontakt@gospelchor-altenberg.de
       Kreissparkasse Köln,                           Cornelie Mayer-Augustin,
                                                      Tel. 02174 - 49 114                    Posaunenchor Altenberg:
       IBAN: DE51 3705 0299 0380 5500 89                                                     Leitung: Gerhard Heywang,
       BIC: COKSDE33                                  Seniorentheater
                                                                                             Tel. 02202 / 824 59
                                                      Jeden Mittwoch, 14.30 Uhr,
                                                      Leitung: Veronika Kappenstein          www.pc-altenberg.de

       DOMblick                                       Tel. 02174 - 400 16                    Frauenchor
                                                                                             Andreaskirche Schildgen:
       Gemeindebrief der Evangelischen                BOJE - Betreuungsgruppe
                                                                                             Leitung: Sieglinde Underberg,
       Domgemeinde Altenberg                          jeden Donnerstag von 14 - 17 Uhr
                                                                                             Tel. 02202 /58614
                                                      werden Demenz-erkrankte Menschen
       IMPRESSUM                                      betreut (Caritas „Stundenweise“)
       Herausgeber:
       Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen
                                                      Tel. 02202-977 90 10                                 Diakonie
       Pfarrbezirk Altenberger Dom,                   Werkkreis:
                                                                                             Krankenhausbesuchsdienst
       Pfarrerin Claudia Posche                       jeden Mittwoch, 9.30 Uhr
                                                                                             Katharina Pelster, Tel. 02174/404 90
                                                      Dorothee Leutz, Tel. 02174/ 45 12
       Redaktion:
       Heidemarie Wolf (v.i.S.d.P.)                   Bibelgesprächskreise
       Renate Doktor,                                  Julia-Rebecca Riedel.
                                                                                             Evangelische Krankenhaus-
       Bettina Mücke-Fritsch                          Tel.: 02207 - 810 49 63 und            Seelsorge
       Heidi Nieswandt                                mobil: 0176 - 40 76 15 60              Pastor Dr. Rainer Fischer am
       Julia-Rebecca-Riedel                           E-Mail: julia-rebecca.riedel@ekir.de   Ev. Krankenhaus Bergisch Gladbach
       Layout und Ausführung:                                                                Tel. 02202-1221088
       Heidemarie Wolf                                                Jugend                 E-Mail: Seelsorge@EvK.de
       Druck: Heider Druck GmbH, BGL                                                         Pfarrerin Irmgard MacDonald, Marien-
       Auflage: 1700 Stück,                           Gruppe “Krümelmonster“ fast
                                                                                             Krankenhaus und Reha-Klinik Reuter-
                                                      jeden Montag: 17 bis 18.30 Uhr
       Fotos: Titel, Rückseite, S. 2,3 4, 5, 7,,                                             straße. Tel. 02202-32607 E-Mail:
                                                      außer in Ferien. Bitte nachfragen im
       20-22, 25, 27 H. Wolf                                                                 Pfarrerin MacDonald@MKH-BGL.de
                                                      Gemeindebüro oder bei Julia-Rebecca
       Namentlich gekennzeichnete Artikel             Riedel, mobil: 0176 - 40 76 15 60       Wenn Sie Fragen haben zu den hier
       geben die Meinung des Verfassers/
                                                                                              aufgeführten Gruppen und Kreisen,
       der Verfasserin wieder.                                    OGS Neschen                 dann rufen Sie bitte jetzt in
       Der nächste Domblick erscheint                                                         CORONA-Zeiten die entsprechenden
       zur Adventszeit 2021                           Leitung: Barbara Bernemann              aufgeführten Telefon-Nummern an
       Redaktionsschluss: Ende Okt. 2021              Tel. 02207 - 966 420                    oder das Gemeindebüro
                                                                                                                   Stand Mai 2021

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                                         Haus des Lebens – bet hachajjim
                                                             Haus der Ewigkeit – bet olam
                                         Seit 1700 Jahren jüdisches Leben in Deutschland
                                         Wir waren wohl alle schon einmal bei     Seit 1700 Jahren jüdisches Leben in
                                         einer Trauerfeier, oder haben Gräber     Deutschland. Aus diesem Anlass wer-
                                         von Freunden oder Angehörigen ge-        den in ganz Deutschland Aktionen
                                         sucht und besucht. Ich spaziere gerne    und Veranstaltungen durchgeführt
                                         über alte Friedhöfe. Begonnen hat es     und natürlich auch in Köln. Kaiser
                                         vor einigen Jahrzehnten auf Amrum.       Konstantin erließ 321 ein Dekret, in
                                         Auf dem Friedhof an der Inselkirche      dem die jüdische Gemeinde Kölns
                                         stehen bessonders schöne Grab-           erstmals erwähnt wird. Es erlaubte
                                         platten, auf denen mit kunstfertigem     den in der römischen Kolonie im
                                         Geschick große Segelschiff aus dem       Rheinland lebenden Juden, Ämter in
                                         Stein herausgearbeitet sind, darunter    der öffentlichen Verwaltung zu über-
                                         in Schönschrift die Lebensdaten und      nehmen und in den Stadtrat berufen
                                         Lebensereignisse des dort Begrabe-       zu werden. Es muss auch eine wohl-
                                         nen. Dieser Inselfriedhof steht unter    habende Gruppe von jüdischen Bür-
                                         Denkmalschutz. Aber Amrum ist jetzt      gern gegeben haben, denn sie hafte-
                                         nicht das Thema dieses Aufsatzes.        ten mit ihrem Vermögen, wenn die
      Einst verwildert, jetzt gepflegt   Die Geschichte meines Themas be-         Steuernquote nicht erreicht wurde.
                                         gann indirekt vor mehr als sieben        Vermutlich kamen schon vor 2000
                                         Jahrzehnten. Mein Schulweg führte        Jahren mit den Römern auch die ers-
                                         mich ein paar Monate lang stets an       ten Juden in die Stadt als Sklaven, Ge-
                                         einem Grundstück vorbei, das sehr        werbetreibende und Lehrer. Die Ge-
                                         verwildert war, Bäume, Gestrüpp, fast    schichte der jüdischen Gemeinde ver-
                                         undurchdringlich, ein zerfallender       lief nach 1424 praktisch umgekehrt,
                                         Zaun. Große Steine lagen dort. „Das      sie wurden für 400 Jahre aus Köln ver-
                                         war wohl mal ein Friedhof“ hieß es       bannt.
                                         damals. Seit fünf Jahren weiß ich, es
                                         war ein jüdischer Friedhof,              Kehren wir aber wieder zu den Fried-
                                                                                  höfen zurück, zu den jüdischen. Ich
                                         Als ich war vor fünf, sechs Jahren       habe auf Reisen viele Friedhöfe be-
                                         wieder einmal in der kleinen Kreis-      sucht, auch viele jüdische. Als ich
                                         stadt war, in der ich aufgewachsen       1996 das erste Mal Jerusalem besuch-
                                         bin, habe ich endlich den jüdischen      te (Gemeindereise), sah ich natürlich
                                         Friedhof besucht. Sehr schön herge-      auch den Ölberg mit seinen vielen
                                         richtet ist er und gepflegt. Die Grab-   Friedhöfen – ein schier endloses Meer
                                         steine sind aufgerichtet, man hat ver-   von Grabplatten aus hellem Sandstein
                                         sucht, die Steine den Gräbern zuzu-      auf den Gräbern. Für mich ein unbe-
                                         ordnen. Bei einigen soll es gelungen     schreibliches Bild, das erschreckte,
                                         sein. Der Friedhof – er steht unter      aber gleichzeitig auch berührte. Hier
                                         Denkmalschutz – entstand Mitte des       in Europa sahen und sehen die jüdi-
                                         18. Jahrhundert, die letzte Bestattung   schen Friedhöfe jedoch anders aus.
                                         war 1939 auf dem sehr verwüsteten
                                         Friedhof.                                Nach jüdischem Verständnis ist ein
              Friedhof in Breslau                                                 Ort der Bestattung ein „Haus des Le-

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