Fortschritt durch Migration - und deplatzierten Goldfischen DOM magazin - Der Dom
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Kultur Schöpfungsgespräch Weltreligionen Wie Rubens den Barock Von zugewanderten Robinien Deine Wurzeln – DOM nach Paderborn brachte und deplatzierten Goldfischen Meine Geschichte magazin Fortschritt durch Migration Ein Heft über Begegnungen der dom.de€ 02_2020 | H 2451
Inhalt Savas Dogan kam als kleiner Junge aus der Türkei 4 Paradies und hat im Kleingarten ein Stück Heimat gefunden. Ulrike Böhmer über erstaunliche Fundstücke 8 Rückspiegel in ihrem Keller Roland Schockemöhle, Leiter des Regionalforstamtes 10 Schöpfungsgespräch Hochstift, über die Vielfalt des Waldes Aus dem Siegerland in die Welt: 14 Kunst&Kultur Migration als Erfolgsgeheimnis FREMDSEIN – Antworten aus christlicher und 16 Weltreligionen muslimischer Perspektive Westfälisch-exotisch: 22 Essgeschichten Pfefferpotthast 22 Reportage In den Schuhen der anderen DOM 2 magazin
Erstens kommt es anders, zweitens, als man denkt So könnte man den Inhalt von Pfingsten – etwas volkstümlich – beschreiben. Pfingsten ist das Fest der Erneuerung, der wohltuenden Durchein- anderwirbelei. Es tritt auf der Heilige Geist, der alles neu macht. So singen wir das in der Kirche, normalerweise, in diesem Jahr nicht, denn erstens kommt es anders… Pfingsten ist auch das Fest der Vielfalt, das Fest wider die Monokultur. In Jeru- salem ereignet sich ein Sprachenwunder, so erzählt es die Bibel. Jerusalem war damals eine Vielvölkerstadt, so wie es größere Städte waren und bis heute sind. Ein Multikulti, in das Gott hineinbraust. Die Apostel, eben noch ängstlich in selbstgewählter Quarantäne, werden ins Leben hinausgefegt und reden von Gott und von Jesus und davon, dass dieser Jesus der Christus ist. Und sie reden in vielen Sprachen. Alle, die da sind, hören sie in ihrer eigenen Sprache reden. Alle, das sind „fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel“ und weil es ja in allen Völkern auch Frauen gibt, werden wohl auch sie dabei gewesen sein. Die Redner, die Apostel, sind in Jerusalem übrigens Auswärtige, keine Einheimi- schen. „Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden?“ staunen die Hörer. Alle sind irgendwie Fremde und wenn alle fremd sind, dann ist es auf eine gewisse Weise niemand mehr. Dann hat niemand mehr einen exklusiven Anspruch aufs Dortsein. Und dann gibt es kein „besser“ oder „schlechter“ mehr, dann gibt es allenfalls, und das allerdings hoffentlich, ein „anders“. Und dann muss man keine Angst mehr vor- einander haben, dann kann man dem anderen zuhören, wie er oder sie die Sache sieht. Und jeder hört Gott in seiner Sprache reden. Gott verbindet sich mit allen und so werden alle Verbündete. Es ist das, was uns dieses Pfingsten womöglich be- sonders lehrt, diese „gesegnete gemeinsame Zugehörigkeit“ und „dass wir nämlich alle Brüder und Schwestern sind“. So hat es Papst Franziskus am 27. März auf dem leeren Petersplatz gesagt, bevor er einen außerordentlichen Segen spendete, der der Stadt Rom und dem ganzen Erdkreis, also allen Völkern unter dem Himmel galt. Ein Heft zu Pfingsten, inspiriert auch durch die Rubens-Ausstellung in Paderborn. Die beginnt nun später. Na ja, erstens kommt es anders… Ihre Claudia Auffenberg I MP R E S S U M Herausgeber Bonifatius GmbH Karl-Schurz-Straße 26 · 33100 Paderborn Geschäftsführung Rolf Pitsch, Tobias Siepelmeyer Redaktion (verantw.) Claudia Auffenberg Anzeigen (verantw.) Astrid Rohde Gedruckt auf 100% Recyclingpapier RG4 www.blauer-engel.de/uz195 DOM 3 magazin
Mein Paradies Savas Dogan kam als kleiner Junge nach Deutschland und hat im Kleingarten ein Stück Heimat gefunden. SS avas Dogan ist ein Mann von Lotto gewesen, sagt der engagierte Mann. Die 47 Jahren und hat einiges vorzu- Vorbesitzerin konnte die Gartenarbeit nicht weisen: Er ist als Kind aus der mehr wie gewohnt leisten, doch Dogan sah, Türkei nach Deutschland gekom- was für Möglichkeiten der Garten bot. So hat men, hat beruflich Karriere ge- er inzwischen jede Menge Arbeit in die „grüne macht, seine zwei Töchter studieren, und sein Oase“ gesteckt und ist immer wieder glücklich Sohn beginnt demnächst eine Ausbildung. Er über das Erreichte. ist auch sportlich aktiv und engagiert, doch „Was ich am schönsten finde, ist die Unmen- nun hat er sein kleines Paradies gefunden: Seit ge dessen, was man lernt“, sagt Dogan. Welche gut einem Jahr hat er eine eigene Parzelle im Pflanzen eignen sich, wie ist das richtige Gieß- Hammer Kleingartenverein „Zum Heideblick“. verhältnis, all diese Dinge müsse man erst ein- „Als wir nach Deutschland kamen, war ich ja mal lernen, und das tue man gerade im ersten noch ganz klein“, erinnert sich Dogan. Zuerst Jahr auch nach dem Prinzip „Versuch und Irr- wohnte die Familie in einer Wohnung in tum“. Gerade in der coronabedingt arbeitsfrei- einem Zweifamilienhaus. „Die Nachbarskinder en Zeit habe er sich nicht nur viel im Garten waren deutschstämmig, und mit ihnen bin aufgehalten, sondern auch viel geschafft: Blu- ich ganz selbstverständlich aufgewachsen“, so menbeete strahlen in den schönsten Farben, Dogan. Der Vater arbeitete als Bergmann unter Johannis- und Stachelbeersträucher gehen Tage, und später zog die Familie nach Wer- gut an, er hat eine Reihe Hochbeete angelegt, ne-Stockum, wo auch viele andere türkisch- eine große Regenwassersammelstation, einen stämmige Migranten wohnten. Seinem Vater Anbau und ein Gewächshaus errichtet. wollte Dogan nicht nach „unter Tage“ folgen, „Die Gurken und Tomaten sind noch nicht und so erlernte er nach der Schule den Beruf so weit, aber bereits seit Wochen genieße ich des Kfz-Mechanikers. den frischen Salat aus meinem Garten“, so Diese Zeit sei nicht leicht gewesen, wie sich Dogan. Rucola, Zwiebeln, Kartoffeln und vieles Dogan erinnert: Obwohl er stets sein Bestes mehr baue er nun an. Allein das Wachstum gab, musste er gerade von den Altgesellen viele zu erleben sei ein richtiges Wunder, das er so ausländerfeindliche Sprüche ertragen. Darum vorher noch nicht erlebt habe. „Ich esse auch wechselte er – direkt nachdem er die Gesellen- Sachen, die ich früher gar nicht gekannt habe“, prüfung bestanden hatte – in einen anderen sagt der begeisterte „Jung-Gärtner“. Frischen Betrieb. Dabei handelte es sich um eine große Spinat im Salat oder die Blätter vom Rettich Spedition, und schließlich kam der Moment, hatte er vorher noch nie gekostet. der seine Berufslaufbahn noch einmal verän- Insgesamt verändere sich seine ganze derte: „Es war richtig knapp mit Fahrern, und Haltung zur Natur, erklärt Dogan und liefert mein Chef fragte mich, ob ich nicht auch fah- ein Beispiel aus der Praxis: „Früher war ich zu ren könnte“, so Dogan. Er konnte und es gefiel Hause auch mal mit dem Pantoffel hinter einer ihm richtig gut. „Im LKW ist man sein eigener Spinne her“, sagt Dogan. Heute sehe er diese Herr, und das mag ich“, so Dogan. Tiere als Nützlinge an und töte sie nicht mehr. Schließlich wechselte er den Bereich und Auch die Kameradschaft im Kleingartenverein arbeitete sich vom Speditionskaufmann und gefalle ihm: „Hier hilft man sich mit Rat und Disponenten zum Fuhrparkleiter hoch. „Wenn Tat, leiht sich untereinander auch mal Geräte es sich ergibt, dann fahre ich auch heute noch aus und lebt das Miteinander“, so Dogan. Als gerne die eine oder andere Tour selbst. Da ist geselligem Menschen sei ihm das „Ankom- weniger Stress als am Schreibtisch mit den men“ nicht schwergefallen, und inzwischen Telefonen“, sagt Dogan lächelnd. Als sein Sohn ist der gelernte KFZ-Mechaniker auch zweiter Text | Fotos: Peter Körtling zwölf wurde, wollte dieser in den Fußballver- Gerätewart des Vereins. ein. Dogan unterstützte das und begleitete den Nachdem die Kinder groß seien, so hatte Jungen nicht nur beim TuS Germania Lohau- er überlegt, könne man ja auch in die Türkei serholz, sondern stieg richtig ein: Er machte übersiedeln. „Von da, wo man ist, ist die Sehn- seinen Trainerschein und ist heute noch als sucht immer groß“, erklärt er dazu. Nachdem Migrationsbeauftragter des Vereins aktiv. er sein kleines Paradies gefunden habe, sei der Schließlich wollte er sich privat verändern Wunsch wieder kleiner geworden. „Aufgescho- und suchte eine Wohnung mit großem Gar- ben heißt ja nicht aufgehoben“, sagt Dogan ten. „Das stellte sich aber als äußerst schwer und ergänzt, wenn er in der Türkei wäre, heraus“, erinnert sich Dogan. Letztlich bekam würde er sich wohl wieder nach Deutschland er statt der Wohnung mit Garten eine Parzelle sehnen. Seine 331 Quadratmeter große Par- im Kleingartenverein Heideblick angeboten. zelle sei nun auch ein Sehnsuchtsort, und er Das sei rückblickend für ihn ein Sechser im genieße es. DOM 5 magazin
Klöcknerstraße 49 33102 Paderborn Tel. 0 52 51 / 30 04 02 Ihr kompetenter Partner rund greitens.malerbetrieb@t-online.de um Farbe, Lacke, Putz, moderne Wärmedämmverbundsysteme www.malerbetrieb-greitens.de und Fassadenbeschichtungen. SIE SUCHEN NEUE KUNDEN? im WANdel Anzeigenmarketing die Kontakt: Engelbert Schilling Sprach- engelbert-schilling@web.de 0177 3332868 werkstatt seit über 30 Jahren seit 1932 Wenn nicht jetzt, wann dann ?! butterwegge Sanitär Heizung Klempnerei Deutsch als Fremdsprache Balhorner Feld 12 - Integrationskurse (BAMF) - Deutsch für Migranten 33106 Paderborn - Integrationskurse mit Alphabetisierung Telefon: (0 52 51) 2 38 83 Telefax: (0 52 51) 28 01 14 - Deutsch für Mediziner info@butterwegge-shk.de - Deutsch für den Beruf (DeuFöV) - Intensivkurse für Studienbewerber - Sprachprüfungen Telc und TestDaF ssiert? ern! www.butterwegge-shk.de - Einbürgerungstest Intere aten Sie g ir ber W Veronika Brauer Hanna Kriese 05251/77999-32 05251/77999-22 v.brauer@ h.kriese@ die-sprachwerkstatt.de die-sprachwerkstatt.de Willi Volmert Stettiner Straße 40-42 - 33106 Paderborn Häusliche Alten- und Krankenpflege Tel.: 05251 / 77999-0 Fax: 05251/77999-79 Winfriedstraße 66 | 33098 Paderborn paderborn@die-sprachwerkstatt.de www.cardia-pflegedienst.de | Fax 05251 / 750092 www.die-sprachwerkstatt.de Telefon 05251 / 750090
Erzbischöfliches Internat für Jungen • Wirksame Lernhilfen • Vielseitiges Kulturprogramm • Intensive schulische • Zeitgemäße religiöse Förderung (Gymnasium, Erziehung Realschule, Hauptschule, • Kostengünstiger Sekundarschule) Pensionspreis • Tagesinternat • Gute Verkehrsanbindung • Aktive Freizeitgestaltung (BAB, Bahn) Fordern Sie unser Informationsmaterial an! Collegium Bernardinum Leitung: Präses Michael Lütkevedder Nordwall 26, 57439 Attendorn Tel. 0 27 22 / 63 48 86-0 Fax 0 27 22 / 63 48 86-86 E-Mail: info@collegium-bernardinum.de • www.collegium-bernardinum.de Technische Orthopädie und Rehatechnik Kinderversorgung Sitzschalenversorgung Beratung vor Ort Elektrorollstühle/-mobile, Rollstühle nach Maß Pflegebetten Prothesenbau Chipgesteuerte Kniegelenke Asshauer & Cordes GmbH Schüttweg 3 · 59494 Soest Telefon (0 29 21) 66 54 40 · Fax (0 29 21) 66 54 41 Rechtsanwältinnen Joepen & Köneke 33098 Paderborn Rathausplatz 12 Ruf 0 52 51 / 6 69 27 Fax 0 52 51 / 6 68 06 Rechtsanwältin Rechtsanwältin Gabriela Joepen Franziska Köneke Fachanwältin für Fachanwältin für Miet- und Wohnungseigentumsrecht Familienrecht w. Tätigkeitsschwerpunkte: w. Tätigkeitsschwerpunkte: Verkehrsrecht Erbrecht Ordnungswidrigkeiten Arbeitsrecht Termine nach Vereinbarung Mehr Ideen, mehr Gesprächsstoff. www.derdom.de Unsere neue Website ist draußen: www.kloke-malermeister.de #Paderborn #KlokeWeb
Rückspieg el „Schreib bloß nichts über Corona!“ – beiden Mitbewohner unseres Haushaltes Der Wunsch meines Vaters, als er hörte, keine Marmelade – insofern hätten sie dass ich wieder einen Beitrag für das Pech gehabt. Gerne bekomme ich ja auch DOM-magazin schreibe, war eindeutig. Marmelade geschenkt – statt Blumen. Nun ist der Wunsch das eine, die Realität Ungelogen: Ich habe von einem evangeli- eine andere. Denn innerhalb von zwei schen Pfarrer einmal 15 Gläser Marmelade Wochen war ich durch die Corona-Pande- geschenkt bekommen (das wäre ein schö- mie alle meine Auftritte los – zumindest ner Blumenstrauß gewesen!). Alle selbst die in der ersten Jahreshälfte. (Und wie es gemacht und penibel beschriftet mit Da- im Herbst aussieht, steht jetzt noch in den tum, Geschmacksrichtung und Glasnum- Ulrike Böhmer Sternen.) mer, also z.B. 3 von 30, 6 von 19, 12 von Was tut also eine Kabarettistin mit 34 usw. Ich hatte damals schon überlegt, Jg.1962, Theologin, ist Schwerpunkt Kirchenkabarett in Zeiten ob das eine interessante Gemeindeaktion eine der bekanntesten Kir- der Berufslosigkeit? Schreib doch ein gewesen war: Marmelade kochen und chenkabarettistinnen im neues Buch! Ja, sehr schön – als ob das so Bibel lesen mit Pfarrer Piepenkötter, oder deutschsprachigen Raum. einfach ginge. Und worüber? Über Erna ob die Gemeinde ihren Pfarrer im Sommer Ihre Bühnenfigur Erna Scha- Schabiewsky in der Corona-Krise? Das will in den Marmeladenurlaub schickt. Das biewsky ist eine Frau, die im Herbst bestimmt kein Mensch mehr Problem von beschrifteten Marmeladen- ganz sicher allen, die sich lesen. gläsern ist übrigens, dass ich mich nicht in den letzten 50 Jahren in Nachdem ich nach zwei Wochen mehr traue, Marmelade, die älter als zwei einer Kirchengemeinde en- Schockstarre mit meinen Nichten und Nef- Jahre ist, weiterzuverschenken oder zum gagiert haben, über den Weg fen telefoniert hatte, war ich denn doch Frühschichtfrühstück in unserer Gemein- gelaufen ist. sehr überrascht. Die jungen Leute nutzen de mitzubringen. Obwohl sie wirklich In ihrer Rubrik „Rückspiegel“ die häusliche Isolation zum Frühjahrsputz. noch richtig gut ist. Da ist überhaupt kein blickt Ulrike Böhmer zurück Das Studium ruhte, im Job war Kurzarbeit Geschmacksverlust festzustellen, und sie und lässt ihre Leser teilha- angesagt, und die Jugend putzt! Erstaun- sieht auch noch recht ansehnlich aus. ben an persönlichen Erlebnis- lich. Nun hätte der eine oder andere Genauso viel wie Marmelade in Gläsern sen, Reisen und gesellschaft- Schrank in unserem Haushalt sicherlich habe ich Gläser ohne Marmelade, denn lichen Ereignissen. eine Grundreinigung verdient – aber das der Sommer naht, und dann geht die Gröbste hatte ich schon beim Jahreswech- Marmeladeneinkochzeit wieder los. Ich sel erledigt. Auch mit „Kleiderschrank kann mich schlecht trennen! So habe ich z. ausmisten“ konnte ich nicht punkten. Das B. noch etliche Einmachgläser von meiner hatten wir schon im Februar gründlichst Mutter im Keller stehen. Wenn ich auch ERNA SCHABIEWSKY LIVE erledigt, denn die Altkleidersammlung nicht mehr einkoche, dann könnte ich ja unserer KAB Anfang März war der letzte doch mal ein Glas brauchen, um Sand und persönliche Kontakt, den ich mit Men- eine Kerze hineinzufüllen und ein schönes schen aus der Gemeinde hatte. Blöderwei- Band drum herumzumachen (wie es im se hatten wir viel zu viel aussortiert, denn ZDF-Fernsehgottesdienst aus der evange- aus alten Oberhemden und T-Shirts hätte lischen Saalkirche in Ingelheim zu sehen ich hervorragende Gesichtsmasken nähen war. Die Kerzen standen für die Gemeinde, können. die nicht anwesend sein durfte, und das Dann also die Steuererklärung machen! sah wirklich sehr schön aus. Wie schön Ich war so stolz, dass ich dieses Jahr schon sähen dann wohl erst die Menschen in den vor Ostern alle meine Unterlagen zur Kirchenbänken aus. Allerdings war bei uns Steuerberaterin bringen konnte – hatte in der Gemeinde kein Bedarf an Einmach- aber nicht bedacht, dass ich damit nicht gläsern, da stand der Pfarrer alleine vor alleine war. Denn so früh wie 2020 waren der Videokamera). Kabarettveranstal- bestimmt noch nie so viele Unterlagen Und wie ich um die Einmachgläser tungen in Corona- beim Finanzamt oder bei den Steuerbera- herum Staub wische, entdecke ich doch Zeiten gibt es ter*innen, und die können sich vor Arbeit tatsächlich drei Gläser eingemachte nicht! kaum retten. Pflaumen. Die müssen sicher von meiner Nun kam ich auf die glorreiche Idee, Mutter, wenn nicht noch von meiner Oma Aber danach? Ja sicher!!! Fotos: Adobe Stock | Ukrike Böhmer mich dem Aufräumen des Kellers zu wid- eingekocht worden sein. Zum Glück stand men. Und was dort alles zum Vorschein keine Jahreszahl drauf, und für Selbstein- Wer in häuslicher Zurück- kam, ist doch irgendwie sagenhaft. Jetzt gemachtes gilt die hundertjährige Regel: gezogenheit noch was zum müssen Sie wissen, dass die Hälfte des Probieren statt wegschmeißen! Lachen und zum Nachdenken Kellers den Gerätschaften meines Gatten Und wissen Sie was? An Ostern gab es haben möchte, dem seien vorbehalten ist. Der andere Teil beher- nach der Lammkeule einen wunderbaren die CD „Und sie bewegt sich bergt diverse Vorräte, Konserven, Sprudel, Nachtisch: eingemachte Pflaumen aus doch“ und/oder das Buch Säfte, Dinge für den Garten und bei uns dem vorigen Jahrtausend. Wie gut, dass „Erna, übernehmen Sie!“ vor allem: Marmelade. Also wenn jemals meine Mutter die Einmachgläser nicht empfohlen, beides im Boni- in dieser zurückliegenden Zeit das Essen beschriftet hatte.Vielleicht sind wir drei fatius-Verlag erschienen. knapp geworden wäre, wir wären mit deshalb bis jetzt von allen Viren und Bak- Marmelade über die nächsten fünf Jahre terien verschont geblieben. www.ulrike-boehmer.de gekommen. Allerdings mögen die anderen Bleiben Sie behütet! DOM 9 magazin
Schöpfungsgespräch Der Wald ist unendlich vielfältig Roland Schockemöhle ist Leiter des Regionalforstamtes Hochstift. Mit so jemandem redet man natürlich nicht nur über den Wald, sondern auch im Wald. Das dom-magazin sprach mit ihm über zugewanderte Robinien und deplatzierte Goldfische. Herr Schockemöhle, was ist das Deutsche am der, aber da gibt es mal auf zehn Hektar Fichten, und dahinter deutschen Wald? kommt wieder ein anderer Wald. Diese Fichtenwälder, die uns Schockemöhle: Puh… Also, ich glaube, dass der gemeine Deut- gerade aus den Socken kippen, sind fast alle Nachkriegsauffors- sche schon sehr verwoben und verbunden ist mit dem Wald. Im tungen, und das auch nicht ohne Grund. Ich wehre mich sehr Unterschied zu anderen europäischen Staaten hat man es hier gegen die Behauptungen, das sei alles nur aus Profitgier entstan- historisch geschafft, den Wald zu erhalten. Die Toskana, Irland den. Man muss den Wald immer in langen Zeiträumen denken oder Schottland, das waren auch mal Waldgebiete, die sind aber und in den historischen Kontext setzen. Nach dem Krieg wurde gerodet worden, und dann hat man die Wiederbewaldung nicht als Reparationsleistung die halbe Egge kahl geschlagen und nach hinbekommen. Das ist in Deutschland gelungen, sodass wir hier England verbracht. Mancher Dachstuhl in London ist mit Holz aus keine Ödlandschaften haben. Daher gibt es wohl diese besondere der Egge gebaut. Nach dem Krieg gab es den harten Winter, die Nähe der Bevölkerung zum Wald. Die Menschen schätzen den Leute brauchten was zum Heizen, dann wurde die Schwerindust- Wald, er hat nach wie vor – Gott sei Dank! – ein Superimage. rie wieder angeworfen, das Ruhrgebiet musste wieder aufgebaut Der Wald hat auf uns alle eine total positive Wirkung, man wird werden. Viele, die jetzt über Fichtenwälder schimpfen, sollen mal ruhig, und die Herzfrequenz geht runter. bitte ihren Dachstuhl zu Hause anschauen. Der wird sicher aus Fichte gebaut sein. Begriffe wie Artensterben oder Klimawandel Aber aus biologischer Sicht ist das Deutsche gab es damals noch nicht. Man wollte autark sein, man musste keine Kategorie? den Wald wieder in Bestockung bringen und hat das mit Fichten Nein, es gibt nicht den deutschen Wald, sondern den mitteleu- gemacht. Das Saatgut gab es, und die wächst leicht an. Heute ropäischen. Weite Teile des Waldes in Frankreich oder in Polen sehen wir das anders, und im Moment bauen wir die Wälder um sehen ganz ähnlich aus. Bestimmte Baumarten kommen in diesen zu mehr Mischung, zu mehr Naturnähe, zu mehr Vielfalt. biogeografischen Regionen besonders gut zurecht, zum Beispiel diese wunderbare Buche, unter der wir hier sitzen. Das ist der Wie viel Vielfalt verträgt so ein Wald? deutsche Charakterbaum, weil weite Teile Deutschlands mit Bu- Der Wald ist unendlich vielfältig. Sie kennen vielleicht das be- chen bestockt wären, wenn der Mensch nicht eingegriffen hätte. rühmte Beispiel: Sie können eine Handvoll Waldboden nehmen und haben an Mikroorganismen zahlenmäßig die Weltbevölke- Ist es gut, dass der Mensch eingegriffen hat? rung in der Hand. Der Wald ist übrigens die einzige landgebunde- Wir nutzen den Wald ja ganz unterschiedlich. Einmal stofflich, ne Nutzungsform, bei der die biologische Vielfalt ansteigt. indem wir Holz gewinnen, wir nutzen ihn zur Erholung und zur Pflege der biologischen Vielfalt. Deswegen halte ich es für gut In dem Löschteich, an dem wir hier sitzen, schwimmen und richtig, dass der Mensch in den Wald eingegriffen hat und Goldfische, von denen Sie sagen, die gehören da nicht hin. ihn nutzt. Wir tun das in NRW sehr verantwortungsbewusst und Ja, richtig. Die gehören nicht in dieses Ökosystem, die hat wohl nachhaltig. jemand aus falsch verstandener Tierliebe dort ausgesetzt. Das ist zu viel Vielfalt. Allerdings ist das Ökosystem sehr anpassungsfä- Aber ist es nicht so: Wenn der Mensch eingreift, entsteht hig. Wir haben ja schon viele Tier- und Pflanzenarten, die einge- Monokultur, die schadet dem Wald, und daher ist es bes- schleppt wurden. Der Waschbär zum Beispiel gehört hier eigent- ser, man überlässt den Wald einfach sich selbst? lich gar nicht hin, auch die Fichte übrigens nicht, das Damwild Monokulturen sind ein Problem, aber bei uns gibt es die kaum. nicht, die Varroa-Milbe, die den Imkern Probleme macht, gehört Als gebürtiger Sauerländer weiß ich: Wir reden über Fichtenwäl- hier auch nicht hin. Seitdem der Mensch angefangen hat, Wälder DOM 11 magazin
Zartes Grün inmitten von welkem Laub: Wer genau hinsieht, kann unendlich viele Entdeckungen machen. Ob die beiden noch zusammen sind? Das Herz in der Rinde des Baumes hat die Zeiten auf jeden Fall überdauert. zu roden, verändert er die Ökosysteme permanent. Bisher haben ren erreicht. Das macht dann mein x-ter Nachfolger. Der Wald hat wir das gut geschafft, wir müssen nur aufpassen, dass wir nicht – einen langen Atem. Was ich in meinen vielleicht 45 Berufsjahren im übertragenen Sinne – zu viele Goldfische im Teich haben und erlebe, ist nur ein Wimpernschlag im Leben eines Waldes. Unter das System dann kippt. Aber da bin ich sehr optimistisch! Und normalen Umständen sieht man heutzutage nicht, dass eingegrif- wenn ich eben gesagt habe, dass die Vielfalt zunimmt, meine ich fen wird, denn wir arbeiten nicht mehr mit Kahlschlägen. Wir natürlich nicht den Goldfisch, sondern den Schwarzstorch, die entnehmen die Bäume einzelstammweise, also hier mal einen, Wildkatze und die Ulme, die wir hier wiederhaben. dann zehn Meter weiter einen, 17 Meter weiter den nächsten und das alle paar Jahre. So läuft es planmäßig. Im Moment haben wir Das heißt: Der Mensch muss jetzt dauernd eingreifen, aber eine Zwangsnutzung. weil er irgendwann mal damit angefangen hat? Ja, wobei ich hier sicher bin, dass die Natur das Problem mit dem Was bedeutet das? Goldfisch regeln wird. Der hat ja nun mal den Nachteil, dass der Wir können im Moment nicht entscheiden, welche Bäume wir Schwarzstorch ihn wahnsinnig gut sieht. Die Natur hat also in rausnehmen, das hat uns der Borkenkäfer großflächig abgenom- einem weitgehend intakten Ökosystem auch Mechanismen, mit men. Aber auch der gehört letztlich in ein Ökosystem hinein. so was klarzukommen. Auch wenn es im Moment ganz schrecklich ist. Da wird ja wieder Wald entstehen, die Frage ist nur: Welcher Wald? Der Borken- Aber den Waschbär muss der Mensch jagen, weil er käfer ist ein vier Millimeter großes Tierchen und – evolutionär keinen Fressfeind hat. gesehen – unfassbar erfolgreich, weil er auf Masse setzt. Er Ja, er wird bejagt, aber der Waschbär hat ja noch keine andere kommt in jedem Ökosystem vor, es gibt auch Buchenborkenkäfer, Art hier ausgerottet oder vertrieben. aber in der Regel auf niedrigem Niveau. Aber wenn sich etwa durch einen trockenen Sommer für ihn die Gelegenheit bietet, Wie regelt der Wald sein ökologisches Gleichgewicht? dann schlägt er zu. Lässt man sich leben, oder wie ist das? Man lässt sich nicht leben. Es gibt Tiere, die leben von anderen Schlägt da die Natur zurück? Tieren. Jede Meise mordet, indem sie Insekten frisst, aber sie rot- Ich glaube nicht, dass die Natur zurückschlägt. Was wir jetzt tet eben nicht aus, das hat das Ökosystem Wald wunderbar aus- gerade mit dem Borkenkäfer erleben, hat es immer gegeben. tariert. Wir reden im Wald über große Zeiträume, alles geschieht Aber wir sind im Moment Zeugen dieses Ereignisses und nehmen nach menschlichem Ermessen ziemlich langsam. Wenn wir jetzt es als sehr dramatisch wahr. In Mooren werden Pollen über gerade wegen der Borkenkäferplage den Wald neu aufbauen und Jahrtausende konserviert, sodass man Entwicklungen ablesen alles so läuft, wie ich mir das vorstelle, haben wir das in 150 Jah- kann. Wenn man sich so eine Pollenanalyse für den Schwarzwald DOM 12 magazin
Lebenszeichen in Grün: Die Ulme war fast schon totgesagt, doch sie sprießt hier und da wieder. Werden und Vergehen: Der Kreislauf des Lebens ist im Wald immer präsent. etwa anschaut, gibt es da eine Phase mit vielen Fichten-, Tannen- leben und sich vermehren, und das ist auch gut und richtig so. und Buchenpollen. Auf einmal verschwinden die Fichtenpollen, Aber wenn die Standortbedingungen, also Boden, Wasserzufuhr erst nach ein paar Jahrzehnten kommen sie wieder. Da muss ja und so weiter, optimal sind, wird alles andere rundherum ver- irgendwas passiert sein, und es bleiben nur zwei Antworten: Feu- drängt. Das indische Springkraut ist ein Beispiel. Aber es gibt er oder Borkenkäfer. Also: Der Wald hält das aus. Wir sind aber einige Baumarten, die sich bei uns bewährt haben: die Douglasie, jetzt in der Situation, dass der Klimawandel in Europa angekom- die japanische Lärche, die amerikanische Roteiche, und mit die- men ist. Jetzt müssen wir uns darüber unterhalten, welche Bäume sen Bäumen arbeiten wir jetzt, weil wir die Vielfalt angemessen mit diesen Klimabedingungen besser klarkommen, die wir dann anreichern wollen. einsetzen können. Letzte Frage: Haben Sie schon mal einen Baum umarmt? In diesem Zusammenhang ist ja von der Robinie die Rede, Ja! Ich habe auch schon an Bäumen gehört. So was mache ich die aus Nordamerika kommt… mit meinen Kindern, da gehört das dazu. Es ist übrigens total Nein, Sie meinen die Douglasie, die Robinie gibt es hier schon. spannend, wenn man es schafft, an einem Baum zu hören, an Die haben die Römer hierhergebracht. Und warum? Weil die dem oben ein Specht klopft. Das ist fantastisch. Also ja, ich habe total resistent ist und die Römer ihre Weinreben irgendwo schon einen Baum umarmt. anbinden mussten. Es ging also um Wein, auch um Messwein übrigens. Es wurde ja jetzt in Zeiten der sozialen Distanzierung, wo man Menschen nicht mehr umarmen darf, empfohlen, das Ach so…! Also dann die Douglasie. Was ist denn das mit Bäumen zu tun. Kriterium dafür, dass man ihr die Zuwanderung erlaubt? In dieser Corona-Phase erleben wir übrigens gerade, dass die Das Hauptkriterium ist: Ein solcher Baum darf nicht invasiv sein. Wälder so voller Menschen sind wie noch nie. Total super! Die Invasiv heißt: Alles andere wird verdrängt, wie eine Invasion. Die Menschen verhalten sich diszipliniert und kommen hier zur Ruhe. Douglasie ist nicht invasiv, das ist wissenschaftlich erwiesen, und Das geht mir auch so. Wenn bei uns zu Hause alles drunter und sie kommt genau auf dem Breitengrad vor, auf dem wir hier auch drüber geht, dann fahre ich mit den Kindern in den Wald, außer sind. einem Taschenmesser nehmen wir nichts mit, und dann be- schäftigen die sich ein paar Stunden. Der Wald hat wirklich eine Ist invasiv die Charaktereigenschaft einer Art, oder hat es beruhigende Wirkung. auch etwas mit der Umgebung zu tun? Das hat natürlich immer etwas mit dem Standort, also mit der Interview: Claudia Auffenberg Umgebung, zu tun. Ein Baum an sich ist nicht aggressiv, der will DOM 13 magazin
MIGRATION als Erfolgsgeheimnis Eine Auswahl an Exponaten, die in der Rubens-Ausstellung zu sehen sein werden. Wie Kunst durch einen Migranten den katholischen Glauben populär machte Ein Shutdown verändert die Welt. Gestern, heute, morgen. Während alles brachliegt, können sich Kunst und Kultur zu einer starken Triebfeder entwickeln. So geschehen in Paderborn, als ein Mann mit flämischen Wurzeln nach dem Dreißigjährigen Krieg die Paderborner mit seiner barocken Bilderflut überwältigt. Sein Name: Peter Paul Rubens. DOM 14 magazin
Kultur E s mag eine Ironie der Geschichte sein, das knapp 400 Jahre später der Corona-Shutdown die Exponate zur internationalen Rubensausstellung PETER PAUL RUBENS momentan an den geschlossenen Grenzen aufhält. Prof. Christoph UND DER BAROCK IM Stiegemann, Museumsdirektor des Paderborner Diözesanmuseums, sagt: „Gerade in der Kulturszene gibt es ein Zeichen europäischer Solidarität. NORDEN Sobald es geht, machen sich die Ausstellungsstücke auf den Weg.“ Nach Paderborn, in …zeichnet, ausgehend von der prachtvollen jene Stadt, die nur durch ein kleines Wunder so katholisch wurde. Neuausstattung des Paderborner Doms mit Wäre die Stadt, wie von der hessischen Landgräfin gewollt, ihr zugesprochen worden, Altargemälden und Skulpturen durch Antwerpe- hätte der Protestantismus Einzug erhalten. Nur die guten Kontakte nach Le Mans ner Künstler aus dem direkten Rubensumfeld, verhinderten das. „Ludwig XIV., selbst noch ein Kind, unterzeichnete mit einem Strich die Verbreitungs- und Erfolgsgeschichte der den Schutzbrief der französischen Krone“, so Stiegemann. Dies habe die dauerhafte Kunst der südlichen Niederlande des 17. Jahr- Existenz des Erzbistums gesichert, während die Paderborner 1636 andere Sorgen hunderts in Nordeuropa nach. Gezeigt werden gehabt hatten. Heertruppen und Flüchtlinge brachten den schwarzen Tod in die Stadt: Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen aus in- Die Pest wütete und zwang zum Shutdown wie Corona 2020, nur krasser. „Allein rund ternationalen Museen und Sammlungen, darun- um die Marktkirche fordert die Pest in kurzer Zeit rund 450 Tote“, sagt er. Was tun die ter noch nie ausgestellt Exponate. Eine eigene Mächtigen, um bei diesen desaströsen Zuständen die Wahrnehmung der katholischen Ausstellungsabteilung widmet sich barocken Territorien zu ermöglichen? Den Oberen ist daran gelegen, den katholischen Glauben Tendenzen in der Gegenwartskunst. Künstler zu etablieren, „über das ästhetische Empfinden Frömmigkeit zu entwickeln“. So setzt wie Gerhard Richter, Tony Cragg oder Hans Op sich die katholische Kirche von der evangelischen ab, in der „Wort und Kanzel“ im de Beeck stehen hier mit ausgewählten Arbeiten Vordergrund stehen. im Mittelpunkt. Eindrucksvolle 3D-Rekonstruk- Sie verlassen sich auf Kunst und holen Rubens Kunst aus der führenden Kunstmetro- tionen, Animationen und Multimedia-Stationen pole Antwerpen an die Pader. „Das lief alles über Netzwerke, die wir heute nicht mehr geben vertiefende Einblicke in die faszinierende komplett nachvollziehen können und von denen wir nicht genau wissen, wie und wo Zeit des Barock und lassen die visuelle Kraft die Verknüpfungen entstanden sind“, so Stiegemann. „Ohne die flämischen Künstler auch verlorener Bilder und Ausstattungen wie- hätte Paderborn im eigenen Saft weitergeköchelt.“ der aufleben. Und die Künstler liefern nur sieben Jahre nach Ende des Kriegs die absolut angesagte dioezesanmuseum-paderborn.de Kunst der Zeit. Im Dom erfolgt eine große „Tabula rasa“, um Licht und Luft wieder hereinzulassen. „Seit dem Mittelalter war der Dom mit 32 Altären komplett zuge- stellt“, sagt Stiegemann. Die Künstler arbeiten mit perfekten Illusionstechniken. „Für die Lichtregie wurde zum Beispiel das letzte Chorgewölbe erhöht“, verrät er. Hand in Hand gehen die Arbeiten. Bildhauer Ludovicus Willemssens und sein Bruder Antoni- Text: Julia Hollwedel | Fotos: Diözesanmuseum, Wikimedia Commons us Willemssens, Maler, arbeiten in den Jahren 1655 bis 1661 an Barockaltären für den Dom. Die Investition zahlt sich aus. In einer Welt ohne Fernsehen, Instagram & Co sind die Menschen „hinten rübergefallen vor Überwältigung“ angesichts der Bilder- pracht. Dabei verkörpert Rubens das Ideal des Genies und ist ein moderner Typ. „Als ZUR PERSON kreativer Kopf weiß er, was er leistet“, so Stiegemann. „Er kreiert seine eigene Marke und nutzt modernes Marketing.“ Peter Paul Rubens Das Prinzip Copy & Paste ermöglicht eine „ungeheuerliche Kunstproduktion mit gro- ßer Auflage“. Rubens erschafft Prototypen, seine Ideen führen andere in der Werkstatt Im sperrigen Amtsdeutsch ist Peter Paul aus und arbeiten auf Bestellung. Je mehr der Meister bei der Vervielfältigung der Wer- Rubens ein Mann mit Migrationshintergrund, ke persönlich Hand anlegt, desto teurer wird es. „Dabei präsentiert sich Rubens nie dessen Name eine ganze Epoche prägt. Gebo- als Maler“, betont Stiegemann. Von Paderborn aus breitet sich der flämisch geprägte ren im Siegerland, aufgewachsen in Köln, nach Barock im gesamten Nordwesten aus. Beim Luftangriff auf Paderborn am Antwerpen emigriert, um nach Aufenthalten 17. Januar 1945 reißen Bomben die Gemälde in Fetzen. Engagierte Gläubige sammeln in Italien und Spanien und auf Reisen neue die Reste wieder ein. Das Werk scheint verloren, bis die Rubensausstellung das baro- Inspirationen zu finden. Er ist nicht nur ein cke Kunstwerk zum Teil wieder auferstehen lässt. flämischer Maler, sondern auch Unternehmer Beim Stichwort Barock denken viele Menschen zuerst an Rubensengel und Sinnes- und Diplomat der spanisch-habsburgischen freude, obwohl es jenseits des „Klischeeglanzbilds“ auch „dunkle Unterströmungen“, Krone. Vielleicht ist diese Mischung sein Zerrissenheit und den Verlust in das Vertrauen in die Wirklichkeit gab. „Daher passt Erfolgsgeheimnis: Talent, Geschäftssinn, der Barock wieder gut in unsere Zeit heute“, sagt Stiegemann zum Abschluss. In eine gepaart mit einem Geflecht von internationa- von Corona verunsicherte Zeit, die darauf wartet, langsam aus dem Lockdown zu erwachen, um auch mit Kunst das Leben zu feiern. len Beziehungen und Netzwerken. DOM 15 magazin
Deine Wurzeln – meine WIE KANN DIE BEGEGNUNG MIT DEM ISLAM ders, in dem man gemeinsam lebt, isst, streitet, feiert, verreist, GELINGEN? miteinander spricht, ob über das Erhabene oder Banale. Die Begegnung, der Austausch oder Dialog mit dem für einen selbst Bevor Ende 2019 über die neuartige Lungenkrankheit Covid-19 Fremden bedeutet also nicht Händchenhalten, nicht Apologien in China berichtet worden ist, stand die Frage der Migration auf und allgemeine Erklärungen über das Selbstverständliche, son- dem Themenranking hiesiger Polit-Talkshows, Podiumsdiskussio- dern sich mit Demut und Wertschätzung auf die Entdeckungsrei- nen, Konferenzen, Forschungskolloquien und Dialogveranstaltun- se in den Glaubenskosmos der anderen Religion zu begeben, um gen mindestens seit 2015 an vorderer Stelle. Politiker bezeichne- so die Riten, Klänge, Düfte, Formen und theologischen Motive ten die Migration gar als die „Mutter aller Probleme“. Geringfügig des jeweils anderen zu verstehen. Wenn der Blick auf das Fremde variiert und agendakonform verschoben, wurde die Frage der als Teil des eigenen Selbstverständnisses verstanden wird, erüb- Migration mit Fragen nach der Integrierbarkeit des Islam, der rigt sich die Frage nach Begegnung, Austausch und Dialog. Ich Muslime mal mit der Demokratie, mal mit dem Grundgesetz oder muss dann nicht mehr bang fragen, wie die Begegnung mit dem sogleich mit der Moderne und der Aufklärung in regelmäßigem Fremden gelingen kann, weil es längst Teil von mir selbst gewor- Turnus in den großen Debattenräumen der Feuilletons, Podien den ist. Eine solche Erweiterung des eigenen Blickfelds ist keine und Parlamente diskutiert. Irritiert und ungläubig verfolge ich Utopie, sondern die gelebte Realität geistiger und theologischer diese Debatten. Die Gastredner, Studiogäste und Autoren schei- Kreativität am Paderborner Zentrum für Komparative Theologie nen dem weit überwiegenden Teil der Migranten muslimischen und Kulturwissenschaften. Glaubens etwas vorauszuhaben: Sie scheinen exakt zu wissen, Dr. Idris Nassery was der Islam ist und wer die Muslime sind. Mir dagegen ist das nicht so klar, wenn ich an die Vielfalt mus- limischer Denker, Schulen, Strömungen oder einfach nur an den FORTSCHRITT DURCH MIGRATION Islam, den ich in meiner Kindheit in einem Vielvölkerstaat ken- nengelernt habe, denke. Vielmehr fällt auf, dass den Gastrednern, Wir wissen heute, dass der Verkünder des Korans in engem Autoren und Studiogästen aller Schattierungen eins gemeinsam Austausch mit syrischen Christen stand. Viele Verse des Korans ist, und zwar, dass sie ähnlich wie muslimische Fundamentalisten verstehen wir erst richtig, wenn wir sie vor dem Hintergrund für die Probleme, Phänomene und Lösungsansätze muslimischer der Predigten syrischer Kirchenväter lesen. Wenn beispielsweise Lebenswelten eine Urbegründung in den religiösen Quellen und in der koranischen Version der Verkündigungsszene Maria bei der Frühzeit des Islam suchen. Mag es für den nach Einheitsbrei der Begegnung mit dem Engel zuerst eine Niederwerfung vor strebenden Beobachter wichtig sein, sich ein Urteil über den Gott vollzieht, so wird dieses Ritual erst verständlich, wenn man Islam zu bilden, so wird es stets Muslime geben, die ebendiesem weiß, dass die syrischen Kirchenväter die Verkündigungsszene so Urteil nicht entsprechen. Letztlich sind es die Muslime, die in ih- erzählen, dass sich der Engel vor der Gottesmutter niederwirft. rer Gesamtheit bestimmen, was ihre Religion ist oder sein kann. Selbst muslimischen Korankommentatoren ist diese syrische Heute, in einem Deutschland neuer ethnischer und religiöser Erzähltradition unbekannt, sodass sie nicht verstehen, warum Realitäten, bestünde die Chance, zu lernen, dass die Existenz ver- Maria hier die Reihenfolge des muslimischen Ritualgebets schiedener Religionen in unserer Gesellschaft zwar gewiss auch umkehrt, das ja eigentlich mit einer Verneigung beginnt. Maria mit praktischen Herausforderungen einhergeht, jedoch die Viel- im Koran macht die Verneigung erst nach der Niederwerfung, zahl der religiösen Riten und Texte in der eigenen Umwelt eine offenbar weil der Verkünder des Korans von dieser Veränderung Bereicherung für den eigenen Glauben und die diesen Glauben der Verkündigungsszene bei den syrischen Kirchenvätern irritiert reflektierende Theologie darstellen kann. Damit dies sich nicht al- ist. Oft kann man feststellen, dass der Koran dem Wortlaut des lein in einem Selbstthematisieren der Begegnung, des Austauschs Evangeliums näher ist als die in der Spätantike so gerne gelese- oder des Dialogs erschöpft, bedarf es eines gelebten Miteinan- nen Kirchenväter. DOM 16 magazin
Perspektiven Der Umgang mit dem Fremden ist ein großes Thema für Gläubige. Denn Gott selbst ist letzt- lich fremd, und der Anspruch auf die Wahrheit bringt oft genug die Menschen verschiedener Religionen gegeneinander auf. Doch könnte nicht gerade die Begegnung mit dem Fremden Geschichte Foto: Hanusz Schwaiger, Ahasver helfen, das Eigene besser zu verstehen? Will man aber den altsyrischen Texten auf die Spur kommen, Dr. Idris Nassery mit denen sich der Verkünder des Korans auseinandersetzt, muss ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am man auch diese Sprache beherrschen. Die meisten Koranforscher Seminar für Islamische Theologie an der in Deutschland können diese Sprache nicht, und auch die weni- Universität Paderborn. gen, die es mühsam erlernen, haben Schwierigkeiten, den ganzen Reichtum der altsyrischen Literatur zu übersehen. Wie also sollen wir an der Universität eine sachgemäße Erforschung des Korans leisten, wenn wir zwar gewohnt sind, kompetent mit arabischen, griechischen, hebräischen oder lateinischen Texten umzugehen, bei altsyrischen aber in Verlegenheit geraten? Hier hilft uns Prof. Dr. Klaus von Stosch die Migration. Denn niemand kann das Altsyrische so gut wie Professor für Katholische Theologie an der syrisch-orthodoxe Mönche. Unter den syrischen Flüchtlingen sind auch diese Botschafter eines ganz alten Christentums, das Universität Paderborn, uns nicht nur hilft, dem Islam sachgemäß zu begegnen, sondern Vorstandssprecher des Zentrums für uns auch zurückführt in die Welt Jesu. Denn die altsyrische bzw. Komparative Theologie und Kulturwissen- aramäische Sprache ist die Sprache Jesu, und sie ist auch die schaften (ZeKK) Sprache des spätantiken Judentums. Sie führt uns also mitten hinein in die Begegnung der drei großen monotheistischen Geschwisterreligionen. Von daher bin ich glücklich und dankbar, syrisch-orthodoxe Studierende bei mir zu haben, die mir mit ihren Sprachkenntnissen, aber auch mit ihrer jahrhundertelangen Tradition des Zusammenlebens mit Muslimen helfen, dem Islam zu begegnen. Ich habe dabei gelernt, dass wir auch unserer eigenen christ- lichen Vergangenheit begegnen, wenn wir den Islam kennen- lernen. Der Niederwerfungsritus im Ritualgebet, die Anrufung ZeKK Gottes als des Allbarmherzigen und viele andere selbstverständ- liche Teile der muslimischen Frömmigkeit sind ursprünglich im ZeKK steht für „Zentrum für Kompa- Christentum beheimatet, sodass die Begegnung mit der Fremd- rative Theologie und Kulturwissen- heit des Islam oft nur die Fremdheit der Wurzeln unserer eigenen schaften“ und wurde im November 2009 Religion zeigt. Hier wünsche ich mir mehr Mut, auch die sper- als neue interdisziplinäre For- rigen Seiten unserer großen katholischen Tradition wieder neu schungseinrichtung an der Universi- mit Leben zu erfüllen und entsprechend neugierig auf den Islam tät Paderborn gegründet. zuzugehen. Der Grundgedanke ist die Zusammen- Gerührt bin ich, wenn unter meinen Studierenden Freundschaf- arbeit unterschiedlicher Theologien ten über Religionsgrenzen hinweg entstehen und Menschen aus und Kulturwissenschaften in einem Familien, die in Syrien oder der Türkei verfolgt wurden, lernen, Forschungsverbund, die sich im Dis- Vertrauen in die hier lebenden Muslime zu gewinnen. Ein solches kurs als gleichberechtigte Partner Vertrauen ist kostbar und eröffnet uns nicht nur neue Perspek- durch ihre unterschiedlichen Pers- tiven des Miteinanders, sondern auch ein tieferes Verstehen pektiven, Erfahrungen und Methoden unserer Religionen. bereichern. Prof. Dr. Klaus von Stosch DOM 17 magazin
Zertifiziert nach SCC** und präqualifiziert nach VOB Wattenmeer SchiffSverkehr tanker leer Foto: © Müller / Greenpeace greenpeace.de/wellemachen 160911_gp_wm_tanker_02_155x45_az_fin.indd 1 11.09.16 18:56 Eine Frau und ihre Mission ▪ Über eine besondere Frau, die die Kirche umkrempeln soll und will ▪ Den Veränderungen mal mit Humor begegnen ▪ Die Fortsetzung von: „Und sie bewegt sich doch!“ Kartoniert | 125 Seiten | € 12,90 ISBN 978-3-89710-796-0 Denken wir mal das Undenkbare: Könnte es sein, dass Gott am Rande der Verzweiflung ist? Dass er unglücklich ist über das, was in seiner Kirche geschieht bzw. gerade nicht geschieht? Jedenfalls ruft er nun seine verlässlichste Kraft in den Dienst: Erna Schabiewsky! Hier ist das Buch erhältlich: 05251 153-171 www.bonifatius-verlag.de Buchhandel
FÖRDER.MITTEL Seit Oktober 2014 gibt es im Erzbistum Paderborn den Flüchtlings- fonds. Kirchengemeinden und weitere Einrichtungen des Erzbis- tums erhalten aus ihm finanzielle Unterstützung, damit sie sich um jene Menschen kümmern können, die aus ihrer Heimat fliehen mussten. Inzwischen sind in der Hauptabteilung Finanzen des Erz- DOM magazin , WAS im R , WO bischöflichen Generalvikariates Paderborn knapp 1800 Anträge angekommen. Nach wie vor sind die Anfragen an den Fonds hoch. Höhepunkt war W E Erz jedoch die zweite Jahreshälfte 2015, als sich die Zahl der geflüchte- bi ten Menschen massiv verstärkte und in den Gemeinden des Erzbis- s tums viele Flüchtlinge untergebracht und versorgt werden muss- tu ten. Stand in den Anträgen zunächst vor allem die Erstversorgung m der Menschen im Vordergrund (z. B. Bettzeug, Winterkleidung oder Kücheneinrichtungen), rückt inzwischen das Thema Integration im- mer stärker in den Vordergrund. Das wird zum Beispiel gefördert: sprach.kurse Ein wichtiger Inhalt vieler Anträge waren von Anfang an Sprachkurse, die Menschen aus Syrien, dem Irak, Eritrea oder anderen Kri- senregionen in die Lage versetzen, sich in Deutschland zu verständigen oder eine Aus- bildung zu beginnen. Immer häufiger werden Sprachkurse mit Kinderbetreuung angebo- Fotos:Pixabay, Gerd Altmann , Manuela Strasser, Deniz Anttila ten, damit auch Frauen mit kleinen Kindern die deutsche Sprache lernen können. Flüchtlingsfonds Hier gibt es das Formu- lar, mit dem Fördermittel beantragt werden können: www.fluechtlingshilfe-pa- derborn.de/finanzielle-Un- terstuetzung/Fluechtlings- fonds/ @ Anfragen an: fluechtlinge@erzbistum- paderborn.de alltags.hilfen kennen.lernen Aus dem Flüchtlingsfonds wurden viele Ini- Der Flüchtlingsfonds fördert auch Projekte, die es tiativen gefördert, die den oft schweren All- sich zum Ziel gesetzt haben, Flüchtlinge und Ein- tag geflüchteter Menschen erleichtern. Dazu heimische einander näherzubringen. Zu diesen Pro- jekten zählen etwa Willkommensfeste, Kochkurse, zählen zum Beispiel Fahrradwerkstätten, gemeinsame Ausflüge sowie die Unterstützung von durch die Flüchtlinge mit Fahrrädern ver- Ferienfreizeiten. sorgt werden und so ein Stück Mobilität er- halten, Schwimmkurse, Sportausrüstung, die Anerkennung oder Übersetzung von Zeug- nissen und Urkunden oder Küchengeräte. DOM 19 magazin
Die goldene Regel Bei aller Vielfalt von Völkern, Kulturen, Religionen und Weltanschauungen: Was ist der kleinste und zugleich größte gemeinsame Nenner? Ein ethisches Prinzip verbindet alle Menschen seit der Antike bis in die Moderne. ANTIKE CHRISTENTUM „Was du zu erleiden vermeidest, „Alles, was ihr wollt, dass euch die das versuche nicht, andere Menschen tun, das tut auch ihnen! erleiden zu lassen. Darin besteht das Gesetz und die Du vermeidest Versklavung: Propheten!“ Sorge dafür, Mt 7,12 dass andere nicht deine Sklaven sind.“ Epiktet, griechischer Philosoph MODERNE ISLAM „Die Teilnahme am Straßenverkehr „Keiner von euch ist ein Gläubiger, erfordert ständig Vorsicht und gegen- solange er nicht seinem Bruder wünscht, seitige Rücksicht.“ was er sich selber wünscht.“ §1 Straßenverkehrsordnung 40 Hadithe (Sprüche Muhammads) von an-Nawawi, 13 „Vergiss niemals, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt!“ 1. Grundsatz der Netiquette, den Verhaltensregeln der elektronischen Kommunikation HINDUISMUS JUDAISMUS „Man soll niemals einem anderen antun, „Der Fremde, der sich bei euch aufhält, was man für das eigene Selbst als ver- soll euch wie ein Einheimischer gelten, letzend betrachtet. Dies, im Kern, ist die und du sollst ihn lieben wie dich selbst; Regel aller Rechtschaffenheit.“ denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten Mahabharata, indische Grundlagenschrift gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott.“ des Hinduismus Lev 19,34 EU BUDDHISMUS „Was für mich eine unliebe und unangenehme Sache ist, das ist auch für den anderen eine unliebe und unangenehme Sache. Was da für mich eine unliebe und unangenehme Sache ist, wie könnte ich das einem anderen aufladen?“ Samyyutta Nikaya, buddhistische Textsammlung DOM 20 magazin
▪ Kostbarkeiten barocker Kirchenkunst in Paderborn ▪ Schönheit, Pracht und theologische Botschaft des Barock ▪ Architektur, Skulptur und Malerei KONSERVIERUNG · RESTAURIERUNG · BAUDENKMALPFLEGE Gebunden | 304 Seiten | € 39,90 Eggertstraße 10, 33100 Paderborn ISBN 978-3-89710-495-2 Tel. 0 52 51 - 54 21 04 · Fax 0 52 51 - 52 70 15 www.restauratorenteam-b-s.de Mitglied im VDR und BFR Qualitativ hochwertige Farbfotos und klar verständliche Texte führen zu den Spuren, die der Barock im Erzbistum Paderborn hinterlassen hat, vermitteln einen Eindruck von der Bewegung, die die Menschen bis in kleine Dörfer hinein erfasste. Die Kirchen und sogar die freie Landschaft veränderten ihr Aussehen und geben bis in unsere Tage Zeugnis von Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen. Hier ist das Buch erhältlich: 05251 153-171 www.bonifatius-verlag.de Buchhandel 33014 Bad Driburg Tel. (0 52 53) 33 63 Hans-Sachs-Str. 4 Fax (0 52 53) 94 09 54 E-Mail: info@mathies-restaurierungen.de Michelangelo – Der andere Blick bis 26. Juli 2020 Die Bilderwelt der Sixtinischen Kapelle im Kloster Dalheim Stiftung Kloster Dalheim LWL-Landesmuseum für Klosterkultur AZ_Michel_DOM_180x130_iO.indd 1 05.05.20 13:36
1,5 kg mageres Rindfleisch ohne Knochen 750 g Zwiebeln Brühe zum Ablöschen Paniermehl zum Abbinden 90 Min. Lorbeerblatt, Piment, Salz und Pfeffer 218 pro Portion 10 TIPP Zubereitung HENNING MARCKS „Zum Pfefferpotthast pas- 1. Das magere Rindfleisch ohne Knochen grob würfeln und die Zwiebeln in feine Scheiben schneiden. sen am besten Kartoffeln als Beilage. Zudem emp- fehle ich Rote Bete oder 2. Die Rindfleischwürfel mit den Zwiebelscheiben und Gewürzen anbraten. Gewürzgurken. Und als Getränk dazu beim Nach- kochen zu Hause eignet 3. Das Ganze mit Brühe ablöschen. sich hervorragend ein Pils, eben typisch westfälisch.“ 4. Zum Schluss mit Paniermehl abbinden und abschmecken. DOM 22 magazin
Essgeschichten „Wir probieren auch ganz neue Trends aus und sind sehr experimentierfreudig. So gibt es beispielsweise auch mal Veggieburger oder Grillaktionen. Essenswünsche Diäten, Unverträglichkeiten, fremde Kulturen, Westfälischer Pfefferpotthast sportliche Großereignisse: erstaunlich, was alles Auch wenn das Gericht, das zu den Speiseplan eines Krankenhauses beeinflusst. den Ragouts beziehungswei- se Pfeffern zählt, typisch für die Text & Foto Henning Marcks,Annabelle Jatzke | Fotos: Pixabay, Alexas_Fotos | Adobe Stock westfälische Küche ist und als Mit der eigenen Küche daheim hat die Großküche des St.Elisabeth-Hospitals Iserlohn traditionelles Fleischgericht der nicht viel gemein. In normalen Zeiten werden hier in den unterirdischen Katakomben deutschen Küche gilt, werden da- täglich zwischen 300 und 340 Mittagessen zubereitet, hinzu kommen jeweils 200 bis rin Zutaten aus fernen Ländern 240 Frühstücke und Abendessen. Dafür, dass alles reibungslos abläuft, sorgt das insge- verwendet. So wird Lorbeer in samt 41-köpfige Mitarbeiterteam von Küchenchef Henning Marcks. Kleinasien und den Mittelmeerlän- Mit digitaler Technik nimmt der Menüservice die Essenswünsche der Patient*innen auf dern kultiviert. Piment hingegen den Stationen auf. Es kann zunächst immer nur ungefähr kalkuliert werden, nachmit- stammt aus Mittelamerika. Dort tags bekommt das Küchenteam dann mittels des Menüverarbeitungssystems genaue ist es auf Jamaika, Barbados oder Zahlen. Täglich stehen vier frische Gerichte auf dem Speiseplan. Das Krankenhaus bie- auch in Guatemala zu finden. tet seinen Patienten Vollkost, Schonkost, Vegetarisch und verschiedene Diätformen an. In der westfälischen Küche wurde Morgens um 6 Uhr geht es dann in der Küche los, die Vorbereitungen für das Früh- das Gericht im 13. Jahrhundert stück, welches eine Stunde später serviert wird, beginnen. Anschließend wird das das erste Mal urkundlich erwähnt. Mittagessen zubereitet und portioniert. Während die Patienten sich dies dann zur Der Name setzt sich aus drei Mittagszeit schmecken lassen, laufen schon die Vorbereitungen fürs Abendessen auf Bestandteilen zusammen. Der Hochtouren. Danach folgen sämtliche Spülgänge, bevor dann nachmittags das Licht in Wortteil „Hast“ steht dabei für das der Großküche ausgeht. Stück Rindfleisch, während „Pott“ Als Marcks vor 34 Jahren seine Ausbildung zum Koch machte und vor etwa zehn symbolisieren soll, dass zur Zube- Jahren die Leitung der Krankenhausküche übernahm, waren es teilweise noch andere reitung lediglich ein Topf benötigt Verhältnisse. Die Zahl der Vegetarier hat zugenommen, enorm angestiegen ist zudem wird. Und „Pfeffer“ zählt zu den die Anzahl der Patienten, die unter einer Unverträglichkeit leiden. Gluten-, laktose- und verwendeten Gewürzen bzw. soll fruktosefreie Kost wird mehr und mehr gefragt. Für das eingespielte Team, das sich ein Synonym für die Würze der stetig Fortbildungen unterzieht, ist dies jedoch keine große Herausforderung. Auch auf Speise sein. die muslimischen Patienten wird mit einem Gericht eingegangen. Vielerorts in Westfalen wird das Generell ist die Krankenhausküche sehr offen für fremde Kulturen. Regelmäßig traditionelle Gericht nicht nur in werden in den 5-Wochen-Speiseplan, der in Winter und Sommer unterteilt ist und heimischen Küchen und Restau- stetig überarbeitet wird, Gerichte aus den verschiedensten Ländern eingebaut, und das rants angeboten, sondern auch nicht nur zu besonderen Ereignissen wie Fußball-Weltmeisterschaft oder Olympischen auf Stadtfesten gereicht. Spielen. Burger, Gyros und Co. sorgen für Abwechslung, aber natürlich dürfen Heimat- klassiker auch nicht fehlen. DOM 23 magazin
Sie können auch lesen